Der Markt "Wir werden Verantwortung selber übernehmen müssen" - IN MITTELDEUTSCHLAND - IHK ...

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Der Markt "Wir werden Verantwortung selber übernehmen müssen" - IN MITTELDEUTSCHLAND - IHK ...
Der Markt
   I N         M I T T E L D E U T S C H L A N D
   Mitteilungen der Industrie- und Handelskammer Magdeburg
                                                             1/ 2 0 2 0

 »Wir werden
Verantwortung
selber übernehmen
müssen«
FESTREDNER SIGMAR GABRIEL BEIM IHK-NEUJAHRSEMPFANG 2020
Der Markt "Wir werden Verantwortung selber übernehmen müssen" - IN MITTELDEUTSCHLAND - IHK ...
2   DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 1/20
Der Markt "Wir werden Verantwortung selber übernehmen müssen" - IN MITTELDEUTSCHLAND - IHK ...
EDITORIAL

                                                                                                                                                      Foto: Dirk Mahler
wir haben als Industrie- und Handelskammer        Es ist zu erwarten, dass eine zunehmende          unserem Fokus. Die IHK Magdeburg begrüßt
Magdeburg lange und sehr intensiv darüber         Zahl von Auszubildenden die Anforderungen         ausdrücklich die Verabschiedung der Digita-
nachgedacht, wie wir unseren Kindern und Ju-      nicht mehr bewältigen kann. Die abnehmende        len Agenda durch die Landesregierung. Jedoch
gendlichen möglichst gute Startbedingungen        Ausbildungsfähigkeit der Schulabgänger führt      bleiben Fragen hinsichtlich der Konkretisierung
für ihr Leben ermöglichen können.                 dazu, dass immer mehr Unternehmen Ausbil-         und zeitlichen Vorgaben offen.
An dieser Stelle möchte ich mich bei allen be-    dungsplätze nicht besetzen können. Wir aber       Wir fordern eine transparente Fortschreibung
danken, die sich in unseren Ausschüssen und       brauchen junge Leute, die sich für das »Ler-      der Digitalen Agenda mit regelmäßigen In-
Arbeitskreisen mit der Thematik beschäftigt       nen wollen«, für ihren Beruf und für ihr Stu-     formationen auf der Internetseite des Wirt-
haben und eine gemeinsame Position der            dium begeistern. Und wir brauchen die bes-        schaftsministeriums. Wir wollen eine Entbü-
Wirtschaft über eine notwendige Kurskorrek-       ten und motiviertesten Lehrkräfte, die sie dazu   rokratisierung durch den verstärkten Einsatz
tur in der Bildungs- und Digitalisierungspo-      inspirieren.                                      digitaler Lösungen beispielsweise von Online-
litik in Sachsen-Anhalt erarbeitet haben. Die     Um diese Ziele zu erreichen, fordern wir ein      Gewerbeummeldungen erreichen. Wir erwar-
Vollversammlung der IHK Magdeburg hat die         fundamentales Umdenken in der Bildungs-           ten, dass die IT-Wirtschaft im Rahmen der Re-
Ergebnisse in einem Katalog »Bildungspoliti-      politik.                                          gionalen Innovationsstrategie des Landes den
sche Positionen« und in einem »Forderungs-        Für uns heißt das konkret, den Föderalismus       Rang eines eigenen Leitmarkts erhält und an
papier Digitale Wirtschaft« gebündelt und ver-    in der Bildung abzuschaffen. Wir sind für ein     den Schulen das Pflichtfach Informatik ein-
abschiedet.                                       gemeinsames Lernen bis zur 8. Klasse. Wir for-    geführt wird.
Warum haben wir uns diese Mühe gemacht?           dern bundesweit einheitliche Bildungsstan-        Liebe Unternehmerinnen und Unternehmer,
Unsere Unternehmen stellen immer häufiger         dards, Lehrmaterialien und zentrale Prüfun-       wir werden an diesen Themen dranbleiben.
fest, dass die Sach- und Fachkenntnisse der       gen. Sie ermöglichen den Unternehmen eine         Die Vollversammlung und die Ausschüsse der
Schulabgänger kontinuierlich sinken. Defizi-      bessere Vergleichbarkeit der erbrachten Leis-     IHK Magdeburg werden in den kommenden
te gibt es besonders in Deutsch, Mathematik       tungen. Zudem erhöhen diese Maßnahmen die         Monaten fortlaufend überprüfen, an welcher
und den Naturwissenschaften. Zudem man-           dringend benötigte Mobilität von Fachkräften      Stelle Fortschritte gemacht wurden oder wo es
gelt es an Problemlösungskompetenz sowie          und ihren Familien innerhalb Deutschlands.        nicht weitergeht. All diese Themen werden sich
sozialer und persönlicher Reife. Das zeigt sich   Wir treten für eine praxisorientierte Berufs-     auch in unseren Wahlprüfsteinen zur Land-
insbesondere in unzureichender Belastbarkeit,     und Studienorientierung an allen Schulformen      tagswahl im kommenden Jahr wiederfinden.
gering ausgeprägter Frustrationstoleranz und      sowie für ein Landeskonzept zur fächerüber-
mangelhafter Zielstrebigkeit. Unsere Betriebe     greifenden Berufs- und Studienorientierung
müssen Versäumnisse immer häufiger durch          ein. Um die duale Ausbildung zu stärken,
eigene Lehrprogramme ausgleichen. Der Leis-       brauchen wir leistungsfähige Berufsschulen
tungsverfall ist besonders brisant vor dem Hin-   in den Regionen und eine möglichst wohn-           Klaus Olbricht
tergrund, dass viele Ausbildungen immer kom-      ortnahe Beschulung.                                Präsident der Industrie- und
plexer und anspruchsvoller werden.                Neben der Bildung steht die Digitalisierung in     Handelskammer Magdeburg

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TITELTHEMA
Titelfoto: Viktoria Kühne

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                            Neujahrsempfang 2020 der IHK Magdeburg
                            Zu ihrem traditionellen Neujahrsempfang hatte die Industrie- und Handelskammer Magdeburg über 800 Vertreter aus Wirtschaft, Politik,
                            Kultur, Wissenschaft und Sport am 9. Januar 2020 in das Maritim-Hotel in Magdeburg geladen. Ehrengast und Festredner des Abends
                            war Bundesminister a.D. Sigmar Gabriel. Der Abend stand unter dem Motto »30 Jahre Wiedervereinigung«.

                               TITELTHEMA                                    IHK-REGIONAL                                       IHK-INTERNATIONAL
                            10 »Wir müssen das Land                         32 Mehr als 2.000 Besucher                       38 Besuch von
                               zusammenhalten«                                 bei der »hierbleiben.«                           der Wolga
                                Aus der Rede von IHK-Präsident                  Über 2.000 Besucher informierten sich           Nach gut zwölf Jahren Zusammenarbeit
                                Klaus Olbricht                                  bei der »hierbleiben.« in der Festung Mark      mit der Region Samara weilte im Dezember
                                                                                über offene Stellenangebote in Sachsen-         erstmalig eine Unternehmerdelegation aus
                                                                                Anhalt und ließen sich von Vorträgen und        der Wolgametropole zu Besuch in Sachsen-
                            11 »Das Thema Azubi-Ticket                          Workshops rund um die Themen Karriere,          Anhalt.
                               ist kein Tabu«                                   Work-Life-Balance und Zufriedenheit im
                                Aus dem Grußwort von Ministerpräsident          Job inspirieren.                             39 Mehltau auf
                                Dr. Reiner Haseloff
                                                                                                                                dem Welthandel
                                                                            33 Wirtschaft warnt vor                             Die deutschen Unternehmen im Ausland
                            12 »Werden Verantwortung                           Innovationsbremsen                               erwarten für dieses Jahr keine Verbesserung
                               selber übernehmen                               bei Medizinprodukten                             der internationalen Konjunktur. Das
                                                                                                                                geht aus den Antworten von rund 3.700
                               müssen«                                          Wegen neuer EU-Regulierungen
                                                                                                                                Mitgliedsunternehmen der deutschen
                                Aus der Festrede von                            rechnen fast 80 Prozent der
                                                                                Medizintechnikunternehmen hierzulande           Auslandshandelskammern, Delegationen
                                Bundesminister a. D. Sigmar Gabriel
                                                                                nach einer Umfrage mit erheblichen              und Repräsentanzen im neuen »AHK World
                                                                                Schwierigkeiten, künftig innovative             Business Outlook« hervor.
                                                                                Produkte auf den Markt zu bringen. Der
                                                                                DIHK sieht die Patientenversorgung in        40 »Fit für den Export«
                                                                                Gefahr.                                         Das IHK-Programm »Fit für den Export«
                                                                                                                                bietet klein- und mittelständischen
                                                                                                                                Unternehmen professionelle
                                                                                                                                Begleitung und Unterstützung bei der
                                                                              MELDUNGEN                                         Erschließung internationaler Märkte. Die
                                                                           34 Neuigkeiten                                       Workshoptermine im 1. Halbjahr 2020.
                                                                               aus Wirtschaft, Politik und der Region.

