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Das IHK-Magazin für München und Oberbayern
www.ihk-muenchen.de
wirtschaft 06/2018
Bürokratie
Abbau beschleunigen
Stöger Automation
Die Strategie des
Schraub-Spezialisten
Einzelhandel
Online präsent mit oder
ohne eigenen Shop
Bewerber/in
gesucht!
Was tun gegen den
Fachkräftemangel?
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Ihr Gelbe Seiten Verlag
EDITORIAL
Foto: Faces by Frank
Soziale Verantwortung
Gerechtigkeit ist keine
Verrechnungsgröße
Sie gehört zu den tragenden Säulen des bezahlbare Leistung, rein rechnerisch im
christlichen Wertegebäudes: die Nächs- Gegenwert von vielen hundert Millionen
Dr. Eberhard Sasse tenliebe. „Was ihr dem geringsten meiner Euro. Aber weil Spender und Sponsoren
Präsident der Brüder getan habt, das habt ihr mir ge- noch zu oft im Stillen handeln, bleibt ver-
IHK für München und Oberbayern tan“, schreibt der Evangelist Matthäus im borgen, wie sehr unser Gemeinwesen
Ausblick auf das große Weltgericht und schon heute auf sie angewiesen ist. Dar-
fordert damit die Verantwortung der Ver- um werden auch die Rufe nicht leiser, den
mögenden für die Mittellosen ein. „Reichen“ noch mehr Geld abzuzapfen,
Auch im säkularen Gemeinwesen der um den Hunger der „Armen“ zu stillen.
Bundesrepublik Deutschland ist dieses Wobei häufig unerwähnt bleibt, dass diese
Ideal breit verankert. Gleichzeitig aber sich nicht von Mitbürgern, sondern vom
greift in unserem Kulturkreis nach wie Staat unzureichend unterstützt fühlen.
vor die gesellschaftliche, ebenfalls vom Es ist also durchaus legitim, soziales En-
Christentum geprägte Norm, dass man gagement öffentlich zu machen. Denn
gute Taten gefälligst nicht an die große Umverteilungsfantasien führen nicht zu
Glocke zu hängen habe. mehr Gerechtigkeit, sondern schnur-
Dies führt seit jeher dazu, dass unter den stracks zum Bedienen von Klientelinter-
Tisch fällt, welchen Beitrag vor allem essen, sprich: in die Irre. Als ob es allein
Unternehmer und ihre Familien über eine Frage staatlich verfügbarer und ver-
freiwillige, ehrenamtliche und finanzielle teilbarer Mittel wäre, um innerhalb der je-
Leistungen zum Gemeinwohl leisten. Nur weiligen Gruppierung einen alimentierten
wenig ist zu hören und zu lesen von all Wohlfühlzustand herbeizuführen.
den Organisationen und Stiftungen, die Gerecht ist ein Staat, der allen seinen Bür-
Jugendlichen den Zugang zu Bildung und gern die Chance gibt, unbedrängt und
Kultur ermöglichen, die Vereinen und in Eigenverantwortung ihren Wohlstand
Initiativen zur Seite stehen oder die dort zu mehren. Um ihn dann mit anderen zu
aushelfen, wo die vermeintlich starke und teilen. Dass Unternehmer ihren Beitrag
schützende Hand des Staates nicht hin- dazu aus eigenem Antrieb und aus eigener
langt. Seit vor fast 60 Jahren der PR-Rat- Kraft leisten können, dafür macht sich die
geber „Tue Gutes und rede darüber“ er- IHK seit jeher stark – und wird es auch
schienen ist, haben Wohltätigkeit oder künftig tun.
Charity den Beigeschmack von Alibi- und
Feigenblatt-Veranstaltungen.
Das sind Vorurteile, das ist nicht gerecht-
fertigt. Das weiß jeder, der seine Mit-
arbeiter zum Einsatz bei der freiwilligen
Feuerwehr oder als Prüfer für die Berufs-
ausbildung unentgeltlich abstellt. Eine un-
Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 06/2018 3
I NHALT
NAMEN + NACHRICHTEN
Foto: SolisImages/fotolia.com
6 Pilotprojekt
5G-Test im Oberland
PERSONEN + PERSPEKTIVEN
10 „Wir leben im Unternehmen“
Angela Inselkammer – Gastronomin mit Leib und Seele
TITELTHEMA
12 Die Lücke füllen
Der Fachkräfteengpass verschärft sich weiter
18 Familienpakt
Arbeitgeber punkten mit familienfreundlicher Firmenkultur
12 FACHKRÄFTE SICHERN 20 Weiterbildung
Auch der Betrieb profitiert, wenn Mitarbeiter weiterlernen
Die Lage auf dem Arbeitsmarkt spitzt sich weiter zu – offene Stellen
bleiben immer öfter unbesetzt. Wie können Unternehmen reagieren? 22 Nachwuchs sichern
AusbildungsScouts werben in Schulen für die Ausbildung
STANDORTPOLITIK
Foto: elenabsl/fotolia.com
24 Gesundheitswirtschaft
Digitale Start-ups kämpfen mit Markteintrittsbarrieren
28 Bürokratie
Wie lässt sich überbordende Verwaltung weiter abbauen?
30 175 Jahre IHK
Der erste IHK Talk dreht sich um das Thema Verantwortung
34 Konjunktur
Bayerische Firmen weiter in Topform
35 Impact Investing
Kapital anlegen und die Welt ein wenig besser machen
UNTERNEHMEN + MÄRKTE
24 GESUNDHEIT DIGITAL 38 „Mit Herzblut dabei“
Neue digitale Angebote können die Qualität in der Versorgung verbessern Biathlonstar Magdalena Neuner über Ehrgeiz, Vorbilder
und Kosten sparen. Doch der Einstieg ins Geschäft ist schwierig. und ihre Rolle als Botschafterin der Firmenlaufserie B2Run
42 Stöger Automation
Wie der Schraubsystem-Spezialist seine Position halten will
Foto: M.Dörr & M.Frommherz/fotolia.com
44 Exportpreis Bayern
Auszeichnung für kleine Firmen mit kluger Exportstrategie
46 parcelLab
Das Start-up bietet Service rund um die Onlinebestellung
48 EU-Binnenmarkt
ifo-Studie: noch viele Hürden im Dienstleistungsverkehr
50 Zu schade zum Wegwerfen
Junge Unternehmen wollen Lebensmittel retten
BETRIEB + PRAXIS
52 Handel
Wie klassische Einzelhändler das Internet als Info- und
59 GELD VOM SCHWARM Vertriebskanal nutzen – auch ohne eigenen Onlineshop
Auch etablierte Mittelständler nutzen die Möglichkeiten der Crowd für die 56 Datenschutz-Grundverordnung
Finanzierung. Welche Vorteile bringt es? Worauf müssen Firmen achten? Stringente Umsetzung kann Wettbewerbsvorteile schaffen
4 Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 06/2018
I N H A LT
59 Geld vom Schwarm § 5 Abs. 14 (künftig § 5 Abs. 12) der Satzung betreffend die Prüfung zum
Erwerb der Grundqualifikation der Fahrer im Güterkraft- und Personen-
Mittelständler nutzen die Crowd für die Finanzierung
verkehr
62 Entwicklung – Nachwahlen in IHK-Regionalausschüssen Dachau und Fürstenfeldbruck
Externe Werkstätten bieten neueste Technik – Veränderung in der IHK-Vollversammlung
– Änderung der Richtlinien für die Verleihung von Ehrenauszeichnungen
64 IT-Sicherheit durch die IHK für München und Oberbayern für langjährige ununter-
Was können Cyberversicherungen? brochene Betriebszugehörigkeit
– Veränderung im IHK-Regionalausschuss Altötting – Mühldorf
EVENTS – Nachberufungen in IHK-Ausschüsse
66 Netzwerken in der Region 82 IHK-Aktuell/Termine
Wirtschaftsempfänge in Ebersberg und Ingolstadt 84 Ehrungen/Firmenindex
DA SCHAU HER 86 Veranstaltungen
68 Revolutionär für die Landwirtschaft 88 Kulturtipps und -termine
Der Chemiker Justus von Liebig 90 Vorschau/Impressum
RUBRIKEN
70 Veröffentlichungen und Bekanntmachungen Bekommen Sie das IHK-Magazin mehrfach?
– Satzung betreffend die Schulung, die Prüfung und die Erteilung Wenn Sie mit mehreren bestellen wollen, melden Sie
n.de
Das IHK-Magazi
wirtschaft
n für München
und Oberbayern
www.ihk-muenche
des Schulungsnachweises für Gefahrgutbeauftragte Firmen IHK-Mitglied sind, 06/2018
uns einfach die Firmendaten
– Satzung betreffend die Ausbildung der Gefahrgutfahrer/-innen erhalten Sie auch das mit der Identnummer, die auf
Bürokratie
Abbau beschleunigen
Stöger Automation
Die Strategie des
Schraub-Spezialisten
Einzelhandel
Online präsent mit
oder
ohne eigenen Shop
– Prüfungsordnung für Fachkundeprüfungen für den Straßenpersonen- IHK-Magazin „wirtschaft“ dem Adressetikett ganz oben
mehrfach. Sollten Sie steht (z.B. 0009410710), unter:
Bewerber/in
und Güterkraftverkehr
gesucht!
