Anleihen 2014 SPECIAL - Jg. Finanzierung für den Mittelstand - 12,50 EUR - BondGuide
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12,50 EUR März 2014 In Kooperation mit SPECIAL Anleihen 2014 4. Jg. Finanzierung für den Mittelstand powered by
UNTERNEHMENSWACHSTUM VOM KAPITALMARKT. WIR SIND IHR SPEZIALIST FÜR UNTERNEHMENSANLEIHEN. Als Pionier für bankalternative Unternehmensfinanzierung war youmex allein in den letzten 3 Jahren mit einem Platz- ierungsvolumen von über 700 Millionen Euro am Erfolg von mehr als 40 Unternehmensanleihen in Deutschland beteiligt. www.anleihe.youmex.de Auszug unserer Referenzen: 2. Quartal 2013 Januar 2013 November 2012 Juni 2012 Steilmann-Boecker Fashion Aurelius AG DIC Asset AG René Lezard Point GmbH & Co. KG EUR 20.000.000 Aufstockung um Internationale Roadshow EUR 30.000.000 EUR 15.000.000 EUR 30.600.000 für Aktienumplatzierungen Unternehmensanleihe Inhaberschuldverschreibung Inhaberschuldverschreibung Lead Arranger Lead Institutional Sales Sales Agent Lead Manager youmex Invest AG – Ihr Finanz- und Kapitalmarktpartner Taunusanlage 19, 60325 Frankfurt / Germany, +49 69 505045 000, www.youmex.de
BondGuide – Special „Anleihen 2014“ EDITORIAL FALKO BOZICEVIC, CHEFREDAKTEUR Es ist angerichtet Liebe Leserinnen und Leser, angestoßen wird, ist schon ein wichti- ger Zweck von Meinungsartikeln erfüllt. wir schreiben das Jahr #5 seit Erfin- dung der „Mittelstandsanleihe“. Und Auch die diesjährigen Autoren/Inter- – Kapitalmarktberatung Sie wissen ja sicherlich: Jeder be- viewees haben wir einmal mehr auf- kommt den Markt, den er verdient. gefordert „Kante zu zeigen“, und wie – Eigenkapitalbeschaffung Sie fortfolgend sehen können, ist – Langfristiges Fremdkapital Mir wird ja gerne mal vorgeworfen – in das in vielen Fällen ziemlich ordent- über Anleihen der Regel von Dienstleister-Akteuren, lich gelungen. Schönschreiben muss bei denen es gerade ein wenig hakelt –, bzw. kann man die seit ca. Mitte – Dual Track die Szene kaputtzuschreiben mittels vergangenen Jahres eingetretene – Incentivierungsprogramme polarisierender Editorials. Da fühle ich Sachlage nicht, und das ist auch für Führungskräfte mich wirklich geehrt. Glaube aber, dass nicht Aufgabe unseres jährlichen ich an dieser Stelle und mit diesen Nachschlagewerks. Vielleicht gelingt Mitteln wohl kaum über eine solch wenigstens der Versuch, den Markt – Individuell marktbeeinflussende Machtfülle verfüge. ein ganz klein bisschen zu prägen – bestenfalls sogar zu lenken. – Unabhängig Im BondGuide hatten wir es stets be- – Diskret tont: Alle Dienstleister sitzen im selben Wie Sie weiterhin sehen werden: Die- Boot wie wir (wie auch die anderen ses Jahr zum ersten Mal unter Bond- sich um Mittelstandsanleihen küm- Guide-Label statt wie in den Vorjah- mernden Medien) – und sinkt der Pe- ren unter GoingPublic Magazin. Ein gel, laufen wir gemeinsam auf Grund. winziger Schritt für den Leser, ein Es wird Sie deshalb nicht verwundern, großer – nein, nicht für die Mensch- wenn Qualitätsverbesserung bzw. ge- heit – für den Verlag. BondGuide ist nerelle Verbesserungsideen in diesem mittlerweile so erwachsen geworden, ANSPRECHPARTNER immer noch jungen Marktsegment dass er sich eine eigene Sonderaus- Prof. Dr. Wolfgang Blättchen gleich in mehreren Fachbeiträgen/In- gabe verdient zu haben scheint. Dr. Stephan Mahn terviews adressiert werden. Uwe Nespethal Kurzum: Meinungsstark können wir. Bei 26 regulären BondGuide-Editorials Dabei soll’s auch bleiben. per annum sowie diversen Tweets ist BLÄTTCHEN FINANCIAL ADVISORY womöglich auch nicht jede Zeile Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen staatstragend oder geschichtswürdig. T + 49 (0) 71 52. 61 01 94. 0 F + 49 (0) 71 52. 61 01 94. 9 Wenn die eine oder andere Diskussion @ info@blaettchen-fa.de S. 3 www.blaettchen-fa.de
BondGuide – Special „Anleihen 2014“ 3 Editorial 26 Mittelstandsmarkt 2.0 Es ist angerichtet Status: negativ Thomas Ronfeld, Grundlagen DONNER & REUSCHEL 28 Lockruf der Börse – auf Zeit? 6 Der Corporate-Bond-Markt 2013 Anleihen im Visier von Unterschiedliche Entwicklungen in Unternehmen und Anlegern den Segmenten Dr. Martin Steinbach, EY Uwe Nespethal, 32 Schuldscheindarlehen Prof. Wolfgang Blättchen, Reif für die Versicherungs- Blättchen Financial Advisory wirtschaft? 10 Die Zukunft der Mittelstands- Dieter Pape, URA Rating Agentur Interview mit Klaus Rainer anleihen in Deutschland 36 Wandlungsfähigkeit ist en vogue Kirchhoff, Vorstandsvorsitzender, Kirchhoff Consult Ideen zur Qualitätsverbesserung Kreative Lösungen zur Prospekt- S. 20 Stefan Dodel, Christian Czaya, IKB vermeidung gibt es durchaus 12 „Emittenten finden trotz Dr. Thorsten Kuthe, Ablehnung durch verschiedene Madeleine Zipperle, Institute häufig doch noch Heuking Kühn Lüer Wojtek einen Emissionsbegleiter“ Interview mit Tilo Kraus, Head of Rating, Research & Capital Markets & Derivatives, Kommunikation IKB Deutsche Industriebank 14 Der deutsche High-Yield-Markt 38 Die Anforderungen müssen etabliert sich steigen Anforderungen von Investoren ver- Auf dem Weg zu professionellen ändern sich zunehmend Covenants-Standards Holger Clemens Hinz, Sebastian Zank, Senior Analyst, Martin Kunze, quirin Bank Scope Ratings Dr. Martin Steinbach, EY S. 28 18 „Das Retail-Segment wurde 42 Differenzierte Strukturierung von anscheinend bewusst ausgenutzt“ Anleihebedingungen Interview mit Arno Fuchs, CEO, Mehr als nur Covenants FCF Fox Corporate Finance Dr. Sven Janssen, Christian Kimpel, 20 „Oft wird erst kommuniziert, Close Brother Seydler Bank wenn das Kind schon in den 44 „Es wäre bedauerlich, wenn der Brunnen gefallen ist“ deutsche Mittelstand jetzt unter Interview mit Klaus Rainer einer Pauschalverurteilung zu Kirchhoff, Vorstandsvorsitzender, leiden hätte“ Kirchhoff Consult Interview mit Dr. Michael Munsch, Vorstand, Creditreform-Rating Platzierung & Handel 48 „Ratingagenturen eröffneten eine Parallelwelt, um neue Anleger- 22 „Das Thema ‚reine Refinan- kreise zu gewinnen“ zierung‘ hat sich erledigt“ Interview mit Dr. Hans-Werner Madeleine Zipperle und Dr. Thorsten Interview mit Thomas Kaufmann Grunow, Partner bei der Beratungs- Kuthe, Heuking Kühn Lüer Wojtek und Raimar Bock, Steubing gesellschaft CAPMARCON S. 36 S. 4
