Was die Wirtschaft erwartet - ZWISCHEN NORD- UND OSTSEE Titelthema: Kostenfaktor Energie - IHK Schleswig-Holstein
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02/2014 · Februar Ausgabe Lübeck · 4801 ZWISCHEN NORD- UND OSTSEE Was die Wirtschaft erwartet � Titelthema: Kostenfaktor Energie � Wirtschaft im Gespräch: Minister Robert Habeck � Ideen für den Markt: Erfinderclub SH
Mein Standpunkt �� Was heißt hier eigentlich Daseinsvorsorge? S eit der Finanz- und Bankenkrise der Jahre 2008 und 2009, deren Auswirkungen auf die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt die damalige Bundesregierung mit teils ungewöhnlichen und nicht unumstrittenen Maßnahmen erfolgreich beschränken konnte, hat sich im Land eine Foto: REMONDIS GmbH & Co. KG, Region Nord merkwürdig rückwärtsgewandte Stimmung breitgemacht. Die Idee, dass „der Staat es schon richten wird“, scheint landauf, landab wieder hoffähig zu werden. Im Zuge dieser Entwicklung tendieren immer mehr Kommunen zum Rückkauf von Anlagen und vormals privatisierten Gesellschaften, vor allem im Zusammenhang mit den Dienstleistungen der sogenannten Daseinsvorsorge. Dass dieser verwaltungsrechtliche Begriff eher unrühmliche historische Wurzeln hat, sei hier nur am Rande erwähnt. Heute berufen sich viele Gemeinden und Städte bei ihren Bemühungen zur Rekommunalisierung auf die Behauptung, dass Dienstleistungen der Daseinsvorsorge im Zweifelsfall eher in staatliche Hände gehören. Doch ist Wolfgang Steen ist Geschäftsführer der REMONDIS GmbH & das wirklich eine gute Entwicklung für die Bürgerinnen und Co. KG, Region Nord. Bürger unseres Landes? Und müsste die Daseinsvorsorge dann nicht auch Bäckereien, Lebensmittelversorgung und und personellen Infrastruktur verschlingt dabei oft schon medizinische Dienste beinhalten? so viele Mittel, dass sich ein in Aussicht gestellter positiver Man braucht nicht viel Fantasie, um zu erkennen, Effekt auf den Gebührenhaushalt gar nicht einstellen dass rein staatliches und damit auch rein kommunales kann. Zum Erreichen der Ziele müssten zunächst einmal Wirtschaften in den seltensten Fällen mit wirtschaftlichem umfangreiches Know-how und Technik angeschafft werden. Erfolg gleichzusetzen ist. Man muss dafür nicht einmal die Da diese Anforderungen isoliert in Kommunalverwaltungen offensichtlichsten historischen Beispiele von der DDR bis häufig nicht umfänglich zur Verfügung stehen, wird schnell Kuba bemühen. Ein einfacher Blick auf die Haushaltslage der klar, dass, wenn man schon an die Marktwirtschaft nicht allermeisten deutschen Kommunen reicht dafür völlig aus. glaubt oder ihr nicht vertraut, hier Partnerschaftsmodelle Eine neuere Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft mit der Privatwirtschaft die sinnvollste Option für eine Ernst & Young stellt fest, dass viele deutsche Städte de facto erfolgreiche Kommunalwirtschaft sind. Als potenzielle längst bankrott sind. Die Initiatoren der Studie empfehlen, Partner im Rahmen von öffentlich-privaten Partnerschaften sich weniger auf politische Einflussmöglichkeiten als vielmehr bieten sich beim Rückkauf der Energienetze die bisherigen auf die wirtschaftliche Effizienz zu konzentrieren. Dabei Netzbetreiber an. Im Bereich der Abfallwirtschaft sind es dürfe auch der Verkauf von Unternehmensbeteiligungen oder die privaten Recycling-Dienstleister, die seit 40 Jahren in Immobilien zur Sanierung der städtischen Finanzen kein Tabu Deutschland in enger Zusammenarbeit mit den Kommunen sein. effiziente und kostengünstige Lösungen anbieten. Am Ende Doch was geschieht stattdessen? Selbst hoch verschuldete steht die Erkenntnis für Privatwirtschaft und Kommunen Kommunen versuchen, Energienetze zurückzukaufen und gleichermaßen: Gemeinsam geht es besser! �� abfallwirtschaftliche oder infrastrukturelle Aufgaben wieder selber zu übernehmen, anstatt sie lediglich administrativ zu Was ist Ihre Meinung? kontrollieren und mit maximaler Effizienz und optimaler Schreiben Sie der Redaktion: Kostenstruktur von der beauftragten Privatwirtschaft redaktion@ihk-sh.de durchführen zu lassen. Allein der Aufbau der technischen 02/14 1
�� Wirtschaft im Bild Qualität von der Rolle � Mit über 700 Beschäf- tigten produziert Mitsubishi HiTec Paper an den traditionsreichen Standorten Flensburg und Bie- lefeld hochqualitative gestrichene Spezialpapiere für den B2B-Bereich. Eine integrierte Papierpro- duktion, moderne Produktionsmaschinen sowie Foto: Mitsubishi HiTec Paper innovative Beschichtungstechnologien kenn- zeichnen beide Werke. Im Flensburger Papierla- ger werden im Durchschnitt etwa 3.800 Tonnen hochwertigen Spezialpapiers gelagert. Von hier aus werden die rund zwei Meter breiten und bis zu 2.000 Kilogramm schweren Rollen in alle Welt geliefert. 2 02/14
Themen der Wirtschaft �� ZWISCHEN NORD- UND OSTSEE �6 Mein Standpunkt 1 Wirtschaft im Bild 2 Neues im Norden Zitat des Monats 4 Foto: iStock.com/xuanhuongho Köpfe der Wirtschaft 5 Titelthema – Kostenfaktor Energie Kosten der Energiewende: Was die Wirtschaft erwartet 6 Finanzierung der Energiewende: neues Preismodell aus Flensburg 8 Energiesparen im Mittelstand: Strategien für die Praxis 10 Windkraftland Schleswig-Holstein: Growian und seine Erben 12 Kostenfaktor Energie Wirtschaft im Gespräch Titelthema Bei der Energiewende läuft vieles nicht rund – Unterneh- Dr. Robert Habeck, Minister für Energiewende, men fürchten steigende Stromkosten, die EU hat die Umlagebefreiung ins Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume 14 Visier genommen, Ökonomen kritisieren die Preisbildung an der Strom- börse. Lesen Sie im Titelthema dieser Ausgabe unter anderem über die Unternehmen und Märkte Erwartung schleswig-holsteinischer Unternehmer an eine EEG-Novelle, Robbe & Berking: Tafelsilber für die Welt 16 Strategien für Energieeffizienz im Betrieb und ein alternatives Finanzie- Otto Schatte GmbH: Gebäudetechnik in guten Händen 17 rungsmodell für die Energiewende. Firmengruppe Max Bögl: Hybridtürme aus Osterrönfeld 18 Aus dem IHK-Bezirk Regionalteile Flensburg, Kiel und Lübeck 21 Minister Robert Habeck IHK Schleswig-Holstein Wirtschaft im Gespräch Energiewendeminister Dr. Robert � 14 Tourismus-Klimaindex: wetterfühliges Urlaubsland 37 Habeck sieht das Land zwischen den Meeren in einer Vorreiterrolle �� Standort Schleswig-Holstein beim Umstieg auf erneuerbare Strategien für Nachhaltigkeit: Initiative zeigt Wege auf 38 Energien: „Schleswig-Holstein sollte so etwas wie ein Schaufenster �� Impulse und Finanzen der Entwicklungschancen Serie Jahresthema: Kieler Scheren für die Welt 40 Foto: Olaf Rathge sein.