Wege zum Kunden ZWISCHEN NORD- UND OSTSEE - IHK Schleswig-Holstein
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12/2019+01/2020 · Dezember/Januar
Ausgabe Flensburg · 72324
ZWISCHEN NORD- UND OSTSEE
Wege zum
Kunden
� Titelthema:
Multichannel
im Handel
� Wirtschaft im Gespräch:
Professor Andreas Lutter
� Grüner Wasserstoff:
Chance für den Norden
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Mein Standpunkt ��
Inklusion macht
Teams stärker
W
as spricht dagegen, einen Inklusionsbe-
trieb zu gründen oder das eigene Unter-
nehmen im Sinne der Inklusion zu öff-
nen? Diese Frage stellt sich in Zeiten des Fachkräf-
temangels und einer gleichzeitig ansteigenden Zahl
von Menschen mit Behinderungen zunehmend.
Viele Unternehmen unterstützen Inklusion als ge-
sellschaftliches Ziel bereits – so stieg die Anzahl an
Inklusionsunternehmen, -betrieben und -abteilun-
gen von 365 im Jahr 2003 auf 895 im Jahr 2017. In
Artikel 27 der UN-Behindertenrechtskonvention
steht, dass Menschen mit Behinderungen ein Recht
auf Arbeit haben, mit der sie ihren Lebensunterhalt
bestreiten und die sie frei wählen können. Inklu-
sionsbetriebe stellen also als Übergang eine Not-
wendigkeit dar, weil der allgemeine Arbeitsmarkt
für Menschen mit Behinderungen nicht oder nur
beschränkt zugänglich ist.
Was genau sind Inklusionsunternehmen? Es
sind Unternehmen des allgemeinen Arbeitsmark-
tes, die sich den Anforderungen des Wettbewerbs
Foto: TransFair GmbH
stellen und dabei einen besonderen sozialen Auf-
trag übernehmen. Sie sind verpflichtet, mindestens
30 Prozent ihrer Arbeitsplätze mit Menschen mit
Behinderungen nach Paragraf 215 SGB IX zu be-
setzen, und übernehmen damit gesellschaftliche
Verantwortung. So wird inklusive und gleichbe- Thorsten Büll, Geschäftsführer der TransFair GmbH in Kiel
rechtigte Teilhabe am allgemeinen Arbeitsmarkt
für Menschen mit Behinderungen verwirklicht. Wissenswert Unsere Erfahrungen zeigen, dass Menschen mit Behinde-
ist, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Behinde- rungen hoch motiviert, leistungsfähig und zuverlässig sind.
rungen ebenso sozialversicherungspflichtig sind und nach den Darüber hinaus haben sie häufig eine sehr hohe Loyalität
Bestimmungen des Arbeits- und Tarifrechts beschäftigt werden gegenüber ihrem Arbeitgeber. Unternehmen, die sich für In-
wie ihre Kolleginnen und Kollegen ohne Behinderungen. klusion entscheiden, erreichen oft ganz nebenbei verbesserte
Seit 2006 betreiben wir ein IT-Systemhaus mit eigenem Arbeitsbedingungen für den gesamten Betrieb. Die Förderung
Rechenzentrum in Kiel als Inklusionsunternehmen, sind nach von individuellen Stärken kommt dem gesamten Team zugute.
ISO 9001:2015 und ISO 27001:2013 zertifiziert und haben un- Von der Einführung eines betrieblichen Gesundheitsmanage-
sere Dienstleistungen erfolgreich am Markt etabliert. Unsere ments und barrierefreier Arbeitsplätze profitieren ebenfalls
Kunden kommen aus den unterschiedlichsten Branchen, und alle.
das deutschlandweit. Damit sind wir nur eines von vielen Bei- Letztendlich steht fest: Unterschiedliche Denkansätze,
spielen dafür, dass inklusive Strukturen auch in innovativen Stärken und Herangehensweisen schaffen Innovationen und
Sparten wie der IT zum Erfolg führen können. Die gleichbe- machen Teams kreativer und stärker. Hierfür brauchen wir ge-
rechtigte Zusammenarbeit von Menschen mit und ohne Be- lebte Inklusion und einen frei zugänglichen Arbeitsmarkt für
hinderungen schafft Vorteile für das gesamte Unternehmen, Menschen mit Behinderungen. ��
ohne dabei wirtschaftliche Faktoren außer Acht zu lassen.
Das gesellschaftliche Ziel, Menschen mit Behinderungen ein
selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen, steht im Vorder- Was ist Ihre Meinung?
grund. Soziales Engagement wird allerdings auch zunehmend Schreiben Sie der Redaktion:
von der Gesellschaft als Mehrwert erkannt und steigert ebenso redaktion@ihk-sh.de
das Vertrauen bei den Beschäftigten im Unternehmen.
12/19+01/20 1
�� Wirtschaft im Bild
Pralinenunikate � In der Weihnachts-
zeit sind sie besonders gefragt: Seit
1891 fertigt das Traditionsunternehmen
Wagner Pralinen in Brunsbüttel süße
Köstlichkeiten in Handarbeit. Anders als
maschinell hergestellte Produkte wer-
den die Pralinen in der Manufaktur auf-
wendig von Hand von innen nach außen
aufgebaut und kunstvoll garniert – nach
Auftragseingang tagesfrisch. So ent-
stehen täglich unzählige Pralinenunika-
te – häufig auch in kundenindividuellen
Verpackungen – für Liebhaber im In- und
Ausland.
Foto: Wagner Pralinen
2 12/19+01/20
Themen der Wirtschaft ��
ZWISCHEN NORD- UND OSTSEE
Mein Standpunkt 1
Wirtschaft im Bild 2
Neues im Norden
Zitat des Monats 4
Köpfe der Wirtschaft 5
Titelthema – Multichannel im Handel
Handel in Schleswig-Holstein: Wege zum Kunden 6
Mehrweg im Handel: Schleswig-Holstein bechert um 8
Foto: iStock.com/Lightcome
Läden der Zukunft: die App als Verkäuferin 10
Datenschutz: DSGVO – populäre Irrtümer 12
E-Commerce: Online-Shop outsourcen 13
Teleshopping: Beratung durch die Glasscheibe
Wirtschaft im Gespräch
14
�6
Andreas Lutter, Professor für Wirtschaft/Politik
und ihre Didaktik 16 Multichannel im Handel
Unternehmen und Märkte
Schuback GmbH: fühlen, riechen, ausprobieren 18 Titelthema Multichannel steht für die Verknüpfung aus stationärem
WJ Power GmbH: Power für kleine Kraftwerke 20 Ladengeschäft und Online-Shop. Mehr als 60 Prozent der Händler in
Deutschland setzen bereits auf unterschiedliche Verkaufskanäle. Lesen Sie
Aus dem IHK-Bezirk außerdem im Titelthema dieser Ausgabe, wie sich der Point of Sale digita-
Regionalteile Flensburg, Kiel und Lübeck 22 lisiert, warum Teleshopping Zukunft hat, welche populären Irrtümer über
die DSGVO kursieren und wie das Thema Mehrweg bei Coffee to go und
IHK Schleswig-Holstein
darüber hinaus im Norden Fuß fasst.
IHK-Vollversammlungen: im direkten Dialog 38
�� Standort Schleswig-Holstein
Nord-Ostsee-Kanal: mit Tatkraft ins Jubiläumsjahr 40 Andreas Lutter, Uni Kiel
�� Impulse und Finanzen Wirtschaft im Gespräch Wer
Regionale Qualitätspartnerschaft: Beratung nach Maß 41 Wirtschaft versteht und sich am
Interview: Volker Baisch über Väterfreundlichkeit 42 Wirtschaftsleben beteiligen kann,
�� Zukunft mit Bildung hat mehr Chancen im Leben. Die
Foto: HSG Fotografie – Blende 1.0
Einstiegsqualifizierung: künftige Azubis kennenlernen 43 Basis dafür legen die Schulen. Die
Wirtschaft sprach mit Professor
�� Technik und Trends Dr. Andreas Lutter von der Chris-
Internationales Symposium: tian-Albrechts-Universität zu Kiel
Windstrom für Wasserstoff nutzen 44 über Kerninhalte und Fertigkei-
�� Globale Märkte
Auslandsmarkt Indonesien: Dynamik schafft Absatzchancen 47
� 16 ten, neue Wege der Vermittlung
und das Unternehmerbild in der
Schule.
