Überblick, Trends und Treiber - Die deutsche Internetwirtschaft 2009-2012
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Die deutsche Internetwirtschaft 2009–2012 Überblick, Trends und Treiber
Executive Briefing
Inhalt Executive Briefing 2 Vorwort 4 Grußwort 6 1. Einleitung 8 2. Bestandsaufnahme zur deutschen Internetwirtschaft 2009: Teilmärkte & Akteure 12 2.1 Abgrenzung der Teilmärkte 12 2.2 Größenbestimmung der Internetwirtschaft 14 2.3 Geschäftsklima in der Internetwirtschaft 16 3. Marktindikatoren zu Segmenten der deutschen Internetwirtschaft 17 3.1 Internet Backbone 18 3.2 Mobilfunk-Anschlussnetze 22 3.3 Festnetz-Anschlussnetze 25 3.4 Internet Access 27 3.5 Internet Exchanges 29 3.6 Housing / Hosting 31 3.7 Domain-Diensteanbieter 33 3.8 Online-Applikationen 35 3.9 Online-Advertising 38 3.10 Online-Plattformen und Webportale 41 3.11 E-Commerce 43 3.12 Internet-Inhalte 47 4. Trends und Treiber der Marktentwicklung 49 4.1 IPv6 – Chancen und Nutzen für Wirtschaft und Verbraucher 49 4.2 Open Innovation 52 4.3 Nutzungstrends und Auswirkungen 56 4.3.1 Aktuelle Entwicklungen 56 4.3.2 Mobilisierung des Internet 57 4.3.3 Touchscreens 61 4.3.4 Web-Oriented Architecture 61 4.3.5 Internet als Bewegtbildmedium 63 4.3.6 Microblogging / Lifestreaming 63 4.3.7 Soziale Netzwerke 64 4.4 Mediennutzung und Unternehmensmarketing 68 4.5 Herausforderungen der Internetwirtschaft 70 5. Fazit und Ausblick 72 6. Methodik und Stichprobe 74 Literaturverzeichnis 76 Impressum 78 Die deutsche Internetwirtschaft 2009–2012 – Überblick, Trends und Treiber eco / Arthur D. Little | Seite 3
Vorwort Vorwort Aber noch einige Zeit danach wurde das Netz als technische Spielerei oder Vor 40 Jahren begann die Entwick- vorübergehende Erscheinung weder von lung der Internetprotokolle, vor 25 Jah- der damaligen Post, die für Telekommu- ren kam das Internet als Kommunikati- nikation zuständig war, noch von der onsmedium für die Wissenschaft nach Politik ernst genommen und manche Deutschland, vor 20 Jahren wurde das Politiker oder Industriezweige wie z. B. Internet kurz nach dem Fall des Eiser- die Musik- und Filmindustrie merken nen Vorhangs kommerzialisiert und vor erst heute, welche Entwicklung in der knapp 15 Jahren wurde der eco – Ver- Vergangenheit nahezu spurlos an ihnen band der deutschen Internetwirtschaft vorübergegangen ist, dabei war man e. V. unter dem Namen „eco Forum e. V.“ doch in Deutschland bezüglich der gegründet. Mit dem Mosaic-Browser be- Internetentwicklung im europäischen gann 1993 der eigentliche Siegeszug des Vergleich lange an der Spitze. World Wide Web, denn mit seinen grafi- schen Fähigkeiten konnten nun ganz an- Allen Widrigkeiten zum Trotz hat sich dere Inhalte im Internet dargestellt wer- das Internet inzwischen fest etabliert den. Diese Meilensteine sind Grundlage und spielt auch als Wirtschaftsfaktor einer beispiellosen Entwicklung einer eine immer wichtigere Rolle, wobei ganzen Branche, nicht nur in Deutsch- der Einfluss inzwischen in die gesamte land. Obwohl die Internetindustrie in Wirtschaft reicht. ihren wirtschaftlichen Anfängen bis 1993 noch stark von der Technik be- Althergebrachte Geschäftsmodelle in herrscht wurde, Inhalte im WWW noch vielen Bereichen der traditionellen Wirt- rar waren und Zugänge zum Internet schaft mussten und müssen daher ent- eher für Unternehmen gedacht waren, weder gründlich überdacht werden oder sollte der Name „eco Forum“ bei der sie fallen gar ganz den neuen Medien Vereinsgründung bereits als Abkürzung zum Opfer und es entstanden und ent- für „electronic commerce Forum“ die stehen immer noch neue Geschäftsmög- breite Anwendungsmöglichkeit der lichkeiten, neue Bereiche werden dem neuen Technologie signalisieren. Seite 4 | Die deutsche Internetwirtschaft 2009–2012 – Überblick, Trends und Treiber eco / Arthur D. Little
Vorwort Internet erschlossen und ein Ende ist Bei diesem erstmaligen Überblick über noch lange nicht abzusehen, wobei na- die Internetwirtschaft in Deutschland türlich gilt, dass jedes Ende der Anfang sind wir gespannt, wie Politik und Un- von etwas Neuem ist! ternehmen auf diese Systematisierung und die Ergebnisse reagieren, und sind Aufgrund dieser ganzen Randbedingun- für konstruktive Hinweise jederzeit gen war und ist es schwierig, Ordnung dankbar. in ein derartig dynamisches System zu bringen, um Vergleiche zu haben, Natürlich hoffen wir auch, dass die mögl iche Trends frühzeitig zu erkennen Studie insbesondere nicht nur unseren und die dazugehörigen Triebkräfte zu Mitgliedern hilft und zukünftig ein ermitteln. unverzichtbares Werkzeug für die Geschäftsausrichtung und -bewertung Als Verband der deutschen Internet- darstellt, sondern für den gesamten wirtschaft betrachten wir es unter an- Markt eine unserer Meinung nach derem als unsere Aufgabe, einen dem bisher vorhandene Lücke schließt. Stellenwert der Internetindustrie ent- sprechenden Überblick zu geben und die eco ist der Verband der deutschen Inter- dazu notwendigen Grundlagen zu defi- netwirtschaft, der sich um wirtschaftli- nieren, um damit auch einen ganzheit- che, politische und technische Belange lichen Branchenüberblick in Bezug auf seiner Mitglieder bemüht und aktiv en- Marktgröße und Geschäftsklima geben gagiert. Wir halten es für unsere Pflicht, zu können. Denkanstöße zu geben und sowohl Mit- glieder als auch Regierung mit sachver- Für die Systematisierung wurde in ständigem Rat in dieser neuen Welt zu Zusammenarbeit mit Arthur D. Little, unterstützen. unserem Partner bei der Erstellung der vorliegenden Studie, ein auf der Wir würden uns natürlich freuen, Internet-Wertschöpfungskette basieren- wenn die vorliegende Studie einen des Schichtenmodell nach Teilnehmern Grund für Ihre zukünftige Mitarbeit und Teilmärkten entwickelt. Damit bei eco darstellen würde. wurde gleichzeitig ein Instrumentarium geschaffen, welches eine Wiederholung der Studie erlaubt und die jeweiligen Ergebnisse vergleichbar macht. Aktuelle Trends werden je Ausgabe gesondert erfasst, um z. B. wie bei dieser ersten Ausgabe Themengebiete mit Einfluss auf die Internetwirtschaft selbst Prof. Michael Rotert aufzuzeigen. Vorstandsvorsitzender eco – Verband der deutschen Internetwirtschaft e. V. Die deutsche Internetwirtschaft 2009–2012 – Überblick, Trends und Treiber eco / Arthur D. Little | Seite 5
