POSITIONIERUNGS-VORSCHLÄGE FÜR OBLIGATIONEN-INVESTMENTS - FORUM PORTFOLIOSTRATEGIE

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POSITIONIERUNGS-VORSCHLÄGE FÜR OBLIGATIONEN-INVESTMENTS - FORUM PORTFOLIOSTRATEGIE
FORUM
                                        POSITIONIERUNGS-VORSCHLÄGE
                                        FÜR OBLIGATIONEN-INVESTMENTS
                                        PORTFOLIOSTRATEGIE
                                        SEKTOR-INVESTMENTS
                                        FLEXIBEL HANDHABEN

                                        ASSET MANAGEMENT
     SCHWEIZER MAGAZIN FÜR KOLLEKTIVE
        UND STRUKTURIERTE INVESTMENTS

                                        SCHWELLENLÄNDER-AKTIEN:
                                        SMALL IS BEAUTIFUL
     September 17
                        CHF 10.–
62
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POSITIONIERUNGS-VORSCHLÄGE FÜR OBLIGATIONEN-INVESTMENTS - FORUM PORTFOLIOSTRATEGIE
editorial

Rainer Landert
Markus Röthlisberger
                       LIEBE LESERIN, LIEBER LESER

                       Eins ist klar: Die Zinsen können nur noch steigen. Die Frage ist nur wann, über
                       welche Zeitachse und in welchem Umfang. Es erstaunt also nicht, dass nach
                       einer derart langen Phase tiefer Zinsen die Frage über eine mögliche Kehrt­
                       wende bei Obligationenrenditen in den Fokus rückt. Für die Anleger ist das
                       Fluch und Segen zugleich, da steigende Zinsen nicht nur höhere Renditen brin­
                       gen, sondern bekanntlich auch die Risiken anheben und die Kurse drücken.
                       Wie diese gegenseitige Abhängigkeit sich jeweils manifestiert, hängt stark von
                       der technischen Ausgestaltung der Anleihe, ihrer Qualität, der Laufzeit und
                       des Coupons ab. Die Herausforderungen für die Marktakteure können zurzeit
                       nicht grösser sein, ebenso aber die Chancen, Chancen auf dem Weg zur Nor­
                       malität, was das Zinsgefüge anbelangt: Mit den richtigen Anleihenkonstruk­
                       tionen und mit einem an neue Marktumstände angepassten Anlageverhalten
                       dürften künftig denn auch im Bondsegment die eingegangen ­Risiken wieder
                       angemessen entschädigt werden. Bis dahin liegt aber ein steiniger Weg vor
                       uns. Schuldnerbezogene Notfallsituationen haben wir aktuell keine, sodass
                       eine extrem grosszügige Geldpolitik nicht mehr notwendig erscheint. Wenn
                       Notenbanken diese Einsicht teilen, wird das harsche Anpassungen im Zins­
                       gefüge mit sich bringen und die Finanzmärkte rigoros umpflügen. Ein ausführ­
                       liches Fachgespräch nimmt sich gleich zu Beginn des neuen Heftes diesem
                       insbesondere auch für institutionelle Investoren wichtigen Thema der Obli­
                       gationenanlagen an.

                       Noch eine Bemerkung zum neuen Swiss Fund Forum: Die erste Austragung
                       2017 ist längst Geschichte. Die Trägerschaft hat Mut bewiesen, mit uns diese
                       Tagung als Pilot durchzuführen und damit auch ein ganz neues Konferenz-For­
                       mat zu testen. Dafür möchten wir uns bei all den vielen Mitwirkenden – Spon­
                       soren, Referenten, Panelisten, Moderatoren – und den zahlreichen Besuchern
                       ganz herzlich für das Vertrauen bedanken. Insgesamt darf von einem gelunge­
                       nen Start ausgegangen werden. Das Datum für 2018 wird demnächst publiziert.

                       Zunächst aber viel Spass und eine anregende Lektüre.

                       Rainer Landert und Markus Röthlisberger

B2B   SEPTEMBER 2017                                                                                            1
POSITIONIERUNGS-VORSCHLÄGE FÜR OBLIGATIONEN-INVESTMENTS - FORUM PORTFOLIOSTRATEGIE
POSITIONIERUNGS-VORSCHLÄGE FÜR OBLIGATIONEN-INVESTMENTS - FORUM PORTFOLIOSTRATEGIE
inhalt

                             SEPTEMBER 2017

                                                                forum Nach einer langen Phase tiefer Zinsen kommt
                                                                da und dort Bewegung ins Gefüge und so widmet
                                                                sich das aktuelle Fachgespräch dem für viele Investo­
                                                                ren wichtigen Thema der Obligationen-Anlagen.
                                                                Positionierungs-Vorschläge finden Sie ab Seite        4

editorial1

forum
Obligationen-Investments: Positionierungs-Vorschläge	      4

asset management
Factor Investing: Verlässliche Quelle für Zusatzerträge   20
Glänzende Aussichten für Brasilien                        24
Schwellenländer-Aktien: Small is beautiful                26
Indische Rupien-Anleihen überzeugen                       29
Europa hat's in sich                                      32
Disruptive Technologien auf dem Vormarsch                 35   asset management Aktien von Unternehmen aus
                                                                Schwellenländern haben viele Investoren im Porte­
service                                                         feuille. Meist sind es aber grosskapitalisierte Firmen.
Einblicke in die EAM-Branche – was bringt die Zukunft?    36   Neu gibt es einen Fonds, der sich auf Small Caps
                                                                konzentriert. Mehr zum Angebot auf Seite           26
vorsorge
Senior Secured Loans mit hohem Potenzial                  38

regulation
Regulierungen – ein reines Übel?                          42

firmenstrategie
Vermögensverwalter mit besonderer Anlagephilosophie       44
Bekannter Player – neue Führung                           47

portfoliostrategie
Schwellenländer-Anleihen flexibel auswählen               50
Global investieren mit lokaler Expertise in Deutschland   53
Sektor-Investments flexibel handhaben                     56   portfoliostrategie Viele Investoren betrachten ge­
                                                                zielt auch Sektoren. Diese schneiden regional unter­
pro memoriam                                                    schiedlich ab, was einen flexiblen Anlageansatz nö­
info & edu center  /  impressum 58                             tig macht. Welche Sektoren aktuell von Belang
trägerschaft59                                                 sind, erfahren Sie auf Seite                       56

B2B    SEPTEMBER 2017                                                                                                3
POSITIONIERUNGS-VORSCHLÄGE FÜR OBLIGATIONEN-INVESTMENTS - FORUM PORTFOLIOSTRATEGIE
forum

4       B2B   SEPTEMBER 2017
POSITIONIERUNGS-VORSCHLÄGE FÜR OBLIGATIONEN-INVESTMENTS - FORUM PORTFOLIOSTRATEGIE
forum

                       O B L I G AT I O N E N - I N V E S T M E N T S

           POSITIONIERUNGS-
                VORSCHLÄGE

                          Nach einer langen Phase tiefer Zinsen kommt da und
                          dort Bewegung ins Gefüge und so widmet sich das ak-
                          tuelle Fachgespräch dem für viele Investoren wichti-
                          gen Thema der Obligationen-Anlagen. Debattiert wird
                          etwa die Frage, wie lange Mario Draghi die Nullzins-­
                          Politik noch aufrechterhalten wird bzw. aufrechter-
                          halten kann. Stehen wir am Anfang einer Kehrtwende
                          bei Obligationenrenditen? Sind die historisch rekord-
                          tiefen Zinsen für die Volkswirtschaften in Europa eher
                          Segen oder Fluch (welche Länder profitieren in welcher
                          Weise)? Und wie sieht es für die Anleger aus? Von In-
                          teresse mag auch sein, wie die Volkswirtschaften der
                          Schwellenländer durch anziehende USD-Zinsen beein-
                          flusst werden. Sollten Investoren nun Momentum-Stra-
                          tegien den Rücken kehren, weil sich der 35-jährige Bul-
                          lenmarkt zu einem Bärenmarkt wandeln könnte? Oder
                          sollten Investoren sogar Absicherungsstrategien appli-
                          zieren? Machen etwa inflationsgeschützte Anleihen
                          Sinn? Und was ist von speziellen Anleihen wie Conver-
                          tible Bonds, Senior Secured Loans oder CoCos zu hal-
                          ten? Interessant mag auch die Frage sein, ob ­Schweizer
                          Immobilienbesitzer mit ihren Hypotheken auf höhe-
                          re Zinsen vorbereitet sind oder ob es ein böses Erwa-
                          chen geben wird.

