WINDBLATT ENERCON Magazin

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WINDBLATT ENERCON Magazin
WINDBLATT
                               ENERCON Ma gazin
                               für Windenergie
                               Ausgabe 01 | 2009
                               www.enercon.de

REPOWERING IN
EEMSHAVEN
Teamarbeit für ein
Großprojekt
Seite 6

TECHNOLOGIE
MS-Schaltanlagen für WEA:
Optimaler Schutz für
Bediener, Transformator und
Netz
Seite 8

INTERNATIONAL
„La Gloria“ in Guanacaste,
Costa Rica: Windpark an
Top-Standort als Vorbild für
Lateinamerika
Seite 10

BERUFSBILDER
Service-Mechaniker
Windenergie: Zweierteams
halten Mühlen in Schwung
Seite 16

ENERGIEPOLITIK
Windbranchentag in Bayern:
Wind säen, Strom ernten –
nun auch in Süddeutschland!
Seite 20
WINDBLATT ENERCON Magazin
ENERCON ADRESSEN
                   ENERCON Vertriebsbüros Inland                                            Seite 3                    Editorial

                   AURICH                                                                                              ENERCON News
                   Dreekamp 5
                                                                                            Seite 4                    Nachrichten aus der ENERCON Welt
                   26605 Aurich
                   Telefon 04941 927-0
                                                                                                                       Titel
                   Fax 04941 927 669
                                                                                            Seite 6                    Repowering in Eemshaven, Niederlande:
                                                                                                                       Teamwork für ein Großprojekt
                   MARNE
                   Industriestraße 2
                   25709 Marne
                                                                                                                       Technologie
                   Telefon 04851 9537-0
                                                                                            Seite 8                    Mittelspannungsschaltanlagen für WEA:
                   Fax 04851 9537-19
                                                                                                                       Optimaler Schutz für Bediener,
                                                                                                                       Transformator und Netz
                   GÜSTROW
                   Rövertannen 13                                                                                      International
                   18273 Güstrow                                                            Seite 10                   “La Gloria” in Guanacaste, Costa Rica:
                   Telefon 03843 6958 -0                                                                               Windpark an Top-Standort als Vorbild
                   Fax 03843 6958 -39                                                                                  für Lateinamerika

                   MAGDEBURG                                                                Seite 12                   3 x E-33 Windpark auf Ross Island:
                   August-Bebel-Damm 24-30                                                                             Umweltfreundlicher Strom für zwei
                   39126 Magdeburg                                                                                     Antarktis-Stationen
                   Telefon 0391 24460230
                   Fax 0391 24460231                                                        Seite 14                   Liniclate, Isle of Benbecula: Repowering
                                                                                                                       auf den Hebriden
                   ENSE
                   Oesterweg 9
                                                                                                                       Berufsbilder
                   59469 Ense
                                                                                            Seite 16                   Service-Mechaniker für
                   Telefon 02938 9720 -0
                                                                                                                       Windenergieanlagen: Zweierteams halten
                   Fax 02938 9720 -49
                                                                                                                       Mühlen in Schwung
                   OBERKOTZAU
                   Hauptstraße 12
                                                                                                                       Zulieferer
                   95145 Oberkotzau
                                                                                            Seite 18                   Moeller GmbH: Spezialisten für die
                   Telefon 09286 9655-0                                                                                Energieverteilung
                   Fax 09286 9655-19
                                                                                                                       Energiepolitik
                                                                                            Seite 20                   Windbranchentag in Bayern: Wind
                   Internationaler Vertrieb                                                                            säen, Strom ernten – nun auch in
                                                                                                                       Süddeutschland!
                   BREMEN
                   Otto-Lilienthal-Straße 25                                                                           Rubriken
                   28199 Bremen                                                             Seite 2                    ENERCON Adressen
                   Telefon 0421 24415-20                                                    Seite 15                   Info-Service
                   Fax 0421 24415-39

                   ENERCON AUSTRIA GESMBH
                                                              Impressum
                                                              Herausgeber: ENERCON GmbH · Dreekamp 5 · 26605 Aurich
                   Hauptstraße 19                             Telefon: (04941) 927-0 · Fax 04941 927-109 · www.enercon.de
                   A-2120 Wolkersdorf (bei Wien)              Redaktion: Volker Uphoff, Ruth Brand
                   Telefon + 43 2245 828-28                   Druck: Steinbacher Druck GmbH, Osnabrück
                   Fax + 43 2245 828-38                       Copyright: Alle im WINDBLATT veröffentlichten Beiträge (Texte, Fotos, Grafiken, Logos und Tabellen) sind ur-
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                   Brasilien · Dänemark · Frankreich ·        Erscheinungsweise: Das WINDBLATT erscheint alle drei Monate und wird regelmäßig der Zeitschrift „neue
                   Griechenland · Großbritannien · Indien ·   energie“, Magazin des Bundesverbands WindEnergie e.V., beigelegt.
                   Italien · Neuseeland· Niederlande ·        Bezug: Tel. (04941) 927-667 oder unter www.enercon.de.
                   Portugal · Schweden · Spanien · Türkei     Titelfoto: Windpark Eemshaven nach dem Repowering mit E-82 (Kwelderweg-Cluster).
WINDBLATT ENERCON Magazin
EDITORIAL           WINDBLATT 01 | 2009       3

Liebe Leserinnen
und Leser,
die Erkenntnis, dass den erneuerbaren Energien die Zukunft gehört, setzt sich langsam durch:
Selbst die Internationale Energieagentur (IEA), die über viele Jahre mit ihren Prognosen zur
Energieversorgung erheblich hinter der tatsächlichen Entwicklung zurückgeblieben war, hat
nun die Staaten weltweit aufgefordert, erheblich mehr für den Ausbau der regenerativen
Energien zu tun. Die wesentlichen Kriterien der IEA für einen effizienten Ausbau der Stromerzeu-
gung aus erneuerbaren Quellen werden dabei von festen Einspeisesystemen am besten erfüllt:
Denn zu den wichtigsten Bedingungen gehören transparente und verlässliche Förderkonditio-
nen, technologiespezifische und degressiv ausgestaltete Investitionsanreize und der Abbau
nicht-ökonomischer Hemmnisse. Konsequent bescheinigt die IEA daher Portugal, Spanien und
Deutschland, mit ihren Einspeisevergütungen die Erneuerbaren am effektivsten zu fördern.

Im Ergebnis sind diese Staaten schon auf einem guten Weg zu einer zukunftsfähigen Energie-
versorgung: Selbst das pessimistischste Szenario des deutschen Umweltministeriums für den
Ausbau der erneuerbaren Stromerzeugung bis 2020 kommt auf einen Erneuerbaren-Anteil von
30 % – bei erwarteten sinkenden Investitionen in Windenergie an Land. Die neun derzeit im Bau
befindlichen Kohlekraftwerke würden dann ausreichen, auch künftig eine stetige Stromversor-
gung in Deutschland zu gewährleisten. Neue fossile Kraftwerke wären also unnötig, und wa-
rum sollte man von sinkenden Investitionen in die Onshore-Windenergie ausgehen? Gerade die
Windbranche ist Vorreiter bei der Entwicklung von netzunterstützender Technologie und in der
Speicherforschung. Auf die zentralen Herausforderungen liefert die Windenergie bereits jetzt
zukunftsfähige Antworten: Es wäre also falsch, die Investitionen in den Ausbau der Windener-
gie an Land – den bisherigen Leistungsträger des Erneuerbaren-Ausbaus – zu verringern.

Auch das EU-Parlament hat erkannt, wie wichtig feste Einspeisesysteme für den Ausbau erneu-
erbarer Stromquellen sind, und dafür gesorgt, dass die nationalen Systeme nicht durch einen
harmonisierten Zertifikatehandel gefährdet werden. Stattdessen verändert der derzeit dem Eu-
ropäischen Rat vorliegende Richtlinienentwurf die politischen Rahmenbedingungen über die
Fördersysteme hinaus: So erhalten die Erneuerbaren nach dem Willen des Parlaments künftig
EU-weit vorrangigen Netzzugang bei der Stromeinspeisung, die Erlöse aus der Versteigerung
der Emissionshandelszertfikate fließen z.T. in die Erforschung der erneuerbaren Energien und
die Zwischenziele auf dem Weg zur 20 %-Marke sind für die Mitgliedstaaten verpflichtend. Die-
se Verbesserungen sind dringend nötig für eine zukunftsfähige Energieversorgung der EU.

