Zwischenbericht Januar - Juni 2016 - Deutsche Bahn Mehr Qualität, mehr Kunden, mehr Erfolg

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Zwischenbericht Januar - Juni 2016 - Deutsche Bahn Mehr Qualität, mehr Kunden, mehr Erfolg
Deutsche Bahn
    Zwischenbericht Januar  –  Juni 2016
Mehr Qualität, mehr Kunden, mehr Erfolg
Zwischenbericht Januar - Juni 2016 - Deutsche Bahn Mehr Qualität, mehr Kunden, mehr Erfolg
AUF EINEN BLICK
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                                                                                         Veränderung

Ausgewählte Kennzahlen [in Mio. €]                                    2016      2015    absolut            %
     FINANZKENNZAHLEN IN MIO. €
     Umsatz bereinigt                                               20.033    20.000       +33          + 0,2
     Umsatz vergleichbar                                            20.212    20.000      +212          +1,1
     Ergebnis vor Ertragsteuern                                        563       358      +205         + 57,3
     Ergebnis nach Ertragsteuern                                       603       391      +212         + 54,2
     EBITDA bereinigt                                                 2.415     2.374      + 41         +1,7
     EBIT bereinigt                                                  1.007       890      +117         +13,1
     Langfristige Vermögenswerte per 30.06.2016/31.12.2015          45.028     45.199     –171          – 0,4
     Kurzfristige Vermögenswerte per 30.06.2016/31.12.2015          10.491    10.860      –369          –3,4
     Eigenkapital per 30.06.2016/31.12.2015                         12.060     13.445   –1.385         –10,3
     Netto-Finanzschulden per 30.06.2016/31.12.2015                 18.159     17.491    + 668          +3,8
     Bilanzsumme per 30.06.2016/31.12.2015                           55.519   56.059      – 540         –1,0
     Capital Employed per 30.06.                                    33.462     35.035   –1.573          – 4,5
     Return on Capital Employed (ROCE) in %                            6,0        5,1        –             –
     Tilgungsdeckung in %                                              17,7      18,2        –             –
     Gearing in %                                                      151        115        –             –
     Netto-Finanzschulden/EBITDA                                        3,8       3,7        –             –
     Brutto-Investitionen                                            3.472      3.366     +106          +3,1
     Netto-Investitionen                                             1.346      1.633     –287         –17,6
     Mittelfluss aus gewöhnlicher Geschäftstätigkeit                 1.523      1.338     +185         +13,8

     LEISTUNGSKENNZAHLEN
     Reisende in Mio.                                                2.190      2.141      + 49         +2,3
     SCHIENENPER SONENVERKEHR
     Pünktlichkeit Personenverkehr (Schiene) in Deutschland in %      94,8       94,6        –             –
     Reisende in Mio.                                                 1.151     1.098      + 53         + 4,8
     		 davon in Deutschland                                         1.006       985       +21          +2,1
     Verkehrsleistung in Mio. Pkm                                   44.037     42.159   +1.878          + 4,5
     Betriebsleistung in Mio. Trkm                                    377,3    368,4      + 8,9         +2,4
     SCHIENENGÜTERVERKEHR
     Beförderte Güter in Mio. t                                      140,2      150,9    –10,7          –7,1
     Verkehrsleistung in Mio. tkm                                   47.830    48.912    –1.082          –2,2
     SCHIENENINFR A STRUKTUR
     Pünktlichkeit Schiene DB -Konzern in Deutschland in %            94,6       94,4        –             –
     Betriebsleistung auf dem Netz in Mio. Trkm                       531,4     517,9    +13,5          +2,6
     		 davon konzernexterne Bahnen                                  158,4      141,5    +16,9         +11,9
     		 Anteil konzernexterner Bahnen in %                            29,8       27,3        –             –
     Stationshalte in Mio.                                             75,9      74,3     +1,6          +2,2
     		 davon konzernexterne Bahnen                                    17,4      15,5     +1,9         +12,3
     BUSVERKEHR
     Reisende in Mio.                                                1.040      1.043       –3          – 0,3
     		davon Fernbus                                                   0,8        0,7     + 0,1        +14,3
     Verkehrsleistung 1) in Mio. Pkm                                 4.087      4.091       –4          – 0,1
     		davon Fernbus                                                 227,9      176,5    + 51,4        +29,1
     Betriebsleistung in Mio. Buskm                                  823,1     808,2     +14,9          +1,8
     SPEDITION UND LOGISTIK
     Sendungen im europäischen Landverkehr in Tausend               50.712    50.862      –150          – 0,3
     Luftfrachtvolumen (Export) in Tausend t                         550,6      545,8     + 4,8         + 0,9
     Seefrachtvolumen (Export) in Tausend TEU                        976,3      953,8    +22,5          +2,4

     WEITERE KENNZAHLEN
     Auftragsbestand Verkehrsverträge Personenverkehr
     per 30.06.2016/31.12.2015 in Mrd. €                              94,4       92,8     +1,6          +1,7
     Rating Moody’s/S&P Global Ratings                             Aa1/AA–    Aa1/AA         –             –
     Mitarbeiter per 30.06.2016/31.12.2015 in VZP                  302.692    297.202   + 5.490         +1,8
1)   Ohne DB Arriva.
Zwischenbericht Januar - Juni 2016 - Deutsche Bahn Mehr Qualität, mehr Kunden, mehr Erfolg
STRATEGIE DB2020+

 Unsere Kunden profitieren von erstklassigen und
 umweltfreundlichen Mobilitäts- und Logistik-
­lö­­­­­­­sun­­gen, getragen von engagierten Mitarbeitern
 und digitaler Kompetenz.

       ÖKOLOGIE
     Umwelt-Vorreiter

                                       SOZIALES
                                     Top-Arbeitgeber

               ÖKONOMIE
                Profitabler
              Qualitätsführer

μ μWIR GESTALTEN
   FORTSCHRITT UND ZUKUNFT

μμQualitätskultur
Operative Exzellenz und Kundenorientierung

μμDigitale Kompetenz
Innovative Lösungen im Kern- und Neugeschäft

μμLeistungsfähigkeit
Gemeinsame Verantwortung und Leistungsstärke
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INHALT
   001     μ	Vorwort des Vorstandsvorsitzenden

   002		   μ	Konzern-Zwischenlagebericht
               (ungeprüft)
    002    μ   Überblick
    003    μ   Der DB-Konzern
    005    μ   Geschäfts- und Rahmenbedingungen
    012    μ   Profitabler Qualitätsführer
    021    μ   Top-Arbeitgeber
    023    μ   Umwelt-Vorreiter
    025    μ   Entwicklung der Geschäftsfelder
    045    μ   Weitere Informationen
    046    μ   Chancen- und Risikobericht
    046    μ   Nachtragsbericht
    047    μ   Prognosebericht

   050     μ	Konzern-Zwischenabschluss
               (ungeprüft)
    050    μ Konzern-Gewinn- und Verlustrechnung
    051    μ Konzern-Bilanz
    052    μ Konzern-Kapitalflussrechnung
    053    μ Konzern-Eigenkapitalspiegel
    054    μ	Segmentinformationen
               nach Geschäftssegmenten
    056    μ	Erläuterungen zum
               Konzern-Zwischenabschluss

    U5     μ	Kontaktinformationen
               und Finanzkalender

μ μ25 JAHRE ICE – MODERNE
   MOBILITÄT AUF DER SCHIENE
Vor 25 Jahren begann ein neues Zeit­­alter im Bahnver­
­kehr in Deutsch­­­land. Mit dem ersten plan­mä­­­­­ßigen
 ICE 1 (erster Zug von links) von Hamburg-Altona
 nach München startete am 2. Juni 1991 die Erfolgs-
 geschichte des Hochgeschwindigkeits­verkehrs.
 Höhepunkt der Feier zum 25-jährigen Jubiläum im
 DB-Werk Berlin-Grunewald war eine Fahrzeugschau
 aller vier ICE-Generationen. Das jüngste Mit­­glied
 der Flotte – der ICE 4 (vierter Zug von links) – ist
 besonders umweltfreundlich und zeichnet sich
 durch innovative Technik aus. Der ICE 4 wird ab
 Herbst 2016 im Probebetrieb unterwegs sein.
¿ PRO FITA BLER Q UA LITÄT SFÜ HR ER
                                           VORWORT DES
                                           VORSTANDSVORSITZENDEN
                                           Sehr geehrte Damen und Herren,

