WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT - Ärztekammer Westfalen-Lippe

Die Seite wird erstellt Tom Riedel
 
WEITER LESEN
WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT - Ärztekammer Westfalen-Lippe
WESTFÄLISCHES
                                 ÄRZTEBLATT
                                 Mitteilungsblatt der Ärztekammer Westfalen-Lippe

                                                                                 Ausgabe 10.21

Wohin entwickelt sich                 Zusammenarbeit                   Abschied
das Gesundheitswesen?                 der Gesundheitsberufe            vom Muster 1
14. Westfälischer Ärztetag            Initiative von Ärztekammer und   Elektronische Arbeits-
in Münster                            Kassenärztlicher Vereinigung     unfähigkeitsbescheinigung
WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT - Ärztekammer Westfalen-Lippe
2 Inhalt

                                 Inhalt             Themen dieser Ausgabe

                                        TITELTHEMA

                                 10     Nach der Bundestagswahl:
                                        Wohin entwickelt sich das Gesundheitswesen?
                                        14. Westfälischer Ärztetag

                                        KAMMER AKTIV

                                 15     Intensivere Zusammenarbeit gefordert
                                        Initiative von ÄKWL und KVWL zur professionen-
                                        übergreifenden Zusammenarbeit
                                 16     Wissenswertes zum Ärztekammerbeitrag
                                        Häufig gestellte Fragen rund um die Beitragsveranlagung
                                 18     Handeln im Sinne der Ärzteschaft
                                        Serie Kammer regional: Verwaltungsbezirk Recklinghausen
                                 20     Nur die Spitze des Eisbergs
                                        10. Kooperationstag Sucht und Drogen NRW:
                                        Auswirkungen der Coronapandemie werden sichtbar
                                 23     Znüni fördert das kollegiale Miteinander
                                        Serie Junge Ärzte: Erfahrungen aus der Schweiz

                                        FORTBILDUNG

                                 22     Hundertprozentiges Vertrauen — ein gutes Gefühl
                                        3. Westfälischer EVA-Tag

                                        VARIA

                                 19     Telekonsil-Angebot wird erweitert
                                        Das Virtuelle Krankenhaus NRW geht in den Pilotbetrieb
                                 24     Abschied vom Muster 1: Die eAU ersetzt den „gelben Schein“
                                        Elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung
                                 25     ePA — zentrales Element in einem digital vernetzten
                                        Gesundheitswesen
                                        Elektronische Patientenakte wird stufenweise aufgebaut
                                 27     „Die Dinge anders tun“
                                        Gesundheitskongress des Westens: Patientenversorgung
                                        gemeinsam gestalten

                                        INFO

                                  4     Info aktuell
                                 29     Persönliches
                                 31 	Ankündigungen der Akademie für medizinische Fortbildung
                                      der ÄKWL und der KVWL
                                 57     Bekanntmachungen der ÄKWL
                                 60     Impressum

10|21 WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT
WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT - Ärztekammer Westfalen-Lippe
Editorial 3

Die Stunde
der Verhandler                                                                                   Dr. Hans-Albert Gehle
                                                                                                 Präsident der Ärztekammer
Das Thema Gesundheit im Koalitionsvertrag                                                        Westfalen-Lippe

N    ach dem 26. September haben die Wahlkämpfer Ruhe, es
     ist die Stunde der Verhandler: Aus diversen Wahlprogram-
men und Wunschlisten ein koalitionstaugliches „Best of“ zu
                                                                     pandemiebedingt auf Eis gelegt. Auch die Finanzsituation der
                                                                     Krankenkassen rückt nach ereignisreichen Pandemie-Monaten,
                                                                     in denen die Patientenversorgung die Belastung der im Gesund-
destillieren, ist eine ebenso spannende wie schwierige Prozedur,     heitswesen arbeitenden Menschen im Fokus standen, wieder
deren glücklicher Ausgang zudem keineswegs garantiert ist. Um        in der Wahrnehmung nach vorn. Eine Richtungsentscheidung
das Thema „Gesundheit“ kommen die künftigen Koalitionäre             zwischen restriktiver Budgetierung oder konstruktiver Reform
dabei nicht herum. Die Corona-Monate haben gezeigt, dass jede        der GKV-Finanzen ist überfällig.
Partei zu diesem Thema etwas beizutragen hat. Die Pandemie
ist noch längst nicht überstanden – und auch sonst gibt es für       Wären sie nur unbeteiligte Zuschauer, könnte es für Ärztinnen
das Bundesgesundheitsministerium in der neuen Legislatur viel        und Ärzte am Ende sogar spannend sein, das Werden eines
zu tun.                                                              Koalitionsvertrages zu verfolgen – wäre da nicht die Sorge, dass
                                                                     die Politik die Ärzteschaft einmal mehr im Regen stehenlässt.
Dass in den vergangenen zwei Jahren des Öfteren von                  Wie wäre es, das Gesundheitswesen gemeinsam mit denen
Anerkennung und Wertschätzung für Ärztinnen, Ärzte und               weiterzuentwickeln, die Patientinnen und Patienten versorgen
das große Team der Gesundheitsberufe die Rede war, tat gut.          und letztlich am Krankenbett oder im Sprechzimmer für die
Politikerinnen und Politiker aller Couleur erinnern sich in diesen   Entscheidungen der Berliner Politik einstehen müssen? Es wäre
Tagen hoffentlich daran, was ihnen die Arbeit der Menschen           schön, wenn Gesprächsbereitschaft von Gesundheitspolitikern,
im Gesundheitswesen seit dem Frühjahr 2020 wert war. Die             wie sie beim Westfälischen Ärztetag im Austausch der Positio-
Ärzteschaft hat vor der Wahl immer wieder darauf hingewiesen,        nen mit Kammerangehörigen sichtbar wurde, sich in konstruk-
was die aus ihrer Sicht wichtigsten Handlungsfelder bei der          tiver Zusammenarbeit auch im größeren Rahmen zeigte. Am
Weiterentwicklung des Gesundheitswesens sind. Einige Punkte          besten noch, bevor in nächtlichen Koalitionsrunden in Berlin
auf der Agenda sind neu, viele sind altbekannt, weil es trotz        vertraglich festgezurrt wird, was sich dann in den folgenden
aller Dringlichkeit nicht recht vorangeht.                           Jahren nicht mehr verändern lässt.

Beim Westfälischen Ärztetag im August wurden einige der              Zuletzt ein Hinweis in eigener Sache: Nicht nur in Berlin stehen
größten Baustellen noch einmal benannt: Die Stärkung des             die Zeichen in diesem Monat auf Veränderung – auch das
kaputtgesparten Öffentlichen Gesundheitsdienstes, die Schaf-         Westfälische Ärzteblatt zeigt ein neues Gesicht. Nach 13 Jahren
fung von Medizinstudienplätzen, um dem steigenden Bedarf             heißt es Abschied nehmen vom „kammergrünen“ Ärzteblatt.
an Ärztinnen und Ärzten zu begegnen, Investitionsstau in den         Ein frisches Layout für das Heft präsentiert Informationen und
Krankenhäusern und die Reform des DRG-Systems gehören                Themen künftig noch übersichtlicher. Ich wünsche Ihnen eine
beispielsweise dazu, die Reform der Notfallversorgung ist            anregende Lektüre!

                                                                                                            WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT 10|21
WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT - Ärztekammer Westfalen-Lippe
4 Info aktuell

                                                                                                                                  MANTELTARIFVERTRAG GEÄNDERT

                                                                                                                                  Überstundenzuschläge
                                                                                                                                  Überstundenzuschläge
                                                                                                                                  für teilzeitbeschäftigte MFA
                                                                                                                                  für teilzeitbeschäftigte MFA
                                                                            Die Informationsmappe gibt Anregungen                 Arbeiten Medizinische Fachangestellte in       Bislang, so sah es der seit 2020 gelten-
                                                                            zu Diagnostik, Dokumentation und Inter-               Teilzeit, ist die von ihnen geleistete Mehr-   de Manteltarifvertrag vor, fiel ein Über-
                                                                            ventionsmöglichkeiten bei Gewalt gegen
                                                                            Frauen. Foto: ©sdecoret — stock.adobe.com
                                                                                                                                  arbeit zu vergüten. Ein Überstundenzu-         stundenzuschlag erst dann an, wenn die
                                                                                                                                  schlag fällt an, sobald die mit der bzw. dem   Arbeitszeit der Teilzeitkräfte über die ta-
                                                                                                                                  Teilzeitbeschäftigten vereinbarte individu-    rifvertraglich vereinbarte Arbeitszeit für
                                                                      KOSTENLOSE BESTELLUNG                                       elle wöchentliche Arbeitszeit überschritten    Vollzeitkräfte hinausging.
                                                                                                                                  wird. Auf diese Änderung des Manteltarif-
                                                                      Gewalt gegen Frauen:                                        vertrages haben sich die Tarifpartner im            Weitere Informationen gibt es auf der
                                                                                                                                                                                      

