Der Markt "Wir werden Verantwortung selber übernehmen müssen" - IN MITTELDEUTSCHLAND - IHK ...
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Der Markt I N M I T T E L D E U T S C H L A N D Mitteilungen der Industrie- und Handelskammer Magdeburg 1/ 2 0 2 0 »Wir werden Verantwortung selber übernehmen müssen« FESTREDNER SIGMAR GABRIEL BEIM IHK-NEUJAHRSEMPFANG 2020
EDITORIAL Foto: Dirk Mahler wir haben als Industrie- und Handelskammer Es ist zu erwarten, dass eine zunehmende unserem Fokus. Die IHK Magdeburg begrüßt Magdeburg lange und sehr intensiv darüber Zahl von Auszubildenden die Anforderungen ausdrücklich die Verabschiedung der Digita- nachgedacht, wie wir unseren Kindern und Ju- nicht mehr bewältigen kann. Die abnehmende len Agenda durch die Landesregierung. Jedoch gendlichen möglichst gute Startbedingungen Ausbildungsfähigkeit der Schulabgänger führt bleiben Fragen hinsichtlich der Konkretisierung für ihr Leben ermöglichen können. dazu, dass immer mehr Unternehmen Ausbil- und zeitlichen Vorgaben offen. An dieser Stelle möchte ich mich bei allen be- dungsplätze nicht besetzen können. Wir aber Wir fordern eine transparente Fortschreibung danken, die sich in unseren Ausschüssen und brauchen junge Leute, die sich für das »Ler- der Digitalen Agenda mit regelmäßigen In- Arbeitskreisen mit der Thematik beschäftigt nen wollen«, für ihren Beruf und für ihr Stu- formationen auf der Internetseite des Wirt- haben und eine gemeinsame Position der dium begeistern. Und wir brauchen die bes- schaftsministeriums. Wir wollen eine Entbü- Wirtschaft über eine notwendige Kurskorrek- ten und motiviertesten Lehrkräfte, die sie dazu rokratisierung durch den verstärkten Einsatz tur in der Bildungs- und Digitalisierungspo- inspirieren. digitaler Lösungen beispielsweise von Online- litik in Sachsen-Anhalt erarbeitet haben. Die Um diese Ziele zu erreichen, fordern wir ein Gewerbeummeldungen erreichen. Wir erwar- Vollversammlung der IHK Magdeburg hat die fundamentales Umdenken in der Bildungs- ten, dass die IT-Wirtschaft im Rahmen der Re- Ergebnisse in einem Katalog »Bildungspoliti- politik. gionalen Innovationsstrategie des Landes den sche Positionen« und in einem »Forderungs- Für uns heißt das konkret, den Föderalismus Rang eines eigenen Leitmarkts erhält und an papier Digitale Wirtschaft« gebündelt und ver- in der Bildung abzuschaffen. Wir sind für ein den Schulen das Pflichtfach Informatik ein- abschiedet. gemeinsames Lernen bis zur 8. Klasse. Wir for- geführt wird. Warum haben wir uns diese Mühe gemacht? dern bundesweit einheitliche Bildungsstan- Liebe Unternehmerinnen und Unternehmer, Unsere Unternehmen stellen immer häufiger dards, Lehrmaterialien und zentrale Prüfun- wir werden an diesen Themen dranbleiben. fest, dass die Sach- und Fachkenntnisse der gen. Sie ermöglichen den Unternehmen eine Die Vollversammlung und die Ausschüsse der Schulabgänger kontinuierlich sinken. Defizi- bessere Vergleichbarkeit der erbrachten Leis- IHK Magdeburg werden in den kommenden te gibt es besonders in Deutsch, Mathematik tungen. Zudem erhöhen diese Maßnahmen die Monaten fortlaufend überprüfen, an welcher und den Naturwissenschaften. Zudem man- dringend benötigte Mobilität von Fachkräften Stelle Fortschritte gemacht wurden oder wo es gelt es an Problemlösungskompetenz sowie und ihren Familien innerhalb Deutschlands. nicht weitergeht. All diese Themen werden sich sozialer und persönlicher Reife. Das zeigt sich Wir treten für eine praxisorientierte Berufs- auch in unseren Wahlprüfsteinen zur Land- insbesondere in unzureichender Belastbarkeit, und Studienorientierung an allen Schulformen tagswahl im kommenden Jahr wiederfinden. gering ausgeprägter Frustrationstoleranz und sowie für ein Landeskonzept zur fächerüber- mangelhafter Zielstrebigkeit. Unsere Betriebe greifenden Berufs- und Studienorientierung müssen Versäumnisse immer häufiger durch ein. Um die duale Ausbildung zu stärken, eigene Lehrprogramme ausgleichen. Der Leis- brauchen wir leistungsfähige Berufsschulen tungsverfall ist besonders brisant vor dem Hin- in den Regionen und eine möglichst wohn- Klaus Olbricht tergrund, dass viele Ausbildungen immer kom- ortnahe Beschulung. Präsident der Industrie- und plexer und anspruchsvoller werden. Neben der Bildung steht die Digitalisierung in Handelskammer Magdeburg DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 1/20 3
TITELTHEMA Titelfoto: Viktoria Kühne Foto: Viktoria Kühne 06 Neujahrsempfang 2020 der IHK Magdeburg Zu ihrem traditionellen Neujahrsempfang hatte die Industrie- und Handelskammer Magdeburg über 800 Vertreter aus Wirtschaft, Politik, Kultur, Wissenschaft und Sport am 9. Januar 2020 in das Maritim-Hotel in Magdeburg geladen. Ehrengast und Festredner des Abends war Bundesminister a.D. Sigmar Gabriel. Der Abend stand unter dem Motto »30 Jahre Wiedervereinigung«. TITELTHEMA IHK-REGIONAL IHK-INTERNATIONAL 10 »Wir müssen das Land 32 Mehr als 2.000 Besucher 38 Besuch von zusammenhalten« bei der »hierbleiben.« der Wolga Aus der Rede von IHK-Präsident Über 2.000 Besucher informierten sich Nach gut zwölf Jahren Zusammenarbeit Klaus Olbricht bei der »hierbleiben.« in der Festung Mark mit der Region Samara weilte im Dezember über offene Stellenangebote in Sachsen- erstmalig eine Unternehmerdelegation aus Anhalt und ließen sich von Vorträgen und der Wolgametropole zu Besuch in Sachsen- 11 »Das Thema Azubi-Ticket Workshops rund um die Themen Karriere, Anhalt. ist kein Tabu« Work-Life-Balance und Zufriedenheit im Aus dem Grußwort von Ministerpräsident Job inspirieren. 39 Mehltau auf Dr. Reiner Haseloff dem Welthandel 33 Wirtschaft warnt vor Die deutschen Unternehmen im Ausland 12 »Werden Verantwortung Innovationsbremsen erwarten für dieses Jahr keine Verbesserung selber übernehmen bei Medizinprodukten der internationalen Konjunktur. Das geht aus den Antworten von rund 3.700 müssen« Wegen neuer EU-Regulierungen Mitgliedsunternehmen der deutschen Aus der Festrede von rechnen fast 80 Prozent der Medizintechnikunternehmen hierzulande Auslandshandelskammern, Delegationen Bundesminister a. D. Sigmar Gabriel nach einer Umfrage mit erheblichen und Repräsentanzen im neuen »AHK World Schwierigkeiten, künftig innovative Business Outlook« hervor. Produkte auf den Markt zu bringen. Der DIHK sieht die Patientenversorgung in 40 »Fit für den Export« Gefahr. Das IHK-Programm »Fit für den Export« bietet klein- und mittelständischen Unternehmen professionelle Begleitung und Unterstützung bei der MELDUNGEN Erschließung internationaler Märkte. Die 34 Neuigkeiten Workshoptermine im 1. Halbjahr 2020. aus Wirtschaft, Politik und der Region. 4 DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 1/20
