Zur Erschliessung von AV-Medien Le catalogage des médias audiovisuels La catalogazione dei media audiovisivi - Arbido
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Zur Erschliessung von AV-Medien Le catalogage des médias audiovisuels La catalogazione dei media audiovisivi Ausgabe 2 23. Juni 2014 VSA Verein Schweizerischer Archivarinnen und Archivare AAS Association des Archivistes Suisses AAS Associazione degli Archivisti Svizzeri BIS Bibliothek Information Schweiz BIS Bibliothèque Information Suisse BIS Biblio teca Informazione Svizzera
Inhalt / Sommaire arbido print 2 / 14 03 Editorial D und F III. Portale und Projekte / V. Rezension / Recension Portails et projets 36 Impressum 48 Die Ersetzung des Autoren durch 31 Mit Memobase Core Ton- Algorithmen und Content-Farmen und Bilddokumente besser Stephan Holländer I. Allgemeine Theorie / erschliessen Théorie générale Laurent Baumann, Verantwort licher Kommunikation, Memoriav VI. Aktualitäten / Actualités 04 Erschliessungstheorie und AV-Dokumente 33 Web-Portale: «Die Pforten der 50 Congrès BIS 2014: le monde suisse Niklaus Bütikofer, Wahrnehmung» von Kulturgut des bibliothèques réuni à Lugano Universität Bern Yves Niederhäuser, Bereichsleiter Katia Röthlin, collaboratrice Video/TV, Memoriav responsable de projets BIS 08 Informationssysteme und AV-Medien 37 Experten erschliessen die 50 Schweizer Bibliothekswelt trifft Josef Wandeler, Trialog AG Swissair-Bilder! sich 2014 in Lugano! Nicole Graf, Leiterin des Katia Röthlin, 12 Blog, métadonnées liées aux Bildarchivs der ETH-Bibliothek Projektmitarbeiterin BIS images numérisées et archivistique Emmanuel Ducry, Anouk Dunant 40 Erschliessung von digitalisierten 52 Kandidatur für den Ifla-Kongress: Gonzenbach, Archives d’Etat de Videofiles. Erfahrungen aus dem Der BIS will sich für die Durch Genève/Xavier Ciana, Archives de Projekt RüslerTV führung in Europa bewerben la Ville de Genève Franziska Sidler, Archivarin im Katia Röthlin, Staatsarchiv des Kantons Zug Projektmitarbeiterin BIS II. Aus der Praxis / Dans la pratique 52 Congrès Ifla: candidature de BIS IV. Aktuelle Diskussionen, Trends und Katia Röthlin, 16 Pressefotografien erschliessen Standards / Discussions actuelles, collaboratrice responsable Nora Mathys, Ringier Bildarchiv tendances et standards de projets BIS 19 Vom Arbeiten mit audiovisuellen 42 RDA – Ressources: description Dokumenten: Videoerschliessung et accès in der Dokumentation von SRF Anne Jolidon, réseau IDS Susanne Brügger, Teamleiterin (Informationsverbund Deutsch Videoerschliessung Dokumenta schweiz) tion und Archive (D+A) von SRF 44 EBUcore in a nutshell 21 La stratégie numérique de la Jean-Pierre Evain, European Médiathèque Valais – Martigny Broadcasting Union (EBU), Lionel Gauthier, directeur de la Principal Project Manager Médiathèque Valais – Martigny 46 Der normierte Sucheinstieg – 23 Das Projekt «Spitalfilme» – GND und RDF Universitätsarchiv Zürich Stefan Kwasnitza, Philipp Messner und Gudrun Schweizerische Nationalbibliothek Kling, Universität Zürich 27 Indexation audiovisuelle aux Archives de la Ville de Lausanne: 20 ans de mutations. Et ce n’est pas fini! Frédéric Sardet 1 arbido 2 2014
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Editorial Zur Erschliessung von AV-Medien Le catalogage des médias audiovisuels Daniela Rüegg und Stephan Holländer Die Erschliessung und Vermittlung von Medien gehören zu Le catalogage et la diffusion de médias font partie des tâches den zentralen Aufgaben von Bibliotheken, Archiven, Museen centrales des bibliothèques, des archives, des musées et des und vielen Informationseinrichtungen. Während für «klas structures d’information. Alors que pour les «médias clas sische Medien» wie Bücher und Zeitschriften Normen, Stan siques» tels que les livres et les revues, des normes, des stan dards, Konzepte, Arbeitsabläufe ausgearbeitet wurden und dards, des concepts et des processus spécifiques ont été déve Anwendung finden, herrscht im Umgang mit der inhaltli loppés et mis en œuvre, le domaine du catalogage des conte chen Erschliessung von Bild- und Tondokumenten weitge nus des documents sons et images est caractérisé par une hende Vielfalt. Dies ergibt sich aus dem unterschiedlichen grande diversité de méthodes et d’outils. Une situation qui Auftrag der einzelnen Institutionen und den verschiedenen s’explique par les différents mandats attribués aux diverses Nutzungszwecken der erschlossenen Bestände durch ihre institutions et aux différentes utilisations qu’ont les usagers Nutzer. des fonds catalogués. Dieses Heft ist aus Anlass einer gemeinsamen Tagung Le sujet de ce numéro d’arbido a été suggéré par un von BIS und Memoriav entstanden. Die Redaktion hat das colloque organisé par BIS et Memoriav. La rédaction en a Tagungsthema aufgegriffen und auch weitere Autoren gebe repris le thème et demandé également à d’autres auteurs ten, die nicht als Referenten an der Tagung auftraten, Beiträ qui ne sont pas intervenus dans le cadre de ce colloque, de ge beizusteuern um diesem wichtigen Thema mehr Nach présenter des contributions afin de donner davantage de haltigkeit zu geben. Nach theoretischen Beiträgen zur Er durabilité à ce thème important. On trouvera dans les pages schliessungstheorie, zu Informationssystemen für AV-Medi qui suivent des articles théoriques sur le catalogage, les sys en und zu Metadaten, werden praktische Beispiele der tèmes d’information destinés aux médias audiovisuels et les Erschliessung verschiedener AV-Medien aus Archiven und métadonnées, ainsi que des exemples pratiques tirés d’ar Medienunternehmen vorgestellt. Projekte und Portale aus chives et d’entreprises spécialisées. Des projets et des por Europa, aber auch aus dem Inland führen zu Beiträgen über tails européens et suisses sont l’occasion de présenter divers verschiedene Erschliessungsstandards. Zum Schluss werfen standards de catalogage. Nous proposons enfin de porter wir auch einen Blick auf künftige Standards, die bald die notre regard sur les futurs standards, qui détermineront Erschliessung bestimmen werden. bientôt le catalogage. Die Redaktion möchte mit dem vorliegenden Heft einen La rédaction souhaite, avec le présent numéro d’arbido, Einblick in den gegenwärtigen Stand und die Zukunft der donner un aperçu de la situation actuelle et du futur du cata Erschliessung von AV-Medien geben und wünscht angereg logage des médias audiovisuels. Elle vous en souhaite une te Lektüre. bonne lecture. 3 arbido 2 2014