                                            die Deutsche Bahn hat im ersten Halbjahr 2016 Fortschritte bei der
                                            Pünktlichkeit, der Kundenqualität, dem Konzernumbau und der Digi-
                                            talisierung erzielt. Erste Erfolge stellen sich ein und zeigen sich in der
                                            Halbjahresbilanz. Wir konnten das operative Konzernergebnis um rund
                                            13 Prozent steigern.
                                                 Besonders erfreulich: Die Zahl unserer Fahrgäste auf der Schiene
                                            im Fernverkehr hat sich auf 66,7 Millionen und damit um 10,6 Pro-
                                            zent erhöht. Dabei konnten wir in unseren ICE- und IC-/EC-Zügen
                                            einen neuen Fahrgastrekord erzielen.
Unser Ziel ist es, das Angebot im Fernverkehr noch deutlich auszubauen. Bis 2030 streben wir 180 Millionen
Fahrgäste pro Jahr an. Damit wir dieses Ziel erreichen, konzentrieren wir uns mehr denn je darauf, unsere
Qualität nachhaltig zu verbessern. Dies spiegelt sich auch in unserer im ersten Halbjahr 2016 angepassten Strate­
­gie DB2020+    wider – mit den Zielen PROFITABLER QUALITÄTSFÜHRER ¿ , TOP-ARBEITGEBER † und UMWELT-VORREITER ¥ .
     Mit unserem Qualitätssteigerungsprogramm Zukunft Bahn haben wir zudem erste

                                                                                                                          † TO P -A R BEITG EBER
 Verbesserungen bei der Abfahrtspünktlichkeit, der Reisendeninformation und der
 Sauberkeit unserer Züge und Bahnhöfe erzielt. Damit geben wir uns jedoch noch
 nicht zufrieden. Unser Ziel für das Gesamtjahr 2016 steht: 80 Prozent Pünktlichkeit                » Dabei konnten
 im Fernverkehr. Bis Ende 2016 wird außerdem WLAN auch in der 2. Klasse unserer                 wir in unseren ICE- und
 ICE-Flotte kostenlos zur Verfügung stehen.                                                       IC-/ EC-Zügen einen
     Als internationaler Mobilitäts- und Logistikdienstleister müssen wir uns nicht nur
                                                                                                 neuen Fahrgastrekord
 einem immer härteren Wettbewerb stellen. Mit den geopolitischen Entwicklungen
                                                                                                        erzielen.«
 kommen neue Herausforderungen. Ob Flüchtlingsströme, die Brexit-Entscheidung
 oder die Volatilität an den Finanzmärkten, die Folgen sind auch für uns – unter
 anderem als einer der größten ausländischen Arbeitgeber in Großbritannien – im
 DB-Konzern zu spüren.
     Umso wichtiger ist es jetzt, dass wir uns weiter auf unsere Stärken konzentrieren und die Digitalisierung
 vorantreiben. Die Entwicklung der DB 4.0 ist von großer strategischer Bedeutung. Wir kümmern uns intensiv um
 die drei Kernbereiche der Digitalisierung: um passgenaue Angebote an der Schnittstelle zu unseren Kunden, um
 die Verbesserung von internen Prozessen wie etwa der Weichendiagnostik sowie um die Entwicklung neuer,
 datenbasierter Geschäftsmodelle.
     Um die Mobilitätsangebote des DB -Konzerns noch verlässlicher zu gestalten und besser miteinander zu
 vernetzten, wollen wir beim vollautomatischen Fahren auf der Schiene Vorreiter sein und auch das autonome
 Fahren auf der Straße angehen.
     Wir haben mit unserem Konzernumbau die Weichen richtig gestellt: Im Zentrum steht unser Brot-und-Butter-
 Geschäft, die Eisenbahn in Deutschland. Um die Qualität und die Kundenzufriedenheit in allen Geschäfts-
                                                                                                                          ¥ UM W ELT-VO R R EITER

 feldern weiter zu steigern, arbeiten wir gleichzeitig auch mit Hochdruck an der digitalen Mobilität und Logistik
 des 21. Jahrhunderts.

Herzlichst
Ihr

Dr. Rüdiger Grube
Vorstandsvorsitzender
der Deutschen Bahn AG

                                                        001
D E U T S C H E B A H N KO N Z E R N — Z W I S C H E N B E R I C H T 2 0 1 6

KONZERN-ZWISCHENLAGEBERICHT (UNGEPRÜFT)

ÜBERBLICK
μμ		 Klimaschutzziel für 2020 erhöht
μμ		 Konzernumbau macht gute Fortschritte
μμ		 Operative Ergebnisgrößen entwickeln sich positiv

μμ¿    Profitabler Qualitätsführer                                               μμ†     Top-Arbeitgeber
μμ Umsetzung von Zukunft Bahn                                                    μμ Arbeitgeberkampagne fortgeführt
      erfolgreich gestartet                                                      μμ Implementierung »Arbeitswelten 4.0« fortgeführt
μμ Verbesserung der Pünktlichkeit
μμ Anhaltend intensives Wettbewerbsumfeld                                        Auf dem Weg zu unserem Ziel, TOP -ARBEITGEBER † zu
μμ Finanzkennzahlen überwiegend mit                                              werden, haben wir im ersten Halbjahr 2016 Fortschritte
      positiver Entwicklung                                                      erzielt. Um unsere Arbeitgeberattraktivität weiter zu
                                                                                 stärken, haben wir unter anderem unsere ARBEITGEBER­
Die Entwicklung des Deutsche Bahn Konzerns (DB -Kon­                             K AMPAGNE [SEITE 022] »Kein Job wie jeder andere.« mit dem
zerns) verlief im ersten Halbjahr 2016 insgesamt im Rahmen                       Fokus auf die Zielgruppen Schüler, Facharbeiter und
unserer Erwartungen.                                                             Ingenieure fortgesetzt.
    Beim Konzernumbau konnten wir gute Erfolge erzielen.                             Mit unserer Initiative »ARBEITSWELTEN 4.0« [SEITE 021] wollen
Die Optimierung der Konzernstruktur befindet sich auf der                        wir die zunehmende Digitalisierung in unserer Strategie
Zielgeraden. Das Kernstück des Konzernumbaus, das Pro-                           konsequent mitdenken und die Arbeitswelt von morgen
gramm ZUKUNFT BAHN                , ist seit Januar 2016 in der Umset-           aktiv mitgestalten.
zungsphase. Die bereits eingeführten Verbesserungen
haben in weiten Teilen schon zu spürbaren Effekten für die                       μμ¥       Umwelt-Vorreiter
Kunden geführt.                                                                  μμ Klimaschutzziel für 2020 erhöht
    Das WIRTSCHAFTLICHE UMFELD [SEITE 0 05 FF.] entwickelte                      μμ Umrüstung von Güterwagen auf leise
sich uneinheitlich und ohne große Impulse für unser                                  Bremssohlen beschleunigt
Geschäft.                                                                        μμ Letzte der insgesamt sieben bestellten
    Unser MARKT- UND WETTBEWERBSUMFELD [SEITE 006 FF.] zeigte                        TRAXX-Diesellokomotiven geliefert
sich weiter herausfordernd. Insgesamt war die Leistungs­
entwicklung daher differenziert. In unserem internatio-                          Als UMWELT-VORREITER ¥ wollen wir mit unseren Produkten
nalen Transport- und Logistikgeschäft entwickelte sich                           Maßstäbe beim effizienten Umgang mit den verfügbaren
die Kontraktlogistik weiter sehr dynamisch.                                      Ressourcen setzen. Durch die Steigerung der Material-
    Die Umfeldbedingungen haben sich auch entspre-                               und Ressourceneffizienz und die Reduktion von CO₂ und
chend in der WIRTSCHAFTLICHEN ENTWICKLUNG [SEITE 01 4 FF. UND                    Lärm wollen wir unsere führende Umweltposition weiter
025 FF.] nieder­­­­ge­schla­­gen. Die Entwicklung des operati­ven                ausbauen.
Ergebnisses war trotzdem positiv. Belastungen aus Markt                              Im April haben wir unsere KLIMASCHUTZZIELE [SEITE 02 3]
und Wettbewerb wurden insbesondere durch die Entwick-                            für 2020 erhöht. Die ursprünglich gesetzten Zielmarken
lung der Infrastrukturgeschäftsfelder sowie durch den                            hatten wir bereits sechs Jahre früher erreicht als geplant.
Wegfall von Streik­effekten mehr als kompensiert. Mit Aus-                           Wir werden die Aktivitäten zum Lärmschutz weiter ver-
nahme des ROCE haben sich die WERT­M ANAGEMENT­K ENNZIFFERN                      stärken und 2016 die Umrüstung unserer Güterwagen auf
[SEITE 017 F.] verschlechtert.                                                   leise BREMSSOHLEN [SEITE 023] deutlich beschleunigen.
    Die PÜNKTLICHKEIT [SEITE 012 ] im Schienenpersonenverkehr
in Deutschland hat sich im ersten Halbjahr 2016 leicht ver­
bessert. Zur weiteren Steigerung der Pünktlichkeit sowie
zur Verbesserung der Leistungsqualität haben wir zahl-
reiche Maßnahmen umgesetzt beziehungsweise eingeleitet.