                                     Ihr

                                                                               Aloys Wobben
                                                             Geschäftsführer ENERCON GmbH
WINDBLATT ENERCON Magazin
4    WINDBLATT 01 | 2009         NEWS

ENERCON nimmt Banken, Projektierer                politischen Zielvorgaben für die erneuerbaren      40 % (Maß: Bilanzsumme) und die Gewährleis-
und Zulieferer mit auf Expansionskurs             Energien ergibt. Die Chancen für ENERCON,          tungsrückstellungen, die in den vergangenen
                                                  auf Märkten wie z.B. Frankreich, Schweden,         Jahren kontinuierlich erhöht wurden.
                                                  Deutschland oder Spanien erfolgreich zu sein,
                                                  beruhen dabei vor allem auf der hohen Qualität     ENERCON Inhaber und Geschäftsführer
                                                  seiner Produkte. Die resultiert aus dem zuver-     Dr.-Ing. E.h. Dipl.-Ing. Aloys Wobben ordnete
                                                  lässigen getriebelosen Antriebssystem, der in-     das Hauptgeschäftsfeld des Unternehmens,
                                                  novativen Netzanbindungstechnik und ebenso         die Installation von WEA, ein in die Notwendig-
                                                  aus der steten Optimierung, mit der ENERCON        keit, den größten globalen Problemen, beson-
                                                  seine Anlagen zu höchster Effizient geführt        ders den Auswirkungen des Klimawandels
                                                  hat. „Ersatzinvestitionen und Instandhaltungs-     entgegenzuwirken. Während Kohle, Öl, Gas
                                                  kosten sind bei unseren Anlagen besonders          und Kernenergie endliche Ressourcen und bis
Gäste des Bankentags folgen dem Vortrag des       niedrig“, sagte Lütkemeyer. „Vergleicht man        Ende des Jahrhunderts im Niedergang begrif-
ENERCON Geschäftsführers Aloys Wobben.            die Marktposition in Europa mit unserem Pro-       fen seien, könnten die aufsteigenden erneuer-
                                                  duktions- und Aufbaupotenzial, spricht alles       baren Energien drohende Ressourcenkriege
ENERCON hat Anfang November über einhun-          dafür, dass sich unser Wachstumskurs der ver-      verhindern. „Die Energieerzeugung aller
dert Vertreter von Banken, Versicherungen,        gangenen Jahre ,on shore‘ Schritt für Schritt      ENERCON WEA bis heute entspricht der
Windenergie-Projektierern und Zulieferern         fortsetzen wird.“                                  Jahresproduktion von 17 Atomkraftwerken“,
zum Bankentag nach Aurich geladen. „Wir                                                              so Wobben. In diesem Jahr werde ENERCON
möchten zeigen, warum Investments in die          „ENERCON ist ein Garant für Stabilität und         erstmals über 3 GW Windenergie installieren.
Produktion und in den Betrieb von ENERCON         Sicherheit.“ Der Satz zog sich als roter Faden
Windenergieanlagen nach wie vor besonders         durch den Vortrag von Hans-Dieter Kettwig.         Stellvertretend für viele treue Kunden sprach
sicher und attraktiv sind“, sagte ENERCON         Entscheidend für die Sicherheit von Investitio-    Dr. Klaus Meier von der WEA Installations- und
Geschäftsführer Hans-Dieter Kettwig. Teil des     nen in Windenergie sei neben der sorgfältigen      Entwicklungsfirma WPD AG. Er ging auch auf
zweitägigen Programms war der Besuch der          Standortanalyse die technische Verfügbarkeit       die zurzeit schwelende Finanzkrise ein: „Pro-
Produktion in Aurich und Emden (Turmbau).         der Anlagen. Hier erreichen ENERCON WEA mit        jektentwicklung und Umsetzung sind nur mög-
Die Teilnehmer konnten zudem die Baustelle        über 98,6 % Spitzenwerte. „Praktisch immer         lich mit zuverlässigen Herstellern auf der einen
der E-126 in Georgsfeld sowie die reaktivierte    dann, wenn es Wind zu ernten gilt, stehen un-      und Banken auf der anderen Seite. Auf der
Bahnstrecke Aurich-Abelitz besichtigen, über      sere Anlagen bereit. Damit sind sie als langfri-   Herstellerseite ist ENERCON für uns ideal. Wir
die ENERCON WEA-Komponenten zum Emder             stige werthaltige – auch für die Banken nach-      haben eine enorme Überschneidung bei der
Hafen transportiert werden.                       vollziehbare – Investition sehr gut geeignet.“     Auswahl von Ländern, in denen wir aktiv sind.
                                                                                                     Mit der Finanzkrise aber wird ein evolutionärer
Der zweite Tag war Vorträgen und Diskussio-       Dazu trägt das ENERCON Partner Konzept             Prozess auch in der Branche eingeleitet. Für
nen vorbehalten. ENERCON Gesamtproduk-            (EPK) maßgeblich bei. Dieser Wartungs- und         die nächsten Jahre sind deshalb sehr stabile
tionsleiter Klaus Peters stellte die aktuellen    Servicevertrag garantiert dem Betreiber in         und belastbare Beziehungen wichtig.”
Projekte vor: So expandiert das Unternehmen       Deutschland 15 Jahre, international 12 Jahre
in Portugal mit zwei Blattfabriken, dem Turm-     lang die hohe technische Verfügbarkeit von         Weiterer Gastredner war Carlos Pimenta vom
bau und der Mechatronik. In Emden und Mag-        97 %. Für Stabilität sprechen Kettwig zufolge      Center for Energy, Environment and Transport
deburg wird der Turmbau erweitert, und in         auch die hohe Eigenkapitalquote von über           Economics in Lissabon, der ausführte, welche
Quebec, Kanada, entstehen einige weitere                                                             positiven Effekte die Entscheidung ENERCONS
Standorte. Eben erst vertraglich vereinbart ist                                                      für ein Engagement in einem Land haben
ein Vorhaben am Eurohafen bei Haren/Ems, wo                                                          kann: „Portugal entwickelt sich dank
2011 eine der modernsten Rotorblattfertigun-                                                         ENERCON vom Importeur zum Hersteller und
gen Europas errichtet wird. Diese Produktions-                                                       Exporteur von WEA.“ Komponenten wie Rotor-
stätte entsteht in Verbindung mit einem Test-                                                        blätter, Generatoren, Türme und E-Module
feld, auf dem die Verstetigung der Einspeisung                                                       würden nun in Viana do Castelo gefertigt. „Zu-
von Windenergie erprobt wird.                                                                        sätzlich zum Umweltnutzen bringt die Wind-
                                                                                                     energie Jobs, ökonomisches Wachstum und
ENERCON Vertriebsleiter Stefan Lütkemeyer                                                            Arbeit für portugiesische Firmen.“ ENERCONS
legte dar, warum diese Investitionen sinnvoll                                                        Fähigkeit, eine verlässliche strategische Alli-
sind: Er zeigte das große Potenzial für die       ENERCON Geschäftsführer Hans-Dieter Kettwig        anz mit portugiesischen Partnern aufzubauen,
Windenergie in Europa auf, das sich aus den       stellt sich den Fragen der Gäste.                  sei der Schlüssel zu diesem Erfolg gewesen.
WINDBLATT ENERCON Magazin
NEWS          WINDBLATT 01 | 2009         5

                       Einigkeit herrschte unter den Teilnehmern in       dustrie geschaffen – und innerhalb dieser drei    len von Blindleistung durch WEA während und
                       Bezug auf die Finanz- und Bankenkrise, dass        Jahre hat sich auch das Bild Portugals gewan-     nach Netzfehlern. Während Vertreter kanadi-
                       die Chancen eines Investments im Bereich           delt.“ Das Land folge jetzt einem Energiepfad,    scher Netzbetreiber die Relevanz für die Netz-
                       Windenergie – mit allen Vorteilen für Investo-     der auf einen Mix aus Windenergie und Was-        stabilität betonten, hob Kevin Smethurst von
                       ren, Finanziers und Versicherer – die Risiken      serkraft als Kernstück seiner Entwicklungs-       der britischen NGET hervor, dass ein Inselnetz
                       überwiegen und dass die Investition in erneu-      strategie setze.                                  auf die schnelle Wiederkehr der Leistung nach
                       erbare Energien gerade in Zeiten einer abfla-                                                        Behebung von Netzfehlern angewiesen sei.
                       chenden Konjunktur sehr große Chancen hat,         Im Oktober hatte der Ministerpräsident bereits    Vertreter des Herstellers erläuterten daraufhin,
                       als stabilisierender Faktor und Gewinner aus       den Grundstein für die neue ENERCONPOR Ro-        wie ENERCON WEA mit ihren FACTS Eigen-
                       einer „Phase der Besinnung“ hervorzugehen.         torblattfabrik in Lanheses gelegt. Dort sollen    schaften flexibel auf unterschiedliche Rah-
                                                                          künftig 500 Mitarbeiter jährlich etwa 600         menbedingungen in Netzen reagieren können.
                                                                          E-82-Blätter fertigen. Wobben und Sócrates
                       Mechatronik in Lanheses eingeweiht                 hoben übereinstimmend hervor, dass die zwei-      ENERCON habe seine führende Position bei der
                                                                          te Rotorblattfabrik nach der ersten in Viana do   Netzintegration deutlich gemacht: Seine WEA
                                                                          Castelo ein zusätzliches Engagement des Un-       verbänden optimale Netzeigenschaften mit der
                                                                          ternehmens in Portugal darstelle. „ENERCON        Fähigkeit, die für die Integration der Erneuer-
                                                                          hat sich für eine weitere Fabrik in Lanheses      baren erforderlichen beschleunigten Transfor-
                                                                          entschieden, weil die Rahmenbedingungen für       mationen in Übertragungs- und Verteilnetzen
                                                                          die Produktion im Norden Portugals optimal        zu unterstützen, resümierte Wachtel.
                                                                          sind“, betonte Wobben. ENERCON sei darüber
                                                                          hinaus zuversichtlich, dass in Portugal über
                                                                          die aktuellen Ausschreibungen zur Errichtung      Zwei Windparks im polnischen
Foto: Ramos Catarino

