02/2017 pressto - Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover
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[02/2017 ] pressto Magazin der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover stimmgewaltig sanierung Ob solistisch oder im Chor, 22 Millionen für Haupt- ob als Korrepetitor oder Dirigentin, gebäude am Emmichplatz ob modern oder klassisch – die führungswechsel Arbeit mit der menschlichen Stimme Hochschulpräsidentin berührt und fordert übernimmt Vorsitz der Rektorenkonferenz jubiläum Förderkreis feiert 30-jähriges Bestehen 1
s t i m m g e w a lt i g Kinder singen gern voller Inbrunst und mit Leidenschaft eingängige Lieder in Versform – manchmal auch am Takt vorbei. Generationenübergreifend findet man diejenigen, die in ihrem Alltag – manchmal improvisierend – vor sich hin- singen: beim Kochen, Duschen oder bei der Autofahrt beispielsweise. Und auch 4 8 10 Im Gedenken Prof. Dr. Richard Jakoby, Gründungs- präsident und Ehrenbürger der HMTMH Schaufenster Nachrichten Rode-Breymann übernimmt RKM-Vorsitz | Neuer Film | 10 Jahre diejenigen, die ihre Konzert- und Theaterkarten wie Trophäen am Spiegel der VIFF-regional‹ | Drei Freiwilligen- Garderobe sammeln. Das Singen im Alltag ist zwar in manchen Kulturkreisen plätze | 20 Jahre Konzerte mit stärker ausgeprägt als in anderen; Menschen fühlen sich jedoch (fast) immer E + S Rück | Tenure-Track-Professuren | besonders von der Stimme berührt. 22 Millionen Euro für Sanierung Tritt zu der Sangesleidenschaft der Wunsch nach Professionalisierung, kann daraus mit den nötigen stimmlichen Voraussetzungen ein Karriereweg werden. 14 Sich das Leben ersingen Yannick Spanier hat an der HMTMH Gesang im Bachelor und Master studiert und Yannick Spaniers Weg zum jetzt sein erstes Engagement an der Staatsoper Hannover erhalten. Im pressto Opernsolisten erzählt er gemeinsam mit seinem Professor Dr. Peter Anton Ling von seiner Entwicklung hin zum professionellen Sänger und davon, wie die Hochschule ihre 18 Den Applaus bekommen andere Studierenden auf den Berufseinstieg vorbereitet. Die Freude am Gesang gepaart Korrepetitor an der Oper mit familiärer Prägung und pianistischem Können brachte Daniel Rudolph in den Masterstudiengang Opernkorrepetition. Mit Professor Paul Weigold und Profes- 22 Zehn Jahre Kinder- und Jugend- sorin Anne Champert blickt er im Interview auf dieses Berufsfeld und gibt einen chorleitung Ein Standpunkt Einblick in die beruflichen Möglichkeiten für Pianistinnen und Pianisten. Wie sich der Masterstudiengang Kinder- und Jugendchorleitung in den 24 Über den Tellerrand blicken vergangenen zehn Jahren entwickelt hat und was die besondere Verknüpfung ›Messiah‹ als Mitsingkonzert und von Stimmbildung und Chorleitung in der Lehre bewirkt, erläutert Professorin Chorprojekt Friederike Stahmer in der Rubrik ›Standpunkt‹. Die eigene frühe Gesangserfah- rung im Kinderchor eines Stadttheaters weckte bei Elisa Handt, seit 2016 Profes- 25 Zehn Fragen an … sorin für Elementare Musikpädagogik, das Interesse an der Musik und ließ sie Elisa Handt, Professorin für Elementare nicht mehr los. Im Format ›10 Fragen an …‹ stellt sie sich in diesem pressto vor. Musikpädagogik Wir informieren Sie außerdem über Erfolge und Jubiläen: Hochschulpräsi- dentin Prof. Dr. Susanne Rode-Breymann wird ab Oktober für drei Jahre die poli- 26 30 Jahre Förderkreis der HMTMH e. V. tische Stimme der Musikhochschulen in Deutschland sein. Das Hauptgebäude am Eine Erfolgsgeschichte Emmichplatz, das ›Ohr‹, wird eine längst überfällige Fassadensanierung erhalten und der Förderkreis der Hochschule feiert sein 30-jähriges Bestehen. Einer der 29 Felix Christian Thiesen: Wegbereiter für die heute so erfolgreiche Förderkreis-Arbeit war der langjährige ›Musikalisches Sushi‹ Hochschulpräsident und Ehrenbürger der HMTMH Prof. Dr. Richard Jakoby, der Promotionsstudierende und im Juli dieses Jahres im Alter von 87 Jahren verstarb. Als stimmgewaltiger Leiter ihre Themen und engagierter Entwickler hat Jakoby wie kein Zweiter die Geschicke dieser Ein- richtung über 30 Jahre gelenkt. Zwei Nachrufe auf den folgenden vier Seiten 30 Tagungen dieses Magazins würdigen sein Schaffen und geben Einblicke in sein Leben. 34 Zu Gast Hans-Ola Ericsson | Jacob Collier | Peter-Lukas Graf Eine bereichernde Lektüre wünscht Ihnen 36 Personelles 37 Publikationen Leiterin Marketing und Kommunikation 38 Impressum 3
[ NACHRUF] Prof. h.c. Prof. Dr. phil. Richard Jakoby *11.9.1929, †9.7.2017 Gründungspräsident und Ehrenbürger der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover Nur vier Jahre nachdem Richard Jakoby derung und als wüssten die Musikhoch- Ebenso hochaktuell, nur heute als Professor für Musikwissenschaft und schulen nicht um ihre diesbezügliche unter einem anderen Begriff (nämlich Musikpädagogik an die Hochschule für Verantwortung. Und dann liest man in ›Third Mission‹ der Hochschulen) disku- Musik und Theater Hannover berufen Richard Jakobys Text ›Struktur und Ziel- tiert, sind Richard Jakobys Überlegun- worden war, übernahm er 1968 ihre Lei- setzungen‹ von 1973: »Es gibt überhaupt gen zur gesellschaftlichen Verantwor- tung und realisierte sogleich ein Groß- keine Disziplin an unseren Kunst- und tung der Hochschule: »Die Hochschule projekt – den Hochschulneubau am Musikhochschulen, die nicht hinsicht- hatte vom Anbeginn der Planungen ein Emmichplatz. Jakoby sei in den Pla- lich ihrer Inhalte problematisch gewor- starkes Interesse daran, als Standort für nungssitzungen ›gedanklich‹ immer den wäre. Denken wir etwa an die den Neubau einen Platz nahe der City ›zwei bis drei Stationen voraus‹ gewe- Ausbildung in der Opern- oder der zu erhalten. Sie ließ sich dabei von dem sen, so erinnert sich Architekt Rolf Schauspielabteilung: Wenn Theater und Gesichtspunkt leiten, daß Kunst, will Ramcke. Musiktheater als kulturelle Institutio- sie sich in unserer Zeit und für unsere Vorausdenken auf der Grundlage nen ihre Existenzberechtigung neu zu Gesellschaft verstehen, in der Idylle al- einer klaren Analyse der Gegebenhei- begründen haben, müssen zwangs- lein nicht existieren kann […] So ist es ten – das kennzeichnete Richard Jakobys läufig auch die zu den entsprechenden die Absicht – und der