BERUFSBILDUNG IHK-AKTIV IHK-SERVICE Foto: sdecoret - stock.adobe.com Foto: HWK Magdeburg Foto: IHK Magdeburg 46 54 56 Bundesrat stimmt Fachausschüsse Kommunikation mit BBiG-Novelle zu beim 1. FCM Gerichten fördern Ein guter Tag für die berufliche Bildung in Unter dem Motto »Wirtschaft trifft Sport« Themen des Sachverständigentages waren Deutschland: Der Bundesrat hat der Novelle waren Mitglieder der IHK-Fachausschüsse in u. a. die Kommunikation mit der Justiz und des Berufsbildungsgesetzes zugestimmt. der Magdeburger MDCC-Arena zu Gast. die außergerichtliche Streitbeilegung. BERUFSBILDUNG IHK-AKTIV IHK-SERVICE 47 Beschluss zur 51 Mietpreisbremse geht an 57 Steuerinfos Ausbildungsvergütung der Realität vorbei in Kürze Die Bundesregierung hat am Bei seiner Sitzung im Dezember 2019 Die steuerliche Behandlung von 29. November 2019 mit dem befasste sich der Regionalausschuss Harz Reisekosten bei Auslandsreisen ab 1. Januar Berufsbildungsmodernisierungsgesetz mit der Situation der Wohnungswirtschaft 2020 ist eines der Themen, die in den (§ 17 Vergütung; Mindestvergütung) im Harz und zog Bilanz über seine Arbeit Steuerinformationen behandelt werden. die Einführung einer im zu Ende gehenden Jahr. Mindestausbildungsvergütung beschlossen. 60 Corporate Design 52 Wirtschaftsjunioren muss stimmen 48 »Wissen schaffen im haben gewählt In der Serie »Unternehmen Marketing« Wissenschaftshafen« Im Bezirk der IHK Magdeburg sind mit berichtet Anett Klose über die Der Personalleiter-Arbeitskreis im Herbst den Wirtschaftsjunioren (WJ) Altmark, WJ Zusammenarbeit einer Design-Agentur und vergangenen Jahres stand unter dem Motto Börde, WJ Harzkreis, WJ Jerichower Land, einer Demenzberatung. »Herbstabend im Wissenschaftshafen«. WJ Magdeburg und den WJ Salzlandkreis Gastgeber war das IFAK in der Denkfabrik sechs Kreisverbände aktiv. Im Dezember 61 Amtliche Bekanntmachung Magdeburg. 2019 haben die einzelnen WJ-Kreise die Vorstände für das Jahr 2020 gewählt. Wir planen Ihre neue Traumküche! MD- Küchen- HAI-END GmbH Zum Handelshof 1a, 39108 Magdeburg Öffnungszeiten: (Neues Schlachthofquartier, Liebknechtstraße) Tel. 0391 5067933 M o - F r : 9.15 - 18 Uhr www.md-kuechen.de Sa: 9.30 - 15 Uhr DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 1/20 5
Zu ihrem traditionellen Neujahrsempfang hatte die Industrie- und Handelskammer Magdeburg über 800 Vertreter aus Wirtschaft, Politik, Kultur, Wissenschaft und Sport am 9. Januar 2020 in das Maritim- Hotel in Magdeburg geladen. Ehrengast und Festredner des Abends war Bundesminister a.D. Sigmar Gabriel. Der Abend stand unter dem Motto »30 Jahre Wiederver- einigung«. »Wir haben schier Unglaubliches erlebt«, sag- te IHK-Präsident Klaus Olbricht. »Wir erinnern uns an die Tränen, die uns in den Augen standen, als Hans-Dietrich Genscher vom Balkon der Prager Botschaft den dort aus- harrenden Menschen die Nachricht über ihre Ausreise in die Bundesrepublik überbrachte. Wir schauen noch immer auf die Bilder aus Berlin am späten Abend des 9. Novem- ber 1989, als unter dem Ansturm tausender Menschen die Schlagbäume an der Mauer aufgingen. Und wir er- innern uns mit Demut und Dankbarkeit an den 3. Ok- tober 1990, als die vier Jahrzehnte währende deutsche Teilung mit der Wiedervereinigung unseres Vaterlandes beendet worden ist.« »Über allem«, fuhr Olbricht fort, »steht zunächst Unfass- bares, dann etwas Großes, das von Generation zu Genera- tion, von Epoche zu Epoche weitergetragen werden wird: Wir haben uns die Einheit und unsere Freiheit in Frie- den genommen. Uns ist etwas gelungen, auf das wir so unendlich stolz und über das wir glücklich sein dürfen.« Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff dankte in seinem Grußwort den Unternehmerinnen und Unternehmern im Land für die geleistete Arbeit. In den vergangenen Jahren sei die Arbeitslosenquote in Sachsen-Anhalt halbiert wor- den, tausende Arbeitsplätze seien zusätzlich geschaffen worden. Er erinnerte auch an den Anschlag auf die jüdi- sche Synagoge in Halle, bei dem zwei Menschen ermor- det worden waren. «Wir müssen alles tun, damit so etwas nicht wieder passiert«, appellierte Haseloff an jeden Ein- zelnen. »Wir dürfen uns nicht aus den Augen verlieren.« Sigmar Gabriel setzte sich in seiner Rede mit der Ver- schiebung der wirtschaftlichen und politischen Macht- verhältnisse in der Welt auseinander. In den Fokus rück- te er die Rolle Deutschlands, Europas und der USA. »Wir erleben das Ende der Europazentriertheit.« Die USA wür- den sich als europäische Macht und Weltpolizist zuneh- mend zurückziehen und sich im Zuge der Verschiebung der Achsen vom Atlantik in den Pazifik als das neue Gravitationszentrum der Welt auf den Wettbewerb mit China konzentrieren. Andere Länder wie Russland und Iran würden versuchen, das Vakuum zu füllen. »Das wird uns beschäftigen«, sagte Gabriel. Deutschland und Eu- ropa müssten sich sehr anstrengen, wenn sie noch mit- reden wollten. 8 DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 1/20
AUS DER REDE VON IHK-PRÄSIDENT KLAUS OLBRICHT »Wir müssen das Land zusammenhalten« »Meine sehr verehrten Damen und Herren, der Weg, den wir in den vergangenen 30 Jahren gegangen sind, war ein äußerst schwieriger. Kei- ne andere ostdeutsche Region war so stark vom wirtschaftlichen Umbruch betroffen wie unsere. Hier war das Zentrum des DDR-Schwermaschi- nenbaus. Hier bauten zehntausende Frauen und Männer bei SKET, SKL oder MAW Maschinen und Anlagen für Kunden in der ganzen Welt. Der Zusammenbruch dieser Ost-Konzerne war für uns wie ein Erdbeben. Es bedeutete vor al- lem Massenarbeitslosigkeit. Viele Menschen konnten und wollten nicht mehr an das glau- ben, was ihnen versprochen wurde: Blühende Landschaften im Gewand der sozialen Markt- wirtschaft. Hatten sich nicht wenige eine »DDR light« mit westlichem Wohlstand erhofft, beka- men sie das Gegenteil geliefert. Aber wir haben nicht verzagt, Sie haben nicht verzagt, liebe Unternehmerinnen und Unterneh- mer. Wenn ich hier in unsere Reihen schaue, sehe ich sie alle vor mir: Diejenigen, die in einer harten Zeit angepackt haben, die sich verschul- det haben, die ihren Familienbesitz verpfändet haben mit nur einem Ziel: Ihr Geschick selbst zu bestimmen. Sie haben neu angefangen, Be- triebe gegründet oder die Firmen ihrer Mütter und Väter fortgeführt. Das Land, in dem wir heute leben, haben Sie maßgeblich mitgestaltet, liebe Unternehmerin- nen und Unternehmer. Es ist ein Land mit flei- ßigen Mitarbeitern und vielen mittelständischen Betrieben, die bisher jeder Krise getrotzt haben. Es ist ein Land, dessen Wohlstand Sie Tag für Tag mehren. Dafür möchte ich Ihnen an dieser Stelle meinen tiefsten Respekt ausdrücken und ganz herzlich Danke sagen. Meine sehr verehrten Damen und Herren, in Verantwortung für die Bewahrung des Er- reichten und für eine erfolgreiche wirtschaftli- che Zukunft müssen wir uns weiter anstrengen. Das gilt für Wirtschaft und Politik. Und dabei geht es um nichts Geringeres, als das Land im wahrsten Sinne des Wortes zusammenzuhalten. Wir brauchen den ländlichen Raum. Allen Versu- chen, Städte und Dörfer gegeneinander auszu- spielen, werden wir entschieden entgegentreten. Wir glauben an die Altmark. Wir stehen zur Bör- Foto: Viktoria Kühne de und natürlich auch zum Harz. Wer Ballungs- zentren und Gemeinden durch die Vergabe oder Nichtvergabe von Geld entzweien will, treibt ein gesellschaftspolitisch gefährliches Spiel. 10 DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 1/20
