WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT - Ärztekammer Westfalen-Lippe
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WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT Mitteilungsblatt der Ärztekammer Westfalen-Lippe Ausgabe 10.21 Wohin entwickelt sich Zusammenarbeit Abschied das Gesundheitswesen? der Gesundheitsberufe vom Muster 1 14. Westfälischer Ärztetag Initiative von Ärztekammer und Elektronische Arbeits- in Münster Kassenärztlicher Vereinigung unfähigkeitsbescheinigung
2 Inhalt Inhalt Themen dieser Ausgabe TITELTHEMA 10 Nach der Bundestagswahl: Wohin entwickelt sich das Gesundheitswesen? 14. Westfälischer Ärztetag KAMMER AKTIV 15 Intensivere Zusammenarbeit gefordert Initiative von ÄKWL und KVWL zur professionen- übergreifenden Zusammenarbeit 16 Wissenswertes zum Ärztekammerbeitrag Häufig gestellte Fragen rund um die Beitragsveranlagung 18 Handeln im Sinne der Ärzteschaft Serie Kammer regional: Verwaltungsbezirk Recklinghausen 20 Nur die Spitze des Eisbergs 10. Kooperationstag Sucht und Drogen NRW: Auswirkungen der Coronapandemie werden sichtbar 23 Znüni fördert das kollegiale Miteinander Serie Junge Ärzte: Erfahrungen aus der Schweiz FORTBILDUNG 22 Hundertprozentiges Vertrauen — ein gutes Gefühl 3. Westfälischer EVA-Tag VARIA 19 Telekonsil-Angebot wird erweitert Das Virtuelle Krankenhaus NRW geht in den Pilotbetrieb 24 Abschied vom Muster 1: Die eAU ersetzt den „gelben Schein“ Elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung 25 ePA — zentrales Element in einem digital vernetzten Gesundheitswesen Elektronische Patientenakte wird stufenweise aufgebaut 27 „Die Dinge anders tun“ Gesundheitskongress des Westens: Patientenversorgung gemeinsam gestalten INFO 4 Info aktuell 29 Persönliches 31 Ankündigungen der Akademie für medizinische Fortbildung der ÄKWL und der KVWL 57 Bekanntmachungen der ÄKWL 60 Impressum 10|21 WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT
Editorial 3 Die Stunde der Verhandler Dr. Hans-Albert Gehle Präsident der Ärztekammer Das Thema Gesundheit im Koalitionsvertrag Westfalen-Lippe N ach dem 26. September haben die Wahlkämpfer Ruhe, es ist die Stunde der Verhandler: Aus diversen Wahlprogram- men und Wunschlisten ein koalitionstaugliches „Best of“ zu pandemiebedingt auf Eis gelegt. Auch die Finanzsituation der Krankenkassen rückt nach ereignisreichen Pandemie-Monaten, in denen die Patientenversorgung die Belastung der im Gesund- destillieren, ist eine ebenso spannende wie schwierige Prozedur, heitswesen arbeitenden Menschen im Fokus standen, wieder deren glücklicher Ausgang zudem keineswegs garantiert ist. Um in der Wahrnehmung nach vorn. Eine Richtungsentscheidung das Thema „Gesundheit“ kommen die künftigen Koalitionäre zwischen restriktiver Budgetierung oder konstruktiver Reform dabei nicht herum. Die Corona-Monate haben gezeigt, dass jede der GKV-Finanzen ist überfällig. Partei zu diesem Thema etwas beizutragen hat. Die Pandemie ist noch längst nicht überstanden – und auch sonst gibt es für Wären sie nur unbeteiligte Zuschauer, könnte es für Ärztinnen das Bundesgesundheitsministerium in der neuen Legislatur viel und Ärzte am Ende sogar spannend sein, das Werden eines zu tun. Koalitionsvertrages zu verfolgen – wäre da nicht die Sorge, dass die Politik die Ärzteschaft einmal mehr im Regen stehenlässt. Dass in den vergangenen zwei Jahren des Öfteren von Wie wäre es, das Gesundheitswesen gemeinsam mit denen Anerkennung und Wertschätzung für Ärztinnen, Ärzte und weiterzuentwickeln, die Patientinnen und Patienten versorgen das große Team der Gesundheitsberufe die Rede war, tat gut. und letztlich am Krankenbett oder im Sprechzimmer für die Politikerinnen und Politiker aller Couleur erinnern sich in diesen Entscheidungen der Berliner Politik einstehen müssen? Es wäre Tagen hoffentlich daran, was ihnen die Arbeit der Menschen schön, wenn Gesprächsbereitschaft von Gesundheitspolitikern, im Gesundheitswesen seit dem Frühjahr 2020 wert war. Die wie sie beim Westfälischen Ärztetag im Austausch der Positio- Ärzteschaft hat vor der Wahl immer wieder darauf hingewiesen, nen mit Kammerangehörigen sichtbar wurde, sich in konstruk- was die aus ihrer Sicht wichtigsten Handlungsfelder bei der tiver Zusammenarbeit auch im größeren Rahmen zeigte. Am Weiterentwicklung des Gesundheitswesens sind. Einige Punkte besten noch, bevor in nächtlichen Koalitionsrunden in Berlin auf der Agenda sind neu, viele sind altbekannt, weil es trotz vertraglich festgezurrt wird, was sich dann in den folgenden aller Dringlichkeit nicht recht vorangeht. Jahren nicht mehr verändern lässt. Beim Westfälischen Ärztetag im August wurden einige der Zuletzt ein Hinweis in eigener Sache: Nicht nur in Berlin stehen größten Baustellen noch einmal benannt: Die Stärkung des die Zeichen in diesem Monat auf Veränderung – auch das kaputtgesparten Öffentlichen Gesundheitsdienstes, die Schaf- Westfälische Ärzteblatt zeigt ein neues Gesicht. Nach 13 Jahren fung von Medizinstudienplätzen, um dem steigenden Bedarf heißt es Abschied nehmen vom „kammergrünen“ Ärzteblatt. an Ärztinnen und Ärzten zu begegnen, Investitionsstau in den Ein frisches Layout für das Heft präsentiert Informationen und Krankenhäusern und die Reform des DRG-Systems gehören Themen künftig noch übersichtlicher. Ich wünsche Ihnen eine beispielsweise dazu, die Reform der Notfallversorgung ist anregende Lektüre! WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT 10|21