                                                                                                                                                                                 i
                                                                                                                                  Juli geeinigt; die neue Regelung ist am             Homepage der Ärztekammer Westfa-
                                                                      erkennen und helfen                                         1. August 2021 in Kraft getreten.                   len-Lippe: www.aekwl.de/fileadmin/
                                                                                                                                                                                      user_upload/aekwl/mfa/Aenderungs-
                                                                      Das Zeitbild MEDICAL „Gewalt gegen Frau-                                                                        tarifvertrag_Nr_1_01.08.2021.pdf
                                                                      en: erkennen und helfen“ gibt Ärztinnen,
                                                                      Ärzten und Fachpersonal Anregungen zur
                                                                      Diagnostik, Dokumentation und den Inter-                   EINTRAG IN DATENBANK
                                                                      ventionsmöglichkeiten bei Gewalt gegen
                                                                      Frauen. Das begleitende Magazin soll Pa-                   Hilfe-Portal Sexueller Missbrauch
                                                                      tientinnen ermutigen, über Gewalterfahrun-
                                                                      gen zu sprechen und sich Hilfe und Beratung                Unter dem Titel „Hilfe suchen, Hilfe finden“    bisherigen Hilfeportals deaktiviert, sodass
                                                                      zu holen. Dabei wird auch der Einfluss sozia-              startete im August das neue Hilfe-Portal        die Neu- bzw. Wiederregistrierung unbe-
                                                                      ler Isolation während der Coronapandemie                   www.hilfe-portal-missbrauch.de. Dort fin-       dingt erforderlich ist, um auf dem neuen
                                                                      in den Blick genommen. Das Patientenma-                    den Betroffene, Angehörige und Fachkräfte       Hilfe-Portal gelistet zu werden. Beratungs-
                                                                      gazin ist in den Sprachen Deutsch, Englisch,               einen schnellen Zugang zu Hilfen und In-        stellen, medizinische und therapeutische
                                                                      Arabisch und Türkisch verfügbar. Die Mate-                 formation zum Thema sexuelle Gewalt in          Einrichtungen, rechtliche Angebote sowie
                                                                      rialien können unter www.gesundheit-und-                   Kindheit und Jugend. Das Portal ist ein An-     Krisendienste und Zufluchtsstätten kön-
                                                                      gewalt.de/download kostenlos eingesehen                    gebot des Unabhängigen Beauftragten für         nen sich selbst unter www.hilfe-portal-
                                                                      und bestellt werden.                                       Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs          missbrauch.de/ueber-uns/registrierung
                                                                                                                                 (UBSKM) und lotst Nutzerinnen und Nutzer        registrieren. Der UBSKM bittet vor allem
                                                                                                                                 je nach Anliegen über eine deutschland-         Ärztinnen und Ärzte, die traumaspezifisch
                                                                                                                                 weite Datenbank zu passenden Unterstüt-         arbeiten und/oder sich traumspezifisch
                                                                                       Z E R T I F I Z I E RU NG S S T E L L E
                                                                                       DER ÄRZTEKAMMER WESTFALEN-LIPPE
                                                                                                                                 zungs- und Hilfeangeboten. Durch den Re-        fortgebildet haben, sich in der Datenbank
                                                                                       DIN EN ISO 9001                           launch der Seite wurden alle Einträge des       einzutragen.
       ©Andres Rodriguez, vege — fotolia.com; Espendiller + Gnegel

                                                                                                      1
                                                                                               O 900
                                                                                    DIN IS M
                                                                                            KPQ
                                                                                                      tren
                                                                                     e r i n a talzen
                                                                                    P
                                                                       Die Zertifizierungsstelle
                                                                       der Ärztekammer Westfalen-Lippe
                                                                       für das Gesundheitswesen
                                                                       Tel. 0251 929-2601| info@aekzert.de

10|21 WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT
WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT - Ärztekammer Westfalen-Lippe
Info aktuell 5

Neue Weiterbildungsordnung 2020
und eLogbuch
Informationsveranstaltungen der Ärztekammer Westfalen-Lippe
für weiterbildungsbefugte Ärztinnen und Ärzte

Was ändert sich mit der neuen Weiterbildungsordnung für weiterbildungsbefugte Ärztinnen
und Ärzte? Wie sieht das eLogbuch zur Dokumentation der Weiterbildung aus und was ist
dabei Aufgabe der Weiterbildungsbefugten? Und was bedeutet eigentlich „kompetenzba-
sierte“ Weiterbildung?

Diese und viele weitere Fragen klärt eine neue Veranstaltungsreihe der Ärztekammer West-
falen-Lippe, die sich an weiterbildungsbefugte Ärztinnen und Ärzte richtet. In Präsenz- und
Online-Veranstaltungen informiert die Ärztekammer über die Umsetzung der neuen Weiter-
bildungsordnung. Die Vorträge sowie Online-Tutorials für Weiterbildungsassistenten werden
im Nachgang der Veranstaltungsreihe auf der Internetseite der ÄKWL abrufbar sein.

Präsenzveranstaltung                           Online-Veranstaltung (Webex)
Do., 21. Oktober 2021, 18.00 Uhr               Mi., 10. November 2021, 18.00 Uhr
Hörsaal des St. Josef-Hospitals, Universi-
tätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum,
Gudrunstraße 56, 44791 Bochum

                                                                                                                                                   ©LIGHTFIELD STUDIOS
                                                                                                                                                   — stock.adobe.com
Programm

 Begrüßung
 Prof. Dr. med. Waldemar Uhl, Direktor der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie
 St. Josef-Hospital, Klinikum der Ruhr-Universität Bochum (Präsenzveranstaltung)              Auskunft und Anmeldung:
 Dr. med. Johannes Albert Gehle, Präsident der ÄKWL
                                                                                              Birgit Grätz, Tel.: 0251 929-2302,
 Die neue Weiterbildungsordnung 2020                                                          E-Mail: birgit.graetz@aekwl.de
 Prof. Dr. med. Rüdiger Smektala, Mitglied des Vorstands der ÄKWL
                                                                                              Verbindliche Anmeldung jeweils bis drei Tage vor Ver-
 Kompetenzorientierung und eLogbuch                                                           anstaltungsbeginn möglich. Die Veranstaltungen sind
 Dr. med. Markus Wenning, Geschäftsführender Arzt der ÄKWL                                    im Rahmen der Zertifizierung der ärztlichen Fortbil-
                                                                                              dung mit 3 Punkten der Kategorie A zertifiziert.

                                                                                                                                   Mehr erfahren

                                                                                                                WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT 10|21
WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT - Ärztekammer Westfalen-Lippe
6 Info aktuell

                                                                      KBV-VERSICHERTENBEFRAGUNG

                                                                      Patienten schätzen Arbeit
                                                                      ihrer Haus- und Fachärzte
                                                                      Die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte in     hat sich ein Trend, der sich bereits zu Beginn
                                                                      Deutschland bekommen auch während der           der Corona-Krise vor einem Jahr angedeutet
                                                                      Coronapandemie Bestnoten — das zeigen           hatte, sichtbar verstärkt: Während bis zum
                                                                      die Ergebnisse der aktuellen Versicherten-      vergangenen Jahr um die 26 Prozent der
                                                                      befragung der Kassenärztlichen Bundesver-       Patientinnen und Patienten über 30 Minu-
                                                                      einigung.                                       ten im Wartezimmer warteten, waren es in
                                                                                                                      diesem Jahr nur noch 15 Prozent.
                                                                      Die fachliche Kompetenz ihrer Ärztinnen
                                                                      und Ärzte stuften 91 Prozent der Befragten      Deutlich zugenommen haben im Vergleich
                                                                      mit gut oder sehr gut ein. Auch das Vertrau-    zur Vor-Corona-Zeit die Videosprechstun-
                                                                      ensverhältnis lag mit 90 Prozent auf einem      den. Die Hälfte der Befragten nutzt sie be-
                                                                      sehr hohen Niveau. Die Zahl der Praxisbesu-     reits oder würde sie nutzen. Vor zwei Jahren
         Die fachliche Kompetenz ihrer Ärztinnen und Ärzte            che ist im Vergleich zur letzten Befragung      waren es noch 37 Prozent. Die Befragung
         stuften 91 Prozent der Befragten mit gut oder sehr gut       des Vorjahres um etwa fünf Prozent gesun-       ging auch auf die bevorstehenden Heraus-
         ein.        Foto: ©Alexander Raths — stock.adobe.com
                                                                      ken. Zudem kamen weniger Patientinnen           forderungen für das Gesundheitssystem ein.
                                                                      und Patienten mit akuten Problemen in die       Die Ängste vor Personalmangel in den Pfle-
                                                                      Praxen. 80 Prozent der Befragten hatten in      geberufen (16 Prozent) sowie vor Pandemien
                                                                      diesem und dem vergangenen Jahr bei ihrem       und Infektionskrankheiten (13 Prozent) ha-
                                                                      Praxisbesuch auch Kontakt zum Arzt oder         ben dabei die Sorge vor einem Ärztemangel
                                                                      zur Ärztin. Bei den Wartezeiten in der Praxis   auf den dritten Platz gerückt (9 Prozent).

