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WUK INFO-INTERN Nummer 3/12 Scheitern – aufstehen – weitergehen Juni Regen und Wind und wenige Frauen Mietvertrag ja – aber was für einer? Portrait von Gerhard Brandstötter 1
INHALT EDITORIAL Scheitern – Aufstehen – Weitergehen | Verena Gappmaier . . . . . . . . . . . . . 3 Liebe LeserInnen! Neues zum Thema Mietvertrag | Vincent Holper . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 D er Mai ist vorbei!“ behauptete Besetzt! Kampf um Freiräume seit den 70ern | Susanna Rade . . . . . . . . . . 8 Peter Henisch in seinem gleich- namigen, 1978 erschienenen Von der Arena zum WUK | Anton Mantler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Roman, in dem er auf das Jahr 1968 und Wenn’s regnet, bleib ich zuhaus – Zeltstadt der Frauen | Claudia Gerhartl 13 dessen Folgen zurückblickte. WIE vorbei, zeigt uns die Ausstellung „Besetzt!“ im Umschwung am Balkan | Philipp Leeb . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 Wien Museum, das mit diesem Pro- Mit dem Bus durch Kalifornien | Charlotte Damböck . . . . . . . . . . . . . . 15 gramm genau auf diese Zeit zurückblickt, auf Zeiten also, in denen es sogar in Wien 23 Jahre Holz – Portrait von Gerhard Brandstötter | Jürgen Plank . . . . . 16 hoch herging, auf Zeiten, aus denen sich Werkschau XVII: Robert Zahornicky | Fotoalerie Wien . . . . . . . . . . . . . . 19 letztendlich das WUK herausbildete. Heute gibt es uns im Museum zu be- Das waren die Mädchentage im WUK | Buxhofer, Müller, Gappmaier . . 21 staunen – sollte uns das zu denken geben? Gender-Workshops bei WUK m.power | Dieter Breitwieser, Nina Eckstein 22 Sind Aufstand, Widerstand und Rebel- lion etwas Antiquiertes, das im Museum WUK next.level nimmt Abschied | Verena Gappmaier . . . . . . . . . . . . . . 24 gezeigt werden muss, weil es sie in der Blitzlicht: Gerhard Zoubek | Claudia Gerhartl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 Realität nicht mehr gibt? Oder ist alles erreicht, was Arena-, Rot- WUK-Forum am 2.4. und 7.5. | Rudi Bachmann . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 stilzchen-, Amerlinghaus-, GAGA- und WUK-Radio . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 letztlich auch WUK-AktivistInnen zu er- reichen hofften? Lohnt es sich nicht Termine, Ankündigungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 mehr, für oder gegen etwas zu kämpfen? Topics . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 Fehlen uns die Kraft, der Wille oder die Hoffnung? Wir, die wir damals (fast) dabei waren, Meinung haben alle Hände voll damit zu tun, das Erreichte zu bewahren. Und die Jüngeren haben ihren Widerstand in den virtuellen Endlich Trendwende in der österreichischen Kulturpolitik | IG Kultur . . . . 5 Raum verlegt, statt im öffentlichen zu Unpolitisch unkorrekt | Philipp Leeb . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7 agieren. Etwas zu schwarz gemalt? Vielleicht. Unter uns über uns | Claudia Gerhartl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 Es gibt sie ja, die Menschen, die auf die Zugang zum Arbeitsmarkt | Norbert Doubek . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 Straße gehen, manchmal, die sich einsetz- ten für etwas, für jemanden. Nur der zün- dende Funke, die Begeisterung, der An- spruch, es müsse und würde sich etwas verändern, fehlt, weil wir damit beschäf- tigt sind und werden, uns davor zu fürch- Titelblatt: Vor der Räumung der besetzten Häuser Aegidigasse/Spalowskygasse, 1988 (aus der Ausstellung im Wien Museum) ten, dass es schlimmer wird, dass uns weg- Foto: Robert Newald genommen wird, was wir oder andere er- fochten haben, sodass wir schon froh sind, wenn es bleibt, wie es ist. Das lähmt. Beiträge, Ankündigungen: Mit E-Mail (Text- und Bild-Dateien als Bei- Führen wir also die Museumsbesuche- lage) an infointern@wuk.at. Auf CD, Stick oder Papier ins Info-Intern- rInnen durchs Haus und zeigen ihnen, Postfach im Informationsbüro. Bitte unbedingt Name und Kontaktmög- was wir waren und was aus uns geworden lichkeiten angeben. ist: Die HüterInnen einer alten Idee von Gestaltung: Titel und Zwischenüberschriften sollen maximal 30 Zeichen alternativer Kultur – ohne Vision für die haben. Fotos, Zeichnungen und Grafiken immer mit Angabe der/des Zukunft, außer der, dass es uns weiterhin KünstlerIn. Keine Absatz-Formatierungen (nur Fließtext) und keine Format- geben soll. vorlagen (außer Absatz-Standardschriftart und Standard). Auf bessere Zeiten! Nächster Redaktionsschluss: Montag, 17. September, 17:00 Uhr Oktober-Ausgabe: Am Donnerstag, 27. September, im Haus Claudia Gerhartl Impressum: WUK-INFO-INTERN. Informations- und Diskussionsorgan. Medieninhaber, Herausgeber: WUK – Verein zur Schaffung offener Kultur- und Werkstättenhäuser, 1090 Wien, Währinger Straße 59. Redaktion: Claudia Gerhartl, Philipp Leeb, Rudi Bachmann. Gestaltung/Layout: Computer Graphics Assoc. Druck: Riegelnik, Wien. GV-Beschlüsse vom 24.6.1992: 1. Ein- schränkungen freier Meinungsäußerung: a) bei Verletzung von Rechten bzw. Privatsphären von Personen, b) bei Beschimpfungen, c) bei nicht belegten Anschuldigungen, d) bei möglichen straf- oder verwaltungsrechtlichen Konsequenzen. 2. Bei strittigen Beiträgen gibt es Gegendarstellungen in derselben Ausgabe. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die Meinung der AutorInnen wieder. Über Kürzungen, Titel, Untertitel, Vorspanne, Zwischenüberschriften und andere Ausstattungen entscheidet die Redaktion. Nicht gekennzeichnete Fotos: Redaktion bzw. Archiv. Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz: Zu 100 % im Eigentum des Vereins WUK. Info-Intern im Netz: www.wuk.at, Das WUK, WUK-Info-Intern