                            4                                                                                                           DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 1/20
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BERUFSBILDUNG                                                                      IHK-AKTIV                                                            IHK-SERVICE

                                                 Foto: sdecoret - stock.adobe.com

                                                                                                                                                                                                           Foto: HWK Magdeburg
                                                                                                                                   Foto: IHK Magdeburg
                                        46                                                                                 54                                                                    56

Bundesrat stimmt                                                                    Fachausschüsse                                                       Kommunikation mit
BBiG-Novelle zu                                                                     beim 1. FCM                                                          Gerichten fördern
Ein guter Tag für die berufliche Bildung in                                         Unter dem Motto »Wirtschaft trifft Sport«                            Themen des Sachverständigentages waren
Deutschland: Der Bundesrat hat der Novelle                                          waren Mitglieder der IHK-Fachausschüsse in                           u. a. die Kommunikation mit der Justiz und
des Berufsbildungsgesetzes zugestimmt.                                              der Magdeburger MDCC-Arena zu Gast.                                  die außergerichtliche Streitbeilegung.

   BERUFSBILDUNG                                                                       IHK-AKTIV                                                            IHK-SERVICE
47 Beschluss zur                                                                    51 Mietpreisbremse geht an                                           57 Steuerinfos
   Ausbildungsvergütung                                                                der Realität vorbei                                                  in Kürze
     Die Bundesregierung hat am                                                         Bei seiner Sitzung im Dezember 2019                                  Die steuerliche Behandlung von
     29. November 2019 mit dem                                                          befasste sich der Regionalausschuss Harz                             Reisekosten bei Auslandsreisen ab 1. Januar
     Berufsbildungsmodernisierungsgesetz                                                mit der Situation der Wohnungswirtschaft                             2020 ist eines der Themen, die in den
     (§ 17 Vergütung; Mindestvergütung)                                                 im Harz und zog Bilanz über seine Arbeit                             Steuerinformationen behandelt werden.
     die Einführung einer                                                               im zu Ende gehenden Jahr.
     Mindestausbildungsvergütung beschlossen.                                                                                                            60 Corporate Design
                                                                                    52 Wirtschaftsjunioren                                                  muss stimmen
48 »Wissen schaffen im                                                                 haben gewählt                                                         In der Serie »Unternehmen Marketing«
   Wissenschaftshafen«                                                                  Im Bezirk der IHK Magdeburg sind mit                                 berichtet Anett Klose über die
     Der Personalleiter-Arbeitskreis im Herbst                                          den Wirtschaftsjunioren (WJ) Altmark, WJ                             Zusammenarbeit einer Design-Agentur und
     vergangenen Jahres stand unter dem Motto                                           Börde, WJ Harzkreis, WJ Jerichower Land,                             einer Demenzberatung.
     »Herbstabend im Wissenschaftshafen«.                                               WJ Magdeburg und den WJ Salzlandkreis
     Gastgeber war das IFAK in der Denkfabrik                                           sechs Kreisverbände aktiv. Im Dezember                           61 Amtliche Bekanntmachung
     Magdeburg.                                                                         2019 haben die einzelnen WJ-Kreise die
                                                                                        Vorstände für das Jahr 2020 gewählt.

                                                                                                                                                                                 Wir planen
                                                                                                                                                                                  Ihre neue
                                                                                                                                                                               Traumküche!

                                                                                                              MD- Küchen- HAI-END GmbH
                                                                                                              Zum Handelshof 1a, 39108 Magdeburg
                                                                                                                                                                     Öffnungszeiten:
                                                                                                              (Neues Schlachthofquartier, Liebknechtstraße)
                                                                                                              Tel. 0391 5067933                             M o - F r : 9.15 - 18 Uhr
                                                                                                              www.md-kuechen.de                                  Sa: 9.30 - 15 Uhr

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Der Markt "Wir werden Verantwortung selber übernehmen müssen" - IN MITTELDEUTSCHLAND - IHK ...
Neujahrsempfang
der IHK Magdeburg

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Der Markt "Wir werden Verantwortung selber übernehmen müssen" - IN MITTELDEUTSCHLAND - IHK ...
2020

                                          Fotos: Viktoria Kühne

DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 1/20   7
Der Markt "Wir werden Verantwortung selber übernehmen müssen" - IN MITTELDEUTSCHLAND - IHK ...
Zu ihrem traditionellen
    Neujahrsempfang hatte die
    Industrie- und Handelskammer
    Magdeburg über 800 Vertreter
    aus Wirtschaft, Politik, Kultur,
    Wissenschaft und Sport am
    9. Januar 2020 in das Maritim-
    Hotel in Magdeburg geladen.
    Ehrengast und Festredner des
    Abends war Bundesminister
    a.D. Sigmar Gabriel.

Der Abend stand unter dem Motto »30 Jahre Wiederver-
einigung«. »Wir haben schier Unglaubliches erlebt«, sag-
te IHK-Präsident Klaus Olbricht. »Wir erinnern uns an die
Tränen, die uns in den Augen standen, als Hans-Dietrich
Genscher vom Balkon der Prager Botschaft den dort aus-
harrenden Menschen die Nachricht über ihre Ausreise in
die Bundesrepublik überbrachte. Wir schauen noch immer
auf die Bilder aus Berlin am späten Abend des 9. Novem-
ber 1989, als unter dem Ansturm tausender Menschen
die Schlagbäume an der Mauer aufgingen. Und wir er-
innern uns mit Demut und Dankbarkeit an den 3. Ok-
tober 1990, als die vier Jahrzehnte währende deutsche
Teilung mit der Wiedervereinigung unseres Vaterlandes
beendet worden ist.«
  »Über allem«, fuhr Olbricht fort, »steht zunächst Unfass-
bares, dann etwas Großes, das von Generation zu Genera-
tion, von Epoche zu Epoche weitergetragen werden wird:
Wir haben uns die Einheit und unsere Freiheit in Frie-
den genommen. Uns ist etwas gelungen, auf das wir so
unendlich stolz und über das wir glücklich sein dürfen.«
  Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff dankte in seinem
Grußwort den Unternehmerinnen und Unternehmern im
Land für die geleistete Arbeit. In den vergangenen Jahren
sei die Arbeitslosenquote in Sachsen-Anhalt halbiert wor-
den, tausende Arbeitsplätze seien zusätzlich geschaffen
worden. Er erinnerte auch an den Anschlag auf die jüdi-
sche Synagoge in Halle, bei dem zwei Menschen ermor-
det worden waren. «Wir müssen alles tun, damit so etwas
nicht wieder passiert«, appellierte Haseloff an jeden Ein-
zelnen. »Wir dürfen uns nicht aus den Augen verlieren.«
  Sigmar Gabriel setzte sich in seiner Rede mit der Ver-
schiebung der wirtschaftlichen und politischen Macht-
verhältnisse in der Welt auseinander. In den Fokus rück-
te er die Rolle Deutschlands, Europas und der USA. »Wir
erleben das Ende der Europazentriertheit.« Die USA wür-
den sich als europäische Macht und Weltpolizist zuneh-
mend zurückziehen und sich im Zuge der Verschiebung
der Achsen vom Atlantik in den Pazifik als das neue
Gravitationszentrum der Welt auf den Wettbewerb mit
China konzentrieren. Andere Länder wie Russland und
Iran würden versuchen, das Vakuum zu füllen. »Das wird
uns beschäftigen«, sagte Gabriel. Deutschland und Eu-
ropa müssten sich sehr anstrengen, wenn sie noch mit-
reden wollten.

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Foto: Viktoria Kühne

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Der Markt "Wir werden Verantwortung selber übernehmen müssen" - IN MITTELDEUTSCHLAND - IHK ...
AUS DER REDE VON IHK-PRÄSIDENT KLAUS OLBRICHT

»Wir müssen das Land
zusammenhalten«
»Meine sehr verehrten Damen und Herren,
der Weg, den wir in den vergangenen 30 Jahren
gegangen sind, war ein äußerst schwieriger. Kei-
ne andere ostdeutsche Region war so stark vom
wirtschaftlichen Umbruch betroffen wie unsere.
Hier war das Zentrum des DDR-Schwermaschi-
nenbaus. Hier bauten zehntausende Frauen und
Männer bei SKET, SKL oder MAW Maschinen
und Anlagen für Kunden in der ganzen Welt.
   Der Zusammenbruch dieser Ost-Konzerne war
für uns wie ein Erdbeben. Es bedeutete vor al-
lem Massenarbeitslosigkeit. Viele Menschen
konnten und wollten nicht mehr an das glau-
ben, was ihnen versprochen wurde: Blühende
Landschaften im Gewand der sozialen Markt-
wirtschaft. Hatten sich nicht wenige eine »DDR
light« mit westlichem Wohlstand erhofft, beka-
men sie das Gegenteil geliefert.
   Aber wir haben nicht verzagt, Sie haben nicht
verzagt, liebe Unternehmerinnen und Unterneh-
mer. Wenn ich hier in unsere Reihen schaue,
sehe ich sie alle vor mir: Diejenigen, die in einer
harten Zeit angepackt haben, die sich verschul-
det haben, die ihren Familienbesitz verpfändet
haben mit nur einem Ziel: Ihr Geschick selbst
zu bestimmen. Sie haben neu angefangen, Be-
triebe gegründet oder die Firmen ihrer Mütter
und Väter fortgeführt.
   Das Land, in dem wir heute leben, haben Sie
maßgeblich mitgestaltet, liebe Unternehmerin-
nen und Unternehmer. Es ist ein Land mit flei-
ßigen Mitarbeitern und vielen mittelständischen
Betrieben, die bisher jeder Krise getrotzt haben.
Es ist ein Land, dessen Wohlstand Sie Tag für
Tag mehren. Dafür möchte ich Ihnen an dieser
Stelle meinen tiefsten Respekt ausdrücken und
ganz herzlich Danke sagen.
   Meine sehr verehrten Damen und Herren,
in Verantwortung für die Bewahrung des Er-
reichten und für eine erfolgreiche wirtschaftli-
che Zukunft müssen wir uns weiter anstrengen.
Das gilt für Wirtschaft und Politik. Und dabei
geht es um nichts Geringeres, als das Land im
wahrsten Sinne des Wortes zusammenzuhalten.
Wir brauchen den ländlichen Raum. Allen Versu-
chen, Städte und Dörfer gegeneinander auszu-
spielen, werden wir entschieden entgegentreten.
Wir glauben an die Altmark. Wir stehen zur Bör-
                                                                                    Foto: Viktoria Kühne

de und natürlich auch zum Harz. Wer Ballungs-
zentren und Gemeinden durch die Vergabe oder
Nichtvergabe von Geld entzweien will, treibt ein
gesellschaftspolitisch gefährliches Spiel.