                                                                               002
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                                                                                                                                  D E R D B - KO N Z E R N

DER DB-KONZERN
μμ		 Verschmelzung DB ML AG auf DB AG
μμ		 Konzernstrategie DB2020 zu DB2020+ weiterentwickelt
μμ		 Neue Konzernprogramme eingeführt

μμVeränderungen im DB-Konzern                                 Druck verschärfen. Intern gibt es bei der Qualität dringenden
                                                              Handlungsbedarf. Dies betrifft vor allem die Pünktlichkeit,
μ μVERÄNDERUNGEN IN DEN ORGANEN                               die Reisendeninformation und die Serviceleistungen im Per-
Weder im Vorstand noch im Aufsichtsrat der Deutschen          sonenverkehr sowie die Einhaltung von Kundenversprechen
Bahn AG (DB AG) beziehungsweise der DB Mobility Logistics     im Güterverkehr. Beim Thema digitale Transformation sind
AG (DB ML AG) haben sich im ersten Halbjahr 2016 Verän-       erste wichtige Weichen gestellt worden, hier gilt es jedoch,
derungen ergeben.                                             mehr Tempo und Schlagkraft angesichts der notwendigen
                                                              Veränderungsgeschwindigkeit zu entfalten. Im Bereich Kul­
μ μVERSCHMELZUNG DB ML AG AUF DB AG                           tur ist vieles erreicht worden, dies muss sich nun auch in
Der Aufsichtsrat der DB AG hat der Verschmelzung der          höherer Leistungsfähigkeit abbilden.
DB ML AG auf die DB AG in seiner Sitzung am 4. Mai 2016             Der daraus abgeleitete strategische Anpassungsbedarf
zugestimmt. Sie wird im zweiten Halbjahr 2016 rück­wirkend    betrifft die Vision des DB -Konzerns, die Ansprüche und
zum 1. Januar 2016 vollzogen werden.                          Ziele der Strategie DB2020       sowie die Adressierung der
                                                              dringlichsten Handlungsfelder durch die Einleitung zent-
μ μNEUORDNUNG INTERNE                                         raler Veränderungsprozesse in den Bereichen Qualität,
   DIENSTLEISTER                                              Digitalisierung und Leistungsfähigkeit. Richtschnur bleibt
Der Geschäftserfolg der Dienstleister soll sich zukünftig     dabei weiterhin der Nachhaltigkeitsansatz als strategischer
klarer als bisher am Konzernerfolg orientieren. Dazu wurden   Rahmen mit dem Ziel, den Einklang der Dimensionen Öko-
die internen Dienstleister neu geordnet mit dem Ziel, ihre    nomie, Soziales und Ökologie zu erreichen.
Leistungsbeziehungen zu den Geschäftsfeldern und damit              Mobilität und Logistik sind die Basis für eine moderne
die Gesamtleistung des DB-Konzerns für seine Kunden zu        Gesellschaft und eine zukunftsfähige Wirtschaft – in
verbessern. Um dies zu erreichen, werden die internen         Deutschland, Europa und auf der ganzen Welt. In diesem
Dienst­­leister konsequent ihren internen Hauptkunden zu­­    Sinne hat sich der DB-Konzern der Gestaltung von Fortschritt
ge­­ordnet (Managementverantwortung). So gehören zum          und Zukunft verschrieben. Die Kunden des DB -Kon­zerns
Beispiel die DB Fahrzeuginstandhaltung GmbH und die           sollen von erstklassigen und umweltfreundlichen Mobili-
DB FuhrparkService GmbH einschließlich der DB Rent GmbH       täts- und Logistiklösungen profitieren, die getra­­gen sind
zum Ressort Verkehr und Transport. In der Berichtsstruktur    von begeisterten Mitarbeitern und digitaler Kompetenz.
werden die entsprechenden Gesellschaften dem Bereich                Im Zentrum der bisherigen Ausrichtung des DB-Konzerns
Beteiligungen/Sonstige zugeordnet.                            stand die Annahme, dass vor allem Skaleneffekte, das
                                                              heißt Größe und quantitatives Wachstum, für den Erfolg
μμKonzernstrategie DB2020 zu                                  der Geschäfte maßgeblich seien. In der veränderten Welt
                                                              des digitalen Zeitalters, in der es eine hohe Transparenz
   DB2020+ weiterentwickelt
                                                              über die Leistungen von Anbietern gibt, zählt jedoch vor
Seit 2012 konnte die Strategie DB2020 durch breite Kom-       allem Qualität. Qualität ist der Schlüssel zum Kunden und
munikation und vielfältige Instrumente erfolgreich im         damit der Schlüssel zu wirtschaftlichem Erfolg. Analog
DB-Konzern etabliert werden.                                  haben wir unseren Anspruch in der ökonomischen Dimen-
   Der DB-Konzern und hierbei insbesondere der System-        sion der Strategie DB2020      angepasst – vom PROFITABLEN
verbund Bahn steht jedoch heute vor gravierenden externen     MARKTFÜHRER ≈ zum PROFITABLEN QUALITÄTSFÜHRER ¿ . Die
und internen Herausforderungen, die eine Weiterentwick-       An­­­sprüche TOP-ARBEITGEBER † und UMWELT-VORREITER ¥ bleiben
lung der strategischen Ausrichtung erforderlich gemacht       bestehen. Darüber hinaus ist eine stärkere Themenfokussie-
haben.                                                        rung vorgenommen und damit einhergehend das Zielsystem
   Auf externer Seite sind es vor allem ein stärkerer Wett-   auf acht Top-Ziele reduziert worden.
bewerbsdruck im Personen- und Güterverkehr und eine
höhere Kostendynamik bei Personal und Energie, die den

                                                           003
D E U T S C H E B A H N KO N Z E R N — Z W I S C H E N B E R I C H T 2 0 1 6

Um unsere Ziele erreichen zu können, setzen wir an drei                          μ μNEUE KONZERNPROGRAMME
zentralen Handlungsfeldern an:                                                       EINGEFÜHRT
μμ   der Etablierung einer neuen Qualitätskultur, in der es                      μμAutonomes Fahren Straße (drive)
     um eine klare Ausrichtung am Kunden geht, das heißt                         Wir wollen selbstfahrende Fahrzeuge für Mobilität und
     um operative Exzellenz und Kundenorientierung,                              Logistik nutzen. Im Zentrum steht die Fragestellung, wie
μμ   dem Aufbau digitaler Kompetenz, um innovative Lö­­                          der DB-Konzern durch autonome Fahrzeuge neue Kunden-
     sungen für das Kerngeschäft, aber auch Neugeschäft                          angebote schaffen beziehungsweise den Betrieb effizienter
     generieren zu können, und                                                   machen kann. Es ist daher eine sinnvolle Nutzung zu prüfen,
μμ   der Erhöhung der eigenen Leistungsfähigkeit, wobei es                       zum Beispiel über den Einsatz autonomer Autos und Busse
     um Verantwortungsübernahme und Leistungsstärke geht.                        zur Weiterentwicklung der Mobilität im ländlichen und
Die operative Umsetzung wird mit konzernübergreifenden                           städtischen Raum oder die Vernetzung autonom fahrender
(im Folgenden vertieft) und geschäftsbezogenen Program­                          Lkw auf Autobahnen und in Kolonnenfahrten (sogenanntes
­men vorangetrieben. Die stärkere Qualitätsfokussierung mit                      Platooning), um Kraftstoff zu sparen.
 den drei zu adressierenden Handlungsfeldern sind zusam-
 menfassend die Hauptmerkmale unserer weiterentwickelten                         μμVollautomatisches Fahren Schiene
 Strategie DB2020+ .                                                             Wir treiben die Automatisierung unserer Züge weiter voran,
                                                                                 um die Wettbewerbsfähigkeit der Schiene zu verteidigen
μ μZUKUNFT BAHN IN DER UMSETZUNG                                                 beziehungsweise auszubauen – gerade vor dem Hinter-
Im Sommer 2015 haben wir den größten Konzernumbau seit                           grund des autonomen Fahrens auf der Straße. Im Zentrum
der Bahnreform 1994 angekündigt. Kernstück ist das Pro-                          steht die Fragestellung, ob durch eine höhere Automatisie-
gramm ZUKUNFT BAHN            [INTEGRIERTER BERICHT 201 5, SEITE                 rung die Züge des DB-Konzerns effizienter, pünkt­licher und
69 FF.] . Dieses stellt konsequent die Bedürfnisse unserer                       zuverlässiger werden und welche Berufsbilder sich dadurch
Kunden und die Qualität unserer Produkte in den Mittel-                          neu beziehungsweise weiterentwickeln.
punkt. Im ersten Schritt wurden Maßnahmen erarbeitet,
um das Kundenangebot zu optimieren, die Leistungs­                               μμNeue datenbasierte Geschäftsmodelle
qualität zu verbessern und die nachhaltige wirtschaftliche                       Wir schaffen Strukturen für die erfolgreiche Realisierung
Trag­fähigkeit sicherzustellen. Seit Januar 2016 befindet                        neuer Geschäftsmodelle.
sich das Programm in der Umsetzungsphase. Schwerpunkt                               Im Zentrum steht die Fragestellung, mit welchen Rah-
im Jahr 2016 ist die kurzfristige Beseitigung der größten                        menbedingungen der DB-Konzern neue Geschäftsmodelle
Kun­den­­ärgernisse. Im Fokus stehen dabei die fünf Themen                       erfolgreich entwickeln kann. Zudem sollen bereits erste
Pünktlichkeit, Reisendeninformation, Fahrzeugqualität,                           Ansätze für neue Geschäftsmodelle entwickelt werden.
Bahnhofsqualität und WLAN@DB.
    Die Umsetzung der für 2016 geplanten Verbesserungen
hat in weiten Teilen bereits zu für die Kunden spürbaren
Effekten geführt. Im Bereich der Pünktlichkeit werden wir
unsere Aktivitäten in der zweiten Jahreshälfte noch weiter
intensivieren. Absoluter Schwerpunkt hierbei ist das Thema
»Bauen und Fahren«, das für die Zielerreichung 2016
erfolgskritisch ist.
      Ω WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN SEITE 01 2 F.

