Westfalen Sport - Zwischen Leidenschaft und Leidensfähigkeit - # 5 - FLVW

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Westfalen Sport - Zwischen Leidenschaft und Leidensfähigkeit - # 5 - FLVW
Das Journal des Fußball- und Leichtathletik-Verbandes Westfalen                  #5

WestfalenSport
                                                                            Oktober 2019
                                                                             Preis € 2,50

                                                   Gegen Extremismus
                                                   #WirSindUnsEinig

                                                   U18-Länderpokal
                                                   Ungeschlagen zum Titel

Zwischen Leidenschaft
und Leidensfähigkeit
Westfalen Sport - Zwischen Leidenschaft und Leidensfähigkeit - # 5 - FLVW
Editorial

Liebe Vereinsvertreterinnen
und Vereinsvertreter!
Eigentlich sind Sie es gewöhnt, an dieser Stelle eine Hinführung zum Titelthema des Westfalen-
Sports zu finden. Das hatte ich auch diesmal wieder vorgesehen, denn die Schiedsrichterinnen
und Schiedsrichter haben es verdient, sich eindeutig zu ihnen zu bekennen, Respekt für sie
einzufordern und jede verbale und tatsächliche Gewalt gegen sie zu geißeln und zu bestrafen.

Aber ein Vorfall in unserem Verband und die schrecklichen Ereignisse in Kassel und jüngst
in Halle machen es für mich noch wichtiger, ein deutliches Signal an unsere Vereine zu
senden, dass wir rechtsextremes Gedankengut, rechtsterroristische Aktionen und den er-
schreckend anwachsenden Antisemitismus in unserem Land nicht ohne Kommentar lassen
dürfen. Wir haben im Sport diesen Entwicklungen lange Zeit rat- und hilflos zugesehen
und uns damit entschuldigt, dass der Sport unpolitisch sei. Diese Argumentation ist eine
Farce und verniedlicht die Gefahren, die extremes Gedankengut in unseren Vereinen und in
der Fan-Szene anrichten. In unserem beim diesjährigen Verbandstag verabschiedeten Ethik-
Kodex verpflichten wir uns, „Diskriminierung, Belästigung oder Beleidigung aufgrund von
ethnischer Herkunft, Nationalität, Religion, Weltanschauung, Alter, Geschlecht, Behinderung
oder sexueller Identität“ nicht zu dulden. Dafür stehe ich auch persönlich ein. Ein menschen-
verachtendes Verhalten ist nicht zu entschuldigen, nicht zu tolerieren und erst recht nicht zu
erklären. Wer dazu schweigt, stimmt zu.

Deshalb fordere ich alle ausdrücklich dazu auf, diesen Entwicklungen nicht abwartend oder
indifferent gegenüber- beziehungsweise an der Seite zu stehen, sondern deutliche Zeichen
zu setzten, dass der Sport und unsere Vereine sich nicht – auch nicht unterschwellig – durch
demokratiefeindliche und menschenverachtende Ansichten und deren Vertreter und Sym-
pathisanten vereinnahmen oder unterwandern lassen dürfen und wollen. Der FLVW zeigt
dauerhaft Flagge gegen Antisemitismus und Rassismus. Vor wenigen Wochen haben wir die
Kampagne #WirSindUnsEinig ins Leben gerufen. Zudem unterstützt der Verband Aktionen
wie „NieWieder!“, den DFB-Integrationspreis, den Julius-Hirsch-Preis und bietet integrative
und demokratiestärkende Projekte an.

Aber die Abwehr von Nationalismus und Antisemitismus ist nicht nur eine Aufgabe der Spit-
zenverbände, nicht nur eine Aufgabe des FLVW, sondern auch eine Aufgabe für die Vereine,
ihre Verantwortlichen und ihre Mitglieder.

Ich bitte Sie herzlich, vor den alarmierenden Entwicklungen nicht die Augen zu verschließen
oder gar zu kapitulieren. Ich bitte Sie herzlich, Solidarität zu zeigen mit unseren jüdischen
Mitbürgerinnen und Mitbürgern und allen anderen, die aufgrund ihrer Herkunft oder Na-
tionalität ins Visier verbalterroristischer oder gewaltterroristischer Aktionen und Aktivisten
genommen werden. Ich bitte Sie herzlich, Haltung zu zeigen und sich an der Kampagne
#WirSindUnsEinig zu beteiligen.

Ihr

Gundolf Walaschewski
Präsident
                                                                                                 WestfalenSport #5_2019   3
Westfalen Sport - Zwischen Leidenschaft und Leidensfähigkeit - # 5 - FLVW
Inhalt                                                                                                                                                                                                                                                                 Inhalt

                                                                                                                                           40
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     3     Editorial                                                     FLVW                                                                  36   Von Tudorf ins Tor der deutschen U21-Nationalelf                Vereinsentwicklung
     4     Inhalt                                                        20    Fritz Keller ist neuer DFB-Präsident                            37   Neue Energie mit neuer adidas-Ausrüstung                        52   Die richtigen Fragen stellen
                                                                         21    Hermann Korfmacher zum DFB-Ehrenmitglied ernannt                38   „Street Kings“ in Jail                                          53   Ideen und Konzepte von morgen gesucht
    Titel: Schiedsrichter: Zwischen Leidenschaft und Leidensfähig-       22    Sieben Westfalen in der „Hall of Fame“ verewigt                 39   Kniebeugen „unter Strom“: informativer Wandertag
    keit                                                                 23    AOK-Gesundheitstipp: Trainieren bei Erkältung?                                                                                       Leichtathletik
     6     Pauken für den ersten Pfiff                                   24    100 Tage Beisitzer im Präsidium „mit besonderen Aufgaben“       Seniorinnen/Senioren                                                 54   Aktuelles aus der Leichtathletik
     8     Chef der DFB-Videoschiris: „Tolle Lebensschule“              26    #WirSindUnsEinig                                               40   Mit dem „Early Bird-Prinzip“ zur Siegerschale                   55   Leni Otte möchte in Vaters Fussstapfen treten
     9     Liedtke: „Noch keine Alarmstimmung“                           27    55.000 Euro „Bonus“ für erfolgreiche Nachwuchsarbeit            42   Werthers Echte: Lisa-Michelle Beugholt und Christine Glatfeld   57   Noah Braida pulverisiert acht Bestleistungen
    10     Perspektivteam: Die „Talentschmiede“ des FLVW
    11     Bereit sein, an sich zu arbeiten                              Fußball-Auslese                                                       Juniorinnen/Junioren                                                 Aus den FLVW-Kreisen
    12     Beobachter: kein Richter, eher Tippgeber                      28    Wattenscheid 09 zieht erste Mannschaft zurück                   43   Ansgar Knauff und Luis Hartwig                                  58   Oliver Sell über die Krux des Mehrkampftrainings
    13     Die Ausrüstung der Schiedsrichter                             29    Ennepetal mischt wieder oben mit                                44   U18-LP: Für starke Leistung leider nicht belohnt                59   Marcel Maltritz‘ Comeback in der Kreisliga B
    14     Richterklänge aus der Pfeife                                  30    Drei westdeutsche Titel für westfälische Ü-Teams                46   Die Neuen im FLVW-Mädcheninternat                               60   Landesligist Langenholthausen feiert auf Schalke
    17     DFB plant Schiedsrichter GmbH                                 32    Steinhäger Urkönige „Walking Fußball“-Vizemeister               48   goldgas Talent-Camp 2019
    18     40 Jahre Schiri und immer noch Spaß                           34    Ausgezeichnet: 70.000 Euro für FC Iserlohn von der DFL                                                                               61   Westfalenporträt: Hans-Joachim Watzke
    19     Gute Sprüche auch an schlechten Tagen                         35    Hauptpreis für Sportfreunde Stuckenbusch                        50   Panorama
                                                                                                                                                                                                                    62   Vorschau/Impressum

4   WestfalenSport #5_2019                                                                                                                                                                                                                                    WestfalenSport #5_2019   5
Westfalen Sport - Zwischen Leidenschaft und Leidensfähigkeit - # 5 - FLVW
Titel                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Titel

                                                                                                                                                                        ein Crashkurs sicherlich sinnvoll. Für mich wäre ein längerer Zeitraum viel-   che laufen sogar weiter, nachdem sie die 1.000 Meter bereits absolviert
                                                                                                                                                                        leicht ein bisschen besser gewesen. Abends ging einfach gar nichts mehr.       haben, um das Tempo der auf der Bahn Verbleibenden noch einmal anzu-
                                                                                                                                                                        Aber ich hoffe jetzt einfach auf gute Ergebnisse“, sagt die Trainerin.         ziehen. Und tatsächlich: Es klappt! Auch Yüksel geht bei knapp unter sechs
                                                                                                                                                                                                                                                       Minuten über die Ziellinie. Alle haben es geschafft. Und wenige Zeit spä-
                                                                                                                                                                        Abschluss auf der Laufbahn                                                     ter steht fest: Auch den Regeltest haben alle bestanden. Ein voller Erfolg.
                                                                                                                                                                        Vor den Ergebnissen wartet allerdings noch eine weitere Aufgabe auf die
                                                                                                                                                                        Schiedsrichter-Anwärter-Truppe. Denn neben dem Theorieteil müssen sie          Das erste Jahr ist entscheidend
                                                                                                                                                                        sich auch in einer Praxisprüfung beweisen. Nach dem schriftlichen Teil         „Es hat wirklich Spaß gemacht. Ich hab‘ unglaublich viel gelernt und
                                                                                                                                                                        geht es deswegen direkt zum Aufwärmen auf die Laufbahn. Die Gruppe             finde es super, dass alles so schnell geht“, fasst der 13-jährige Fritz Pasing
                                                                                                                                                                        wirkt nach zwei Tagen schon sehr eingeschworen. Es wird viel gelacht. Alle     den Kurs zusammen. Schnell kann es jetzt auch gehen, bis die neuen
                                                                                                                                                                        reden miteinander. Wie gut das Team bereits funktioniert, wird sich vor        Schiedsrichter das erste Mal auf dem Platz stehen. Zunächst mit einem
                                                                                                                                                                        allem noch beim abschließenden 1.000-Meter-Lauf zeigen. Doch zu-               Paten, dann allein. Doch die größte Hürde kommt in den Augen von
    Kursleiter Markus Häbel                                                                                             Einzige weibliche Teilnehmerin Ugurgül Yüksel
                                                                                                                                                                        nächst stehen 50 und 100 Meter auf dem Plan.                                   Markus Häbel erst noch. „Die Abbruchquote in der Anfangszeit ist recht