jugendcoaching Foto: WUK CoachingPlus Scheitern – Aufstehen – Weitergehen Von Verena Gappmaier, WUK Bildung und Beratung S eit fünf Jahren unterstützt WUK chische Erkrankungen verstärken. Das Thema Scheitern aus gesellschaftspoliti- CoachingPlus Jugendliche mit psy- Bestehen in der gegenwärtigen Arbeits- scher und philosophischer Sicht. Sie chischer Erkrankung im Rahmen welt wird dadurch immer noch schwie- stellte fest, dass das Scheitern bei ober- des Jugendcoachings (ehemals Clearing) riger – zumindest ohne Unterstützung.“ flächlicher Betrachtung aus dem Schat- beim Einstieg in die Arbeitswelt. Anläss- In ihren Eröffnungsworten betonte ten der verschämten Verschwiegenheit lich dieses Jubiläums fand am 5. April in WUK-Geschäftsleiterin Ute Fragner die herausgetreten zu sein scheint: In Sit- der Bücherei Philadelphiabrücke die Wechselwirkungen zwischen psychi- coms, Reality-Shows und Talk-Shows Fachveranstaltung „Scheitern – Aufste- schen Erkrankungen und den steigen- werden die Misserfolge und Niederlagen hen – Weitergehen“ statt, bei der das den Herausforderungen unserer Leis- von anderen mit viel Lust medial insze- Erleben psychischer Erkrankungen, die tungsgesellschaft. niert: „Fehlende ökonomische Absiche- besonderen Herausforderungen von be- Auch Hofrat Mario Jursitzky vom rung, mangelnde soziale Aufstiegschan- troffenen Jugendlichen und mögliche Bundessozialamt wies in seiner Be- cen, Ausgrenzungsgefährdung, niedriger Wege zurück zu Lebensfreude und be- grüßung darauf hin, dass gerade in un- Bildungsstand und ähnliche Faktoren ruflicher Selbstbestimmung thematisiert serer Erfolgsgesellschaft das Thema psy- sind der Boden, auf dem sich die Komik wurden. chische Erkrankungen verstärkte Auf- entrollt und auf dem sich die Zusehe- Am Programm standen Vorträge von merksamkeit braucht. Das große Inter- rInnen mit dem Leiden der Hauptfigu- Krista Susman und Christine Sonntag, esse an der Veranstaltung – der Saal war ren identifizieren und sich gleichzeitig ein Interview mit der Kabarettistin And- bis auf den letzten Platz besetzt – be- davon abgrenzen können“, so Susman. rea Händler sowie ein Videobeitrag, der stätigte diese Beobachtungen und ist ein Dennoch ist das Scheitern immer von jugendlichen ProjektteilnehmerIn- Zeichen dafür, wie wichtig Unterstüt- noch ein großes Tabu. Denn sobald es nen gestaltet wurde. zungsangebote wie WUK CoachingPlus um das eigene Gescheitertsein geht, für Betroffene sind. wird meist versucht, dieses zu verstecken Leistungsgesellschaft oder es nachträglich in einen Erfolg um- „Angst vor der Zukunft, finanzielle Pro- Von der Sprachlosigkeit zudeuten. „Während das Sprechen über bleme, die Sorge um den Job und Exis- Im ersten Vortrag beleuchtete Krista das Scheitern der anderen leicht fällt, tenzängste können psychische Krisen Susman (Geschäftsführerin Zentrum für wird das eigene ‚Versagen’ nicht öffent- auslösen oder bereits vorhandene psy- Beratung, Training, Entwicklung) das lich gemacht, da es oft mit Gefühlen WUK-INFO-INTERN 3/12 Juni 3
jugendcoaching von Scham verbunden ist“, beobachtet der persönlichen Ebene immer ein ‚Gefühl des totalen Gescheitertseins’ Susman, „Und Scham macht sprachlos schwieriges Ereignis, doch für Jugendli- einher, berichtet Christine Sonntag, und unsichtbar.“ che, die mangels Ausbildungsplatz oder „Das liegt auch daran, dass unsere Ju- „Scheitern ist, anders als bloßes Verlie- Job an den Rand der Gesellschaft ge- gend extrem leistungsorientiert im ren, ansteckend“ (Sylka Scholz), weshalb drängt werden, ist das eine besonders Sinne der Erwerbsarbeit, pragmatisch wir laut Susman Distanz zu den „Ge- prekäre Situation. und voller Sehnsucht nach Beziehung scheiterten“ halten. Mit diesem als not- Aber wie geht man mit so einer Situa- ist, wie die Europäische Wertestudie wendig empfundenen Abstand ist es tion um? Ironisierungen und Erfolgs- und die Shell Jugendstudie belegen.“ auch zu erklären, dass wir das eigene umdeutungen sind der traurige Aus- Daher stellen der Umgang mit Scheitern Scheitern meist im Verborgenen halten druck dafür, dass in unserer Gesellschaft und die psychosozialen Entwicklungen und darüber nur sprechen können, kein Platz für das Scheitern zu sein in Wechselbeziehung zu aktuellen Wer- wenn wir es in einen Erfolg umdeuten: scheint: „Failure ist not an option“. ten der Gesellschaft und Jugendkultur So findet man im Internet, wie Susman Doch dieser Ansatz hilft Betroffenen ein sehr wichtiges Thema dar. eindrücklich dokumentiert, unzählige wenig, mit ihrer Situation umzugehen Anleitungen zur Umdeutung des eige- und Lösungswege zu finden. „Anstatt Mit professioneller Unterstützung nen Scheiterns: Die Suchtreffer der Vor- das Thema auszublenden sollte auf ge- Im Projekt WUK CoachingPlus bekom- tragenden reichen von „glücklich schei- sellschaftlicher Ebene jenseits von Ironi- men Jugendliche die Möglichkeit, Lö- tern“ über „erfolgreich scheitern“ oder sierung und Umdeutung eine eigene sungs- und Handlungsmuster zu erar- „immer besser scheitern“ bis hin zu Sprache für das Scheitern entwickelt beiten, die ihnen aus der aktuellen Krise „schöner scheitern“, was sie dahingehend werden, ein Raum, in dem die eigene heraushelfen und sie für eventuelle interpretiert, dass es offenbar einen Biographie (wieder) angeeignet werden zukünftige Krisen festigen. „Sie lernen, großen Bedarf gibt, einen produktiven kann.“ ihre psychische Widerstandsfähigkeit, Umgang mit dem Scheitern zu finden. auch Resilienz genannt, zu stärken und Hintergrund dafür ist eine generelle Vom Aufstehen und Weitergehen neues Selbstbewusstsein zu entwickeln.“ Verunsicherung in der Erwerbsgesell- Im zweiten Vortrag der Fachveranstaltung Dabei spielen unter anderem soziales schaft: Der Verlust ökonomischer Si- setzte Projektleiterin Christine Sonntag Kompetenztraining, in dem die Jugend- cherheit und fehlende Möglichkeit zur genau bei diesem (wieder) Aneignen der lichen lernen, Beziehungen aufzubauen Verwirklichung persönlicher Zielvorstel- eigenen Biographie an. Denn die Jugend- und zuzulassen, sowie die Schulung zur lungen ist gegenwärtig die am häufig- lichen, die zu WUK CoachingPlus kom- kreativen Freizeitgestaltung eine Rolle. sten auftretende Form des persönlichen men, müssen lernen, mit einer psychi- Denn wie bereits die Studie „Die Ar- Scheiterns und betrifft immer mehr schen Erkrankung umzugehen. beitslosen von Marienthal“ (1929, Menschen, zunehmend auch Jugendli- „Gerade bei Jugendlichen geht eine 1933) belegt, wird die psychische Ge- che. Das Erleben von Scheitern ist auf psychische Erkrankung oft mit dem sundheit vor allem durch erfüllende be- rufliche Beschäftigung mit einer Tages- struktur, stabile soziale Beziehungen und die Fähigkeit zur aktiven Freizeitbe- Neues Zuhause in der Thaliastraße schäftigung gefördert. „Zusätzlich sind für die Jugendlichen rierefrei zugänglich. individuelle Beratungsgespräche wich- S eit Ende April haben die beiden Die gröbsten Um- und Aufbau- tig, um das eigene Scheitern zu entta- jüngsten WUK Projekte, WUK schritte sind schon erledigt. Dank der buisieren und als Lernmodell ‚Versuch jugendcoaching.west und WUK tatkräftigen Unterstützung aller Kolle- und Irrtum’ zuzulassen. So lernen sie, Arbeitsassistenz, ihren neuen Standort gInnen, der EDV und der Zivildiener neuen Mut zu fassen, um auch berufli- bezogen. In der Thaliastraße 85 im konnte der Umzug in zwei Tagen be- che Schritte und Zielsetzungen wieder 16. Bezirk stehen den derzeit acht wältigt werden. Wie das so ist bei ei- zu wagen.