                          Unsere Gesprächspartner sind Jürg Unteregger [Edmond de
                          Rothschild Asset Management (Suisse) SA], Stephanie Zwick
                          [Fisch Asset Management AG], Enzo Puntillo [GAM Invest-
                          ment Management (Switzerland) AG], Reto Meisser [Invesco
                          Asset Management (Schweiz) AG], Daniel Rempfler [Swiss Life
                          ­Asset Management AG] und Benno Weber [Swisscanto Invest
                           by Z
                              ­ ürcher Kantonalbank].

B2B   SEPTEMBER 2017                                                                    5
POSITIONIERUNGS-VORSCHLÄGE FÜR OBLIGATIONEN-INVESTMENTS - FORUM PORTFOLIOSTRATEGIE
forum

Lassen Sie uns doch zu Beginn des Ge-              «Senior Secured Loans                     langfristig nachhaltig positive Erträge mit
sprächs kurz die Grosswetterlage im                                                          vernünftigem Risikoprofil erwirtschaften
Obligationen-Segment ansprechen.                   sind attraktive Anlage-                   zu können.
Was beschäftigt Investoren primär? Mit              instrumente. Sie bieten                  Weber: Das Tiefzinsumfeld bleibt offen­
welchen Fragen werden Sie bei Gesprä-              eine Risikoprämie über                    sichtlich die Mutter aller Themen. Vor al­
chen konfrontiert?                                                                           lem Privatanleger stellen die Frage: W
                                                                                                                                  ­ arum
Meisser: Investoren sorgen sich um Richt­         einem Referenzzinssatz,                    soll ich in Papiere mit negativer Rendite in­
linien und politische Aspekte. Der Wech­          was sie nur geringfügig                    vestieren, solange ich auf dem Konto von
sel von Nullzinsen zu Zinsschritten, die Re­           zinssensitiv macht.»                  der Nullverzinsung «profitiere»? Wer dann
duktion von Treasury- und MBS-Holdings                                                       auch noch Kosten und Steuern einrechnet,
der US-Notenbank und ein EZB-Tapering                                    Reto Meisser        findet Obligationen auf den ersten Blick
– all dies ist auf den Weg gebracht, weil                                                    sehr unattraktiv.
erstmals seit Ausbruch der globalen Fi­
nanzkrise die Zeichen weltweit synchron                                                      Sprechen wir vorab über die Bonität.
auf einen zyklischen Aufschwung hinwei­                                                      Wie beurteilen Sie Anleihen des Typs
sen. Die Notfallsituation ist vorüber, sodass                                                Investment-Grade?
eine extrem grosszügige Geldpolitik nicht                                                    Unteregger: Die Kombination von anzie­
mehr notwendig ist. Dieser Wandel jedoch        der Zentralbanken hat dazu geführt, dass     henden Fundamentaldaten, abnehmen­
kann die Bedingungen an den Finanzmärk­         Obligationen kaum mehr Ertrag abwer­         den Ausfallraten sowie unkonventionellen
ten umpflügen. Auch die Politik beeinflusst     fen. Um auch in diesem Umfeld ihre Ziel­     Massnahmen seitens der Zentralbanken
die Märkte, wenngleich Brexit, Trump und        renditen zu erreichen, erhöhen viele In­     hat dazu geführt, dass IG-Anleihen sehr
Wahlen in EU-Staaten zu keinen radikalen        vestoren Zins- und Kreditrisiken, so dass    teuer geworden sind und extrem enge
Änderungen führten.                             bereits ein geringer Zinsanstieg oder eine   Spreads aufweisen. Die aktuellen Erträge
Puntillo: Grundsätzlich beschäftigen In­        moderate Ausweitung der Kreditprämien        vermögen keine grossen Zinssteigerungen
vestoren schon länger die extrem tiefen         zu empfindlichen Verlusten führen kann.      zu absorbieren. Dennoch bieten gewisse
und in einigen Fällen negativen Zinsen.         Die Obligationen-Kaufprogramme der           Segmente des IG-Markts Chancen, so etwa
Um höhere Erträge zu erwirtschaften, ist        Zentralbanken sowie der erhöhte Risiko­      das amerikanische, weil dort die ökonomi­
die Suche nach Anlagealternativen weiter­       appetit vieler Investoren haben zudem zu     schen und politischen Rahmenbedingun­
hin ein grosses Thema. Viele Investoren         einer starken Einengung der Kreditprä­       gen für Unternehmen vorteilhafter ausse­
nehmen im Vergleich zur Vergangenheit           mien geführt. Mit anderen Worten: Anle­      hen – ich denke da an angedachte Steuer­
mehr Qualitäts- und Liquiditätsrisiko auf       ger werden weniger gut für die eingegan­     erleichterungen und Investitionspläne der
sich, wobei dies nicht immer eine bewuss­       genen Risiken kompensiert. Aus diesem        Regierung. Bezüglich Sektoren favorisie­
te Entscheidung ist.                            Grund sind wir überzeugt, dass sowohl        ren wir den Premium-Einzelhandel mit Fir­
Rempfler: Die rekordtiefen Zinsen sind          Zins- wie auch Kreditrisiken professionell   men wie LVMH, Kering oder Luxottica, aber
das Hauptthema. Die Niedrigzinspolitik          und aktiv gesteuert werden müssen, um        auch EUR-Bonds von Apple. Den Automo­
                                                                                             bilsektor hingegen sehen wir kritisch.
                                                                                             Zwick: Wandelanleihen sind aktuell fair
                                                                                             bis attraktiv bewertet. Nach einer länge­
                                                                                             ren Phase einer eher teuren Bewertung
                                                                                             der Anlageklasse bewegen sich die impli­
                                                                                             ziten Volatilitäten wieder auf dem lang­
                                                                                             fristigen Durchschnitt von 30. Die Wan­
                                                                                             delanleihen im Investment-Grade-Bereich
                                                                                             sind im Vergleich zum High-Yield-Segment
                                                                                             teurer, aber auch im historischen Vergleich
                                                                                             fair bewertet. Wir empfehlen im Wandel­-
                                                                                             anleihen-Segment eine globale Ausrich­
                                                                                             tung, denn nur damit ist eine optimale Aus­
                                                                                             schöpfung des Kurspotenzials der Anlage­
                                                                                             klasse möglich.
                                                                                             Rempfler: Ist das Risiko der Aktienmärk­
                                                                                             te zu hoch und der Zinsertrag von staatli­

6                                                                                                          B2B     SEPTEMBER 2017
POSITIONIERUNGS-VORSCHLÄGE FÜR OBLIGATIONEN-INVESTMENTS - FORUM PORTFOLIOSTRATEGIE
chen Geldanlagen zu tief, führt die Suche
nach Rendite unweigerlich zu Unterneh­
mensanleihen im Investment-Grade-Be­
reich. Diese bieten Vorteile gegenüber an­
deren festverzinslichen Anlageklassen wie
etwa Staatsanleihen. Die Rendite ist hö­
her – bei einem tieferen Verschuldungs­
grad im Vergleich zu Staaten mit gleichem
Rating. Der Schutz vor steigenden Zinsen
ist dank des hohen prozentualen Anteils
der Kreditprämie an der Gesamtrendite
besser. Obschon auch die Renditen von
Unternehmensanleihen in letzter Zeit un­
ter Druck geraten sind, liegen die Bewer­
tungen aktuell nur leicht über dem histo­
rischen Durchschnitt. Die über fünf Jahre
eingepreiste Ausfallrate liegt bei BBB-An­
leihen aus den USA beispielsweise bei gut
7 %, während im langjährigen historischen
Durchschnitt nur knapp 3 % der Schuldti­
tel ausgefallen sind und die höchste jemals
beobachtete Ausfallrate bei 6 % lag. Dies
in Zeiten, wo sich die Bewertungen in vie­
len anderen Anlageklassen wie Aktien, Im­
mobilien oder Staatsanleihen nahe an den
Höchstständen befinden.
Zwick: Wenn wir grad von Unternehmens­
anleihen sprechen: Im Investment-­Grade-
Bereich sehen wir ebenfalls positive Fun­
damentaldaten. Die historisch tiefen Risi­
koprämien reflektieren die sehr tiefen Aus­
fallraten. Einen höheren Spread erhält man
in den Schwellenländern, und dies bei
ähnlicher Kreditqualität wie in den Indus­
triestaaten. Für uns gibt es aber keine Län­
der oder Branchen, die bedenkenlos ge­
kauft werden können. Wir erachten daher
ein aktives Management als zentral, insbe­
sondere in den Schwellenländern.

