HEIZEN IN BERN: SONDERFALL UNTERE ALTSTADT - SimpleSite.com
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Herausgegeben von den Vereinigten Altstadtleisten Bern 37. Jahrgang | 4 / 2021 HEIZEN IN BERN: SONDERFALL UNTERE ALTSTADT Die kalte Jahreszeit hat begonnen – und wie jedes Jahr zeigt sich: In der Unteren Altstadt ist und bleibt schadstofffreies Heizen weitestgehend ein frommer Wunsch. Zwar müssen bis Ende 2031 die «ortsfesten elektrischen Widerstandsheizungen», wie die in etlichen Wohnungen in- stallierten Elektroheizungen korrekt heissen, stillgelegt werden. Doch wer im Quartier auf Fern- wärme setzt, wird enttäuscht. Denn die kommt nicht. Hauptenergieträger bleibt vorerst Erdgas, gefolgt vom Öl und etwas Holz. Immerhin: Verbesserungen der Isolation an den Altstadthäusern sind möglich, bedingen jedoch umfangreiche Planungen im Spannungsfeld Bauphysik, Wirt- Editorial schaftlichkeit, Nachhaltigkeit, Sicherheit und Weltkulturerbe. LEBEN UND LEBEN LASSEN Noch immer prägt die Corona-Politik von Bund und Kanton unser Zusammenleben und er- hitzt teilweise die Gemüter. Die wei- terhin präsenten und immer wieder ändernden Einschränkungen blei- ben eine Herausforderung für alle – und die regelmässigen Demonstratio- nen sind für Geschäftstreibende wie auch für die Anwohnerschaft mühsam, unabhängig davon, wel- che Meinung man selbst zur Covid-Zertifikatspflicht hat. Auch die wegen der Pandemie bewilligten ausge- dehnten Aussenflächen von Restaurants und Bars spalten die Geister. Vielen gefällt die zusätzliche Be- lebung und das gemütliche Ambiente in den Gassen, andere wiederum fürchten zusätzlichen Nachtlärm und Beeinträchtigungen für Ladenbesitzer wie für Der Hahn auf dem Münster wird weiterhin über der vielseitigen Kaminlandschaft der Altstadtdächer stehen. Anwohnende. Während dies in der Kramgasse aller- dings kaum ein Problem darstellt, wird diese The- Vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussionen für Anforderungen wie Umweltschutz, Denkmalschutz, matik in der Rathausgasse zurzeit heiss diskutiert. vermehrten Umwelt- und Klimaschutz, sichere Ver- Brandschutz, Zumutbarkeit und Gesetzgebung ge- Leiste, Gastronomen, Behörden und Politik erörtern sorgung und Wirtschaftlichkeit wollte die Brunne- recht werden. Diese Lösungen müssten unter Beizug im Hintergrund, wie die Situation nach der Pande- Zytig wissen, wie künftig in unserem Quartier mie sein soll und sein darf. geheizt werden wird. Die nachfolgende Übersicht beschränkt sich auf die Untere Altstadt und auf das Wie immer in unserer schönen Altstadt gibt es auch zurzeit Machbare. Wir verdanken sie wertvollen In- INFO AUS DEM INHALT hier nicht die eine richtige Lösung. Es zeigt sich ein- formationen von Jean-Daniel Gross (Chef der Städ- mal mehr, wie wichtig der lokale Kontakt der ein- tischen Denkmalpflege), Thomas Friederich (Leiter zelnen Leiste ist, um für jede Gasse den richtigen, Energieberatung EWB), Bruno Liesch (Leiter Ener- STADTRÄTINNEN AUS DER UNTEREN ALTSTADT: Für die junge für alle verträglichen Weg zu finden. Niemand will gieberatung Stadt Bern), Pascal Meinen (Städtisches SP-Politikerin Lena Allenspach ist ihr erstes Stadtratsman- eine ausgestorbene Museumsstadt und doch muss Umweltamt, zuständig für die Bewilligung von dat auch eine Lehrzeit. Seite 7. auch den berechtigten Bedürfnissen der Anwohne- Heizungen), Emanuel Sager (avenergy) und Harald rInnen nach Nachtruhe und dem Gewerbe nach Siegrist (Bauphysiker, Inhaber InfraBlow Siegrist, 600 JAHRE BERNER MÜNSTER: Die vier riesigen, über 500 Kundenfrequenz und Anlieferungsmöglichkeiten Jahre alten Wandteppiche über das Leben des Heiligen Vin- Bolligen). Nicht behandelt werden die Brandschutz- zenz sind eine künstlerische Kostbarkeit und ein Zeugnis Rechnung getragen werden. aspekte. des religiösen Lebens im damaligen Bern. Seite 12. Die Toleranzschwelle in unserem Quartier ist hoch. Sonderfall Untere Altstadt erkannt WOHNEN – ARBEITEN – VERKEHR – FREIZEIT: Die Vereinigten Aber es ist wichtig, dass nun frühzeitig die richtigen Die Anfrage der BrunneZytig komme zu früh, Altstadtleiste VAL haben eine grosse Umfrage lanciert. Der Weichen gestellt werden, damit im Frühling und meinte Bruno Liesch, Leiter der Energieberatung Hinweis auf Seite 20. Sommer das richtige Mass für ein respektvolles Mit- Stadt Bern. Die verantwortlichen Stellen hätten das DAS NEUE SCHAUFENSTER DER UNTEREN ALTSTADT: Die neu einander gefunden werden kann. Problem zwar erkannt. Es müssten aber erst noch designte interaktive Website der VAL ist am Erscheinungs- Nicola Schneller, Präsident Kramgassleist Lösungen entwickelt werden, die möglichst allen tag der BrunneZytig aufgeschaltet worden. Seite 23.
BrunneZytig 2 19. November 2021 Titelgeschichte den. Für bestehende Boiler gibt es Übergangslösun- ist ein Niedertemperatursystem möglich. Die Mehr- gen. kosten im Vergleich zu einer konventionellen Hei- zung erachtet das «Maison Capitol» für seine Fernwärme für die Untere Altstadt nicht künftigen Mieter als tragbar; sie fallen vor allem vorgesehen beim Unterhalt an. Derart ideale Voraussetzungen Das Fernwärmenetz, wie es heute geplant ist, wird für eine zentrale Holzheizung dürften in der Altstadt oberhalb des Zytglogge enden. Eine Erschliessung allerdings nur selten zu finden sein. der Unteren Altstadt würde grosse Investitionen be- dingen, erklärt Thomas Friedrich von EWB. Es Ernüchternd: Es bleiben Erdgas und Erdöl müssten die heutigen Zuleitungen verstärkt werden, Realistisch gesehen stehen also bis auf weiteres nur und zudem sei die Leitungslegung in den engen Häu- die beiden fossilen Energieträger zur Verfügung. sern der Unteren Altstadt mit ihren unterschiedli- Beide geben bei der Verbrennung CO2 und andere chen Kellerniveaus anspruchsvoll. Das Schwer- Schadstoffe ab. gewicht des Ausbaus der Fernwärme liege im Westen und im Norden (Länggasse-Breitfeldquartier) der Ältere Öl- und Gasheizungen werden heute norma- Stadt. Auf absehbare Zeit wird es also keine Fern- lerweise durch sogenannte Brennwertöfen ersetzt. wärme geben. Auch der Wärmeverbund Marzili, der Das heisse Abgas aus der ersten Verbrennung wird ein Gebiet südlich des Erlenweges bedient, plant kondensiert, und es wird ihm ein zweites Mal nicht, in das Gebiet des Matteleistes zu expandieren. Wärme entzogen. Dadurch steigt der Wirkungsgrad der Anlage, und der Energieverbrauch sinkt. Die Die neue Pelletheizung steht im «Maison Capitol». Platzprobleme und Welterbe- Angaben über die Einsparung schwanken zwischen Links im Bild die automatische Einfüllung. Die Unverträglichkeiten 10 und 30 Prozent. Aufnahme stammt von Anfang Oktober 2021, die Für Wärmepumpen fehlt in der Unteren Altstadt der Heizung ist noch nicht angeschlossen. Platz. Die Löcher für Erdwärmepumpen müssten Biogas als Ausweg? ausserhalb der Häuser gebohrt werden, also auf dem EWB definiert Biogas nach der strengen