ZUKUNFT BREMEN 2035 IDEEN FÜR MORGEN

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ZUKUNFT BREMEN 2035 IDEEN FÜR MORGEN
ZUKUNFT BREMEN 2035
IDEEN FÜR MORGEN
ZUKUNFT BREMEN 2035 IDEEN FÜR MORGEN
enats   INHALT

        Vorwort                                                          4/5

        Chronologie des Zukunftsprozesses                                6/7

        Wegweiser durch die Broschüre                                    8/9

        8 Leitziele für Bremen und Bremerhaven                           10
           1 Attraktive, wachsende Städte                                10
           2 Gute Bildung von Anfang an                                  16
           3 Starke Wirtschaft, starkes Land                             22
           4 Gute Arbeit für Bremen und Bremerhaven                      28
           5 „Green Cities“ des Nordens                                  34
           6 Exzellente Wissenschaft                                     40
           7 Digitalisierung für Gesellschaft und Wirtschaft             46
           8 Meine Straße, mein Stadtteil, meine Stadt                   52

        13 Handlungsfelder                                               58

        Statements zum Zukunftsprozess                                    98
           Bremer Jugendring                                              98
           Seniorenvertretung Bremen                                     102
           Bettina Wilhelm, Landesbeauftragte für Frauen             150/151
           Dr. Joachim Steinbrück, Landesbehindertenbeauftragter     152/153
           Prof. Dr. Christoph Burmann, Experte für Stadtmarketing   154/155

        Die Mitwirkenden                                             156/157

        Impressum                                                       158

        ZUKUNFT BREMEN 2035
        IDEEN FÜR MORGEN
        www.zukunft.bremen.de
ZUKUNFT BREMEN 2035 IDEEN FÜR MORGEN
4 | ZUKUNFT BREMEN 2035                                      VORWORT                                                                                                VORWORT                                      ZUKUNFT BREMEN 2035 | 5

                                                                                                                      ZUKUNFT BREMEN 2035
                                                                                                                      IDEEN FÜR MORGEN

     Liebe Bremerinnen und Bremer,
     liebe Bremerhavenerinnen und Bremerhavener,

     Zukunft Bremen 2035 – Ideen für morgen, so lautet         Von herausragender Bedeutung für sie ist außer-        Mit Blick auf die nun vorliegenden Ergebnisse sind        Wie geht es jetzt weiter? Die Ergebnisse werden nun
     der Titel des Berichts über den Bremer Zukunfts-          dem ein ausreichendes Angebot an familienfreund-       wir überzeugt: Den Zukunftsprozess auf ein so breites     in die politischen Diskussionen über die Zukunft un-
     prozess, den wir Ihnen heute vorlegen. Seit Septem-       lichen Arbeitsplätzen mit Aufstiegschancen sowie       Fundament zu stellen, hat sich bewährt. Allen Betei-      seres Bundeslandes und die Entscheidungen der
     ber 2017 haben zahlreiche Mitwirkende mit viel            bezahlbarer Wohnraum innerhalb unserer Landes-         ligten und Mitwirkenden gilt unser herzlicher Dank        gewählten Mandatsträger*innen einfließen. Für die
     Engagement und Sachverstand daran gearbeitet,             grenzen.                                               für ihr großes Engagement! Nur durch die Beiträge         Umsetzung der erarbeiteten Maßnahmen braucht es
     eine Zukunftsvision für Bremen und Bremerhaven            Einem nachhaltigen Umwelt- und Klimaschutz mes-        der Stakeholder, die fachkundige Begleitung durch         ganz sicher einen längeren Atem. Nicht zuletzt, weil
     bis zum Jahr 2035 zu entwickeln.                          sen die Bürger*innen eine hohe Bedeutung bei.          die externen Expert*innen und die Unterstützung           die finanziellen Mittel trotz der neuen Spielräume
     Unser Bundesland wächst. Für die Zukunft ist es           Für die Lebensqualität und den sozialen Zusam-         durch die Mitarbeiter*innen der Senatsressorts und        natürlich begrenzt bleiben. Das bedeutet: Wir werden
     deshalb zentrales Ziel, das weitere Wachstum unse-        menhalt unserer Städte sind die Aufwertung der         des Magistrats sowie die Diskussionsbeiträge im           Prioritäten setzen und die einzelnen Maßnahmen mit
     rer Städte so zu gestalten, dass die hier lebenden,       Innenstädte sowie sichere, saubere und gut ausge-      Rahmen von öffentlichen Veranstaltungen war es            einer zeitlichen Perspektive versehen – die Realisie-
     lernenden und arbeitenden Menschen sowie ansäs-           stattete Quartiere ebenso wichtig wie eine moderne     möglich, diesen Prozess in so kurzer Zeit erfolgreich     rung also in kurz-, mittel- und langfristige Projekte
     sigen Unternehmen sich hier wohlfühlen, gerne             und nachhaltige Verkehrsinfrastruktur.                 zu gestalten – aus unserer Sicht ein gelungenes Bei-      differenzieren. Wichtig ist: Wir wollen mit der Umset-
     bleiben und sich hier engagieren. Die Attraktivität       Forschung und Lehre in exzellenten Hochschulen         spiel für die lebendige politische Kultur in unserem      zung rasch beginnen. Denn die Zukunft Bremens und
     und Lebensqualität Bremens und Bremerhavens               und Wissenschaftseinrichtungen ziehen gerade junge     Land.                                                     Bremerhavens beginnt heute.
     hängt dabei auch von einem leistungsfähigen, bürger-      Menschen an. Die Unterstützung von Gründer*innen
     orientierten öffentlichen Dienst ab.                      und Start-ups trägt dazu bei, dass sie in unseren
     Das ist auch und gerade vor dem Hintergrund der           Städten bleiben und hier heimisch werden.
     jahrelangen, konsequenten Haushaltskonsolidie-            Auch die ausgeprägte Willkommenskultur in unse-
     rung eine große Herausforderung. Aber durch den           ren beiden Städten, die mit dazu beiträgt, dass sich
     erfolgreichen Abschluss bei den Verhandlungen             hier bei uns alle in einem Klima von Toleranz und
     über die Neuordnung der Finanzbeziehungen zwi-            sozialem Zusammenhalt gut aufgehoben fühlen,
     schen Bund und Ländern haben wir die hierfür not-         ist für die Menschen ein sehr hohes Gut unseres
     wendigen neuen finanziellen Gestaltungsspiel-             Bundeslandes.
     räume geschaffen.                                         Der öffentliche Dienst hat als Arbeitgeber und als
     Im Rahmen des Zukunftsprozesses wurde deutlich:           Ausbildungsstätte eine Vorbildfunktion zu erfüllen
     Die Menschen in Bremen und Bremerhaven erwar-             und zieht qualifizierte Fach- und Führungskräfte an.                 Dr. Carsten Sieling        Karoline Linnert             Melf Grantz
     ten eine gute Bildung für alle, die Chancengleichheit                                                                          Bürgermeister              Bürgermeisterin              Oberbürgermeister
     gewährleistet.                                                                                                                 Präsident des Senats       Senatorin für Finanzen       Bremerhaven
ZUKUNFT BREMEN 2035 IDEEN FÜR MORGEN
6 | ZUKUNFT BREMEN 2035                                             DER PROZESS                                ZUKUNFT BREMEN 2035 | 7

                          ZUKUNFT BREMEN 2035
                          DER PROZESS

                          Die erste Phase (September 2017 – Februar 2018)
                          18. September 2017: Auftaktklausur von Zukunftskommission und Zukunftsrat
                          Erstes Treffen von Zukunftsrat (Repräsentant*innen von Organisationen und Verbänden aus Bremen
                          und Bremerhaven sowie neun externe Sachverständige) und Zukunftskommission (die Mitglieder des
                          Senats und der Oberbürgermeister Bremerhavens).

                          Oktober 2017 – Februar 2018: Arbeitsprozess (I) zu drei Themenfeldern
                          Vertreter*innen des Zukunftsrates und Mitarbeiter*innen der Verwaltung erarbeiten in Perspektiv-
                          gruppen zu den Schwerpunktthemen „Infrastruktur“, „Stadtentwicklung“ und „Qualifizierung“ zahlreiche
                          Ideen und Vorschläge für die künftige Ausgestaltung der Politikfelder.

                          In drei Hearings zu den Schwerpunktthemen wird der Arbeitsprozess in erweiterter Runde mit jeweils
                          ca. 100 Teilnehmer*innen fortgesetzt.

                          Die Mitarbeiter*innen der Senatsressorts und des Magistrats werten das Material aus und entwickeln
                          in Abstimmung mit den Prozessbeteiligten eine differenziertere Sortierung der Themen in Form von
                          13 Handlungsfeldern.