Neubau wird es er- Persönlichkeit, mit der er die Hoch- Berufen führenden Studiengänge disku- möglichen – nicht nur hochschulintern schule leitete. Damit legte er künst- tiert werden. Es kann nicht genügen, Kunst- und Kunstausbildung ablaufen lerisch, wissenschaftlich und pädago- traditionelle Methoden und Techniken« zu lassen, um eine gewisse, in der gisch Grundsteine, auf denen noch zu vermitteln. Ein nach 44 Jahren hoch- Gesellschaft benötigte Anzahl von heute das ›Haus‹ der HMTMH steht – aktueller Standpunkt, ein klar sich posi- Künstlern und Kunstpädagogen hervor- wie ein Atlas, der 1973 den Globus die- tionierender Direktor, ein Handelnder, zubringen, sondern auch eine Kommu- ser Hochschule auf seine Schultern lud der in seiner Gegenwart von 500 Studie- nikationsstätte für alle an Musik und und dabei so vorausdachte, dass dieser renden, 85 hauptamtlichen und 55 Theater jedweder Art interessierten Globus für uns in der nächsten Genera- nebenamtlichen Lehrenden eine ideale Bürger zu schaffen. Die Grenze zwi- tion eine bewohnbare Welt ist, in der Hochschule ›erfindet‹ und dabei um schen innen und außen, zwischen wir leben und uns kreativ entfalten das Prozessuale von Weiterentwicklung ›hochschulintern‹ und ›öffentlich‹ soll können. weiß, sodass diese ideale Hochschule in möglichst fließend gehalten werden.« Auf diese Weise könnten wir je- derzeit mit Richard Jakoby in lebhafte Gespräche eintreten: Hochschul- und fünf Jahrzehnten auf das Dreifache an- wachsen kann – allerdings mit einem anderen Verhältnis zwischen haupt- Diese Position ist heute unverändert handlungsleitend für die HMTMH. … kulturpolitisch wurde in den vergan- amtlichen und nebenamtlichen Lehren- Als Präsident des Deutschen Musikrates genen Jahren die Berufsorientierung den, wodurch der Globus durchaus in war Richard Jakoby gefragter von künstlerischem Studieren dringend Gefahr ist, aus dem Gleichgewicht zu Gesprächspartner für die kulturpolitische angemahnt, so als sei das eine neue For- geraten. Entwicklung im Land. 4
[ NACHRUF] Es ließen sich weitere solcher nach tung der Eigenheiten hinsichtlich der Für einen Moment rückt angesichts wie vor aktuellen Grundsatzthemen Körperstruktur, der Studieninhalte und solcher Parallelen nach 44 Jahren der anführen. In vielem sind wir heute das, Studienformen.« Gedanke in den Vordergrund, Hoch- was wir sind, weil Richard Jakoby Grund- Genau um dieses Thema, die schulleitung sei eine Sisyphusaufgabe – steine legte, auf denen sich unser ›Haus‹ Gleichberechtigung der Musikhoch- und das mag auch Richard Jakoby ab ausbauen ließ. schulen, ging es Ende Juni 2017, zwei und an gedacht haben. Dann aber wird Das gilt auch für die Positionie- Wochen vor Richard Jakobys Tod, in der man gewahr, dass diese Aufgabe – und rung von Musikhochschulen innerhalb Präsidiumssitzung der Hochschulrekto- sei es eine Sisyphusaufgabe – auf einem der Hochschullandschaft, als deren In- renkonferenz (die 1990 die WRK ablöste): Globus stattfindet, der von einem Atlas teressensvertretung 1949 die Westdeut- Das Präsidium nahm sich Zeit, sich aus- getragen wird. Denn wie könnte man sche Rektorenkonferenz (WRK) gegrün- führlich mit diesem inzwischen von heute, bei einer umso vieles mehr von det wurde. Erst 1974, während der Ära der Rektorenkonferenz der deutschen Konkurrenzen gesteuerten Hochschul- Jakoby, wurden die Kunst- und Musik- Musikhochschulen vertretenen Hoch- landschaft und -mittelvergabe, über- hochschulen Mitglieder der Konferenz. schultyp zu beschäftigen – und wieder haupt argumentieren, wenn nicht auf Jakoby vertrat diesen Hochschultyp in war zu argumentieren, was Gleich- all die Grundsteine Verlass wäre, die der WRK und leistete Überzeugungs- berechtigung von Musikhochschulen Richard Jakoby gelegt hätte? arbeit: »Wir wollten in allen Belangen innerhalb der Hochschullandschaft eine absolute Gleichberechtigung der meint, und darzulegen, dass wir sie z. B. von Prof. Dr. Susanne Rode-Breymann, Musikhochschulen im Vergleich zu den hinsichtlich des Verhältnisses zwischen Präsidentin der HMTMH seit 2010, Vorsit- so genannten wissenschaftlichen Hoch- hauptamtlichen und nebenamtlichen zende der Rektorenkonferenz der Deutschen schulen erreichen – und dies bei Beach- Lehrenden längst nicht erreicht haben. Musikhochschulen seit Oktober 2017 Erinnerungen Mit wem man auch spricht, immer und Schauen beeinflusst: Er wusste Pfälzer und damit in nächster Nähe zu erhält man – zumindest in Teilen – ein immer, wer momentan der interessan- Frankreich erlebt, zunächst in Mainz anderes Bild von dem Mann, der von teste Pianist oder Fagottist, der renom- als Student, anschließend als Studien- 1968 bis 1993 die Hochschule für Musik mierteste Musikwissenschaftler, der lei- rat für Französisch und Musik am dorti- und Theater in Hannover geleitet hat. denschaftlichste Pädagoge war. Außer- gen Gymnasium und als Dozent für Die Farbigkeit dieses Porträts ist Aus- dem half ihm, dass er weltweit durch Musikpädagogik am Konservatorium. weis dafür, wie sehr er sich auf Kolle- seine Funktion als Präsident des Deut- Für ihn war die Verantwortung für das gen, Freunde, Politiker, Künstler, aber schen Musikrates vernetzt und so stets Gelingen des Wiederaufbaus nicht eine auch auf sehr konkrete Situationen ein- außerordentlich gut informiert war. Angelegenheit der anderen, sondern stellen konnte. Sein stark ausgeprägtes Nur: Man bedarf des Gespürs, was tat- ganz konkret seine eigene. Aufbau hieß Interesse, dass ›seine‹ Hochschule im in- sächlich valide ist, und das hatte er in Aussöhnung, hieß Internationalität, hieß ternationalen Vergleich bestehen kann übergroßem Maß. aber genauso Bildung. Gestaltung war (was überhaupt nur möglich ist, wenn Zudem konnte Richard Jakoby überlebensnotwendig, die – jenseits des sich mit ihr die Kolleginnen und Kolle- eines in besonderer Weise: Anderen zu- Verdrängens von Schuld – im Hier und gen identifizieren), aber auch seine hören, die aber bitte nicht schwadronie- Jetzt neu buchstabiert werden musste. Achtsamkeit beim Entwerfen von Strate- ren durften! Denn (zu) viele, auch eige- Dafür fand er eine Sprache, einen nüch- gien, sein hohes Qualitätsbewusstsein, ne Worte waren ihm schnell zuwider, ternen Ton, der stets