Schweizer verschiedener Fachstellen sowie privaten Eigentü- stark beanspruchten öffentlichen Grund. Vielleicht Norm. Bern ist in der glücklichen Lage, dass relativ merschaften ausgearbeitet werden. Unter der Feder- sind einzelne Bohrungen in nicht überbauten Innen- viel Biogas vorhanden ist. Es stammt in der Haupt- führung des Amtes für Umweltschutz der Stadt Bern höfen möglich. Erdwärme im grossen Stil kommt so- sache aus der regionalen Kläranlage ARA Bern und solle eine Arbeitsgruppe mit allen Beteiligten ins wieso nicht in Frage, weil sich die Bohrstellen viel zu noch aus anderen Quellen. Auch bei der Verbren- Leben gerufen werden. Bis Resultate vorliegen, un- nahe kämen. Luftwärmepumpen dürften in der Re- nung von Biogas wird CO2 freigesetzt, allerdings nur terstütze die «Energieberatung Stadt Bern» Eigentü- gel am Lärm scheitern. so viel, wie bei seiner Entstehung in den Grundstof- merschaften beim Heizungsersatz. fen (zum Beispiel in der Biomasse) gebunden wor- Solarpanels auf den Altstadtdächern schliesst die den ist. Das Biogas gilt deshalb als klimaneutral. Da Energieträger heute: Erdgas, Öl und etwas Denkmalpflege konsequent aus. Für die historischen seine Gewinnung technisch aufwändig ist und seine Strom Dachflächen gelte das Prinzip der Authentizität. Menge begrenzt, kann für Biogas ein deutlich höhe- EWB hat kürzlich begonnen, den Ist-Zustand in der Daher sei es wichtig, dass die teilweise noch mit rer Preis als für reines Erdgas verlangt werden. Per Unteren Altstadt zu erheben. Das Resultat sei noch handgestrichenen Biberschwanzziegeln gedeckten 1. November 2021 war der «Arbeitspreis», also das, nicht wasserdicht, man kenne aber die Grössenord- Dächer auch weiterhin sowohl in ihrer Wirkung als was man für die bezogene Menge bezahlt, für reines nungen, erklärt Thomas Friederich, der Leiter der auch in ihrer Substanz erlebt werden können. Für Biogas gut 80% höher als für reines Erdgas. Da in- Energieberatung EWB. In der Unteren Altstadt diese Sichtweise bestehe ein breiter Konsens, auch dessen der Biogasanteil von der CO2-Abgabe und werde heute überwiegend mit Erdgas geheizt, gefolgt in der Politik. Jean-Daniel Gross, Chef der städti- von der CO2-Kompensation ausgenommen ist, und von Erdöl (unter einem Fünftel) und etwas Elektri- schen Denkmalpflege, betont indessen, dass dieser da die Gasrechnung neben dem «Arbeitspreis» auch zität. Grundsatz nur für das Gebiet des Weltkulturerbes Fixkosten enthält (zum Beispiel den Leistungspreis), (inklusive Matte) gelte, nicht aber für die geschütz- liegen die tatsächlichen Gesamtkosten für Biogas Stromheizungen ab 1. Januar 2032 verboten ten Gebäude in den anderen Quartieren. zwar nicht um 80% höher, aber es bleiben doch Elektrizität ist eine sehr dichte Energieform. Sie gilt spürbare Mehrkosten. Da die Preise für Erdgas zur energetisch und ökologisch als doppelt so wertvoll Holzheizung erlaubt – Pionieranlage im Zeit enorm schwanken, und weil die Auswirkungen wie Öl und sollte deshalb nicht zum Heizen ver- «Maison Capitol» auf den einzelnen Kunden unterschiedlich sind, ver- schleudert werden. Deshalb werden nach kantona- Die Holzfeuerung ist nicht verboten. Für Pascal Mei- zichten wir auf detaillierte Angaben. lem Energiegesetz elektrische Widerstandsheizungen nen vom städtischen Umweltamt ist Holz leider keine ab 1. Januar 2032 verboten sein. In der Unteren ideale Lösung, weil die Verbrennung viel Feinstaub EWB bietet verschiedene Produkte an mit unter- Altstadt gibt es historisch bedingt noch viele Etagen- entwickle und oft die Nachbarn störe. Das gelte vor schiedlichen Biogasanteilen: 0% Biogas (also reines heizungen. Das Elektroverbot trifft sie hart. Eine allem für dezentrale Öfen wie Kachel- oder Metall- Erdgas), 25% Biogas (Standardprodukt, wenn der Umgehung mit mobilen Elektroöfeli könnte zwar nur öfen. Wichtig sei, dass von aussen genügend Frisch- Kunde nichts anderes wünscht), 50% Biogas und schwer kontrolliert werden. Eine nachhaltige Lösung luft auf die Feuerstellen geleitet werden könne. 100% Biogas. Die Wahl zwischen diesen Möglichkei- seien diese Öfchen jedoch nicht, weil die Leitungen ten liegt heute bei den KundInnen. Man darf aller- in vielen Häusern oft zu schwach seien. Nach einem Eine Pionieranlage wird die Pelletheizung im neuen dings nicht physikalisch denken, denn das, was man Merkblatt des Kantonalen Amtes für Umweltkoordi- «Maison Capitol» sein, das kürzlich aufgerichtet wor- aus der Leitung bekommt, ist – ähnlich wie beim nation und Energie fallen auch elektrische Infrarot- den ist. Dieses grosse Gebäude wird innen komplett Biostrom – nicht zu 100% «bio», sondern entspricht heizungen unter das Verbot. neu aufgebaut. Deshalb konnten gemäss Auskunft dem Mix im gesamten EWB-Gasnetz. Allerdings von Bauleiter Gerhard Winkelmann gute Vorausset- muss EWB nach klaren Regeln nachweisen, dass es Nur beschränkt zulässig sind Elektroboiler für das zungen für Pellets geschaffen werden. Die Pelletlager nicht mehr Biogas verkauft, als es hat. Mit der Wahl Warmwasser. Sie dürfen zwar weiterhin installiert seien so gross, dass die Lieferung der Pellets nur «gut für Biogas setzen die KonsumentInnen also ein sehr werden, aber nur noch ausserhalb der Heizsaison zweimal im Jahr» erfolgen müsse. Für Abgasfilter, für wirksames Signal, dass mehr Biogas produziert wer- betrieben werden. Während der Heizperiode soll das modernste Heizgeräte und für die Luftzufuhr stehe den soll. Wenn alle Erdgasbezüger in der Unteren Wasser zusammen mit der Heizung gewärmt wer- genügend Raum zur Verfügung. Dank Bodenheizung Altstadt sich für 100% Biogas entscheiden würden,
BrunneZytig Titelgeschichte 19. November 2021 3 würden zwar weiterhin CO2 und andere Schadstoffe vor allem aus dem Nahen Osten. Bei beiden entste- wie Bauphysik, Energierecht, Brandschutz, Archi- freigesetzt; die Untere Altstadt gälte aber als klima- hen unbekannte Verluste beim Transport vom Gas- tektur. Die Denkmalpflege empfiehlt, rechtzeitig neutral. oder Ölfeld bis in die Schweiz. Beim Erdgas ist EWB einen erfahrenen Gesamtplaner beizuziehen. der einzige Anbieter, beim Öl kann der Kunde unter Eine komplexe Frage: Gas oder Öl? mehreren Konkurrenten frei wählen. Öl hat zudem Eine andere, bedenkenswerte Sicht der Beim Vergleich spielen viele Faktoren hinein. Im den Vorteil, dass der Verbraucher dank seinem Vor- Denkmalpflege Zweifel empfiehlt sich der Beizug eines neutralen rat im Öltank gegen kurzfristige Lieferengpässe bes- Jean-Daniel Gross legt Wert auf eine andere Sicht, Beraters. Generell kann gesagt werden, dass Erdgas ser geschützt ist und Preisschwankungen ausnützen die in der Umweltgesetzgebung und in der Politik etwas teurer ist als Erdöl. Reines Erdgas (ohne Bio- kann. Bei der Umstellung auf Erdgas kann der Tank- nicht oder nur ungenügend berücksichtigt werde. Es anteil) setzt weniger CO2 frei als Erdöl, gemäss An- raum