Wohnzimmer Arbeitsplatz - Berliner Mieterverein

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Wohnzimmer Arbeitsplatz - Berliner Mieterverein
Arbeitsplatz
                                             Wohnzimmer
  Magazin des
  Berliner Mieter-
  verein e.V.,
  Landesverband
  Berlin im
  Deutschen                                      Das Homeoffice verändert
  Mieterbund
                                                 das Arbeiten, die Wohnung
  Dezember
                                                 und die Stadt
  12/2020
MieterMagazin www.berliner-mieterverein.de

                                             „Wem gehört
                                             die Stadt?“
                                             der immobilien-   BeSondere         Corona-regeln
                                             markt ist eine    SiedlUngen        im mietVerhÄltniS
                                             Umverteilungs-    Farbgebung nach   massenbesichtigungen
                                             maschine          Stand der Sonne   sind tabu
Wohnzimmer Arbeitsplatz - Berliner Mieterverein
MARKTPLATZ

     Mitglieder werben Mitglieder

            Machen Sie den Berliner
                                                                           Viel Wissen ...
           Mieterverein noch stärker!                                                         für wenig Geld
   Überzeugen Sie Ihre Freunde, Bekannten, Arbeits-
    kollegen oder Nachbarn von den Vorteilen einer
   Mitgliedschaft im Berliner Mieterverein: Sie haben
                                                                           Komplett aktualisiert
   Anspruch auf Beratung und Unterstützung in allen
  wohnungs- und mietrechtlichen Fragen. Der Berliner
 Mieterverein setzt berechtigte Mieteransprüche gegen-
 über Vermietern durch. Überprüfungen der Ansprüche
  und ausführliche Rechtsberatung sind für Mitglieder
          des Berliner Mietervereins kostenlos.
   Für jedes neugeworbene Mitglied erhält der Werber
   15,- Euro auf seinem Mitgliedskonto gutgeschrieben.

                                
  
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                                                                           Seit Jahrzehnten ist das Mieterlexikon des Deutschen
                                                       Mieterbundes das zuverlässige, umfassende und immer
                                                                           aktuelle Nachschlagewerk für Fachleute und Laien.
                                                         
                                          
                                                                        Eine Reihe neuer gesetzlicher Bestimmungen und zahlreiche

                              ”Œ“•ŠŒŠŒ”Œ”ŠŒ
                                                       ­­   neue Grundsatzentscheidungen des Bundesgerichtshofs so-
                      ’“ † 
          •ŽŠ ƒ–ƒ   €‚ƒ         wie unzählige Urteile der Amts- und Landgerichte haben das
                                                                           Mietrecht in Deutschland seit der letzten Auflage des Mieter-
                                                                           lexikons spürbar verändert. Mieter – aber auch Vermieter –
                                                                           müssen hinsichtlich ihrer Rechte und Pflichten in vielen Punk-
       MieterMagazin online lesen                                          ten umdenken. Das Mieterlexikon 2020/2021 bringt sie auf
                                                                           den neuesten Stand.
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                                                                           erhältlich über den Online-Shop des DMB-Verlages
        www.berliner-mieterverein.de/mein-bmv                              https://shop.mieterbund.de/buecher/
Wohnzimmer Arbeitsplatz - Berliner Mieterverein
INHALT
                                                                               PANORAMA
                Mietrecht: Bundesweit für faire Mieten .................................                 6
                Berliner Immobilienkaufpreise:
                Der Handel bricht ein, doch die Preise bleiben hoch .............                        6
                Gesetzentwurf: Sicherere Basis für Mietspiegel ....................                      7
                Buchtipp: Hommage an das besetzte Haus ...........................                       7
                Gewobag (1): Wieso können die Mieter nach der
                Instandsetzung nicht zurück? ................................................            8
                Buchtipp: Weihnachten in Grün .............................................              8
                Wohnungsgemeinnützigkeit: Alte Fehler vermeiden ..............                           9
                Wovor es Berliner Mietern gruselt .........................................              9
                Bundesverfassungsgericht:                                                                     Das Homeoffice hat durch Corona
                Nächster Teilerfolg für den Berliner Mietendeckel ................                     10     bei vielen Berufstätigen Einzug gehalten.
                GeWoSüd: Mit „Helfer im Kiez“ gewinnen alle ....................                       10     Wie es das Arbeiten,
                                                                                                              die Wohnung und die
                                                                                                                                                    14
                Gewobag (2): Warum neue Grundrisse? ...............................                    11
                Beratungstipp: Hilfe vor Ort bei Energieschulden ..................                    11     Stadt verändert, ab Seite
                FDP startet „Volksinitiative“:
                Tempelhofer Feld bebauen? ..................................................           12
                Ausstellungstipp: Neukölln im Zeitraffer ................................              12
                „Handlungsleitfaden Problemimmobilien“:
                Eine einfache Lösung gibt es nicht ........................................            13
                Webtipp: Heizkosten verstehen – und senken .......................                     13

                                                                                               TITEL
                Arbeitsplatz Wohnzimmer
                Das Homeoffice verändert das Arbeiten,
                die Wohnung und die Stadt .................................................... 14

                                                                          HINTERGRUND                                                                         22
                                                                                                                  Wohnungsbrände fordern jährlich
                „Wem gehört die Stadt?“:                                                                            400 Todesopfer in Deutschland.
                Der Immobilienmarkt ist eine Umverteilungsmaschine .........                           19         Wie man vorsorgt, damit es soweit
                Besondere Siedlungen:                                                                                 nicht kommt, erläutern unsere
                Farbgebung nach Stand der Sonne ........................................               20                      10 Fragen rund
                10 Fragen rund um den Brandschutz:                                                                         um den Brandschutz
                Vorsorge steht an erster Stelle ...............................................        22
                75 Jahre Kriegsende:
                Wiederaufbau in Ost und West –
                Der erste Plan gemeinsam .....................................................         24
                Corona-Regeln im Mietverhältnis:
                Massenbesichtigungen sind tabu ..........................................              26

                                                                                 MIETRECHT
                Rechtsprechung des Bundesgerichtshofes ............................ 27
                Instanzen-Rechtsprechung .................................................... 29
                                                                                                                                                         24
                                                                                        SERVICE                    Vor 75 Jahren endete der Zweite Welt-
                                                                                                                   krieg und Deutschland begann mit dem
                Impressum .............................................................................. 4         Wiederaufbau – ab 1949 auf
                Leserbriefe ............................................................................. 4
                Corona-Krise: BMV-Organisation und Mieterberatung .......... 5                                     unterschiedlichen Wegen
                Die BMV-Beratungszentren .................................................... 31                   in Ost und West
                Beratungsstellen und weitere Angebote ................................. 32
                                                                                                                             Abbildungen: Sabine Mittermeier, Lisa
                                                                                                                             Smith, picture alliance/dpa-Zentralbild

MieterMagazin 12/2020                                                                                                                                             3
Wohnzimmer Arbeitsplatz - Berliner Mieterverein
Die unter „Leserbriefe“ abgedruck-                                               Zum Jahresende

              Leserbriefe
                            ten Beiträge sind Meinungsäuße-
                                                                                                    Wir wünschen Ihnen trotz aller
                            rungen von Leserinnen und Lesern
                                                                                                    Pandemie-Beschränkungen ein
                            zu Berichten im MieterMagazin
                                                                                                       frohes Fest und für das Jahr
                            und geben nicht die Meinung der
                                                                                                       2021 vor allem Gesundheit,
                            Redaktion wieder.
                                                                                                       aber auch Glück und Erfolg.
                            Betr.: MieterMagazin 10/2020, Sei-                                             Vorstand und Geschäfts-
                            te 26, Birgit Leiß: „Befristetes Woh-                                       führung des Berliner Mieter-
                            nen – Wie Vermittler Unwissen                                               vereins sowie die Redaktion
                            schamlos ausnutzen“                                                                 des MieterMagazins