                          Die zweite Phase (März 2018 – Oktober 2018)
                          9. März 2018: 2. Klausur von Zukunftskommission und Zukunftsrat
                          Die zweite Klausur markiert den Übergang von der Phase des Dialogs und des Sammelns von Vorschlägen
                          in die Phase der Konkretisierung und inhaltlichen Verdichtung. Zukunftsrat und -kommission verständigen
                          sich auf 13 Handlungsfelder.

                          März – Juni 2018: Arbeitsprozess (II) zu 13 Handlungsfeldern
                          Vertreter*innen der Stakeholder erarbeiten gemeinsam mit Mitarbeiter*innen der Senatsressorts und
                          des Magistrats Vorschläge zu den 13 Handlungsfeldern. Ende Juni 2018 legen die Arbeitsgruppen ihre
                          Ergebnisse in Form von 13 Handlungsfelderpapieren vor.

                          Juli/August 2018: Abstimmung der Arbeitsergebnisse
                          Die Texte werden redaktionell überarbeitet und mit den Mitgliedern der Arbeitsgruppen abgestimmt.

                          August/September 2018: Zur Diskussion gestellt
                          In acht öffentlichen Diskussionsveranstaltungen in Bremen und Bremerhaven werden interessierte
                          Bürger*innen über den Stand des Zukunftsprozesses informiert.

                          September 2018: Verständigung auf Leitziele
                          Die Zukunftskommission, d.h. die Mitglieder des Senats und der Bremerhavener Oberbürgermeister,
                          verständigt sich auf acht Leitziele, in denen sie ihre Schlussfolgerungen aus dem Zukunftsprozess
                          zusammenfasst.

                          15. Oktober 2018: 3. Klausur von Zukunftskommission und Zukunftsrat
                          Im Rahmen der Klausur wird der Ergebnisbericht präsentiert und zur Diskussion gestellt. Am Abend gibt
                          eine Veranstaltung Gelegenheit zur öffentlichen Debatte der Ergebnisse und zum Ausblick auf die weiteren
                          Perspektiven.
ZUKUNFT BREMEN 2035 IDEEN FÜR MORGEN
8 | ZUKUNFT BREMEN 2035                                   WEGWEISER                                                                                            WEGWEISER                                 ZUKUNFT BREMEN 2035 | 9

     ZUKUNFT BREMEN 2035
     EIN WEGWEISER DURCH DEN ERGEBNISBERICHT
                                                                                                                  DIE ZUKUNFT GEHÖRT DER JUGEND                           TEILHABE FÖRDERN, BARRIEREN ABBAUEN
                                                                                                                  Wünsche und Ideen von Jugendlichen zum                  Für ein selbstbestimmtes Leben von Menschen mit
                                                                                                                  Zukunftsprozess                                         Behinderungen
     Im Juni 2017 hat der Senat der Freien Hansestadt        13 HANDLUNGSFELDER
     Bremen den Prozess Zukunft Bremen 2035 ins Leben        Ideen und Vorschläge aus Wirtschaft                  Die Jugendlichen von heute werden die Zukunft des       Bremens Landesverfassung und die UN-Behinder-
     gerufen und wichtige Interessengruppen des öffent-      und Gesellschaft                                     Landes gestalten. Deshalb waren auch sie eingela-       tenrechtskonvention verpflichten den Staat zur
     lichen Lebens aus Bremen und Bremerhaven sowie                                                               den, ihre Wünsche und Forderungen für die Zukunft       Förderung gleichberechtigter Teilhabe behinderter
     externe Expert*innen zur Mitwirkung eingeladen.         Die Grundlagen des Zukunftsprozesses bilden zahl-    unserer beiden Städte einzubringen. Zahlreiche          Menschen und zum Abbau von Benachteiligungen.
     Mit diesem Bericht wird das Ergebnis vorgestellt.       reiche Vorschläge und Ideen zur „Zukunft Bremen      junge Menschen haben sich sehr engagiert an den         Der Beitrag des Landesbehindertenbeauftragten,
     Zum besseren Verständnis der einzelnen Teile soll       2035“, die in Workshops und Arbeitsgruppen zu        Hearings beteiligt und ihre Ideen auf einer digitalen   Dr. Joachim Steinbrück, zeigt auf, welche Heraus-
     diese Einleitung beitragen.                             13 Handlungsfeldern erarbeitet wurden. Entschei-     Plattform formuliert.                                   forderungen bestehen, um die Entstehung neuer
                                                             dend waren dabei die Beiträge der sogenannten           Seite 98 – 101                                       Barrieren und ausgrenzender Strukturen zu verhin-
                                                             Stakeholder, 25 vom Senat benannter Vertreter*in-                                                            dern und die Voraussetzungen für ein selbst-
     8 LEITZIELE                                             nen gesellschaftlicher Organisationen aus Bremen                                                             bestimmtes Leben behinderter Menschen zu ver-
     Schlussfolgerungen und politische Prioritäten           und Bremerhaven, die den Zukunftsrat bilden.         AKTIVE MITWIRKUNG ÄLTERER MENSCHEN                      bessern.
     der Zukunftskommission                                  In Abstimmung mit den zuständigen Senatsressorts     Für eine seniorengerechte Stadt                            Seite 152/153
                                                             und dem Magistrat wurde für jedes Handlungsfeld
     Aus der gemeinsamen Arbeit sind zahlreiche Anre-        eine Bewertung der jeweiligen Ausgangslage in        2035 wird mehr als ein Drittel der Bevölkerung älter
     gungen und Vorschläge zur Zukunft des Landes            Bremen und Bremerhaven vorgenommen, als              als 60 Jahre sein. Bei der Gestaltung der Zukunft       GUTES TUN UND DARÜBER REDEN
     Bremen hervorgegangen. Mit den acht Leitzielen          Grundlage für die Formulierung wesentlicher Ziele    kommt daher den Anliegen und Bedürfnissen der           Modernes Markting für Bremen und Bremerhaven
     fasst die Zukunftskommission, bestehend aus den         und Maßnahmen für die nächsten Jahre bis 2035.       älteren Menschen eine besondere Bedeutung zu.
     Mitgliedern des Senats und dem Bremerhavener            Die Ergebnisse der Arbeitsgruppen sind in den        Schwerpunkte benennt der Beitrag der Bremer             Welches Image hat unser Land „innen“ und „außen“?
     Oberbürgermeister, ihre Schlussfolgerungen aus          13 Handlungsfelderpapieren dokumentiert und          Seniorenvertretung.                                     Worin besteht der „Markenkern“ unserer Städte
     dem Zukunftsprozess und Prioritäten für die politi-     fließen als eine wesentliche Grundlage in diesen        Seite 102/103                                        Bremen und Bremerhaven? Wie kann das Erschei-
     sche Umsetzung zusammen.                                Bericht ein.                                                                                                 nungsbild unseres Zwei-Städte-Staates verbessert
     Die Leitziele beziehen sich jeweils auf mehrere der         Seite 58 – 149                                                                                           werden? Dazu nimmt Professor Christoph Bur-
     in den Arbeitsgruppen erörterten Handlungsfelder.                                                            LEBENDIGE DEMOKRATIE UND SOZIALER                       mann, ausgewiesener Experte für Stadtmarketing,
     Sie benennen Schwerpunkte, die aus Sicht der Zu-                                                             ZUSAMMENHALT                                            in seinem Beitrag Stellung. Seine Vorschläge geben
     kunftskommission auf dem Weg zu einem dauerhaft         KONSTRUKTIVE BLICKE ÜBER DEN TELLERRAND              Grundlagen unseres Gemeinwesens                         Hinweise für die Ausrichtung künftiger Marketing-
     leistungsfähigen, nachhaltigen und sozial gerechten     Die Beiträge der externen Expert*innen                                                                       konzepte.
     Land Bremen vorrangig umgesetzt werden sollen.                                                               Die Gestaltung der Zukunft ist ohne die Themen             Seite 154/155
     Sie werden mit diesem Bericht zur Diskussion            Neun externe Expert*innen haben einen wesentli-      Teilhabe, Toleranz und Geschlechtergerechtigkeit
     gestellt und sollen dazu beitragen, den weiteren        chen Beitrag zur Öffnung der Zukunftsdiskussion      nicht möglich. Diese häufig als „weich“ bezeichne-
     politischen Diskurs zwischen allen gesellschaft-        geleistet. Durch ihre Beiträge in den Arbeitsgrup-   ten Themen stellen tatsächlich die Grundlagen
     lichen Kräften über die Zukunft unseres Landes          pen und Hearings haben sie den Blick über Bremen     dar, auf die sich unser Gemeinwesen verständigt
     anzureichern und zu strukturieren.                      und Bremerhaven hinaus erweitert und der inter-      hat, um zu funktionieren und künftigen Herausfor-       So vielfältig und bunt wie der hier vorliegende
        Seite 10 – 57                                        nen Diskussion neue Impulse gegeben. Ihre State-     derungen gewachsen zu sein. Das begründet ein           Ergebnisbericht war auch der bisherige Zukunfts-
                                                             ments zu den Leitzielen fassen diesen Blickwinkel    Beitrag der Bremer Landesbeauftragten für Frauen,       prozess. Er hat gezeigt, dass es keine einfachen
                                                             noch einmal konzentriert zusammen.                   Bettina Wilhelm.                                        und endgültigen Antworten zur Gestaltung der
                                                                Seite 14/15, 21, 27, 32, 39, 45, 51, 57              Seite 150/151                                        Zukunft gibt. Aber er hat auch deutlich gemacht,
                                                                                                                                                                          dass unsere Stadtgesellschaften in Bremen und
                                                                                                                                                                          Bremerhaven über das Potenzial verfügen, enga-
                                                                                                                                                                          giert, kenntnisreich und verantwortungsbewusst
                                                                                                                                                                          gemeinsam daran zu arbeiten.
     www.zukunft.bremen.de                                                                                                                                                Viel Spaß bei der Lektüre!
ZUKUNFT BREMEN 2035 IDEEN FÜR MORGEN
10 | ZUKUNFT BREMEN 2035