anderweitig genutzt werden. treffe zwar zu, dass moderne Nullenergiehäuser gabe von EWB circa 25%. Eine Anhebung der theoretisch weniger Energie brauchen als histori- geltenden CO2 -Abgabe, wie sie zurzeit im Eidgenös- Die Stadt möchte die Ölheizungen zum Verschwin- sche. Die Einsparung bei den Nullhäusern funktio- sischen Parlament diskutiert wird, trifft beide Ener- den bringen, hat aber dafür (noch) keine gesetzliche niere allerdings nur, wenn diese dauernd gieträger, Öl wegen dem höheren CO2 -Ausstoss aber Grundlage. Sicher spielt dabei auch eine Rolle, dass sachgerecht betrieben würden. Es gäbe keine Mes- etwas stärker. Beim Anfahren der Heizung schneidet die Stadt zu 100% Eigentümerin des Gaslieferanten sungen über die tatsächlichen Emissionen der Null- Öl ökologisch etwas schlechter ab. Beide Energieträ- EWB ist. Auch auf nationaler Ebene steht die Gas- energiehäuser. Gross hebt ein wichtiges ökologisches ger stammen mehrheitlich aus politisch schwierigen wirtschaft weitgehend im Eigentum der grossen Plus der Altstadt hervor. Vor 1920 sei weitgehend Gebieten, das Erdgas zu 59% aus Russland, das Erdöl Städte, dagegen ist die Ölverteilung privatwirtschaft- mit Muskelkraft und mit nachhaltigen Baustoffen lich organisiert. Bei der Wahl dürften also auch po- (zum Beispiel Holz oder Sandstein) gebaut worden. litische Präferenzen des Kunden mitspielen. Die Altstadtgebäude seien ohne graue Energie ent- standen, also ohne die grossen Energiemengen, die Energiesparen und bessere Isolationen heute beispielsweise für die Herstellung von Baustof- Die einfachste und günstigste Einsparungsmöglich- fen (zum Beispiel in Zementöfen), beim Transport keit ist die «Methode Pulli»: Schon das dauernde Ab- und beim Baustellenbetrieb verbraucht werden. senken der Raumtemperatur um ein Grad Celsius spart sechs Prozent Energie. Zudem glichen die dicken Mauern die Tag- und Nachtschwankungen aus und die kompakte Bau- Dauerhafte Einsparungen können auch bessere Iso- weise führe zu viel kleineren Aussenflächen und lationen bringen, vor allem an Dächern, Fenstern damit zu einer insgesamt viel effizienteren Wärme- und Aussenmauern. Einfache Lösungen gibt es aber nutzung. Diese Argumente sind Balsam für die selten, ganz besonders nicht in der Altstadt. Schlecht Ohren der Altstadtbewohnenden, sie werden leider geplante Massnahmen können zu Schäden führen, in der gegenwärtigen Umweltdiskussion kaum ge- zum Beispiel zu ungünstigen Luftführungen, Feuch- hört. tigkeit oder Pilzen. Hinzu kommen die Anforderun- gen der Denkmalpflege. Es ist allerdings nicht so, Offene Fragen dass diese alles unterbindet. Es komme stark auf die Dieser Artikel kann vieles nicht behandeln – und Umstände an, erklärt der Denkmalpfleger. An denk- schon gar nicht eingehend. Offen sind aber einige malgeschützten Innenräumen und bei historischen für die Altstadt wichtige Fragen, zum Beispiel: Wie Fenstern seien Dreifachverglasungen in der Regel sehen die von der Energieberatung angestrebten nicht möglich, bei anderen aber schon. Auch dickere neuen Lösungen aus, und was kosten sie? Wird das Dachisolationen könnten teilweise so angebracht Verbot der Elektroheizungen ab 2032 knallhart werden, dass sie von aussen nicht stören. In Aus- durchgesetzt oder sind Ausnahmen für denkmalge- nahmefällen könne die zusätzliche Isolation sogar schützte Gebäude denkbar? Strebt die Stadt in der Legal, edel und behaglich, aber oft zu viel Feinstaub- über den Dachsparren angebracht werden, sodass Unteren Altstadt ein Erdgasmonopol an? Will sie die entwicklung: Historischer Kachelofen in einem Haus kein Innenraum verloren geht. Notwendig sei eine Altstadtbewohner zum Bezug des teureren Biogases an der Kramgasse. (Foto: zVg) gründliche Planung unter Einbezug aller Aspekte zwingen? Wird es in einigen Jahrzehnten neue Tech- nologien geben? Spécialités Das Thema wird noch viel zu reden geben. Der Hahn de produits d'Italie vins et comestibles s.a. auf dem Chordach des Münsters kann wohl noch lange Zeit die Aussicht auf die vielseitige Kaminland- schaft geniessen. Liebe Kundin, lieber Kunde uu Vielleicht wissen Sie nicht, … dass wir nach Ihren Wünschen kalte Platten Einen historischen Rückblick, wie in der Vergangen- vorbereiten und auch liefern? … dass wir individuelle Geschenkkörbe gestalten? heit geheizt wurde, finden Sie auf Seite 5. Sicher aber wissen Sie, … dass Sie die Herzen Ihrer Lieben, Freunde und Bekannten mit einem Geschenk (oder Ge- schenkgutschein) höher schlagen lassen. Wer le bistro kann einem feinen Olivenöl, einem raffinierten aceto balsamico, getrockneten Steinpilzen oder Janine Mangiantini Morcheln, hausgemachter Pasta oder gar Brunngasse 19 CH - 3011 Bern T +41 31 311 15 42 einem Bacio widerstehen? Öffnungszeiten 11.00 – 14.30 / 17.00 – 23.30 Zibelemärit 9 – 15 Uhr offen Sonntag und Montag geschlossen Wir beraten Sie gerne Ihr FERRARI-Team Münstergasse 49, 3011 Bern Tel. 031 311 08 57
BrunneZytig 4 19. November 2021 Läbigi Altstadt LIEBE LESERINNEN UND LESER Neben unserer Serie zum Münsterjubiläum beschäf- tigt uns auf Seite 10 der «Brotschelm-Erggel bym Als Kulturgut von ausserordentlichem universellem In dieser Ausgabe erwartet Sie ausserdem noch ein Zytglogge». Dieser Erker verrät einiges über die Zeit Wert steht die Berner Altstadt seit 1983 auf der bunter Strauss an anderen Themen, den ich für ein- um 1500, doch die Figur des «Brotschelms» gibt so Unesco-Welterbe-Liste. Dieser Eintrag bringt der mal in alphabetischer Reihenfolge gebunden habe. manches Rätsel auf. Ausserdem sind wir zusammen Stadt nicht nur Ehre ein, sondern erlegt ihr auch mit einem Zeitzeugen der Geschichte der inzwischen Pflichten auf. So muss die Stadt einen Management- A wie Advent: Wie immer in der vierten Ausgabe verschwundenen Rebleuten Apotheke in der Ge- plan vorlegen, in dem Ziele und Massnahmen zum eines Jahres haben wir verschiedene Advent-Akti- rechtigkeitsgasse nachgegangen, Seite 24. Schutz ihrer Welterbestätte, ihrer Pflege, Nutzung vitäten in unserem Quartier aufgelistet. Mit leiser M wie Mode: Das Kleidungsstück muss dem Körper und Weiterentwicklung festgehalten sind. Dieses, seit Wehmut erinnern wir zudem an den verstorbenen folgen – nicht der Körper der Form des Kleidungs- vielen Jahren eigentlich zwingend vorgeschriebene Oberchlous Erhard Riggenbach, der so viele Kinder- stücks. Nach dieser Devise kleidet die bekannte Ber- Planungs- und Handlungskonzept, das die Stadt mit augen zum Strahlen gebracht hat, gerade auch in der ner Couturière Marianne Milani seit Jahrzehnten einiger Verspätung jetzt angehen wollte, hängt noch Unteren Altstadt, Seite 8 und 9. Damen wie Herren mit ihren massgeschneiderten im Stadtparlament fest. Kreationen ein. Das Treffen mit der passionierten B wie Blinde Fenster: So haben wir in der Redaktion jene Fenster getauft, die täuschend echt aussehen, in Altstadtbewohnerin auf Seite 16. Egal, ob