Glauben Sie an Ihre Vision - ZWISCHEN NORD- UND OSTSEE - IHK Schleswig-Holstein
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07+08/2019 · Juli/August
Ausgabe Kiel · 7370
ZWISCHEN NORD- UND OSTSEE
Glauben Sie
an Ihre Vision
� Titelthema:
Frauen in Führung
� Wirtschaft im Gespräch:
Frank Homrich,
Landesbrandmeister
� Verkehrsknoten Neumünster:
Startschuss für KV-Terminal
Betriebskosten senken mit erneuerbaren Energien:
Ein Strompreisvergleich
E
nergie ist wichtig für Ihr
Unternehmen. Die erneuer-
baren Energien bieten mitt-
lerweile deutliche Kostenvorteile
gegenüber dem herkömmlichen
Netzstrom. Baut man eine Solar-
stromanlage auf, so ergeben sich
interessante Möglichkeiten. Einer
der größten Vorteile neben der
Kostenreduzierung ist, dass das
Unternehmen damit eine dauerhaf-
te Strompreisreduzierung erreicht
und sich damit unabhängiger von
steigenden Energiekosten macht.
Der in die Zeit passende grüne Ge-
danke ist das zusätzliche Plus und
zeichnet Ihr Unternehmen aus.
Nahezu auf jedem Firmenge-
bäude sind geeignete Dachflächen
vorhanden. Je nach Auslegung der
Solaranlage wird der Großteil des
Stroms direkt vor Ort genutzt. Die Das nachfolgende repräsentative, unverbindliche Beispiel zeigt
Planung und Umsetzung sollte je- einen Kostenvergleich jeweils netto in €ct je kWh:
doch unbedingt mit einem auf Pho-
tovoltaikanlagen spezialisierten
Solarstrom Netzstrom
Unternehmen mit langjähriger Er-
Stromgestehungskosten* 7,615 Arbeitspreis 3,700
fahrung umgesetzt werden. Denn
eine solche Anlage ist ein lang- EEG-Umlage 2019 (40%) 2,562 EEG-Umlage 2019 (100%) 6,405
lebiges Investitionsgut, welches Netznutzungsentgelt 3,970
jahrzehntelang zuverlässig seinen Konzessionsabgabe 0,110
Dienst verrichten soll. Lassen Sie
KWK-Abgabe 0,280
sich beraten von den Experten der
Firma pm-energy GmbH aus dem NEV-Umlage 0,305
Herzen Schleswig-Holsteins. Über Offshore-Umlage 0,416
1.000 errichtete Photovoltaikanla- Umlage abschaltbare Lasten 0,005
gen und über 16 Jahre Erfahrung
Stromsteuer 2,050
sprechen für sich.
Machen Sie sich mit einem er- Summe 10,177 Summe 17,241
fahrenen Partner unabhängig von
der Strompreisentwicklung der * Quelle: Fraunhofer-Institut ISE: Stromgestehungskosten erneuerbare Energien
(Mittelwert Norddeutschland aus Studie März 2018)
Zukunft. Jetzt ist der richtige Zeit-
punkt dafür.
INFOS UND KONTAKT:
pm-energy GmbH
Dorfstraße 2a, 24241 Reesdorf
04322 / 88901-0
info@pm-energy.de
www.pm-energy.de
Mein Standpunkt ��
Ethik in der Digitalisierung
E
s ist faszinierend, in heutigen Zeiten zu leben. Im regio-
nalen und globalen Wettbewerb werden viele Standards
in Gesellschaft, Wirtschaft und Bildung hinterfragt und,
wenn menschlich und technisch möglich, in neue Formen ge-
gossen.
Bei der täglichen Arbeit sind es meistens Routinen, die
automatisiert oder digitalisiert werden (sollen). Viele fragen
sich, ob wir uns damit Freiräume für Neues schaffen oder
uns zusehends selbst abschaffen. Als Reaktion auf stetige
Veränderungen, die auch Angst machen können, steigt die
Sehnsucht nach einem festen Ankerpunkt. Grundwerte wie
Vertrauen und Stabilität erlangen wieder mehr Bedeutung
und geben Halt.
In dem von Friederike C. Kühn, Präses der IHK zu Lübeck,
2018 initiierten Dialog-Forum „Ethik in der Digitalisierung“
sind wir als Mitwirkende aus Wirtschaft, Wissenschaft, Ver-
waltung und Kirche in diesem Zusammenhang auf die Leit-
sätze des Ehrbaren Kaufmanns gestoßen.
Dieses Leitbild wurde bereits vor mehr als 500 Jahren in
der Versammlung Eines Ehrbaren Kaufmanns zu Hamburg
festgelegt. Der Verein steht unter anderem für die Einhaltung
ethischer Grundsätze wie des Prinzips von Treu und Glauben:
Der Handschlag gilt. Er ist ein weltoffenes Netzwerk, das die
Fahne hochhält für vorbildliches Verhalten unter Kaufleuten,
geprägt von Fairness, Toleranz und Verantwortung. Im Dia-
log-Forum haben wir dieses Wertebild einer umfänglichen
Analyse im Kontext menschlichen, unternehmerischen, aber
auch gesellschaftlichen Handelns unterzogen – immer in Be-
zug auf das Thema Digitalisierung.
Foto: Studio Kaiser/Justus Keller
Persönlich hat mich das dazu inspiriert, die Haltung des
Ehrbaren Kaufmanns in die Chronik unseres Familienunter-
nehmens einfließen zu lassen – gibt sie doch Zuversicht und
Orientierung, den Herausforderungen in Zeiten künstlicher
Intelligenz selbstbewusst zu begegnen. Wir tun also gut daran,
unsere zunehmend digitalen Verhaltensmuster an diesen Wer-
ten zu messen und verantwortungsvoll zu adaptieren.
In diesem Spannungsfeld liegen Chancen verborgen, die zu Carola Keller ist geschäftsführende Gesellschafterin der Arthur
einem vertrauensvollen Miteinander führen können, wenn sie Krüger Familienholdinggesellschaft mbH & Co., Barsbüttel.
wahrgenommen werden. So bietet beispielsweise die digitale
Vernetzung der heutigen jungen Generation neue Potenziale, gesunde Basis für die Gestaltung moderner und generations-
sich Gehör zu verschaffen. Viele von ihnen sind ganz natürlich übergreifender Lebensmodelle ist. Der Ehrbare Kaufmann
mit der digitalen Technologie aufgewachsen und nutzen sie und die Ehrbare Kauffrau sind in der Lage, Analoges respekt-
für ihre Interessen. Gleichzeitig demonstrieren die Menschen voll ins Digitale zu transferieren. Denn nur wer sich wandelt,
selbstbewusst die Werte, die ihnen heute und in Zukunft wich- kann bewahren. ��
tig sind – sowohl über die sozialen Medien als auch physisch
gemeinsam auf der Straße, wie bei der weltweiten Bewegung Was ist Ihre Meinung?
Fridays for Future. Schreiben Sie der Redaktion:
Es ist für mich schön zu sehen, dass sich eine werteori- redaktion@ihk-sh.de
entierte Haltung im Miteinander bildet, die eine solide und
07+08/19 1
�� Wirtschaft im Bild
Tradition und Innovation � Ob Kanal-, Straßen- oder Kabel-
leitungstiefbau – die Wahrscheinlichkeit, in Lübeck an einer
Baustelle der Grothe Bau GmbH & Co. KG vorbeizukommen, ist
groß. Bis zu 70 moderne Leistungsgeräte hat die 1960 gegrün-
dete Firma in Betrieb, 140 Mitarbeiter arbeiten täglich in ei-
nem Umkreis von bis zu 200 Kilometern um die Hansestadt. Die
Nachwuchsförderung ist dem Familienunternehmen wichtig.
Seit jeher bietet es daher handwerkliche und kaufmännische
Ausbildungen an. Auch die Erschließung von Wohn- und
Gewerbegebieten gehört zu den Aufgaben von Grothe Bau.