Seit Monaten fordern wir ein Azubi-Ticket. Dieser Ausweis ist kein Hexenwerk. Für einen monatlichen Festbetrag kann der Azubi den Nahverkehr im ganzen Land nutzen. In diesem Zusammenhang möchte ich mich an alle Land- tagsabgeordneten wenden. Sie werden dem- nächst den Doppelhaushalt 2020/2021 im Land- tag beschließen. Mit fast 12 Milliarden Euro jährlich sind dies die größten Haushaltsvolumi- na, die wir jemals hatten. In diesen jeweils fast 12 Milliarden Euro ist kein Cent für ein Azu- bi-Ticket eingeplant. Liebe Abgeordnete, den- ken Sie bitte, wenn Sie über den Haushalt be- raten und abstimmen, an die jungen Menschen, die unsere Zukunft sind. Falls es wirklich an der Finanzierung liegt, habe ich einen Vorschlag: Wir teilen die Kosten. Ein Drittel übernimmt das Land, ein Drittel die Azubis und ein Drit- tel das Ausbildungsunternehmen. Das müsste doch machbar sein. Foto : Viktoria Kühne Der Außenhandel ist für unsere Wirtschaft von existentieller Bedeutung. Dies sage ich vor allem vor dem Hintergrund des anstehenden Brexits. Auf der Rangliste der größten Exportländer für sachsen-anhaltische Firmen steht Großbritan- nien mit einem Volumen von über einer Milli- AUS DEM GRUSSWORT VON MINISTERPRÄSIDENT DR. REINER HASELOFF arde Euro auf Platz 2. Ein ungeregelter Brexit wäre für uns ein Desaster. Deshalb brauchen wir schnell klare Verabredungen und Verträge, wie »Das Thema Azubi-Ticket ist kein Tabu« die Handelsbeziehungen zwischen uns und dem Vereinigten Königreich künftig aussehen werden. Sehr große Sorgen macht mir die Lage im S Nahen und Mittleren Osten. Meine Damen und achsen-Anhalt Ministerpräsident tötete er einen jungen Mann in einem Dö- Herren, ich sage hier ganz offen: Ich habe Angst, Dr. Reiner Haseloff dankte in seinem nerladen. »Das ist eine Sache, die man als dass aus dem Konflikt zwischen den USA und Grußwort den Unternehmerinnen und Politiker nie erleben möchte«, sagte der Mi- dem Iran ein Flächenbrand wird, der schnell Unternehmern im Land für die geleistete Ar- nisterpräsident. auch andere Regionen erfassen kann. Dann ste- beit und ihr Engagement für das Gemein- "Wir müssen wachsam sein und unse- he uns Gott bei. wohl. Die Arbeitslosigkeit in Sachsen-Anhalt re Stimme erheben gegen Antisemitismus, Wir können keine Konflikte gebrauchen, die sei erneut gesunken und habe sich inner- Rassismus und Fremdenfeindlichkeit und Handelswege abschnüren und den Austausch halb der vergangenen zehn Jahre auf das Ni- alles dafür tun, dass so etwas nicht mehr von Arbeitskräften einschränken. Sachsen-Anhalt veau von Nordrhein-Westfalen halbiert. Dies passiert", forderte Haseloff. »Wir dürfen uns ist dringend auf ausländische Spezialisten ange- sei eine Leistung, die sich unter anderem in untereinander nicht aus dem Auge verlie- wiesen. Hier müssen noch einige Hausaufgaben hohen Steuereinnahmen widerspiegele und ren und alleine lassen. Wir müssen als Ge- gemacht werden. Vor allem das Fachkräfteein- Basis für einen Landeshaushalt sei, der vie- sellschaft eine Atmosphäre entwickeln, dass wanderungsgesetz muss dringend nachgebessert les möglich mache, betonte der Regierungs- egal, in welche Situation man persönlich werden. Wer anstelle eines Willkommengrußes chef. »Dafür möchte ich Ihnen danke sagen.« kommt, nie das Gefühl bekommt, durch ein mit einer Defizitbescheinigung rechnen muss, in "Vor uns liegen große Chancen und Her- Netz zu fallen und auf Gedanken kommt, der steht, was er alles noch nachholen muss, um ausforderungen«, sagte Haseloff weiter. Sach- die man sich nicht vorstellen kann.« in Deutschland als vollwertige Arbeitskraft aner- sen-Anhalt sei ein attraktiver Standort für Zur Forderung von IHK-Präsident Klaus Ol- kannt zu werden, den zieht es nicht unbedingt Unternehmen. Fachkräfte und Auszubilden- bricht nach einem Azubi-Ticket in Sachsen- zu uns. Wir bemühen uns, Fachkräfte aus Kuba, de hätten sehr gute Berufschancen. Anhalt sagte Reiner Haseloff: »Das Thema ist Vietnam und anderen Ländern nach Sachsen- Haseloff erinnerte an das vergangene Jahr kein Tabu. Wir haben sogar im Entwurf des Anhalt zu holen und werden wegen Kleinigkei- als ein Jahr, das politisch nicht immer ein- Haushaltes einen Einstieg in der Größenord- ten ausgebremst. Wenn sich der Unternehmer fach gewesen sein. Als Beispiel nannte er den nung von drei Millionen Euro vorgesehen. Es und derjenige, der bei ihm gern arbeiten möch- 9. Oktober 2019 als ein antisemitisch und ist vielleicht jetzt in den nächsten Wochen te, einig sind, warum muss es da komplizierte rechtsextremistisch motivierter Attentäter möglich, daraus ein Konstrukt zu machen, Regeln geben, die dies verhindern können?« versucht hatte, am höchsten jüdischen Fei- das der Bewältigung der Fahraufwendungen ertag die mit mehr als 50 Gläubigen besetzte in Richtung Berufsschule und Arbeitsort so Die Rede im Wortlaut finden Sie unter Synagoge in Halle zu stürmen. Als er schei- entsprechend organisieren hilft, dass es kein www.magdeburg.ihk.de, Dok.-Nr.: 4670464 terte, erschoss der 27-jährige Deutsche vor Hinderungsgrund ist, einen Ausbildungsver- dem Gotteshaus eine Passantin. Kurz darauf trag zu unterschreiben.« DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 1/20 11
AUS DER FESTREDE VON SIGMAR GABRIEL »Werden Verantwortung selber übernehmen müssen« Ehrengast und Festredner auf unserem Neujahrsempfang war Bundesmi- nister a. D. Sigmar Gabriel. Er ist einer der profiliertesten deutschen In- nen- und Außenpolitiker. In seiner Rede nahm er die Gäste mit auf eine Zeitreise durch die globale Wirtschafts- und Sicherheitspolitik. S igmar Gabriel begann seinen Exkurs in Venedig. Die Republik hatte jahr- hundertelang die Handelsachsen im Mittelmeer beherrscht. Mit der Ent- deckung des Seewegs nach Amerika verlor Venedig an Bedeutung, hatten sich doch die globalen wirtschaftlichen, politischen und militärischen Gewich- te massiv verschoben. Neue Mächte stiegen auf: Portugal, Spanien, England. »Merken wir, dass jetzt nach 600 Jahren das Gleiche passiert?«, fragte Gabri- el. »Nämlich, dass sich die wirtschaftlichen Achsen erneut verschieben? Dies- mal vom Atlantik in den Pazifik. 600 Jahre Europazentriertheit in der Welt und der Atlantik als Gravitationszentrum der Welt sind vorbei. Der Pazifik ist das neue Gravitationszentrum der Welt. Dort entstehen Länder, die mehr sein wol- len als ein billiger Marktplatz für die alten Kolonialherren. China hat 1,4 Mil- liarden Menschen, Indien die gleiche Bevölkerungszahl. Dort gibt es nicht nur Menschen, die Wirtschaftswachstum generieren. Sie wollen auch politisch und militärisch etwas zu sagen haben.« »Was wir erleben«, betonte Gabriel, »ist das Ende der Europazentriertheit. Das heißt nicht, dass wir das Ende Europas erleben. Aber die Welt, in die wir jetzt hineinwachsen, die wird eine andere sein als die Welt, die wir kennengelernt haben. Sie wird für uns Europäer anstrengender sein als bisher, weil wir bisher jemanden hatten, der sich um uns gekümmert hat, ganz wesentlich die Verei- nigten Staaten von Amerika. Das war unser Erfolgsmodell. Wir konnten uns um uns selber kümmern. Für den Rest der Welt hatten wir ein bisschen die Franzo- sen, ein bisschen die Briten und vor allem die Amerikaner.