4 Info aktuell MANTELTARIFVERTRAG GEÄNDERT Überstundenzuschläge Überstundenzuschläge für teilzeitbeschäftigte MFA für teilzeitbeschäftigte MFA Die Informationsmappe gibt Anregungen Arbeiten Medizinische Fachangestellte in Bislang, so sah es der seit 2020 gelten- zu Diagnostik, Dokumentation und Inter- Teilzeit, ist die von ihnen geleistete Mehr- de Manteltarifvertrag vor, fiel ein Über- ventionsmöglichkeiten bei Gewalt gegen Frauen. Foto: ©sdecoret — stock.adobe.com arbeit zu vergüten. Ein Überstundenzu- stundenzuschlag erst dann an, wenn die schlag fällt an, sobald die mit der bzw. dem Arbeitszeit der Teilzeitkräfte über die ta- Teilzeitbeschäftigten vereinbarte individu- rifvertraglich vereinbarte Arbeitszeit für KOSTENLOSE BESTELLUNG elle wöchentliche Arbeitszeit überschritten Vollzeitkräfte hinausging. wird. Auf diese Änderung des Manteltarif- Gewalt gegen Frauen: vertrages haben sich die Tarifpartner im Weitere Informationen gibt es auf der i Juli geeinigt; die neue Regelung ist am Homepage der Ärztekammer Westfa- erkennen und helfen 1. August 2021 in Kraft getreten. len-Lippe: www.aekwl.de/fileadmin/ user_upload/aekwl/mfa/Aenderungs- Das Zeitbild MEDICAL „Gewalt gegen Frau- tarifvertrag_Nr_1_01.08.2021.pdf en: erkennen und helfen“ gibt Ärztinnen, Ärzten und Fachpersonal Anregungen zur Diagnostik, Dokumentation und den Inter- EINTRAG IN DATENBANK ventionsmöglichkeiten bei Gewalt gegen Frauen. Das begleitende Magazin soll Pa- Hilfe-Portal Sexueller Missbrauch tientinnen ermutigen, über Gewalterfahrun- gen zu sprechen und sich Hilfe und Beratung Unter dem Titel „Hilfe suchen, Hilfe finden“ bisherigen Hilfeportals deaktiviert, sodass zu holen. Dabei wird auch der Einfluss sozia- startete im August das neue Hilfe-Portal die Neu- bzw. Wiederregistrierung unbe- ler Isolation während der Coronapandemie www.hilfe-portal-missbrauch.de. Dort fin- dingt erforderlich ist, um auf dem neuen in den Blick genommen. Das Patientenma- den Betroffene, Angehörige und Fachkräfte Hilfe-Portal gelistet zu werden. Beratungs- gazin ist in den Sprachen Deutsch, Englisch, einen schnellen Zugang zu Hilfen und In- stellen, medizinische und therapeutische Arabisch und Türkisch verfügbar. Die Mate- formation zum Thema sexuelle Gewalt in Einrichtungen, rechtliche Angebote sowie rialien können unter www.gesundheit-und- Kindheit und Jugend. Das Portal ist ein An- Krisendienste und Zufluchtsstätten kön- gewalt.de/download kostenlos eingesehen gebot des Unabhängigen Beauftragten für nen sich selbst unter www.hilfe-portal- und bestellt werden. Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs missbrauch.de/ueber-uns/registrierung (UBSKM) und lotst Nutzerinnen und Nutzer registrieren. Der UBSKM bittet vor allem je nach Anliegen über eine deutschland- Ärztinnen und Ärzte, die traumaspezifisch weite Datenbank zu passenden Unterstüt- arbeiten und/oder sich traumspezifisch Z E R T I F I Z I E RU NG S S T E L L E DER ÄRZTEKAMMER WESTFALEN-LIPPE zungs- und Hilfeangeboten. Durch den Re- fortgebildet haben, sich in der Datenbank DIN EN ISO 9001 launch der Seite wurden alle Einträge des einzutragen. ©Andres Rodriguez, vege — fotolia.com; Espendiller + Gnegel 1 O 900 DIN IS M KPQ tren e r i n a talzen P Die Zertifizierungsstelle der Ärztekammer Westfalen-Lippe für das Gesundheitswesen Tel. 0251 929-2601| info@aekzert.de 10|21 WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT
Info aktuell 5 Neue Weiterbildungsordnung 2020 und eLogbuch Informationsveranstaltungen der Ärztekammer Westfalen-Lippe für weiterbildungsbefugte Ärztinnen und Ärzte Was ändert sich mit der neuen Weiterbildungsordnung für weiterbildungsbefugte Ärztinnen und Ärzte? Wie sieht das eLogbuch zur Dokumentation der Weiterbildung aus und was ist dabei Aufgabe der Weiterbildungsbefugten? Und was bedeutet eigentlich „kompetenzba- sierte“ Weiterbildung? Diese und viele weitere Fragen klärt eine neue Veranstaltungsreihe der Ärztekammer West- falen-Lippe, die sich an weiterbildungsbefugte Ärztinnen und Ärzte richtet. In Präsenz- und Online-Veranstaltungen informiert die Ärztekammer über die Umsetzung der neuen Weiter- bildungsordnung. Die Vorträge sowie Online-Tutorials für Weiterbildungsassistenten werden im Nachgang der Veranstaltungsreihe auf der Internetseite der ÄKWL abrufbar sein. Präsenzveranstaltung Online-Veranstaltung (Webex) Do., 21. Oktober 2021, 18.00 Uhr Mi., 10. November 2021, 18.00 Uhr Hörsaal des St. Josef-Hospitals, Universi- tätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum, Gudrunstraße 56, 44791 Bochum ©LIGHTFIELD STUDIOS — stock.adobe.com Programm Begrüßung Prof. Dr. med. Waldemar Uhl, Direktor der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie St. Josef-Hospital, Klinikum der Ruhr-Universität Bochum (Präsenzveranstaltung) Auskunft und Anmeldung: Dr. med. Johannes Albert Gehle, Präsident der ÄKWL Birgit Grätz, Tel.: 0251 929-2302, Die neue Weiterbildungsordnung 2020 E-Mail: birgit.graetz@aekwl.de Prof. Dr. med. Rüdiger Smektala, Mitglied des Vorstands der ÄKWL Verbindliche Anmeldung jeweils bis drei Tage vor Ver- Kompetenzorientierung und eLogbuch anstaltungsbeginn möglich. Die Veranstaltungen sind Dr. med. Markus Wenning, Geschäftsführender Arzt der ÄKWL im Rahmen der Zertifizierung der ärztlichen Fortbil- dung mit 3 Punkten der Kategorie A zertifiziert. Mehr erfahren WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT 10|21
6 Info aktuell KBV-VERSICHERTENBEFRAGUNG Patienten schätzen Arbeit ihrer Haus- und Fachärzte Die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte in hat sich ein Trend, der sich bereits zu Beginn Deutschland bekommen auch während der der Corona-Krise vor einem Jahr angedeutet Coronapandemie Bestnoten — das zeigen hatte, sichtbar verstärkt: Während bis zum die Ergebnisse der aktuellen Versicherten- vergangenen Jahr um die 26 Prozent der befragung der Kassenärztlichen Bundesver- Patientinnen und Patienten über 30 Minu- einigung. ten im Wartezimmer warteten, waren es in diesem Jahr nur noch 15 Prozent. Die fachliche Kompetenz ihrer Ärztinnen und Ärzte stuften 91 Prozent der Befragten Deutlich zugenommen haben im Vergleich mit gut oder sehr gut ein. Auch das Vertrau- zur Vor-Corona-Zeit die Videosprechstun- ensverhältnis lag mit 90 Prozent auf einem den. Die Hälfte der Befragten nutzt sie be- sehr hohen Niveau. Die Zahl der Praxisbesu- reits oder würde sie nutzen. Vor zwei Jahren Die fachliche Kompetenz ihrer Ärztinnen und Ärzte che ist im Vergleich zur letzten Befragung waren es noch 37 Prozent. Die Befragung stuften 91 Prozent der Befragten mit gut oder sehr gut des Vorjahres um etwa fünf Prozent gesun- ging auch auf die bevorstehenden Heraus- ein. Foto: ©Alexander Raths — stock.adobe.com ken. Zudem kamen weniger Patientinnen forderungen für das Gesundheitssystem ein. und Patienten mit akuten Problemen in die Die Ängste vor Personalmangel in den Pfle- Praxen. 