“ Im Interview nimmt �� Zukunft mit Bildung er Stellung zu EEG-Novelle, Ausbildungsbeispiel: TT-Line GmbH & Co. KG 42 Netzausbau, Energieeffizienz und IHK-Fortbildung: Karriere mit Windkraft und Co. 43 Speichertechnologien. �� Technik und Trends Erfinderclub: patente Ideen für den Markt 44 �� Globale Märkte Patente Ideen Rumänen und Bulgaren: Fachkräfte aus Osteuropa 46 � 44 für den Markt Foto: Sebastian Staendecke (ideas-ahead.de)/pixelio.de �� Recht und Steuern Erfinderclub Ob Buchdruck, BFH-Entscheidung: Steuerpflicht bei Betriebsfesten 48 Glühbirne oder Telefon: Erfindungen haben die Welt Die IHK gratuliert 52 verändert. Auch heutzutage werden immer wieder neue Veranstaltungen der IHK 53 Ideen patentiert. Zuweilen Treffpunkt Wirtschaft sind es Hobbytüftler, die mit Rätsel der Wirtschaft 54 ihre Erfindungen zur Marktreife bringen – wie die Hart am Wind Mitglieder des Erfinderclubs Grünner & Baas, Kolumne 56 Schleswig-Holstein e. V. Nun haben sie einen Offshore- Titelbild: iStock.com/ollo Druckluftspeicher entwickelt. 02/14 3
�� Neues im Norden Die Bundesbesten aus Schleswig- Holstein (von links): Josy Julian Weist, Patrick Kleinwort, die Vorsit- zende des DIHK-Bildungsausschus- ses Carola Schaar, Malina Schulz, Philipp Gerdelmann, Moderatorin Barbara Schöneberger, Carina Birkholz, Maren von Winterfeld und DIHK-Präsident Dr. Eric Schweitzer Foto: Jens Schicke Bundesbestenehrung in Berlin Sechs Top-Azubis aus dem Norden men an der Veranstaltung teil – neben den Eltern der Azubis auch Vertreter der Betriebe, Berufsschullehrer, Bundestagsabgeordnete sowie Präsidenten und Hauptgeschäftsführer der IHKs. Wie schon in DIHK-Präsident Dr. Eric Schweitzer und EU-Kommissar Gün- den vergangenen Jahren führte Entertainerin Barbara Schöneberger ther Oettinger haben im Dezember in Berlin Deutschlands bes- durch die live im Internet übertragene Veranstaltung. te Azubis ausgezeichnet. 224 Auszubildende haben ihre Prüfung „Sie haben eine fantastische Leistung vollbracht. Sie sind die bes- 2013 mit hervorragenden Ergebnissen bestanden – unter ihnen ten Azubis in Ihrem Beruf in ganz Deutschland“, beglückwünschte auch sechs Schleswig-Holsteiner. Schweitzer die Preisträger. Er dankte den Ausbildungsbetrieben, Die Besten haben sich unter mehr als 330.000 Teilnehmern an Eltern und Lehrern für ihren erheblichen Anteil am Erfolg der den IHK-Abschlussprüfungen durchgesetzt. Rund 1.000 Gäste nah- frischgebackenen Fachkräfte. red �� rastrukturprojekt der Energiewende in duziert. Die rund 150 Kilometer lange Netzausbau an der Westküste Schleswig-Holstein soll 2018 in Betrieb Westküstentrasse soll mit 380-Kilovolt- gehen. Energiewendeminister Dr. Ro- Leitungen den Strom von dort ins Lebhafter bert Habeck stellte Ende 2013 zusam- men mit der Deut- gesamte Bundesgebiet verteilen. Da dies einen Eingriff in Bürgerdialog schen Umwelthilfe und der TenneT TSO die Landschaft be- deutet und zudem GmbH auf einer Pres- im Wohnumfeld der sekonferenz in Hu- Betroffenen geschieht, Foto: TenneT TSO GmbH B ürger, Verbände, Kreise und sum die Ergebnisse werden die Bürger Kommunen haben ein Jahr des Bürgerdialogs vor. Dithmarschens und lang durch Kritik und Ideen den Projektplaner TenneT Nordfrieslands dazu Planungsprozess für die 380-Kilovolt- wird nun die kon- aufgerufen, sich wei- Höchstspannungsleitung an der West- struktiven Vorschlä- terhin am Dialog küste vorangebracht. Das zentrale Inf- ge der Bürger in den zwischen dem Land Prozess einbeziehen und unter ande- Schleswig-Holstein, den beiden Kreisen rem weitere Trassenalternativen in den und TenneT zu beteiligen und weitere Zitat des Monats Kreisgebieten untersuchen. Erwünscht Vorschläge ins Planungsverfahren ein- ist zudem eine Erdverkabelung, die an zubringen. Mehr als 1.800 Betroffene den technologischen und politischen hätten bisher mit Kritik und Ideen „Die Politik hat es verlernt, aus Fortschritt angepasst wird. Ein weiteres den Prozess vorangetrieben, erklärte dem christlichen Motiv heraus die Ergebnis des Dialogs ist die Anregung, Habeck. lü �� Gesamtordnung des Landes zu die bestehenden 110- mit den neuen 380- Kilovolt-Leitungen zusammenzuführen. Weitere Informationen gestalten.“ TenneT TSO GmbH, Projektbüro Husum Kommentator Gerd Held in der Vorschläge gefragt Knapp die Hälfte westkueste@tennet.eu Tageszeitung „Die Welt“ am 3. Januar 2014 des Windstroms wird an der Westküste www.tennet-schleswig-holstein.de des nördlichsten Bundeslandes pro- 4 02/14
Neues im Norden �� Köpfe der Wirtschaft Frank Diegel gehört ab sofort dem Vorstand der Dr. Muriel Kim Helbig wird zum 1. August 2014 Itzehoer Versicherungen als stellvertretendes neue Präsidentin der Fachhochschule Lübeck. Mitglied an. Er war 13 Jahre lang Mitglied des Der Senat der FH wählte sie mit neun zu drei Aufsichtsrates gewesen, bis er im Juli 2013 zum Stimmen zur Nachfolgerin von Professor Dr. Generalbevollmächtigten der Itzehoer berufen Stefan Bartels, der nach zehnjähriger Amtszeit wurde. Der Diplom-Kaufmann hat sich in lei- nicht erneut kandidierte. Helbig ist die erste Frau tenden Funktionen sowohl im Banken- als auch in diesem Amt. Die 39-Jährige ist in Washington, im Versicherungssektor profiliert. Unter anderem gehörte er den D.C. geboren und im Libanon, in Deutschland und den USA aufge- Vorständen der Vereins- und Westbank und der Evangelischen wachsen. Nach ihrem Studium an der Uni Potsdam promovierte sie Kreditgenossenschaft Kassel an. „In seinen verschiedenen in Jena in Psychologie und befasst sich seit 2009 als Dezernentin Positionen hat Frank Diegel ein hohes Maß an Kompetenz und zu- für internationale Beziehungen an der Bauhaus-Universität Fotos: Manfred Göttsche, FH Lübeck, IHK/Witt, Engel+Gielen gleich Besonnenheit bewiesen“, so der Vorstandsvorsitzende der Weimar mit Aspekten der Internationalisierung der Universität. Itzehoer Wolfgang Bitter. Dr. Sebastian Jürgens ist neben Ulfbenno Krüger Mit Katrin Olenik hat das Fehmarnbelt Business neuer Geschäftsführer der Lübecker Hafen-Ge- Council (FBBC) zum 1. Januar 2014 die Stelle der sellschaft (LHG). Er übernimmt die Funktion von FBBC-Managerin neu besetzt. Sie wird in dieser Heinrich Beckmann. Der 50-jährige gebürtige Funktion eng mit dem im Oktober 2013 gewählten Hamburger studierte nach einer Banklehre Jura FBBC-Chairman Nicolaus Lange, Geschäftsfüh- und Philosophie in München. Jürgens war 2011 rer der Kaufmannschaft zu Lübeck, zusammen- Vorstandsmitglied der Hamburger Hafen- und Lo- arbeiten. Die in Bad Oldesloe geborene Be- gistik AG. Zuvor war er lange Jahre bei der Deutschen Bahn AG triebswirtin war zuletzt als Koordinatorin internationaler Projekte und hier zuständig für den Intermodalverkehr bei DB