                            Tricksen wieder salonfähig
                            Wir beobachten dieses „Geschäfts-
                            modell“ auch in unserem Kiez. Der
                            eigentliche Skandal aber ist, dass                     öffentlicher Liegenschaften) oder        gebracht wurde, gutheißen oder
                            solche Langzeitvermietungen nur                        Betrug (Cum-Ex). Und die „Kleinen“       unterstützen.
                            über Airbnb, Wunderflats etcetera                      berufen sich darauf und schädigen        Die Redaktion
                            ermöglicht werden und diese dafür                      die Allgemeinheit damit in summa
                            aggressiv bei Immobilienbesitzern                      genauso. Inzwischen sehen sich vie-      Betr.: MieterMagazin 8/2020, Sei-
                            und Wohnungssuchenden im Aus-                          le Mieter zu Untervermietungen ge-       te 15, Katharina Buri: „Altglas –
                            land werben. Für ihre „Dienste“                        nötigt, um ihre Miete bezahlen zu        Umstellung mit Hindernissen“
                            kassieren sie bis zu 15 Prozent und                    können – der Kreis schließt sich hier.
                            bezahlen kaum Steuern. Dabei er-                       Ärgerlich jedoch, dass die Politik
                                                                                                                            Schwachsinnsidee
                            höht ihre Geschäftstätigkeit insge-                    nicht für Wohnraum sorgte und da-        Mal wieder berichten Sie über eine
                            samt auch die Preise für Immobi-                       mit die Voraussetzung schaffte für       nervige Praxis, welche die Bevölke-
                            lien beziehungsweise die Werte im                      diesen Zustand.                          rung direkt betrifft. Der Abbau der
                            Mietspiegel. Bleibt zu hoffen, dass                    Bettina K. per E-Mail                    Hof-Glastonnen beschränkt sich
                            „Wohnungsvermittler“ unter Kon-                                                                 nicht auf den S-Bahnring-Außen-
                            trolle kommen, was bei entsprechen-                    Betr.: MieterMagazin 10/2020,            bereich. Auch mitten in der Stadt
                            dem politischen Willen möglich sein                    Titelbild                                (Kreuzberg, Fidicinstraße) werden
                            müsste. Wohnungssuchende mit                                                                    und wurden die Glastonnen entfernt.
                            passendem Budget unterschreiben
                                                                                   Entgleist?                               Generell lässt sich sicherlich sagen,
                            alles, wie Sie auch feststellten. Lei-                 Obiges Titelbild zeigt eine weiträumi-   dass es noch viel zu viele Getränke
                            der werden bestehende Gesetze oft                      ge Schmiererei an einer Hauswand.        gibt (ob Glas oder Plastik), die oh-
                            schlicht nicht befolgt, und es kann                    Der Inhalt rechtfertigt in keiner Wei-   ne Pfand verkauft werden. Und die
                            nicht alles kontrolliert werden.                       se die kriminelle Sachbeschädigung.      bisherige Leerung der Glastonnen
                            „Tricksen“ ist eben salonfähig ge-                     Die Schäden der Schmierkriminellen       war sehr schlecht. Manchmal dauer-
                            worden: Die „Großen“ in Politik                        gehen bei öffentlichen Verkehrsbe-       te es zwei Monate, bis die Flaschen
                            und Wirtschaft machen es vor – mit                     trieben und Hausbesitzern in Berlin      mal wieder abgeholt wurden. Eine
                            ungeahndetem Versagen (Verkauf                         jährlich in die Millionen. Mit Ihrer     kürzere Spanne beim Entleeren der
                                                                                   medialen Unterstützung machen            Tonnen und eine weitere Braunglas-
IMPRESSUM
Herausgeber und Verlag: Berliner Mieterverein e.V., Landesverband Berlin           Sie sich nicht nur gemein mit Links-     tonne wären Verbesserungsmöglich-
im Deutschen Mieterbund, Spichernstr. 1, 10777 Berlin, S 030/226 26 0,             populisten, die solche Straftaten als    keiten gewesen. Das Ergebnis ist
Telefax 030/22626 - 161, www.berliner-mieterverein.de, E-Mail:
 · Konto für Beitragszahlungen: bitte die Kontenangaben                            Subkultur verklären, sondern auch        jetzt, dass einige Bewohner ihren
unserer Überweisungsträger nutzen · Bankverbindung für sonstige Zahlun-
gen: IBAN: DE21 1004 0000 0771 9008 00 (keine Beitragszahlungen)
                                                                                   mit den Straftätern selber. Die Min-     Glasmüll einfach im Hof abstellen:
BIC: COBADEFFXXX (für Zahlungen aus dem Ausland) · 68. Jahrgang 2020               destreaktion für diese unglaubliche      Es gibt Scherben, es sieht auch mise-
Geschäftsführender Redakteur: Hermann Behlau · Chefredakteur: Udo
Hildenstab (v.i.S.d.P.) · Redaktion: Sebastian Bartels, Frank Maciejewski,
                                                                                   Entgleisung wäre eine Distanzierung      rabel aus. Die Hausverwaltung hat
Wibke Werner, Reiner Wild · Mitarbeiter: Katharina Buri, Birgit Leiß, Rose-        Ihrerseits und eine Entschuldigung       bei uns nach drei Monaten reagiert
marie Mieder, Jens Sethmann · Titelfoto: Sabine Mittermeier · Fotografen/
Bildagenturen: Julia Gandras, Sabine Mittermeier, Christian Muhrbeck, pic ture
                                                                                   bei den Hausbesitzern.                   mit einem Brief an die Mieterinnen
alliance, Nils Richter · Layout: Kers ten Urbanke · Anzeigen: Hermann Behlau       H. Ullmann per E-Mail                    und Mieter. Zu befürchten ist aller-
(verant wortlich) · Anzeigenver kauf: scala media Ver lagsservice GmbH,
Wilhelmine-Gemberg-Weg 11, 10179 Berlin, S 211 00 95, Fax 211 00 99,
                                                                                                                            dings, dass in den gelben und in den
E-Mail: scalamedia@ arcor.de · Zur zeit gilt Anzeigenpreisliste 8 vom 1.1.2002 ·   Das von MieterMagazin-Leser Ull-         Restmülltonnen zukünftig mehr Glas
Satz: ComPress Media Ser vices GmbH, Berlin · Druck: Sattler Media Press
GmbH, Hornburg
                                                                                   mann kritisierte Titelbild zeigt ein     enthalten sein wird als früher. Und
Das MieterMagazin ist das offizielle Organ des Berliner Mieterverein e.V.          Protest-Graffito („Runter mit der        im öffentlichen Straßenland wird es
und erscheint mit zehn Ausgaben jährlich, wovon zwei Hefte Doppelnum-
mern sind. Abonnement: 20 Euro pro Jahr, Vorabüberweisung auf obiges
                                                                                   Miete“), das auf eine Hausfassade        im Umfeld der Container vermehrt
Konto des Berliner Mietervereins. Für unverlangt eingesandte Manuskripte           aufgesprüht wurde. Dass wir diesen       Scherben geben. Also insgesamt ei-
wird keine Haftung übernommen. Namentlich gekennzeichnete Artikel
stellen nicht unbedingt die Meinung der Redaktion dar. Nachdrucke nur
                                                                                   Protest dokumentieren, bedeutet          ne Schwachsinnsidee.
nach Rücksprache mit der Redaktion. ISSN 0723-3418                                 nicht, dass wir die Form, wie er vor-    W. Schmidt per E-Mail

4                                                                                                                                       MieterMagazin 12/2020
Wohnzimmer Arbeitsplatz - Berliner Mieterverein
Wir sind für Sie da!

                                                                      Corona-Krise: BMV-Organisation und Mieterberatung
     Beratungen zu Weihnachten                                                                                            Aufgrund der Vorsichtsmaßnahmen gegen die weitere Verbrei-
                                                                                                                          tung des Corona-Virus und zum Schutz besonders gefährdeter
     und Neujahr 2020/2021                                                                                                Personen haben wir das Beratungsangebot angepasst.
     Die Geschäftsstelle in der Spichernstraße 1, alle Bera-                                                              Die persönliche Mietrechtsberatung und Energieberatung
     tungszentren und sonstigen Beratungsstellen bleiben                                                                  steht Ihnen zurzeit nur nach vorheriger telefonischer Termin-
     geschlossen am 24., 25., 26. und 31. Dezember 2020                                                                   vereinbarung zur Verfügung. Spontane Beratungen ohne
     sowie am 1. und 2. Januar 2021.                                                                                      Terminvereinbarung sind weiterhin leider nicht möglich.
                                                                                                                          Bitte vereinbaren Sie Ihren persönlichen Beratungstermin über
     Vom 28. bis 30 Dezember 2020 sind nur die Geschäfts-
                                                                                                                          unser Servicetelefon S 030-226 260.
     stelle und alle Beratungszentren (siehe Seite 31) ge-
     öffnet. Persönliche Beratung aber weiterhin nur nach                                                                 Bitte nutzen Sie aktuell auch insbesondere die Möglichkeit für eine
     vorheriger telefonischer Terminvereinbarung.                                                                         ausführliche telefonische Beratung nach Terminvereinbarung.
                                                                                                                          Terminvereinbarungen bitte ebenfalls unter S 030-226 260
                                                                                                                          oder senden Sie uns einfach Ihre Unterlagen vorab per E-Mail
                                                                                                                          (an: unterlagen@berliner-mieterverein.de) mit der Bitte um eine aus-
                     Berliner Mieterverein auch bei Facebook
Gut zu wissen