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Seit Monaten fordern wir ein Azubi-Ticket.
Dieser Ausweis ist kein Hexenwerk. Für einen
monatlichen Festbetrag kann der Azubi den
Nahverkehr im ganzen Land nutzen. In diesem
Zusammenhang möchte ich mich an alle Land-
tagsabgeordneten wenden. Sie werden dem-
nächst den Doppelhaushalt 2020/2021 im Land-
tag beschließen. Mit fast 12 Milliarden Euro
jährlich sind dies die größten Haushaltsvolumi-
na, die wir jemals hatten. In diesen jeweils fast
12 Milliarden Euro ist kein Cent für ein Azu-
bi-Ticket eingeplant. Liebe Abgeordnete, den-
ken Sie bitte, wenn Sie über den Haushalt be-
raten und abstimmen, an die jungen Menschen,
die unsere Zukunft sind. Falls es wirklich an der
Finanzierung liegt, habe ich einen Vorschlag:
Wir teilen die Kosten. Ein Drittel übernimmt
das Land, ein Drittel die Azubis und ein Drit-
tel das Ausbildungsunternehmen. Das müsste
doch machbar sein.

                                                                                                                                             Foto : Viktoria Kühne
   Der Außenhandel ist für unsere Wirtschaft von
existentieller Bedeutung. Dies sage ich vor allem
vor dem Hintergrund des anstehenden Brexits.
Auf der Rangliste der größten Exportländer für
sachsen-anhaltische Firmen steht Großbritan-
nien mit einem Volumen von über einer Milli-        AUS DEM GRUSSWORT VON MINISTERPRÄSIDENT DR. REINER HASELOFF
arde Euro auf Platz 2. Ein ungeregelter Brexit
wäre für uns ein Desaster. Deshalb brauchen wir
schnell klare Verabredungen und Verträge, wie       »Das Thema Azubi-Ticket
                                                    ist kein Tabu«
die Handelsbeziehungen zwischen uns und dem
Vereinigten Königreich künftig aussehen werden.
   Sehr große Sorgen macht mir die Lage im

                                                    S
Nahen und Mittleren Osten. Meine Damen und                achsen-Anhalt Ministerpräsident           tötete er einen jungen Mann in einem Dö-
Herren, ich sage hier ganz offen: Ich habe Angst,         Dr. Reiner Haseloff dankte in seinem      nerladen. »Das ist eine Sache, die man als
dass aus dem Konflikt zwischen den USA und                Grußwort den Unternehmerinnen und         Politiker nie erleben möchte«, sagte der Mi-
dem Iran ein Flächenbrand wird, der schnell         Unternehmern im Land für die geleistete Ar-     nisterpräsident.
auch andere Regionen erfassen kann. Dann ste-       beit und ihr Engagement für das Gemein-            "Wir müssen wachsam sein und unse-
he uns Gott bei.                                    wohl. Die Arbeitslosigkeit in Sachsen-Anhalt    re Stimme erheben gegen Antisemitismus,
   Wir können keine Konflikte gebrauchen, die       sei erneut gesunken und habe sich inner-        Rassismus und Fremdenfeindlichkeit und
Handelswege abschnüren und den Austausch            halb der vergangenen zehn Jahre auf das Ni-     alles dafür tun, dass so etwas nicht mehr
von Arbeitskräften einschränken. Sachsen-Anhalt     veau von Nordrhein-Westfalen halbiert. Dies     passiert", forderte Haseloff. »Wir dürfen uns
ist dringend auf ausländische Spezialisten ange-    sei eine Leistung, die sich unter anderem in    untereinander nicht aus dem Auge verlie-
wiesen. Hier müssen noch einige Hausaufgaben        hohen Steuereinnahmen widerspiegele und         ren und alleine lassen. Wir müssen als Ge-
gemacht werden. Vor allem das Fachkräfteein-        Basis für einen Landeshaushalt sei, der vie-    sellschaft eine Atmosphäre entwickeln, dass
wanderungsgesetz muss dringend nachgebessert        les möglich mache, betonte der Regierungs-      egal, in welche Situation man persönlich
werden. Wer anstelle eines Willkommengrußes         chef. »Dafür möchte ich Ihnen danke sagen.«     kommt, nie das Gefühl bekommt, durch ein
mit einer Defizitbescheinigung rechnen muss, in       "Vor uns liegen große Chancen und Her-        Netz zu fallen und auf Gedanken kommt,
der steht, was er alles noch nachholen muss, um     ausforderungen«, sagte Haseloff weiter. Sach-   die man sich nicht vorstellen kann.«
in Deutschland als vollwertige Arbeitskraft aner-   sen-Anhalt sei ein attraktiver Standort für        Zur Forderung von IHK-Präsident Klaus Ol-
kannt zu werden, den zieht es nicht unbedingt       Unternehmen. Fachkräfte und Auszubilden-        bricht nach einem Azubi-Ticket in Sachsen-
zu uns. Wir bemühen uns, Fachkräfte aus Kuba,       de hätten sehr gute Berufschancen.              Anhalt sagte Reiner Haseloff: »Das Thema ist
Vietnam und anderen Ländern nach Sachsen-             Haseloff erinnerte an das vergangene Jahr     kein Tabu. Wir haben sogar im Entwurf des
Anhalt zu holen und werden wegen Kleinigkei-        als ein Jahr, das politisch nicht immer ein-    Haushaltes einen Einstieg in der Größenord-
ten ausgebremst. Wenn sich der Unternehmer          fach gewesen sein. Als Beispiel nannte er den   nung von drei Millionen Euro vorgesehen. Es
und derjenige, der bei ihm gern arbeiten möch-      9. Oktober 2019 als ein antisemitisch und       ist vielleicht jetzt in den nächsten Wochen
te, einig sind, warum muss es da komplizierte       rechtsextremistisch motivierter Attentäter      möglich, daraus ein Konstrukt zu machen,
Regeln geben, die dies verhindern können?«          versucht hatte, am höchsten jüdischen Fei-      das der Bewältigung der Fahraufwendungen
                                                    ertag die mit mehr als 50 Gläubigen besetzte    in Richtung Berufsschule und Arbeitsort so
 Die Rede im Wortlaut finden Sie unter              Synagoge in Halle zu stürmen. Als er schei-     entsprechend organisieren hilft, dass es kein
 www.magdeburg.ihk.de, Dok.-Nr.: 4670464            terte, erschoss der 27-jährige Deutsche vor     Hinderungsgrund ist, einen Ausbildungsver-
                                                    dem Gotteshaus eine Passantin. Kurz darauf      trag zu unterschreiben.«

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AUS DER FESTREDE VON SIGMAR GABRIEL

     »Werden Verantwortung
     selber übernehmen müssen«
     Ehrengast und Festredner auf unserem Neujahrsempfang war Bundesmi-
     nister a. D. Sigmar Gabriel. Er ist einer der profiliertesten deutschen In-
     nen- und Außenpolitiker. In seiner Rede nahm er die Gäste mit auf eine
     Zeitreise durch die globale Wirtschafts- und Sicherheitspolitik.