verstanden wurde. sein Misstrauen gegenüber jeglichem den Smalltalk beschränkte er auf das Gerade auch in der Musikpädago- Pathos und nicht zuletzt seine Verläss- höfliche Minimum, ausschweifendes gik, die sich verbal gern an einen Jar- lichkeit – diese Grundzüge machten ihn Reden war ihm unerträglich, ob im Mu- gon anlehnt! Alles Tümelnde der Ju- unverwechselbar. Wahrscheinlich hat sikrat oder in Herausgebersitzungen gendbewegung um Fritz Jöde war ihm es keinen anderen Musikhochschulprä- des Schott-Verlags, in den Stiftungen genauso fremd wie jede religiöse Über- sidenten zu seiner Zeit gegeben, der mit oder auch in der Hochschule. höhung. Stattdessen vertraute er – in so langem Atem strategisch geplant und Jahrgang 1929 – Jakoby, Sohn dieser Hinsicht ähnlich der Position gehandelt hat wie Richard Jakoby. eines Lehrers in Dreis-Wittlich, hatte Adornos, jedoch nicht so skeptisch – Seine für die Hochschule wegwei- den Wiederaufbau der neu gegründe- auf die Kunstwerke und ihre Wirksam- sende Personalpolitik war vom Hören ten Bundesrepublik sehr bewusst als keit, auf historische wie analytische 6
Klarheit und nicht zuletzt auf den pädagogik. Durch sein Verhandlungs- nicht für sich isoliert in ihrer jeweili- interdisziplinären Bezug, den er bereits geschick gegenüber dem Wissenschafts- gen Community arbeiten wollten, son- zu einem Zeitpunkt gefordert hat, als ministerium gab es über Jahre allein dern im Verbund mit anderen inner- andere noch glaubten, es würde ein vier hauptamtliche Musikpädagogen halb des Hauses und auch darüber Kreisen um die eigene Disziplin aus- und fünf Musikwissenschaftler an die- hinaus. Genau dies entsprach Jakobys reichen. sem Haus – ein Alleinstellungsmerkmal! Hochschulidee. Überhaupt war ihm der ›homo in Damit aber setzte er auch ein kulturpo- Lange Jahre lebte Richard Jakoby se incurvatus‹ stets fremd; das galt auch litisches Signal: Breitenbildung und nach seiner Emeritierung 1993 eher zu- für seine weit ausgelegte Hochschulpo- Exzellenz bedürfen der Interdisziplina- rückhaltend, gleichzeitig aber sehr zu- litik. Während noch heute ein Großteil rität, die Wissenschaften und die Künste gewandt gegenüber seinem Haus am der deutschen (Musik-)Hochschullehre gehören zusammen. Emmichplatz, das allein schon, wenn um Wettbewerbe, gewonnene Probe- Die Gründungen der Hochschulins- man das Gebäude betritt, seinen Geist spiele und Engagements kreist, ging titute für Journalistik und Kommunika- vermittelt; es ist dieser liberale Geist Jakoby einen entgegengesetzten Weg. tionsforschung, für musikpädagogische von Offenheit, von Klarheit, von Unauf- Für ihn war bereits in den 70er Jahren Forschung, für Musikphysiologie und geregtheit, von Zuverlässigkeit und von die Hochschule eine Plattform für den Musiker-Medizin, die in seiner Zeit ent- Qualitätsbewusstsein. Vielleicht ist es Dialog von Kunst und Wissenschaft – standen, gehören zu diesem Ansatz. das, was dazu geführt hat, dass diese und das nicht nur als Postulat, sondern Schaut man sich deren Entstehungs- Hochschule in Deutschland bis heute als eine ständig neu zu erobernde Form, geschichte an, so erkennt man sehr kein Pendant fand; ein solcher Geist ist um den klugen Musiker, den musikali- schnell, dass die jeweiligen Ideen und nicht einfach abrufbar, er bedarf der schen Wissenschaftler auszubilden. Ge- Anstöße zwar nicht unbedingt von ihm Personen, die ihn leben. Und so eine lingen aber konnte dies nur, weil neben selbst ausgingen, sondern (wie es auch Person war er: Richard Jakoby! den künstlerischen entsprechend viele eigentlich sein sollte) aus dem Kollegen- wissenschaftliche Professuren einge- kreis und seiner jeweiligen Fachkompe- von Prof. Dr. Hans Bäßler, worben wurden: Historische und Sys- tenz kamen; von Kollegen, die sich in Promotionsstudent von Prof. Dr. Richard tematische Musikwissenschaft, Musik- einer Weise mit ihrem Fach und der Jakoby, von 1994 bis 2014 Professor für ethnologie, Musiker-Medizin, Musik- Hochschule identifizierten, die gerade Musikpädagogik an der HMTMH 7
»Jedem Kind ein Instrument?«: Die Wissen- schaftliche Sozietät Musikpädagogik (WSMP) hat Dr. Valerie Krupp-Schleuß ner den Sigrid-Abel-Struth-Preis für ihre heraus- ragende Dissertation zugesprochen. Krupp- Schleußner promovierte bei Prof. Dr. Andreas Lehmann-Wermser am Institut für musikpädagogische Forschung (ifmpf ). Ioana Cristina Goicea aus der Violinklasse von Prof. Krzysztof Wegrzyn hat am 10. Juni 2017 den 1. Preis beim renommierten Inter- nationalen Michael Hill Violinwettbewerb in Neuseeland gewonnen. »Große fachliche Exzellenz, hohe gesell- schaftliche Resonanz«: Mit seiner Disser- tation zu Neugründungen und Start-ups im Journalismus belegte Dr. Christopher Buschow, Institut für Journalistik und Kom- munikationsforschung, einen 2. Platz beim Deutschen Studienpreis 2017. Für die Entwicklung familiengerechter Arbeits- und Studienbedingungen ist die HMTMH – vertreten durch ihre Gleichstel- lungsbeauftragte und Projektleiterin Birgit Fritzen – im Juni 2017 in Berlin erneut mit dem Zertifikat ›audit familiengerechte hochschule‹ ausgezeichnet worden. Erstmals hat sich ein HMTMH-Student in die Gewinnerliste eines der größten Klavier- wettbewerbe der Welt eingetragen: Der Süd- koreaner Yekwon Sunwoo aus der Klavier- klasse von Prof. Bernd Goetzke gewann im US-amerikanischen Forth Worth den 1. Preis beim 15. Internationalen Van Cliburn Klavier- wettbewerb 2017.
[ SCHAUFENSTER] 1. Juni 2017 – Hamburger Hafen – Werftge- Beim 28. Bundeswettbewerb deutschsprachiger lände Blohm+Voss: Der ECHO JAZZ 2017 in Schauspielstudierender wurde Amelle Schwerk der Kategorie ›Instrumentalist National Gi- aus dem 3. Studienjahr Schauspiel mit einem Solo- tarre‹ geht an Arne Jansen, Lehrkraft für preis für ihre Rolle der Frau in ›Buch (5 ingredientes besondere Aufgaben an der HMTMH! de la vida)‹ ausgezeichnet. ECHO Klassik 2017 für Genova & Dimitrov: Ge- meinsam mit dem Symphonieorchester des Bul- garischen National Radio unter der Leitung von Y. Kamdzhalov erhält das Klavierduo, das einen Lehrauftrag an der HMTMH innehat, für die CD ›Bela Bartok & Victor Babin – Konzerte für zwei Klaviere‹ am 29. Oktober in der Elbphilharmonie in Hamburg die begehrte Auszeichnung.