I. Allgemeine Theorie / Théorie générale Erschliessungstheorie und AV-Dokumente Niklaus Bütikofer, Universität Bern sie kennen immer meine aktuelle Posi ges System müsste eine natürlich tion und können mir in jedem Moment sprachliche Wissensfrage verstehen Wenn wir von «Erschliessen» reden, meiner Reise genau sagen, in welche und mir Antworten dazu liefern oder dann meinen wir «unsere Informations- Richtung ich mich weiter bewegen zumindest Wege aufzeigen, wie ich zu bestände für andere Personen auffind- muss. Als Voraussetzung muss ich nur Antworten kommen kann. Wolfram Al bar, zugänglich und nutzbar machen». das Ziel meiner Reise im Gerät einge pha und Google Knowledge Graph sind Das Wort «Erschliessen» wird auch au- ben. Das Navigationsgerät erschliesst auf je unterschiedliche Weise Schritte sserhalb unseres Berufsbereichs oft ver- mir die Landschaft für mein Bedürfnis, in diese Richtung. Beides sind Erschlies wendet. Eine Gemeinde baut beispiels- auf dem besten Weg zu einem Ziel zu sungssysteme, auch wenn sie in Bezug weise eine Erschliessungsstrasse, um kommen, optimal. Das Navigationsge auf ihre Funktionsweise wenig gemein ein Gelände für Fahrzeuge zugänglich rät stösst aber sofort an seine Grenzen, sam haben mit unseren Archiv-, Biblio und nutzbar zu machen. Im Französi- wenn man den Zielort nicht genau be theks- und Dokumentationssystemen. schen und Englischen gibt es meines nennen kann, wenn man einfach an Sie analysieren und verknüpfen alle Wissens keine genau entsprechenden einen schönen Ort will, der an einem Daten, die ihre Maschinen im WWW allgemeinsprachlichen Wörter. In der Südhang liegt und ein Hotel mit Hal finden, auch unsere Erschliessungs Fachsprache gibt es dagegen verschie- lenbad hat. Das Navigationssystem daten, soweit sie darauf Zugriff haben. dene Begriffe mit je unterschiedlichem könnte das nur, wenn es sich verbinden Dabei stellt sich die Frage, ob wir in semantischem Gehalt, im Französischen könnte mit touristischen Datenbanken, Zukunft auf die Symbiose mit den gro etwa «classification», «description» in denen die Ortschaften nach topogra ssen Internetdiensten angewiesen sein oder «catalogage», welche alle nur eine fischer Ausrichtung und nach Vorhan werden? Wir liefern die Daten und Me bestimmte Art und einen bestimmten densein und Ausstattung von Hotels tadaten und die Internetdienste er Teil des Erschliessungsvorganges be- erschlossen sind. schliessen sie für die Nutzer/innen? zeichnen, welcher im Wesentlichen aus Oder könnten auch wir in allen zugäng analysieren, beschreiben und präsentie- Was die Analogie uns lernen kann lichen Quellen verfügbare Informa ren besteht. Was kann man aus dieser Analogie ler tionen zusammensuchen, verknüpfen nen? Die klassischen Landkarten sind und damit unsere eigene Erschlies Analogie Kartografie mit grossem Aufwand nach genau for sungsarbeit beschleunigen und die Der offene deutsche Begriff scheint mir mulierten Regeln gebildet, genau wie Findmittel ergänzen? in der heutigen digital geprägten Welt unsere grossen Kataloge und Informa geeigneter. Er verleitet auch dazu, Ana tionssysteme. Wer die Landkarten in Erschliessung in Theorie und Praxis – logien zu betrachten und Analogien vollem Umfange nutzen will, muss sie ein Überblick helfen oft, eine neue Perspektive auf lesen und die Signaturen verstehen In unserer täglichen Praxis findet Er etwas Bekanntes zu werfen. Eine Land können. Auch die Katalogsysteme in schliessung in der Regel in einem sehr karte bspw. erschliesst uns die Topogra unseren Institutionen muss man lesen engen Rahmen statt. Wenn man nicht fie eines Gebietes, eine Strassenkarte können. Erfolgreich Abfragen erfor in der Lage ist, ein Erschliessungssys das Strassennetz. Zur Herstellung der dern von unseren Nutzer/innen eini tem von Grund auf neu zu bauen – und Karten stehen ganze Regelwerke mit ges Wissen über die Definition der das sind wohl die wenigsten von uns – Signaturen und Definitionen zur Ver Metadatenfelder oder über die in den muss man mit dem Vorlieb nehmen, fügung, die bestimmen, welche Objek Einträgen verwendeten Abkürzungen. was man hat und das sind die Archiv-, te für welchen Kartentyp relevant sind Benutze ich im Auto ein Navigations Bibliotheks- oder Dokumentationssys und wie sie dargestellt werden sollen. system, muss ich nicht mehr kartenle teme, die bereits installiert sind. Diese Gleichzeitig braucht man Messgeräte sen können, ich werde vom System Informationssysteme orientieren sich und deren Daten um Lage und Grösse zum Ziel geleitet. Bald muss ich ja auch in der Regel an einem bestimmten Er dieser Objekte zu bestimmen und nicht mehr autofahren können, wenn schliessungsstandard, der auf einem schliesslich muss man das Wissen da ich zum Navigationsgerät noch ein sich bestimmten Modell der Informations rüber sammeln, wie die Menschen die selbst steuerndes Auto habe. Gibt es objekte, die wir erschliessen, aufbaut. jeweiligen Orte und Objekte benennen. etwas Analoges zum Navigationssys Sie geben der erschliessenden Person Heute benutzt man beim Autofahren tem in unseren Informationssyste die möglichen Datenelemente und der häufig Navigationssysteme. Diese Sys men? Die Antwort ist: «Noch nicht» suchenden Person die Abfragemöglich teme haben digitale Karten eingebaut, oder «erst in Teilbereichen». Ein analo keiten vor. Entscheidungsspielraum 4 arbido 2 2014