« Die Machtverschiebung vom Atlantik in den Pazifik, so Gabriel, führe dazu, dass sich auch die Vereinigten Staaten veränderten. »Sie gucken nicht mehr so sehr nach Europa, sie wollen nicht mehr so sehr eine europäische Macht sein.« Für sie wachse mit China ein neuer Konkurrent heran, auf den man sich mit al- ler Kraft konzentriere. »Wir merken auf einmal, wie das ist, wenn der Weltpolizist geht« zeigte Gabriel die Folgen auf. »Weil in das Vakuum, das die Amerikaner hinterlassen, nicht nur lauter Demokraten reingehen, sondern es wird von anderen gefüllt: Vom Iran. Von Russland. Manchmal von China. Und das wird uns hier herausfordern.« Für den jetzigen amerikanischen Präsidenten sei die Welt »eine Arena, eine Kampfbahn«. Nur der Stärkere setze sich durch. Allianzen seien egal. So würden auch die Russen und China denken. Chinas Seidenstraßeninitiative beispielswei- se sei keine sentimentale Erinnerung an Marco Polo. »Das ist eine große geo- politische Strategie um Macht und Einfluss.« Gabriel glaubt, dass zeitnah über die Frage entschieden wird, »ob wir Euro- päer in dieser Welt, in der uns andere testen, Bestand haben. Wenn wir nicht zusammenhalten und wenn wir keine gemeinsame Haltung in der Welt haben, dann werden die anderen in der Welt dafür sorgen, dass wir nach ihren Spiel- regeln leben. Die Frage, ob unsere Kinder und Enkel in dieser Welt von mor- gen noch souverän leben, ob sie entscheiden, wie sie leben wollen oder ob an- dere darüber entscheiden, wie sie zu leben haben, diese Entscheidung wird in den nächsten fünf bis zehn Jahren getroffen. Die zwanziger Jahre dieses Jahr- hunderts werden große Herausforderungen an uns stellen. Und sie werden an- strengend werden. Ich glaube nicht, dass wir den Leuten Angst machen müs- sen. Aber wir werden die Ärmel aufkrempeln müssen. Wir werden Verantwortung selber übernehmen müssen.« 12
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Fotos: Viktoria Kühne Das IHK-Präsidium (v. l.): Adolf Fehse, Hans-Dieter Otto, Claudia Meffert, Ralf Luther, Nils Appelt, Ramona Miedl, Rolf Lay, Norbert Dierkes und Präsident Klaus Olbricht 14 DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 1/20
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IHK-REGIONAL Foto: Frank Drechsler In der Fürst-Stolberg-Hütte in Ilsenburg fand am 28. November das 5. Wirtschaftsforum Harz statt. Das Thema des Abends lautete: »Wie kann Ostdeutschland auf- holen?«. Über 300 Teilnehmer aus Wirtschaft, Politik und dem öffentlichen Leben nahmen teil. 300 Unternehmer beim Wirtschaftsforum von FRANK DRECHSLER »Wie kann R und 300 Harzer Unter- Wirbel gesorgt. Im Rahmen des betreffe. »Hier in Ostdeutschland Ostdeutschland nehmer aus Niedersach- Wirtschaftsforums, wo Gropp be- gibt es hingegen keine so großen aufholen« lautete das sen, Sachsen-Anhalt und reits das zweite Mal als Gastredner Abhängigkeiten.« Thema des jüngsten Thüringen waren am 28. November 2019 zu Gast beim referierte, nahm er dazu Stellung. So sei die Produktivität in Ost- Zur Förderpolitik äußerte sich danach Sachsen-Anhalts Wirt- Wirtschaftsforums Wirtschaftsforum in Ilsenburg. deutschland auch 30 Jahre nach schaftsminister Prof. Dr. Armin Harz. In seiner Eingeladen hatten traditionell die der Wende nach wie vor geringer Willingmann, der betonte, dass drei Wirtschaftsclubs des Harzkrei- und hinke mit 20 Prozent der in die Landesregierung im ländlichen nunmehr fünften ses - die Roland-Initiative Halber- Westdeutschland hinterher. Raum kein Füllhorn an Fördergel- Auflage stand dabei stadt, der Industrieklub Quedlin- dern ausschütten würde und das burg und der Wirtschafts-Club Kaum Konzernansiedelungen auch nicht vorhabe. So würde es vor allem Sachsen- Wernigerode - gemeinsam mit den in den neuen Bundesländern beispielsweise keinesfalls eine För- Anhalts Förderpolitik Wirtschaftsjunioren Harzkreis, der Auch die Löhne seien geringer. derung für eine Kindertagesstät- Kreisverwaltung des Landkreises »Das reichste Bundesland Ost- te auf dem Land geben. »Glauben im Mittelpunkt. Harz und der Geschäftsstelle Wer- deutschlands ist immer noch är- Sie mir, wir wissen, wie man För- Diese hatte Prof. nigerode der Industrie- und Han- mer als das ärmste im Westen. derungen sinnvoll einsetzt.« Einig delskammer Magdeburg. Zudem gibt es in den neuen Bun- war sich der Minister mit Gropp Reint E. Gropp vom Zunächst erörterte Gropp in sei- desländern kaum Konzernansie- darüber, dass der mit einem Be- Leibniz-Institut für nem Fachvortrag, welche Unter- delungen. Wenn Ostdeutsch- völkerungsschwund einhergehen- suchungen er seinen Thesen zu land aufholen will, dann muss es de demografische Wandel nach Wirtschaftsforschung Grunde legt. Der Wirtschaftspro- schneller wachsen als der Westen. wie vor eines der größten Prob- in Halle Anfang dieses fessor und Präsident von Ost- Ich bin nur dafür da, festzustellen, leme sei. Großstädte seien zwar deutschlands renommiertestem was Investitionen im ländlichen attraktiv, hätten viel Zuzug und Jahres zum Inhalt Wirtschaftsforschungsinstitut hat- Raum kosten«, so Gropp, der aber ließen die Städte wachsen. Aber seiner bundesweit te empfohlen, künftig nur noch auch die Meinung vertrat, dass auch in ländlichen Gebieten kön- bevorzugt Ballungszentren zu för- sich viele der Probleme und Un- ne man der Abwanderung gezielt umstrittenen und dern. Diese seien als urbane Räu- terschiede auch von selbst lösen etwas entgegensetzen. Dies zeige heftig diskutierten me interessanter als ländliche, das würden. So stünde der Autoindus- sich am Beispiel von Wernigerode Geld in Großstädten effektiver an- trie beispielsweise ein Struktur- oder Clausthal-Zellerfeld. Investi- Thesen gemacht. gelegt. Diese These und weitere wechsel bevor, der vor allem Bal- tionen in den Hochschul- bezie- Aussagen hatten bundesweit für lungszentren in Westdeutschland hungsweise Universitätsstandort 30 DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 1/20