�� Recht und Steuern
Gesetzesentwurf: Ende des Abmahnmissbrauchs? 48
Realsteueratlas: IHK kritisiert Steuerspirale 49 Grüner Wasserstoff
Veranstaltungen der IHK 52 Technik und Trends Nord-
Die IHK gratuliert 53 deutschland hat großes Poten-
zial, nachhaltigen Wasserstoff
Treffpunkt Wirtschaft zu produzieren – und so ein
mit Rätsel der Wirtschaft 54 wichtiges Element für die Ener-
giewende zu liefern. Im Oktober
Foto: iStock.com/luchschen
Hart am Wind
fand in Hamburg das internati-
Buchhandel Petersen, Kolumne 56
onale Wasserstoff-Symposium
statt. Zudem verabschiedeten
� 44
Verlagsspecials: Wohnungsbauförderung,
Wirtschaftsraum entlang der A 1 30, 50 die norddeutschen Küstenlän-
der eine gemeinsame „Nord-
Titelbild: iStock.com/svetikd deutsche Wasserstoff-Strategie“.
12/19+01/20 3
Foto: Max Wiecanowski
Die Preisträger aus Büsum, Föhr und Neustadt mit TA.SH-Chefin Bettina Bunge (Zweite von links), Minister Bernd Buchholz (Fünfter
von links), dem ADAC-Landesvorsitzenden Gerhard Hillebrand (Vierter von rechts) und der TVSH-Vorsitzenden Stephanie Ladwig
(Vierte von rechts)
ADAC-Tourismuspreis und multifunktional, auch hier gehören re-
cycelte Materialien zum Konzept. Die dritt-
Mit Nachhaltigkeit auf Kurs platzierte Föhr Tourismus GmbH hat die
Jury mit ihrem Urlaubskonzept mit vielen
Die Tourismusagentur Schleswig-Hol- Arborea Resort in Neustadt auf Platz eins einzelnen Aktivitäten überzeugt. Zudem
stein GmbH (TA.SH), der Tourismusver- überzeugte die Jury mit einer Innenein- hat sie einen Nachhaltigkeitsbeauftragten
band Schleswig-Holstein e. V. (TVSH) richtung, die überwiegend aus recyceltem eingestellt. Die Preisträger teilen sich Me-
sowie der ADAC Schleswig-Holstein Material besteht, einem angeschlossenen dialeistungen von mehr als 35.000 Euro.
haben im Oktober im Beisein von Tou- E-Mobilitätscenter, das Gäste zur CO2- „Damit können sie ihre Angebote weiter
rismusminister Dr. Bernd Buchholz den neutralen Mobilität vor Ort anregt, sowie bekannt machen, vermarkten und mit ih-
ADAC-Tourismuspreis 2019 verliehen. einem Gastrobereich, in dem zu 80 Pro- nen werben“, so TA.SH-Geschäftsführerin
Drei innovative und nachhaltige Betriebe, zent regionale Lebensmittel angeboten Dr. Bettina Bunge. red ��
die einen hohen Qualitätsanspruch haben werden.
und sich an den Zielen der Tourismusstra- Auch auf dem zweiten und dritten Platz Imagefilme der Preisträger
tegie Schleswig-Holstein 2025 orientieren, landeten nachhaltige Projekte: Das Büsu- www.bit.ly/adac-tourismuspreis
haben die Auszeichnung erhalten. Das mer Watt’n Hus ist modern, barrierefrei
Petersen-Innovation-Transfer-Preis Mit dem Preis will die Prof. Dr. Werner-Petersen-Stiftung
einen besonderen Akzent in der Förderung von beispielgeben-
Gemischte Teams gesucht den Entwicklungen in Schleswig-Holstein setzen und so einen
neuen Weg in der Innovationsförderung gehen. Auch wegen
der Resonanz 2018 hat die Stiftung beschlossen, den in seiner
E
xemplarische Leistungen für die Zusammenarbeit zwi- Art und in der Höhe der Preisgelder im Land einmaligen Preis
schen Theorie und Praxis bei der Entwicklung und An- 2020 erneut auszuschreiben.
wendung neuer Produkte, Methoden oder Verfahren
sollen auch 2020 mit dem „Petersen-Innovation-Transfer- Praxistauglichkeit Bewerben können sich Teams, in denen
Preis“ ausgezeichnet werden. Er ist mit 30.000 Euro für den Personen aus kleinen und mittleren Unternehmen aus Schles-
ersten und mit 15.000 Euro für den zweiten Preisträger do- wig-Holstein und aus Wissenschaft, Entwicklung und Technik
tiert. zusammen eine innovative Idee umgesetzt haben. Es kommt
auf die enge Kooperation zwischen den Partnern an. Wichtig
ist der Grad der technischen Neuerung oder Verbesserung bei
Zitat des Monats Produkten, Geräten, Dienstleistungen, Verfahren oder Tech-
nologien sowie deren Marktdimension und die Praxistaug-
lichkeit. Über die Preisvergabe entscheidet ein unabhängiges
„Gerade bei klimafreundlichen Verkehrsträgern wie Gutachtergremium. Einsendeschluss ist der 14. Februar 2020.
dem Schiff und der Bahn müssen wir einfach schneller Alle preiswürdigen Einsendungen werden in einer gesonder-
werden.“ ten Broschüre veröffentlicht. Mz ��
Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) am 17. Oktober 2019
zum vorgelegten Maßnahmengesetz, mit dem ausgewählte Bewerbung unter
Infrastrukturprojekte schneller geplant und umgesetzt werden sollen www.petersen-stiftungspreis.de
4 12/19+01/20
Neues im Norden ��
Servicepoint Cybersecurity: Köpfe der Wirtschaft
Unterstützung gegen IT-Bedrohungen
C
yberattacken sind kein Science-Fiction-Stoff. „Sie sind Professor Dr. Elmar Rückert vom Institut für
bittere Realität und längst auch im Alltag von kleinen Robotik und Kognitive Systeme der Universität zu
und mittelständischen Unternehmen in unserem Land Lübeck hat den KI-Nachwuchspreis 2019 „KI-Den-
angekommen“, sagt Wirtschaftsminister Dr. Bernd Buchholz. ker der Zukunft“ erhalten. Damit wird er für seine
Land und Wirtschaft gehen in die Offensive: Zusammen mit Forschungen zum sicheren autonomen Fahren mit
Lars Müller, Vorsitzender des Vereins Digitale Wirtschaft wahrscheinlichkeitsbezogenen neuronalen Net-
Schleswig-Holstein (DiWiSH), dem DiWiSH-Fachgruppen- zen geehrt. Der Preis des Wirtschaftsmagazins
leiter IT-Sicherheit Andreas Sellin und Kiels IHK-Hauptge- Bilanz und der Unternehmens- und Strategieberatung McKinsey ist
schäftsführer Jörg Orlemann gab Minister Buchholz im No- mit 15.000 Euro dotiert. Rückert testet mit seiner Forschungsgruppe
vember den Startschuss für den „Servicepoint Cybersecurity“. neuronale Vorhersagen und Entscheidungsmodelle in humanoiden
Die unabhängige Stelle, angesiedelt bei der DiWiSH, vermittelt Roboteranwendungen.