80 Prozent der Befragten hatten in geberufen (16 Prozent) sowie vor Pandemien diesem und dem vergangenen Jahr bei ihrem und Infektionskrankheiten (13 Prozent) ha- Praxisbesuch auch Kontakt zum Arzt oder ben dabei die Sorge vor einem Ärztemangel zur Ärztin. Bei den Wartezeiten in der Praxis auf den dritten Platz gerückt (9 Prozent). ZERTIFIZIERUNG ONLINE-BEFRAGUNG Z E R T I F I Z I E RU NG S S T E L L E DER ÄRZTEKAMMER WESTFALEN-LIPPE Im Monat August haben folgende Kliniken/ Berufliche Praxen ein erfolgreiches Audit absolviert: Belastungen DIN EN ISO 9001 Re-Zertifizierungsaudit Im Rahmen seiner Masterarbeit an der • Zertifizierung nach DIN EN ISO Brustzentren Vor-Ort-Audit Medizinischen Fakultät der Sigmund 9001 im Gesundheitswesen Bielefeld-Herford 17.+18.08.2021 Freud Universität Wien lädt David - Franziskus Hospital Bielefeld Meyer-Theewen, B.Sc. zur Teilnahme an • Zertifizierung nach dem KPQM- - Mathilden Hospital Herford einer anonymen Online-Befragung zu System der KVWL „Beruflichen Belastungen von Zahn- Westmünsterland30.+31.08.2021 ärzten und Hausärzten im Vergleich“ • Zertifizierung von Perinatalzentren - Evangelisches Krankenhaus Bergisch ein. Eine Beteiligung an der Umfrage Level I und II nach G-BA-Richtlinie Gladbachngsa ist unter www.onlinebefragungen.sfu. ac.at/Belastung bis zum 15. Januar • Zertifizierung der NRW- Überwachungsaudit Brustzentren 2022 möglich. Brustzentren Brustkrebszentrum Wesel 03.08.2021 - Ev. Krankenhaus Wesel • Zertifizierung von Kooperations Münsterland Region Coesfeld 23.08.2021 praxen der NRW-Brustzentren - Christophorus-Kliniken Coesfeld Informationen zu den Zertifizierungsverfahren gibt die Zertifizierungsstelle der Ärztekammer Westfalen-Lippe: i ©RB-Pictures — stock.com Dr. Andrea Gilles, Tel. 0251 929-2982 Dr. Hans-Joachim Bücker-Nott, Tel. 0251 929-2980 Brustzentren: Jutta Beckemeyer, Tel. 0251 929-2981 Perinatalzentren: Uta Wanner, Tel. 0251 929-2983 DIN 9001/KPQM: Wiebke Wagener, Tel. 0251 929-2981 10|21 WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT
Info aktuell 7 Fortbildung für Ärztinnen und Ärzte sowie für Vertreter von Krankenkassen und anderen interessierten Berufsgruppen im Gesundheitswesen Onkologie — Unterschiedliche Perspektiven der Versorgung in Zusammenarbeit mit dem Berufsverband der Niedergelassenen Hämatologen und Onkologen e. V. (BNHO) Westfalen-Lippe Webinar auf der ILIAS-Lernplattform Mittwoch, 27. Oktober 2021, 16.00 —19.00 Uhr Programm Begrüßung Wissenschaftliche Leitung und Mo- Univ.-Prof. Dr. med. Dr. h. c. Hugo Van Aken, Münster, Vorsitzender der Akademie für deration: Dr. med. Karsten Kratz-Albers medizinische Fortbildung der ÄKWL und der ÄKWL Organisatorische Leitung: Elisabeth Borg, Leiterin des Ressorts Fortbildung Entwicklung der ambulanten Onkologie der Ärztekammer Westfalen-Lippe Dr. med. Karsten Kratz-Albers, Münster, Vorsitzender des Regionalverbandes der Nieder- gelassenen Hämatologen und Onkologen e. V. (BNHO) Westfalen-Lippe Teilnehmergebühren: Mitglieder der Akademie: € 10,00 Nichtmitglieder der Akademie: € 40,00 Onkologische Versorgung aus Sicht der Krankenkassen Arbeitslos/Elternzeit: € 10,00 Dirk Ruiss, Düsseldorf, Leiter der Landesvertretung Nordrhein-Westfalen des Verbandes Studierende: kostenfrei der Ersatzkassen e. V. (vdek) Voraussetzung für die Teilnahme: Wissensgenerierende Versorgung — Welches Wissen lässt sich aus Versorgungsdaten • eine stabile Internetverbindung für Behandlungsfortschritte ableiten? • die aktuellste Version der Browser PD Dr. med. Thomas Illmer, Dresden, Stellvertretender Vorsitzender des Vorstandes des Mozilla Firefox, Google Chrome oder Berufsverbandes der Niedergelassenen Hämatologen und Onkologen e. V. (BNHO) Microsoft Edge, bzw. Safari bei iOS • ein funktionierendes Audiosystem Stellenwert der Krebsregistratur in der integralen Krebsbekämpfung (z. B. Kopfhörer) Prof. Dr. med. Andreas Stang, MPH, Bochum, Ärztlicher Leiter des Landeskrebsregisters NRW • ggf. eine Webcam und ein Mikrofon Hinweise: Das Webinar schließt mit einer Lernerfolgs- Anmeldung: Schriftliche Anmeldung erforderlich bis 26.10.2021 i kontrolle über die ILIAS-Lernplattform ab. (www.akademie-wl.de/katalog oder E-Mail: parisia.olube@aekwl.de) Die Veranstaltung ist im Rahmen der Zer- Information: Akademie für medizinische Fortbildung der ÄKWL und tifizierung der ärztlichen Fortbildung der der KVWL, Parisia Olube, Postfach 40 67, 48022 Münster, ÄKWL mit 5 Punkten (Kategorie A) anre- Tel.: 0251 929-2243 chenbar. © Jacob Lund | Adobe Stock Bestens ausgerüstet - jeden Tag Nicht zu viel und nicht zu wenig: Ihre Praxissoftware sollte die Funktionen bieten, die Sie täglich benötigen. Sie sollte leicht zu bedienen sein und mit der Zeit gehen. Damit Sie bestens ausgerüstet sind, wenn Sie Ihren Praxisbetrieb starten! Wir haben ein Angebotspaket mit der passenden Ausrüstung für Sie geschnürt. Neben den Grundfunktionen unserer Praxissoftware medatixx erhalten Sie drei Zugriffslizenzen statt einer, die GDT-Schnittstelle und den Terminplaner für 99,90 €* statt 139,90 €. Sparen Sie so zwei Jahre lang jeden Monat 40,00 €. Was ist Ihre BESTENS Details finden Sie unter Super-Power? Gewinnspiel AUSGERÜSTET bestens-ausgerüstet.medatixx.de für MFA dr-doxx.de PRAXISBETRIEB STARTEN ... * mtl./zzgl. MwSt. Mindestvertragslaufzeit 12 Monate. Aktion endet am 31.12.2021. Bedingungen shop.medatixx.de. WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT 10|21