                                                                               004
KO N Z E R N -Z W I S C H E N L A G E B E R I C H T — D E R D B - KO N Z E R N

                                                                                                              GESCHÄFTS- UND R AHMENBEDINGUNGEN

GESCHÄFTS- UND RAHMENBEDINGUNGEN
μμ		 Divergente konjunkturelle Entwicklung
μμ		 Wirtschaftliche Entwicklung insbesondere in Europa stabil
μμ		 Belastungen aus dem regulatorischen Umfeld

μμWirtschaftliches Umfeld                                        Großbritannien wegen der erhöhten Unsicherheit schon im
                                                                 Vorfeld des Brexit-Referendums. Im Euro-Raum beschleu-
Die nachstehend beschriebenen Entwicklungen basieren             nigte sich das Wirtschaftswachstum dagegen im bisherigen
auf vorläufigen Daten und Daten mit teilweise unterschied-       Jahresverlauf. Hierzu trugen unter anderem Spanien, Italien
lichem Zeithorizont, da zum Zeitpunkt der Erstellung dieses      und Frankreich bei. Die deutsche Wirtschaft wird von der
Berichts noch keine vollständigen Erkenntnisse über die          Binnennachfrage gestützt. Im internationalen Vergleich
Entwicklung im ersten Halbjahr 2016 vorlagen.                    wuchs der europäische Handel verhältnismäßig stabil.

μ μBEURTEILUNG DES                                               μ μENERGIEMÄRKTE LASSEN
     WIRT­S CHAFT­L ICHEN UMFELDS                                     TIEFSTPREISE HINTER SICH
     DURCH DEN VORSTAND                                          Die zentrale Hedge-Politik des DB-Konzerns zielt darauf,
μμKonjunkturelles Umfeld im bisherigen Jahresverlauf             Folgen von Energiepreisschwankungen zu minimieren.
     weltweit schwächer als erwartet. Vor allem Nord- und        Die Entwicklung der Marktpreise schlägt daher nicht voll-
     Südamerika, aber auch Asien und Europa betroffen.           umfänglich auf unsere Aktivitäten durch.
μμ   Prognostiziertes Wirtschaftswachstum in den meisten
     Ländern, insbesondere in Europa, stabil.                    μμUngeplante Ausfälle beeinflussen Ölpreis
μμ   Votum über einen EU -Austritt Großbritanniens (Brexit)
     führt jedoch zu einer erhöh­ten politischen und wirt-                                                         1. Halb-
                                                                                                                       jahr
     schaftlichen Unsicherheit.                                  Brent [in USD/BBL]                                   2016           2015       absolut               %
μμ   Weitere globale Wirtschaftsrisiken folgen aus der schwä­    Durchschnittspreis                                    41,2           53,6         –12,4          –23,1
     ­cheren Entwicklung in China.                               Höchstpreis                                           52,9           69,6              –              –

      Niedriges Kraftstoffpreisniveau hilft insbesondere der     Tiefstpreis                                            27,1          36,0              –              –
μμ                                                               Stichtagspreis per 30.06.2016/31.12.2015              49,7           37,3        +12,4          +33,2
      Straße.
                                                                 Quelle: Thomson Reuters
μμ    Robuster Arbeitsmarkt und steigende verfügbare Ein-
      kommen positiv für deutschen Personenverkehrsmarkt.        μμNach schwachem Start der Konjunktur und Aufhebung
μμ    Angebotsmaßnahmen steigern Nachfrage auf der Schie­             der Sanktionen gegen Iran fiel der Brentpreis im Januar
      ­­ne, im öffentlichen Straßenverkehr und im Luftverkehr.        auf den niedrigsten Stand seit November 2003. Im
μμ    Wachstum Güterverkehrsmarkt unter den Erwartungen.              Kampf um Marktanteile sorgten die Diskussionen über
μμ    Schiene wird durch schwache Entwicklung wichtiger               eine Fördergrenze der OPEC für starke Preisausschläge.
      Branchen belastet.                                         μμ   Aufgrund preisbedingter Förderrückgänge in der US -
                                                                      amerikanischen Schieferölindustrie und ungeplanter
μ μWELTWIRTSCHAFT OHNE DYNAMIK                                        Ausfälle in Kanada, Nigeria und Venezuela wies der
Das globale Wirtschaftswachstum enttäuschte im bisheri­               Ölmarkt im Mai überraschend eine leichte Unterversor-
­gen Jahresverlauf. Der Welthandel litt weiter unter den              gung auf.
 niedrigen Rohstoffpreisen und den in der Folge schwachen        μμ   Nach Ausbau der Raffineriekapazität und Lockerung der
 Investitionen in diesem wichtigen Sektor. Schwellenländer            Importbedingungen erreichten Chinas Rohöleinfuhren
 wie Brasilien und Russland befinden sich weiter in tiefer            neue Höchstwerte.
 Rezession. In den USA schwächt sich das Wachstum gegen-         μμ   Finanzinvestoren waren stark am Ölmarkt involviert
 über dem Vorjahr ab. Eine wichtige Ursache ist die negative          und setzten auf steigende Preise.
 Entwicklung im Öl- und Gassektor. Dagegen ist das Wachs­        μμ   Angesichts des Förderrückgangs erreichte der Brent
 ­tum in China auch dank staatlicher Unterstützungspro­               Anfang Juni den höchsten Stand seit Oktober 2015. Das
  gram­­­me relativ stabil. Bestehende Überkapazitäten wirken         Brexit-Votum setzte den Ölmarkt nur vorübergehend
  dämpfend auf die Investitionen. In Europa wächst die Wirt-          unter Druck.
  schaft Großbritanniens, Polens und Schwedens 2016 bisher
  weiter solide. Allerdings reduzierte sich das Wachstum in