Und wie sieht die Lage im High-Yield-
Segment aus?
Weber: High-Yield bleibt ein sehr zyk­
lisches Segment. Die Jagd nach Rendite
hat einerseits High-Yield-Anleihen die letz­
ten Jahre beflügelt. Anderseits haben wir
auch gesehen, dass die ­Kreditrisikoprämien
empfindlich auf Marktvolatilität reagieren
können. Dieses Jahr hat der Ölpreis den
Markt dominiert. Vor allem in den USA ste­
hen viele Emittenten wegen des nachhalti­
gen Preiszerfalls unter Druck. Generell ist

B2B    SEPTEMBER 2017                          7
POSITIONIERUNGS-VORSCHLÄGE FÜR OBLIGATIONEN-INVESTMENTS - FORUM PORTFOLIOSTRATEGIE
der Kreditzyklus in den USA schon weit
    fortgeschritten. In jüngerer Zeit poppen
    die ersten Problemfälle auf. Ich glaube aber
    nicht, dass die Ausfallraten in den nächsten
    zwei Jahren massiv nach oben schiessen
    werden. Mehr Sorgen macht uns das wach­
    sende Volumen bei High-Yield-ETFs. Ich
    denke, dass wir inskünftig derentwegen im­
    mer wieder exzessive Preisschwankungen
    sehen werden.
    Puntillo: Die Kreditaufschläge im High-
    Yield-Segment sind aktuell eher am unte­
    ren Bereich und daher ist das Segment ten­
    denziell zu teuer. Die Ausfallraten eignen
    sich nicht besonders gut, um die Bewertun­
    gen zu beurteilen, da gegenwärtige Ausfall­
    raten noch nie ein guter zukunftsweisen­
    der Indikator waren. Bei aktuellen Bewer­
    tungen erwarten wir unterdurchschnittli­
    che Erträge und dies mit zunehmendem
    Risiko von grösseren Kursverlusten, was
    wiede­rum in einem fortgeschrittenen Wirt­
    schaftszyklus nicht untypisch ist.

    Auf welchen Märkten besteht derzeit
    ein grosses Zinsänderungsrisiko? Wie
    sollten sich Anleger positionieren, um
    sich vor Kursverlusten zu schützen?
    Rempfler: Intuitiv denkt man hier sicher
    zuerst an den US-amerikanischen Markt.
    Denn die Fed hat ihren Leitzins seit 2015
    bereits um insgesamt 100 Basispunkte an­
    gehoben. Die Fundamentaldaten sind er­
    freulich und am Arbeitsmarkt herrscht Voll­
    beschäftigung. Die USA befinden sich je­
    doch bereits in einer späten Phase des
    Konjunkturzyklus, eine Abschwächung
    der Wachstumsdynamik ist absehbar. Zu­
    dem verharrt die Inflation unter dem Ziel­
    wert der Fed. Deswegen erwarten wir nur
    noch eine geringe Erhöhung des Leitzin­
    ses. Entsprechend limitiert sehen wir auch
    das Zinserhöhungsrisiko am längeren Ende
    der Zinskurve. In der Eurozone hingegen
    sind die Zinsen aus verschiedenen Grün­
    den zu tief. Das Wachstum ist stark über
    ­Potenzial und die EZB wird bereits 2018 mit
     der Rückführung ihrer QE-Programme be­
     ginnen. Die Zinsen in der Schweiz sind stark
     an die europäischen gekoppelt, solange die
     SNB den Wechselkurs durch Interventio­
     nen am Devisenmarkt beeinflusst. Wir er­

8                 B2B     SEPTEMBER 2017
forum

warten wie erwähnt für keinen der Märkte
einen dramatischen Zinsanstieg. Er dürfte
allerdings doch hoch genug sein, um Obli­
gationen-Käufer mindestens kurzfristig zu
verunsichern.
Unteregger: In Europa hat die Kreditver­
gabe an Unternehmen durch die lockere
Geldpolitik stark zugenommen. Die EZB
müsste folglich ihre Expansionspolitik zu­
rückfahren. Falls es keine Zinsanstiege vor
Ende 2018 oder Anfang 2019 gibt, dürfte
die EZB ihr QE-Programm in den kommen­
den Quartalen zurückfahren. Dies käme
einem Zinsanstiegsrisiko gleich, das unse­
res Erachtens jedoch eher die langen Sät­
ze betreffen würde. Die USA ist im Wirt­
schaftszyklus weiter fortgeschritten und
wir erwarten dass das FED ihre allmähli­        welchem die Märkte die Erwartungen am          Unteregger: Vom EZB-Ankaufprogramm,
che Normalisierung mit einer dritten Er­        stärksten anpassen. Dabei dürften deut­        das von Staats- auf Unternehmensanleihen
höhung in 2017 sowie 2–3 Schritten in 2018      sche Anleihen am meisten leiden.               ausgedehnt wurde, profitierten die Eurozo­
fortsetzen wird.                                Weber: Die Frage ist nicht, ob die EZB ihre    ne und insbesondere die Peripheriestaa­
Zwick: Eine abnehmende Differenz der            Politik fortsetzen kann, sondern wie lan­      ten. Deren Kosten für die Finanzierung der
langfristigen Zinsen zwischen Europa und        ge sie muss. Nach wie vor ist die Gesamt­      Schulden sanken und ihnen verbleibt mehr
den USA ist wahrscheinlich. In Europa dürf­     wirtschaft auf extrem tiefe Realrenditen       Zeit, um Strukturreformen zu implementie­
ten die Zinsen dabei stärker ansteigen als in   angewiesen. Eine Normalisierung wird nur       ren – so wie es Irland, Spanien und Portu­
den USA. Zinserhöhungen am langen Ende          sehr langsam vonstatten gehen. Ein Boden       gal bereits gezeigt haben. Ebenfalls wurde
in den USA sind aber aufgrund der aktuell       scheint tatsächlich erreicht, von einer ech­   verhindert, dass der Kontinent in eine De­
eher restriktiven Geldpolitik beschränkt.       ten Kehrtwende – mit entsprechend nega­        flations-Spirale fiel und dass sich das Wirt­
Die geplante Verkleinerung der US-Noten­        tiven Gesamterträgen auf den Obligatio­        schaftswachstum über den gesamten Kon­
bankbilanz beschränkt zusätzlich das lang­      nenmärkten – kann man aber noch nicht          tinent erholte. Profitiert haben aber auch
fristige Inflationspotenzial und damit mög­     sprechen.                                      die Investoren, da sowohl Aktien als auch
liche Zinserhöhungen. Ankündigungen der                                                        Anleihen massiv an Wert zugelegt haben.
EZB zur Reduzierung ihrer Anleihenkauf­         Sind die historisch rekordtiefen ­Zinsen
programme können temporär für Unruhen           für die Volkswirtschaften in Europa            Glauben Sie, dass Schweizer Immobi-
bei der Zinsentwicklung sorgen, auch aus­       eher Segen oder Fluch?                         lienbesitzer mit ihren Hypotheken auf
serhalb Europas.                                                                               höhere Zinsen vorbereitet sind oder
                                                                                               könnte es ein böses Erwachen geben?
Wie lange wird Mario Draghi die Null-                                                          Weber: Es gibt wohl eher einen unruhi­
zins-Politik noch aufrechterhalten bzw.                                                        gen Schlaf, aber kein allzu böses Erwachen.
fortsetzen können? Stehen wir auch in                                                          Dank der gesetzlichen Vorgaben und der
Europa am Anfang einer Kehrtwende                     «Viele Investoren neh-                   Vergabepolitik der Banken werden die
bei Obligationenrenditen?                              men im Vergleich zur                    meisten Immobilienbesitzer auch bei stei­
Puntillo: In Europa normalisiert sich die                                                      genden Zinsen ihre Hypothek gut bedie­
wirtschaftliche Lage in den meisten Län­                Vergangenheit mehr                     nen können. Die Finanzierungskosten für
dern. Dies dürfte der EZB die Möglichkeit              Qualitäts- und Liqui-                   Eigenheimbesitzer dürften aber über die
geben, die extreme Geldpolitik zurückzu­                ditätsrisiko auf sich,                 nächsten Jahre steigen, und auch eine sig­
fahren. Wir erwarten bald eine Reduktion                                                       nifikante Preiskorrektur halte ich für gut
des «Quantitative Easing» und somit eine            ­wobei dies nicht immer                    möglich. Nicht alle Eigenheimbesitzer sind
nicht unwesentliche Korrektur an den An­                       eine bewusste                   sich bewusst, dass der Wert ihres Hauses
leihenmärkten in Europa. Normalerweise                                                         auf einen Zinsanstieg ähnlich empfindlich
                                                          Entscheidung ist.»
ist die Kehrtwende der monetären Poli­                                                         reagieren kann wie ein langer «Eidgenos­
tik einer Zentralbank der Moment, bei                                     Enzo Puntillo        se». Ich beobachte immer wieder, dass Ein­