[ NACHRICHTEN] p r o f. d r. s übernimmt rkm-vorsitz usanne rode-breymann Im Rahmen der Wintertagung der Rek- »Musikalische Spitze, Breite, Viel- für den Erhalt und die Entwicklung torenkonferenz der deutschen Musik- falt fördern, internationalen Reichtum sind.« hochschulen (RKM) an der Universität von Menschen und Kulturen und Die Rektorenkonferenz der Musik- der Künste Berlin wurde die Präsiden- Musiken fördern, immer wieder auch hochschulen ist der Zusammenschluss tin der Hochschule für Musik, Theater Tradition in die Zukunft führen. Das der Hochschulleitungen aller 24 Musik- und Medien Hannover, Professorin sind die Kernaufgaben von Musikhoch- hochschulen in Deutschland. Sie ver- Dr. Susanne Rode-Breymann zur neuen schulen heute«, stellt Susanne Rode- tritt die Interessen dieses Hochschul- Vorsitzenden ab Oktober 2017 gewählt. Breymann heraus. »Dabei ist es wichtig, typs in Politik und Gesellschaft sowie in Sie folgt damit auf Prof. Dr. Martin Ull- Musik in all ihrer ausübenden und for- Verbünden wie der Hochschulrektoren- rich, Präsident der Hochschule für schenden Vielfalt zusammenzudenken, konferenz und dem Deutschen Musik- Musik Nürnberg. Erstmals in der Ge- Menschen mit ihr und durch sie zu- rat. Der Vorstand wird für drei Jahre schichte der RKM wandert die Federfüh- sammenzubringen und diese Kompe- gewählt. Mit Übernahme des Vorsitzes rung des Gremiums damit nach Hanno- tenzen in den politischen Diskurs im Oktober 2017 wechselt die Geschäfts- ver, an die einzige niedersächsische und gesellschaftlichen Raum zu stellen, stelle der RKM für diesen Zeitraum an Musikhochschule. um auszuhandeln, wie die Bedingungen die HMTMH. 10
auf dem weg – neuer film zum s t u d i e n s ta r t 10 jahre v iff-regional Alina, Justin, Svea, Tom, Marisa und Mit einem Festkonzert, einem Podiums- besondere die Bereiche Gehörbildung, Hauke haben eines gemeinsam: Sie alle gespräch und interessanten Fortbil- Musiktheorie und Rhythmusschulung starteten im Oktober 2016 in ihr Stu- dungsangeboten hat das Institut zur vermittelt werden. Ergänzend werden vor dium an der HMTMH. Für einen Kurz- Früh-Förderung musikalisch Hochbe- Ort Angebote in Singen, Ensemblespiel film für die Initiative Wissenschaft gabter (IFF) der HMTMH vom 15. bis 17. sowie Musik und Bewegung gemacht. Hannover haben die sechs Musik-, September 2017 den zehnten Geburts- Höhepunkt des Jubiläumswochen- Schauspiel- und Medienstudierenden tag des bundesweit einmaligen musi- endes im Hauptgebäude am Emmich- Einblicke in ihren ganz persönlichen kalischen Begabungsförderprogramms platz war ein Festkonzert am 16. Sep- Studienalltag zwischen Übezelle, Schau- ›VIFF-regional‹ begangen. tember im Richard Jakoby Saal mit spielbühne und Bibliothek gewährt. VIFF-regional bietet seit 2007 eine solistischen und kammermusikalischen Wie und warum haben sie sich für Zusatzausbildung für musikalisch über- Beiträgen aktueller und ehemaliger ihr Studienfach entschieden? Wie auf- durchschnittlich begabte Kinder in der VIFF-Kinder aus Hannover und den Re- regend war der Studienstart? Was frus- Nähe ihres Heimatortes. Neben dem gionalstandorten. Die beteiligten ›VIFF- triert und motiviert sie im Alltag? Es zentralen VIFF-Standort an der Hoch- ler‹, wie die Schülerinnen und Schüler wird schnell klar: Das erste Semester schule – das VIFF ist die 2004 gegrün- des Programms VIFF gern genannt wer- an der HMTMH fügt sich auf ganz dete Vorklasse des IFF – tragen fünf den, führten zudem eine von Axel Fries, besondere Weise in jeden individuellen Musikschulen in Niedersachsen (Braun- Komponist und künstlerischer Leiter Lebenslauf ein und bedeutet doch auch schweig, Hildesheim, Oldenburg, Osna- des Landesjugendschlagzeugensembles für alle, das zu tun, was ihnen wichtig brück und Stade) das Angebot zur GONG, speziell für diesen Anlass ge- ist! Förderung musikalisch begabter Schü- schaffene ›Drumrum-Musik‹ auf. ›Auf dem Weg – Mein Start an der lerinnen und Schüler im Alter zwischen VIFF-regional wird gefördert vom HMTMH‹ entstand als Projektfilm von neun und 13 Jahren. Begleitend zum Ins- niedersächsischen Kultusministerium Johanna Brodmann, die von September trumentalunterricht, der auch musik- im Rahmen des Projektes ›Hauptsache: 2016 bis August 2017 ihr Freiwilliges schulextern erfolgen kann, sollen ins- Musik!‹. Soziales Jahr Kultur in der Abteilung Marketing und Kommunikation absol- vierte. Während der Dreharbeiten im drei freiwilligenplätze ab April und Mai 2017 begleitete die Frei- willige die Studierenden mit künstleri- september 2017 schem, musikvermittelndem oder wissen- schaftlichem Schwerpunkt gemeinsam Erstmals bietet die Hochschule für kultur- und hochschulbezogene Öffent- mit dem Filmteam an ihre Studienorte. Musik, Theater und Medien Hannover lichkeitsarbeit bietet mit dem Studien- So spielt der dokumentarische Film zwei Plätze im Rahmen des Freiwilligen bereich Schauspiel nun erstmals auch nicht nur im Hauptgebäude Emmich- Sozialen Jahres Kultur (FSJ Kultur) und ein Ausbildungsbereich der HMTMH platz, sondern wirft auch einen Blick in einen Platz für ein Freiwilliges Wissen- ein FSJ Kultur an. »Kira Vollenweider die Tonstudios der Popular-Music-Stu- schaftliches Jahr an. Die Idee: Jugend- soll Einblicke in die künstlerische Aus- dierenden am Weidendamm, in die liche von 16 bis 26 Jahren arbeiten ein bildung erhalten, sich mit den struktu- Schauspielstudios und in das Institut Jahr lang in Vollzeit in einer Kultur- rellen Zusammenhängen von Kunst und für Journalistik und Kommunikations- bzw. Wissenschaftseinrichtung. In die- Gesellschaft befassen und erfahren, dass forschung an der Expo Plaza. Besonders sem Bildungsjahr ermöglichen Praxis, Teamarbeit die Grundvoraussetzung Studieninteressierte können so einen eigenverantwortliche Projektarbeit und dieser Kunstform ist. Wir hoffen auf ersten ganz persönlichen Eindruck vom Seminare Persönlichkeitsbildung und eine Bereicherung durch den neugieri- Studium an der HMTMH erhalten. Kompetenzentwicklung. gen Blick von außen und freuen uns auf Zu sehen im Multimediaportal der Initia- Neben dem bereits etablierten Unterstützung bei vielen organisatori- tive Wissenschaft Hannover: wissen.hannover.de Platz in der Abteilung Marketing und Kommunikation mit dem Schwerpunkt schen, medialen und inhaltlichen Auf- gaben zwischen Kunst und Technik«, … 11