Unser Bild zeigt einen Mitarbeiter bei der Bedienung eines
Bordsteinhebegeräts. ��
Foto: Jasmin Grothe
2 07+08/19
Themen der Wirtschaft ��
ZWISCHEN NORD- UND OSTSEE
Editorial 1
Wirtschaft im Bild 2 �6
Neues im Norden
Zitat des Monats 4
Köpfe der Wirtschaft 5
Foto: iStock.com/Eva-Katalin
Titelthema – Frauen in Führung
Weibliches Unternehmertum im Norden:
Glauben Sie an Ihre Vision! 6
Kommunikation im Beruf: wenn Frauen Männer führen 8
Influencer-Marketing: virtuelle Heimat 10
IT-Branche: Frauen und Technik 11
Sachverständige: Expertin auf dem Bau 12
IHK Schleswig-Holstein
Kongress „Frauen in Führung im Norden“:
Frauen in Führung
Die Arbeitswelt wird weiblich 14 Titelthema Die Gleichstellung von Frau und Mann auch in der
Wirtschaft im Gespräch Unternehmensführung ist ein zentrales gesellschaftliches Ziel. Aber wo
Frank Homrich, Landesbrandmeister 16 stehen wir heute? Die Wirtschaft hat sich umgesehen, wie es in Schleswig-
Holsteins Unternehmen aussieht. Lesen Sie außerdem im Titelthema, wo
Unternehmen und Märkte die kommunikativen Hürden sind, wenn Frauen Männer führen, wie in der
Pinball Factory GmbH: Comeback der Flipper 18 IT der weibliche Nachwuchs gestärkt wird, was Influencerinnen tun und
Simoneit Sail & Service GmbH: Wind und Wellen lesen 20 wie frau als Sachverständige Karriere macht.
Aus dem IHK-Bezirk
Regionalteile Flensburg, Kiel und Lübeck 22 Frank Homrich,
�� Standort Schleswig-Holstein Landesbrandmeister
Schleswig-Holstein Musik Festival:
Hand in Hand für die Kultur 38 Wirtschaft im Gespräch Seit
Verkehrsknoten Neumünster: Startschuss für KV-Terminal 40 Mai 2018 ist Landesbrandmeister
Frank Homrich der Chef der
�� Impulse und Finanzen Feuerwehrleute in Schleswig-
Interview: Frank Otto über das Thema Managerhaftung 41 Holstein. Die Wirtschaft sprach
�� Zukunft mit Bildung mit ihm über Brandschutz in
Foto: Holger Bauer/LFV SH
Kampagne #bleiboben: heiße Karrieretipps 42 Unternehmen, die Moderni
Qualifikation Europakaufleute: auf nach Småland 43 sierung der Feuerwehr und die
Nachwuchsgewinnung. „Feuer
�� Technik und Trends
Akzeptanzstudie Energiewende: im Aufwind 45 � 16 wehrangehörige im Betrieb sind
ein unschätzbares Plus“, sagt
Homrich.
�� Globale Märkte
Standort Hongkong: attraktiv für deutsche Firmen 46
�� Recht und Steuern Startschuss für
Ein Jahr DSGVO: KV-Terminal
Betriebe beklagen bürokratische Pflichten 47
Standort Schleswig-Holstein
Veranstaltungen der IHK 52 Die geografische Lage und die
Die IHK gratuliert 53 Nähe zur A 7 machen Neumünster
zum zentralen Verkehrsknoten in
Treffpunkt Wirtschaft Schleswig-Holstein. Die nun ge-
Foto: iStock.com/WoodyUpstate
mit Rätsel der Wirtschaft 54 startete Realisierung des Kombi-
Verkehrsterminals (KV-Terminal)
Hart am Wind
auf ehemaligen Flächen der
Buchhandel Petersen, Kolumne 56
Deutschen Bahn unterhalb der
Verlagsspecial: Stadtwerke
Titelbild: iStock.com/pixelfit
48 Max-Johannsen-Brücke wird die-
se Position auch im Bahnverkehr
deutlich stärken.
� 40
07+08/19 3
�� Neues im Norden
Dr. Bernd Buch-
holz (vorne
rechts) gratu-
liert Naiture-
Geschäftsführer
Vitaly Czymmek;
im Hintergrund
die Teams der
myStandards
GmbH (links) und
der Firefighter
VR.
Start-up-Wettbewerb der chemischen Unkrautbekämpfung, so Geschäftsführer Vitali
Czymmek. Auch die Jungunternehmer hinter Firefighter VR reisen
Sieger fliegen ins Valley nach San Francisco: Sie haben eine Virtual-Reality-Lösung entwi-
ckelt, die es Feuerwehrleuten ermöglicht, immer und überall zu trai-
nieren. Der dritte Gewinner ist die myStandards GmbH aus Kiel. Sie
Beim zweiten Finale des landesweiten Start-up-Wettbewerbs produziert und vertreibt weltweit Nanopellets, die als Referenzma-
„Überflieger“ stellten sechs Jungfirmen vor einer Jury aus 15 Ex- terialien für die chemische Feststoffanalytik dienen. Diese wird etwa
perten ihre Geschäftsideen vor. Drei von ihnen reisen nun ins Sili- bei der Goldgehaltbestimmung von Gestein im Bergbau angewandt.
con Valley, um sich dort mit anderen Start-ups zu vernetzen. Die Initiatoren des Wettbewerbs, The Bay Areas e. V., StartUp
Wirtschaftsminister Dr. Bernd Buchholz, Schirmherr des Wett- SH e. V. und der Marketing-Club Schleswig-Holstein e .V., konn-
bewerbs, gratulierte den Siegern Anfang Juni in Kiel. Platz eins ten dank zahlreicher Sponsoren für alle Teilnehmer einen Preis
Foto: Lichttak/F. Dudek
belegt das Jungunternehmen Naiture aus Friedrichsgabekoog im ausloben. Die Plätze vier bis sechs erhalten eine zweitägige Lear-
Kreis Dithmarschen, das Robotiksysteme zur Unkrautbekämp- ning Journey nach Berlin. Zusätzlich gibt es für IO Dynamics aus
fung in der Landwirtschaft entwickelt. Basierend auf künstlicher Flensburg eine Wild-Card für die Teilnahme am StartUpCamp des
Intelligenz, Robotik und Big Data biete es viele Vorteile gegenüber Wirtschaftsministeriums. red ��
Weltwirtschaftlicher Preis Schleswig-Holstein verliehen. Mit ihm onsprozesses und der Vordenker einer
werden Vordenker einer weltoffenen, Europäischen Union der verschiedenen
Globale Vordenker geehrt marktwirtschaftlichen und sozialen Ge-
sellschaft ausgezeichnet. Die Geehrten
Geschwindigkeiten.“
Konsul Klaus-Hinrich Vater, Vize-
waren bereits im Vorfeld in einer Presse- präsident der IHK Schleswig-Holstein,
I
m Juni wurde der Weltwirtschaftli- konferenz vorgestellt worden: Dr. Wolf- stellte den Preisträger in der Kategorie
che Preis zum 15. Mal vom Institut gang Schäuble, Präsident des Deutschen Wirtschaft Hikmet Ersek vor: „Unter sei-
für Weltwirtschaft (IfW), von der Bundestages, in der Kategorie Politik; ner Ägide hat sich Western Union immer
Landeshauptstadt Kiel und von der IHK Hikmet Ersek, Präsident, Vorstands- wieder mit Hilfsprogrammen in wirt-
vorsitzender und Direktor der Western schaftlichen Krisenregionen engagiert –
Union, in der Kategorie Wirtschaft; Pro- und nicht zuletzt auf Gebühren für Über-
Zitat des Monats fessor Daron Acemoglu, Ph. D., Profes- weisungen in diese Regionen verzichtet.“
sor für Volkswirtschaftslehre am Massa- IfW-Präsident Professor Gabriel
chusetts Institute of Technology, in der Felbermayr, Ph. D., der viele Arbeiten
„Der Klimawandel ist schneller als Kategorie Wissenschaft. Acemoglus gut kennt, sagte über den
wir. Ich bin tief besorgt.“ Zur Jurybegründung sagte Kiels Forscher: „Seine Arbeit auf dem Gebiet
Oberbürgermeister Dr. Ulf Kämpfer: der Armutsforschung hat diese Diszi-
António Guterres, UN-Generalsekretär, „Wolfgang Schäuble ist ein überzeugter plin auf eine völlig neue Basis gestellt
im ARD-Interview am 23. Mai 2019 Europäer, ein Verfechter eines regel- und macht ihn zu einem würdigen
gebundenen europäischen Integrati- Preisträger.“ red ��
4 07+08/19
Neues im Norden ��
Köpfe der Wirtschaft
Guido Schlütz ist neuer Geschäftsführer der Spielbank SH
GmbH in Kiel, der Verwaltungsgesellschaft der fünf schleswig-
holsteinischen Casinos in Flensburg, Kiel, Lübeck, Schenefeld
und Sylt. Schlütz folgt damit Jürgen Kiehne, der nach 21 Jah-
ren als Geschäftsführer ausschied. Guido Schlütz ist Jurist und
war zuvor unter anderem in der Glücksspielaufsicht im Innen-
ministerium Schleswig-Holsteins tätig.