Schenker in Flensburg tätig und verfügt über weitreichende Erfahrungen im Rail. Jürgens übernimmt bei der LHG die Geschäftsbereiche Ver- Bereich grenzüberschreitende Projektarbeit. trieb und Betrieb. �� Online-Umfrage bei Unternehmen Ausbildungsqualität verbessern Mithilfe einer externe Evaluation Handlungsempfehlungen Die Ram- wollen die Regionalen Berufsbildungs- bøll Management Consulting, die die zentren (RBZ) und die berufsbilden- Umfrage im Auftrag des Landesbil- den Schulen in Schleswig-Holstein die dungsministeriums durchführt, ga- Ausbildungsbedingungen verbessern. rantiert eine anonyme Befragung, in Im Februar und März sollen mit der keinerlei Adressdaten verarbeitet einer Online-Befragung die Umstän- werden. Ein Link, den die Ausbil- de und die Qualität der berufsschuli- dungsbetriebe per E-Mail erhalten, schen Ausbildungen ermittelt werden. führt zu der Befragung. Neben den Ausbildungsbetrieben und Die Online-Befragung, die etwa Wir den Berufsschullehrern werden auch zehn bis 15 Minuten in Anspruch die Schüler befragt. nimmt, soll Erkenntnisse über die rEalisieren Eine erste qualitative Evaluation Lehr- und Lernprozesse bringen. Aus nachhaltigkeit. lief im Herbst vergangenen Jahres. Da- dem Ergebnis beider Evaluations- bei wurden Experten aus Verwaltung, phasen, das Mitte des Jahres erwartet Wir von Gewerbebau Nord stehen für innovativen, Wirtschaft und Kammern mithilfe wird, folgen Handlungsempfehlungen energieeffizienten und schlüsselfertigen Gewer- bebau. Mehr über uns und unsere Projekte auf von Leitfrageninterviews befragt. Die und positive Beispiele. Mitmachen www.gewerbebaunord.de Erhebung soll Aufschluss über die bis- lohnt sich! red �� Husum: 04841 / 96 88 0 herige Arbeit der RBZ und den damit Rotenburg: 04261 / 85 10 20 verbundenen Schulentwicklungspro- zess geben. Die jetzt startende zweite Ausbildung auf der IHK-Website Stufe der Befragung, die quantitative www.ihk-schleswig-holstein.de Online-Evaluation, bindet 18 RBZ (Dokument-Nr. 121) und 13 berufsbildende Schulen ein. 02/14 5
�� Titelthema Kostenfaktor Energie Was die Wirtschaft erwartet Foto: Silz & Silz Fotografie, Lübeck Kosten der Energiewende Im Koalitionsvertrag kündigen Union und SPD eine grundlegende Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) an. Unterschiedliche Unternehmen, etwa Energieanbieter, energiein- tensive Betriebe oder Entwickler von Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien, haben teilweise ganz eigene Bedürfnisse, die es bei einer Novellierung zu berücksichtigen gilt. D ie Kosten der Energiewende wer- barkeit und Verbrauch müssen national Gesetzes. Als Hersteller von Motoren- den immer wieder als zu hoch aufeinander abgestimmt werden. Ein und Maschinenbaukomponenten hat kritisiert. „Überförderung im bundespolitisch abgestimmtes Vorgehen das Unternehmen einen hohen Ener- Ausbau der Onshore-Windenergie und hätte einen kostspieligen Wildwuchs an giebedarf. Die Kritik, dass die Energie- speziell im Fotovoltaik-Ausbau hat die EE-Anlagen verhindern können“, so wende zu hohe Kosten mit sich bringe, Energiewende in der Tat teurer gemacht, Fritz. Auch sein Unternehmen sei von ist für ihn angesichts der umweltpoli- als es notwendig gewesen wäre. Zudem den Auswirkungen der Energiewen- tischen Zielsetzung zu pauschal. „Die war die Degression der Einspeisevergü- de betroffen. „Zunächst sind wir selbst Standpunkte fallen hier schon deshalb tungen zu gering, sodass sich für private auch Energieverbraucher und zahlen unterschiedlich aus, weil sich der eine und institutionelle Anleger attraktive die ständig steigende EEG-Umlage. Als oder andere finanziell nicht mehr leis- Anlagemöglichkeiten ergeben haben – Betreiber konventioneller Erzeugungs- ten kann oder darf. Die vergleichsweise sehr zum Nachteil der Stromverbrau- anlagen tragen wir deren Verluste auf- wohlhabende deutsche Wirtschaft kann cher“, sagt Stefan Fritz, grund der priorisierten Stellung der sich nicht zuletzt dank ihrer Wettbe- Handwerkliche Geschäftsführer der Stadt- erneuerbaren Energien. Zudem bringen werbsfähigkeit eine konsequente Ener- Fehler müssen werke Lübeck. Dass die die regelmäßigen Preiserhöhungen ein giewende leisten. Um den politischen beseitigt werden. EU aufgrund der Umlage- erhöhtes Wechselverhalten der Kunden Erfolg nicht zu vereiteln, sollte sie je- befreiung energieintensi- mit sich. Wir verlieren, wie andere Ver- doch nicht überfordert werden. Insofern ver Unternehmen nun ein sorger auch, Umsatz und Erträge.“ Von wäre der Preis der Energiewende – auch Beihilfeverfahren gegen Deutschland einer Neuauflage des EEG erhofft sich aus Sicht unseres Unternehmens – zu eingeleitet hat, ist für Fritz durchaus zu Fritz vor allem den Abbau von Über- hoch, wenn der Standort Deutschland begrüßen: „Die Befreiung ist richtig, förderungen, die Vereinbarung von De- hierdurch geschwächt oder gar gefähr- wenn die jeweiligen Unternehmen im gressionen der Fördersätze und eine Ab- det würde.“ harten internationalen Wettbewerb ste- schaffung des Eigenstromprivilegs. Für seinen Betrieb besteht angesichts hen. Schwer zu verstehen sind allerdings der Energiewende die Herausforderung die vielen und stetig steigenden Ausnah- Wettbewerbsfähig bleiben Die Be- darin, trotz finanzieller Auswirkungen men. Hier besteht Handlungsbedarf.“ seitigung handwerklicher Fehler erhofft wettbewerbsfähig zu bleiben. „Das Spek- Wichtig bei der Energiewende sind sich Dr. Thorsten Minuth, Geschäfts- trum unserer Möglichkeiten, finanzielle ihm vor allem bundeseinheitliche Rege- führer der M. Jürgensen GmbH & Co. Zusatzbelastungen zu kompensieren, lungen. „Stromproduktion, Netzverfüg- KG aus Sörup, von einer Reform des ist sehr begrenzt. Bereits heute unter- 6 02/14