Grußwort Grußwort Um den reinen Internetzugang herum hat sich in der Zwischenzeit eine Indus- Als das Internet vor 25 Jahren nach trie entwickelt, die von der Netzinfra- Deutschland kam, wagte kaum jemand struktur, Diensten, Anwendungen und eine Prognose, welche Bedeutung es in Aggregation bis hin zu den vom Nutzer der Zukunft haben würde. Zunächst als konsumierten Inhalten reicht. Die In- Wissenschaftsnetz eingeordnet, begann ternetwirtschaft hat wie keine andere schon nach kurzer Zeit ein Siegeszug, den Erfindungsgeist zahlloser Jungun- der bis heute anhält. Die Diffusion der ternehmer, aber auch traditioneller Un- Internetnutzung in Deutschland verläuft ternehmen aus angrenzenden Indust- weiterhin mit sehr hohem Tempo und rien geweckt. Neue Dienste und Inhal- heute ist kaum ein PC oder Laptop ohne te entstehen praktisch im Minutentakt. Internetanbindung. Selbst Mobilfunkge- Wenngleich lediglich ein verschwin- räte verfügen heute bereits mehrheitlich dend kleiner Teil den Massenmarkt er- über eine schnelle Anbindung an das obert, so haben sich in der Folge doch Internet. Eine der letzten internetfrei- die Telekommunikations-, IT-, Medien- en Bastionen, der Fernseher, entwickelt und Electronics-Unternehmen, die so- sich dieser Tage ebenfalls zu einem Tor genannten TIME-Branchen, gewandelt. ins Internet. Kaum ein Unterhaltungs- Tatsächlich stehen sie inmitten einer ge- elektronikanbieter verzichtet derzeit da- waltigen, bereits Jahre andauernden rauf, seine neuen Modelle ebenfalls mit Umbruchphase mit den entsprechenden einer Internetschnittstelle sowie vorin- Chancen und Risiken für die Akteure. stallierten Applikationen / Widgets aus- zustatten. Damit sind die drei wichtigs- Die Konsequenzen für die beteiligten ten „Screens“, PC, Mobiltelefon und TV Industrien sind eine zunehmende Ver- an das Internet angebunden. Darüber schmelzung einerseits, aber auch inte- hinaus findet mit dem Trend des „Inter- ressante Wachstumsphantasien durch net der Dinge“ eine Vernetz ung beinahe neue Dienste und Geschäftsmodelle. aller erdenklichen Alltagsgegenstände Unternehmen aus allen Bereichen der mit dem Internet statt. Dies ermöglicht Internetwirtschaft, aber auch aus eher deren eigenständige Kommunikation traditionellen TIME-Branchen versu- und wird in Zukunft zu einem festen Be- chen, an diesem Wachstum zu partizi- standteil unseres Alltagslebens werden. pieren und gewinnbringende Services Seite 6 | Die deutsche Internetwirtschaft 2009–2012 – Überblick, Trends und Treiber eco / Arthur D. Little
Grußwort für Endkunden oder Geschäftskunden mit Ausnahme des Festnetzanschluss- zu lancieren. Das Unternehmen Apple markts – sehr positiv. Insbesondere hat sich beispielsweise nach schwieri- E-Commerce, Online-Plattformen, gen Jahren dramatisch erholt und da- Transaktionsdienste und Online Adver- bei gleichzeitig die globale Musikindust- tising wurden von sehr vielen Respon- rie revolutioniert, indem es das Internet- denten als stark steigend eingestuft. portal iTunes als legales Bezahl-Modell Hier dokumentiert sich die stattfindende entw ickelt hat. Mittlerweile bietet die Veränderung der TIME-Industrien am gesamte Branche entsprechende Diens- deutlichsten. Aber auch vorgelagerte te an. Aus dem iPod ist unterdessen eine Bereiche wie z. B. der Applikations- breit aufgestellte Produktfamilie gewor- markt werden von der Mehrheit der den, die mit dem iPhone ein Derivat ent- Teilnehmer als steigend bzw. als stark hält, das Sprachtelefonie nur noch als steigend eingestuft. Nebenprodukt anbietet, seinen Schwer- punkt aber im Bereich ergänzender Viele unserer Kunden und Geschäfts- IP-basierter Applikationen findet. Doch partner aus der Internetwirtschaft sind auch in vorgelagerten Wertschöpfungs- Treiber und Motoren dieser Entwicklun- schichten finden sich immer wieder gen. Ihrer Kreativität und Risikobereit- innovative, bahnbrechende Entwicklun- schaft ist das Wachstum der Internet- gen, ohne die letztlich kein Endkunden- wirtschaft zu verdanken. Ihr Optimis- service möglich wäre. Hier schlägt das mus auch in rezessiven Zeiten ist ein Herz der Internetwirtschaft und ihre Spiegel der in den letzten Jahren auf- Bedeutung ist daher nicht hoch genug gebauten Wirtschaftskraft. Als Mit einzuschätzen. autoren dieser Studie wünschen wir uns, dass die Internetwirtschaft weiter- Die vorliegende Studie hat sich daher hin eine treibende Kraft bleibt und mit erstmalig auf eine Befragung aller Wert- ihrer Wirtschaftsleistung zu einem posi- schöpfungsstufen der deutschen Inter- tiven Wirtschaftsklima beiträgt. netwirtschaft fokussiert. Hierbei wur- den im Zeitraum Mai – Juni 2009 rund 700 Unternehmen sowie Experten aus Politik und Wirtschaft zu Trends und Entwicklungen befragt. Aufgrund die- ser profunden Analyse haben wir in der Form nie da gewesene Einblicke in die deutsche Internetwirtschaft gewinnen Jürgen Morath können. Das Ergebnis ist mehr als er- mutigend: Auch vor dem Hintergrund Director Arthur D. Little der Finanzkrise ist das Geschäftsk lima in der deutschen Internetwirtschaft – Die deutsche Internetwirtschaft 2009–2012 – Überblick, Trends und Treiber eco / Arthur D. Little | Seite 7
1. Einleitung 1. Einleitung • Ein direkter Effekt neben Mehreinnah- Die Internet men und Beschäftigungseffekten ist die wirtschaft ist ein Die Internetwirtschaft in Deutschland Stimulation von Investitionen.1 Zudem zentraler Faktor hat sich inzwischen zu einem eigenstän- wirkt eine starke Internetwirtschaft zur Gewinnung digen Wirtschaftszweig entwickelt und durch schnelle und preiswerte Kommu- standortpolitischer spiegelt die Infrastruktur der gesamten nikationsmöglichkeiten sowie innova- Vorteile in Deutsch modernen Informationsgesellschaft wi- tive Produktionsformen als Multiplika- land. der. Die Bedeutung der Branche wächst tor und initiiert so neue wirtschaftliche kontinuierlich, zugleich stellt sie per- Aktivitäten in bisherigen wie neuen manent die Weichen für effizientes Ar- Geschäftsfeldern. beiten der Gesamtwirtschaft, sowohl in Unternehmen als auch in Behörden. Sie • Indirekt generiert sie Chancen für die verändert die gesellschaftlichen Kom- künftige Entwicklung und Positionie- munikations- und Unterhaltungsge- rung Deutschlands als Wirtschafts- wohnheiten rasant. 