Der Senat der Technischen Hochschule Lübeck hat im Mai
Präsidentin Dr. Muriel Kim Helbig für eine weitere Amtsperi-
ode mit der erforderlichen Zweidrittelmehrheit bestätigt. Der
Fotos: Thomas Martin, TH Lübeck
stellvertretende Senatsvorsitzende und ehemalige Präsident
der TH Lübeck, Professor Dr. Stefan Bartels-von Mensen-
kampff, verkündete das Ergebnis der geheimen Abstimmung
und gratulierte der Präsidentin als Erster zur erneuten Präsi-
dentschaft, die 2026 endet. Zuvor hatte Helbig in einer Fragestunde unter dem
Titel „Charakter bewahren – Weichen stellen“ zu ihren Vorstellungen von einer
zweiten Präsidentschaft Rede und Antwort gestanden. ��
Save the date
Global Economic Symposium
U
nter dem Motto „Globalisierung det wurde, hat sich auf internationaler
im digitalen Zeitalter“ findet am Ebene als forschungszentrierte, lösungs-
10. September 2019 das Global orientierte, hochrangige Konferenz
Economic Symposium (GES) in der durchgesetzt. Die GES-Gemeinschaft
IHK zu Kiel statt. Begrüßt werden die wird aus einer innovativen Gruppe von
Teilnehmenden ab 14 Uhr von Schles- Führungskräften aus vielen Nationen,
wig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Kulturen und Berufen gebildet. Das GES
Günther, Konsul Klaus-Hinrich Vater, findet im Rahmen der Digitalen Woche
Vizepräsident der IHK Schleswig-Hol- Kiel 2019 statt. red ��
stein, sowie Professor Gabriel Felber-
mayr, Präsident des Instituts für Welt- Mehr unter
wirtschaft Kiel. Die Initiative, die 2008 www.ifw-kiel.de
vom Institut für Weltwirtschaft gegrün-
Fachmesse der maritimen Wirtschaft
Neuauflage der MeerKontakte
V
om 23. bis 24. Oktober 2019 fin- en. Abgerundet wird die MeerKontakte
det die zweite MeerKontakte im durch ein Rahmenprogramm zu aktuellen
Kieler Ostseekai statt, die von der Herausforderungen. Neben Ausbildung
Geschäftsstelle Schleswig-Holstein des und Fachkräftesicherung werden die The-
Maritimen Clusters Norddeutschland men „Künstliche Intelligenz – intelligente
organisiert wird. Hier präsentieren Unter- Schifffahrt“, „Industrie 4.0 – Werften im
nehmen aus den Bereichen Meerestech- Wandel“ sowie „Green Maritime – Schiff-
nik, Schiffbau, Meeresforschung und aus betriebe der Zukunft“ diskutiert. sz ��
der Zulieferindustrie ihre Produktvielfalt
sowie die neuesten Entwicklungen und Anmeldung und Standbuchung
Innovationen. Die Messe bietet außerdem www.meer-kontakte.de
vielfältige Möglichkeiten, neue Koopera- www.raumsystem.de/
tionen auszuloten und die Vernetzung der meer-kontakte2019
Unternehmen untereinander auszubau-
07+08/19 5
Glauben Sie
an Ihre Vision!
Weibliches Unternehmertum im Norden Die Einführung des Wahlrechts 1919, die Verabschiedung
des Grundgesetzes 1949 oder auch die Abschaffung der sogenannten Hausfrauenehe 1977 – das
sind Schlüsselmomente der deutschen Geschichte, die ein gemeinsames Ziel verfolgten: die
Gleichstellung von Frau und Mann. Und heute? Die Wirtschaft hat sich umgesehen, wie es im Jahr
2019 in schleswig-holsteinischen Unternehmen aussieht.
E
ine aktuelle Studie der IHK Schleswig-Holstein zeigt: Es re, doch eines störe sie. „Viele sagen: ‚Das ist ja toll, dass dein
ist noch Luft nach oben. Zwischen 2015 und 2018 wur- Mann zu Hause bleibt. Das ist so modern.‘ Nein, das ist nicht
den gerade einmal 28 Prozent aller IHK-Mitgliedsunter- modern. Das nennt sich Gleichberechtigung.“ Hier müsse
nehmen zwischen Nord- und Ostsee von einer Frau geführt. ein Umdenken stattfinden. „Es soll deutlich werden, dass die
Im Handel und im Dienstleistungssektor treten Frauen am Männer nichts verlieren und nicht abgewertet werden, wenn
Fotos: Claudia Busse-Uhrig, Dr. Tanja Reimer, Jörg Müller/Fotografie für Menschen & Unternehmen
häufigsten als Chef auf – vor allem im Kleingewerbe. So wer- sie zu Hause bleiben und nicht diesem Jäger-und-Sammler-
den etwa vier von zehn Handelsunternehmen ohne Handels- Bild entsprechen.“
registereintrag von Frauen geführt. Bei Betrieben mit Eintrag Aber auch bei den Frauen sieht Busse-Uhrig Nachholbe-
sind es hingegen nur zwei. darf: „Sie müssen lernen, auch die Ellenbogen auszufahren.
Die Studie zeigt regionale Unterschiede. Sie müssen einfach ihre Frau stehen.“ Um das
So bilden die kreisfreien Städte Flensburg zu erreichen, ist die Schenefelderin seit 2018
(25 Prozent), Neumünster (27 Prozent) und Mitglied im Netzwerk „Frauen unterneh-
Lübeck (27 Prozent) die Schlusslichter. Den men“. Mit Vorträgen in Schulen und Univer-
Spitzenplatz nimmt der Kreis Plön ein. Hier sitäten will sie junge Frauen zum Gründen
wird jeder dritte Betrieb von einer Chefin ge- und zum Unternehmerinnentum ermutigen.
leitet. Es folgen Rendsburg-Eckernförde und „Ich will den Frauen zeigen, dass sie alles
Ostholstein mit jeweils knapp 32 Prozent. schaffen können, was sie wollen.“ Natürlich
Der Kreis Pinneberg verfehlt das Treppchen gebe es auch Rückschläge. „Das Wichtigste
nur knapp. Dort betreibt Claudia Busse-Uh- ist, dass sie an sich und ihre Vision glauben“,
rig ihr Unternehmen. so die Unternehmerin. Sie selbst habe sich
Claudia Busse-Uhrig, immer an ihr Motto gehalten: Erfolg ist das,
An sich selbst glauben In Schenefeld grün- Viva Maris GmbH was folgt, wenn man sich selbst folgt.