BondGuide – Special „Anleihen 2014“ 50 „Viele Ratings im Markt waren Investment unglaubwürdig“ Interview mit Ralf Garrn, 64 Sentiment-Umfrage unter Geschäftsführer, und Hendrik Emittenten Emrich, Leiter Credit Research, Sicherheiten und Transparenz sind Euler Hermes Rating Deutschland wichtigste Erfolgsfaktoren 68 Folgende 10 Punkte bestimmen Legal die Anleihemärkte 2014 Robert M. Hall, MFS Institutional 52 Insiderthemen bei Anleihen Fixed-Income Portfolio Manager Ein komplexes und haftungsträch- 70 Standpunkt German Mittelstand Dr. Christian Becker (Foto) tiges Thema, besonders in Mit Automobilanleihen auf der und Dr. Oliver Wilken, Krisensituationen Überholspur? GÖRG Rechtsanwälte Dr. Johannes Weidelener, LL.M., Ralf Meinerzag, Steubing German S. 62 Heussen Rechtsanwaltsgesellschaft Mittelstand Fund I 54 Einiges zu bedenken 72 „Wenn Kreditklauseln deutlicher Der Rückkauf von Anleihen ausformuliert sind, darf der Kupon Dr. Markus J. Friedl, Dechert auch durchaus kleiner sein“ 56 AIFM lässt grüßen Interview mit Marius Hoerner, Unternehmensanleihen, Fondsmanager des Artus Mezzaninefinanzierug & Co. Mittelstands-Renten HI Fonds Dr. Anne de Boer, Hendrik Riedel, 74 Marktdaten Dr. Oliver Glück, League Tables und GSK Stockmann + Kollegen Rendite-Rating-Matrix 58 Collective Action Clauses 76 Segmente für Mittelstands- Gläubigerversammlungen als Mittel anleihen in Deutschland zur Anleiherestrukturierung 78 Notierte Mittelstandsanleihen im Robert M. Hall, MFS Institutional Christoph Schauenburg, Überblick Fixed-Income Portfolio Manager S. 68 Ingo Wegerich, 83 Fondsprodukte auf Luther Rechtsanwaltsgesellschaft Mittelstandsanleihen 60 Restrukturierung von Anleihen vor und in der Insolvenz Service Schuldverschreibungsgesetz versus Insolvenzordnung 84 Partner der Ausgabe im Portrait Dr. Mirko Sickinger, Sven Radke, Heuking Kühn Lüer Wojtek 88 Literaturhinweis/Impressum 62 Der Debt Equity Swap Ultima Ratio für eine erfolgreiche 90 Glossar finanzielle Restrukturierung Dr. Christian Becker, Dr. Oliver Wilken, GÖRG Rechtsanwälte Ralf Meinerzag, Steubing German Mittelstand Fund I S. 70 S. 5
BondGuide – Special „Anleihen 2014“ GRUNDLAGEN VON UWE NESPETHAL UND PROF. WOLFGANG BLÄTTCHEN, BLÄTTCHEN FINANCIAL ADVISORY Der Corporate-Bond-Markt 2013 Unterschiedliche Entwicklungen in den Segmenten Der Unternehmensan- Abb. 1: Entwicklung des Primärmarktes für institutionelle Anleihen deutscher leihenmarkt im Überblick Non-Financial-Emittenten1) Die Rahmenbedingungen für HYB Quote 105,4 11% den Primärmarkt von Unter- 11,9 HYB Quote nehmensanleihen waren im 10% abgelaufenen Jahr 2013 durch- 75,0 HYB Quote 20% 71,3 aus optimal. Das Zinsniveau 7,3 57,6 HYB Quote 14,0 bewegte sich fortwährend auf HYB Quote HYB Quote 19% 12% 24% einem historischen Tief. So 93,5 39,3 32,7 34,7 blieb die Umlaufrendite einer 7,6 67,7 4,0 57,6 8,3 57,3 10-jährigen Bundesanleihe über 28,7 31,7 das Jahr hinweg deutlich un- 26,4 terhalb der 2%-Marke. Der 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 tiefste Renditewert von 1,2% High-Yield Investment Grade wurde im Mai erzielt, nachdem die Europäische Zentralbank 1) Ohne Mittelstandsanleihen Quelle: Thomson Financial den Leitzins um 0,25 Punkte auf 0,5% senkte, den tiefsten Stand seit Einführung des Euros. In den folgenden Sommer- Anleihen (Non-Financials) im letzten Jahr einen Wert von 71,3 monaten erhöhte sich das Zinsniveau deutlich und erreichte Mrd. EUR erreichte und damit nahezu an das Vorjahresniveau im September kurzfristig die 2%-Marke. Zum Jahresende lag von 75 Mrd. EUR anknüpfte. Besonders dynamisch belebte die Umlaufrendite bei 1,91%. Im Gegensatz zum moderaten sich im abgelaufenen Jahr die Emissionstätigkeit im Hochzins- Zinsanstieg in der zweiten Jahreshälfte verengte sich der markt (High-Yield-Anleihen). So wurde von deutschen Emitten- Risikoaufschlag für Anleihen von Emittenten im „High Yield“- ten ein Volumen von 14 Mrd. EUR emittiert. Das entspricht ei- Segment. Gemessen am iTRAXX Europe Cross Over, der mit ner Steigerung von 92% gegenüber dem Vorjahr (7,3 Mrd. einer Laufzeit von fünf Jahren und zum Jahresanfang mit EUR). Ebenfalls nahm der Anteil der hochverzinslichen Anleihe- einem Spread von 4,5% startete, erreichte er im Juli seinen emissionen am gesamten institutionellen Anleihenmarkt zu. Höchstwert von über 5% und hat sich danach stetig bis zum Diese sogenannte High-Yield-Quote erreichte 2013 einen Wert Jahresende auf ein Niveau von unter 3% reduziert. von 20%, der im Vorjahr noch bei 10% lag. Zu den größten High-Yield-Emittenten im letzten Jahr zählen die Automobilzu- Dieses Niedrigzinsumfeld führte dazu, dass die Emissionstä- lieferer, die einen Marktanteil von rund 40% innerhalb des tigkeit deutscher Emittenten im Segment der institutionellen Hochzinssegments erzielten. Zu den größten Emittenten zähl- S. 6
BondGuide – Special „Anleihen 2014“ ten die Schäffler Gruppe (2,8 Mrd. EUR), Continental (2,2 Mrd. 2013 durchschnittlich 2,7%. Dagegen konnten Emittenten EUR) und ThyssenKrupp (1,6 Mrd. EUR), die regelmäßig als so- von High-Yield-Anleihen aufgrund der deutlichen Spread- genannte Daueremittenten den Bondmarkt in Anspruch nah- Einengung profitieren und mussten am Ende des Jahres eine men. Darüber hinaus sind 2013 auch Neu- oder Gelegenheits- Verzinsung von durchschnittlich nur 3,9% am Markt bezah- emittenten an den High-Yield-Markt gekommen wie WEPA Hy- len. Im Jahr zuvor lag die Rendite noch bei 6,3%. gieneprodukte (328 Mio. EUR), ista International (875 Mio. EUR), KION (650 Mio. EUR) oder TANK & RAST (466 Mio. EUR). Das im Jahr 2012 gestartete Börsensegment für institutionel- le Anleihen an der Frankfurter Börse, der Prime Standard für Insgesamt wurden letztes Jahr 211 Anleihen von 51 deut- Unternehmensanleihen, konnte im Laufe des letzten Jahres schen Emittenten im institutionellen Bondmarkt (Non-Finan- einen Zuwachs von acht Anleihen auf insgesamt elf erzielen. cials) emittiert. Wie schon 2012 dominieren auch im Jahr Diese elf Anleihen stammen von neun Emittenten mit einem 2013 die bekannten deutschen Automobilhersteller (VW, Gesamtvolumen von rund 3,5 Mrd. EUR. Hier zeigt sich der BMW, Daimler) mit einem Marktanteil von 50% gemessen am Erfolg des Segments. Im Gegensatz zum klassischen institu- Emissionsvolumen. Die durchschnittliche Rendite für Emit- tionellen Primärmakt können hier Privatanleger bei der Erst- tenten von Anleihen mit einer 10-jährigen Laufzeit und einem platzierung über die Zeichnungsfunktionalität (Retail Rating an der unteren Grenze des Investment Grade (BBB) Subscription Service) teilnehmen. lag zum Jahresende wie auch zwölf Monate zuvor bei 3,2%. Für Emittenten mit einem A-Ratingstatus hat sich das Zins- Zunehmend Ausfälle im Mittelstandssegment niveau für eine 10jährige Anleihe gegenüber dem Vorjahr Von dem günstigen Zinsumfeld konnte das junge Mittel- ebenfalls nicht verändert und beträgt zum Ende des Jahres standsanleihensegment nur bis zur Sommerpause 2013 pro- Anzeige Begleitung bei Begleitung Genuss- Begleitung einer Begleitung einer Mittel- Begleitung einer Begleitung einer Debt-to-Equity-Swap scheinemission einschließlich Wandelanleihe einschließlich standsanleihe einschließlich