                                                                                                                          führliche telefonische Beratung zu.
                     https://www.facebook.com/BerlinerMieterverein/
                                                                                                                          In den Beratungszentren haben wir die erforderlichen
                Änderung Ihrer persönlichen Daten                                                                         Vorkehrungen für den Gesundheitsschutz getroffen.
                Ihre Anschrift, Ihre Kontoverbindung oder Ihr                                                             L Es ist eine Mund- und Nasenschutzmaske zu tragen und der
                Nachname hat sich geändert? Aktuell können                                                                Mindestabstand von 1,50 Metern zu anderen Personen, die
                Sie Ihre Daten wegen Anpassungsarbeiten nicht                                                             nicht aus dem eigenen Haushalt kommen, zu wahren, um das
                online unter www.berliner-mieterverein.de/mein-bmv                                                        Infektionsrisiko zu reduzieren.
                mitteilen. Nutzen Sie bitte stattdessen die Mail-                                                         L Wir bitten Sie zudem, nach Möglichkeit nur alleine zum Ter-
                Anschrift buchhaltung@berliner-mieterverein.de.                                                           min zu erscheinen,
                Vielen Dank.                                                                                              L zwar pünktlich, aber bitte erst unmittelbar vor dem Termin
                                                                                                                          zu kommen.
                MieterMagazin online lesen                                                                                L Bitte bleiben Sie bei Krankheitssymptomen wie Husten und
                Wenn Sie künftig zu den Online-Nutzern des                                                                Fieber zu Hause und nutzen Sie die telefonische Rechtsberatung.
                MieterMaga zins gehören wollen, dann melden Sie                                                           L Bitte bleiben Sie ebenfalls zu Hause und nutzen die telefoni-
                sich an unter buchhaltung@berliner-mieterverein.de                                                        sche Rechtsberatung, wenn Sie sich haben testen lassen und das
                                                                                                                          Ergebnis noch aussteht.
                Mediation und Konfliktberatung
                Telefonische Beratung: donnerstags 17 bis 18 Uhr.                                                         Die Geschäftsstelle Spichernstraße 1 ist für Sie zu den gewohn-
                Außerhalb dieser Zeiten ist ein Anrufbeantworter                                                          ten Bürozeiten Mo bis Mi 9-18.30 Uhr, Do 9-19 Uhr, Fr 9-17
                geschaltet. Rufnummer: S 030 - 34 71 08 21                                                                Uhr, Sa 9-13 Uhr geöffnet. Allerdings findet auch hier keine
                E-Mail-Anfragen: mediation@berliner-mieterverein.de                                                       Mietrechtsberatung ohne Terminvereinbarung statt.
                                                                                                                          Servicetelefon S 030-226 260.
                                                                                                                          Weitere Beratungsangebote
                                                                                                                          L  Weitere Beratungsstellen (siehe Seite 32) ab sofort geöffnet
                                                                                                                          Auch die „kleinen Beratungsstellen“, in denen wir bei anderen Trä-
                                                                                                                          gern zu Gast sind, haben überwiegend wieder geöffnet. Nur dort
                                                                                                                          ist aufgrund der geringeren Besucherzahlen auch eine Beratung
                                                                                                                          ohne vorherige Terminvereinbarung möglich. Teilweise ist die Zahl
                                                                                                                          der Personen, die sich gleichzeitig in den Räumen aufhalten kön-
                                                                                                                          nen, sehr stark eingeschränkt. Stellen Sie sich also darauf ein, dass
                                                                                                                          Sie gegebenenfalls vor der Einrichtung warten müssen. Selbstver-
                                                                                                                          ständlich müssen auch hier die Hygieneregeln eingehalten werden.
                                                                                                                          In vielen Beratungsstellen kann aufgrund der Auflagen nur eine
                                                                                                                          Person pro Beratungsgespräch zugelassen werden. Auskünfte er-
        Einsenderin dieses Fotos ist Kathrin Brand.                                                                       halten Sie auch über unser Servicetelefon S 030-226 260.
                                                                                                                          L Telefonische Kurzberatung
       Augenblicke
                                                                                                                          montags bis freitags von 13 bis 16 Uhr sowie montags und
       Ob ein Bild zum Nachdenken, ein Motiv mit Witz
                                                                                                                          donnerstags von 17 bis 20 Uhr unter S 030-226 26-152
       oder ein Foto aus ungewöhnlicher Perspektive:
                                                                                                                          (hier keine Einsicht in Unterlagen möglich)
       Schicken Sie dem MieterMagazin Ihre Moment-
                                                                                                                          L E-Mail-Beratung   / schriftliche Anfragen
       aufnahme rund um das Thema Wohnen – die
                                                                                                                          Schriftliche Antwort auf Ihre E-Mail-Anfrage
       Redaktion honoriert den Abdruck mit 40 Euro.
                                                                                                                          oder Ihren Brief an den Berliner Mieterverein,
                                                                                                                          Spichernstraße 1, 10777 Berlin

MieterMagazin 12/2020                                                                                                                                                                        5
Wohnzimmer Arbeitsplatz - Berliner Mieterverein
Panorama

Mietrecht                                                                                                                                                         Die unterschriften­
                                                                                                                                                                  sammlung lief super,
Bundesweit                                                                                                                                                        aber der bayerische

für faire Mieten                                                                                                                                                  Verfassungsgerichts­
                                                                                                                                                                  hof lehnte das
                                                                                                                                                                  Volksbegehren ab
Die Zulassung des bayerischen
Volksbegehrens „#6JahreMieten­
stopp“ wurde im Sommer vom Baye­
rischen Verfassungsgerichtshof ab­
gewiesen. Die Aktivisten kämpfen        Foto: picture alliance/SZ Photo
aber weiter und wollen die Bundes­
tagswahl im nächsten Jahr zu ihrer
Diskussionsplattform machen.

Die Initiatoren des Mietenstopp-
Volksbegehrens – der DMB-Landes-
verband Bayern und der Münch-
ner Mieterverein sowie zahlreiche
Unterstützer aus Politik und Ver-
bänden – haben nun Verfassungs-                              „1. Bundesweiten Mietenstopp-Gip-                              2021 sein. Welche Aktionen genau      L Die Mietenstopp-
beschwerde vor dem Bundesverfas-                              fel“ Anfang Oktober über 20 Mie-                              durchgeführt werden, wird von den     Initiatoren informie-
sungsgericht eingelegt. „Wenn den                             terinitiativen und -organisationen in                         Entscheidungen des Bundesverfas-      ren über ihre
Kampagnen vor Ort Steine in den                               Nürnberg zusammen, um sich auszu-                             sungsgerichts zum Berliner Mieten-    Kampagne unter
Weg gelegt werden, muss die Poli-                             tauschen und zu vernetzen. Sie wol-                           deckel und dem bayerischen Mie-       https://mieten
tik auf Bundesebene handeln. Denn                             len nun gemeinsam für einen bun-                              tenstopp-Volksbegehren abhängig       stopp.de/
es geht um das Gemeinwohl“, sagt                              desweiten Mietenstopp kämpfen –                               gemacht. Geplant sind in jedem Fall
Kampagnenleiter Matthias Wein-                                als „neue Bewegung, die Wohnen als                            gemeinsame Aktionen parallel zu
zierl.                                                        soziales Recht ansieht“. Das Thema                            den lokalen und regionalen Kampa-
Aus diesem Grund kamen bei dem                                bezahlbares Wohnen werde „Schick-                             gnen in einzelnen Städten und Bun-
von den Initiatoren ausgerufenen                              salsfrage“ bei der Bundestagswahl                             desländern.         Katharina Buri

                       Berliner iMMoBilienkAufpreiSe
                       Der handel bricht ein, doch die preise bleiben hoch
    L Bericht unter    im ersten halbjahr 2020 ist in Ber­                                               Gegenüber dem ersten Halbjahr         Berliner Immobilienmarkt hinterlas-
    www.berlin.de/     lin der handel mit häusern und                                                    2019 ist der Handel mit Mietwohn-     sen haben“, sagt Reiner Wild, Ge-
 gutachterausschuss    Grundstücken deutlich zurückge­                                                   häusern um 35 Prozent zurückge-       schäftsführer des Berliner Mieter-
                       gangen. Die kaufpreise für Wohn­                                                  gangen, bei Wohn- und Geschäfts-      vereins (BMV).
   Mietendeckel und    und Geschäftsimmobilien stagnie­                                                  häusern beträgt der Rückgang 44       Es sind im ersten Halbjahr auch 21
 corona zeigen erste   ren. Das ergibt eine Auswertung                                                   Prozent. Der gesamte Geldumsatz       Prozent weniger Eigentumswohnun-
   Auswirkungen auf    des Gutachterausschusses für                                                      ist dabei um 48 Prozent gesunken.     gen verkauft worden als im Vorjah-
dem Wohnungsmarkt      Grundstückswerte.                                                                 Den Einbruch erklären die Gutachter   reszeitraum. Die von Mietendeckel-
                                                                                                         damit, dass im Vorjahr ungewöhn-      gegnern aufgestellte Behauptung,
                                                                                                         lich viele hochpreisige Verkäufe      dass Eigentümer Wohnungen nun
                                                                                                         stattfanden. Der mittlere Kaufpreis   lieber verkaufen statt vermieten
                                                                                                         ist in deutlich geringerem Umfang     würden, scheint sich also nicht zu
                                                                                                         gesunken, nämlich um 11 Prozent.      bewahrheiten. Auch wenn der Han-
                                                                                                        „Die Preisdynamik ist weiter abge-     del mit Eigentumswohnungen etwas
                                                                                                         flacht“, heißt es dazu beim Gutach-   zurückgegangen ist, bleibt die gras-
                                                                             Foto: Christian Muhrbeck

                                                                                                         terausschuss.                         sierende Umwandlung von Miet- in
                                                                                                        „Von einer Beruhigung auf dem Woh-     Eigentumswohnungen für Mieter
                                                                                                         nungsmarkt zu sprechen, wäre ver-     eine Gefahr. Der BMV erneuert des-
                                                                                                         früht, aber wir vermuten, dass der    halb seine Forderung, ein wirksames
                                                                                                         Mietendeckel wie auch die Corona-     Umwandlungsverbot ins Baugesetz-
                                                                                                         Pandemie erste Spuren auf dem         buch zu schreiben. Jens Sethmann

6                                                                                                                                                          MieterMagazin 12/2020
Wohnzimmer Arbeitsplatz - Berliner Mieterverein
GeSetZentWurf
Sicherere Basis für Mietspiegel
nach einem Gesetzentwurf der Bun­       das Sachverständigengutachten als
desministerien für Justiz und Bau       Begründungsmöglichkeit entfallen.
sollen qualifizierte Mietspiegel ge­    Die auf drei Jahre verlängerte Gül-
stärkt und durch eine Verordnung        tigkeit eines Mietspiegels kann die
die erstellung von Mietspiegeln         Preissteigerungsdynamik dämpfen.