[ NACHRICHTEN] … erläutert Professorin Regina Guhl für den Fachbereich. betreuen und an unseren Vorlesungen und Seminaren teilnehmen. Daneben tenure-track- Am Institut für Musikphysiologie kann er ein eigenes musikphysiologi- professuren und Musiker-Medizin gibt Prof. Dr. med. sches Projekt vorbereiten und durch- Eckart Altenmüller Fynn Lautenschlä- führen – mit allem, was dazu gehört: für hmtmh ger die Möglichkeit, in einem Freiwilli- Planung, Erstellung des Ethikantrages, gen Wissenschaftlichen Jahr die Arbeit Erhebung der Daten, Auswertung der Als einzige künstlerisch-wissenschaft- und Forschung des Instituts zu unter- Studie und Erstellung eines Berichts«, liche Hochschule und eine von 34 Uni- stützen. »Der Freiwillige wird beispiels- erläutert Altenmüller und stellt heraus: versitäten insgesamt wird die HMTMH weise bei der Datenerhebung für die »Für mich ist Fynn ein vollwertiger Mit- in der ersten Runde des Bund-Länder- Studien zur Musikerdystonie und zu arbeiter, der lernend die wissenschaft- Programms zur Stärkung des wissen- Schmerzsyndromen bei Musikstudie- lichen Arbeiten begleitet und Einblicke schaftlichen Nachwuchses gefördert. renden mitwirken und die Daten mit in das Leben einer Wissenschaftler- »Damit wurde ein großer Schritt in die auswerten. Er wird die Probanden mit gruppe an der Musikhochschule erhält!« richtige Richtung getan. Mit dem Zu- schlag in diesem Programm werden die Karrieremöglichkeiten des hochqualifi- 2 0 j a h r e ko n z e r t e m i t e + s zierten künstlerisch-wissenschaftlichen Nachwuchses gestärkt. Eine nachhaltige rückversicherung und systematische Förderung in diesem Bereich ist für unseren Hochschultypus mehr als überfällig«, unterstreicht Hoch- schulpräsidentin Prof. Dr. Susanne Rode- Breymann die Wichtigkeit dieses Erfolgs. Jann Bruns, Hauptberuflicher Vizepräsi- dent der HMTMH, bestätigt: »Dass die HMTMH als einzige künstlerisch-wis- senschaftliche Hochschule ausgewählt wurde, zeichnet unsere strategische Arbeit zur Weiterentwicklung der Per- sonalstruktur und der Karrierewege des Personals insgesamt aus. Ich freue mich sehr über diesen Erfolg.« Der Schwerpunkt der Förderung durch das Bund-Länder-Programm liegt auf der Etablierung der sogenannten Tenure-Track-Professur als besser plan- barem, transparenterem Karriereweg: Im Unterschied zum klassischen aka- demischen Karrierepfad mündet die Seit 1998 veranstaltet die in Hannover Mit Max Bruchs Konzert für Vio- Tenure-Track-Professur bei positiver ansässige Versicherung E+S Rück in line und Orchester Nr. 1 und Johannes Evaluation für Nachwuchswissenschaft- Zusammenarbeit mit der Hochschule Brahms Konzert für Klavier und Orches- lerinnen und -wissenschaftler in den für Musik, Theater und Medien Hanno- ter Nr. 2 wurde am 28. Juni 2017 die- unmittelbaren Wechsel auf eine Lebens- ver jährlich ein Examenskonzert für se überaus erfolgreiche Kooperations- zeit-Professur. Das bedeutet eine bes- Solistinnen und Solisten in der Galerie veranstaltung zum bereits 20. Mal aus- sere Planbarkeit der Karriere, eine bes- Herrenhausen. Ausgewählte Soloklas- gerichtet. Gemeinsam mit dem Göttin- sere Vereinbarkeit von Beruf und Familie senstudierende erhalten durch diese ger Symphonie Orchester unter ihrem und hilft bei der Gewinnung und Bin- Förderung die besondere Gelegenheit, Generalmusikdirektor Christoph-Mathias dung der besten Talente. ihr Examen mit einem großen Orches- Mueller spielten Airi Suzuki (2. v. r.) Das Programm läuft – verteilt auf ter abzulegen. Zugleich bietet die E+S aus der Violinklasse von Prof. Krzysztof zwei Bewilligungsrunden – von 2017 bis Rück ihren Kunden durch das Konzert Wegrzyn (r.) und Annika Treutler aus 2032. Innerhalb dieses Zeitraums wer- einen musikalischen Höhepunkt im der Klavierklasse von Prof. Bernd den ausgewählte Universitäten für einen Rahmen einer Fachtagung. Goetzke. Zeitraum von bis zu 13 Jahren gefördert. 12
22 millionen f ür sanierung am emmichplatz Die Hochschule für Musik, Theater und »Das Gebäude ist dringend sanie- kalische Proben- und Konzertnutzung Medien Hannover erhält 21,7 Millionen rungsbedürftig. Wir freuen uns sehr, optimiert werden. Es ist davon auszu- Euro für die dringend benötigte Sanie- dass nun der Grundstein für die Erhal- gehen, dass die Arbeiten mehrere Jahre rung der Betonfassade und der ehema- tung des denkmalgeschützen Haupt- in Anspruch nehmen. Die detaillierte ligen Tanzsäle am und im Hauptge- hauses der Hochschule gelegt wurde. Planung wird mithilfe der bei der Probe- bäude Emmichplatz. Möglich wird dies Eine international glänzend aufgestellte sanierung im zweiten Halbjahr 2017 durch das am 9. Juni 2017 bekanntgege- Institution wie die HMTMH verdient gewonnenen Erkenntnisse erfolgen. bene ›Sondervermögen zur Nachholung eine Infrastruktur, die dies auch wider- Im November 1973 wurde das da- von Investitionen bei den Hochschulen spiegelt«, betont Prof. Dr. Susanne Rode- mals eigens für die Hochschule errich- in staatlicher Verantwortung‹ durch das Breymann, Präsidentin der Hochschule. tete Gebäude an der Spitze des hanno- Land Niedersachsen. Darüber hinaus Im Fokus steht die Instandsetzung verschen Stadtwaldes Eilenriede nach wurden 300.000 Euro für diese Maß- der in den vergangenen Jahrzehnten mehrjähriger Planungs- und Bauzeit nahme über das Denkmalschutz-Son- witterungsbedingt geschädigten Außen- bezogen. Der Architekt war Prof. Rolf derprogramm der Bundesbeauftragen fassade, die inzwischen im Bereich des Ramcke. Das Gebäude wurde medial als für Kultur und Medien, Monika Grüt- Sichtbetons stellenweise porös ist und ein Glanzpunkt in der deutschen Musik- ters, bewilligt. Dieses Programm dient Feuchtigkeit aufnimmt. Darüber hinaus hochschul-Architektur gefeiert. Seit 2011 der Erhaltung von Objekten, die das sollen die seit 2001 nicht mehr für die steht es unter Denkmalschutz. nationale kulturelle Erbe prägen. Tanzsparte benötigten Säle für musi- 13