1984 wurde zum standort mit Zukunft. Ein weiterer in- ersten Mal in Deutschland eine E-Mail direkter Effekt ist die Tatsache, dass empfangen. Seither wurden durch diese die Akzeptanz neuer internetbasierter Entwicklungen die Grenzen der Teilseg- Dienste in unserer Gesellschaft einen mente der TIME-Branchen (Telekommu- Paradigmenwandel einleitet und Vor- nikation, Information, Medien und Elec- aussetzungen für künftiges Wachstum tronics) gesprengt und ihr Anteil an der der Internetwirtschaft wie auch der gesamten Weltwirtschaft ist permanent Gesamtwirtschaft garantiert. gewachsen. Die wachsende Bedeutung der Internet- Auch in Deutschland ist die Internet- wirtschaft wird bei der Betrachtung ver- wirtschaft ein zentraler Faktor für die schiedener Indikatoren im Kontext des Gewinnung standortpolitischer Vorteile Stichworts „Internet“ deutlich. Sowohl durch direkte und indirekte Effekte ge- die Zahl der Breitbandanschlüsse als worden (Abbildung 1). auch die Zahl der Internetnutzer wächst Abb. 1 1 Direkte Effekte siehe etwa Katz et al. 2009 Vorteile für den Standort Deutschland durch die Internetwirtschaft 1 Mehreinnahme Beitrag zum Bruttoinlandsprodukt durch die Internetwirtschaft und verbundene Wirtschaftszweige; zusätzliche Steuereinnahmen 2 Beschäftigungs- Anstieg der Beschäftigung sowie Aufwertung des Humankapitals Beiträge zum DIREKT Bruttoinlandsprodukt effekt durch Entwicklung von zukunftsträchtigen Fähigkeiten 3 Förderung von Investitionen Investitionen rund um den Standort; aus- und inländische privatwirtschaftliche und öffentliche Investoren Standortpolitische Vorteile Gesamtwirtschaftlich günstigere und schnellere Kommunikation; für Deutschland 4 Zukunftssicherung der Gesamtwirtschaft Wege der Zusammenarbeit und Produktion; Zugang zu innovativen, attraktiven Formen für wirtschaftliche Aktivitäten; Stärkung der Innovationsfähigkeit Stärkung der Marke des Standortes; Positionierung als zukunftsträchtiger INDIREKT 5 Imagetreiber Wirtschaftsstandort – Steigerung der Attraktivität als Wohn- und Arbeitsort auf regionaler Ebene Stärkung der Marke des Standortes 6 Gesellschaftliche Resonanz Neue Netzwerke entstehen und wirken als Inkubatoren für gesellschaftliche Weiterentwicklung (bspw. Bildung und Unterhaltung) Seite 8 | Die deutsche Internetwirtschaft 2009–2012 – Überblick, Trends und Treiber eco / Arthur D. Little
1. Einleitung In der Breitband permanent. Mit zweistelligen jährlichen Messung der theoretischen Verf ügbar abdeckung gibt Zuwachsraten hat Deutschland hier be- keit (z. B. tatsächliche Entfernung es immer noch reits einen sehr hohen Reifeg rad er- eines Haushalts zum nächsten Haupt „weiße Flecken“. reicht. Dennoch gibt es bei der Abde- verteiler, tatsächliche Dicke der Kup- ckung immer noch „weiße Flecken“, die ferdoppeladern) muss man hier rea- nicht ans Breitband angeschlossen sind listischerweise von einem niedrigeren und Nachholbedarf bedeuten. Dies ver- Wert ausgehen. Vor allem für kleine deutlichen auch die Statistiken: und mittelständische Unternehmen in ländlichen Regionen bleibt die Breit- • In Deutschland gab es laut Bundes- bandversorgung nach wie vor proble- netzagentur zum Jahresende 2008 matisch. rund 21,2 Mio. Breitbandanschlüsse mit einer Übertragungsgeschwindig- • Die Zahl der Internetnutzer hat sich in keit von mindestens 2 Mbit / s. Deutschland seit 1997 sehr dynamisch 4 Millionen davon haben eine Leis- von 6,5 Prozent der Bevölkerung im tung von über 10 Mbit / s 2. Allerdings Alter von über 14 Jahren auf über 28,6 ist hier von einer DSL-Monokultur zu Prozent im Jahr 2000 und 55,3 Pro- sprechen, denn lediglich 7,5 Prozent zent im Jahr 2004 entwickelt. Im ers- dieser Breitbandanschlüsse basieren ten Quartal des Jahres 2009 waren auf Technologien wie Kabel, Funk oder 67,1 Prozent aller Bundesbürger on- Satellit. line. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass auch die Zahlen der gelegent • Im ländlichen Raum können laut lichen und regelmäßigen Nutzer mitt- BMWi3 rund drei Viertel der Haushal- lerweile kaum mehr voneinander te theoretisch über eine Anbindung von abweichen (s. auch Abbildung 2 zur mindestens 1 Mbit / s verfügen. Auf Entwicklung der Zahl regelmäßiger grund der Probleme bei der Internetnutzer) 4. Abb. 2 2 s. BNetzA 2009 4 Gemessen an der Zahl gelegentlicher Nutzer, 3 s. BMWi 2009c s. Eimeren / Frees 2009 Der Medienkonsum verschiebt sich Richtung Internet und IP-bezogener Services, in Deutschland auf Kosten von Radio / Print, in Großbritannien nimmt der Konsum insgesamt zu Entwicklung des zeitmäßigen Medienkonsums: Entwicklung des zeitmäßigen Medienkonsums: Großbritannien Deutschland Std. / Woche / Einwohner Std. / Woche / Einwohner 2,1 54,0 54 Neues 54 Radio / Trad. TV 1 1,6 Radio/ Internet- Internet- 52 Print TV 52 Print TV penetra- nutzung 3,0 Internet- 50 1,3 –1,2 nutzung3 50 48,5 –2,3 tion 2,3 49,4 Internet- 48 47,2 penetra- 48 0,5 0,4 tion2 46 46 44 Traditionelle Neues TV + Internet 44 Traditionelle Internet 42 Medien +6,7 42 Medien +2,7 +0,1 -1,8 40 40 Gesamt Gesamt Gesamt Gesamt 2004 2007 2004 2007 Quelle: Exane BNP Paribas, Arthur D. Little Analyse 1) Neues TV beinhaltet IPTV und Dienste wie z. B. YouTube. 2) Erhöhte Nutzung durch erhöhte Internetpenetration. 3) Erhöhte Nutzung durch bestehende Internetnutzer. Die deutsche Internetwirtschaft 2009–2012 – Überblick, Trends und Treiber eco / Arthur D. Little | Seite 9
1. Einleitung Besonders hohen Zuwachs verzeichnete gen an Netzbetreiber sowie im Netz in jüngster Zeit die Gruppe der Internet aktive Dienstleister: Gefragt sind user über 50. Ihre Zahl stieg zwischen neue Geschäftsmodelle und Kunden 2006 und 2009 jährlich um rund 9,5 anwendungen. Prozent, während die Wachstumsrate bei den 14- bis 49-Jährigen aufgrund Die von eco und Arthur D. Little gemein- einer sehr hohen Akzeptanz des Inter- sam konzipierte Studie analysiert erst- net in dieser Altersgruppe in den Jahren mals systematisch die relevanten Trends davor bei lediglich 2 Prozent im Jahr lag und Akteure der deutschen Internetwirt- (s. Abbildung 3). schaft und vermittelt Entscheidungsträ- gern die wichtigsten Fakten und Infor- Insgesamt wächst die tägliche Nutzungs- mationen. Für die Akteure der Internet- dauer des Internet weiterhin stark. Das wirtschaft ergeben sich daraus folgende Mediennutzungsverhalten verschiebt Vorteile: sich kontinuierlich zugunsten des In- ternet. Für den Zeitraum bis 2012 pro- • Sie können auf Basis der Ergebnisse Die Akzeptanz on gnostizieren eco und Arthur D. Little ihre eigenen Chancen und Erwartun- line verfügbarer ein Wachstum der Internetnutzungszeit gen im Kontext der Entwicklung ent Dienstleistungsan von 4,6 Prozent pro Jahr. Damit steigt weder ihres Marktsegments oder der gebote steigt – der Anteil am gesamten Medienkonsum gesamten Internetwirtschaft besser gefragt sind neue von 13 Prozent auf 19 Prozent. Wie Ab einschätzen und richtig einordnen. Geschäftsmodelle bildung 2 zeigt, geht diese Entwicklung und Kundenanwen im Wesentlichen auf Kosten von Radio • Sie gewinnen Einblicke in wichtige dungen. und Fernsehen. Zukunftstrends und durch die Internet wirtschaft mögliche Chancen. Gleich- Die Internetnutzer verstehen die Funk- zeitig erhalten sie Informationen über tionsweisen online verfügbarer Dienst- die Hintergründe ihrer und anderer leistungsangebote immer besser und relevanter Wertschöpfungsstufen. die Akzeptanz steigt. Diese Entwick- lung stellt immer neue Anforderun- Abb. 3 Entwicklung der Internetnutzerzahl in Deutschland 50 Gesamtzahl der Nutzer in Mio. Gesamt CAGR 3,5% 60+ 40 Altersgruppen in % 50–59 30 40–49 20 30–39 10 20–29 14–19 0 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Quelle: AGOF, Bundesnetzagentur, ARD / ZDF-Onlinestudien, Arthur D. Little Analyse Seite 10 | Die deutsche Internetwirtschaft 2009–2012 – Überblick, Trends und Treiber eco / Arthur D. Little