Unternehmensanleihe Wandelanleihe der SolarWorld AG Prospekterstellung Prospekterstellung Prospekterstellung 2014 2014 2013 2013 2013 2012 Begleitung einer Mittel- Begleitung einer Mittel- Begleitung einer Mittel- Begleitung einer Begleitung einer Begleitung einer standsanleihe einschließlich standsanleihe einschließlich standsanleihe einschließlich Unternehmensanleihe Wandelanleihe Mittelstandsanleihe Prospekterstellung Prospekterstellung Prospekterstellung 2012 2012 2012 2012 2012 2012 Sie wollen hoch hinaus – Wir bieten Ihnen ein Team erfahrener Rechtsexperten, die sich auf Kapitalmarkt- transaktionen wie Börsengänge, Secondary Placements, Platzierung von Anleihen, wir sorgen für eine sichere Basis. öffentliche Übernahmen sowie auf die laufende kapitalmarktrechtliche Beratung einschließlich der Betreuung von Hauptversammlungen börsennotierter Gesellschaften spezialisiert haben. Eine Expertise, die sich schon seit über zehn Jahren für unsere Mandanten auszahlt. www.heuking.de | kapitalmarktrecht@heuking.de Berlin · T +49 30 88 00 97-0 · berlin@heuking.de Düsseldorf · T +49 211 600 55-00 · duesseldorf@heuking.de Köln · T +49 221 20 52-0 · koeln@heuking.de Brüssel · T +32 2 646 20-00 · brussels@heuking.de Frankfurt · T +49 69 975 61-0 · frankfurt@heuking.de München · T +49 89 540 31-0 · muenchen@heuking.de Chemnitz · T +49 371 38 203-0 · chemnitz@heuking.de Hamburg · T +49 40 35 52 80-0 · hamburg@heuking.de Zürich · T +41 44 200 71-00 · zuerich@heuking.ch
BondGuide – Special „Anleihen 2014“ Abb. 2: Emissionen – Mittelstandsanleihen 20131) Anzahl Emissionen 9 6 5 4 4 2 2 2 1 1 0 0 Jan 13 Feb 13 Mär 13 Apr 13 Mai 13 Jun 13 Jul 13 Aug 13 Sep 13 Okt 13 Nov 13 Dez 13 Emissionsvolumen in Mio. EUR2) 435 390 153 125 118 92 100 35 25 0 0 13 Jan 13 Feb 13 Mär 13 Apr 13 Mai 13 Jun 13 Jul 13 Aug 13 Sep 13 Okt 13 Nov 13 Dez 13 1) Innerhalb der Anleihenbörsensegmente; 2) Prospektiertes Volumen Quelle: Wertpapierprospekte fitieren. Bis Juli wurden innerhalb der Mittelstandsanleiheseg- sionsvolumen von 2,3 Mrd. EUR bzw. 1,8 Mrd. EUR tatsäch- 1 2 mente 1,26 Mrd. EUR bzw. 28 Anleihen platziert . Nach der lich bis zu diesem Zeitpunkt platziertem Volumen. An der Sommerpause ließ die Emissionstätigkeit mit einem prospek- Stuttgarter Börse (bondm) waren es zum Jahresende noch tierten Volumen von nur noch 230 Mio. EUR bzw. acht Anleihen 27 Anleihen mit einem prospektierten Gesamtemissionsvolu- merklich nach, da sich vermehrt Ankündigungen von Zahlungs- men von 1,8 Mrd. EUR bzw. 1,7 Mrd. EUR tatsächlich plat- ausfällen bzw. Insolvenzen häuften. In den Monaten Septem- ziertem Volumen. An dritter Stelle steht Düsseldorf mit insge- 3 ber/Oktober kündigten Windreich , Centrosolar Group, FFK samt 16 Anleihen mit einem prospektierten Volumen von 0,48 Environment und 3W Power sogenannte „Defaults“ an. Weite- Mrd. EUR bzw. 0,38 Mrd. EUR. Die Börsenplätze München re Ausfälle folgten im November mit getgoods.de und im (m:access) und Hamburg/Hannover (Mittelstandsbörse Dezember mit hkw Personalkonzepte. Diese Ereignisse setzten Deutschland) konnten keine Neuzugänge verbuchen. die Marktindizes für Mittelstandsanleihen deutlich unter Druck: So fiel der bondm-Index von einem Kursniveau von 95,6% zum Ausblick Jahresanfang auf einen historischen Tiefstwert am 18. Dezem- In Erwartung eines moderat steigenden Zinsniveaus und einer ber von 86,4%. Der Performance-Index „Entry Corporate weiterhin robusten Konjunktur in Deutschland für das laufen- Bond“, der am 07.05.2013 startete, erreichte seinen Tiefpunkt de Jahr spricht nichts dagegen, dass die Emissionstätigkeit im am 23. Dezember mit 94,3%. Beide Indizes konnte sich bis zum institutionellen Corporate-Bond-Markt auf ähnlich hohem 4 Jahresende nur noch wenig erholen . Im Jahr 2013 wurden Niveau wie 2013 bleiben wird. Für das Mittelstandssegment somit insgesamt 1,5 Mrd. EUR bzw. 36 Anleiheemissionen an wird die Situation deutlich schwieriger, da die bisherigen Aus- den Mittelstandsmärkten platziert. Trotz der Verwerfungen im fälle die Investoren für Mittelstandsanleihen kritischer werden zweiten Halbjahr wurde das Niveau des Vorjahres (1,2 Mrd. lassen. Emittenten mit einer überzeugenden „Credit Story“ EUR bzw. 33 Anleihenplatzierungen) erreicht. steht der Zugang zum Kapitalmarkt weiterhin offen. Die Deutsche Börse AG baute mit dem Mittelstandsanleihe- 1) Prospektiertes Emissionsvolumen segment Entry Standard für Unternehmensanleihen ihre be- 2) Emissionen innerhalb der Börsensegmente: bondm (Stuttgart), Entry Standard (Frank- furt), mittelstandsmarkt (Düsseldorf), m:access (München), Mittelstandsbörse Deutsch- reits im Jahr 2012 erzielte Marktführerschaft gegenüber dem land (Hamburg/Hannover) Stuttgarter bondm aus. Zum 31. Dezember 2013 notierten im 3) Wechsel in den Freiverkehr erfolgte im April 2013 4) Schlusskurse am 31.12.2013: bondm Index zu 87,5% und Entry Corporate Bond Entry Standard 52 Anleihen mit einem prospektierten Emis- Index zu 94,7% S. 8
BondGuide – Special „Anleihen 2014“ GRUNDLAGEN VON STEFAN DODEL, CAPITAL MARKETS, UND CHRISTIAN CZAYA, MANAGING DIRECTOR, INSTITUTIONAL SALES, IKB Die Zukunft der Mittelstandsanleihen in Deutschland Ideen zur Qualitätsverbesserung In Deutschland überwiegen traditionell enge Beziehungen zwischen bisher durch Privatanleger und gepoolte Investitionen von Ver- Hausbank und Unternehmen. Diese Beziehungen sind – ausgelöst mögensverwaltungen dominiert wird, halten sich die klassischen durch die Finanzkrise und die daraus resultierende Regulierungs- institutionellen Investoren wie Fonds und Versicherungen mit dynamik – einem grundlegenden Wandel ausgesetzt. Der sich seit dem Verweis auf die wenig standardisierte Dokumentation und 2010 entwickelnde Markt für kleinvolumige Anleihen bietet hier grund- Sicherheitenstellung sowie geringe Liquidität im Sekundärmarkt sätzlich eine flexible Finanzierungsalternative für Unternehmen. Einige zurück. Um bei diesen Investoren Interesse zu wecken, wären Ideen sollten zur Qualitätsverbesserung beitragen. unserer Meinung nach folgende Themenfelder zu adressieren: Zu diesen kleineren Anleihen zählen sowohl High-Yield-Bonds als Unternehmensbonität/Kreditqualität auch Mittelstandsanleihen (MSA). Zwar existieren auch bei diesen Die Einschätzung der Bonität eines Anleiheemittenten muss Anleihen seitens der Investoren Anforderungen hinsichtlich Stan- nachvollziehbar sein und objektiviert werden. Die jüngsten dardisierung des Emissionsprozesses, verlässlicher Bonitätsein- Ratingentwicklungen mit mitunter zu hohen Ersteinschätzungen schätzungen von Ratingagenturen, Handelbarkeit der Anleihen und daraus resultierenden (verspäteten) Herabstufungen sind im Sekundärmarkt und Transparenz der