          ZERTIFIZIERUNG                                                                                               ONLINE-BEFRAGUNG
                            Z E R T I F I Z I E RU NG S S T E L L E
                            DER ÄRZTEKAMMER WESTFALEN-LIPPE
                                                                      Im Monat August haben folgende Kliniken/         Berufliche
                                                                      Praxen ein erfolgreiches Audit absolviert:
                                                                                                                       Belastungen
                            DIN EN ISO 9001

                                                                       Re-Zertifizierungsaudit                         Im Rahmen seiner Masterarbeit an der
            •	Zertifizierung nach DIN EN ISO                          Brustzentren Vor-Ort-Audit                      Medizinischen Fakultät der Sigmund
              9001 im Gesundheitswesen                                 Bielefeld-Herford        17.+18.08.2021        Freud Universität Wien lädt David
                                                                      - Franziskus Hospital Bielefeld                  Meyer-Theewen, B.Sc. zur Teilnahme an
            •	Zertifizierung nach dem KPQM-                          - Mathilden Hospital Herford                     einer anonymen Online-Befragung zu
              System der KVWL
                                                                                                                       „Beruflichen Belastungen von Zahn-
                                                                       Westmünsterland30.+31.08.2021                  ärzten und Hausärzten im Vergleich“
            •	Zertifizierung von Perinatalzentren                    - Evangelisches Krankenhaus Bergisch            ein. Eine Beteiligung an der Umfrage
              Level I und II nach G-BA-Richtlinie                        Gladbachngsa                                  ist unter www.onlinebefragungen.sfu.
                                                                                                                       ac.at/Belastung bis zum 15. Januar
            •	Zertifizierung der NRW-                                 Überwachungsaudit Brustzentren                  2022 möglich.
              Brustzentren                                            Brustkrebszentrum Wesel      03.08.2021
                                                                      - Ev. Krankenhaus Wesel
            •	Zertifizierung von Kooperations­                       Münsterland Region Coesfeld 23.08.2021
              praxen der NRW-Brustzentren                             - Christophorus-Kliniken Coesfeld

                     Informationen zu den Zertifizierungsverfahren gibt die Zertifizierungsstelle
                       der Ärztekammer Westfalen-Lippe:

           i
                                                                                                                                                                       ©RB-Pictures — stock.com

                       Dr. Andrea Gilles, Tel. 0251 929-2982
                       Dr. Hans-Joachim Bücker-Nott, Tel. 0251 929-2980
                       Brustzentren: Jutta Beckemeyer, Tel. 0251 929-2981
                       Perinatalzentren: Uta Wanner, Tel. 0251 929-2983
                       DIN 9001/KPQM: Wiebke Wagener, Tel. 0251 929-2981

10|21 WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT
WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT - Ärztekammer Westfalen-Lippe
Info aktuell 7

Fortbildung
für Ärztinnen und Ärzte sowie für Vertreter von Krankenkassen
und anderen interessierten Berufsgruppen im Gesundheitswesen

Onkologie —
Unterschiedliche Perspektiven der Versorgung
in Zusammenarbeit mit dem Berufsverband der Niedergelassenen Hämatologen
und Onkologen e. V. (BNHO) Westfalen-Lippe

Webinar auf der ILIAS-Lernplattform
Mittwoch, 27. Oktober 2021, 16.00 —19.00 Uhr

Programm
Begrüßung                                                                                                                       Wissenschaftliche Leitung und Mo-
Univ.-Prof. Dr. med. Dr. h. c. Hugo Van Aken, Münster, Vorsitzender der Akademie für                                            deration: Dr. med. Karsten Kratz-Albers
medizinische Fortbildung der ÄKWL und der ÄKWL
                                                                                                                                Organisatorische Leitung: Elisabeth
                                                                                                                                Borg, Leiterin des Ressorts Fortbildung
Entwicklung der ambulanten Onkologie                                                                                            der Ärztekammer Westfalen-Lippe
Dr. med. Karsten Kratz-Albers, Münster, Vorsitzender des Regionalverbandes der Nieder-
gelassenen Hämatologen und Onkologen e. V. (BNHO) Westfalen-Lippe                                                               Teilnehmergebühren:
                                                                                                                                Mitglieder der Akademie: € 10,00
                                                                                                                                Nichtmitglieder der Akademie: € 40,00
Onkologische Versorgung aus Sicht der Krankenkassen                                                                             Arbeitslos/Elternzeit: € 10,00
Dirk Ruiss, Düsseldorf, Leiter der Landesvertretung Nordrhein-Westfalen des Verbandes                                           Studierende: kostenfrei
der Ersatzkassen e. V. (vdek)
                                                                                                                                Voraussetzung für die Teilnahme:
Wissensgenerierende Versorgung — Welches Wissen lässt sich aus Versorgungsdaten                                                 •	eine stabile Internetverbindung
für Behandlungsfortschritte ableiten?                                                                                           •	die aktuellste Version der Browser
PD Dr. med. Thomas Illmer, Dresden, Stellvertretender Vorsitzender des Vorstandes des                                             Mozilla Firefox, Google Chrome oder
Berufsverbandes der Niedergelassenen Hämatologen und Onkologen e. V. (BNHO)                                                       Microsoft Edge, bzw. Safari bei iOS
                                                                                                                                •	ein funktionierendes Audiosystem
Stellenwert der Krebsregistratur in der integralen Krebsbekämpfung                                                                (z. B. Kopfhörer)
Prof. Dr. med. Andreas Stang, MPH, Bochum, Ärztlicher Leiter des Landeskrebsregisters NRW                                       •	ggf. eine Webcam und ein Mikrofon

                                                                                                                                Hinweise:
                                                                                                                                Das Webinar schließt mit einer Lernerfolgs-

                              
                              Anmeldung: Schriftliche Anmeldung erforderlich bis 26.10.2021

i
                                                                                                                                kontrolle über die ILIAS-Lernplattform ab.
                              (www.akademie-wl.de/katalog oder E-Mail: parisia.olube@aekwl.de)                                  Die Veranstaltung ist im Rahmen der Zer-

                              
                              Information: Akademie für medizinische Fortbildung der ÄKWL und                                   tifizierung der ärztlichen Fortbildung der
                              der KVWL, Parisia Olube, Postfach 40 67, 48022 Münster,                                           ÄKWL mit 5 Punkten (Kategorie A) anre-
                              Tel.: 0251 929-2243                                                                               chenbar.
 © Jacob Lund | Adobe Stock

                                                                                    Bestens ausgerüstet - jeden Tag
                                                                                     Nicht zu viel und nicht zu wenig: Ihre Praxissoftware sollte die Funktionen bieten,
                                                                                     die Sie täglich benötigen. Sie sollte leicht zu bedienen sein und mit der Zeit gehen.
                                                                                     Damit Sie bestens ausgerüstet sind, wenn Sie Ihren Praxisbetrieb starten!
                                                                                     Wir haben ein Angebotspaket mit der passenden Ausrüstung für Sie geschnürt.
                                                                                     Neben den Grundfunktionen unserer Praxissoftware medatixx erhalten Sie drei
                                                                                     Zugriffslizenzen statt einer, die GDT-Schnittstelle und den
                                                                                     Terminplaner für 99,90 €* statt 139,90 €. Sparen Sie so zwei
                                                                                     Jahre lang jeden Monat 40,00 €.                                  Was ist Ihre
     BESTENS                                                                         Details finden Sie unter
                                                                                                                                                                          Super-Power?
                                                                                                                                                                           Gewinnspiel
     AUSGERÜSTET                                                                     bestens-ausgerüstet.medatixx.de                                                         für MFA
                                                                                                                                                                            dr-doxx.de
                    PRAXISBETRIEB STARTEN ...                                       * mtl./zzgl. MwSt. Mindestvertragslaufzeit 12 Monate. Aktion endet am 31.12.2021.
                                                                                      Bedingungen shop.medatixx.de.