    PAUKEN FÜR DEN ERSTEN PFIFF
                                                                                                                                                                        Für die 50 Meter haben die Männer 9,6 Sekunden Zeit, Frauen 11. Bei            hoch. Die meisten verlieren wir im ersten Jahr“, sagt der 44-Jährige.
                                                                                                                                                                        den 100 Metern dürfen 16 beziehungsweise 19 Sekunden nicht über-               Rund 70.000 Schiedsrichter gibt es in Deutschland, circa 5.500 in
                                                                                                                                                                        schritten werden. Die Kurzstrecken sind schnell abgewickelt. Alle haben        Westfalen. Ob die Crashkursteilnehmer die Statistik auch dauerhaft an-
    28 Schiedsrichter-Anwärter absolvieren Crashkurs im SportCentrum Kaiserau                                                                                           die notwendigen Zeiten geliefert. Dann kommt die längere Strecke. Und          heben werden, muss sich jetzt also zeigen. Doch eines steht fest: Ohne
                                                                                                                                                                        schnell wird klar: Hier ist Teamgeist gefordert.                               Schiedsrichter kann der Fußball nun mal nicht stattfinden. Bleibt also
    Schiedsrichter zu sein ist ein spannender und komplexer Job. Man muss unfassbar viele Regeln kennen. Man muss sich auf dem Platz durchsetzen können.                Yüksel kämpft nach der zweiten Runde. Auch einigen anderen Teilneh-            zu hoffen, dass die ersten Pfiffe nicht auch die letzten sein werden. |
    Und man muss unzählige Entscheidungen treffen – oft innerhalb von Sekunden. Der Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW) bietet nun                     mern fällt die längere Strecke nicht leicht. Doch alle feuern sich an. Man-                                                               Markus Trümper
    einen Kompaktkurs für Schiedsrichter an. Nach nur einem Wochenende kann man seinen Schein so schon in den Händen halten und den interessanten
                                                                                                                                                                                                                                                            Den abschließenden 1.000-Meter-Lauf meisterten die Teilnehmer gemeinsam
    Weg des Schiedsrichter-Daseins einschlagen. Ein intensives Wochenende mit jeder Menge Input und viel Fleißarbeit.

    28 Stühle, 28 Namensschilder, ausverkauftes Haus. Der Anwärter-Lehr-              Ball. Alle Regeln haben zahlreiche Unterpunkte, die die Kursleiter Schritt
    gang, der Ende September im SportCentrum Kaiserau stattfand, stieß auf            für Schritt durchgehen. Bei den ersten beiden Regeln kommen Themen
    großes Interesse. Viele junge Gesichter blicken Freitagabend auf die Prä-         wie Maße und Bespielbarkeit des Platzes auf. Mit Regel 3, Spieler, tritt
    sentationsfolien, die Kursleiter Dirk Schmelle und Markus Häbel an die            dann schon eine der wichtigsten Regeln auf den Programmpunkt. „Ins-
    Wand werfen. Die beiden jüngsten Teilnehmer sind gerade einmal 13                 gesamt gibt es 17 Regeln. Neben Regel 3 stellen Regel 5, Schiedsrichter
    Jahre alt. Einer von ihnen ist Fritz Pasing. „Ich habe bei uns im Verein bei      sowie Regel 12, verbotenes Spiel und unsportliches Betragen die wich-
    internen Turnieren schon öfter gepfiffen. Das hat mir viel Spaß gemacht“,         tigsten Punkte für einen Spielleiter dar“, erklärt Markus Häbel.
    sagt der junge Bochumer. Zudem spiele er selbst Fußball und könne so
    manche Entscheidung des Unbeteiligten nicht nachvollziehen. „Das will             Den Sinn dahinter verstehen                                                                                                                                                                                             160 Seiten in zwei Tagen
    ich in Zukunft besser machen“, sagt Fritz selbstbewusst.                          1.500 bis 2.000 Entscheidungen müsse ein Schiedsrichter pro Spiel treffen.
                                                                                      Da dieses oft innerhalb von Sekunden passiere, sei es vor allem wichtig, die
    160 Seiten Regeln                                                                 Regeln nicht nur auswendig zu lernen, sondern vor allem auch den Sinn
    Die entgegengesetzte Altersspitze bildet Reinhard Zumdick. Der 57-jäh-            dahinter zu verstehen, erklären die Kursleiter.
    rige Polizist stand schon Anfang der 90er-Jahre mit der Pfeife auf dem            Während sich Dirk Schmelle von Folie zu Folie arbeitet, stellen die Kursteil-
    Platz. Dann hat es der Job irgendwann nicht mehr zugelassen. „Zwei                nehmer immer wieder Nachfragen, machen Notizen, wirken durchweg
    Jahre vor der Pension will ich mein schönes Hobby jetzt wieder aufgrei-           aufmerksam. So auch Ugurgül Yüksel vom RSV Meinerzhagen. Die
    fen“, sagt Zumdick. Dem bereits ausgebildeten Schiedsrichter werden               44-Jährige ist die einzige Frau im Kurs – und sieht darin auch eine beson-
    sicherlich viele Regeln noch bekannt vorkommen. Vieles wird aber auch             dere Motivation. „Ich will zeigen, wir können das auch. Vor allem auch
    neu sein. Denn das 160-seitige Regelwerk durchläuft einen stetigen Ver-           türkische Frauen. Jeder sollte den Mut haben, sich einer solchen Herausfor-
    änderungsprozess. „Es reicht schon, zwei Jahre nicht zu pfeifen. Dann             derung zu stellen“, sagt die Teilnehmerin.
    muss man den Schein neu machen. Sonst kommt man mit den Neue-                     Dass lediglich eine Frau im Kurs sitzt, wundert Dirk Schmelle nicht. „Es
    rungen nicht mehr mit“, sagt Kursleiter Schmelle, der das Konzept des             gibt nur sehr wenige Frauen in diesem Bereich, deswegen spiegelt das leider
    Wochenend-Intensivkurses vor zwei Jahren entwickelt hat.                          den Schnitt wider“, sagt der Experte. Das sei auch bei ihm im Kreis nicht
    Wie schnelllebig das Regelwerk sein kann, zeigen auch die ständigen               anders. Von rund 150 Schiedsrichtern seien dort gerade mal fünf weiblich.
    Fortbildungen. Um auch die aktiven Schiedsrichter immer up to date zu             Bis zum Abend folgt im Kursraum an diesem Tag ein Regelblatt nach dem
    halten, bieten die Kreise elf bis zwölf Monatsschulungen im Jahr an, bei          anderen. Genau so sieht auch der nächste Tag aus. An Ausruhen am Abend
    denen sie auf den aktuellen Stand gebracht werden und die Regeln im-              ist aber zunächst nicht zu denken. Denn nach dem Informations-Feuer-
    mer wieder durchgehen. „Acht davon sollte man auch besuchen“, rät der             werk der ersten zwei Tage steht am Sonntag bereits die Prüfung an. 30 Re-
    Experte. Doch von Auffrischungen sind die meisten Kursteilnehmer                  gelfragen müssen dabei beantwortet werden. Höchstens fünf dürfen falsch
    noch weit entfernt. Auf sie werden in den nächsten 48 Stunden unzähli-            sein. „Für einige war es einfach zu viel Stoff. Die haben sich sehr schwerge-
    ge Regeln einprasseln. Und diese müssen sie schnellstmöglich lernen.              tan“, gibt Markus Häbel ein erstes Fazit nach dem Regeltest. Das bestätigt
    Am Anfang stehen die Grundlagen. Regel 1: das Spielfeld. Regel 2: der             auch Yüksel. „Man muss so viel im Kopf behalten. Für jüngere Leute ist so
                                                                                                                                                                        Der Jüngste: Fritz (13)

6   WestfalenSport #5_2019                                                                                                                                                                                                                                                                                WestfalenSport #5_2019         7
Westfalen Sport - Zwischen Leidenschaft und Leidensfähigkeit - # 5 - FLVW
Titel                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Titel