Was tun gegen
den
Fachkräftema
ngel?
– Satzung betreffend die Prüfung zum Erwerb der Grundqualifikation überzählige Exemplare ab- abo@muenchen.ihk.de
der Fahrer/Fahrerinnen im Güterkraft- und Personenverkehr
– Gemeinsame Richtlinien der Industrie- und Handelskammern gemäß Beilagenhinweis: vmm wirtschaftsverlag (Teilbeilage)
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NAM EN & NACHRIC HTEN
Forschungsprojekt
PERSONALIA 5G-Test im Oberland
Personio GmbH Mit dem Forschungsprojekt 5G
Foto: Kathrein
Neue Personalchefin TODAY will Bayern die Weichen
Der Softwareherstel- für die Einführung des neuen Mo-
Foto: Personio
ler Personio GmbH, bilfunkstandards 5G stellen. Die
München, hat seit Technologie soll bei effizienterer
April 2018 mit Martina Übertragungstechnik die Qualität
Ruiß einen neuen von TV-Übertragungen und Me-
Head of Human Re- dienangeboten auf Smartphones
sources. Davor war und Tablet-PCs erhöhen, so Bay-
die 34-Jährige bei McKinsey in Köln erns Wirtschaftsminister Franz
zuständig für das Berater-Recruiting in Josef Pschierer (CSU).
Deutschland und Österreich. Für das vom Freistaat geförderte
www.personio.de Projekt entsteht im Bayerischen
Oberland ein Testfeld, auf dem Geld vom Freistaat – Wirtschaftsminister Franz Josef
BMW Group sich zum Beispiel TV-Sendungen Pschierer (3.v.r.) übergibt den Förderbescheid für 5G TODAY
Robert Engelhorn leitet Werk gleichzeitig an viele Empfänger
München verteilen lassen. Bisher läuft der TV-Emp- nikunternehmen Rohde & Schwarz. Der
Ab 1. August 2018 fang für Mobilfunknutzer über deren Mobilfunkanbieter Telefónica Deutschland
Foto: BMW
leitet Robert Engel- Internetverbindungen. Diese vielen Einzel- sowie der Bayerische Rundfunk unterstüt-
horn (47) das BMW verbindungen benötigen eine hohe Band- zen 5G TODAY.
Group Werk Mün- breite, obwohl der Inhalt identisch ist. Der neue Mobilfunkstandard wird ab 2020
chen. Engelhorn folgt Geleitet wird das Projekt vom Institut eingeführt und gilt als Schlüsseltechno-
auf Milan Nedeljkovic für Rundfunktechnik. Als Projektpart- logie für viele digitale Anwendungen vom
(49), der die Leitung ner fungieren der Kommunikationstech- autonomen Fahren bis hin zum Internet
des weltweiten BMW-Qualitätsmanage- nik-Spezialist Kathrein und das Elektro- der Dinge.
ments übernimmt. Engelhorn ist seit
2011 bei BMW tätig. Zuletzt war er für
den Bereich Technologie und Produk-
tion beim Joint Venture BMW Brilliance Prof. Erich Greipl Benefizfußballturnier
Automotive (BBA) in China verantwort- Fußball für den guten Zweck
lich, zu dem auch die chinesischen
Werke in Dadong und Tiexi gehören. Zum Gedenken an den 2013 verstorbenen Turnier richtet der FC Ismaning aus. Der
www.bmw.de langjährigen Präsidenten der IHK für Mün- neue Leiter der Bayerischen Staatskanzlei,
chen und Oberbayern, Erich Greipl, findet Florian Herrmann, hat die Schirmherr-
Allianz SE wieder ein Benefizfußballturnier mit um- schaft übernommen. Die IHK für München
Helga Jung übernimmt HR fangreichem Rahmenprogramm statt. Ini- und Oberbayern wird wieder mit einer
Helga Jung (56) ist tiatorin ist Saskia Greipl-Kostantinidis, das Mannschaft vertreten sein. Alle Einnahmen
Foto: Allianz
seit 1. April 2018 gehen an die Aktion Sternstun-
bei der Allianz SE den und das Tierheim Mün-
Foto: IHK
als neue Arbeits- chen-Riem. Weitere Highlights:
direktorin auch für Autogrammstunde mit Monika
Human Resources Gruber, große Tombola und
(HR) zuständig. Die Sound von der Isar-Mafia.
promovierte Betriebswirtin ist seit 2012 Termin: Samstag, 30. Juni 2018,
Mitglied des Allianz-Vorstands und ver- 13–18 Uhr, der Eintritt ist frei.
antwortet das Versicherungsgeschäft in Ort: Prof. Erich Greipl Stadion,
Spanien und Portugal (Lateinamerika bis Leuchtenbergstraße 25,
März 2018) sowie die Bereiche Fusionen 85737 Ismaning
und Akquisitionen (M&A), strategische
Beteiligungen, Recht und Compliance. IHK-ANSPRECHPARTNER
www.allianz.com Titelverteidiger – die Mannschaft der IHK für München und Gerti Oswald, Tel. 089 5116-1316
Oberbayern holte 2017 den Erich-Greipl-Cup gertrud.oswald@muenchen.ihk.de
6 Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 06/2018
N A ME N & N A C H RI C H T E N
Foto: IHK Aschaffenburg/Hubert Ziemlich
Flüchtlingsintegration
Sprache ist größtes Problem KURZ & KNAPP
Die bayerische Wirtschaft sieht die Integ- Belastungsbarometer
ration von Flüchtlingen in Ausbildung und Wie viel Zeit kostet Statistik?
Arbeit im Freistaat auf gutem Wege. Laut Ein Belastungsbarometer soll Auf-
einer aktuellen Umfrage des Bayerischen schluss geben, wie viel Aufwand Firmen
Industrie- und Handelskammertags (BIHK) durch Statistikmeldungen entstehen.
beschäftigt knapp ein Viertel der befragten BIHK-Spitzentreffen mit Wirtschaftsminister Damit das Barometer dies realitätsnah
Betriebe (24 Prozent) Flüchtlinge als Aus- Franz Josef Pschierer (Mitte) anzeigen kann, bittet das Statistische
zubildende, Fach- oder Hilfskräfte. Ein Jahr Bundesamt Unternehmen im Anschluss
zuvor lag dieser Anteil noch unter einem Flüchtlings. „Um die Flüchtlinge noch an eine Statistikmeldung um ihre aktu-
Fünftel (19 Prozent). Als Fachkräfte haben schneller zu integrieren und als dringend be- elle Einschätzung. Die Umfrage ist frei-
derzeit sieben Prozent eine Beschäftigung nötigte Fachkräfte zu qualifizieren, ist eine willig und wahrt die Anonymität der
gefunden. bessere Sprachförderung sowie nach wie Firmen. Die Ergebnisse werden ab 2019
Als Grund für den Abbruch eines Ausbil- vor mehr rechtliche Sicherheit notwendig“, veröffentlicht. Informationen zur Be-
dungs- oder Arbeitsverhältnisses nennen sagte BIHK-Präsident Eberhard Sasse bei fragung und zum Belastungsbarometer:
Unternehmen vor allem fehlende Sprach- einem Spitzentreffen der bayerischen IHKs www.destatis.de/belastungsbarometer
kenntnisse (16 Prozent). Bei elf Prozent mit Bayerns Wirtschaftsminister Franz Josef
der Betriebe beendeten rechtliche Hürden Pschierer (CSU) in Aschaffenburg. Wohnungsbau
wie eine entzogene Arbeitserlaubnis oder Weitere Informationen unter: Baupreise deutlich gestiegen
eine Abschiebung die Beschäftigung eines www.bihk.de – Presse Die Preise für den Neubau von Wohn-
gebäuden in Bayern lagen im Februar
2017 um 4,5 Prozent höher als ein Jahr
zuvor. Dies ermittelte das Landesamt für
Gewerbehof Statistik. Die höchsten Zuwachsraten
Münchner Norden: 11 000 Quadratmeter für kleine Firmen waren bei Gerüstarbeiten (+9,1 Prozent)
sowie bei Erdarbeiten (+6,6 Prozent) und
attraktiven neuen Standort an der Entwässerungskanalarbeiten (+6,6 Pro-
Foto: Michael Schuhmann/HWK München
südlichen Grenze des 24. Stadtbe- zent) zu verzeichnen.