1. Einleitung • Sie können ihre Wettbewerbsposition Ausgehend vom Arthur D. Little – eco in den für sie relevanten Segmenten Schichtenmodell der Internetwirtschaft besser identifizieren und daraus ein erfolgt in Kapitel 3 eine detaillierte entsprechendes Chancenpotenzial Betrachtung einzelner Elemente und ableiten. Akteure. Besondere Aufmerksamkeit erhalten dabei insbesondere die Darüber hinaus gibt die Studie einen Teilmarkta bgrenzungen, Akteure, ganzheitlichen Branchenüberblick Überschneidungen, Trends sowie zu Marktgröße, Beschäftigung und Erwartungen und Ausblicke. Geschäftsklima. Kapitel 4 widmet sich drei aktuellen In Kapitel 2 systematisiert das Arthur Themenkomplexen und liefert Einsich- D. Little – eco Schichtenmodell die ten in wichtige Entwicklungen: Internetwirtschaft basierend auf der Internet-Wertschöpfungskette nach • Schlüsseltechnologie: IPv6 Akteuren und Teilmärkten. Darin nimmt das Team eine Quantifizierung • Enabler: Open Innovation des Gesamtmarktes und seiner einzel- nen Ebenen vor und vermittelt darüber • Internet-Nutzungstrends und Auswir- hinaus einen detaillierten Einblick in kungen das Geschäftsklima und die Erwartun- gen an die Marktentwicklung. Die Aussagen dazu basieren hauptsäch- lich auf qualitativen Experteninterviews Die Ergebnisse basieren auf einer um- mit Führungskräften der deutschen fangreichen quantitativen Datenerhe Internetwirtschaft. bung unter Führungskräften und Mitar- beitern von Unternehmen der deutschen Abschließend wird in Kapitel 5 eine Internetwirtschaft, die von eco und Zusammenfassung mit aussagekräfti- Arthur D. Little im Sommer 2009 gen Schlussfolgerungen für die Branche Abb. 4 durchgeführt wurde. vorgelegt. Entwicklung der Mediennutzung in Deutschland Durchschnittliche Nutzung (Minuten) pro Tag 500 Mobile 400 Dienste 300 Internet Radio 200 Zeitungen / 100 Zeitschriften TV / Video 0 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Quelle: SevenOneMedia, ARD / ZDF, Arthur D. Little Analyse. Die deutsche Internetwirtschaft 2009–2012 – Überblick, Trends und Treiber eco / Arthur D. Little | Seite 11
2. Bestandsaufnahme zur deutschen Internetwirtschaft 2009: Teilmärkte & Akteure 2. B estandsaufnahme zur deut- Außerdem hilft das auf der Internet- Das Arthur D. schen Internetwirtschaft 2009: Wertschöpfungskette5 basierende Little - eco Schich Teilmärkte & Akteure Arthur D. Little – eco Schichtenmodell tenmodell hilft bei der klaren Systematisierung der bei der klaren 2.1 Abgrenzung der Teilmärkte Internetwirtschaft. Abbildung 5 zeigt Systematisierung die Kernaktivitäten der Unternehmen der Internetwirt Die Zuordnung aller für den Wirt- und präsentiert verwandte Segmente, schaft. schaftszweig relevanten Dienstleistun- die hier als Internetwirtschaft im weite- gen und Produkte ist der erste Schritt ren Sinne bezeichnet werden. für eine fundierte Analyse und Evaluie- rung der deutschen Internetwirtschaft. Die Wertschöpfungskette beginnt bei Voraussetzung dafür ist die klare Ab- den Herstellern von Geräten für den Be- grenzung zu verwandten Branchen so- trieb und die technische Infrastruktur. wie eine Systematisierung ihrer Aktivi- Sie beinhaltet das gesamte Spektrum täten. der Netzbetreiber und Dienstleistungs- anbieter sowie der Intermediäre und Die Internetwirtschaft setzt sich zu- Händler. Außerdem schließt sie auch sammen aus den Betreibern der einzel- die Hersteller der Endgeräte mit ein. nen Netze sowie den Unternehmen, die Dienstleistungen direkt über das Inter- Die Internetwirtschaft im engeren Sinne net anbieten. Produzenten von Inhalten umfasst die Anbieter von Dienstleistun- oder die Anbieter von Dienstleistungen gen im Internet und „Enabler“, die die hingegen, die nicht primär online bezo- Bereitstellung der Dienste operativ er- gen werden können, sind nicht Bestand- möglichen. Im Schichtenmodell besteht teil der Internetwirtschaft. die Internetwirtschaft im engeren Sinne aus vier aufeinander aufbauenden Ebe- nen (Abbildung 6): 5 s. für viele Zerdick et al. 2001 Abb. 5 Wertschöpfungskette der Internetwirtschaft PRODUKT / SERVICE NETZINFRA- INFRASTRUKTUR- DIENSTE & AGGREGATION & INTERNET- STRUKTUR & ENDGERÄTE ELEMENTE ANWENDUNGEN TRANSAKTION INHALTE -BETRIEB AKTEUR DIENSTE- INHALTE- INFRASTRUKTUR- INFRASTRUKTUR- INTERMEDIÄRE / ENDGERÄTE- PRODUZENTEN / PRODUZENTEN / HERSTELLER BETREIBER HÄNDLER HERSTELLER -ANBIETER -ANBIETER Internetwirtschaft im engeren Sinne Internetwirtschaft im weiteren Sinne Seite 12 | Die deutsche Internetwirtschaft 2009–2012 – Überblick, Trends und Treiber eco / Arthur D. Little
2. Bestandsaufnahme zur deutschen Internetwirtschaft 2009: Teilmärkte & Akteure Ebene 1: • Ebene 1: • Ebene 3: Netzinfrastruktur und -betrieb Netzinfrastruktur und -betrieb – Diese Aggregation und Transaktion – Die Ak- Ebene umfasst Akteure, die einen statio- teure dieser Ebene nutzen die Dienste der Ebene 2: nären oder mobilen Zugang zum Internet Ebenen 1 und 2, um Inhalte der nach Dienste und Anwen durch Bereitstellung der Übertragungswe- gelagerten Ebene 4 zu aggregieren und zu- dungen ge und Zugangspunkte ermöglichen. Die- gänglich zu machen. Außerdem sind sie se Infrastruktur bildet die Grundlage für verantwortlich für die Anbahnung und Ebene 3: jegliche Art von Internetdiensten und wird Durchf ührung von Transaktionen mit an- Aggregation und sowohl von privaten Nutzern und Unter derweitigen Produkten. Zu dieser Transaktion nehmen als auch von Anbietern auf ande- Ebene gehören unter anderem E-Com ren Ebenen der Internetwirtschaft genutzt. merce-Angebote wie mobile.de, bol.de, Ebene 4: Firmen dieses Segments sind Anschluss- Scout24, Spreadshirt, Amazon oder eBay Internet-Inhalte netzbetreiber wie Deutsche Telekom, im B2C-Bereich oder wlw.de im B2B- Vodafone, Versatel, regionale Carrier wie Bereich. Auch Online-Plattformen wie z. B. NetCologne, Internet Access Provider studiVZ, XING oder Google aber auch wie 1&1, Congster und Alice / HanseNet, Online-Advertising-Unternehmen wie IP Internet Backbone / Transit Provider wie Deutschland, Online Solutions Group Deutsche Telekom, Level 3, Verizon, oder metapeople, und Transaktionsdiens- Interoute, KPN oder Telefónica und nicht te wie PayPal und ClickandBuy zählen zu zuletzt Internet Exchanges wie DE-CIX. dieser Ebene. • Ebene 2: • Ebene 4: Dienste und Anwendungen – Die Akteure Internet-Inhalte – Akteure dieser Ebene dieser Ebene setzen auf der Netzinfrastruk- generieren Inhalte und stellen sie zur tur auf und ermöglichen die Bereitstellung Vermarktung über das