Titelthema Kostenfaktor Energie �� nehmen wir erhebliche Anstrengungen, EEG zu starten“, sagt er. „Zu den Rabat- teilnehmer bei der Energiewende wahr- um den betrieblichen Energieverbrauch ten ist zu sagen, dass diese in den ver- nehmen sollen. „Dann würde schnell klar, zu senken und die Energieausbeute zu gangenen Jahren ausgeufert sind und wo im Energiesektor Einsparpotenziale erhöhen. Damit lassen sich die finanzi- drastisch auf die tatsächlich im inter- liegen.“ Die Herausforderung für sein ellen Folgen der Energiewende für uns nationalen Wettbewerb stehenden Be- Unternehmen sieht Levsen vor allem da- jedoch allenfalls abmildern. Würden triebe zurückgefahren werden sollten.“ rin, dass dieses trotz vieler die Lasten auf Dauer zu groß, so wären Das Hauptproblem bei den Kosten der Großprojekte einem unsi- „Wir unternehmen besonders energieintensive Betriebsteile Energiewende sieht Levsen darin, dass cheren Markt im Bereich erhebliche Anstren- auf den Prüfstand zu stellen“, so Minuth. diese nie fair gegen ihre langfristigen der erneuerbaren Ener- gungen, um den Das seitens der EU eröffnete Verfahren Vorteile bilanziert worden seien. „Si- gien gegenübersteht. „So ist für ihn nur schwer nachvollziehbar. cher erfordert das Umsteuern unserer ergeben sich erhebliche Energieverbrauch „Wer unter die besondere Ausgleichsre- Energiewirtschaft große Investitionen“, finanzielle Unsicherheiten, zu senken.“ gelung fällt, wird lediglich von einer zu- sagt er. „Diese sind zum Teil aber auch und das von uns angestreb- sätzlichen Belastung befreit, die für Un- Nachholinvestitionen der vergangenen te Personalwachstum kann nur mit sehr ternehmen des übrigen EU-Inlandes wie Jahrzehnte. Langfristig wird die Ener- viel Bedacht realisiert werden, da wir die auch aus dem EU-Ausland von vornher- giewende allerdings zu stabilen Strom- Langfristigkeit im Zweifel nicht garantie- ein nicht existiert“, sagt er. preisen führen, da nachhaltige Rohstoffe ren können.“ �� preislich konstanter oder sogar kosten- Fair bilanzieren Auch Torsten Lev- los sein werden. Zudem können Groß- Autorin: Andrea Henkel sen, Vorstandsvorsitzender der Den- handelsstrompreise zwischen zwei und IHK-Redaktion Schleswig-Holstein ker & Wulf AG aus Sehestedt, eines füh- fünf Cent nicht als teuer, sondern im henkel@flensburg.ihk.de renden Windparkentwicklers Deutsch- Verhältnis zu anderen Energieträgern lands, steht dem EU-Beihilfeverfahren als günstig angesehen werden.“ Mehr unter kritisch gegenüber. „Ich hege durchaus Von der Politik fordert er, der Gesell- www.denkerwulf.de die Befürchtung, dass Kräfte der Politik schaft nicht nur die Kosten des Gesamt- www.m-juergensen.de das Verfahren dazu nutzen könnten, ei- systems darzulegen, sondern auch die www.swhl.de nen erneuten Generalangriff gegen das Aufgaben, die die verschiedenen Markt- Im Einkauf liegt der Gewinn. Strategische Energiebeschaffung. Helmut Knüpp über die Zusammenarbeit mit den Stadtwerken Kiel: „Wir waren mit den Stadtwerken Kiel in einer sehr kreativen Art und Weise im ganzen Bundes- gebiet mit die Ersten, die es hinbekommen haben, den Energieeinkauf von Gas komplett neu zu organisieren. Wir kaufen das Gas nicht mehr bei den Stadtwerken Kiel, sondern die Stadtwerke Kiel kaufen für uns das Gas ein. Das heißt, wir bezahlen nur noch die Dienstleistung, weil sie den Einkauf sehr viel professioneller organisieren können als wir.“ Mit unseren innovativen Produkten 24/7 GasStrategie und dem 24/7 Stromfonds profitieren Sie direkt von den Konditionen am Großhandelsmarkt. .de Interesse? Helmut Knüpp el Für ein Angebot oder Informationsgespräch, auch zu anderen attraktiven Produkten ke-ki Vorstandsvorsitzender der Wankendorfer Baugenossenschaft rufen Sie uns unter 0431 594-2829 an oder senden Sie uns eine E-Mail an firmenkunden@stadtwerke-kiel.de. twer für Schleswig-Holstein eG .stad www 02/14 7
�� Titelthema Kostenfaktor Energie Foto: Dominik Wolf Handelsraum der Leipziger Strombörse Neues Preismodell aus Flensburg Foto: Marianne Lins Finanzierung der Energiewende Seit 1998 ist Dr. Olav Hohmeyer Profes- sor für Energie- und Ressourcenwirtschaft an der Universität Flensburg. Zu seinen neuesten Projekten zählt ein Preismodell, das die Energiewende für alle Beteiligten gut bezahlbar machen soll. Hiervon sollen sowohl Privat- Professor Dr. Olav Hohmeyer haushalte als auch kleine und mittlere Unternehmen profitieren. D ass Deutschland die Energiewen- ist für Hohmeyer doppelt ungerecht. severgütung. Diese Differenz muss aus de braucht, steht für Hohmeyer Dies erklärt er mit der Preisbildung am der Umlage finanziert werden. Die Fol- außer Frage. Allerdings seien die Strommarkt, die vor allem durch die so- ge: Der Strompreis an sich sinkt, trotz- Kosten zu ungleich verteilt. Zum einen genannte Merit-Order bestimmt werde. dem werden die Konsumenten durch seien mittlerweile zu viele Unternehmen Sie ergibt sich aus der Einsatzreihenfol- die steigende Umlage stärker belastet.“ von der EEG-Umlage befreit. So verteile ge der Kraftwerke am Netz. Aufsteigend Unternehmen, die keine Umlage zahlen sich die finanzielle Last auf immer we- nach der Höhe ihrer variablen Kosten müssten, würden somit doppelt profitie- niger Schultern. „Es wurden viele Be- sortiert, werden so lange Kraftwerke ren – ein erheblicher Vorteil gegenüber triebe einbezogen, bei denen der Anteil zugeschaltet, bis die aktuelle Nachfrage der Konkurrenz in Europa. der Energiekosten zwar relativ hoch ist; gedeckt ist. Der Strompreis wird dann sie hätten aber keinen signifikanten Ein- nach den variablen Kosten des letzten Alternativer Vorschlag Hohmeyers fluss auf die Wettbewerbsfähigkeit“, so Kraftwerks bestimmt, das betrieben Modell sieht vor, den Strompreis so zu der Professor. Zum anderen hätte man wird. Dies kann laut Hohmeyer etwa gestalten wie vor der Energiewende. die Vergütung für die Fotovoltaik früher ein Steinkohlekraftwerk sein. „Jetzt stel- „Wir machen also für den Kunden einen kontrollieren müssen. Noch immer flie- le ich mir vor, ich habe in dieser Situ- Preis, der so ist, als wäre keine regene- ße ein großer Teil der EEG-Umlage in ation einen sehr viel höheren Anteil an rative Energie im Netz“, sagt er. „Gleich- diese Energiequelle, obwohl wir wenig regenerativen Energien. Das kann zum zeitig bekommen die Kraftwerke für davon profitierten. „Dies sind zwei Tat- Beispiel in sehr windstarken Perioden den produzierten Strom eine kostende- bestände, mit denen man die Situation der Fall sein. Diese Energie ist mit we- ckende Vergütung. Damit werden zum extrem verschärft hat – wohl wissend, sentlich geringeren variablen Kosten einen die Regenerativen zu ihrem Wert dass man ab einer gewissen Schwelle verbunden als diejenige aus Steinkohle. vergütet und zum anderen hebe ich die die Höhe der Umlage nutzen kann, um Hierdurch fällt der Preis. Gleichzeitig Sondersubvention für alle von der EEG- gegen das EEG Stimmung zu machen.“ steigt aber die Differenz zwischen dem Umlage befreiten Unternehmen auf, da Dass mittlerweile so viele Unterneh- Börsenpreis, der für die Windenergie keine so hohe Umlage mehr nötig ist.“ men von der EEG-Umlage befreit sind, am Markt bezahlt wird, und der Einspei- Realisieren lasse sich sein Modell über Anzeige 8 02/14