zirks Feldmoching-Hasenbergl. www.statistik.bayern.de
Die besondere Infrastruktur des
Gebäudes erlaubt es beispielswei- unternehmerinnen.digital
se, auch in den Obergeschossen Unternehmerinnen auf Facebook
mit schweren Maschinen zu arbei- Rund ein Drittel der Firmen in Oberbay-
ten. Hinzu kommen langfristige ern wird von Frauen geführt. Die IHK will
Mietverträge zu dauerhaft günsti- diese Frauen sichtbar machen. Ein An-
gen Konditionen. gebot dazu ist die neue Facebook-Grup-
Das Gewerbehofprogramm wurde pe „unternehmerinnen.digital“. Dort
bereits 1993 vom Münchner Stadt- können sich Unternehmerinnen, Mana-
Richtfest – (v.l.) Rudolf Boneberger (Geschäftsführer Münch- rat zur Förderung und Entwick- gerinnen und Soloselbstständige ver-
ner Gewerbehof- und Technologiezentrum), Münchens Zwei- lung der erfolgreichen „Münchner netzen, austauschen und gegenseitig
ter Bürgermeister Josef Schmid, Frank Hüpers (stv. Hauptge- Mischung“ aus kleinen Unterneh- unterstützen: www.facebook.com/
schäftsführer Handwerkskammer), und Peter Kammerer men und internationalen Konzer- groups/unternehmerinnen.digital
(stv. IHK-Hauptgeschäftsführer) nen, aus Innovationsbranchen und
alteingesessenen Handwerksbe-
Der Bau des Gewerbehofs Nord an der Wil- trieben ins Leben gerufen. Ziel ist der Auf-
helmine-Reichard-Straße in München geht bau eines flächendeckenden Gewerbehof- 198 Millionen Euro
in die Endphase. Der neunte Gewerbehof netzes in München.
standen 2017 für die Regional-
der Stadt feierte jetzt Richtfest und soll im In den bestehenden Münchner Gewerbe-
förderung bereit. Das Geld stieß
Sommer 2019 fertig werden. höfen sind derzeit etwa 450 Betriebe auf Gesamtinvestitionen von
Rund 50 kleine und mittlere Betriebe kön- 98 000 Quadratmetern vermietbarer Fläche fast 1,4 Milliarden Euro in
nen dort einziehen. Das Münchner Gewer- ansässig. 685 Projekten an.
behofprogramm erhält damit insgesamt www.muenchen.de – Quelle: Bayerisches Wirtschaftsministerium
11 000 Quadratmeter neue Fläche und einen Stichwort „Gewerbehof Nord“
Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 06/2018 7
www.ihk-muenchen.de
IDEEN HABEN KRAFT
Foto: IHK für München und Oberbayern
175 Jahre IHK
Zum Jubiläum richtet die IHK den Blick in die Zukunft.
Insgesamt sechs Vortragsevents in besonderen
Locations – das sind die IHK Talks. Jede Veranstaltung
greift ein Thema auf, das von großer Bedeutung für
die Zukunft unserer Welt ist. Lassen Sie sich
inspirieren und feiern Sie mit.
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AKTUELL ONLINE IHK Weiterbringer
Weiterbringer sind wie ein Kompass: Sie geben eine
Datenschutz-Grundverordnung DSGVO
Richtung vor, an der sich andere orientieren können.
Die Schonfrist ist um: Seit 25. Mai 2018 ist die Daten- Sie prägen andere Menschen und beeinflussen de-
schutzgrundverordnung (DSGVO) in Kraft. Worauf ren beruflichen Werdegang positiv. Ab sofort sam-
müssen Firmen jetzt achten? meln wir Geschichten von Weiterbringern und jenen,
die bereits einen Schritt „weiter“gekommen sind.
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ihkweiterbringer.de
Fußball-WM: Wie darf ich werben?
Wenn Unternehmen ihre Produkte und Dienstleis- LINKS DES MONATS
tungen im Kontext der Weltmeisterschaft vermarkten
möchten, gilt es, einige Spielregeln zu beachten. Gewerbeerlaubnisse der IHK – Anträge und Infos
Sonst kann eine WM-Werbekampagne richtig teuer www.ihk-muenchen.de/gewerbeerlaubnisse
werden.
Ausfuhr von Waren mit Carnet A.T.A.
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Public Viewing Alles über außergerichtliche Streitbeilegung
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Fußball-WM im TV oder auf Großbildleinwand über-
tragen? Beim Public Viewing gibt es viele Auflagen Auszubildende einstellen – so geht's!
der FIFA.
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Businessplan – Anleitung und Mustervorlagen
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Überblick zur Innovationsförderung
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www.ihk-muenchen.de/innovationsfoerderung
Foto: Flavio Takemoto/freeimages.com
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Den IHK-Newsletter können Sie abonnieren unter: www.ihk-muenchen.de/newsletter
Das IHK-Magazin steht online unter: www.ihk-muenchen.de/ihk-magazin
Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 06/2018
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Hosting in Deutschland, in den ersten 6 Monaten für 0 €, ab dem 7. Monat erhöht sich der monatliche Preis/Nutzer auf 11,95 € netto. Preis gilt pro Nutzer und Monat bei Abschluss einer Mindestvertragslaufzeit von 12 Monaten. Der
kostenlose Einrichtungsservice im Wert von einmalig 83,00 € gilt nur für den ersten Ofce 365 Nutzer. Einrichtungsservices für weitere Nutzer können bei Bedarf kostenpichtig im telefonischen Cloud-Kundenservice dazu gebucht werden.
P E R SONEN & PERS P EKTIVEN | UN TER N E H ME R P R O FI L
Foto: Marion Vogel
„ Ich kann Dinge in
kürzester Zeit
durchziehen.
“
Angela Inselkammer, Geschäftsführerin
Brauereigasthof Hotel Aying
10 Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 06/2018U N T E R N E H ME R P R O FI L | P E R S O N E N & P E R S PE K T I V E N
„Wir leben im Unternehmen“
Die Gastronomin Angela Inselkammer ist eine resolute Frau, die ihre Vorhaben
konsequent verfolgt – sei es im Brauereigasthof Hotel Aying oder als Präsidentin
des DEHOGA Bayern. Ihr Kernthema ist die Ausbildung. HARRIET AUSTEN
A
ying zählt zu den schönsten Dör- aufgeteilt: Ihr Mann führte die Brauerei,
fern Oberbayerns. Mit seinen ihre Schwiegermutter den Brauereigasthof Zur Person
schmucken Anwesen, den urigen und das Hotel. Allerdings gab es dort Ver- Angela Inselkammer, 1958 in München
Wirtshäusern und der Privatbrauerei ist es besserungsbedarf, und mit dieser Aufgabe geboren, leitet seit 1994 den Brauerei-
ein beliebtes Ziel für Touristen, Ausflügler wurde Angela Inselkammer betraut. „Ich gasthof Hotel Aying. Seit 2001 ist sie
und Gäste aus aller Welt. Hier ist Angela hatte von nichts eine Ahnung“, sagt sie heu- auch an der Geschäftsführung der
Inselkammer seit über 40 Jahren zu Hau- te freimütig. Gemeinsam mit ihrem Mann Brauerei Aying Franz Inselkammer KG
se. Sie wohnt gleich neben dem Brauerei- besuchte sie das renommierte SchmidtCol- beteiligt. Die Unternehmerin ist seit
gasthof Hotel Aying, den sie seit 1994 lei- leg in Bayreuth. Eine wichtige Botschaft 2006 im DEHOGA Bayern aktiv, zuerst im
tet. „Die Familie gehört hierher. Wir leben dort war, dass ein Unternehmen ein wert- Berufsbildungsausschuss, dann als
praktisch im Unternehmen“, sagt sie. Sie schätzendes Miteinander pflegen und trans- 1. Vizepräsidentin. 2016 wurde sie zur
und ihr Mann Franz sind ein eingespieltes parent für die Belegschaft sein müsse. Dies Präsidentin gewählt.