Unternehmensentwick- allerdings kein Phänomen, das auf dieses spezielle Marktseg- lung im Zeitablauf; diese Anforderungen wurden aber aufgrund ment begrenzt ist. Auch angloamerikanische Agenturen agieren eines Anbietermarktes bei Mittelstandsanleihen bisher teilweise oftmals deutlich verzögert, besonders in Märkten, in denen nicht ausreichend berücksichtigt. Resultat ist ein Marktsegment, Transparenz und Informationsdichte noch wenig entwickelt das mit den jüngsten Insolvenzen, Ratingherabstufungen und sind. Richtig ist, dass Ratingagenturen wie Creditreform, Euler Kurskapriolen in der öffentlichen Wahrnehmung nicht ohne Grund Hermes oder Scope ihre Methoden weiter verfeinern und vor kritisch beobachtet wird und nun mit abnehmendem Investoren- allem nachvollziehbar vermitteln sollten. Nicht weniger bedeut- interesse zu kämpfen hat. Um diesem Trend entgegenzuwirken, sam ist aber auch die sorgfältige Auswahl potenzieller Emitten- sind nachhaltige Qualitätsverbesserungen nötig, die den Anfor- ten auf Seiten der emissionsbegleitenden Syndikatsbanken. derungen von Investoren Rechnung tragen. Eine wesentliche Rol- le in diesem Prozess kommt dabei auch den Syndikatsbanken Gerade weil die Unternehmen des deutschen Mittelstandes zu. Diese sollten eine über die Strukturierung und Platzierung der sehr divergierende Risiko-Ertragsprofile aufweisen, sollten sich Anleihe hinausgehende Verantwortung für die Implementierung die Syndikatsbanken vor der Mandatierung fragen, welche und Überwachung qualitativer Mindeststandards übernehmen. Restriktionen sie an einer direkten Kreditvergabe hindern. Dass diese Restriktionen nicht deckungsgleich mit der Risikoeinstel- Entscheidend für eine positive Entwicklung des Marktsegments lung der Investoren sein müssen, liegt auf der Hand. Mit einem für Mittelstandsanleihen wird sein, zusätzliche institutionelle vor der Anleihebegebung zwingend vorgeschriebenen Kredit- Investoren für diese Assetklasse zu begeistern. Während der Markt prüfungsprozess der begleitenden Syndikatsbanken könnten S. 10
BondGuide – Special „Anleihen 2014“ Investoren allerdings ein weiteres Bewertungskriterium an die zu einer Liquiditätssteigerung beizutragen. Eine Market-Maker- Hand bekommen, auch wenn das Ergebnis dieses Kreditprü- Verpflichtung ist aufgrund der strukturellen Besonderheiten des fungsprozesses in der Regel nicht detailliert veröffentlicht wird. Marktes für Mittelstandsanleihen (statisches Investorenverhal- ten, fehlende Repo- und damit Hedgingmöglichkeiten usw.) Sicherheitenstellung/Covenants zum jetzigen Zeitpunkt illusorisch, sollte aber mittelfristig Ziel- Die Interessen von Anleiheemittenten und Investoren bei der setzung der beteiligten Akteure sein. Sicherheitenstellung laufen diametral auseinander. Während die Emittenten eine höchstmögliche Flexibilität ihres Fremdkapitals Überwachungsfunktion/Trustee ohne einschränkende Schutzklauseln anstreben, versuchen In der derzeitigen Ausgestaltung der meisten Mittelstandsanleihen institutionelle Investoren ihre Position durch eben diese Bedin- fehlt die Benennung eines Treuhänders („Trustee“), der im Interesse gungen abzusichern. Im Vergleich zu etablierten High-Yield- der Investoren die Kontrolle über die Sicherheiten und die ord- Bond-Märkten sind Covenants in Dokumentationen von Mittel- nungsgemäße Abwicklung aller Zahlungsströme wahrnimmt. In standsanleihen nach wie vor unterrepräsentiert. Institutionelle der Folge müssen Investoren eigenständig auf die Einhaltung der Investoren verweisen auf die jüngsten Insolvenzen am Markt für Covenants während der Anleihelaufzeit achten und im Insolvenz- Mittelstandsanleihen, bei denen schärfere Covenants die Schief- fall ihre Vertretung auf der Gläubigerversammlung organisieren. Ein lage vermutlich nicht verhindert, den Anleihegläubigern aber Seitenblick auf andere Anleihemärkte (z.B. Asset-Backed-Securi- eine bessere Stellung im Insolvenzverfahren gegeben hätten. ties, High-Yield-Bonds Norwegen und UK) zeigt, dass eine Trustee-Funktion nicht nur Prozesssicherheit mit sich bringt, son- Transparenz dern durch umfangreiche Daten- und Analysefunktionen dieser Unabhängig von begründeten Reaktionen auf konkrete Ereignis- Überwachungsorgane auch zur besseren Transparenz beiträgt. se sind viele Kursbewegungen auf einen Mangel an öffentlich erhältlichen Unternehmensinformationen zurückzuführen. In Wenn die wesentlichen Marktteil- einem Segment, in dem Unternehmen nur alle sechs Monate Finanzergebnisse veröffentlichen, kann es verstärkt zu Spekula- nehmer notwendige Qualitätsver- tionen und Gerüchten kommen. Performanceorientierte Investo- besserungen mittragen, können ren mit periodischen Rechenschaftspflichten gegenüber ihren sich Mittelstandsanleihen zu einer Kapitalgebern meiden Investitionen, deren Wertentwicklung nicht nachhaltigen Erfolgsstory entwickeln. überwiegend fundamental nachvollziehbar sind. Letztlich liegt eine Erhöhung der Transparenz über die regulatorischen Mindest- Fazit standards hinaus im eigenen Interesse der Emittenten. Dies kann Für deutsche Mittelstandsunternehmen ist der Kapitalmarkt im Rahmen von Investoren-Updates, Finanzmeldungen oder zunehmend eine bedeutsame und notwendige alternative Refi- auch Telefonkonferenzen erfolgen. Die Etablierung von Investor- nanzierungsquelle. Ziel bleibt die nachhaltige Etablierung eines Relations-Strukturen mit Ansprechpartnern für Investorenfragen deutschen High-Yield-Marktes für Anleihevolumina zwischen wäre wünschenswert. Emissionsbegleitende Banken sollten zur mindestens 30 und 150 Mio. EUR. Um die hier agierenden ins- Transparenz beitragen, indem sie verpflichtend regelmäßige titutionellen Investoren nachhaltig zu interessieren, ist eine deut- Research-Analysen zur Unternehmensentwicklung beisteuern. liche Verbesserung der Qualitätsstandards nötig. Der Blick auf die etablierten High-Yield-Märkte in Europa zeigt den Weg zu Illiquidität im Sekundärmarkt standardisierten Anleihedokumentationen, Prozessgenauigkeit Ein Markt mit Emissionsvolumina zwischen 10 und 150 Mio. und Rechtssicherheit. Um diesen Weg beschreiten zu können, EUR pro Anleihe kann keine hohe Sekundärmarktliquidität sind sowohl von Seiten der Unternehmen wie auch der Syndi- aufweisen. Dies umso weniger, wenn Mittelstandsanleihen mit katsbanken Zugeständnisse und umfangreichere Verantwort- hoher Granularität über eine Vielzahl von Privatanlegerportfolien lichkeiten nötig, die deutlich über den Emissionszeitpunkt der verstreut liegen. Mittelfristig sollte das Ziel sein, ein Volumen von Anleihe hinausgehen. Nur wenn die wesentlichen Marktteilneh- bis zu 1 Mio. EUR pro Emission innerhalb weniger Handelstage mer bereit sind, diese notwendigen Qualitätsverbesserungen erwerben bzw. veräußern zu können. Hier sind die Syndikats- mitzutragen, kann sich das Marktsegment der Mittelstands- banken in der Pflicht, über ihre entsprechenden Handelstische anleihen zu einer nachhaltigen Erfolgsstory entwickeln. S. 11