                                                                                    Foto: Christian Muhrbeck
rechtssicherer werden. Qualifizier te   Stichtagszuschläge sollten aus Sicht
Mietspiegel würden vorrangig ne­        des BMV gesetzlich ausgeschlossen
ben Sachverständigengutachten An­       werden. Der BMV drängt außerdem
wendung finden. Der Berliner Mie­       darauf, dass bei der Erstellung eines
terverein (BMV) fordert, auch Gut­      Mietspiegels alle Mieten in die Be-
achten als Begründungsinstrument        rechnung einfließen – also nicht wie
auszuschließen und in der rechts­       nach aktueller Rechtslage nur die                                                                          Die Bundesregie­
verordnung keine außergesetzlichen      Mieten, die in den letzten sechs Jah-                             wegen der Rechtsprechung, die Zu-        rung hat Vorschläge
Merkmalsindikatoren zuzulassen.         ren erhöht oder neu vereinbart wur-                               stimmungserfordernisse zu Mieter-        erarbeitet, wie der
                                        den, sondern auch die unveränder-                                 höhungen zulässt, ebenso genutzt         Mietspiegel gestärkt
Der Mietspiegel ist für Mieter ein      ten. Der BMV kritisiert die Absicht                               wie bei der parallelen Anwendung         werden kann
wichtiges Kontrollinstrument. Mit       aus dem Verordnungsentwurf, auch                                  der Mietpreisbremse. Der aktuelle
ihm wird die ortsübliche Vergleichs-    außergesetzliche Merkmale in die                                  Berliner Mietspiegel 2019 wird fort-
miete festgestellt, die als Maßstab     Erstellung von Mietspiegeln einflie-                              geschrieben, auch weil nicht klar ist,
für Mieterhöhungen gilt. In vielen      ßen zu lassen.                                                    wie das Bundesverfassungsgericht
Städten werden Mietspiegel aber im-     Durch den Mietendeckel hat der                                    den Mietendeckel bei dem im Früh-
mer öfter von Vermietern, die höhere    Mietspiegel in Berlin zwar an Bedeu-                              jahr erwarteten Beschluss bewertet.
Mieten durchsetzen wollen, juristisch   tung verloren, doch wird er aktuell                               Jens Sethmann
angefochten. Auch der mit hohem
Aufwand erstellte Berliner Mietspie-
gel ist fortgesetzten Angriffen aus-
gesetzt. Die Bundesregierung hatte
deshalb in ihrem Koalitionsvertrag                                         Buchtipp
vereinbart, Regeln für die Erstellung
von Mietspiegeln festzusetzen. Jetzt
                                                                           hommage an das besetzte haus
haben die Bundesministerien für Jus-                                        Berlin, Januar 1981: „In einer kalten mondlosen Nacht besetz-
tiz und Inneres Vorschläge für eine                                        ten wir zusammen ein Haus.“ So beginnt der Roman einer Ge-
Mietspiegel-Reform vorgelegt.                                               neration, die nach den 1968ern heranwuchs und sich Jahre
Wichtigste Neuerung: Gibt es einen                                         vor der zahmen „Generation Golf“ auf den politischen Weg
qualifizierten Mietspiegel, so kön-                                         machte. Ihre Radikalisierung war aus Not geboren: „Die Zeit
nen Mieterhöhungen nur mit diesem                                           drängte: Wir wohnten zu sechst in Zweizimmerwohnungen
Mietspiegel oder mit einem Sachver-                                         mit Außentoilette, verbrachten Nächte am Bahnhof Zoo mit
ständigengutachten begründet wer-                                          Warten auf die ersten Zeitungen mit Immobilienbeilage.“ Die
den – und nicht mehr durch die Be-                                          Protagonisten des Romans, fast alle aus der westdeutschen
nennung von Vergleichswohnungen.                                            Provinz, resümieren lakonisch: „Es gab in dieser großen Stadt
Wenn ein Mietspiegel sowohl von                      Bude/Munk/Wie-         keinen Wohnraum für uns. Weil wir nicht wieder landen woll-
der zuständigen Behörde als auch                    land: Aufprall, Carl   ten, wo wir herkamen, mussten wir uns etwas einfallen las-
von Interessenvertretern der Vermie-               Hanser Verlag 2020,      sen.“ Schon von der ersten Seite an zieht das Autorentrio den
ter und der Mieter als qualifizierter              384 Seiten, 24 Euro      Leser in einen Strudel aus Spannung, Tragik, Witz und Poesie.
Mietspiegel anerkannt wird, gilt er                                         Die Sprache ist mal rau, mal poetisch und driftet nie ins Senti-
künftig als „nach wissenschaftlichen                                        mentale ab. „Es war ein solcher Hype um das Besetzen ausge-
Grundsätzen erstellt“. Das stärkt                                           brochen, dass man glaubte, sich beeilen zu müssen, um dabei
die Wirkung des Mietspiegels vor                                            sein zu können.“ Nachdem starke Kraaker aus Amsterdam den
Gericht. Die Frist für die Anpassung                                       versponnenen Besetzern zeigten, wie man die Stromleitungen
von Mietspiegeln wird von zwei auf                                          der Nachbarn anzapft, folgte schon bald die erste Ernüchte-
drei Jahre verlängert.                                                      rung: „Die einen wollten unbedingt Mietverträge und die an-
Der BMV begrüßt die meisten der                                             deren die ganze Welt in die Luft sprengen.“ Vor dem Hinter-
geplanten Änderungen. Allerdings                                            grund wechselnder Erzählperspektiven schimmern die 1980er
sollte bei einem qualifizierten Miet-                                      wie in einem bunten Kaleidoskop. Die Autoren beteuern:
spiegel konsequenterweise auch                                             „Die Fiktion ist wahr, die Fakten stimmen.“ sb

MieterMagazin 12/2020                                                                                                                                                 7
Wohnzimmer Arbeitsplatz - Berliner Mieterverein
Panorama

GEWoBAG (1)
Wieso können die Mieter nach der
Instandsetzung nicht zurück?
Die Mieter der Putlitzstraße 13 ha­        gebotenen um viel kleinere, teurere
ben Angst, ihr Zuhause zu verlieren.       Wohnungen handelt. In einem zwei-
Zur Durchführung einer dringend            ten Schreiben und im Gespräch mit
notwendigen Instandsetzung sollen          den Mietern ist das Wohnungsunter-
sie ihre Wohnungen verlassen. Ein          nehmen etwas zurückgerudert. Es
Rückzug sei „wahrscheinlich“ nicht         sei nur erforderlich, dass ein Stock-
möglich, erfuhren sie. Beim Berli­         werk leer gezogen wird. Doch in ei-
ner Mieterverein kann man über             ner Stellungnahme gegenüber dem
das Vorgehen der Wohnungsbau­              MieterMagazin wiederholte die Ge-
gesellschaft Gewobag nur den Kopf          wobag, dass eine Sanierung des Ge-
schütteln.                                 bäudes im bewohnten Zustand nicht