zum ele- In unserem kleinen Schwerpunkt auf den Seiten 18 ganten Outfit oder zum Alltagsdress: Schöne Schuhe Tat und Wahrheit aber nur aufgemalt sind – und die bis 20 erfahren Sie, was die Vorgaben der Unesco sind ein Hingucker. Auf rahmengenähtes Schuhwerk zu allerlei Gedankenspielereien einladen. So meldet an Bern sind und was der Managementplan bein- nach Mass hat sich «Le Majordome» spezialisiert. Wir sich auf Seite 6 ein solcher Fenstermaler zu Wort. haltet, gerade auch im umstrittenen «dynamischen» haben das Geschäft kurz nach dem Umzug in die Teil, der sich unter anderem mit der Verwaltung, F wie Fasnacht: Der Fastnachtsbär schläft im Käfig- Kramgasse besucht – und eine neue Schuhwelt hat dem öffentlichen Raum, Wohnen und Wirtschaft be- turm den drei schönsten Tagen des Jahres entgegen sich uns aufgetan, Seite 27. fasst. Zudem haben wir im Nachgang zur Verschie- – doch noch ist offen, wie (und ob) die Fasnacht bung des Stadtratsentscheids Stadtpräsident Alec 2021/22 über die Bühne gehen soll. Auf Seite 15 R wie Restaurant: Wir erkunden auf Seite 30 das Er- vom Graffenried einige Fragen gestellt. lassen wir den Verein Berner Fasnacht verschiedene folgsrezept der «Harmonie», die seit über 100 Jahren Varianten durchspielen. im Besitz der Familie Fritz Gyger ist. Wer die «Har- Die bauliche Substanz und die mittelalterliche Stadt- monie» kennt, weiss: Es gibt nicht nur einen Grund, G wie Geschäft: Die Münsterkellerei gehört jetzt zum warum diese Traditionsbeiz über so viele Jahre er- struktur im Welterbe-Perimeter zu bewahren, die Basler Familienunternehmen «Ullrich Passion for Li- folgreich war und ist. Altstadt aber gleichzeitig so weiterzuentwickeln, dass quids». Bei unserem Besuch der Weinhandlung sie den Anforderungen der modernen Zeit gerecht S wie Spendenaufruf: Alle zwei Jahre legen wir der haben wir schnell gemerkt: Der Name ist Pro- wird und lebenswert bleibt, ist beileibe kein einfaches BrunneZytig einen Einzahlungsschein bei und bitten gramm! Seite 28. An Leidenschaft für sein Geschäft Unterfangen. Das zeigt auch unsere Titelgeschichte unsere Leserschaft, unsere Arbeit mit einer Spende fehlt es auch Aram Melikja nicht. Doch der Bericht auf Seite 1 zum Heizen in der Altstadt. Nicht alles, was zu unterstützen. In dieser Ausgabe ist es wieder so auf Seite 26 zeigt: Der Matteladen braucht dringend wünschenswert wäre, ist – zumindest heutzutage – weit. Lesen Sie sich den Spendenaufruf durch und mehr Kundschaft. auch möglich. Doch wenn man auf Seite 5 liest, wie nutzen Sie doch anschliessend bitte den Einzah- früher geheizt wurde, merkt man schnell, dass Fort- H wie Historisches: Geschichtsinteressierte kommen lungsschein. Das ehrenamtliche Redaktionsteam schritt und Altstadt sich nie ausgeschlossen haben. in dieser Ausgabe gleich mehrfach auf ihre Kosten: freut sich über jede Spende und dankt Ihnen bereits Eingeschränkte Sicht… …oder totale Freiheit? jetzt! Verlieren Sie die Fassung. Ihr Kontaktlinsenspezialist. Im Namen des gesamten Teams wünsche ich Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, jetzt wieder viel Vergnü- gen bei der Lektüre der BrunneZytig – und vor allem eine entspanntere Advents- und Weihnachtszeit als im vergangenen Jahr. Büchi Optik, Kramgasse 25, 3011 Bern Barbara Büttner, Chefredaktorin 031 311 21 81, www.buechioptik.ch Adventsdekorationen finden Sie am Für Ihre Blumenstand Komminoth in der Gurten- und Münstergasse eine grosse Auswahl an Koniferen, Stechpalmen, Misteln, Weisstannen sowie fertige Adventskränze. Am Samstag, 27. November 2021 stellen wir unseren Verkauf an den Marktständen Gurtengasse und Münstergasse endgültig ein. Wir wünschen all unseren Kundinnen und Kunden schon jetzt schöne und erholsame Festtage und danken herzlich für das uns immer wieder entgegengebrachte Vertrauen. Bleiben Sie gesund! Barbara und Christian KOMMINOTH mit Mitarbeiterinnen Lenglod 5, 3182 Ueberstorf, Tel. 031 741 05 08 www.komminoth.com
BrunneZytig Läbigi Altstadt 19. November 2021 5 NICHT IMMER MACHT HEIZEN UNS WARM … … denn frierend heizt sich mancher arm ( P.T. Meissner, Die Heizung mit erwärmter Luft, Wien 1821) Feuer bestimmte seit jeher die menschliche Zivilisa- an Universitäten blieben winters kalt, es sei denn die tion. Man brauchte es bis weit in die Neuzeit fürs Ko- Schüler und Studierenden brachten selber Heizma- chen, Heizen, Beleuchten und Waschen. Die meisten terial mit. Handwerke und Berufe wie Bäcker, Töpfer oder Schmiede waren ebenfalls zwingend darauf ange- Die Geschichte des Heizens beginnt mit der offenen wiesen. Doch der Umgang mit Feuer war immer ge- Feuerstelle auf dem Boden, was nicht nur gefährlich, fährlich. Eine kleine Unachtsamkeit konnte rasch sondern auch Energieverschwendung war: Mehr als einen grossen Brand auslösen, der bis hin zur Zer- die Hälfte der Engergie ging durch Rauch, Abgase störung ganzer Dörfer und Stadtteile führen konnte. und durch die mitgeführte kalte Raumluft verloren. Griffen die Flammen einmal um sich, war ein Brand Das Heizen mit tragbaren Glutbecken hatte immer- mit den damaligen Mitteln – Löschen mit dem Was- hin den Vorteil, dass man das Becken in andere sereimer oder ab dem 16. Jahrhundert mit einfa- Räume mitnehmen konnte. Zu den offenen Feuer- Klassischer Kachelofen mit Ofentritt in einem Berner chen Feuerspritzen – nur schwer zu bekämpfen. Den stellen zählten auch gemauerte, leicht erhöhte und Bauernhaus um 1917. ((Bild: Burgerbibliothek Bern, FPa.21, Nr. 30) Flammen boten die stroh- und schindelgedeckten mit Kaminhut versehene Cheminées, wie man sie Holz- und Fachwerkhäuser reichlich Nahrung. noch von mittelalterlichen Küchen oder Schlosssälen teilung der Wärme in den Räumen, die schlechte kennt. Ihr Nachteil war der Luftzug, der einem vor Energieeffizienz oder undichte Röhren stellten Auch die Stadt Bern wurde im Laufe der Jahrhun- dem Feuer sitzend Rücken und Füsse kühlte. Dage- grosse Herausforderungen dar. Ein gewichtiges Pro- derte mehrfach von verheerenden Bränden heim- gen behalf man sich mit einem «Paravent». Ge- blem war der enorme Brennholzbedarf, der in ge- gesucht. Der Stadtbrand von 1405 etwa zerstörte schlossene Feuerstellen, also Öfen, kannte man wissen Zeiten zu einem eigentlichen Holznotstand rund einen Drittel des damaligen Stadtgebietes, über ebenfalls seit dem Mittelalter. Diese schlossen das führte. Kohle und Torf als alternative Brennstoffe 100 Menschen fanden den Tod. Besonders wichtig Feuer ein und gaben dessen Wärme durch dünne konnten den zunehmenden Brennstoffmangel auch war deshalb die Brandprävention: Die Obrigkeiten Wände mit hoher Wärmekapazität an den Raum nicht beheben. Deshalb wurden bereits im 18. Jahr- erliessen Vorschriften betreffend dem Bau von Häu- weiter. Die Ofenbauer, die sogannten Hafner, ver- hundert wissenschaftliche Traktate über die Brenn- sern und zum Umgang mit Feuerstätten und Brenn- wendeten die