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forum

zelpersonen als Anleger und Eigenheimbe­              «Obschon auch die                   Benchmarks für Unternehmensanleihen
sitzer zwei unterschiedliche Zinsmeinun­                                                  beträgt bereits 20 %. Die hohen Rendi­
gen haben.                                        Renditen von Unterneh-                  ten von Anleihen in Lokalwährungen wi­
                                                  mensanleihen in letzter                 derspiegeln vor allem das Währungsrisi­
Wegen der historisch tiefen R  ­ enditen         Zeit unter Druck geraten                 ko. Eine strategische Allokation drängt
hierzulande richten viele den Blick auch                                                  sich für einen CHF-Investor meines Er­
auf Schwellenländer. Wie sollten hiesige          sind, liegen die Bewer-                 achtens nicht auf. Wer das Währungsrisi­
Investoren das Thema «Emerging Mar-              tungen aktuell nur leicht                ko trägt, begibt sich auf eine Achterbahn­
ket Debt» idealerweise angehen?
                                                   über dem historischen                  fahrt. Ich bezweifle, dass nach Kosten viel
Puntillo: Aus folgenden Gründen bleiben                                                   übrig bleibt.
wir bezüglich Schwellenländern positiv ein­                 Durchschnitt.»                Unteregger: Die Fundamentaldaten von
gestellt: Erstens haben sich deren Funda­                                                 Schwellenländern haben sich verbessert
                                                                    Daniel Rempfler
mentaldaten in den letzten Jahren deut­                                                   und Stimmungsindikatoren sind auf einem
lich verbessert. Viele Länder haben ihre                                                  25-Jahre-Hoch. Das Wachstum des Brutto­-
Wirtschaft erfolgreich ins Gleichgewicht                                                  inlandsprodukts wird 2017 auf 4.5 % ge­
gebracht. Zweitens sind die Bewertungen                                                   schätzt und Notenbanken haben sogar
verglichen mit historischen Standards wei­                                                etwas Spielraum für Zinssenkungen. Die
terhin günstig und widerspiegeln noch nicht                                               Mittelflüsse sind sehr hoch (+67 Mrd. USD
die positiven Grundlagen. Drittens sind In­    leihen investieren möchte und welche Ra­   2017). Aufgrund der aktuellen Schwankun­
vestoren nach mehreren Jahren mit Geld­        ting-Kategorien man berücksichtigt.        gen bei Zinsen und Fremdwährungen, den
abflüssen aus dieser Anlageklasse eher un­     Weber: Emerging Market Debt hat eine       politischen Unsicherheiten sowie dem star­
tergewichtet. Aber wir sehen langsam An­       Währungs- und eine Kreditkomponente.       ken Konsens sind wir vorsichtiger gewor­
zeichen einer Verschiebung der bisherigen      Die Kreditkomponente würde ich haupt­      den und bevorzugen harte Währungen so­
Haltung und erwarten daher erhebliche Zu­      sächlich über Hartwährungsanleihen         wie spezifische Investments.
flüsse. Attraktive Opportunitäten sehen wir    spielen. Der Anteil von Emittenten aus
sowohl in Hart- als auch Lokalwährungen.       Schwellenländern in den herkömmlichen      Wenn die Zinsen in den USA stärker
Wir glauben, dass ein gemischtes Portfo­                                                  steigen, wie beeinflusst dies die Volks-
lio, welches die besten Opportunitäten zwi­                                               wirtschaften der Schwellenländer?
schen diesen Segmenten auswählen kann,                                                    Meisser: Der Einfluss von US-Zinsanpas­
die grössten Erfolgsaussichten hat.                                                       sungen auf Schwellenländer hängt von
Rempfler: Die Entwicklung in den Schwel­                                                  der Intensität der Einengungen sowie der
lenländern war in jüngster Vergangenheit                                                  Konjunktur in den entsprechenden Län­
positiv. Die Fundamentaldaten zeigen nach                                                 dern ab. Wenn die Zinsschritte im aktuel­
oben, der Welthandel verzeichnete im lau­                                                 len Zyklus gemächlich ausfallen, kann dies
fenden Jahr einen Aufschwung – mass­                                                      mitunter sogar förderlich sein – so wie es
geblich getrieben von den Schwellenlän­                                                   schon 2004–06 zu beobachten war. Mit
dern – und die makroökonomische Stabi­                                                    Blick auf die niedrigen Inflationswerte ist
lität bei der Leistungsbilanz und teilweise                                               diese Vermutung ziemlich wahrscheinlich.
auch beim Haushaltsdefizit hat sich ver­                                                  Die Schwellenländer haben ihre Bilanzen
bessert. Auch externe Faktoren wie tie­                                                   deutlich verbessert und ausgerichtet auf ei­
fe US-Zinsen, die Stabilisierung der Roh­                                                 nen starken USD, strenge Vorgaben an den
stoffpreise und eine Abschwächung des                                                     globalen Finanzmärkten, an einen schwä­
USD wirken positiv. Aber wie soll investiert                                              cheren Rohstoffzyklus und Währungsein­
werden? Vorerst gilt es zu entscheiden, ob                                                brüche wie in jüngerer Vergangenheit – so
man in Lokal- oder in Hartwährung anle­                                                   wie schon vor einem Jahrzehnt.
gen will. Währungsgesichert machen Inves­                                                 Zwick: Die Zinsentwicklung in den USA hat
titionen in Lokalwährung keinen Sinn, da                                                  meines Erachtens nur einen beschränk­
negative Renditen resultieren. Ohne Ab­                                                   ten direkten Einfluss auf das Wachstum in
sicherung sind anderseits die Schwankun­                                                  den Schwellenländern. Wichtiger sind das
gen aufgrund von Wechselkursbewegun­                                                      US-Wirtschaftswachstum und der USD-
gen hoch. Weitere Entscheidungen sind,                                                    Kurs: Bei solidem US-Wachstum und einem
ob man in Unternehmens- oder Staatsan­                                                    nicht zu volatilem USD können die Schwel­

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lenländer auch einen stärkeren US-Zinsan­
stieg verkraften.

Kommen wir zurück nach Europa, wo
ein frischer Wind über den Kontinent
zu wehen scheint – denken wir an die
Draghi-Ankündigung und makroökono-
mische Aufhellungen. Wer könnte be-
sonders profitieren?
Meisser: Die Eurozone folgt den USA auf
dem Erholungspfad – wie so oft – allerdings
dieses Mal mit ein paar Jahren Verzöge­
rung und nach einer tiefen Double-Dip-Re­
zession sowie Finanzkrisen in der Periphe­
rie. Was als exportorientierte Erholung
begann, hat sich auf die Binnennachfrage
ausgeweitet. Die Konsum- und Investitions­
nachfrage, die sich durch die Krise, Aus­
terität und Vertrauensschocks aufgestaut
hatte, sowie die vorteilhaften Bedingun­
gen an den globalen Finanzmärkten, ein
anhaltendes US-Wachstum und die Erho­
 lung in vielen Schwellenländern deutet da­
 rauf hin, dass der aktuelle Aufschwung an­
halten dürfte. Dies sollte positiv sein für
Banken, zyklische Unternehmen und Peri­
pherie-Staaten.
 Unteregger: Die wirtschaftliche Erholung
Kontinentaleuropas lässt sich am Volumen
der Kreditvergaben und den Beschäfti­
gungszahlen klar erkennen. Sie stiegen in
den letzten beiden Jahren deutlich und
sind bezüglich Sektoren und Länder we­
sentlich breiter abgestützt. Davon zeugen
auch Stimmungsindikatoren sowohl von
Konsumenten als auch von Unternehmen.
In diesem Kontext bevorzugen wir besser
rentierende Obligationen. Bei Staatsanlei­
hen sind dies jene aus Griechenland, Por­
tugal, Italien und Zypern. Bei den Sektoren
sind wir positiv auf Financials, im Speziel­
len auf nachrangige Anleihen, kaufen aber
auch Obligationen von defensiven Sekto­
ren sowie Firmen aus zyklischen Sekto­
ren. Gleichzeitig bevorzugen wir auch so­
lide Obligationen mit hoher Bonität aus
­zyklischen Sektoren.

Blicken wir kurz in die USA, wo die Kre-
ditvergabe an Subprime-Kunden boomt
wie kaum je zuvor. Wie soll man dies
einschätzen?

B2B    SEPTEMBER 2017                          11
Weber: Die stark gestiegene private Ver­
     schuldung, insbesondere auch bei den so
     genannten Subprime-Kunden, ist eine di­
     rekte Folge der extrem lockeren Geldpo­
     litik der letzten Jahre. Eine Krise in gewis­
     sen Segmenten – vor allem bei Auto- und
     Studienkrediten – kann unseres Erach­
     tens jederzeit ausbrechen. Risikoaverse
     Bond-Investoren müssen diese Bereiche
     meiden. Auslöser für eine solche partiel­
     le Krise könnte eine Rezession und der
     damit verbundene Anstieg der Arbeitslo­
     sigkeit sein. Ich glaube aber nicht, dass es
     wegen Auto- oder Studienkrediten zu ei­
     ner systemischen Krise wie vor zehn Jah­
     ren kommen kann.
     Zwick: Der Hypothekenmarkt in den USA
     lässt sich heute in keiner Weise mit den
     Verhältnissen vor und während der Sub­
     prime-Krise vergleichen. Es drängen sich
     keine besonderen Absicherungsmassnah­
     men, aber auch keine Investments auf.