                                                                          von Windenergie hinaus auch langfristig gute      Darzyno eingeweiht
                                                                          Voraussetzungen für den Ausbau dieser er-         Mit einem großen Windfest sind im Oktober die
                                                                          neuerbaren Energie gegeben seien.                 beiden Teilprojekte des Windparks Darzyno
                       ENERCON Geschäftsführer Aloys Wobben erläuterte
                       in Lanheses Ministerpräsident José Sócrates die                                                      (6 x E-82), rund 100 km westlich von Danzig,
                       Fertigung von Polschuhen.                                                                            eingeweiht worden. Betreiber je der Hälfte der
                                                                          ENERCON Workshop zu Netzintegration               Anlagen sind die Firmen NEWD aus Danzig und
                       ENERCON hat am 20. November im Beisein             ENERCON hat im November einen Workshop            ZuAn aus Bydgoszcz. Marcin Tomaszewski,
                       des portugiesischen Ministerpräsidenten José       zur Netzintegration von Windenergie veranstal-    Geschäftsführer des Betreibers NEWD, blickte
                       Sócrates drei weitere Fabriken in Lanheses bei     tet. 24 Vertreter von Netzbetreibern aus zehn     zurück auf acht Jahre Planungsgeschichte:
                       Viana do Castelo eingeweiht. ENERCON feierte       Ländern kamen nach Bremen. „Hersteller und        „Mein Vater hat das Grundstück im Jahr 2000
                       mit zahlreichen Gästen die Inbetriebnahme          Netzbetreiber brauchen untereinander viel Ver-    erworben. Auf Fahrten von Danzig nach
                       von Generatorfertigung, E-Modulbau und As-         ständnis für den Bedarf, die Möglichkeiten und    Koszalin hatte er bemerkt, dass die Bäume bei
                       sembling in der neuen dreizügigen Halle. Auch      die Herausforderungen bei der Netzintegration,    Darzyno wegen des Windes schief in den Him-
                       ein Verwaltungsgebäude und ein Trainingszen-       damit diese auch künftig erfolgreich verlaufen    mel wachsen.“
                       trum schließen sich an. „ENERCON hat mit die-      kann“, sagte Stephan Wachtel vom Technical
                       sem Projekt alle Verpflichtungen erfüllt, die es   Support Team des ENERCON Vertriebs.               Zum Kauf der drei E-82, so Tomaszewski, sei
                       mit der Annahme des Zuschlags im Tender für                                                          es aber erst nach der jüngsten Novelle des
                       die Errichtung von 1200 MW Windenergie in          ENERCON informierte über die jüngsten Ent-        polnischen Energierechts gekommen, als sich
                       Portugal 2006 eingegangen ist“, sagte ENERC-       wicklungen seiner Netzanbindungstechnik.          auch mit Zertifikaten eine positive Preisent-
                       ON Geschäftsführer Aloys Wobben.                   Anschließend wurden Themen wie die Fähig-         wicklung für grünen Strom abgezeichnete. „In
                                                                          keit von Windparks zum Fault-Ride-Through         der Gemeinde Potegowo wusste man erst
                       Der regenerative Versorger Energias de Portu-      (FRT) diskutiert. Auch wenn diese schon lange     nicht, was man von der Windenergie halten
                       gal Renováveis, ENERCONS Konsortialpartner         Voraussetzung für den Anschluss von WEA an        sollte“, erzählte Tomaszewski. Inzwischen sei
                       für die Windenergieprojekte aus der staatli-       Hochspannungsnetze sind, bieten die Details       die Stimmung positiv. Die Betreiber organisier-
                       chen Ausschreibung, ernannte Ministerpräsi-        immer noch Stoff für fruchtbare Diskussionen.     ten u.a. Präsentationen in der lokalen Schule,
                       dent Sócrates anlässlich der Einweihung zum        „Weil sich in immer mehr Netzen die Zahl der      jedes Kind bekam ein T-Shirt mit einem Wind-
                       „Schutzherrn“ über den in Nordportugal ent-        Einspeisequellen signifikant erhöht, befinden     rad. Potegowo sei landwirtschaftlich geprägt:
                       standenen Windenergie-„Cluster“. Der be-           sich die Spezifikationen für die FRT-Anforde-     „Keine Industrie – fast keine Steuern. Unsere
                       dankte sich: „In nur drei Jahren haben wir die     rungen vielfach noch im Fluss“, so Wachtel.       Anlagen werden künftig allein 5 Prozent des
                       modernste und wettbewerbsfähigste Windin-          Weiteres Thema war das Zur-Verfügung-Stel-        Budgets in die Gemeindekasse spülen.“
WINDBLATT ENERCON Magazin
Wagenborg-Mitarbeiter platzieren Turmsegmente, die ENERCON per Schiff über die Emsmündung transportiert hat.

Repowering in Eemshaven

Teamwork für ein Großprojekt
ENERCON transportiert die Betontürme für einen Windpark mit 64                                               Eemshaven aber könne man die Segmente
E-82 im niederländischen Eemshaven von Emden aus per Schiff über                                             komplett zur Baustelle fahren. „Weil der Hafen
die Emsmündung. Auf einer 15.000 qm großen Fläche am Hafen ist                                               mitten im Windpark liegt, sparen wir zudem
                                                                                                             Vormontagezeit an den einzelnen Standorten.“
für den Aufbau ein Zwischenlager eingerichtet worden. Acht
Mitarbeiter montieren hier die Anlagenkomponenten vor: Blätter,                                              Das Zwischenstück vom Kai zur Baustelle le-
Maschinenhäuser und Rotornaben für Europas größtes Repowering-                                               gen die Segmente auf LKW der Firma Wagen-
Projekt lagern auf Vorrat. „Wir können die benötigten Komponenten                                            borg zurück. Die Turmelemente, das größte mit
in kürzester Zeit zur Baustelle liefern“, sagt Aufbaukoordinator Jörg                                        7,56 Metern Durchmesser, liegen quer auf den
Zimmermann, der das Konzept maßgeblich entwickelt hat.                                                       LKW-Ladeflächen. Zwei Sicherheitsfahrzeuge
                                                                                                             begleiten jeden Transport. Damit der Aufbau
Im Oktober kommt in Eemshaven beinahe                noch zu errichten und rund 40 ans Netz anzu-            den Verkehr durch das Hafengebiet nicht be-
täglich ein Schiff aus Emden an: Die „Freiheit“      schließen. „Bis Jahresende müssen wir jede              hindert, hat der Bauherr und Betreiber eines
transportiert komplette Betonbausätze für die        Woche drei bis vier Anlagen ans Netz brin-              Großteils der Anlagen, die holländische Essent,
Türme der E-82 Windenergieanlagen, die im            gen“, sagt Projektleiter Din Rijniers.                  eine provisorische Parallelfahrbahn für die
Hafenareal und im angrenzenden Polder er-                                                                    Hauptverkehrsader, den Kwelderweg, anlegen
richtet werden. Nach anderthalb Wochen               Der Schiffstransport ermöglicht den Teams ein           lassen. Der Weg selbst steht nun ausschließ-
Schlechtwetter ist der Wind an der nordhollän-       enormes Aufbautempo. „Normalerweise wer-                lich ENERCON für Krane und Transporte zur
dischen Küste endlich wieder schwach genug,          den die unteren fünf Segmente in Hälften zer-           Verfügung. Um jeden Verkehrs-Kreisel herum
damit die ENERCON Teams den Aufbau fort-             legt transportiert, da diese für den Straßen-           hat man zudem Ausweichwege angelegt, weil
setzen können. Drei von acht Windpark-               transport zu breit wären“, erklärt Rijniers             die über 40 Meter langen Blatt-Transporter
clustern sind bereits fertig. 29 Anlagen sind        Kollege, Bauleiter Christian Bohnewald. In              diese Stellen sonst nicht passieren könnten.
WINDBLATT ENERCON Magazin
TITEL        WINDBLATT 01 | 2009         7