                                                                                                                                                                       VSA-Vorsitzender Michael Liedtke

    Dr. Jochen Drees beim Sky-Interview im SportCentrum Kaiserau
                                                                                                                                                                       „NOCH KEINE ALARMSTIMMUNG“
                                                                                                                                                                       Westfälischer Schiri-Chef mahnt zur Rücksicht auch in den sozialen Medien
    „SCHIEDSRICHTER ZU SEIN IST EINE
    UNHEIMLICH TOLLE LEBENSSCHULUNG“
                                                                                                                                                                       Gleich zu Saisonbeginn sorgte ein Angriff auf einen 71-jährigen Schiedsrichter im Kreis Lüdenscheid bundesweit für Schlagzeilen. Aufsehen erregten auch an
                                                                                                                                                                       den folgenden Spieltagen vereinzelte Übergriffe auf Unparteiische im westfälischen Verbandsgebiet. WestfalenSport-Autor Christian Schubert sprach mit Mi-
                                                                                                                                                                       chael Liedtke, Vorsitzender des Verbands-Schiedsrichter-Ausschusses (VSA), über die aktuelle Situation auf den Sportplätzen.
    Der Chef der DFB-Videoschiedsrichter sieht im Schiedsrichter-Dasein mehr als ein Hobby
                                                                                                                                                                       WestfalenSport: Herr Liedtke, haben die Gewalt-             ist tatsächlich ein gesellschaftliches Problem. Als    und von offiziellen Vereinsverantwortlichen über
    141 Bundesliga-Spiele, 92 Zweitliga-Partien: Dr. Jochen Drees gehört zu den erfahrensten Schiedsrichtern in Deutschland. Mit der Beendigung seiner Karri-          vorfälle gegenüber Schiedsrichtern zugenommen?              Rechtsanwalt behandele ich unter anderem Straf-        Schiedsrichter verbreitet wird, ist ebenfalls Ge-
    ere auf dem Feld ist er seit der Saison 2017/2018 als Videoassistent tätig. Zuvor hatte er von 2003 bis 2017 Spiele in der 2. Liga sowie von 2005 bis 2017         Michael Liedtke: Vorab muss ich betonen, dass ich           und Strafverfahrensrecht und kann deswegen auch        walt. Ich verabscheue das zutiefst. Hier erwarte
    Bundesliga-Begegnungen geleitet. Doch bevor der Allgemeinmediziner auf der großen Bühne auflief, hat auch Drees die Ligen auf der Amateurebene durch-              keine aktuelle Statistik vorliegen habe, die das bestäti-   aus meiner beruflichen Erfahrung sagen, dass Kör-      ich auch von unseren Sportgerichten, klare Gren-
    laufen. Eine Schule, die seiner Meinung nach nicht nur auf dem Platz nützlich ist wie er im Gespräch mit WestfalenSport-Autor Markus Trümper offenbart.            gen könnte. Auch vom Gefühl her würde ich sagen,            perverletzungsdelikte heute oftmals viel schwerwie-    zen zu setzen und die Vereine zur Verantwortung
                                                                                                                                                                       dass die Vorfälle nicht zugenommen haben und dass           gender sind als noch vor ein paar Jahren. Im Fuß-      zu ziehen.
    WestfalenSport: Warum glauben Sie, dass das Schiedsrichter-Dasein                     hend eine Analyse zu betreiben und kritisch mit sich selbst umzugehen,       auch in den vergangenen Jahren – leider – immer mal         ball müssen Schiedsrichter heute teilweise mit
    eine schöne Sache für junge Menschen ist?                                             auch das ist etwas, was ich fürs Leben gut und gern gebrauchen kann.         wieder etwas passiert ist, was für Aufsehen gesorgt hat.    Würgemalen am Hals ins Krankenhaus eingeliefert        WestfalenSport: Im Saarländischen Fußballver-
    Dr. Jochen Drees: Schiedsrichter sein ist ein Hobby und eine Sportart, die                                                                                         Was ich aber ganz sicher feststellen kann: Die Quali-       werden. Das hätte es vor ein paar Jahren nicht ge-     band haben die Schiedsrichter kürzlich verbands-
    sehr breit gefächerte Anforderungen beinhaltet. Es ist deshalb eine un-               WestfalenSport: Wenn man einmal in der Bundesliga pfeifen will, in           tät der Übergriffe hat sich geändert. Schiedsrichter        geben, als Übergriffe noch verhältnismäßig             weit gestreikt, um auf die Gewalt gegen Unparteii-
    heimlich tolle Lebensschulung. Als junger Mensch muss man lernen, mit                 welchem Alter sollte man dann anfangen?                                      werden viel vehementer angegangen. Und zwar nicht           „glimpflich“ dahergekommen sind.                       sche aufmerksam zu machen. Halten Sie dies für
    verschiedenen Menschen, verschiedenen Charakteren zurechtzukommen.                    Dr. Drees: Je früher, desto besser. In der Regel ist es so, dass man unter   nur von einzelnen, oftmals ziehen Mannschaftskolle-                                                                ein probates Mittel?
    Man muss mutig sein, man muss standhaft sein, man muss eine hohe                      18 Jahren erst mal im Jugendbereich einsteigt. Aber da die ersten Erfah-     gen oder Zuschauer in massiver Art und Weise mit.           WestfalenSport: Was kann dagegen unternommen
    Regelkenntnis und eine hohe körperliche Fitness haben. Das sind alles                 rungen zu machen, ist sicherlich ganz hilfreich. Und wenn man 18 ist,        Dabei möchte ich betonen, dass das nicht nur                werden?                                                Liedtke: Es ist ein Mittel zur Aufmerksamkeit und
    Komponenten, die ich sehr reizvoll finde. Auch Verantwortung zu über-                 fängt man an, den aktiven Bereich zu durchlaufen. Das haben auch alle        Schiedsrichter betrifft: Auch Trainer, Spieler und Zu-      Liedtke: Es gibt leider kein Allheilmittel. Mitglie-   sicherlich kein Aktionismus. In einzelnen Kreisen
    nehmen und sich Kritik zu stellen, gehört dazu. Das sind alles Dinge, die             Bundesliga-Schiedsrichter gemacht. Auch das prägt. Man sammelt Er-           schauer sind von einer niedrigeren Hemmschwelle in          der unseres Ausschusses wirken unter anderem           hat es derartige Generalabsagen auch schon in
    einem auch im Leben helfen. Das ist meine persönliche Erfahrung.                      fahrungen an, die man gebrauchen kann. Nebenbei kann man sich                Sachen Anfeindungen und Gewalt betroffen. Die               auch im Arbeitskreis Gewaltprävention des Ver-         Westfalen gegeben. Dennoch halte ich eine solche
                                                                                          auch viel theoretisches Wissen anlesen und sich vorbereiten. Aber wenn       Schiedsrichter liegen mir natürlich besonders am            bandes mit, der verschiedene Ansätze verfolgt.         Maßnahme für kein probates Mittel, da man lang-
    WestfalenSport: Ist es durch die hohe Verantwortung manchmal auch                     man im Live-Betrieb drin ist, kann man eben vor allem auch seine ge-         Herzen und müssen – auch weil sie in den Kreisligen         Wir sagen aber auch ganz klar: Gespräche und           fristig nichts ändern wird. Im Gegenteil. Die Stim-
    eine schwierige Aufgabe?                                                              machten Erfahrungen nutzen. Deswegen wäre es auch Quatsch, auf der           allein unterwegs sind – besser geschützt werden.            gutes Zureden reichen nicht mehr. Gewalt findet        mung kann auch umschlagen nach dem Motto:
    Dr. Drees: Natürlich gibt es auch Situationen, an denen man zu knab-                  Bundesliga-Ebene anzufangen. Man braucht die Erfahrung aus den un-                                                                       nicht mehr nur unter dem Einfluss von Emotio-          Ihr Schiedsrichter seid zu empfindlich. Was uns
    bern hat, wenn mal was danebengeht. Jeder Schiedsrichter trifft auch                  teren Klassen und vor allem aus dem Amateurbereich, um dann in der           WestfalenSport: Worin sehen Sie die Gründe für              nen auf dem Platz statt, sondern auch ein, zwei        viel mehr helfen würde, wären authentischere Zah-
    mal eine falsche Entscheidung. Damit muss man auch lernen, umzuge-                    Bundesliga stabile Leistungen bringen zu können.                             diese Entwicklung?                                          Tage später im Internet – wenn die Emotionen           len. Wir wollen keine Alarmstimmung verbreiten,
    hen. Es gibt aber keinen, der absichtlich einen Fehler macht. Die                                                                                                  Liedtke: Der Respekt insgesamt hat nachgelassen.            eigentlich heruntergekocht sein müssten. Was           aber Gewaltvorfälle gegenüber Schiedsrichtern lie-
    Schiedsrichter ärgern sich am allermeisten über Fehler. Aber dahinge-                 WestfalenSport: Vielen Dank für das Gespräch!                                Auch wenn es sich immer abgedroschen anhört: Es             teilweise in den sozialen Medien auf Vereinsseiten     gen ganz sicher nicht nur im Promillebereich. |

8   WestfalenSport #5_2019                                                                                                                                                                                                                                                                                           WestfalenSport #5_2019     9
Westfalen Sport - Zwischen Leidenschaft und Leidensfähigkeit - # 5 - FLVW
Titel                                                                                                                                                                                                                                                                                                              Titel

                                                                                                                                                                                     Timo Gansloweit (Foto: David Hennig)

                                                                                                                                                                                     BEREIT SEIN,
                                                                                                                                                                                     AN SICH
                                                                                                                                                                                     ZU ARBEITEN
                                                                                                                                                                                     Eine Ehre, Mitglied des
                                                                                                                                                                                     PT-Teams zu sein
                                                                                                                                                                                     Timo Gansloweit pfeift für den SC Husen-Kurl 19/28 im Kreis
                                                                                                                                                                                     Dortmund. Der 23-Jährige ist seit 2011 als Schiedsrichter tätig
                                                                                                                                                                                     und leitet seit dieser Saison Spiele in der Regionalliga West. Die
                                                                                                                                                                                     Verbandsspielklassen durchlief er im Eiltempo, kam so schnell

     PERSPEKTIVTEAM: DIE „TALENTSCHMIEDE“ DES FLVW
                                                                                                                                                                                     auf den „Radar“ des Verbands-Schiedsrichter-Ausschusses:
                                                                                                                                                                                     2014 Bezirksliga, 2015 Landesliga, 2016 Verbandsliga und
                                                                                                                                                                                     2017 schaffte er den Sprung in die Oberliga. Auf DFB-Ebene ist
     Aus Westfalen in die höchsten Ligen                                                                                                                                             der Dortmunder zudem seit 2017 in der A-Junioren Bundesliga
                                                                                                                                                                                     unterwegs. WestfalenSport-Autor David Hennig hat mit dem
                                                                                                                                                                                     Perspektivteamschiedsrichter gesprochen.

