Westfalen Sport - Junges Ehrenamt - # 1 - FLVW
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Das Journal des Fußball- und Leichtathletik-Verbandes Westfalen #1 WestfalenSport Februar 2018 Preis € 2,50 Hallen DM in Dortmund Tatjana Pinto überragt Stefan Tendyck Plötzlich Bundesliga-Schiri Mitmachen lohnt sich: Junges Ehrenamt
Titel Liebe Vereinsvertreterinnen und Vereinsvertreter, ich freue mich auch persönlich sehr über das Titelthema dieses WestfalenSports. Es geht um Menschen, die wir in unseren Vereinen, in unserem Verband so dringend brauchen und um die wir uns als Ver- bandsfunktionäre – teils auch sorgenvoll – so unsere Gedanken machen. Wir stellen ihnen in dieser Ausgabe junge Menschen vor, die sich in den Vereinen engagieren und dies voller Begeisterung, Energie und mit so viel Spaß tun, dass sie andere mitziehen. Welche Aufgaben übernehmen sie in den Vereinen? Mit welcher Motivation? Und was können wir als Verband dafür tun, damit sich mehr Jugendliche engagieren? Schließlich seid Ihr uns besonders wichtig – Ihr seid die Zukunft des Sports, die Zukunft des Fußball- und Leichtathletik-Verbandes Westfalen. Und für uns oftmals so weit entfernt wie der Mond obwohl Ihr in direkter Nachbarschaft wohnt. Zu Beginn meiner Amtszeit haben wir deshalb beschlossen, dass das junge Ehrenamt ein Schwer- punkt unserer Bemühungen sein wird. Aber um es mal ganz ehrlich zu sagen: Mehr oder minder alte Männer – zumindest aus Sicht eines 17-Jährigen – und eine Frau, die sich im Präsidium darüber unter- halten, mag in der Theorie hilfreich, in der Praxis aber nicht gerade zielführend sein. Deshalb haben wir beschlossen, in unseren Gremien Platz für junge Leute zu schaffen. In Ausschüssen wie dem Ausschuss für Verbands- und Vereinsentwicklung oder dem Jugendausschuss sitzen jetzt also junge Menschen, die wir sehr ernst nehmen und deren Ideen wir umsetzen. So gibt es zum Beispiel seit dem vergangenen Jahr den „Tag des jungen Ehrenamtes“. Eine Veran- staltung, die dazu dient, den jungen Ehrenamtlichen ein Umfeld zu bieten, um sich auszutauschen, Ideen zu diskutieren und konkretes Wissen für die Arbeit in den Vereinen vermittelt zu bekommen. Der nächste Tag des jungen Ehrenamtes findet übrigens im Juni 2018 statt – also schon einmal vormerken. Dann gibt es den Bernd-Feldhaus-Engagement-Preis, der junge Menschen, die sich neben dem Studium in den Vereinen des Fußball- und Leichtathletik-Verbandes Westfalen engagieren, auszeichnet. Ein Preis, der mit insgesamt 3.250 Euro Preisgeld dotiert ist. Angedacht für das zweite Halbjahr 2018 ist auch ein Leadership-Programm. Hier wollen wir Jugendliche und junge Erwachsene fit machen für ehrenamtliche Arbeit im Verein, Kreis und Verband. Und von den Lerninhalten wie Präsentation oder Rhetorik können sie sicherlich auch für ihren beruflichen Werdegang profitieren. Oder schließlich das FLVW-Vereinsforum am 21. und 22. April diesen Jahres – nicht nur für junge Leute. Aber auch eine Möglichkeit Erfahrungen zu sammeln, in die Ver- bandsarbeit reinzuschnuppern und mitzureden. Wir freuen uns auf Ihre / auf eure Betei- ligung, egal bei welcher Veranstaltung. Herzlichst Ihr Gundolf Walaschewski Präsident HER E T O CR E AT E adidas.de/fussball WestfalenSport #1_2018 3 © 2018 adidas AG
Titel Titel 33 40 22 28 48 34 24 44 52 Paderborn 33 Traum-Debüt in der Landesliga Freizeit- und Breitensport 3 Editorial 34 Marcel-Angelo Fregapane: Kleiner Mann, großer Held 48 Futsal-Westfalen-Auswahl verpasst Medaille 4 Inhalt 35 Die Reekers: Rob und Bas gegen Rick 50 Wendelin Kemper plädiert für U-Futsal-Teams 38 36 „2:0 für ein Willkommen“ wird fortgesetzt 51 Ü55-Fußball-Fitness-Gruppen Titel: Junges Ehrenamt – Mitmachen lohnt sich 37 ESTEEM Lounge siegt beim Krombacher Freizeit-Cup 6 Keine Angst vor frischem Blut SC Borchen gewinnt Frauen-Hallenpokal 8 „TdjE“ feiert erfolgreiche Premiere Leichtathletik 10 Über „sozial genial“ zum Ehrenamt FLVW 52 Tatjana Pinto überragt bei Hallen-DM 11 Motivation: Menschen begeistern! 22 Neue Leitung für das SportCentrum Schiedsrichter 54 Aktuelles aus der Leichtathletik 12 Ich engagiere mich ehrenamtlich, weil … 24 Fußballkreise zeichnen verdiente Ehrenamtler aus 38 Oberliga-Schiedsrichter feiert unverhofftes Bundesliga-Debüt 56 Linn Lara Kleine: Ein As im Sport und der Schule 13 Wie Thorsten Gringel zum Erfinder wurde 26 Bayerische Delegation zu Gast in Westfalen 39 Talentförderung an der Pfeife 57 Der „Goldjunge“ Eric Klöckner findet Fliegen „cool“ 14 JUNIOR-COACH „Only Girls“: Jetzt anmelden: Vereinsforum des FLVW Trainerinnen von morgen unter sich 27 FLVW Fairplay-Sieger des Monats 16 „Einmalig und absolut empfehlenswert“ Fußball Juniorinnen/Junioren Aus den FLVW-Kreisen 17 Mädchen haben ganz andere Ziele als Jungs 40 ARAG-Cup: Kreis Bochum holt den Titel 58 Neunkirchener Gymnasium Partnerschule des Fußballs 18 Voll integriert: Mahsume Keskin Fußball-Auslese 42 Verl und Brakel auf dem Treppchen 59 Steilpass aus dem Siegerland für DFB-Ü60-Cup 28 ASC Dortmund: plötzlich Aufstiegskandidat 43 FSV Gütersloh verteidigt Titel 60 Futsal-Schulung beim SC RW Nienborg 29 Oberliga statt Premier League 44 FLVW-Mädcheninternat: 20 Gastkommentar: 30 Vor fünf Jahren Champions League – jetzt Rhynern Lisanne Gräwe und Meret Hohnstädt 61 Westfalenporträt: Tolgay Arslan Jürgen Kessing, DLV-Präsident 31 Gut beraten (lassen): Vereine und das liebe Geld „Westfälische Fachleute setzen Impulse auf nationaler Ebene“ 32 Ein Rummenigge in der Landesliga 46 Panorama 62 Vorschau/Impressum 4 WestfalenSport #1_2018 WestfalenSport #1_2018 5
Titel Titel KEINE ANGST VOR FRISCHEM BLUT … Konzept wird stetig weiterentwickelt Luca Bahne versteht Es ist viel passiert, seit das Konzept 2013 von der damaligen Koordina- sich als Impulsgeber und Ansprechpartner torin sportbegleitende Jugendarbeit, Angelika Weidner, und dem Ju- Das junge Ehrenamt lebt und drängt in die Gremien gendbildungsreferenten Tobias Harink mit konzipiert und angescho- ben wurde. Auf vielen Ebenen, nur „bundesweit leider noch nicht“, Zu jung, noch „Grün“ hinter den Ohren, fehlende Lebenserfahrung – mit Formulierungen wie diesen müssen die „jungen Leute“ leben. Im Beruf, oder stellt der Polizeianwärter fest. Auf westdeutscher Ebene gäbe es viele privat, aber durchaus auch, wenn sie sich aktiv in die Gremienarbeit einbringen wollen. Sicher, diese sind (gezwungenermaßen) durchlässiger geworden „leidenschaftliche Ehrenamtler, gerade bei WDFV-Maßnahmen“, be- doch noch überwiegen die Vorbehalte bei den Etablierten gegen den Nachwuchs. „Niemand muss Angst vor frischem Blut haben“, fasst es Luca Bahne tont Bahne und ergänzt, „dass der DFB leider noch nicht auf die Ju- zusammen. Der Vertreter der jungen Generation (VdjG) im Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW) bringt die Dinge gerne auf den gend setzt“. Ja, „Fussballhelden“ sei „eine tolle Idee und Belohnung für Punkt – ruhig und sachlich. junge Ehrenamtler“, doch geht es Bahne um weit mehr: „Wir brau- chen die jungen Leute in den Gremien, damit deren Interessen auch da Die Stimme des 21-Jährigen klingt etwas gedämpft. Er nutzt die ankommen, wo wesentliche Entscheidungen getroffen werden.