Eemshaven ist ein Repowering-Projekt im be-             Betonfertigteiltürme. Ihnen
sten Sinne: Acht Cluster mit insgesamt 64               folgen zwei Aufbauteams, die
E-82 sowie 24 Anlagen von Mitbewerbern er-              mit 800-Tonnen-Autokränen
setzen 134 Altanlagen der Hersteller Kenetech           die Stahlsektionen der Türme
(350 kW) und NEG Micon (250 kW), die 1993               sowie Maschinenhaus, Gene-
bis 1995 in Betrieb gegangen sind. Die instal-          rator, Spinner und Nabe zie-
lierte Leistung vervierfacht sich fast. Im Hafen-       hen. Ein weiteres Team mit
gebiet werden sich nach dem Rückbau der Alt-            einem 300-Tonnen-Ketten-
anlagen nur noch 70 Anlagen drehen. 20                  kran ist nur für die Einzel-
weitere leistungsstarke Turbinen haben ihren            blattmontage zuständig. Zwei
Standort im westlich gelegenen Emmapolder.              Finish-Teams erledigen alle
Bauherren und Betreiber sind die Energiever-            Restarbeiten. Die Netzanbin-
sorger Essent (52 E-82) und Electrabel (neun            der verlegen die Kabel in Tür-
WEA) sowie Bakker Bierum (drei WEA), ein                men und Maschinenhäusern.
landwirtschaftlicher Betrieb aus der Region.            Weitere Teams mit je zwei
                                                        Service-Elektronikern küm- Verladen von Turmteilen, im Hintergrund das Kreuzfahrtschiff „Celebrity Solstice“.
Der Hafen an der Eemsmündung existiert seit             mern sich zuletzt um die In-
den 1970er Jahren. Er wurde auf dem Meer                betriebnahme. „Mit diesem System schaffen       entstehen ein Kohlekraftwerk (RWE), ein
abgerungenen Flächen errichtet, entspre-                wir zwei bis drei Anlagenmontagen pro Woche.    1200-MW-Kraftwerk (Nuon), das vergaste
chend weich ist der Grund. Die E-82 gründen             Unter guten Bedingungen sind sogar vier bis     Kohle oder Biomasse verbrennt, sowie ein
deshalb auf Pfählen: Je Fundament reichen               fünf Aufbauten in einer Woche möglich“, erläu-  Flüssiggas-Terminal (Essent, Gasunie). Mit
über 30 Betonsäulen in 25 bis 39 Meter Tiefe.           tert Bohnewald. Kleine Korrekturen ergeben      den WEA setzen Essent, Bakker Bierum und
Die Möglichkeiten für die Errichtung von Kran-          sich aus der praktischen Arbeit. Bohnewald:     Electrabel in dem fossilen Szenario die einzi-
stellflächen sind vor allem entlang der Ver-            „Weil die Witterungsbedingungen zusehends       gen klimafreundlichen Akzente – abgesehen
kehrswege begrenzt. Außerdem finden sich im             schlechter werden, ist es gut, dass im näch-    von der Biomasse-Verstromung.
Boden des industriell genutzten Areals zahlrei-         sten Monat ein zweiter Blattkran kommt.“
che Leitungen: die berühmteste ist das im Mai                                                           „Das Projekt könnte einen wichtigen Beitrag
fertiggestellte 450 kV-Gleichstromkabel von             „Das Projekt ist wegen seiner Größe und als     dazu leisten, dass die Niederlande ihr Ziel von
Eemshaven nach Feda, Norwegen (NorNed).                 gelungenes Repowering für ENERCON weg-          20 % Erneuerbaren bis 2020 erreichen“, so
                                                        weisend“, sagt Bram van Noort, der den Wind-    van Noort. „Aber leider behindert unser novel-
ENERCON hat für das Projekt ein besonderes              park im ENERCON Vertriebsbüro Zwolle            liertes Fördermodell die Entwicklung. Die jetzi-
Aufbau-System entwickelt: Ein Team bereitet             betreut. Die E-82 umgeben einen „Energieclu-    ge Vergütung auf der Basis von Volllaststunden
die Komponenten am Hafen vor, sechs LKW                 ster“ in Eemshaven, der nach den Plänen der     zielt auf die Installation einer möglichst hohen
transportieren sie zu den Baustellen. Drei              Provinz Groningen aus folgenden Anlagen be-     Nennleistung. Diese sagt aber überhaupt nichts
Teams mit 500 Tonnen-Kränen errichten die               steht: Neben einem Gaskraftwerk (Essent)        über die Effizienz von Windturbinen aus.“

Logistik-Fläche für Lagerung und Vormontage der E-82.                                 Vormontage eines Maschinenhauses.
WINDBLATT ENERCON Magazin
8   WINDBLATT 01 | 2009         TECHNOLOGIE

Mittelspannungsschaltanlagen für WEA

Optimaler Schutz für Bediener,
Transformator und Netz
Ab einer Leistung von 300 kW
verfügt jede ENERCON
Windenergieanlage über
mindestens einen
Transformator und eine
Mittelspannungsschaltanlage.
Diese Komponenten werden
überwiegend im Turmfuß der
Anlage, manchmal auch in se-
paraten Transformatorstationen
installiert. Die MS-Schaltanlage
bildet die direkte Schnittstelle
zwischen dem Transformator
der Windenergieanlage und
dem Windparknetz.

ENERCON installiert ausschließlich gasiso-
lierte MS-Schaltanlagen im Turmfuß seiner
Windenergieanlagen (WEA). Je nach Turm-          In einer ENERCON WEA befinden sich Transformator und MS-Schaltanlage in der Regel im Turmfuß.
durchmesser und Spannungsebene können
Anlagen mit zwei, drei oder vier Schaltfel-      me. Das hohe Maß an Bediensicherheit und               schlüssen im Kabelanschlussraum oder im
dern eingebaut werden. Die MS-Schaltan-          der geringe Wartungsaufwand erleichtern                Gastank der MS-Schaltanlage kann es zu ei-
lage verfügt über ein bis drei Kabelfelder für   den Betrieb der Anlagen. „Da sich die                  nem Störlichtbogen kommen, in dessen Fol-
den Anschluss der Windparkkabel und ein          aktiven bzw. spannungsführenden Kompo-                 ge ein Überdruck entsteht. Ein solcher Über-
Transformatorfeld. Letzteres dient dem           nenten des Hauptstromkreises in einem                  druck im Gastank der MS-Schaltanlage
Anschluss und dem Schutz des WEA-Trans-          hermetisch geschlossenen Edelstahltank                 kann zum Austritt von Isoliergas führen. Der
formators sowie dem Schutz des Windpark-         befinden, sind sie gegen Umwelteinflüsse               Gastank verfügt deshalb über eine Soll-
netzes vor Rückwirkungen aus Transforma-         wie Staub oder Feuchtigkeit geschützt“, be-            bruchstelle, durch die der Gasstrom definiert
torfehlern. Der Transformator wird entweder      richtet Wolfgang Fellensiek, Leiter der Abtei-         entweichen kann. Die Druckwelle wird in
über eine Lasttrennschalter-Sicherungs-          lung Electrical Works im Projektmanage-                diesem Fall durch einen angebauten Druck-
kombination oder durch einen Leistungs-          ment der ENERCON GmbH in Aurich.                       kanal geführt. Streckmetalle innerhalb des
schalter mit Sekundärschutz geschützt.                                                                  Druckkanals kühlen die Gase ab und redu-
                                                 Bedienerschutz hat Priorität                           zieren den Druck. „Der verbleibende Rest
ENERCON setzt dabei seit über 15 Jahren          „Bedienerschutz hat oberste Priorität bei der          wird vom Bediener weg ‘nach hinten’ abge-
auf gasisolierte Technik: Schwefelhexafluo-      technischen Spezifikation und Auswahl der              leitet“, so Fellensiek.
rid hat ein deutlich höheres Isolationsver-      MS-Schaltanlagen“, erklärt Fellensiek.
mögen als Luft. Daraus resultieren die ver-      Wichtig sind Bedienerfreundlichkeit, gute              Auch wenn Störlichtbögen äußerst selten
hältnismäßig geringen Abmessungen der            Zugänglichkeit für die mechanischen Antrie-            sind, müssen Vorrichtungen existieren, die
MS-Schaltanlagen. Die kompakte Bauweise          be und Hilfsstromkreise sowie sichere Be-              den Druck ableiten und das Risiko für den
ermöglicht den Einbau in kleine WEA-Tür-         herrschung der Fehlerströme. Bei Kurz-                 Bediener so gering wie möglich halten. Für
WINDBLATT ENERCON Magazin
TECHNOLOGIE            WINDBLATT 01 | 2009        9