                                                                                      Fotos: Nils Richter
                                           möglich sei. Aktuell könne man Um-
 Dass an dem Altbau etwas gemacht          fang und Auswirkungen der Bau-
 werden muss, ist schon lange be-          maßnahmen noch nicht abschät-
 kannt. Es gibt Risse an der Fassade,      zen, so Sprecherin Monique Leist-
 im Treppenhaus und in den Woh-            ner: „Wir sind bestrebt, jedem Mie-                                                                  Die Standsicher­
 nungen. Das Problem bestehe be-           ter einen Rückzug in das Haus zu                             klärt eine Rechtsberaterin des Ber-     heit des Hauses
 reits seit dem Bau der U-Bahn-Linie 9     ermöglichen.“ Die Sicherheit der                             liner Mietervereins. Es sei kein Aus-   sei gefährdet,
 in den 1960er Jahren, will ein Mieter     Mieter habe höchste Priorität.                               weis professionellen Wohnungs-          sagt die Gewobag
 wissen. Damals habe sich das Haus         Fakt ist: Die Mieter haben gültige                           managements, die Bewohner, da-
 abgesenkt. Nun muss das Funda-            Mietverträge. Solange keine Nut-                             runter ältere Menschen, mitten
 ment mittels einer sogenannten            zungsuntersagung vorliegt, gibt es                           in der Pandemie so in Angst und
„Gründungssanierung“ verstärkt             keinen Grund, warum sie nicht in                             Schrecken zu versetzen.
 werden.                                   ihre Wohnungen zurück können, er-                            Birgit Leiß
 Mitte September wurden die Mieter
von Vorderhaus, Seitenflügel und
 Quergebäude aufgefordert, bis zum
 30. November auszuziehen. Die
 Standsicherheit des Quergebäudes                                              Buchtipp
 sei gefährdet, so die Gewobag, die
 das Haus 2013 gekauft hat. Das nor-
                                                                               Weihnachten in Grün
 male Vorgehen wäre, die Mängel zu                                             Rund ums Weihnachtsfest geht es im Allgemeinen nicht be-
 beseitigen und die Mieter, falls nötig,                                       sonders umweltschonend oder nachhaltig zu: Der Weih-
 für diese Zeit woanders unterzubrin-                                          nachtsbaum wird bereits nach wenigen Tagen wieder ent-
 gen. Einigen Mietern – nicht allen –                                          sorgt, rollenweise Geschenkpapier verwandelt sich nach den
 wurde bereits Ersatzwohnraum an-                                              Feiertagen in einen großen Müllberg, der Braten stammt
 geboten. Unklar ist jedoch, ob die                                            aus Massentierhaltung. Alternativen zeigt ein neues Buch
 Umsetzung nur temporär – also für                                             von Johanna Jovis auf. In „Dreaming of a green Christmas”
 die Zeit der Bauarbeiten – erfolgen                                           hat die Autorin 99 Ideen zusammengetragen, wie das Fest
 soll oder endgültig. Ein Mieter hat                                           nicht zum Umweltdebakel wird. Wie wäre es beispielswei-
 festgestellt, dass es sich bei den an-              „Dreaming of a green      se einmal mit einem fair produzierten Baum aus Bio-Anbau,
                                                     Christmas – 99 Ideen      einer Tanne im Topf oder einem Miet-Bäumchen? Das Buch
                                                      für eine nachhaltige     bündelt Basteltipps für nachhaltige Adventskalender, öko-
                                                           Weihnachtszeit“     logische Deko-Vorschläge und Kochideen für „grüne Gau-
                                                        von Johanna Jovis,     menfreuden fürs Fest“. Nicht alles ist neu: Dass Selbstge-
                                                        illustriert von Lena   basteltes nachhaltiger ist als Gekauftes und dass es umwelt-
                                                        Bellermann, ist bei    freundliche Alternativen zu Geschenkpapier gibt, wissen die
                                                     arsEdition erschienen     meisten Verbraucher. Es darf auch bezweifelt werden, dass
                                                        und für 12 Euro im     allzu viele Menschen bereit dazu sind, Tesafilm durch in Ge-
                                                         Handel erhältlich.    latine getränkte Papierstreifen zu ersetzen. Insgesamt aber
                                                                               gibt die Autorin gute Denkanstöße, wie die Adventszeit und
                                                                               das Fest ein wenig umweltfreundlicher – und trotzdem ge-
                                                                               nussvoll – gestaltet werden können. kb

8                                                                                                                                         MieterMagazin 12/2020
Wohnzimmer Arbeitsplatz - Berliner Mieterverein
WoHnunGSGEMEInnütZIGKEIt                                                                                                                                               „Bezahlbare Woh­
                                                                                                                                                                       nungen werden vom
Alte Fehler                                                                                                                                                            Markt nicht geschaf­

vermeiden                                                                                                                                                              fen“: ulrike Hamann
                                                                                                                                                                       von der Wohnraum­
                                                                                                                                                                       versorgung Berlin
Im Bundestag ist die Debatte um
die Einführung einer neuen Woh­
nungsgemeinnützigkeit durch Ini­

                                         Foto: Sabine Mittermeier
tiativen von Linken und Grünen                                                                                                                                         L Gesetzentwurf
eröffnet.                                                                                                                                                              der Grünen:
                                                                                                                                                                       Bundestagsdruck-
Der Gemeinnützigkeitsstatus von                                                                                                                                        sache 19/17307
Wohnungsunternehmen ist vor 30
                                                                                                                                                                       Antrag der Linken:
Jahren abgeschafft worden. Im Früh-
                                                                                                                                                                       Bundestagsdruck-
jahr haben die Bundestagsfraktionen
                                                                                                                                                                       sache 19/17771
der Grünen einen Gesetzentwurf und                              gegen nicht für den richtigen Weg.                             vermieten, deren Einkommen unter
die Linksfraktion einen Antrag für ei-                          Hilmar von Lojewski vom Deutschen                              einer festgelegten Grenze liegt.        Stellungnahme
ne neue Wohnungsgemeinnützig-                                   Städtetag befürchtet, dass „stigma-                            Angesichts der Mehrheitsverhält-        des DMB unter:
keit vorgelegt. Wohnungsunterneh-                               tisierte Wohnsiedlungen“ entstün-                              nisse im Bundestag sind die Erfolgs-    www.mieterbund.
men, die sich auf langfristige Miet-                            den, wenn gemeinnützige Woh-                                   chancen der Grünen- und Linken-         de/politik/stellung
preis- und Belegungsbindungen ver-                              nungsunternehmen nur an Personen                               Vorschläge gering. Jens Sethmann        nahmen.html
pflichten und ihre Rendite deckeln,
sollen als gemeinnützig anerkannt
werden und deshalb Vergünstigun-
gen bei der Körperschaft-, Gewerbe-,
Grund-, Grunderwerb- und Umsatz-                                                                    Wovor es Berliner Mietern gruselt
steuer erhalten. Im Oktober hat der
Bundestag zu den Vorschlägen Ex-
perten angehört.
Ulrike Hamann von der Wohnraum-
versorgung Berlin weist darauf hin,
dass der Markt den Bedarf an leist-
baren Wohnungen nicht deckt, und
begrüßt die Vorschläge von Grünen
und Linken. Ihr Kollege Jan Kuhnert
hatte schon 1988 als Kommunalbe-
rater bei einer Expertenanhörung für
                                                                         Foto: Christian Muhrbeck

die Beibehaltung der Wohnungsge-
meinnützigkeit geworben. Die Feh-
ler der alten Regelung gelte es zu
vermeiden. So sollten die Mietpreis-
und Belegungsbindungen dauerhaft
sein und nicht etwa auf 30 Jahre be-
grenzt, wie es bei der sozialen Wohn-                                                               Die Aufteilung von Mietshäusern ist ein ertragreiches Geschäftsfeld von
raumförderung Praxis ist.                                                                           Konzernen und Fonds, um maximalen Profit mit Immobilien zu machen.
Auch Franz Michel vom Deutschen                                                                     Während allein in Berlins Milieuschutzgebieten von 2015 bis 2019 knapp
Mieterbund (DMB) mahnt dringend                                                                     18 000 Wohnungen umgewandelt wurden, erwarben nur 54 Mieterinnen
Reformen an, damit bezahlbarer                                                                      und Mieter die von ihnen gemietete Wohnung. Weil diese Umwandlungs-
Wohnraum wieder in ausreichendem                                                                    praxis Berlins Mieter das Fürchten lehrt, zogen am 31. Oktober, dem Hal-
Maße zur Verfügung steht: „Die                                                                      loween-Tag, eine Reihe von Mieterinitiativen und der Berliner Mieterverein
Neue Wohnungsgemeinnützigkeit                                                                       mit einer „Horror-Show“ vor das Büro des CDU-Bundestagsabgeordne-
kann ein wesentlicher Baustein zum                                                                  ten Jan-Marco Luczak. „Die Umwandlung in Eigentumswohnungen ist für
Aufbau und zur Erweiterung eines                                                                    Mieterinnen und Mieter ein Horror. Käufer nutzen die Wohnungen als ren-
nachhaltigen Sozialkapitals an ge-                                                                  diteträchtige Anlageobjekte und treiben die Mieten hoch, andere klagen
bundenem Wohnraum in Deutsch-                                                                       auf Eigenbedarf. Jan-Marco Luczak befördert mit seiner Kampagne gegen
land sein.“                                                                                         ein Umwandlungsverbot die Vernichtung bezahlbaren Wohnraums und die
Vermieter- und Immobilienverbän-                                                                    Verdrängung von Mietern“, so Lorena Jonas von der Initiative „23 Häuser
de halten die Gemeinnützigkeit hin-                                                                 sagen NEIN“. mm

MieterMagazin 12/2020                                                                                                                                                                        9
Wohnzimmer Arbeitsplatz - Berliner Mieterverein
Panorama

Bundesverfassungsgericht                                                                                                                                   die „roten roben“ werden
                                                                                                                                                             im ersten halbjahr 2021
nächster teilerfolg für den                                                                                                                                    über den Mietendeckel

Berliner Mietendeckel                                                                                                                                                zu gericht sitzen

das Bundesverfassungsgericht hat          können zunächst aufatmen“, sagt
einen eilantrag gegen den Berliner        Reiner Wild, Geschäftsführer des
Mietendeckel abgewiesen. Über die         Berliner Mietervereins (BMV).
verfassungsmäßigkeit entscheidet          Über die Verfassungsmäßigkeit des
Karlsruhe im ersten halbjahr 2021.        Mietendeckels wird das Bundesver­
das verfahren vor dem Berliner ver-       fassungsgericht im ersten Halbjahr