                                                                  Unsere Leitziele für
                                                                  Bremen und Bremerhaven

                                                                  Hohe Lebensqualität in allen Quartieren
                                                                  Politik als Impulsgeber

                                                                  Bremen und Bremerhaven sind in den vergangenen Jahren stark gewachsen.
                                                                  Trotz der damit verbundenen hohen Herausforderungen sind beide Städte nach wie
                                                                  vor Orte mit hoher Lebensqualität und attraktiven Arbeitsplätzen. Sie bieten mit
                                                                  ihren vielfältigen Angeboten ein großstädtisches Umfeld und zugleich gut erreich-
                                                                  bare naturnahe Erholungsräume.
                                                                  Um die Attraktivität der beiden Städte für die Menschen zu erhalten und auszubauen
                                                                  und neue Einwohner*innen anzuziehen, muss ausreichend bezahlbarer Wohnraum
                                                                  für alle Bevölkerungsgruppen verfügbar sein. Für die Innenstädte brauchen wir
                                                                  Konzepte, die den Funktionswandel der Zentren berücksichtigen und öffentliche
                                                                  Plätze und Räume für Kultur und Begegnung schaffen. Für neue Quartiere sind
                                                                  Konzepte zur Verbindung von Wohnen und Arbeiten sowie moderne Mobilitäts-
                                                                  konzepte zu entwickeln.

                                                                  LEITZIEL 1

                                                                  ATTRAKTIVE, WACHSENDE STÄDTE
                                                                  WO MENSCHEN GERNE LEBEN

     Die Bremer Überseestadt: Hier wächst ein ganzer Stadtteil.                                                                         www.zukunft.bremen.de
ZUKUNFT BREMEN 2035 IDEEN FÜR MORGEN
12 | ZUKUNFT BREMEN 2035                                     LEITZIEL 1                                                                                               LEITZIEL 1                                      ZUKUNFT BREMEN 2035 | 13

     IMPULSE FÜR WACHSENDE STÄDTE
     PASSENDE ANGEBOTE SCHAFFEN
     Das weitere Wachstum unserer Städte soll nach              Das Zentrum in Bremen braucht einen neuen Mix von
     hohen Qualitätsmaßstäben erfolgen:                         modernen Einzelhandelskonzepten, Wohnen, Arbei-
     Wo neue Wohnquartiere entstehen, wird auf eine             ten, Lernen sowie gastronomischen und kulturellen
     Mischung von Miet- und Eigentumswohnungen ge-              Angeboten. Auch auf Grundlage der Ideenmeister-
     achtet. Alternative Wohnformen wie Bau- und Miet-          schaft im September 2018 wird das Innenstadt-
     gemeinschaften oder Genossenschaften werden                konzept in Zusammenarbeit mit den Projektent-
     schon bei der Planung mitberücksichtigt. Insbeson-         wicklern und Investoren fortgeschrieben. Dazu soll
     dere neu entstehende Wohnquartiere sollen mit              u. a. die Sichtbarkeit der Hochschulen im Zentrum
     einer attraktiven Anbindung an den Öffentlichen            verstärkt werden. Um mehr und attraktivere öffent-
     Nahverkehr sowie bequemen und sicheren Fahrrad-            liche Plätze zu schaffen, sind neue Konzepte für den
     wegen und einer bedarfsgerechten sozialen Infra-           Individual- und Lieferverkehr zu entwickeln. Damit
     struktur ausgestattet werden.                              werden die Aktivitäten privater Investoren planerisch
                                                                und gestalterisch begleitet. Zugleich wird dafür ge-
     Impulse für die wachsenden Städte der Zukunft              sorgt, dass die Interessen der Bewohner*innen und                                                               Maritimes Flair in Bremerhaven lockt Einheimische und Touristen.
     kann die Ausrichtung einer Internationalen Bauaus-         Besucher*innen angemessen berücksichtigt werden.
     stellung (IBA) bringen. Daher wird das Land mit sei-       Neue Wege öffnen Bremen zur Weser hin. Die

                                                                                                                        Die Innenstädte erleben einen tiefgreifenden Wandel,
     nen beiden Städten eine IBA entwickeln und sie             Schlachte als Flaniermeile wird Richtung Übersee-
     dazu nutzen, Teile der beiden Städte neu zu denken.        stadt ausgebaut.
     Wichtige Elemente dabei sind nachhaltige Mobili-
     tätskonzepte, sozial integrative und innovative Wohn-
                                                                In Bremen-Nord wird das Areal um den Bahnhof
                                                                Vegesack und das Haven Höövt neu gestaltet.
                                                                                                                        der gestaltet werden muss
     ideen unter Einsatz nachhaltiger Materialien, mo-
     derne Standorte der Arbeit und ein CO2-neutrales                                                                   Ein weiterer Schwerpunkt ist die Entwicklung des           Werftquartier wird in Verbindung zum Stadtteil
     Energiekonzept.                                             Vorrangige Maßnahmen für dieses Leitziel:              ehemaligen Kellogg-Geländes in der Bremer Über-            Geestemünde und dem nördlichen Fischereihafen
                                                                                                                        seestadt, verbunden mit einem zukunftsfähigen Mo-          ein neues urbanes Quartier entstehen, das mit at-
     Die Stadt Bremen braucht mehr bezahlbaren Wohn-             • Entwicklung einer IBA „Wachsende Städte“             bilitätskonzept. Im Vorderen Woltmershausen soll           traktiven Wasserlagen aufwartet. In Verbindung mit
     raum, für Haushalte mit kleinem Einkommen, aber             • Entwicklung der neuen Quartiere, u. a. am            ein Quartier entstehen, das beispielhaft Wohnen und        dem Ausbau der Hochschule sollen in der Innen-
     auch für Familien aus dem Mittelstand sowie große             Europahafen, in Woltmershausen und an der            Gewerbeentwicklung miteinander verbindet. Das              stadt Wohnangebote für Studierende entstehen. Das
     Familien, Alleinerziehende und Studierende sowie              Rennbahn                                             Gelände am Güterbahnhof wird als innovatives               Kistner-Gelände, das Quartier am Warrings-Park,
     ältere und behinderte Menschen. Dafür werden                • Fortschreibung des Innenstadtkonzepts Bremen         Dienstleistungs- und Kulturzentrum weiterentwickelt.       das Roter Sand-Quartier und das Quartier Rudloff-
     neben der Weiterentwicklung und Pflege der beste-           • Deutliche Attraktivitätssteigerung der Innen-        Das Rennbahngelände wird zu einem Modellquartier           straße werden gezielt weiterentwickelt.
     henden Quartiere auch neue Gebiete durch Um-                  städte, insbesondere durch Qualifizierung der        mit hoher Freiraumqualität und einem vielfältigen,
     nutzung und Erschließung zu schaffen sein, bei                öffentlichen Räume und Zugänge                       insbesondere bezahlbaren Wohnungsangebot, in
     denen die vielfältigen Anforderungen und Wünsche            • Umgestaltung der Domsheide zum attraktiven           dem auch Smart City-Ansätze erprobt werden.
     an Wohnformen berücksichtigt werden müssen.                   neuen Eingangsbereich der Bremer City                                                                            Daran wollen wir uns messen lassen:
                                                                 • Neugestaltung und Aufwertung der Verbin-             In Bremerhaven punktet das Quartier am Neuen
     In Bremerhaven wird sowohl die Schaffung neuer                dung zwischen dem Bahnhofsareal und dem              Hafen schon jetzt mit Hafenflair, urbanem Wohnen            • Bevölkerungswachstum über dem Durch-
     Quartiere als auch die Sanierung von Quartieren mit           Vegesacker Zentrum                                   und Arbeiten sowie vielfältigen Angeboten für Frei-           schnitt der Bundesländer
     vom Verfall bedrohten Häuser fortgesetzt, um die            • Weitere Profilierung des Bereiches Haven-            zeit und Tourismus. Damit auch die Innenstadt von           • Zahl der Baugenehmigungen weiterhin
     betroffenen Wohngebiete zu stabilisieren.                     welten/Innenstadt in Bremerhaven                     dieser Entwicklung profitiert, sollen attraktive Ver-         auf hohem Niveau
                                                                 • Entwicklung des Werftquartiers Bremerhaven           bindungen zwischen den Havenwelten und dem                  • Steigerung der Zahl der Sozialwohnungen
     Die Innenstädte erleben einen tiefgreifenden Wandel,        • Schaffung von Anreizen zur Sanierung von             Hauptgeschäftsbereich Innenstadt entstehen, unter             und der Wohnungen für Studierende und
     der gestaltet werden muss: Durch die wachsende Be-            Häusern in bedrohten Quartieren (insbeson-           anderem durch den Umbau der Columbusstraße und                Auszubildende
     deutung des Onlinehandels wird Einkaufen in Zukunft           dere in Bremerhaven)                                 die Sanierung der Barkhausenstraße sowie durch              • Erhöhung der Attraktivität der Innenstädte
     nicht mehr die einzige Funktion der Innenstädte sein.                                                              die Schaffung von Querverbindungen. Mit dem
ZUKUNFT BREMEN 2035 IDEEN FÜR MORGEN
14 | ZUKUNFT BREMEN 2035                            EXTERNE EXPERTIN                                                                                  EXTERNER EXPERTE                            ZUKUNFT BREMEN 2035 | 15