die Zukunft plant ENERCON die Fernsteue-            unabhängigen Institut nach VDE 0671, Teil
rung der MS-Schaltanlage von der Turm-              200 (IEC 62271-200) geprüft. Bis vor eini-
Einstiegsebene. Der Trafo im Turmkeller             gen Jahren waren die Prüfanforderungen,
kann dann vor Betreten des elektrischen Be-         vor allem die hohen Prüfströme von
triebsraumes freigeschaltet werden.                 < 16 kA/1s, für MS-Schaltanlagen in Wind-
                                                    parks eher theoretischer Natur. Mit
Reaktionen auf Fehler in                            steigenden Windparkleistungen und damit
Sekundenbruchteilen                                 einhergehenden Hoch- und Höchstspan-
Eine Kombination aus Lasttrennschalter und          nungsanschlüssen haben sich die mögli-
Hochleistungs-Hochspannungssicherungen              chen Fehlerströme aber deutlich erhöht. Die
(HH-Sicherungen) schützt Transformatoren            Fehlerströme werden während der techni-
mit Leistungen bis 2000 kVA bei einer Netz-         schen Auslegung des Windparks vom zu-
spannung von 20 kV bzw. bis zu 2500 kVA             ständigen Projektingenieur berechnet. „Die     Kontrolle des Schließmechanismus einer
bei einer Netzspannung von 30 kV. Für               Anlagen müssen richtig dimensioniert sein      MS-Schaltanlage beim Hersteller Ormazabal.

höhere Transformatorleistungen kommen               und alle Anforderungen an den Personen-
Mittelspannungs-Leistungsschalter (MS-              schutz erfüllen“, so Fellensiek.               ausfall, um unzulässig hohe Transformator-
Leistungsschalter) mit Sekundärschutz zum                                                          Einschaltströme zu vermeiden. Dazu verfü-
Einsatz. Die Kombination aus Lasttrenn-             Wachsende Anforderungen                        gen die MS-Schaltanlagen über ein
schalter und HH-Sicherungen hat im Kurz-            Die Anforderungen an MS-Schaltanlagen          Spannungserkennungssystem in den Ka-
schlussfall eine kürzere Abschaltzeit (einige       sind vor allem international in den vergan-    belfeldern sowie einen Akku-gepufferten
10 ms) als ein vergleichbarer Leistungs-            genen Jahren gewachsen. So verlangen           Motorantrieb im Transformatorfeld, der den
schalter (ca. 100 bis 150 ms). Zudem wir-           z.B. die französischen und portugiesischen     WEA-Transformator nach Netzspannungs-
ken HH-Sicherungen strombegrenzend.                 Energieversorger besondere Schließmecha-       wiederkehr zeitlich versetzt zu den übrigen
Kurze Abschaltzeiten und Strombegrenzung            nismen für solche Anlagen in einem Wind-       Anlagen des Windparks automatisch wieder
bewirken eine Reduzierung der mechani-              park. Sie stellen sicher, dass Lasttrenn-      einschaltet. Zudem wünschen immer mehr
schen und thermischen Belastung der                 schalter und Erdungsschalter in den            Kunden und Energieversorger die Möglich-
Schaltanlagenkomponenten. Zusammen                  Kabelfeldern der MS-Schaltanlagen nur in       keit der Fernsteuerung und Fernüberwa-
mit einem Drucksensor und einem Ölni-               einer vorher festgelegten Reihenfolge          chung von MS-Schaltanlagen.
veauschalter bieten HH-Sicherungen oder             betätigt werden können. Fehlschaltungen
MS-Leistungsschalter einen umfassenden              sollen so vermieden werden.                    Entwicklungsperspektive
Schutz für den Transformator.                                                                      30 kV-Spannungsebene
                                                    Andere Versorger, z.B. die französische EDF,   Bisher wurde der Großteil der ENERCON
ENERCON arbeitet seit vielen Jahren mit re-         fordern zudem die gestaffelte Zuschaltung      Windparks an die 10 kV- oder 20 kV-Netz-
nommierten Herstellern zusammen. So wird            der WEA Transformatoren nach einem Netz-       ebene angeschlossen. Leistungsstarke
eine gleichbleibend hohe                                                                                       Windparks in Verbindung mit
Qualität und Zuverlässigkeit                                                                                   großen Entfernungen zum
der MS-Schaltanlagen ge-                                                                                       Netzanschlusspunkt rücken
währleistet. Veränderte oder                                                                                   die 30 kV-Netzebene mehr
neue technische Anforderun-                                                                                    und mehr in den Vorder-
gen werden gemeinsam dis-                                                                                      grund. WEA mit Transforma-
kutiert und umgesetzt. Fellen-                                                                                 toren höherer Leistung
siek: „Jedes neue Modell, das                                                                                  benötigen auch in der
wir für den Einbau in unseren                                                                                  30 KV-Ebene kostengünstige
Windenergieanlagen zulas-                                                                                      Leistungsschalteranlagen.
sen, muss fest definierte Prü-                                                                                 Wolfgang Fellensiek: „Hier
fungen bestehen.“                                                                                              liegt durchaus noch Entwick-
                                                                                                               lungspotential für die Zu-
Für den Nachweis der Perso-                                                                                    kunft: Leistungstrennschalter,
nensicherheit wird der neue                                                                                    wie bereits für die 20 kV-Ebe-
Schaltanlagentyp zusammen                                                                                      ne entwickelt, könnten teure
mit dem zugehörigen Druck-                                                                                     Vakuum-Leistungsschalter
entlastungskanal von einem        Montage einer MS-Schaltanlage in das E-Modul einer E-70.                     ablösen.“
WINDBLATT ENERCON Magazin
10    WINDBLATT 01 | 2009          INTERNATIONAL

„La Gloria“ in Guanacaste, Costa Rica

Windpark an Top-Standort als
Vorbild für Lateinamerika
Die erste Hälfte des ENERCON Windparks „La Gloria“ in Costa Rica,                                    Auftraggeber ist die Proyecto Eólico Guana-
ist seit November fertiggestellt. Anfang 2009 werden – nach                                          caste (PEG), ein Konsortium bestehend aus
                                                                                                     der Juwi-Gruppe aus Wörrstadt, Rheinland-
Zuschaltung eines Umspannwerks und 300 Stunden Probebetrieb –
                                                                                                     Pfalz, und dem französischen Versorger
28 E-44/900 kW am bislang windstärksten ENERCON Standort der                                         GDF Suez. Juwi hat mit „La Gloria“ den bis-
Welt am Netz sein. Damit die Anlagen dem mit durchschnittlich                                        lang größten Windpark Zentralamerikas
12 m/s Geschwindigkeit anbrausenden Wind trotzen können, haben                                       entwickelt. Direkt durch den E-44-Standort
die ENERCON Entwicklungsingenieure sie auf einem 44 Meter kurzen                                     in der Cordillera de Guanacaste führt ein
Stahlturm errichten lassen.                                                                          Hochspannungskabel des Versorgers Insti-
                                                                                                     tuto Costarricense de Electricidad (ICE). PEG
„Für den Anlagen-Aufbau in dieser Region                kleine Teams sorgen für die Netzanbindung    hat bei Siemens ein Umspannwerk bestellt,
von Costa Rica gibt es ein Zeitfenster von              und Inbetriebnahme“, berichtet Oberbeck.     das den Anschluss des Parks an dieses
Juli bis Oktober“, berichtet Projektleiter              Der Bauingenieur hofft nun, dass man auch    Hochspannungskabel ermöglicht.
Christian Oberbeck. In der übrigen Jahres-              die zweite Projekttranche im nächsten Jahr
zeit sei der Wind zu stark für den Bau von              mit 27 Anlagen so gut abwickeln kann.        Einspeisevertrag über 20 Jahre
                                                                                                     „Nach Fertigstellung geht das Umspann-
                                                                                                     werk in den Besitz von ICE über“, berichtet
                                                                                                     Alejandro Lobo-Guerrero Rodríguez, Projekt-
                                                                                                     leiter für den Windpark bei Juwi. In Costa Ri-
                                                                                                     ca gebe es keine dem EEG vergleichbare
                                                                                                     Regelung, erläutert Lobo-Guerrero Rodrí-
                                                                                                     guez diesen Schritt. „Man kann nicht ein-
                                                                                                     fach Strom ins Netz einspeisen.“ Zunächst
                                                                                                     gab es eine öffentliche Ausschreibung durch
                                                                                                     den Monopolisten ICE. Juwi erhielt den
                                                                                                     Zuschlag und konnte für „La Gloria“ einen
                                                                                                     Einspeisungsvertrag über 20 Jahre ab-
                                                                                                     schließen. Die Netzregulierungsbehörde
                                                                                                     ARESEP hat diesen Vertrag bereits in einem
                                                                                                     öffentlichen Verfahren genehmigt.