Fachfirmen, die IT-Bedrohungen bekämpfen oder präventiv
tätig werden. Hintergrund ist die im August zwischen Land, Alexander Appel hat die Leitung der Region Nord
Fotos: Kerstin Müller/Bilanz, HypoVereinsbank
DiWiSH, IHK Schleswig-Holstein und der Allianz für Sicher- für Privatkunden & Private Banking in der HypoVer-
heit in der Wirtschaft Norddeutschland geschlossene Sicher- einsbank übernommen. Die Region Ost der Privat-
heitspartnerschaft. Ab Februar sollen Veranstaltungen gerade kundenbank, die Appel seit Juli 2018 von Berlin aus
kleine Betriebe unterstützen und motivieren, in IT-Sicherheit verantwortet hat, wird er gemeinsam mit Cornelia
zu investieren. red �� Wenzel und Frank Werner kommissarisch weiter-
führen. Alexander Appel ist seit 27 Jahren bei der
Kontakt zum Servicepoint HypoVereinsbank tätig und hat bei seinen bisherigen Stationen und
Telefon: (0431) 66666-333 Führungsaufgaben alle Facetten des Privatkundengeschäfts kennen-
kontakt@servicepoint-cybersecurity.de gelernt. Sein Schwerpunkt lag dabei überwiegend auf dem Thema Pri-
www.servicepoint-cybersecurity.de vate Banking. ��
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�� Titelthema Multichannel im Handel
Fokus auf stationärem Han-
del: Futterhaus-Geschäfts-
führer Kristof Eggerstedt
Für den externen Blick
sorgt Sören Noormann von
der Fleno GmbH.
Wege zum Kunden
Handel in Schleswig-Holstein Wer heute im Handel noch
eingleisig fährt, braucht gute Gründe. Multichannel steht für die
Verknüpfung aus stationärem Ladengeschäft und Online-Shop.
Mehr als 60 Prozent der Händler in Deutschland setzen bereits auf
unterschiedliche Verkaufskanäle – drei Unternehmen aus Schleswig-
Holstein berichten über das Für und Wider der Strategien. Auf allen Kanälen aktiv:
Voltus-Geschäftsführer Michael Möller
E
r ist seit den Anfängen des Internethandels dabei: Mi- verfügt das Unternehmen über ein eigenes Logistikzentrum
chael Möller, Geschäftsführer der Voltus GmbH in Bad und ein Bündel an Dienstleistungen. „Wir bieten nicht nur
Schwartau. „2003 habe ich meinen damaligen Chef ge- Ware, sondern zusätzliche Beratung und ein eigenes Pla-
fragt, ob ich mal was versuchen darf “, berichtet er über seine nungsbüro an.“
ersten Schritte. Erst sei es ein Beamer im Namen der Firma ge- Ohne ein breites Spektrum an Dienstleistungen und die
wesen, dann ein Restposten und später ganze Zählerschränke. richtigen Alleinstellungsmerkmale gehe es heute im Online-
„Ich habe schnell gemerkt, dass da Potenzial ist.“ Gegründet Handel nicht mehr. „Die Konkurrenz im reinen Warenangebot
wurde Voltus zunächst als reiner Online-Shop, ohne eigene ist mittlerweile einfach zu groß“, so Möller. Voltus bezeichnet
Logistik, „aus dem Wohnzimmer heraus“, so Möller. Heute sich als Omnichannel-Smarttech-Distributor. „Wir benutzen
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Titelthema Multichannel im Handel ��
nicht nur verschiedene Verkaufskanäle, sondern kombinieren schwer sein. „Hier kommt es darauf an, nicht jede Woche die
diese miteinander. Unser Online-Handel lebt von den Fachbe- Strategie umzuwerfen. Bei der richtigen Formulierung der Er-
ratungen, die wir auf unseren Kanälen anbieten.“ So komme wartungen und einer sachlichen Einschätzung ist ein externer
der Kunde etwa auch in den sozialen Medien und in Fachforen Blick Gold wert“, so Noormann.
auf professioneller Ebene durch Beratung mit Voltus in Kon- Wer strikt an alten und gewohnten Vorgehensweisen fest-
takt. „Ich verbringe jeden Tag etwa zwei Stunden in den ent- halte, der werde wahrscheinlich scheitern. Das gelte heute un-
sprechenden Foren und bin dort erreichbar“, so Möller. Dass abhängig davon, in welchem Kanal man sich bewe-
Voltus damit Erfolg hat, zeigt die Geschäftsentwicklung. „Wir ge. Die Zukunft liegt für Noormann ganz klar dar- Die Zukunft liegt
haben kein einziges Geschäftsjahr unter 20 Prozent Wachstum in, Prozesse weiter zu vereinfachen. „Omnichannel, ganz klar darin,
gehabt. Diesen Standard halten wir bis heute.“ verstanden als Unabhängigkeit des Vertriebswegs, Prozesse weiter
hat das Potenzial, die Kundenbindung zu steigern
Prioritäten setzen Auch die Firma Das Futterhaus-Franchise und den Kaufablauf für den Kunden noch einfa- zu vereinfachen.
GmbH & Co. KG setzt auf digitale Kanäle. „Kommunikation cher zu gestalten.“ Online auswählen, abholen im
und Handel sind für uns zwei verschiedene Themen. Beim Laden und Support über Social Media – die Chancen, die sich
Handel setzen wir klare Prioritäten und wachsen jedes Jahr für Unternehmen durch Omnichannel ergäben, seien groß.
zweistellig mit Neueröffnungen unserer Märkte“, erklärt Ge- Jeder neue Kanal berge jedoch eigene Herausforderungen und
schäftsführer Kristof Eggerstedt. Das Unternehmen hat sich bringe immer Aufwand mit sich, so Noormann. Nur wer alle
bewusst gegen einen Online-Shop entschieden. „Der Online- Optionen sorgfältig prüfe, könne die richtigen Entscheidun-
Handel ist Teil unserer Zeit und gewinnt an Bedeutung. Davor gen für das eigene Unternehmen treffen. ��
die Augen zu verschließen wäre fatal. Es ist jedoch auch unge-
sund, sich auf Teufel komm raus dafür zu entscheiden, gerade Autor: René Koch, IHK-Redaktion Schleswig-Holstein
als Mittelständler.“ Es bedürfe einer guten Strategie, um die rene.koch@flensburg.ihk.de
Potenziale des Online-Geschäfts für das eigene Unternehmen
zu nutzen. „Nicht zuletzt handelt es sich um eine kaufmänni- Mehr unter
sche Entscheidung, wo das Wachstum in einem Unternehmen www.voltus.de
stattfinden soll. Bei uns liegt der Fokus derzeit klar auf dem www.futterhaus.de
stationären Handel“, sagt Eggerstedt. www.fleno-gmbh.de
Gut ausgebildete Mitarbeiter – und damit verbunden kom-
petente und individuelle Beratung vor Ort – seien ein wesent-
licher Grund für die enge Kundenbindung. „Die kompetente
und individuelle Beratung ist stationär ganz anders abbildbar
als im Online-Geschäft. Daraus resultiert eine hohe Loyalität,
die unsere Kunden im Vergleich zum Online-Kunden unter
anderem etwa weniger preissensibel macht.“
Dennoch: Das Internet sei aus dem Geschäftsalltag kaum
wegzudenken. „Wir bespielen alle gängigen Kanäle. Ein Groß-
teil unseres Kundenservice läuft online. Wir netzwerken aktiv
mit Influencern und setzen auf markenbildende Online-Kam-
pagnen, bei denen wir uns als Fachhändler positionieren.“ Der
Fokus liege jedoch ganz klar auf Image und nicht auf Abver-
kauf, so der Geschäftsführer.