        Hohe Lebensqualität –                                                                                      Leitziel und zugehörige
    was dafür gebraucht wird,                                                                                   Handlungsfelder benennen
         wissen am besten die                                                                                        wichtige Aspekte zur
         Bewohner*innen und                                                                                     Bewältigung der aktuellen
    Nutzer*innen in der Stadt.                                                                                        Herausforderungen.
           Allerdings ist „hohe                                                                                   Für den Erfolg bedarf es
     Lebensqualität“ nicht für                                                                                      ressortübergreifender
      jede/n das Gleiche. Mut,                                                                                    Zusammenarbeit, inter-
     neue Wege zu gehen und                                                                                      kommunaler Kooperation
    auf das Bewährte zurück-                                                                                    und intensiver Einbindung
                                                           Prof. Dipl.-Ing. Elke Pahl-Weber                                                                          Prof. Dipl.-Ing. Martin zur Nedden
         zugreifen, ist gefragt.                           Technische Universität Berlin
                                                                                                                        der Bürger*innen.                            Ehemaliger Direktor des Deutschen
                                                           Universitätsprofessorin,                                                                                  Instituts für Urbanistik
                                                           Bestandsentwicklung und Erneuerung
                                                           von Siedlungseinheiten

     Die bestehenden Quartiere verändern sich, die         Städten, die ähnliche Herausforderungen haben,       Mit der Formulierung von Leitzielen und Hand-        sowie räumliche Entwicklungsschwerpunkte
     Stadt bekommt neue Quartiere dazu, beide mit          in einer auf drei Orte verteilten Anschauung über    lungsfeldern wird im Rahmen des „Zukunftspro-        werden benannt. Gemeinwohlorientierte Wohnungs-
     hoher Lebensqualität zu gestalten ist ein Ziel, das   Lebensqualität in der zukünftigen Stadt vielleicht   zesses Bremen“ ein wichtiger Meilenstein gesetzt.    politik ist gerade in wachsenden Städten unver-
     so allgemein wie richtig ist. Herausforderung ist     viel mehr bewegen?                                   Sie dokumentieren die Auseinandersetzung mit         zichtbar für den gesellschaftlichen Zusammenhalt.
     aber, zu wissen, was von den Nutzer*innen als         Bremen ist eine Stadt, in der die Menschen sehr      zentralen Herausforderungen, denen die Kommu-        Wichtiges Instrument in diesem Zusammenhang ist
     hohe Lebensqualität verstanden wird. Die Bremer       gerne zuhause sind, das haben nicht zuletzt die      nen, und hier insbesondere die wachsenden Städte,    ein Konzept für die gemeinwohlorientierte Boden-
     Wohntage Ende August 2018 haben unter großer          Wohntage gezeigt. Wenn das auch in Zukunft und       aktuell gegenüberstehen und zeigen Wege auf, wie     politik, die darüber hinaus auch Zielsetzungen
     Beteiligung von Bewohner*innen gezeigt, dass es       auch für neu hinzukommende Bürger*innen so           diese erfolgreich für Bremen und Bremerhaven         anderer Bereiche wie Klimawandel und -anpassung
     vielfältige Ansichten von Lebensqualität gibt. Sie    sein soll, wird Bremen seine schlummernden           bewältigt werden sollen.                             und Wirtschaftspolitik fördert.
     haben auch gezeigt, dass nur so, über die offene      Potenziale für Lebensqualität verfügbar machen       Naturgemäß gibt es auch Zielkonflikte. Vor diesem    Erste Ansätze zur Stärkung des stationären
     Kommunikation zu dem, was gebraucht wird, ein         müssen: eine neue Akteurslandschaft aufschlie-       Hintergrund kommt der Abwägung in den nächsten       Einzelhandels und damit der Innenstädte und
     Verständigungsprozess gelingen kann.                  ßen, Wohnen, Arbeiten, Versorgen in den Quar-        Phasen eine besondere Bedeutung zu. Dazu bedarf      Nebenzentren gegenüber dem Onlinehandel
     Die Einbettung der eigenen Perspektive in ein         tieren zukunftsfähig gestalten, Digitalisierung      es der an mehreren Stellen angesprochenen            werden aufgezeigt. Hier muss die Stärkung von
     großes Event von überregionaler Bekanntheit,          nutzen, das erfordert Abweichen von etablierten      ressortübergreifenden Zusammenarbeit und um-         Qualitäten im Vordergrund stehen. Vergrößerungen
     kann einen solchen Prozess unterstützen. Aber         Mustern, Mut, auch unerprobte Wege zu gehen.         fassender integrierter Handlungskonzepte bei der     der Verkaufsfläche, insbesondere an nicht inte-
     muss es eine IBA sein? Das Format ist nicht so        Da ist die Zusammenarbeit mit Städten, die sich      weiteren Konkretisierung. Wichtig sind außerdem      grierten Standorten, wären kontraproduktiv.
     international wie es klingt, eine große IBA braucht   gerade auf den gleichen Weg machen, sicherlich       engagierte interkommunale Kooperation und kon-       Angesichts nicht zu verkennender Prognose-
     Zeit und die nächste, die vermutlich 2027 eröffnet    ein stabilisierendes Moment. Und Bremen hat mit      tinuierliche Einbindung der privaten Akteure sowie   unsicherheiten bedarf es einer regelmäßigen
     wird zum 100. Jahrestag der internationalen Werk-     dem Bremer Haus sogar ein Alleinstellungsmerk-       der Bürger*innen.                                    Evaluation und gegebenenfalls Fortschreibung.
     bundausstellung mit der Weißenhofsiedlung in          mal, das flexibel und auch anpassungsfähig ist für   Zentrale Themen wie die Schaffung bezahlbaren        Das Ergebnis des bisherigen Prozesses bietet dafür
     Stuttgart, ist schon in Planung. Kann nicht ein       die Bedarfe der Zukunft.                             Wohnraums, Attraktivität der öffentlichen Räume,     in jedem Fall eine gute Grundlage.
     kooperativer Austausch mit zwei europäischen                                                               Umgang mit den Auswirkungen des Onlinehandels
ZUKUNFT BREMEN 2035 IDEEN FÜR MORGEN
16 | ZUKUNFT BREMEN 2035

                                                                Unsere Leitziele für
                                                                Bremen und Bremerhaven

                                                                Von der Kita bis in den Beruf
                                                                Umfassende Bildung für alle Altersstufen

                                                                Eine gute und ganzheitliche Bildung für alle Kinder und Jugendlichen ist für ihre
                                                                Zukunft ebenso wie für die Zukunft des Landes entscheidend. Mit einem ambitionierten
                                                                Ausbauprogramm wurden deshalb Qualität und Standards im Bildungswesen des
                                                                Landes in den vergangenen Jahren bereits erhöht. Es müssen die Voraussetzungen
                                                                dafür geschaffen werden, dass unsere Schüler*innen mindestens den bundesweit
                                                                durchschnittlichen Leistungsstandard erreichen. Um eine gute Bildung in allen
                                                                Altersstufen zu ermöglichen, muss dafür vor allem die bedarfsgerechte Ausbildung
                                                                von Fachkräften gefördert werden.