dete Busse-Uhrig 2014 die Viva Maris GmbH,
die Lebensmittel aus Algen produziert – und das mit Erfolg. In Wollen, können, dürfen Auch Dr. Tanja Reimer von der
diesem Jahr wurde sie für den IB.SH-Unternehmerinnenpreis Europa-Universität Flensburg ist sich sicher: Es muss umge-
nominiert. Um Job und Familie unter einen Hut zu bringen, dacht werden. Reimer ist Forscherin am Dr. Werner Jackstädt-
erhält sie Unterstützung von ihrem Mann. „Er kümmert sich Zentrum für Unternehmertum und Mittelstand. Einer ihrer
nachmittags um die Kinder.“ Ein System, das gut funktionie- Schwerpunkte ist „Gender and Leadership“. „Die Gründe für
6 07+08/19
Titelthema Frauen in Führung ��
die geringe Anzahl von Frauen in um Schleswig-Holstein sehe sie allerdings
Führungspositionen sind vielfältig“, Unterschiede zwischen männlichen und
erklärt Reimer. Diese könnten grob in weiblichen Existenzgründern: „Männliche
die Kategorien „nicht wollen“, „nicht Bewerber gehen häufig lockerer an die Sa-
können“ und „nicht dürfen“ einge- che ran, während weibliche Bewerberinnen
teilt werden. „So wird Frauen generell oft vorsichtiger kalkulieren und mehr Risi-
eine geringere Führungsmotivation ken berücksichtigen. Die Mischung aus bei-
zugeschrieben.“ Eine aktuelle Umfra- den Herangehensweisen wäre ideal.“ Für die
ge unter Management-Studierenden Zukunft wünscht sich Dagmar Schneider als
der zwei Flensburger Hochschulen Mitglied des erweiterten Vorstands von Life Dagmar Schneider,
zeige jedoch: Auch junge Studentin- Science Nord e. V. mehr Frauen in Führungs- nandatec GmbH
nen trauten sich zu, eine Führungs- positionen. „Eine gute Durchmischung wäre
position einzunehmen. „Wir haben von Vorteil. Dadurch entstehen neue, frische Ideen, und die
keine Unterschiede zwischen den Ge- sind wichtig. Denn gemeinsam erwirtschaften wir mehr.“ ��
schlechtern festgestellt“, so Reimer.
„Nicht können“ beziehe sich auf Autorin: Julia Rojahn
Foto: fotolia.com/studiostoks
die Qualifikation: Hier komme das IHK-Redaktion Schleswig-Holstein
sogenannte Pipeline-Argument ins julia.rojahn@flensburg.ihk.de
Spiel. „Unternehmen behaupten oft,
dass es nicht genügend qualifizierte Mehr unter
Frauen gebe, die eine Top-Führungs- www.viva-maris.de
position einnehmen könnten.“ Beim www.jackstaedt-flensburg.de
näheren Hinsehen stehe aber meist www.nandatec.com
ein „nicht dürfen“ dahinter. „Frauen
wird in vielen Unternehmen nicht die
Chance gegeben, sich zu beweisen.“ Man spreche auch von ei-
ner gläsernen Decke, die den Weg nach ganz oben versperre.
Wie kann sie durchbrochen wer- Schleswig-Holstein
den? „Aus meiner Sicht ist die Ein-
führung von selbst gewählten Ziel-
quoten im ersten Schritt sinnvoll“,
Von Frauen geführte Unternehmen
sagt Reimer. Diese brächten das nach Branchen in Prozent
Thema Gender Diversity in Füh-
rungspositionen auf die Agenda
von Aufsichtsrats- und Vorstands-
sitzungen. „Hier müssen die Un- 15,27
Industrie
ternehmen ganz konkret – nämlich 22,56
zahlenmäßig – Position beziehen
Tanja Reimer, und können sich nicht mehr hinter Handel
20,86
Europa-Uni Flensburg rein symbolischen Diversity-State- 41,00
ments verstecken.“
Verkehr
16,54
Netzwerken Die Diplom-Biochemikerin Dagmar Schneider 16,88
gründete 2013 das Unternehmen nandatec in Lübeck. Zehn
Mitarbeiter stellen hier biokompatible Nanopartikel und -ma- Gastgewerbe
30,63
terialien für die chemische und pharmazeutische Industrie 37,93
her. Momentan arbeitet das Unternehmen gemeinsam mit der
21,78
Fachhochschule Kiel und der Firma Wöhlk an einem von EU, Dienstleistungen
Bund und Land geförderten Projekt zur Entwicklung eines 39,32
Tierversuchsersatzmodells für neue Kontaktlinsenbeschich- 16,87
tungen. „Das Verhältnis zwischen Mann und Frau ist in unse- Sonstige
30,39
rer Branche sehr unausgeglichen. Bei Business-Meetings bin
ich oft eine von zwei Frauen. Die andere bringt die Getränke“, 18,83
Gesamt
sagt Schneider. 34,47
Wie hat sie es geschafft, in dieser hart umkämpften Bran-
che Fuß zu fassen? „Ein gutes Netzwerk ist das A und O –
Grafik: Silke Schmetjen
besonders für Frauen. Ich arbeite gerne mit anderen Unter- Handelsregisterunternehmen,
Betriebsstätten, Zweigniederlassungen
nehmerinnen zusammen.“ Ob Frauen gegenüber Männern
einen Nachteil beim Gründen haben, bezweifelt Schneider. Kleingewerbetreibende,
Gesellschaften bürgerlichen Rechts
„Ich hatte nicht das Gefühl, dass mir jemand Steine in den
Weg legen wollte.“ Als Gutachterin für das Gründerstipendi-
07+08/19 7
�� Titelthema Frauen in Führung
Wenn Frauen Männer führen
Kommunikation im Beruf „Die nehmen mich nicht ernst!“ „Bei informellen Gesprächen werde ich
ausgeschlossen.“ „Ich muss eine Präsentation halten und mir zittern die Knie.“ Nicht selten machen
Frauen nach dem Aufstieg in eine Führungsposition nicht nur, aber vor allem mit ihren männlichen Kollegen
Erfahrungen wie diese. Schritt für Schritt lassen sich Antworten entwickeln.
ungewohnt sein mag, hilft es den Frauen,
sich als Führungskraft zu etablieren,
denn es entspricht eher den männlichen
Kommunikationsgewohnheiten.“
Die rollenspezifische Sozialisation
sieht auch der Lübecker Experte Dr.
Stephan Goes als Grund für viele
Kommunikationshindernisse. Sein
wichtigster Tipp für Frauen, die es in
eine Position geschafft haben, die ihren
Fähigkeiten entspricht: „Stellen Sie sich
folgende Fragen: Was verlangt die Rolle?
Welches Gefühl und welche Gedanken
will ich beim Gegenüber auslösen, um
welche Handlung zu initiieren? Wie for-
muliere ich es klar und eindeutig? Was
sind meine Stärken? Wie bleibe ich mir
treu?“
Muster reflektieren In dem Prozess,
darauf Antworten zu finden und in den
Arbeitsalltag einzubinden, begleitet
der selbstständige Personal- und Or-
ganisationsentwickler natürlich nicht
nur Frauen: „Ich rate allen Führungs-
Foto: fotolia.com/nd3000
kräften, die neu in die Rolle kommen,
unabhängig von Alter, Berufserfahrung
und Berufsbildung zu einer fundierten
Ausbildung in Kernkompetenzen“, sagt
Goes, der zum Thema Gesprächsanaly-
se und Gesprächssteuerung promoviert
Z
war ist das Kommunikationsver- thischen Mann werden, der in Elternzeit hat.
halten nicht ursprünglich an das geht?“, fragt er. Männern empfiehlt er, auf die fach-
Geschlecht gebunden, die tradier- Die Schwierigkeiten, die aus den ver- liche und soziale Kompetenz ihrer Che-
ten Geschlechterrollen allerdings prägen innerlichten Mustern erwachsen kön- fin zu schauen und daran ihren Wil-
sehr wohl, wie in Unternehmen mitein- nen, sind leicht auszumachen: „Frauen len zum Geführtwerden auszurichten.