[SCHWERPUNKT] sich das Bachelor, Master, Soloklasse: »Wie schön ist doch die Musik, … aber wie schön erst, wenn sie vorbei ist!«, heißt es im Schlussmonolog der komi- schen Oper ›Die schweigsame Frau‹. So- l eben ersingen Yannick Spaniers Weg zum Opernsolisten habe, ist stilistisch alles noch viel brei- ter aufgestellt. Zum einen, weil es na- türlich auch Studierende gibt, die nicht die Opernbühne, sondern die Gesangs- bestehe nur ein Bruchteil von vielen Be- werberinnen und Bewerbern diese Prü- fung, die Grundvoraussetzung für die Studienaufnahme an der HMTMH ist. fern er könnte, würde Yannick Spanier pädagogik oder die freie Tätigkeit an- »Dabei sind wir eine Abteilung, die In- dem geräuschempfindlichen Morosus streben. Und zum anderen, weil an ternationalität geradezu anzieht. Der- wohl aufs Energischste widersprechen. Operngesang anfangs rein technisch zeit sind etwa 15 Nationalitäten vertre- Er, der hier im Juli 2017 mit der amüsan- fast gar nicht zu denken ist. In der Regel ten.« ten Strauss-Arie gerade den Schluss- beginnt man sein Gesangsstudium mit Um auf die Anforderungen der punkt unter sein Prüfungskonzert setzt, Lied und Oratorium.« Bühne vorzubereiten, nehmen die künst- hat mit der Musik persönlich noch ganz Yannick Spanier hätte ohne eine lerischen Hauptfächer den größten viel vor. Zwei Jahre lang hat sich der engagierte Musiklehrerin, »die mich in Raum des Opernstudiums ein. Exzellen- heute 27-Jährige im Masterstudiengang den Oberstufenchor steckte«, und einige tes solistisches Singen in musikalischer, Gesang/Oper erfolgreich auf den Beruf Schulkameraden, die ihm eine Gesangs- technischer und interpretatorischer des Opernsängers vorbereitet. Nun tritt stunde schenkten, wohl niemals den Hinsicht ist das Ziel des Einzelunter- er zum Oktober ein Festengagement Weg an den Emmichplatz gefunden. richts und zugleich die Grundvoraus- als Bass-Solist im jungen Ensemble der »Ich habe früher vor allem Theater setzung, um als ›Sängerdarsteller‹ er- Staatsoper Hannover an. gespielt und lange Zeit gar nicht wirk- folgreich zu sein. »Die künstlerische Neben ›Gesang in freiberuflicher lich realisiert, dass ich das stimmliche Durchdringung einer Opernpartie, um Tätigkeit‹ ist das Angebot ›Gesang/Oper‹ Potenzial besitze, dass daraus mein Beruf die es in letzter Konsequenz geht, ist der zweite Masterstudiengang, der jun- werden könnte.« Seinen ersten Gesangs- auf der Grundlage einer fundierten gen Sängerinnen und Sängern nach unterricht nimmt der Ostwestfale erst stimmlichen und darstellerischen Tech- dem Bachelorabschluss an der HMTMH mit 19 Jahren – »spät, aber vertretbar!«, nik und höchster musikalischer Qua- offensteht. Ziel der Ausbildung ist es, wie sein Hochschullehrer, Prof. Dr. lität überhaupt erst möglich«, betont die Absolventinnen und Absolventen Peter Anton Ling, einordnet: »Durch die Peter Anton Ling. »Ist dieser Schritt zur Aufnahme einer erfolgreichen Kar- Auswirkungen des Stimmbruchs kön- getan, dann kann man eigentlich nicht riere als Sängerdarsteller/in zu befähi- nen junge Männer ohnehin erst mit anders, als die Rolle exzellent zu ver- gen. ungefähr 16, 17 Jahren mit der stimm- körpern: die psychologische Auseinan- »Der Master Gesang/Oper konzen- lichen Ausbildung beginnen. Wir haben dersetzung, ihre Verinnerlichung und triert sich inhaltlich voll auf die späte- die Repertoireanforderungen für die die Identifikation mit ihr sind in der ren beruflichen Anforderungen«, fasst Yannick Spanier seine zwei letzten Stu- dienjahre zusammen. Im Mittelpunkt Eignungsprüfung aber so genau umris- sen, dass sich die Voraussetzungen der Bewerberinnen und Bewerber recht zu- Musik enthalten und drängen sich re- gelrecht auf.« … stehen der Hauptfachunterricht, der verlässig ablesen lassen. Dafür prüfen Ensembleprojekt zu Mozarts szenische Unterricht und das Partien- wir nicht nur das stimmliche, sondern ›Così fan tutte‹: Yannick Spanier als Don studium. »Im Bachelorstudiengang, den auch das darstellerische und gesamt- Alfonso in ›La Scuola degli Amanti‹. ich zwischen 2010 und 2015 studiert musikalische Potenzial.« Naturgemäß 14
[SCHWERPUNKT] … Von seinen Studierenden erwar- tet der Professor, dass sie ›wach‹ sind: Yannick fast das gesamte Mozart-Reper- toire abdecken können, ebenso Rossini- Im Wintersemester 2016/17 »Außergewöhnliche Aufnahmebereit- Partien und die deutsche Spieloper. singt Yannick Spanier (Mitte) mit dem Sarastro in der schaft ist mir wichtig, auch Leiden- Dieses große Spektrum wird für einen ›Zauberflöte‹ seine erste große Basspartie. schaft für die Arbeit mit und an sich Anfänger vorausgesetzt, damit er im selbst, Organisiertsein, Repertoirekennt- Theaterspielplan universell eingesetzt Produktion ist ein Highlight, weil es nis, Fleiß und unbedingt Freude und werden kann.« Hinzu komme allmäh- sich so anfühlt, als ob man seinen Ar- positives Denken. Die Sängerin bzw. lich die Individualität einer Sänger- beitsplatz schon hätte.« Unvergessen der Sänger muss sich das Leben regel- persönlichkeit, die spezielle Partien bleiben ihm Mozarts ›Zauberflöte‹, in recht ersingen!« Ob es etwas gibt, das nahelegt. »Hier vertrauen wir auf die der er mit dem Sarastro seine erste alle Lehrenden des Studienbereiches in Führung durch die Opernhäuser.« große Basspartie sang, und der ›Sommer- ihren hervorragenden Ergebnissen ver- Einen Vorgeschmack auf die Ar- nachtstraum‹ von Benjamin Britten – eint? »Die unterschiedlichen pädagogi- beitsweise im professionellen Theater- »einfach schön!« schen Konzepte der international täti- betrieb gibt die HMTMH mit ihren Neben den Hauptfächern stehen gen Kolleginnen und Kollegen! Nur Opernproduktionen, vor allem mit je- ›Künstlerische Berufsspezifika‹ wie Ita- durch diese Vielfalt und besonders ner im Wintersemester auf der großen lienisch der Oper, Dialoggestaltung und durch den Austausch darüber entsteht Bühne des Richard Jakoby Saals. »Die Bühnentanz auf dem Stundenplan der die kollektive Intelligenz, die auf dem Hochschule organisiert diese Arbeits- Opernstudierenden. Im Wahlpflicht- Berufsmarkt selbstverständlich ist und phase so, dass die anderen Fächer ruhen bereich reichen die Angebote von Alter im konkreten Fall das Musiktheater und wir uns ganz auf diese Aufgabe ein- Musik über Lied und Oratorium bis hin trägt.« lassen können. Proben bis zehn Uhr zu Musikwissenschaft und Vom-Blatt- Sein Student Yannick Spanier sei abends und morgens um zehn schon Singen. »Neu eingeführt im sogenann- in den vergangenen Jahren ›in großen wieder hier sein, einmal nicht durch ten Professionalisierungsbereich ist das Schritten‹ vorangegangen. Etwa 20 Par- Klavier, sondern durch ein großes Vorsingtraining bei Prof. Weigold und tien des Opernrepertoires habe er sich Orchester begleitet werden, die gemein- Prof. Champert«, erzählt Yannick Spa- pünktlich zum solistischen Berufsein- same Feier nach der Dernière …«, nier. »Das stresst ein bisschen, ist aber stieg erarbeitet: »Als junger Bass muss Yannick Spanier strahlt: »Jede einzelne um ehrlich zu sein, eine sehr gute 16