Titelthema Kostenfaktor Energie �� die Börse: „Die Stromanbieter geben zwei Angebote ab: Eines richtet sich auf Energiesparen mit Leichtbau Nutzfahrzeuge mit einem niedrigen Leer- den Zustand am Markt ohne regenera- gewicht mehr Fracht transportieren. Mit tive Einspeisung und eines auf die reale Situation mit regenerativer Einspeisung. Runter mit nutzlastoptimierten Lkw kann mehr Fracht transportiert, Kraftstoff gespart und das Die Differenz zwischen den Preisen fließt in die EEG-Finanzierung.“ den Pfunden Verkehrsnetz entlastet werden. Auch die Automobilproduktion setzt auf Eine Abschaffung der Umlagebefrei- Leichtbau. Für die Pkw-Endmontage hat die ung für Unternehmen hält Hohmeyer Überall, wo Massen bewegt oder getra- in Lübeck ansässige Firma IBG Technology nicht für nötig, allerdings fordert er, gen werden müssen, führen Leichtbaukon- mit CFK-Bauteilen einen Roboter gebaut, Ausnahmen auf Betriebe zu reduzieren, zepte zu schnellen Effizienzsteigerungen bei der durch sein geringeres Gewicht unter die in starkem internationalem Wettbe- Kraftstoffen und Materialeinsatz. anderem geringere Taktzeiten ermöglicht werb stehen und deren Energiekosten Leichtbau hat sich gerade im Fahrzeug- und die Eigenschwingung reduziert. So wird einen signifikanten Anteil am Umsatz bau zu einer Königsdisziplin entwickelt. So auch der Herstellungsprozess effizienter. ausmachen. ist er für elektrische Fahrzeuge zur Reich- Derzeit werden Verfahren zur Herstel- Der Wissenschaftler möchte nun sein weitenoptimierung unabdingbar. Im Fahr- lung von Leichtbauteilen stetig optimiert, Modell breiter bekannt machen und der zeugbau kommen immer mehr carbonfaser- sodass sie immer weitere Verbreitung auch Politik als alternativen Finanzierungs- verstärkte Kunststoffe (CFK) – Verbund- in anderen Produkten und Branchen fin- vorschlag für die Energiewende vorle- werkstoffe aus Kunststoff und Kohlenstoff- den. In neuen Flugzeugen wie dem Airbus gen. �� fasern – zum Einsatz. Dass das nicht nur bei A350 oder der Boeing 787 beispielsweise Rennautos sinnvoll ist, beweist der BMW besteht schon mehr als die Hälfte des Ge- Autorin: Andrea Henkel i3, bei dem die gesamte Fahrgastzelle aus samtstrukturgewichts aus Faserverbund- IHK-Redaktion Schleswig-Holstein hochfestem Carbon gefertigt wurde. Damit stoffen. �� henkel@flensburg.ihk.de spart man 30 Prozent Gewicht gegenüber dem sonst verwendeten Aluminium. Autorin: Kathrin Ostertag Universität Flensburg Auch für Lkw streben die Hersteller IHK zu Lübeck, Innovation und Umwelt Energie- und Umweltmanagement mehr Effizienz an. Da das zulässige Gesamt- ostertag@ihk-luebeck.de www.bit.ly/energie_umwelt gewicht auf der Straße begrenzt ist, können Anzeige Mit neuer Technik Sonnenstrom noch effektiver einfangen Schluss mit den ständig steigenden Stromkosten Überzeugende Leistung und kinderleichte Montage Im gewerblichen und privaten Bereich. Seit 1980 entwickelt die SolarTrack Anlagenbau GmbH Me- Die neuen Grundlastkraftwerke (GLKW) chaniken zur effektiven Solarstromgewinnung. Dazu zählen von der SolarTrack Anlagenbau GmbH insbesondere Gestellkonstruktionen für Solarplatten, die mit ei- aus Lübeck zeigen Ihnen, wie Sie bis zu 70% Ihres Eigenbedarfs an Strom selbst erzeugen können und nur zum eigenen Verbrauch auch nem Motor sowohl horizontale als auch vertikale Bewegungen nutzen. Hier für werden keine unterstützen.“Die beweglichen Solarplatten wandern mit der EEG Zulagen fällig. Sonne und produzieren so rund 45% mehr Energie als starre Beispiel: Dieses kleine hier Anlagen,” verrät Reinhard Miels, Gründer und Geschäftsführer abgebildete GLKW mit den der SolarTrack Anlagenbau das Geheimnis seiner so genannten Grundlastkraftwerke (GLKW). Maßen 3,3x4,1m produziert ca. 3200KWh im Jahr Son- nenstrom hier in Schleswig- Holstein auf unseren Son- Dem Pionier in der Entwicklung beweglicher Solartechnik ist es gelungen, seine Anlagen weltweit gewerblichen wie priva- neninseln noch eine Menge ten Kunden anzubieten. Damit ist die SolarTrack Anlagenbau mehr. Dies ist ca. 1000,- € nahezu konkurrenzlos in diesem Segment aktiv. Ökosteuer, selbst erzeugter Strom ohne große Stromtrassen die sehr viel Geld kosten. Es ist mit noch höheren Strompreisen in den nächsten Jahren zu rechnen. Energiezulagen und kontinuierlich steigende Strompreise berei- Heute amortisiert sich die Investition von ca. ten vielen Unternehmen und Privatleuten zunehmend Kopfzer- 6000,-€ Schon nach 5-6Jahren bei einer Funktions- brechen. “Mit unseren GLKW produzieren sie bis zu 70% ihres erwartung von ca. 30 Jahren. Haben Sie Interesse Stromverbrauchs selbst,” so der Lübecker Unternehmer Miels. “Die Montage ist kinderleicht und die Einspeisung ins interne wollen Sie mehr wissen, dann rufen Sie uns an Hausstromnetz erfolgt einfach über eine ausgewählte Steckdo- von 9°°- 14°°Uhr Montag bis Freitag. 0451-55078 www.solartrack.de info@solartrack.de se.” Für die restlichen 30% Strombedarf gibt es ebenfalls eine preiswerte Alternative. Weitere Informationen erhalten Sie auf www.solar-track.de oder unter 0451/55078. SolarTrack Krupp Straße 10 +49 451 55078 www.solartrack.de Anlagenbau GmbH D-23560 Lübeck +49 451 581261 info@solartrack.de 02/14 9
�� Titelthema Kostenfaktor Energie Strategien für die Praxis Energiesparen im Mittelstand Von 2000 bis 2013 stiegen die Strompreise für kleine und mittlere Unternehmen um etwa 180 Prozent. Dem gegen- über stehen Stromsparpotenziale in der Industrie von etwa zehn, im Gewerbe sowie im Handels- und Dienstleistungssektor von bis zu 50 Prozent. Stromverbraucher Elektromotoren: Energieeffizienzmaßnahmen sind daher in der Wo gibt es Sparpotenziale? Regel wirtschaftlich attraktiv – zumal es derzeit vom Staat vielfältige Unterstützung gibt. die Technik erheblich effizienter geworden. Auch wenn die Anlagen noch störungsfrei laufen, lassen sich mit einer Erneuerung – trotz zum Teil hoher Investitionen – schnell A m Anfang jeder Sparmaßnahme steht die Analyse. Klei- Sparpotenziale erschließen. ne und mittlere Betriebe können dafür geförderte ex- terne Energieberater nutzen. Für größere Unternehmen Eigenversorgung Im Trend liegen derzeit LED-Leuchtmittel. ist ein Energiemanagementsystem hilfreich. Nur wenn man Hier sind Experten für die Auswahl unerlässlich, denn genau weiß, welche Anlagen oder Prozesse wie viel Energie es gibt in der Lichtausbeute und in der Haltbarkeit große verbrauchen, kann eine sinnvolle Gesamtstrategie entwickelt Unterschiede. Wärmeerzeugung und Klimatisierung sind als werden. große Energieverbraucher vor allem für Unternehmen im Auf der Basis der Analyse sollten zuerst die Großverbraucher Dienstleistungsbereich und im Handel relevant. Die fach- näher angeschaut werden. Typische Schwachstellen in vielen männische Optimierung der Anlagensteuerung in Bezug Betrieben sind die Druckluftanlagen, die Beleuchtung sowie auf Temperaturen und Einschaltzeiten bringt schnelle die elektrischen Antriebe. Hier ist in