haben wir meist nur beim Bestimmen nen Informationsobjekte erzeugen, hingewiesen, dass auch ISAD(G) ein der Erschliessungstiefe und bei der empfangen oder nutzen. brauchbares Modell für eine hierarchi Wahl des beschreibenden Vokabulars. sche Mehrebenen-Erschliessung von Eine automatische Analyse und Be FRBR Tonaufzeichnungen bietet, die dann schreibung der Informationsobjekte Das Modell, das im bibliothekarischen sinnvoll ist, wenn man zunächst nur ist, abgesehen von der Volltextindexie Standard FRBR (Functional Require auf Bestandes- oder Kollektionsebene rung meist nur ausserhalb dieser Sys ments for Bibliographic Records) im erschliesst um dann später tiefer bei teme möglich. plizit erkennbar ist, bildet den traditio Bedarf bis auf Einzeldokumente zu ge nellen Gegenstand einer Bibliothek, hen. Erschliessungsstandards und -regeln das Buch ab, berücksichtigt aber bereits Die FIAF Cataloguing Rules für be gibt es ziemlich viele. In ihnen konden die digitale Welt mit ihren Möglichkei wegte Bilder gehen in ähnlicher Weise siert sich die Erschliessungstheorie ten, Werke relativ leicht in unterschied vom bibliothekarischen Standard ISBD und die Erschliessungspraxis der Spe lichen Bearbeitungen und Formen zu aus, machen aber ebenfalls gleich zu zialisten, welche an der Ausarbeitung reproduzieren. Das Modell kann prob Beginn klar, dass dieser dem Film nicht jeweils beteiligt waren. lemlos auch für audiovisuelle Doku gerecht werden kann, da ein archivier mente verwendet werden. Im Unter tes Filmwerk ja häufig aus vielen Ele ISAD(G) schied zu den archivischen Standards menten besteht. Ein Film ist meist auf Im Archivbereich dominiert der Stan spielt hier der Herstellungs- und Ver mehrere physische Einheiten verteilt, dard ISAD(G), was «International wendungskontext eine geringere Rolle. er kann in mehreren verschiedenen Ko Standard Archival Description (Gene Personen und Körperschaften sind da pien überliefert sein und von unter ral)» heisst und vom International rin nur in ihrer Rolle aus Autoren, He schiedlichstem Material aus der Pro Council on Archives erarbeitet worden rausgeber, Eigentümer etc. vorgesehen duktions- und Nutzungsphase begleitet ist. Sein inhärentes Modell bildet das und es ist nicht möglich, ein Dokument sein. traditionelle, Papier basierte Archiv- als Produkt einer spezifischen Aktivität Das SEPIADES-Modell für Foto gut und seine Aggregationsformen ab. mit spezifischen Zwecken zu beschrei grafien (Safeguarding European Photo Die zentrale Einheit ist das Dossier, das ben. Man geht offenbar stillschweigend graphic Images for Access Data Ele aus einzelnen Dokumenten besteht davon aus, dass ein Buch oder ein au ment Set) bezieht sich explizit auf den und dem dokumentarischen Nieder diovisuelles Dokument als selbständi archivischen ISAD(G) Standard und schlag einer abgeschlossenen Ge ges, sich selbst erklärendes Produkt für besteht analog aus einem Mehrebenen- schäftstätigkeit entspricht. Dossiers den Buchmarkt, bzw. den Film-, Tonträ Modell, das zwar andere Begriffe als von gleichartigen Geschäften, die zu ger- oder Fotomarkt produziert und ISAD(G) benutzt, aber in seinen we einer bestimmten Aufgabe gehören, dort über mehr oder weniger zahlreiche sentlichen Elementen sehr ähnlich ist. werden in der Regel in Serien, die zu Vervielfältigungen und in unbekann Anstelle von Beständen spricht SEPIA einem ganzen Aktenplan-System aus ten Kontexten verwendet wird. DES von Kollektionen und an Stelle von gebaut sein können, geordnet. Alle Serien und Dossiers von Gruppen auf Dossiers einer Organisation mit eige Spezifische Standards mehreren möglichen Ebenen. Auch die nen Entscheidungskompetenzen wer Neben diesen beiden archivischen und Provenienz wird als sehr wichtig erach den schliesslich gemäss dem traditio bibliothekarischen Standards bzw. Mo tet, sie taucht dann aber eher versteckt nellen Provenienzprinzip zu einem dellen gibt es spezifische Erschlies in der Entität Akquisition als Attribut Archivbestand vereint. Ergänzt wurde sungsstandards der IASA (Internatio auf. Die Provenienz von fotografischen dieser Standard mit den beiden Stan nal Association of Sound and Audiovi Kollektionen in der Beschreibung dar dards ISAAR(CPF) und ISDF sowie sual Archives) für Tonaufzeichnungen zustellen kann eine ausgesprochen einem nicht als Standard verabschiede (IASA Cataloguing Rules 1999), der schwierige Aufgabe sein, da Fotobe ten Dokument «Relationships in archi FIAF (Fédération Internationale des stände oft Besitzer und Zusammenset val descriptive systems». Archivisches Archives du Film) für bewegte Bilder zung wechseln können. Im SEPIADES- Erschliessen bedeutet wesentlich, In (FIAF Cataloguing Rules 1991) und der Modell muss eine solche Herkunftsge formationsobjekte in Beziehung zu European Commission on Preservation schichte im Freitext dargestellt werden. ihrem Entstehungs-, Nutzungs- und and Access für Fotodokumente bzw. Überlieferungskontext zu setzen im Fotosammlungen (SEPIADES 2003). Dieser kurze Überblick über eine Aus Wissen darum, dass man Informati Aus den IASA Cataloguing rules ist wahl von Erschliessungsstandards und onsobjekte erst adäquat verstehen und kein klares, zugrundeliegendes Modell -modellen zeigt, dass bisher die Er kritisch nutzen kann, wenn man diese erkennbar, weil die Autoren bestrebt schliessungsregeln vor allem aus den Kontexte kennt. Die genannten zusätz sind, ganz unterschiedlichen Typen Bedürfnissen des jeweiligen Medien lichen Standards regeln die Identifizie von Tonaufzeichnungen gerecht zu typs herausgewachsen sind. Die Mehr rung und Beschreibung sowohl der werden. Obwohl darin empfohlen wird, heit der Institutionen hat aber Bestän Akteure (Personen, Körperschaften) sich an bibliographischen Modellen zu de, welche verschiedene Medientypen aus diesen Kontexten wie auch der Auf orientieren – nicht zuletzt, um Er umfassen und nur ein einziges Infor gaben und Funktionen, welche diese schliessungsdatensätze einfacher aus mationssystem zur Erschliessung und ausführen und dabei die beschriebe tauschen zu können –, wird darauf Nutzung. Für sie ist die Situation 5 arbido 2 2014
schwierig, sie müssen Kompromisse nicht mehr so stark wie in den Frühzei Die verschiedenen dargestellten Typen eingehen und eigene Modelle und Er ten von Fotografie, Film und Tonauf von Suchfragen können in der Realität schliessungsregeln ausarbeiten, die nahme – die Aura des getreuen Abbil sehr unterschiedliche Wichtigkeit ha alle ihre Medientypen integrieren und des von Wirklichkeit. Dabei wissen wir ben, je nach Institution und Kunden die sich in ihrem System auch umset oder sollten wir eigentlich wissen, dass stamm und je nach Inhalt eines Bestan zen lassen. bspw. audiovisuelle Aufzeichnungen des. In einer Fotosammlung von Bau werken einer Stadt bspw. wird die Su Integration der Standards? Der gleichgewichtige Einbezug von Ak- che nach Bauwerken bzw. Orten Legt man die verschiedenen bereichs teuren und Handlungen neben den ei- wesentlich wichtiger und häufiger sein spezifischen Standards nebeneinan gentlichen Informationsobjekten in die als die Suche nach dem Fotografen. In der, bekommt man den Eindruck, dass Erschliessung ist für Archivar/innen der Praxis wird es wichtig sein, zu Be ein einheitlicher Erschliessungsstan von Textdokumenten