     S
           igmar Gabriel begann seinen Exkurs in Venedig. Die Republik hatte jahr-
           hundertelang die Handelsachsen im Mittelmeer beherrscht. Mit der Ent-
           deckung des Seewegs nach Amerika verlor Venedig an Bedeutung, hatten
     sich doch die globalen wirtschaftlichen, politischen und militärischen Gewich-
     te massiv verschoben. Neue Mächte stiegen auf: Portugal, Spanien, England.
     »Merken wir, dass jetzt nach 600 Jahren das Gleiche passiert?«, fragte Gabri-
     el. »Nämlich, dass sich die wirtschaftlichen Achsen erneut verschieben? Dies-
     mal vom Atlantik in den Pazifik. 600 Jahre Europazentriertheit in der Welt und
     der Atlantik als Gravitationszentrum der Welt sind vorbei. Der Pazifik ist das
     neue Gravitationszentrum der Welt. Dort entstehen Länder, die mehr sein wol-
     len als ein billiger Marktplatz für die alten Kolonialherren. China hat 1,4 Mil-
     liarden Menschen, Indien die gleiche Bevölkerungszahl. Dort gibt es nicht nur
     Menschen, die Wirtschaftswachstum generieren. Sie wollen auch politisch und
     militärisch etwas zu sagen haben.«
        »Was wir erleben«, betonte Gabriel, »ist das Ende der Europazentriertheit. Das
     heißt nicht, dass wir das Ende Europas erleben. Aber die Welt, in die wir jetzt
     hineinwachsen, die wird eine andere sein als die Welt, die wir kennengelernt
     haben. Sie wird für uns Europäer anstrengender sein als bisher, weil wir bisher
     jemanden hatten, der sich um uns gekümmert hat, ganz wesentlich die Verei-
     nigten Staaten von Amerika. Das war unser Erfolgsmodell. Wir konnten uns um
     uns selber kümmern. Für den Rest der Welt hatten wir ein bisschen die Franzo-
     sen, ein bisschen die Briten und vor allem die Amerikaner.«
        Die Machtverschiebung vom Atlantik in den Pazifik, so Gabriel, führe dazu,
     dass sich auch die Vereinigten Staaten veränderten. »Sie gucken nicht mehr so
     sehr nach Europa, sie wollen nicht mehr so sehr eine europäische Macht sein.«
     Für sie wachse mit China ein neuer Konkurrent heran, auf den man sich mit al-
     ler Kraft konzentriere.
        »Wir merken auf einmal, wie das ist, wenn der Weltpolizist geht« zeigte
     Gabriel die Folgen auf. »Weil in das Vakuum, das die Amerikaner hinterlassen,
     nicht nur lauter Demokraten reingehen, sondern es wird von anderen gefüllt: Vom
     Iran. Von Russland. Manchmal von China. Und das wird uns hier herausfordern.«
        Für den jetzigen amerikanischen Präsidenten sei die Welt »eine Arena, eine
     Kampfbahn«. Nur der Stärkere setze sich durch. Allianzen seien egal. So würden
     auch die Russen und China denken. Chinas Seidenstraßeninitiative beispielswei-
     se sei keine sentimentale Erinnerung an Marco Polo. »Das ist eine große geo-
     politische Strategie um Macht und Einfluss.«
        Gabriel glaubt, dass zeitnah über die Frage entschieden wird, »ob wir Euro-
     päer in dieser Welt, in der uns andere testen, Bestand haben. Wenn wir nicht
     zusammenhalten und wenn wir keine gemeinsame Haltung in der Welt haben,
     dann werden die anderen in der Welt dafür sorgen, dass wir nach ihren Spiel-
     regeln leben. Die Frage, ob unsere Kinder und Enkel in dieser Welt von mor-
     gen noch souverän leben, ob sie entscheiden, wie sie leben wollen oder ob an-
     dere darüber entscheiden, wie sie zu leben haben, diese Entscheidung wird in
     den nächsten fünf bis zehn Jahren getroffen. Die zwanziger Jahre dieses Jahr-
     hunderts werden große Herausforderungen an uns stellen. Und sie werden an-
     strengend werden. Ich glaube nicht, dass wir den Leuten Angst machen müs-
     sen. Aber wir werden die Ärmel aufkrempeln müssen. Wir werden Verantwortung
     selber übernehmen müssen.«

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Fotos: Viktoria Kühne
                            Das IHK-Präsidium (v. l.):
     Adolf Fehse, Hans-Dieter Otto, Claudia Meffert, Ralf Luther, Nils Appelt,
      Ramona Miedl, Rolf Lay, Norbert Dierkes und Präsident Klaus Olbricht

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In der Fürst-Stolberg-Hütte in Ilsenburg fand am 28. November das 5. Wirtschaftsforum Harz statt. Das Thema des Abends lautete: »Wie kann Ostdeutschland auf-
holen?«. Über 300 Teilnehmer aus Wirtschaft, Politik und dem öffentlichen Leben nahmen teil.

300 Unternehmer beim Wirtschaftsforum
                                        von FRANK DRECHSLER
»Wie kann

                                        R
                                                  und 300 Harzer Unter-         Wirbel gesorgt. Im Rahmen des            betreffe. »Hier in Ostdeutschland
Ostdeutschland                                    nehmer aus Niedersach-        Wirtschaftsforums, wo Gropp be-          gibt es hingegen keine so großen
aufholen« lautete das                             sen, Sachsen-Anhalt und       reits das zweite Mal als Gastredner      Abhängigkeiten.«
Thema des jüngsten                                Thüringen waren am
                                        28. November 2019 zu Gast beim
                                                                                referierte, nahm er dazu Stellung.
                                                                                So sei die Produktivität in Ost-
                                                                                                                            Zur Förderpolitik äußerte sich
                                                                                                                         danach Sachsen-Anhalts Wirt-
Wirtschaftsforums                       Wirtschaftsforum in Ilsenburg.          deutschland auch 30 Jahre nach           schaftsminister Prof. Dr. Armin
Harz. In seiner                         Eingeladen hatten traditionell die      der Wende nach wie vor geringer          Willingmann, der betonte, dass
                                        drei Wirtschaftsclubs des Harzkrei-     und hinke mit 20 Prozent der in          die Landesregierung im ländlichen
nunmehr fünften                         ses - die Roland-Initiative Halber-     Westdeutschland hinterher.               Raum kein Füllhorn an Fördergel-
Auflage stand dabei                     stadt, der Industrieklub Quedlin-                                                dern ausschütten würde und das
                                        burg und der Wirtschafts-Club           Kaum Konzernansiedelungen                auch nicht vorhabe. So würde es
vor allem Sachsen-                      Wernigerode - gemeinsam mit den         in den neuen Bundesländern               beispielsweise keinesfalls eine För-
Anhalts Förderpolitik                   Wirtschaftsjunioren Harzkreis, der      Auch die Löhne seien geringer.           derung für eine Kindertagesstät-
                                        Kreisverwaltung des Landkreises         »Das reichste Bundesland Ost-            te auf dem Land geben. »Glauben
im Mittelpunkt.                         Harz und der Geschäftsstelle Wer-       deutschlands ist immer noch är-          Sie mir, wir wissen, wie man För-
Diese hatte Prof.                       nigerode der Industrie- und Han-        mer als das ärmste im Westen.            derungen sinnvoll einsetzt.« Einig
                                        delskammer Magdeburg.                   Zudem gibt es in den neuen Bun-          war sich der Minister mit Gropp
Reint E. Gropp vom                        Zunächst erörterte Gropp in sei-      desländern kaum Konzernansie-            darüber, dass der mit einem Be-
Leibniz-Institut für                    nem Fachvortrag, welche Unter-          delungen. Wenn Ostdeutsch-               völkerungsschwund einhergehen-
                                        suchungen er seinen Thesen zu           land aufholen will, dann muss es         de demografische Wandel nach
Wirtschaftsforschung                    Grunde legt. Der Wirtschaftspro-        schneller wachsen als der Westen.        wie vor eines der größten Prob-
in Halle Anfang dieses                  fessor und Präsident von Ost-           Ich bin nur dafür da, festzustellen,     leme sei. Großstädte seien zwar
                                        deutschlands renommiertestem            was Investitionen im ländlichen          attraktiv, hätten viel Zuzug und
Jahres zum Inhalt                       Wirtschaftsforschungsinstitut hat-      Raum kosten«, so Gropp, der aber         ließen die Städte wachsen. Aber
seiner bundesweit                       te empfohlen, künftig nur noch          auch die Meinung vertrat, dass           auch in ländlichen Gebieten kön-
                                        bevorzugt Ballungszentren zu för-       sich viele der Probleme und Un-          ne man der Abwanderung gezielt
umstrittenen und                        dern. Diese seien als urbane Räu-       terschiede auch von selbst lösen         etwas entgegensetzen. Dies zeige
heftig diskutierten                     me interessanter als ländliche, das     würden. So stünde der Autoindus-         sich am Beispiel von Wernigerode
                                        Geld in Großstädten effektiver an-      trie beispielsweise ein Struktur-        oder Clausthal-Zellerfeld. Investi-
Thesen gemacht.                         gelegt. Diese These und weitere         wechsel bevor, der vor allem Bal-        tionen in den Hochschul- bezie-
                                        Aussagen hatten bundesweit für          lungszentren in Westdeutschland          hungsweise Universitätsstandort

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lohnten sich. Solche Dinge sei-
en ein volkswirtschaftlicher Ef-
fekt. Ökonomisch zwar manch-
mal fragwürdig, politisch aber
durchaus sinnvoll, betonte Wil-
lingmann. Man könne nicht zu-
lassen, dass die Menschen ihre                        Der Goslarer Landrat
Heimat verließen, weil anders-           Thomas Brych betonte, dass die
wo die Lebensverhältnisse bes-         Förderpolitik in Niedersachsen und

                                                                                  Foto: Frank Drechsler
ser seien.                            Sachsen-Anhalt 30 Jahre nach dem
   In Hinblick auf Gropps Äuße-         Mauerfall ausgewogen sei. Das sei
rung zu Konzernansiedelungen               aber nicht immer so gewesen.
erklärte der Wirtschaftsminister,
dass die Ansiedelungen von Groß-
konzernen in der Tat nur sehr
bedingt gelängen. Er wolle da-
her vor allem kleine und mittel-
ständische Unternehmen fördern,
wenn diese sich in Sachsen-An-
halt ansiedelten, wofür wieder-
um Fachkräfte benötigt würden.
Willingmann unterstützt daher
ausdrücklich auch eine Zuwan-
derung. »Wenn wir dafür in Ost-
deutschland nicht attraktiv wer-           »Das reichste Bundesland Ost-