                                                                LEITZIEL 2

                                                                GUTE BILDUNG VON ANFANG AN
                                                                FÜR EIN LEISTUNGSFÄHIGES,
                                                                CHANCENGERECHTES UND INKLUSIVES
                                                                BILDUNGSSYSTEM

     Lernen im Team macht Spaß und bringt bessere Ergebnisse.                                                                          www.zukunft.bremen.de
ZUKUNFT BREMEN 2035 IDEEN FÜR MORGEN
18 | ZUKUNFT BREMEN 2035                                     LEITZIEL 2                                                                                                 LEITZIEL 2                                ZUKUNFT BREMEN 2035 | 19

     LERNORT UND INTEGRATIONSMOTOR
     GUTE RAHMENBEDINGUNGEN
     FÜR SCHULEN UND HOCHSCHULEN

     Dafür ist der wohnortnahe Ausbau frühkindlicher
     Bildungsangebote, insbesondere und verstärkt in so-
     zial benachteiligten Stadtteilen, vorrangig. Mit dem
     frühen Besuch einer Kindertageseinrichtung sollen
     Kinder in ihrer gesamten Entwicklung, insbesondere
     beim Spracherwerb, gefördert und in ihrem Sozial-
     verhalten gestärkt werden. Damit werden die Voraus-
     setzungen für Chancengleichheit und Integration
     von Kindern unterschiedlichen Geschlechts, unter-
     schiedlicher Ethnien und sozialer Herkunft geschaf-
     fen. Der kostenlose Zugang zu frühkindlicher Bildung
     wird durch die Einführung der Beitragsfreiheit
     in unseren Kindergärten ermöglicht. Der Bildungs-
     plan 0 bis 10 sichert durch ein gemeinsames, inklusi-
     ves, geschlechtersensibles pädagogisches Verständ-
     nis einen bruchlosen Übergang zwischen Kita und
     Schule. Damit werden die Vereinbarkeit von Familie         Lernen für die digitale Zukunft.                 Gute berufliche und akademische Bildung sichert Fachkräfte für die Region.
     und Beruf und die Möglichkeiten – auch von Allein-
     erziehenden –, berufstätig zu sein, verbessert.

     Die Schule der Zukunft ist inklusiv und ganztägig.
     Wichtige Schritte in diese Richtung sind getan, aber
                                                                                                                 Berufliche und akademische Bildung sollen dazu
                                                                                                                 beitragen, den Fachkräftebedarf des regionalen Ar-
                                                                                                                                                                                     Das Ausbildungsangebot
     das Unterstützungssystem muss weiter ausgebaut               Vorrangige Maßnahmen für dieses Leitziel:      beitsmarktes zu decken und darüber hinaus für den                   muss so gestaltet sein,
     werden. In den nächsten zehn Jahren wird es in                                                              nationalen und internationalen Bedarf auszubilden.
     Bremen und Bremerhaven bis zu einem Fünftel mehr             • Differenzierte und an den sozialen und       Daher werden die Ausbildungs- und Studienan-                        dass niemand zurück-
     Schüler*innen geben. Von Kitas und Schulen wird
     erwartet, zusätzlich zu ihrem Bildungsauftrag auch
                                                                    pädagogischen Herausforderungen orien-
                                                                    tierte Verbesserung des Betreuungs- und
                                                                                                                 gebote ausgebaut, die gleichzeitig zum Erwerb
                                                                                                                 eines Berufs- und Studienabschlusses in dualen                      gelassen wird.
     Integrationsmotor zu sein und als Kristallisations-            Personalschlüssels im Bildungssystem         Studiengängen führen.
     punkt erfolgreicher Stadtteilarbeit die soziale Spal-        • Programm zur Aufwertung und Qualifizierung   Das Ausbildungsangebot muss so gestaltet sein,                      von leistungsschwachen Jugendlichen werden auf
     tung zu kompensieren. Das erfordert eine deutliche             von Lehrkräften und sozialpädagogischen      dass niemand zurückgelassen wird. Deshalb wer-                      allen Ebenen des berufsbildenden Systems ge-
     Verbesserung der räumlichen und personellen Aus-               Berufen                                      den die Berufsschulen zu modernen und attraktiven                   stärkt. Als wesentlichen Beitrag zur Integration
     stattung. Der Gebäudebestand wird nicht nur sa-              • Programm zum Lernen in der digitalen Welt    Lern- und Arbeitsorten entwickelt, in denen sich                    erhält jeder Zugewanderte mit gesichertem Aufent-
     niert, sondern Kitas und Schulen werden zu modernen            im Rahmen der Bund-Länder-Initiative         bewährte didaktische Kompetenzen mit neuen                          haltsstatus ein verpflichtendes Angebot einer Aus-
     Lernorten um- und ausgebaut, beginnend in Stadt-             • Breite Unterstützung der Schulen durch das   Technologien einschließlich digitalisierter Ge-                     bildungs- beziehungsweise Qualifizierungsmaß-
     teilen mit dem größten Nachholbedarf. Digitale Lern-           neue Institut zur Qualitätsentwicklung       schäftsprozesse verbinden.                                          nahme.
     und Lehrmedien unterstützen den Umgang mit                   • Entwicklung von Campus-Lösungen für Kitas,   An diesen Anstrengungen müssen sich alle gesell-
     Vielfalt und tragen zur Förderung von Talenten bei.            weiterführende Schulen und Berufsbildungs-   schaftlichen Kräfte beteiligen. Gemeinsam mit der
     Qualitätsstandards werden auf Landesebene ver-                 zentren an ausgewählten Standorten, u. a.    Wirtschaft muss ein bedarfsgerechtes Angebot an
     bindlich geregelt. Damit wird die Qualität unserer             Realisierung eines Berufsbildungs-Campus     Ausbildungsplätzen für alle Jugendlichen, die eine
     Schulen mit Gebäuden, Ausstattung und Fachkräften              in Bremen-Blumenthal                         Berufsausbildung anstreben, gewährleistet werden.
     dauerhaft das Niveau der übrigen Länder erreichen.                                                          Die Potenziale sowohl von leistungsstarken als auch
20 | ZUKUNFT BREMEN 2035                                       LEITZIEL 2                                                                                 EXTERNE EXPERTIN                              ZUKUNFT BREMEN 2035 | 21

                                                                                                                     Die lange Tradition der
                                                                                                                  Integration und Inklusion,
                                                                                                                          auf die die Bremer
                                                                                                                     Bildungspolitik zurück-
                                                                                                                       blicken kann, ist eine
                                                                                                                        Stärke und Grund zu
                                                                                                                        bildungspolitischem
                                                                                                                  Selbstbewusstsein. Diese
                                                                                                                  Stärke darf aber nicht mit
                                                                                                                     einer geringen Qualität
                                                                                                                                                                         Prof. Dr. Bettina Kohlrausch
                                                                                                                      des Bildungsangebots                               Universität Paderborn
                                                                                                                             erkauft werden.                             Professorin für Bildungssoziologie

     Lebenslanges Lernen gehört zum Berufsleben der Zukunft.

     Lebenslanges Lernen ist die Voraussetzung dafür,                                                             In Bildungsinstitutionen werden Qualifikationen        erkauft werden. Zur Chancengleichheit gehört
     dass Beschäftigte im schnellen Wandel der                     Daran wollen wir uns messen lassen:            vermittelt und Chancen verteilt. Bildungsinstitu-      auch das Recht auf qualitativ hochwertige Bildung.
     Arbeits- und Berufswelt nicht den Anschluss ver-                                                             tionen sind aber auch Orte, an denen gesellschaft-     Daher ist es richtig, dass es sich Bremen zum
     lieren. In Bremen und Bremerhaven wird daher die              • Sicherstellung eines flächendeckenden        licher sozialer Zusammenhalt gelebt und organi-        Leitziel gesetzt hat, die „rote Laterne“ in Länder-
     kontinuierliche Zusammenarbeit von Berufsschule,                Angebots der Kindertagesbetreuung,           siert wird. Hier treffen sich im besten Fall Eltern    vergleichen endgültig abzugeben. Dies wird ohne
     Weiterbildungseinrichtungen, Hochschulen und Wirt-              gerade auch in Stadtteilen mit ungünstigen   verschiedener sozialer Schichten, aber eben auch       eine vernünftige Ressourcenausstattung nicht
     schaft intensiviert, damit eine bessere Abstimmung              Sozialindikatoren                            Veganer und überzeugte Fleischesser, Eltern,           gehen. Bundesweite Studien zeigen, dass viele
     von Berufsausbildung und berufsbezogener Wei-                 • Erhöhung des Anteils der Ausgaben für        die in unterschiedlichen Familienmodellen leben,       Eltern finden, dass Kinder vom gemeinsamen
     terbildung entsteht. Der engeren Verzahnung von                 Schulen am Gesamthaushalt                    konfessionslose und gläubige Eltern verschiedener      Lernen in sozialer Hinsicht profitieren.
     Ausbildung und Arbeitswelt dienen auch gemein-                  >> Ziel: Ausgaben pro Schüler*in pro Jahr    Konfessionen und organisieren Sommerfeste,             Gleichzeitig haben viele Eltern von Kindern mit
     same Fortbildungen für das Ausbildungspersonal                  auf Niveau der anderen Stadtstaaten          Elternabende und Schulausflüge. Gerade in der          und ohne Förderbedarf Sorgen, dass ihr Kind in
     der Betriebe und für Berufsschullehrer*innen.                 • Sicherstellung eines ausreichenden und       frühkindlichen Bildung und an den Grundschulen         einer inklusiven Schule nicht den optimalen
                                                                     bedarfsgerechten Ausbildungsplatzangebotes   lernen und spielen Kinder aus sehr unterschied-        Lernfortschritt erreichen kann. Dies muss die
                                                                   • Verringerung der Schulabbrecherquote         lichen Familien zusammen, vor allem wenn in            Politik ernst nehmen, denn gegen die Eltern
                                                                                                                  einem Stadtteil verschiedene soziale Schichten         lassen sich bildungspolitische Reformvorhaben
                                                                                                                  zusammenleben. Es gibt in unserer Gesellschaft         nicht organisieren.
                                                                                                                  immer weniger solche Orte. Daher ist die lange         Die Verzahnung von akademischem und beruf-
                                                                                                                  Tradition der Integration und Inklusion, auf die die   lichem Lernen in dualen Studiengängen ist
                                                                                                                  Bremer Bildungspolitik zurückblicken kann, eine        richtig – allerdings ist wichtig, dass im dualen
                                                                                                                  Stärke und Grund zu bildungspolitischem Selbst-        Studium – ähnlich wie in der dualen Ausbildung,
                                                                                                                  bewusstsein. Diese Stärke darf aber nicht mit          klare Standards im praktischen Teil der Ausbil-
                                                                                                                  einer geringen Qualität des Bildungsangebots           dung eingehalten werden.
22 | ZUKUNFT BREMEN 2035