lohnten sich. Solche Dinge sei- en ein volkswirtschaftlicher Ef- fekt. Ökonomisch zwar manch- mal fragwürdig, politisch aber durchaus sinnvoll, betonte Wil- lingmann. Man könne nicht zu- lassen, dass die Menschen ihre Der Goslarer Landrat Heimat verließen, weil anders- Thomas Brych betonte, dass die wo die Lebensverhältnisse bes- Förderpolitik in Niedersachsen und Foto: Frank Drechsler ser seien. Sachsen-Anhalt 30 Jahre nach dem In Hinblick auf Gropps Äuße- Mauerfall ausgewogen sei. Das sei rung zu Konzernansiedelungen aber nicht immer so gewesen. erklärte der Wirtschaftsminister, dass die Ansiedelungen von Groß- konzernen in der Tat nur sehr bedingt gelängen. Er wolle da- her vor allem kleine und mittel- ständische Unternehmen fördern, wenn diese sich in Sachsen-An- halt ansiedelten, wofür wieder- um Fachkräfte benötigt würden. Willingmann unterstützt daher ausdrücklich auch eine Zuwan- derung. »Wenn wir dafür in Ost- deutschland nicht attraktiv wer- »Das reichste Bundesland Ost- Foto: Frank Drechsler den, dann arbeiten wir schlicht deutschlands ist immer noch ärmer und ergreifend am Thema vorbei. als das ärmste im Westen.« Wir brauchen Zuzug, um für die Prof. Reint E. Gropp vorhandene Arbeit für genügend Fachkräfte zu sorgen. Wenn wir damit fremdeln, können wir den Lebensstandard nicht halten. Las- sen Sie uns also das tun, was wir im Harz schon immer tun: Hier sind wir freundlich. Lassen Sie die Menschen zu uns kommen!« Seilbahnen in Thale sichern 400 Arbeitsplätze »Glauben Sie mir, wir wissen, wie Zum Abschluss des Forums disku- man Förderungen sinnvoll ein- Foto: Frank Drechsler tierten Unternehmer aus der Re- setzt.« gion mit beiden Rednern. Pamela Wirtschaftsminister Groll, geschäftsführende Gesell- Prof. Dr. Armin Willingmann schafterin der Seilbahnen Tha- le GmbH, erklärte beispielsweise, dass es ohne Förderungen nicht möglich gewesen wäre, die Seil- bahnen in Thale derart auszubau- en. Danach seien in den Jahren 2008 bis 2018 die Besucherzahlen Nils Appelt, Präsident des Wirt- von 450.000 auf 710.000 gestie- schaftsclub Wernigerode und Vize- gen. Direkt und indirekt würden präsident der IHK Magdeburg, be- davon 400 Arbeitsplätze gesichert. tonte, dass das Wirtschaftsforum Ohne Förderung durch das Land Harz auch weiterhin wirtschafts- wäre das in der Kürze so nicht zu nahe Themen präsentieren werde. schaffen gewesen, so Groll. Und Er freue sich, dass zur fünften Auf- Foto: Frank Drechsler investiert wird weiter. Dieses und lage in Ilsenburg auch zahlreiche nächstes Jahr insgesamt drei Mil- Unternehmer aus Niedersachsen lionen Euro. der Einladung gefolgt seien. DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 1/20 31
IHK-REGIONAL Foto: Stefan Deutsch / freshpepper GmbH & Co. KG Workshop in der Bewerberwerkstatt Mehr als 2.000 Besucher bei der »hierbleiben.« von JANINE KOSKA Ü ber 2.000 Besucher informierten sich bei der Bewerbern führen. Auch Themen wie Unternehmens- »hierbleiben.« am 16. November 2019 in der nachfolge und Selbstständigkeit fanden großen An- Festung Mark über offene Stellenangebote klang bei den Gästen«, freute sich Susanne Dörrwand in Sachsen-Anhalt und ließen sich von verschiede- von der IHK Magdeburg. nen Vorträgen und Workshops rund um die The- Die teilnehmenden Unternehmen betonten vor al- 80 men Karriere, Work-Life-Balance und Zufriedenheit lem die Qualität der Bewerber und die Atmosphäre im Job inspirieren. Pünktlich um 10 Uhr öffnete das der Veranstaltung. Viele offene Stellen wurden an- Tagungszentrum Festung Mark die Türen. Mehr als geboten und zahlreiche Gespräche mit potenziellen 80 regionale Unternehmen präsentierten sich auf Kandidaten konnten geführt werden. Viele Menschen, der Jobmesse und lockten Fach- und Führungskräf- so wurde im Verlauf des Tages deutlich, suchen ihren te mit spannenden Jobangeboten aus Sachsen-An- Lebensmittelpunkt in Sachsen-Anhalt und möchten halt in die Festung Mark. regionale gerne hierbleiben oder wieder zurückkommen. Die Firmen Für Bewerber und Netzwerker war ein umfangrei- Jobplattform www.hierbleiben-jobs.de ist ein An- ches Rahmenprogramm mit Interviews, Karrieretipps, gebot für Stellenanbieter und Stellensuchende in Job-Speeddatings sowie Vorträgen von spannenden Sachsen-Anhalt. Hier können die Vakanzen ganz- Gästen und Speakern vorbereitet. jährig eingestellt und beworben werden. Die nächs- Großen Zulauf hatte auch die Fläche der Indus- präsentierten sich te »hierbleiben« wirft bereits ihren Schatten voraus. trie- und Handelskammer und der Handwerkskam- Am 14. November 2020 findet das nächste Jobevent mer, die sich eine Partnerfläche teilten. »Unglaub- auf der Jobmesse unter dem Motto »Nationale Reichweite für die bes- lich, was wir für einen großen Zulauf hatten. Bereits ten Jobs in Sachsen-Anhalt« statt. am Vormittag, an einem Samstag, konnten wir vie- le Gespräche mit interessierten Bewerberinnen und Mehr Informationen unter www.hierbleiben-jobs.de 32 DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 1/20
UNTERNEHMENSUMFRAGE, INFORMATIONSBLATT UND CHECKLISTE ZU EU-VORSCHRIFTEN Wirtschaft warnt vor Innovationsbremsen bei Medizinprodukten von DR. PHILIPP WIEN W enn am 26. Mai 2020 die EU-Verord- nung 2017/745 (MDR) und zwei Jahre später die EU-Verordnung 2017/746 unmittel- Medizinprodukte zu sorgen. Die Erhebung macht jedoch klar, dass sie zusätzliche Bü- rokratie verursachen und den Marktzugang produziert werden, warnt Achim Dercks: »Wir sehen die Gefahr, dass vor allem viele kleinere Hersteller Probleme mit dem Marktzugang für bar geltendes Recht in allen Mitgliedstaaten vor allem für kleine und mittlere Anbieter er- ihre Produkte bekommen werden.« wird, ist eine nationale Umsetzung nicht er- schweren. Letztlich bangt jedes dritte Medi- Etwa ein Drittel der von DIHK und Spectaris forderlich. Dennoch würde der DIHK ein An- zintechnikunternehmen um seine Existenz und befragten Betriebe, die ihre Produkte gemäß passungsgesetz positiv bewerten, sofern es zur die Versorgung der Patienten wird erheblich der MDR höher klassifizieren müssen, plant be- Rechtsklarheit beiträgt. Dem nun vorliegenden ausgebremst. reits, die Produkte vom Markt zu nehmen. Ein Referentenentwurf gelingt dies nach Einschät- Konkret bewirken die Verordnungen, dass weiteres Drittel hat sich noch nicht festgelegt, zung des DIHK jedoch nur unzureichend. In immer mehr Unternehmen bei einer "Benann- ob es sein Produktportfolio bereinigen wird. seiner Stellungnahme vom 20. September 2019 ten Stelle" eine Zulassung für ihre Medizinpro- Ein großes oder sehr großes Problem sehen verweist der DIHK drei Viertel der Be- darauf, dass insbe- fragten in der un- sondere viele kleine klaren Rechtslage und mittlere Unter- rund um die MDR – nehmen der Medi- schließlich ist bei ei- zinproduktebranche nigen Produktkate- vor enormen Her- gorien immer noch ausforderungen ste- unklar, welchen Ri- hen, um die neuen sikoklassen sie am europäischen Anfor- Ende zugeordnet derungen zu erfül- werden. len. Daher dürfe die »Was die vielen deutsche Umset- mittelständischen zung keine zusätz- Firmen jetzt brau- lichen Belastungen chen, ist die Zuver- für die Betriebe zur sicht, auch in Zu- Folge haben. kunft ihre Produkte Wegen neuer EU- auf den Markt brin- Regulierungen rech- gen zu können", nen fast 80 Prozent fordert Dercks. "Da- der Medizintechnik- Foto: DOC RABE Media - stock.adobe.com für ist die Unter- unternehmen hier- stützung der Poli- zulande nach einer tik notwendig. Nur Anfang 2019 veröf- so lässt sich sowohl fentlichten Umfrage mit erheblichen Schwie- dukte beantragen müssen. Doch: »75 Prozent das Patientenwohl als auch die Innovations- rigkeiten, künftig innovative Produkte auf den der Unternehmen klagen schon heute unter kraft der Industrie sichern.