“ MitarbeiterInnen drei Beratungs- nem Umzug, finden aber natürlich räume, ein Gruppenraum, sechs Büros nach wie vor Detailarbeiten statt. Andrea Händler macht Mut und eine großzügige Empfangs- und Wenn demnächst alles fertig ist, „Viele Leute, denen man es nicht zu- Wartezone zur Verfügung. Zusätzlich folgt die Einladung zur offiziellen trauen würde, leiden an Depressionen. sind natürlich auch die übliche Büro- Eröffnungsfeier. Doch auch vorab sind Mich selbst hat es zwei Mal voll erwi- basisausstattung wie Küche, Toiletten interessierte BesucherInnen jederzeit scht.“ In einem Interview mit Psycho- sowie Server- und Abstellraum vor- herzlich willkommen! therapeut Michael Biró erzählte die Ka- handen. Impressionen der Schraub-, Bohr-, barettistin Andrea Händler von ihren Am neuen Standort befinden sich Putz- und Tragetätigkeiten wurden Erfahrungen mit dieser psychischen Er- WUK juco.west und die Arbeitsassi- von Arbeitsassistent Hans-Peter Wald- krankung. „Mir machte einfach nichts stenz in bester Gesellschaft, denn Ju- bauer auch für die nachkommenden mehr Spaß, aber ich erkannte anfangs gend am Werk ist im selben Haus mit Generationen festgehalten und sind in nicht, dass ich eine Depression hatte. mehreren Büros vertreten. Die Räum- der Galerie zu finden! Erst durch den Rat eines guten Freun- lichkeiten sind durchwegs hell und Astrid Edinger, WUK Arbeitsassistenz des ging ich zum Arzt.“ freundlich gestaltet sowie allesamt bar- Andrea Händler berichtete mit beein- druckender Offenheit darüber, wie es 4 WUK-INFO-INTERN 3/12 Juni
jugendcoaching ihr in den schlimmen Phasen der De- „Auszeit vom Denken“ und somit als das ja nicht aus.“ Anderen Betroffenen pression ging und wie sie lernte, mit der seelische Erholungsphase empfand. gab sie vor allem den Rat, sich helfen zu Erkrankung umzugehen. Ihr persönlich Die Kabarettistin betonte, wie unver- lassen, denn ohne professionelle Unter- half neben einer gut eingestellten medi- ständlich das Stigma ist, das der Krank- stützung ist es enorm schwierig, aus ei- kamentösen Behandlung die liebevolle heit Depression anhaftet: „Man soll sich ner Depression herauszukommen. Unterstützung ihres Partners und sport- nicht schämen, wenn man eine psychi- Die Veranstaltung wurde gesponsert von liche Betätigung, weil sie den Sport als sche Erkrankung hat, man sucht sich Bundessozialamt, Landesstelle Wien Endlich Trendwende in der österreichischen Kulturpolitik W ir begrüßen die Kehrtwende nanziellen Ressourcen; kleinteilige, Die Ministerin beklagt die neolibe- der Bundesministerin Clau- zeitgenössische, aktuelle Kunst- und rale (Kultur-) Politik und trifft den Na- dia Schmied, die sich in Zu- Kulturarbeit wird durch eine diverse gel auf den Kopf, diese Politik muss kunft mehr für zeitgenössische Kunst Versorgungsstruktur verbreitet, etwa enden, die nur jene absichert, die und Kultur einsetzen will. Insbesondere von mittleren und kleinen Bühnen schon am meisten vom System profi- in Hinblick auf die verstärkte Förde- und Kulturinitiativen, die immer mehr tieren. Das sagen die Kulturschaffen- rung mittlerer und kleinerer Strukturen, vor die Frage gestellt werden, wie sie den schon seit langem, vielleicht be- die derzeit von der „Plattform zeitgenös- die KünstlerInnen bezahlen sollen, die ginnt die Politik jetzt zuzuhören, und sischer Theater- und Tanzhäuser“ gefor- ihre Einrichtungen erst zu dem ma- die Umverteilungsdiskussionen kön- dert und von der Ministerin unterstützt chen, was sie sind: Lebendige dezen- nen endlich beginnen. wird, zeigt sich endlich der Schimmer trale Orte, die sich der täglichen Her- IG Kultur Österreich einer Trendwende in der Kulturpolitik. ausforderung stellen, zeitgenössische 1060 Wien, Gumpendorfer Str. 63b Bundeskulturpolitik ist mehr als die Kunst und Kultur sowie entsprechen- 01/503 71 20 Versorgung der Bundestheater mit fi- des Publikum weiter zu entwickeln. www.igkultur.at Kinder an die Macht! A m Freitag, dem 11. Mai, fand Mittlerweile hat es sich allerdings nen wie die Großen. Ein besonderer der nun schon zur Tradition etabliert, die Party im Hof steigen zu Höhepunkt war diesmal wohl, dass es gewordene „DeckenDay“ statt, lassen, nicht zuletzt deshalb, um dem einige der älteren SchülerInnen durch an dem die Kinder des WUK mit WUK und seinen Menschen zu zeigen, hartnäckige Interventionen tatsächlich Decken den Hof besetzen und zeigen, dass wir hier täglich mehr als 100 Kin- schafften, dass alle Autos aus dem Hof dass sie da sind. der beherbergen, die genauso ein An- entfernt wurden. Begonnen hat dieses Treffen aller recht auf den Hof haben wie jene, die In diesem Sinn: Macht Platz für die Kinder des Hauses vor einigen Jahren den freien Raum kommerziell nützen. Kinder! Nicht nur einmal im Jahr! mit einem gemeinsam gestalteten Tag Natürlich war es auch dieses Mal Claudia Gerhartl des KJB, wo die Gruppen mit ihren wieder ein großes Ereignis für die Klei- Foto: Claudia Gerhartl Kindern von Raum zu Raum zogen, schauten, was bei den anderen so los ist, sich kennenlernten, miteinander spielten und zum Abschluss gemein- sam in der SchülerInnenschule zu Mit- tag aßen. Der Gedanke dahinter war ein Aus- tausch zwischen den Gruppen, das Ab- bauen von Vorurteilen und ein engeres Zusammenarbeiten. Schließlich haben alle Gruppen des Kinder- und Jugend- Bereichs ein ähnliches pädagogisches Konzept, basierend auf einem achtsa- men und respektvollen Umgang zwi- schen Kindern und Erwachsenen – und wünschenswert wäre ein erleich- terter Übergang von den Kindergrup- pen ins Schulkollektiv und von dort in die SchülerInnenschule und ins Werk- college. WUK-INFO-INTERN 3/12 Juni 5
prekarium Neues zum Thema Mietvertrag Von einer Informationsveranstaltung in der PPH berichtet Vincent Holper D er Abschluss eines Mietvertrags Im schlimmsten Fall könnten sanie- ¥ Vermieter zahlt Erhaltung und mit der Gemeinde Wien ist ei- rungsbedürftige Gebäudeteile künftig Reparatur nes der großen Themen, das die gesperrt statt repariert werden. Bei Ab- ¥ Weitervermietungsrecht Vorstandsarbeit mittlerweile schon seit schluss eines Mietvertrags, so stellt die ¥ Akzeptabler Mietpreis (Symbolmiete) vier Jahren dominiert. Die Verhandlun- MA34 in Aussicht, könnte die Instand- Bedauerlicherweise ist durch den bis- gen verlaufen äußerst zäh, und ein Ende haltung des Hauses wieder in großzügi- lang vorliegenden Entwurf keiner die- ist nicht absehbar. geren Dimensionen vorgenommen ser Punkte erfüllt. Ein für die Exper- Zwar wurde dem Vorstand im De- werden. tInnen akzeptabler Vertrag könnte so zember 2011 ein erster Entwurf überge- ähnlich aussehen wie jener, der 1989 ben, dieser schien aber offensichtlich Prekariat fast zum Abschluss gebracht worden auch der MA34 unannehmbar, weil sie In ihren ersten Statements gehen die wäre. umgehend ankündigte, eine