Alleinstellung zählt Wie schwierig es ist, Online-Kunden zu
Ihre Experten für wirklich
Fotos: Voltus GmbH, Das Futterhaus Franchise GmbH & Co. KG, Fleno GmbH
halten, weiß auch Sören Noormann. Das Flensburger Unter-
nehmen Fleno kümmert sich als E-Commerce-Agentur vor al-
lem um den Aufbau und den Betrieb von Online-Shops. „Die
Alleinstellung ist im Netz entscheidend, denn die Konkur-
preiswerten Strom
renz ist riesig und nur einen Klick entfernt.“ Produkt, Preis,
Service – irgendetwas müsse den Kunden überzeugen. „Im Senken Sie Ihre Stromkosten dauerhaft
Anschluss muss technische Perfektion vorliegen. Langsames
Laden oder Fehlermeldungen führen dazu, dass der Kunde
z.B. um 50 % oder mehr mit einer Photo-
abspringt“, erklärt Noormann. Einfach einen Shop starten zu voltaikanlage von pm-energy GmbH.
wollen reiche nicht aus. „Sobald mehr Bestellungen am Tag
erfolgen, als händisch verarbeitet werden können, wird das
Ihr regionaler Partner mit über 16 Jahren Erfahrung.
spürbar. Dann sollte man Prozesse automatisieren und an den
Händler individuell anpassen.“ Rufen Sie uns gerne für ein persönliches Gespräch an.
Wichtig sei auch, sich der andersgearteten Herausforderun- Wir projektieren individuell.
gen dieses Marktes bewusst zu sein. „Dazu gehört eine inten-
sive Pflege des Shops. Das gilt im klassischen Ladengeschäft,
pm-energy GmbH
aber auch im Netz“, so Noormann. Wer das nicht leisten kön-
ne, sollte Abstand nehmen. Gerade der Einstieg könne online Dorfstraße 2a | 24241 Reesdorf
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�� Titelthema Multichannel im Handel
Schleswig-Holstein bechert um
Mehrweg im Handel Becher für Kaffee, Eis, Salat oder Müsli – Deutschland produziert mehr
Verpackungsmüll als der europäische Durchschnitt, so das Umweltbundesamt. Die Lösung:
Mehrwegbehälter. Gerade bei Heißgetränken ist das eine naheliegende Idee, aber auch andere
Einsatzmöglichkeiten sind denkbar. Drei Initiativen im Norden zeigen, wie Mehrwegsysteme in den
Alltag integrierbar sind. Dafür hat es jüngst sogar Auszeichnungen gegeben.
so Fey: „Das hat den Vorteil, dass sich
auch Cafés beteiligen können, die den
reCup-Becher aus Kostengründen nicht
einführen können, aber trotzdem ihren
Beitrag leisten möchten.“ Das System ist
erfolgreich: Im Oktober hat die Initiative
den Bundespreis Verbraucherschutz be-
kommen, die Anzahl der teilnehmenden
Betriebe steigt stetig.
Auch Flensburg sagt Einweglösungen
den Kampf an. Die Stadt hat dafür den
Becher der FairCup UG aus Göttingen
eingeführt. Nicht nur der Coffee to go
lässt sich so verpackungsfrei genießen:
„Wir haben sowohl einen Verschluss-
als auch einen Trinkdeckel entwickelt“,
erklärt Geschäftsführerin Sibylle Meyer.
„So eignet sich der FairCup auch zum
Foto: reCup/Hellobeautiful Photography
Transport einer Vielzahl von Lebensmit-
teln.“ Der Becher, der bei einem Schul-
projekt einer Berufsschule in Göttingen
entstand, ist im Mai mit dem Blauen
Engel zertifiziert worden. Er besteht aus
Polypropylen und ist vollständig recycel-
Der reCup-Becher, der auch in Lübeck zum Einsatz bar. FairCup ist zudem unter den ersten
kommt, wird deutschlandweit genutzt. drei für den Sonderpreis Verpackung
des Deutschen Nachhaltigkeitspreises
nominiert. Meyer wünscht sich, dass
W
er in Kiel unterwegs Lust auf Bäckereien haben das Pfandsystem von FairCup wie die Pfandflasche angenom-
einen Kaffee bekommt, hat Beginn an mitinitiiert. Wer die Mehr- men wird – so können die Becher nicht
nun die Möglichkeit, diesen wegbecher nicht spülen kann oder will, nur in Cafés, Imbissen und Bäckereien
ohne den für die Umwelt schädlichen kann sie von cup&more reinigen lassen. zurückgegeben werden, sondern auch in
Einwegbecher zu genießen: 108 Stand- freigeschalteten Flaschen-Rückgabeau-
orte bieten den Tobego-Pfandbecher Akzeptanz steigern Auf dem Weg tomaten. Ein nächster Schritt wäre die
der Firma cup&more in Bad Segeberg zur Arbeit schaut Andreas Fey auf sein Einführung in Supermärkten: „So wür-
an. Die Initiative „Kaffee geht Mehrweg“ Handy. Er guckt in der reCup-App de die Akzeptanz für Mehrwegsysteme
ist im September gestartet und stellt ei- nach, ob er in der Nähe einen Coffee to über den Coffee to go hinaus steigen –
nes der ersten Projekte dar, die Kiel auf go im Pfandbecher bekommt. Mit der und einen echten Unterschied für Ver-
dem Weg zur Zero Waste City bereits Initiative „Wir für Mehrweg“ hat der braucher und Anbieter bewirken.“ ��
vor Fertigstellung des eigentlichen Zero- Bereich Umwelt-, Natur- und Verbrau-
Waste-Konzepts umgesetzt hat, so Nico- cherschutz der Stadt Lübeck, bei dem Autorin: Jutta Lasner
line Henkel vom Umweltschutzamt der Fey arbeitet, mit Vertretern aus Wirt- IHK-Redaktion Schleswig-Holstein
Landeshauptstadt Kiel. schaft und Politik ein Mehrwegpfand- lasner@ihk-luebeck.de
Die Verwaltung hat sich mit Han- system ins Leben gerufen: Hier werden
delsvertretern zusammengetan, um eine Pfandbecher der reCup GmbH in 22 Mehr unter
abfallfreie Alternative für den Coffee- Betrieben für einen Euro Pfand ausge- www.zerowaste-kiel.de
to-go-Becher anbieten zu können. Das geben – und wieder zurückgenommen. www.luebeck.de/mehrweg
Projekt hat sich durch mehrere runde Die Initiative sei auch offen für andere www.fair-cup.de
Tische fokussiert, die Café-Inhaber und Mehrwegbecher und Rabattanbieter,
8 12/19+01/20Titelthema Multichannel im Handel ��
12/19+01/20 9�� Titelthema Multichannel im Handel
Die App als Verkäuferin
Läden der Zukunft Einkaufen wird zum Erlebnis
mit erweiterter Realität, Online- und Präsenzhandel
vermischen sich. Ein Blick in die Zukunft des
Einzelhandels.
B
eim Betreten des Ladens starten die beiden jungen
Frauen die App, die beim Einkaufsbummel ihre Lieb-
lingsstücke scannt. Dann holen sie sich einen Kaffee,
während ihre Kleider im Fitting Room, der Umkleidekabi-
ne, zusammengestellt werden. Was ihnen gefällt, bezahlen
sie gleich online. Das Imagevideo der Hamburger bonprix-
Boutique zeigt, wie Einkaufen in Zukunft funktionieren Der Pilot-Shop von bonprix im Zentrum Hamburgs
kann.
Der Pilot-Shop hat seine Verkaufsflächen digitalisiert und Software von Ikea stellt auf dem Tablet Möbel zur Probe in die
verbindet so Elemente des Online-Handels mit den klassi- eigene Wohnumgebung.
schen Vorteilen des Point of Sale, also des Verkaufsorts, in- Einkaufen vor Ort werde immer mehr als Erlebnis konzi-
dem er ihn virtuell erweitert. Was die Kundinnen im Video piert. Da sei die Digitalisierung im Laden oft ein wesentlicher
machen, heißt daher auch erweiterte Realität oder Augmen- Bestandteil, sagt der stellvertretende Vorsitzende des Deut-
ted Reality (AR). AR hat viele Anwendungen: Eine Ketchup- schen Ladenbau Verbands, Carsten Schemberg. Dabei geht
Firma bietet auf der Verpackung ein Rezeptbuch an, das sich es nicht um digitale Spielereien, sondern um neue Konzepte.
auf dem Handy durchblättern lässt. Ein Kosmetikhersteller So platziert der Modefilialist Arket im Eingangsbereich, der
hat eine App zum virtuellen Schminken entwickelt und eine früher die wichtigste Präsentationsfläche war, ein Kundencafé.