Team. Gerade haben sie die Renovierung setzt sie bis heute um. Visionen, Ziele und
Angela Inselkammer ist verheiratet. Sie
des Restaurants „August und Maria“ be- Zahlen sind jedem der 90 Mitarbeiter be-
hat drei Kinder – zwei sind im Unterneh-
wältigt, das nach den Großeltern ihres kannt, „das spornt an“, findet sie.
men tätig – und sechs Enkelkinder.
Mannes benannt ist. Als Angela Inselkammer 1990 aktiv ins Un-
www.brauereigasthof-aying.de
ternehmen einstieg, kümmerte sie sich in
Die Sehnsucht nach Werten erster Linie um die Ausbildung der Lehr-
Der Konkurrenz aus München setzt die linge und die Modernisierung der Zimmer. und im Hotel mit seinen 48 Zimmern. Das
Familie Tradition und Ursprünglichkeit Jeder Raum sieht anders aus und ist mit verschafft Angela Inselkammer genügend
entgegen: „Aying ist einzigartig“, sagt die privaten Antiquitäten ausgestattet. „Die Luft, um sich an drei Tagen in der Woche
Hotelmanagerin. In der zunehmend virtu- Gäste sollen das Gefühl haben, bei uns zu ihrem neuen Amt zu widmen.
ellen Welt „sehnen sich immer mehr Men- Hause zu sein“, sagt die Unternehmerin, Im Oktober 2016 wurde sie als erste Frau
schen nach echten Werten“. Und die kann die mit 30 Jahren die Gesellenprüfung zur zur Präsidentin des DEHOGA Bayern e.V.
sie mit dem Erleben eines oberbayerischen Hotelfachfrau ablegte. gewählt. Sie kann nicht nur mitreißende
Dorfes bieten, in dem die Familie seit 1810 Bei all ihren Aktivitäten weiß sie stets ihren Reden halten, sondern brennt auch für die
fest verwurzelt ist. Angela Inselkammer ist Mann hinter sich. Gemeinsames Ziel war, Themen der Hotel- und Gaststättenbran-
es gemeinsam mit ihrem Mann gelungen, die Gastronomie zu einem starken zweiten che – allen voran die Ausbildung, die sie
das traditionsreiche Ensemble aus Braue- Standbein neben der Brauerei zu machen. als „Wurzel für die Mitarbeitergewinnung“
reigasthof, Hotel, Bräustüberl, Herrenhaus Zwar ist das Biergeschäft wirtschaftlich be- bezeichnet. So hat der bayerische Hotel-
und Brauerei in seinem Bestand zu erhal- deutender, aber auch anfälliger für Trends. und Gaststättenverband als erster Landes-
ten, behutsam zu modernisieren und histo- Als ihr Mann 2001 einen Schlaganfall hat- verband das Konzept der wertschätzen-
rische Gebäude nutzbar zu machen. te, übernahm Angela Inselkammer zeitwei- den Ausbildung entwickelt. Ein weiterer
Die 59-Jährige beschreibt sich als praktisch se die Geschäftsführung der Brauerei mit Schwerpunkt ist die Verbesserung der
veranlagt und ungeduldig: „Ich kann Dinge ihren 65 Mitarbeitern. Sie sieht sich in der Rahmenbedingungen für Hoteliers und
in kürzester Zeit durchziehen, wenn die Zeit Verantwortung, das Familienunternehmen Gastronomen, um vor allem kleineren Be-
dafür reif ist.“ Und sie hat einen Blick für so weiterzuentwickeln, dass die nächste trieben die Arbeit zu erleichtern. „Ich den-
aussichtsreiche Projekte. Dazu trägt wo- Generation daran anknüpfen kann. „Im ke lieber positiv, als den Kopf in den Sand
möglich ihr Unternehmergen bei – ihr Vater Grunde sind wir doch nur Verwalter“, zu stecken“, sagt die Chefin der Wirte.
besaß die Ruf GmbH & Co. KG Elektrotech- meint sie nachdenklich. In der Gastronomie sieht sie sich ganz in
nische Spezialfabrik in Höhenkirchen. Zum Die Nachfolge im Hause Inselkammer ist ihrem Element. „Ich mag einfach Men-
Zupacken hatte Inselkammer dort genug gesichert. Sohn Franz leitet die Brauerei schen“, sagt sie, und deshalb sei sie auch
Gelegenheit. Nach ihrer Heirat widmete sie in siebter Generation, Tochter Ursula und genau im richtigen Beruf: „Ich bin immer
sich zunächst ihren drei Kindern. Die Zu- Schwiegersohn Christian Hollweck sind menschlich gefragt – von den Gästen und
ständigkeiten im Unternehmen waren klar Mit-Geschäftsführer im Brauereigasthof von den Mitarbeitern.“
Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 06/2018 11T I T E LTHEM A | FA CHK R ÄF TEMON ITOR
Engagement zahlt sich aus
Die Situation auf dem Arbeitsmarkt spitzt sich weiter zu. In vielen Branchen
können offene Stellen nicht besetzt werden. Unternehmen mit Weitblick zeigen
Wege, wie sich Mitarbeiter finden und halten lassen. SABINE HÖLPER
12 Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 06/2018FA C H K R Ä FT E MO N I T O R | T I T ELT H E M A
Foto: SolisImages/fotolia.com
Fachkräfte – in vielen
Unternehmen ein
echter Engpassfaktor
Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 06/2018 13T I T E LTHEM A | FACHK R ÄF TEMON ITOR
W
ir sind kontinuierlich gewach-
Foto: TechDivision
sen“, sagt Unternehmer Josef
Willkommer, „und mit dem
Wachstum kam das Problem mit den
Fachkräften.“ Willkommer hat 2006 ge-
„
Mit dem Wachstum
kam das Problem mit den
meinsam mit seinem Bruder und einem
weiteren Partner die TechDivision GmbH
gegründet, einen Webtechnologiedienst-
leister mit Hauptsitz in Kolbermoor und
Fachkräften.
“
Josef Willkommer, Geschäftsführer
der TechDivision GmbH
einer Dependance in München. Heute
beschäftigt das Unternehmen 91 Mitar-
beiter. Gerade in der ländlichen Gegend
um Rosenheim sei es schwierig, gute
Leute zu finden.
Das Unternehmen stellt hauptsächlich
Informatiker und Projektmanager ein – für ihre wirtschaftliche Entwicklung. Seit Entwicklung und Produktionssteuerung
und konkurriert dabei mit Konzernen wie 2010 hat sich dieser Wert nahezu verdop- sowie in der Maschinen- und Fahrzeug-
BMW oder Siemens. Doch Willkommer pelt“, so Sebastian John, Referent für Fach- technik sind bayernweit bereits heute be-
hat Wege gefunden, gut ausgebildete kräfte und die Zukunft der Arbeit bei der sonders stark vom Fachkräftemangel be-
Leute zu finden und im Betrieb zu halten. IHK für München und Oberbayern. troffen.