     Welche Regionen oder Länder erach-
     ten Sie anleihetechnisch gesehen sonst
     noch als beachtenswert oder gefährlich?
     Meisser: Es gibt Staaten, die einen Turn­
     around geschafft haben oder ein hohes
     Aufwärtspotenzial aufweisen, beispiels­
     weise Brasilien, Argentinien oder mitun­
     ter auch Russland. Allerdings gibt es auch
     Länder mit signifikanten Ausfallrisiken, Ver­
     schlechterungen im Makroumfeld oder mit
     schwierigen politischen Situationen – ich
     denke da etwa an Venezuela, Südafrika
     oder die Türkei.
     Unteregger: Im Bereich der Staats- bzw.
     Regionalanleihen sind wir positiv auf Ka­
     talonien, Zypern, Griechenland und Portu­
     gal. Für Portugal spricht der positive Leis­
     tungsausweis der Koalitionsregierung. Sie
     setzt Reformen um, welche ihr anfangs vie­
     le Investoren nicht zugetraut hatten. Das
     Bruttoinlandsprodukt stieg von –11 % im
     Jahr 2010 auf nur noch –2 % im Jahr 2016.
     Aus­serdem führte die Frage, ob Anleihen
     Portugals auf High-Yield herabgestuft wer­
     den und so dem Ankaufprogramm der EZB
     entfallen, zu attraktiven Bewertungen. Bei
     globalen Schwellenländern sind wir positiv
     auf die Türkei, Mexiko, Ukraine und Vene­
     zuela, bei letzterem vor allem längerfristig

12                 B2B     SEPTEMBER 2017
forum

                                                vestments, dies aufgrund der tiefen Zins­     als 20-jährige Erfahrung, Bekanntheit und
       «High-Yield-Anleihen
                                                sensitivität. Hinzu kommt, dass die aktuel­   Grösse von Fisch Asset Management aus.
      aus der Eurozone sind                     len Bewertungen ein attraktives Einstiegs­    Weber: Die Emissionsvolumen im Conver­
        weiterhin nicht ganz                    niveau bieten.                                tible-Bereich sind in der Finanzkrise stark
                                                Unteregger: Aktuell warten wir auf eine       zurückgegangen und verharren seither auf
      unattraktiv bei absolut
                                                Korrektur am Aktienmarkt, um unsere           tiefem Niveau. Aus Sicht der Emittenten
       betrachtet sehr gerin-                   Quote bei Wandelanleihen erhöhen zu           ist das nachvollziehbar. Angesichts niedri­
      gen Spreads im histo-                     können – unsere Allokation liegt derzeit      ger Zinsen und tiefer Volatilität ist eine Fi­
                                                bei lediglich 3 %. Die Anlageklasse zeigt     nanzierung via Convertibles im Vergleich
         rischen Vergleich.»                    vergleichsweise attraktive risikoadjustier­   zu normalen Obligationen für die meisten
                        Jürg Unteregger         te Renditen mit einer erwarteten Partizipa­   Treasurer nicht attraktiv. Entsprechend
                                                tion am Aktienmarkt von 40–60 % bei einer     sind über die letzten Jahre auch nur we­
                                                erwarteten Volatilität von 4–6 %.             nige neue Emittenten dazugekommen –
                                                                                              hauptsächlich im US-Markt.
                                                Wie würden Sie die Emissionstätigkeit
                                                im Convertible Bond-Segment bezeich-          Wie sollte man die Diversifikation beim
und wegen der attraktiven Bewertungen.          nen? Ist die Situation gesund?                Kauf von Wandelanleihen vornehmen?
In A
   ­ sien sind wir aufgrund der hohen Be­       Zwick: Die weltweite Emissionstätigkeit       Zwick: Wir empfehlen ein globales Port­
wertungen viel vorsichtiger. Viele Länder       von knapp 43 Mrd. USD bis Ende Juli ent­      folio, um die Chancen der Anlageklas­
sind von China abhängig, welches ein ver­       spricht etwa dem Niveau der Vorjahre. Wir     se voll auszunutzen. Ausserdem er­
langsamtes Wachstum und anschwellende           erwarten aber aufgrund der bereits stei­      reicht man durch die Beimischung von
Schulden aufweist.                              genden Zinsen in den USA eine anziehende      High-Yield-Wandelanleihen eine bessere
Puntillo: Aktuell erachten wir in den Indus­    Emissionstätigkeit. Für Emittenten ist der    Diversifikation sowie höhere Renditen. Ein
trienationen deutsche Anleihen als die an­      Wandelanleihenmarkt dann interessanter        reines Investment-Grade Portfolio kann
fälligsten für eine grössere Marktkorrek­       als der Markt für Unternehmensanleihen,       aber auch ausreichend diversifiziert wer­
tur. Die Kombination aus einer verbesser­       da sie dadurch ihre Zinskosten tiefer hal­    den. Unsere defensive Strategie hält bei­
ten wirtschaftlichen Lage der EU und dem        ten können. Sobald der Risikoappetit der      spielsweise mindestens 75 Einzelpositio­
Risiko einer monetären Kehrtwendung der         Anleger abnimmt und sie ihre linearen Ak­     nen, die breit über Regionen und Sekto­
EZB beinhalten aus unserer Sicht ein gros­      tien-Investments in Wandelanleihen um­        ren verteilt sind.
ses Überraschungspotenzial.                     schichten, erwarten wir dort eine Verteu­
                                                erung. Für die Zeichnung von Neuemissio­      Senior Secured Loans kamen vor ein
Wenden wir uns nun den Wandelanlei-             nen im Wandelanleihenmarkt bedarf es          paar Jahren in Mode. Welche Unter-
hen als Spezialgebiet zu: Welche Fak-           einer sehr guten Beziehung zu den Bro­        schiede bestehen zu High-Yield Bonds
toren sprechen Ihres Erachtens für die          ker-Häusern, da diese Emissionen OTC          und wo liegen die spezifischen Risiken
Anlageklasse?                                   platziert werden. Hier zahlt sich die mehr    bei den beiden Anlageklassen?
Zwick: Die Trends an den Aktien- und Kre­
ditmärkten sind derzeit freundlich. Die Risi­
ken im Hintergrund nehmen allerdings zu.
Denkbare negative Überraschungen wä­
ren ein möglicher Kurswechsel der EZB hin
zu einer restriktiveren Geldpolitik, weitere
geopolitische Unruhen oder auch Korrek­
turen an den Aktienmärkten aufgrund von
heiss gelaufenen Bewertungen. Vor diesem
Hintergrund stechen die Vorteile von Wan­
delanleihen als Anlageklasse besonders
hervor. Sie bieten neben dem Aufwärts­
potenzial bei weiterhin steigenden Aktien­
märkten zudem einen effektiven Schutzme­
chanismus bei fallenden Kursen. Auch die
steigenden Zinsen sprechen für diese Anla­
geklasse im Vergleich zu anderen Bond-In­