verbesserte ExpertInnen auf die aktuelle Rechts- Version nachfolgen zu lassen. Diese grundlage der Nutzung des WUK ein: Vetragsentwurf 1989 steht aber bis dato noch aus. Diese ist ein Prekarium – eine Bitt- Als die Gemeinde Wien das Gebäude in Der Vorstand, der ja schon bei ver- leihe, die das WUK nur verpflichtet, der Währinger Straße 1989 vom Bund schiedenen Gelegenheiten über den jene Kosten, die sich aus der ordentli- übernommen hatte, wurde recht zügig Stand der Verhandlungen informiert chen Nutzung des Gebäudes ergeben, mit Verhandlungen über einen Mietver- hat, wollte nun die Diskussion um das (Energie, Reinigung etc.) zu überneh- trag begonnen, letztendlich konnte mit Für und Wider eines Mietvertrags auf men. dem Frauenzentrum aber keine Eini- eine breitere Basis stellen und hat dazu Alle Erhaltungskosten hat der Eigen- gung über einige von ihnen geforderte Interessierte aus dem WUK und dem tümer zu tragen – was er aber im Mo- Punkte erzielt werden (wie etwa die Frauenzentrum zu einer Informations- ment nicht tut. Und rechtlich gibt es Übernahme der Betriebskosten aus der veranstaltung in der Psychopannenhilfe keinen Anspruch darauf. Und inwieweit Subvention des WUK, oder die Mög- eingeladen. Hier sollten Mag. Jirina er es bei einem Mietvertrag tun müsste, lichkeit, Räume auch zu Wohnzwecken Rady, Expertin für Vertragsrecht, und ist fraglich. zu nutzen). Dr. Peter Iwaniewicz Einblick in die ge- Aus Sicht der beiden ExpertInnen Was sich retrospektiv als großer Fehler setzlichen Grundlagen geben und darü- wäre die Beseitigung dieser Rechtsunsi- erweist, hat sich damals wohl anders ber hinaus skizzieren, wie ein für WUK cherheit ein Argument für den Ab- dargestellt, der Abschluss des Vertrags und Frauenzentrum akzeptabler Vor- schluss eines Mietvertrags – allerdings schien gegenüber den Bedürfnissen nach schlag aussehen könnte. nicht zu den Bedingungen wie sie im Autonomie und klarer Abgrenzung we- An der dreistündigen Veranstaltung Entwurf der MA34 vorgesehen sind. niger wichtig zu sein. am 16. Mai nahmen etwa dreißig Perso- Wollen WUK und Frauenzentrum in nen teil, die profunde Informationen Mietvertrag der aktuellen Situation zu einem Vertrag bekamen und an einer angeregten Dis- Um dem Mietrechtsgesetz MRG zu un- kommen, müssten sie in den Verhand- kussion teilhaben durften. terliegen, müsste eine Nutzung für lungen wohl besser koordiniert sein als Wohn- oder Geschäftszwecke vorliegen. damals. Aktuelle Situation Dies ist weder beim WUK noch beim In den letzten Jahren hat die MA34 ihre Frauenzentrum der Fall, weshalb ein Zwei Mietverträge finanziellen Beiträge zur Instandhaltung Vertrag nach dem Allgemeinen Bürgerli- Ein Punkt, der aktuell für Probleme zunehmend reduziert bis eingestellt, was chen Gesetzbuch (ABGB) abgeschlossen sorgt, stand damals außer Diskussion. mittlerweile an vielen Stellen im WUK werden müsste. 1989 wären eigenständige Mietverträge bemerkbar ist. Ein solcher Vertrag kann völlig freie für WUK und Frauenzentrum möglich Die MA34 (die schon bei der Über- Vereinbarungen enthalten, sollte aber, gewesen, während die MA34 dies für nahme der Triester Straße klargestellt um einen möglichst guten Schutz des den neuen Vertrag ausschließen will. hatte, dass sie bei den von ihr verwalte- Mieters zu gewährleisten, wesentliche Die dafür vorgebrachten technischen ten Objekten zumindest kostendeck- Elemente des Mietrechtsgesetzes (wie Argumente, wie die Verflechtung der ende Mieteinnahmen erzielen will) be- etwa den Kündigungsschutz) beinhal- beiden Gebäudeteile durch überlap- kommt Druck vom Kontrollamt, das ten. Weitere Anforderungen an einen pende Fluchtwege, Installationen, Hei- das bisherige Prekariat durch einen Ver- akzeptablen Mietvertrag wären: zung und dergleichen mehr, sind aus trag ersetzt haben will. Dieser Druck ¥ Abschluss auf unbefristete Dauer Sicht der beiden ExpertInnen nicht wird an das WUK weitergegeben, in- ¥ Geltung für Haus und Innenhof wirklich stichhaltig. dem hier nur mehr die allernotwendig- ¥ Betriebskostenregelung wie bisher Besteht Einvernehmen zwischen den sten Arbeiten finanziert werden. oder nach MRG beiden Mietparteien, dann könnten sol- 6 WUK-INFO-INTERN 3/12 Juni
prekarium che Punkte ohne Probleme vertraglich vorab geklärt werden. großen Teil dadurch ergeben, dass sich geregelt werden. ¥ Ein entscheidender Punkt für den im Laufe der letzten dreißig Jahre nicht Aber auch wenn nur ein Mietvertrag Erfolg der Verhandlungen wird nach nur die handelnden Personen, sondern (mit dem WUK) abgeschlossen werden Ansicht der ExpertInnen sein, in wel- auch die Rahmenbedingungen der ein- sollte, könnten die Interessen des Frau- chem Ausmaß es gelingt, Druck durch zelnen Abteilungen geändert haben. enzentrums gewahrt werden, wenn das Öffentlichkeitsarbeit zu erzeugen. Erst eine übergeordnete politische WUK so wie bisher Instandhaltungen, Eine wesentliche Aufgabe, die WUK Weichenstellung – wie jene, die 1981 Versorgungen etc. auch für das FZ über- und Frauenzentrum zu leisten haben die Gründung des WUK ermöglicht nimmt. werden, ist die, die politisch verantwort- hat – könnte die Probleme wirksam be- lichen Personen an einen Tisch zu brin- heben. Regelung nach innen gen. Denn das Problem, vor dem wir im Im Binnenbereich des WUK, also ge- Moment stehen, hat sich zu einem genüber den Bereichen und Gruppen, dürften sich durch einen Mietvertrag keine ernsthaften Probleme ergeben. Zwar sind die Bereiche keine Organe des WUK, aber nachdem die bisherige Unpolitisch unkorrekt Praxis des Verhältnisses von Verein und lle zwei Jahre ver(un)anstalten rechtliche Situation, gerade in der Autonomie (vor allem die Raumvergabe durch die Bereiche) ja funktioniert – und nach dem politischen Willen auch A die Fußballaffinen gemeinsam mit FM4 im WUK ein masku- lines „Großevent“ zur Zusammen- Ukraine. Über Timoschenko wird schon berichtet, aber da muss sie schon hungerstreiken. so beibehalten werden soll – könnten schau von millionenschweren Ballspie- Drittens thematisiert wieder einmal die vorhandenen Regelungen einfach len. Ja, ja, Frauen schauen das auch. niemand die grauenhafte Homo- und fortgeschrieben werden. Die wenigsten allerdings aus Interesse, Transphobie in Polen und in der Der Verein als Mieter hätte dann ge- die gehen nämlich auf die Friedhofs- Ukraine, vor allem auch im Vorfeld wissermaßen Prekariats-Vereinbarungen tribüne proletarischen Fußball der EM. mit den Bereichen (so könnte man die schauen oder werden Schiedsrichterin- Ganz zu schweigen von Schuh- und bisherige Regelung interpretieren). Al- nen oder spielen eben selbst. Ballproduktion, Arbeitsbedingungen ternativ wäre als weitere Variante