unterschiedlichsten Materialien wie materialersparnis und die «Holzsparkunst» verfasst material. Feuerschauer kontrollierten regelmässig, Lehm, Keramik, Metall oder Stein. Weit verbreitet, und die Entwicklung brennstoffsparender Öfen, ob die Vorschriften auch umgesetzt wurden, Brand- vom Bauernhaus über Ratsstuben bis zum Schloss, Techniken und Brennstoffe vorangetrieben. wachen wurden eingesetzt und das Feuerwehrwesen war der Kachelofen. Nicht selten stand der Kachel- ständig ausgebaut. ofen mitten im Raum, so konnte er auf alle Seiten Ein weiteres Problem war die «Erneuerung der ver- Wärme abgeben. Die Ofenkacheln konnten weiss, brauchten Luft» und die Verbreitung von Krankhei- Vom offenen Feuer zum Kachelofen blau oder bunt bemalt sein und wurden damit auch ten durch die «Luftverderbnis» (Miasma) und die Heizen ist eng mit Wohnkultur und Komfort verbun- zum künstlerisch repräsentativen Schmuckstück des «Zugluft» offener Kaminheizungen in beheizten Räu- den, das wussten schon die alten Römer, die kom- Raumes. men. Tatsächlich war das Lüften der Räume keine plexe Heizsysteme entwickelten, unter anderem den Lösung, da damit viel Wärme verloren ging, und die sogenannten Hypokaust, eine frühe Form der Fuss- Von der Luft- zur Zentralheizung Fenster vor allem auch wegen der stark mit Fein- bodenheizung mittels Warmluft. Doch bis weit ins Bereits im Mittelalter gab es auch verschiedenste staub, Russ und Rauchabgas belasteten Stadtluft ge- 20. Jahrhundert war es nicht selbstverständlich, dass Spielarten von Luftheizöfen und Heizystemen, die schlossen bleiben mussten. Stadtluft machte also alle Räume eines Hauses beheizbar waren. Selbst Luft, Dampf und Warm- oder Heisswasser als Wär- nicht nur frei, sondern mit wachsenden Städten und Schulzimmer auf dem Lande oder Vorlesungsräume meträger verwendeten. Diese Systeme waren jedoch spätestens mit der Industrialisierung auch krank. aufwändig, teuer und nicht für die Wohnverhältnisse Abgesehen davon war das Heizen eine zeitraubende einer breiten Bevölkerung tauglich. Erst im 19. Jahr- und sehr schmutzige Arbeit; und das Schleppen des hundert war der Stand der Technik so weit, dass die schweren Brennmaterials führte, wie anthropologi- Warmluftheizung, die sogenannte Calorifère, sich sche Untersuchungen zeigen, bei Knechten und zumindest in gehobenen Häusern durchsetzen Mägden nachweislich zu frühen Schäden an den Ge- konnte. Schwachstelle dieser Technik, mit der sich lenken. sogar zentral mehrstöckige Gebäude beheizen lies- sen, waren die Gussröhren. Durch die Wärmedeh- Doch ganz besonders schädlich und gefährlich war nung waren die unelastischen und nicht lötbaren gemäss damaliger Wissenschaft die Warmwasserhei- Röhren allerdings notorisch undicht. Erst mit der Er- zung! Im «Kunstmagazin der Mechanik und techni- findung der Muffenverbindung um 1850 wurden die schen Chemie» hielt 1803 ein renommierter Arzt Rohrsysteme dichter und druckfester. Damit war der fest, «dass in all jenen Ländern, wo der Gebrauch der Weg für die dampfbetriebene Zentralheizung frei, Öfen eingeführt, das Frauenzimmer früher altere die man ab dem frühen 20. Jahrhundert zusätzlich und verblühe als in Frankreich und Holland, wo man mit der Warmwasserversorgung der Haushalte ver- sich der Camine bedient». Ein bisschen mehr Kom- band. Das System der Einzelofenheizung hielt sich fort war also schädlich – aber offenkundig nur für jedoch in den einfachen Siedlungsbauten und Miets- Frauen. Warmwasserbedingte Alterungsprozesse bei häusern bis weit in die 1930er-Jahre und darüber Männern scheinen besagtem Mediziner nicht aufge- hinaus. fallen zu sein. Honi soit qui mal y pense! CE Holznot, Miasmen und verblühende Repräsenativer Kachelofen in der Berner Stadtwoh- Schönheit nung Kramgasse 72. Der Ofen steht heute im Schloss Der Wohnkomfort des Heizens hatte immer seinen Jegenstorf. (Burgerbibliothek Bern, FN.G.C.637) Preis: Nicht nur die Brandgefahr, die ungleiche Ver-
BrunneZytig 6 19. November 2021 Läbigi Altstadt BLINDE FENSTER – ANSICHTEN EINES MALERS IN FO IMPRESSUM drin, ja irgendwo da und unten an der Gasse ebenso. Die «BrunneZytig» wird von den Altstadt- Aber von Tieren wollte der Herr gar nichts wissen, leisten gemeinsam gestaltet. Unter den Leist- Tiere in der Stadt gäbe es heute nicht mehr, Rösser rubriken finden Sie auch leistinterne Informationen. schon gar nicht, und die Leute hätten auch nicht VERANTWORTLICH FÜR DIE HERAUSGABE: Freude, da zu wohnen, wo früher Ställe und Mist- Vereinigte Altstadtleiste Bern; haufen waren. Chefredaktion: Barbara Büttner redaktion.brunnezytig@bluewin.ch Also dachte ich mir was anders aus: Ein zweites REDAKTION LEIST DER UNTERN STADT: Fenster, so wie da schon eines ist. So ein bisschen Iris Gerber (ig), Zahai Bürgi (ZB) Symmetrie gibt sofort etwas her, hat ja viel Barockes REDAKTION KESSLERGASS-GESELLSCHAFT: an den Gassen, da ist alles symmetrisch. Es dürfe Claudia Engler (CE), Urs Ursprung (uu) aber nicht viel extra kosten, sagte er auch noch, der REDAKTION RATHAUSGASS-BRUNNGASS-LEIST: Edi Franz (ef) Herr Hausbesitzer und Auftraggeber, sonst doch lie- ber einfach alles weiss, schnell gemacht, also billig. REDAKTION KRAMGASSLEIST: Barbara Büttner (babü), Evelyn Kobelt (koe), Immer das Gleiche. Für Weiss ist Geld da, für ein REDAKTION MATTE-LEIST: bisschen Kunst fehlts dann. Sophie Muralt (sm) So habe ich das Fenster gemalt, aber dann die Store KOORDINATION, INSERATEANNAHME, PRODUKTION: Druckerei Weiss GmbH, Claudia Weiss und glatt weggelassen. Storen sind sowieso immer Pascale Thomann-Weiss, Kalchackerstrasse 7, schräg, aber schräg gemalt ist Pfusch und die rich- 3047 Bremgarten/BE, Tel. 031 301 22 79, tigen wirken dann daneben noch schräger, richtig weissdruck@bluewin.ch schäbig. Würde mich stören. Die Scheiben hätte ich ISSN2235-1531, www.altstadtleiste.ch schon reflektierender gemacht, mit leichtem Hell- BESTELLUNG JAHRESABONNEMENT Wo ist die Katze? Gesucht, aber nicht entlaufen. grau, gegen Silber zu, aber eben, das hätte mehr Preis: Fr. 20.