     Seit dreizehn Jahren ist es das Ziel junger Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter, für das Perspektivteam des Verbandes nominiert zu werden. Denn das
     sogenannte „PT“ dient häufig als Sprungbrett in die DFB-Spielklassen.                                                                                                           WestfalenSport:Was bedeutet es für Dich persönlich, zu einem sol-     Gansloweit: Wer ein ambitioniertes Ziel erreichen möchte, muss
                                                                                                                                                                                     chen auserlesenen Kreis von 15 bis 20 Schiedsrichtern in ganz         auch Opfer bringen. Gerade am Anfang habe ich in einer Saison über
     Liest man die Namen der westfälischen Schiedsrichterinnen und               Yannick Rupert,           her kommen zu können, müssen die Mitglieder des „PT“ einiges mit-         Westfalen zu gehören?                                                 100 Spiele gemacht, teilweise drei Spiele pro Wochenende. Später wa-
     Schiedsrichter auf der DFB-Liste, wird schnell klar, dass diese vor eini-   Selim Erk und Leonidas    bringen und investieren. Dabei sind regelmäßiges Lauf- und Regeltrai-     Timo Gansloweit: Früher habe ich mir auf der Seite des Verbandes      ren es dann weitere Anreisen zu meinen Spielen, zum Beispiel nach
                                                                                 Exuzidis (v. l.) in der
     gen Jahren auch noch auf einer anderen Liste auftauchten: Sören Storks,     Regionalliga-West im      ning unerlässlich. Mehrmals im Jahr müssen die jungen                     angeschaut, wer in diesem Team ist. Bereits da wollte ich ein Teil    Hamburg oder Kaiserslautern. Da kann sich jeder vorstellen, dass die
     Thorben Siewer, Florian Exner, Nadine Westerhoff, Kathrin Heimann           Einsatz. Beide SRA        Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter ihre Fitness bei Überprüfungen     davon werden. Es ist eine große Ehre, als besonders förderungswür-    Freizeit, die Freunde und die Familie irgendwann kürzer kommen.
     oder Vanessa Arlt sind hier nur einige Beispiele. Alle haben eines ge-      sind aktuell noch im      im SportCentrum Kaiserau unter Beweis stellen. In regelmäßigen Ab-        dig angesehen zu werden. Als junger Schiedsrichter hat mir das ei-
                                                                                 PT, leiten Spiele in
     meinsam: Sie waren Mitglieder des westfälischen Perspektivteams.            der Oberliga – Erk ist    ständen treffen sich die Unparteiischen, um sich weiterzubilden, Erfah-   nen besonderen Schub gegeben.                                         WestfalenSport: Timo, Deine Zeit im Perspektivteam endet spätes-
     Kein Wunder, dass Michael Liedtke, Vorsitzender des Verbands-               zu dieser Saison als      rungen auszutauschen und sich auf ihre Spielleitungen vorzubereiten.                                                                            tens zur nächsten Saison – nicht aufgrund schlechter Leistungen, son-
     Schiedsrichter-Ausschusses (VSA) nicht müde wird, die Wichtigkeit der       Regionalliga-Referee      Der wichtigste Punkt im Förderkonzept ist jedoch die systematische        WestfalenSport: Du hast als junger Sportler den Weg bis in die        dern weil Du mittlerweile in der Regionalliga angekommen bist. In-
                                                                                 turnusmäßig ausge-
     „Talentschmiede“ zu unterstreichen, in der sich Storks, Siewer, Wester-     schieden.
                                                                                                           Betreuung und ein intensives Coaching der Nachwuchs-Referees.             Regionalliga gemeistert. Was war dafür nötig, was muss ein Schieds-   wieweit hast Du als Mitglied der „FLVW-Talentschmiede“ profitiert?
     hoff und viele weitere westfälische Top-Schiedsrichter in den Jahren ih-                              Denn die eigentliche Arbeit findet Woche für Woche auf den Sport-         richter dafür leisten?                                                Gansloweit: Grundsätzlich habe ich von vielen zusätzlichen Schulun-
     rer Zugehörigkeit stetig weiterentwickelt haben. Denn genau dies ist das                              plätzen statt. Sie werden von qualifizierten und eigens ausgebildeten     Gansloweit: Ich denke, dass die Bereitschaft, an sich zu arbeiten,    gen, dem Coaching-System und den Beobachtern profitiert. Wir hat-
     Ziel des im Jahr 2006 gegründeten Perspektivteams: junge und talen-                                   Coaches vor, während und nach dem Spiel betreut. In ausführlichen         viel ausmacht! Es gibt für mich zwei Bereiche: die Lehrgänge und      ten nicht nur die allgemeinen Einstiegsprüfungen, sondern auch wei-
     tierte Schiedsrichter und Schiedsrichterinnen an höhere Spielklassen,                                 Analysen werden die Spielleitungen detailliert besprochen, Stärken        Prüfungen sowie die Leistung auf dem Platz. Körperliche Fitness ist   tere, regelmäßige Veranstaltungen in der Sportschule mit top
     möglichst bis an die DFB-Ligen, heranzuführen. Dabei werden Saison                                    und Schwächen herausgearbeitet, sowie Tipps für zukünftige Spiellei-      das eine, die Theorie das andere. Ich war nie ein Regelpapst, des-    Referenten. Durch meinen persönlichen Coach, der anders als der
     für Saison junge, vielversprechende Sportlerinnen und Sportlern gezielt                               tungen gegeben. Zusätzlich hat jedes Mitglied des „PT“ einen festen       halb musste ich lernen, lernen, lernen. Auf dem Sportplatz geht es    Beobachter nicht nur eine Momentaufnahme von einem Schiedsrich-
     im „PT“ gefordert und gefördert, um diese gezielt weiterzuentwickeln.                                 persönlichen Ansprechpartner, der über die gesamte Saison als             nur über Erfahrung. „Pfeifen, Pfeifen, Pfeifen“ war hier das Motto.   ter gewinnt, sondern eben auch langfristig Schwachstellen erkennt
                                                                                                           „Coach“ zur Verfügung steht und selbst Erfahrungen aus den höchs-         Deshalb habe ich viele Spiele gepfiffen, konnte so Sachen auspro-     und Verbesserungen herbeiführen kann, habe ich ebenfalls viel mit-
     Talentierten Schiedsrichternachwuchs fördern                                                          ten Klassen mitbringt.                                                    bieren und Lösungen für Probleme finden. Wichtig war hierbei,         nehmen können. Doch auch die sehr guten, erfahrenen Beobachter
     Doch in den erlesenen Kreis der Nachwuchsschiedsrichter werden nur                                    Dabei sind im Perspektivteam Schiedsrichterinnen und Schiedsrich-         stets offen für andere Meinungen zu sein – und sich so stets zu       haben mir direkt nach meinen Spielen viel nützliches Feedback gege-
     junge Talente mit Perspektive aufgenommen. Wer in den Beobach-                                        ter von der Bezirks- bis zur Regionalliga vertreten. Nach einem Jahr in   verbessern.                                                           ben. Denn als PT-Schiedsrichter erhält man nach dem Spiel immer
     tungsspielen, Lehrgängen und Überprüfungen auf Verbandsebene ste-                                     der Regionalliga scheiden die Referees schließlich aus und werden auf                                                                           ein ausführliches Coachinggespräch mit dem Beobachter.
     tig herausragende Leistungen abliefert, gerät schnell auf den Radar des                               WDFV- beziehungsweise DFB-Ebene weiter betreut. |                         WestfalenSport: Das klingt nach einer Menge Arbeit. Musstest Du
     VSA. Um dem ehrgeizigen Ziel in höheren Spielklassen zu pfeifen nä-                                                                           Text und Foto: David Hennig       viele „Opfer“ bringen?                                                WestfalenSport: Vielen Dank für das Gespräch! |

10   WestfalenSport #5_2019                                                                                                                                                                                                                                                                            WestfalenSport #5_2019      11
Westfalen Sport - Zwischen Leidenschaft und Leidensfähigkeit - # 5 - FLVW
Titel                                                                                                                                                                                                                                                                Titel

                                                                                                                                  Andreas Mermann ist seit
                                                                                                                                  13 Jahren als Beobachter unterwegs                                                                                               Wer den gelben
                                                                                                                                                                                                                                                                   Karton schon gesehen

                                                                                                                                                                                          DIE AUSRÜSTUNG
                                                                                                                                                                                                                                                                   hat,sollte etwas

     SCHIEDSRICHTER-
                                                                                                                                                                                                                                                                   vorsichtiger sein –

                                                                                                                                                                                          DER SCHIEDSRICHTER
                                                                                                                                                                                                                                                                   und leiser.