                                                                                                                                                            WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT 10|21
WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT - Ärztekammer Westfalen-Lippe
8 Info aktuell

          DEMENZBEAUFTRAGTE                           AUFRUF VON CIRS-NRW

          Sprechstunde                                Sichere Versorgung von
           Die Demenzbeauftragte der Ärztekam-
           mer Westfalen-Lippe, Stefanie Ober-
                                                      Müttern und Neugeborenen
           feld, steht Ärztinnen und Ärzten im
           Rahmen einer wöchentlichen Telefon­        CIRS-NRW, das Lern- und Berichtssystem          Frage lautet: „Was macht die Versorgung
           sprechstunde jeweils mittwochs von 12      für kritische Ereignisse in der Patientenver-   von Müttern und Neugeborenen zu einem
           bis 13 Uhr unter Tel. 0251 5202-27610      sorgung in NRW — eine Initiative der Ärzte-     Hochsicherheitsbereich?“ Die Rückmeldun-
           als Ansprechpartnerin zum Thema            kammern Westfalen-Lippe und Nordrhein,          gen können per E-Mail an info@cirs-nrw.de
           Demenz zur Verfügung.                      der Apothekerkammern Westfalen-Lippe            gesendet werden. Auf Wunsch werden diese
                                                      und Nordrhein, der Kassenärztlichen Verei-      anonym behandelt.
                                                      nigungen Westfalen-
          WEBINAR                                     Lippe und Nordrhein
                                                      sowie der Kranken-
                                                                                                          -                    Aus den Einsendun-
                                                                                                                               gen will CIRS-NRW
                                                      hausgesellschaft                                                         ein Best-Practi-
                                                      Nordrhein-Westfa-                                                        ce-Paper erstellen,
                                                      len — fordert seine Nutzerinnen und Nutzer      das unter www.cirs-nrw.de veröffentlicht
           Im Drogennot-                              auf, Best-Practice-Beispiele, Maßnahmen
                                                      und Projekte rund um die sichere Versor-
                                                                                                      werden soll. Zudem will die Organisation
                                                                                                      die Initiatoren der besten Beispiele zu einer
           fall Leben retten                          gung von Müttern und ihren Neugeborenen
                                                      zu melden. Anlass ist der von der WHO aus-
                                                                                                      Präsentation auf dem nächsten CIRS-Gip-
                                                                                                      fel 2022 einladen. Neben der Aufforde-
           20. Oktober 2021, ab 14.00 Uhr             gerufene Welttag der Patientensicherheit,       rung, Best Practice-Beispiele zu melden,
                                                      der in diesem Jahr unter dem Motto „Sichere     ruft CIRS-NRW auch dazu auf, verstärkt
           Nasenspray rettet Leben: Das ist das       Geburtshilfe“ stand. CIRS-NRW will in die-      Berichte aus der Versorgung von Müttern
           Ziel des im Juli gestarteten bundes-       sem Rahmen für eine qualitativ hochwertige      und Neugeborenen unter www.cirs-nrw.de
           weiten Modellprojekts „NALtrain“.          und sichere Versorgung sensibilisieren. Die     einzustellen.
           Take-home-Vergabe und Anwendung
           eines Naloxon-Nasensprays sollen im
           Falle einer Opioid-Überdosierung bei
           Drogengebrauchern eine einfache und
           schnelle Erstversorgung ermöglichen,
           bevor der Rettungsdienst eingreifen
           kann. Die Ärztekammer Westfalen-
           Lippe und die Beratungskommission
           Sucht und Drogen der ÄKWL unter-
           stützen das Projekt, bei dem Ärztinnen
           und Ärzte eine wichtige Rolle spielen:
           Nur mit ärztlicher Verordnung können
           Patientinnen und Patienten mit Nalo-
           xon-Nasenspray ausgestattet werden.
           Das NALtrain-Projekt will in einem
           Netzwerk an zahlreichen Orten Dro-
           genhilfeeinrichtungen und interessier-
           te Ärztinnen und Ärzte zusammenfüh-
           ren. Diese haben die Möglichkeit, sich
           bei einem Webinar am 20. Oktober
           2021 ab 14.00 Uhr über das Projekt          DER RETTUNGSDIENST UND SEINE KÜNFTIGE AUSGESTALTUNG stehen im Mittel-
           und das Medikament zu informieren.          punkt eines Positionspapiers, das die Präsidenten der Ärztekammern Westfalen-Lippe
                                                       und Nordrhein, Dr. Hans-Albert Gehle (l.) und Rudolf Henke (r.), im September an NRW-
                                                       Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann übergaben. Vorangegangen waren mehrere

                   
                   Anmeldungen zum Webinar
                                                       Workshops „Zukunftsforum Rettungsdienst NRW 2030“, in denen u. a. Vertreter von
                   per E-Mail an info@naltrain.

           i
                                                       Organisationen, die im Rettungsdienst tätig sind, der Gesetzlichen Krankenversicherung,
                   org. Ansprechpartnerin bei der
                                                       der Kassenärztlichen Vereinigungen, der Krankenhausgesellschaft NRW, des Städte- und
                   Ärztekammer Westfalen-Lippe
                                                       Gemeindebundes und des Landkreistages am Positionspapier arbeiteten. Es zeigt Wege
                   ist Anke Follmann, E-Mail: foll-
                                                       auf, auch künftig in NRW eine qualitätvolle und zeitnahe Versorgung von Patienten im
                   mann@aekwl.de.
                                                       Notfall zu gewährleisten.                                                 Foto: MAGS

10|21 WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT
WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT - Ärztekammer Westfalen-Lippe
R VO R T  EIL.
       E  ST Ä  R KEN. IH      E N I N SULINE
UNSER         L A R- M AHLZEIT
         IM I
DIE BIOS
          OFI
VON SAN                                                                                                                                                                                                           Made in
                                                                                                                                                                                                                  Germany

Qualität mit Heimvorteil

                                      Rabattverträge mit allen GKVen*                                                                                     Rabattverträge mit allen GKVen**
                                      Kein AMNOG-Verfahren                                                                                                Kein AMNOG-Verfahren
                                      Erhältlich im SoloSTAR®                                                                                             Erhältlich im SoloSTAR®, in der Patrone
                                      und in der Patrone1                                                                                                 und in der Durchstechflasche 2

                           Erfahren Sie mehr unter diabetes.sanofi.de                                                                                                                                                                        Jetzt ausprobieren!

* Erstattung für 100 % der GKV-Versicherten durch langfristige Verträge, die den Rabatt auf den in der IfA-Lauertaxe gelisteten Preis sichern, gewährleistet. Stand 02/2021. Informationen zu Rabattverträgen finden Sie auf http://url.sanofi.de/aspart-rabattvertraege;
** Erstattung für 100 % der GKV-Versicherten durch langfristige Verträge, die den Rabatt auf den in der IfA-Lauertaxe gelisteten Preis sichern, gewährleistet. Stand 02/2021. Informationen zu Rabattverträgen finden Sie auf https://diabetes.sanofi.de/service/rabattvertraege.
1 Insulin aspart Sanofi® Fachinformation, Stand August 2020; 2 Insulin lispro Sanofi® Fachinformation, Stand Juli 2020.
Insulin aspart Sanofi® 100 Einheiten/ml Injektionslösung in einer Patrone • Insulin aspart Sanofi® 100 Einheiten/ml Injektionslösung im Fertigpen
Wirkstoff: Insulin aspart. Zusammens.: 1 ml enthält 100 Einheiten (3,5 mg) Insulin aspart. Sonst. Bestandt.: Phenol, Metacresol (Ph.Eur.), Zinkchlorid, Polysorbat 20, Natriumchlorid, Salzsäure 36 % und Natriumhydroxid zur Einstellung des pH, Wasser für Injektionszwecke. Anw.-Geb: Zur
Behandlung von Diabetes mellitus bei Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern ab dem Alter von 1 Jahr. Gegenanz.: Überempfindlichk. gegen d. Wirkstoff/sonstige Bestandt. Warnhinw. u. Vorsichtsm.: Arzneimittel für Kinder unzugänglich aufbewahren. Nebenwirk.: Am häufigsten ge-
meldete Nebenwirkung ist Hypoglykämie. Immunsyst.: Gelegentlich Urtikaria, Exanthem, Hautausschlag, Sehr selten Anaphylaktische Reaktionen. Stoffwechsel/Ernährungsstör.: Sehr häufig Hypoglykämie. Nervensyst.: Selten Periphere Neuropathie (schmerzhafte Neuropathie). Augen: Gelegentlich
Refraktionsanomalien, diabetische Retinopathie. Haut/Unterhautgeweb.: Gelegentlich Lipodystrophie, nicht bekannt kutane Amyloidose. Allg./Verabr.ort: Gelegentlich Reakt. a. d. Injektionsstelle, Ödeme. Verschreibungspflichtig. Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, D-65926 Frankfurt
                                                                                                                                                                                                                                                                                                2101_ILI_D – MAT-DE-2100417-1.0-01/2021