8 Info aktuell DEMENZBEAUFTRAGTE AUFRUF VON CIRS-NRW Sprechstunde Sichere Versorgung von Die Demenzbeauftragte der Ärztekam- mer Westfalen-Lippe, Stefanie Ober- Müttern und Neugeborenen feld, steht Ärztinnen und Ärzten im Rahmen einer wöchentlichen Telefon CIRS-NRW, das Lern- und Berichtssystem Frage lautet: „Was macht die Versorgung sprechstunde jeweils mittwochs von 12 für kritische Ereignisse in der Patientenver- von Müttern und Neugeborenen zu einem bis 13 Uhr unter Tel. 0251 5202-27610 sorgung in NRW — eine Initiative der Ärzte- Hochsicherheitsbereich?“ Die Rückmeldun- als Ansprechpartnerin zum Thema kammern Westfalen-Lippe und Nordrhein, gen können per E-Mail an info@cirs-nrw.de Demenz zur Verfügung. der Apothekerkammern Westfalen-Lippe gesendet werden. Auf Wunsch werden diese und Nordrhein, der Kassenärztlichen Verei- anonym behandelt. nigungen Westfalen- WEBINAR Lippe und Nordrhein sowie der Kranken- - Aus den Einsendun- gen will CIRS-NRW hausgesellschaft ein Best-Practi- Nordrhein-Westfa- ce-Paper erstellen, len — fordert seine Nutzerinnen und Nutzer das unter www.cirs-nrw.de veröffentlicht Im Drogennot- auf, Best-Practice-Beispiele, Maßnahmen und Projekte rund um die sichere Versor- werden soll. Zudem will die Organisation die Initiatoren der besten Beispiele zu einer fall Leben retten gung von Müttern und ihren Neugeborenen zu melden. Anlass ist der von der WHO aus- Präsentation auf dem nächsten CIRS-Gip- fel 2022 einladen. Neben der Aufforde- 20. Oktober 2021, ab 14.00 Uhr gerufene Welttag der Patientensicherheit, rung, Best Practice-Beispiele zu melden, der in diesem Jahr unter dem Motto „Sichere ruft CIRS-NRW auch dazu auf, verstärkt Nasenspray rettet Leben: Das ist das Geburtshilfe“ stand. CIRS-NRW will in die- Berichte aus der Versorgung von Müttern Ziel des im Juli gestarteten bundes- sem Rahmen für eine qualitativ hochwertige und Neugeborenen unter www.cirs-nrw.de weiten Modellprojekts „NALtrain“. und sichere Versorgung sensibilisieren. Die einzustellen. Take-home-Vergabe und Anwendung eines Naloxon-Nasensprays sollen im Falle einer Opioid-Überdosierung bei Drogengebrauchern eine einfache und schnelle Erstversorgung ermöglichen, bevor der Rettungsdienst eingreifen kann. Die Ärztekammer Westfalen- Lippe und die Beratungskommission Sucht und Drogen der ÄKWL unter- stützen das Projekt, bei dem Ärztinnen und Ärzte eine wichtige Rolle spielen: Nur mit ärztlicher Verordnung können Patientinnen und Patienten mit Nalo- xon-Nasenspray ausgestattet werden. Das NALtrain-Projekt will in einem Netzwerk an zahlreichen Orten Dro- genhilfeeinrichtungen und interessier- te Ärztinnen und Ärzte zusammenfüh- ren. Diese haben die Möglichkeit, sich bei einem Webinar am 20. Oktober 2021 ab 14.00 Uhr über das Projekt DER RETTUNGSDIENST UND SEINE KÜNFTIGE AUSGESTALTUNG stehen im Mittel- und das Medikament zu informieren. punkt eines Positionspapiers, das die Präsidenten der Ärztekammern Westfalen-Lippe und Nordrhein, Dr. Hans-Albert Gehle (l.) und Rudolf Henke (r.), im September an NRW- Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann übergaben. Vorangegangen waren mehrere Anmeldungen zum Webinar Workshops „Zukunftsforum Rettungsdienst NRW 2030“, in denen u. a. Vertreter von per E-Mail an info@naltrain. i Organisationen, die im Rettungsdienst tätig sind, der Gesetzlichen Krankenversicherung, org. Ansprechpartnerin bei der der Kassenärztlichen Vereinigungen, der Krankenhausgesellschaft NRW, des Städte- und Ärztekammer Westfalen-Lippe Gemeindebundes und des Landkreistages am Positionspapier arbeiteten. Es zeigt Wege ist Anke Follmann, E-Mail: foll- auf, auch künftig in NRW eine qualitätvolle und zeitnahe Versorgung von Patienten im mann@aekwl.de. Notfall zu gewährleisten. Foto: MAGS 10|21 WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT
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Titelthema 11 Westfälischer Ärztetag „Sorgen Sie dafür, dass vernünftige Versorgung nicht durch unvernünftige Vorgaben zerstört wird!“ Dr. Hans-Albert Gehles Appell an die Gesundheitspolitik ließ an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig: Was sich regional im Alltag der Patientenversorgung bereits bewährt hat, sollte nicht am grünen Tisch der Berliner Politik ausgebremst werden. „Was hindert uns, vernünftige Projekte in die Regelversorgung zu überführen?“, gab der Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe beim 14. Westfälischen Ärztetag Vertreterinnen und Vertretern von CDU, FDP, SPD, Bündnis 90/DieGrü- nen und Die Linke für ihre künftige gesundheitspolitische Arbeit mit auf den Weg. von Klaus Dercks, ÄKWL den Ländern der seit Jahrzehnten aufgelaufene Investitionsstau aufgelöst werden. Auch das B undestagswahl 2021: Wohin entwickelt sich das Gesundheitswesen?“ — Pande- miebedingt konnten Ende August nur rund 60 DRG-Fallpauschalensystem, das falsche An- reize setze, müsse dringend reformiert wer- den. Eigentlich, so Dr. Gehle weiter, sollte der Teilnehmerinnen und Teilnehmer Vorträge und Krankenhausstrukturfonds Zusammenschlüsse Diskussion unter diesem Leitthema im Ärzte- aus Qualitäts- und Effizienzgründen fördern. haus in Münster in Präsenz verfolgen. Allen „Wenn aber solche Zusammenschlüsse Wirk- weiteren Interessierten stand der Ärztetag lichkeit werden sollen, gibt es kartellrechtliche als Online-Veranstaltung offen. Dabei ging es Bedenken. So werden Initiativen, die Synergie- zum einen um die Frage, wie viel Staat das effekte erzielen sollen, ausgebremst.