« Die Politik solle Markt zu bringen. Der DIHK sieht die Patien- anderem über zu lange Wartezeiten von der deshalb praktikablere Übergangsphasen, einen tenversorgung in Gefahr. Antragstellung bis zur Zertifizierung«, berich- Bestandsschutz für bewährte Altprodukte und Gemeinsam mit dem Industrieverband Spec- tet der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäfts- Sonderregelungen für Nischenprodukte umset- taris hatte der DIHK die Unternehmen der führer Achim Dercks. zen, so sein Appelt. Die Checkliste, den Leit- Branche nach den Auswirkungen von zwei Zudem gibt es in Europa schlichtweg noch faden und das Umfrageergebnis sind im De- Ende Mai 2017 in Kraft getretenen EU-Vor- zu wenige »Benannte Stellen«, um in Zukunft tail dem IHK-Internet www.magdeburg.ihk.de, schriften gefragt, die in näherer Zukunft wirk- Medizinprodukte nach den neuen EU-Verord- Dok.-Nr.: 4649156 zu entnehmen. sam werden sollen: die EU-Verordnung zu nungen zuzulassen. Und auch die geringe Per- Medizinprodukten (MDR) nach einer Über- sonaldecke bei den »Benannten Stellen« ist ein Ansprechpartner gangsfrist von drei Jahren und die EU-Ver- Problem. Deutscher Industrie- und Handelskammertag ordnung zur In-vitro-Diagnostik (IVDR) nach Wenn die neuen EU-Verordnungen zur An- Dr. Philipp Wien fünf Jahren. wendung kommen, könnten lebenswichtige Referatsleiter Gesundheitswirtschaft Das – richtige und wichtige – Ziel dieser Nischenprodukte – etwa Medizinprodukte für Tel.: +49 30 20308 1116 Vorschriften ist es, für sichere und verlässliche Kinder – womöglich nicht mehr wirtschaftlich Mail: wien.philipp@dihk.de DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 1/20 33
MELDUNGEN Foto: Landeshauptstadt Magdeburg Vorstellung der Willkommensbroschüre der Gründerstadt Magdeburg (v.l.): Simon Reinle, Hochschule, Anne-Kathrin Frisch, Hochschule, Claudia Meißner, Hoch- schule, Dr. Stefan Schünemann, IGZ Magdeburg, Jörg Böttcher, Stadt Magdeburg, Rainer Nitzsche, Stadt Magdeburg, Dörte Werner, IHK Magdeburg, Dorit Zieler, HWK Magdeburg, Thomas Kuczora, IHK Magdeburg, Susanne Eva Dörrwand, IHK Magdeburg. Jonas Crakau, Otto-von-Guericke-Universität EXISTENZGRÜNDUNG UND -FÖRDERUNG Neue Willkommensbroschüre für Gründende Eine Willkommensbroschüre für Gründen- für die Industrie- und Handelskammer Mag- Willkommensbroschüre ist ab sofort im Ge- de in Magdeburg ist erschienen. Sie ist deburg und die Handwerkskammer Magde- schäftsbereich Handel/Dienstleistungen und eine Initiative des Netzwerks »Gründerstadt burg, Hochschulen, Finanzinstitute, Gründer- Unternehmensförderung der IHK Magdeburg Magdeburg«. zentren und -initiativen sowie privater Träger. erhältlich. Aber auch Gutscheine für einen kostenlo- Dörte Werner Die Broschüre informiert über zahlreiche Bera- sen Monat mit Telefon- und Internetversor- tungs- und Veranstaltungsangebote in Mag- gung, für ein Paket kostenloses Kopierpapier deburg. Um den Gründenden einen Mehr- oder für eine Schnupperwoche im Cowor- IHK-ANSPRECHPARTNERIN wert auf ihren Weg in die Selbständigkeit zu king-Space finden sich in dem Heft. Vergüns- Dörte Werner bieten, verfügt das Heft über attraktive Gut- tigte Grafikleistungen oder kostenfreie Semi- Tel.: 0391/5693-194 scheine. Dazu gehören Beratungsgutscheine nare runden das Gutscheinangebot ab. Die doerte.werner@magdeburg.ihk.de ENERGIEPOLITIK Kompromiss zum Klimapaket bestätigt Bundestag und Bundesrat haben noch im Tonne Kohlendioxid nun 25 Euro im Jahr 2021 Um die Belastung zu kompensieren, will die Dezember den im Vermittlungsausschuss kosten. In den Folgejahren steigen die Zerti- Bundesregierung die EEG-Umlage mit den Ein- gefundenen Kompromiss zum steuerlichen fikatspreise auf bis zu 65 Euro im Jahr 2026. nahmen aus der CO₂-Bepreisung senken. Aller- Teil des Klimapaketes bestätigt. Der Weg Ab 2027 soll sich der Preis dann am Markt dings sind sich Juristen darin uneinig, ob das ist damit frei für die steuerliche Förderung bilden. Auf ein Logistikunternehmen mit 35 mit dem EU-Recht vereinbar ist. der Gebäudesanierung, die höhere Pendler- Lastkraftwagen kommen damit Zusatzkosten pauschale und die Absenkung der Umsatz- von 80.000 Euro für das Jahr 2021 zu. Bei ei- Kathleen Ardelt steuer auf Bahntickets. nem Zertifikatspreis von 10 Euro die Tonne wä- ren es rund 32.000 Euro gewesen. Insgesamt Die vereinbarten Änderungen bei der CO₂- entstehen für den Betrieb bis 2026 Mehrbe- IHK-ANSPRECHPARTNERIN Bepreisung müssen im kommenden Jahr noch lastungen aus der CO₂-Bespreisung von rund Kathleen Ardelt im Brennstoffemissionshandelsgesetz (BEHG) 780.000 Euro. Für 2021 rechnet die Bundesre- Tel.: 0391/5693-451 umgesetzt werden. Anstatt 10 Euro soll die gierung mit Einnahmen von ca. 5,4 Mrd. Euro. ardelt@magdeburg.ihk.de 34 DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 1/20
Wirtschaftsticker Sprechtage zur +++ Meilenstein für den geplanten »E-Mobility-Campus« am Standort Mag- Digitalisierung 2020 deburg-Barleben: Rund ein Jahr nach der Übernahme durch die japanische HORI- BA-Gruppe baut der Batterie- und Brenn- stoffzellenspezialist HORIBA FuelCon seine D ie Industrie- und Handelskammer Magdeburg wird auch in diesem Termine 1. Halbjahr Jahr zusammen mit der Handwerkskam- Produktionsstätte kräftig aus. Der Anla- mer Magdeburg wieder Sprechtage rund genbauer wird bis Ende 2021 rund 30 Mil- um das Thema Digitalisierung durchfüh- 06. Februar lionen Euro in einen Neubau im Techno- ren. In der Reihe »Kammern vor Ort« wer- in Gardelegen logiepark Ostfalen in Barleben (Landkreis den in verschiedenen Regionen individuel- Börde) investieren. Dadurch soll die Zahl le Beratungsgespräche angeboten. Ziel der 12. März der Beschäftigten von aktuell 110 auf bis Beratung ist es, Chancen und Möglichkei- in Staßfurt zu 360 steigen. +++ ten der Digitalisierung aufzuzeigen. Zu- dem erhalten Sie ausführliche Informati- 21. April +++ Startschuss für Erweiterung: In Farn- onen zu Förderprogrammen. in Blankenburg städt (Saalekreis) ist der offizielle Spaten- Da es sich um Einzelgespräche handeln stich für den Ausbau der Schmitz Fire & wird, bitten wir um eine Voranmeldung. 14. Mai Rescue GmbH gesetzt worden. Das Unter- nehmen hat rund 30 Beschäftigte und ist in Salzwedel auf Produktion und Instandhaltung von IHK-ANSPRECHPARTNER Löschfahrzeugen und -systemen spezia- Tobias Mahlo 19. Juni lisiert. In die Erweiterung investiert der Tel.: 0391/5693-154 in Magdeburg Mittelständler rund 2,6 Mio. Euro. +++ tobias.mahlo@magdeburg.ihk.de +++ Das Wirtschaftsministerium unter- stützt den Bau einer zusätzlichen Anbin- dung des Weißenfelser Industrie- und Ge- werbegebietes »Am Schlachthof« an das überregionale Straßennetz. Den Förder- IMAGEVIDEO bescheid über gut 1,8 Millionen Euro hat Minister Prof. Dr. Armin Willingmann an PRODUKTVIDEO Oberbürgermeister Robby Risch über- reicht. Die Stadt investiert insgesamt drei RECRUITINGVIDEO Millionen Euro in den Neubau der Stra- ße »Am Löbicken Anger«, um das Gewer- EVENTVIDEO begebiet mit den derzeit acht, überwie- gend transportintensiven Unternehmen auch nördlich an die Bundesstraße 91 an- zubinden. +++ +++ Als erste Einrichtung der Bundes-In- itiative »Mittelstand-Digital« in den neu- en Ländern erweitert das »Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Magdeburg« seine Angebote um das Zukunftsfeld »Künstliche Intelligenz und Maschinelles Lernen«. Ab sofort unterstützen so genannte KI-Trainer den heimischen Mittelstand bei der Iden- tifikation von Anwendungsfeldern. Ziel ist es, kleine und mittlere Unternehmen aus Industrie und Handwerk für die techno- WIR BEWEGEN IHR UNTERNEHMEN UND IHRE KUNDEN … logischen und wirtschaftlichen Potenzia- … durch eine zielgruppengerechte, individuelle Ansprache und Präsentation. Denn gerade Videos haben das Potenzial im zeitgemäßen Sinne authentisch, le von KI zu sensibilisieren sowie konkre- informativ und unterhaltsam zugleich zu sein. te Anwendungsbeispiele aufzuzeigen. Zum kostenfreien Angebot gehören individuelle Sprechstunden, Workshops, Seminare und Vorträge. +++ Kontakt: Rosa Mundstock · E-Mail: rosa.mundstock@jhm-verlag.de · Tel.: 0531 3900-582 DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 1/20 35