–. Bestellung bei Druckerei Weiss GmbH, Stunden gegeben, mehr Stunden heisst mehr Kosten. weissdruck@bluewin.ch, Tel. 031 301 22 79 Wissen Sie, so wie bei den alten Malern, ein weisser LEIST-ADRESSEN Das wäre ja wirklich langweilig, dieses grosse Wand- Tupf im Auge, und das ganze Gesicht wird lebendig. Vereinigte Altstadtleiste: Sekretariat VAL, Postfach, stück nur weiss anzumalen. Das würde nach rein 3000 Bern 8, val@bern-altstadt.ch, www.altstadtleiste.ch gar nichts aussehen. Kommt dazu, dass die Mauer Ich weiss noch, ich war mit Malen fast fertig, ich Kramgassleist: Postfach 852, 3000 Bern 8, nicht fein verstrichen ist, und das leicht Unebene stieg vom Gerüst zum Augenschein nehmen. Lang- Kontakt: info@kramgasse.ch, Web: www.kramgasse.ch macht, dass sich Schmutz aus der Luft und Staub von weilig, dacht ich, da muss noch was hin, was Leben- Matte-Leist: Postfach 29, 3000 Bern 13, der Strasse festhalten und ablagern. «Nach ein paar diges. So habe ich dann die Katze auf den Sims www.matte-leist.ch, matteleist.info@gmail.com Jahren haben Sie dann ein wüstes Gewölk auf dem gemalt, der kleine Tiger dort oben. Von wegen keine Rathausgass-Brunngass-Leist: Kontakt: Edi Franz, Putz», das habe ich dem Auftraggeber so gesagt. Der Tiere in der Stadt. In jedem Haus wohnt mindestens c/o intraform ag, Rathausgasse 76, 3011 Bern, edi.franz.rbl@bern-altstadt.ch hat nur gemeint, die Altstadt sei sowieso grau und eine Katze! Jetzt ists eine mehr. Verrechnet habe ich hinauf schaue eh keiner. «Also erstens: Wenn Sie hi- sie nicht, so ein Tierchen hat man zur Freude, da Leist der Untern Stadt: Postfach 570, 3000 Bern 8, info@lus-bern.ch naufschauen würden, würden Sie sehen, dass die rechnet keiner mit Futter- und Tierarztkosten. Kesslergass-Gesellschaft: Kontakt: Tobias Eastus, Häuser mit endlosen Grauvarianten spielen, keins ist Schaut, wie possierlich es dort sitzt. Postfach 614, 3000 Bern 8 wie das andere, und wenn Sie das nicht sehen kön- ig nen, zu verargen ists Ihnen nicht, Sie haben ja nicht Die nächste Ausgabe der BrunneZytig das Auge eines Malers, dann würden Sie den Reich- erscheint am 18. März 2022. tum an Schmuck an den Fassaden sehen, das ist, Redaktionsschluss: 25. Februar 2022 was ich unter zweitens gesagt haben möchte. Wir kennen hier keine blutten Flächen, da ist immer was.» Das habe ich ihm auch gesagt. Schlussendlich hat er eingewilligt, dass ich auf den freien Platz an der Mauer ein zweites Fenster mache, PHARMACIE BÄREN APOTHEKE also male. Vorgeschlagen habe ich ihm ein so halb- Moderne Apotheke in historischem Ambiente hohes mit einem Rosskopf, ja so eins der Rösser, wie Kompetent in allen Fragen Ihrer Gesundheit sie jeweils aus dem Stall schauen, das kennt man Lukas Schwander, eidg. dipl. pharm. ETH doch. Abwegig ist das nicht, weil in diesem Haus bim Zytglogge 1 3000 Bern 7 Tel. 031 311 02 42 waren immerhin bis in die 1960er-Jahre Rossställe www.apotheke-baeren.ch Seit 1907 Pepe KRAMGASSE 61 031 311 07 76 S 3011 BERN Rathausgasse 24 • 3011 Bern Telefon 031 311 29 92 • Fax 031 312 23 89 CO IF F EU R Montag geschlossen Merkmale: Getigert, hat mehr als sieben Leben.
BrunneZytig Läbigi Altstadt 19. November 2021 7 LENA ALLENSPACH IST NOCH KEIN JAHR IM STADTRAT UND IN ALLEN THEMEN UNTERWEGS Bei den Berner Stadtratswahlen vor einem Jahr waren die Frauen die grossen Gewinnerinnen. Ihr Anteil stieg von 54 auf knapp 69 Prozent. Davon profitiert hat auch die damals 28-jährige Lena Allenspach von der SP/JUSO-Fraktion, die zur eigenen Überraschung den Sprung auf An- hieb schaffte. Seit bald einem Jahr sammelt sie Erfahrungen im Stadtparlament. Während ihrem ersten politischen Mandat in der Politisches Engagement an der Uni Stadt Bern möchte Lena Allenspach herausfinden, Schon früh wusste die junge Lena, dass sie in ihrem was ihr besonders gefällt und wo sie sich in Zukunft Berufsleben etwas bewirken und verändern möchte. speziell engagieren will: «Die Bandbreite der Themen Lange hegte sie den Wunsch, nach dem Beispiel des ist sehr gross, und wenn ich durch die Stadt laufe, Vaters Medizin zu studieren. Aber sie erkannte dann werde ich ständig damit konfrontiert. Ich ver- selbst, dass sie naturwissenschaftlich weniger inte- stehe die Projekte besser und sehe, wie sie umgesetzt ressiert war als an Sprachen und Philosophie. Wäh- werden. Es ist schön, die Stadt mitgestalten zu kön- rend dem Studium trat sie dann der SP sowie der nen.» Viel liegt ihr beispielsweise daran, dass den JUSO bei, die es in Wengen kaum gab. Und nach Airbnb-Wohnungen in der Altstadt ein Riegel ge- dem Studienabschluss absolvierte sie bei der SP schoben und die soziale Verdrängung unterbunden Schweiz zuerst ein halbjähriges Praktikum und ar- wird: «Wenn Bern der Vorlage zustimmt, dann ist beitete danach als Kampagnenmitarbeiterin. In diese das auch ein Signal für andere Städte in der Schweiz. Zeit fiel die Kampagne zur «No Billag-Initiative» (Ja Lena Allenspach von der SP-Fraktion ist eine der Im Ausland haben schon einige Städte das Angebot zur Abschaffung der Radio- und Fernsehgebühren), jüngsten Städträtinnen. Sie interessiert sich insbeson- dere für soziale Fragen, möchte aber in allen Bereichen von solchen Plattformen begrenzt.» Anfang Jahr die auch von der SP bekämpft und schliesslich deut- des öffentlichen Lebens Erfahrungen sammeln. nahm Allenspach in der Kommission für Finanzen, lich abgelehnt wurde. Wohl nicht zuletzt diese Erfah- Sicherheit und Umwelt Einsitz, wo einige der wich- rung führte dann vor rund dreieinhalb Jahren zum tigen städtischen Vorhaben früher oder später be- beruflichen Einstieg bei syndicom (Gewerkschaft Allenspach seit dem letzten März zusätzlich Co-Prä- sprochen werden. Medien und Kommunikation), wo sie heute ad inte- sidentin der Stadtberner SP-Sektion ist. Sie teilt rim und mit einem Pensum von achtzig Prozent die diese Funktion mit Grossrätin Meret Schindler. Noch Vom Land in die Stadt Kommunikationsabteilung leitet. Auch da beschäfti- nicht spruchreif ist für die SP-Frau eine Karriere auf Die junge SP-Frau ist in Wengen mit zwei älteren gen sie Fragen der «ungleichen Verteilung, unsiche- nationaler Ebene. Sie will zuerst im Stadtrat und in Geschwistern aufgewachsen, hat in Interlaken das ren Berufe, Gleichstellung und Arbeitsbedingungen». der Lokalpartei Erfahrungen sammeln. Gymnasium besucht und ist dann für das Studium Ihr gewerkschaftliches Engagement erstreckt sich koe nach Bern gekommen. Seit sieben Jahren wohnt sie zudem auf die Mitgliedschaft im Vorstand des Stadt- in der Matte und beobachtet dort, wie schwierig es berner Gewerkschaftsbundes. Weiter ist sie seit die- ist, das Quartier am Leben zu erhalten und zu bele- sem Jahr Vorstandsmitglied der feministischen ben. Sie hat die Schliessung der Poststelle miterlebt, Friedensorganisation cfd, die sich für eine Verbes- gegen die sich die Anwohnerinnen und Anwohner serung der Lebensbedingungen von Frauen und INFO BERNER STADTRAT erfolglos zur Wehr setzten. Ganz in der Nähe, am ihren Kindern in Südosteuropa, in Nahost und im Klösterlistutz, arbeitete sie während des Studiums Maghreb einsetzt und in der Schweiz unter anderem im Service und liebäugelt bis heute mit diesem die Kampagne «16 Tage gegen Gewalt an Frauen» Fast ein Jahr sind die Berner Stadtratswahlen her. Für die «schönen Ausgleich». Studiert hat Lena Allenspach organisiert. BrunneZytig ist das Anlass, jene Gewählten vorzustellen, Sozialarbeit und Sozialpolitik in Freiburg, und an- die in der Unteren Altstadt leben. Es sind drei Frauen. In schliessend machte sie einen Master in Politologie in Bern als Sprungbrett? der letzten BrunneZytig (3/21) konnten Sie bereits das Bern. Fragen der sozialen Gerechtigkeit beschäftig- Selbstverständlich ist Lena Allenspach auch auf Porträt der FDP-Vertreterin Ursula Stöckli lesen. ten sie schon in der Jugendzeit. Ihr Vater, Hausarzt Twitter unterwegs, wo sie rund 1300 Follower ver- koe in Wengen, engagierte sich schon vor ihrer Geburt bucht. Sie bezeichnet den Mikroblogging-Dienst als längere Zeit für Solidarmed in Zimbabwe und kehrte ihr «Lieblingsmedium», weil es sich so gut für Ironie als Vorstandsmitglied immer wieder für kurze Auf- und Sarkasmus eigne. Dabei ist sie sich sehr be- enthalte dorthin zurück. Diese Reisen mit der Fami- wusst, dass das, was auf diesem Kanal gesagt ist, lie haben seine Tochter geprägt. Sie fühlt sich bis nicht mehr rückgängig gemacht werden kann. heute mit diesem Land verbunden und hofft, es trotz Gerne wäre sie auch auf anderen sozialen Medien unumgänglicher Flugreise wieder einmal besuchen noch aktiver, allein ihr fehlt die Zeit, überall immer zu können. präsent zu sein. Die Zeit ist auch deshalb knapp, weil