                                                             005
D E U T S C H E B A H N KO N Z E R N — Z W I S C H E N B E R I C H T 2 0 1 6

μμStrommarkt vollzieht Trendwende                                                                        Die UMSATZENTWICKLUNG [SEITE 01 4] des DB -Konzerns wurde
                                                                                                         auch durch Währungskurseffekte beeinflusst. Im ersten
                                                         1. Halb-                                        Halbjahr 2016 betrugen diese Effekte –279 Mio. € und resul­
                                                             jahr
Entwicklung Energiepreise                                   2016           2015       absolut       %    tierten im Wesentlichen aus der Entwicklung des britischen
GRUNDLASTSTROM (FOLGEJAHR)                                                                               Pfunds zum Euro. Die Verlautbarungen der Bank of England
IN €/MWH
                                                                                                         (BoE), es mit einer Leitzinserhöhung nicht eilig zu haben,
Durchschnittspreis                                           23,9          30,9         –7,0    –22,7
                                                                                                         sowie die Brexit-Entscheidung setzen das Pfund unter
Höchstpreis                                                  28,8              34,1        –        –
Tiefstpreis                                                  20,7          26,6            –        –    Abwertungsdruck. Neben dem britischen Pfund wirkten
Stichtagspreis per 30.06.2016/31.12.2015                     26,3          26,6         – 0,3    –1,1    sich die folgenden Entwicklungen auf unsere Fremdwäh­
EMISSIONSZERTIFIK ATE IN €/T CO₂                                                                         rungsanleihen aus:
Durchschnittspreis                                             5,7              7,7     –2,0    –26,0
                                                                                                         μμ  Auch der Schweizer Franken zeigt sich nach der sprung­
Höchstpreis                                                   8,3               8,7        –        –
Tiefstpreis                                                   4,3              6,3         –        –
                                                                                                             haften Aufwertung aus dem Vorjahr deutlich stabiler.
Stichtagspreis per 30.06.2016/31.12.2015                      4,5              8,3      –3,8    – 45,8   μμ  Der Abwertungsdruck auf die norwegische Krone
Quelle: Thomson Reuters                                                                                      bleibt bestehen. Gründe sind das nach mehreren Leit­
                                                                                                             zins­­sen­­­kungen der norwegischen Notenbank fast ver­
μμMassiver Zubau an erneuerbaren Energien führt immer                                                        schwundene Zinsdifferenzial zum Euro und der sich
      häufiger dazu, dass nicht nur negative Preise in einzel­                                               erwartungsgemäß nur langsam erholende Ölpreis.
      ­n en Stunden am deutschen Spotmarkt aufgerufen
       werden, sondern dass auch mitunter der Tagespreis im                                              μ μENTWICKLUNG DER RENTENMÄRKTE
       Minus notiert.                                                                                    Die Rentenmärkte setzten ihren seit Mitte 2015 erneut ein­
μμ     Auf Basis schwacher Wirtschaftsaussichten wurden am                                               setzenden Trend fallender Renditen weiter fort. Die Verzin­
       Stromterminmarkt Anfang Februar neue Tiefststände                                                 sung zehnjähriger Bundesanleihen lag zu Jahresbeginn 2016
       realisiert. Angesichts steigender Primärenergiepreise                                             noch bei 0,60% und fiel im weiteren Verlauf des ersten
       und schwindender Konjunktursorgen erreichte der                                                   Halbjahres 2016 zunächst auf 0,04%. Grund hierfür war die
       Grundlastkontrakt für das Folgejahr in der zweiten Juni­                                          anhaltend lockere Geldpolitik der EZB, die unter anderem
       hälfte sein bisheriges Jahreshoch.                                                                ihr Anleihekaufprogramm auf Unternehmen ausweitete. Im
μμ     Nach einem Preisrutsch zu Jahresbeginn ließen Pläne                                               Nachgang zur Brexit-Entscheidung sackte die Rendite der
       aus Frankreich, eine Untergrenze für den Preis von Emis­                                          Bundesanleihen um weitere 25 Basispunkte (BP) ab und
       ­sionsrechten festzulegen, diesen bis über die 7-€-Marke                                          fiel auf ein historisch niedriges Niveau von – 0,17%. Ursäch­
        klettern. Das Brexit-Votum führte zu Sorgen um den                                               lich hierfür war die Risikoaversion der Investoren, die vor
        Fortbestand des Emissionshandelssystems und wieder                                               dem Hintergrund der Unsicherheit der weiteren Entwicklung
        zu einem Preiseinbruch.                                                                          der Europäischen Union deutsche Staatspapiere als sichere
                                                                                                         Anlage nutzten.
μ μEURO-ABWERTUNGSTREND BEENDET
Der in den letzten Jahren zu beobachtende Abwertungs­
trend des Euros gegenüber einer Vielzahl von Währungen
                                                                                                         μμEntwicklungen auf den
                                                                                                              relevanten Märkten
setzte sich im ersten Halbjahr 2016 nicht fort. Vielmehr
folgte der starken Abwertung des Vorjahres eine moderate                                                 μ μPERSONENVERKEHR
Gegenbewegung.                                                                                           μμDeutscher Personenverkehr
    Die höhere Stabilität der Gemeinschaftswährung ist                                                   Gesamtmarkt zu Jahresbeginn 2016 mit deutlich gestie­
primär auf die im internationalen Vergleich robuste wirt­                                                gener Verkehrsleistung gegenüber vergleichbarem Vor­
schaftliche Entwicklung des Euro-Raums zurückzuführen.                                                   jahreszeitraum, getragen unter anderem durch
Hierdurch wurden, trotz einer weiter expansiven Geld­                                                    μμ robusten Arbeitsmarkt mit steigenden Erwerbstäti­gen­
politik der Europäischen Zentralbank (EZB), wieder stärker                                                  ­­zahlen, geringer Inflation mit deutlich gesunkenem
internationale Investoren angezogen.                                                                          Kraft­­stoffpreisniveau sowie in der Folge von Lohn­stei­
    Die durch das Brexit-Votum im Juni gestiegene Risiko­                                                     ge­­­­­­run­­gen deutlich gewachsenen verfügbaren Real­ein­
wahr­­nehmung wirkte dem seit Jahresanfang zu beobach­                                                        kommen,
tenden Trend einer Aufwertung des Euros gegenüber                                                        μμ   milde Witterung und zusätzlichen Verkehrstag (Schalt­
Drittwährungen entgegen.                                                                                      jahr),

                                                                                                     006
KO N Z E R N -Z W I S C H E N L A G E B E R I C H T — G eschäfts - und R ahmenbedingungen

μμfortgesetzt intensiven Preiswettbewerb zwischen Ver-         μμU -Bahn- und Straßenbahnverkehr mit deutlichen Zu­­
     kehrsträgern mit offensivem Marketing vor allem durch          wächsen durch wachsende Bevölkerung und ausgewei-
     Fernbusanbieter und Low-Cost-Airlines,                         tetes Beförderungsangebot in Ballungsräumen.
μμ   weiter deutlich zunehmende Verkehrsleistung im moto-
     risierten Individualverkehr, getrieben durch anhaltend    μμEuropäischer Personenverkehr
     niedrige Kraftstoffpreise,                                Der europäische Gesamtmarkt profitierte zu Jahresbeginn
μμ   höhere Kapazitäten und verstärkten Wettbewerb im          2016 von stabiler konjunktureller Entwicklung mit stei-
     innerdeutschen Luftverkehr, zum Beispiel neue inner-      gender Beschäftigung und verfügbaren Realeinkommen
     deutsche Angebote von Ryanair (Köln/Bonn – Berlin)        in vielen europäischen Ländern. Auch ein zusätzlicher Ver-
     und Transavia (München – Berlin), zunehmende Be­­         kehrstag (Schaltjahr) und die frühere Lage der Osterfeier-
     dienung großer Flughäfen durch Ryanair, verstärkte        tage wirkten sich positiv auf die Nachfrage aus.
     Ansprache von Geschäftsreisenden durch Ryanair und            Weichenstellungen für mehr Wettbewerb und Wachstum
     Easyjet. Positiv auf die Wachstumsrate im Luftverkehr     unter anderem in folgenden Ländern:
     wirkten sich auch Streiks von Piloten und Sicherheits-    μμ  Frankreich mit der Liberalisierung des nationalen Bus­
     personal im vergleichbaren Vorjahreszeitraum aus.             linienfernverkehrs seit August 2015.
                                                               μμ  Norwegen mit erstmaliger Ausschreibung im SPV im
SCHIENENPER SONENVERKEHR                                           Februar 2016 und geplanter Betriebsaufnahme Ende 2018.
μμSignifikanter Anstieg der Verkehrsleistung im ersten         μμ  Niederlande mit Verzicht der niederländischen Staats-
  Quartal (+ 4,2%) im Schienenpersonenverkehr (SPV)                bahn Nederlandse Spoorwegen (NS) auf Teilnahme an
  trotz sinkender Kraftstoffpreise unter anderem durch              inländischen Ausschreibungen im SPNV, um stärker als
  expansive Preisaktionen und Angebotsausweitungen im              Partner für lokale Aufgabenträger wahrgenommen zu
  Schienenpersonenfernverkehr (SPFV). Wegfall un­­wet­­­ter­       werden.
  bedingte Infrastrukturschäden und GDL-Streiks.               Europäischer SPV mit signifikanter Steigerung der Ver­­­
μμSchienenpersonennahverkehr (SPNV) mit moderaten              kehrs­leistung. Merkliche Zugewinne nicht nur in Deutsch-
  Zugewinnen im ersten Quartal (+ 0,8%), dabei Markt           land, sondern unter anderem auch in
  hart umkämpft, DB Regio mit merklichen Einbußen              μμ  Tschechien (+ 9,6% im ersten Quartal 2016), getrieben
  durch Ausschreibungsverluste und damit verbundene                durch intensiven Wettbewerb der tschechischen Staats-
  Betriebsübergänge an Wettbewerber.                               bahn České dráhy (CD) mit privaten Anbietern RegioJet
μμSPFV mit starken Zuwächsen im ersten Quartal (+ 9,6%).           und LEO Express,
  Positiver Effekt durch Inbetriebnahme der Neubau­            μμ  Spanien (+ 5,0% im ersten Quartal 2016), gestützt durch
  strecke VDE 8.2 Erfurt – Leipzig/Halle und Spar­­preis­          Ausbau von Hochgeschwindigkeitsverbindungen und
  offensive von DB Fernverkehr.                                    umfangreiche Platzierung von Billigtickets durch spa-
                                                                   nische Staatsbahn RENFE.
ÖFFENTLICHER STR A SSENPER SONENVERKEHR                        Europäischer Buslinienfernverkehr expandiert weiter mit
μμNach moderatem Plus im Vorjahr segmentübergreifend           hoher Dynamik insbesondere im kürzlich liberalisierten
  leicht wachsende Verkehrsleistung.                           französischen Markt. Anbieter orientieren sich zunehmend
μμBuslinienfernverkehr weiter ausgebaut, allerdings mit        international und suchen Kooperationen:
  deutlich nachlassender Dynamik. Monatliches Ange-            μμ  FlixBus schließt im Januar 2016 Kooperation mit österrei­
  botsvolumen stagniert seit Jahresbeginn. Wachstum                chischer Blaguss-Gruppe und im Mai 2016 mit PolskiBus.
  nur noch durch regionale und grenzüberschreitende                com für weitere Expansion nach Osteuropa. Zudem über­
  Verkehre, Rückgänge dagegen auf innerdeutschen                   ­nimmt FlixBus ab Juli 2016 das Geschäft des britischen
  Hauptstrecken. Durchschnittliche Preise gehen weiter              Konkurrenten megabus.com auf europäischem Festland.
  zurück. Marktführer in Deutschland weiter FlixBus mit        μμ   Hellö startet ab Juli 2016 als eigene Fernbusmarke der
  Abstand vor dem DB-Konzern mit seinen beiden Marken               Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) mit internati-
  berlinlinienbus.de und IC Bus sowie dem Postbus.                 onalen Verbindungen aus und durch Österreich.
μμBusliniennahverkehr mit soliden Zugewinnen im ersten         μμ   Starshipper übernimmt 5% an SNCF-Fernbusmarke
  Quartal (+3,1%). Erweiterung des Berichtskreises beim             Ouibus und gibt eigenen Markenauftritt auf.
  Statistischen Bundesamt relativiert jedoch Anstieg.
  DB -Busverkehre mit merklichen Rückgängen durch
  nach­­lassende Nachfrage im ländlichen Liniennahver-
  kehr und Bereinigung des Angebotsportfolios.