                                                                                                     Erneuerbare Energien haben laut Randolf
                                                                                                     Heine, Bereichsleiter Lateinamerika bei
Der Windpark „La Gloria“ in Guanacaste (im November).                                                Juwi, in Costa Rica aufgrund der intensiven
                                                                                                     Wasserkraft-Nutzung zwar ein lange Traditi-
Windenergieanlagen. Den Zeitraum habe                   Besondere Schwierigkeiten für den Aufbau     on. Das Denken aber sei infolgedessen
man in diesem Jahr optimal nutzen können:               von Windenergieanlagen bieten die tropi-     stark auf die Wasserkraft fixiert. Heine: „Al-
In nur sieben Wochen haben die ENERCON                  schen Witterungsbedingungen in Guanaca-      le Musterverträge z.B. sind auf Wasserkraft
Teams gemeinsam mit Projektpartnern vor                 ste. „Wir müssen bei Tagesanbruch losle-     ausgerichtet. ,La Gloria‘ ist deshalb auch für
Ort die 28 Anlagen hochgezogen. „Zwei                   gen und um spätestens zwei Uhr fertig sein   die Bewusstseinsbildung für erneuerbare
Teams haben wir für den Bau der Türme                   – weil dann der tägliche Wolkenbruch und     Energien in Mittelamerika enorm wichtig.“
und das Ziehen der Gondeln eingesetzt. Drei             starke Winde kommen.“                        Die anfängliche Skepsis der Menschen ge-
INTERNATIONAL               WINDBLATT 01 | 2009      11

genüber dem Windenergieprojekt sei inzwi-       arbeiten in drei Teams:
schen großer Neugier gewichen. „Die Leute       Das erste erledigt die
sind total gespannt auf den Windpark.“          Vormontage und setzt
                                                die unteren Turmsek-
Juwi hat durch „La Gloria“ Bekanntschaft        tionen, das zweite er-
mit der Bürokratie des Landes gemacht:          richtet die oberen
„Die Verwaltungsverfahren sind in Costa         Turmsektionen und
Rica sehr komplex“, berichtet Heine. Wer        zieht die Gondeln. Ein
nicht genau informiert und gut vernetzt sei,    drittes Team gleicht die
laufe Gefahr, sich im Behördendschungel zu      Turmfüße ans Funda-
verirren. „Grundsätzlich sind die Perspekti-    ment an und installiert
ven für Windprojekte in Costa Rica aber we-     die E-Module“, berich-
gen der hervorragenden Standortbedingun-        tet Stead. Nach Fertig-
gen sehr gut.“ Der Ertrag ist für europäische   stellung aller unteren
Maßstäbe ungewöhnlich: Die 55 Turbinen          Sektionen (in sieben Turmtransport durch die Cordillera de Guanacaste.
werden auf 45 Metern Nabenhöhe voraus-          Tagen) habe das erste
sichtlich 240 Mio. kWh Strom p.a. produzie-     Team parallel zum zweiten gearbeitet. Der-      jekt „La Gloria“ einmal mehr unter Beweis
ren. „Das entspricht einem Ausnutzungs-         zeit warte man schon seit 14 Tagen darauf,      gestellt, dass es weltweit gleich bleibend
grad von 55 %, etwa doppelt so viel wie im      die letzte Turbine zu ziehen, so Stead. Die     hohe Qualität bei stark steigender Produkti-
europäischen Schnitt“, erklärt Heine.           windreiche Saison hat begonnen. „Die Ein-       vität im In- und Ausland liefert. Gondeln und
                                                heimischen meinen, das geht so weiter bis       Rotorblätter kamen aus den Werken von
Windenergie und Wasserkraft                     Juni 2009.“ Stead aber ist optmistisch,         Wobben Windpower in Brasilien, die übri-
ergänzen sich                                   dass der Wind noch einmal ein kurze Pause       gen Komponenten im Wesentlichen aus
Der Lateinamerika-Kenner betont, dass die       für den Aufbau einlegt.                         Deutschland. „Alle Termine und Absprachen
regionale Bevölkerung auf vielfältige Weise                                                     zwischen ENERCON Deutschland, den bei-
vom Projekt profitiere. „Vor allem in der       Geologische Untersuchungen und vorberei-        den Standorten Pecem und Sorocaba in
Trockenzeit von Dezember bis Mai können         tende Arbeiten wie der Fundament- und           Brasilien und der PEG wurden punktgenau
die Anlagen nahezu durchgehend Strom lie-       Wegebau in Guanacaste sind von regionalen       eingehalten. Die Abwicklung des Projekts
fern.“ Die Wasserkraft wird in der Trocken-     Firmen erledigt worden. „Die Einbindung         zwischen Kunde, Vertrieb und Produktion
periode auf Teillast zurückgefahren, bislang    der Partner ist sehr gut gelungen und war       hätte reibungsloser nicht sein können.“
kamen dann immer teure Dieselgenerato-          aufgrund ihrer hervorragenden regionalen
ren zum Einsatz. „Windenergie und Wasser-       Kenntnisse für uns sogar dringend notwen-       Vertreter der deutschen Bundesregierung
kraft werden sich künftig hervorragend er-      dig“, berichtet Lobo-Guerrero Rodriguez.        haben das Projekt in Costa Rica als beispiel-
gänzen“, so Heine. Darüber hinaus gewinnt                                                       haft gewürdigt. Der PEG-Windpark sei ein
das Land durch direkte Beschäftigung, Auf-      Turmdesign berücksichtigt                       gutes Beispiel für gelungenen Technologie-
träge für Subunternehmen und den Transfer       Erdbebenlasten                                  und Know-how-Transfer, betonte der Parla-
von Know-how. So baut ENERCON im nahe           Speziell für „La Gloria“ haben die Entwick-     mentarische Staatssekretär im Bundes-
gelegenen Ort Liberia eine Service-Station      ler von Wobben Research & Development           umweltministerium, Michael Müller, der den
für Mittelamerika auf. Die vier neuen Mitar-    (WRD) in Aurich standortbezogene Lasten-        Standort im Rahmen einer mehrtätigen La-
beiter sollen schon beim Aufbau möglichst       berechnungen durchgeführt. Der 44-Meter-        teinamerika-Reise besucht hat. „Costa Rica
viel Erfahrung mit den ENERCON WEA sam-         Turm wurde darauf ausgelegt und ist damit       nimmt eine sehr wichtige Vorreiterrolle für
meln: Sie nehmen inzwischen bereits die         selbstverständlich auch für „normale“           ganz Lateinamerika im Klimaschutz und bei
E-44 in Betrieb und leisten den Service         Starkwindstandorte gemäß IEC IA geeignet.       der Biodiversität ein“, ergänzte der Staats-
während des 300-Stunden-Probelaufs.             „Wir haben auch die sehr hohen lokalen          sekretär. Er wies zudem darauf hin, dass
                                                Erdbebenbelastungen berechnet: Die Ausle-       Costa Rica bis zum 200-jährigen Unabhän-
In den Aufbauteams mischen sich costari-        gung berücksichtigt costaricanische und         gigkeits-Jubiläum 2021 seine Energiever-
canische Arbeitskräfte mit erfahrenen Mon-      europäische Sicherheitsstandards“, sagt         sorgung zu 100 % aus Erneuerbaren be-
teuren aus Deutschland und Brasilien. Unter     Martin Kraft, für Türme und Fundamente          streiten wolle, um CO2-neutral zu sein.
der Leitung des Australiers Terry Stead ge-     zuständiger WRD-Entwicklungsingenieur.          „Unser Land kann stolz darauf sein, dass
ben ENERCON Routiniers ihr Wissen an                                                            auch deutsche Firmen mit Investitionen in
neue Kollegen weiter. Von insgesamt 28          Aus Sicht des zuständigen Vertriebsmitar-       Windparks und andere erneuerbare Ener-
Aufbauleuten sind 20 Einheimische. „Wir         beiters Gordon Hoch hat ENERCON im Pro-         gien dazu beitragen.“
12    WINDBLATT 01 | 2009           INTERNATIONAL