“ Mittagspause im Wagen sitzend, um über seine Aufgabe zu spre- Drei wesentliche Aspekte sind aus Bahnes Sicht wichtig für die Wei- chen. Im September 2014 rückte er für Christoph Brune in den terentwicklung des Konzeptes. Die jährliche Tagung der Koordina- Verbands-Jugend-Ausschuss (VJA) nach. Beide sind im Fußballkreis toren sportbegleitende Jugendarbeit, um im Austausch mit den Soest Zuhause und engagierten sich schon früh im Verein und auch Kreisen zu bleiben. Dann natürlich die Arbeit in den Kreisen selbst: im Kreis. Bis zur A-Jugend kickte Bahne noch selbst beim SC Neu- „Spielführerschulungen, Zeltlagermaßnahmen oder Turniere – die engeseke, zeitgleich „zog“ es ihn schon an die Seitenlinie als Betreu- Verantwortlichen in den Kreisen sind sehr rege“, lobt Bahne und er der 1. Mannschaft und auch im Fußballkreis wurde er aktiv, stand macht deutlich, dass „noch mehr Außenwerbung“ notwendig sei – dem Jugendobmann zur Seite. Der Schritt zum Verband erschien die dritte Säule. „Wir müssen deutlich machen, dass es uns gibt und dem Bad Sassendorfer dann fast schon logisch. Es war nicht alles was wir machen“, will der Anwärter für den gehobenen Dienst noch neu, aber „viel größer und komplexer“, verriet er Anfang 2015 im mehr die Trommel rühren. Interview mit WestfalenSport-Autor Eckhard Albrecht. Der damals 18-Jährige hatte allerdings ein klares Ziel vor Augen: „Wir brauchen Keine Nachwuchs-, eher Kommunikationsprobleme einen Vertreter der jungen Generation in jedem Kreis und auch in Nachwuchsprobleme sieht Bahne keinesfalls. „Es sind viele bereit, jedem Verbandsgremium“. Zeit zu investieren, sie wollen nur angesprochen werden“, macht er Teil 1 der Aufgabe ist fast schon erfüllt: 19 Kreise haben die Position deutlich. Er selbst hat wenig Hemmungen, die Vertreter anderer bereits besetzt, 21 sollen es bis 2019 sein. Bei den Verbandsgremien Landesverbände oder auch des Deutschen Fußball-Bundes auf die muss noch etwas Überzeugungsarbeit geleistet werden. Arbeit der jungen Ehrenamtlichen anzusprechen. Schließlich gibt es bisher nur eine Handvoll Landesverbände, die diese Position über- Premiere „Tag des jungen Ehrenamtes“ ein voller Erfolg haupt besetzt haben. Der DFB hat sich mit dem Thema bis dato Vertreter der jungen Generation – was heißt das eigentlich? „Wir sind noch nicht auseinandergesetzt. „Anfang 2017 habe ich das beim Ansprechpartner für junge Leute, die sich ehrenamtlich engagieren DFB-Jugendbeirat thematisiert, bisher ohne Resonanz“, konstatiert wollen und vielleicht nicht so recht wissen, an wen sie sich wenden Bahne. Das wird ihn sicher nicht davon abhalten, bei der nächsten sollen“, so Bahne. Sie zeigen Präsenz vor Ort, sind auf und am Rande Tagung nachzuhaken. Notfalls mit westfälischer Hartnäckigkeit so der Plätze aktiv, sodass „wir jederzeit angesprochen werden können“, lange, bis die „Angst vor frischem Blut“ oder Ideen in den Hinter- setzt Bahne auf das persönliche Gespräch. Darüber hinaus überneh- grund treten. Die Vertreter der jungen Generation verstehen sich men die VdjG eine Art Navigationsfunktion hinter den Kulissen, ohnehin eher als „Impulsgeber“ für den gesamten Verband. bringen jene, die sich engagieren wollen mit denen zusammen, die Kurz vor Redaktionsschluss gab es dann doch noch eine Reaktion Unterstützung brauchen. Und auch in der Folge werden die jungen des DFB: Luca Bahne soll als Vertreter der Jugend in eine Ar- Ehrenamtler fachlich und persönlich weiter begleitet. beitsgruppe integriert werden. Es bewegt sich was … | Beispielsweise durch regelmäßigen Austausch sowie Aus- und Fort- Carola Adenauer bildungsmaßnahmen. Im Dezember vergangenen Jahres feierte der „Tag des jungen Ehrenamtes“ Premiere im SportCentrum Kamen•Kaiserau (siehe ausführlich Seite 8 und 9 dieser Ausgabe). Aus dem gesamten Verbandsgebiet kamen die Jugendlichen zusam- men, vom Betreuer über den Staffelleiter und Schiedsrichter bis hin zur Gruppenleiterin beim Kinderturnen. Interdisziplinär wurden die Erfahrungen ausgetauscht. Das Feedback der Teilnehmer(Inn)en war „durchweg positiv“, betont Bahne und steckt schon mitten in den Vorbereitungen für die zweite Auflage im Juni. Passend zum Ehrentag wurde der Bernd-Feldhaus-Preis für beson- deres studentisches Engagement im Sport verliehen (siehe auch Aus- Der Tag des jungen gabe 6/2017). Federführend hier die WestfalenSport-Stiftung, ein Ehrenamtes war ein voller „Kind“ des Verbandes. Erfolg 6 WestfalenSport #1_2018 WestfalenSport #1_2018 7
Titel Titel Gemeinsam ging es in die Sporthalle des SportCentrum, um sich beim Bumperball oder auch „Bubble Fußball“ auszutoben. In riesi- gen, aufgeblasenen und schützenden „Ballons“ rannten, spielten und tackelten sich die Jugendlichen und versuchten dabei auch noch, das ein oder andere Tor zu erzielen. Auch hier wurden zwei Dinge schnell deutlich: Es ist anstrengend und macht riesigen Spaß. Neuauflage im Juni 2018 Während draußen der Schnee weiter fiel, schlossen die Teilnehmer zusammen mit dem Moderator des Tages, Kilian Krämer und dem Orga-Team (Luca Bahne, Marcel Sellung und Marvin Bahlo) die Premiere mit einem kurzen Feedback ab und schauten durchweg po- Feedbackrunde: sitiv auf die zurückliegenden Stunden mit Theorie, Austausch, Eh- Warum eigentlich rungen und Action zurück. Die Neuauflage des „Tag des jungen Ehrenamt? Ehrenamts“ ist für den 09.06.2018 geplant. | Text und Fotos: Christian Schubert Der „Tag des jungen Ehrenamts“ des FLVW soll auf der einen Seite dazu dienen, den Ehrenamtlichen im Alter zwischen 16 und 30 Jahren ein Umfeld zu bieten, in dem sie sich mit anderen Enga- gierten austauschen können, um neue Eindrücke und Erfahrungen Machen vor, wie`s geht: Die Gewinner zu sammeln. In kostenlosen Workshops wird den Jugendlichen zu- des Bernd-Feldhaus- dem neues, fundiertes Wissen vermittelt, welches sie dann gezielt Engagementpreises in ihre Vereine einbringen können, um diese weiterzuentwickeln. Vanessa Günther (M.), Auf der anderen Seite möchte sich der FLVW an diesem Tag aber Linus Hauser (l.) mit dem Ehrenamtsbe- auch bei seinen jungen engagierten Helfern für ihre ehrenamtliche auftragten des FLVW, Arbeit bedanken. Ulrich Jeromin (r.) Bubble Soccer kam bei den jungen Ehrenamtlern gut an „TAG DES JUNGEN EHRENAMTS 2017“ FEIERT ERFOLGREICHE PREMIERE Westfalen-Club Ideenfindung im Verein, e-Management und Bubble Soccer Schneefall, Vorweihnachtszeit, Sonntagfrüh – alles keine Ausreden für die jungen Ehrenamtlichen, die sich am Sonntag, 10. Dezember 2017 im SportCentrum Kamen•Kaiserau trafen, um bei der Premiere des „Tag des jungen Ehrenamts“ des Fußball- und Leichtathletik-Verbandes Westfalen (FLVW) dabei zu sein. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer reisten aus dem gesamten Verbandsgebiet an und zeigten die Vielfalt des jungen Ehrenamts in den FLVW-Vereinen sehr deutlich, wie Ulrich Jeromin, FLVW-Ehrenamtsbeauftragter, in seiner Begrüßung feststellte. Es waren junge Teenager genauso vertreten wie End-Zwanziger, und Risiken der zahlreichen Apps und Programme im Vereinsalltag Leichtathleten wie Fußballer, Mädchen wie Jungen, Vorstandsmit- aus. Aus beiden Workshops war das klare Feedback: Die Inhalte und glieder wie Trainer. Sie alle erlebten einen bunten Tag rund um das Eindrücke waren sehr hilfreich und werden sich im Vereinsleben des Thema Ehrenamt, der nach den Begrüßungsworten mit zwei Work- ein oder anderen Teilnehmers wiederfinden. Viele hätten sich gerne shops startete. „Ideenfindung im Verein“ lautete der erste Workshop, sogar noch länger als die geplanten 90 Minuten ausgetauscht. bei dem es darum ging, wie junge Ehrenamtliche gezielt Ideen für ih- Nach dem Mittagessen wurde die Runde der Teilnehmer nochmals ren Verein entwickeln, gestalten und einbringen können, um den Ver- größer, denn es stand die Verleihung des Bernd-Feldhaus-Engage- ein mitzugestalten. Nicht weniger praktisch ging es im zweiten Work- mentpreises 2017 an. Nach den interessanten und gewürdigten Bei- shop um „e-Management“. Die „Digital Natives“, wie der Referent spielen aus den FLVW-Vereinen wurde es wieder aktiv für die Teil- seine Gruppe zur recht nannte, tauschten sich über die Möglichkeiten nehmerinnen und Teilnehmer des „Tag des jungen Ehrenamts“. Feb_18 8 WestfalenSport #1_2018
Titel Titel MOTIVATION: MENSCHEN FÜR EIN THEMA ODER EINE SPORTART BEGEISTERN Die „kleinen Momente“ zählen für Corinna Marschewski Jonas hat Spaß am Ehrenamt, der Verantwortung und Bubble Soccer … Zum Zuschauen gezwungen: Corinna Marschewski ÜBER „SOZIAL GENIAL“ ZUM EHRENAMT Der Blick schweift durch die Halle. Die Kolleginnen und Kollegen bekommen eine Einweisung in die Vorzüge und Tücken des Bubble-Soccers. Corinna Mar- schewski beobachtet das Geschehen von der Seite aus: Ein Infekt setzt sie außer Gefecht. Nicht so, dass sie auf den ersten „Tag des jungen Ehrenamtes“ im „Es macht mir Spaß, Verantwortung zu übernehmen“ SportCentrum Kamen•Kaiserau verzichtet hätte. Aber Bubble-Soccer geht dann doch nicht. Also bleibt Zeit für ein kurzes Gespräch über ihre Motivation, sich ehrenamtlich zu engagieren. Jonas Aulkemeyer, Jahrgang 1999, überzeugter Ehrenamtler und aktiver Trainer der D-Jugend seines Vereins VfL Mettingen, gehörte zu den Premierengästen des „Tag des jungen Ehrenamtes“ im SportCentrum Kamen•Kaiserau. Im Interview mit WestfalenSport erzählt er, wie und warum er zur Ausübung eines Ehrenamtes kam. Anfangs sei es ihr darum gegangen, „etwas zurückzugeben“, so die plaudert ein wenig aus dem Nähkästchen. Dass die Kinder heute 20-Jährige. Sie hat selbst nur positive Erfahrungen in ihrem Heimat- eben nicht mehr so bewegungsfreudig seien, wie früher. Allerdings WestfalenSport: Warum hast du mit deinem Ehrenamt begonnen die Aussicht auf außergewöhnliche Erlebnisse hat, wächst die Begeis- verein TuS Scharmhorst gemacht. Das wollte sie auch anderen er- macht sie das durchaus auch an der Bequemlichkeit der Eltern fest. und übst es immer noch aus? terung natürlich weiter an. möglichen. Nicht einfach so, sondern als gut ausgebildete Übungslei- Recht hat sie. Wenn Sport Teil der Erziehung ist und vorgelebt Jonas Aulkemeyer: Zur Tätigkeit als Trainer beim VfL kam ich über das terin. Schon in der Schulzeit hat sie den klassischen Einstieg gewählt wird, hat der Nachwuchs kaum eine andere Chance, als sich eben- Schulprojekt „sozial genial“. Es handelt sich dabei um ein Projekt, wel- WestfalenSport: Dein persönliches Fazit zum Tag des jungen Ehren- und den Übungsleiterschein Breitensport gemacht. „Der verrückte falls selber zu bewegen. ches im Rahmen des Religionsunterrichts der 9. Klasse durchgeführt amtes? Haufen hat mir gut gefallen“, lacht die Lehramtsstudentin (Englisch Beweglich und extrem ausgelastet ist Corinna Marschewski. Zu- wird und bei dem sich alle SchülerInnen ein Halbjahr lang einmal pro Aulkemeyer: Die Idee finde ich super, weil ich glaube, dass man damit und Sozialwissenschaften für Gymnasium und Gesamtschule). sätzlich zu Studium und Übungsleitertätigkeit ist sie seit November Woche in einer selbst ausgewählten Einrichtung ehrenamtlich betätigen. viele Leute erreichen kann. Auch der Rahmenplan des Tages war für vergangenen Jahres auch noch stellvertretende Jugendsprecherin Die Tätigkeit als Trainer, damals als Co-Trainer der E1-Jugend, mich gelungen. Es war meiner Meinung nach eine gesunde Mischung Übungsleiterin – Jugendsprecherin - Studentin der Leichtathleten in Westfalen. Angesichts der Vielzahl von Aufga- machte mir von Beginn an großen Spaß, sodass ich auch nach Ablauf aus Fortbildung mit sehr interessanten Workshops und Spaß mit nicht Inzwischen nimmt das „Spiel“ Fahrt auf. Gelegentlich geht es nicht ben und ihrem persönlichen Einsatz verwundert ihre Haltung zum von „sozial genial“ weiter dabeiblieb. ganz alltäglichen aber witzigen Aktionen. Außerdem wurde für die Ver- mehr um den Ball, sondern physikalische Gesetzmäßigkeiten, Thema Ehrenamt nicht: „Man braucht mehr Leute, die sich enga- Heute bin ich immer noch Trainer, weil es mir großen Spaß macht, leihung des Ehrenamtspreises damit eine gute Kulisse geschaffen. wenn die Akteure – gut durch die „Bubble“ geschützt – mit unter- gieren, um die Arbeit auf viele Schultern verteilen zu können“, hat Verantwortung zu übernehmen und die Kinder und Jugendlichen in Für die Zukunft wäre es wünschenswert, vielleicht noch die eine oder schiedlichen Geschwindigkeiten aufeinanderprallen. Corinna Mar- sie den eigentlichen Kern des Problems erkannt. Der Wandel des ihrer sportlichen wie persönlichen Entwicklung zu begleiten. andere Stunde mehr Zeit zu haben und ich denke, dass dieser Tag in schewski scheint angesichts dessen froh, nicht auf dem Platz zu Ehrenamtes von einer Lebens- zur Lebensabschnittsaufgabe ist in diesem Jahr auch mehr Besucher verdient. stehen … Allerdings nicht, weil sie mit Fußball nichts anfangen vollem Gang und auch Vereinswechsel im Vergleich zur lebenslan- WestfalenSport: Wie können die Institutionen (Verband/Kreis/Ver- kann. Den Einstieg in die Trainer/-Übungsleiterrolle fand sie bei gen Vereinstreue in der immer mobiler werdenden Welt normal. ein) junge Menschen dafür begeistern, ehrenamtlich tätig zu werden? WestfalenSport: Was wünscht du dir vom Kreis/Verband, damit du den Kleinsten. Vom Trainer angesprochen, ob sie unterstützen wolle, Auch das müssen die Verantwortlichen in den Vereinen