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Was bewegt die jungen Menschen?
Das erste Auto ist für viele ist ein deutlicher Abstand zu dem
junge Menschen ein Schritt in „Zweiplatzierten“, Opel mit gera-
Richtung Autonomie und dem de einmal 198 versicherten Autos.
wirklichen Erwachsensein. Was leistet die Itzehoer?
Ob das erste eigene Geld ver-
Neben den Versicherungen Haft-
dient wird, man in der eigenen
pflicht, Teil- und Vollkasko (dazu
Wohnung lebt oder mit dem
die verschiedenen Tarife wie
Roller unterwegs ist – nichts
bessergrün) bietet die Itzehoer
davon gibt die Freiheit, die das
ihren Versicherten einen direkten
Auto bietet. Dass zum Fahren
Kontakt zum Vertrauensmann vor
mehr gehört als ein Führer-
Ort. Helfen kann auch der Schutz-
schein und Sprit ist den jun- brief, den die Itzehoer ihren Auto-
gen Erwachsenen meist gar fahrern ausstellt. Als besonderen
nicht sofort klar. Spätestens Bonus bietet die Itzehoer ihren
beim Besorgen der Kenn- Fahranfängern unter Umständen
zeichen aber ist sicher: Eine die günstige Schadensfreiheits-
Versicherung fährt immer mit. klasse SF1 an. Das bedeutet
Was ist die beliebteste Marke
Auch bei der Itzehoer sind zahlreiche einen Beitragssatz von 58 Prozent in
bei den Fahranfängern?
Fahranfänger versichert. Gut 1605 Ver- der Kfz-Haftpflichtversicherung und 46
sicherungsnehmer zwischen 18 und 20 In beiden Fällen sind die Fahrzeugher- Prozent bei der Vollkasko. Die Voraus-
Jahre haben ihr Kfz beim Versicherungs- steller mit den meisten versicherten Kfz setzungen für diese Sonderkonditionen:
unternehmen vor Ort abgesichert. Dazu übrigens identisch: Volkswagen, Opel Die Führerscheinneulinge haben erfolg-
kommen über 26000 unter 23-Jährige, und Ford. Die deutsche Marke VW steht reich am begleiteten Fahren teilgenom-
die im Nutzerkreis des elterlichen PKWs als Erstfahrzeug hoch im Kurs. Bei den men oder deren Eltern haben bereits
eingetragen sind – und dementspre- 18 bis 20-Jährigen sind es 519 versi- einen Pkw in mindestens der Schadens-
chend ebenfalls mobil sind. cherte Vehikel des Autoherstellers. Das freiheitsklasse 1 versichert.
10 12/19+01/20Titelthema Multichannel im Handel ��
Die CAU sagt
Die Stifter des Deutschlandstipendiums
Danke!
Foto: bonprix
an der Universität Kiel fördern begabte
und engagierte Studierende und tra-
gen damit zu einem innovativen und
zukunftsfähigen Wissenschaftsstand-
ort Schleswig-Holstein bei. Dafür gilt Wir sind dabei
Look-and-feel Schemberg glaubt, dass Läden von Produkt- ihnen unser ausdrücklicher Dank.
Claudia Neumann,
Distributoren zu Vermittlern werden, die über Prozesse der Tel.: +49 431 880 -1411
Produktherstellung informieren. Auf den Verkaufsflächen www.deutschlandstipendium.uni-kiel.de
würden künftig auch Produkte hergestellt: „Schuhe werden
individualisiert, Taschen im Store auf Wunsch fertig genäht.“
Als Pionier auf diesem Gebiet nennt er den österreichischen 830004365129 CAU.indd 1 13.11.19 11:24
Flagship-Store Grüne Erde: „Sie zeigen alle verwendeten Ma-
terialien in einer Art Wissenslabor. Der Kunde lernt die Marke
intensiv kennen.“
Dabei verschwimmt die Grenze zwischen „online“ und
„offline“. Schon heute nutzen Kunden sowohl Showrooms als
auch das Internet, um sich vor dem Produktkauf zu informie-
ren. Laut einer Studie von Comarch und Kantar TNS kaufen
21 Prozent von ihnen nach einer Online-Recherche im Laden –
mehr als doppelt so viele wie umgekehrt. Das macht Hoffnung
für den Präsenzhandel. Noch 2014 habe der Online-Händler
Zalando ein großes Ladensterben prophezeit, sagt Schemberg.
Heute habe er selber Outlets. „80 Prozent der Käufer lieben
das stationäre Look-and-feel-Erlebnis und die sofortige Ver- Wir planen, entwickeln und bauen mit den Werkstoffen Beton
fügbarkeit der Waren“, sagt Werner Vogt, Geschäftsführer des und Stahl – aber am liebsten mit Holz – für die Zukunft!
Ladeneinrichters Media Solutions. Sie seien auch überzeugt
vom besseren Service im Face-to-Face-Verkauf. Industrie- und Gewerbebau | Logistikimmobilien
Allerdings wünschen sich 60 Prozent der Befragten mehr Bürogebäude | Bau- und Verbrauchermärkte
gewerblicher Wohnungsbau
digitale Elemente im Präsenzhandel. Das kann etwa ein „di-
gitaler Kundenstopper“ sein, der mittags Lunchangebote be-
Von der ersten Idee bis zur schlüsselfertigen Übergabe bieten
wirbt und Regenschirme, wenn es nieselt. Allerdings, sagt wir Ihnen als Generalunternehmer qualitativ hochwertige,
Vogt, würden diese Gadgets nur dann ein Erfolg, wenn sie wirtschaftliche Komplettlösungen für Ihr Bauprojekt.
einen entscheidenden Mehrwert böten.
Sicher ist: Die Rolle des Verkäufers wird eine andere sein. Kontaktieren Sie uns - wir beraten Sie gerne!
Er wird zum Dienstleister, Produktexperten und Eventmana-
ger. Künftig muss er oder sie ja keine Zeit mehr dafür aufwen-
den, der Kundschaft die richtige Größe herauszusuchen. �� Besser bauen.
Mit Holz.
Autorin: Friederike Grabitz
Freie Journalistin Gebr. Schütt KG | Tel.: 04858 1800-0 | www.schuett-holzbau.de
redaktion@ihk-sh.de
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www.fashion-connect.store Beilagenhinweis: Dieser Ausgabe liegt eine Beilage der
www.netzwerk-ladenbau.de Kongressmesse IT for Business in Lübeck bei.
www.media-solutions.de Wir bitten um Beachtung!
12/19+01/20 11�� Titelthema Multichannel im Handel
DSGVO – populäre Irrtümer
Datenschutz Die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) ist seit
eineinhalb Jahren europaweit in Kraft. Aber noch immer sind Unternehmen
verunsichert. IHK-Rechtsexpertin Tina Möller klärt auf: Dies sind sieben
populäre Irrtümer rund um die DSGVO.
1. Ich muss alle meine Kunden (auch Aufbewahrungspflichten) oder ein be- 6. Ich darf jetzt ohne vorherige Einwilli-
Bestandskunden) anschreiben und ih- rechtigtes Interesse die Speicherung gung keine Fotos mehr machen.
nen die Datenschutzbestimmungen zu- rechtfertigen. Die DSGVO hat die Rechtslage be-
schicken. züglich der Fotoaufnahme oder -ver-
Zum einen erlässt ein Unternehmer 3. Ich muss mir die Datenschutzerklä- wendung nicht verändert.
keine Datenschutzbestimmungen, son- rung bestätigen lassen beziehungswei-
dern gibt lediglich Erklärungen ab be- se das Einverständnis einholen. 7. Ohne einen Datenschutzexperten ist
ziehungsweise stellt Informationen zum Die Pflichtinformationen nach der die DSGVO nicht umzusetzen.