                                                                                            Foto: picture alliance/Uli Deck
fassungsgerichtshof wurde deshalb         2021 entscheiden. Vermieter haben
ausgesetzt.                               mehrere Verfassungsbeschwerden
                                          eingelegt. Außerdem haben Bun­
Die zweite Stufe des Berliner Mie­        destagsabgeordnete von CDU/CSU
tendeckels konnte wie beschlossen         und FDP dort eine Normenkontroll­
am 23. November in Kraft treten.          klage angestrengt. Der BMV sieht
Überhöhte Mieten sind seitdem ver­        in der Abweisung des Eilantrags ein
boten, Mieter haben einen Anspruch        Anzeichen dafür, dass die Verfas­
auf Mietsenkung. Eine Vermieterin         sungsrichter den Mietendeckel nicht
von 24 Wohnungen wollte das auf­          als zu tiefen Eingriff in die Eigentums­                                      gerichtshof ebenfalls eine Normen­      L BVerfG-Beschluss
halten, doch das Bundesverfassungs­       rechte der Vermieter betrachten. Of­                                          kontrolle gegen den Mietendeckel        vom 28. Oktober
gericht wies ihren Eilantrag ab. Die      fen bleibt die Frage, ob Berlin als Bun­                                      beantragt. Am 21. Oktober haben         2020 – 1 BvR 972/20
Karlsruher Richter waren nicht da­        desland ein solches Gesetz beschlie­                                          die Berliner Verfassungsrichter be­
von überzeugt, dass der Eigentüme­        ßen durfte.                                                                   schlossen, das Verfahren auszuset­
rin und anderen Vermietern schwere        Auf Berliner Ebene haben die Abge­                                            zen, um die Entscheidung des Bun­
Nachteile entstehen würden. „Rund         ordnetenhaus­Fraktionen von CDU                                               desverfassungsgerichts abzuwarten.
365 000 Berliner Mieterhaushalte          und FDP beim hiesigen Verfassungs­                                            Jens Sethmann

                       geWosÜd
                       Mit „helfer im Kiez“ gewinnen alle
                       die genossenschaft geWosüd feier-                   Viele Mieter der Genossenschaft ha­                             Jahr im Lindenhof, der größten und
                       te kürzlich das 15-jährige Bestehen                 ben Beeinträchtigungen oder sind                                ältesten Wohnanlage der GeWoSüd,
                       der aktion „helfer im Kiez“. Mit                    aufgrund ihres Alters nicht mehr so                             von ihnen Obst zu Gelee verarbeitet
die „helfer im Kiez“   dem Projekt soll die nachbarschaft                  fit. Vor 15 Jahren entstand daher                               und dem Kinderhospiz Haus Sonnen­
erfahren große         aktiv gefördert und gleichzeitig                    die Idee, ihnen „mit Rat und Tat zur                            hof gespendet.
Wertschätzung bei      hilfsbedürftige Bewohner im all-                    Seite zu stehen“, wie Dirk Büscher,                             Die Maßnahmen des Jobcenters
den unterstützten      tag unterstützt werden.                             Sozialarbeiter bei der GeWoSüd, er­                             laufen ein halbes bis ein Jahr, einige
                                                                           klärt. In Kooperation mit einem ge­                             werden auch verlängert. Die Hel­
                                                                           meinnützigen Träger, der in Zusam­                              fer erfahren viel Dankbarkeit und
                                                                           menarbeit mit dem Jobcenter Akti­                               Wertschätzung, und manche bleiben
                                                                           vierungsmaßnahmen anbietet, wur­                                auch nach dem Ende der Maßnah­
                                                                           de das Projekt dann im August 2005                              me in Kontakt mit den Bewohnern.
                                                                           ins Leben gerufen. Die „Helfer im                               Einige machen sogar ehrenamtlich
                                                                           Kiez“ sind Langzeitarbeitslose. Sie                             weiter. Die Genossenschaft zieht
                                                                           begleiten die Bewohner zum Ein­                                 daher eine rundum positive Bilanz.
                                                                           kaufen, zum Arzt oder zu Behörden.                              Mehr als 100 000 Einsätze für Mie­
                                                                           Auch gemeinsame Spaziergänge,                                   ter fanden seit 2005 statt. Auch die
                                                                           Spiele oder andere Freizeitaktivitä­                            Arbeitslosen profitieren nachhaltig.
                                                                           ten sind möglich. Außerdem unter­                               Immerhin 12 der insgesamt 90 Teil­
                                                           Foto: GeWoSüd

                                                                           stützen die Helfer Veranstaltungen                              nehmer fanden anschließend eine
                                                                           der GeWoSüd wie Nachbarschafts­                                 Festanstellung auf dem regulären
                                                                           treffen und Seniorenweihnachts­                                 Arbeitsmarkt.
                                                                           feiern. Beispielsweise wird jedes                               Birgit Leiß

10                                                                                                                                                     MieterMagazin 12/2020
geWoBag (2)
Warum neue
grundrisse?
in der schöneicher straße 18 in alt-
hohenschönhausen wurden neun
Mietparteien aufgefordert, ihre
Wohnungen zu verlassen. es sei
                                         Fotos: Christian Muhrbeck
wenig wahrscheinlich, dass sie
nach den geplanten grundriss-
veränderungen wieder zurück
können. der vermieter ist kein
immobilienhai, sondern die städ-
tische Wohnungsbaugesellschaft
gewobag.
                                                                                                                                                      das gewobag-haus
Christian Greiner war fassungslos,                               Feuer wehr nach Auskunft der Ge­            to ebenfalls nicht vor. „Die Mieter      in der schöneicher
als er das Schreiben in den Händen                               wobag abgelehnt. Außerdem wür­              haben gültige Mietverträge, es gibt      straße soll brand-
hielt. Die Familie mit zwei Kindern                              den wichtige Gebäudeteile nicht die         keinen Kündigungsgrund“, betont          schutztechnisch
müsse unverzüglich ausziehen, weil                               notwendigen brandschutztechni­              Immelmann.                               saniert werden
Gefahr für Leib und Leben bestünde.                              schen Anforderungen erfüllen, er­           Auf die Frage, ob durch eine Zusam­
Ein Rückzug nach Beseitigung der                                 klärt eine Sprecherin des Unterneh­         menlegung mit der unteren Etage
brandschutztechnischen Mängel sei                                mens. Ein Nachweis, etwa ein Gut­           Maisonettewohnungen entstehen
nicht möglich, da die Grundrisse der                             achten, wurde jedoch bislang nicht          sollen – damit wäre eine elegante
Wohnungen in den oberen Etagen                                   vorgelegt. „Es muss beim damaligen          Lösung für den fehlenden Rettungs­
verändert werden müssten. Maxi                                   Ausbau eine Baugenehmigung und              weg gefunden – geht die Gewobag
                                                                 eine Abnahme gegeben haben, das             nicht ein. „Sollten die Wohnungen
                                                                 ist schließlich kein Schwarzbau“, wun­      erhalten bleiben oder ein veränder­      F neun Miet-
                                                                 dert sich Stefanie Immelmann,               ter Grundriss für die derzeitigen Mie­   parteien im haus
                                                                 Rechtsberaterin beim Berliner Mie­          ter interessant sein, werden wir sie     wurde gekündigt
                                                                 terverein. Somit müsste ein Bestands­       auch den heutigen Mietern zur An­
                                                                 schutz gelten. Eine Nutzungsunter­          mietung anbieten“, so Sprecherin
                                                                 sagung vom Bezirksamt liegt bis da­         Monique Leistner.         Birgit Leiß

                                                                                                    Beratungstipp
Eggert, glückliche Mieterin einer rund
                                                                                                    hilfe vor ort bei energieschulden
100 Quadratmeter großen Dachge­                                                                     Wer seine Rechnungen für Strom oder Gas nicht mehr zah­
schosswohnung, war geschockt. Bei­                                                                  len kann, hohe monatliche Abschläge leisten muss oder
de Familien betonen, sie wären selbst­                                                              gar von einer Energiesperre bedroht ist, kann sich seit 2018
verständlich bereit, für die Dauer der                                                              kostenfrei an die Verbraucherzentrale Berlin wenden. De­
Sanierung in eine Zwischenumsetz­                                                                   ren Hilfe umfasst sowohl die Prüfung der Abrechnungen
wohnung zu ziehen: „Aber wieso ent­                                                                 von Strom­ und Gasverträgen als auch eine Beratung über
stehen neue Grundrisse und wieso                                                                    Regulierungsmöglichkeiten zur Schuldentilgung. Bei Bedarf
dürfen wir nicht wieder zurück?“ Ei­                                                                verhandeln die Berater auch mit dem Energieversorger, um
ne Frage, die man sich auch beim                                                Mehr Infos unter:   Sperren aufzuheben oder abzuwenden. Nun sind die Wege
Berliner Mieterverein (BMV) stellt.                                            www.verbraucher      für Ratsuchende in einigen Berliner Bezirken noch einmal
Zum Hintergrund: Das Dachgeschoss                                                zentrale-berlin.   deutlich kürzer geworden: Im 14­tägigen Rhythmus bie­
wurde vom Voreigentümer 1995 sa­                                                      de/energie    tet die Verbraucherzentrale in der Lichtenberger Kiezspinne
niert. Nun hat das Wohnungsunter­                                              schuldenberatung     (dienstags von 13 bis 16 Uhr), im neuen Quartiersbüro der
nehmen Gewobag, das seit 2013 Ei­                                                                   Verbraucherzentrale in Moabit (donnerstags von 13 bis 16
gentümer ist, plötzlich entdeckt, dass                                                              Uhr) und in der Gesobau­Nachbarschaftsetage im Märki­
es keinen zweiten Rettungsweg gibt.                                                                 schen Viertel (mittwochs von 9 bis 12 Uhr) ihre Beratung
Eine Ausnahmeregelung hat die                                                                       an. Eine Voranmeldung dafür ist nicht notwendig. rm