selbstverständ- ginn eines Erschliessungsprojektes dard für alle Medientypen möglich und lich. diese prioritären Suchbedürfnisse zu sinnvoll wäre. Das Zentrum des FRBR- bestimmen. Sie sind ein Schlüssel da Modells mit seiner Unterscheidung zu, die meist knappen Ressourcen für von «Work», «Expression», «Manifesta Erschliessungsprojekte gezielt einzu tion» und «Item» wäre unter Anpas aus Konfliktgebieten zu einem grossen setzen. sung der Begriffe geeignet zur Be Teil gestellt oder manipuliert sind. schreibung aller Informationsobjekte. Wenn ich nicht zeigen kann, wer in wel Inhaltsanalyse Diesen Kern könnte man in das Modell chem Handlungsrahmen für welche Die klassischen «Gibt es»-Fragen ent der archivischen Standards um Zwecke die Aufzeichnungen erstellt sprechen nur zum Teil den Erwartun ISAD(G) integrieren, um sicherzustel und verarbeitet hat, können solche Auf gen von Nutzer/innen. Diese möchten len das Entstehungs- und Verwen zeichnungen nur Aussagen darüber Informationsobjekte heute über das dungskontexte der Informationsobjek erlauben, wie man einem Publikum Internet nicht nur lokalisieren, sie te adäquat beschrieben werden können. einen Konflikt darstellen will. Rück möchten zunehmend direkt auf die ge Wahrscheinlich käme man dann zu schlüsse von den Aufnahmen auf reale suchten Fakten und Informationen zu einem relativ einfachen Modell, das mit Vorgänge sind ohne dieses kontextuelle greifen ohne sich um die Informations den Entitäten «Informationsobjekt», Wissen nicht statthaft. objekte, in denen diese enthalten sind, «Akteur» und «Handlung» auskom kümmern zu müssen. Bei audiovisuel men würde, aber starkes Gewicht auf Suchbedürfnisse len Unterlagen stellt sich dabei das Pro die Qualifizierung der Beziehungen Der bibliographische Standard FRBR blem, wie man Bild- und Toninforma dieser Entitäten untereinander legen geht nicht nur von einem bestimmten tionen möglichst effizient analysiert würde, so dass bspw. ein und dieselbe Modell der Informationsobjekte aus, er und in Form von strukturierten Daten Person bzw. Organisation als Autorin, setzt auch explizit bei den Suchbedürf für Recherchesysteme erschliesst. Um Besitzerin, Produzentin, Auftraggebe nissen an, welche mit der Erschlies personelle Ressourcen zu sparen, rin etc. mit beliebig vielen Informati sung befriedigt werden sollen. Die macht es Sinn, möglichst viel Analyse- onsobjekten verknüpft werden könnte. Suchfragen, die im Standard genannt und Beschreibungsarbeit durch Com Die Provenienz liesse sich so differen werden, lassen sich leicht auf einen puter ausführen zu lassen. Vorausset ziert und, was im digitalen Zeitalter grösseren Nutzungsbereich erweitern: zung dazu ist, dass die Informationsob besonders wichtig ist, in strukturierter – Ist etwas Bestimmtes, von dem ich jekte in digitaler Form vorliegen. Für Form darstellen und nicht wie bisher die Provenienz, den Autor, den Titel mehrheitlich als Attribut mit einem oder eine andere Identifikationsin Im Bereich der audiovisuellen Doku- Freitexteintrag, der sich durch Compu formation kenne, vorhanden? mente lassen sich seit einiger Zeit be- ter nur schwer auswerten lässt. – Was gibt es überhaupt von einer be reits Verfahren wie die Erkennung von stimmten Provenienz bzw. von ei Gesichtern und anderen Bildmustern Der gleichgewichtige Einbezug von Ak nem bestimmten Autor, Fotografen erfolgreich einsetzen. teuren und Handlungen neben den etc.? eigentlichen Informationsobjekten in – Was gibt es für Dokumente über ein die Erschliessung ist für Archivar/in bestimmtes Thema? nen von Textdokumenten selbstver – Wo kommen bestimmte Motive bzw. Textdokumente sind ja schon lange ständlich. Bei audiovisuellen Doku bestimmte Inhaltselemente vor? relativ ausgeklügelte Indexierungsver menten ist das genauso wichtig. Audio – Wie ist etwas zugänglich bzw. benutz fahren bekannt und im Einsatz. Im Be visuelle Dokumente sind – wenn sie bar? reich der audiovisuellen Dokumente nicht vollständig am Computer gene lassen sich seit einiger Zeit bereits Ver riert oder als künstlerische Produkte Zu diesen Fragen kommen spezifische fahren wie die Erkennung von Gesich erstellt worden sind, per se Aufzeich betriebliche Recherchebedürfnisse zur tern und anderen Bildmustern erfolg nungen eines zeitlich und örtlich be Verwaltung der Informationsobjekte, reich einsetzen. Auch die Spracherken stimmten Wirklichkeitsausschnittes. die auch als Fragen formuliert werden nung aus Tondokumenten ist weit fort Sie haben auch heute noch – wenn auch könnten. geschritten und liefert für eine weitere 6 arbido 2 2014
inhaltliche Analyse brauchbare Texte. einzutippen, reicht es, einen Zugangs an standardisierten Metadaten zu be Eine detailliertere Inhaltsanalyse lässt punkt, bspw. einen Personennamen zu schränken und diese in einer Form sich also heute für alle Medientypen, wählen, um an den Startpunkt einer zu präsentieren, die leicht verlinkbar die digital vorliegen, mehr oder weni Informationslandkarte zu kommen. ist. Frei werdende Ressourcen sollten ger automatisieren. Natürlich sind die Von dort aus bietet das System ähnlich für die Digitalisierung genutzt wer Ergebnisse nicht vergleichbar mit einer wie bei einem Empfehlungssystem alle den, um oft überhaupt erst das Poten von ausgebildeten Personen auf der Ba möglichen Verzweigungen zum ange tial für die automatische Analyse und sis einer einheitlichen Dokumentati strebten Wissensziel an, womit wir wie die vernetzte Nutzung zu schaffen, onssprache erstellten Beschreibung. der bei der eingangs dargestellten Ana welche im Blick auf die Zukunft wich Trotzdem sind die Ergebnisse für Nut logie zum Navigationssystem im Auto tiger sind, als eine detaillierte Be zende ganz gut brauchbar. Die Google- wären. Damit aber solche Informati schreibung. Generation hat sich an Lücken und onslandkarten möglich sind, braucht es – Metadaten und Informationsobjekte falsche Treffer bei der Suche gewöhnt. viele Beteiligte, die ihre Daten und In sollten nicht in den eigenen Syste formationen zur Verlinkung oder zum men vergraben werden, sondern im Öffnung und Verknüpfung der Daten Download freigeben. Sinne der Open Data-Bewegung an Ausserdem existieren viele Informatio deren Institutionen für ihre Erschlie nen und Daten, die wir für die Beschrei Schlussfolgerungen ssungsarbeit und unseren Nutzer/ bung unserer Objekte brauchen, be Zusammenfassend kann