berücksich- Aulkemeyer: Ich finde es bei uns im Verein gut, dass man auch als dein Ehrenamt weiter gerne ausübst? sagte sie „Ja“ und blieb dabei. „Ich liebe es“, kommt spontan von tigen. „Neuling“ gut aufgenommen wird und eher jüngere und unerfahrene Aulkemeyer: Speziell bei uns im Kreis würde es mich freuen, wenn ihr. Sie liebt es, Kinder in Bewegung zu bringen, erst beim TuS, Für Corinna persönlich stellen sich solch grundsätzliche Fragen Trainer auch von erfahrenen Trainerkollegen aus dem Verein unter- man in Zukunft offener für neue Ideen werden würde. Damit könn- dann bei Eintracht Dortmund und derzeit als Leiterin einer 20er derzeit nicht. Sie genießt es, ein gutes Verhältnis zu den Athletin- stützt werden. Zudem spornt es immer an, wenn man auch als jün- te man noch mehr junge Menschen dazu motivieren, ehrenamtlich Gruppe in Unna. Angesichts von 60 Kindern, die sie zuvor in Dort- nen und Athleten sowie den Trainerkolleg(inn)en zu haben: „Jeder gerer Trainer schon Verantwortung übertragen bekommt, dieses kön- tätig zu werden, und würde sie nicht mit einer, was Neues angeht, mund betreute, eine fast schon überschaubare Anzahl. „Die Kinder lernt und profitiert auch von dem anderen“, stellt sie fest. Also gibt nen am Anfang auch kleine Aufgaben sein, wie zum Beispiel das total verschlossenen Haltung abschrecken. Zudem könnte man auch geben sehr viel zurück“, ist die Gruppengröße für sie kein Thema. sie nicht nur etwas von ihren positiven Erlebnissen weiter, sondern Durchführen eines bestimmten Teils des Trainings. auf Kreisebene die Kommunikation zwischen den Ehrenamtlichen Zumal es für sie ohnehin die „kleinen Momente sind, an denen bekommt auch jede Menge zurück. Genug, um dem Ehrenamt treu Wenn die ehrenamtliche Tätigkeit im Verein – dafür reicht ja schon mit Veranstaltungen wie dem Tag des jungen Ehrenamtes verbessern. man sich am meisten erfreuen kann“. zu bleiben oder eben trotz Infekt nach Kaiserau zu fahren und beim ein einfacher Ausflug aller Trainer des Vereins oder ähnliches – wert- Das „Training“ der Kleinsten ist für sie „mehr Kindersport“, ob Bubble-Soccer „nur“ in die Beobachterrolle zu schlüpfen.| geschätzt wird und man zum Beispiel bei der Aktion „Fußballhelden“ WestfalenSport: Vielen Dank für das Gespräch! nun früher bei den Minis oder aktuell bei den Leichtathleten und Carola Adenauer 10 WestfalenSport #1_2018 WestfalenSport #1_2018 11
Titel Titel WIE THORSTEN GRINGEL ZUM ERFINDER WURDE Als 26-Jähriger beim Assauer Club ehrenamtlich eingestiegen und neue Wege geebnet Als der FC Schalke 04 im Juli 2007 zum 100-jährigen Jubiläum der SpVgg Herten an der Kampfbahn Katzenbusch mit Stars wie Manuel Neuer und Mesut Özil antritt, hat Thorsten Gringel kaum Augen für die späteren Weltmeister. Der heute 37-Jährige ist viel zu beschäftigt, muss sich darum kümmern, dass alles glatt läuft bei diesem Highlight für den kleinen Verein aus dem nördlichen Ruhrgebiet. Seit 2006 gehört er dem Vorstandsteam des Fusionsklubs an. Vorher erlebt, wie man zum Beispiel bei den Stadtmeisterschaften zwölf hat er selber bei der DJK Herten, bei der SG Langenbochum, beim Stunden in der Halle ist und in der Zeit vielleicht 60 Minuten effektiv TSV Marl-Hüls und schließlich bei der SpVgg Herten gekickt – wie Fußball spielt. Das ist für keinen Beteiligten befriedigend.“ fast ein halbes Jahrhundert vor ihm ein gewisser Rudi Assauer. Der Er spricht mit Sponsoren und versucht, die besten Vereine in der Um- langjährige Manager des FC Schalke rettet mit dem Benefizspiel vor gebung für ein neues Format zu gewinnen: ein Turnier zwischen zehn Jahren seinen Heimatverein aus finanziellen Schwierigkeiten, Weihnachten und Silvester, wenn alle wieder Bock auf Fußball haben, noch heute ist seine Zwillingsschwester Karin Ehrenpräsidentin des und zwar am Abend mit dem Finale um Punkt Mitternacht. „Anfangs Hertener Fördervereins. „Rudi Assauer kam ja immer etwas bollerig habe ich auch ein wenig getrickst“, verrät er lachend. „Ich habe die rüber, aber er hatte immer ein großes Herz“, erinnert sich Thorsten Herner angerufen und ihnen gesagt, dass die Erkenschwicker schon Gringel an einen Fußballtalk in der Brauerei Boente in Recklinghau- zugesagt hätten. Das stimmte so nicht ganz …“ sen, den Kultreporter Werner Hansch moderiert und bei dem auch Egal, beim ersten „Kick-mit-Schmidt-Mitternachtscup“ am 28. De- Nina Hille Julia Hufnagel die BVB-Legende Sigi Held zu Gast ist. zember findet sich in der Halle der Rosa-Parks-Gesamtschule ein il- Thorsten Gringel kommt zu der Zeit etwas unverhofft zum Ehren- lustres Teilnehmerfeld mit zwölf überkreislichen Mannschaften zu- ICH ENGAGIERE MICH EHRENAMTLICH, WEIL … amt. Seine Spielerlaufbahn geht schon mit 27 aufs Ende zu, aber er sammen – darunter Ober- und Verbandsligisten wie Westfalia Herne, will der Spielvereinigung weiter zur Verfügung stehen. „Einer hat ge- SpVg Erkenschwick, SC Hassel und 1. FC Recklinghausen. Anstoß fragt: Kannst du mal helfen? So ging es dann los“, berichtet der Bank- zum ersten Spiel ist um 18 Uhr, das Endspiel tatsächlich um null Uhr. Vier junge Ehrenamtler und viele Beweggründe kaufmann. „Zunächst war ich Pressesprecher und eigentlich für die Veranstaltungen zuständig. Aber in einem kleinen Verein musst du 1.000 statt 20 Leute auf der Tribüne „WestfalenSport“ hat bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des „Tag des jungen Ehrenamtes“ mal nachgefragt, wie und warum sie sich ehrenamtlich natürlich auch mal am Grill stehen oder Bier zapfen.“ Der „Mitternachtscup“ wird im Laufe der folgenden Jahre zum engagieren. Selbstläufer, meistens ist die Halle mit 1.000 Zuschauern restlos aus- Erfolgskonzept „Mitternachtscup“ verkauft. Überraschungssieger wie der Landesligist SF Stuckenbusch Julia Hufnagel (SC Union 08 Lüdinghausen): Nina Hille (Sportfreunde Brackel) Er konnte helfen, und wie! Denn Thorsten Gringel weiß, dass ein oder der Einzug des Gastgebers SpVgg Herten im Jahr 2015 sorgen Die angehende Bankkauffrau ist selber aktive Sportlerin. Das hat – wie Die 28-Jährige trainiert die U17 ihres Vereins, ist als Mitglied im Ju- Spiel gegen den großen FC Schalke zwar eine tolle Sache ist, aber zusätzlich für Stimmung. Am Rande der Bande läuft im Laufe des bei vielen – den Weg zum ehrenamtlichen Engagement bereits geeb- gendvorstand hauptsächlich zuständig für die Mädchen aller Alters- nicht nachhaltig. Er hat eine bessere Idee, wie er Herten wieder zu- späteren Abends schon langsam die Players-Party an, wenn in der net: „Sport zu treiben macht mir selber unheimlich viel Spaß. Es ent- klassen und selber noch aktiv: „Eigentlich wollte ich nur für fünf Spie- rück auf die Landkarte des hiesigen Amateurfußballs kriegt: nämlich Mensa der Schule der DJ die Spieler, Funktionäre und Zuschauer spannt nach der Arbeit total, Kinder zu trainieren“, überzeugt die le