„Man hat auch als Mittelständler die Chan- In Oberbayern sieht die Situation ähnlich Bis 2030 spitzt sich die Fachkräftelage in
ce, qualifizierte Mitarbeiter zu finden“, ist aus. In diesem Jahr beträgt der Engpass den meisten Berufsgruppen weiter zu. Be-
er überzeugt. „Mit ein bisschen Einsatz ge- 103 000 Fachkräfte, das sind 4,8 Prozent sonders dramatisch verschärft sich der
lingt es.“ des Gesamtbedarfs. Bis 2030 verschärft Mangel in den erzieherischen und sozialen
Das Engagement ist auch notwendig: Die sich der Mangel weiter. Dann werden Berufen. Mit 66 000 fehlenden Fachkräften
Situation auf dem Arbeitsmarkt spitzt sich 195 000 Arbeitskräfte fehlen beziehungs- wird 2030 dort jede vierte Stelle in Bayern
von Jahr zu Jahr stärker zu. Immer mehr weise 10,4 Prozent der Nachfrage (siehe nicht mehr besetzt werden können.
Firmen beklagen einen eklatanten Fach- Grafik S. 15).
kräftemangel. In einigen Branchen tun sich „In absoluten Zahlen ist der Mangel bei TechDivision gibt
die Firmen besonders schwer, die offenen Fachkräften mit einfacher Berufsausbil- Mitarbeitern Autonomie
Stellen zu besetzen. Das ist ein zentrales dung am größten. Doch gemessen an der Die Situation für Firmen auf Mitarbeiter-
Ergebnis des aktuellen IHK Fachkräftemo- Gesamtnachfrage, wird deutlich, dass vor suche bleibt also schwierig. Bewerber
nitors. In diesem Jahr fehlen demnach in allem Höherqualifizierte – zum Beispiel können es sich leisten, hohe Ansprüche zu
Bayern 260 000 qualifizierte Arbeitskräfte. Akademiker, Meister oder beruflich Quali- stellen. Wenn es um eine moderne Arbeits-
Bis 2030 wird sich diese Lücke nochmals fizierte mit spezifischen Weiterbildungen umgebung geht, sind flexible Arbeitszeiten
deutlich vergrößern – auf 542 000. – von den Unternehmen besonders drin- und Homeoffice da fast schon Standard.
„Rund 63 Prozent der bayerischen Unter- gend gesucht werden“, erläutert John. Dennoch haben auch kleinere Firmen gute
nehmen sehen in unseren Umfragen im Berufe in Unternehmensführung und Or- Aussichten, beim Werben um die begehr-
Fachkräftemangel inzwischen ein Risiko ganisation, in der technischen Forschung, ten Talente erfolgreich zu sein. Schließlich
kommt nicht nur jener Arbeitgeber zum
Zuge, der die höchsten Gehälter bezahlt.
Viele Nachwuchskräfte sind längst nicht
Foto: EOS
„
mehr im gleichen Maße erpicht auf hohe
Gehälter und den eigenen Dienstwagen,
Wir bieten jede Menge wie es noch ihre Eltern waren. Sie wollen
Möglichkeiten, die stattdessen mitgestalten und flexibel agie-
ren. Sie möchten wertgeschätzt werden,
Karriere nach den Feedback erhalten und auf der Karriere-
eigenen Vorstellungen leiter vorankommen. Hier können Mittel-
“
ständler mit ihren flachen Hierarchien oft
zu gestalten.
punkten.
Juliane Finke, Senior Vice President So gibt der Webdienstleister TechDivision
Global Human Resources bei der seinen Mitarbeitern größtmögliche Freiheit
EOS GmbH und viel Eigenverantwortung. Das Internet-
unternehmen hat klassische Hierarchie-
14 Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 06/2018FA C H K R Ä FT E MO N I T O R | T I T E LT H E M A
Fachkräfte – dringend gesucht!
Der Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften sinkt zwar bis 2030 in Oberbayern etwas. Das Angebot jedoch verringert sich wegen des
demografischen Wandels noch stärker. Die Folge: Der Fachkräfteengpass verschärft sich weiter.
2018 2030
Angebot an Arbeitskräften: ? Angebot an Arbeitskräften: ? ?
?
2 032 000 ? 1 680 000
?
Nachfrage an Arbeitskräften: Nachfrage an Arbeitskräften:
2 135 000 1 875 000 ?
?
?
Engpass: ? ? Engpass: ?
103 000 195 000 ? ? ?
Die Top 5 der Engpassberufe heute . . .
2018 besteht der größte absolute Mangel an Arbeitskräften bei den Berufen der Unternehmensführung und -organisation.
Berufe Unternehmensführung, -organisation 33 000 (8,7 %)
Technische Entwicklung, Konstruktion, 17 000 (13,9 %)
Produktionssteuerung
Maschinen- und Fahrzeugtechnikberufe 11 700 (10,5 %)
Einkaufs-, Vertriebs- und Handelsberufe 9 100 (9,8 %)
Finanzdienstleistungen, Rechnungswesen, 6 000 (4,5 %)
Steuerberatung
2018 0 10 000 20 000 30 000 40 000 50 000 60 000 70 000
. . . und im Jahr 2030
Insgesamt vergrößert sich der Mangel in allen Berufsgruppen – Erzieher und andere soziale Berufe rücken in die Top 5 auf.
Berufe Unternehmensführung, -organisation 62 000 (18,5 %)
Technische Entwicklung, Konstruktion, 31 200 (25,8 %)
Produktionssteuerung
Erziehung, soziale u. hauswirtschaftliche 23 100 (23,9 %)
Berufe, Theologie
Einkaufs-, Vertriebs- und Handelsberufe 16 600 (19,3 %)
Quelle: IHK-Fachkräftemonitor
Finanzdienstleistungen, Rechnungswesen, 10 000 (8,8 %)
Steuerberatung
2030 0 10 000 20 000 30 000 40 000 50 000 60 000 70 000
Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 06/2018 15T I T E LTHEM A | FACHK R ÄF TEMON ITOR
Mit guten, schnellen Entwicklungsmög-
Als Arbeitgeber zur eigenen lichkeiten wirbt auch das 3-D-Druck-Un- IHK-Veranstaltungstipp
Marke werden
3
ternehmen EOS in Krailling. „Wir bieten
Erfolgreiche Integration von
Seit 2011 unterstützt das Kompetenz- unseren Mitarbeitern jede Menge Mög-
Geflüchteten in Ausbildung
zentrum Fachkräftesicherung (KOFA) am lichkeiten, die Karriere nach den eigenen
Wenn Unternehmen berufliche
Perspekti-
Institut der deutschen Wirtschaft Köln Vorstellungen zu gestalten. Zum Beispiel
ven für Geflüchtete schaffen, müssen bei-
kleine und mittlere Unternehmen bei der durch den Wechsel in andere Positionen
de Seiten Herausforderungen bewältigen.
Fachkräftesicherung und der Perso- oder Unternehmensbereiche“, sagt Juliane
So sind Berufssprache und 4 Prüfungen
nalarbeit. Auf seiner Webseite gibt es Finke (47), die bei EOS für das weltweite
zu meistern sowie Probleme im sozialen
Informationen zu Themen wie Employer Personalwesen verantwortlich ist.
Umfeld zu lösen. Das IHK-Integrations-
Branding, Recruitingprozesse und Mit- Um sich als attraktiver Arbeitgeber zu
team unterstützt mit Beratungen und
arbeiterbindung. Vor allem Tipps zum positionieren, setzt das 1 300 Mitarbeiter Workshops, um Ausbildungsabbrüche
Employer Branding würden stark nach- starke Unternehmen überdies auf Fami- zu verhindern. In der Veranstaltungsreihe
gefragt, sagt KOFA-Teamleiterin Regina lienfreundlichkeit. So zahlt es einen Be- „Erfolgreiche Integration von Geflüchteten
Flake (34). Von vielen kleineren Unterneh- treuungszuschuss und kooperiert mit in Ausbildung“ können sich die Teilnehmer
men komme häufig der Einwand, dass sie Kitas. „Diese Maßnahmen helfen vor allem mit IHK-Experten und anderen Unter-
dabei mit großen Firmen nicht mithalten dabei, dass Mütter schnell wieder an den nehmen vernetzen sowie in Kleingruppen
könnten. „Das ist falsch“, ist Flake über- Arbeitsplatz zurückkommen“, sagt Finke. Lösungen zur Stabilisierung von Ausbil-
zeugt: „Jedes Unternehmen kann eine dungen erarbeiten.