                                                           007
D E U T S C H E B A H N KO N Z E R N — Z W I S C H E N B E R I C H T 2 0 1 6

μ μGÜTERVERKEHR UND LOGISTIK                                                     μμBasierend auf der Mautstatistik des Bundesamtes für
μμDeutscher Güterverkehr                                                             Güterverkehr wird das Wachstum durch im Ausland
Gesamtmarktentwicklung im Auftaktquartal 2016 nach                                   zugelassene Fahrzeuge getragen. Überdurchschnittlich
eigenen Berechnungen schwach. Stützend wirkt vor allem                               entwickeln sich dabei weiter die Lkw aus Kroatien,
der Leistungsanstieg im Straßengüterverkehr:                                         Rumänien, Bulgarien, Litauen, Slowenien und Polen.
μμ  Preis- und Wettbewerbsdruck hat sich inter- und intra-
    modal weiter erhöht.                                                         μμEuropäischer Schienengüterverkehr
μμ  Anhaltend nachteilige Kostenentwicklung der Schiene                          Die Verkehrsleistung im europäischen Schienengüterverkehr
    gegenüber Lkw und Binnenschiff schwächt Wettbewerbs­                         (EU 28, Schweiz und Norwegen) ging im ersten Quartal
   ­position weiter.                                                              2016 gegenüber dem Vorjahreszeitraum mit rund 1,5%
μμ  Leistung der Binnenschifffahrt im ersten Quartal 2016                        leicht zurück, wobei sich vor allem die hohen Rückgänge in
    um 7,7% unter Vorjahresniveau mit deutlichen Rück-                           Großbritannien, Lettland und Kroatien negativ auswirkten.
    gängen in den Bereichen Getreide, Kohle, Metalle/Metall­                          Im ersten Quartal 2016 hat sich der Rückgang der Kohle­
    ­erzeugnisse sowie Erze/Steine/Erden. Auch Container-                        ­verkehre in Großbritannien mit 75% im Vergleich zum Vor-
     verkehre mit negativer Entwicklung. Neben insgesamt                          jahreszeitraum verstärkt fortgesetzt. Ursache ist die dras-
     schwachen Konjunkturimpulsen vor allem zurückzu-                             tische Erhöhung der britischen Kohlendioxidsteuer 2015.
     führen auf Hochwasser und starke Entwicklung zu Jahres­                      In der Folge ging der Gesamtmarkt in Großbritannien im
     ­beginn 2015.                                                                ersten Quartal 2016 um 27% zurück. Von dieser Entwicklung
                                                                                  ist DB Cargo UK besonders betroffen, sodass die Verkehrs­
SCHIENE                                                                           leistung im ersten Halbjahr 2016 um über 20% sank. In
μμIm ersten Jahresdrittel 2016 entwickelte sich der Schie­nen­                    Polen ging die Verkehrsleistung der Güterbahnen per Mai
  ­g­üterverkehr nach eigenen Berechnungen verhalten                              2016 um 0,4% zurück. DB Cargo Polska konnte seine Ver­
   positiv und damit schwächer als erwartet. Gründe waren                         kehrsleistung im ersten Halbjahr um 7% steigern. In Frank-
   unter anderem ausbleibende Impulse aus Schlüsselindus­                         reich ging die Verkehrsleistung im ersten Quartal 2016
   ­trien wie zum Beispiel Montan und Chemie. Die in der                          gegenüber dem Vorjahreszeitraum mit 1% leicht zurück.
    amt­­lichen Statistik dargestellte unterjährige Entwicklung                   Damit hat sich die positive Entwicklung des Jahres 2015
    ist aufgrund einer Datenrevision für das Jahr 2015 über-                      nicht fortgesetzt. Euro Cargo Rail (ECR) entwickelte sich
    zeichnet.                                                                     unter dem Markt.
μμ  Während DB-Verkehrsleistung im ersten Halbjahr 2016
    unter dem Vorjahresniveau blieb, setzte sich die über-                       μμEuropäischer Landverkehr
    durchschnittliche Entwicklung und damit auch die                             Nach wechselhaftem Jahresstart 2016 hat der europäische
    Verbesserung der Marktposition der konzernexternen                           Landverkehrsmarkt eine positive Volumenentwicklung
    Bahnen fort.                                                                 erlebt. Bis Mai 2016 hat sich der Gesamtmarkt über dem
μμ  Ursache für die gute Entwicklung der Wettbewerber                            Niveau des Vorjahreszeitraums entwickelt. Die Preisent-
    sind vor allem ein deutlich geringerer Anteil an Montan­                     wicklung ist weiterhin stark vom niedrigen Dieselpreis
    verkehren, ein geringer Anteil der besonders stark in                        beeinflusst. Zudem bleibt der Wettbewerbsdruck unver-
    Konkurrenz zum Lkw stehenden Einzelwagenverkehre                             mindert stark. Somit schlägt sich die positive Volumen­
    und intramodale Verkehrsverlagerungen.                                       ent­wicklung nur eingeschränkt im Umsatz nieder.
                                                                                     Die Marktsituation spiegelt sich auch bei DB Schenker
STR A SSE                                                                        wider. Sendungsvolumen und Umsatz stiegen leicht an.
μμVerkehrsleistungsanstieg bis Mai 2016 nach eigenen
  Berechnungen um über 2%.                                                       μμLuftfracht
μμNeben kräftigen Impulsen aus bedeutender Baubranche                            Der globale Luftfrachtmarkt liegt per Mai 2016 unter dem
  auch durch positive Konsumstimmung gestützt.                                   Vorjahreszeitraum (–2,3%). Einer der Hauptgründe dafür
μμStraße profitiert weiterhin von niedrigen Dieselkosten.                        ist der US -Hafenstreik 2015. Dieser führte zu einem
                                                                                 Anstieg der Nachfrage in der Luftfracht im ersten Quartal
                                                                                 2015. Hierdurch reduzierten sich die diesjährigen Wachs-
                                                                                 tumsraten im Vorjahresvergleich. Besonders betroffen
                                                                                 waren die Handelsrouten zwischen APAC und den USA .