den vergangenen Jahren Einsparungen ohne große Investitionen. Anzeige Kunden- und Serviceorientierung, Verlässlichkeit und Flexi- bilität - das sind die Eigenschaften, die den hohen Qualitätsan- spruch der Stadtwerke Neustadt in Holstein beschreiben. Der „Energiefürsorger“ aus Ostholstein setzt auf die Nähe zum Kunden und sieht sich selbst dabei als Partner und Wegweiser durch den immer komplexer werdenden Energiemarkt. „Allein die Insolvenzen großer Energiediscounter in den vergan- genen 2 Jahren haben gezeigt, dass eben nicht der Preis das Qualitätsmerkmal darstellt. Unsere Kunden vertrauen auf die Sicherstellung der Energieversorgung 24 Stunden am Tag und auf eine Transparenz, die jederzeit den Vergleich mit Leistungen anderer Energieanbieter zulässt“, so Lars May, verantwortlich für Produktentwicklung und Vertrieb. Das Angebot des Neustädter Versorgers umfasst neben den klassischen Energieprodukten auch die Lieferung von Ökostrom und Ökogas. Spezielle Angebote im Bereich der Erfassung und Auswertung von Stromverbrauchsdaten, der Entwicklung von alternativen Energiekonzepten sowie Dienstleistungen im Rah- men von Energiemanagement/ Energieauditierung runden das Sortiment ab. Damit verfolgen die Neustädter konsequent die Intensivierung der bestehenden Kundenverbindungen sowie vor allem auch den weiteren Ausbau der Geschäftsbeziehungen in Schleswig-Holstein sowie den angrenzenden Bundesländern. 10 02/14
Titelthema Kostenfaktor Energie �� Die wichtigsten Förderprogramme Energieberatung im Mittelstand 80 beziehungsweise 60 Prozent Zuschuss zur Energieberatung für KMU. Der Antrag findet sich on- line, wird bei der zuständigen IHK eingereicht und dort abgewickelt. www.energieeffizienz-beratung.de Förderung von energiesparenden Technologien Zuschuss zu Inves- titionen von 30 beziehungsweise 20 Prozent in Querschnittstechnologi- Foto: Clipdealer en (etwa Beleuchtung, Pumpen, Motoren, Druckluft) oder systemische Optimierung einer Gesamtanlage (zum Beispiel Rohrleitungssysteme) für KMU, Unternehmen bis 500 Mitarbeiter und Contractoren. Antrag und Abwicklung über die BAFA. www.bit.ly/bafa-förderung Richtig effizient bezüglich der Energiekosten wird es mit einer Eigenversorgung mit Strom aus erneuerbaren Energien. Förderung von Energiemanagementsystemen Für alle KMU mit Aus- Dazu nutzen erste Betriebe in Schleswig-Holstein den selbst nahme derer, die die Besondere Ausgleichsregelung (Paragrafen 40 erzeugten Strom für ihre neuen Elektrofahrzeuge, deren ff. Erneuerbare-Energien-Gesetz) in Anspruch genommen haben und Leasingrate durch das Programm „Wirtschaft am Strom“ auf zum Nachweis einer Zertifizierung nach Paragraf 41 Absatz 1 Nummer die eines „normalen“ Autos reduziert ist. So haben sie keine 2 EEG verpflichtet waren oder denen eine Entlastung im Rahmen des Mehrkosten beim Fahrzeug und können die „Kraftstoffkosten“ Spitzenausgleichs (Paragraf 10 Stromsteuergesetz und Paragraf 55 von beispielweise 3,28 Euro pro 100 Kilometer bei Modellen Energiesteuergesetz) gewährt wird. www.bit.ly/bafa-förderung_II wie dem Renault Kangoo Z.E. auch noch sparen. �� Weitere Förderungen unter Autorin: Kathrin Ostertag www.energiefoerderung.info IHK zu Lübeck, Innovation und Umwelt www.ihk-sh.de (Dokument-Nr. 111522) ostertag@ihk-luebeck.de Anzeige www.vbk-kronshagen.de Ihr Energieversorger – kommunal und fair Wir, die Versorgungsbetriebe Kronshagen GmbH, blicken auf mehr als 100 Jahre Erfahrung im Bereich der Energie- und Wasserversorgung zurück. Dennoch befinden wir uns mit unse- rem Angebot im dynamischen Energiesektor stets am Puls der Zeit. Wir versorgen Kunden unterschiedlicher Größenordnungen und überzeugen bundesweit auch viele Geschäftskunden verschiede- Durchgeknallt? ner Branchen von unseren Produkten und Leistungen. Neben den attraktiven Preisen schätzen unsere Kunden die per- IHR sönliche Beratung sowie den Wert, den wir jedem einzelnen von PER ANSP SÖNLICH ihnen beimessen. Auch das gelebte Verständnis einer partner- RECH ER T E L . PARTNER: schaftlichen Geschäftsbeziehung überzeugt unsere Kunden. ( 58 67 0431) 2 - 27 Unsere persönlichen Ansprechpartner entwickeln für Ihren indi- viduellen Bedarf die optimale Lösung, um Ihre Kostensituation Gehen Ihre Kosten für Stom und Gas regelmäßig durch die Decke? mit unseren fair kalkulierten Energiepreisen nachhaltig zu stabili- Wir bieten Gewerbekunden individuelle Energieprodukte, mit denen sieren. sich zuverlässig planen und rechnen lässt. Die VBK ist Ihr regionaler Energiedienstleister vor Ort. Wir beraten Sie gern. Versorgungsbetriebe Kronshagen GmbH Unser Herr Clefsen aus dem Geschäftskundenvertrieb freut sich Kopperpahler Allee 7 – 24119 Kronshagen – Tel. (0431) 58 67 2 - 0 auf Ihre Kontaktaufnahme per Telefon unter (0431) 58 67 2 - 27 info@vbk-kronshagen.de zur Vereinbarung eines individuellen Beratungstermins! 02/14 11
�� Titelthema Kostenfaktor Energie Growian und andere Bundesländer mittlerweile größere Kapazitäten aufge- baut haben, sind die Erträge in Schleswig-Holstein durch den konstanten Wind höher, sodass das Land die Rolle der Wind- seine Erben region Nummer eins für sich beansprucht. Erstmals wurden in Deutschland Ende der 70er-Jahre Flä- chen für Windparks und Einzelanlagen ausgewiesen, Kristal- lisationspunkte waren der Kaiser-Wilhelm-Koog, Husum und Fehmarn. Die Koordination lag bei der Windtest Kaiser-Wil- helm-Koog GmbH, dem heutigen Beratungsunternehmen GL Garrad Hassan Deutschland GmbH. Mit Growian ging 1983 die damals weltgrößte Testanlage im Kaiser-Wilhelm-Koog in Betrieb – ein Großversuch von Bun- desforschungsministerium und Konzernen. Growian scheiter- te, da die riesige Anlage den Windkräften nicht standhielt. Im Windschatten des Giganten eröffneten Schleswag und HEW, das Land Schleswig-Holstein und umliegende Kommunen 1987 den ersten deutschen Forschungswindpark („Windener- giepark Westküste“), wo sie rund 30 kleinere Windenergiean- lagen (WEA) erprobten. Aufbruchsstimmung ergriff das Land. Erste kommerzielle Anlagen gingen in Betrieb, neue Unternehmen entwickelten WEA. Die Husumer Schiffswerft setzte früh auf die Wirt- schaftlichkeit der WEA als oberstes Ziel. Mit Vestas kam 1984 die erste Vertretung eines ausländischen Herstellers ins Land und die REpower Systems AG – aufgrund ihrer Geschichte als hiesiges Unternehmen wahrgenommen – entwickelte sich. Eine eigene Industrie mit Zulieferern und mit Aufträgen im In- und Ausland entstand. Politische Debatten In Schleswig-Holstein gibt es heute eine Vielzahl von Einzelanlagen und Windparks, die von Unter- nehmen, öffentlicher Hand oder Bürgern betrieben werden. Auffällig ist die Anzahl der