Datenschutz zur Verfügung. DSGVO sind lediglich bereitzuhalten. Am besten konzentrieren Sie sich
Zum anderen sind nur Eine darüber hinausgehende Verpflich- auf zwei Dinge: die Transparenz der
bei jeder Neuerhebung tung, sich die Kenntnis bestätigen zu las- Datenverarbeitung gegenüber Ihren
von Personendaten sen oder sich mit ihnen einverstanden Kunden und Vertragspartnern (Pflicht-
seit Mai 2018 die zu erklären, gibt es nicht. informationen) sowie die Transparenz
Pflichtinformatio- der Verarbeitungsvorgänge gegenüber
Fotos: iStock.com/sureshsharma
nen zur Verfügung 4. Ich brauche auf jeden Fall einen Da- der Aufsichtsbehörde (Verarbeitungs-
zu stellen. Alle tenschutzbeauftragten. verzeichnis). Wenn Sie dann noch die
bereits vor diesem Ein Datenschutzbeauftragter ist zu- Auftragsverarbeitungsverträge und die
Datum erhobenen meist erst ab 20 Mitarbeitern verpflich- Dokumentation der technisch-organi-
Datensätze sind da- tend, wenn diese ständig mit der auto- satorischen Maßnahmen sowie die Be-
von nicht betroffen. matisierten Verarbeitung von personen- troffenenrechte im Blick haben, sind Sie
bezogenen Daten beschäftigt sind. schon sehr gut aufgestellt. ��
2. Ich brauche jetzt für jede
Speicherung von Personendaten 5. Es ist keine E-Mail-Werbung mehr Autorin und Kontakt: Tina Möller
eine Einwilligung. erlaubt. IHK zu Kiel, Recht und Steuern
Auch die Anbahnung einer vertragli- Im Gegenteil: Die DSGVO sieht beim Telefon: (0431) 5194-258
chen Beziehung oder ein Vertrag selbst Direktmarketing ein berechtigtes Inter- tmoeller@kiel.ihk.de
erlauben es, die personenbezogenen esse an der Verarbeitung der personen-
Daten zu speichern. Eine zusätzliche bezogenen Daten. Bei Bestandskunden IHK-Website – DSGVO
Einwilligung in die Datenspeicherung ist im Gegensatz zu Neukunden nach www.ihk-sh.de
ist nicht erforderlich. Zudem können wie vor keine Einwilligung bei E-Mail- (Dokument-Nr. 3971012)
eine gesetzliche Verpflichtung (etwa Werbung erforderlich.
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12 12/19+01/20www.tuev-nord.de/seminare
Online-Shop outsourcen
E-Commerce Multichannel, eine stärkere Markenidentität und
Umsatz rund um die Uhr: Das Geschäft im Internet verspricht
vieles. Aber nicht für jedes Unternehmen lohnt es sich, einen
Online-Shop selbst zu betreiben.
D
as Einkaufsverhalten hat sich ges getan, die großen Marktplätze haben TÜV NORD Akademie
in den vergangenen 20 Jahren sich durchgesetzt. Wer als unabhängiger Seminare in Kiel (Auswahl)
stark verändert. Das liegt nicht Einzelhändler bestehen will, muss mit
nur an den neuen Möglichkeiten. Auch suchmaschinenoptimierten Inhalten auf Unternehmensführung
das Bedürfnis, immer online zu sein, sich aufmerksam machen. Für Neuein-
hat seinen Teil dazu beigetragen, dass steiger oder kleine Geschäfte ist SEO Information Security Officer –
Unternehmen ohne das Internet kaum (Search Engine Optimization) aber nicht ISO (TÜV®)
mehr überleben können. Ein Weg, für leicht zugänglich. Siegmund sagt dazu: 27.01. – 30.01.2020 2.660,00 €
Kunden rund um die Uhr da zu sein, „Wer seine Ware nicht über die großen Prüfung 280,00 €
sind Online-Shops. Aber nicht für jedes Marktplätze verkaufen kann oder will, Datenschutzbeauftragter (TÜV®)
Unternehmen lohne es sich, selbst ei- muss entweder über eine starke Mar- 25.05. – 28.05.2020 1.920,00 €
nen zu betreiben, sagt Marco Siegmund, kenidentität und Know-how in Online- Prüfung 280,00 €
Qualität
Qualitätsbeauftragter (TÜV®)
Teil 1: 31.08. – 03.09.2020 1.290,00 €
Teil 2: 21.09. – 24.09.2020 1.290,00 €
Prüfung 280,00 €
Medizinprodukteberater gemäß
§ 31 Medizinproduktegesetz (MPG)
29.01.2020 540,00 €
Technische Sicherheit
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Brandschutzhelfer – Evakuierungs-
helfer – Räumungshelfer
12.05.2020 480,00 €
Verantwortliche Elektrofachkraft
(VEFK)
Geschäftsführer der Sectari GmbH aus Marketing und Logistik verfügen oder 15.06. – 16.06.2020 930,00 €
Kiel. Als Unternehmensberater kennt er einen erfahrenen Vertriebspartner an
Elektrotechnisch unterwiesene Person
die Tücken des Online-Handels. seiner Seite haben.“
147.06.2020 510,00 €
Wer einen Shop eigenständig be- In Schleswig-Holstein gibt es immer
treibt, muss viel Zeit investieren. Hier mehr Dienstleister, die das können und Facility-Management – Basiskurs
ist mehr als eine gute Homepage ge- ihre Kunden auf den unterschiedlichen 18.08.2020 420,00 €
fragt. „Ein erfolgreicher Online-Shop Plattformen sichtbar machen. Die Bran-
braucht eine von Anfang bis Ende che E-Commerce wächst stark. Das Arbeits-/Gesundheitsschutz
durchgeplante Warenlogistik“, sagt zeigt auch der neue Ausbildungsberuf
Betriebliches Eingliederungs-
Siegmund. „Viele kleine Unternehmen Kaufleute im E-Commerce. Siegmunds management
können das aber nicht im notwendi- Ratschlag: „Wer einen Online-Shop be- 27.04. – 28.04.2020 910,00 €
gen Umfang leisten.“ Sich an erfahrene treiben will, sollte sich vorher mit den
Dienstleister zu wenden, könne sich be- verschiedenen Optionen vertraut ma- Alle Preise verstehen sich zzgl. USt
zahlt machen. Letztlich gehe es um die chen.“ ��
Wirtschaftlichkeit.
Bis 2010 war es üblich, dass Einzel- Autor: Sebastian Winslow TÜV NORD Akademie
händler eigene Shops betrieben. Mit IHK-Redaktion Schleswig-Holstein Tel. 040 8557-2000
selbst programmierten Seiten konnte winslow@kiel.ihk.de akd-hh@tuev-nord.de
man Erfolg haben. Seitdem hat sich eini-
12/19+01/20 13�� Titelthema Multichannel im Handel
Rechtssichere Kassensysteme
Beratung durch
Mehr Zeit für
Sicherheitsmaßnahmen
die Glasscheibe
Das Ende 2016 in Kraft getretene Kassengesetz Teleshopping Teleshopping ist tot? Keineswegs! Laut dem
beinhaltet Neuregelungen für elektronische Auf- Verband Privater Medien (Vaunet) lagen die Gesamtumsätze
zeichnungssysteme – unter anderem, dass diese ab durch den Verkauf im Fernsehen 2018 bei rund zwei Milliarden
1. Januar 2020 mit einer zertifizierten technischen
Sicherheitseinrichtung (tSE) gegen Manipulati- Euro – 860 Millionen mehr als vor zehn Jahren. Für 2019 rechnet
onen zu schützen sind. Nun haben Bundes- und der Verband mit weiterem Wachstum. Doch was macht das
Länderfinanzverwaltungen eine Nichtbeanstan- Teleshopping für Unternehmen so attraktiv?
dungsregelung bis 30. September 2020 beschlos-
sen. Damit kommen die Finanzverwaltungen
E
auch einer dringenden Forderung der IHK-Or- in prämierter Fünf-Sterne-Salon
ganisation nach. Da erst im vierten Quartal 2019 in Kiel und eine eigene Linie für
die ersten tSE erhältlich sind, war abzusehen, dass Haarkosmetik – Björn Donner hat
eine rechtzeitige Ausstattung aller rund 2,1 Milli- es weit gebracht. Neben dem eigenen
onen Registrierkassen in Deutschland nicht mehr Geschäft vertreibt er seine Produkte seit
möglich ist. Allerdings dürfen die Maßnahmen mehr als fünf Jahren auch über den Tele-
nicht auf die lange Bank geschoben werden. Die shopping-Sender HSE24. „Teleshopping
Betriebe sollten rasch auf ihre Kassenhersteller zu- hat längst nicht mehr den ‚Schmuddel-
gehen, um passgenaue Lösungen zu finden. charakter‘, den es früher einmal hatte.