auch Dieses Jahr zeigt sich wieder mal während der EM. Hauptsache, die der Abschluss von Verträgen zwischen grandios die Fratze des Unpolitischen Kopeken (Zloty, Hrywnja, Euro) rollen. Verein und Bereichen oder Gruppen und Unkorrekten im Haus. Erstens Und die Kinder des WUK werden möglich. thematisiert wieder einmal niemand wieder einmal aus dem Hof vertrieben die grauenhaften Bedingungen von – wo sie vielleicht eh Fußball spielen Wie könnte es weiter gehen? Prostituierten, vor allem gerade in der wollten (wenn nicht grad Autos im Dass mit dieser Veranstaltung erst der Ukraine während der EM, geschweige Hof stehen). Auftakt zu einer umfassenden Diskus- denn den Frauenhandel. Über ver- Ein Armutszeugnis für das WUK. sion und Meinungsbildung innerhalb meintlich misshandelte und hingerich- Fußballschauen ohne Nachdenken. des Hauses gestartet wurde und noch tete Straßenhunde schon, aber das Ach ja, Fußball ist ja unpolitisch. Ha viel Arbeit vor uns liegt, war zu diesem sind halt arme Tiere. ha. Und männlich. Zeitpunkt allen Anwesenden klar. Die Zweitens thematisiert wieder einmal Philipp Leeb ExpertInnen versuchten, die nächsten niemand die grauenhafte menschen- Schritte zu skizzieren: ¥ Dringend wären die Beziehungen zwischen WUK und FZ zu klären, auch im Binnenbereich wäre eine Klärung Haubenküche à la WUK m.power der Beziehung zwischen Verein und Be- ie Kids aus den Hauptschulab- anschaulich kennen zu lernen. reichen erforderlich. Ziel wäre, die Kräfte in einer gemeinsamen Verhand- lungsstrategie zu bündeln. D schlusskursen von WUK m.power schwangen die Kochlöffel – und lecker war’s. Im Rah- In allen drei Gruppen wurden indi- viduelle Menüs ausgearbeitet, die Zu- taten eingekauft. Die Jugendlichen be- ¥ Über den Zustand des Gebäudes men des Ernährungsunterrichts war reiteten die verschiedenen Gänge lie- wäre eine Bestandsaufnahme zu ma- bei den Jugendlichen vielfach der bevoll zu und entdeckten ihren Sinn chen, ebenso über die Beiträge, die die Wunsch aufgetaucht, das erworbene für selbstgemachtes Essen. Auf dem NutzerInnen bislang zur Erhaltung des Wissen um ausgewogene, gesunde Speiseplan standen unter anderem ge- Gebäudes geleistet haben. Ernährung auch praktisch umzusetzen. mischter Salat „Al Capone“, „Due Ri- ¥ Die eigenen finanziellen Möglich- Wie kocht man gut und gesund? sotti alla Mafia“, Spaghetti mit zweier- keiten müssten geklärt und die Anforde- Kohlenhydrate, Eiweiß, Fette, Vita- lei Saucen und sizilianischer Obstsalat. rungen an einen Mietvertrag festgelegt mine und Mineralstoffe waren aus Das gemeinsame Festmahl stellte je- werden. Auf Basis dessen könnte dann dem Unterricht theoretisch bereits be- weils den Höhepunkt der Kochaktio- ein eigener Entwurf zum Mietvertrag er- kannt – Zeit, diese Nährstoffe und ihr nen dar. stellt werden. Zusammenspiel auch praktisch und Sebastian Beer ¥ Verhandlungsoptionen müssten WUK-INFO-INTERN 3/12 Juni 7
wienmuseum Besetzt! Kampf um Freiräume seit den 70ern Von Susanna Rade W em gehört die Stadt? Und was ist Kultur? Die Ausstel- lung „Besetzt! Kampf um Freiräume seit den 70ern“ im Wien Museum fragt nach den gegenkulturel- len Bewegungen der Stadt, nach ihren politischen Visionen und Erfolgen sowie der Aktualität ihrer Forderungen. Mit der Besetzung der Arena, des ehe- maligen Auslandsschlachthofs in St. Marx, im Sommer 1976 traten erstmals neue politische und gegenkulturelle Be- wegungen in den Blickpunkt einer brei- ten Öffentlichkeit. Forderungen nach selbstverwalteten Kulturräumen, das In- fragestellen politischer Verhältnisse im Allgemeinen und die Kritik an einer ab- Autonomes Stadtteilzentrum, 1987 Foto: Robert Newald rissfreudigen, „betonlastigen“ und der Kommerzialisierung öffentlicher Räume klirrenden Fensterscheiben auf der staurierungsmaßnahmen des völlig de- zugeneigten Stadtpolitik im Speziellen Kärntner Straße trafen sich unter dem solaten Gebäudes, Flohmärkte und das fanden hier ihren Anfang. Motto „Rettet das TGM“ Sozialarbeite- Eröffnungsfest am 3.10.1981 folgten. rInnen, KünstlerInnen, LehrerInnen, Ar- Das WUK-Leben nahm seinen An- Das WUK chitektInnen, Frauengruppen, Studen- fang: Plena in unbeheizten Räumen, Die folgenden Jahre brachten weitere tInnen und PensionistInnen. Konkretes permanente Neuaufnahmen von Grup- Kämpfe um Freiräume und Mitbestim- Objekt ihrer Bemühungen war das leer- pen, Putz- und Aufbaubauwochen, mung und fanden Konkretisierungen stehende und zunehmend verfallende Schlüssel-Diskussionen, das „WUK ist im zunächst besetzten Amerlinghaus, Gebäude des ehemaligen TGM in der kein Hotel“, „Wer da aller auf die Chefs das 1978 zum ersten selbstverwalteten Währinger Straße. Die Gruppe arbeitete wartet?“, Kinderhaus-Eröffnungsfest: Kulturzentrum der Stadt wurde, in der an den inhaltlichen und materiellen Vor- antifaschistisch, solidarisch, pädago- „neuen“ Arena, im WUK, der Gasser- aussetzungen für die Schaffung eines al- gisch, ohne Maulkorb, etwas frech und gasse, der Aegidigasse oder dem Ernst- ternativen, autonomen Kulturzentrums. nicht zu bieder, Friedens- und Früh- Kirchweger-Haus. 1979 wurde der „Verein zur Schaffung lingsfeste, die Aktion „Begegnungen“: Das WUK war Teil dieser Bewegung offener Kultur und Werkstättenhäuser“ Leben, Lieben und Atmen zwischen Be- und ist es bis heute geblieben, mit all (WUK) gegründet. Kontinuierliche po- tonwänden; 10.2.1982: Generalver- den Vor- und Nachteilen einer mehr als litische Arbeit, zahlreiche Aktionen und sammlung, Wahl eines12-köpfigen Vor- 30-jährigen Erfahrung, den Vor- und intensive Öffentlichkeitsarbeit bereiten stands mit Walter Hnat als Obmann: Nachteilen erprobter Strukturen und den Boden für die Verwirklichung eines „Für das Recht auf Teilnahme am kul- Strategien, mehr oder weniger gefestig- kritischen, alle Lebensbereiche umfas- turellen Leben für alle und gegen alles, ter Existenzbedingungen sowie dem senden Kulturbegriffs in einem offenen was dies aufhält!“ Ringen um notwendige Anpassungen Kulturhaus. bei Erhalt seines Charakters als Frei- 1981 wurde das Gebäude des ehema- Heute raum und Experimentierfeld. ligen TGM durch AktivistInnen des Noch heute fühlt sich das WUK den Vereins besetzt. Bürgermeister Gratz Grundsätzen der Anfangsjahre ver- Der Anfang versprach dem Verein WUK das TGM pflichtet: seine kulturelle, gesellschafts- Die Geschichte des WUK reicht in die zur provisorischen Nutzung. Der offizi- politische und soziale Vielfalt sowie die Jahre 1978/79 zurück. Vor dem gesell- ellen Anerkennung folgte die erste Sub- basisdemokratischen Strukturen sind schaftspolitische Hintergrund einer vention der Stadt Wien. nach wie vor einzigartig. geräumten Arena, spektakulärer Jugend- WUK-Gruppen und der Verein Frau- Das WUK bietet Raum für mehr proteste in einigen Nachbarstaaten, alter- enkommunikationszentrum verlegten als150 Gruppen, Initiativen, Einzelper- nativer Arbeits- und KulturtheoretikerIn- ihre wöchentlichen Treffen vom Amer- sonen – für Kinder und SeniorInnen, nen, Nullwachstum der Wirtschaft und linghaus ins TGM, erste Putz- und Re- für MigrantInnen und Menschen mit 8 WUK-INFO-INTERN 3/12 Juni