Arbeitgebermarke aufbauen.“ Vom Leasingfahrrad bis zum
Termin: 14. Juni 2018, 14.30–18 Uhr
Weitere Informationen: www.kofa.de Kreativraum
Das Unternehmen stellt zudem Mobili- Ort: Kreissparkasse Traunstein-Trostberg,
tätsangebote zur Verfügung, vom Leasing- Sparkassensaal, Stadtplatz 32,
stufen weitestgehend abgeschafft. Die Be- fahrrad bis hin zur Organisation von Fahr- 83278 Traunstein
legschaft wurde in Teams gegliedert, die gemeinschaften. Daneben richtete EOS Die Teilnahme ist kostenfrei, die Teil-
große Autonomie besitzen. Was die Mitar- Kreativ- und Ruheräume ein und legte ein nehmerzahl begrenzt.
beiter ebenfalls schätzen: Ein Coach unter- Gesundheitsprogramm auf. Dem Unter- Anmeldung unter:
stützt die Angestellten. nehmen kommt dabei sein Firmensitz am ihk-muenchen.de/
Zudem profitieren die Mitarbeiter von groß- Kraillinger Forst zugute. Natur und Sport- erfolgreiche-integration-traunstein
zügigen Fortbildungsangeboten. „Wenn möglichkeiten liegen direkt vor der Tür.
IHK-ANSPRECHPARTNER
jemand eine Weiterbildung in New York Firmen können also einiges unternehmen, Petra Kremer, Tel. 089 5116-1626
besuchen möchte, ist das unter gewissen um Fachkräften ein passendes Arbeits- petra.kremer@muenchen.ihk.de
Umständen möglich“, sagt Gründer Will- umfeld zu bieten. Allerdings müssen die
kommer. Die Teams erhalten jährlich eine Unternehmen auch die Aufmerksamkeit
gewisse Anzahl an Weiterbildungspunkten. der begehrten Fachkräfte wecken. Tech- ten“. Vom Firmensitz nach Kufstein seien
Wer genügend Punkte gesammelt hat, darf Division pflegt daher zum Beispiel inten- es nur 20 Kilometer und nach Salzburg,
auf Reisen gehen. Aber nicht nur dann. Erst sive Kooperationen mit verschiedenen wo ebenfalls Anknüpfungspunkte mit der
kürzlich waren Willkommer und fünf Mit- Hochschulen, auch in Österreich und dort Hochschule bestehen, lediglich 70 Kilome-
arbeiter auf einer Konferenz in Las Vegas. insbesondere mit der FH Kufstein. Für ter. Außerdem betreut TechDevision Kun-
„Danach haben wir noch zwei Tage Grand Willkommer liegt es nahe, „die Arme in den in Österreich.
Canyon drangehängt“, sagt der 41-Jährige. Richtung des Nachbarlandes auszubrei- Bisher sind die Kooperationen extrem
erfolgreich. Laut Geschäftsführer Will-
kommer geht rund die Hälfte des Mitarbei-
Foto: KOFA/Dennis Strassmeier
terwachstums darauf zurück. Zugegeben,
„ Jedes Unternehmen
ein wenig Aufwand mussten die Geschäfts-
führer dafür schon betreiben. Sie halten
zum Beispiel Vorlesungen oder helfen
kann eine
bei der Entwicklung neuer Studiengänge.
Arbeitgebermarke Außerdem führen sie Exkursionen mit
aufbauen.
“
Studenten in ihrem Unternehmen durch.
Einmal im Monat laden sie interessante
Regina Flake, Teamleiterin beim Branchenvertreter zu Events an ihren
Kompetenzzentrum Firmensitz ein, diskutieren über Themen
Fachkräftesicherung (KOFA) wie digitale Führung oder neues Arbei-
ten. Auch dieses Engagement hilft bei der
16 Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 06/2018Foto: StockSnap/pixabay.co
Genügend Freiraum im IHK-Veranstaltungstipp
Job? Fachkräfte sind
3
wählerisch IHK Fachkräfteforum
Das IHK Fachkräfteforum 2018 steht
unter dem Motto „Erfolgreich
im Ausland
rekrutieren“. Von den einzelnen Schritten
der Anwerbung über rechtliche Rah-
menbedingungen, die Anerkennung
4 von
Qualifikationen bis hin zur Integration im
Betrieb erhalten Unternehmen dort kon-
krete Informationen. In Fachforen geben
spezialisierte Agenturen und Institutionen
praxisnahe Impulse für die Rekrutierung
in den Schwerpunktbranchen IT, Gastge-
werbe, Gesundheit und gewerblich-tech-
nische Berufe. Die Teilnehmer haben
außerdem Gelegenheit, direkt mit den ZUHÖREN UND BERATEN
HOHE FLEXIBILITÄT
Institutionen und Agenturen ins Gespräch
Fachkräftegewinnung. Schließlich bleibt zu kommen. BAYERN-LEASING Chef Klaus Koller
das Unternehmen so in der Szene im Ge- legt größten
Firmenchef Wert
Klaus Koller seine die
und dass
darauf, Leasing-
Mitarbeiter
Termin: 26. Juni 2018, 8–18 Uhr ermöglichen
Berater sichGewerbetreibenden
ausreichend Zeit mit für Leasing
die
spräch, baut sich ein großes Netzwerk auf und Finanzierung flexibel aufzuhören,
Veränderungen
Ort: IHK Akademie München, Kunden nehmen. Vorher die zu
und positioniert sich als attraktiver Arbeit- reagieren.
WünscheDurch die leichte
analysieren undAustauschbarkeit
hinterher beraten.von
Orleansstraße 10-12, 81669 München Geräten oder
geber. Allein nur mitComputer kann geht
dem Internet das Equipment
der persön-ein-
Anmeldung unter: fach
licheauf den neuesten
Kontakt Stand der
zum Kunden Technik gebracht
verloren.
Mitarbeiter werben ihk-muenchen.de/ oder
Darumfür neue Aufgaben umgerüstet
die erfolgreiche Philosophiewerden.
von Diese
fachkraefteforum Flexibilität ermöglicht esInternet
dem Unternehmen
ist silber, immer
neue Kollegen BAYERN-LEASING:
das „neueste Modell“ zu haben.
Reden ist gold.
Ein solches Employer Branding verfolgt
auch EOS. Das Unternehmen postet Ge- IHK FACHKRÄFTEMONITOR Leasing-Finanzierungen
Leasing-Finanzierungen
schichten von Mitarbeitern auf Online- Das Online-Tool prognostiziert Angebot für mobileWirtschaftsgüter
für mobile Wirtschaftsgüter
portalen und geht Entwicklungskoopera- und Nachfrage von Fachkräften
tionen mit Hochschulen ein, um Einsteiger in einzelnen Berufen und Branchen PKW
PKW Transporter
Transporter LKW
LKW
und Doktoranden zu rekrutieren. Mit am in Bayern bis 2030: Maschinen Ausrüstungen
Maschinen Ausrüstungen EDV
EDV
besten funktioniert aber das Programm www.ihk-fachkraeftemonitor-bayern.de
„Mitarbeiter werben Mitarbeiter“. In vielen
Jahren war das der „Kanal Nummer eins“, IHK-ANSPRECHPARTNER
sagt Personalexpertin Finke. „Das spricht Sebastian John, Tel. 089 5116-1109
für EOS.“ sebastian.john@muenchen.ihk.de Wir finanzieren
Wir finanzieren Bayerns
Bayerns Mittelstand
Mittelstand
Stellen
Stellen Sie bei
bei uns
uns
Zuzug von Fachkräften erleichtern online
online oder
oder telefonisch
telefonisch
Angesichts des immer größeren Mangels konkretem Jobangebot in Deutschland Ihre
Ihre Leasing-Anfrage
Leasing-Anfrage
an Fachkräften fordert die IHK für Mün- ein Punktesystem vor. Wie in Kanada
Steuerlich interessant schon ab
Steuerlich
chen und Oberbayern eine Reform des könnten Einwanderer eine zunächst Kaufpreis von 5.000 Euro
einem Kaufpreis
einem
Zuwanderungsgesetzes. „Das derzeitige befristete Aufenthalts- und Arbeits-
Reglement geht an den Bedürfnissen der Nehmen mit uns
Sie mit
Nehmen Sie auf und
Kontakt auf
uns Kontakt uns Ihr
faxen uns
und faxen Ihr
erlaubnis bekommen, wenn sie anhand die geplante
über die
Händler-Angebot über Anschaffung.
geplante Anschaffung.