am Main. Stand: August 2020
  Dieses Arzneimittel unterliegt einer zusätzlichen Überwachung. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung zu melden.
Insulin lispro Sanofi® 100 Einheiten/ml Injektionslösung in einer Patrone · Insulin lispro Sanofi® 100 Einheiten/ml Injektionslösung in einer Durchstechflasche · Insulin lispro Sanofi® SoloStar® 100 Einheiten/ml Injektionslösung in einem Fertigpen
Wirkstoff: Insulin lispro. Zusammens.: 1 ml enthält 100 Einheiten (3,5 mg) Insulin lispro. Sonst. Bestandt.: m-Cresol, Glycerol, Dinatriumhydrogenphosphat 7 H2O, Zinkoxid, Wasser für Injektionszwecke, Salzsäure 36 % und Natriumhydroxid zur Einstellung des pH. Anw.-geb.: Zur Be-
handlung von Erwachsenen und Kindern mit Diabetes mellitus, die Insulin für die Aufrechterhaltung eines normalen Glukosehaushaltes benötigen. Ebenfalls angezeigt bei Ersteinstellung des Diabetes mellitus. Gegenanz.: Hypoglykämie, Überempfindlichkeit gegen Insulin lispro oder sonstigen
Bestandteil. Warnh. u. Vorsichtsmaßn.: Arzneimittel für Kinder unzugänglich aufbewahren. Nebenw.: Stoffwechsel/Ernährungsstör.: Häufigste Nebenwirkung jeder Insulinbehandlung ist Hypoglykämie. Schwere Hypoglykämien
können zu Bewusstlosigkeit und im Extremfall zum Tod führen. Immunsyst.: häufig lokale allerg. Reaktionen, selten systemische Allergie. Haut (Unterhautzellgeweb.): gelegentlich Lipodystrophie, nicht bekannt kutane Amyloidose. Allg./
Verabr.ort: nicht bekannt Ödeme. Verschreibungspflichtig. Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, D-65926 Frankfurt am Main. Stand: Juli 2020
  Dieses Arzneimittel unterliegt einer zusätzlichen Überwachung. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert, jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung zu melden.
WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT - Ärztekammer Westfalen-Lippe
Nach der Bundestagswahl:
          Wohin entwickelt sich
          das Gesundheitswesen?

10|21 WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT
Titelthema 11

Westfälischer Ärztetag
„Sorgen Sie dafür, dass vernünftige Versorgung nicht durch unvernünftige Vorgaben zerstört wird!“
Dr. Hans-Albert Gehles Appell an die Gesundheitspolitik ließ an Deutlichkeit nichts zu wünschen
übrig: Was sich regional im Alltag der Patientenversorgung bereits bewährt hat, sollte nicht am
grünen Tisch der Berliner Politik ausgebremst werden. „Was hindert uns, vernünftige Projekte in
die Regelversorgung zu überführen?“, gab der Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe beim
14. Westfälischen Ärztetag Vertreterinnen und Vertretern von CDU, FDP, SPD, Bündnis 90/DieGrü-
nen und Die Linke für ihre künftige gesundheitspolitische Arbeit mit auf den Weg.

                           von Klaus Dercks, ÄKWL                              den Ländern der seit Jahrzehnten aufgelaufene
                                                                               Investitionsstau aufgelöst werden. Auch das

                           B    undestagswahl 2021: Wohin entwickelt
                                sich das Gesundheitswesen?“ — Pande-
                           miebedingt konnten Ende August nur rund 60
                                                                               DRG-Fallpauschalensystem, das falsche An-
                                                                               reize setze, müsse dringend reformiert wer-
                                                                               den. Eigentlich, so Dr. Gehle weiter, sollte der
                           Teilnehmerinnen und Teilnehmer Vorträge und         Krankenhausstrukturfonds Zusammenschlüsse
                           Diskussion unter diesem Leitthema im Ärzte-         aus Qualitäts- und Effizienzgründen fördern.
                           haus in Münster in Präsenz verfolgen. Allen         „Wenn aber solche Zusammenschlüsse Wirk-
                           weiteren Interessierten stand der Ärztetag          lichkeit werden sollen, gibt es kartellrechtliche
                           als Online-Veranstaltung offen. Dabei ging es       Bedenken. So werden Initiativen, die Synergie-
                           zum einen um die Frage, wie viel Staat das          effekte erzielen sollen, ausgebremst.“
                           Gesundheitswesen mit zentraler, föderaler und
                           regionaler Organisation braucht — und zum           „Stückwerk hilft nicht weiter“
                           anderen um die gesundheitspolitische Agenda
                           der nächsten Bundesregierung. Für die, daran        Angekündigt, aber in der zurückliegenden Le-
                           ließ Dr. Gehle keinen Zweifel, gibt es reichlich    gislaturperiode nicht mehr umgesetzt wurde
                           Stoff: Aktuell seien noch die Coronapande-          die Reform der Notfallversorgung. „Stück-
                           mie und ihre Bewältigung das vorherrschende         werk hilft hier nicht weiter. Wir brauchen eine
                           Thema. Beides habe schmerzlich deutlich ge-         Reform aus einem Guss, eine Reform, die auf
                           macht, dass der Öffentliche Gesundheitsdienst,      funktionierende Strukturen der Notfallversor-
                           in den vergangenen 20 Jahren kaputtgespart,         gung Rücksicht nimmt“, verwies Dr. Gehle auf
                           personell, strukturell und finanziell wieder zu     die Sorge, der mit den erfolgreichen Portal-
                           einer tragfähigen dritten Säule des Gesund-         praxen beschrittene „westfälische Weg“ könn-
                           heitswesens aufgebaut werden müsse. „Die            te nach einer Reform in Berlin zur Sackgasse
                           Vergütung der dort tätigen Ärztinnen und            werden, wenn zentralstaatliche Vorgaben die
                           Ärzte ist so unattraktiv, dass es in Zeiten des     regionalen Strukturen zerschlügen. Ein weite-
                           Ärztemangels kaum möglich ist, jemand für           res Beispiel: „Seit mehr als 15 Jahren besteht in
                           diese Aufgabe zu gewinnen.“                         Nordrhein-Westfalen eine erfolgreich etablier-
                                                                               te Struktur der Brustzentren. Der Beschluss des
                           DRG-System reformieren                              Gemeinsamen Bundesausschusses zur Neure-
                                                                               gelung der Finanzierung von klinischen Spit-
                           Ob man nun von „Ärztemangel“ oder „wach-            zenzentren bringt diese Struktur in Gefahr.“
                           sendem Ärztebedarf“ spreche: Beides führe
                           zum dringenden Appell an die Politik, endlich       Digitalisierung —
                           mehr Medizinstudienplätze zu schaffen. „Es          aber nicht als Selbstzweck
                           kann auf Dauer keine Lösung sein, Kolleginnen
                           und Kollegen aus anderen Ländern hierher zu         Der Ärztekammerpräsident kritisierte überdies
                           holen, die dann in ihrem Heimatland in der Pa-      den Kommerzgedanken, der in Krankenhäusern,
                           tientenversorgung fehlen“, kritisierte Dr. Gehle.   aber auch in der ambulanten Versorgung Raum
                           Ein weiterer Punkt für die politische Agenda        greife. Patientenversorgung sei eine Frage der
                           sei die Krankenhausfinanzierung. Hier müsse,        öffentlichen Daseinsfürsorge und dürfe nicht
                           mahnte der Kammerpräsident, nicht nur von           kommerzialisiert werden. „Es läuft ganz klar

                                                                                                         WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT 10|21
12 Titelthema

                                                                                                                                etwas falsch, wenn Dividenden ausgeschüt-
                                                                                                                                tet werden, die nicht ins System zurückflie-
                                                                                                                                ßen.“ Auch in Sachen Digitalisierung, einem
                                                                                                                                weiteren Punkt für die gesundheitspolitische
                                                                                                                                Agenda, müsse nachgesteuert werden. „Wir
                                                                                                                                brauchen die Digitalisierung“, unterstrich Dr.
                                                                                                                                Gehle. Aber sie dürfe kein Selbstzweck sein
                                                                                                                                — und keinesfalls mit massivem Druck auf
                                                                                                                                die Ärzteschaft und sogar Sanktionsandro-
                                                                                                                                hungen verbunden werden.

                                                                                                                                Expertise der Ärzteschaft
                                                                                                                                gehört zwingend dazu
                                                                                                                                „Hören wir auf, von Grenzen zwischen den
                                                                                                                                Sektoren zu reden. Sprechen wir lieber von
                                                                                                                                Integration“, warb Dr. Gehle dafür, auch die
                                                                                                                                Frage der Überwindung der Grenzen zwi-
                                                                                                                                schen ambulanter und stationärer Entwick-
Rund 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer verfolgten den 14. Westfälischen Ärztetag in Präsenz im Ärztehaus in Münster. Für alle
                                                                                                                                lung mit frischen Ideen anzugehen. Dazu
anderen Interessierten wurden Vorträge und Diskussion online übertragen.                                        Fotos: mch     gehöre nicht zuletzt, für eine integrierte

               WIE VIEL STAAT BRAUCHT DAS GESUNDHEITSWESEN?