Internet bereit. vielfältiger Dienste und Inhalte von Unter Als Internet-Inhalte zählen jegliche im nehmen und Privatpersonen im Internet. Internet zugängliche Formen medialen Ihr Geschäft umfasst unter anderem die Contents. Diese werden schließlich sowohl Verwaltung von Internet-Adressen, die webbasiert als auch als Wiederverwertung „Einspeisung“ von Internet-Seiten sowie von Offline-Medien und -Inhalten für die die Bereitstellung von Funkt ionalitäten verschiedenen Plattformen und Dienste und Abläufen im Internet. Hierzu gehören bereitgestellt. Zu den Unternehmen die Housing / Hosting-Anbieter wie dieser Ebene gehören Web-originäre STRATO, Host Europe, oder Global Produzenten von Inhalten wie die Switch, Anbieter von Online-Applika Netzeitung, Ehrensenf und Hobnox, tionen wie salesforce.com und Google zudem die Online-Angebote traditioneller Apps sowie Domain-Anbieter wie z. B. Medienunternehmen wie Springer, Denic, VeriSign oder domainFACTORY. Bertelsmann oder SevenOne Media. Darüber hinaus stellen seit einigen Jahren natürlich die Nutzer selbst einen mittler- weile erheblichen Teil der Internet-Inhalte bereit (Stichwort „User Generated Content“). Die deutsche Internetwirtschaft 2009–2012 – Überblick, Trends und Treiber eco / Arthur D. Little | Seite 13
2. Bestandsaufnahme zur deutschen Internetwirtschaft 2009: Teilmärkte & Akteure Der Internetwirtschaft im weiteren Ausprägungen, Größe und Anzahl der Im Jahr 2008 Sinne sind auch folgende Segmente zu- Unternehmen. Auf den unteren Stufen beliefen sich die zuordnen (s. Abbildung 5): sind aufgrund der Skaleneffekte und im engeren Sinne Mindestgrößenvoraussetzungen häufig der Internetwirt • Infrastrukturelemente, die in Form nur wenige Anbieter im Markt, die mit schaft zurechen von Kabeln, Übertragungsstrecken, einer großen Zahl von Mitarbeitern baren Umsätze in Funkeinrichtungen, Vermittlungs hohe Umsätze mit Internetdienstleistun- Deutschland auf technik, Hardware-Firewalls etc. gen generieren. Auf den oberen Ebenen ein Gesamtvolumen von vielen Herstellern wie Ericsson, nimmt die Zahl der Unternehmen, von etwa 46 Mrd. Nokia Siemens Networks, Cisco, wobei hier Mitarbeiterzahlen und Um- Euro. Intel, Huawei und Alcatel-Lucent satzvolumina tendenziell kleiner sind, angeboten werden. eher zu. • Endgeräte, die letztlich die Schnitt 2.2 Größenbestimmung der stelle zum Nutzer darstellen – etwa als Internetwirtschaft Desktop PCs, Notebooks, Smartphones, Tablet PCs oder Ähnliches – und durch Im Jahr 2008 beliefen sich die im enge- Hersteller wie Nokia, Motorola, ren Sinne der Internetwirtschaft zure- Apple, Samsung, Sony Ericsson chenbaren Umsätze in Deutschland auf und LG vermarktet werden. ein Gesamtvolumen von etwa 46 Mrd. Euro. Wie Abbildung 7 zeigt, sind 22,5 • Standardsoftware, beispielsweise Mrd. Euro dieser Summe E-Commerce- Browser, Shopsoftware oder Content- Aktivitäten der Ebene 3 „Aggregation & Management-Systeme und Sicherheits- Transaktion“ zuzuordnen. Im Gegensatz software. zu den anderen Marktsegmenten wurde in diesem Fall lediglich der Wertschöp- Dabei zeigen sich entlang der Kette der fungsanteil am Gesamtumsatz von verschiedenen Akteure des Schichten- 637 Mrd. Euro6 berücksichtigt. modells klare Tendenzen in Bezug auf Abb. 6 6 s. BMWi 2009a ADL – eco Schichtenmodell SCHICHTEN KERNAKTIVITÄTEN/HAUPTAKTEURE - 4 INTERNET- INHALTE PRODUZENTEN WEB-ORIGINÄRER INHALTE TRADITIONELLE MEDIENUNTERNEHMEN NUTZER MINDESTGRÖSSE 3 AGGREGATION & TRANSAKTION ONLINE- ADVERTISING ONLINE- PLATTFORMEN TRANSAKTIONS- DIENSTE E-COMMERCE 2 DIENSTE & ANWENDUNGEN HOUSING- / HOSTING- DIENSTE ONLINE-APPLIKATIONEN DOMAINS 1 NETZ-, INTERNET INTERNET BACK- INTERNET ACCESS ANSCHLUSSNETZ- + INFRASTRUKTUR & -BETRIEB EXCHANGES BONE / TRANSIT PROVIDER BETREIBER PROVIDER (FEST & MOBIL) Seite 14 | Die deutsche Internetwirtschaft 2009–2012 – Überblick, Trends und Treiber eco / Arthur D. Little
2. Bestandsaufnahme zur deutschen Internetwirtschaft 2009: Teilmärkte & Akteure Der stationäre und mobile Internet Ac- 200.000 und 250.000 Mitarbeiter be- cess der Ebene „Netzinfrastruktur und schäftigt sind, wobei der größte Anteil -betrieb“ erzielt 15,5 Mrd. Euro, Online- auf das E-Commerce-Segment entfällt. Advertising weitere 3,7 Mrd. Euro (in Es folgen Internet Access Provider, der Ebene Aggregation & Transaktion). Content-Anbieter, Anschlussnetzbetrei- Alle anderen Segmente sind gemessen ber (Internet-anteilig) sowie Online- am Umsatz wesentlich kleiner. Advertising-Unternehmen. In Deutschland Die Ebene 2 mit dem speziellen B2B- Wie Abbildung 8 zeigt, lassen sich in lassen sich mehr als Markt „Dienste und Anwendungen“ Deutschland mehr als 6.000 Unter 6.000 Unternehmen hat einen Anteil von 4 Prozent am nehmen der Internetwirtschaft (ohne der Internetwirt Marktvolumen der Internetwirtschaft E-Commerce und Internet-Content- schaft im engeren und fungiert als Enabler zwischen der Anbieter) im engeren Sinne zuordnen. Sinne zuordnen. Infrastruktur-Ebene 1 und den nachge- Die meisten davon finden sich im lagerten Ebenen 3 und 4. Im Gegensatz Bereich der Festnetz-Internetanbieter. zu den anderen Schichten handelt es Platz zwei erreichen die Online-Platt sich um einen sehr speziellen Markt mit formen, gefolgt von den Anbietern von entsprechend kleinerem Marktvolumen. Housing- / Hosting-Diensten. Darüber hinaus sind insbesondere im E-Com Eine klare Zuordnung der Mitarbei- merce einige Tausend Unternehmen ter zu den Segmenten der Internetwirt- akt iv, allerdings ist die genaue Zahl schaft erweist sich als problematisch, nicht quantifizierbar. weil in zahlreichen Fällen ein erhebli- cher Teil der Aktivitäten eines Unterneh- mens nicht vollständig der Internetbran- che zugerechnet werden kann. Arthur D. Little und eco gehen davon aus, dass in der gesamten deutschen Internet- wirtschaft im engeren Sinne zwischen Abb. 7 Umsätze der deutschen Internetwirtschaft (2008) Umsätze*, innerhalb der Schichten in Prozent; Gesamt: 45,7 Mrd. € 100 Internet Online- 11 % Backbone 14 % Advertising 3% 80 Online- Housing / Plattformen 59 % Hosting 60 77 % Festnetz- Internet 40 83 % E-Commerce* 16 % Domains 20 Online Mobiles 25 % Applikationen 12 % Internet 0 Netzinfrastruktur Dienste & Aggregation & und -betrieb Anwendungen Transaktion 17 Mrd. € 1,7 Mrd. € 27 Mrd. € Quelle: Bundesnetzagentur, EITO, OVK, BMWi, Gartner, eco, Arthur D. Little Analyse. * Unter der Annahme eines durchschnittlichen Wertbeitrags (Transaktion etc.) des Internet von 5% an B2C- und 2% an B2B-Umsätzen, exkl. Internet-Inhalte Die deutsche Internetwirtschaft 2009–2012 – Überblick, Trends und Treiber eco / Arthur D. Little | Seite 15