Händler-Angebot
Wirtschaft vorbei“, kritisiert IHK-Präsi- von Kriterien wie etwa Bildungsgrad, Wir erstellen
Wir Ihnen ein
erstellen Ihnen herstellerunabhängiges
ein herstellerunabhängiges
Finanzierungsangebot.
oder Finanzierungsangebot.
Leasingangebot oder
dent Eberhard Sasse. Während EU-Ange- Qualifikation und Sprachkenntnissen Leasingangebot
Fax089
Fax 945522-20
089--945522-20
hörige in Deutschland freies Aufenthalts- eine Mindestpunktzahl erreichen.
recht zur Arbeitsaufnahme genießen, ist Das Zuwanderungsmodell wurde im Auf- BAYERN-LEASING GMBH
BAYERN-LEASING GMBH
die Zuwanderung aus Drittstaaten sehr trag der IHK vom ifo Institut entwickelt 85622 München-Feldkirchen
85622 München-Feldkirchen
unübersichtlich und realitätsfern geregelt. und ist abrufbar unter:
Information und Beratung
Information und Beratung
Die IHK schlägt daher neben generellen
Erleichterungen für Zuwanderer mit www.ihk-muenchen.de/zuwanderung ☎ 089-9455220
☎ 089-9455220
Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 06/2018
Ein persönliches
Ein ist unser
Gespräch ist
persönliches Gespräch unser
wichtigstes Informationsangebot
wichtigstes InformationsangebotT I T E LTHEM A | FAMIL IEN PAKT BAYER N
Familien im Fokus
Attraktive Arbeitgeber wissen, wie wichtig Beschäftigten eine familienfreundliche
Firmenkultur ist. Der Wettbewerb Erfolgreich.Familienfreundlich prämiert Betriebe,
die sich hier besonders auszeichnen – zwei Preisträger stellen wir vor. SABINE HÖLPER
Foto: Prechtl Frischemärkte
„ Alle denkbaren
Teilzeitmodelle sind
möglich.
“
Monika Prechtl (r.), verantwortlich für
Personalentwicklung und -führung
bei der Prechtl-Frischemärkte OHG,
mit den Geschäftsführern Petra
Prechtl-Mareth (l.) und Andreas Prechtl
untereinander auf Netzwerktreffen oder
in einem Onlineforum austauschen. Der
Familienpakt stellt auch etliche Informatio-
nen rund um die Vereinbarkeit von Beruf
und Familie zur Verfügung. So wird das
W
orauf achten Beschäftigte bei Familie und Beruf weiter verbessern und Angebot gerade um eine neue Publika-
der Wahl ihres Arbeitgebers? Arbeitgeber bei der Umsetzung familien- tionsreihe erweitert. „Bis Juli werden wir
Sicher, das Gehalt ist wichtig, bewusster Maßnahmen unterstützen. sukzessive acht Kurzleitfäden inklusive
und auch die interessanten Aufgaben zäh- Die Initiative der Bayerischen Staatsregie- Best-Practice-Beispielen und Checklisten
len. Ganz oben auf der Liste findet sich rung, des Bayerischen Industrie- und Han- herausgeben“, sagt Michael Birlbauer, Lei-
jedoch regelmäßig auch die Vereinbarkeit delskammertags (BIHK), des Bayerischen ter der Servicestelle Familienpakt Bayern.
von Familie und Beruf. Bei einer Umfrage Handwerkstags sowie der Vereinigung Außerdem haben seit Anfang des Jahres
für den Unternehmensmonitor 2016 des der Bayerischen Wirtschaft konnte Ende jetzt auch Mitarbeiter die Möglichkeit, ihr
Bundesfamilienministeriums sagten 81 Februar bereits das 500. Mitglied begrü- Unternehmen beim Familienpakt als vor-
Prozent der Arbeitnehmer, dass ihnen fa- ßen. Die Mitglieder können sich nicht nur bildlichen Betrieb vorzuschlagen.
milienfreundliche Angebote wichtig seien Um besonders gute Konzepte auszuzeich-
– und das, obwohl sie sich aktuell gar nicht nen, hat der Familienpakt in diesem Jahr
um Kinder oder pflegebedürftige Angehö-
Ausgezeichnete Firmenkultur zum zweiten Mal den Wettbewerb Erfolg-
rige kümmerten. Unter den Beschäftigten Unter den 20 Preisträgern des Wettbewerbs reich.Familienfreundlich ausgeschrieben.
mit Kindern räumten sogar 96 Prozent Erfolgreich. Familienfreundlich waren insge- Zwei der 20 prämierten Unternehmen stel-
einem familienfreundlichen Arbeitsumfeld samt sechs Unternehmen aus Oberbayern: len wir hier vor:
einen hohen Stellenwert ein. • HiPP Gruppe, Pfaffenhofen an der Ilm
Für Unternehmen ist dies angesichts von • Hofmann & Vratny OHG, Aßling Hofmann & Vratny:
Fachkräftemangel und demografischem • MSD Sharp & Dohme GmbH, Haar Angebote für jede Lebenslage
Wandel ein eindeutiges Signal: Mit einem • Praxis für Ergotherapie Pollmann, Es ist unübersehbar – bei Hofmann & Vrat-
familienfreundlichen Arbeitsklima steigen Waldkraiburg ny hat sich etwas verändert: Als der Her-
die Chancen, gut ausgebildete Mitarbeiter • Prechtl-Frischemärkte OHG, Raubling steller von Metallfräsen im Frühjahr meh-
zu gewinnen – und zu halten. Der Fami- • Wacker Chemie AG, Burghausen rere Stellen ausschrieb, bekam er deutlich
lienpakt Bayern will die Vereinbarkeit von mehr Bewerbungen als früher. Was war
18 Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 06/2018FA MI LI E N PA K T B AY E R N | T I T E LT H E M A
passiert? 2017 hatte das Unternehmen vom
Foto: Hofmann & Vratny
Landkreis Ebersberg den Arbeitgeberpreis
„Mitarbeiter im Fokus“ erhalten. Und weil
die Presse darüber berichtete, stiegen Be-
kanntheitsgrad und Attraktivität des Unter-
nehmens plötzlich stark an. „Die Bewerber
erzählten, dass sie so tolle Sachen über
uns gelesen hatten“, sagt Enrica Pöttinger
(31) von Hofmann & Vratny. Nun ist das
Aßlinger Unternehmen auch vom Familien-
pakt Bayern ausgezeichnet worden.
Familienfreundlichkeit heißt in dem 1976
gegründeten Betrieb, dass Mütter, Väter
und Mitarbeiter, die Angehörige pflegen,
individuell auf die jeweilige Situation zuge-
schnittene Teilzeitmodelle wählen können. Hofmann & Vratny wurde als besonders familienfreundlich ausgezeichnet – die Geschäftsführer Marius
Außerdem gestalten sie ihre Arbeitszeiten Heinemann-Grüder (l.) und Andreas Vratny (Mitte) mit Produktionsmitarbeiter Stephan Maier bei der
flexibel, teilweise können sie von zu Hause Qualitätskontrolle
aus arbeiten. Ein Angestellter fährt zum
Beispiel jeden Mittag für zwei Stunden 330 auf 350. „Es ist schwer, Mitarbeiter zu Vereinbarkeit von Beruf und Familie
nach Hause, um Zeit mit seiner Tochter zu finden“, sagt Monika Prechtl, die in dem durchführt, hat die Geschäftsleitung erfah-
verbringen. Familienbetrieb für Personalentwicklung ren, dass dieses Entgegenkommen beson-
Im Betrieb sind Kinder willkommen – und und -führung verantwortlich ist. Deshalb ders hoch geschätzt wird. Die Mitarbeiter
die Ehepartner. So kommt die Familie ei- entschied sich das Traditionsunternehmen wissen, dass ihre Chefs immer ein offenes
nes Softwareentwicklers regelmäßig zum vor fünf Jahren, eine eigene Akademie zu Ohr für ihre Belange haben – und nach
gemeinsamen Mittagessen vorbei. „Dieser eröffnen. Unter anderem werden dort passenden Lösungen suchen.