wienmuseum besonderen Bedürfnissen, für künstleri- sche Experimente und traditionelle Techniken, für gesellschaftspolitisches Engagement und alternative Strukturen. Das WUK ermöglicht den Gruppen eine kontinuierliche oder innovative Umsetzung ihrer Arbeiten jenseits eines finanziellen Drucks und kommerzieller Verwertbarkeit. Gesellschaftspolitisches Experiment Die Gruppen im WUK sind in sieben autonomen Bereichen organisiert: Bil- dende Kunst, Gesellschaftspolitische In- itiativen, Interkulturell, Kinder und Ju- gend, Musik, Werkstätten und Tanz- Theater-Performance. Und das WUK schaut auch schon lang nicht mehr so alternativ aus Gemeinsam sind den Bereichen basis- Foto: Archiv demokratische Entscheidungsstrukturen und die Organisation bereichsinterner sprüche an Stadt, Kultur und Leben in- jenseits kommerzieller Vereinnahmung Belange über ein monatlich stattfinden- teressiert, wer wissen möchte, welche werden weiter geführt und haben nichts des Plenum. In Selbstverwaltung wer- politischen Visionen die AkteurInnen von ihrer Aktualität verloren! den Räume aufgeteilt, neue Mitglieder bewegt haben, was umgesetzt werden „Besetzt! Kampf um Freiräume aufgenommen und eigene Veranstaltun- konnte und entlang welcher Konfliktli- seit den 70ern“ gen durchgeführt. nien die gesellschaftlichen Auseinander- Ausstellung bis 12. August Offene Formen der Diskussion und setzungen stattfanden, sei ein Besuch Dienstag bis Sonntag Entscheidungsfindung in den Gruppen der Ausstellung im Wien Museum drin- von 10:00 bis 18:00 Uhr und Bereichen des WUK stellen eine gend empfohlen. 1040 Wien, Karlsplatz wichtige gesellschaftliche Lernchance dar Und das Wichtige ist: Es geht dabei Telefon: 01/505 87 47-0, und bilden eine Voraussetzung für den nicht nur um Geschichte. Die Kämpfe Telefax: 01/505 87 47-7201 Prozess einer breiten Demokratisierung. um Freiräume und Experimentierfelder office@wienmuseum.at WUK ermöglicht Ermöglicht und unterstützt wird die Ar- beit der Gruppen sowie die Selbstver- waltung durch eine unentgeltliche Nut- Kulinaria Craticulis W zung der Räume, durch die Infrastruk- er kennt nicht den Som- dass in Kräuter verpacktes oder in tur eines funktionstüchtigen Hauses, mersport, bei dem alle Be- heißen Steinen vergrabenes Fleisch allgemeine Serviceleistungen, Öffent- teiligten ordentlich ins wirklich lecker schmeckt, vor allem lichkeitsarbeit sowie einen Präsentati- Schwitzen kommen? Genau, das Ver- wenn es ganz lange der Hitze preisge- onsort auf der WUK-Homepage. kohlen von Fleisch. Den anschließen- geben wird. Kümmel, Majoran und Der Schwerpunkt der Unterstützung den Verzehr von außen schwarz und Rosmarin machen das Ganze auch gut liegt vor allem im Erhalten und Fördern innen rot zum wiederholt zu Tode ge- verdaubar. von alternativen, offenen Strukturen grilltem Tier. Männer vermuten darin Tatsächlich altes Wissen zeigt aber und Freiräumen, in denen sich unab- archaisches Wissen, das sie versuchen, auch, dass eher selten gegrillt wurde hängiges Engagement und Experiment, wissenschaftlich zu belegen. und das meiste Fleisch durch Einsal- soziale und künstlerische Arbeit entfal- Die entstehenden polyzyklischen zen haltbar gemacht wurde. Essen ten können. aromatischen Kohlenwasserstoffe wie wurde damals wohl auch nicht im Su- Auf der Basis dieser Grundausstattung Benzopyren gelten als krebserregend. permarkt gekauft. Und Feuer diente verfolgen die Gruppen eigenständig ihre Wieso finden wir keine zigaretten- einem überlebenswichtigen Zweck, sozialen, kreativen oder politischen packungsähnlichen Warnungen auf keinen romantischen Vorstellungen. Ziele. Mit selbständig aufgebrachten Fleischverpackungen? Viele regen sich Heute muss alles flott gehen, das Mitteln werden MigrantInnen beraten, über Geruchsbelästigungen in Hinter- Grillen geht aber nicht flott. Also viel- Kinder und Jugendliche betreut und höfen auf, um dann bierflaschenhal- leicht ein Hohelied auf die Langsam- unterrichtet, SeniorInnenarbeit geleistet, tend unter Österreichfahnen ein Ho- keit singen? Oder doch auf den vege- Selbsthilfegruppen betrieben oder inter- helied auf die Beherrschung des Feuers tarischen alles relativierende Nudelsa- kulturelle Vielfalt gepflegt. zu singen. Genug gescherzt! lat, für Caniden durchaus auch mit Wer auf Kohle, Öl und Fett verzich- Extrawurst. Archaisch? Gute Unter- Kämpfe gestern und heute tet, kann dem Fleisch viel abgewin- haltung beim Selchen wünscht Wer sich für die Geschichte und Ent- nen. Tatsächlich altes Wissen zeigt, Der Köchin wicklung alternativer Ideen und An- WUK-INFO-INTERN 3/12 Juni 9
geschichte entdeckten Architekturstudenten aus Von der Arena der Klasse Peichl die bereits vorliegen- den Abrisspläne des Auslandschlachtho- fes von St. Marx. Sie (unter ihnen der zum WUK heutige Leiter des Wiener Architektur- zentrums Dietmar Steiner) verteilten Flugblätter mit der Forderung „Der Schlachthof darf nicht sterben“. Am 27. Juni 1976 war der letzte Ver- Von Anton Mantler anstaltungstag. Das Publikum des Musi- cals „Schabernack“ wurde zum Bleiben aufgefordert. Am gleichen Tag war das E rstens als Nachtrag zu den Jubiläums-Beiträgen im Oktober Fest gegen die Schleifung des („Das WUK wird 30 – i werd deppert“ oder so ähnlich) und Naschmarktes angesetzt. Die dort auf- zweitens, weil es so schön zur Ausstellung im Wien Museum passt tretenden Gruppen „Schmetterlinge“ (siehe Seite 8), drucken wir hier die gekürzte Fassung eines Vortrags von und „Keif“ riefen ihr Publikum zur Dr. Anton Mantler (ehem. Theaterreferent der WienBibliothek im Rat- Übersiedlung in die Arena auf. Um haus) ab, den er im Juni 2002 vor dem Wiener Geschichtsverein gehalten 22:00 Uhr etwa hatten sich gegen 1300 hat. Thema: „25 Jahre Wiener Geschichte der Kulturalternativen“ (red) Jugendliche in der Arena versammelt. Die Veranstalter alarmierten die Polizei. Die große Theaterhalle wurde abgerie- D ie internationale StudentInnen- Besuch Nixons in Salzburg. Kreisky ließ gelt. Vor der Halle auf der Wiese fand bewegungen und -revolten von den DemonstrantInnen viele Freiheiten, unter der Leitung von Willi Resetarits 1968 sowie das legendäre was auf eine gefestigte Position hinweist. eine Diskussion statt. Unterschriftlisten Woodstock-Festival mit der Order von Unter den Demonstranten war auch Pe- wurden vorbereitet. Die Versammelten Love and Peace können als Auslöser der ter Kreisky, der Sohn des Kanzlers. verschafften sich trotz Polizei Zugang Arena-Bewegung angenommen werden. Manfred Deix und Gottfried Heln- zur Veranstaltungshalle. Der Intendant Der Theaterwissenschaftler Erich Gindl wein erregten mit ihren Bildern 1972 Ulrich Baumgartner lehnte Gewaltan- dazu: „Das Jahr 1968 mit seinen inter- und 1973 erstmals die Gemüter. 