BondGuide – Special „Anleihen 2014“ GRUNDLAGEN INTERVIEW MIT TILO KRAUS, HEAD OF CAPITAL MARKETS & DERIVATIVES, IKB DEUTSCHE INDUSTRIEBANK „Emittenten finden trotz Ablehnung durch verschiedene Institute häufig doch noch einen Emissionsbegleiter“ BondGuide: Herr Kraus, nicht jede Syndikatsbank wäre bereit, offen über ihre Rolle zu sprechen. Besitzt denn die Bank aus Ihrer Sicht den größten Hebel auf den Emittenten und damit auf eine Qualitätsverbesserung? Kraus: Einerseits ja. Bei der IKB z.B. ist bei jeder Transaktion die Zustimmung verschiedener Abteilungen notwendig. Durch dieses „interdisziplinäre Mehraugenprinzip“ ist eine bessere Foto: Deutsche Börse AG Qualitätsentscheidung zu erwarten, als wenn die Konsortial- abteilung alleine entscheiden dürfte. Andererseits sind die Kraus: Nein, aus unserer Sicht ist das absolut wünschens- Interpretationsunterschiede zwischen einzelnen Syndikats- wert und wird auch von den Investoren begrüßt. Viele Mittel- banken bzw. Brokerhäusern relativ groß, so dass Emittenten ständler tragen dem Rechnung, indem sie an Konferenzen trotz Ablehnung durch verschiedene Institute häufig einen wie dem Fremdkapitalforum der Deutschen Börse oder der Emissionsbegleiter mit anderem Qualitätsverständnis finden. Kreditkonferenz der IKB teilnehmen. Auch scheinen Investoren, anders als z.B. im High-Yield- Markt, die Begleitung durch bestimmte Institute noch nicht als BondGuide: Zu beobachten ist, dass Kurse vorlaufen und positives oder aber negatives Zeichen mit Blick auf Dealquali- dann erst Nachrichten nach sich ziehen. Kann das auf Dauer tät, Handelssupport und regelmäßige Analysen zu begreifen. angehen? Kraus: Eigentlich nicht. Für mich ist die zentrale Frage aller- BondGuide: Financial Covenants sind eine tolle Sache – doch dings nicht, ob ein fallender Kurs negative Nachrichten erzeugt wer überwacht die eigentlich? und dann im Sinne eines Herdenverhaltens der Investoren wei- Kraus: Die Überwachung der Covenants ist sicherlich gene- tere Verkäufe motiviert. Wesentlich bedenklicher ist doch eine rell ein Thema. In Anlehnung an die Trusteefunktion anderer Situation, bei der im Vorfeld der Veröffentlichung negativer Märkte könnte man hierbei z.B. auf einen bei Begebung der Nachrichten wie Rating-Downgrades größere Verkaufsorders Anleihe gemeinsam vereinbarten Vertreter zurückgreifen. Die- außerhalb des normalen Flows aufgegeben werden. Da derar- ser würde dann stellvertretend für alle Anleger die Einhaltung tige Vorkommnisse einem effizienten und fairen Handel entge- der Covenants überwachen. genstehen, wäre eine schärfere Verpflichtung zur Einhaltung von Ad-hoc- und Insiderregelungen sicher hilfreich. BondGuide: Wäre es Ihrer Meinung nach zu viel verlangt von Emittenten, sich genau wie im Prime Standard mindestens BondGuide: Herr Kraus, vielen Dank für die offenen Worte. einmal pro Jahr auf Analystenveranstaltungen präsentieren zu müssen? Das Interview führte Falko Bozicevic. S. 12
Zugang für den Mittelstand Offen für Investitionen mit Sale & Lease Back Finanzierung Als bankenunabhängige Finanzierungsgesellschaft richtet sich Nord Leasing an mittelständische Unternehmen. Durch die Finanzierungsform Sale & Lease Back können gebrauchte wert- haltige Maschinen verkauft und anschließend zurückgeleast werden. Ihr Gewinn bei einer Sale & Lease Back-Transaktion: Zügige Generierung von Liquidität // Schaffung von Buchgewinnen bei Aufdeckung stiller Reserven // Ununterbrochene Nutzung Ihres mobilen Anlagevermögens // Pay as you earn – die Leasingraten finanzieren sich aus erwirtschafteten Umsätzen // Verbesserung der Eigenkapital-Quote durch Herauslösen des Investitionsgutes aus Ihrer Bilanz // Leasingraten sind steuerlich voll abzugsfähig // Strukturierte Verwendung der neuen Liquidität kann zur Verbesserung der Rentabilität führen // Reine Innenfinanzierung Nord Leasing GmbH · ABC-Straße 35, 20354 Hamburg, T +49 40 33 44 155 -111, F +49 40 33 44 155 -166, info@nordleasing.com, www.nordleasing.com
BondGuide – Special „Anleihen 2014“ GRUNDLAGEN VON HOLGER CLEMENS HINZ, MANAGING DIRECTOR, UND MARTIN KUNZE, ASSOCIATE, QUIRIN BANK AG Der deutsche High-Yield-Markt etabliert sich Anforderungen von Investoren verändern sich zunehmend Seit der Erstemission einer Unternehmensanleihe der zwi- schenzeitlich insolventen Windreich GmbH im Frühjahr 2010 hat sich nach dem Vorbild der Börse Stuttgart ein neues Markt- segment für sogenannte Mittelstandsanleihen etabliert. Im April 2011 zog die Frankfurter Wertpapierbörse mit dem Entry Standard für Anleihen sowie später dem Prime Standard für Anleihen nach und hat damit den der Anzahl nach per heute größten Markt für Mittelstandsanleihen geschaffen. Zielset- zung dieser Segmente ist, mittelständisch geprägten Unter- nehmen den Zugang zum Kapitalmarkt zu ermöglichen und Privatanlegern eine neue, attraktive Assetklasse anzubieten. Nach nunmehr knapp vier Jahren der Entwicklung konnte sich dieses neue Segment weitestgehend etablieren und hat eine gewisse Professionalisierung hinsichtlich der Struktur der Anleihen und der adressierten Anleger erfahren. Streng genommen steckt das Segment aber noch in den „Kinder- schuhen“ und wird sich auch zukünftig weiter entwickeln. Covenants und Besicherung Diese Entwicklung zeigt sich insbesondere in der Struktur der platzierten und vertriebenen Anleihen und dort wesentlich in Ausgehend vom Stuttgarter Bondm haben sich Mittelstandanleihen in Deutschland zu einem wichtigen Marktsegment entwickelt. den in den Anleihebedingungen verankerten Covenants. Foto: Börse Stuttgart Covenants (dt. „Zusicherung“) sind in diesem Kontext als Anleger-/Gläubiger- bzw. Kreditgeberschutzklauseln zu Schutzklauseln wie Negativerklärung, Kontrollwechselklau- verstehen. Wurden zunächst die meisten Anleihen als „Plain- seln (sog. Change of Control) sowie standardisierte Verzugs- Vanilla“-Anleihen strukturiert, hat sich in den letzten beiden klauseln. Auch eine Besicherung der Anleihen war mit Aus- Jahren eine Vielzahl unterschiedlicher Covenants etabliert. nahme von Papieren mit Immobilienbezug nicht Marktstandard. Die ersten Emissionen erfolgten weitestgehend in der Aus- gestaltung von Benchmark-Anleihen für Investment-Grade- Zwischenzeitlich hat sich die Wahrnehmung des Segments, geratete Unternehmen und beschränkten sich hierbei auf die nicht zuletzt auch wegen der zahlreichen Insolvenzen, jedoch weitestgehend in allen Mittelstandsanleihen zu findenden deutlich verändert. Privatanleger sind größtenteils institutionellen S. 14