B2B    SEPTEMBER 2017                                                                                                                    13
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Meisser: Senior Secured Loans und Hoch­                                                       nen mit den CoCos. Was halten Sie von
                                                  «Cocos sind Pfeffer im
zinsanleihen stehen beide in der Kapital­                                                     diesen Anleihen?
struktur über den Aktien. Grundsätz­             Obligationen-Portfolio.                      Weber: Cocos sind Pfeffer im Obligatio­
lich werden sie von Unternehmen bege­            Pfeffer will aber richtig                    nen-Portfolio. Über die letzten fünf Jah­
ben, meist mit dem Ziel einer Verbrei­                                                        re haben Cocos mehr als 50 % abgewor­
terung der Kapitalbasis oder gezielt für
                                                dosiert sein! Wer Cocos                       fen. Heute sind sie mit Renditen um 5 % im­
M&A-Transaktionen und zur Schuldenre­           kauft, muss sich bewusst                      mer noch sehr attraktiv. Der fundamentale
finanzierung. Die Senior Secured Loans          sein, dass er das ganze                       «Case» für Cocos bleibt weiter intakt – die
stehen an der Spitze der Kapitalstruktur                                                      Banken haben über die letzten Jahre ihr Bi­
und weisen ein umfangreiches Paket an
                                                Kapital verlieren kann.»                      lanzrisiko stetig reduziert. Pfeffer will aber
Sicherungen auf, während Hochzinsanlei­                                 Benno Weber           richtig dosiert sein! Wer Cocos kauft, muss
hen darunter rangieren und in der Regel                                                       sich bewusst sein, dass er das ganze Kapi­
ungesichert sind. Das kann durchaus sinn­                                                     tal verlieren kann. Wir haben das diesen
voll sein. Im Zeitraum von 1987 bis 2015                                                      Sommer bei der Banco Popular gesehen.
betrug die durchschnittliche Schuldener­                                                      Unteregger: Finanzschulden stellen un­
holungsrate bei US SSL 80.4 %, während                                                        seres Erachtens das attraktivste Segment
sie bei US High-Yield Bonds im Schnitt        Risikoprämie. Investoren können mit ­Senior     dar, sowohl absolut als auch relativ. Die Be­
bei 48.8 % lag.                               Secured Loans somit direkt von steigenden       wertungen sind attraktiv und die Renditen
Weber: Aus Anlegersicht haben sich in den     Leitzinsen in den USA und Europa profitie­      von nachrangigen Anleihen schneiden ge­
letzten Jahren die Unterschiede zwischen      ren. Ähnlich wie im High-Yield-Sektor hat       genüber traditionellen Anleihen mit glei­
High-Yield Bonds und Senior Secured           die starke Nachfrage mittlerweile aber auch     chen Ratings deutlich besser ab – wir se­
­Loans verwischt. Früher zeichneten sich      im Loan-Sektor zu einer Einengung der Ri­       hen knapp 3 % Zinsdifferenz zu BB-Bonds
 Senior Secured Loans durch starke Klau­      sikoprämien geführt. Da das Ende des Kre­       in EUR.
 seln – so genannte Covenants – und zusätz­   ditzyklus näher rückt, sollten Anleger bei
 liche Sicherheiten aus. Heute werden 80 %    der Titelselektion eine konservative Poli­      Machen Inflation-linked Bonds derzeit
 der neuen Loans «Covenant-light» ausge­      tik verfolgen.                                  Sinn für Schweizer Investoren?
 staltet. Die Rückflussquote von Loans wird   Meisser: Senior Secured Loans sind attrak­      Puntillo: Grundsätzlich macht es wenig
 darum bei der nächsten Krise deutlich tie­   tive Anlageinstrumente. Sie bieten eine Risi­   Sinn, nach hohen Inflationsraten im Aus­
 fer ausfallen als früher.                    koprämie über einem Referenzzinssatz, was       land Ausschau zu halten. Die Suche nach
                                              sie nur geringfügig zinssensitiv macht. Weil    hohen Inflationsraten ist kein vielverspre­
Was spricht derzeit besonders für den         sie sowohl «senior» als auch «gesichert»        chender Faktor für die meisten Finanzanla­
Einsatz von Senior Secured Loans?             sind, können sie bei Ausfällen einen ge­        gen und Währungen. Man sollte dort inves­
Puntillo: Im Unterschied zu den meisten       wissen Schutz bieten.                           tieren, wo hohe reale Renditen zu erwarten
traditionellen Obligationensegmenten wei­-                                                    sind. Wir finden diese weiterhin bei Anlei­
sen Senior Secured Loans eine variable        Gehen wir nun kurz auf ein paar ausge-          hen in Brasilien, welche mit etwa 5 % Real­
Verzinsung auf – meist Libor/Euribor plus     wählte Bond-Segmente ein und begin-             renditen zu den höchsten zählen – und dies
                                                                                              kann zusätzlich mit Inflationsschutz abge­
                                                                                              sichert werden.
                                                                                              Meisser: Wir erwarten, dass die niedrige
                                                                                              Inflation Zentralbanken weiterhin dazu an­
                                                                                              hält, die Märkte mit ausreichend Liquidität
                                                                                              zu versorgen, was kurzfristig inflationsge­
                                                                                              schützte Anleihen unterstützt. Ein Wechsel
                                                                                              hin zu einer längerfristig aktiveren Fiskal­
                                                                                              politik würde auch höhere Inflationswer­
                                                                                              te bringen. In der Eurozone bevorzugen
                                                                                              wir deutsche «Linker» gegenüber solchen
                                                                                              aus Peripherie-Staaten. In den USA haben
                                                                                              ein schwächerer USD und höhere Ölprei­
                                                                                              se die Inflationserwartungen unlängst nach
                                                                                              oben gedrückt – dies trotz negativer Über­
                                                                                              raschungen bei den Konsumentenpreisen.

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forum

Unsere Analysen zeigen einen moderaten
Anstieg der dortigen Inflationserwartun­
gen und wir mögen noch immer TIPS hal­
ten (Treasury Inflation Protected Securi­
ties, Anm. der Redaktion).

Das Universum von Unternehmensan-
leihen weitet sich beständig aus. Was
empfehlen Sie diesbezüglich den Inves-
toren?
Rempfler: Bei Swiss Life Asset Managers
setzen wir aktuell auf Unternehmensan­
leihen aus Schwellenländern. Hierbei be­
vorzugen wir Anleihen in Hartwährung des
Investment-Grade-Bereichs. Neben unse­
rem erfolgreichen Fonds lancieren wir in
den nächsten Wochen eine in CHF abgesi­
cherte Kurzläufer-Strategie, welche mit ei­
ner Duration von etwa zwei Jahren ein ge­
ringes Zinsrisiko aufweist. Selbst bei einem
Zinsanstieg von fast zwei Prozentpunkten
innerhalb eines Jahres bleibt die Rendite
gemäss unseren Szenario-Analysen positiv.
Trotz des konservativen Risikoprofils er­
warten wir eine in CHF abgesicherte Ren­
dite von über 2 %. Dies ist damit zu erklären,
dass Emittenten in Schwellenländern nach
wie vor besser für eingegangene Kreditri­
siken kompensieren. Zudem ist die Strate­
gie sehr krisenresistent. Stress-Tests zeigen
zahlreiche Vorteile im Vergleich zu traditio­
nellen Obligationenstrategien. Ob man die
Short-Term-Variante oder das traditionelle
Produkt mit einer Duration von rund fünf
Jahren wählt, hängt letztlich von der er­
warteten Zinsentwicklung ab.
Zwick: Wir favorisieren entweder ein glo­
bal diversifiziertes Portfolio oder – bei
entsprechender Risikotoleranz – ein rei­
nes Schwellenländer-Portfolio, wobei wir
in diesem Fall Investment-Grade-Unter­
nehmensanleihen bevorzugen. Dabei set­
zen wir klar auf Hartwährungen. Dort ist
die Liquidität verglichen mit Lokalwährun­
gen deutlich besser. Bezüglich steigender
Zinsen bieten Unternehmensanleihen aus
den Schwellenländern eine höhere Risiko­
prämie gegenüber der entwickelten Welt,
haben also einen impliziten Spread-Puffer
eingebaut. Zudem haben sie eine kürzere
Duration als Staatsanleihen aus Schwellen­
ländern. Ein potenzieller Zinsanstieg in den

B2B     SEPTEMBER 2017                              15
forum

        USA kann somit um einiges besser abgefe­
        dert werden.
        Unteregger: Innerhalb der traditionel­
        len Obligationensegmente weisen US In­
        vestment-Grade Bonds ein attraktives Ri­
        siko-Ertrags-Profil mit ansehnlichen ab­
        soluten Erträgen auf – dies im Vergleich
        zu IG-Segmenten anderer entwickel­
        ter Märkte oder Unternehmensanleihen,
        die von den «Trumponomics» profitieren.
        High-Yield-Anleihen aus der Eurozone sind
        weiterhin nicht ganz unattraktiv bei absolut
        betrachtet sehr geringen Spreads im histo­
        rischen Vergleich.
        Puntillo: Momentan bevorzugen wir eine
        Mischung von US- und Schwellenlän­
        der-Anleihen in harter Währung. Beide
        Segmente schätzen wir als attraktiver ein,
        besonders gegenüber europäischen Un­
        ternehmensanleihen. Da auch in diesen
        beiden Segmenten die Bewertungen mo­
        mentan im Einklang mit langfristigen Erwar­
        tungen liegen, bevorzugen wir speziell die
        Laufzeiten um die fünf Jahre. Auch im histo­
        rischen Vergleich weist dieses Laufzeiten­
        segment eine der besten Sharpe Ratios auf.
        Meisser: Aktuell mögen wir Investment
        Grade-Anleihen aus den USA und entwi­
        ckelten Märkten der EU, Bankkredite so­
        wie Kommunalanleihen höherer wie nied­
        rigerer Bonität. Neutral sind wir bezüg­
        lich Schwellenländer-Anleihen sowohl in
        Hart- als auch Lokalwährungen und bei
        High-Yield Bonds. Finanzwerte bevorzu­
        gen wir gegenüber anderen Sektoren. Wir
        favorisieren hier Obligationen in den un­
        teren Bereichen der Kapitalstruktur, so
        etwa «Legacy Tier 1»-Papiere, Hybride Un­
        ternehmensanleihen und die so genann­
        ten «CoCos». Wir mögen überdies Anlei­
        hen, die sich flexibel auf der Zinskurve po­
        sitionieren können und die relativ jungen
        «Reverse Yankee Bonds», also Anleihen
        von US-Firmen, die ausserhalb der USA
        aufgelegt wurden und nicht auf USD lau­
        ten. Die Liquidität am Markt ist gut, aber
        der Konsens für lange Laufzeiten gibt uns
        zu denken.
        Weber: Die Risikoprämie auf Unterneh­
        mensanleihen ist nicht mehr riesig, aber im­
        mer noch angemessen. Ich würde einem In­
        vestor empfehlen, grundsätzlich etwa zwei