»Als ob man den Arbeitsplatz schon hätte«: in der Maske für ›Ein Sommernachtstraum‹. Sache. Man ist immer nervös beim Vor- singen und je öfter man es macht und ein professionelles Feedback bekommt, desto besser. Gerade auch, weil unser Studiengangsleiter häufig Intendanten oder Agenten zu diesen Terminen ein- lädt – Herr Weigold hat da viele Kontakte und ist sehr aktiv für uns Studierende.« Aktiv sein, Kontakte knüpfen – gute Stichwörter auch für die angehen- den Opernsängerinnen und Opernsän- ger selbst. »Die Zeit, die ein Masterstu- dierender innerhalb der Hochschule verbringt, wird immer geringer. Man singt zunehmend mehr Konzerte, ist auf Wettbewerben unterwegs, bewirbt singen?‹ – Na klar, dann macht man das Engagement an der Staatsoper Hannover sich«, erklärt Yannick Spanier. »Die Leh- als Freundschaftsdienst, auch wenn die mit Prof. Ling weiterarbeiten. »Es heißt: renden unterstützen uns dabei natür- Zeit vor dem Abschlusskonzert eigent- Man lernt erst auf der Bühne wirklich lich, aber letztlich muss jeder selbst lich kostbar ist.« 45 Minuten reine Musik- singen, aber persönlich denke ich nicht, daran arbeiten, seinen Platz außerhalb zeit sind für diese Prüfung vorzubereiten, dass das reicht. Dadurch, dass deine der Hochschule zu finden. Und das ist davon 30 Minuten Musiktheater mit Stimme in dir drin ist und du sie nicht auch gut so.« Er selbst habe über einen Rezitativ, Arie und Ensemble und wei- mit den Händen ansteuern kannst wie Korrepetitor der HMTMH ein Vorsin- tere 15 Minuten Lied und Oratorium. ein Instrument, dadurch, dass ich mich gen bei einem Agenten bekommen, der Auch zeitgenössische Musik und drei selbst nicht so höre, wie mich andere ihm wiederum weitere Vorsingen ver- unterschiedliche Sprachen sind Pflicht. hören, ist es gut, sich immer wieder bei schaffte. Dr. Cornelia Preissinger, der Yannick Spanier hat mit seiner seinem Lehrer rückzuversichern. Dass Künstlerischen Betriebsdirektorin der Masterabschlussnote einen Studien- wir nun noch weitere zwei Jahre eng Staatsoper Hannover, begegnete der platz in der Soloklasse der HMTMH er- zusammenarbeiten können, ist ein junge Bass im Vorsingtraining seines halten und wird parallel zu seinem Glücksfall für mich!« von Silke Reinhard Studiengangs und zuvor bereits in ihrer Eigenschaft als Jurymitglied beim Mari- Seinen ersten Gesangsunterricht Warberg und sang den Arkel in Debussys tim Musikpreis. »Als der Wettbewerb erhielt yannick spanier 2009 in seinem ›Pelléas et Mélisande‹ am Thalia Theater vorbei war, sprach sie mich an und riet Geburtsort Vlotho bei Claudia Lücking. in Hamburg. Aufführungen von Oratorien mir bei der Staatsoper vorzusingen. Das Seit 2010 studiert er Gesang an der (›Weihnachtsoratorium‹ und andere Kan- sei jetzt genau das Richtige für mich … HMTMH, zunächst in der Gesangsklasse taten von Johann Sebastian Bach, ›Krö- und ja, es hat geklappt!« von Jacques Schwarz, seit 2015 bei Prof. nungsmesse‹ von Wolfgang Amadeus Wenn Yannick Spanier auf seine Dr. Peter Anton Ling. Im Studienjahr 2013/ Mozart) sowie anderer geistlicher Vokal- Zeit an der HMTMH zurückblickt und 2014 führte er seine Studien in Frankreich musik (wie ›Petite messe solenelle‹ von nach den großen Pluspunkten seines am Conservatoire de Toulouse fort und Gioachino Rossini) führten Yannick Spa- Studiums befragt wird, gibt er die erweiterte so besonders sein Repertoire nier auch in das französische und spani- hohe Zahl an Hauptfachlehrenden und der französischen Vokalmusik. sche Ausland. Im März 2016 war er im Rah- die sehr guten Korrepetitorinnen und Im Laufe seines Studiums wirkte der men eines Meisterkurses von Peter Kooji Korrepetitoren, die Opernphasen, vor Bass bei diversen Opernproduktionen der als Jesus in Bachs ›Johannespassion‹ in allem aber auch den Zusammenhalt Hochschule mit, wie z. B. ›Die Krönung der Hannover zu hören. 2017 debütierte er in unter den Kommilitoninnen und Kom- Poppea‹ von Claudio Monteverdi oder einem Galakonzert am Gewandhaus Leip- militonen an. »Das Klima untereinan- ›Street Scene‹ von Kurt Weill. 2014 ver- zig. Ab der Spielzeit 2017/18 ist Yannick der ist einfach gut. Wenn jemand fragt körperte er Benoît und Alcindoro in der Spanier an der Jungen Oper Hannover ›Kannst du nicht in meiner Prüfung mit- Oper ›La Bohème‹ von Puccini auf Burg engagiert. 17
den applaus b e ko m m e n a n d e r e Beruf und Berufung: Korrepetitorinnen und Korrepetitoren an der Oper sind engagierte Alleskönner am Klavier. Ein Interview Paul Weigold und Anne Champert lehren an der HMTMH im Bereich Opernkorrepetition. › Lieber Daniel Rudolph, woher rührt Ihr Der Professor für Dirigieren und die Professorin für Ensemblearbeit und Partienstudium Wunsch, in die Opernkorrepetition zu gehen? blicken mit viel eigener Arbeitserfahrung auf dieses Berufsfeld und wissen, es lohnt sich, bei Pianistinnen und Pianisten dafür zu werben. Daniel Rudolph studiert im dritten Daniel Rudolph (D. R.): Meine Eltern wa- Semester in Hannover mit der Absicht, künftig im Musiktheater mit Sängerinnen und ren schon immer aktive Chormitglie- Sängern zu arbeiten. Melanie Bertram sprach mit ihnen über das Studium und die der und ich so seit Kindertagen mit Ge- Entwicklung des Fachs Korrepetition in Deutschland. sang und Stimme ›vertraut‹. Mit etwa sieben Jahren wollte ich unbedingt › Als Teil des Masterstudiengangs Dirigie- spezialisierten Vocal-Coaches, die mit Klavier spielen lernen. Für mich hat sich ren bietet die HMTMH das Schwerpunkt- Sängern für bestimmte Fächer arbeiten. früh eine Verbindung zwischen Gesang fach Opernkorrepetition an. Lieber Herr Wir bieten Pianistinnen und Pianisten und Klavierspiel aufgebaut. Ich habe ge- Weigold, liebe Frau Champert, bitte erläu- die Spezialisierungsmöglichkeit Opern- lernt, auf den Dirigenten und den Chor tern Sie mir die Position einer Korrepetito- korrepetition an … zu achten und meine Spielweise darauf- rin/eines Korrepetitors an der Bühne. hin