IHK-INTERNATIONAL Die Erfinder der Administration entdecken die Digitalisierung von JAN NOETHER Ä gypten steht für 5.000 Jahre Hoch- und nahm mit der Unterzeichnung der Ko- Industriezonenprojekt am Suezkanal. Wäh- kultur, für eine Vielzahl von Erfindun- operationsvereinbarung mit dem Internatio- rend die Kritiker dieser Projekte eine besse- gen und in Konsequenz dessen, für ei- nalen Währungsfonds seinen Anfang. Große re, sozialgerechtere Verwendung der für diese nen administrativen Ansatz, der seinesgleichen Reformanstrengungen gepaart mit sogenann- Projekte eingesetzten Mittel anführen, so gibt sucht. Ganz egal, welche Themen zu erledi- ten Megaprojekten wurden angeschoben, ent- es eine Vielzahl von Befürwortern, die einen gen sind, es wird Papier bewegt, Stempel an- sprechende Finanzierungspakete geschnürt, Ausbau der Infastruktur für dringend notwen- gebracht und wenn irgendwie möglich, eine Benchmarks gesetzt und nicht zuletzt regio- dig erachten, um den zukünftigen Herausfor- Legalisierung der Dokumentation abgefordert. nale Freihandelsvereinbarungen forciert. Heute, derungen einer regionalen Handels-/ und In- Der Betrachter zuckt hilflos mit den Schul- drei Jahre später, gilt Ägypten als das Muster- vestitionsplattform gerecht zu werden. tern und notiert, dass die Armee von Boten land der IMF-Zusammenarbeit und tatsächlich Neue Industriezonen erfüllen nicht nur die über die richtigen Kontakte verfügt, um eini- sorgen die volkswirtschaftlichen Rahmendaten Kriterien der logistischen Perfektion bis hin germaßen reibungslose Abläufe zu garantie- für freundliche Gesichtsausdrücke der ägypti- zur direkten Anbindung an moderne Ha- ren. Und wenn die Prozesse dennoch ins Sto- schen Regierungsvertreter. Das Bruttoinlands- fenanlagen, überregionale Highways und cken geraten, gibt es grundsätzlich jemanden, produkt nahm auf stabile 5,6 Prozent zu, der Schienennetze, es fließen darüber hinaus Ge- der den oder die Entscheider persönlich kennt. Außenhandel und auch das auf Ägypten aus- danken zu Themen wie Clusterorientierung, Dem Willen der Regierung folgend, gehört die- gerichtete Investitionsvolumen der internatio- Industrie 4.0, Digitalisierung oder aber Voca- se Abwicklung bald der Vergangenheit an – nalen Wirtschaft wächst stetig, die strategische tional Training Maßnahmen in die Standort- der in Ägypten fortschreitenden Digitalisie- Ausrichtung als »Gateway to Africa« scheint überlegungen mit ein. rung sei Dank. aufzugehen. Hierbei spielen die teilweise um- strittenen Großprojekte der ägyptischen Re- Neue Verwaltungshauptstadt mit Reformanstrengungen gepaart mit gierung eine nicht unwesentliche Rolle. Über intelligentem Nahverkehrssystem sogenannten Megaprojekten die Notwendigkeit der Errichtung einer neu- Noch deutlicher werden die erwarteten, ad- Die neue Zeitrechnung der wirtschaftlichen en administrativen Hauptstadt wird genau- ministrativen Erleichterungen bei der Be- Entwicklung Ägyptens begann Ende 2016 so viel diskutiert wie über ein gigantisches trachtung der neuen Verwaltungshauptstadt. Diese ist in verschiedene Stadtteile aufgeteilt, die unterschiedliche Zwecke erfüllen. Gleich, ob es sich hierbei um den ägyptischen Verwal- tungsbezirk, die internationalen Botschaften, den Wirtschafts- oder den Residential-Teil der Stadt handelt, es fließen ökologische, nachhaltige Megathemen genauso in diese Projekte ein, wie etwa Breitbandanbindung oder intelligente Nahverkehrssysteme. Wenn wir heute daran verzweifeln, dass verschiede- ne, in wirtschaftliche Entscheidungen einge- bundene Behörden buchstäblich im Verkehr steckenbleiben, so träumen wir von eGovern- ment, eTax und eCustoms. Visionen, die nach dem Wunsch der Regierung bald Realität werden sollen. Und wenn die Ägypter viele Stärken haben, so ist deren Termintreue un- schlagbar. Jan Noether, Geschäftsführer der Knapp eine Million Deutsch-Arabischen Verwaltungsangestellte ziehen um Foto: AHK Ägypten Industrie- und Mitte des kommenden Jahres werden knapp Handelskammer eine Million Verwaltungsangestellte in die neue, administrative Hauptstadt umziehen. 36 DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 1/20
Foto: AHK Ägypten In Ägypten hat eine neue wirtschaftliche Zeitrechnung begonnen. Große Reformanstrengungen gepaart mit Megaprojekten wurden angeschoben. Egal, ob die geplanten Nahverkehrssysteme bis dahin realisiert werden oder eben nicht. Der Umzug steht und es werden weitere fol- Kontakte gen – fünf Millionen Menschen wird diese neue Verwaltungshaupstadt direkt neben Kairo Büro - Hauptsitz Alexandrien Büro Kairo beherbergen und nebenbei auch den 21, Soliman Abaza St. off Jamet El Dowal 7, El Fardos Street Alfa Scan Building 4, höchsten Wolkenkratzer Afrikas – von chi- El Arabia St. Mohandessin 2nd Floor nesischen Baugesellschaften errichtet. Und Cairo, Egypt Semouha, Alexandria, Egypt wenn wir davon ausgehen, dass es sich hier- Tel: (+202) 3 336 8183 Tel. and Fax: (+203) 4273338 bei lediglich um eines von 14 angeschobe- Fax: (+202) 3 336 8786 / 8026 E-Mail: yasmine.kandil@ahk-mena.com nen Satellitenstädte-Projekten handelt, dann E-Mail: info@ahk-mena.com lässt sich erahnen, welche Projektvolumen unsere ägyptischen Freunde zu stemmen in Deutsch-Arabische Industrie- und Suez-Kanal Region Büro: der Lage sind. Handelskammer (AHK Ägypten) 135, Orabi and Misr St. Alles wird gut oder wie ein altes, ägyptisches Liaison-Office Berlin Ismailia, Egypt Sprichwort zum Ausdruck bringt: »Alles fürch- Charlottenstr. 16 Tel: (+20) 64 391 5534 tet sich vor der Zeit, aber die Zeit fürchtet sich 10117 Berlin Fax: (+20) 64 392 1902 / 391 3440 vor den Pyramiden.« Tel: 0049 (0)30 20648175 / -177 E-Mail: ismailia@ahk-mena.com Und sollten Ihre Ägypten-Themen stecken- Fax: 0049 (0)30 20648178 bleiben, so gibt es in Kairo die Deutsch-Arabi- E-Mail: info@global-project-partners.de sche Industrie- und Handelskammer seit mitt- lerweile 68 Jahren. DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 1/20 37