16                   B2B     SEPTEMBER 2017
forum

Drittel seiner Obligationenbestände in Un­                                                 Zwick: Wir empfehlen ganz generell das
                                                      «Wir empfehlen im
ternehmensanleihen zu halten. Eine dyna­                                                   Währungsrisiko stets vollständig abzusi­
mische Sektorallokation ist wichtig, noch          Wandelanleihen-Seg-                     chern. Das gilt nicht nur für Investoren in
wichtiger ist jedoch eine sorgfältige und         ment eine globale Aus-                   der Schweiz. Währungen haben historisch
gut diversifizierte Schuldnerauswahl. Bei                                                  keine Risikoprämie erbracht, sondern nur
                                                  richtung, denn nur da-
Schuldnern aus Schwellenländern würde                                                      mehr Volatilität.
ich mich strategisch auf Hartwährungen               mit ist eine optimale
konzentrieren, was opportunistische In­          Ausschöpfung des Kurs­                    Wie funktioniert Risikomanagement in-
vestitionen in Lokalwährungen nicht aus­                                                   nerhalb von Fixed-Income-Ansätzen?
schliesst. Über die Liquidität von Unter­
                                                  potenzials der Anlage-                   Unteregger: Beim Flagship-Fonds EdRF
nehmensanleihen machen wir uns schon                     klasse möglich.»                  Bond Allocation applizieren wir zum einen
lange Gedanken. Solange die Zentralban­                                                    ein aktives Management der ­Duration mit
                                                                     Stephanie Zwick
ken kaufen, spielt die Musik. Aber was pas­                                                einem Spektrum von –2 bis +8 Jahren und
siert bei der nächsten Verkaufswelle? Anle­                                                positionieren uns gemäss Situation unter­
ger müssen sich heute auf heftige Korrek­                                                  schiedlich auf den Zinskurven – dies in ver­
turen einstellen.                                                                          schiedenen Währungen EUR, USD GBP,
                                                                                           NZD und SEK. Eine systematische Absi­
Wie könnte ein optimaler Mix aus-                                                          cherung von Fremdwährungs­risiken gehört
schauen für ein gut diversifiziertes           ten ausschlaggebend. Zusätzlich bevorzu­    ebenfalls dazu. Natürlich ist Diversifika­tion
Bond-Portefeuille?                             gen wir Unternehmensanleihen mit Invest­    zentral. Wir haben rund 300 Anleihen im
Weber: Grundsätzlich gilt es, sämtliche        ment-Grade aus Schwellenländern sowie       Fonds, wobei Wandelanleihen maximal
Faktoren, die mit einer Prämie entschädigt     High-Yield-Anleihen aus Industriestaaten.   10 % ausmachen. Short-Positionen können
werden, zu nutzen. Für ein breites, auf Re­                                                ebenfalls aufgebaut werden – absolut oder
tail-Investoren ausgerichtetes Portfolio mi­   Was empfehlen Sie Schweizer Investo-        relativ. Hierfür nutzen wir Futures, Optio­
schen wir zu den üblichen Zins- und Kredit­    ren hinsichtlich Wechselkurs-Absiche-       nen und Swaps.
risiken eines Investment-Grade Portfolios      rung bei Anleihen in Fremdwährungen?        Puntillo: Bei uns startet Risikomanagement
noch Emerging Markets-Risiken, High-Yield                                                  bei der Analyse der einzelnen Anlagen. Ich
Exposure und Convertibles. Innerhalb des                                                   bin davon überzeugt, dass Renditeerwar­
High-Yield-Segments richten wir uns der­                                                   tungen und Risikoprofile über die Zeit hin­
zeit zunehmend defensiver aus. In der ge­                                                  weg nicht konstant bleiben. Daher ist eine
genwärtigen Spätzyklus-Phase sind hier                                                     dynamische Allokation unabdingbar. Um
insbesondere besicherte High-Yield-An­                                                     im gesamten Portfolio ein effektives Risiko­
leihen zu bevorzugen.                                                                      management betreiben zu können, müssen
Unteregger: Die jüngsten scharfen Bewe­                                                    alle einzelnen Rendite- und Risikotreiber
gungen bei deutschen Anleihen zeigen, wie                                                  im Detail erfasst werden. Nebst verschie­
wichtig Flexibilität insbesondere in unru­                                                 denen Sensitivitäten der einzelnen Ren­
higen Marktsegmenten ist. Wir empfeh­                                                      ditetreiber führen wir diverse Stresstests
len eine flexible Strategie mit aktivem und                                                durch und beachten vor allem auch Kon­
selektivem Management der einzelnen Ob­                                                    zentrationsrisiken.
ligationensegmente, da es immer wieder                                                     Meisser: Unser Risikomanagement bewer­
Opportunitäten, aber auch nicht zu ver­                                                    tet zunächst die Risikotreiber aus Portfo­
nachlässigbare Risiken gibt.                                                               lio-Sicht und bezüglich ihrer Faktorbeiträ­
Zwick: Wir setzen auf asymmetrische Wan­                                                   ge. Zu einem hohen Grad sind dies Duratio­
delanleihen, die gerade in volatilen Zeiten                                                nen, Spreads und Fremdwährungen, wel­
ein optimales Verhältnis zwischen Kurspo­                                                  che in weitere Bestandteile zerlegt werden.
tenzial und Schutz vor Kursverlusten bie­                                                  Wir sehen dadurch deutlich, wo spezifische
ten. Hierfür ist eine fundierte Kreditana­                                                 Risiken im Vergleich zum Gesamtrisiko ver­
lyse zentral. Für Wandelanleihen sind von                                                  stärkt auftreten. Mit dem Hilfsmittel kön­
den vier grundsätzlichen Einflussfaktoren                                                  nen wir neu vor der Ausübung bereits ab­
– Aktienmärkte, Kreditspreads, Volatilität                                                 schätzen, ob ein bestimmter Trade das
und Zinsen – aktuell insbesondere die Ent­                                                 gewünschte Risiko-Exposure erzielt. Ne­
wicklungen an den Aktien- und Kreditmärk­                                                  ben diesem Framework setzen wir natür­

B2B    SEPTEMBER 2017                                                                                                                 17
forum

facts      Edmond de Rothschild                      Fisch Asset Management
                                                                                    Firmenmeinung zu Obligationen-Investments

                                                                                            GAM Investment Management
 Der geänderte Tonfall der EZB soll­         Wandelanleihen bieten eine sehr attrak­       Bond-Investments werden auch in Zu­
 te in den kommenden Wochen genau            tive Alternative zu Aktienanlagen. Gera­      kunft einen wichtigen Anteil in Anla­
 verfolgt werden, denn es könnten Sig­       de in der aktuellen Marktphase mit teils      ge-Portfolios einnehmen, weil sie auf
 nale darin enthalten sein, die auf eine     sehr hoch bewerteten Aktienmärkten            Dauer eine der wenigen «natürlichen»
 Veränderung beim Quantitative Ea­           sollten Investoren die Timing-Kompo­          schwankungsarmen Anlageklassen sind
 sing Anfang 2018 hindeuten. Edmond          nente der Wandelanleihe nutzen. Diese         und eine gewisse Diversifikationsfunk­
 de Rothschild erwartet eine anfängli­       bietet dem Investor eine weitere Partizi­     tion in einem Gesamt-Portfolio erzie­
 che Reduktion des Programms um 20           pation am Aufschwung einer Aktie – und        len. Dennoch besteht eine grosse He­
 Mrd. EUR und eine weitere Verringe­         dies bei einer gleichzeitigen Schutzfunk­     rausforderung für Obligationeninves­
 rung zu einem späteren Zeitpunkt, so­       tion bei fallenden Aktienkursen. Im Cor­      toren: nämlich bei tiefen Zinsen höhe­
 fern es die Inflationswerte und volks­      porate Bond-Bereich bieten sich auf­          re Erträge zu erzielen, ohne dabei die
 wirtschaftlichen Kennzahlen zulassen.       grund des Niedrigzinsumfelds Strate­          Risiken exponentiell zu erhöhen. In Zu­
 Mit monatlichen Summen von 40 Mrd.          gien an, die eine höhere durchschnittli­      kunft wird für Investoren eine dynami­
 EUR wird sich die EZB weiterhin rela­       che Risikoprämie aufweisen als typische       sche Anleihenverwaltung unabdingbar,
 tiv stark einmischen, was Carry-Stra­       Bond-Strategien im IG-Segment. Wir            um die erwarteten Einkommen steigern
 tegien sowohl auf der Credit- als auch      favorisieren High-Yield oder Emerging         und den Diversifikationscharakter bei­
 der Staatsanleihen-Seite zuträglich ist.    Market Portfolios.                            behalten zu können.