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BondGuide – Special „Anleihen 2014“ Mit dem Entry Standard und Prime Standard für Anleihen entstand in Frankfurt das bezogen auf die Anzahl der Emittenten größte deutsche Mittelstandsanleihensegment. Foto: Deutsche Börse Investoren und Vermögensverwaltern gewichen. Damit ha- vermehrt auftretende „Make-Whole“-Klausel dar. Diese ben sich auch die geforderten Covenants verschärft. In den vorwiegend in den USA und dort im Markt für High-Yield- Anleihebedingungen sind vermehrt Schutzklauseln wie bspw. Anleihen etablierte Klausel findet mehr und mehr Einzug in Ausschüttungssperren zulasten der Gesellschafter, Be- Anleihebedingungen deutscher Emittenten, insbesondere im schränkungen hinsichtlich der Vermögensveräußerung (sog. Non-Investment-Grade-Bereich. Hierbei soll der Gläubiger Asset Disposal), Negativerklärung, Drittverzug, aber auch vor einer vorzeitigen Rückzahlung der Anleihe durch Zahlung Besicherungsbestandteile verankert. Bei der Besicherung einer angemessenen Entschädigung geschützt werden. kann zwischen einer dinglichen Sicherheit oder auch Perso- Dabei zahlt der Emittent zum Zeitpunkt der Kündigung den nensicherheiten z.B. in Form einer Bürgschaft unterschieden Barwert der zukünftigen (aber entfallenden) Zahlungen gemäß werden. In diesem Zusammenhang sind dann auch weitere einer im Vorfeld definierten Formel. Zielsetzung ist es, bei „Financial Covenants“ wie bspw. Loan-to-Value-Klauseln erhöhter Flexibilität für den Emittenten den Investor bei einer verankert. Dabei schützen solche Klauseln die Anleger bereits vorzeitigen Kündigung nicht schlechter zu stellen als bei im Vorfeld besser als bspw. eine reine Kündigungsmöglich- normaler Laufzeit und Endfälligkeit. keit bei Zahlungsverzug. Fazit Kündigungsrechte des Emittenten Als Fazit lässt sich festhalten, dass die aufgezeigten Trends Einige Anleihen weisen darüber hinaus auch Kündigungs- und Entwicklungen der Ausgestaltung von Anleihebedingun- optionen für den Emittenten aus, die aber wiederum den gen deutlich zeigen, wie sich die Anforderungen der Investo- Schutz des Anlegers in Form von Entschädigungen berück- ren verändert haben, um das mit einer Emission verbundene sichtigen. Diese Kündigungsmöglichkeiten für den Emitten- Chance-Risiko-Profil adäquat abzubilden. Für die Zukunft ten sind in der Regel in Form von Vorfälligkeitskündigungs- kann festgehalten werden, dass die Strukturierung und Aus- optionen wie z.B. dem 3YNC („3 year non call“), bei dem der gestaltung der Bedingungen an Bedeutung gewinnen wird Emittent die Anleihe erstmalig nach Ablauf von drei Jahren und der Investorenschutz verstärkt in den Fokus rückt. Neben kündigen kann, oder auch als Tax Gross-up (Kündigungs- dem augenscheinlich engeren Korsett für Emittenten birgt recht bei Veränderung steuerrechtlicher Rahmenbedingun- diese Entwicklung jedoch auch Vorteile für beide Seiten gen) berücksichtigt. Kann eine Anleihe vor Endfälligkeit durch (Emittent und Investor). Einerseits erhält der Investor mehr den Emittenten gekündigt werden, ist dieser meist verpflich- Sicherheit und seine Zeichnungsbereitschaft sollte steigen. tet, die Anleihe zu einem höheren Preis zurückzuzahlen, um Andererseits sollte sich durch eine durchdachte Struktur auf diese Weise den Anleger für entgangene zukünftige (Covenants und Besicherung) der Kupon aufgrund des bes- Zahlungen zu entschädigen. Eine weiter reichende Spielart seren Chance-Risiko-Profils reduzieren und somit den Kapi- solcher Kündigungsoptionen für den Emittenten stellt die taldienst für den Emittenten reduzieren. S. 16
Sehen ist gut. Hinsehen ist besser. Im Leben kommt es darauf an, ob man sieht oder genau hinsieht, ob man sich bemüht oder es kann. Warum sollte das bei einer Kanzlei anders sein? Ob bei der Strukturierung oder der Finanzierung eines Unternehmens im Kapitalmarktumfeld: Wir beraten sowohl Unter- nehmen, die bereits börsennotiert sind, als auch solche, die es werden wollen sowie die sie begleitenden Banken. Wir stehen ihnen bis zur besten Lösung zur Seite. www.gsk.de STUTTGART MÜNCHEN BERLIN Dr. Anne de Boer, LL.M. Hendrik Riedel, LL.M. Dr. Michael Stobbe, M.C.J. Augustenstraße 1 Karl-Scharnagl-Ring 8 Mohrenstraße 42 GSK. DER UNTERSCHIED. 70178 Stuttgart 80539 München 10117 Berlin Tel +49 711 2204579-51 Tel +49 89 288174-73 Tel +49 30 203907-20 Fax +49 711 2204579-44 Fax +49 89 288174-44 Fax +49 30 203907-44 deboer@gsk.de riedel@gsk.de stobbe@gsk.de BERLIN DÜSSELDORF FRANKFURT/M. HAMBURG HEIDELBERG MÜNCHEN STUTTGART BRÜSSEL SINGAPUR In Kooperation mit: Nabarro in Großbritannien, August & Debouzy in Frankreich, Nunziante Magrone in Italien und Roca Junyent in Spanien (www.ourwayofdoinginternationalbusiness.com)
BondGuide – Special „Anleihen 2014“ GRUNDLAGEN INTERVIEW MIT ARNO FUCHS, CEO, FCF FOX CORPORATE FINANCE „Das Retail-Segment wurde anscheinend bewusst ausgenutzt“ BondGuide: Herr Fuchs, wo kommen Sie geschäftlich mit BondGuide: Den – zunächst ja nur potenziellen – Imageschaden Mittelstandsanleihen in Berührung? haben viele sicher so nur nicht wahrgenommen… Fuchs: Offen gestanden, anfangs, als der Markt für Mittelstands- Fuchs: Doch, das weiß man. Es muss doch nur eine Kreditana- anleihen über Bondm ins Leben gerufen wurde, war FCF einge- lyse durchgeführt werden, um festzustellen, wie kreditfähig ein laden, bei der Entwicklung mitzuwirken. Seinerzeit haben wir Unternehmen ist. Das passiert, indem man sich die Profitabilität das jedoch abgelehnt, weil ich keine institutionelle Investoren- ansieht, die Cash-Flow-Statements, die Bilanz und das Geschäfts- gruppe sah, die solche mittelständischen Anleihen zeichnen modell. Man schaut, wie viel Cash die Firma überhaupt braucht, würde. Ich bin dann aber durch den nachfolgenden Retail-Boom um ihre Abschreibungen zu refinanzieren. Wenn einem dann noch natürlich Lügen gestraft worden. bewusst ist, wie zyklisch die Branchen sind – das ist alles keine Raketenwissenschaft. Das wird seit Hunderten von Jahren so ge- BondGuide: Greift es nicht etwas zu kurz, den Boom den macht im Anleihe-Bereich. Dann kann ich als Gesellschaft oder als Privatinvestoren in die Schuhe zu schieben? begleitende Bank ablesen: Ist es ein hohes Risiko – ja oder nein? Fuchs: Ich würde den Markt in drei Investorengruppen einteilen: Wenn ich dann als Arrangeur einfach Covenants vorsätzlich weg- Es gibt das Retail-Segment, hier zeichnen die Privatleute wirklich lasse, ist das für mich ein Problem. Das Ausmaß dieser Probleme selbst. Dann gibt es das semi-institutionelle Segment, in dem können wir ja heute bei den bereits insolventen Fällen sehen. kleine Vermögensverwalter für ihre Retail-Kunden