man folgende innen für ihre Auswertungen zur reits irgendwo, oft sogar als qualitativ Punkte festhalten: Verfügung gestellt werden. hochstehende Normdatei bspw. zu ei – Die traditionelle Erschliessungstheo ner Person oder Körperschaft. Solche rie für audiovisuelle Medien ist auf Kontakt: niklaus.buetikofer@hist.unibe.ch Informationen braucht man heute oft den jeweiligen Medientyp bezogen auch nicht mehr ins eigene System ab und deshalb für den grossen Teil un zuschreiben, denn man kann sie etwa serer Institutionen sowie überhaupt Vortrag, gehalten am 21. Mai 2014 an der als Kopie in offenen Formaten über das für neue multimediale Dokument Fachtagung «Ohne Erschliessung keine Internet beziehen oder man kann sie formen nur beschränkt geeignet. Vermittlung» von BIS und Memoriav in über eine Internet-URL als Verknüp – Es dürfte sich lohnen, das manuelle Bern. fung in das eigene Informationssystem Erschliessen auf einen harten Kern einbauen. Die erste Variante setzt aller dings voraus, dass man dieselben Erschliessungsstandards anwendet, wenn man nicht potentiell aufwändige ABSTRACT Umwandlungsarbeiten in Kauf neh men will. Théorie du catalogage et documents audiovisuels La théorie classique du catalogage des médias audiovisuels se réfère à chacun des types Ein Beispiel für eine Erschliessung von de médias spécifique et n’est donc adéquate que dans une mesure restreinte pour la unterschiedlichen Informationsres plupart des institutions I&D concernées ainsi que, évidemment, pour les nouvelles sourcen in verschiedenen Formaten formes de documents multimédias. bietet das Projekt metagrid.ch. Die Il serait donc judicieux de limiter le catalogage manuel à un noyau dur de métadonnées noch im Aufbau begriffene Webseite standardisées et de présenter ces dernières sous une forme qui permette de travailler bietet ein Navigationssystem durch die facilement avec des liens. Les ressources libérées devraient être utilisées pour la numé- Informationslandschaft indem sie In risation afin de créer d’abord le potentiel pour l’analyse automatique et l’utilisation formationen unter verschiedenen As réticulée, deux aspects qui sont prospectivement plus importants qu’une description pekten verknüpft und diese wie eine détaillée. Landkarte grafisch darstellt (lonsea. Les métadonnées et les objets d’informations ne devraient pas être enfouis dans les org). Damit ermöglicht bzw. verlangt systèmes en propre, mais être mis à disposition d’autres institutions pour leur travail man ein völlig anderes Suchverhalten. de catalogage et de nos clientes et clients pour leur valorisation, et ce, dans le sens du Anstatt ausgeklügelte Anfragen in mouvement Open Data. (traduction: sg) mehr oder weniger grosse Suchmasken 7 arbido 2 2014
Informationssysteme und AV-Medien Josef Wandeler, Trialog AG In Archiven und Bibliotheken ist die Zeit der Eigenentwicklung von IT-Systemen vorbei; überall werden heute Standard- systeme eingesetzt. Diese sind geprägt davon, dass in Archiven und Bibliotheken Schriftdokumente immer noch im Zent- rum stehen, unabhängig davon, ob diese in analoger oder digitaler Form vorhanden sind. Natürlich werden in diesen Syste- men auch AV-Medien erschlossen, seit solche in den Beständen auftauchen. So stellt sich die Frage, ob und wie weit diese Systeme die spezifischen Eigenheiten von AV-Medien berücksichtigen und ob sie spezielle Anwendungen ersetzen können. Einleitung Der ursprüngliche Titel im Programm Screenshot 1 lautete: «Archivinformationssysteme und ihre Tauglichkeit für AV-Medien». Hier wird das Thema etwas ausgeweitet: «Wie werden AV-Medien in verschiede nen Informationssystemen in Archi ven, Bibliotheken und spezialisierten Dokumentationsstellen erschlossen?» Es geht nicht um die Frage, welches Standard-Informationssystem das «bes te» wäre, um AV-Medien zu erschlie ssen. Viel aufschlussreicher scheint die Frage, warum AV-Medien in unter schiedlichen Systemen ganz verschie den erschlossen werden, ohne dass da mit bereits eine Bewertung der Systeme verbunden ist. Im Folgenden wird anhand von einigen Screenshots gezeigt, wie Videos und Mu sik als zwei Typen von AV-Medien in verschiedenen Systemen sichtbar sind. Für das Archiv sind das Beispiele, die mit dem Archivsystem Scope erfasst sind, Screenshot 2 für die Bibliothek sind es Beispiele aus IDS-Katalogen mit dem Bibliothekssys Wertung dieser Systeme; mit anderen d.h. Titel, Sendedatum, Dauer, Träger tem Aleph. Scope und Aleph sind Stan Systemen und Anwendungen liesse sich format, Farbe und Ton. Die hierarchi dard-Systeme, die in der Schweiz sehr genau dasselbe zeigen. sche Einordnung zeigt, dass es Teil des verbreitet sind. Als Kontrast dazu Bei Archivbestandes der Israelitischen Cul spiele aus den Archivsystemen von Ra Die Vielfalt der AV-Erschliessung tusgememeinde Zürich ist. dio und Fernsehen SRF; beides sind Video Der Screenshot zeigt, dass in dieser keine Standardlösungen, sondern Tools, Beispiel 1 zeigt die Erfassung eines Ta Anwendung noch weitere Angaben ins die speziell für die Anwendung in den geschau-Beitrags im Archiv für Zeitge besondere zu den Urhebern und zur AV-Dokumentationen entwickelt wur schichte. Das Dokument ist nur mit den Produktion erfasst werden können. Zu den. Diese Auswahl bedeutet keinerlei notwendigsten Metadaten beschrieben, dem stehen in Scope viele Datenfelder 8 arbido 2 2014
Beispiel 3 zeigt einen Tagesschau-Bei trag, wie er in der Film/Video-Daten bank FARO bei SRF erfasst ist. Im Un terschied zu den anderen Beispielen ist hier sichtbar, wie dieser Beitrag in die ganze Sendung eingebettet ist. Vor al lem sind die einzelnen Filmsequenzen des Beitrags beschrieben und mit ei nem Standbild versehen. Musik Beispiel 4 aus dem Schweizerischen Literaturarchiv zeigt die Erfassung ei nes Werks von Othmar Schoeck in der Sammlung «Bilder und Stimmen der Schweizer Kultur». Die Metadaten be schränken sich im Wesentlichen auf Komponist, Titel und Interpreten. Auch hier gilt wie beim Film, dass das System weitere Datenfelder für Me tadaten zur Verfügung stellt. Im Bei spiel ist auch zu sehen, dass Links zur Screenshot 3 Audiodatei erfasst sind; diese funktio nieren allerdings aus urheberrechtli chen Gründen nur innerhalb des SLA bzw. der Nationalbibliothek. Beispiel 5 zeigt, wie die Bibliothek der PH Zürich eine Musik-CD mit der 9. Sinfo nie von Anton Dvorak im NEBIS-Katalog erfasst hat. Die