“ Gesundheitswesen mit zentraler, föderaler und regionaler Organisation braucht — und zum „Stückwerk hilft nicht weiter“ anderen um die gesundheitspolitische Agenda der nächsten Bundesregierung. Für die, daran Angekündigt, aber in der zurückliegenden Le- ließ Dr. Gehle keinen Zweifel, gibt es reichlich gislaturperiode nicht mehr umgesetzt wurde Stoff: Aktuell seien noch die Coronapande- die Reform der Notfallversorgung. „Stück- mie und ihre Bewältigung das vorherrschende werk hilft hier nicht weiter. Wir brauchen eine Thema. Beides habe schmerzlich deutlich ge- Reform aus einem Guss, eine Reform, die auf macht, dass der Öffentliche Gesundheitsdienst, funktionierende Strukturen der Notfallversor- in den vergangenen 20 Jahren kaputtgespart, gung Rücksicht nimmt“, verwies Dr. Gehle auf personell, strukturell und finanziell wieder zu die Sorge, der mit den erfolgreichen Portal- einer tragfähigen dritten Säule des Gesund- praxen beschrittene „westfälische Weg“ könn- heitswesens aufgebaut werden müsse. „Die te nach einer Reform in Berlin zur Sackgasse Vergütung der dort tätigen Ärztinnen und werden, wenn zentralstaatliche Vorgaben die Ärzte ist so unattraktiv, dass es in Zeiten des regionalen Strukturen zerschlügen. Ein weite- Ärztemangels kaum möglich ist, jemand für res Beispiel: „Seit mehr als 15 Jahren besteht in diese Aufgabe zu gewinnen.“ Nordrhein-Westfalen eine erfolgreich etablier- te Struktur der Brustzentren. Der Beschluss des DRG-System reformieren Gemeinsamen Bundesausschusses zur Neure- gelung der Finanzierung von klinischen Spit- Ob man nun von „Ärztemangel“ oder „wach- zenzentren bringt diese Struktur in Gefahr.“ sendem Ärztebedarf“ spreche: Beides führe zum dringenden Appell an die Politik, endlich Digitalisierung — mehr Medizinstudienplätze zu schaffen. „Es aber nicht als Selbstzweck kann auf Dauer keine Lösung sein, Kolleginnen und Kollegen aus anderen Ländern hierher zu Der Ärztekammerpräsident kritisierte überdies holen, die dann in ihrem Heimatland in der Pa- den Kommerzgedanken, der in Krankenhäusern, tientenversorgung fehlen“, kritisierte Dr. Gehle. aber auch in der ambulanten Versorgung Raum Ein weiterer Punkt für die politische Agenda greife. Patientenversorgung sei eine Frage der sei die Krankenhausfinanzierung. Hier müsse, öffentlichen Daseinsfürsorge und dürfe nicht mahnte der Kammerpräsident, nicht nur von kommerzialisiert werden. „Es läuft ganz klar WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT 10|21
12 Titelthema etwas falsch, wenn Dividenden ausgeschüt- tet werden, die nicht ins System zurückflie- ßen.“ Auch in Sachen Digitalisierung, einem weiteren Punkt für die gesundheitspolitische Agenda, müsse nachgesteuert werden. „Wir brauchen die Digitalisierung“, unterstrich Dr. Gehle. Aber sie dürfe kein Selbstzweck sein — und keinesfalls mit massivem Druck auf die Ärzteschaft und sogar Sanktionsandro- hungen verbunden werden. Expertise der Ärzteschaft gehört zwingend dazu „Hören wir auf, von Grenzen zwischen den Sektoren zu reden. Sprechen wir lieber von Integration“, warb Dr. Gehle dafür, auch die Frage der Überwindung der Grenzen zwi- schen ambulanter und stationärer Entwick- Rund 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer verfolgten den 14. Westfälischen Ärztetag in Präsenz im Ärztehaus in Münster. Für alle lung mit frischen Ideen anzugehen. Dazu anderen Interessierten wurden Vorträge und Diskussion online übertragen. Fotos: mch gehöre nicht zuletzt, für eine integrierte WIE VIEL STAAT BRAUCHT DAS GESUNDHEITSWESEN? „Man zählt auf die Sachkompetenz wortung des Bundes liegen, sind die Länder derer, die den Job machen“ beispielsweise bei Heilberufskammergeset- zen am Zug. Eine gleichzeitig bestehende horizontale Verantwortungsteilung werde Zentral, föderal, regional — wie viel Staat keit. Grundsätzlich trage der Staat keine z. B. in der funktionalen Selbstverwaltung braucht das Gesundheitswesen? Prof. Dr. Erfüllungsverantwortung — er könne sich im Gesundheitswesen sichtbar. „Man zählt Josef Franz Lindner näherte sich dieser beispielsweise für einige Aufgaben der ärzt- stark auf die Sachkompetenz derer, die den Frage beim Westfälischen Ärztetag aus lichen Selbstverwaltung be- Job machen. Der Staat ist Sicht des Juristen. „Das Grundgesetz steht dienen — aber eine Gewähr- auf Input der Beteiligten einem zentralistisch organisierten Gesund- leistungsverantwortung: angewiesen.“ Ein Sonder- heitswesen in Deutschland entgegen“, lau- Der Staat muss Strukturen problem stelle dabei der tete die These, die der Inhaber des Lehr- schaffen, in denen ande- Gemeinsame Bundesaus- stuhls für Öffentliches Recht, Medizinrecht re seine Aufgaben erfüllen schuss dar — bei diesem und Rechtsphilosophie an der Universität können. So ergebe sich eine Gremium, so Prof. Lindner, Augsburg, in seinem Vortrag ausführte. Das mehrdimensionale Aufga- sei einiger Reformbedarf Gesundheitswesen sei zwar normativ zen benteilung zwischen Staat, denkbar. tralisiert, jedoch funktional dezentralisiert Selbstverwaltung und pri- — und die Verfassung lasse sehr viel Raum vaten Akteuren. Bleibt das Welche Themen sollten in für Gestaltung durch die Gesundheitspoli- Problem der Verantwortung den kommenden Jahren Prof. Dr. Josef Franz Lindner tik. für die Finanzierung des Ge- unbedingt angegangen sundheitswesens. „Die liegt werden? Prof. Lindners Aufgaben des Staates im Gesundheitswe- letztlich beim Staat, der für eine adäquate Agenda für die Gesundheitspolitik in der sen, erläuterte Prof. Lindner, ergäben sich Finanzierung sorgen muss, notfalls auch neuen Legislaturperiode wurde angeführt bereits aus der verfassungsrechtlichen Ver- mit Steuermitteln“, erläuterte Prof. Lindner. von der Schaffung eines zeitgemäßen Fort- ankerung von Gesundheitsverantwortung. pflanzungsmedizinrechts und einer kohä- Dazu gehören beispielsweise Schutzpflich- Prof. Lindner skizzierte die vertikale Teilung renten Regelung der Sterbehilfe. Auch das ten für Grundrechte und das Sozialstaats- der Verantwortung im Gesundheitswesen Organspenderecht müsse weiterentwickelt prinzip. So trage der Staat Verantwortung zwischen Bund und Land: Während Themen werden. Und schließlich gelte es, sich auch für Versorgungssicherheit und -gerechtig- wie die Gestaltung der Sozialversicherung mit dem Konzept einer „Bürgerversiche- keit, aber auch für Versorgungsnachhaltig- und der Heilberufszulassung in der Verant- rung“ auseinanderzusetzen. 10|21 WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT
Titelthema 13 ZIEL: EIN GUTER STANDORT FÜR GESUNDHEIT SEIN Gesundheitsregionen arbeiten an „Innovation von unten“ Neue Gestaltungskraft „von unten“, neue kes stünden dabei integrierte, vernetzte und neue Versorgungswege, bei Selektivverträ- Konstellationen der Akteure — Gesund- gestufte Versorgungsgestaltung, digital ge- gen übten Kostenträger hingegen oft große heitsregionen setzen einen Kontrapunkt Zurückhaltung, erläuterte Prof. Hilbert. „Die zu einer zentralen Gestaltung des Gesund- Reformen der Spahn-Ära gehen zwar in die heitswesens. „Da geht was, es braucht aber richtige Richtung, greifen aber noch viel mehr Rückenwind aus Berlin und Düssel- zu kurz.“ Er wünschte sich deshalb von der dorf“, stellte beim Westfälischen Ärztetag Politik eine bessere Anreizstruktur für deut- Prof. Dr. Josef Hilbert die im Netzwerk lich mehr Integrierte Versorgung, etwa mit Deutsche Gesundheitsregionen vertrete- einem Fonds, der Investitions- und Hand- nen, vielfältigen Projekte und Initiativen lungsgrundlagen schaffen könnte. „Und vor. Explizit, freute sich Prof. Hilbert, hät- auch das Bundesamt für Soziale Sicherung ten Bündnis 90/Die Grünen die Förderung Prof. Dr. Josef Hilbert muss von der Bremse genommen werden.“ regionaler Versorgungsverbünde mit enger Anbindung an die Kommunen in ihr Pro- stützte Neuerungen, Fachkräftesicherung „Zukunftsbaustellen“ gebe es auch in West- gramm zur Bundestagswahl geschrieben. und Arbeitsgestaltung. Die Gesundheitsre- falen genug, fand Prof. Hilbert. Unterstüt- Eine Orientierung, die durchaus auch bei gionen, so Hilbert, gingen „Innovation von zung für Gesundheit und Pflege im Alter, anderen Parteien anschlussfähig sei. unten“ an. Allerdings bleibe die Frage nach gerade auch für zu Hause lebende Senioren, der Nachhaltigkeit vieler Projekte leider oft gehört genauso dazu wie Stadtentwicklung „Ein guter Standort für Gesundheit sein“, unbeantwortet. unter gesundheitlichen Gesichtspunkten in sei das Ziel, das die mittlerweile 22 Gesund- sozialen Brennpunkten. „Wir sind die wirt- heitsregionen — meist zivilgesellschaftliche Integrierte Versorgung, so die Erfahrung schaftliche Zukunft“, wies Hilbert auf einen oder öffentlich angestoßene Aktionsbünd- der Gesundheitsregionen, bringt viele He- weiteren Aspekt der Gesundheitsregionen nisse — in ihrem Netzwerk eine. Sich bei der rausforderungen mit sich. Sie braucht ein hin. „Mehr Gesundheitsausgaben schaden Arbeit gegenseitig in die Karten zu schauen, Management, das auch bezahlt werden der Wirtschaft nicht. Sie profitiert eher sei dabei ausdrücklich erwünscht, berichte- muss — doch Regelfinanzierungen in Kol- davon.“ te Prof. Hilbert. Im Blickpunkt des Netzwer- lektivverträgen haben kaum Spielraum für Versorgung kreativ über eine integrierte Bundestags-Gesundheitsausschusses plä- reform im stationären Finanzierung nachzudenken. Bei all dem dierte dafür, wieder mehr Krankenhäuser in Bereich und forderte gelte: Die Expertise der Ärzteschaft gehört öffentliche Trägerschaft zu bringen. Auch eine „sehr starke Fi- zwingend dazu, wenn es um konstruktive müsse dem durch die Länder verschuldeten nanzierungssäule für Lösungen für das Gesundheitswesen und Investionsstau in den Kliniken durch einen Vorhaltekosten“ sowie den Erhalt einer qualitativ hochwertigen Fonds begegnet werden. Krankenhäuser, so Qualitätsaufschläge Patientenversorgung geht. Kathrin Vogler, müssten „mit Puffer“ geplant für die Kliniken. werden — „sonst plant man Engpässe“. Auch Mehr Kliniken in öffentliche sah sie den Bedarf für „eine Versorgung zwi- Das alles müsse mit Trägerschaft bringen schen ambulant und stationär“, die Mög- sektorübergreifender lichkeit einer teilstationären Aufnahme für Versorgungsplanung Wohin steuert das Gesundheitswesen nach Patientinnen und Patienten müsse geprüft einhergehen. „Man Maria Klein-Schmeink (Bündnis 90/Die Grünen) der Bundestagswahl? In der Diskussion mit werden. kann die wenigen Teilnehmerinnen und Teil- Fachkräfte nicht ge- nehmern des Westfälischen Starke Säule geneinander, sondern muss sie miteinan- Ärztetages stellten Gesund- für Vorhaltekosten der arbeiten lassen.“ Hinzu komme: „Nicht heitspolitikerinnen und jedes Krankenhaus muss alles machen.“ -politiker die Pläne ihrer An der Unterfinanzierung Hier könnten klare Versorgungsaufträge Parteien vor. Eine Reform bei den Krankenhaus-In- geeignete Leitplanken sein. Krankenhäuser des DRG-Systems wolle Die vestitionskosten wollten müssten zudem für die ambulante Versor- Linke ebenso angehen wie auch Bündnis 90/Die Grü- gung geöffnet werden, wo es an niederge- einen grundlegenden Wan- nen ansetzen, bekräftigte lassenen Fachärzten fehle. Man müsse, so del bei den Trägerstrukturen deren gesundheitspolitische Klein-Schmeink, der Bevölkerung in jedem der Krankenhäuser, erläu- Sprecherin im Bundestag, Fall verdeutlichen, dass sie unabhängig vom terte Kathrin Vogler MdB. Maria Klein-Schmeink. Sie Wohnort auf ein „Versorgungsversprechen“ Das ehemalige Mitglied des Kathrin Vogler (Die Linke) befürwortete eine Entgelt- bauen könne. WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT 10|21