1974 wendung ab. Die Polizei, die sich dar- nationalen Studentenrevolten machte wurden die ersten Folgen von Hinter- aufhin zurückgezogen hatte, blieb im vor Österreich nicht halt. Man darf je- bergers „Ein echter Wiener geht nicht Hintergrund. Die Rettungsaktion ging doch nicht verschweigen, dass der Ge- unter“ ausgestrahlt. 1976 ermittelte in eine Besetzung über, die bis in den nerationskonflikt wohl nirgends in Eu- zum ersten Mal ein gewisser Kottan im Herbst hinein andauerte. ropa so gut zugedeckt blieb wie in Fernsehen. 1978 wurde mit einer Volks- Zwei Bürgerinitiativen – eine zur Ret- Österreich.“ abstimmung gegen die friedliche Nut- tung des Naschmarktes, die andere zur Und Gindl an anderer Stelle: „Die zung der Atomkraft in Österreich ge- Rettung des Spittelbergs – brachten eine Kultur, welche seit 1955 hauptsächlich stimmt. 1984 gab die Au-Besetzung bei gewisse Trendwende in der Stadtpolitik. Repräsentationscharakter hatte, konnte Hainburg im Weiteren den Impuls für Das Musical „Schabernack“ von der sich den geänderten Anforderungen eine Grün-Partei in Österreich. 1986 Gruppe „Misthaufen“ spielte übrigens nicht mehr anpassen. Daher brachen wurde Kurt Waldheim Bundespräsident, auf die lokalpolitischen Begebenheiten viele Kulturschaffende mit traditionellen gleichzeitig bekam Jörg Haider zuse- an: So sollte der Naschmarkt einer Au- Begriffen von Kunst und Kultur. Kunst hends politische Bedeutung. tobahn geopfert werden. Ein Kompro- und Arbeit sollten eine Symbiose einge- Aber wieder zurück ins Jahr 1976. Die miss im Gemeinderat rettete den hen, sich gegenseitig befruchten.“ Stimmung dieses Jahres fing wohl Wolf- Naschmarkt in jener Form, wie er heute 1968 sah man im Fernsehen „Der gol- gang Ambros sehr treffend mit dem noch besteht. Der Großmarkt wurde dene Schuss“ mit Vico Torriani und „Ei- Song „Hoiba zwöfe“ ein: nach Inzersdorf verlegt. ner wird gewinnen“ mit Hans Joachim „Hoiba zwöfe, da Wirt macht an Bahö Kulenkampff – noch in schwarz-weiß. hoiba zwöfe, mia solln endlich geh. Betriebsansiedlungsgesellschaft Farbfernsehen kam ein Jahr später. 1968 Hoiba zwöfe, die Stimmung is dahin, Aber zurück zur Arena. Die Besetzung war auch das Jahr, in dem Günter Brus weu um hoiba zwöfe is finsta in mein und die Veranstaltungen gingen weiter. von den Wiener Aktionisten in einem Wien.“ Sogar Leonard Cohen trat in der Arena Uni-Hörsaal die Bundeshymne sang, auf; von der heimischen Prominenz während er onanierte und sich mit Kot „Übersiedlung“ in die Arena Wolfgang Ambros, Georg Danzer, Peter beschmierte. Er bekam dafür 6 Monate Die Arena, eine Veranstaltungsreihe der Turrini und viele andere. Das Ensemble unbedingt. Wiener Festwochen, gab es seit 1970. des Kärtnertortheater gastierte mit Ulrich Baumgartner war deren Begrün- Brechts „Die heilige Johanna der Es ist finster in Wien der. Sie sollte dem vom Mainstream Ab- Schlachthöfe“. Die „Kronen-Zeitung“, 1970 sang Marianne Mendt den viel- weichenden bei den Festwochen eine die (man staunt) der Arena-Bewegung leicht ersten Austro-Pop-Song „Wia a Plattform geben. 1975 machte man positiv gegenüberstand, schlug als Al- Glockn“. 1971 folgte dann Wolfgang erstmals den Auslandsschlachthof von ternativgelände das Simmeringer Neu- Ambros‘ Song „Da Hofa“. 1972 war der St. Marx zum Veranstaltungsort. 1976 gebäude vor. Eine weitere Alternativva- 10 WUK-INFO-INTERN 3/12 Juni
geschichte 1983 auch ein Anstoß-Stein Foto: Christian Schreibmüller Flugblatt zur Demo, 1981 Foto: Wien Museum riante war eine Lederfabrik in Meid- gründete Wohngemeinschaften, da- ling. In der „Zeit im Bild 2“ fand zur mit die gefährdeten Jugendlichen Arena eine große Diskussion statt. Eine sich wieder in der Gesellschaft stabi- IFES-Befragung im Juli 1976 ergab, lisieren konnten. dass ein Viertel der WienerInnen mit der Arena nichts zu tun haben wollte, Gassergasse und Ägigi/Spalo knapp die Hälfte wünschte sich einen Ein Jahr nach Abbruch des Ausland- Kompromiss. schlachthofes wurde im Inlands- Die damalige Kulturstadträtin Ger- schlachthof die neue Arena weiterge- trude Fröhlich-Sandner wollte „jungen führt. Das ursprüngliche Modell hat Menschen die Chance geben, sich selbst man aber nicht weiterbeleben können. zu verwirklichen“. Andererseits wollte 1981 gelang es einer Initiativgruppe, und konnte man von Seite der Stadtver- den Inlandsschlachthof für Jugendliche Eine Zwitterstellung zwischen alterna- waltung aus bestehenden Verträgen wieder interessant zu machen. Recht viel tivem Kommunikationszentrum und nicht aussteigen. Da gab es Verträge mit mehr als ein Veranstaltungsangebot ist etablierter Einrichtung nahm und einem späteren Modecenter und einer dabei nicht herausgekommen. nimmt das Amerlinghaus ein. Das Tiefkühlfirma. Als besondere Ironie der In der Gassergasse – einige Arena- schon dem Verfall preisgegebene Ba- Geschichte darf angesehen werden, dass Leute fanden hier ein Dach über dem rockhaus wurde aufgrund der Initiative im 3. Bezirk vom SPÖ-Abgeordneten Kopf – wurde die ursprüngliche Arena junger Leute aus der unmittelbaren Dr. Heindl gegen die Arena Stimmung fortgesetzt. Unter anderem gab es dort Nachbarschaft von der Gemeinde re- gemacht wurde. Man befürchtete, dass eine Fahrradgruppe und eine alternative stauriert. Sieben hauptberuflich tätige Schaufenster in Schöps-Filialen einge- Schule. Die alternative Schule gibt es Kulturarbeiter, von der Stadt Wien be- schlagen würden und „Madln an die übrigens bis heute, allerdings mit der zahlt, führen das Haus. Wand gestellt wern“. Die Genossen wa- Adresse Hofmühlgasse. ren überzeugt, wilde Arena-Horden ter- 1983 besetzten ehemalige Gassergasse- WUK-Herbergssuche rorisierten das gemütliche Wien. BewohnerInnen das Haus Ecke Erstmals im Februar 1979 trat der „Ver- Am 22. September 1976 wurde der Ägidi-/Spalowskigasse. Massive Anrainer- ein zur Schaffung offener Kultur- und 71.927 Quadratmeter umfassende Aus- und sonstige Proteste bereiteten dieser Werkstättenhäuser“ (WUK) öffentlich landschlachthof an die WIBAG - Wie- lautstarken, autonomen Form von Kom- in Erscheinung. Aktionen wie ein Park- ner Betriebsansiedlungsgesellschaft mune 1988 ein Ende. fest in unmittelbarer Nähe des TGM endgültig verkauft. Der Auslands- 1988 gründeten Ägidi/Spalo-Leute oder „Herbergssuche“-Aktionen an ver- schlachthof wurde somit zum Abbruch das „Flex“ in der Arndtstraße. 1993 schieden Orten in Wien folgten. Im freigegeben, Strom und Wasser wurden wurden sie von dort vertrieben. 1994 Konzhept des WUK ging man von An- Anfang Oktober abgedreht. Die Beset- fanden sie einen geeigneten Veranstal- fang an von den Bedürfnissen „heimat- zung war ab diesem Zeitpunkt illegal. tungsort am Donaukanal. Ein Standort, loser Gruppen“ aus. Zu diesem Zeit- Caspar Einem, zunächst im Arena-Pu- der bis heute besteht und im Bereich punkt waren es bereits 37 Gruppen, die blikum, bemühte sich nach der Auflö- der Jugendkultur nicht mehr wegzuden- eine Bleibe suchten. In erster Linie sollte sung der Arena um Randgruppen, ken ist. zunächst die umliegend ansässige Bevöl- WUK-INFO-INTERN 3/12 Juni 11