Metadaten sind nur we nig ausführlicher als das Archiv-Beispiel, aber sie reichen aus, um in der Recher che diese CD zu identifizieren und zu entscheiden, ob ein Nutzer diese auslei hen will oder nicht. Das folgende Beispiel 6 zeigt die Erfas sung einer CD mit der gleichen Sinfo nie in der Musikdatenbank von Radio SRF. Diese ist sehr viel ausführlicher und differenzierter. Aus Platzgründen können nicht alle Bildschirmmasken, die für die vollständige Erschliessung benötigt werden, gezeigt werden. Die Erschliessung beginnt mit den Screenshot 4 Metadaten zum Werk, d.h. Komponist, Werktitel, Opus- und Werkverzeichnis- für weitere Metadaten zur Verfügung, mationsgehalt ist nicht wesentlich grös Nummer, Entstehungszeit, musikali u.a. können auch Film- und Tonauf ser als beim Beispiel aus dem Archiv. sche Einordnung in Bereich und Teil zeichnungen in die Verzeichnung ein Die Detaildarstellung des Datensat bereich, geografische Herkunft, etc. gebettet werden, um diese direkt im zes zeigt, welche MARC-Felder für die Dann folgen die Metadaten zu den ein Archivkatalog anzuzeigen. Beschreibung benutzt werden. Wie im zelnen Teilen des Werkes, den Sätzen Archiv könnten auch hier sehr viele zu mit Stücktitel, der Lokalisierung auf Beispiel 2 zeigt die Erfassung eines sätzliche Metadaten erfasst werden; das der CD und der Abspieldauer. Screen Tagesschau-Beitrags im Katalog des MARC-Format kennt ja mehrere hun shot 6 zeigt, wie für jeden Teil die In St. Galler Bibliotheksnetzes, sowohl als dert Felder und Subfelder, welche für terpreten mit ihren Funktionen erfasst Kurzanzeige wie auch mit den einzelnen spezifische Informationen zur Verfü werden. Dazu kommen Ort und Zeit MARC-Feldern des Kataloges. Der Infor gung stehen. der Aufnahme. 9 arbido 2 2014
auch besser. Das wäre die Optik von Sportreportern oder Betriebswirt schaftlern, wo möglichst viel und mög lichst schnell die Kriterien sind. Wenn man die Qualität einer Erschlies sung beurteilen will, muss man zuerst die Frage stellen, wozu denn diese Er schliessung gemacht wird. Die Frage ist daher: Was ist Aufgabe und Ziel der Institutionen, die Medien erschliessen, wer soll diese Medien nutzen und zu welchem Zweck? Das klassische Archiv, egal ob in der öf fentlichen Verwaltung oder in der Privat wirtschaft, hat die primäre Aufgabe, das Handeln der eigenen Organisation für die Nachwelt nachvollziehbar zu dokumen tieren. Diese Art der Archivierung ist pro zessorientiert, d.h. es werden Geschäfts Screenshot 5 vorgänge dokumentiert. Darum hat das Archiv nicht das einzelne Dokument im Zusätzlich werden die Informationen Tempo und Dynamik von Anfang, Ge Focus, sondern das Dossier, in dem sich zur CD als Tonträger erfasst: Tonträger samt und Ende, Komplexität und Inten ein Geschäftsvorgang abbildet. Damit be titel, Strichcode-Nummer, Produkti sität der Musik, Epoche, Klangkategorie, zieht sich auch die Erschliessung primär onsjahr, Label, Bestellnummer, Tonträ Instrumentation, Opener, Closer, etc. auf das Dossier. Einzeldokumente inner gerart, Aufzeichnungstechnik und Bei halb eines Dossiers werden nur dann lagen. Zudem folgen noch Metadaten Erschliessungsqualität sichtbar gemacht, wenn sie eine besonde zur Digitalisierung wie das Format der Wenn man diese Beispiele vergleicht, re Bedeutung haben und auch dann nur Audiodatei und technischen Hinweise. ist die Frage, welche Art der Erschlies mit den wichtigsten formalen Angaben. Zum Schluss werden zu jedem Stück, sung nun die beste sei, durchaus nahe Die inhaltliche Zuordnung erfolgt über das für die Sendung in Frage kommt, liegend. Allerdings: Woran misst sich die Einordnung des Dossiers im prozes weitere Informationen für die Rotation die Qualität einer Erschliessung? Ist die sorientierten Aktenplan; diese Kontext erfasst, damit eine Software automa Erschliessung, wie sie in den Systemen information ist ein zentraler Bestandteil tisch aus den erfassten Musikstücken von SRF gemacht wird, besser, weil sie der Erschliessung im Archiv. eine Sendung zusammenstellen kann. differenzierter ist und mehr Metadaten Dazu gehören: dominante Instrumente erfasst? Dies wäre ein Trugschluss, Im Gegensatz dazu richtet die Biblio von Gesamtwerk und Interpretation, denn mehr bedeutet nicht unbedingt thek ihren Focus auf das Einzeldoku ment. Das Kerngeschäft jeder Biblio thek ist ja die Ausleihe von Medien; eine Bibliothek, deren Bestände nicht mehr ausgeliehen (oder vor Ort genutzt) wer den, wäre keine Bibliothek mehr, son dern eher ein Archiv oder Museum. Aus diesem Grund ist die Erschliessung in der Bibliothek darauf ausgerichtet, dass die Nutzenden in der Recherche ein ge suchtes Medium finden und anhand der Metadaten auch beurteilen können, ob sie es ausleihen, d.h. nutzen wollen. Da in Bibliotheksbeständen oft nach einem Thema gesucht wird, spielt die Inhalts erschliessung über Schlagwörter oder andere kontrollierte Vokabulare eine wichtige Rolle. Im Archiv und in der Bibliothek wäre Screenshot 6 eine hoch differenzierte Erschliessung, 10 arbido 2 2014
wie wir sie in den Beispielen von Radio ner Software erstellt werden, müssen, Um auf die eingangs gestellte Frage, ob und Fernsehen gesehen haben, nicht wie im letzten Screenshot gezeigt, auch Archivinformationssysteme für die Er nur sinnlos, sondern sogar kontrapro die entsprechenden Informationen wie schliessung von AV-Medien tauglich duktiv. Wenn die Erschliessung Meta Tempo, Dynamik, dominantes Instru seien, zurückzukommen: Da ist die Ant daten bereitstellt, welche die Nutzen ment, Opener, etc. erfasst sein. So kann wort dieselbe wie jedes Mal, wenn eine den gar nicht brauchen, führt dies zu die Software steuern, wie das Pro Informationsvermittlungsstelle uns als einem Informations-Overkill, der die gramm klingt und bei den Zuhörenden Berater anfragt, welches Informations Recherche nur behindert. ankommt. system sie denn kaufen sollten. Da stel len wir als erstes die Gegenfrage, welche Im Gegensatz zu Archiv und Bibliothek Die Antwort auf die Frage, welche Art Medien zu welchem Zweck und für wel haben die Dokumentationen von Radio der Erschliessung die richtige oder bes che Nutzerkreise erschlossen werden und Fernsehen eine ganz andere Aufga sere sei, ist somit klar: So unterschied sollen, was die Interessen der Nutzen be: Sie sind Produktionsarchive, deren lich die drei gezeigten Systeme auch den sind, welche Fragen sie stellen