      Invesco Asset Management                     Swiss Life Asset Managers                                Swisscanto Invest
 Bond-Investments spielen heute und in       Zehn Jahre nach Beginn der Finanzkri­               by Zürcher Kantonalbank
 Zukunft eine zentrale Rolle bei Inves­      se befinden wir uns noch immer in einer       Obligationen bleiben eine Kerninves­
 co. Seit nahezu 40 Jahren ist das ent­      finanziellen Repression. Trotz erfreuli­      tition, was vor allem am Mangel an Al­
 sprechende Investment-Team auf das          chem Wirtschaftswachstum sehen sich           ternativen liegt. Nicht nur die Realzin­
 Management von Fixed-Income-Stra­           die Zentralbanken weiterhin gezwun­           sen sind tief, alle anderen Anlageklas­
 tegien spezialisiert. Es greift dabei auf   gen, die Märkte mit billigem Geld zu flu­     sen sind überdies zu teuer. Wichtig ist
 die Expertise von 165 Investment-Spe­       ten und ihre Bilanzen aufzublähen. Das        in diesem Umfeld, die Anleihen gut
 zialisten an Standorten in Nordamerika,     Unternehmen geht zwar von steigen­            zu diversifizieren und gezielt die sinn­
 Europa und dem asiatisch-pazifischen        den Zinsen aus, glaubt aber auch, län­        vollsten Risikoprämien beizumischen.
 Raum zurück. Die Grösse und globale         gerfristig auf historisch gesehen tiefen      Wer dies erfolgreich macht, wird über
 Präsenz sowie die Einschätzungen er­        Niveaus zu verharren. Die Ansprüche an        die nächsten Jahre mit Obligationen
 fahrener Fondsmanager und Analys­           die Verwaltung von Obligationen-Port­         leicht positive Erträge erwirtschaften.
 ten ermöglichen eine detaillierte Abde­     folios sind gestiegen. Um die geforder­       Die grosse Unbekannte bleibt dabei
 ckung von Ländern, Sektoren und Emit­       ten Renditen mit vertretbarem Risiko          jedoch die Inflation. Investoren müs­
 tenten. Auf Grundlage dieser Prinzipien     auch weiterhin erreichen zu können, ist       sen sich zudem auf höhere Volatilitä­
 wird eine umfassende Palette an Single-     die sorgfältige Wahl des Asset Mana­          ten in allen Segmenten des Obliga­
 und M­ ulti-Sektor-Lösungen angeboten.      gers wichtiger denn je.                       tionenmarktes einstellen.

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                                                                                                      B2B SEPTEMBER
                                                                                                          SEPTEMBER 2017
forum

lich auch andere Tools sein, so etwa Sze­      mit einer Duration von maximal fünf Jah­         gesunkener Risiken und Sorgen um die
                                                                                                              Jürg
nario-Analysen oder Korrelations-Modelle.      ren. Die Kompensation im Bereich High-           QE-Programme mit attraktiven Sätzen
                                                                                                    Unteregger
                                               Yield erachten wir derzeit als ungenügend.       und Spreads aufwarten könnten. Wir be­
                                                                                                             Head
Erzählen Sie den Lesern doch bitte zum         Wir ziehen Unternehmensanleihen den              vorzugen überdies Investment Grade-An­
                                                                                                      Third ­Party
Schluss, mit welchen Obligationen-­            Staatsanleihen vor und setzen auf inter­         leihen aus den USA und High Yield Bonds
                                                                                                     ­Distribution,
Strategien im aktuellen Marktumfeld            nationale Anleihen, abgesichert in CHF. Als      in Europa. Deutsche Staatsanleihen mei­
                                                                                                      Edmond de
auf mittlere Frist zufriedenstellende          besonders attraktiv erscheinen uns derzeit       den wir derzeit eher, ebenso Kurzläufer
                                                                                                       Rothschild
­Resultate erreicht werden können.             Unternehmensanleihen aus Schwellenlän­           der USA.
                                                                                                  Asset Manage­
 Rempfler: Da wir von leicht steigenden Zin­   dern mit kurzen Laufzeiten.
                                                                                                    ment (Suisse)
 sen ausgehen, bevorzugen wir Portfolios       Weber: In den kommenden 1–2 Jahren ist
                                                                                                       SA, Zürich.
                                               Flexibilität der Schlüssel zum Erfolg. Wir
                                               befinden uns in einer kritischen Phase des
                                               geldpolitischen Experiments nach der Fi­
                                               nanzkrise. Auch die politischen Risiken blei­
                          Reto Meisser         ben hoch. Hier öffnen sich immer wieder           Benno Weber
                          Head Whole­          Opportunitäten, um ein paar Basispunkte                   Leiter
                          sale Schweiz,        zu verdienen. Dazu sollten Investoren das          Obligationen,
                          Invesco Asset        Anlagespektrum auf alle Segmente des Ob­             Swisscanto
                          Management           ligationenmarktes erweitern.                           Invest by
                          (Schweiz) AG,        Meisser: Es hängt natürlich davon ab, was               Zürcher
                          Zürich.              Ihre Definition von «befriedigend» ist. Die       Kantonalbank,
                                               Zinsen in Übersee beginnen zu steigen                    Zürich.
                                               und die wichtigen Zentralbanken planen
                                               eine Reduktion der Bilanzen und QE-Pro­
                                               gramme, wodurch das Risiko einer höhe­
                                               ren Volatilität und eines Aufwärtsdrucks
                                               auf die Bond-Renditen steigt. Das heisst
                          Enzo Puntillo        nicht, dass es bei Anleihen flächendeckend            Stephanie
                          Head of Fixed        zu hohen Verlusten kommt, sondern dass                     Zwick
                          Income, GAM          die Erträge geringer ausfallen als früher.         Head Conver­
                          Investment           Das Segment der Unternehmensanleihen                 tible Bonds,
                          Management           dürfte weiterhin prosperieren.                        Fisch Asset
                          (Switzerland)        Puntillo: Allgemein werden Investoren die           Management
                          AG, Zürich.          Renditeerwartungen in den nächsten Jah­               AG, Zürich.
                                               ren senken müssen. Trotzdem sehen wir
                                               vereinzelte Opportunitäten. Eine positive
                                               Einschätzung haben wir für Schwellenlän­
                                               deranleihen, dies sowohl in Hart- als auch
                                               Lokalwährungen. Zusätzlich sind wir zuver­
                                               sichtlich, dass US-Unternehmensanleihen
                           Daniel              eine attraktive Wahl darstellen. Wir halten
                          ­Rempfler            uns bei europäischen Anleihen zurück und
                           Head of Fixed       meiden besonders deutsche Staatsanleihen.        Wir bevorzugen überdies Investment-Gra­
                           Income Switzer­     Zwick: Wandelanleihen bieten gerade im           de-Anleihen aus den USA und High-Yield
                           land, Swiss Life    aktuellen unsicheren Marktumfeld eine at­        Bonds in Europa. Deutsche Staatsanlei­
                           Asset Manage­       traktive Alternative zu einem Aktien-Invest­     hen meiden wir derzeit eher, im Gegen­
                           ment AG,            ment oder klassischen Bond-Investment. Im        satz zu Staatsanleihen peripherer Länder
                           Zürich.             langfristigen Vergleich bieten Wandelanlei­      wie Portugal und Griechenland. Obwohl
                                               hen eine mit Aktien vergleichbare Perfor­        wir bezüglich Emerging Markets im Allge­
                                               mance bei einer deutlich tieferen Volatilität.   meinen vorsichtig geworden sind, erach­
                                               Unteregger: Das Segment ­        «­
                                                                                 Financial      ten wir spezifische Einzelfälle als sehr in­
                                               Debt» errachten wir als am a­ ttraktivsten.      teressant.

B2B    SEPTEMBER 2017                                                                                                                    19
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