MieterMagazin 12/2020                                                                                                                                                    11
Panorama

FDP startet „VolksinitiatiVe“
tempelhofer Feld
bebauen?
Die Berliner FDP will das tempel­
hofer Feld auch der privaten immo­
bilienwirtschaft anbieten und sam­
melt Unterschriften für den Bau von
Wohnungen dort. Dass die Berli­            Fotos: Nils Richter
ner eine Bebauung mit wesentlich
weniger Wohnungen per Volks­
entscheid abgelehnt haben, spielt
wohl keine rolle.
                                                                                                                                                     Die liberalen wollen
Von ihrer alten Forderung, Tempel­                           beralen Natur, Grün und Erholung                 Planung und Bauvorbereitung            eine Volksinitiative
 hof für den Flugverkehr offenzuhal­                         ist“, so Heuser. „Offenbar waren die             braucht. Auch auf dem Tempelho­        zur Bebauung des
 ten, hat sich die Berliner FDP verab­                       nie vor Ort. Grün ist für sie offenbar           fer Feld könnten nicht schon mor­      tempelhofer Feldes
 schiedet. Jetzt tritt sie für eine mas­                     nur Bauerwartungsland.“ Wie die                  gen die Baukräne stehen, wie die       an den start bringen
 sive Bebauung an den Rändern des                            FDP auf der Fläche 12 000 Wohnun­                FDP glauben machen will.
Tempelhofer Feldes ein und hat eine                          gen und Gewerbe unterbringen will,               Eine solche Volksinitiative hat die
Volksinitiative gestartet.                                   ist für Heuser eine „große Rätsel­               liberale Partei schon einmal ange­
2014 haben die Berliner in einem                             frage“.                                          schoben: 2008 ging es um die Auf­
Volksentscheid die Randbebauung                              Dass der Wohnungsbau dem Bedarf                  rechterhaltung des Flugbetriebs in
 mit 4700 Wohnungen abgelehnt.                               hinterherhinkt, liegt nicht daran,               Tegel. Damals wie heute standen
 Die FDP­Initiative will nun den Rand                        dass Bauflächen politisch blockiert              Abgeordnetenhauswahlen vor der
 mit bis zu 12 000 Wohnungen be­                             werden, sondern neben der grassie­               Tür. Die FDP versucht offensichtlich
 bauen lassen. Die Wohnungen sollen                          renden Grundstücksspekulation                    erneut, für die Wähler wahrnehm­
zu je einem Drittel von öffentlichen                         auch an der Zeit, die man für die                bar zu werden.      Jens Sethmann
 Unternehmen, Genossenschaften
 und Privaten errichtet werden. In
 den Augen der FDP ist das Tempel­
 hofer Feld „derzeit ungenutzt“. Mit
 mathematischer Kreativität ver­                                                                     Ausstellungstipp
 spricht sie: „Die Fläche wird nicht
 schrumpfen, sondern an ihren Rän­
                                                                                                     neukölln im Zeitraffer
 dern wachsen.“ Dem Senat wirft sie                                                                  Neukölln war mit gut 265 000 Einwohnern bereits eine Groß­
„ideologiegetriebene Wohnungsbau­                                                                    stadt, als es vor 100 Jahren zum 14. Stadtbezirk von Groß­
verweigerung“ vor.                                                                                   Berlin eingemeindet wurde. Den Veränderungen, die der Be­
 Für Tilmann Heuser, Geschäftsführer                                                                 zirk bis heute durchlaufen hat, spürt die Ausstellung „Groß­
 des Bundes für Umwelt­ und Natur­                                                                   stadt Neukölln. 1920­2020“ nach. Die Zeitreise führt an acht
 schutz BUND, betreibt die FDP ein                                                                   markante Orte, an denen der Besucher die verschiedenen
„dilettantisches Wahlkampfmanö­                                                                      Entwicklungsepochen verfolgen kann. Vorgestellt werden der
ver“. Dass Berlins bestbesuchte Grün­                                                                Hermannplatz, der Kindl­Boulevard, das Tempelhofer Feld,
fläche als „ungenutzt“ bezeichnet                                          Großstadt Neukölln        der Alfred­Scholz­Platz, der Bahnhof Neukölln, das Schloss
 wird, zeige, „wie unwichtig den Li­                                                1920-2020        und der Gutshof Britz, das ehemalige Eternit­Werk in Rudow
                                                                       Museum Neukölln, Alt-         und die Gropiusstadt. Aus der lokalen Mikroperspektive wer­
                                                                        Britz 81, 12359 Berlin       den zum Beispiel anhand der Gropiusstadt stadtplanerische
                                                                              bis 4. April 2021      Fragen mit sozialen Problemen verknüpft. An Medienstatio­
                                                                     täglich von 10 bis 18 Uhr       nen können sich Besucher über die Entwicklung von Verkehrs­
                                                                                     Eintritt frei   wegen, Straßen und Plätzen, die Erschließung von Flächen für
                                                                               www.museum­           Wohnsiedlungen und Industrie sowie städtische Grün­ und
                                                                                  neukoelln.de       Erholungsflächen informieren. Und auch das heutige Neu­
                                                                                                     kölln kommt in der Ausstellung nicht zu kurz: Der Fotograf
                                                                                                     Leon Kopplow porträtierte in der U 8 verschiedene Neuköll­
                                                                                                     ner, die als Foto­Bausteine zu neuen Personen zusammenge­
                                                                                                     setzt werden können. Komplettiert wird die Ausstellung von
                                                                                                     der Fotoserie „12 x Neukölln“ von Gundula Friese. js

12                                                                                                                                            MieterMagazin 12/2020
„HanDlUngsleitFaDen ProBlemimmoBilien“
eine einfache lösung gibt es nicht
Die Berliner Baustadträte warten                                                                                                                        Das Haus am Hin­
seit langem darauf: konkrete Hand­                                                                                                                      denburgdamm, ecke
lungsanweisungen für den Umgang                                                                                                                         gardeschützenweg
mit sogenannten Problemimmobi­                                                                                                                          ist eines der Berliner
lien („geisterhäuser“), deren Besit­                                                                                                                    „geisterhäuser“
zer sich weder um leerstand oder
unzumutbare Zustände in den Häu­
sern kümmern noch auf amtliche
schreiben reagieren. Was taugt der
jüngst veröffentlichte Handlungs­
leitfaden der senatsverwaltung?                                                                                                                         L Der Handlungsleit-
                                                                                                                                                        faden im Internet:
Verwahrloste Häuser, in denen Men­                                                                                                                      https://stadtent
                                          Fotos: Sabine Mittermeier