       3 x E-33 Windpark auf Ross Island

       Umweltfreundlicher Strom
       für zwei Antarktisstationen
       ENERCON verschifft derzeit drei E-33/330 kW über Neuseeland in die Antarktis, wo sie Anfang Februar an
       Bord des einmal jährlich verkehrenden Versorgungsschiffs „American Tern“ ankommen. Die Anlagen sol-
       len die Forschungsstationen Scott Base (Neuseeland) und McMurdo (USA) auf Ross Island mit umwelt-
       freundlichen Strom versorgen. Weil der antarktische „Sommer“ bereits im Februar zu Ende geht, wird ein
       Team des Herstellers die Windenergieanlagen erst um die Jahreswende 2009/2010 gemeinsam mit
       Mitarbeitern der neuseeländischen Station installieren und in Betrieb nehmen.
       Rund 3000 Kilometer von Neuseelands                                           In der ersten Ausbaustufe soll das Wind-       E-30 an der australischen Antarktisstation
       Südinsel entfernt baut ENERCON für den                                        kraftwerk den Bedarf von Scott Base und        Mawson zeigen. Im Vergleich zum Standard
       Energieversorger Meridian Energy Ltd.,                                        McMurdo an fossilem Treibstoff um 11 %         gibt es bei den E-33 für Ross Island einige
       Wellington, mit Unterstützung der Regie-                                      reduzieren. Weitere Windenergieanlagen         Änderungen: So sind die Türme aus kältefes-
       rungsorganisation Antarctica New Zealand                                      (WEA) werden folgen. Ziel von Meridian und     tem Spezialstahl gefertigt, die Gondelver-
       (AntNZ) den südlichsten Windpark der Welt.                                    AntNZ ist es, die Klimagasemissionen der       kleidung ist dicker gearbeitet, die Gussteile
                                                                                     beiden Antarktis-Stationen durch Nutzung       sind auf Beständigkeit bei Tiefsttemperatu-
                                                                                     von Einsparpotenzialen und erneuerbaren        ren geprüft, die Steuerschränke in der Gon-
                                                                                     Energien zu halbieren.                         del werden beheizt und die Platinen in den
Australien                                                                                                                          Elektroschränken extra lackiert. Letzteres
                Brisbane
                                                                                     „Scott Base und McMurdo sind eng mitein-       geschieht weniger aufgrund der niedrigen
                                                                                     ander verbunden – u.a. durch die mit drei      Temperaturen auf Ross Island: Das Klima
               Sydney            Neuseeland
                                                                                     Kilometern längste Straße der Antarktis“,      dort ist zwar kalt, aber sehr trocken. „Die
                                           Wellington                                erläutert ENERCON Vertriebsmitarbeiterin       sensiblen Platinen müssen vor den Folgen
                                      Christchurch                                   Andrea von Lindeiner, zuständig für Austra-    von Kondensation beim Transport durch die
                                                                                     lien, Neuseeland sowie Mittel- und Süd-        verschiedenen Klimazonen geschützt wer-
                                                                                     amerika. „Der Standort des Windparks Cra-      den“, erläutert von Lindeiner.
                                                                                     ter Hill liegt 1100 Meter von der Scott Base
                                                                                     und nur etwas mehr als 1500 Meter von          Die beiden Forschungsstationen auf Ross
                                                                                     McMurdo entfernt auf einem Bergrücken.“        Island werden bislang von mehreren Diesel-
                                                                                     Meridian Energy und AntNZ werden die           generatoren versorgt. Der Verbrauch – al-
                                                                                     Windturbinen gemeinsam betreiben. „Die         lein in McMurdo halten sich im Sommer bis
                                                                                     Scott Base teilt sich den produzierten Strom   zu 1100 Menschen auf – ist mit knapp
                                 Scott Base, McMurdo                                 mit der Nachbarstation – wie sich generell     4,5 Mio. Litern Diesel nicht unerheblich und
                                 (Ross-Insel)
                                                                                     die amerikanische American National            der Transport des Diesels über den nur kur-
         Antarktis                                                                   Science Foundation (NSF, für McMurdo) und      ze Zeit eisfreien Hafen von Ross Island nicht
                                                                                     AntNZ die Aufgaben in Versorgung und           ungefährlich. „Die Amerikaner erneuern
                                                                                     Logistik für die beiden Stationen teilen.“     deshalb ihre Dieselgeneratoren und führen
                        Südpol                                                                                                      ein System ein, das die Abwärme nutzbar
    Mawson (Aus)
                                                                                     ENERCON WEA sind auf eine Umgebungs-           macht. Bisher verpufft diese Energie, die
                                                                                     temperatur von -25 bis +40 Grad ausge-         durch den Betrieb der alten Generatoren
                                                          Quelle: NASA/Blue Marble

                                                                                     legt. Von Lindeiner weist aber darauf hin,     entsteht, völlig“, erklärt Shaun Cornelius,
                                                                                     dass auch jetzt schon ENERCON Turbinen         Windpark-Entwickler bei Meridian. „Diese
                                                                                     bei deutlich niedrigeren Temperaturen her-     Maßnahmen ergänzen die Einführung rege-
       Von Scott Base sind es noch 1350 km bis zum Pol.                              vorragend funktionieren, wie die beiden        nerativer Energien in die Versorgung.“
Am Fuße von Crater Hill befindet sich die McMurdo-Station, Scott Base rechts der Straße um den Berg. Oberhalb der Gebäude auf dem Plateau entsteht der Windpark.

Eine Herausforderung ist die Errichtung der              so dass die Fundamente schon in diesem                   190 Meter hoch gelegenen Standort weht
Fundamente auf Crater Hill, dessen Name                  Sommer fertig werden.“                                   der Wind in 37 Metern Nabenhöhe im
auf den vulkanischen Ursprung des Berges                                                                          Schnitt mit einer Geschwindigkeit von 7,8
verweist. „In einer Tiefe von 45 Zentimetern             Der Bau hat im November 2008 begonnen.                   m/s. Neben Crater Hill fanden sich minde-
beginnt der Permafrost“, berichtet Corne-                Jede WEA-Gründung werde aus acht                         stens zwei weitere geeignete Standorte in
lius. Wegen der großen Kälte würden her-                 13 Tonnen schweren Fertigbetonblöcken                    der Nähe der Stationen.
kömmliche Betonfundamente nicht richtig                  bestehen, die in einer Fundamentgrube im
aushärten. „Meridian hat deshalb in Neu-                 Kreis angeordnet seien, erläutert Cornelius.             Auf Ross Island beträgt die Durchschnitts-
seeland Stahlkonstruktionen mit Betonfer-                „Jeder Block wird mit zwei Stahlankern                   temperatur -20 Grad, selbst die „wärm-
tigteil-Füßen anfertigen lassen.“ Die Füße               12 Meter tief im Vulkangestein befestigt, die            sten“ Tage im Sommer erreichen bei 24
sind bereits im vergangenen Jahr mit dem                 Blöcke werden dann mit dem Permafrostbo-                 Stunden Sonne gerade mal +6 Grad. Das
Versorgungsschiff nach Ross Island ge-                   den vergossen.“ Zuletzt schrauben die Fun-               ENERCON Aufbauteam wird sich also warm
schafft worden. Cornelius: „Alles weitere                damentbauer eine achtarmige Stahlkon-                    anziehen müssen. Sorgen macht sich von
Material holt NSF mit dem Flugzeug nach,                 struktion auf, eine „Stahlspinne“, an der                Lindeiner deshalb nicht: „Unsere Mitarbei-
                                                                                   sich der Stahl-                ter werden von den Neuseeländern mit der
                                                                                   turm anflanschen               entsprechenden Arbeitskleidung versorgt.“
                                                                                   lässt. Das Poten-
                                                                                   zial für eine noch             Bis zum Aufbau lagern die Windturbinen in
                                                                                   umfangreichere                 einem beheizten Container an der For-
                                                                                   Nutzung        der             schungsstation Scott Base. Kurz bevor es im
                                                                                   Windenergie auf                nächsten Jahr losgeht, werden vier Mitar-
                                                                                   Ross Island ist                beiter von Meridian Energy für vier Wochen
                                                                                   vorhanden. Meri-               zu ENERCON nach Deutschland kommen,
                                                                                   dian und AntNZ                 um sich in einem Training das nötige Grund-
                                                                                   haben seit 2005                wissen für den Aufbau und die Instandhal-
                                                                                   Windmessungen                  tung von WEA anzueignen. Die geschulten
                                                                                   unter anderem                  Kräfte können dann beim Aufbau auf Ross
                                                                                   auf Crater Hill                Island mitwirken und später den von Aurich
Das Versorgungsschiff „American Tern“ legt einmal im Jahr auf Ross Island an.      durchgeführt. Am               aus geleisteten Service unterstützen.
14     WINDBLATT 01 | 2009            INTERNATIONAL