2. Bestandsaufnahme zur deutschen Internetwirtschaft 2009: Teilmärkte & Akteure 2.3 Geschäftsklima in der mit einer weiteren Verschlechterung Das Geschäftsklima Internetwirtschaft des Geschäftsklimas gerechnet wird. in der deutschen Überwiegend positiv wird in der Ebene Internetwirtschaft Die deutsche Internetwirtschaft zeigt 2 ebenfalls die Geschäftsentwicklung ist sehr positiv. sich von der aktuellen Wirtschaftskri- für Housing / Hosting sowie Applikati- se relativ unbeeindruckt, das Geschäfts onen betrachtet. Abbildung 9 verdeut- klima ist sehr positiv. Die Markterwar- licht, dass nur noch für die Segmente tungen für die kommenden Jahre auf der Ebene 3 ein besseres Geschäftskli- Basis der aktuellen Geschäftsergebnisse ma prognostiziert wird. Zwischen 29 sind insgesamt positiv (s. Abbildung 9). Prozent und 42 Prozent der Befragten Mit Ausnahme der Festnetz- und Mobil erwarten für die Bereiche E-Commer- funkanschluss-Teilmärkte prognostizie- ce, Online-Plattformen sowie Transak ren die Befragten eine deutlich positive tionsdienste und Online-Advertising Entwicklung der Segmente. (Mehr zu eine „stark steigende“ Entwicklung. den Spezifika der einzelnen Segmente Die Prognosen für die Inhalte-Anbieter in Kapitel 3.) (Ebene 4) fallen ebenfalls positiv aus, wenn auch nicht ganz so optimistisch Besonders positiv im Vergleich zu ande- wie für Aggregatoren und die Anbieter ren Infrastrukturdiensten wie Internet von Transaktions-Services. Backbone und Internet Access Provisi- on fällt in der Ebene 1 die Einschätzung der Zukunftsaussichten für Internet Exchanges auf. Die Aussichten für die Unternehmen im Bereich der Inter- net-relevanten Teile der Mobilfunk-An- schlussnetze sind hingegen relativ aus- geglichen, während im Festnetzbereich Abb. 8 Anzahl der Unternehmen der deutschen Internetwirtschaft (2008) Gesamt: 6.000 Unternehmen (exkl. E-Commerce und Internet-Inhalte-Anbieter) Transaktionsdienstleister Mobile Internetanbieter 1% Domain-Diensteanbieter Internet Exchanges
3. Marktindikatoren zu Segmenten der deutschen Internetwirtschaft 3. M arktindikatoren zu • Wie entwickelt sich die Verhandlungs- Segmenten der deutschen stärke der Akteure innerhalb des Seg- Internetwirtschaft ments gegenüber vor- und nachgelager- ten Wertschöpfungsstufen? Kapitel 3 liefert eine genauere Analy- se der einzelnen Teilbereiche der Inter- • Wie entwickelt sich das Wettbewerbs- netwirtschaft und beantwortet verschie- gefüge in Bezug auf die Marktteilneh- dene Fragestellungen zu den einzelnen mer? Segmenten. Dabei treten folgende Frage- stellungen in den Vordergrund: • Wie entwickelt sich das Wettbewerbs- gefüge in Bezug auf das Preisniveau? • Wie werden die einzelnen Segmente konkret voneinander abgegrenzt? • Wie entwickeln sich die Vorleistungs- kosten im jeweiligen Segment? • Wie wird die Entwicklung der Segmen- te von den Marktteilnehmern selbst • Wie entwickelt sich das Gesamtgefüge eingeschätzt? zwischen den Segmenten und welche Trends werden den Markt in Zukunft • Inwieweit unterscheiden sich die kurz- besonders stark beeinflussen? fristigen Erwartungen an die Markt- entwicklung von den mittelf ristigen Aussichten? Abb. 9 Durchschnittliche Erwartungen zur Entwicklung des Gesamtmarktes in Deutschland im Vergleich Internet Backbone –16 % –19 % 34 % 9% Netz-Infrastruktur Mobilfunk-Anschlussnetze –7% –14 % 21 % & Betrieb EBENE 1 Festnetz-Anschlussnetze –17 % – 37 % 17 % Internet Access Provision –9% –17 % 40 % 7% Internet Exchanges 63 % 13 % Anwendungen Housing- / Hosting-Dienste –2% –4% 50 % 11 % Dienste & EBENE 2 Domain-Dienste –6% –12 % 41 % 10 % Applikationen –3% 43 % 32 % Online-Advertising –7% –12 % 38 % 29 % Aggregation & Transaktion Transaktionsdienste EBENE 3 58 % 42 % Online-Plattformen –1 % –7 % 32 % 30 % E-Commerce –4% 52 % 36 % Internet- EBENE 4 Inhalte Internet-Inhalte –3% –8% 46 % 14 % sinkt stark sinkt bleibt gleich steigt steigt stark Die deutsche Internetwirtschaft 2009–2012 – Überblick, Trends und Treiber eco / Arthur D. Little | Seite 17
3. Marktindikatoren zu Segmenten der deutschen Internetwirtschaft 3.1 Internet Backbone Beim Transfer von Datenpaketen zwi- Ohne die Betreiber schen den Netzen unterschiedlicher Pro- der Backbone- Die Internet Backbone Provider bil vider unterscheidet man zwischen dem Infrastruktur wäre den mit ihren Glasfasernetzwerken Verrechnungsmodell „Peering“ und das Internet in das Rückgrat des Internet. Abbildung „Transit“. Beim Transit kauft ein Provi- seiner bekannten 10 vermittelt einen Eindruck, wie die der seine Konnektivität zu allen ande- Form unmöglich. Weitverkehrs-Backbone-Netzwerke die- ren Netzen im Internet weltweit ein. Die- ser Unternehmen die Teilnetze und An- ses Modell nennt man auch „Upstream“, schlussnetze verbinden. Die IP-Trans- und es wird nach Datenvolumen abge- portnetze des Weitverkehrs sowie die rechnet. Bei Providern gleicher Größe Teilnetze stellen die Basisinfrastruktur hingegen ist das „Peering“, also der üb- des Internet dar. Aufgrund der hohen licherweise gebührenfreie (settlement- Datenraten von bis zu mehreren Hun- free) Datenaustausch zwischen den ISP, dert Gbit / s werden diese Netze mittler- sehr populär. Dieser Praxis liegt die An- weile ausschließlich auf Basis von Glas- nahme zugrunde, dass bei gleich gro- fasernetzen realisiert. Das Produktport- ßen Netzen das Volumen des Datenaus- folio des Backbone-Providers beginnt tauschs symmetrisch ist und somit jedes bei Dark Fiber, d. h. einem Produkt, bei Abrechnungsmodell letztlich unnötige dem lediglich das „unbeleuchtete“ Glas- Kosten verursacht. Beim Austausch faserkabel vermietet wird. Darüber hin- von Datenpaketen von Providern unter aus umfasst es aber auch höherwertige schiedlicher Größe geht man hingegen Dienste, bei denen eine sichere Hoch davon aus, dass der Datenaustausch geschwindigkeits-Datenleitung zwischen asymmetrisch ist. Der Kleinere sendet zwei Punkten bereitgestellt und service dabei mehr Datenpakete durch das Netz technisch betreut wird. Die Wertschöp- des Größeren als umgekehrt. Allerdings fung der Backbone Provider ergibt sich hat sich die Größe eines Providers in der aus der Vermietung der Glasfaserinfra- Vergangenheit als unzutreffende Bezugs- struktur sowie dem Angebot damit ver- größe herausgestellt: So kann ein Provi- bundener Services und Datenübermitt- der mit vielen End- bzw. Geschäftskun- lungsdienste. Ohne die Betreiber der den wesentlich weniger Traffic erzeugen Backbone-Infrastruktur wäre das Inter- als beispielsweise ein auf Online-Gamer net in seiner bekannten Form unmög- spezialisierter Provider, da das Daten lich, da die zahlreichen autonomen Net- volumen bei der Übertragung von Video ze erst miteinander verbunden werden dateien um ein Vielfaches größer ist als müssen, um einen Datenfluss überhaupt beim Versand eines Dokuments. zu ermöglichen. Seite 18 | Die deutsche Internetwirtschaft 2009–2012 – Überblick, Trends und Treiber eco / Arthur D. Little