                                                                                  Foto: Frank Drechsler
den, dann arbeiten wir schlicht       deutschlands ist immer noch ärmer
und ergreifend am Thema vorbei.               als das ärmste im Westen.«
Wir brauchen Zuzug, um für die                       Prof. Reint E. Gropp
vorhandene Arbeit für genügend
Fachkräfte zu sorgen. Wenn wir
damit fremdeln, können wir den
Lebensstandard nicht halten. Las-
sen Sie uns also das tun, was wir
im Harz schon immer tun: Hier
sind wir freundlich. Lassen Sie die
Menschen zu uns kommen!«

Seilbahnen in Thale
sichern 400 Arbeitsplätze               »Glauben Sie mir, wir wissen, wie
Zum Abschluss des Forums disku-           man Förderungen sinnvoll ein-           Foto: Frank Drechsler

tierten Unternehmer aus der Re-                                    setzt.«
gion mit beiden Rednern. Pamela                        Wirtschaftsminister
Groll, geschäftsführende Gesell-            Prof. Dr. Armin Willingmann
schafterin der Seilbahnen Tha-
le GmbH, erklärte beispielsweise,
dass es ohne Förderungen nicht
möglich gewesen wäre, die Seil-
bahnen in Thale derart auszubau-
en. Danach seien in den Jahren
2008 bis 2018 die Besucherzahlen          Nils Appelt, Präsident des Wirt-
von 450.000 auf 710.000 gestie-       schaftsclub Wernigerode und Vize-
gen. Direkt und indirekt würden        präsident der IHK Magdeburg, be-
davon 400 Arbeitsplätze gesichert.      tonte, dass das Wirtschaftsforum
Ohne Förderung durch das Land           Harz auch weiterhin wirtschafts-
wäre das in der Kürze so nicht zu       nahe Themen präsentieren werde.
schaffen gewesen, so Groll. Und       Er freue sich, dass zur fünften Auf-
                                                                                  Foto: Frank Drechsler

investiert wird weiter. Dieses und       lage in Ilsenburg auch zahlreiche
nächstes Jahr insgesamt drei Mil-         Unternehmer aus Niedersachsen
lionen Euro.                                  der Einladung gefolgt seien.

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IHK-REGIONAL

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Workshop in der Bewerberwerkstatt

Mehr als 2.000 Besucher
bei der »hierbleiben.«
von JANINE KOSKA

Ü
        ber 2.000 Besucher informierten sich bei der                         Bewerbern führen. Auch Themen wie Unternehmens-
        »hierbleiben.« am 16. November 2019 in der                           nachfolge und Selbstständigkeit fanden großen An-
        Festung Mark über offene Stellenangebote                             klang bei den Gästen«, freute sich Susanne Dörrwand
in Sachsen-Anhalt und ließen sich von verschiede-                            von der IHK Magdeburg.
nen Vorträgen und Workshops rund um die The-                                   Die teilnehmenden Unternehmen betonten vor al-

                                                          80
men Karriere, Work-Life-Balance und Zufriedenheit                            lem die Qualität der Bewerber und die Atmosphäre
im Job inspirieren. Pünktlich um 10 Uhr öffnete das                          der Veranstaltung. Viele offene Stellen wurden an-
Tagungszentrum Festung Mark die Türen. Mehr als                              geboten und zahlreiche Gespräche mit potenziellen
80 regionale Unternehmen präsentierten sich auf                              Kandidaten konnten geführt werden. Viele Menschen,
der Jobmesse und lockten Fach- und Führungskräf-                             so wurde im Verlauf des Tages deutlich, suchen ihren
te mit spannenden Jobangeboten aus Sachsen-An-                               Lebensmittelpunkt in Sachsen-Anhalt und möchten
halt in die Festung Mark.                                   regionale        gerne hierbleiben oder wieder zurückkommen. Die

                                                         Firmen
   Für Bewerber und Netzwerker war ein umfangrei-                            Jobplattform www.hierbleiben-jobs.de ist ein An-
ches Rahmenprogramm mit Interviews, Karrieretipps,                           gebot für Stellenanbieter und Stellensuchende in
Job-Speeddatings sowie Vorträgen von spannenden                              Sachsen-Anhalt. Hier können die Vakanzen ganz-
Gästen und Speakern vorbereitet.                                             jährig eingestellt und beworben werden. Die nächs-
   Großen Zulauf hatte auch die Fläche der Indus-       präsentierten sich   te »hierbleiben« wirft bereits ihren Schatten voraus.
trie- und Handelskammer und der Handwerkskam-                                Am 14. November 2020 findet das nächste Jobevent
mer, die sich eine Partnerfläche teilten. »Unglaub-     auf der Jobmesse     unter dem Motto »Nationale Reichweite für die bes-
lich, was wir für einen großen Zulauf hatten. Bereits                        ten Jobs in Sachsen-Anhalt« statt.
am Vormittag, an einem Samstag, konnten wir vie-
le Gespräche mit interessierten Bewerberinnen und                             Mehr Informationen unter www.hierbleiben-jobs.de

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UNTERNEHMENSUMFRAGE, INFORMATIONSBLATT UND CHECKLISTE ZU EU-VORSCHRIFTEN

Wirtschaft warnt vor Innovationsbremsen
bei Medizinprodukten
von DR. PHILIPP WIEN

W      enn am 26. Mai 2020 die EU-Verord-
       nung 2017/745 (MDR) und zwei Jahre
später die EU-Verordnung 2017/746 unmittel-
                                                    Medizinprodukte zu sorgen. Die Erhebung
                                                    macht jedoch klar, dass sie zusätzliche Bü-
                                                    rokratie verursachen und den Marktzugang
                                                                                                         produziert werden, warnt Achim Dercks: »Wir
                                                                                                         sehen die Gefahr, dass vor allem viele kleinere
                                                                                                         Hersteller Probleme mit dem Marktzugang für
bar geltendes Recht in allen Mitgliedstaaten        vor allem für kleine und mittlere Anbieter er-       ihre Produkte bekommen werden.«
wird, ist eine nationale Umsetzung nicht er-        schweren. Letztlich bangt jedes dritte Medi-            Etwa ein Drittel der von DIHK und Spectaris
forderlich. Dennoch würde der DIHK ein An-          zintechnikunternehmen um seine Existenz und          befragten Betriebe, die ihre Produkte gemäß
passungsgesetz positiv bewerten, sofern es zur      die Versorgung der Patienten wird erheblich          der MDR höher klassifizieren müssen, plant be-
Rechtsklarheit beiträgt. Dem nun vorliegenden       ausgebremst.                                         reits, die Produkte vom Markt zu nehmen. Ein
Referentenentwurf gelingt dies nach Einschät-         Konkret bewirken die Verordnungen, dass            weiteres Drittel hat sich noch nicht festgelegt,
zung des DIHK jedoch nur unzureichend. In           immer mehr Unternehmen bei einer "Benann-            ob es sein Produktportfolio bereinigen wird.
seiner Stellungnahme vom 20. September 2019         ten Stelle" eine Zulassung für ihre Medizinpro-         Ein großes oder sehr großes Problem sehen
verweist der DIHK                                                                                                                          drei Viertel der Be-
darauf, dass insbe-                                                                                                                        fragten in der un-
sondere viele kleine                                                                                                                       klaren Rechtslage
und mittlere Unter-                                                                                                                        rund um die MDR –
nehmen der Medi-                                                                                                                           schließlich ist bei ei-
zinproduktebranche                                                                                                                         nigen Produktkate-
vor enormen Her-                                                                                                                           gorien immer noch
ausforderungen ste-                                                                                                                        unklar, welchen Ri-
hen, um die neuen                                                                                                                          sikoklassen sie am
europäischen Anfor-                                                                                                                        Ende zugeordnet
derungen zu erfül-                                                                                                                         werden.
len. Daher dürfe die                                                                                                                         »Was die vielen
deutsche Umset-                                                                                                                            mittelständischen
zung keine zusätz-                                                                                                                         Firmen jetzt brau-
lichen Belastungen                                                                                                                         chen, ist die Zuver-
für die Betriebe zur                                                                                                                       sicht, auch in Zu-
Folge haben.                                                                                                                               kunft ihre Produkte
   Wegen neuer EU-                                                                                                                         auf den Markt brin-
Regulierungen rech-                                                                                                                        gen zu können",
nen fast 80 Prozent                                                                                                                        fordert Dercks. "Da-
der Medizintechnik-                                                                                Foto: DOC RABE Media - stock.adobe.com  für ist die Unter-
unternehmen hier-                                                                                                                          stützung der Poli-
zulande nach einer                                                                                                                         tik notwendig. Nur
Anfang 2019 veröf-                                                                                                                        so lässt sich sowohl
fentlichten Umfrage mit erheblichen Schwie-         dukte beantragen müssen. Doch: »75 Prozent das Patientenwohl als auch die Innovations-
rigkeiten, künftig innovative Produkte auf den      der Unternehmen klagen schon heute unter kraft der Industrie sichern.« Die Politik solle
Markt zu bringen. Der DIHK sieht die Patien-        anderem über zu lange Wartezeiten von der deshalb praktikablere Übergangsphasen, einen
tenversorgung in Gefahr.                            Antragstellung bis zur Zertifizierung«, berich- Bestandsschutz für bewährte Altprodukte und
   Gemeinsam mit dem Industrieverband Spec-         tet der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäfts- Sonderregelungen für Nischenprodukte umset-
taris hatte der DIHK die Unternehmen der            führer Achim Dercks.                                 zen, so sein Appelt. Die Checkliste, den Leit-
Branche nach den Auswirkungen von zwei                Zudem gibt es in Europa schlichtweg noch faden und das Umfrageergebnis sind im De-
Ende Mai 2017 in Kraft getretenen EU-Vor-           zu wenige »Benannte Stellen«, um in Zukunft tail dem IHK-Internet www.magdeburg.ihk.de,
schriften gefragt, die in näherer Zukunft wirk-     Medizinprodukte nach den neuen EU-Verord- Dok.-Nr.: 4649156 zu entnehmen.
sam werden sollen: die EU-Verordnung zu             nungen zuzulassen. Und auch die geringe Per-
Medizinprodukten (MDR) nach einer Über-             sonaldecke bei den »Benannten Stellen« ist ein Ansprechpartner
gangsfrist von drei Jahren und die EU-Ver-          Problem.                                             Deutscher Industrie- und Handelskammertag
ordnung zur In-vitro-Diagnostik (IVDR) nach           Wenn die neuen EU-Verordnungen zur An- Dr. Philipp Wien
fünf Jahren.                                        wendung kommen, könnten lebenswichtige Referatsleiter Gesundheitswirtschaft
   Das – richtige und wichtige – Ziel dieser        Nischenprodukte – etwa Medizinprodukte für Tel.: +49 30 20308 1116
Vorschriften ist es, für sichere und verlässliche   Kinder – womöglich nicht mehr wirtschaftlich Mail: wien.philipp@dihk.de

DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 1/20                                                                                                                            33
MELDUNGEN

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Vorstellung der Willkommensbroschüre der Gründerstadt Magdeburg (v.l.): Simon Reinle, Hochschule, Anne-Kathrin Frisch, Hochschule, Claudia Meißner, Hoch-
schule, Dr. Stefan Schünemann, IGZ Magdeburg, Jörg Böttcher, Stadt Magdeburg, Rainer Nitzsche, Stadt Magdeburg, Dörte Werner, IHK Magdeburg, Dorit Zieler,
HWK Magdeburg, Thomas Kuczora, IHK Magdeburg, Susanne Eva Dörrwand, IHK Magdeburg. Jonas Crakau, Otto-von-Guericke-Universität

EXISTENZGRÜNDUNG UND -FÖRDERUNG

Neue Willkommensbroschüre für Gründende
Eine Willkommensbroschüre für Gründen-              für die Industrie- und Handelskammer Mag-            Willkommensbroschüre ist ab sofort im Ge-
de in Magdeburg ist erschienen. Sie ist             deburg und die Handwerkskammer Magde-                schäftsbereich Handel/Dienstleistungen und
eine Initiative des Netzwerks »Gründerstadt         burg, Hochschulen, Finanzinstitute, Gründer-         Unternehmensförderung der IHK Magdeburg
Magdeburg«.                                         zentren und -initiativen sowie privater Träger.      erhältlich.
                                                      Aber auch Gutscheine für einen kostenlo-                                          Dörte Werner
Die Broschüre informiert über zahlreiche Bera-      sen Monat mit Telefon- und Internetversor-
tungs- und Veranstaltungsangebote in Mag-           gung, für ein Paket kostenloses Kopierpapier
deburg. Um den Gründenden einen Mehr-               oder für eine Schnupperwoche im Cowor-                  IHK-ANSPRECHPARTNERIN
wert auf ihren Weg in die Selbständigkeit zu        king-Space finden sich in dem Heft. Vergüns-          Dörte Werner
bieten, verfügt das Heft über attraktive Gut-       tigte Grafikleistungen oder kostenfreie Semi-         Tel.: 0391/5693-194
scheine. Dazu gehören Beratungsgutscheine           nare runden das Gutscheinangebot ab. Die              doerte.werner@magdeburg.ihk.de

ENERGIEPOLITIK

Kompromiss zum Klimapaket bestätigt
Bundestag und Bundesrat haben noch im               Tonne Kohlendioxid nun 25 Euro im Jahr 2021          Um die Belastung zu kompensieren, will die
Dezember den im Vermittlungsausschuss               kosten. In den Folgejahren steigen die Zerti-        Bundesregierung die EEG-Umlage mit den Ein-
gefundenen Kompromiss zum steuerlichen              fikatspreise auf bis zu 65 Euro im Jahr 2026.        nahmen aus der CO₂-Bepreisung senken. Aller-
Teil des Klimapaketes bestätigt. Der Weg            Ab 2027 soll sich der Preis dann am Markt            dings sind sich Juristen darin uneinig, ob das
ist damit frei für die steuerliche Förderung        bilden. Auf ein Logistikunternehmen mit 35           mit dem EU-Recht vereinbar ist.
der Gebäudesanierung, die höhere Pendler-           Lastkraftwagen kommen damit Zusatzkosten
pauschale und die Absenkung der Umsatz-             von 80.000 Euro für das Jahr 2021 zu. Bei ei-                                          Kathleen Ardelt
steuer auf Bahntickets.                             nem Zertifikatspreis von 10 Euro die Tonne wä-
                                                    ren es rund 32.000 Euro gewesen. Insgesamt
Die vereinbarten Änderungen bei der CO₂-            entstehen für den Betrieb bis 2026 Mehrbe-              IHK-ANSPRECHPARTNERIN
Bepreisung müssen im kommenden Jahr noch            lastungen aus der CO₂-Bespreisung von rund            Kathleen Ardelt
im Brennstoffemissionshandelsgesetz (BEHG)          780.000 Euro. Für 2021 rechnet die Bundesre-          Tel.: 0391/5693-451
umgesetzt werden. Anstatt 10 Euro soll die          gierung mit Einnahmen von ca. 5,4 Mrd. Euro.          ardelt@magdeburg.ihk.de

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Wirtschaftsticker
                                                    Sprechtage zur
    +++ Meilenstein für den geplanten
    »E-Mobility-Campus« am Standort Mag-
                                                    Digitalisierung 2020
    deburg-Barleben: Rund ein Jahr nach der
    Übernahme durch die japanische HORI-
    BA-Gruppe baut der Batterie- und Brenn-
    stoffzellenspezialist HORIBA FuelCon seine
                                                    D    ie Industrie- und Handelskammer
                                                         Magdeburg wird auch in diesem
                                                                    Termine 1. Halbjahr
                                                    Jahr zusammen mit der Handwerkskam-
    Produktionsstätte kräftig aus. Der Anla-        mer Magdeburg wieder Sprechtage rund
    genbauer wird bis Ende 2021 rund 30 Mil-        um das Thema Digitalisierung durchfüh-
                                                                                                              06. Februar
    lionen Euro in einen Neubau im Techno-          ren. In der Reihe »Kammern vor Ort« wer-                  in Gardelegen
    logiepark Ostfalen in Barleben (Landkreis       den in verschiedenen Regionen individuel-
    Börde) investieren. Dadurch soll die Zahl       le Beratungsgespräche angeboten. Ziel der                 12. März
    der Beschäftigten von aktuell 110 auf bis       Beratung ist es, Chancen und Möglichkei-                  in Staßfurt
    zu 360 steigen. +++                             ten der Digitalisierung aufzuzeigen. Zu-
                                                    dem erhalten Sie ausführliche Informati-                  21. April
    +++ Startschuss für Erweiterung: In Farn-       onen zu Förderprogrammen.                                 in Blankenburg
    städt (Saalekreis) ist der offizielle Spaten-     Da es sich um Einzelgespräche handeln
    stich für den Ausbau der Schmitz Fire &         wird, bitten wir um eine Voranmeldung.                    14. Mai
    Rescue GmbH gesetzt worden. Das Unter-
    nehmen hat rund 30 Beschäftigte und ist
                                                                                                              in Salzwedel
    auf Produktion und Instandhaltung von             IHK-ANSPRECHPARTNER
    Löschfahrzeugen und -systemen spezia-           Tobias Mahlo
                                                                                                              19. Juni
    lisiert. In die Erweiterung investiert der      Tel.: 0391/5693-154
                                                                                                              in Magdeburg
    Mittelständler rund 2,6 Mio. Euro. +++          tobias.mahlo@magdeburg.ihk.de

    +++ Das Wirtschaftsministerium unter-
    stützt den Bau einer zusätzlichen Anbin-
    dung des Weißenfelser Industrie- und Ge-
    werbegebietes »Am Schlachthof« an das
    überregionale Straßennetz. Den Förder-                                IMAGEVIDEO
    bescheid über gut 1,8 Millionen Euro hat
    Minister Prof. Dr. Armin Willingmann an                               PRODUKTVIDEO
    Oberbürgermeister Robby Risch über-
    reicht. Die Stadt investiert insgesamt drei
                                                                          RECRUITINGVIDEO
    Millionen Euro in den Neubau der Stra-
    ße »Am Löbicken Anger«, um das Gewer-
                                                                          EVENTVIDEO
    begebiet mit den derzeit acht, überwie-
    gend transportintensiven Unternehmen
    auch nördlich an die Bundesstraße 91 an-
    zubinden. +++