Mitarbeiter hat sich deshalb bewusst ge- Quereinsteiger für ihre Tätigkeit im Ein-
gen einen Konzern in München entschie- zelhandel qualifiziert. Vor allem Mütter, IHK-ANSPRECHPARTNER
den“, sagt Pöttinger. In Notfallsituationen die nach einigen Jahren wieder arbeiten Elfriede Kerschl, Tel. 089 5116-1786
dürfen Beschäftigte auch während der Ar- wollen, nehmen dieses Angebot wahr. Bei elfriede.kerschl@muenchen.ihk.de
beitszeit Kinder in den Betrieb mitbringen. Prechtl hat fast ein Drittel der Beschäftig-
Dann springen „Ersatzomas und -opas“ ten Kinder unter 13 Jahren. Das Unterneh-
ein. Das heißt: Ältere Kollegen kümmern men gewährt einen Kindergartenzuschuss
sich um die Kleinen. Wenn das nicht geht, und Geburtsbeihilfen. IHK-Veranstaltungstipp
3
etwa weil das Kind krank ist, dürfen sich Die Mitarbeiter profitieren außerdem von
BIHK-Roadshow
die Angestellten schon einmal bei voller der flexiblen Jahresarbeitszeit und der va-
Familienfreundliche Arbeitsbedingungen
Bezahlung freinehmen. riablen Organisation der Arbeitszeiten mit
machen Unternehmen attraktiv
und ziehen
Großzügig handelten die Geschäftsfüh- einem „vorausschauenden 4-Wochen-Plan,
Mitarbeiter an. Sie sind eine gute
rer Andreas Vratny und Marius Heine- der auch auf die individuellen Bedürfnisse
Möglichkeit, dem Fachkräftemangel
mann-Grüder ebenfalls, als ein Mitarbeiter der Mitarbeiter eingeht“, so Prechtl. Auch entgegenzuwirken. Auch 4 in diesem Jahr
im Ausland einen Schlaganfall erlitt. Sie der hohe Teilzeitanteil von knapp 38 Pro- informiert die BIHK-Roadshow darüber,
transportieren ihn auf Firmenkosten nach zent zeige, dass die Wünsche der Beschäf- wie Firmen eine familienfreundliche
Deutschland. Inzwischen arbeitet der An- tigten nach Vereinbarkeit von Familie und Personalpolitik umsetzen können.
gestellte nur noch so viele Stunden täglich, Beruf erfüllt werden. „Alle denkbaren Teil- In Oberbayern steht das Thema familien-
wie er in der Lage ist – erhält aber vollen zeitmodelle sind möglich“, sagt die 47-Jäh- freundliche Unternehmenskultur auf der
Lohn. rige. Das gilt auch für Führungskräfte. Agenda.
Familienfreundliche Maßnahmen richten
Termin: 5. Juni 2018, 13–16 Uhr
Prechtl-Frischemärkte: sich nicht nur an Eltern, sondern ebenso
Ort: CEWE Stiftung & Co. KGaA,
Akademie für Quereinsteiger an Beschäftigte, die Vater, Mutter oder
Cewe-Str. 1–3, 82110 Germering
Prechtl ist mit seinen Frischemärkten an einen kranken Ehepartner pflegen. Tritt
Teilnahmekosten: Die Veranstaltung
drei Standorten in Oberbayern vertreten, ein solcher Fall von heute auf morgen ein,
ist kostenfrei.
in Bad Aibling, Brannenburg und Raub- können sich Betroffene sofort beurlauben
Informationen zur Veranstaltungsreihe
ling. Anfang Juli wird der vierte Standort lassen oder die Stundenzahl reduzieren.
und Anmeldung unter:
in Bad Feilnbach eröffnen. Dann steigt die Aus regelmäßigen Mitarbeiterbefragun-
www.ihk-muenchen.de/cewe
Beschäftigtenzahl noch einmal von rund gen, die das Unternehmen zum Thema
Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 06/2018 19Foto: nd3000/fotolia.com
Weiterbildung bringt
nicht nur Mitarbeiter voran
Rohdiamanten schleifen
Ob Konzern oder Kleinbetrieb: Unternehmen, die Mitarbeiter weiterqualifizieren,
profitieren nicht nur von Zusatzwissen und Motivation der Beschäftigten. Sie können
so auch gezielt Fachkräfte entwickeln. EVA MÜLLER-TAUBER
S
ie sind für jedes Unternehmen ein Tag am Wochenende. Vor den Prüfungen friedenheit und -motivation von Mitarbei-
entscheidender Schlüssel zum Er- nehme ich mir zwei Wochen zur intensiven tern und Hipp deshalb ein sehr wichtiges
folg: qualifizierte Fachkräfte. Sie zu Vorbereitung frei“, erläutert Weiß, wie sie Anliegen“, betont Detlef Fuchs, Personal-
gewinnen und zu halten fällt vielen Firmen ihr Lernpensum neben ihrem Fulltimejob direktor bei dem Pfaffenhofener Unterneh-
zunehmend schwer: Es fehlen Bewerber, bewältigt. Denn hauptberuflich ist sie seit men. „Darüber hinaus verfolgen wir damit
die Konkurrenz der Betriebe um die Ta- Beginn ihrer Karriere bei der Hipp-Werk noch weitere Ziele, wie zum Beispiel fach-
lente ist groß. Eine Lösung kann da unter Georg Hipp OHG beschäftigt, derzeit noch liche Fertigkeiten und Kenntnisse unserer
Umständen Weiterbildung sein: Wenn als Sachbearbeiterin für Biozertifizierung Mitarbeiter zu sichern, Zukunftspotenziale
sich bewährte Mitarbeiter mit Potenzial und Verbandsarbeit. Künftig arbeitet sie zu entdecken und zu fördern sowie das
und Begeisterungsfähigkeit weiterquali- als Projektmanagerin für Vertragsmanage- Betriebsklima und die Arbeitsatmosphäre
fizieren, steigt nicht nur die Motivation ment im Einkauf Fremdfertigung. „Ich positiv zu beeinflussen.“
der Beschäftigten. Auch die Unternehmen bin ein richtiges Hipp-Kind“, schmunzelt Das oberbayerische Familienunterneh-
können womöglich die ein oder andere Weiß. „Am Firmenstandort Pfaffenhofen men gehört zu den rund 85 Prozent der
Fachkräftelücke füllen. an der Ilm geboren, habe ich als Baby na-
Wie Arbeitgeber und Mitarbeiter von türlich Hipp-Produkte genossen und zu-
Weiterbildung gleichermaßen profitieren dem die Georg-Hipp-Realschule besucht, Weiterbildungen finanzieren
können, zeigt der Werdegang von Kath- da war der weitere Berufsweg beinahe vor- Fortbildungen sind immer auch ein Kos-
rin Weiß. Die heute 26-Jährige absolvierte gezeichnet.“ tenfaktor. Der Staat bietet verschiedene
nach ihrer Ausbildung zur Industriekauf- Schon früh hat Arbeitgeber Hipp sie auf Hilfen an, damit Mitarbeiter die Finan-
frau erst eine berufsbegleitende Weiter- ihrem Karriereweg unterstützt: Das Unter- zierung einer Weiterbildung stemmen
bildung zur Industriefachwirtin/IHK in nehmen finanzierte die gesamten Weiter- können. Beispiele hierfür sind das
Ingolstadt. Dann schloss sie einen Stu- bildungen. So sei eine Win-win-Situation Aufstiegs-BAFöG und der Meisterbonus.
diengang zur Betriebswirtin erfolgreich entstanden, meint Weiß: „Man entwickelt
Weitere Informationen unter:
ab. Schließlich hängte sie ein Studium sich selbst weiter, aber man entwickelt
Executive MBA in General Management auch das Unternehmen weiter, weil man www.aufstiegs-bafoeg.de
am Institut für Management in Salzburg sein Wissen an dieses weitergibt.“ Ähnlich
www.stmwi.bayern.de/mittelstand-
dran, das sie diesen Herbst beenden wird. sieht das ihr Arbeitgeber: „Die Möglich-
handwerk/aus-und-weiterbildung/
„Während meiner Weiterbildung lerne ich keit zur Weiterentwicklung ist ein ganz
meisterbonus/
abends unter der Woche und jeweils einen entscheidender Aspekt für die Arbeitszu-
20 Wirtschaft – Das IHK-Magazin für München und Oberbayern – 06/2018Sie können auch lesen