ander gesprochen wird. geraten immer noch häufiger in die Falle, Grundsätzlich wichtig sind Offenheit
Der Kommunikationscoach Jan gefallen zu wollen, als Männer. Und die und Geduld. Jan Schleifer jedenfalls ist
Seifert beschäftigt sich mit diesen Männer nutzen dies – oft unbewusst – zuversichtlich: „Wenn es für beide Seiten
Zusammenhängen und findet in der gern aus“, erklärt der Autor des Buches den Rahmen gibt, offen zu reden – ohne
Gestaltung von Konsumartikeln ein grif- „Muttersprache Mann“. Frauen in erhobenen Zeigefinger –, kann die Er-
figes Beispiel für die Verknüpfung von Führung rät er, den eigenen Standpunkt kenntnis wachsen: Da haben wir beide
Rollenzuschreibung und dem Verhalten schnell und unmissverständlich ganz etwas von!“ Dieses Ziel zu formulieren
als Erwachsene(r): Zarte Feenfiguren klar zu machen und sich zu vergewis- und eigene Muster zu reflektieren, ist ein
sollen Mädchen anlocken, bei Piraten ist sern, richtig verstanden worden zu sein: erster Schritt auf diesem Weg. ��
man sicher, dass sich Jungen angespro- „Frauen dürfen Männern gern klare
chen fühlen. „Wie aber soll aus einer sol- Anweisungen geben und Erwartungen Autorin: Astrid Jabs
chen Fee eine toughe, durchsetzungsfä- kommunizieren. Beides kann freund- Freie Journalistin
hige Geschäftsfrau werden? Und wie soll lich geschehen, muss es aber nicht. Auch redaktion@ihk-sh.de
ein kampflustiger Pirat zu einem empa- wenn dies für beide Seiten erst einmal
8 07+08/19Titelthema Frauen in Führung ��
§ §§ ?
? Drei Fragen an …
… Dr. Tabea Scheel, durch an Relevanz gewinnt. Das ebenfalls massiv vorangetriebene
Thema „agile Arbeit“ etwa wird als ein Aspekt der Resilienz von
Vertretungsprofessorin für Arbeits- und Organisationen verstanden. Schnelle Reaktionsfähigkeit ist auch
Organisationspsychologie an der Europa- von Unternehmensseite gefragt, und unter dem Begriff Resilienz
Universität Flensburg lassen sich dann wieder verschiedenste bekannte Maßnahmen
bündeln.
Wie kann sich ein Unternehmen resilient aufstellen?
Frau Scheel, worum genau handelt es sich bei Resilienz? Resilienz hängt von vielen Faktoren auf allen Ebenen der Orga-
Mit Resilienz ist die Fähigkeit von Menschen gemeint, schwie- nisation ab. Es geht um Ressourcen, Routinen und Prozesse. Unter-
rige Situationen ohne anhaltende Beeinträchtigungen zu überste- nehmen sollten etwa ihre Fähigkeit zu improvisieren stärken. Wich-
hen. Unter Resilienz von Organisationen versteht man die Fähig- tig sind zudem respektvolle soziale Interaktionen und die Integrität
keit, fundamentale Veränderungen und unvorhergesehene Ereig- der Organisation. Das ist nicht neu; es handelt sich um altbekannte
nisse zu erwarten, sich darauf einzustellen, darauf zu reagieren Maßnahmen. Diese müssen jedoch auf allen Ebenen – Menschen,
und sich daran anzupassen. Dies sichert nicht nur das Überleben, Gruppen und der Organisation als Ganzes – greifen. Menschen
sondern ermöglicht auch, sich vollständig zu erholen und sich in brauchen Zuversicht, Optimismus und ein Zugehörigkeitsgefühl.
einem Zustand von Unsicherheit zu entwickeln. In Gruppen ist eine Mischung aus psychologischer Sicherheit und
Verantwortlichkeit wichtig für Resilienz. Auf Organisationsebene
Ist das ein Trend oder eine echte Chance für Unternehmen? müssen anpassungsfähige Strukturen und Improvisation gefördert
Beides. Einerseits ist Resilienz ein populärer Begriff, der sehr werden. Wichtig ist hier die Gesamtkultur eines Unternehmens –
Foto: Anja Bläsing
breit ist und sich leicht auf Organisationen übertragen lässt. An- nur „agile Zellen“ zu schaffen ist problematisch und erzeugt Dis-
dererseits steigen die Unsicherheiten, die Unberechenbarkeiten krepanz und Reibungsverluste. Dazu gehört es auch, Fehler zuzu-
und die Veränderungsrate an, sodass das Phänomen schon da- lassen und die Bereitschaft, Neues zu wagen, zu erhöhen.
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lässt auch die Wirtschaft aufhorchen.
Ein regionales Unternehmen, das sich mit
Influencer-Marketing beschäftigt, ist der Bau-
stoffhandel C. G. Christiansen GmbH & Co. mit
Filialen in Mildstedt, Flensburg, Tinnum auf Sylt
und Wyk auf Föhr. Hier hat man sich für eine Zu-
sammenarbeit mit der Deichdeern entschieden.
„Die Nutzer sind bei ihren Projekten live dabei
und wollen wissen, wie es weitergeht“, sagt An-
drea Thomsen aus der Marketingabteilung. Das
Unternehmen hat die Deichdeern beim Bau ihrer
Terrasse unterstützt – mit Materialien und Bera-
tung. Dafür gab’s von der Influencerin Beiträge
auf ihren Kanälen. „Der Erfolg ist schwer mess-
bar“, sagt Thomsen. Klar sei aber, dass „eine an-
dere Zielgruppe erreicht wird als mit klassischer
Werbung“.
Erfolgsmessung Auch der Flensburger Erotik-
versandhändler Orion glaubt an die Wirkung von
Influencern: „Man kauft ein Produkt vor allem,
wenn jemand es empfiehlt“, weiß Sprecherin Su-
sanne Gahr. Das Unternehmen arbeitet nicht nur
erfolgreich mit Mademoiselle Nicolette – einer
bekannten Influencerin – zusammen. Im März
hat Orion zudem eine „Influencer-Akademie“ ge-
gründet. „Wir haben drei Frauen mit einer noch
relativ kleinen Followerschaft ins Boot geholt“,
Foto: Anna Huber Fotografie
sagt Gahr. „Niemand kann authentischer über ein
Unternehmen oder Produkte berichten als ‚ganz
normale‘ Menschen.“ Hinter großen Influencern
stecke immer ein großes Werbebudget – eine Ge-
fahr für das Pfund, mit dem sie wuchern: Glaub-
würdigkeit. „Kleinere Influencer nehmen die
Bekannt über Nordfriesland hinaus: Julia Nissen Nutzer mit in ihr Wohnzimmer, ihre Küche, ihr
Bett. Man hat das Gefühl, man kennt sie.“ Eine
Virtuelle Heimat
Nähe, die ein Unternehmen allein kaum herstellen könne.
Nach der halbjährigen Akademie gibt es kein offizielles
Zeugnis, dafür besteht die Möglichkeit, die Kooperation fort-
zuführen. Die Absolventinnen können erworbenes Wissen
Influencer-Marketing Neue Zielgruppen, authentische in Recht oder Datenschutz anwenden, aber auch im Bereich
Empfehlungen und Nähe zum Kunden: Unternehmen der sexuellen Aufklärung – ein Thema, das Orion nach vorne
suchen sich immer öfter Werbebotschafter in den sozialen bringen möchte, denn hier sei Nachholbedarf zu erkennen.