14 Titelthema In der abschließenden Diskussion beim Westfälischen Ärztetag standen Gesundheitspolitikerinnen und -politiker nicht nur Moderator Dr. phil. Michael Schwarzenau, sondern auch den Zuhörerinnen und Zuhörern im großen Saal des Ärztehauses Münster Rede und Antwort. „Dritte Säule“ Zuwendungsmedizin Qualitätssteigerung für Integrierte Versorgung stärken als Ziel „Dringend überarbeiten“, forderte auch Hei- Reformbedarf bei der Krankenhausfinan- „Der Mehrwert einer jeden Reform muss ke Gebhard MdL angesichts eines DRG-Sys- zierung sah auch Prof. Dr. Andrew Ullmann eine Qualitätssteigerung sein“, stellte Dr. tems, das falsche Anreize setze. Auch die MdB. So forderte der Ob- jur. Georg Kippels (CDU) SPD, so die Vorsitzende des Ausschusses für mann der FDP-Fraktion im klar. Das Mitglied des Bun- Arbeit, Ge- Gesundheitsausschuss des destags-Gesundheitsaus- sundheit und Bundestages, das „Hams- schusses mahnte zudem Soziales des terradsystem“ in den Kli- an, das Verständnis für Landtages niken mit einer Reform des Reformen in der Kranken- NRW, wolle DRG-Systems anzugehen. hausplanung im kommu- die Vorhalte- Würden Krankenhäusern nalpolitischen Umfeld zu kosten der Vorhaltekosten finanziert, verändern. „Da ist wichti- Krankenhäu- so Prof. Ullmann weiter, ge Überzeugungsarbeit zu ser in deren müssten diese allerdings leisten, allgemein emotio- Finanzie- regional unterschiedlich nale Debatten sind nicht rungssystem berücksichtigt werden hilfreich.“ Viele Probleme Dr. jur. Georg Kippels (CDU) abbilden. und gegebenenfalls Zu- lägen bereits in der alten Heike Gebhard (SPD) Einer „Ideal- schläge für Krankenhäu- Substanz der Kliniken be- planung“ erteilte Gebhard jedoch eine Ab- ser im ländlichen Raum beinhalten. Zu- gründet, die kaum mehr Entwicklungen zu- sage. „Wir können nur das weiterentwickeln, dem müsse eine DRG-Reform Fehlanreize lasse. Auch zukünftig, so Dr. Kippels weiter, was bereits vorhanden ist.“ Das beseitigen. Stattdessen müsse es aber die Möglichkeit geben, Kran- Gesundheitssystem müsse als müsse die bislang zu we- kenhäuser privatwirtschaftlich zu betreiben. Ganzes betrachtet werden, nig beachtete „Zuwen- „Ich kann mir nicht vorstellen, dass man was jedoch wegen der sek- dungsmedizin“ besser im mit Krankenhäusern Gewinne maximieren toralen Aufteilung des Ver- Entgeltsystem abgebildet kann.“ sorgungsgeschehens bislang werden. Im System der nicht gelungen sei. Es brauche stationären Versorgung Die Weiterentwicklung von Krankenhäu- den politischen Mut zu einer solle der Aspekt der Qua- sern mit finanziellen Anreizen für neue Integrierten Versorgung und lität eine stärkere Rolle Versorgungsformen und vielen denkbaren auch eine „dritte Säule“ für die als bisher spielen. „Da- Kooperationsformen zwischen ambulanter Finanzierung dieses Bereiches. rüber funktioniert der und stationärer Versorgung und Rehabilita- Mit Blick auf die Krankenhaus- Markt“, unterstrich Prof. tionseinrichtungen, meinte Kippels, könne planung mahnte Heike Geb- Prof. Dr. Andrew Ullmann (FDP) Ullmann — und betonte in Zukunft gar zu neuen Begrifflichkeiten in hard, Bürgerinnen und Bürgern zugleich, dass über alle der Versorgung führen — angesichts neuer die Entwicklungen transparent zu machen. künftigen Reformanstrengungen im statio- inhaltlicher Ausrichtung wecke der Begriff Wenn einerseits ein Haus geschlossen wer- nären Bereich die niedergelassenen Ärztin- „Krankenhaus“ für solche Behandlungszen- de, müsse kommuniziert werden, an welcher nen und Ärzte keinesfalls vergessen werden tren ansonsten womöglich falsche Assozia- Stelle es im Gegenzug besser werde. dürften. tionen. 10|21 WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT
Kammer aktiv 15 Initiative von ÄKWL und KVWL Intensivere Zusammenarbeit gefordert Ärztekammer-Präsident Dr. Hans-Albert Gehle (r.) und stellvertretender KVWL-Vorsitzender Dr. Volker Schrage erläuterten beim Westfälischen Ärztetag ihre Vorstellungen zur künftigen Zusammenarbeit von Ärzteschaft und anderen medizinischen Berufen. Foto: mch B esser kooperieren, mehr delegieren, ge- meinsam organisieren — das fordern die Kassenärztliche Vereinigung und die Ärzte- dent Dr. Hans-Albert Gehle. „Zudem reden wir seit Jahrzehnten über die Überwindung der Sektorengrenzen und integrierte Ver- nichts anderes als Substitution, bedeutet Arztersatz und nicht mehr Arztentlastung und überschreitet eine rote Linie!“ Gehle: kammer Westfalen-Lippe, wenn es um die sorgung. Aber wie kommen wir zu einer „Die Möglichkeiten der Delegation sind noch Zusammenarbeit von Ärztinnen und Ärzten regionalen Versorgungsplanung, die ambu- längst nicht ausgeschöpft.“ und anderen medizinischen Berufen geht. lant und stationär zusammenbringt?“ Das Mit ihren Forderungen wenden sich KVWL scheitere schon an den unterschiedlichen und ÄKWL nun an die Entscheidungsträger Vergütungsstrukturen, so Gehle. „Also muss Die Forderungen der KVWL und der ÄKWL auf Bundesebene. doch endlich kreativ darüber nachgedacht im Überblick: werden, wie man integrierte Versorgung „Die ärztliche Arbeitskraft ist mittlerweile auch integriert finanziert.“ 1. Grundlage einer professionsübergrei- eine knappe Ressource. Die Gründe hierfür fenden Zusammenarbeit in Behand- sind vielfältig und reichen von einer wach- Keine Substitution lungsteams muss eine klare Definition senden Nachwuchsproblematik innerhalb ärztlicher Kernaufgaben der allein den Ärztinnen und Ärzten der Ärzteschaft hin zu einem gleichzeitig vorbehaltenen Tätigkeiten sein. Dazu steigenden Bedarf der Bürgerinnen und Allgemeinmediziner Schrage und Intensiv- fordern wir die Bundesärztekammer und Bürger an medizinischer Versorgung. Um mediziner Gehle stellen allerdings auch die Kassenärztliche Bundesvereinigung diesen Herausforderungen im Sinne der klar, dass mehr Delegation nicht zur Subs- auf. Patientinnen und Patienten zu begegnen, titution ärztlicher Kernaufgaben durch müssen wir die Grenzen zwischen den medi- andere medizinische Berufe führen darf: 2. Die Möglichkeiten zur Delegation und zinischen Professionen überwinden, die Zu- „Der behandelnde Arzt muss auch weiter- zur selbstständigen Mitbehandlung sammenarbeit intensivieren und gleichzeitig hin die Verantwortung für den gesamten durch Gesundheitsberufe müssen er- klare Strukturen und Rahmenbedingungen Behandlungsprozess und die Koordination weitert und fortgeschrieben werden. schaffen“, betont Dr. Volker Schrage, stell- der einzelnen Behandlungsschritte tragen. Dazu fordern wir den GKV-Spitzenver- vertretender Vorsitzender der Kassenärztli- Hierzu gehören beispielsweise die Anamne- band und die Kassenärztliche