               „Man zählt auf die Sachkompetenz                                                                                 wortung des Bundes liegen, sind die Länder
               derer, die den Job machen“                                                                                       beispielsweise bei Heilberufskammergeset-
                                                                                                                                zen am Zug. Eine gleichzeitig bestehende
                                                                                                                                horizontale Verantwortungsteilung werde
               Zentral, föderal, regional — wie viel Staat             keit. Grundsätzlich trage der Staat keine                z. B. in der funktionalen Selbstverwaltung
               braucht das Gesundheitswesen? Prof. Dr.                 Erfüllungsverantwortung — er könne sich                  im Gesundheitswesen sichtbar. „Man zählt
               Josef Franz Lindner näherte sich dieser                 beispielsweise für einige Aufgaben der ärzt-             stark auf die Sachkompetenz derer, die den
               Frage beim Westfälischen Ärztetag aus                   lichen Selbstverwaltung be-                                                Job machen. Der Staat ist
               Sicht des Juristen. „Das Grundgesetz steht              dienen — aber eine Gewähr-                                                 auf Input der Beteiligten
               einem zentralistisch organisierten Gesund-              leistungsverantwortung:                                                    angewiesen.“ Ein Sonder-
               heitswesen in Deutschland entgegen“, lau-               Der Staat muss Strukturen                                                  problem stelle dabei der
               tete die These, die der Inhaber des Lehr-               schaffen, in denen ande-                                                   Gemeinsame Bundesaus-
               stuhls für Öffentliches Recht, Medizinrecht             re seine Aufgaben erfüllen                                                 schuss dar — bei diesem
               und Rechtsphilosophie an der Universität                können. So ergebe sich eine                                                Gremium, so Prof. Lindner,
               Augsburg, in seinem Vortrag ausführte. Das              mehrdimensionale Aufga-                                                    sei einiger Reformbedarf
               Gesundheitswesen sei zwar normativ zen­                 benteilung zwischen Staat,                                                 denkbar.
               tralisiert, jedoch funktional dezentralisiert           Selbstverwaltung und pri-
               — und die Verfassung lasse sehr viel Raum               vaten Akteuren. Bleibt das                                           Welche Themen sollten in
               für Gestaltung durch die Gesundheitspoli-               Problem der Verantwortung                                            den kommenden Jahren
                                                                                                         Prof. Dr. Josef Franz Lindner
               tik.                                                    für die Finanzierung des Ge-                                         unbedingt angegangen
                                                                       sundheitswesens. „Die liegt                                          werden? Prof. Lindners
               Aufgaben des Staates im Gesundheitswe-                  letztlich beim Staat, der für eine adäquate Agenda für die Gesundheitspolitik in der
               sen, erläuterte Prof. Lindner, ergäben sich             Finanzierung sorgen muss, notfalls auch neuen Legislaturperiode wurde angeführt
               bereits aus der verfassungsrechtlichen Ver-             mit Steuermitteln“, erläuterte Prof. Lindner. von der Schaffung eines zeitgemäßen Fort-
               ankerung von Gesundheitsverantwortung.                                                                        pflanzungsmedizinrechts und einer kohä-
               Dazu gehören beispielsweise Schutzpflich-               Prof. Lindner skizzierte die vertikale Teilung renten Regelung der Sterbehilfe. Auch das
               ten für Grundrechte und das Sozialstaats-               der Verantwortung im Gesundheitswesen Organspenderecht müsse weiterentwickelt
               prinzip. So trage der Staat Verantwortung               zwischen Bund und Land: Während Themen werden. Und schließlich gelte es, sich auch
               für Versorgungssicherheit und -gerechtig-               wie die Gestaltung der Sozialversicherung mit dem Konzept einer „Bürgerversiche-
               keit, aber auch für Versorgungsnachhaltig-              und der Heilberufszulassung in der Verant- rung“ auseinanderzusetzen.

10|21 WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT
Titelthema 13

 ZIEL: EIN GUTER STANDORT FÜR GESUNDHEIT SEIN

 Gesundheitsregionen arbeiten an „Innovation von unten“
 Neue Gestaltungskraft „von unten“, neue          kes stünden dabei integrierte, vernetzte und        neue Versorgungswege, bei Selektivverträ-
 Konstellationen der Akteure — Gesund-            gestufte Versorgungsgestaltung, digital ge-         gen übten Kostenträger hingegen oft große
 heitsregionen setzen einen Kontrapunkt                                                               Zurückhaltung, erläuterte Prof. Hilbert. „Die
 zu einer zentralen Gestaltung des Gesund-                                                            Reformen der Spahn-Ära gehen zwar in die
 heitswesens. „Da geht was, es braucht aber                                                           richtige Richtung, greifen aber noch viel
 mehr Rückenwind aus Berlin und Düssel-                                                               zu kurz.“ Er wünschte sich deshalb von der
 dorf“, stellte beim Westfälischen Ärztetag                                                           Politik eine bessere Anreizstruktur für deut-
 Prof. Dr. Josef Hilbert die im Netzwerk                                                              lich mehr Integrierte Versorgung, etwa mit
 Deutsche Gesundheitsregionen vertrete-                                                               einem Fonds, der Investitions- und Hand-
 nen, vielfältigen Projekte und Initiativen                                                           lungsgrundlagen schaffen könnte. „Und
 vor. Explizit, freute sich Prof. Hilbert, hät-                                                       auch das Bundesamt für Soziale Sicherung
 ten Bündnis 90/Die Grünen die Förderung          Prof. Dr. Josef Hilbert                             muss von der Bremse genommen werden.“
 regionaler Versorgungsverbünde mit enger
 Anbindung an die Kommunen in ihr Pro-            stützte Neuerungen, Fachkräftesicherung             „Zukunftsbaustellen“ gebe es auch in West-
 gramm zur Bundestagswahl geschrieben.            und Arbeitsgestaltung. Die Gesundheitsre-           falen genug, fand Prof. Hilbert. Unterstüt-
 Eine Orientierung, die durchaus auch bei         gionen, so Hilbert, gingen „Innovation von          zung für Gesundheit und Pflege im Alter,
 anderen Parteien anschlussfähig sei.             unten“ an. Allerdings bleibe die Frage nach         gerade auch für zu Hause lebende Senioren,
                                                  der Nachhaltigkeit vieler Projekte leider oft       gehört genauso dazu wie Stadtentwicklung
 „Ein guter Standort für Gesundheit sein“,        unbeantwortet.                                      unter gesundheitlichen Gesichtspunkten in
 sei das Ziel, das die mittlerweile 22 Gesund-                                                        sozialen Brennpunkten. „Wir sind die wirt-
 heitsregionen — meist zivilgesellschaftliche     Integrierte Versorgung, so die Erfahrung            schaftliche Zukunft“, wies Hilbert auf einen
 oder öffentlich angestoßene Aktionsbünd-         der Gesundheitsregionen, bringt viele He-           weiteren Aspekt der Gesundheitsregionen
 nisse — in ihrem Netzwerk eine. Sich bei der     rausforderungen mit sich. Sie braucht ein           hin. „Mehr Gesundheitsausgaben schaden
 Arbeit gegenseitig in die Karten zu schauen,     Management, das auch bezahlt werden                 der Wirtschaft nicht. Sie profitiert eher
 sei dabei ausdrücklich erwünscht, berichte-      muss — doch Regelfinanzierungen in Kol-             davon.“
 te Prof. Hilbert. Im Blickpunkt des Netzwer-     lektivverträgen haben kaum Spielraum für

Versorgung kreativ über eine integrierte          Bundestags-Gesundheitsausschusses plä-               reform im stationären
Finanzierung nachzudenken. Bei all dem            dierte dafür, wieder mehr Krankenhäuser in           Bereich und forderte
gelte: Die Expertise der Ärzteschaft gehört       öffentliche Trägerschaft zu bringen. Auch            eine „sehr starke Fi-
zwingend dazu, wenn es um konstruktive            müsse dem durch die Länder verschuldeten             nanzierungssäule für
Lösungen für das Gesundheitswesen und             Investionsstau in den Kliniken durch einen           Vorhaltekosten“ sowie
den Erhalt einer qualitativ hochwertigen          Fonds begegnet werden. Krankenhäuser, so             Qualitätsaufschläge
Patientenversorgung geht.                         Kathrin Vogler, müssten „mit Puffer“ geplant         für die Kliniken.
                                                  werden — „sonst plant man Engpässe“. Auch
Mehr Kliniken in öffentliche                      sah sie den Bedarf für „eine Versorgung zwi-         Das alles müsse mit
Trägerschaft bringen                              schen ambulant und stationär“, die Mög-              sektorübergreifender
                                                  lichkeit einer teilstationären Aufnahme für          Versorgungsplanung
Wohin steuert das Gesundheitswesen nach           Patientinnen und Patienten müsse geprüft             einhergehen. „Man Maria Klein-Schmeink
                                                                                                                                  (Bündnis 90/Die Grünen)
der Bundestagswahl? In der Diskussion mit         werden.                                              kann die wenigen
Teilnehmerinnen und Teil-                                                                              Fachkräfte nicht ge-
nehmern des Westfälischen                                               Starke Säule                   geneinander, sondern muss sie miteinan-
Ärztetages stellten Gesund-                                             für Vorhaltekosten             der arbeiten lassen.“ Hinzu komme: „Nicht
heitspolitikerinnen und                                                                                jedes Krankenhaus muss alles machen.“
-politiker die Pläne ihrer                                              An der Unterfinanzierung       Hier könnten klare Versorgungsaufträge
Parteien vor. Eine Reform                                               bei den Krankenhaus-In-        geeignete Leitplanken sein. Krankenhäuser
des DRG-Systems wolle Die                                               vestitionskosten wollten       müssten zudem für die ambulante Versor-
Linke ebenso angehen wie                                                auch Bündnis 90/Die Grü-       gung geöffnet werden, wo es an niederge-
einen grundlegenden Wan-                                                nen ansetzen, bekräftigte      lassenen Fachärzten fehle. Man müsse, so
del bei den Trägerstrukturen                                            deren gesundheitspolitische    Klein-Schmeink, der Bevölkerung in jedem
der Krankenhäuser, erläu-                                               Sprecherin im Bundestag,       Fall verdeutlichen, dass sie unabhängig vom
terte Kathrin Vogler MdB.                                               Maria Klein-Schmeink. Sie      Wohnort auf ein „Versorgungsversprechen“
Das ehemalige Mitglied des Kathrin Vogler (Die Linke)                   befürwortete eine Entgelt-     bauen könne.