Depots oder kleine Fonds zeichnen, die aber immer noch ausschließlich von BondGuide: Hätten die verantwortlichen Banken das vorher Kleinstanlegern getrieben werden. Darüber hinaus gibt es dann kommen sehen müssen? noch das institutionelle/professionelle Segment. Fuchs: Wenn man als Investmentbank in diesem Geschäft tätig ist, muss man das wissen. Werden dann trotzdem Bonds wider BondGuide: Haben Sie den Eindruck, dass bei Schieflagen von besserem Wissen strukturiert, dann bringt man seine Investo- Emittenten überhaupt ein Imageschaden für die Arrangeure zu- ren in Gefahr. Irgendwie liegt die Vermutung nahe, dass insbe- rückbleibt? sondere das Retail-Segment bewusst ausgenutzt wurde. Jetzt, Fuchs: Das ist bis jetzt tatsächlich nur zum Teil so, – aber viel- da das Segment schon nicht mehr so freizügig zeichnet, müs- leicht auch nur auf den ersten und zweiten Blick. Ich bin sen die besseren Investoren adressiert werden. davon überzeugt, dass sich eine nachhaltige Herangehens- weise langfristig auszahlen wird. Vielleicht bin ich da päpst- BondGuide: Sehen Sie Professionalisierungstendenzen? licher als der Papst – aber in meinen Augen kann es nicht Fuchs: Mein Eindruck ist, dass dieser Markt von vielen B- und sein, dass ein möglicher Imageschaden und Geldverluste für C-Platzeuren geprägt ist, die dort ihr Glück versuchen und lie- die zeichnenden Investoren billigend in Kauf genommen wer- ber einen abgebrochenen Deal haben oder einen Deal, der nur den. Wie gesagt, im langfristigen Interesse aller Beteiligten ein paar Jahre hält, als gar keinen – damit sie sagen können, sie und im Interesse der Arrangeure. spielen auf dem Bond-Markt. S. 18
BondGuide: Ist das nicht etwas hart ausgedrückt – auch im Hinblick auf Emittenten? Fuchs: Aber so ist die Welt: Ein Drittel der Emittenten verbessert Die Index-Performance schreit sich, ein Drittel verbessert sich nicht, kommt aber irgendwie den Arrangeuren ihre schlechte durch, weil sie clever sind. Und das letzte Drittel der Emittenten Arbeit ins Gesicht. wird kaputt gehen. Das ist aber eine viel zu hohe Ausfallquote im Bondbereich, insbesondere wenn man für dieses Risiko nur mit einem Zins von 7% bezahlt wird. BondGuide: Welche Trends sehen Sie für 2014? Mittelstandsbereich grundsätzlich eine gute Entwicklung Fuchs: Zuerst ein Statement zu 2013: Die Tatsache, dass zur Unternehmensfinanzierung. auch ohne große Zinswende die Indizes für Mittelstands- analeihen unter Wasser sind und allen anderen institutionel- BondGuide: Herr Fuchs, wie gewohnt herzlichen Dank für die len Bond-Indizes hinterherhinken, spricht Bände. Diese ebenfalls gewohnt interessanten Insights! Performance schreit den Arrangeuren ihre schlechte Arbeit ins Gesicht. Für 2014 glaube ich, dass die schlechte Per- Das Interview führten Falko Bozicevic und Cynthia Castritius. formance bei einem guten Teil der Emittenten weiter anhal- ten wird. Für neue Emissionen hoffe ich, dass bessere Emittenten kommen und der Markt erwachsen wird. Letzt- Eine längere Fassung dieses Interviews finden endlich ist ein funktionierender Bond-Markt auch im Sie auf www.bondguide.de/interviews Anzeige ISS icubic subscription solution Das SaaS Portal für Wertpapieremissionen - Automatisiertes Zeichnungsmodul - Volle Kontrolle der Investorenansprache, Zeichnungsüberwachung und Zuteilung - Datenpflege nach Ihren Dokumentations- und Layoutvorgaben - Integration zentraler Dienstleister - Statusüberwachungsfunktion - Regelmäßiges Reporting icubic AG Mittelstraße 10 sales@icubic.de 39114 Magdeburg www.icubic.de Germany +49 391 59 80 96 88
BondGuide – Special „Anleihen 2014“ GRUNDLAGEN INTERVIEW MIT KLAUS RAINER KIRCHHOFF, VORSTANDSVORSIT- ZENDER, KIRCHHOFF CONSULT AG „Oft wird erst kommuniziert, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist“ Gespräch mit Klaus Rainer Kirchhoff, Gründer und Vorstands- waren. Und für einen klassischen Börsengang waren sie vorsitzender von Kirchhoff Consult, über Pleiten, Pech & Pannen auch nicht reif. Nach der leidvollen Erfahrung in der End- in der Kommunikation im Markt für Mittelstandsanleihen phase des Neuen Marktes sind wir sehr vorsichtig gewe- sen. Die Tatsache, dass sich in den vergangenen drei BondGuide: Herr Kirchhoff, wie beurteilen Sie aus Sicht eines Jahren bei 53 von rund 200 Emittenten von Mittelstands- Kommunikationsberaters das letzte Jahr in Bezug auf den anleihen das Rating verschlechtert hat, zeigt, dass unsere Markt für Mittelstandsanleihen? Befürchtungen berechtigt waren. Nur fünf Emittenten Kirchhoff: Leider hatten wieder einige Firmen Probleme, ihre erhielten ein besseres Rating. Dabei erfolgten Senkungen Anleihen zu bedienen, was mich jedoch nicht wirklich über- um durchschnittlich zwei Stufen, Anpassungen nach oben rascht hat. Zuletzt betraf dies sogar ein Unternehmen mit um genau eine Stufe. einer Anleihe, die nur ein Jahr Laufzeit hatte. Da fragt man sich, was in einem Jahr so Außergewöhnliches passieren BondGuide: Sie werden also kein Freund mehr von Ratings? kann, das die Rückzahlung unmöglich macht. Da solche Kirchhoff: Ratings sind grundsätzlich wichtig und im Sinne Probleme erst kommuniziert werden, wenn das Kind in den des Kapitalmarkts. Allerdings muss man sich die Praxis ge- Brunnen gefallen ist, fühlen sich Anleger zu Recht getäuscht. nau anschauen. Verständlicherweise gab es immer wieder Auf diese Weise wird der für Unternehmen so wichtige Anlei- Kritik an den erteilten Bonitätsnoten der kleinen deutschen hemarkt leichtfertig beschädigt. Ratingagenturen. Der Solarzulieferer Sic Processing etwa wurde von einer Agentur im März 2012 noch mit der Note BondGuide: Ihr Haus ist in diesem Markt relativ überschau- BBB+ bewertet. Das entspricht der Einstufung des Bertels- bar unterwegs, oder? mann-Konzerns durch die großen amerikanischen Rating- Kirchhoff: Bei Anleihen waren wir in der Vergangenheit zu- agenturen. Überlegen Sie selbst, ob das glaubwürdig ist. Wie rückhaltend. 2013 haben wir die Mittelstandsanleihe der soll ein Privatanleger das verstehen? Rickmers Group – mit 225 Mio. EUR die größte Mittelstands- emission des Jahres – in den Prime Standard begleitet; BondGuide: Wie weit sitzt man als Agentur eigentlich am daneben haben wir uns auf Kapitalerhöhungen und M&As Steuer? konzentriert. Kirchhoff: Das ist sehr unterschiedlich von Management zu Management. Es gibt Vorstände, die ohnehin alles besser BondGuide: Hatten Sie die Sorge, dass es zu Reputations- wissen, da stößt man mit Ratschlägen auf taube Ohren. Aber schäden gekommen wäre, wenn Sie mehr gemacht hätten? es gibt gerade im Mittelstand viele Unternehmer, die sich Kirchhoff: Als der Anleihemarkt begann, haben wir uns die Experten ins Haus holen, weil das Thema Anleihemarkt für ersten Kandidaten angeschaut und bei vielen Unternehmen sie neu ist und sie sich gerne begleiten lassen. Man muss sich festgestellt, dass sie eigentlich nicht mehr kreditwürdig aber das Vertrauen erarbeiten. S. 20