                                                 Unsere Leitziele für
                                                 Bremen und Bremerhaven

                                                 Innovativer und nachhaltiger Standort
                                                 Verlässliche Rahmenbedingungen für qualitatives Wachstum

                                                 Das Land Bremen gehört zu den größten und wirtschaftsstärksten Industriestand-
                                                 orten in Deutschland. Internationale Unternehmen der Luft- und Raumfahrt, des
                                                 Automobilbaus, der Windenergie, des Schiffbaus, der Logistik- und der IT-Wirt-
                                                 schaft sowie zahlreiche namhafte Dienstleistungsbetriebe sind hier zuhause. Unter
                                                 den mittelständischen Unternehmen sind zahlreiche „Hidden Champions“ mit
                                                 hoher Innovationskraft. Auch das Handwerk trägt maßgeblich zur wirtschaftlichen
                                                 Stärke des Landes bei, nicht zuletzt durch seine hohe Ausbildungsquote. Die Wirt-
                                                 schaftspolitik sorgt für verlässliche Rahmenbedingungen, fördert Kooperationen
                                                 von Wirtschaft und Wissenschaft und schafft bedarfsgerechte Gewerbeflächen
                                                 sowie gute Startbedingungen für Existenzgründer*innen. Angesichts der hohen
                                                 wirtschaftlichen Bedeutung der bremischen Häfen legt das Land eine langfristige
                                                 Investitionsstrategie für die Erneuerung und den Ausbau der Hafeninfrastruktur
                                                 auf und sichert die Wettbewerbsfähigkeit der Häfen. Vor allem kleine und mittlere
                                                 Unternehmen werden bei ihrem Weg in die Industrie 4.0 begleitet. Ziel ist die Profi-
                                                 lierung des Standorts als innovativ, nachhaltig, digital und ressourceneffizient – als
                                                 Voraussetzung für weiteres qualitatives Wachstum in Bremen und Bremerhaven.

                                                 LEITZIEL 3

                                                 STARKE WIRTSCHAFT, STARKES LAND
                                                 ATTRAKTIV FÜR ARBEITSKRÄFTE
                                                 UND UNTERNEHMEN

     Produktionshalle im Bremer Mercedes-Werk.                                                                             www.zukunft.bremen.de
24 | ZUKUNFT BREMEN 2035                                      LEITZIEL 3                                                                                                       LEITZIEL 3                                        ZUKUNFT BREMEN 2035 | 25

     WETTBEWERBSFÄHIGKEIT STÄRKEN
     FLEXIBEL, INNOVATIV, DIGITAL

     Quantitativ und qualitativ ausreichende Gewerbe-
     flächen bilden die entscheidende Basis. Standort-
     politik ist aber mehr als die Ausweisung von Gewer-
     begebieten und die Bereitstellung finanzieller Mittel.
     Die Aufgabe einer zukunftsorientierten Politik zur
     Förderung von Wirtschaft und Beschäftigung liegt
     im frühzeitigen Erkennen neuer Trends in Technolo-
     gie, Arbeitsweisen und Materialien, gesellschaftli-
     chen Bedürfnissen und geostrategischen Verände-
     rungen. Unternehmen und Beschäftigte werden
     dabei unterstützt, ihre Wettbewerbsfähigkeit und
     ihre Qualifikation im immer schnelleren Wandel der
     Wirtschafts- und Arbeitswelt zu behaupten und aus-
     zubauen. Aus der „Industrie 4.0“, der vernetzten,
     IT-gestützten Produktion mit einem hohen Grad an
     Automatisierung und der „intelligenten“ Kommuni-
     kation von Menschen, Maschinen und Produkten, ist
     längst die „Arbeit 4.0“ geworden. Die Digitalisierung       Das Forschungs- und Technologiezentrum EcoMaT in der    Containerterminal Bremerhaven: Die Häfen sind von zentraler Bedeutung für die Wirtschaftskraft des Landes.
     führt auch in Handel, Dienstleistung, Handwerk und          Airport-Stadt Bremen.

     Verwaltung zu völlig neuen Prozessen und Ge-
     schäftsmodellen. Gerade für kleine und mittlere
     Unternehmen (KMU) und Handwerksbetriebe ist                 Durch den Ringschluss der A281 über die Weser           Die Hafengesellschaft BremenPorts und die hafen-                    Vorrangige Maßnahmen für dieses Leitziel:
     das eine Chance, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu               steigt die Bedeutung des Industrie-Parks in             nahen Betriebe werden bei der Entwicklung und
     verbessern. Sie haben aber oft nicht selbst das             Bremen-Nord. Der Wesertunnel verbindet die              Umsetzung ihrer Digitalisierungsstrategien und bei                  • Bereitstellung von quantitativ und qualitativ
     Know-how zur Entwicklung einer Digitalisierungs-            Industrie- und Gewerbeflächen sowie das Güter-          der Erschließung neuer Wachstumsfelder unter-                         ausreichenden Gewerbeflächen, u. a. an der
     strategie. Deshalb bietet die Wirtschaftsförderung          verkehrszentrum (GVZ) und den Neustädter Hafen          stützt. Die greenports-Strategie der bremischen                       Hansalinie und im Bremer Industrie-Park
     umfangreiche Expertise sowie Möglichkeiten zur              auf der linken Weserseite mit dem Industrie-Park.       Häfen werden wir zielgerichtet fortsetzen.                          • Umsetzung des interkommunalen Gewerbe-
     Vernetzung mit anderen Unternehmen an.                      Wegen der erwarteten stärkeren Nachfrage soll er                                                                              gebietes Achim/Bremen
                                                                 rechtzeitig erweitert werden. Durch den Zusam-          Bedeutende Wirtschaftszweige am Standort sind                       • Entwicklung urbaner Standorte für Wohnen und
     Bei der Ausweisung von Gewerbegebieten gehen                menschluss entsteht so der bedeutendste Gewerbe-        insbesondere die Luft- und Raumfahrtindustrie,                        Arbeiten (Kellogg-Areal, vorderes Woltmers-
     wir auch neue Wege: Statt alter Konkurrenzen pfle-          standort in Bremen.                                     Automobil- und Schiffbau sowie der Anlagen- und                       hausen, etc.)
     gen wir grenzüberschreitende Gemeinsamkeiten.                                                                       Maschinenbau und die Windkraftindustrie.                            • Entwicklung eines nachhaltigen und CO2-
     Am Bremer Kreuz entsteht mit der Stadt Achim ein            Die Häfen in Bremen und Bremerhaven sind auch                                                                                 neutralen Gewerbegebiets LuneDelta inklusive
     Gewerbegebiet mit gemeinsamer Infrastruktur-                in Zukunft von zentraler Bedeutung für die Wirt-        Die Querschnittstechnologie Leichtbau ist von hoher                   Gründerzentrum
     entwicklung. Innenstadtnahe Quartiere wie das               schaftskraft des Landes und die Schaffung von           Relevanz für viele Industriebranchen und zugleich                   • Sicherstellung der land-, wasser- und
     Kellogg-Areal oder das Vordere Woltmershausen               Arbeitsplätzen. Es ist daher erforderlich, zusätzlich   ein Paradebeispiel für zukunftsweisende Koopera-                      schienenseitigen Erreichbarkeit der Häfen
     werden zu innovativen Wohn- und Arbeitsstand-               zu den beschlossenen Maßnahmen (OTB, Außen-             tionen von Wissenschaft und Wirtschaft am Stand-                    • Langfristige Anlage einer Investitionsstrategie
     orten weiterentwickelt.                                     weservertiefung) kontinuierlich in eine moderne         ort Bremen. Um diese Technologie zu fördern, wird                     zur Erneuerung und zum Ausbau der Hafen-
     In Bremerhaven wird das „LuneDelta“ zu einem                Hafeninfrastruktur sowie deren Anbindungen zu           das Forschungs- und Technologiezentrum EcoMaT                         infrastruktur
     nachhaltig ausgerichteten Areal. Dabei wird ein             investieren, um die optimale Erreichbarkeit über        in der Airport-Stadt, das als Anker für die Ansied-                 • Profilierung als zentraler Leichtbau-
     Gründerzentrum mit Schwerpunkt „Green Eco-                  Wasser, Schiene und Straße zu sichern und zu            lung weiterer Unternehmen im Bereich Leichtbau                        materialien-Standort
     nomy“ eine Keimzelle für neue Formen des gemein-            verbessern.                                             wirken soll, weiter attraktiv entwickelt.                           • Weitere Aufwertung des START Hauses
     samen und vernetzten Wirtschaftens sein.
26 | ZUKUNFT BREMEN 2035                                          LEITZIEL 3                                                                                             EXTERNER EXPERTE                              ZUKUNFT BREMEN 2035 | 27