und Bestände für die Produktion von Sen sind – innerhalb ihres Kontextes und welche Antworten sie erwarten. Erst dungen benötigt werden. Diesem bezogen auf ihre Aufgabe, sind alle drei wenn dies analysiert und geklärt ist, lässt Zweck dient die Art der Erschliessung, Erschliessungen sinnvoll und richtig. sich überlegen, welches konkrete Sys welche hier gemacht wird. Am Beispiel Natürlich kann man sich auch ganz an tem sinnvoll und angepasst wäre. Für der Musikdatenbank beim Radio lässt dere Aufgaben und Fragestellungen manche ist es erst einmal etwas frustrie sich dies zeigen: Im Musikprogramm ausdenken. Wenn es z.B. um die Erfor rend, wenn wir eine konkrete Frage eines Radiosenders werden ja nicht schung der Mediengeschichte geht, gleich mit einer Gegenfrage beantwor ganze CDs oder Alben abgespielt, wie z.B. um die Frage, wie sich ein Fernseh ten, aber das hat damit zu tun, dass wir das manche von uns möglicherweise programm im Lauf der Jahre entwickelt Berater sind und keine Verkäufer, die zuhause tun. Für das Musikprogramm und verändert hat, dann wären alle drei immer schon wissen, welches Produkt werden einzelne Musikstücke zusam Systeme und ihre Art der Erschliessung der potentielle Kunde kaufen soll. mengestellt, bei grösseren Werken der ungeeignet. Denn in diesem Fall inte E-Musik oft auch nur Teile von einzel ressieren nicht einzelne Sendungen, Kontakt: wandeler@trialog.ch nen Werken. Darum ist die differen Beiträge oder gar einzelne Sequenzen, zierte Erschliessung auf der Ebene des sondern das Programm als Ganzes. Da Vortrag, gehalten am 21. Mai 2014 an der Einzelstückes entscheidend. Da Musik mit müssten ganz andere Methoden Fachtagung «Ohne Erschliessung keine Ver- programme heute automatisch von ei der Erschliessung angewendet werden. mittlung» von BIS und Memoriav in Bern. ABSTRACT Systèmes d’information dans les médias audiovisuels L’auteur montre, au moyen d’exemples pratiques, comment la musique et la vidéo sont cataloguées dans différents systèmes d’information. Scope et Aleph sont des solutions standards largement répandues dans les archives et les bibliothèques, et adaptés à leurs besoins spéci- fiques. Les systèmes d’information de la Radio et Télévision suisse sont des solutions qui ont été développées pour les besoins spécifiques de sa documentation. La comparaison de ces systèmes montre qu’une évaluation n’est pas possible sans prendre en compte au départ les tâches spécifiques de l’institution qui récolte et catalogue des documents audiovisuels. Ce n’est que de cette manière qu’un système pourra être évalué avec tout le sérieux requis: un système est donc «bon» s’il est adapté à la tâche spécifique et que les médias audiovisuels sont catalogués de telle sorte que les utilisateurs puissent couvrir leur besoin spécifique en information. (traduction: sg) 11 arbido 2 2014
Blog, métadonnées liées aux images numérisées et archivistique Emmanuel Ducry, Anouk Dunant muniquer et de mettre en valeur le fruit tation servant d’outil de recherche four Gonzenbach, Archives d’Etat de de ces recherches. Cet outil simple per nit les informations nécessaires à Genève/Xavier Ciana, Archives de la met de publier un état de réflexion sur l’identification du registre original Ville de Genève un sujet donné qui n’a pas forcément sa ainsi que les éléments de contexte né place sur un site institutionnel et de sus cessaires à sa compréhension (prove Traditionnellement, la description archi- citer des commentaires en retour. nance, date, etc.). vistique d’un document s’effectue dans une base de données rassemblant les Le blog «le présent d’hier et de demain» Mais que se passe-t-il lorsqu’un docu inventaires, catalogues, répertoires, a été créé en mai 2012 pour exposer des ment – ou une partie de celui-ci – est listes et autres éléments de descriptions remises en question sur la pertinence extrait de son contexte, puis republié? selon les principes de la norme ISAD-G. de la théorie des trois âges pour les ar C’est un axiome du monde numérique: Les images numérisées d’un document chives numériques. Des comptes ren tout document qui peut être lu peut être sont généralement liées à cette descrip- dus de conférences et de colloques, des copié et reproduit. En général, plus un tion archivistique. Mais qu’en est-il des réflexions et des retours d’expérience y document suscite de l’intérêt, plus il est métadonnées internes aux images nu- sont régulièrement publiés. Un blog reproduit et partagé. Et plus les copies mérisées? Le présent article présente le professionnel permet également de sont nombreuses, plus la probabilité est résultat de réflexions sur ces métadon- permettre à d’autres auteurs de s’expri forte que les informations qui accom nées bien spécifiques. mer et de publier le résultat de projets pagnaient le document lors de la publi réalisés en commun. C’est ainsi que cation initiale soient perdues. C’est ici Le choix de publier des réflexions nous avons rédigé à trois archivistes les que les métadonnées intégrées jouent sur un blog billets sur les métadonnées et ce de un rôle: lorsqu’une personne copie une Le texte de cet article sur les métadon manière interinstitutionnelle. En deux image comprenant des métadonnées nées liées aux images numérisées se ans, ce blog, qui contient actuellement internes, elle reproduit également, base en partie sur trois billets de blog 26 billets, a reçu 10 000 visites. Le bil même sans le savoir, des informations consacrés à cette question. Petit rappel let le plus consulté est celui sur «les sur cette image. des faits: en 2006, les Archives d’Etat métadonnées liées aux images numéri de Genève débutent des campagnes de sées (partie 1)»: on peut en conclure que Les métadonnées intégrées permettent numérisation pour diffuser sur Adhé cette recherche répondait à un besoin donc de signaler l’institution qui a nu mar, leur base de données en ligne, les réel (3807 consultations). mérisé une image ainsi que d’identifier séries les plus consultées. Au fil des ans, cette image sans ambiguïté (grâce à une des nouveaux besoins se font sentir, La question des métadonnées liées cote ou un identifiant unique). Sans l’expérience s’accumule et les proces aux images numérisées informations d’accompagnement ni sus de numérisation et de mise en ligne La problématique abordée ici concerne métadonnées intégrées, il peut être s’adaptent. En 