aushelfen“, lacht sie und ist mittlerweile als Mittelfeldantreiberin ein Hallenturnier. In einer Zeit, in der vom sogenannten „Budenzau- zum Feiern animiert. Thorsten Gringel und seine Vorstandskollegen 20-Jährige mit ihrem Enthusiasmus und viel Energie. Multitasking reizt unverzichtbar. Sie sei „reingerutscht“ in ihre Tätigkeiten und jetzt ber“ nicht wirklich mehr irgendein Zauber auf die Spieler oder das der SpVgg Herten haben vorher, in der ohnehin schon stressigen offenkundig die jungen Ehrenamtler, so auch Julia. Sie will nach der „kann ich mir das ohne nicht mehr vorstellen. Es macht einfach nur Publikum ausstrahlt, erfindet Thorsten Gringel den „Mitternachts- Weihnachtszeit, mit den Vorbereitungen alle Hände voll zu tun. Der beruflichen Ausbildung weitermachen und an der Fernuni studieren. Spaß“, ist sie Ehrenamtlerin aus Überzeugung und mit reichlich Auf- cup“: Ein Erfolg, der bis heute anhält. Aufwand lohnt sich. „Mit dem Mitternachtscup können wir etwa gaben bei den Sportfreunden nicht wegzudenken. „Im Februar 2006 war unser letztes normales Hallenturnier. Da kam zwei Drittel unseres gesamten Vereinsetats decken“, bemerkt Thorsten Dennis Pelster (SV Burgsteinfurt) ich am Samstagnachmittag von einem Seminar in die Halle und es Gringel. Nur einmal muss das Turnier im Laufe der Jahre ausfallen, Wie hat Euch der „Tag des jungen Ehrenamts“ in Kaiserau gefallen? Sebastian Pieper (SV Berghofen) saßen gefühlt 20 Leute auf der Tribüne. Das musste sich ändern“, er- 2010 fällt zu viel Schnee. Der Tag des jungen Ehrenamts hat nicht nur durch die Action am Wie hat Euch der „Tag des jungen Ehrenamts“ in Kaiserau gefallen? zählt Thorsten Gringel. „Außerdem habe ich es ja als Spieler selbst Nicht nur als Event, sondern auch rein sportlich zählt der Mitter- Ende des Tages in den Bubble-Balls überzeugt, auch die Workshop- Mir hat der TdjE sehr gut gefallen, weil er mir die Möglichkeit ge- nachtscup zu den bestbesetzten Hallenturnieren in der Region. In Phase erbrachte zahlreiche Hilfestellungen und Ideen, die nun in die geben hat, viele andere Trainerkollegen kennenzulernen. Dies hilft diesem Jahr fehlen zwar der Rekordteilnehmer SC Hassel, der wie der alltägliche Vereinsarbeit eingebracht werden können. beim Aufbau eines „Netzwerks“ zwischen jungen Ehrenamtlichen. TSV Marl-Hüls bekanntlich seine Mannschaft aus der Oberliga West- Daher schlage ich vor, solche Veranstaltungen öfter auch auf Kreis- falen zurückgezogen hat, doch prominente Teams wie der Metzelder- Dadurch bin ich zum Ehrenamt im Sport gekommen: ebene anzubieten. Klub TuS Haltern und natürlich Titelverteidiger Westfalia Herne Ich bin auf Nachfrage meines ehemaligen Jugendtrainers, dem ich sorgten auch bei der jüngsten Auflage am 29. Dezember weiterhin für dafür heute noch sehr dankbar bin, zum Ehrenamt gekommen. Dadurch bin ich zum Ehrenamt im Sport gekommen: eine hochkarätige Besetzung. Als mein Verein Trainermangel hatte, wurde ich durch meinen da- Als dann am frühen Morgen gegen 0.30 Uhr der Sieger des nunmehr Ich bin gern Ehrenamtler, weil … maligen Trainer nach Interesse gefragt. 12. Mitternachtscups gekürt wurde – überraschenderweise diesmal … mir jeder Tag im Ehrenamt neue Herausforderungen bietet und der TuS 05 Sinsen – ging Thorsten Gringel sehr viel später mit der die fußballerische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen großen Ich bin gern Ehrenamtler, weil … Genugtuung ins Bett: Ehrenamt lohnt sich – und wer eine gute Idee Spaß macht. … ich hier meine Leidenschaft zum Fußball und die Arbeit mit Thorsten Gringel – hat, wird dafür meist auch belohnt. | Kindern verbinden kann. „Ehrenamt lohnt sich!“ Heiko Buschmann 12 WestfalenSport #1_2018 WestfalenSport #1_2018 13
Titel Titel 24 Mädchen wurden bei der „Only Girls“ Premiere als Junior Coaches zertifiziert Lob gabs bei der Übergabe von Wilfried Busch, Carsten Hesse, Manuel Schulitz und Annike Krahn (v. l.) dann wieder nach Hause gehst. Du isst zusammen, du stehst zusam- es in Kaiserau nämlich noch eine dritte Neuerung: „Wir arbeiten TRAINERINNEN VON MORGEN UNTER SICH men auf, du spielst zusammen, du lernst zusammen für die Lehrpro- ben. Das ist ein Team, das da in diesen fünf Tagen zusammenge- erstmalig mit einem Mentor zusammen, der die Teilnehmerinnen nach dem Junior-Coach-Lehrgang begleitet und ihnen hilft, in die wachsen ist.“ C-Lizenz überzugehen. Wir sind in der Einstiegsquote sensationell Erfolgreiche „Only Girls“-Premiere bei der JUNIOR COACH-Ausbildung dabei, aber im Output – da fehlt noch was. Diese Schnittstelle müs- Junior-Coach als Bundestrainerin? sen wir jetzt besetzen“, erklärt Staab. Das geschieht nun erstmalig Insgesamt 40 Lerneinheiten an fünf Tagen und am Ende 24 strahlende Gesichter: Kurz vor Weihnachten erhielten im SportCentrum Kamen•Kaiserau Das Zertifikat, das die Absolventinnen und Absolventen am Ende durch das Mentoring. „Ich glaube, mit so einem Mentor haben wir die frisch ausgebildeten DFB JUNIOR COACHES ihre Zertifikate. Das Besondere: Erstmals wurde der Lehrgang vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) eines Lehrgangs erhalten, dient als Einstiegsmodul in die Trainer-C- vielleicht das fehlende Mosaiksteinchen gefunden, um mehr Ju- und dem Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW) ausschließlich für Mädchen angeboten. Die Premiere war ein so großer Erfolg, dass Lizenz. Im besten Fall also werden mit dem DFB-JUNIOR- gendliche in die Trainerposition zu bringen“, so Staab – dann wird bereits im April der nächste „Only Girls“-JUNIOR COACH ansteht. COACH die Grundlagen gelegt, um junge ehrenamtliche Traine- irgendwann vielleicht auch mal ein Junior-Coach Bundestrainer. rinnen und Trainer auszubilden und insbesondere zu binden. Oder eben Bundestrainerin. Grund für den nun durchgeführten Sonderlehrgang ist die DFB- werden musste. Somit wird im März noch ein zweiter Lehrgang in An dieser Stelle liege aber leider der große „Knackpunkt“, meint Offensive für den Frauen- und Mädchenfußball und daher eine Kaiserau stattfinden. „Ein grandioser Erfolg“, findet Staab. Staab: „Dass wir 13.000 Jugendliche ausgebildet haben, ist super. Viel Lob bei Zertifikatsübergabe Steigerung der Mädchenquote. Man habe bisher mehr als 13.000 Die zentrale Organisation in Kaiserau brachte auch tolle Nebenef- Wichtiger ist aber: Wie viele bringen wir dann in unseren Trainer- „In eurem noch jungen Alter schon so viel ehrenamtliches Engage- Jugendliche ausbilden können, „der prozentuale Anteil der Mäd- fekte mit sich, erzählt Staab: „Das Schöne war, dass die Mädchen kreislauf?