                                                                                                                                         Das Land Bremen hat
                                                                                                                                   von seinen Häfen stets be-
                                                                                                                                sonders profitiert. Von Hafen-
                                                                                                                                wirtschaft und Logistik hängt
                                                                                                                                  jeder fünfte Arbeitsplatz ab.
                                                                                                                                   Deshalb kommt der Erhal-
                                                                                                                                    tung und dem Ausbau der
                                                                                                                                    Infrastruktur in den Häfen
                                                                                                                                      und deren Anbindung an
                                                                                                                                     die Wirtschaftszentren im
                                                                                                                                                                                        L. Daniel Hosseus
                                                                                                                                   Binnenland herausragende                             Zentralverband der deutschen
     Der Raumfahrt- und Technologiekonzern OHB SE mit Hauptsitz in Bremen fertigt unter anderem den Meteosat Wettersatelliten
     Meteosat Third Generation (MTG).
                                                                                                                                                Bedeutung zu.                           Seehafenbetriebe e.V.
                                                                                                                                                                                        Hauptgeschäftsführer

    Luft- und Raumfahrtindustrie: einer der bedeutenden                                                                           Für die Erreichung gesellschaftlicher Ziele und die   Dies wird auch zukünftig so sein, denn das Güter-
                                                                                                                                  Teilhabe am immerwährenden Wandel sind gute           verkehrsaufkommen in Mitteleuropa wird weiter

    Wirtschaftszweige im Land Bremen                                                                                              Verkehrs- und Kommunikationsinfrastrukturen
                                                                                                                                  unverzichtbar.
                                                                                                                                                                                        wachsen.
                                                                                                                                                                                        Deshalb müssen die Infrastruktur in den Häfen
                                                                                                                                  Wirtschaftliche Stärke setzt solide Verkehrs- und     und die Anbindungen der Häfen an die Wirtschafts-
                                                                                                                                  Kommunikationsinfrastrukturen voraus. Häfen           zentren im Binnenland mit einer langfristigen
     Existenzgründungen sind ein wesentlicher Faktor                                                                              kommt dabei eine besondere Rolle zu: Seehäfen         Planungsperspektive in nachhaltiger Weise den
     für den Strukturwandel. Mit seiner vielseitigen Wis-               Daran wollen wir uns messen lassen:                       sind die Dreh- und Angelpunkte auf den Wegen          absehbaren Entwicklungen angepasst werden.
     senschaftslandschaft sowie der Nähe zu Kunden                                                                                des internationalen Warenverkehrs, und Schiene,       Investitionsprojekte wie die Vertiefung der Außen-
     und Kooperationspartnern ist das Land Bremen                       • Überdurchschnittliches Wirtschaftswachstum              Straße und Binnenschiff verbinden die Häfen mit       weser, die Umsetzung der Alpha-E-Eisenbahntrasse
     schon heute ein interessanter Standort für die Kre-                • Bereitstellung von bedarfsgerechter                     den Produktionsstätten und Verbrauchern im            und die Ertüchtigung der Autobahnen, Straßen und
     ativwirtschaft und innovative Gründer*innen. Unter-                  Dispositionsreserve an Gewerbeflächen                   Landesinneren. Zugleich dienen sie häufig selbst      Brücken, auch für den Schwerlastverkehr, sind
     nehmensgründungen aus den Hochschulen sind                         • Erhöhung der Gründungsintensität                        auch als Industriestandort. In sich und durch ihre    dabei dringend erforderlich. Ebenso muss die
     wichtige Treiber für Innovationen und binden junge                 • Erhöhung des Dienstleistungsanteils,                    Dienstleistung für Wirtschaft und Logistik insge-     öffentliche Hand die digitale Infrastruktur und den
     Fachkräfte an den Standort.                                          insbesondere im Bereich wissensorientierter             samt tragen gerade auch die bremischen Häfen,         rechtlichen Rahmen den technischen Entwicklun-
                                                                          Dienstleistungen                                        die zu den größten der Welt zählen, zur Wirt-         gen fortlaufend anpassen, damit bremische Unter-
     Das START Haus ist die zentrale Anlaufstelle für                   • Nachhaltige Positionierung der bremischen               schaftskraft Norddeutschlands und Europas bei.        nehmen die IT-basierten Dienstleistungen anbieten
     Gründer*innen, die in einem zweiten Schritt um An-                   Häfen im europäischen Wettbewerb                        Das Land Bremen hat von seinen Häfen stets in         können, die Kunden in Europa und weltweit nach-
     gebote wie Seminarräume, Co-Working-Spaces und                                                                               besonderer Weise profitiert; gegenwärtig hängt        fragen. Effiziente Verkehrswege und moderne
     ein Café an zentraler Stelle ergänzt werden soll.                                                                            jeder fünfte Arbeitsplatz von den bremischen Häfen    Informationstechnologie tragen zudem zu einer
                                                                                                                                  ab. Die maritime Logistik zählt damit zu den be-      Verringerung der ökologischen Auswirkungen
                                                                                                                                  deutendsten Wirtschaftszweigen am Standort.           ökonomischen Handelns bei.
28 | ZUKUNFT BREMEN 2035

                                                                    Unsere Leitziele für
                                                                    Bremen und Bremerhaven

                                                                    Aktive Arbeitsmarktpolitik
                                                                    Qualifizierung für den digitalen Wandel

                                                                    Bremen und Bremerhaven sollen auch künftig für alle Arbeitnehmer*innen durch
                                                                    gute und tariflich abgesicherte Arbeitsbedingungen attraktiv sein.
                                                                    Derzeit ist der Bremer Arbeitsmarkt allerdings durch gegensätzliche Entwicklungen
                                                                    gekennzeichnet: Obwohl viele neue Stellen entstanden sind, bleibt die Arbeitslosig-
                                                                    keit hoch. Vor allem Langzeitarbeitslose finden nur schwer den Weg in eine reguläre
                                                                    Beschäftigung.
                                                                    Gleichzeitig steigt die Nachfrage nach qualifizierten Fachkräften und führt in
                                                                    manchen Bereichen schon zu Engpässen, während geringqualifizierte Arbeitskräfte
                                                                    nicht zuletzt durch Automatisierung und Digitalisierung immer weniger gefragt
                                                                    sind. Daher müssen die Angebote an Weiterbildung und Qualifizierung für ein
                                                                    lebenslanges Lernen ausgebaut werden.
                                                                    Unsere besondere Aufmerksamkeit gilt darüber hinaus dem Abbau der Langzeit-
                                                                    arbeitslosigkeit.