                                                                                                                           WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT 10|21
14 Titelthema

         In der abschließenden Diskussion beim Westfälischen Ärztetag standen Gesundheitspolitikerinnen und -politiker nicht nur Moderator Dr. phil. Michael Schwarzenau, sondern
         auch den Zuhörerinnen und Zuhörern im großen Saal des Ärztehauses Münster Rede und Antwort.

         „Dritte Säule“                                            Zuwendungsmedizin                                          Qualitätssteigerung
         für Integrierte Versorgung                                stärken                                                    als Ziel
          „Dringend überarbeiten“, forderte auch Hei-  Reformbedarf bei der Krankenhausfinan-                  „Der Mehrwert einer jeden Reform muss
          ke Gebhard MdL angesichts eines DRG-Sys-     zierung sah auch Prof. Dr. Andrew Ullmann               eine Qualitätssteigerung sein“, stellte Dr.
          tems, das falsche Anreize setze. Auch die    MdB. So forderte der Ob-                                                 jur. Georg Kippels (CDU)
          SPD, so die Vorsitzende des Ausschusses für  mann der FDP-Fraktion im                                                 klar. Das Mitglied des Bun-
                                         Arbeit, Ge-   Gesundheitsausschuss des                                                 destags-Gesundheitsaus-
                                         sundheit und  Bundestages, das „Hams-                                                  schusses mahnte zudem
                                         Soziales des  terradsystem“ in den Kli-                                                an, das Verständnis für
                                         Landtages     niken mit einer Reform des                                               Reformen in der Kranken-
                                         NRW, wolle    DRG-Systems anzugehen.                                                   hausplanung im kommu-
                                         die Vorhalte- Würden Krankenhäusern                                                    nalpolitischen Umfeld zu
                                         kosten der    Vorhaltekosten finanziert,                                               verändern. „Da ist wichti-
                                         Krankenhäu-   so Prof. Ullmann weiter,                                                 ge Überzeugungsarbeit zu
                                         ser in deren  müssten diese allerdings                                                 leisten, allgemein emotio-
                                         Finanzie-     regional unterschiedlich                                                 nale Debatten sind nicht
                                         rungssystem   berücksichtigt werden                                                    hilfreich.“ Viele Probleme
                                                                                      Dr. jur. Georg Kippels (CDU)
                                         abbilden.     und gegebenenfalls Zu-                                                   lägen bereits in der alten
      Heike Gebhard (SPD)
                                         Einer „Ideal- schläge für Krankenhäu-                                                  Substanz der Kliniken be-
          planung“ erteilte Gebhard jedoch eine Ab-    ser im ländlichen Raum beinhalten. Zu-                  gründet, die kaum mehr Entwicklungen zu-
          sage. „Wir können nur das weiterentwickeln,  dem müsse eine DRG-Reform Fehlanreize                   lasse. Auch zukünftig, so Dr. Kippels weiter,
          was bereits vorhanden ist.“ Das                                 beseitigen. Stattdessen              müsse es aber die Möglichkeit geben, Kran-
          Gesundheitssystem müsse als                                     müsse die bislang zu we-             kenhäuser privatwirtschaftlich zu betreiben.
          Ganzes betrachtet werden,                                       nig beachtete „Zuwen-                „Ich kann mir nicht vorstellen, dass man
          was jedoch wegen der sek-                                       dungsmedizin“ besser im              mit Krankenhäusern Gewinne maximieren
          toralen Aufteilung des Ver-                                     Entgeltsystem abgebildet             kann.“
          sorgungsgeschehens bislang                                      werden. Im System der
          nicht gelungen sei. Es brauche                                  stationären Versorgung               Die Weiterentwicklung von Krankenhäu-
          den politischen Mut zu einer                                    solle der Aspekt der Qua-            sern mit finanziellen Anreizen für neue
          Integrierten Versorgung und                                     lität eine stärkere Rolle            Versorgungsformen und vielen denkbaren
          auch eine „dritte Säule“ für die                                als bisher spielen. „Da-             Kooperationsformen zwischen ambulanter
          Finanzierung dieses Bereiches.                                  rüber funktioniert der               und stationärer Versorgung und Rehabilita-
          Mit Blick auf die Krankenhaus-                                  Markt“, unterstrich Prof.            tionseinrichtungen, meinte Kippels, könne
          planung mahnte Heike Geb- Prof. Dr. Andrew Ullmann (FDP)        Ullmann — und betonte                in Zukunft gar zu neuen Begrifflichkeiten in
          hard, Bürgerinnen und Bürgern                                   zugleich, dass über alle             der Versorgung führen — angesichts neuer
          die Entwicklungen transparent zu machen.     künftigen Reformanstrengungen im statio-                inhaltlicher Ausrichtung wecke der Begriff
          Wenn einerseits ein Haus geschlossen wer-    nären Bereich die niedergelassenen Ärztin-              „Krankenhaus“ für solche Behandlungszen-
          de, müsse kommuniziert werden, an welcher    nen und Ärzte keinesfalls vergessen werden              tren ansonsten womöglich falsche Assozia-
          Stelle es im Gegenzug besser werde.          dürften.                                                tionen.

10|21 WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT
Kammer aktiv 15

Initiative von ÄKWL und KVWL

Intensivere
Zusammenarbeit
gefordert
                                                                   Ärztekammer-Präsident Dr. Hans-Albert Gehle (r.) und stellvertretender KVWL-Vorsitzender Dr. Volker
                                                                   Schrage erläuterten beim Westfälischen Ärztetag ihre Vorstellungen zur künftigen Zusammenarbeit
                                                                   von Ärzteschaft und anderen medizinischen Berufen.                                       Foto: mch