2013, il nous a semblé la numérisation de documents ou re extrêmement difficile de retrouver le important de nous intéresser aux méta gistres patrimoniaux à des fins de dif fonds ou le dossier d’origine d’une données directement présentes à l’inté fusion. Les deux objectifs principaux image isolée. rieur des images scannées et mises à qui motivent l’intégration de métadon disposition du public sur le Web. Après nées internes aux images sont l’identi Jeux de métadonnées, encodage et une enquête préliminaire, nous avons fication de la provenance des docu formats d’images constaté qu’il n’existait dans les institu ments et l’information sur les condi Une bonne compréhension de cette tions suisses d’archives aucun standard tions d’utilisation des images (comme question nécessite de saisir l’imbrication en vigueur. Nous avons donc mené nos nous l’indiquons ci-dessus, les méta de trois éléments différents (figure 1): propres recherches et réflexions, puis données de description archivistique – Les différents jeux de métadonnées effectué nos choix. sont conservées dans le système d’in internes existants formation archivistique). – Les différentes manières de les enco Souhaitant partager le contenu de nos der au sein des images réflexions au sein de notre communau L’identification ne pose pas de pro – Les différents formats d’images et té professionnelle, nous avons choisi la blèmes lorsqu’un document numérisé encodages supportés publication sur le blog «le présent d’hier est examiné dans son contexte, en géné et de demain», blog personnel profes ral sur un site web institutionnel. 1. Les différents standards de métadonnées sionnel de l’un des auteurs. La publica Lorsqu’un registre d’état civil est par Les principaux standards en matière de tion de billets sur un blog nous semble exemple consulté sur le site d’une col métadonnées intégrées aux images une manière légère et rapide de com lectivité publique, l’interface de consul sont les suivants: 12 arbido 2 2014
nées ou tags «baseline», 60 tags «extension», 74 tags «private» et 58 tags «EXIF». D’autres ensembles de tags ont été développés pour le for mat DNG, les métadonnées géoréfé rencées, l’usage médical, etc. Ce sys tème a eu un succès certain, mais outre le fait que seul un nombre li mité de tags sont communément affichés par les visionneuses, la pro lifération des tags privés a fini par rendre l’extraction des métadonnées de plus en plus complexe. – XMP: En 2001, Adobe introduit «l’Extensible Metadata Platform» (XMP), un standard basé sur XML et RDF, qui permet d’intégrer des mé tadonnées dans plusieurs formats de fichiers (TIFF, JPEG, JPEG 2000, PDF, PNG, HTML, PSD, etc.). XMP a été conçu pour être extensible et peut donc accueillir n’importe quel Figure 1: Métadonnées, encodages d’images, CC-BY Archives d’Etat de Genève type de métadonnées du moment que celles-ci sont exprimées en XML. – IPTC: L’International Press Telecom Exif dans les images sans aucune Dès l’origine, XMP incorpore un cer munications Council (IPTC) déve intervention de l’utilisateur. De plus, tain nombre de standards de méta loppe au début des années 1990 elles sont largement reconnues et données, tels que Dublin Core, EXIF, l’Information Interchange Model peuvent être lues par un grand VRACore (description d’objets et (IIM). Il s’agit d’un jeu de métadon nombre de logiciels de traitement d’œuvres d’art) ou IPTC-Core suc nées applicable à tout type de fichiers d’images qui conservent générale cesseur d’IPTC-IIM décrit ci-dessus (texte, images, multimédia). Il sera ment les métadonnées Exif lors des (figure 2). essentiellement appliqué dans le modifications successives des fi domaine de l’image où les métadon chiers. XMP est de plus en plus répandu, les nées prévues comportent par – Dublin Core: Dublin Core est un systèmes d’exploitation récents (dès exemple: le créateur, le titre, la date, schéma de métadonnées génériques Windows 7) sont notamment capables des informations géographiques bien connu créé en 1995 pour per d’afficher les métadonnées XMP et de (pays, région, ville) ou des éléments mettre la description de ressources les exploiter lors de recherches de fi de description (mots-clés, légende). électroniques. En général utilisé chiers. Au milieu des années 1990, les logi comme métadonnées externes, il ciels tels que Photoshop ont permis peut aussi être utilisé pour ajouter 3. Les différents formats d’images d’intégrer ces éléments directement des métadonnées internes aux Chaque format d’image possède ses dans les fichiers images. Cette façon images. spécificités propres et accepte plus ou de faire a dès lors connu un large moins bien certains modes d’enco succès. 2. Les différentes manières d’encoder dages. Les formats TIFF et jpeg ac – EXIF: l’Exif (Exchangeable image file les métadonnées ceptent ainsi aussi bien l’encodage format) est une spécification de for Les encodages sont les différents TIFF-tags que le XMP, alors que mats de fichiers pour les images et moyens techniques qui permettent jpg2000 n’accepte par exemple que sons. La majorité des métadonnées d’intégrer concrètement les éléments l’encodage XMP. Exif sont techniques, il s’agit d’élé de métadonnées au sein des fichiers ments tels que la taille de l’image, la images. Certains encodages sont pré 4. Le choix des Archives d’Etat de Genève résolution, la compression ainsi que vus pour un seul jeu de métadonnées, (AEG) des données concernant la prise de d’autres peuvent en intégrer plusieurs, La réflexion des AEG a été menée selon vue: la date, le temps de pose, la dis ou permettre la création de métadon un objectif de diffusion des images. tance focale, l’utilisation d’un flash, nées adaptées sur mesures. Disposant de leur propre atelier de nu ou encore la position GPS de l’appa – TIFF-tags: Largement utilisés du fait mérisation, il était impératif de ne pas reil. Le grand avantage des métadon de la diffusion du format TIFF, les complexifier les processus en cours, ni nées Exif est l’automatisation: la plu TIFF-tags ont été définis en 1992 d’augmenter la charge de travail des part des appareils photographiques avec la version 6.0 du format TIFF. opérateurs de scanner tout en réduisant numériques créent des métadonnées Le standard comprend 36 métadon au minimum les interventions à effec 13 arbido 2 2014
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