                                                                               008
KO N Z E R N -Z W I S C H E N L A G E B E R I C H T — G eschäfts - und R ahmenbedingungen

Überkapazitäten und ein gesunkener Treibstoffpreis übten        Rendite. Auch die Verrechnung von Gemeinkosten und die
Druck auf die Luftfrachtraten aus, die sich bis Mai 2016 noch   Abgrenzung der Kosten regulierter und nicht regulierter
nicht stabilisiert haben.                                       Bereiche sollen analysiert werden. Mit einem Abschluss des
   DB Schenker verzeichnete ein Volumenwachstum                 Verfahrens ist frühestens 2017 zu rechnen.
von 0,9%.
                                                                μμEinigung im Bescheid
μμ Seefracht                                                         zu Reisendeninformationen
Mit einem Wachstum bis April 2016 von rund 3% verzeich-         Im Juli 2015 erließ das Eisenbahn-Bundesamt (EBA) einen
nete die globale Seefracht im ersten Halbjahr 2016 eine         Bescheid, der die DB Sta­tion&Service AG (DB S&S AG) zu
positive Entwicklung. Getrieben wird diese insbesondere         einer Fahrgastinformation ver­­pflichtet, die über den aktu-
von der Route Intra-Asien.                                      ellen Stand weit hinausgeht. Die DB S&S AG legte gegen
    Das Marktwachstum reicht jedoch nicht aus, um Kapazi­       den Bescheid mit aufschiebender Wirkung Widerspruch
tätszuwächse auszulasten. Dies drückte die Frachtraten.         ein. Anfang Oktober 2015 ging der DB S&S AG der Wider-
Allianzen zwischen Carriern sollen zu einer besseren Aus-       spruchsbescheid zu, in dem zum Teil auf die Argumente der
lastung und einem höheren Preisniveau führen.                   DB S&S AG eingegangen wurde. Allerdings waren auch die
    DB Schenker verzeichnete einen Volumenzuwachs               dort genannten Anforderungen praktisch zum Teil schwer
von 2,4%.                                                       realisierbar beziehungsweise erklärungsbedürftig. Zur
                                                                Wahrung der aufschiebenden Wir­­kung wurde im Novem-
μμKontraktlogistik                                              ber 2015 eine Anfechtungsklage eingereicht. Parallel dazu
Im Kontraktlogistikmarkt setzte sich der Wachstumstrend         wurden mit dem EBA Gespräche geführt mit dem Ziel einer
der letzten Jahre im ersten Halbjahr 2016 fort. Die ins­        außergerichtlichen Einigung. Dies wurde im Mai 2016 mit-
gesamt hohe Wachstumsdynamik, insbesondere in den               tels einer Ergänzung des Widerspruchsbescheids erreicht.
asiatischen Märkten, blieb weiterhin bestehen. Die Nach-        Die DB S&S AG hat daraufhin die Klage gegen den Bescheid
frage nach dedizierten Lösungen im Bereich Industrial und       zurückgenommen. Die Realisierung der umzusetzenden
Healthcare hat sich im Berichtszeitraum leicht verbessert.      Anforderungen an die Reisenden­­information wird zusätz-
    DB Schenker erzielte im ersten Halbjahr 2016 ein wäh-       liche Kosten verursachen.
rungskursbereinigtes Umsatzwachstum in Höhe von über
10%.                                                            μμZivilverfahren zu
                                                                     Infrastrukturnutzungsentgelten
μμ SCHIENENINFRASTRUKTUR                                        Nach einem Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) aus dem
   IN DEUTSCHLAND                                               Jahr 2011 können Eisenbahninfrastrukturnutzungsentgelte
Die Zahl der Infrastrukturkunden ist im ersten Halbjahr         zivilgerichtlich am Maßstab des § 315 BGB auf ihre Billig-
2016 weiter leicht angestiegen. Auch die Trassennachfrage       keit überprüft werden, auch wenn die BNetzA den Entgelten
entwickelte sich leicht positiv.                                nicht widersprochen hat und diese regulierungsrechtlich
   Im ersten Halbjahr 2016 war die Zahl der Stationshalte       wirksam sind. In diesem Zusammenhang ist derzeit vor den
im SPNV nahezu konstant. Durch Ausschreibungsgewinne            Zivilgerichten eine Vielzahl von Rechtsstreitigkeiten zwi-
im Regionalverkehr ist der Anteil von konzernexternen           schen DB Netz AG und DB S&S AG auf der einen Seite und
Bahnen gestiegen.                                               Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) beziehungsweise
                                                                Aufgabenträgern auf der anderen Seite anhängig. Gegen-
μμPolitisches Umfeld                                            stand der Verfahren ist die Überprüfung der Billigkeit der
                                                                Nutzungsentgelte. Zum Teil werden zudem kartellrecht-
μ μREGULATORISCHE UND                                           liche Ansprüche geltend gemacht. Der überwiegende Teil
  VERKEHRSPOLITISCHE THEMEN                                     dieser Rechtsstreitigkeiten betrifft Entgelte, die als Regio-
  IN DEUTSCHLAND                                                nalfaktoren oder nach dem Stations­preissystem 2005
μμÜberprüfung des Stationspreissystems                          erho­ben wurden. Im September 2015 hat das Landgericht
Im Februar 2016 hat die Bundesnetzagentur (BNetzA) eine         (LG) Berlin ein laufendes Zivilverfahren ausgesetzt und
vertiefte Überprüfung der Stationsentgelte eingeleitet.         den Europäischen Gerichtshof (EuGH) um eine Vorabent­
Untersucht werden soll insbesondere, ob die kostenorien-        scheidung über die Anwendbarkeit der zivilrechtlichen
tiert gebildeten Entgelte ihrer Höhe nach angemessen sind.      Billig­­keitskontrolle ersucht. Ebenfalls Ende 2015 hat das
Gegenstand der Prüfung sind die Kostenbasis der Entgelt-
kalkulation für die Stationspreisliste 2014 und die erzielte

                                                            009
D E U T S C H E B A H N KO N Z E R N — Z W I S C H E N B E R I C H T 2 0 1 6

Bundesverfassungsgericht (BVerfG) mehreren Verfassungs­                          μ μREGULATORISCHE UND VERKEHRS­
be­­schwerden der DB Netz AG und der DB S&S AG stattge-                              POLITISCHE THEMEN IN EUROPA
geben, mit denen diese sich gegen die Nichtzulassung                             μμNeues Gesetz für Busverkehre
von Revisionen gegen Urteile verschiedener Oberlandes­                               in Großbritannien
gerichte durch den BGH wendeten. Das BVerfG sah in diesen                        Zu einem neuen Gesetz zur Regelung von Busverkehren in
Beschlüssen das Recht der beiden Gesellschaften auf recht-                       Großbritannien (Bus Services Bill) wurden im Juni weitere
liches Gehör verletzt und verwies die Sache an den BGH                           Einzelheiten veröffentlicht. Ziel des Gesetzes ist es, bessere
zurück. Der BGH hat mittlerweile in einem Verfahren um                           Voraussetzungen für Partnerschaften in der Busbranche,
Stationsentgelte ebenfalls den EuGH um eine Vorabent­                            außer­­­­­­­­halb Londons, zu schaffen, die Reisendeninformation
scheidung ersucht. Unterdessen sind nahezu sämtliche                             deut­­lich zu verbessern und die Möglichkeit zur Franchise-
Verfahren vor den Landgerichten und Oberlandesgerichten                          vergabe auf lokaler Ebene einzuführen.
bis zu einer Entscheidung des EuGH ausgesetzt worden.
Die Entscheidungen des BVerf G und des BGH sowie die                             μμWettbewerbsuntersuchung im
Vorlage an den EuGH sind ein wichtiger Schritt zur Klärung                           Zusammenhang mit Northern-Rail-
der Frage, ob die Zivilgerichte, wie bisher in den meisten                           Vergabe in Großbritannien
Verfahren unterstellt, die Vorschrift des § 315 BGB parallel                     Im Mai 2016 hat die britische Wettbewerbsbehörde Compe-
zu den Regelungen des Eisenbahnrechts anwenden dürfen.                           tition and Markets Authority (CMA) eine »Phase Two«-
Im Vorabentscheidungsverfahren vor dem EuGH fand am                              Untersuchung infolge des Gewinns von Northern Rail durch
13. Juli 2016 eine mündliche Verhandlung statt. Es ist noch                      DB Arriva angekündigt.
offen, wann der EuGH ein Urteil treffen wird. Zukünftig                              Wir gehen dabei davon aus, dass der Betrieb von Nor­
werden solche Verfahren entsprechend den neuen Rege-                             thern Rail neben bestehenden Bus- und Bahnaktivitäten
lungen im EISENBAHNREGULIERUNGSGESETZ [SEITE 01 1] nicht                         von DB Arriva in der Region nicht zu einer erheblichen
mehr möglich sein.                                                               Beeinträchtigung des Wettbewerbs führt.
                                                                                     Bei den Untersuchungen arbeitet DB Arriva eng mit der
μμKlage des Landes Sachsen-Anhalt                                                CMA zusammen. Die CMA erwartet die Fertigstellung des
Das Land Sachsen-Anhalt hat gegen die DB Netz AG, die                            Abschlussberichts bis zum 3. November 2016.
DB Regio AG und die DB AG eine Klage auf Kartellschaden-
ersatz erhoben. Die Klage ist auf eine vermeintlich rechts-                      μμLiberalisierung des Schienen­-
widrige Trassenpreisgestaltung der DB Netz AG durch die                              personen­verkehrs in Dänemark
Erhebung von Regionalfaktoren in den Jahren 2003 bis 2011                        Das dänische Ministerium für Verkehr und Bau hat die
gestützt. Die beklagten DB-Unternehmen werden sich gegen                         Planungsphase der Liberalisierung des Schienenpersonen­
die Klage verteidigen. Im Gegenzug bestehen bei der DB                           verkehrs in Dänemark begonnen.
Regio AG gegen das Land Sachsen-Anhalt noch offene ver-
kehrsvertragliche Forderungen auf Erstattung von gestie-                         μμReformen für öffentliche
genen Infrastrukturnutzungskosten für die Jahre 2008 ff.                             Dienstleistungen in Italien
      Ω WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN SEITE 028                                   Im Februar wurde der Entwurf der Gesetzesverordnung
                                                                                 zur Reform der Regulierung von lokalen öffentlichen
μμVertragsverletzungsverfahren der                                               Dienstleis­tungen in Italien veröffentlicht. Die Maßnahmen
   EU -Kommission fortgeführt                                                    umfassen Anreize für Ausschreibungsverfahren, gerechte
Ende Oktober 2014 reichte die Europäische Kommission                             Ausschreibungsregeln, Regeln und Unterstützung zur
Klage gegen den Bund wegen angeblicher Nichtbeachtung                            Flottenerneuerung und Maßnahmen zur Bestimmung von
der EU -Vorschriften über die finanzielle Transparenz im                         Tarifen und Fahrscheinverkauf.
Eisenbahnsektor vor dem EuGH ein. In dem bereits seit 2012
geführten Vertragsverletzungsverfahren hat die Bundes­­                          μ μWEITERENTWICKLUNG DES
regierung die Vorwürfe der Europäischen Kommission                                 VERKEHRS- UND ORDNUNGS­P OLI­-
bereits mehrfach entkräftet und ausführliche Informati-                            TI­S CHEN RECHTSRAHMENS
onen über die Finanzbeziehungen im DB-Konzern zur Ver-                           μμErhöhung der Regionalisierungsmittel
fügung gestellt. Ende Mai 2016 hat der Generalanwalt seine                       Für 2016 erhöht der Bund die Regionalisierungsmittel, mit
Schlussanträge veröffentlicht. Ein Urteil des EuGH ist in der                    denen die Länder insbesondere den SPNV bestellen, auf
zweiten Jahreshälfte zu erwarten.                                                insgesamt 8,2 Mrd. €. Davon sollen 8 Mrd. € gemäß Kieler
                                                                                 Schlüssel unter allen Ländern verteilt werden. Weitere