“ Dort habe man noch Luft nach oben. Aus diesem Grund ment zu zeigen, verdient meinen größten Respekt“, lobte Carsten chen liegt dabei erfreulicherweise stabil bei etwa 20 Prozent“, erklärt ununterbrochen zusammen waren, mit Übernachtung. Das ist et- war der Sonderlehrgang im Dezember gleich in mehrfacher Hin- Hesse, Vorsitzender der Kommission Sportverein, Schule, Kita Wolfgang Staab, der beim DFB Leiter des Teams Schule ist und das was anderes, als wenn du dich jeden Tag acht Stunden triffst und sicht ein Pilotprojekt. Neben „Only Girls“ und Zentralisierung gab (KSSK) bei der Zertifikatübergabe. „Es hat mir sehr viel Spaß berei- DFB-JUNIOR-COACH-Programm zusammen mit Projektleiter tet, euch hier zu begleiten. Die Lehrproben waren wirklich hervor- Manuel Schulitz verantwortet. Nun kam die Idee, einen Lehrgang ragend“, zog der beim DFB verantwortliche Projektleiter Manuel mit dem Motto „Only Girls“ zu veranstalten. Schulitz ein sehr positives Fazit. Zentraler Lehrgang ein „Volltreffer“ Auch die ehemalige Nationalspielerin und Olympiasiegerin Annike „Wir haben gesagt: Es gibt so viele Einzelinteressentinnen an den Krahn ließ es sich nicht nehmen, den jungen Trainerinnen persön- Schulen, bieten wir es doch mal in einem Verbandsgebiet an“, so lich zu gratulieren. FLVW-Geschäftsführer Wilfried Busch verwies Staab. Vor diesem Hintergrund hat man sich für den Pilotlehrgang bereits auf den nächsten Lehrgang: Dieser wird Anfang April wieder eine weitere Besonderheit überlegt: Die Ausbildung für die Mäd- kostenfrei im SportCentrum Kamen•Kaiserau für junge Frauen im chen fand nicht – wie sonst üblich – an einer ausgewählten Ausbil- Alter zwischen 15 und 18 Jahren angeboten. Alle Informationen dungsschule statt, sondern wurde von DFB und FLVW zentral or- zum Lehrgang und zur Anmeldung stehen auf der FLVW.de-The- ganisiert. Und das war ein Volltreffer. Die Zahl der Bewerberinnen Entspannt bei Annike Krahn schrieb menseite JUNIOR COACH (QR-Code scannen). | war mit mehr als 40 nämlich so hoch, dass die Gruppe aufgeteilt der Prüfung … fleißig Autogramme Text und Fotos: Christian Schubert//DFB 14 WestfalenSport #1_2018 WestfalenSport #1_2018 15
Titel Titel Wolfgang Staab Lea Alle brodt (F C 1926 Cobben Wie hat Euch de rode) DFB.de: Wie können die jungen Trainerinnen von den Der Jun r Junior ior Coac Coach-L Lehrgängen profitieren? h-Lehrg ehrgang hat viele ang hat in Kaisera Staab: Zunächst bieten wir den Jugendlichen eine kos- neue Me mir sehr u gefallen mer noc nschen k gut gefa ? h Konta ennen g llen! Ma tenlose Ausbildung. Wer diese abschließt, erhält ein Zer- lernt. kt hat u e le rnt, mit n nd man denen m tifikat als Einstiegsmodul in die C-Lizenz. Und wenn sie hat viel an im- für die Z ein Jahr für uns aktiv sind – das ist das Entscheidende – ukunft g Darum b e- in ich Tra bekommen sie mit Abschluss des Abiturs ein Begleit- Ich möc inerin/Ü hte mein bungsleit schreiben von ihrer Schule. Darin wird ihnen beschei- tervermit Wissen a erin gew teln. n andere orden: nigt, dass sie in sehr frühen Jahren schon ehrenamtliche , besond ers Kind Tätigkeit übernommen haben. Und ich denke, wenn ern, wei- Ich bin g ern Train einem Personalchef eine Bewerbung vorliegt, ist so ein cht“ ... ich ge e rin, weil paß gema rne mit ... Begleitschreiben immer ein Bonus- und niemals ein s hat einfach nur S dazu auc Kindern „MÄDCHEN HABEN „E h noch g und Jug Maluspunkt. Gefühl, erne selb endliche sein Wis st Fußba n arbeit sen weit ll spiele. e und ic er zu verm Es ist ein h schönes DFB.de: Und welche Ziele verfolgt der DFB mit der GANZ ANDERE ZIELE ALS JUNGS“ itteln. DFB-JUNIOR-COACH-Ausbildung? Staab: Klar, es ist im Leben immer ein Geben und ein Nehmen. Wir möchten natürlich, dass wir möglichst Möchte den Kindern was weiter geben … Gelungene Premiere des Sonderlehrgangs viele in den Lizenzbereich bekommen. Sprich: C-Lizenz, B-Lizenz, A-Lizenz, vielleicht wird auch mal ein DFB- „EINMALIG UND ABSOLUT EMPFEHLENSWERT“ Im Interview mit DFB.de spricht Wolfgang Staab, Teamleiter Schule beim DFB, über Hintergründe JUNIOR-COACH Bundestrainer. Da spinnen wir na- und erste Eindrücke des Sonderlehrgangs „Only Girls“, über Unterschiede zwischen Mädchen und türlich ein bisschen. Jungen beim DFB-JUNIOR-COACH sowie über seine Zukunftspläne. Stimmen zum „Only Girls“ JUNIOR-COACH Lehrgang. DFB.de: Alle DFB-JUNIOR-COACH-Lehrgänge fin- DFB.de: Herr Staab, wie ist die Premiere verlaufen? DFB.de: Inwiefern unterscheidet sich der „Only Girls“- den in Kooperation mit den Landesverbänden statt. Wie Wolfgang Staab: Wir hatten innerhalb von wenigen Lehrgang von den klassischen DFB-JUNIOR- funktioniert die gemeinsame Konzeption und Planung? Annika Jaskowski (Holzwickede Tagen über 40 Anmeldungen, was natürlich fantastisch COACH-Lehrgängen? Staab: Ohne die Landesverbände geht das ja gar nicht. r SC) ist. Deshalb mussten wir diesen Lehrgang splitten. Den Staab: Für mich war es wichtig, dass Frauen die Mäd- Das Bindeglied zwischen DFB und Ausbildungsschule Wie hat Euch der Junior Coach-L ersten haben wir jetzt vor Weihnachten durchgeführt chen unterrichten. Damit vermeiden wir Hemmschwel- ist immer der Landesverband. Wir können bundesweit ehrgang in Kaiserau gefallen? und den zweiten machen wir in den Osterferien. Es war len, die möglicherweise entstehen, wenn da ein Trainer keine 200 Schulen auswählen, das muss über die Landes- Der Lehrgang hat mir sehr gut gefallen, wir waren eine tolle eine fantastische Stimmung – bisher also ein grandioser vorne steht. So waren die Mädels einfach mal unter sich. verbände gehen. Das ist die entscheidende Schnittstelle. Truppe. Erfolg. Und auch das Feedback ist durchweg positiv: Wenn es sich nicht anders ergibt, kann das zukünftig Ich sage beim DFB immer: Wir haben Ideen. Aber wir Darum bin ich Trainerin/Übun Sowohl von den Referenten als auch von den Teilneh- natürlich auch ein Mann leiten, aber unsere Intention ist müssen die Menschen vor Ort erreichen, die diese Ideen gsleiterin geworden: merinnen, was natürlich das Wichtigste ist. schon, dass wir weibliche Ausbilder für diese „Only dann auch umsetzen. Und das war jetzt in Westfalen mit Ich bin Trainerin geworden, wei l ich Fußball gerne an Kinder Girls“-Lehrgänge gewinnen. Klaus Weiling eine fantastische Geschichte. vermitteln möchte. DFB.de: Was hat Sie dazu veranlasst, einen Sonderlehr- Ich bin gern Trainerin, weil … gang ausschließlich für Mädchen zu veranstalten? DFB.de: Und inhaltlich? DFB.de: Sind weitere „Only Girls“-Lehrgänge geplant? … es mir Spaß macht, mit Kin nswert“ Staab: Der DFB-JUNIOR-COACH wurde nach der Staab: Das Curriculum ist ja festgeschrieben. Ich kann Staab: Grundsätzlich gilt: Nach diesem Pilotlehrgang in dern zu arbeiten. „Einmalig und empfehle WM 2006 konzipiert. Jetzt sind wir im fünften Praxisjahr da jetzt keinen eigenen Strang aufmachen. Diese 40 Kaiserau wollen wir das auf unserer Jahrestagung im Fe- und haben über 13.000 Jugendliche ausgebildet. Der pro- Stunden sind die Basisausbildung der 120-stündigen bruar mit den anderen Landesverbänden noch einmal zentuale Anteil der Mädchen liegt stabil