3. Marktindikatoren zu Segmenten der deutschen Internetwirtschaft Beim Transit erfolgt der Austausch Glasfasernetzwerke zwischen den der Datenpakete an vertraglich verein- wichtigen Knotenpunkten, oftmals über barten Übergabepunkten durch die Landesgrenzen hinweg. Auf der „Private Interconnects“ und beim anderen Seite verfügen die meisten Peering an Internetaustauschpunkten, Anschlussnetzbetreiber über ausgebau- den „Internet Exchanges“ (s. auch te IP Backbones in unterschiedlicher Kapitel 3.5) durch Anschaltung an eine Graduierung, mit denen sie Traffic Switch-Infrastruktur. Dort findet das anderer Provider transportieren effizienteste Peering statt: Alle Anbieter können. Zu diesen Anbietern zählen können gebührenfrei, also „settlement- Unternehmen wie Hansenet, Vodafone free“, peeren, da lediglich die Infra- oder Deutsche Telekom. Im Backbone- strukturkosten des Austauschpunktes Segment kommt diesen Anbietern eine durch die angeschlossenen Marktteil- Schlüsselfunktion zu, da sie den IP nehmer aufgebracht werden müssen. Traffic der Internet Access Provider in ihren Konzentratornetzen bündeln und Somit bezahlt in der Regel der kleinere diesen so für die Weiterleitung über die ISP den Datentransit durch das Netz Backbone-Trassen „aufbereiten“. des Größeren, um auf diese Weise eine Der Umsatz der Verbindung zu allen Marktteilnehmern Auf Basis dieser Definitionen kann man deutschen Internet- zu bekommen, die nicht direkt über den in Deutschland von rund 300 Internet- Backbone-Betrei nächsten Austauschpunkt erreichbar Backbone-Betreibern ausgehen. Darin ber beläuft sich auf sind. enthalten sind auch viele nur regional rund 2 Mrd. Euro tätige Firmen, die möglicherweise pro Jahr. Die im Backbone-Segment aktiven nur eine Punkt-zu-Punkt-Richtfunk Unternehmen sind einerseits speziali- verbindung als Backbone (Anbindung) sierte Anbieter wie beispielsweise unterhalten. Der Umsatz, den diese Un- Interoute, Invitel oder Telefónica ternehmen zusammen mit dem Transit Deutschland, die Langstreckenleitungen von IP Traffic generieren, beläuft sich mit IP-Transit-Geschäftsmodellen auf rund 2 Mrd. Euro pro Jahr. Abb. 10 anbieten. Sie betreiben überregionale Hierarchie der IP-Transportnetze Weitverkehrs-Backbone Regionale Teilnetzwerke Anschlussnetze (Festnetz und drahtlos) Die deutsche Internetwirtschaft 2009–2012 – Überblick, Trends und Treiber eco / Arthur D. Little | Seite 19
3. Marktindikatoren zu Segmenten der deutschen Internetwirtschaft Bei den befragten Unternehmen dieses Bis 2012 rechnen die Befragten mit Bis 2012 rechnen Typs zeigte sich ein hoher Überlappungs- einer leicht positiven Entwicklung des die Befragten grad mit drei anderen Segmenten der Gesamtmarktes für Backbone-Infra- mit einer leicht Internetwirtschaft. So gaben etwas struktur in Deutschland (s. Abbildung positiven Entwick mehr als zwei Drittel (68 Prozent) an, 11). Dabei wird kurzfristig (2009 / 2010) lung des Gesamt ebenfalls als Internet Access Provider mit einem etwas besseren Geschäftskli- marktes für Back tätig zu sein. Dies ergibt sich durch ma gerechnet als für den Gesamtzeit- bone-Infrastruktur technische Überlappung sowie weitere raum bis 2012. Einige Marktteilnehmer in Deutschland. Synergien. Über 60 Prozent der Internet- erklären dies durch einen sehr harten Backbone-Unternehmen bieten zusätz- Wettbewerb der letzten Jahre. lich Housing- /Hosting-Dienste an, da zwischen dem Betrieb einer Glasfaser Die Beurteilung der Entwicklung der infrastruktur und den direkt ange- eigenen Verhandlungsstärke zeigt sich schlossenen Rechenzentren Synergien unter allen Befragten relativ ausgegli- bestehen. Darüber hinaus bieten 48 chen. Es ist jedoch eine leichte Ten- Prozent Domain-Dienstleistungen an. denz zur Annahme einer Verschlechte- Deutlich geringer sind die Überschnei- rung der eigenen Position im Vergleich dungen mit anderen Bereichen und zu Marktteilnehmern anderer Segmen- Ebenen der Internetwirtschaft. Insbe- te festzustellen. Aussagekräftig sind in sondere auf den Ebenen 3 und 4 waren diesem Kontext die Annahmen der Ent- zum Teil deutlich weniger als 25 Prozent wicklung der Anzahl der Marktteilneh- der Backbone-Anbieter aktiv. Eine mer: Mehr als zwei Drittel (69 Prozent) vertik ale Integration in die Schichten rechnen mit einem Rückgang der Zahl der Aggregation & Transaktion oder der Marktteilnehmer, fast die Hälfte Internet-Inhalte ist von den Kernkompe- (46 Prozent) geht dabei von einer eher tenzen für den Betrieb von Infrastruktur moderaten Abkühlung aus. Lediglich schlichtweg zu weit entfernt. 8 Prozent rechnen mit einer Zunahme. Abb. 11 Internet Backbone – Indikatoren Gesamtmarkt 2009–2010 – 13 % – 19 % 38 % 6% Gesamtmarkt bis 2012 – 19 % – 19 % 31 % 13 % Verhandlungsstärke – 14 % –7% 14 % 7% Anzahl Marktteilnehmer – 23 % – 46 % 8% Preise – 15 % – 85 % Vorleistungskosten – 21 % – 36 % 21 % sinkt stark sinkt bleibt gleich steigt steigt stark Seite 20 | Die deutsche Internetwirtschaft 2009–2012 – Überblick, Trends und Treiber eco / Arthur D. Little
3. Marktindikatoren zu Segmenten der deutschen Internetwirtschaft Die Zahlen deuten klar auf eine zu er- Unter den Internet-Backbone-Anbie- wartende Marktkonsolidierung hin. tern ist die Einschätzung des Geschäfts Dies erscheint unter dem Aspekt ei- klimas verhältnismäßig ausgewogen. nes ausreifenden Marktes mit der Ent- Die meisten Befragten erwarten jedoch wicklung von IP Traffic hin zu einem eine Marktkonsolidierung sowie einen „Commod ity“-Produkt plausibel. Ein starken Preiswettbewerb. Mit einem Beispiel für diese Konsolidierung ist Preisrückgang wird auch auf der Vor- die Übernahme des regionalen Glas leistungsebene gerechnet. Die Entwick- fasernetzbetreibers BreisNet durch lungen in diesem Segment werden wahr- Versatel im April 2009. Weitere Über- scheinlich nicht durch die leicht anstei- nahmen werden sicherlich folgen. gende Nachfrage kompensiert werden können, was wiederum den Trend der Dieser Konsolidierungsprozess spiegelt Marktkonsolidierung beschleunigt. sich auch bei den Auffassungen über Erste Anzeichen dafür ließen sich be- die Preisentwicklung im Backbone- reits in den vergangenen Jahren beob- Markt wider. Alle Befragten rechnen achten und werden sich laut Meinung mit sinkenden Preisen, 15 Prozent sogar der Befragten noch weiter fortsetzen. mit starken Preisrückgängen. Ein Teil Als Folge dieser Entwicklung werden des Preisrückgangs lässt sich in den einige der heute aktiven Anbieter vom Augen der Befragten auf die gleichzei Markt verschwinden, andere Player wer- tige Senkung der Vorleistungskosten den versuchen, ihr Produktportfolio zu (Glasfaser, Vermittlungstechnik, erweitern, was zu einer weiteren Inten- Transceiver etc.) zurückf ühren. Mehr sivierung des Wettbewerbs in den an- als die Hälfte (57 Prozent) sieht hier grenzenden Teilmärkten führen wird. einen Rückgang auf die Branche zukommen, während nur gut ein Fünftel (21 Prozent) einen Anstieg der Vorleistungskosten erwartet. Diese Einschätzung basiert auf der Annahme einsetzender Skaleneffekte durch die immer größer werdende Nachfrage, welche aufgrund der technischen Entwicklung ohne erhebliche Zusatz investitionen im Backbone-Bereich gedeckt werden kann. Die deutsche Internetwirtschaft 2009–2012 – Überblick, Trends und Treiber eco / Arthur D. Little | Seite 21