                                                                               010
KO N Z E R N -Z W I S C H E N L A G E B E R I C H T — G eschäfts - und R ahmenbedingungen

199 Mio. € erhalten nur die ostdeutschen Länder, 1 Mio. € ist         rungsvorschriften sowie zu einer deutlichen Ausdehnung
für das Saarland bestimmt. In den Jahren 2017 bis 2031                der Kompetenzen der BNetzA kommen. Es ist daher nicht
werden die Regionalisierungsmittel jährlich um 1,8%                   auszuschließen, dass sich infolge des Gesetzes Belastungen
erhöht. Die Länder weisen dem Bund regelmäßig die kon-                für den DB-Konzern ergeben. Anfang Juli wurde das GESETZ-
krete Verwendung der Gelder nach. Die Verteilung der                  GEBUNGSVERFAHREN ABGESCHLOSSEN [SEITE 0 4 6] .
Regionalisierungsmittel wird in einer Rechtsverordnung
geregelt, die der Zustimmung des Bundesrates bedarf.                  μμFortschritte beim vierten Eisenbahnpaket
                                                                      Die technische Säule des vierten Eisenbahnpakets ist am
μμHöhere EEG-Umlage 2016                                              26. Mai 2016 von der EU veröffentlicht worden und trat am
Nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) 2014                       15. Juni in Kraft. Die Gesetzesreform, die bis 2019 in natio-
beträgt der von den Schienenbahnen im Rahmen der                      nales Recht umzusetzen ist, zielt auf den weiteren Abbau
Besonderen Ausgleichsregelung zu entrichtende EEG -Satz               technischer Marktzugangsbarrieren im europäischen Eisen-
für den Fahrstrom 20% der vollen EEG -Umlage. Für 2016 hat            bahnraum und auf die Verbesserung der intermodalen
sich die EEG -Umlage um 0,18 ct/kWh auf 6,354 ct/kWh                  Wettbewerbsfähigkeit ab.
erhöht. Dies führte zu einem Anstieg des EEG -Satzes für                   Zum politischen Teil des vierten Eisenbahnpakets gab
den Fahrstrom auf 1,271 ct/kWh.                                       es im April 2016 eine Einigung zwischen Europäischem Par-
                                                                      lament, Rat und Kommission. Diese muss im weiteren
μμKraft-Wärme-Kopplungsgesetz                                         Gesetzgebungsprozess noch von Rat und Parlament formal
   in Kraft getreten                                                  angenommen werden. Die Neuregelungen schärfen die
Am 1. Januar 2016 ist das Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz                 Vorgaben zur Unabhängigkeit des Infrastrukturbetreibers
(KWKG) 2016 in Kraft getreten. Das Gesetz führt zu einer              und stärken die Transparenz von Finanzbeziehungen inner-
Erhöhung der KWKG -Umlagesätze. Für die Abwicklung des                halb von Bahnunternehmen. Die Regelungen des vierten
KWKG -Belastungsausgleichs übernimmt das Gesetz die im                Eisenbahnpakets sind zudem ein weiterer Schritt hin zur
EEG bereits vorgesehene Definition der Abnahmestelle für              Öffnung der Märkte für den Schienenpersonenverkehr in
Schienenbahnen. Daneben werden die Betreiber von                      Europa. Ab Dezember 2020 besteht ein Marktzugangsrecht
geschlossenen Verteilernetzen in die Abwicklung des Belas-            (Open Access) für den gesamten eigenwirtschaftlichen
tungsausgleichs einbezogen; dies betrifft auch die Schiene            Schienen­personenverkehr (national und grenzüberschrei-
mit ihrer Vielzahl an Stromverteilernetzen (zum Beispiel in           tend). Die direkte Vergabe gemeinwirtschaftlicher Schie-
Bahnhöfen). Insgesamt führt das für den DB -Konzern im                nenpersonenverkehrsleistungen unterliegt zukünftig
Jahr 2016 zu einer Belastung von rund 3 Mio. €.                       strengen Effizienz- und Leistungskriterien.

μμUmsetzung der Richtlinie 2012/34/EU                                 μμNeuordnung der Beschäftigungs­
   (Recast) in nationales Recht                                          bedingungen in Frankreich
Die Richtlinie 2012/34/EU zur Schaffung eines einheitlichen           Mit dem Gesetz zur französischen Bahnreform wurde
europäischen Eisenbahnraums (Recast) ist in deutsches                 2014 festgelegt, bis Ende Juni 2016 die Beschäftigungs-
Recht umzusetzen. Grundsätzlich sollen die EU -Vorgaben               bedingungen für den gesamten Schienenverkehrssektor
eins zu eins umgesetzt werden, um die Chancengleichheit               einheitlich festzuschreiben. Das Modell ist dreistufig
im europäischen Binnenmarkt zu sichern. Zu diesem Zweck               angelegt. ­Die Basis bildet ein am 9. Juni 2016 veröffent-
hat das Bundeskabinett am 13. Januar 2016 den Entwurf                 lichtes Sockeldekret der Regierung, das im Schwerpunkt
zum Gesetz zur Stärkung des Wettbewerbs im Eisenbahn-                 Arbeitszeit­regelungen enthält. Dieses wird ergänzt durch
bereich beschlossen. Zentraler Bestandteil ist das Eisen-             einen Branchentarifvertrag sowie Haustarifverträge. In
bahnregulierungsgesetz (ERegG), daneben sollen unter                  Teilen werden die Arbeiten am neuen Tarifrahmen nach
anderem Änderungen im Allgemeinen Eisenbahngesetz                     der Sommerpause fortgesetzt. Die Festschreibung der
vorgenommen werden.                                                   Beschäftigungsbedingungen in der Nähe des SNCF-Niveaus
     Das Gesetz geht in Teilbereichen deutlich über die               bedroht insbesondere die Wettbewerbsfähigkeit des
Recast-Vorgaben hinaus und führt insgesamt zu einer erheb­            Schienengüterverkehrs.
­lichen Verschärfung des Regulierungsrahmens. So wird es
 unter anderem zu einer Verschärfung der Entgeltregulie-

                                                                011
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