Privatinitiativen. Bereits beim Bau von Growian wurden Richtlinien für Foto: Lisa Spreckelmeyer/pixelio.de WEA erlassen. Diese wurden mit der Zeit verfeinert und um- fassen heute etwa Bau, Leistung, Schall, Netzanbindung und Naturschutz. Die schleswig-holsteinischen Richtlinien waren bis 1991 in Deutschland wegweisend, dann traten jene des Bundes in den Vordergrund. Die Akzeptanz von WEA ist eng mit den politischen Kon- Anlagen aus der Pionierzeit der Windkraft troversen in Schleswig-Holstein verbunden. Die Ölkrise gab den Anstoß, Proteste gegen den Bau der Atomreaktoren Whyl und Brokdorf sowie die Dauerbetriebsgenehmigung für das AKW Krümmel heizten die Debatte an. Die Regierung unter Björn Engholm befürwortete die Nutzung erneuerbarer Ener- Windkraftland Schleswig-Holstein Bis auf gien und das Bundesforschungsministerium erließ Richtlinien einzelne Versuche hatte die Windkraft bis zur zur Förderung der Erprobung von WEA. Der parteiübergrei- Ölkrise 1973 kaum Bedeutung. Danach begann man, fende politische Wille wie auch die Bereitstellung finanzieller Mittel bereiteten den Weg. So lässt sich das damals entstan- über alternative Energien nachzudenken. Weltweit dene Investitionsgesetz gleichsam als Markteinführungspro- wurden Forschungsprogramme aufgelegt. Trotz gramm für WEA deuten. vieler Rückschläge: Die Poniere erschlossen neue Heute hat die Landesregierung sich das Ziel gesetzt, den Perspektiven für die Energieversorgung. Schleswig- Ausbau der erneuerbaren Energien voranzutreiben, und die Holstein hat maßgeblich zum Erfolg der Windenergie Windenergie steht dabei auf Platz eins. 3.281 Megawatt instal- lierte Leistung sind zurzeit allein an Windenergie onshore ans beigetragen. Netz angeschlossen (Stand: Ende 2012). �� A ußer idealen Klimabedingungen waren die Kenntnis- Autorin: Hilke Ohrt se in maritimer Technologie und Landwirtschaft, das Freie Journalistin Know-how in Forschung und Entwicklung sowie die redaktion@ihk-sh.de finanzielle Förderung wesentliche Wegbereiter. Selbst wenn 12 02/14
Titelthema Kostenfaktor Energie �� desamtes für Sicherheit in der Informations- technik können in der Software berücksich- tigt werden. Gezeitenstrom Die Kunden der Stadtwerke profitieren vom Tarif „Gezeitenstrom“, bei dem zu verschiedensten Tageszeiten unter- schiedliche Tarife gelten, sowie von einer ak- tuellen Verbrauchs- und Kosteninformation, während der Versorger eine effizientere Auslastung der Netze erreicht. Die Basis eines Smart Grids bildet die kommunikative Vernetzung und Steuerung von Stromerzeugern, Speichern, elektrischen Verbrauchern und Netzbetriebsmitteln in Energieübertragungs- und Verteilungsnet- zen der Elektrizitätsversorgung. So wird eine Überwachung und Optimierung der mitei- Foto: Clipdealer nander verbundenen Bestandteile möglich. Smart Metering ist ein Baustein und damit die Grundlage eines Smart Grids. �� Autor: Jan Philipp Witt Günstigen IHK-Redaktion Schleswig-Holstein witt@ihk-luebeck.de Strom nutzen Mehr unter www.cbb.de, www.stadtwerke-norderstedt.de Smart Metering Der Stromverbrauch privater Haushalte unterliegt starken tageszeitlichen STROM & ERDGAS AUS EINER HAND Schwankungen. Ebenso stehen erneuerbare Energien nicht jederzeit in gleichem Maße zur Verfügung. Um diese beiden Faktoren Unser Herz schlägt für Ihr Gewerbe zu harmonisieren, hat die Projekt GmbH der Ihr Unternehmen, unsere Energie. Fachhochschule Lübeck für die Stadtwerke Norderstedt ein Smart Metering als Pilotanlage erstellt. U nterstützt wird das Projekt von dem Lübecker Unter- nehmen cbb software, das Technologien wie Zählerma- nagement, Messdatenerfassung und -analyse beisteuert. Ziel eines Smart Meterings ist eine Lastverlagerung von Spitzenlastzeiten in Grundlastzeiten. Bei Privathäusern ist es meist so, dass zwischen 5 und 8 Uhr der Stromverbrauch sprunghaft ansteigt und danach zunächst absinkt. Sinnvoll wäre es aber, dass etwa eine Waschmaschine dann läuft, wenn gerade wenig Strom nachgefragt wird und vielleicht sogar be- sonders viel Strom aus erneuerbaren Energiequellen produ- ziert wird – etwa an einem windigen, sonnigen Nachmittag. Vor drei Jahren begann die Projekt GmbH in einem For- schungsprojekt mit den Stadtwerken Norderstedt und mit Technologie von cbb ein Smart Metering aufzubauen. Inzwi- schen wurden durch die Stadtwerke Norderstedt Tausende Haushalte mit einem „intelligenten“ Stromzähler mit Kommu- nikationsmodul und Internetanschluss ausgestattet. Mithilfe der eingesetzten Software können die Verbrauchs- daten entweder kurzzyklisch, etwa alle zehn Sekunden für die Darstellung im Web, oder viertelstündlich zur Erfassung von Tel. 045 41 - 807 549 Lastprofilen oder monatlich zur Erstellung einer Verbrauchs- www.vereinigte-stadtwerke.de abrechnung erfasst werden. Auch die Anforderungen des Bun- 02/14 13
�� Wirtschaft im Gespräch „Schaufenster der Foto: iStock.com/PaulMichaelHughes Entwicklungschancen“ Schleswig-Holstein und die Energiewende Bei der Umsetzung der Energiewende gibt es wie bei so vielen politischen Großvorhaben Licht und Schatten. Im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung aus Union und SPD ist eine Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) geplant. Die Wirtschaft führte dazu ein Gespräch mit Schleswig-Holsteins Energiewendeminister Dr. Robert Habeck. Wirtschaft: In welchen Bereichen kommen wir voran. Die Landesregie- Habeck: Eine EEG-Reform, mit der der Energiewende sehen Sie Schleswig- rung wird vom kommenden Jahr an in wir den Ausbau der erneuerbaren Ener- Holstein auf einem guten Weg? ihren Förderprogrammen einen klaren gien kostengünstiger gestalten, ist gut Robert Habeck: Besonders beim Schwerpunkt auf Energiewende und und richtig – wir haben uns lange auf sie Netzausbau, aber auch beim Ausbau Klimaschutz legen. 40 Prozent der För- vorbereitet und treiben sie voran. Einen der Windenergie in Schleswig-Holstein dermittel aus den EU-Fonds werden in Vorschlag, wie wir mit einer Höchstver- diese Bereiche fließen. Das reicht von gütung pro Kilowattstunde den Ausbau der energetischen Optimierung von Ge- der günstigeren Technologien – Wind bäuden über die Förderung der Nutzung an Land und Fotovoltaik – weiter voran- von erneuerbaren Energien in Unter- treiben können, haben wir im Oktober nehmen bis hin zu Klimaprojekten. Und auf den Tisch gelegt. Wir brauchen eine die Kommunen unterstützen wir durch Kosten- und keine Mengenbremse, wie eine Beratungsinitiative für die Wärme- sie mit dem „Ausbaukorridor“ leider im planung und Energieeffizienz. Koalitionsvertrag angekündigt ist. Und Wirtschaft: Welche Themen der wir müssen die Kosten gerechter ver- Energiewende werden aktuell – auch in teilen: Die Industrieausnahmen etwa Foto: Olaf Rathge der öffentlichen Diskussion – noch zu sollten verringert werden, um dadurch wenig behandelt? mittelständische Betriebe zu entlas- Habeck: Handlungsbedarf sehe ich ten. Wir sollten das Eigenstromprivileg vor allem im Bereich der Wärmepla- reduzieren sowie den Eigenstromver- nung und Energieeffizienz. Das ist der brauch konventioneller Kraftwerke ein- schlafende Riese der Energiewende. In beziehen. Da gerade dieser Aspekt auch Zur Person Schleswig-Holstein verursachen die Un- von der EU-Kommission kritisch beäugt Dr. Robert Habeck, Jahrgang 1969, ist seit ternehmen durch ihren Energieeinsatz wird, hoffe ich hier auf Lösungen! 