BrunneZytig 8 19. November 2021 Läbigi Altstadt GEDANKEN ZUM SAMICHLOUS Die viel genannte Pandemie hinterlässt überall Spuren, auch der traditionelle Samichlous-Aus- zug vom Zytglogge kann dieses Jahr erneut nicht stattfinden. Zeit für schöne Erinnerungen, welche nicht nur unsere Familie in den letzten Jahrzehnten erleben durfte. Mitte 80er-Jahre wurde der traditionelle «Chlousus- Unteren Altstadt entwickelte sich dies zum festen Ri- zug» ins Leben gerufen. Anfangs ein Samichlous, ein tual für viele Familien, die dieses Echte suchten. Schmutzli und ein Esel. Am Ersten Advent um fünf Uhr nachmittags standen sie da und erfreuten die In den Anfangsjahren war der «Rici» auch als Chlous Kinder mit Lebkuchen und Mandarinli. in der Unteren Altstadt unterwegs und besuchte die Familien zuhause in ihren Wohnungen. Zwei 1985 – Gründung der «Chlousezunft Bärn» Schmutzlis und der Esel Amadeus begleiteten ihn. Erhard «Rici» Riggenbach war es ein Anliegen, die Tradition des Chlousens am Leben zu erhalten und Persönliche Erinnerungen für die Kinder und ihre Familien die Begegnung mit Unsere Familie umfasste 1989 mittlerweile vier Dr Samichlous 2019 vor dem Hüttli in Liebiwil. dem Samichlous authentisch und als positives Erleb- Personen, die Kinder im Alter von fünf und einem nis zu gestalten. Mit der Zeit zog der Anlass in der Jahr. Ein Samichlous gehört irgendwie dazu, meinte oberen Kramgasse immer mehr Familien, Chlöise meine Frau, wie machen wir das bloss? Den Besuch und Schmutzlis an. Die Organisation wurde entspre- eines «Werbe-Klauses» in einem Einkaufscenter kam Liebiwil, kurz nach Herzwil (wer nicht weiss, wo das chend aufwändiger und der Kramgassleist unter dem für uns nicht in Frage. Wie Frauen so sind, löste sie ist, kann es googeln). Im Familienverband marschie- damaligen Präsidenten Kurt Plüss half tatkräftig mit. das Problem pragmatisch: Sie suchte im Telefonbuch ren wir also über Felder, mal im Schnee, mal im Kurt Anderegg und Peter Ineichen sind die Altstädt- (das gab es damals noch) unter Samichlous – und Pflotsch, den Fackeln entlang bis zum Hüttli. Der ler, welche über Jahre den Anlass organisierten. wurde fündig. Ein Anruf, ein nettes Gespräch, und Schmutzli begrüsst alle herzlich, der Esel Amadeus Heute, wenn Corona nicht wäre, würde es so ablau- der Termin war abgemacht. steht neben dem offenen Feuer und alle wirken ge- fen: Im Erker neben dem Zeitglocken geht um fünf spannt, aber glücklich. Zu gegebener Zeit öffnet sich Uhr das Fenster auf, der Oberchlous begrüsst die an- Erwartungsvoll sassen wir neben dem Advents- die Türe, der zweite Schmutzli bittet zum Eintritt und wesenden Kinder und Erwachsenen. Dann schlägt kranz, weihnächtliche Düfte durchflossen unsere die verschiedenen Familien drücken sich um den er sein altes, ledergebundenes Buch auf und liest Wohnung. Dann klingelts, im Teppenhaus geht das Tisch, gedeckt mit Tannästen, Mandarinli und spa- eine der wunderbaren Weihnachtsgeschichten vor. Licht an und Chlous «Rici» und sein Schmutzli traten nischen Nüssli. Zum wiederholten Mal fühlt sich nun Funkelnde Augen in der Gasse, es wird einem jedes- ein. Die Kinder waren ziemlich beeindruckt und der der Samichlous an wie ein Familienmitglied. mal warm ums Herz. ältere fragte sofort, wo denn der Esel sei. «Jaaa, drum hei mr zwe Schmutzli, dr Esu cha ja nid d’Stäge uf, «Bartwöschete» Anschliessend strömen die Chlöise und Schmutzlis drum mues öpper dunger zuen em luege», meinte Mit grossen Augen schaut unsere Tochter den wal- aus dem kleinen Treppenhaus auf die Kramgasse der Chlous. lenden Bart an und fragt bald darauf, wie er den und verteilen unter den Kindern die legendären Leb- denn wasche? Sofort ist der Schmutzli zur Stelle und kuchen und Mandarinli. Gschänkli im Sack – und Mahnungen an den erklärt ruhig: «Ja, das isch scho chli es Problem: Vater Aber mir hei glii usegfunge, wi das am Beschte geit: All das haben wir «Rici» zu verdanken Nachdem wir in der Runde sassen, schaute der Är mues aube dr Handstand mache u de steue mr Er hatte die Idee und war immer bedacht, dass die- Chlous mit seinen lieben Augen ruhig einen nach de ä Chübu Wasser drunger, de geit das ganz guet!» ser «Chloususzug» nicht ein Mainstream-Anlass, dem anderen an. «So Ching, si das Jahr öii Eutere In lockerer Stimmung wird dann zusammen gesun- sondern ein traditionelles und authentisches Erlebnis lieb gsi zu öich?». Diese Frage hörte ich so zum ersten gen, der Samichlous spielt die Flöte und der sein soll. Zusammen mit dem Ersten Advent in der Mal, aus meiner Jugend war ich sie andersherum ge- Schmutzli singt in den höchsten Tönen vor. Gschän- wohnt. Es entstand ein Familiengespräch, bis der Sa- kli werden keine mehr verteilt, aber das Glücksge- michlous plötzlich sagte: «Du Vatter, dr Schmutzli het fühl aller Beteiligten steigt jedesmal höher. Mitt- mr vori gseit, du heigsch öppe chli Müi, am Morge lerweile war die nächste Generation im Samichlous- zytig zur Arbeit ds cho, das heigen im d’Vögu vo dä alter, was es uns Grosseltern erlaubte, weiterhin an Decher zwitscheret.» Da hatte er natürlich recht und diesem familiären Zusammenkommen teilzuneh- ich zog meine Schlüsse daraus: Bald hatte unsere men. Firma andere Betriebszeiten und öffnet seither die Türe erst um 9.30 Uhr. Trauer Im Spätsommer 2021 erreichte uns die Nachricht, Woher die Information stammte, wusste der Vater dass «Rici» am 17. Juli verstorben sei. Grosse Trauer natürlich nicht. Die Päckli wurden vorher im Ge- bei uns und unseren Kindern, sogar Tränen flossen. schäft deponiert, der Schmutzli holte sie dort ab und Die Enkel konnten es kaum fassen: «Dr Samichlous erhielt auf die Frage, was man denn dem Vater an- stirbt doch nid?» So ist es; «Rici», was Du da aufge- lasten könnte, offenbar diese Auskunft. So geht das baut hast, wie viel Freude Du jedesmal bereitet hast, eben. wir danken es Dir herzlich! Und der Trost: Du hast es nicht versäumt, Dein Gedankengut weiterzuge- Der Samichlous wird zum Familienmitglied ben, wir werden wieder zum Samichlous ins Hüttli Die privaten Besuche bei den Familien wurden bald gehen können. Und werden Deiner gedenken. Dei- einmal zu zeitaufwändig für den Samichlous, zumal ner Familie sprechen wir unser tiefes Beileid aus, Du sich auch immer mehr Familien bei ihm meldeten. musstest zu früh gehen und wir werden Dich ver- Die Antwort auf das Problem war bald gefunden: Die missen! Familien kommen zu uns! Der Samichlous empfängt ef Grosse Augen am weihnächtlichen Tisch. Kind und Kegel seither im Wald, sinnigerweise in