     BEOBACHTUNG:
     KEIN RICHTER,
     EHER TIPPGEBER
                                                                                                                                                                                          Die Fox 40: pfeift
                                                                                                                                                                                          schneller als du
                                                                                                                                                                                          schießen kannst.
     Eine große Verantwortung
     Es ist ein verregneter Septembertag. Schieds-
     richterin Annika Paszehr macht mit ihren bei-
     den Assistenten die Platzbegehung, als Beob-
     achter Andreas Mermann auf der Platzanlage
     des Lüner SV ankommt. Ausgerüstet mit
     Schirm, Stift und Block wartet er an der Seiten-                                                                                                                                                                                                           Nach 90 Minuten
     linie auf die Aktiven. Nach der kurzen, aber                                                                                                                                                                                                               ist auf dieser Uhr
     herzlichen Begrüßung geht es auf einen Kaffee                                                                                                                                                             Kuli und Bleistift:                              Schluss. Na gut.
     ins Vereinsheim. Small Talk. Es entwickelt sich                                                                                                                                                           für jedes Wetter den                             Nachspielzeit
     ein lockeres, vertrautes Gespräch, bevor das                                                                                                                                                              richtigen Schreiber.                             kann sie auch noch.
     Schiedsrichter-Team zur Vorbereitung in die
     Kabine verschwindet.

                                                                                                                          Gute Stimmung herrscht
     Für Schiedsrichter ist eine Beobachtung immer auch        fordert, muss viele Zweikämpfe beurteilen. Schließlich     nach dem Spiel bei Annika Paszehr und ihrem Gespann                                       Falls mal etwas                                 Tor, Gelb oder
     eine Drucksituation. „Ob Beobachtung oder nicht –         gehen die beiden Mannschaften bei strömendem Re-           durch die Bewertung und den schriftlichen Bericht                                         mehr Notizbedaf                                 auch mal Rot: Auf
     es sollte keinen Unterschied machen. Als Schiedsrich-     gen auf dem nassen Untergrund ordentlich zur Sache.        zum Ausdruck bringen, ob es sich um einen Schieds-                                        herrscht: ein                                   der Spielnotizkarte
     terin muss ich immer eine gute Leistung bringen, im-      Im Trockenen sitzt Mermann, notiert fleißig in seinem      richter oder eine Schiedsrichterin mit Potenzial für                                      kleiner Block.                                  wird alles vermerkt.
     mer das Beste geben“, erzählt Annika Paszehr. Die         Block. Viel Positives. Die Aufzeichnungen sind wich-       höhere Aufgaben handelt oder nicht. „Das ist schon
     DFB-Schiedsrichterin gibt aber auch zu, dass es sich      tig, denn neben einem Coaching-Gespräch nach dem           eine große Verantwortung“, weiß Mermann.
     nie ganz ausblenden lässt, dass da draußen jemand         Spiel muss er später zu Hause insgesamt neun Rubri-        Nach 90 Minuten ist es geschafft. Abpfiff. Zügig geht
     sitzt. „Die Bewertung des Beobachters kann ja letztlich   ken des Beobachtungsbogens ausfüllen: „Beschrei-           es in die trockene und warme Kabine. Nachdem der
     über Auf- oder Abstieg entscheiden.“                      bung des Spiels“, „Regelanwendung, Regelauslegung,         Spielbericht ausgefüllt ist, ziehen Schiedsrichter-Team
     Andreas Mermann macht es sich auf der Tribüne be-         Spielkontrolle, taktisches Verhalten“, „Disziplinarkon-    und Beobachter ein Resümee der Begegnung. „Aus              Schluss, Aus, Ende:
     quem – etwas erhöht auf Höhe der Mittellinie, um          trolle / Anzahl der persönlichen Strafen“, „Persönlich-    den Gesprächen nach den Beobachtungsspielen kann           also für Dich. Mit Rot
     möglichst gute Sicht auf das Spielfeld zu haben. Denn     keit, Körpersprache, Umgang mit den Spielern und           ich immer sehr viel mitnehmen“, sagt Paszehr. Als ak-          geht‘s vom Platz.                                                    Seitenwahl oder Ball?
     von hier muss er in den anstehenden 90 Minuten –          Offiziellen (Bank)“, „Körperliche Verfassung und Stel-     tive Schiedsrichterin könne sie von der jahrelangen                                                                                 Die rot-schwarze Münze
     gleich genau wie das Schiedsrichter-Team auf dem          lungsspiel“ sowie „Zusammenfassende Bemerkungen            Erfahrung der Beobachter profitieren. Auch Mer-                                                                                     der Entscheidung.
     Platz – die Situationen auf dem Feld beurteilen und       und Verbesserungsvorschläge“ – und bei Spielen ab          mann war viele Jahre in höheren Ligen aktiv, leitete
     bewerten. Seit 2006 ist Andreas Mermann am Block          der Landesliga werden noch drei weitere relevant: „Zu-     Spiele in der Verbandsliga und war als Assistent in der
     aktiv, beobachtet Schiedsrichter bis zur Oberliga. „Ich   sammenarbeit mit den Schiedsrichter-Assistenten“           Regionalliga, der damaligen dritthöchsten Spielklasse,
     sehe mich nicht als Richter, sondern eher als Kumpel      und die einzelne Beurteilung der Schiedsrichter-Assis-     tätig. Im Umgang mit den Beobachtern schätzt die
     des Schiedsrichters, der ihnen Tipps gibt“, sagt Mer-     tenten. „Regelanwendung und -auslegung – hier be-          Schiedsrichterin die Offenheit und Ehrlichkeit, wenn            Gizem Kilic, 19 Jahre.
     mann. „Ich bin kein Freund davon, Positives und Ne-       sonders die Zweikampfbeurteilung – und die Persön-         gute Leistungen entsprechend honoriert, Fehler aber             Seit drei Jahren                            Das Gucci-Täschchen des modernen Unparteiischen.
     gatives gegeneinander aufzuaddieren.“ Das Gesamt-         lichkeit sind dabei für mich die wichtigsten Dinge“,       auch mit Abzügen versehen werden. „Kein Beobachter              Schiedsrichterin.                           Hier ist alles für den Spieltag drin.
     bild ist für ihn wichtig. „Ein Schiedsrichter sollte      sagt Mermann.                                              will einem Schiedsrichter etwas Schlechtes“, erklärt die        Verein: FK Sharri
     Spielverständnis mitbringen, nach Möglichkeit beide       In dreizehn Jahren hat er einige Spiele, zahlreiche        Schiedsrichterin. Da sind sich Beobachter und Aktive            Dortmund. Spielt selbst
     Mannschaften Fußball spielen lassen, vernünftig mit       Schiedsrichter gesehen. „Viele Spiele, in denen es rich-   einig, denn auch Mermann schätzt eine gewisse Lo-               beim VfL Bochum.
     den Spielern umgehen und auch mit ihnen kommuni-          tig schlecht für den Schiedsrichter gelaufen ist, habe     ckerheit im Coaching-Gespräch nach dem Spiel. So                Würde nie wieder
     zieren, statt sofort mit Karten zu hantieren.“            ich aber noch nicht gehabt. Doch wenn einer schlecht       darf auch mal gelacht werden – gerade heute. Denn               einen Unparteiischen
     In der Westfalenliga spielt an diesem Tag der Lüner SV    pfeift, muss er auch entsprechend benotet werden“,         auch hier sind sich nach dem Gespräch alle einig: Das           anmeckern. Weiß
     gegen die SG Finnentrop/Bamenohl. Die DFB-                hält Mermann fest. Man müsse schließlich die Spreu         war eine runde Leistung! |                                      nun, wie schwierig
     Schiedsrichterin wird gleich zu Beginn des Spiels ge-     vom Weizen trennen. Der Beobachter muss letztlich                                 Text und Foto: David Hennig              es ist, alles zu sehen.

12   WestfalenSport #5_2019                                                                                                                                                                                                                                WestfalenSport #5_2019   13
Westfalen Sport - Zwischen Leidenschaft und Leidensfähigkeit - # 5 - FLVW
Titel                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               Titel

                                                                                                                                                                    Heinings verlässt seinen Raum und geht zur Umkleidekabine der
                                                                                                                                                                    Holzpfosten. Die Passkontrolle steht an. Ein Betreuer liest die Na-
                                                                                                                                                                    men der Spieler sowie ihre Passnummern vor. Heinings kontrolliert
                                                                                                                                                                    die Passbilder sowie die Trikotnummern. Nachdem alle Spieler
                                                                                                                                                                    dran waren, wünscht er allen Beteiligten ein gutes Spiel. Das Proze-
                                                                                                                                                                    dere wiederholt sich in der Nebenkabine. Danach schreitet Hei-
                                                                                                                                                                    nings auf den Platz. Während aus den kleinen Kabinen letzte An-
                                                                                                                                                                    feuerungs-Rufe der Spieler zu hören sind, legt der Schiedsrichter
                                                                                                                                                                    den Ball in die Mitte des Kunstrasens. Dann folgen die Teams.