B   esser kooperieren, mehr delegieren, ge-
    meinsam organisieren — das fordern die
Kassenärztliche Vereinigung und die Ärzte-
                                               dent Dr. Hans-Albert Gehle. „Zudem reden
                                               wir seit Jahrzehnten über die Überwindung
                                               der Sektorengrenzen und integrierte Ver-
                                                                                                    nichts anderes als Substitution, bedeutet
                                                                                                    Arztersatz und nicht mehr Arztentlastung
                                                                                                    und überschreitet eine rote Linie!“ Gehle:
kammer Westfalen-Lippe, wenn es um die         sorgung. Aber wie kommen wir zu einer                „Die Möglichkeiten der Delegation sind noch
Zusammenarbeit von Ärztinnen und Ärzten        regionalen Versorgungsplanung, die ambu-             längst nicht ausgeschöpft.“
und anderen medizinischen Berufen geht.        lant und stationär zusammenbringt?“ Das
Mit ihren Forderungen wenden sich KVWL         scheitere schon an den unterschiedlichen
und ÄKWL nun an die Entscheidungsträger        Vergütungsstrukturen, so Gehle. „Also muss           Die Forderungen der KVWL und der ÄKWL
auf Bundesebene.                               doch endlich kreativ darüber nachgedacht             im Überblick:
                                               werden, wie man integrierte Versorgung
„Die ärztliche Arbeitskraft ist mittlerweile   auch integriert finanziert.“                         1. Grundlage einer professionsübergrei-
eine knappe Ressource. Die Gründe hierfür                                                              fenden Zusammenarbeit in Behand-
sind vielfältig und reichen von einer wach-    Keine Substitution                                      lungsteams muss eine klare Definition
senden Nachwuchsproblematik innerhalb          ärztlicher Kernaufgaben                                 der allein den Ärztinnen und Ärzten
der Ärzteschaft hin zu einem gleichzeitig                                                              vorbehaltenen Tätigkeiten sein. Dazu
steigenden Bedarf der Bürgerinnen und          Allgemeinmediziner Schrage und Intensiv-                fordern wir die Bundesärztekammer und
Bürger an medizinischer Versorgung. Um         mediziner Gehle stellen allerdings auch                 die Kassenärztliche Bundesvereinigung
diesen Herausforderungen im Sinne der          klar, dass mehr Delegation nicht zur Subs-              auf.
Patientinnen und Patienten zu begegnen,        titution ärztlicher Kernaufgaben durch
müssen wir die Grenzen zwischen den medi-      andere medizinische Berufe führen darf:              2. Die Möglichkeiten zur Delegation und
zinischen Professionen überwinden, die Zu-     „Der behandelnde Arzt muss auch weiter-                 zur selbstständigen Mitbehandlung
sammenarbeit intensivieren und gleichzeitig    hin die Verantwortung für den gesamten                  durch Gesundheitsberufe müssen er-
klare Strukturen und Rahmenbedingungen         Behandlungsprozess und die Koordination                 weitert und fortgeschrieben werden.
schaffen“, betont Dr. Volker Schrage, stell-   der einzelnen Behandlungsschritte tragen.               Dazu fordern wir den GKV-Spitzenver-
vertretender Vorsitzender der Kassenärztli-    Hierzu gehören beispielsweise die Anamne-               band und die Kassenärztliche Bundes-
chen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL).       se, Diagnosestellung, Aufklärung, Beratung              vereinigung auf.
So entlasten besonders qualifizierte Me-       und Therapieentscheidung“. Es gehe darum,
dizinische Fachangestellte bereits heute       Abläufe zu optimieren, Ressourcen gezielter          3. Es muss gesetzliche Regelungen zur
die niedergelassenen Ärzte, indem sie bei-     und effizienter zu nutzen und die Arbeits-              Verantwortung und Haftung für die
spielsweise Hausbesuche übernehmen und         qualität für alle Beteiligten zu verbessern.            eigenverantwortlichen Tätigkeiten der
Patienten eigenständig versorgen.              „Was wir dabei unbedingt vermeiden müs-                 Gesundheitsberufe geben. Dazu fordern
                                               sen, ist ein unnötiges Kompetenzgerangel“,              wir den Gesetzgeber auf.
„Wir wollen Grenzen überwinden, um zu          betonen Schrage und Gehle. Die Übertra-
einer Patientenversorgung im Team zu           gung von medizinischen Leistungen, die               4. Mehr Delegation und professionsüber-
gelangen, in dem jede und jeder die best-      bisher ausschließlich Ärztinnen und Ärzten              greifende Zusammenarbeit müssen in
möglichen Stärken einbringen kann. So er-      vorbehalten waren, an Pflegekräfte zur                  Modellprojekten erprobt und gefördert
reichen wir ein hohes Qualitätsniveau zum      selbstständigen Durchführung und ohne                   werden. Daran werden ÄKWL und KVWL
Wohle des Patienten“, sagt Kammerpräsi-        Delegation lehnen beide ab: „Das heißt                  arbeiten.

                                                                                                                           WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT 10|21
16 Kammer aktiv

        Wissenswertes
        zum Ärztekammerbeitrag
        Häufig gestellte Fragen rund um die Beitragsveranlagung

        von Julian Reinermann, ÄKWL                      Gutachterkommission für Arzthaftpflicht-      troller, ärztlicher Qualitätsmanager, sowie
                                                         fragen der Ärztekammer Westfalen-Lippe        ehrenamtliche Tätigkeit in der Berufspolitik
        51 Prozent der Kammerangehörigen nutzen          greift Behandlungsfehlervorwürfe auf. Mit     und ärztlicher Selbstverwaltung.
        bereits das Portal eÄKWL, um ihre jährliche      der Patientenberatung bieten Ärztekammer
        Veranlagung zum Ärztekammerbeitrag mit           und Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-    Das heißt: Immer dann, wenn aufgrund der
        Hilfe des Einstufungsassistenten rasch und       Lippe objektive und kompetente Beratung       Qualifikation als Arzt eine Tätigkeit ausge-
        komfortabel online vorzunehmen. Viele Ärz-       rund um die gesundheitliche Versorgung in     übt wird, liegt „ärztliche“ Tätigkeit im Sinne
        tinnen und Ärzte möchten über ihre indi-         der Region.                                   des § 2 der Beitragsordnung der Ärztekam-
        viduelle Beitragsveranlagung hinaus mehr                                                       mer Westfalen-Lippe vor. Im Zweifel hilft oft
        zum Thema erfahren — nachfolgend eine            Last but not least: Auch die Errichtung       schon der Blick in den Arbeitsvertrag wei-
        Auswahl von Fragen, die die Ärztekammer          einer Versorgungseinrichtung ist Kammer-      ter. Wenn Sie sich jedoch nicht sicher sind,
        Westfalen-Lippe in den letzten Monaten           Aufgabe. In Westfalen-Lippe ist seit 1960     ob Sie ärztlich tätig sind, können Sie diese
        erreicht haben:                                  die Ärzteversorgung Westfalen-Lippe das       Frage auch gerne mit den Mitarbeitern des
                                                         berufsständische Versorgungswerk der Ärz-     Sachgebiets Beitrag der ÄKWL klären.
        Wieso muss ich einen Ärztekammerbei-             teschaft.
        trag zahlen? Wofür wird mein Beitrag                                                           Welches Jahr ist maßgebend für die Be-
        genutzt?                                         Wie lange müssen Rentner Ärztekammer-         rechnung des Ärztekammerbeitrages?
                                                         beitrag zahlen?
        Zur Erfüllung ihrer Aufgaben erhebt die Ärz-                                                   Bemessungsgrundlage für den Ärztekam-
        tekammer Westfalen-Lippe auf Grundlage           Ärztinnen und Ärzte im Ruhestand, die kei-    merbeitrag sind die Einkünfte aus ärztlicher
        der Beitragsordnung von allen Kammeran-          ne ärztliche Tätigkeit mehr ausüben, werden   Tätigkeit von vor zwei Jahren. Haben Kam-
        gehörigen Beiträge, deren Höhe in Abhän-         weiterhin zur Abgabe der Selbsteinstufung     merangehörige in jenem Jahr keine ärzt-
        gigkeit der Einkünfte aus ärztlicher Tätigkeit   aufgefordert und zahlen gemäß Bei-                           liche Tätigkeit ausgeübt, so
        ermittelt wird.                                  tragsordnung den Mindestbeitrag                                  sind die im letzten Jahr
                                                         bis zur Vollendung des 70. Le-                                     vor dem Beitragsjahr
        Als berufsständische Selbstverwaltungs-          bensjahres. Kammerangehörige,                                        erzielten Einkünfte
        körperschaft nimmt die Ärztekammer die           die das 70. Lebensjahr vollendet                                     zugrunde zu legen.
        ihr durch das Heilberufsgesetz des Landes        haben und nicht mehr ärztlich
        NRW übertragenen Aufgaben wahr. Dazu             tätig sind, sind von der Bei-                                      Ein Beispiel: Für
        gehören in erster Linie:                         tragspflicht befreit.                                             die Bemessung des
                                                                                                                          Ärztekammer­beitrags im
        • Wahrnehmung der beruflichen Belange            Wie ist „ärztliche Tätig-                                             Jahr 2021 werden
          der Ärzteschaft und Vertretung der ärzt-       keit“ definiert?                                                       die Einkünfte aus
          lichen Interessen                                                                                                     ärztlicher Tätigkeit
        • Gestaltung und Regelung der ärztlichen         Ärztliche Tätigkeit ist jede Tätig-                                   des Jahres 2019 he-
          Weiterbildung                                  keit, die ganz oder teilweise wegen                                  rangezogen. Wurde
        • Qualitätssicherung der ärztlichen Berufs-      oder aufgrund ärztlicher Kennt-                                      2019 keine ärztliche
          ausübung                                       nisse und Fertigkeiten ausgeübt                                    Tätigkeit ausgeübt,
        • Förderung der ärztlichen Fortbildung           wird und die unmittelbar oder                                    sind die Einkünfte aus
        • Sorge für die Erhaltung eines hochstehen-      mittelbar dem Menschen oder                                       ärztlicher Tätigkeit des
          den Berufsstandes                              der Allgemeinheit dient. Dazu                                     Jahres 2020 für die
        • Überwachung der Berufspflichten                gehört zum Beispiel eine Tä-                                      Beitragsbemessung zu-
                                                         tigkeit in Lehre, Forschung,                                      grunde zu legen.
        Zudem ist die ÄKWL zuständig für die Aus-        Wirtschaft und Industrie, in der
        bildung von Medizinischen Fachange-              Verwaltung, als Fachjournalist,                                     Welche Einkünfte
        stellten, sie schlichtet bei innerärztlichen     gelegentliche Tätigkeit als Gut-                                     sind für die Veranla-
        Streitigkeiten, geht Patientenbeschwer-          achter, Praxisvertreter, ärztlicher                                  gung zum Ärztekam-
        den nach, benennt Sachverständige und            Notfalldienst, als Honorararzt,                                     merbeitrag zugrunde
        gibt Fachgutachten ab. Die unabhängige           ärztlicher Direktor, Medizincon-                                    zu legen?

10|21 WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT
Sie können auch lesen