Bundes- chen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL). se, Diagnosestellung, Aufklärung, Beratung vereinigung auf. So entlasten besonders qualifizierte Me- und Therapieentscheidung“. Es gehe darum, dizinische Fachangestellte bereits heute Abläufe zu optimieren, Ressourcen gezielter 3. Es muss gesetzliche Regelungen zur die niedergelassenen Ärzte, indem sie bei- und effizienter zu nutzen und die Arbeits- Verantwortung und Haftung für die spielsweise Hausbesuche übernehmen und qualität für alle Beteiligten zu verbessern. eigenverantwortlichen Tätigkeiten der Patienten eigenständig versorgen. „Was wir dabei unbedingt vermeiden müs- Gesundheitsberufe geben. Dazu fordern sen, ist ein unnötiges Kompetenzgerangel“, wir den Gesetzgeber auf. „Wir wollen Grenzen überwinden, um zu betonen Schrage und Gehle. Die Übertra- einer Patientenversorgung im Team zu gung von medizinischen Leistungen, die 4. Mehr Delegation und professionsüber- gelangen, in dem jede und jeder die best- bisher ausschließlich Ärztinnen und Ärzten greifende Zusammenarbeit müssen in möglichen Stärken einbringen kann. So er- vorbehalten waren, an Pflegekräfte zur Modellprojekten erprobt und gefördert reichen wir ein hohes Qualitätsniveau zum selbstständigen Durchführung und ohne werden. Daran werden ÄKWL und KVWL Wohle des Patienten“, sagt Kammerpräsi- Delegation lehnen beide ab: „Das heißt arbeiten. WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT 10|21
16 Kammer aktiv Wissenswertes zum Ärztekammerbeitrag Häufig gestellte Fragen rund um die Beitragsveranlagung von Julian Reinermann, ÄKWL Gutachterkommission für Arzthaftpflicht- troller, ärztlicher Qualitätsmanager, sowie fragen der Ärztekammer Westfalen-Lippe ehrenamtliche Tätigkeit in der Berufspolitik 51 Prozent der Kammerangehörigen nutzen greift Behandlungsfehlervorwürfe auf. Mit und ärztlicher Selbstverwaltung. bereits das Portal eÄKWL, um ihre jährliche der Patientenberatung bieten Ärztekammer Veranlagung zum Ärztekammerbeitrag mit und Kassenärztliche Vereinigung Westfalen- Das heißt: Immer dann, wenn aufgrund der Hilfe des Einstufungsassistenten rasch und Lippe objektive und kompetente Beratung Qualifikation als Arzt eine Tätigkeit ausge- komfortabel online vorzunehmen. Viele Ärz- rund um die gesundheitliche Versorgung in übt wird, liegt „ärztliche“ Tätigkeit im Sinne tinnen und Ärzte möchten über ihre indi- der Region. des § 2 der Beitragsordnung der Ärztekam- viduelle Beitragsveranlagung hinaus mehr mer Westfalen-Lippe vor. Im Zweifel hilft oft zum Thema erfahren — nachfolgend eine Last but not least: Auch die Errichtung schon der Blick in den Arbeitsvertrag wei- Auswahl von Fragen, die die Ärztekammer einer Versorgungseinrichtung ist Kammer- ter. Wenn Sie sich jedoch nicht sicher sind, Westfalen-Lippe in den letzten Monaten Aufgabe. In Westfalen-Lippe ist seit 1960 ob Sie ärztlich tätig sind, können Sie diese erreicht haben: die Ärzteversorgung Westfalen-Lippe das Frage auch gerne mit den Mitarbeitern des berufsständische Versorgungswerk der Ärz- Sachgebiets Beitrag der ÄKWL klären. Wieso muss ich einen Ärztekammerbei- teschaft. trag zahlen? Wofür wird mein Beitrag Welches Jahr ist maßgebend für die Be- genutzt? Wie lange müssen Rentner Ärztekammer- rechnung des Ärztekammerbeitrages? beitrag zahlen? Zur Erfüllung ihrer Aufgaben erhebt die Ärz- Bemessungsgrundlage für den Ärztekam- tekammer Westfalen-Lippe auf Grundlage Ärztinnen und Ärzte im Ruhestand, die kei- merbeitrag sind die Einkünfte aus ärztlicher der Beitragsordnung von allen Kammeran- ne ärztliche Tätigkeit mehr ausüben, werden Tätigkeit von vor zwei Jahren. Haben Kam- gehörigen Beiträge, deren Höhe in Abhän- weiterhin zur Abgabe der Selbsteinstufung merangehörige in jenem Jahr keine ärzt- gigkeit der Einkünfte aus ärztlicher Tätigkeit aufgefordert und zahlen gemäß Bei- liche Tätigkeit ausgeübt, so ermittelt wird. tragsordnung den Mindestbeitrag sind die im letzten Jahr bis zur Vollendung des 70. Le- vor dem Beitragsjahr Als berufsständische Selbstverwaltungs- bensjahres. Kammerangehörige, erzielten Einkünfte körperschaft nimmt die Ärztekammer die die das 70. Lebensjahr vollendet zugrunde zu legen. ihr durch das Heilberufsgesetz des Landes haben und nicht mehr ärztlich NRW übertragenen Aufgaben wahr. Dazu tätig sind, sind von der Bei- Ein Beispiel: Für gehören in erster Linie: tragspflicht befreit. die Bemessung des Ärztekammerbeitrags im • Wahrnehmung der beruflichen Belange Wie ist „ärztliche Tätig- Jahr 2021 werden der Ärzteschaft und Vertretung der ärzt- keit“ definiert? die Einkünfte aus lichen Interessen ärztlicher Tätigkeit • Gestaltung und Regelung der ärztlichen Ärztliche Tätigkeit ist jede Tätig- des Jahres 2019 he- Weiterbildung keit, die ganz oder teilweise wegen rangezogen. Wurde • Qualitätssicherung der ärztlichen Berufs- oder aufgrund ärztlicher Kennt- 2019 keine ärztliche ausübung nisse und Fertigkeiten ausgeübt Tätigkeit ausgeübt, • Förderung der ärztlichen Fortbildung wird und die unmittelbar oder sind die Einkünfte aus • Sorge für die Erhaltung eines hochstehen- mittelbar dem Menschen oder ärztlicher Tätigkeit des den Berufsstandes der Allgemeinheit dient. Dazu Jahres 2020 für die • Überwachung der Berufspflichten gehört zum Beispiel eine Tä- Beitragsbemessung zu- tigkeit in Lehre, Forschung, grunde zu legen. Zudem ist die ÄKWL zuständig für die Aus- Wirtschaft und Industrie, in der bildung von Medizinischen Fachange- Verwaltung, als Fachjournalist, Welche Einkünfte stellten, sie schlichtet bei innerärztlichen gelegentliche Tätigkeit als Gut- sind für die Veranla- Streitigkeiten, geht Patientenbeschwer- achter, Praxisvertreter, ärztlicher gung zum Ärztekam- den nach, benennt Sachverständige und Notfalldienst, als Honorararzt, merbeitrag zugrunde gibt Fachgutachten ab. Die unabhängige ärztlicher Direktor, Medizincon- zu legen? 10|21 WESTFÄLISCHES ÄRZTEBLATT
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