Nicht zuletzt profitieren die Influencer von der Reichweite
Medien. Das sogenannte Influencer-Marketing ist längst des Unternehmens. Orion wiederum hat Multiplikatoren ge-
auch im Norden angekommen. wonnen, die das Unternehmen, dessen Themen und Produkte
kennen. Der Erotikhändler setzt auf Erfolgsmessung und er-
fasst Umsatz- und Reichweitenzuwächse, um für weitere Pro-
D
u bist mein Stückchen virtuelle Heimat im Netz!“ Le- jekte Rückschlüsse zu ziehen. Nach den ersten Erfahrungen
serkommentare wie diese machen Julia Nissen stolz. steht für Susanne Gahr fest: „Das wird nicht die letzte Akade-
Die 31-jährige PR-Fachfrau und Mutter, die mit ihrer mie gewesen sein.“ ��
Familie im nordfriesischen Bargum lebt, schreibt als Blogge-
rin „Deichdeern“ über Land, Leben und Leute. Wenn sie ein
Foto bei Instagram postet, erreicht es schnell ein paar Hundert Autorin: Anja Christiansen
Likes. Von Beiträgen zum Einrichten des Kinderzimmers oder IHK-Redaktion Schleswig-Holstein
zur Namenssuche für den erwarteten Nachwuchs lassen sich anja.christiansen@flensburg.ihk.de
ihre Leser inspirieren. „Das ist, als würden sie Tipps von einer
Freundin bekommen.“ Die Deichdeern ist eine sogenannte Blog „Deichdeern“
Influencerin. Ihr folgen bei Facebook, Instagram, Twitter und www.deichdeern.com
Pinterest insgesamt rund 17.300 Nutzer, ihr Blog verzeichnet
10 07+08/19Titelthema Frauen in Führung ��
Frauen und Technik
IT-Branche Frauen in der IT sind immer noch Exotinnen. Warum ist das so? Und wie kann
man das ändern? Die Wirtschaft hat IT-Profis zum Gespräch eingeladen, die sich in der
männerdominierten Branche durchgesetzt haben – oder es noch tun werden.
F
rauen und Technik – das passt halt nicht. So das lang ge- tikunterricht an den Schulen gibt. „Dann können die Jugend-
pflegte Vorurteil. Allerdings sprechen auch die Zahlen lichen sich direkt mit dem Thema beschäftigen. Echte Erleb-
eine ähnliche Sprache. Laut Bundesagentur für Arbeit nisse bauen am besten Vorurteile ab“, so Schlicht.
lag der Frauenanteil in Informatikberufen 2017 unter 17 Pro- Auch Lara Bieler und Paula Bräuer sind eher zufällig zu
zent. Auch der Anteil von Frauen in MINT-Studienfächern ihrem Informatikstudium gekommen. Erst hatte Bieler ein
(Mathe, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) ist nach Schnupperstudium in den Herbstferien gemacht,
wie vor gering. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes dann beim Projekt One-Week-Student eine Wo- „Echte
waren im Wintersemester 2017/18 in der Informatik nur rund che Paula Bräuer begleitet. Als Bräuer ihr Wirt- Erlebnisse
18 Prozent der Studierenden weiblich. schaftsinformatikstudium begann, waren von den bauen am besten
45 Erstsemestern gerade mal drei weiblich. „Und
die anderen beiden sind nach kurzer Zeit zu BWL Vorurteile ab.“
gewechselt“, erinnert sich Bräuer. Deswegen habe
sie unbedingt anderen Frauen zeigen wollen, dass IT nicht nur
ein Männerberuf ist. „Das ist genau der Punkt: Frauen brau-
chen weibliche Vorbilder“, bestätigt Sonja Patzlaff. Die Mas-
terarbeit der BWL-Studentin und vierfachen Mutter behan-
Von links: Sonja Patzlaff und Doris Weßels diskutierten mit ...
Fotos: IHK/Brüggemann
„Eigentlich beginnt das Problem sogar noch früher“, be-
richtet Dr. Doris Weßels, Professorin für Wirtschaftsinfor-
matik mit Schwerpunkt Projektmanagement an der Fach-
hochschule Kiel und zweite Vorsitzende des Vereins Digitale
Wirtschaft Schleswig-Holstein (DiWiSH e. V.) des schleswig-
holsteinischen Clusters der digitalen Wirtschaft. Regelmäßig ... Lara Bieler, Paula Bräuer und Regine Schlicht
macht sie an Schulen Werbung für den Studiengang Wirt-
schaftsinformatik. „Dabei haben tatsächlich zwei Mädchen zu delt die Themen „Unternehmensgründung mit Kindern“ und
mir gesagt, dass sie sich zwar für IT interessieren, es aber nicht „Unternehmensgründung ab 40“. „Für die gesamte Wirtschaft
studieren werden, weil sie sonst keinen Freund bekommen.“ ist es extrem wichtig, dass es mehr Frauen in der IT gibt. Ak-
Die Geschlechterbilder der Gesellschaft sitzen tief. Ähnliche tuell entwickeln oft reine Männerteams Produkte für alle. Das
Eindrücke kennt Professorin Dr. Isabella Peters vom Arbeits- funktioniert nur bedingt.“
bereich Web Science an der „Deutschen Zentralbibliothek für Auch Professorin Doris Weßels bestätigt das: „Ich habe vie-
Wirtschaftswissenschaften (ZBW) – Leibniz-Informations- le Anfragen von Unternehmen, die explizit weibliche IT-Profis
zentrum Wirtschaft“ in Kiel sowie an der Christian-Albrechts- suchen. Wir müssen Frauen Mut machen, ihrer Leidenschaft
Universität zu Kiel. „Bei den ausländischen Studierenden ist zu folgen!“ ��
der Frauenanteil auf jeden Fall größer. Deswegen denke ich,
dass die deutsche Kultur eine Rolle spielt“, so die erste weibli- Autorin: Kathrin Ivens, IHK-Redaktion Schleswig-Holstein
che Hochschullehrerin der ZBW. ivens@kiel.ihk.de
Weibliche Vorbilder „Daran müssen wir arbeiten. Wir müs- Mehr unter
sen die Vorurteile auflösen“, hebt Regine Schlicht hervor. Sie www.bit.ly/frauendiwish
ist die Fachgruppenleiterin von Frauen@DiWiSH. Seit 2016 www.bit.ly/webscience-zbw
setzt sich DiWiSH dafür ein, dass es verpflichtenden Informa-
07+08/19 11�� Titelthema Frauen in Führung
Audi Business
Expertin
auf dem Bau
Sportliches Design, Sachverständige Christina Sadler-Berg
hohe Funktionalität. wird immer dann gerufen, wenn es auf dem
Bau nicht weitergeht. Bei Baumängeln und
Der Audi A4 Avant. -schäden sind auf der Baustelle alle Blicke auf
sie gerichtet. Denn jeder weiß: Das Gutachten
der Sachverständigen für Mauerwerksbau
wird ein mögliches Gerichtsurteil maßgeblich
beeinflussen.
N
icht immer muss es aber vor Gericht enden. „Der
Großteil der Aufträge für ein Gutachten kommt von
Wohnungseigentumsgemeinschaften oder Verwal-
tungsgesellschaften sowie von Privatpersonen“, sagt Sadler-
Berg. Öffentliche Aufträge und Gutachten für Gerichte seien
eher selten. Die Begleitung von Baumaßnahmen durch einen
Sachverständigen von Beginn an führe zur Lösung mancher
Probleme, ohne dass diese vor Gericht eskalieren.
Wie wird man öffentlich bestellte und vereidigte Sachver-
Unser attraktives Businessleasing1 für Sie: ständige der IHK für Mauerwerksbau? Grundsätzlich ist ein
z. B. Audi A4 Avant 35 TFSI, S tronic*. Hochschulstudium aus dem Baubereich Voraussetzung, etwa
*
Kraftstoffverbrauch l/100 km: innerorts 7,2; außerorts 4,7;
Bauingenieurwesen oder Architektur. Als Schülerin hatte
kombiniert 5,6; CO₂-Emissionen g/km: kombiniert 128; Sadler-Berg noch zwischen Medizin- und Architekturstudium
Emissionsklasse: Euro 6d-TEMP-EVAP-ISC. CO₂-Effizienzklasse: A. geschwankt. Doch ein Krankenhauspraktikum gab für die ge-
Angaben zu den Kraftstoffverbräuchen und CO₂-Emissionen
sowie Effizienzklassen bei Spannbreiten in Abhängigkeit vom bürtige Siegenerin dann den Ausschlag, es mit der Architektur
verwendeten Reifen-/Rädersatz. zu versuchen.