3. Marktindikatoren zu Segmenten der deutschen Internetwirtschaft 3.2 Mobilfunk-Anschlussnetze Das Volumen der Sprachdienste ist zwar rückläufig, machte aber 2008 noch 77 Der Mobilfunknetzbetrieb ist eindeu- Prozent der Mobilfunkumsätze aus. tig ein Teilbereich der Telekommunika- Auch einfache Textnachrichten (insbe- tionswirtschaft. Für die Internetwirt- sondere SMS) bleiben eine weiterhin schaft ist er insofern relevant, als neben sehr beliebte Anwendung, sind aber zur Sprachkommunikation und Textnach- Bestimmung der tatsächlich Internet- richten auch mobile Internetzugän- relevanten Umsätze aus den Datenum- ge vermarktet werden. Mobilfunk-An- sätzen herauszurechnen. Auf dieser schlussnetze zeichnen sich dadurch aus, Basis veranschlagen eco und Arthur D. „dass (1) bislang primär bidirektiona- Little für 2008 ein Umsatzvolumen von le Sprach- und Datenkommunikation 2,1 Mrd. Euro mit mobilen Datendiens- in (2) öffentlichen Netzen unter Einsatz ten bzw. mobilem Internet. von (3) Funkwellen im Zugangsbereich (4) ortsunabhängig und (5) meist landes Das mobile Internet stellt innerhalb der Das mobile Internet weit (6) durch eine begrenzte Zahl von Internetwirtschaft den viertgrößten Um- stellt innerhalb der Betreibern ermöglicht wird“7. Als Mo- satzblock dar. In diesem Segment ist die Internetwirtschaft bilfunknetzbetreiber werden Telekom- Marktstruktur in Bezug auf die Zahl der den viertgrößten munikationsunternehmen bezeichnet, Unternehmen am Markt deutlich stär- Umsatzblock dar. die über eigene Netze mit dem Endkun- ker oligopolistisch geprägt. Sie wird den verbunden sind. Sie nutzen ihre zwar durch eine Vielzahl virtueller Netz- Netzwerkinfrastruktur selbst, um betreiber (MVNOs) und Service Provi- Telekommunikationsdienste anzubie- der aufgelockert, aber nicht signifikant ten, und / oder stellen diese den soge- durchbrochen. Dies gilt insbesondere nannten Mobile Virtual Network Ope bei mobilen Internetdiensten, jedoch rators (z. B. BASE) zur Verfügung. nicht bei mobilen Sprachdiensten. MVNOs treten als Reseller ohne eigene Netzinfrastruktur in diesem Markt auf. Die mobilen Breitbandangebote der deutschen Mobilfunk-Netzbetreiber Derzeit ist das mobile Breitband auf T-Mobile, Vodafone, O2 und E-Plus dem Vormarsch: Mobile Datendiens- entwickeln zunehmend nutzerfreundli- te, insbesondere der mobile Internetzu- chere, d. h. günstigere Preise, die gang via UMTS-Karten für Notebooks, zugleich Akzeptanz und Nutzung der USB-Sticks oder Smartphones (iPhone mobilen Internetdienste stärken. Im u. a.), verzeichnet eine starke Nachfrage. internationalen Vergleich hat Deutsch- Nach Angaben der Bundesnetzagentur land hier jedoch noch großen Nachhol- und der Mobilfunkbetreiber werden in bedarf. So offenbart der Blick nach Deutschland bis zum Jahresende 2009 Österreich, welches Potenzial in bereits 12 Mio. regelmäßige UMTS Nut- mobilen Breitbanddiensten steckt: zer und rund 4 Mio. UMTS-Notebook- Hier basieren bereits 39 Prozent aller Karten registriert sein. Laut Angaben Anschlüsse auf Breitbandtechnik.10 der EITO 8 (2009) beträgt das gesamte Umsatzvolumen mit Mobilfunkdiens- Innerhalb der Stichproben lässt sich ten in Deutschland im Jahr 2008 rund eine hohe Überlappung zu anderen 22,1 Mrd. Euro. Dialog Consult / VATM Schichten und Segmenten der Inter spricht für das Jahr 2008 sogar von netwirtschaft beobachten. Rund 75 einer Marktgröße von 25,6 Mrd. Euro.9 Prozent der Teilnehmer sind außer- dem als Festnetzanbieter sowie als 7 s. Jakopin 2006 10 s. Arthur D. Little 2009 8 s. EITO 2009 9 s. Dialog Consult / VATM 2008 Seite 22 | Die deutsche Internetwirtschaft 2009–2012 – Überblick, Trends und Treiber eco / Arthur D. Little
3. Marktindikatoren zu Segmenten der deutschen Internetwirtschaft Internet Access Provider aktiv. Dass Auch in Bezug auf die Einschätzungen Mobilfunkunternehmen entlang der der Verhandlungsstärke der Mobil- Wertschöpfungskette nach neuen funkanbieter gegenüber anderen Erlösmöglichkeiten suchen, spiegelt sich Teilbereichen der Internetwirtschaft auch in den Umf rageergebnissen wider. dominieren die positiven Erwartungen. Über 40 Prozent der Mobilfunkanbieter Die Ergebnisse sprechen eher für eine bieten Dienste in den Bereichen Online- Verbesserung der eigenen Verhand- Applikationen, Online-Plattformen und lungsposition, ausgelöst durch den Domain-Dienste an. Geringer, aber zunehmenden Wettbewerb der Herstel- immer noch relevant, ist die Verflechtung ler von mobilen Endgeräten sowie die mit E-Commerce (29 Prozent), Internet- zunehmende, durch die Diffusion Inhalten (29 Prozent), Online-Adverti- verstärkte wirtschaftliche Relevanz sing (14 Prozent) sowie Transaktions- des mobilen Internet für die Branche diensten (14 Prozent). insgesamt. Die Einschätzung der Marktentwick- Darüber hinaus gibt es Anzeichen für lung zeigt einen hochinteressanten eine weitere Marktkonsolidierung, denn Wandel für das Segment der Mobilfunk- 40 Prozent der Befragten erwarten, Anschlussnetze in den kommenden dass die Zahl der Marktteilnehmer Jahren. Die Studienteilnehmer erwar- sinken wird. Kurzfristig kann nicht ten für die Geschäftsjahre 2009 und von weiteren Transaktionen unter den 2010 eine positive Marktentwicklung, großen vier Anbietern ausgegangen ein gutes Drittel (29 Prozent) rechnet werden. Allerdings ist im Bereich der sogar mit einem stark steigenden Service Provider und virtuellen Netzbe- Gesamtmarkt. Wie Abbildung 12 zeigt, treiber, und somit auch in Bezug auf die wandelt sich dieser Optimismus für die Vielfalt der Anbieter aus Kundensicht, Phase bis 2012 deutlich, 14 Prozent eine Konsolidierung sehr wahrschein- gehen von einem stark sinkenden lich. Gesamtmarkt aus. Abb. 12 Mobilfunk-Anschlussnetze – Indikatoren Gesamtmarkt 2009–2010 – 14 % 29 % Gesamtmarkt bis 2012 – 14 % – 14 % 14 % Verhandlungsstärke – 17 % 33 % Anzahl Marktteilnehmer – 40 % Preise – 80 % Vorleistungskosten – 25 % – 50 % sinkt stark sinkt bleibt gleich steigt Die deutsche Internetwirtschaft 2009–2012 – Überblick, Trends und Treiber eco / Arthur D. Little | Seite 23
Sie können auch lesen