bei etwa 20 Pro- Übungsleiter- oder C-Lizenz, wir können nicht plötz- durchsprechen und sie darum bitten, dass wir das auch akel) Cora Schell (SpVg Br zent. In diesem Zusammenhang wollten wir etwas pro- lich andere Schwerpunkte setzen. Aber das wollen wir fortsetzen. Die Herausforderung war bisher aber immer: iserau gefall en? Gina Kohls (SC GW Varensell bieren. Ich glaube, dass gerade in dem Alter zwischen 15 auch gar nicht. Bis zur Zertifizierung ist alles super, aber dann müssen Coach-Lehrgang in Ka ) Wie hat Euch der Junior und 16 Jahren vielleicht ein paar Berührungsängste da wir es gemeinsam mit den Landesverbänden schaffen, empfehlenswert! Einmalig und absolut Wie hat Euch der Junior Coach-L sind, wenn eine oder zwei junge Mädchen die Ausbildung DFB.de: Welche Vorteile bringen die weiblichen DFB- viele Teilnehmer oder in diesem Fall speziell Teilneh- ehrgang in Kaiserau gefallen? en: Mir hat der Lehrgang sehr gut mit 20 Jungs absolvieren. Und dann habe ich Klaus Wei- JUNIOR-COACHES im Vergleich zu ihren männli- merinnen in die Einsatzfelder zu bringen. Und das ist /Übungsleiterin geword gefallen, weil ich sehr viel Neu- Darum bin ich Trainerin ng im Jug endfußball zu es gelernt habe und viele tolle neu ling (Koordinator Talentsichtung/Talentförderung beim chen Pendants mit? jetzt der entscheidende Punkt: Wie sind dann die Erfah- über das Tra ini e Leute kennengelernt habe. Um meine Kenntnisse Training bieten FLVW, Anm. d. Red.) angerufen und gesagt: Lass uns doch Staab: Mädchen haben ganz andere Intentionen und rungswerte? Wie viel Prozent der Teilnehmerinnen ha- ern ein bestmögliches erweitern und den Kind Darum bin ich Trainerin/Übun einmal eine Ausschreibung „Only Girls“ testen. Meine Ziele als Jungs. Jungs wollen oft nur gewinnen, gewin- ben wir im Verein beziehungsweise in der Schule unter- gsleiterin geworden: zu können! Weil es mir einfach Spaß macht, und unsere Zielsetzung ist es einfach, dass wir die Bereiche nen, gewinnen und die Mädels wollen auch Spaß ha- gebracht? Das bleibt hoch spannend. Und das sind anderen was beizubringen. „Mädchenfußball-AG‘s an den Schulen“ und „Betreuung ben. Was natürlich nicht heißt, dass ein junger Mann Dinge, die wir dann in einem halben Jahr auswerten weil … Ich bin gern Trainerin, tteln möchte! Ich bin gern Trainerin, weil … von Kindermannschaften in den Vereinen“ – wenn es ir- – rein fachlich gesehen – auch ein Mädchen-Training können. Dass wir 13.000 Jugendliche ausgebildet ha- gei ste run g für den Fußball vermi … ich die Be … ich dort auch mit meiner gendwie geht – auch mit Mädchen besetzen. Darüber hat leiten kann. Aber das Feeling und die Denkweise kön- ben, ist super. Wichtiger ist aber: Wie viele bringen wir Persönlichkeit toll wachse und an Selbstvertrauen gewinne – sich auch Heike Ullrich (Geschäftsführende Direktorin Ver- nen manche Mädchen, so glaube ich, viel besser rüber- dann in unseren Trainerkreislauf? Und da haben wir aber natürlich auch, weil der Umgang mit Kindern mir einf bände, Vereine und Ligen, Anm. d. Red.) sehr gefreut. bringen. noch Luft nach oben. ach Spaß macht. Notiert von WestfalenSport-Autor Christian Schubert. 16 WestfalenSport #1_2018 WestfalenSport #1_2018 17
Titel VOLL INTEGRIERT Schiedsrichterin Mahsume Keskin engagiert sich ARBEITET WERKTAGS. SCHUFTET AM Mahsume Keskin Im Dezember letzten Jahres liefen die Schiedsrichter in den ersten beiden Ligen mit einem Sondertrikot mit dem Schriftzug „Ehrenamt – das Rückgrat des WOCHENENDE. Fußballs“ auf. Auch wenn alle ehrenamtlichen Helfer in den Vereinen gemeint sind, so gibt es eine Gruppe, die hier gerne vergessen wird. Denn: Auch das Spyro, Mittelfeldspieler bei Blau-Weiß Ellas Hamburg. Schiedsrichteramt ist ein Ehrenamt! Zu den über 70.000 ehrenamtlichen Unparteiischen in Deutschland gehört auch Mahsume Keskin aus dem Kreis Einer von mehr als 5,7 Millionen Vereinsfußballern, die jeden Tag beweisen, wie ernst es ihnen mit diesem Spiel ist. Dortmund. Die 27-Jährige ist seit 14 Jahren als Schiedsrichterin tätig und engagiert sich auch darüber hinaus für den Fußball. Mehr über Spyro und den Amateurfußball in Deutschland auf kampagne.dfb.de „Man hat als Schiedsrichterin eine gewisse Verantwortung. Ich in- Mahsume lebt und liebt den Fußball – engagiert sich auch neben dem vestiere sehr viel Zeit. Aber es ist wie bei einem Trainer auch: Wir Platz für ihren Sport. Besonders im Bereich der Integration fühlt sich bereiten uns Woche für Woche auf unsere Spiele vor“, sagt Mahsu- Mahsume zu Hause. Sie arbeitete bereits aktiv in der Verbandskommis- me Keskin. Der Aufwand fällt ihr leicht. Denn nur was Spaß sion für Integration mit, betreute hier das Projekt „Mädchen mitten- macht, könne man über so eine lange Zeit auch ausüben. „Wir ha- drin“. „Hier ging es um die Motivation von Mädchen, dass sie im Fuß- ben nicht den einfachsten und auch nicht den beliebtesten Job“, ball tätig werden und Spaß daran haben“, erklärt die 27-Jährige. Seit lacht sie. Doch was hält die Unparteiische dabei? „Anfangs hatte ich Kurzem ist sie in ihrem Heimatkreis Mitglied in der Kommission Ver- auch einen Punkt, an dem ich dachte: ‚Oh mein Gott, sollst du dir einsentwicklung und Integration. „Mir ist vor allem der Kontakt zu den das jede Woche antun?‘. Über die Jahre habe ich mir Selbstvertrau- Vereinen wichtig – dass ich diese tatkräftig unterstützen kann.“ Ihrer en aufgebaut. Meine Familie hat mich all die Jahre unterstützt und Ansicht nach sollte Integration möglichst früh anfangen. „Mit dem motiviert.“ Denn wenn etwas enorm wichtig sei, da ist sie sich si- Ziel, die Kinder von der Straße zu holen, dass sie einem vernünftigen cher, dann ist es das Umfeld. „Wenn ich diese Unterstützung von Hobby nachgehen.“ Denn schließlich hätten Vereine auch eine soziale Familie und Freunden nicht gehabt hätte, hätte ich aufgehört.“ Verantwortung. Und diese könne auch weit über das normale Vereins- leben hinausgehen. „Warum nicht mal Hausaufgabenunterstützung Mahsume lebt und liebt den Fußball oder Sprachkurse für Flüchtlinge anbieten?“, regt Mahsume an. Doch nicht nur das familiäre Umfeld motiviert die junge Schieds- Doch was macht den Reiz aus, sich über das Normale hinaus zu engagie- richterin: „Auch mein Verein steht immer hinter mir und erkennt ren? „Ich finde es spannend, auch mal die andere Seite zu sehen – was da- das, was ich leiste, an.“ Auch Mahsume hat früh angefangen, Fuß- hintersteckt von der Verwaltung oder der Organisation.“ Mahsume hat ball zu spielen, kennt jeden im Verein, wird zu Weihnachtsfeiern Spaß daran, bekommt eine Menge zurück: „Durch Menschen, die mich eingeladen oder unterstützt an spielfreien Wochenenden auch mal loben oder in meiner Arbeit unterstützen.“ Dabei sieht die angehende die erste Mannschaft. „Andere Schiedsrichter sind nur da, um das Verwaltungsfachangestellte in dem ehrenamtlichen Engagement keine zu- Soll zu erfüllen, wieder andere sind hingegen voll in den Verein sätzliche Belastung: „Es ist vielmehr ein Ausgleich zum Alltag. Den erhalte integriert, werden ins Vereinsleben eingebunden, trainieren mit ich durch den Sport, durch den Fußball und durch das Ehrenamt.“ | oder spielen auch selbst.“ Text und Foto: David Hennig UNSERE AMATEURE. ECHTE PROFIS. 18 WestfalenSport #1_2018