                                                                                                                                                                    „Es macht wirklich Spaß“
                                                                                                                                                                    Die Kapitäne stellen sich zu Heinings in den Mittelkreis. „Die
                                                                                                                                                                    Mannschaft, die den Münzwurf gewinnt, hat Seitenwahl. Der Geg-
                                                                                                                                                                    ner Anstoß.“ Heinings wirft die Münze in die Luft. Im Glanz der
                                                                                                                                                                    Sonne dreht sie sich, ehe sie auf der roten Seite liegen bleibt. Oestrich
                                                                                                                                                                                                                                                   Dennis Heinings
                                                                                                                                                                    nimmt die Seitenwahl. Schwerte stößt an. Der 19-Jährige blickt auf          führt die Teams auf
                                                                                                                                                                    seine Uhr. Dann lässt er die Pfeife ertönen. Das Spiel beginnt.                        den Platz
                                                                                                                                                                    Für Heinings ist jedes Spiel immer noch ein Perspektivwechsel.
                                                                                                                                                                    Lange Zeit hat er selbst auf dem Platz gestanden. Er kennt die klei-                               Richtung des Oestricher Strafraums. Torwart Dominic Storkmann
                                                                                                                                                                    nen und großen Tricks der Spieler genau – und fühlt sich deshalb                                   läuft aus seinem Sechzehner und klärt per Kopf. Tobias Probst sprin-
                                                                                                                                                                    auch wohl auf der anderen Seite. „Am Anfang wollte ich einfach                                     tet dazwischen, nimmt den Ball mit der Brust und lupft ihn in das
                                                                                                                                                                    nur mal die andere Sicht haben. Jetzt möchte ich nicht mehr tau-                                   Oestricher Tor. 1:0 für die Schwerter Mannschaft. Heinings steht in
                                                                                                                                                                    schen. Es macht wirklich Spaß. Am meisten, wenn man kaum pfei-                                     diesem Moment schräg hinter dem Schwerter, beobachtet die Situati-
                                                                                                                                                                    fen muss und ein Spiel einfach läuft“, sagt Heinings.                                              on genau. Deshalb lässt er sich von den zahlreichen Handrufen der
                                                                                                                                                                                                                                                                       Oestricher nicht beirren. Das Tor zählt. „Man muss zu seinen Ent-
                                                                                                                                                                    Bloß nicht bequatschen lassen                                                                      scheidungen stehen. Lässt du dich zu etwas anderem überreden, ver-
     Vorbereitung fürs Spiel: Aufstellung checken und die Spielernummern eintragen
                                                                                                                                                                    Genau so ein Spiel sieht der Schiedsrichter zunächst. Heinings muss                                lierst du den Respekt und das Spiel kann ganz schnell kippen“, sagt er.

     RICHTERKLÄNGE AUS DER PFEIFE
                                                                                                                                                                    lediglich wegen kleinerer Rempler unterbrechen, zeigt an, wer gerade                               Der Schiedsrichter kennt die Situation. In einem Kreisliga-Spiel, bei
                                                                                                                                                                    Einwurf hat und immer mal wieder mit der flachen Hand in Rich-                                     dem der Letzte gegen den Zweiten spielte, hätte Heinings Rot zeigen
                                                                                                                                                                               tung Fünf-Meter-Raum, wenn ein Spieler den Ball am Tor                                  müssen. „Da hab‘ ich mich irgendwie bequatschen lassen.“ Danach ver-
     Ein Kreisliga-Spiel aus der Sicht eines Schiedsrichters                                                                                                                             vorbeischießt. Abstoß bedeutet das Handzei-                                   lor er das Spiel. Immer mehr Hektik kam auf. Am Ende zeigte Heinings
                                                                                                                                                                                                    chen. Nach 14 Minuten wird es dann                                 doch noch Rot, wegen Beleidigung. „Da war ich einfach nur froh, als
     Fußball ist ein einfaches Spiel. 90 Minuten, 22 Spieler, ein Ball und nur ein Ziel: Tore schießen. Doch was macht eigentlich der Schiedsrichter in dieser                                                das erste Mal unruhig. Ein                               Schluss war. Bin dann sofort weg“, erklärt er. Körperlich sei er aber noch
     Zeit? Wir haben den Schwerter Dennis Heinings bei einem Spieltag begleitet – und das Spiel aus seiner Perspektive betrachtet.                                                                                       langer Ball fliegt                            nie angegangen worden.
                                                                                                                                                                                                                                         in
     Die ersten Spieler laufen sich bereits warm, als Dennis Heinings                         Rechner und einen Drucker. Holzpfosten-Trainer Philip Laufer                                                                                                             Der Treffer zählt
     den Platz betritt. Er ist Schiedsrichter. Rund 60 Partien hat er be-                     druckt gerade die Mannschaftsaufstellungen aus. Damit geht der                                                                                                           Der junge Schiedsrichter profitiert sicherlich auch von seiner kör-
     reits geleitet. Heute steht im EWG-Sportpark die Kreisliga-Begeg-                        19-jährige Schiedsrichter in seine Kabine und bereitet sich vor. Er                                                                                                      perlichen Präsenz. Mit 1,90 Meter und breiter Statur überragt er die
     nung zwischen Holzpfosten Schwerte II und dem SF Oestrich an.                            holt eine kleine Plastiktüte aus seiner Tasche. Zwei Pfeifen, zwei                                                                                                       meisten Spieler auf dem Feld. Auch seine Torentscheidung am
     Während die Holzpfosten sicher im Mittelfeld stehen, ist Oestrich                        Stifte, eine Plastikmünze – auf der einen Seite rot, die andere                                                                                                                   Sonntag wird schnell akzeptiert. Heinings zeigt Richtung
     nur sechs Punkte von den Abstiegsrängen entfernt. Ein Indiz da-                          schwarz – und drei Karten sind darin. Eine gelbe, eine rote sowie                                                                                                                           Mittellinie. Danach zückt er seine Karte. Notiert
     für, dass es ruppig auf dem Kunstrasen werden könnte. „Ich schaue                        eine dritte Karte für Notizen. „Da trage ich die Nummern der Spie-                                                                                                                                      Spielernummer und die Minute. Als sich
     vor der Begegnung immer auf die Tabelle. Wenn der Zweite gegen                           ler ein, notiere Gelbe und Rote Karten und die Tore. Die Daten                                                                                                                                                    alle Spieler wieder in ihrer
     den Dritten spielt, kann ich mehr durchgehen lassen. Da wollen                           muss ich später auch beim DFB angeben“, sagt Heinings.                                                                                                                                                                       Hälfte befinden,
     beide Fußball spielen. Bei einem Spiel wie heute steige ich meis-                                                                                                                                                                                                                                                              pfeift er.
     tens kleinlich ein, um dann zu schauen, wie es sich entwickelt“,                         Gelb an der Brust, Rot am Gesäß
     erklärt Heinings.                                                                        Danach zieht er sich um. Drei Trikotsätze befinden sich in seiner
                                                                                              Tasche: ein schwarzer, ein blauer und ein gelber. Die Mannschaften
     Mit 15 Jahren schon Schiri                                                               laufen heute in Rot und Weiß auf. Heinings entscheidet sich für das
     Vier Samstage, zwei Zusatztermine und ein Regel-Test waren nötig,                        schwarze Outfit. Die Gelbe Karte sowie die Spielkarte verstaut er
     damit Heinings an die Pfeife durfte. Mit 15 legte er die Prüfung ab.                     mit den beiden Kugelschreibern in der Brusttasche seines Oberteils.
     Danach pfiff er drei Jahre Jugendspiele. Seit der vergangenen Saison                     Pfeife und Münze kommen in die Hosentaschen. Die Rote Karte
     leitet er auch Spiele von Senioren-Mannschaften.                                         verschwindet in der Gesäßtasche. „Irgendwie macht man das ein-
     Vor den Kabinen angekommen geht es zunächst in einen kleinen                             fach so, auch in der Bundesliga. Sobald ich dort hingreife, weiß
     Raum. Ein mit Staub bedeckter Schreibtisch hütet dort einen alten                        dann auch jeder, was kommt“, sagt der Schiedsrichter.

14   WestfalenSport #5_2019                                                                                                                                                                                                                                                                                            WestfalenSport #5_2019       15
Westfalen Sport - Zwischen Leidenschaft und Leidensfähigkeit - # 5 - FLVW
Titel                                                                                                                                                                                                                                                                                Titel

                                                                                                                                                       DFB-BUNDESTAG STELLT
                                                                                                                                                       WEICHEN FÜR DIE ZUKUNFT
                                                                                                                                                       DES SCHIEDSRICHTERWESENS
                                                                                                                                                       Ausgliederung in eine Schiedsrichter GmbH
                                                                                                                                                       Die Delegierten des 43. Ordentlichen DFB-Bundestags in
                                                                                                                                                       Frankfurt am Main haben eine wichtige Weichenstellung im
                                                                                                                                                       Bereich der deutschen Elite-Schiedsrichter vorgenommen. In
                                                                                                                                                       einem Grundsatzbeschluss votierten die Delegierten einstim-
                                                                                                                                                       mig für eine Ausgliederung der Elite-Schiedsrichter in eine ei-
                                                                                                                                                       gene Schiedsrichter GmbH.
                                                                                                                                                                                                                                                                   Der DFB plant eine eigene
                                                                                                                                                       Mit Blick auf die gestiegenen Anforderungen des Profifußballs wird                                          Schiedsrichter GmbH
                                                                                                                                                       die Sportliche Leitung der Elite-Schiedsrichter damit in das Haupt-
                                                                                                                                                       amt überführt. Der DFB-Schiedsrichter-Ausschuss wird sich künf-       Ronny Zimmermann, DFB-Vizepräsident für Schiedsrichter und
                                                                                                                                                       tig verstärkt um die Themen der Amateure und Schnittstellenthe-       Qualifizierung, sagt: „Mit den nun gefassten Beschlüssen haben wir
                                                                                                                                                       men kümmern, die in beiden Bereichen verankert sind. Dazu             die vor rund fünf Jahren begonnenen Strukturveränderungen im
                                                                                                                                                       gehören unter anderem die Regelauslegung und die Talentförde-         Bereich der Schiedsrichter so weit vorangetrieben, dass wir die ins
                                                                                                                                                       rung. Die bisherigen DFB-Schiedsrichterkommissionen Elite und         Auge gefassten Ziele innerhalb der kommenden Legislaturperiode
                                                                                                                                                       Amateure wird es in der bisherigen Form nicht mehr geben.             erreichen können. Wir gehen davon aus, dass wir nach erfolgter
                                                                                                                                                       Die strukturellen Voraussetzungen für diesen Prozess wurden be-       Umsetzung dieser Beschlüsse, für die kommenden Jahre und die
                                                                                                                                                       reits im Vorfeld des Bundestages durch eine Neuaufstellung des        auf uns wartenden Herausforderungen sehr gut vorbereitet sind.
                                                                                                                                                       Schiedsrichterwesens geschaffen. In diesen Prozess eingebunden        Zudem wird trotz der steigenden Professionalisierung auch künftig
                                                                                                                                                       waren Vertreter von DFB und DFL genauso wie aktive Unparteii-         die Einheit des deutschen Schiedsrichterwesens durch den DFB-
                                                                                                                                                       sche. Der Strukturprozess wurde zusätzlich begleitet durch die        Schiedsrichter-Ausschuss gegeben sein.“ |
                                                                                                                                                       DOSB-Führungsakademie und eine externe Beratungsagentur.                                                                            DFB
     Der 19-Jährige bleibt bleibt immer in Ballnähe