Isle of Benbecula, Schottland

Repowering auf den Hebriden
In Liniclate auf der Hebriden-Insel Benbecula ist im November eine                                               setzte das Getriebe und änderte die Steue-
E-44/900 kW ans Netz gegangen. Betreiber Charlie Robb hat an                                                     rung. „In den neun Jahren, in denen ich sie
diesem Standort eines der ersten Repowering-Projekte in                                                          betrieben habe, hat die Windharvester eine
                                                                                                                 GWh Strom erzeugt“, erklärt Robb stolz. Zu-
Großbritannien realisiert. Die Schüler der nahe gelegenen „Sgoil                                                 letzt tauschte er die Gondel sogar komplett
Lionacleit“-Mittelschule werden bald im Unterricht den Betrieb der                                               gegen die einer baugleichen Anlage aus.
Anlage über die ENERCON Fernüberwachung verfolgen können.
                                                                                                                 Seit 2003 bemühte sich Robb um Genehmi-
Die Windharvester/60 kW war 1990 das er-                    schine zu unterhalten. Der Gesamtertrag in           gung und Netzanschluss für eine größere
ste Windenergieprojekt in Großbritannien,                   den ersten acht Betriebsjahren betrug                Turbine. Es gibt in West-Schottland nur
das eine Schule und ein kommunales Ge-                      ganze 200 MWh“, berichtet Robb. Ende der             wenig freie Netzkapazität für private Strom-
meindezentrum versorgen sollte. (Inzwi-                     Neunziger Jahre gaben die Verantwortli-              erzeuger. Robb: „Die netzfreundlichen Ei-
schen ist eine erneuerbare Energieanlage                    chen an der „Sgoil Lionacleit“ auf und sa-           genschaften der ENERCON wirkten sich in
fast schon Mode unter umweltbewussten                       hen sich nach einem Käufer um.                       den Verhandlungen mit dem Versorger Scot-
Schulen im Vereinigten Königreich.) Die An-                                                                      tish & Southern Energy eindeutig positiv
lage sollte parallel zu einer Reihe von Die-                Robb arbeitete zu der Zeit als Elektroinge-          aus.“ Es war ein langwieriger Prozess, Ende
selgeneratoren den Inselbetrieb ermögli-                    nieur für eine Firma, die sich auf den An-           2007 aber hatte Robb endlich alles Nötige
chen. „Es gab sogar ein System, das den                     schluss erneuerbarer Energieanlagen ans              beisammen, inklusive einer Zusage von
überschüssigen Windstrom zur Beheizung                      Netz spezialisiert hatte. „Ich hatte schon           ENERCON. Wegen seiner Erfahrungen mit
eines Schwimmbades abzweigen sollte“,                       immer davon geträumt, eine Windenergie-              diversen Getriebe-Anlagen und der Schwie-
erläutert Robb. Leider habe das Wind-Diesel                 anlage zu betreiben“, sagt Robb. Als er von          rigkeiten der eigenen Maschine war ihm be-
System aber nie funktioniert, weil es Pro-                  der Harvester in Liniclate hörte, nutzte er          sonders der Direktantrieb wichtig.
bleme mit der Steuerung gab. „Schule und                    die Gelegenheit: Er erwarb die beschädigte
Gemeinde hatten Schwierigkeiten, die Ma-                    Turbine und pachtete den Standort. Er er-            Mit seiner Beharrlichkeit erreichte Robb zu-
                                                                                                                 gleich, dass eines der ersten Repowering-
                                                                                                                 Projekte überhaupt in Großbritannien ent-
                                                                                                                 standen ist und ENERCON dort erstmals eine
                                                                                                                 E-44/900 kW errichtet.

                                                                                                                 Vom Vorhaben einer direkten Versorgung
                                                                                                                 von Schule und Gemeindezentrum musste
                                                                                                                 er allerdings Abstand nehmen. „Wir brauch-
                                                                                                                 ten für die größere Anlage eine direkte Ver-
                                                                                                                 bindung zum 11 kV-Mittelspannungsnetz,
                                                                                                                 deshalb ist eine Versorgung der Schule auf
                                                                                                                 Niederspannungsniveau nicht möglich.“
                                                                                                                 Robb kompensiert den Ausfall für die Ge-
                                                                                                                 meinde durch eine höhere Pacht.

                                                                                                                 Die Mittelschule erhält von Charlie Robb
                                                                                                                 und ENERCON zudem einen Zugang zur An-
                                                                                                                 lagenfernüberwachung mithilfe von SCADA.
                                                                                                                 „Das lässt sich im Physik- und Technikun-
                                                                                                                 terricht sehr sinnvoll einsetzen.“ Auch spe-
                                                                                                                 zielle Kurse zum Thema Erneuerbare Ener-
Die E-44 in Liniclate auf der Insel Benbecula, die 60 km westlich vom schottischen Festland im Atlantik liegt.   gien seien geplant, so Robb. Er selbst hat
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                                                                                                                                                INFO-SERVICE
                                                                                                         EWEC 2009
                                                                                                         (Marseille/Frankreich)
                                                                                                         16.03. – 19.03.09
                                                                                                         Europäische Konferenz
                                                                                                         und Messe zur Windenergie
                                                                                                         (ENERCON in Halle 1, St. 1427)
                                                                                                         www.ewec2009.info

                                                                                                         New Zealand Wind Energy
                                                                                                         Conference 2009
                                                                                                         (Wellington/Neuseeland)
                                                                                                         20.04. – 22.04.09
                                                                                                         Konferenz und Messe zur
                                                                                                         Windenergie in Neussland
                                                                                                         www.windenergy.org.nz
Eine Schülergruppe vor der Besichtigung der E-44 auf Benbecula.

zugesagt, zu dem Thema Vorträge in den                   Projekt profitierte davon, dass es sich auf
                                                                                                         ENERGY
Klassen zu halten.                                       einem bereits genutzten Standort befand.
                                                                                                         auf der Hannover Messe
                                                         Zudem hatte ich das Glück, die Cooperative
                                                                                                         (Hannover/Deutschland)
Benbecula gehört zu einer Kette von Inseln,              Bank, Manchester, für einen Kredit zu ge-
                                                                                                         20.04. – 24.04.09
die über Dammstraßen verbunden sind. Die                 winnen. Ich hatte auch ein Investment der
                                                                                                         Technologiemesse für den
Inselgruppe heißt auch „Uist“. Das Versor-               Uist Community in Erwägung gezogen, aber
                                                                                                         Energiemix der Zukunft
gungsnetz wird normalerweise per Seeka-                  am Ende war das nicht nötig.“                   www.hannoverfair.de
bel vom Festland aus gespeist. Es gibt aber
auch ein großes Ölkraftwerk, das das Netz                Robbs Ein-Mann-Unternehmen betreut Re-
unterstützen und zur Not auch selbst unter-              generativ-Anlagen in ganz Schottland. „Ich
halten kann. Insgesamt leben 10.000 Men-                 habe kleine Windturbinen, Solarstromanla-       PWEA Konferenz 2009
schen auf den Inseln. Der öffentliche Dienst             gen ebenso wie Wasserkraftturbinen instal-      (Warschau/Polen)
ist der größte Arbeitgeber: Verwaltungen,                liert und warte sie – vor allem für Schulen     21.04. – 22.04.2009
Krankenhäuser, Schulen und Militär. Eine                 und Gemeindezentren auf den westlichen          Konferenz zum
große Zahl von Pensionären hat die Inseln                Inseln. In letzter Zeit berate ich vermehrt     Windenergie-Markt Polen
als Alterssitz gewählt. Außerdem gibt es                 Kommunen, die Windparks bauen wollen.“          www.conference2009.pwea.pl
Fischindustrie und etwas Landwirtschaft.                 Die Kommune in Liniclate wird voraussicht-
                                                         lich ebenfalls bald in den Betrieb von Wind-
Die Windverhältnisse auf den Inseln sind                 parks einsteigen. Robb zufolge plant sie ak-
hervorragend: Am Standort in Liniclate er-               tuell einen eigenen Park im Süden von Uist.     All-Energy
gab sich aus den Messungen eine Prognose                                                                 (Aberdeen/Großbritannien)
von durchschnittlich 8,5 m/s in 55 Metern                Robin Borgert, ENERCON Vertriebsmitarbei-       20.05. – 21.05.09
Nabenhöhe. „In den ersten zwei Wochen ih-                ter für Großbritannien, betont die Herausfor-   Ausstellung und Konferenz zu
res Betriebs hat die ENERCON 175 Mega-                   derungen, die die ENERCON Transportabtei-       erneuerbaren Energien
wattstunden Ertrag gebracht, dafür hat die               lung gut gemeistert habe: „Alle Bauteile und    (ENERCON an Stand 26, im
alte Turbine ein Jahr benötigt!“                         Kräne wurden ohne Verzögerung über kleine       Exhibition & Conference Center)
                                                         Autofähren zur Baustelle geliefert. Das war     www.all-energy.co.uk
In Großbritannien sei es sehr ungewöhnlich,              teilweise Millimeterarbeit!“ Ein großes Kom-
dass eine Einzelperson ohne Landbesitz die               pliment spricht er auch Aufbauleiter Sieg-
Planung, Finanzierung und Installation eines             hard Saathoff aus. „Zwischen der An- und
Projektes dieser Größe zu Wege bringe,                   Abreise des Teams lagen weniger als fünf
meint Robb. Normalerweise brauche man                    Tage: ein Bilderbuch-Aufbau an einem
weitere finanzkräftige Anteilseigner. „Das               Starkwindstandort im November!“
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