Gastkommentar Gastkommentar athletik-Verband Westfalen – einem von 20 DLV-Landesverbänden zige Mitarbeit von Tausenden freiwilliger Helfer, sei es als Übungs- – besonders eng und harmonisch ist. In fast allen DLV-Gremien sind leiter, Betreuer, Kampfrichter oder Vorstandsmitglied. Unser ge- Mitarbeiter aus westfälischen Vereinen verankert, die hier beheimate- meinsames Ziel für die kommenden Jahre muss es sein, die „WESTFÄLISCHE ten Bundestrainer leisten hervorragende Arbeit und die Top- vorhandenen Helfer weiter zu motivieren und möglichst neue hinzu athleten sind so leistungsstark, dass überproportional viele von ih- zu gewinnen. Zur Motivation der bisherigen Mitarbeiter hat sich die nen für internationale Einsätze nominiert werden. Für mich persön- westfälische Leichtathletik-Führung im vergangenen Jahr einige Ak- lich war die beispielhafte Zusammenarbeit zunächst erkennbar in tionen einfallen lassen. Die Erfahrung zeigt, dass man neue Ehren- FACHLEUTE SETZEN den Vorbereitungen zu den Deutschen Hallenmeisterschaften, die amtliche nur gewinnen kann, wenn man ihnen einzigartige Erleb- am 17. und 18. Februar in der Dortmunder Körnig-Halle ausgetra- nisse bietet. Ein solches Erlebnis, das vielleicht den einen oder gen werden: Die Fachleute aus dem FLVW und der Stadt Dort- anderen so sehr begeistert, dass er/sie sich zu einer Mitarbeit im IMPULSE AUF mund haben hervorragend zugearbeitet, Reibungsverluste und Leichtathletikverein entschließt, könnte im Jahr 2018 die Europa- Kompetenzgerangel gibt es hier nicht, kurz „die Chemie stimmt“. meisterschaft in Berlin sein. Sechs Tage Gänsehaut-Feeling vom 7. Ich bin fest überzeugt, dass wir stimmungsvolle und bestens organi- bis zum 12. August – gleich ob im Olympiastadion oder zuhause vor NATIONALER EBENE“ sierte Titelkämpfe in einer ausverkauften Halle erleben werden. dem Fernseher – sind dazu vorbereitet. Das Interesse und die Vor- Der unbedingte Wille beider Seiten zu gegenseitiger Hilfe zeigt sich freude sind riesengroß und die deutschen Leichtathleten wollen aktuell in einem der zentralen Themen der westfälischen Leichtath- dem Kontinent ein großes Fest des Sports präsentieren. In diesem letik, nämlich der Möglichkeit, Deutsche Leichtathletik-Meister- Zusammenhang danke ich dem FLVW für die umfangreiche Unter- schaften auszurichten: Dank des Einsatzes des Dortmunder Ober- stützung bei der Promotion. Schließlich haben es überdurchschnitt- bürgermeisters Ullrich Sierau wird in den nächsten Jahren die lich viele westfälische Kampfrichter und Volunteers geschafft, vom Körnig-Halle so ausgebaut, dass die regelmäßige Durchführung der Organisationskomitee als fachkundige Helfer eingeladen zu werden. Hallen-DM in Westfalen sichergestellt ist. Mit Hilfestellung der Dass nun auch noch viele westfälische Athleten die Nominierung Landesregierung NRW soll das Stadion in Bochum-Wattenscheid so zur EM-Teilnahme erlangen, dürfte keine Frage sein. „Die westfälische Leichtathletik hat in der Vergangenheit immer wieder mit neuen Ideen und interessanten Initiativen Akzente gesetzt“ erweitert werden, dass dort wieder DLV-Freiluft-Titelkämpfe mög- Die westfälische Leichtathletik hat in der Vergangenheit immer wie- lich sind – insgesamt also eine Win-win-Situation, die besonders der mit neuen Ideen und interessanten Initiativen Akzente gesetzt. den Sportlern und Fans der Region zugutekommt. Ich bin sicher, dass das auch in der Zukunft so bleiben wird. Die Meinung der Leichtathleten aus den westfälischen Vereinen ist im Aber auch in den anderen Aufgabenbereichen neben dem Spitzen- DLV gefragt und wird dankbar aufgenommen. sport und der Veranstaltungsdurchführung ist das Verhältnis zwi- Der westfälischen Leichtathletik wünsche ich für die Zukunft eine schen DLV und FLVW vorbildlich. Im Breitensport, in der Jugend- Fortsetzung der bisherigen erfolgreichen Arbeit zum Wohle unseres arbeit und ganz besonders in der Trainer-Ausbildung und in der Sports. Ich bin zuversichtlich, dass die anstehenden Themen mit Weiterentwicklung der EDV haben die westfälischen Fachleute in Energie und Entschlossenheit angegangen werden. Dann wird der letzter Zeit Impulse auch auf nationaler Ebene gesetzt. Ich hoffe Landesverband Westfalen innerhalb des Deutschen Leichtathletik- zuversichtlich, dass dies nicht nur fortgeführt, sondern weiter ausge- Verbandes seine führende Stellung behaupten und festigen können. baut wird. Dass der FLVW von manchen DLV-Mitarbeitern als LIEBE FREUNDINNEN UND ser Aufbau mit ihrer gegenseitigen Abhängigkeit der Organisationen aber unübersehbare Vorteile. Würden Sportverbände und -vereine „Muster-Landesverband“ angesehen wird, mag auch darin begrün- det sein, dass hier mit dem SportCentrum Kamen•Kaiserau und FREUNDE DES SPORTS! wie Wirtschaftsunternehmen geführt und auf Gewinnmaximierung fokussiert, könnten sie ihre sozialen Aufgaben nicht erfüllen. Wenn den gut ausgerüsteten Stützpunkten in Dortmund, Bochum-Wat- tenscheid, Münster und Paderborn sowie der Bundeswehr-Sport- dieses auf Ehrenamtlichkeit und gegenseitige Rücksichtnahme ba- schule Warendorf hervorragende Bedingungen für die olympische ein wesentliches Kennzeichen des deutschen Sports, das ihn vom sierende System gut funktionieren soll, ist eine vertrauensvolle Zu- Kernsportart geschaffen wurden, an denen man viel für die Leicht- Sportbetrieb in den meisten anderen Nationen unterscheidet, ist sammenarbeit zwischen den einzelnen Ebenen unabdingbar. athletik erreichen kann. Es muss in den nächsten Jahren vorrangiges seine föderale Struktur. Der hierarchische Aufbau vom Verein, über In den ersten Wochen in meinem neuen Amt als Präsident des Ziel der FLVW-Führung sein, die Fortführung dieser bewährten Kreis- und Landesverband bis zum nationalen Fachverband wird Deutschen-Leichtathletik-Verbandes habe ich schnell bemerkt, dass Arbeit engagierter Trainer und Vereine zu gewährleisten. von manchen Außenstehenden kritisiert und als Hindernis für eine in diesem Sinne die Kooperation zwischen dem nationalen Dach- Der Sport in Deutschland – und das gilt insbesondere auch für die Jürgen Kessing zeitgemäße Weiterentwicklung beschrieben. Andererseits zeigt die- verband DLV und seinem Mitgliedsverband Fußball- und Leicht- Leichtathletik – ist angewiesen auf die begeisterte und uneigennüt- DLV-Präsident 20 WestfalenSport #1_2018 WestfalenSport #1_2018 21
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