     Es geht weiter. Dabei verliert der junge Schwerter nie den Ball aus den   Vor allem auch dem Trainer. Ich bin selbst Jugendtrainer und weiß,
     Augen, positioniert sich immer in Nähe des Spielgeschehens. Bei Kon-      dass es in der Halbzeit viel zu besprechen gibt“, erklärt er.
     tern oder langen Bällen setzt auch der Schiedsrichter immer wieder zu     Kurze Zeit später verlässt er seinen kleinen Raum und pfeift einmal
     Sprints an.                                                               laut. Die Spieler kommen wieder auf den Platz. Die zweite Halbzeit
     In der 22. Minute dann der nächste Pfiff – und die nächste schwie-        ist körperbetonter. Viele kleine Fouls sorgen für Spielunterbrechun-
     rige Situation. Freistoß kurz vor der Strafraumgrenze der Oestri-         gen. In der 75. Minute muss Heinings dann an seine hintere Hosen-
     cher. Nach neun langen Schritten zeigt der Schiedsrichter den Spie-       tasche fassen. Ampelkarte für Musa Öznarcicegi. Das zweite gröbere
     lern in der Mauer an, welchen Abstand sie zum ruhenden Ball               Foul fordert die zweite Gelbe Karte – und damit Gelb-Rot. Am Ende
     einhalten müssen. Dann positioniert er sich seitlich neben dem            haben die Holzpfosten den längeren Atem und schießen sich in der
     Strafraum, auf Höhe der letzten Abwehrspieler. Der Ball fliegt über       80. Minute zum Sieg. Nach drei Minuten Nachspielzeit pfeift Hei-
     die Mauer. Abpraller vom Torwart. Wieder drin. Doch Heinings              nings ab. Nach zahlreichen Shakehands und einem kurzen Gespräch
     hatte vorher abgepfiffen. Der Schütze stand im Abseits. Auch diese        mit Holzpfosten-Trainer Laufer, der sich kurz versichert, ob er nicht
     Entscheidung wird sofort akzeptiert. Zehn Minuten später fällt der        zu laut war, geht es noch mal an den eingestaubten Rechner. Der
     Ausgleich. Und wieder ist Heinings gefragt. Denn bevor Oestrichs          Schiedsrichter trägt alle Daten ein. Danach bekommt er noch Geld.
     Dominic Meckel einschiebt, kommt ein Schwerter im Mittelfeld zu           23 Euro Aufwandsentschädigung gibt es für ein Kreisliga-Spiel.
     Fall. Ein Pfiff bleibt aus. Die Holzpfosten wollen ein Foul gesehen       Heinings zieht sich um, packt seine kleine Plastiktüte und verlässt
     haben. Nach kurzem Protest zeigt Heinings zur Mitte. Der Treffer          den Sportpark, während in den Reihen der Holzpfosten-Spieler die
     zählt. Kurze Zeit später ist Halbzeit.                                    ersten Sieger-Biere geöffnet werden. Bis zum nächsten Sonntag
                                                                               ruht seine Pfeife. Und auch dann hofft Heinings wieder auf ein
     23 Euro pro Spiel                                                         Spiel, das einfach so läuft. |
     Dennis Heinings nimmt den Ball und geht in seine Kabine. Er legt                                            Text und Fotos: Markus Trümper
     ihn auf den Tisch, schaut kurz auf sein Handy. Dann heißt es war-                    (Der Text erschien erstmals in den Ruhr Nachrichten
     ten. „Zehn Minuten muss man den Spielern auf jeden Fall geben.                                                                       Schwerte)

16   WestfalenSport #5_2019                                                                                                                                                                                                                                             WestfalenSport #5_2019     17
Westfalen Sport - Zwischen Leidenschaft und Leidensfähigkeit - # 5 - FLVW
Titel                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               Titel