                                                                    LEITZIEL 4

                                                                    GUTE ARBEIT FÜR BREMEN
                                                                    UND BREMERHAVEN
                                                                    BESCHÄFTIGUNG SICHERN,
                                                                    ARBEITSLOSIGKEIT ABBAUEN

    Wer gut arbeitet, muss sozial und tariflich abgesichert sein.                                                                          www.zukunft.bremen.de
30 | ZUKUNFT BREMEN 2035                                     LEITZIEL 4                                                                                                   LEITZIEL 4                                        ZUKUNFT BREMEN 2035 | 31

    VOM LOHN DER ARBEIT LEBEN KÖNNEN
    „GUTE ARBEIT“ ALS GRUNDLAGE                                                                                              Jugendarbeitslosigkeit vermeiden – ein zentrales
                                                                                                                             Anliegen! Jugendliche dürfen gar nicht erst ar-
                                                                                                                             beitslos werden, sondern sollen direkt nach der
     „Gute Arbeit“ ist in Zusammenarbeit mit den Sozial-                                                                     Schule einen Ausbildungsplatz finden oder ein Stu-
     partnern ein zentrales Merkmal bremischer Stand-                                                                        dium aufnehmen können. Bestehende Instrumente
     ortpolitik. Ziel ist, dass Menschen von ihrer Arbeit                                                                    wie die Jugendberufsagentur und die Ausbildungs-
     leben können. Gute Arbeit ist sozial abgesichert,                                                                       platzgarantie werden deshalb weiter gestärkt. Im
     stabil und sichert die Gesundheit der Beschäftigten.                                                                    dualen System wird gemeinsam von allen Akteuren
     Sie öffnet Karriere- und Entwicklungsperspektiven                                                                       (Agentur für Arbeit, Jobcenter, Ausbildungsbetrie-
     durch Weiterbildung und ermöglicht Zeitsouveräni-                                                                       be, Kammern, Berufsschulen) ein Unterstützungs-
     tät für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, auch                                                                   system für Auszubildende entwickelt, das ihnen
     für Alleinerziehende. Gute Arbeit ist damit die                                                                         hilft, ihre Ausbildung erfolgreich abzuschließen und
     Grundlage für ein selbstbestimmtes Erwerbsleben                                                                         Abbrüche zu vermeiden.
     und ein Leben in Würde. Sie muss ein wesentliches                                                                                                                                 Bildung und Qualifizierung für Zugewanderte.
     Kriterium der Wirtschaftsförderung sein. Gemäß
     der „Bremer Erklärung für faire Beschäftigungsbe-
     dingungen“ ist der öffentliche Dienst im Land
     Bremen Vorreiter für gute Arbeit. Auch als Auftrag-
                                                                                                                             Ausbildungsplätze für alle Jugendlichen
     geber wirken Bremen und Bremerhaven auf die
     Gestaltung von guter Arbeit hin.
                                                                                                                             Für zugewanderte Jugendliche wird der Anspruch            Die Maßnahmen werden ganzheitlich ausgerichtet
     Die Qualifizierungs- und Weiterbildungsinfra-                                                                           auf Sprachförderung beim Übergang von der Schule          und mit Qualifizierung und gesundheitlicher Bera-
     struktur im Land Bremen soll so modernisiert wer-                                                                       in Ausbildung und Erwerbstätigkeit als flankierende       tung verbunden. Auch Betriebe können Förderung
     den, dass das Weiterbildungsangebot höchsten                                                                            Maßnahme festgeschrieben. Die Erwerbsbeteili-             in Anspruch nehmen, wenn sie Beschäftigungs-
     Standards entspricht. Ein einmal gelernter Beruf                                                                        gung der bisher unterrepräsentierten Gruppen soll         möglichkeiten für diese Zielgruppe anbieten. Die
     reicht heute nicht mehr für ein ganzes Berufsleben                                                                      deutlich ausgebaut werden. Gemeinsam mit den              Integration in den ersten Arbeitsmarkt bleibt als
     aus. Arbeitnehmer*innen müssen sich kontinuier-                                                                         Jobcentern in Bremen und Bremerhaven werden               Zielsetzung bestehen.
     lich weiterbilden und qualifizieren, um ihre Kompe-                                                                     Strategien weiterentwickelt, um die Betroffenen
     tenzen und damit ihre Erwerbschancen zu erhalten.          „Gute Arbeit“ macht den Standort attraktiv für Fachkräfte.   wieder in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Die
     Das liegt auch im Interesse der Unternehmen, die                                                                        ganzheitliche Betrachtung der Potenziale der Ar-
     qualifiziertes Fachpersonal brauchen. Individuali-                                                                      beitssuchenden und die enge Zusammenarbeit mit
     sierte und bezahlte Weiterbildung für Arbeitslose                                                                       den bestehenden Hilfeeinrichtungen stehen dabei
     und Beschäftigte auf Basis einer Potenzialanalyse                                                                       im Vordergrund.                                             Daran wollen wir uns messen lassen:
     ist Regelaufgabe der Arbeitsagenturen und Jobcen-            Vorrangige Maßnahmen für dieses Leitziel:
     ter. Vor allem für Niedrigqualifizierte braucht es                                                                      Ein „Sozialer Arbeitsmarkt“ ermöglicht auch für             • Verringerung der Arbeitslosenquote
     Anreizsysteme, damit sie sich an Weiterbildungs-             • Schaffung von Erwerbsmöglichkeiten im                    diejenigen, die auf dem ersten Arbeitsmarkt nicht           • Erhöhung der Zahl von Angeboten/
     maßnahmen beteiligen. Für besonders Geringquali-               sozialen Arbeitsmarkt für mindestens                     vermittelbar sind, die Teilhabe an der Arbeitswelt.           Maßnahmen der beruflichen Aus- und
     fizierte soll über ein Modellprojekt der Weg bis hin           1.500 Langzeitleistungsbezieher*innen                    Für Menschen, die seit vielen Jahren Grundsiche-              Weiterbildung
     zu einem Berufsabschluss eröffnet werden.                    • Deutlicher Abbau der Anzahl der erwerbs-                 rung beziehen, werden über Landesprogramme und              • Erhöhung der Zahl der Beschäftigten im
                                                                    fähigen Langzeitarbeitslosen                             in Kooperation mit anderen Mittelgebern und den               „Sozialen Arbeitsmarkt“
                                                                  • Schaffung gezielter Förderangebote,                      Jobcentern, neue Beschäftigungsmöglichkeiten ge-            • Deutliche Reduzierung der Anzahl erwerbs-
                                                                    insbesondere für Alleinerziehende und                    schaffen. Im Mittelpunkt stehen dabei Familien mit            loser Alleinerziehender
                                                                    verbesserte Rahmenbedingungen für                        Kindern und Menschen mit Migrationshintergrund.             • Verbesserung der Beschäftigungsquote von
                                                                    Kinderbetreuung                                                                                                        Frauen auf Bundesdurchschnitt
32 | ZUKUNFT BREMEN 2035                            EXTERNER EXPERTE                                                          DER PROZESS

  Die Abstimmung von Arbeits-                                                                                   ZUKUNFT BREMEN 2035
    marktpolitik zwischen ver-                                                                                  IDEEN FÜR MORGEN
    schiedenen Aktionsfeldern
       und Akteuren erscheint
   zweckmäßig. Arbeitsmarkt-
  und Bildungspolitik sollte auf
    die Bedarfe der regionalen
           Ökonomie eingehen.
   Die Förderung der digitalen
   Wirtschaft ist vor allem dort
                                                           Prof. Dr. Uwe Blien
     vorteilig für die Beschäfti-                          Institut für Arbeitsmarkt und Berufs-
    gung, wo eine expansions-                              forschung (IAB)
                                                           Forschungsbereichsleiter
    fähige Nachfrage erwartet                              Regionale Arbeitsmärkte

                   werden kann.

    Das Leitziel und seine Entfaltung in Maßnahmen         Wirtschaft in Bremen und Umgebung sinnvoll:
    implizieren wichtige Schritte in die richtige Rich-    Abschlüsse, die auf eine regionale Nachfrage
    tung. Die Gestaltungsmöglichkeiten der Landes-         stoßen, sind für die Anbieter vorteilhaft, sie
    politik sind allerdings begrenzt, da in einer privat   fördern zudem das Wirtschaftswachstum.
    verfassten Ökonomie nicht der Staat über die Qua-      Die Auswirkungen der Digitalisierung sind
    lität der meisten Arbeit entscheidet, sodass es nur    zwiespältig: Diese führt einerseits zur Einsparung
    um Anstöße und Flankierung gehen kann.                 von Arbeit. Andererseits erhöhen Preissenkungen
    Dazu ist anzumerken, dass beim Subthema „Aktive        als Folge von Produktivitätssteigerungen die
    Arbeitsmarktpolitik“ die Nutzung von Synergien         Güternachfrage und dadurch auch die Arbeits-
    zwischen den verschiedenen Feldern der Landes-         nachfrage. Die relative Größe der beiden Effekte
    politik (Strukturpolitik, Digitalisierung etc.) und    hängt von der Stärke der Nachfragereaktion ab.
    der Arbeitsmarktpolitik der Bundesagentur für          Deshalb ist es sinnvoll, Förderung der Digitali-
    Arbeit zweckmäßig erscheint. Dies gilt insbeson-       sierung in Bereichen zu betreiben, wo eine ex-
    dere für die Integration von Langzeitarbeitslosen      pansionsfähige Nachfrage erwartet werden kann.
    über die Schaffung eines „sozialen Arbeitsmarktes“.    Im Kontrast dazu beschleunigen Erhaltungs-
    Die Einbindung der Bildungspolitik unter dem           subventionen für schrumpfende Bereiche nur
    Gesichtspunkt des digitalen Wandels ist bereits        den Jobabbau.
    vorgesehen. Hier, wie beim sozialen Arbeitsmarkt,
    ist zusätzlich die Abstimmung auf die Struktur der                                                                                      www.zukunft.bremen.de
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