 schen in prekären Wohnverhältnis­                                                                                                                      wicklung.berlin.de/
 sen leben oder die komplett leer ste­                                                                                                                  bauen/bauaufsicht/
 hen, gebe es in Berlin – anders als                                                                                                                    download/Hand
 im Ruhrgebiet – zwar nur wenige.                                                                                                                       lungsleitfaden _
 Aber ihre Auswirkungen auf das Um­                                                                                                                     Problem
 feld seien beachtlich, heißt es in dem                                                                                                                 immobilien.pdf
 neuen Leitfaden der Senatsverwal­
 tung für Stadtentwicklung.                                           mobilien gibt, bezweifelt daher, dass    die verschiedenen Facetten des The­
 Auf 36 Seiten gibt man den Mitar­                                    leerstehende Häuser dadurch schnel­      mas systematisch aufarbeitet und
 beitern in den Bezirksämtern Emp­                                    ler wieder bewohnbar gemacht wer­        zudem alle in Frage kommenden
 fehlungen für ein koordiniertes Ver­                                 den können. Aber der Leitfaden sei       Akteure auflistet.
 waltungshandeln und beleuchtet die                                   insofern eine Unterstützung, als er      Birgit Leiß
 unterschiedlichen Rechtsinstrumente
 und Verfahrenswege. Eine einfache
 Lösung für Problemimmobilien kön­
 ne die Broschüre nicht bieten, heißt
 es warnend.                                                                                      Webtipp
„Verfahrenshürden lassen sich mei­
 nes Erachtens durch einen Leitfaden
                                                                                                  Heizkosten verstehen – und senken
 nicht abbauen“, gibt der Baustadt­                                                               Wer in einem sanierten Gebäude wohnt, zahlt jährlich bis zu
 rat des Bezirks Mitte, Ephraim Go­                                                               545 Euro weniger fürs Heizen. Dies ist eines der wichtigsten
 the (SPD), zu bedenken. Das Ver­                                                                 Ergebnisse des gerade erschienenen neuen Heizspiegels für
 waltungsverfahren sei nun mal                                                                    Deutschland. „Energetische Gebäudesanierung ist der schlum­
 schwerfällig und die personelle Aus­                                                             mernde Riese fürs Energiesparen und für den Klimaschutz“, sagt
 stattung der Bezirksämter unzurei­                                                               Tanja Loitz, Geschäftsführerin von co2online. Die gemeinnüt­
 chend. Gothe, in dessen Bezirk es                                                                zige Beratungsgesellschaft erstellt den Heizspiegel alljährlich in
 besonders viele dieser Problemim­                                           www.heizspiegel.de   Zusammenarbeit mit dem Deutschen Mieterbund und dem Ver­
                                                                                                  band kommunaler Unternehmen.
                                                                                                  Für das Abrechnungsjahr 2019 müssen die Mieter mit etwas hö­
                                                                                                  heren Heizkosten rechnen. Der Grund: Bei fast allen Energieträ­
                                                                                                  gern haben die Kosten leicht angezogen. Durchschnittlich zah­
                                                                                                  len Mieter einer 70 Quadratmeter großen Wohnung 720 Euro
                                                                                                  im Jahr an Heizkosten. Das ist ein Anstieg um 2,9 Prozent. Mit
                                                                                                  Hilfe eines interaktiven Online­Rechners kann man auf der
                                                                                                  Website überprüfen, ob die eigenen Heizkosten plausibel sind
                                                                                                  oder auffällig hoch. Zwar hat man als Mieter keinen Einfluss da­
                                                                                                  rauf, dass der Hauseigentümer die Heizung austauscht. Aber
                                                                                                  durch richtiges Heizen kann man ebenfalls dazu beitragen, CO2
                                                                      Zugemüllter Hof             einzusparen und den Geldbeutel zu entlasten. Die Website ent­
                                                                      einer Problem­              hält dazu zahlreiche Tipps. Besonders praktisch: ein Rechner,
                                                                      immobilie in der            der aufzeigt, ob sich beispielsweise die Anschaffung eines Spar­
                                                                      kameruner straße            duschkopfs lohnt. bl

MieterMagazin 12/2020                                                                                                                                                      13
TITEL

                                      Die Arbeit im Homeoffice – eine
                                      Not während des Lockdowns –
                                      wird zur Tugend. Arbeitnehmer
                                      wie Arbeitgeber sehen zuneh­
                                      mend die damit verbundenen
                                      Vorteile. Das Homeoffice wird
                                      aber nicht nur den Arbeitsalltag
                                      verändern. Es wird neue Anfor­
                                      derungen an die Wohnung und
                                      an das Wohnumfeld stellen.
                                      Und: Die Stadt wird nicht so
                                      bleiben, wie sie ist.

             Arbeitsplatz
             Wohnzimmer
                                                                                     alle Fotos: Sabine Mittermeier

              Das Homeoffice verändert das Arbeiten,
              die Wohnung und die Stadt

14                                                           MieterMagazin 12/2020
D
         er Lockdown infolge der
         Corona-Pandemie hat aus-
         gelöst, was sich zuvor viele
nicht vorstellen konnten: flächen-
deckendes Arbeiten im Homeoffice.
Und nun, mit der über mehrere Mo-
nate gesammelten Erfahrung, stellen
sowohl Arbeitnehmer als auch Ar-
beitgeber fest, dass die Arbeit von
zu Hause aus eine echte Alternative                                                                                       Sind die Arbeit­
sein kann. Eine Studie des Fraunho-                                                                                       nehmer im Home­
fer-Instituts für Arbeitswirtschaft                                                                                       office, spart der
und Organisation (IAO) und der                                                                                            Arbeitgeber die
Deutschen Gesellschaft für Perso-                                                                                         Arbeitsplatzkosten
nalführung (DGFP), für die 500 Un-
ternehmen befragt wurden, zeigte,      nissen. Eine 2018 veröffentlichte         Vorteil: Sie sparen Geld, weil sie we-
dass 90 Prozent eine Ausweitung        Studie des Institute of Labor Econo-      niger Büroflächen vorhalten müssen.
der Homeoffice-Arbeit im eigenen       mics (IZA) belegte etwa, dass das         Monatlich kostet ein Arbeitsplatz den
Betrieb für möglich halten. Die deut-  Arbeiten zu Hause auf Dauer stresst       Arbeitgeber im Schnitt rund 500 Eu-
schen DAX-Unternehmen gaben            und unglücklicher macht, weil die         ro. Auf der anderen Seite müssen Ar-
laut einer Umfrage des Nachrich-       Trennung von Arbeit und Freizeit          beitnehmer im Homeoffice gleichzei-
tenmagazins Der Spiegel nahezu lü-     schwerer fällt. Eine im Juli 2020 ver-    tig tiefer in die Tasche greifen: Wer
ckenlos an, Konzepte zu entwickeln,    öffentlichte Studie der Krankenkas-       zu Hause arbeitet, der hat Ausgaben
wie ihre Mitarbeiter künftig dauer-    se DAK kommt zum gegenteiligen            für Strom, Heizung, Wasser, Internet
haft mehrere Tage pro Woche am         Schluss: Die Befragten, die während       und das Einrichten eines Arbeitsplat-
heimischen Schreibtisch arbeiten       der Corona-Pandemie im Homeof-            zes. Zudem muss knapper Wohn-
können.                                fice arbeiteten, fühlten sich überwie-    raum umgewidmet werden.
In einem Punkt sind sich die Studien                                             Der Ruf nach Kompensationsleistun-
einig: Wir werden nicht alle durch-         „Durch den Wegfall des               gen durch den Arbeitgeber ist da nur
gehend zu Hause arbeiten. Jobs wer-                                              verständlich. Denkbar wäre auch ei-
den sich nur in Ausnahmefällen kom-       Arbeitsweges werden Zeit,              ne steuerliche Absetzbarkeit in Form
plett ins Homeoffice verlagern. Eini- Geld und Nerven gespart, auch              höherer Werbungskosten, was aber
ge Tage im herkömmlichen Büro und                                                ungerecht wäre. Bislang besteht für
einige am heimischen Schreibtisch         die Umwelt wird geschont.“             Arbeitnehmer kein Recht auf das Ar-
– solchen hybriden Arbeitsformen                                                 beiten im Homeoffice. Bundesarbeits-
wird wohl die Zukunft gehören.         gend seltener gestresst, produktiver      minister Hubertus Heil will das noch
14,8 Millionen Menschen, rund ein      und gaben an, Familie und Job bes-        in diesem Jahr ändern.
Drittel der deutschen Erwerbstätigen,  ser vereinbaren zu können. Drei Vier-     Doch was wird passieren, wenn je-
arbeiten in einem Bürojob, so das In- tel der Teilnehmer gaben an, dass          der, der kann und darf, es tatsäch-
stitut der deutschen Wirtschaft (IW)   ihnen allerdings der direkte Kontakt      lich auch tut? Was werden die Aus-
– Tendenz steigend. Für 85 Prozent     zu Kollegen fehlte. Ein weiterer Nach-    wirkungen auf das Wohnen und die
von ihnen sei Homeoffice eine Op-      teil des Homeoffice, der immer wie-       Stadtentwicklung sein?
tion. Vor Corona verbrachten laut      der genannt wird, ist die Schwierig-
Bundesinstitut für Bevölkerungsfor-    keit, Job und Privates zu trennen. Auf                                                      Familie und
schung (BiB) nur rund 5,3 Prozent      der anderen Seite, bei den Arbeitge-                                                        Job lassen
der Beschäftigten mindestens die       bern, mangelt es bei der „Führung                                                           sich im Home­
Hälfte ihrer Arbeitszeit am Schreib-   auf Distanz“ noch an Routine.                                                               office besser
tisch zu Hause, weitere 6,7 Prozent in Aber es gibt auch viele Vorzüge.                                                            vereinbaren
einem geringeren Umfang. Im euro-      Durch den Wegfall des Arbeitswe-
päischen Vergleich rangierte Deutsch- ges werden Zeit, Geld und Nerven
land damit im Mittelfeld. Im April     gespart. Auch Umwelt und Klima
2020, während des Lockdowns, ar-       profitieren vom Wegfall des Arbeits-
beiteten aber auch hierzulande schon   weges und dem damit verbundenen
rund 23 Prozent der Befragten über-    Rückgang an Emissionen. Wo die
wiegend im Homeoffice.                 Arbeitszufriedenheit der Mitarbei-
Macht die Arbeit zu Hause den Arbeit- ter steigt, steigt auch ihre Loyalität –
nehmer unzufriedener oder zufriede- es gibt weniger Arbeitsausfälle und
ner? Verschiedene Untersuchungen       Fehlzeiten. Für Unternehmen ist der
kommen zu gegensätzlichen Ergeb-       vielleicht am schwersten wiegende

MieterMagazin 12/2020                                                                                                                     15
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