     „ES MACHT                                                                                                                                                                     GUTE SPRÜCHE AUCH
     IMMER NOCH                                                                                                                                                                    AN SCHLECHTEN TAGEN
     SPASS“                                                                                                                                                                        Cynthia Günther leitet Spiele in den un-
                                                                                                                                                                                   teren Ligen – mit einem gesunden Selbst-
     Schiedsrichter Hans-Jürgen
                                                                                                                                                                                   bewusstsein
     Orphall leitete an die 5.000
     Spiele in 40 Jahren                                                                                                                                                           Ende September, ein Kunstrasenplatz im Ruhrgebiet. Dort spielt
                                                                                                                                                                                   die Spvgg Erkenschwick, ein ehemaliger Zweitligist gegen YEG
                                                                                                                                                                                   Hassel. Westfalenliga. Ehemals große gegen immer noch kleine
                                                               Hans-Jürgen Orphall beim Frauen-Kreispokalspiel zwischen dem SV BW Weitmar und dem SC Union Bergen
                                                                                                                                                                                   Namen: Das ist Amateurfußball 2019. Am Rand steht eine junge
     „Wenn du nicht gleich die Klappe hältst, dann siehst du Gelb. Dann weißt du, wo der Frosch die Locken hat!“ Ein typischer Orphall, klar in der Sache und                      Schiedsrichter-Assistentin. Manche kennen sie, denn sie ist durch
     koddrig im Ton, aber gut gemeint. Die Ansage ist an einen Trainer einer Jugendmannschaft gerichtet, sie kommt von einem Mann, der seit über 40 Jahren                         Fernseh-Auftritte bekannt geworden. „Zeiglers wunderbare Welt
     Spiele leitet: Hans-Jürgen Orphall.                                                                                                                                           des Fußballs“ und das „Morgenmagazin“ der Öffentlich-Rechtli-
                                                                                                                                                                                   chen machten es möglich und sie bekannt. Auch der schnelle und
     Beim ersten Mal ist es immer am schönsten, heißt es       Dahlhausen und einem türkischen Verein zu Aus-             sperrt. Außerdem stellt der geschädigte Linienrichter    kurzzeitige Ruhm gehört 2019 zum Amateurfußball. Dass sich die
     so oft. Für Hans-Jürgen Orphall trifft das nicht zu.      schreitungen. „Es gab eine Szene am Strafraum, da          einen Strafantrag wegen Körperverletzung.                junge Dame während der 90 Minuten von einer größeren Gruppe
     1976 zieht er zum ersten Mal die Schiedsrichterkluft      hat ein Spieler einen anderen weggetreten. Ich habe        „Es macht mir immer noch Spaß“, sagt Orphall auch        junger Männer fortlaufend Beleidigungen unterster Schublade an-
     an – und will die Pfeife nach 20 Minuten am liebsten      Freistoß gegeben, der wird mit einem langen Schlag         angesichts solcher Vorfälle, die leider in den letzten   hören muss – nun, gehört das überhaupt noch ins Jahr 2019?
     in die Ecke schmeißen. „Das war ein typisches Derby,      in die gegnerische Hälfte ausgeführt. Ich konzentrie-      Jahren zugenommen haben und insbesondere den
     TuS Bredenscheid gegen die SG Welper, Alte Herren“,       re mich auf den Ball und versuche hinterherzulaufen,       Amateurfußball in ein ganz schlechtes Licht stellen.     Im vergangenen Jahr jedenfalls wurde Cynthia Günther (21), jene Frau an
     erinnert sich der heute 69-Jährige. „Da war von An-       als sich in meinem Rücken etwas abspielt. Ich drehe        „Man kennt das doch“, sagt der erfahrene Referee,        der Seitenlinie, deutschlandweit gefeiert. Beim Tag der Amateure 2018
     fang an Gift drin – und ich als junger Kerl mitten        mich um, zwei Spieler liegen auf dem Boden und             „wenn ein Spiel normal läuft, ist es selbstverständ-     stellte ihr Heimatverein TuS Harpen einen Zuschauerrekord in der Kreis-
     drin.“ Am Ende macht er seine Sache gut und bringt        behakeln sich, dann rennt auch noch der Trainer auf        lich. Aber wehe, wenn es schlecht läuft, dann ist na-    liga C auf - dabei entdeckte man die schlagfertige und offenherzige junge
     die Partie ohne größere Probleme zu Ende. Danach          den Platz“, schildert Orphall den aufkeimenden Tu-         türlich der Schiri schuld.“ Er sagt das ohne Groll,      Frau, die sich den Ruf erarbeitet hatte, auf dem Platz nicht nur für Ord-
     redet ihm der zuständige Schiri-Obmann gut zu, doch       mult, der sich dann aber recht schnell wieder legt.        denn „wir sind alle nur Menschen. Kein Schiri macht      nung, sondern teils auch für erstaunte Gesichter zu sorgen. Immer dann,
                                                                                                                                                                                                                                                                 Lässt sich nicht verbiegen: Cynthia Günther, Schiedsrichterin aus Bochum, bleibt
     weiter zu machen. Orphall hält sich daran – bis heute.                                                               das extra, wenn er mal falsch pfeift.“                   wenn sie Fußballern den einen oder anderen flotten Spruch um die Ohren        auch bei Gegenwind gerade. Sie muss sich auf dem Platz einiges anhören, hat
     Zunächst spielt der gebürtige Bochumer natürlich sel-     Hoher Besuch in der Kabine                                                                                          haut. Sie sagt ganz trocken: „Wenn mir ein Spieler auf den Keks geht, muss    aber immer einen Konter parat (Foto: privat)
     ber Fußball. DJK Sportfreunde Linden heißt sein ers-      Heftiger wird es ein paar Jahr später bei der Partie       Ab ins Altenheim?                                        der sich auch was anhören.“
     ter Verein (heute CSV Sportfreunde Bochum-Lin-            Genclerbirligi Hagen gegen die TSG Herdecke. Zur           Nächstes Jahr wird er 70, dann wäre es vielleicht an     Cynthia Günther wurde bekannt, weil sie als junge Frau Spiele in Männer-      dafür nicht. „Ich habe ja meine eigene Art, mich auf dem Platz zu
     den), nach der Jugend wechselt er zur DJK                 Halbzeit steht es 2:0 für den Gastgeber. Dennoch           der Zeit, mal übers Aufhören nachzudenken. Or-           Amateur-Ligen pfeift. Eine spannende Erfahrung, all’ die Termine in TV-       präsentieren. Mit ihrer kann ich mich gar nicht so gut identifizieren“,
     Weitmar-Mark (den Verein gibt es heute nicht mehr).       suchen in der Pause der Staffelleiter und der Deeska-      phall will das von seiner Gesundheit abhängig ma-        Sendungen, Interviews vor einer laufenden Kamera, Gespräche mit Jour-         sagt die 21-Jährige. Und außerdem: „Ich habe ja ein gutes Selbstbe-
     „Da sollte ich mit 21 Jahren schon Präsident werden“,     lationsbeauftragte des Fußballkreises Hagen/Enne-          chen. „So lange die Knochen halten, mache ich wei-       nalisten. Lange war es ruhig um sie. Nun,                                                                      wusstsein, um meinen eigenen Weg zu
     verrät Orphall und fügt an: „Aber das war zu früh für     pe-Ruhr die Schiedsrichterkabine auf. „Pass lieber         ter“, kündigt er an. Nur selten muss er sich Sprüche     da der Tag der Amateure wieder einmal                                                                          gehen.“ Dieses Selbstbewusstsein, unter-
     mich, damit wäre ich überfordert gewesen.“                auf, wir wollen dich schützen“, sagen sie zu Orphall,      von Spielern anhören, die gut seine Enkel sein könn-     ansteht, blickt sie zurück und fragt rheto-                                                                    mauert von einer klaren Haltung und der
     Stattdessen springt der gelernte Schlosser woanders       doch der wundert sich: „Was wollt Ihr denn von mir,        ten, schließlich pfeift Orphall auch Jugendspiele.       risch: „Ist doch bekloppt, dass wir darüber      „Wenn mir ein Spieler auf den Keks geht, Fähigkeit, ihre Meinung zu jeglichen
     ein, nämlich an der Pfeife. Nach einer kurzen Amtszeit    ist doch alles gut!“                                       „Einer hat mal gesagt: ‚Geh mal besser ins Alten-        überhaupt sprechen, oder?“                                                                                     Themen offen zu vertreten und zu verteidi-
     als Jugendleiter bei den Sportfreunden Waldesrand,        Ist es nicht, wie der Spielverlauf in der zweiten Hälfte   heim‘. Das war nicht böse gemeint, deswegen habe         Viel, viel wichtiger ist für sie ohnehin, dass         muss der sich auch was anhören.“                        gen, verschafft ihr Respekt. Ein Fußball-
     schließt er sich der dritten Mannschaft der DJK Mär-      zeigt. Nach einer Ecke schafft Herdecke den 1:2-An-        ich ihn nicht vom Platz gestellt. Ein paar Tage da-      sie weiter an ihrer Karriere bastelt. Sie                                                                      Spiel kann von so einem Verhalten profi-
     kisch Hattingen an. „Die haben sofort gesagt: Wenn        schlusstreffer. Der Ball zappelt allerdings nicht im       nach habe ich ihn aber im Getränkemarkt getroffen,       selbst hat die Fußball-Schuhe an den Na-                                                                       tieren. Und sie hat vom Fußball profitiert.
     du bei uns spielen willst, musst du auch Schiedsrichter   Netz, sondern rollt hinters Tor. Das Netz ist wohl         wo er arbeitet. Da habe ich gerufen: ‚Hier ist der Opa   gel gehängt, um sich noch mehr auf das                                                                         „Ansätze von diesem Auftreten waren
     werden“, berichtet Orphall grinsend.                      nicht korrekt an den Haken befestigt – obwohl Or-          aus dem Altenheim“, berichtet Orphall lachend.           Pfeifen zu konzentrieren. Denn bald wird sich entscheiden, ob sie zur neu-    schon vorher da. Aber das Pfeifen hat mich noch einmal reifen lassen“,
     Er hilft gelegentlich bei Jugendspielen als Unparteii-    phall seinen Assistenten vor dem Anpfiff gefragt hat,      Wenn er nicht mehr so gut laufen kann, dass er die       en Saison Landesliga-Spiele leiten darf. Eine aussichtsreiche Chance für      behauptet sie.
     scher aus, ehe es mit 26 Jahren zum besagten „offiziel-   ob sie geprüft hätten, dass an den Toren alles in Ord-     Pfeife wirklich an den Nagel hängt, will er als Pate     sie. Denn: „In den höheren Ligen gibt es weniger Diskrepanzen mit Spie-       Und dann: Nach dem Spiel in Erkenschwick kam ein Zuschauer auf
     len“ Debüt in Bredenscheid kommt. Seitdem hat Or-         nung sei. Dann nimmt das Unheil seinen Lauf: Gen-          seine Erfahrung an junge Schiedsrichter weitergeben.     lern. Da macht es mehr Spaß, zu pfeifen.“                                     sie zu. Er gehörte nicht zu der Gruppe, die sie fortlaufend beleidigt
     phall an die 5.000 Spiele geleitet, gezählt hat er sie    clerbirligi startet einen vielversprechenden Angriff,      „Das hätte ich mir damals auch gerne gewünscht, das      So schließt sich der Kreis. Eine von ihr und ihren Kolleginnen und Kolle-     hatte. „Er hat mir seinen Respekt ausgesprochen dafür, dass ich meine
     nicht. Die Kreisliga ist sein Zuhause, höher hat er es    doch Orphall pfeift abseits. Im Gegenzug macht             gab es zu meiner Zeit aber leider nicht“, sagt er.       gen beliebte Antwort auf dem Platz zielt nämlich auf das Thema Weiter-        Leistung abgerufen habe“, erinnert sie sich. Das hatte auch der
     nie geschafft. „Zu spät angefangen“, winkt Orphall ab.    Herdecke mit einem Konter das 2:2 und gewinnt am           Zu seiner Zeit gab es einiges nicht, zum Beispiel den    entwicklung ab. Immer dann, wenn ein Spieler sie fragt, ob sie einen          Schiedsrichter-Beobachter festgestellt, der ihre Leistung anschließend
     Probleme auf dem Platz hat der kumpelig wirkende,         Ende noch mit 4:2. „Da hatte ich Spaß“, nickt Or-          Videobeweis oder Handys. Mit beiden Neuerungen           schlechten Tag habe, entgegnet sie: „Wenn du ‘nen besseren Schiri haben       bewerten sollte. „Es stand drin, dass ich sehr ruhig geblieben bin“, er-
     aber konsequent pfeifende Mann – bis auf wenige           phall. Die türkische Mannschaft aber nicht. Ein Ha-        kann Orphall nichts anfangen, als Schiri der alten       willst, dann streng’ dich an und spiel’ ne Liga höher!“                       innert sie sich und schließt an: „Es wäre mir lieber gewesen, wenn
     Ausnahmen – nicht. Ende der 90er Jahre kommt es           gener Spieler streckt den Linienrichter mit einem          Schule kommt er trotzdem immer noch gut an. |            Sie hat sich entschieden, ihre Weiterentwicklung voranzutreiben. Vorbil-      während des Spiels jemand was zu den Leuten gesagt hätte.“ |
     in einem B-Jugendspiel zwischen der SG Linden-            Kopfstoß nieder, der Hitzkopf wird für ein Jahr ge-                         Text und Foto: Heiko Buschmann          der wie etwa Bundesliga-Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus braucht sie                                                                    Dominik Hamers

18   WestfalenSport #5_2019                                                                                                                                                                                                                                                                                              WestfalenSport #5_2019     19
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