Der für Unternehmen eigentlich ab Januar Heute ist es ein hochprofessionelles Ge-
2020 geltenden Meldepflicht für Datenangaben an schäft, das fest zum modernen Einkaufs-
das Finanzamt – unter anderem zur Art der ver- verhalten gehört und den Unternehmen
wendeten tSE und des elektronischen Aufzeich- großartige Möglichkeiten bietet“, sagt er.
nungssystems – muss nun erst bei Verfügbarkeit Als „Beratung durch die Glasschei-
eines entsprechenden elektronischen Meldever- be“ bezeichnet Donner den Verkauf via
fahrens nachgekommen werden. TV. „Ich mache pro Jahr etwa 60 bis 80
Zwei IHK-Veranstaltungen informieren zu Än- Stundensendungen – alles live. In dieser
derungen bei der Umsetzung des Kassengesetzes Zeit bekommt der Konsument Informa-
und bieten die Chance, Fragen zu klären. Da �� tionen, die er etwa in einer Drogerie nie
bekommen würde.“ Auch für Donner
Veranstaltungen – Online-Anmeldung selbst ist diese Verkaufsart spannend:
9. Dezember 2019, 15 bis 17 Uhr, Kiel „Die Kunden können im Fernsehen die
10. Dezember 2019, 15 bis 17 Uhr, Elmshorn Produkte nicht in die Hand nehmen,
www.ihk-sh.de/veranstaltungen riechen oder fühlen. Umso ausführli-
cher und professioneller müssen die In- Teleshopping-Sendung bei HSE24
formationen sein.“
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Von der ViPsrojekt.
Bevor es ein Produkt ins Studio ding zwischen anonymer Bestellung und zum
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schafft, durchläuft es eine strenge Qua- Beratung im Shop. Gerade in unserem
litätskontrolle. Waren, die sich nicht gut Bereich, in dem manche Kunden sich
verkaufen, werden nach Kundenwün- vielleicht scheuen, die Ware im stationä-
schen angepasst – ein ständiger Lern- ren Handel zu kaufen, ist das ein großer
prozess für Verkäufer und Sender. Ein Vorteil.“
weiterer Vorteil für Donner ist auch, Die im TV angebotenen Produkte
Referenzen
dass er sein Kundenportfolio erweitern werden auch hier genau ausgewählt.
kann. „Der klassische Teleshopping- „Wir beobachten ständig, was sich gut
Kunde ist 50 Jahre oder älter und lebt verkauft und was nicht, und entscheiden
eher in strukturschwächeren Regionen – danach. Auch die Verpackungen spielen
eine komplett andere Klientel als bei mir bei uns eine große Rolle und dürfen etwa
im Industrie- und Gewerbebau
im Laden“, sagt er. Den Erfolg spürt er keine anzüglichen Bilder enthalten“,
zum einen an seinem Umsatz, der in den so Gahr. Ein weiteres Kriterium sei die
letzten fünf Jahren stetig gewachsen ist, Erklärbarkeit. „Eine einfache Faustregel
Foto: HSE24
Das individuelle Bau-System
zum anderen auch durch direkte Rück- des Teleshoppings lautet: Je einfacher
meldung der Kunden. „Mittlerweile ha- man ein Produkt erklären kann, desto Entwurf und Planung
ben sich auf Facebook zwei Fangruppen besser verkauft es sich. Auch das ist bei
gebildet. Von dort bekomme ich häufig der Auswahl entscheidend.“ Nach einem Festpreis
Feedback. So sehe ich mich quasi als In- Jahr fällt ihre Bilanz positiv aus. So wird
fluencer der Best Ager“, lacht er. Orion auch in Zukunft seine Produkte –
Fixtermin
neben dem Versand sowie dem Online-
Je einfacher, desto besser Vor rund und dem stationären Handel – via TV
40 Jahre Erfahrung
einem Jahr hat auch Orion mit seinen anbieten. �� Alles aus einer Hand
Produkten den Schritt ins Fernsehen
gewagt. Auf dem Sender 1-2-3.tv prä- Autorin: Andrea Henkel
sentiert Pressesprecherin Susanne Gahr Freie Journalistin
Wir beraten Sie gern persönlich.
einmal monatlich ausgewählte Waren redaktion@ihk-sh.de
des Erotikversands. Sieben bis acht Pro- Dipl.-Ing. Fr. Bartram GmbH & Co. KG
dukte werden in zwei einstündigen Live- Mehr unter Ziegeleistraße · 24594 Hohenwestedt
sendung präsentiert. Auch Gahr schätzt www.bjoern-donner.de Tel. +49 (0) 4871 778-0
den Beratungscharakter des Teleshop- www.orion.de Fax +49 (0) 4871 778-105
pings: „Im Grunde ist es ein Zwischen- info@bartram-bausystem.de
12/19+01/20 15
MITGLIED GÜTEGEMEINSCHAFT BETON�� Wirtschaft im Gespräch
„Bei alltäglichen
Erfahrungen
ansetzen“
Wirtschaft in der Schule Wer Wirtschaft versteht
und sich souverän in wirtschaftlichen Situationen
bewegt, hat es leichter – sei es als Konsument, Azubi
oder Unternehmer. Die Basis dafür legen die Schulen.
Die Wirtschaft sprach mit Professor Dr. Andreas
Lutter von der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
über wirtschaftliche Kerninhalte und Fertigkeiten,
neue Wege der Vermittlung und das Unternehmerbild
in der Schule.
Wirtschaft: Herr Professor Lutter, hinreichend durchschauen und auf die Wirtschaft: Welche Faktoren sind aus
was sind aus Ihrer Sicht Kerninhalte, eigene Lebenswirklichkeit beziehen zu Ihrer Sicht entscheidend, damit ökono-
was ist Grundlagenwissen über Wirt- können. Abstrakte Gegenstände wie mische Grundbildung und Praxiswissen
schaft, das Schülerinnen und Schüler Märkte und Preisbildung stellen Ju- auch wirklich beim Schüler ankommen?