Brillantschwarz, Audi connect Navigation & Infotainment, MMI
Eine richtige Entscheidung: Sadler-Berg raste durch ihr
Navigation plus mit MMI touch, Einparkhilfe hinten, Lederlenkrad im Studium in Karlsruhe und Wien, wurde von einem Bauträger
3-Speichen-Design mit Multifunktion plus, Sitzheizung vorn u. v. m. verpflichtet und machte sich schon mit 26 mit einem eigenen
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12 07+08/19
830004114079 Schmidt Hoffmann.indd 1 17.06.19 12:34verständigenwesen kam sie in Kon-
takt mit einer Dresdner Sachverstän-
digensozietät, die sie verpflichtete.
Die Prüfung zur öffentlich bestellten
Sachverständigen legte Sadler-Berg
wenige Jahre später ab.
Nachwuchs gesucht 2003 zog sie in
die Heimat ihres Mannes nach Geest- Foto: Sachverständigenbüro Dipl.-Ing. Sadler-Berg
hacht. Gemeinsam mit der IHK zu
Lübeck führte sie im Sachverständi-
genwesen das neue Fachgebiet Mauer
werksbau als Teilbereich des Bestel-
lungsgebiets Schäden an Gebäuden
ein. Seit 2008 ist sie zudem stellver-
tretende Vorsitzende des Landesver-
bands Hamburg/Schleswig-Holstein
und seit 2012 auch Vizepräsidentin
des Bundesverbands der öffentlich
bestellten und vereidigten sowie qua-
lifizierten Sachverständigen (BVS). Die Sachverständige Christina Sadler-Berg in ihrem Büro
„Die Architektur im Sinne der
Planung und Gestaltung ist bei mir durch das Sachverständi- sprechungen in gemischten Teams auch auf Baustellen häufig
genwesen ein wenig in den Hintergrund geraten“, sagt Sadler- effektiver und in besserer Atmosphäre verlaufen. Die Verein-
Berg. „Neubauten und Sanierungen begleite ich zwar immer barkeit von Beruf und Familie sei für sie auch ein echtes Plus
wieder, aber ich sehe jetzt überall, was auch alles schiefgehen gewesen: „Mit ein wenig Organisationsgeschick lässt sich die
kann.“ Sie schätzt ihren Beruf sehr, kommt ständig mit un- Arbeit als öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige
terschiedlichsten Personen zusammen und muss sich immer recht gut einteilen und mit dem Familienleben auch mit klei-
wieder in neue Themen einarbeiten. nen Kindern gut vereinbaren.“ ��
„Wer seinen Job gewissenhaft, sauber und nachhaltig er-
füllt, braucht sich um Folgeaufträge weniger zu sorgen“, be-
kräftigt Sadler-Berg. Aufgrund des Baubooms und des Fach- Autor: Jan Philipp Witt
kräftemangels bei den Gewerken nehme der Pfusch am Bau IHK-Redaktion Schleswig-Holstein
merkbar zu. Eine Entwicklung, die sie sichtbar beunruhigt: witt@ihk-luebeck.de
„Die jungen Leute werden heute zunehmend zum Abitur und
Studium getrieben, dabei sucht der Bau händeringend qualifi- Selbst Sachverständige werden?
zierten Nachwuchs – genau wie wir Sachverständige.“ www.ihk-schleswig-holstein.de
Als Frau ist Sadler-Berg immer noch eine Ausnahme im (Dokument-Nr. 3039160)
Sachverständigenwesen für den Fachbereich Bau, obwohl Be-
Wir können den Wind nicht ändern,
Bei dieser Information
handelt es sich um
eine Marketingmittei-
aber die Segel anders setzen. lung, die von der Syd-
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07+08/19 13�� IHK Schleswig-Holstein
Die Arbeitswelt wird weiblich
Z
Kongress „Frauen in Führung im Norden“ Das Potenzial ist da, um Auftakt machte die Präsiden-
doch ausgeschöpft wird es noch nicht: Gleich zu Beginn des zweiten tin der IHK Schleswig-Holstein
Friederike C. Kühn in ihrer Rede
Kongresses „Frauen in Führung im Norden“ der IHK Schleswig-Holstein deutlich, dass die Digitalisierung ein
stand der Appell an Wirtschaft und Politik, mehr Frauen den Zugang zu Trend sei, an dem niemand vorbeikom-
Führungspositionen zu ebnen. Unter dem Motto „Meine Arbeitswelten“ me. „Wir Unternehmer müssen uns
lockte die zweitägige Veranstaltung im Mai rund 200 Teilnehmerinnen und dem Thema stellen und die Arbeit von
Teilnehmer in die Lübecker Musik- und Kongresshalle. morgen gestalten.“ Dazu gehörten auch
die Arbeitswelten von Frauen. „Das
Potenzial an gut ausgebildeten Frauen
ist groß, doch leider fehlt es noch im-
IB.SH-Unternehmerinnenpreis mer an zeitgemäßen Ideen, ihnen den
beruflichen Wiedereinstieg nach einer
Otheb-Chefin Görcke ausgezeichnet Familienphase zu erleichtern. Daher
kommen auch immer noch zu wenig
Mit dem IB.SH-Unternehmerinnenpreis psychosozialen Beratungsleistungen hilft Frauen in Führungspositionen“, so die
will die Investitionsbank Schleswig-Hol- Manuela Görcke Unternehmen dabei, ihr Präsidentin.
stein (IB.SH) erfolgreiche Frauen sichtbar betriebliches Präventions- und Gesund- Unterstützung erhielt Kühn von
machen. Nun wurde er zum zweiten Mal heitsmanagement zukunftsfähig zu machen. Schleswig-Holsteins Ministerpräsident
verliehen. Die Verleihung war Claudia Valder, Geschäftsführe- Daniel Günther: „Mehr als die Hälfte
eingebettet in den IHK-Kongress rin der Systema Natura GmbH aller Abiturienten und Hochschulab-
„Frauen in Führung im Nor- in Flintbek, konnte sich über solventen sind weiblich. Es gibt damit
den“. Preisträgerin ist Manuela die Auszeichnung „IB.SH-New- immer mehr potenzielle weibliche Füh-
Görcke, Geschäftsführerin der comerin“ freuen. Diese wurde rungskräfte und Unternehmensgründe-
Otheb GmbH in Kiel. Bei einer erstmals vergeben, um auch er- rinnen.“ Damit es gelinge, noch mehr
feierlichen Abendveranstaltung folgversprechende Gründerin- Frauen zu Unternehmensgründungen
im Kolosseum in Lübeck übergab nen einzubeziehen. Seit 2016 zu ermutigen, müssten Politik und Wirt-
der IB.SH-Vorstandsvorsitzende Manuela Görcke unterstützt Valder Arzneimittel- schaft gemeinsam mehr tun, so Günther
Erk Westermann-Lammers der oder Kosmetikhersteller bei der weiter. Für die Landesregierung sei es ein
Preisträgerin ein Preisgeld von 5.000 Euro Produktentwicklung und dem Aufbau trans- großes Anliegen, Frauen beim Gründen
und eine Skulptur des schleswig-holstei- parenter Lieferketten. Derzeit baut sie eine oder beim Übernehmen eines Betriebes
Foto: IB.SH
nischen Künstlers Volker Tiemann. Mit eigene Produktion auf. red �� zu unterstützen, etwa mit dem Netz-
werk „Start-up Schleswig-Holstein“, der
14 07+08/19Bild links: Ministerpräsident Daniel
Günther und IHK-Präsidentin Friederi-
ke C. Kühn; Mitte: Kühn (links) im Dialog
mit Moderatorin Andrea Wilke;
unten: gute Stimmung bei den Kon-
gress-Teilnehmerinnen
Braucht Ihr Unternehmen
Fotos: Olaf Malzahn
einen Wachstumsschub?