Foto: IHK Magdeburg Die Delegation aus Samara vor dem IHK-Gebäude in Magdeburg Besuch von der Wolga Russische Mittelständler zu Kooperationsgesprächen in Magdeburg E ndlich möchte man sagen. Nach gut zwölf Jahren Zusammenarbeit mit der Region Sa- mara weilte im Dezember erstmalig eine Un- beeindruckenden Lichterwelt, obwohl das na- türlich auch ein Highlight war, sondern vor allem von der Vielfalt, Leistungsstärke und Küchenmöbel GmbH oder der AMAS CNC-Zer- spanungs GmbH überzeugen. Einen Höhepunkt stellte die Kooperationsbörse am 3. Dezember ternehmerdelegation aus der Wolgametropole Innovationskraft unserer klein- und mittel- in der IHK Magdeburg dar, zu der IHK-Präsi- zu Besuch bei uns in Sachsen-Anhalt. ständischen Unternehmen. Davon konnten dent Klaus Olbricht über 40 Teilnehmer be- Angetan waren die Delegationsteilneh- sie sich u. a. beim Besuch der Elektromotoren grüßen konnte. In lockerer Atmosphäre wur- mer nicht nur vom Weihnachtsmarkt und der und Gerätebau Barleben GmbH, der Burger den neue Bekanntschaften geschlossen und Möglichkeiten einer Zusammenarbeit zwischen den Unternehmen beider Regionen besprochen. »Wir waren bestimmt nicht zum letzten Mal hier«, versicherte Sergej Sidorow, Präsident des Gemeinnützigen Entwicklungsfonds »Wissen« der Region Samara. Im Januar wird die Wol- garegion erstmal mit einem eigenen Gemein- schaftsstand auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin vertreten sein, und im Mai 2020 wird wieder eine Unternehmerdelega- tion unter Leitung der IHK Magdeburg nach Samara reisen. Interessierte Unternehmen sind dazu herzlich eingeladen. Foto: IHK Magdeburg IHK-ANSPRECHPARTNER Andreas Kerzig Tel.: 0391/5693-146 Angeregte B2B-Gespräche während der Kooperationsbörse kerzig@magdeburg.ihk.de 38 DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 1/20
ERGEBNISSE DER UMFRAGE AHK WORLD BUSINESS OUTLOOK GEBEN PROGNOSE FÜR 2020 Mehltau auf dem Welthandel Die deutschen Unternehmen im befragten Unternehmen die Wirtschaftspolitik in den jeweiligen Län- Ausland erwarten für das kommende dern als Hindernis für die eigenen Geschäfte. Zu den weiteren Risi- ken zählen der Umfrage zufolge neue Handelsbarrieren – neben Zöllen Jahr keine Verbesserung der etwa auch zusätzliche Zertifizierungen oder die Bevorzugung einhei- internationalen Konjunktur. Das geht mischer Betriebe. »Das alles liegt wie Mehltau auf dem Welthandel«, resümiert der aus den Antworten von rund 3.700 DIHK-Außenwirtschaftschef. Erstmals seit der Finanzmarktkrise stag- Mitgliedsunternehmen der deutschen niere der internationale Handel von Gütern und Dienstleistungen na- hezu. (DIHK-Prognose Wachstum Welthandel 2020: 1,0 Prozent; lang- Auslandshandelskammern, Delegationen jähriges Wachstum: 5,6 Prozent). und Repräsentanzen (AHKs) im neuen Eine Besserung ist nach seiner Einschätzung nicht in Sicht: »Die Um- frage zeigt, dass das Geschäft der international agierenden deutschen »AHK World Business Outlook« hervor. Unternehmen von diesen Entwicklungen nicht unberührt bleibt. Die Ge- schäftserwartungen gehen deutlich zurück, auch Investitionen und Be- »Die Umfrageergebnisse zeigen, dass die Geschäfte insbesondere auf- schäftigung der deutschen Unternehmen vor Ort werden eingeschränkt.« grund von Handelskonflikten noch schwieriger werden«, berichtet Vol- Für die deutschen Exporte 2020 bedeutet das erstmals seit der Fi- ker Treier, Außenwirtschaftschef des Deutschen Industrie- und Han- nanzmarktkrise 2009 einen leichten Rückgang (DIHK-Prognose Ex- delskammertages (DIHK). »Die Investitions- und Beschäftigungspläne portwachstum 2020: minus 0,5 Prozent). der deutschen Unternehmen im Ausland werden demzufolge zusam- mengestrichen.« Nur 17 Prozent der Umfrageteilnehmer erwarteten eine Verbesserung der Konjunktur vor Ort, mehr als jedes dritte Unter- Alle Weltregionen betroffen nehmen rechne dagegen mit einer Verschlechterung der Konjunktur, Eine Abkühlung der Wirtschaft zeigt sich laut Treier in allen Weltregi- so der DIHK-Außenwirtschaftschef. onen: »In China, in den USA und in vielen Industrieländern berichten die Unternehmen von einer langsamen Gangart.« Von der Konjunktur- schwäche seien aber auch Schwellenländer in Asien erfasst. In Südame- Konjunkturerwartungen auf rika führten die weltweite wirtschaftliche Abkühlung und nicht zuletzt Allzeittief auch politische Entwicklungen in vielen Ländern zu einem jähen Ende des kurzen konjunkturellen Auftriebs. Und: »Der Konjunktursaldo aus Besser- und Schlechter-Bewertungen Fazit: »Keine Region zeichnet sich derzeit als zukünftiger Wachs- ist mit minus 19 Punkten regelrecht eingebrochen.« In der Vorgänger- tumstreiber ab.« Die Konjunkturerwartungen gingen auf allen Konti- umfrage vom Frühsommer 2019 hatte er noch bei minus 3 Punkten nenten zurück. Das sorge weltweit für Zurückhaltung bei Investitio- gelegen. Der aktuelle Saldo sei der »mit Abstand schlechteste Wert seit nen und einer geringeren Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen Beginn der Umfrage 2015«, betont Treier. – auch aus Deutschland. Auf Basis dieser Einschätzungen gehe der DIHK davon aus, dass das ohnehin schwache weltwirtschaftliche Wachstum von rund 3 Prozent in diesem Jahr auch 2020 nicht höher ausfallen werde (DIHK-Prog- Faire und verlässliche Regeln nose für das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts weltweit 2020: 3,0 Volker Treier sieht »den Wirtschaftsstandort und viele Arbeitsplätze Prozent; langjähriger Schnitt: 3,6 Prozent). hierzulande direkt betroffen«. Die deutschen Betriebe seien auf faire und verlässliche Regeln im internationalen Handel sowie auf funktio- nierende Lieferketten angewiesen. »In dieser Zeit muss Europa geeint Protektionismus und nach vorne gehen und die Vorteile eines regelbasierten Welthandels Handelskonflikte »wie Mehltau« deutlich machen«, mahnt der DIHK-Außenwirtschaftschef. »Aus Sicht der deutschen Wirtschaft muss die neue EU-Kommission moderne und Der Grund für die gedrosselte Weltkonjunktur sei »in erster Linie ein umfassende EU-Handelsabkommen mit möglichst vielen Partnern in gelähmter Welthandel«. Zölle, die Diskriminierung ausländischer Wett- der Welt ganz oben auf die politische Agenda setzen«, so Treier weiter. bewerber, Wirtschaftssanktionen sowie der nahende Brexit bremsten »Die EU muss sich in den kommenden Jahren bei Handelsstreitigkeiten den Warenaustausch, verursachten hohe Kosten für Unternehmen und mehr denn je als geschlossener Block gegenüber anderen Wirtschafts- einen enormen bürokratischen Aufwand. mächten wie den USA und China behaupten und dabei selbst weltweite Zuletzt hätten sich zu einem immer schwieriger werdenden Handel faire Standards für offene Märkte und regelbasierten Handel setzen.« die Streitigkeiten zwischen den USA und China oder auch die jüngs- ten Zollerhöhungen der USA gegenüber der EU gesellt. Treier: »All dies Die Umfrageergebnisse stehen Ihnen zum Download unter schürt bei den Unternehmen die Verunsicherung über die Zukunft in www.magdeburg.ihk.de, Dok.-Nr.: 4626312 zur Verfügung. globalen Lieferketten – mit der Folge, dass sie Investitionen zurück- halten.« Dem World Business Outlook zufolge betrachtet die Hälfte der Quelle: DIHK e.V. DER MARKT IN MITTELDEUTSCHLAND 1/20 39
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