nach zehn Jahren allgemeinbildender gendliche aber vor Herausforderungen Lutter: Eine konsequente Veranke-
Schule präsent haben sollten? des Verständnisses, das wissen wir aus rung in der Schule ist zentral. Wirt-
Andreas Lutter: Das Wissen über Studien. Ökonomisches Lernen sollte schaftsunterricht ist oft Bestandteil
grundlegende ökonomische Interak- daher bei den alltäglichen Erfahrungen unterschiedlicher Fächer und Fachver-
tions- und Wirkungszusammenhänge ansetzen und Fähigkeiten der Bewälti- bünde. Zudem variieren die zeitlichen
stellt eine Voraussetzung dar, um wirt- gung von gegenwärtigen und künftigen Umfänge auf den Stundentafeln. Das gilt
schaftliche Phänomene und Themen Lebenssituationen fördern, etwa die rati- auch für Schleswig-Holstein. Wir haben
onale und normenorientierte Abwägung je nach Schulform unterschiedliche Rea-
ökonomischer Entscheidungen vor dem lisierungsformen von Wirtschaft als Ge-
Hintergrund eigener und fremder Inter- genstand in der Schule. Zudem können
essen. Neben fachlichem Wissen ist also Schulen zum Teil selbst entscheiden,
Urteilsfähigkeit gefragt. in welchem Umfang sie ein einschlä-
Wirtschaft: Wie sieht es mit ganz giges Fach wie etwa Wirtschaft/Politik
praktischen Fertigkeiten aus? Gibt es vorhalten. Zudem spielen Faktoren wie
da Aspekte, die vor 30 Jahren, bevor das etwa fachfremd erteilter Unterricht eine
Internet aufkam, noch keine Rolle spiel- Rolle, wenn es um Defizite geht.
ten? Wirtschaft: Schleswig-Holsteins Bil-
Lutter: Geht man von dem Bereich dungsministerin Karin Prien will die
der ökonomischen Bildung aus, der auf Berufsorientierung verbessern und etwa
die praktische Gestaltung von Lebens- eine verpflichtende Berufsorientierung
situationen Jugendlicher zielt, stehen an Gymnasien und Gemeinschafts-
allgemein – nicht anders als auch vor 30 schulen mit Oberstufen einführen. Un-
Jahren – Aspekte wie Freizeitverhalten, ternehmen und Schulen kooperieren
Konsum, Sparen, Vorsorgen oder Be- schon heute eng. Was ist aus Ihrer Sicht
Zur Person rufswahl im Vordergrund. Einige dieser die Herausforderung bei der Berufsori-
Professor Dr. Andreas Lutter, Jahrgang 1973, „klassischen“ Themen gehen aber im entierung?
ist Professor für Wirtschaft/Politik und ihre Di- Zuge von digitalem Handeln mit ver- Lutter: Im Bereich der Berufsorien-
daktik an der Christian-Albrechts-Universität zu änderten fachlichen Anforderungen an tierung treffen vorläufige Interessen
Kiel. Er ist Mitglied im Herausgeberkreis der Zeit- den Einzelnen einher – Stichworte sind und Wünsche junger Menschen auf die
schrift Unterricht Wirtschaft & Politik und erster etwa digitale Angebote, Werbung, Da- Vielfalt von Bildungswegen, aber auch
Vorsitzender des Landesverbands der Deutschen ten. Lernende benötigen Fähigkeiten, auf teils handfeste Anforderungen der
Vereinigung für Politische Bildung. �� die es ihnen ermöglichen, flexibel auf beruflichen und betrieblichen Praxis.
diesen Wandel zu reagieren. Neben der konkreten Vorbereitung auf
16 12/19+01/20Wirtschaft: Beobachten Sie einen Seit über 20 Jahren
ein zuverlässiger und kompetenter
Wandel des Unternehmerbildes im Partner im schlüsselfertigen Gewerbebau.
Unterricht, das etwa die spannenden,
sinnstiftenden Aspekte thematisiert und
eine positive und gesellschaftlich verant-
wortliche unternehmerische Ethik ver-
mittelt – Stichwort Ehrbarer Kaufmann?
Lutter: Inwiefern sich Unternehmer-
bilder im Unterricht verändert haben,
ist eine empirische Frage, die ich nicht
Fotos: iStock.com/gmast3r, HSG Fotografie – Blende 1.0
abschließend beantworten kann. Mittler-
weile engagieren sich in diesem Bereich
aber unterschiedliche Initiativen, die
Gründungsdidaktik und Unternehmer-
geist in die Schule hineintragen wollen
– Stichwort Entrepreneurship Education.
Dabei werden zumeist gründungsnahe
Fähigkeiten wie etwa Kreativität oder
auch Grundlagen unternehmerischen
Denkens geschult. Dies ist grundsätzlich
zu begrüßen, solange auch andere Akteu-
re angesprochen werden und keine idea-
lisierten Rollenbilder vermittelt werden.
Wirtschaft: Das Wirtschaftsleben
eine spätere Berufswahl sind dabei auch wird sich weiter rasant verändern.
Orientierungs- und Entscheidungssi- Schlag worte sind etwa künstliche In-
tuationen von Bedeutung, die für das telligenz, neue Geld- und Zahlungsmo- In Zusammenarbeit mit dem Bauherrn
künftige Berufsleben von Menschen so- delle, neue Berufe und Arbeitsformen. entwickelt die Gewerbebau NORD GmbH
wie für ein Verständnis wirtschaftlicher Welche Herausforderungen kommen da
mit eigenen Architekten und Ingenieuren
Abläufe relevant sind. Die Stärkung der aus Ihrer Sicht auf den Wirtschaftsun-
passgenaue Lösungen. Unter Verwen-
Berufsorientierung ist daher wichtig, terricht zu?
dung von z. B. Photovoltaik, Luft/Wasser
aber so zu gestalten, dass die praktischen Lutter: Die angesprochene Trans-
und Sole/Wasser Wärmepumpen oder
Erfahrungen mit der analytischen Aus- formation geht mit einem umfassen-
Speicherbatterien wird hier auch im Ge-
einandersetzung im Wirt- den gesellschaftlichen Wan-
werbebau großer Wert auf Energieeffizienz
schaftsunterricht verzahnt „Neben del einher, der nicht nur die
werden.
und Nachhaltigkeit gelegt. Die Gebäude
fachlichem Strukturen der Wirtschaft
werden zukunftsorientiert geplant, so dass
Wirtschaft: Mittlerweile Wissen ist verändert, sondern auch in
haben sich auch innovative verschiedenste Lebensberei- diese später schnell in ein intelligentes
Formen der Vermittlung eta- Urteilsfähigkeit che des Einzelnen eingreift. Netz integriert werden können und das
bliert, etwa Wirtschaftsplan- gefragt.“ Ökonomische Bildung in der natürlich kosteneffektiv und nachhaltig.
spiele oder Schülerfirmen. Schule sollte diese Tendenzen
Welches Lernpotenzial sehen Sie darin? nicht nur fachlich beschreiben – was
Lutter: Diese handlungsorientierten passiert? –, sondern auch die damit ver-
Verfahren sind in ihrer Vorbereitung bundenen Möglichkeiten und Gefähr-
und Durchführung fachdidaktisch vor- dungen ökonomischer Teilhabe – wer
aussetzungsvoll – nicht nur hinsichtlich profitiert, wer verliert? – sowie deren
der zeitlichen und organisatorischen Gestaltbarkeit reflektieren. Hierin liegt
Planung. Das wird oft unterschätzt. eine teils ambivalente Herausforderung,
Ein wesentlicher Aspekt liegt etwa in weil wir heute noch nicht einschätzen
der fachlichen Reflexion der durchge- können, wohin sich die Pfade dieses
führten Lernhandlungen. Wer in einem Prozesses bewegen werden. ��
Schülerbörsenspiel gewinnt oder in ei-
nem Planspiel Entscheidungssituatio- Interview: Klemens Vogel
nen simuliert, hat nicht automatisch et- IHK-Redaktion Schleswig-Holstein
was Fundamentales über wirtschaftliche vogel@ihk-luebeck.de
Zusammenhänge gelernt. Schüleraktivi-
tät und Spielcharakter sind noch keine IHK-Flyer – Erwartungen
hinreichenden Merkmale nachhaltigen an Schulabgänger
Lernens. Entscheidend ist auch eine sys- www.ihk-schleswig-holstein.de
tematische Integration in Lehrplan und (Dokument-Nr. 533)
Fachunterricht. Husum an der Nordsee Rotenburg an der Wümme
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12/19+01/20 Tel. 0 42 61 - 85 10 017
www.gewerbebaunord.deSie können auch lesen