Tillmann Frank, Geschäftsführer, e-nema GmbH
Gründerinitiative Schleswig-Holstein sich Ziele zu setzen und diese zu verfol-
und dem Beratungsnetzwerk „Frau & gen. Vor rund zehn Jahren hat sie die Europa bietet Ihnen ganz
Beruf “. Zeitschrift dem Verlag Gruner + Jahr neue Möglichkeiten – und
abgekauft. „Ich hatte damals das Geld
Mutig sein Nach seiner Erfahrung sei nicht, aber ich habe andere für meine die passenden Partner.
jedes Gremium, in dem zur Hälfte Frau- Idee begeistern können, weil ich an Tillmann Frank fand: „Es ist an der Zeit, dass
en und Männern säßen, effektiver und mich geglaubt habe“, so Mol-Wolf. mein Unternehmen wächst.“
produktiver als ein einseitig besetztes, In Fachforen und Barcamps konnten
ergänzte der Regierungschef. Er dankte sich die Teilnehmenden zu den The- Er kontaktierte das Enterprise Europe Network,
Friederike C. Kühn für ihre Initiative. men „Netzwerk schlägt Hierarchie“, um alles über die Chancen des Europäischen
„Sie haben es sich zur Herzensangele- „New Work – und nun?“ oder „Digi- Binnenmarktes für sein Unternehmen zu erfahren.
genheit gemacht. Ich kenne keine andere tal durchstarten – bessere Chancen für Das Enterprise Europe Network half ihm,
Frau bei uns im Norden, die ihr eigenes Frauen“ austauschen. „Dieser zweitägige neue Geschäftspartner zu finden – über
Kontaktvermittlungen und Kooperationsbörsen
Unternehmen, die Familie und das Eh- Kongress ist eine wunderbare Plattform
sowie das weltweit größte Online-Verzeichnis
renamt so gut unter einen Hut bringt für die Vernetzung. Schon beim ersten
(für Business-Kontakte).
wie Sie und dabei Initiativen anstößt wie Kongress vor zwei Jahren haben sich vie-
diese“, sagte Günther. Der Kongress tra- le neue Partnerschaften ergeben“, sagte Warum machen Sie es nicht wie Tillmann Frank?
ge maßgeblich dazu bei, dieses wichtige Kühn. �� Die Möglichkeit, Ihr Unternehmen weiterzubringen,
Fachkräftethema voranzutreiben. liegt in Ihrer Hand.
Keynote-Speakerin Dr. Katarzyna Autor: Dr. Can Özren
Mol-Wolf sprach sich dafür aus, dass IHK-Redaktion Schleswig-Holstein Unter www.een-deutschland.de
Frauen und Männer gemeinsam die oezren@ihk-luebeck.de erfahren Sie, was das Enterprise
Arbeitswelten von morgen gestalten Europe Network für Sie tun kann.
sollten. Die Chefredakteurin und Her- Video und Fotos
ausgeberin der Hamburger Frauenzeit- www.ihk-sh.de
schrift „Emotion“ rief Frauen dazu auf, (Dokument-Nr. 4430646)
mutig zu sein, an sich selbst zu glauben,
07+08/19 15�� Wirtschaft im Gespräch
Fotos: Holger Bauer/LFV SH
Löschen eines Pkw bei einer Messevorführung: Eine funktionierende Feuerwehr ist ein Standortvorteil für Unternehmen.
„Unschätzbares Plus für Betriebe“
Feuerwehr in Schleswig-Holstein Seit Mai 2018 ist Landesbrandmeister Frank Homrich der
Chef der Feuerwehrleute in Schleswig-Holstein. Die Wirtschaft sprach mit ihm über Brandschutz
in Unternehmen, die Modernisierung der Feuerwehr und die Nachwuchsgewinnung.
Wirtschaft: Herr Homrich, wirkt der Dürresommer 2018 vorwiegend freiwilligen Feuerwehren. Für Unternehmen be-
noch nach? deutet das die Freistellung dieser Mitarbeiter, für die wir au-
Frank Homrich: Wenn man der Landwirtschaft glauben ßerordentlich dankbar sind. Denn sonst funktionieren techni-
darf, ja. Die Böden sind immer noch zu trocken und haben sche Hilfeleistung und der Brandschutz im Land nicht. Feu-
sich nach dem Hitzesommer 2018 in Sachen Feuchtigkeit erwehrangehörige im Unternehmen sind ein unschätzbares
nicht erholt. Der Regen bis Ende Mai konnte das nicht ausglei- Plus für einen Betrieb. Denn sie stehen auch fachlich versiert
chen. Das aktuell weitaus größere Problem hat daher wohl die zur Verfügung, wenn es im Betrieb zu einem Notfall kommen
Landwirtschaft. Die Feuerwehren beobachten die Lage. Noch sollte.
zeichnet sich ja keine ähnliche Trockenphase wie 2018 ab, aber Wirtschaft: Welchen Stellenwert sollte der Brandschutz im
wer weiß, was noch kommt. Unternehmen einnehmen? Und wie sieht es tatsächlich aus?
Wirtschaft: Welche Gefahren wird ein weiterer Dürresom- Homrich: Brandschutz im Unternehmen ist enorm wichtig
mer für Unternehmen mit sich bringen? und darf keinesfalls als bloßer Kostenfaktor gesehen werden.
Homrich: Für landwirtschaftliche Unternehmen steigt na- Das Gleiche gilt für eine modern und gut ausgestattete Feuer-
türlich die Brandgefahr auf den Feldern und Waldflächen. wehr. Motivierte und gut ausgerüstete Feuerwehrangehörige ga-
Damit einher geht die dann erhöhte Einsatztätigkeit unserer rantieren ein schnelles und effektives Eingreifen im Schadenfall.
Damit werden Betriebsausfälle minimiert und im schlimmsten
Fall auch der Verlust von Arbeitsplätzen und Wirtschaftskraft
verhindert. Diese Erkenntnis hat sich in den letzten Jahren in
Zur Person der Wirtschaft auch mehr und mehr durchgesetzt.
Frank Homrich, Jahrgang 1957, ist seit Mai 2018 Landesbrandmeis- Wirtschaft: Wie geht die Feuerwehr in Schleswig-Holstein
ter – und steht damit an der Spitze aller Feuerwehrleute Schleswig- mit dem Thema Nachwuchsgewinnung um?
Holsteins. 1983 schloss er sich in seiner damaligen Heimat Seeth-Ek- Homrich: Nachwuchsgewinnung ist für uns seit vielen Jah-
holt (Kreis Pinneberg) erstmals der Feuerwehr an, zog 1989 nach Bad ren das Kernthema. Wir müssen allerdings unterscheiden,
Rothenfeld in Niedersachsen und stieg in der dortigen Wehr bis zum dass wir hier über ein Ehrenamt reden und wir das nicht mit
Gruppenführer auf. 1999 kehrte er in den Kreis Pinneberg zurück, wo dem Fachkräftemangel in der Wirtschaft vergleichen können.
er 2003 stellvertretender Wehrmeister der Freiwilligen Feuerwehr We- Das Besondere ist, dass die Feuerwehren als größte Gefahren-
del wurde. Seit 2010 wirkt er im Katastrophenschutzstab des Kreises abwehrorganisation nahezu komplett ehrenamtlich aufgestellt
Pinneberg mit, 2015 wurde er dort Kreisbrandmeister. �� sind. Allein für Schleswig-Holstein sprechen wir über 1.342
freiwillige Feuerwehren mit rund 60.000 Mitgliedern und
16 07+08/19Sie können auch lesen