BrunneZytig Läbigi Altstadt 19. November 2021 9 ERLEBEN SIE DEN ADVENT 2021 IN DER UNTEREN ALTSTADT! Vor über 28 Jahren schlossen sich einige Geschäfte der vom Passantenstrom weniger frequentierten Postgasse zusammen, um am ersten Ad- ventssonntag mit einem weihnächtlichen Angebot und speziellen kleinen Events die Berner in die Untere Altstadt zu locken. Daraus wurde eine kleine, feine Tradition, an der inzwischen viele Geschäfte in der Altstadt teilnehmen. Nach einem ausgefallenen Corona-Jahr also nun alles wieder gäng wi gäng? Nicht ganz. Für die hoffentlich zahlreichen BesucherInnen bleibt Dr Samichlous chunt nid id Chramgass! alles beim Alten. Denn was dieses Jahr neu am An- Der Samichlous-Besuch in der Unteren Altstadt ist lass ist, wird bestimmt keinem auffallen, weil es hin- ein poetischer vorweihnächtlicher Event, den der ter den Kulissen im Bereich der Organisation Kramgassleist – zusammen mit der Samichlouszunft passierte: Ein paar der derzeitigen InitiantInnen des Bern und unterstützt von der Stadt – organisiert und Anlasses haben sich mit neuen Interessierten zu- berappt. Voll Vorfreude fanden wir beim Blick in die sammengetan und am 18. Oktober den Verein «Ers- Homepage der Zunft jedoch eine traurige Nachricht: ter Advent» gegründet. Damit hat sich die «Da es beim traditionellen Chlousauszug in der Organisation unabhängig von den Vereinigten Alt- Chramgasse extrem schwierig ist, ein Covid-Disposi- stadtleisten gemacht. Die «Neuen» freuen sich darauf, tiv zu erstellen, müssen wir auch 2021 schweren den Sonntagsverkauf am 28. November wie ge- Herzens auf die Durchführung des Anlasses verzich- wohnt zu koordinieren und auch die Werbung dafür ten.» Die 15 Chlöise, die immer mit Schmutzlis und zu übernehmen. Auf ihrer Homepage machen sie Eseli am Zytglogge erschienen sind und den Värsli de- darauf aufmerksam, dass der Erst-Advent-Verkauf klamierenden Kindern ihre Lebkuchen verteilten, ein im Rahmen der üblichen offiziellen Sonntagsver- kommen also zum zweiten Mal hintereinander nicht käufe eingetragener Anlass ist und deshalb nicht in die Kramgasse. Und ohne Chlöise auch keine Pigi- einer jährlichen Bewilligungspflicht unterliegt. Aus lunasingers mit ihren Weihnachtsliedern beim Brun- diesem Grund gelten die für die Geschäfte nötigen nen. Doch dann ganz zuunterst auf der Homepage die Corona-Schutzmassnahmen, und es ist kein Zertifi- Ankündigung: «Der Chlousauszug 2022 in die Kram- kat dafür nötig. Eine weitere Folge der Corona-Jahre gasse Bern, die schönste Gasse der Welt, findet vo- kommen von den bewährten Lieferanten. Ungefähr ist ebenfalls deutlich spürbar, es haben sich bisher raussichtlich statt am Sonntag, 27. November 2022.» ein Monat vor dem Anlass werden die Einladungen nur die Hälfte der ansonsten rund hundertfünfzig Sami niggi näggi, dann bleibe ich halt so lange hinge- verschickt, und Kurzentschlos- sene können sich teilnehmenden Geschäfte angemeldet. rem Ofe, vielleicht gibt’s dann nächstes Jahr wieder noch bis etwa eine Woche vor Durchführung bei san- Nuss u Bire, so dass i wider füre chum… dra.thomann@bluewin.ch anmelden. Vereinspräsidentin Anna Christen, Inhaberin der www.samichlouszunft-bern.ch/aktuell; Buchhandlung «Klamauk» an der Postgasse, erklärt www.pigiluna-singers.ch «Veni veni Immanuel» – Singen sie mit! die Motivation des neuen Vereins: Die Tradition des Dieses alte Adventslied können sie am Ersten Advent «Ersten Advent» solle für die nächsten Jahre gefestigt Vorweihnacht für die Senioren in der Spysi morgens um 10 Uhr in der Kirche St. Peter und Paul und stetig weiterentwickelt werden, damit «die Untere Am «Ersten-Advent-Anlass» sollten Sie unbedingt an hören. Ein schöner und weihnächtlicher Auftakt Altstadt die Aufmerksamkeit erfährt, die sie verdient. der Münstergasse 62 vorbeigehen. Antoinette Mäder zum anschliessenden Lädelibummel in der Altstadt. Der «Erste Advent» in der Unteren Altstadt ist für betreibt – zusammen mit Sandra Thomann – diesmal Schon eine ganze Weile stehen wir in Kontakt mit mich ein besinnlicher Anlass, der in gemütlicher At- ihren Glühweinstand zur Finanzierung der Senioren- dem christkatholischen Kirchenchor Bern. Der Chor mosphäre dazu einlädt, die Vielfalt der kleinen und weihnacht vor ihrem Geschäft für Wohnkunst. Das mit zurzeit aktiven sechzehn Frauen und neun Män- unabhängigen Geschäfte zu entdecken.» Vorstands- heisst natürlich auch, dass Sandra und Antoinette fest nern existiert seit fast 150 Jahren Er ist ein Laien- mitglied Christoph Balsiger ergänzt: «Es ist aber ein- entschlossen sind, das beliebte vorweihnächtliche chor, und nicht alle Mitglieder können Noten lesen, deutig unsere Absicht, den ‹Ersten Advent› zugunsten «z’Vieri» in der Spysi durchzuführen – für alle, die ein doch sein Repertoire reicht vom Gospel bis zu den des gesamten Stadtzentrums weiterzuentwickeln: Zertifikat und ihre ID vorweisen können. Was an grossen Messen. Noch bevor wir den Chor für un- Vom einfachen koordinierten Verkaufstag zum gros- kleinen Give-aways dieses Jahr am 20. Dezember um sere LeserInnen portraitieren konnten, kam Corona sen, aber charmanten Weihnachtsmarkt.» 16 Uhr wieder bereitliegen wird, sei noch nicht ver- – und das Singverbot für Chöre. Die diesjährige www.erster-advent-bern.ch raten, aber die Zutaten zum vielseitigen Schmaus Weihnachtzeit bietet nun eine schöne Gelegenheit, einen ganz speziellen Erst-Advents-Gottesdienst mitzuerleben, der auch im Fernsehen SRF live über- tragen wird. Der Chor singt die «Messe basse» vom 1845 in Frankreich geborenen Komponisten und Organisten Gabriel Fauré. Er schrieb sie für einen dreistimmigen Frauenchor und Solostimmen, doch die Dirigentin des Kirchenchors, Aurore Baal, arran- gierte das Werk so, dass auch Männerstimmen nicht untätig bleiben müssen. Falls Sie an dieser live übertragenen Messe nicht dabei sein können, gibt es noch die Möglichkeit, den Chor am 5. Dezember um 17 Uhr in der Kirche St. Peter und Paul zu hören – und viele beliebte Adventslieder selbst mitzusingen. Dieses «offene Adventssingen» ist sicher auch all denen willkom- men, welche die Pigiluna-Chlouse-Singers in der Chorprobe für das Adventssingen in der Kramgasse 10, wo die christkatholische Kirche ihre Gemeinderäume hat. Kramgasse dieses Jahr vermissen. www.singenimchor.ch ZB
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