    +++ Als erste Einrichtung der Bundes-In-
    itiative »Mittelstand-Digital« in den neu-
    en Ländern erweitert das »Mittelstand
    4.0-Kompetenzzentrum Magdeburg« seine
    Angebote um das Zukunftsfeld »Künstliche
    Intelligenz und Maschinelles Lernen«. Ab
    sofort unterstützen so genannte KI-Trainer
    den heimischen Mittelstand bei der Iden-
    tifikation von Anwendungsfeldern. Ziel ist
    es, kleine und mittlere Unternehmen aus
    Industrie und Handwerk für die techno-                                    WIR BEWEGEN IHR UNTERNEHMEN UND IHRE KUNDEN …
    logischen und wirtschaftlichen Potenzia-                                … durch eine zielgruppengerechte, individuelle Ansprache und Präsentation.
                                                                            Denn gerade Videos haben das Potenzial im zeitgemäßen Sinne authentisch,
    le von KI zu sensibilisieren sowie konkre-
                                                                                            informativ und unterhaltsam zugleich zu sein.
    te Anwendungsbeispiele aufzuzeigen. Zum
    kostenfreien Angebot gehören individuelle
    Sprechstunden, Workshops, Seminare und
    Vorträge. +++                                                            Kontakt: Rosa Mundstock · E-Mail: rosa.mundstock@jhm-verlag.de · Tel.: 0531 3900-582

DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 1/20                                                                                                                                 35
IHK-INTERNATIONAL

                    Die Erfinder der Administration
                    entdecken die Digitalisierung
                    von JAN NOETHER

                    Ä
                           gypten steht für 5.000 Jahre Hoch-        und nahm mit der Unterzeichnung der Ko-            Industriezonenprojekt am Suezkanal. Wäh-
                           kultur, für eine Vielzahl von Erfindun-   operationsvereinbarung mit dem Internatio-         rend die Kritiker dieser Projekte eine besse-
                           gen und in Konsequenz dessen, für ei-     nalen Währungsfonds seinen Anfang. Große           re, sozialgerechtere Verwendung der für diese
                    nen administrativen Ansatz, der seinesgleichen   Reformanstrengungen gepaart mit sogenann-          Projekte eingesetzten Mittel anführen, so gibt
                    sucht. Ganz egal, welche Themen zu erledi-       ten Megaprojekten wurden angeschoben, ent-         es eine Vielzahl von Befürwortern, die einen
                    gen sind, es wird Papier bewegt, Stempel an-     sprechende Finanzierungspakete geschnürt,          Ausbau der Infastruktur für dringend notwen-
                    gebracht und wenn irgendwie möglich, eine        Benchmarks gesetzt und nicht zuletzt regio-        dig erachten, um den zukünftigen Herausfor-
                    Legalisierung der Dokumentation abgefordert.     nale Freihandelsvereinbarungen forciert. Heute,    derungen einer regionalen Handels-/ und In-
                    Der Betrachter zuckt hilflos mit den Schul-      drei Jahre später, gilt Ägypten als das Muster-    vestitionsplattform gerecht zu werden.
                    tern und notiert, dass die Armee von Boten       land der IMF-Zusammenarbeit und tatsächlich        Neue Industriezonen erfüllen nicht nur die
                    über die richtigen Kontakte verfügt, um eini-    sorgen die volkswirtschaftlichen Rahmendaten       Kriterien der logistischen Perfektion bis hin
                    germaßen reibungslose Abläufe zu garantie-       für freundliche Gesichtsausdrücke der ägypti-      zur direkten Anbindung an moderne Ha-
                    ren. Und wenn die Prozesse dennoch ins Sto-      schen Regierungsvertreter. Das Bruttoinlands-      fenanlagen, überregionale Highways und
                    cken geraten, gibt es grundsätzlich jemanden,    produkt nahm auf stabile 5,6 Prozent zu, der       Schienennetze, es fließen darüber hinaus Ge-
                    der den oder die Entscheider persönlich kennt.   Außenhandel und auch das auf Ägypten aus-          danken zu Themen wie Clusterorientierung,
                    Dem Willen der Regierung folgend, gehört die-    gerichtete Investitionsvolumen der internatio-     Industrie 4.0, Digitalisierung oder aber Voca-
                    se Abwicklung bald der Vergangenheit an –        nalen Wirtschaft wächst stetig, die strategische   tional Training Maßnahmen in die Standort-
                    der in Ägypten fortschreitenden Digitalisie-     Ausrichtung als »Gateway to Africa« scheint        überlegungen mit ein.
                    rung sei Dank.                                   aufzugehen. Hierbei spielen die teilweise um-
                                                                     strittenen Großprojekte der ägyptischen Re-        Neue Verwaltungshauptstadt mit
                    Reformanstrengungen gepaart mit                  gierung eine nicht unwesentliche Rolle. Über       intelligentem Nahverkehrssystem
                    sogenannten Megaprojekten                        die Notwendigkeit der Errichtung einer neu-        Noch deutlicher werden die erwarteten, ad-
                    Die neue Zeitrechnung der wirtschaftlichen       en administrativen Hauptstadt wird genau-          ministrativen Erleichterungen bei der Be-
                    Entwicklung Ägyptens begann Ende 2016            so viel diskutiert wie über ein gigantisches       trachtung der neuen Verwaltungshauptstadt.
                                                                                                                        Diese ist in verschiedene Stadtteile aufgeteilt,
                                                                                                                        die unterschiedliche Zwecke erfüllen. Gleich,
                                                                                                                        ob es sich hierbei um den ägyptischen Verwal-
                                                                                                                        tungsbezirk, die internationalen Botschaften,
                                                                                                                        den Wirtschafts- oder den Residential-Teil
                                                                                                                        der Stadt handelt, es fließen ökologische,
                                                                                                                        nachhaltige Megathemen genauso in diese
                                                                                                                        Projekte ein, wie etwa Breitbandanbindung
                                                                                                                        oder intelligente Nahverkehrssysteme. Wenn
                                                                                                                        wir heute daran verzweifeln, dass verschiede-
                                                                                                                        ne, in wirtschaftliche Entscheidungen einge-
                                                                                                                        bundene Behörden buchstäblich im Verkehr
                                                                                                                        steckenbleiben, so träumen wir von eGovern-
                                                                                                                        ment, eTax und eCustoms. Visionen, die nach
                                                                                                                        dem Wunsch der Regierung bald Realität
                                                                                                                        werden sollen. Und wenn die Ägypter viele
                                                                                                                        Stärken haben, so ist deren Termintreue un-
                                                                                                                        schlagbar.
                      Jan Noether,
                      Geschäftsführer der                                                                               Knapp eine Million
                      Deutsch-Arabischen                                                                                Verwaltungsangestellte ziehen um
Foto: AHK Ägypten

                      Industrie- und                                                                                    Mitte des kommenden Jahres werden knapp
                      Handelskammer                                                                                     eine Million Verwaltungsangestellte in die
                                                                                                                        neue, administrative Hauptstadt umziehen.

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Foto: AHK Ägypten
In Ägypten hat eine neue wirtschaftliche Zeitrechnung begonnen. Große Reformanstrengungen gepaart mit Megaprojekten wurden angeschoben.

Egal, ob die geplanten Nahverkehrssysteme
bis dahin realisiert werden oder eben nicht.
Der Umzug steht und es werden weitere fol-                          Kontakte
gen – fünf Millionen Menschen wird diese
neue Verwaltungshaupstadt direkt neben                              Kairo Büro - Hauptsitz                     Alexandrien Büro
Kairo beherbergen und nebenbei auch den                             21, Soliman Abaza St. off Jamet El Dowal   7, El Fardos Street Alfa Scan Building 4,
höchsten Wolkenkratzer Afrikas – von chi-                           El Arabia St. Mohandessin                  2nd Floor
nesischen Baugesellschaften errichtet. Und                          Cairo, Egypt                               Semouha, Alexandria, Egypt
wenn wir davon ausgehen, dass es sich hier-                         Tel: (+202) 3 336 8183                     Tel. and Fax: (+203) 4273338
bei lediglich um eines von 14 angeschobe-                           Fax: (+202) 3 336 8786 / 8026              E-Mail: yasmine.kandil@ahk-mena.com
nen Satellitenstädte-Projekten handelt, dann                        E-Mail: info@ahk-mena.com
lässt sich erahnen, welche Projektvolumen
unsere ägyptischen Freunde zu stemmen in                            Deutsch-Arabische Industrie- und           Suez-Kanal Region Büro:
der Lage sind.                                                      Handelskammer (AHK Ägypten)                135, Orabi and Misr St.
Alles wird gut oder wie ein altes, ägyptisches                      Liaison-Office Berlin                      Ismailia, Egypt
Sprichwort zum Ausdruck bringt: »Alles fürch-                       Charlottenstr. 16                          Tel: (+20) 64 391 5534
tet sich vor der Zeit, aber die Zeit fürchtet sich                  10117 Berlin                               Fax: (+20) 64 392 1902 / 391 3440
vor den Pyramiden.«                                                 Tel: 0049 (0)30 20648175 / -177            E-Mail: ismailia@ahk-mena.com
Und sollten Ihre Ägypten-Themen stecken-                            Fax: 0049 (0)30 20648178
bleiben, so gibt es in Kairo die Deutsch-Arabi-                     E-Mail: info@global-project-partners.de
sche Industrie- und Handelskammer seit mitt-
lerweile 68 Jahren.

DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 1/20                                                                                                                        37
Foto: IHK Magdeburg
                      Die Delegation aus Samara vor dem IHK-Gebäude in Magdeburg

                      Besuch von der Wolga
                      Russische Mittelständler zu Kooperationsgesprächen in Magdeburg
                      E   ndlich möchte man sagen. Nach gut zwölf
                          Jahren Zusammenarbeit mit der Region Sa-
                      mara weilte im Dezember erstmalig eine Un-
                                                                        beeindruckenden Lichterwelt, obwohl das na-
                                                                        türlich auch ein Highlight war, sondern vor
                                                                        allem von der Vielfalt, Leistungsstärke und
                                                                                                                        Küchenmöbel GmbH oder der AMAS CNC-Zer-
                                                                                                                        spanungs GmbH überzeugen. Einen Höhepunkt
                                                                                                                        stellte die Kooperationsbörse am 3. Dezember
                      ternehmerdelegation aus der Wolgametropole        Innovationskraft unserer klein- und mittel-     in der IHK Magdeburg dar, zu der IHK-Präsi-
                      zu Besuch bei uns in Sachsen-Anhalt.              ständischen Unternehmen. Davon konnten          dent Klaus Olbricht über 40 Teilnehmer be-
                        Angetan waren die Delegationsteilneh-           sie sich u. a. beim Besuch der Elektromotoren   grüßen konnte. In lockerer Atmosphäre wur-
                      mer nicht nur vom Weihnachtsmarkt und der         und Gerätebau Barleben GmbH, der Burger         den neue Bekanntschaften geschlossen und
                                                                                                                        Möglichkeiten einer Zusammenarbeit zwischen
                                                                                                                        den Unternehmen beider Regionen besprochen.
                                                                                                                          »Wir waren bestimmt nicht zum letzten Mal
                                                                                                                        hier«, versicherte Sergej Sidorow, Präsident des
                                                                                                                        Gemeinnützigen Entwicklungsfonds »Wissen«
                                                                                                                        der Region Samara. Im Januar wird die Wol-
                                                                                                                        garegion erstmal mit einem eigenen Gemein-
                                                                                                                        schaftsstand auf der Internationalen Grünen
                                                                                                                        Woche in Berlin vertreten sein, und im Mai
                                                                                                                        2020 wird wieder eine Unternehmerdelega-
                                                                                                                        tion unter Leitung der IHK Magdeburg nach
                                                                                                                        Samara reisen. Interessierte Unternehmen sind
                                                                                                                        dazu herzlich eingeladen.
Foto: IHK Magdeburg

                                                                                                                          IHK-ANSPRECHPARTNER
                                                                                                                        Andreas Kerzig
                                                                                                                        Tel.: 0391/5693-146
                      Angeregte B2B-Gespräche während der Kooperationsbörse                                             kerzig@magdeburg.ihk.de

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ERGEBNISSE DER UMFRAGE AHK WORLD BUSINESS OUTLOOK GEBEN PROGNOSE FÜR 2020

Mehltau auf dem Welthandel
Die deutschen Unternehmen im                                              befragten Unternehmen die Wirtschaftspolitik in den jeweiligen Län-
Ausland erwarten für das kommende                                         dern als Hindernis für die eigenen Geschäfte. Zu den weiteren Risi-
                                                                          ken zählen der Umfrage zufolge neue Handelsbarrieren – neben Zöllen
Jahr keine Verbesserung der                                               etwa auch zusätzliche Zertifizierungen oder die Bevorzugung einhei-
internationalen Konjunktur. Das geht                                      mischer Betriebe.
                                                                            »Das alles liegt wie Mehltau auf dem Welthandel«, resümiert der
aus den Antworten von rund 3.700                                          DIHK-Außenwirtschaftschef. Erstmals seit der Finanzmarktkrise stag-
Mitgliedsunternehmen der deutschen                                        niere der internationale Handel von Gütern und Dienstleistungen na-
                                                                          hezu. (DIHK-Prognose Wachstum Welthandel 2020: 1,0 Prozent; lang-
Auslandshandelskammern, Delegationen                                      jähriges Wachstum: 5,6 Prozent).
und Repräsentanzen (AHKs) im neuen                                          Eine Besserung ist nach seiner Einschätzung nicht in Sicht: »Die Um-
                                                                          frage zeigt, dass das Geschäft der international agierenden deutschen
»AHK World Business Outlook« hervor.                                      Unternehmen von diesen Entwicklungen nicht unberührt bleibt. Die Ge-
                                                                          schäftserwartungen gehen deutlich zurück, auch Investitionen und Be-
»Die Umfrageergebnisse zeigen, dass die Geschäfte insbesondere auf-       schäftigung der deutschen Unternehmen vor Ort werden eingeschränkt.«
grund von Handelskonflikten noch schwieriger werden«, berichtet Vol-        Für die deutschen Exporte 2020 bedeutet das erstmals seit der Fi-
ker Treier, Außenwirtschaftschef des Deutschen Industrie- und Han-        nanzmarktkrise 2009 einen leichten Rückgang (DIHK-Prognose Ex-
delskammertages (DIHK). »Die Investitions- und Beschäftigungspläne        portwachstum 2020: minus 0,5 Prozent).
der deutschen Unternehmen im Ausland werden demzufolge zusam-
mengestrichen.« Nur 17 Prozent der Umfrageteilnehmer erwarteten
eine Verbesserung der Konjunktur vor Ort, mehr als jedes dritte Unter-    Alle Weltregionen betroffen
nehmen rechne dagegen mit einer Verschlechterung der Konjunktur,          Eine Abkühlung der Wirtschaft zeigt sich laut Treier in allen Weltregi-
so der DIHK-Außenwirtschaftschef.                                         onen: »In China, in den USA und in vielen Industrieländern berichten
                                                                          die Unternehmen von einer langsamen Gangart.« Von der Konjunktur-
                                                                          schwäche seien aber auch Schwellenländer in Asien erfasst. In Südame-
Konjunkturerwartungen auf                                                 rika führten die weltweite wirtschaftliche Abkühlung und nicht zuletzt

Allzeittief                                                               auch politische Entwicklungen in vielen Ländern zu einem jähen Ende
                                                                          des kurzen konjunkturellen Auftriebs.
Und: »Der Konjunktursaldo aus Besser- und Schlechter-Bewertungen             Fazit: »Keine Region zeichnet sich derzeit als zukünftiger Wachs-
ist mit minus 19 Punkten regelrecht eingebrochen.« In der Vorgänger-      tumstreiber ab.« Die Konjunkturerwartungen gingen auf allen Konti-
umfrage vom Frühsommer 2019 hatte er noch bei minus 3 Punkten             nenten zurück. Das sorge weltweit für Zurückhaltung bei Investitio-
gelegen. Der aktuelle Saldo sei der »mit Abstand schlechteste Wert seit   nen und einer geringeren Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen
Beginn der Umfrage 2015«, betont Treier.                                  – auch aus Deutschland.
   Auf Basis dieser Einschätzungen gehe der DIHK davon aus, dass das
ohnehin schwache weltwirtschaftliche Wachstum von rund 3 Prozent
in diesem Jahr auch 2020 nicht höher ausfallen werde (DIHK-Prog-          Faire und verlässliche Regeln
nose für das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts weltweit 2020: 3,0        Volker Treier sieht »den Wirtschaftsstandort und viele Arbeitsplätze
Prozent; langjähriger Schnitt: 3,6 Prozent).                              hierzulande direkt betroffen«. Die deutschen Betriebe seien auf faire
                                                                          und verlässliche Regeln im internationalen Handel sowie auf funktio-
                                                                          nierende Lieferketten angewiesen. »In dieser Zeit muss Europa geeint
Protektionismus und                                                       nach vorne gehen und die Vorteile eines regelbasierten Welthandels

Handelskonflikte »wie Mehltau«                                            deutlich machen«, mahnt der DIHK-Außenwirtschaftschef. »Aus Sicht
                                                                          der deutschen Wirtschaft muss die neue EU-Kommission moderne und
  Der Grund für die gedrosselte Weltkonjunktur sei »in erster Linie ein   umfassende EU-Handelsabkommen mit möglichst vielen Partnern in
gelähmter Welthandel«. Zölle, die Diskriminierung ausländischer Wett-     der Welt ganz oben auf die politische Agenda setzen«, so Treier weiter.
bewerber, Wirtschaftssanktionen sowie der nahende Brexit bremsten         »Die EU muss sich in den kommenden Jahren bei Handelsstreitigkeiten
den Warenaustausch, verursachten hohe Kosten für Unternehmen und          mehr denn je als geschlossener Block gegenüber anderen Wirtschafts-
einen enormen bürokratischen Aufwand.                                     mächten wie den USA und China behaupten und dabei selbst weltweite
  Zuletzt hätten sich zu einem immer schwieriger werdenden Handel         faire Standards für offene Märkte und regelbasierten Handel setzen.«
die Streitigkeiten zwischen den USA und China oder auch die jüngs-
ten Zollerhöhungen der USA gegenüber der EU gesellt. Treier: »All dies     Die Umfrageergebnisse stehen Ihnen zum Download unter
schürt bei den Unternehmen die Verunsicherung über die Zukunft in          www.magdeburg.ihk.de, Dok.-Nr.: 4626312 zur Verfügung.
globalen Lieferketten – mit der Folge, dass sie Investitionen zurück-
halten.« Dem World Business Outlook zufolge betrachtet die Hälfte der                                                           Quelle: DIHK e.V.

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