BondGuide – Special „Anleihen 2014“ BondGuide: Was tut man, wenn der Emittent quasi bera- tungsresistent ist? Kirchhoff: Zwei Möglichkeiten: Man lässt den Kunden gewäh- Professionelle IR sind keine ren und fügt sich, oder man legt das Mandat nieder. Ich habe Kosten, sondern Investitionen in meiner Laufbahn einige Mandate abgelehnt oder beendet, in Vertrauen und ein Weg zur weil Vorstände ihren eigenen Weg gehen wollten, den ich Wertsteigerung. nicht mitgehen wollte. Ich habe in meiner Laufbahn empfehlen, freiwillig höhere Kommunikationsstandards zu erfüllen, zum Beispiel unterjährige Berichterstattung, regel- einige Mandate abgelehnt oder mäßige Conference Calls mit Investoren etc., um meine beendet. Anleihe von anderen deutlich abzuheben. Professionelle IR sind keine Kosten, sondern Investitionen in Vertrauen und ein Weg zur Wertsteigerung. BondGuide: Ein Beispiel: Der Kurs einer Anleihe sackt um 20 Prozentpunkte ab, obwohl es keine neuen Nachrichten gibt. BondGuide: Ist es nicht ein Versäumnis, dass den Emitten- Wie reagieren Sie, was raten Sie dem Emittenten? ten (anders als im Prime Standard) bis heute nicht mindes- Kirchhoff: Es gibt ja immer einen Grund für solche Kursbewe- tens ein verpflichtender Event-Termin pro Jahr ins Aufgaben- gungen. Wenn es lange Zeit keine Nachrichten gibt, ist dies heft geschrieben werden konnte? für manche Anleger schon Grund genug auszusteigen. Daher Kirchhoff: Nicht nur das. Alle Beteiligten sollten von sich aus sollten die Emittenten kontinuierlich über ihr Geschäft infor- höhere Maßstäbe ansetzen: bei der Vorbereitung des Unter- mieren. In Ihrem Beispiel kann es aber auch daran liegen, nehmens auf den Kapitalmarkt, bei der Platzierung und bei dass Gerüchte die Runde machen. Wir scannen daher täg- der laufenden IR. Nur so kann sich Qualität durchsetzen. Wir lich für alle Kunden die Finanz-Foren, in denen oft Gerüchte brauchen den Anleihemarkt, in Zukunft mehr denn je, zur verbreitet werden. Abhängig von dieser Analyse empfehlen Wachstumsfinanzierung von Unternehmen – vor allem im wir individuelle Maßnahmen. Das lässt sich allerdings pau- Mittelstand. Aber eben dafür, und nicht um Pleitekandidaten schal nicht seriös beantworten. etwas länger am Leben zu halten. BondGuide: Glauben Sie an eine Veränderung zum Guten? Wir scannen täglich für alle Kun- Kirchhoff: Seit einiger Zeit interessieren sich zunehmend den die Finanz-Foren, in denen professionelle Anleger mit entsprechend hohen Ansprüchen Gerüchte verbreitet werden. an die Bonität der Emittenten für den Markt der Mittelstands- anleihen. Aus diesem Grund habe ich die Hoffnung, dass sich die Spreu vom Weizen trennen wird. BondGuide: Ein anderer Fall: Die Anleihelaufzeit beträgt fünf BondGuide: Brauchen wir überhaupt einen ausgesprochenen Jahre, aber nach einem Jahr möchte der Emittent die Kosten Markt für Mittelstandsanleihen? für die IR einsparen, da die Anleihe ja schließlich schon Kirchhoff: Ein klares Ja: Mittelstandsanleihen ermöglichen die platziert ist. Was sagen Sie dazu? Diversifizierung der Finanzierung und können gesunde Kirchhoff: Ich würde aus der Anleihe aussteigen. Ein Problem Unternehmen noch stärker machen. Daher sind sie für Unter- im Anleihemarkt ist ja die mangelnde Transparenz und das nehmen und Investoren eine willkommene Alternative. dadurch wachsende Misstrauen. Viele Emittenten lassen nach der Platzierung über Monate nichts von sich hören und BondGuide: Herr Kirchhoff, vielen Dank für die klaren Worte! melden sich erst wieder in einer Krisensituation. Dann sollen es die Berater richten. Ich würde Unternehmen heute Das Interview führte Falko Bozicevic. S. 21
BondGuide – Special „Anleihen 2014“ PLATZIERUNG & HANDEL INTERVIEW MIT THOMAS KAUFMANN UND RAIMAR BOCK, STEUBING AG „Das Thema ‚reine Refinanzierung‘ hat sich erledigt“ BondGuide: Herr Kaufmann, Herr Bock, wie sehen Sie beide als Vertreter eines der aktivsten Bookrunner den Markt für Mittelstandsanleihen zurzeit? Kaufmann: Die Markterholung zu Beginn des neuen Jahres hat die Kritikpunkte nur temporär aus dem Blickfeld verbannt. Die Medien waren zuletzt ja nicht wirklich Freund dieser Finanzierungsform. Dabei hat sich in Wirklichkeit nichts geändert: Unternehmensanleihen bleiben einer der relevan- ten Finanzierungsbausteine. Nicht der ausschließliche, aber im Finanzierungsmix einer davon. Wir sind zuversichtlich, V.l.n.r.: Raimar Bock, Thomas Kaufmann und Falko Bozicevic dass auch im Jahr 2014 eine Reihe von neuen Transaktionen an den Markt geführt wird. gezeichneten Volumens aus. Da ist es sicherlich nicht falsch BondGuide: Wie in den Medien kürzlich zu lesen, sollen zu konstatieren, dass sie demgemäß zusammen mit der Institutionelle die Regie bei Unternehmensanleihen führen – begleitenden Bank auch „Regie führen“. welche Rolle spielen Privatanleger anno 2014 noch? Bock: Das möchten wir gerne mal sachlich aufklären: Als BondGuide: Macht es wirklich einen Unterschied, ob das emissionsbegleitende Bank haben wir in unserer Ansprache Emissionsvolumen 10 Mio. oder 100 Mio. EUR umfasst? nur mit institutionellen Investoren zu tun. Privatanleger zeich- Bock: Einen großen sogar. Bei einer Emission von 100 Mio. nen anonym über die Börsenplattform. Es ist keine Frage, EUR oder mehr unterliegt man nur sehr geringen Einschrän- dass eine gelungene Emission eine gesunde Mischung aus kungen in Bezug auf die potenzielle Investorenbasis. Bei 10 allen Investorengruppen beinhalten sollte. Von daher: Ja, Mio. EUR können und dürfen aufgrund der jeweiligen Regu- Institutionelle führen sehr wohl die Regie bei Emissionen und larien nur noch ausgewählte Investoren investieren. Das sie sind es auch, die bestimmte Kreditklauseln oder zusätz- macht es bei einem vergleichsweise kleinen Emissionsvolu- liche Transparenz einfordern. men nicht unbedingt einfacher. Kaufmann: Die mögliche Transaktion wird im Vorfeld im Rahmen von Pre-Soundings mit wichtigen institutionellen BondGuide: Es heißt ja, dass auch Ratingagenturen gelernt Investoren besprochen. Dabei findet eine erste Diskussion hätten. Ist das so aus Ihrer Sicht? bezüglich der Anleihestruktur und -konditionen statt, die sich Kaufmann: Das glaube ich schon. Alle Marktteilnehmer muss- im Laufe des Prozesses festigen. In der Regel machen bei ten und müssen dazulernen. Wir sind Befürworter von Ratings von uns geführten Anleihen Institutionelle ca. 80 bis 90% des – auch wenn, je nach Marktsegment, nicht unbedingt eines S. 22
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