2012 stellvertretender Ministerpräsident und 38 Prozent der Kohlendioxidemissio- Wirtschaft: Welche Auswirkungen Minister für Energiewende, Landwirtschaft, nen. Daher sind für mich Energieeffi- hätte eine Änderung des EEG auf die Umwelt und ländliche Räume des Landes zienzmaßnahmen in Unternehmen von (Ausbau-)Ziele der Landesregierung? Schleswig-Holstein. Der gebürtige Lübecker großer Bedeutung. Neben Informati- Habeck: Fatal wäre, wenn der Aus- studierte Germanistik, Philosophie und Philolo- onsveranstaltungen, zusammen mit der baukorridor tatsächlich einen Deckel gie und arbeitete zeitweise als freier Schriftstel- IHK, besteht die Möglichkeit, über Be- bedeutet. Das wäre das Ende der Ener- ler. Von 2004 bis 2009 war er Landesvorsitzender ratungs- und Förderprogramme die Un- giewende in Schleswig-Holstein. Der der schleswig-holsteinischen Grünen, von 2009 ternehmen bei einem Ressourcen- und mögliche Zubau der Stromerzeugung bis 2012 Vorsitzender der Grünen-Landtagsfrak- Energie-Check zu unterstützen. aus erneuerbaren Energien ist dort im tion. �� Wirtschaft: Was halten Sie von einer Koalitionsvertrag so gering angesetzt, möglichen Novellierung des EEG? dass die zusätzliche Stromerzeugung 14 02/14
Wirtschaft im Gespräch �� voraussichtlich nicht einmal den bis möglichen Speichertechnologien abge- Wirtschaft: Welche Bedeutung Ende 2022 wegfallenden Atomstrom er- stimmt und eine intelligente Vernetzung haben Modellprojekte wie etwa in setzen wird. Rechnet man die Ziele und und Steuerung vorgenommen werden. Hemmingstedt (Power to Gas) und auf Maßnahmen für Offshore und Foto- Wirtschaft: Kann der Netzausbau Pellworm (Smart Grid)? voltaik vom geplanten Ausbaukorridor der Verteilnetze mit dem Zubau neuer Habeck: Diese Projekte sind Bei- ab, könnte für Onshore-Wind in einem Anlagen Schritt halten? spiele, wie vielfältig die Nutzungsmög- wahrscheinlichen Szenario nur eine Zu- Habeck: Für die Verteilnetze der Mit- lichkeiten von Spei- baumenge von 500 bis 1.000 Megawatt telspannungs- und Hochspannungsebe- chertechnologien sind. „Es ist absolut pro Jahr bleiben. Es ist sowohl aus Kos- ne heißt die Antwort eindeutig ja. Beim Wir messen dem Zubau kontraproduktiv, die ten- als auch aus Klimaschutzgründen Ausbau der Höchstspannungsebene und der Integration kostengünstigste absolut kontraproduktiv, die kosten- sind wir eigentlich Jahre zu spät – wir von Speicherkapazitä- günstigste erneuerbare Energie – Wind holen jetzt das nach, was viel früher ten einen hohen Wert erneuerbare an Land – zu drosseln. Der Vorschlag ist hätte passieren müssen. Dabei sind bei. Kombinationen aus Energie – Wind an so widersinnig, dass ich glaube, dass er wir inzwischen auf einem sehr guten Abwärme, Sonne, Bio- Land – zu drosseln.“ unbedacht in das Papier kam. Weg, bei der Planung der Westküsten- masse, Wärmepumpen Wirtschaft: Wo liegen die Grenzen leitung kommen wir gut voran. Falls und dergleichen werden die künftige des aktuellen Einspeisemanagements? die Bundesnetzagentur im anstehenden Wärmeversorgung prägen. Ich würde Habeck: Das Einspeisemanagement Netzentwicklungsplan die Erschlie- mich freuen, wenn viele Kommunen ist richtig und auch künftig notwendig, ßung der Region Ostholstein mit einer in eine Wärmeplanung einsteigen und um das weiter wachsende Angebot an 380-Kilovolt-Leitung bestätigen sollte, wir unsere Häuser demnächst erneuer- erneuerbarem Strom effizient zu nutzen. können wir auch an der Ostküste be- bar heizen würden. Schleswig-Holstein Vorrangig ist allerdings der Netzausbau. herzt loslegen. Durch den Bürgerdialog sollte so etwas wie ein Schaufenster der Künftig werden auch die diversen Spei- Westküstentrasse haben wir viele Kennt- Entwicklungschancen sein. �� cheroptionen hinzukommen. Spätestens nisse sammeln können, die eine bessere mit einem Anteil von 60 Prozent aus Planung ermöglichen. Im Kern würde es Autorin: Martina Gremler erneuerbaren Energien am Jahresstrom- bei einer Erschließung der Ostküste eine IHK-Redaktion Schleswig-Holstein verbrauch muss das Einspeisemanage- ähnlich angelegte, frühe Bürgerbeteili- gremler@flensburg.ihk.de ment auf das Zusammenwirken mit gung geben wie an der Westküste. Anzeige Mein Mikrokredit – die unbürokratische Finanzierung für kleinere Unternehmen Mikrokredite erleichtern Unternehmen und Existenzgründern den Zu- gang zu Kapital. Der erste und führende Mikrokreditanbieter in Nord- deutschland, die Mikrokredit Schleswig-Holstein GmbH mit Niederlas- sungen in Lübeck, Rostock, Hamburg und Bargteheide-Todendorf ist eines der größten unter den 54 von der Bundesregierung autorisierten Mikrofinanzinstitute. Dazu der geschäftsführende Gesellschafter Phil- ipp Eitel: „Viele Unternehmer scheitern bei den konventionellen Ban- kinstituten am zu geringen Kreditvolumen oder den fehlenden Sicher- heiten. Wir finanzieren den nächsten Schritt schnell, unbürokratisch und sicher. Gerade auch Unternehmen, die schon länger am Markt etabliert sind, können Kredite erhalten, um ihren kurzfristigen Finanz- bedarf zu decken“. Das akkreditierte Mikrofinanzinstitut vergibt Darle- hen von 1.000 bis zu 20.000 Euro. Mehr als 500 gewährte Kredite al- lein in Schleswig-Holstein machen deutlich, dass der Bedarf an unbü- rokratischer Finanzierung überwältigend groß ist. Besonders Dienst- leistungsbetriebe, Einzelhändler, Handwerker Gastronomen und Landwirte stehen bei der Aktion „Mein Mikrokredit“ im Mittelpunkt. Aber keine Branche und Personengruppe ist ausgeschlossen. Ob ei- gener Kiosk, die Einrichtung eines Friseursalons oder die Anschaffung von neuem Werkzeug für einen Spezialauftrag: Die Auszahlung des Mikrokredits erfolgt innerhalb von sieben bis zehn Tagen. Der Zinssatz liegt bei 8,9 Prozent, Gebühren und Bearbeitungskosten fallen nicht an. Weitere Informationen unter www.mikrokredit-sh.de oder Telefon 0451-5859 222 oder 040 – 2388 0088. 02/14 15
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