geschichte kerung aktiviert und in soziale Stadtteil- den. Anderseits soll durch freie Zu- einen relativ konventionellen Integra- arbeit und Gemeinschaftsaufgaben ein- gänglichkeit der Werkstätten für die tionsprozess beschreibt. Bei den einzel- bezogen werden. Bevölkerung dieser Region die Mög- nen Gruppen ist das schon anders. Bei- Das in der Währinger Straße inner- lichkeit eröffnet werden, am Schaffen spielsweise die Ausländergruppen: Das halb des Gürtels leerstehende TGM bot teilzunehmen und damit die Schranken sind Menschen im Exil und daher aus- sich als Raum an. Pläne wie die Errich- zwischen Kulturproduzenten und Kon- gesprochene Subkultur. Nicht im Sinne tung einer Schulungsstätte für General sumenten abzubauen. Erwiesener- einer Gegenkultur wie Punks und Häu- Motors oder eines Versuchslabors konn- maßen fehlt es an Kulturstätten, die serbesetzer. Aber auf Grund ihrer objek- ten vereitelt werden. Im Frühjahr 1981 eine Alltagskultur als Lebenspraxis för- tiven Stellung in der Gesellschaft stehen kam es über Sympathiekundgebungen dern und soziale Modelle erproben, sie mit einem oder mit beiden Füßen des Bundes und der Stadt hinaus zu welche gemeinschaftsbezogenes Verhal- draußen und haben sicherlich eine ganz konkreten Plänen für ein alternatives ten unterstützen. In einem offenen eigene Dynamik der Meinungsbildung Kulturzentrum in der Währinger Kultur- und Werkstättenhaus sieht der und politischen Kultur. Dasselbe gilt Straße. Verein eine Möglichkeit, diesen Man- auch für Alternativschulen oder den Im Juni 1981 erhielten die Vertreter gel weitgehend zu beheben und im Frauenturm.“ des WUK den Schlüssel für das Haus. TGM einen solchen Modellfall zu Hermann Hendrich befindet: „Das Mit einem großen Fest wurde im Okto- schaffen.“ WUK ist für die meisten Leute doch ber 1981 das WUK offiziell eröffnet. eine Art Anfangs- oder Durchgangssta- Noch gab es sehr viel Arbeit. In mühe- Statements nach 10 Jahren tion. Der Erfolg liegt eher bei einzelnen voller Kleinarbeit musste Raum für 1991, anlässlich des 10-jährigen Beste- Initiativen als beim Ganzen. Dennoch Raum adaptiert werden. Die Selbstver- hens, diskutierten WUK-GründerInnen könnte hier ein konkreter Prozess aller waltung war von Beginn an und ist bis und BenützerInnen über den Sinn und Teilnehmenden stattfinden, nämlich et- heute bestimmend für die im WUK die Entwicklung des Kulturzentrums. was zu lernen und sich von gewissen stattfindenden Aktivitäten. Im Gegen- Dazu einige Stellungnahmen: Zwangsvorstellungen zu emanzipieren, satz zur Arena war und ist bis heute das Josef Wais: „Ich glaube, dass das die man mit sich herumträgt.“ WUK auf Vereinsbasis aufgebaut. WUK nie eine subkulturelle Basis ge- Daraufhin nochmals Julius Mende: Etwas über die Gründungsabsichten habt hat, weil es durchaus von im nor- „Als linkes, gegenkulturelles Projekt ist des WUK sagt ein Brief aus einem pri- malbürgerlichen Leben stehenden Men- das WUK für mich gescheitert. Ande- vaten WUK-Archiv aus. Der Brief ist schen ideell geboren und in Besitz ge- rerseits gibt es sehr wohl bemerkenswerte mit den Unterschriften von Helmut nommen wurde – und weil hier Dinge Einzelinitiativen: Greenpeace hatten Fielhauer, Walter Hnat und Christine verwirklicht wurden, die nicht subkul- hier ihr erstes Büro, ebenso das Ökolo- Leinfellner versehen. Sie waren die Per- turell waren, sondern für die es ganz gie-Institut oder die Ausländerberatung. sonen der ersten Stunden des WUK. einfach einen finanziellen, behördlichen Die Galerie, die Fotogalerie und die Wörtlich heiß es dort unter anderem: oder sonstigen Mangel in dieser Stadt Veranstaltungen zeigen doch, dass eini- „Deshalb möchte dieser Verein im gegeben hat. Als die Subkultur einge- ges passiert.“ TGM alternative Kultur- und Sozialar- brochen ist, gab es sofort Schwierigkei- Zusammenfassend resümiert schließ- beit mit einer Vielfalt von Aktivitäten ten. Nach der Schleifung der Gasser- lich nochmals Hermann Hendrich: „Ich und Veranstaltungen unbürokratisch gasse kamen Leute aus der – wie ich meine, es ging um ein letztes Aufwallen verbinden. Damit soll einerseits jenen glaube – tatsächlichen Subkultur herein, der Hoffnung von Leuten, die aus der sozial und kulturell initiativen Grup- was bis zu handgreiflichen Konflikten 68er-Bewegung kamen und im Weiter- pen eine Chance gegeben werden, die führte.“ ziehen dieser Bewegung das WUK ansonsten häufig mangels geeigneter Julius Mende entgegnete: „Auf der all- gründeten.“ Räumlichkeiten wieder zerfallen oder gemeinen Ebene stimme ich Josef Wais in ein Schattendasein abgedrängt wer- vielleicht zu, der das gesamte WUK als Frühlingserwachen bei WUK bio.pflanzen risch herausgeputzt empfing berg, die Gänserndorfer Stadträtin Hackenberg sprach über die arbeits- F WUK bio.pflanzen auch heuer wieder Interessierte am Tag der offenen Tür in der Novofermstraße in Christine Beck und WUK-Geschäfts- leiterin Ute Fragner. Lobende Worte der Ehrengäste: Bür- marktpolitische Bedeutung von WUK bio.pflanzen in der landwirtschaftlich geprägten Region und unterstrich, dass Gänserndorf, um munter in die neue germeister Robert Michl freut sich das landschaftspflegerische und gärt- Pflanzsaison zu starten. Zu den Gä- über die Präsenz von WUK nerische Arbeitsangebot gut mit den sten, die die soziale Landwirtschaft am bio.pflanzen in Gänserndorf: „Leise Bedürfnissen vieler arbeitssuchender 21. April besuchten, zählten unter an- und wirkungsvoll arbeitet WUK Menschen übereinstimme. derem der Gänserndorfer Bürgermei- bio.pflanzen und ermuntert Menschen Andreas Konecny ster Robert Michl BA, die Leiterin des in schwierigen Situationen, wieder Be- AMS Gänserndorf Waltraud Hacken- schäftigung anzustreben …“. Waltraud 12 WUK-INFO-INTERN 3/12 Juni
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