flexibel anzupassen. Ich kann schnell Anne Champert (A. C.): Diese Karriere von neue Stücke lernen und habe ein ausge- Paul Weigold (P. W.): Korrepetitoren ver- der Repetition zur Kapellmeister-Tätig- prägtes Musikliteraturinteresse. Das mitteln musikalisch zwischen den keit ist in Deutschland durch den hier hat sich ganz natürlich miteinander so Singenden, dem Dirigenten und dem weltweit einzigartigen Repertoirebe- entwickelt. Ich wurde gewissermaßen Orchester. Sie begleiten mit viel Flexibi- trieb im Gegensatz zum Stagionesys- von selbst mit dem Handwerkszeug für lität und psychologischem Geschick die tem begünstigt. Im Stagionesystem, in die Korrepetition ausgestattet. Sängerinnen und Sänger in der Proben- dem ein Stück en bloc gezeigt wird, phase und bereiten mit ihnen am Kla- werden Pianisten oft pro Produktion en- A. C.: Daniel hat viele wichtige Punkte vier ihre jeweiligen Rollen vor. Früher gagiert. Das fordert Profilierung und erfasst. Eine gute Klavierbasis und die war es so, dass Dirigenten zunächst als Spezialisierung. Beide Systeme brau- Lust auf die Arbeit mit Stimme, ein Korrepetitoren tätig waren. Herbert chen aber umfassend gebildete Repeti- gutes Gehör für den Klang und dafür, von Karajan zum Beispiel war ein sehr toren für die Einstudierung, die Beglei- wie Sängerinnen und Sänger das Best- guter Repetitor, der zum Teil selbst die tung der szenischen Proben und für die mögliche aus der Partie herausholen Einstudierung der Opernpartien über- nommen hat. Inzwischen haben sich die Berufsbilder deutlich ausdifferen- Orchesterdienste am Klavier, Cembalo oder Hammerklavier. Von ihnen wird außer den pianistischen Fähigkeiten können, sowie eine schnelle Auffassungs- gabe und ein ausgeprägtes Interesse an … ziert. Ein Korrepetitor muss heute nicht viel Wissen verlangt: sprachlich, stimm- Berufspraxis während des Studiums: Daniel mehr zwingend dirigieren (wollen) und lich, stilistisch. Genau deshalb ist ein Rudolph begleitete das Ensembleprojekt zur umgekehrt, ein Dirigent nicht unbe- Masterstudiengang wie der bei uns an Oper ›Eugen Onegin‹ im Juli 2017 in Studio D dingt Pianist sein. Aus dem anglo-ameri- der HMTMH sehr sinnvoll. Wir bereiten am Klavier. Die Musikalische Leitung hatte kanischen Raum kommt der Trend zu gezielt auf diesen Arbeitsalltag vor. sein Professor Paul Weigold inne. 18
spielen. Darum habe ich im Dezember 2016 vielleicht auch den Karl-Berge- mann-Blattspielwettbewerb an der Hoch- schule gewonnen. P. W.: Opern-Klavierauszüge haben oft 300, 400 Seiten, die in kurzer Zeit be- wältigt werden wollen, da ist gutes Blattspiel eine wichtige Voraussetzung. Wobei der Klavierauszug nur als Skizze des Orchesterklangs dient. Daraus eine Fassung zu erstellen, die sich möglichst nah am Orchesterklang bewegt, ist die Aufgabe. Gute Korrepetitoren benöti- gen sehr viel Eigeninitiative, Selbststän- digkeit und Fleiß. Die Studierenden ar- beiten dafür während des Studiums eng mit den Sängern, begleiten zum Beispiel das Vorsingtraining. Und sie sind wichtiger Teil der jährlichen Opernproduktionen, sei es assistierend Prof. Anne Champert lehrt seit Dieses Geflecht, das mich seit meiner oder auch selbst vom Klavier aus lei- 2014 an der HMTMH im Bereich Ensemblearbeit und Kindheit prägt, führte sich fort. Nach tend wie bei den Produktionen in Stu- Partienstudium. vier Jahren war für mich klar, dass ich dio D. Das ›Standardrepertoire‹ als auch weiter mit Sängerinnen und Sän- Grundlage für den Job umfasst viel- der Gattung Oper mit allem was dazu- gern arbeiten will. Die Bewerbung für leicht 30 Opern. Davon versuchen wir gehört – zum Beispiel auch die Arbeit den Master Kammermusik/Liedgestal- während des zweijährigen Studiums im Theaterbetrieb – qualifizieren für tung an der HMTMH bei Jan Philip möglichst viel zu vermitteln. eine gute Opernkorrepetition. Schulze folgte daraus. Inzwischen hat sich hier ein tolles Netzwerk aufgebaut. A. C.: Die Berufsrealität ist tatsächlich › Beherrschung der Technik des theater- Und jetzt studiere ich Opernkorrepe- hart: Man muss gerade in den ersten gemäßen Klavierspiels für die relevanten tition – im Master Lied gab es dieses Jahren immer weiter Repertoire lernen. Stilepochen, Umgang mit Stimmen und Nebenfach bei Herrn Bauche. Das hat Man ist immer in der Situation, Neues Gesangsliteratur, Kennenlernen des pro- mich nicht losgelassen und passt ein- erfassen zu müssen. Mit der Zeit wird fessionellen Opernbetriebs – diese The- fach für mich. dies besser. Fertig ist man aber nie. Ich men stehen folgerichtig auch im Fokus des entdecke auch immer wieder Stücke, Schwerpunktfachs. Woher kommen die Stu- A. C: Stichwort Profil: In diesem Job bil- die ich noch nie gespielt oder live ge- dierenden und was müssen sie mitbringen? den viele durch eigene musikalische hört habe. Praxiserfahrung Expertisen aus, für die P. W.: Der Studienzugang hängt ganz sie dann gefragt sind: Wenn jemand – wie › Vom Übergang in die Berufsrealität klar von der eigenen Profilbildung und ich als Muttersprachlerin Französisch – haben wir noch nicht explizit gesprochen. den Potenzialen des einzelnen Studie- einen Sprachschwerpunkt hat, dann Welche Praxisanteile gibt es im Studium und renden ab: Musikvermittelnde grund- kann man Sänger besonders gut bei der wo können die Studierenden anknüpfen? ständige Studiengänge, Klavier oder Einstudierung französischer Partien un- auch Liedbegleitung sind typische Vor- terstützen. Daniel hat bereits viel Arbeits- P. W.: Wir bieten natürlich Hospitations- bildungen für den Masterstudiengang erfahrung im Bereich Chor und Lied. möglichkeiten für erste Praxiseinhei- Dirigieren mit dem Schwerpunkt Opern- ten und zur eigenen Netzwerkbildung korrepetition. D. R.: Mein Ziel ist aber auch immer, fle- – beispielsweise an den Häusern in xibel zu bleiben: Von Renaissance über Wien, Hamburg, Berlin, Braunschweig, D. R: Ich habe zunächst ein Klavierstu- Klassik bis zu Jazz, Rock, Pop oder Gospel Osnabrück oder auch direkt hier in dium in Lübeck bei Konstanze Eickhorst habe ich schon alles begleitet. Das schult Hannover. Daniel zum Beispiel war für absolviert. Das Nebenfach Liedgestal- ungemein. Ich kann mit viel Notentext vier Wochen in Wien und hat die Pro- tung hat mich dort sofort interessiert. gut umgehen und sehr gut vom Blatt ben für eine Gluck-Oper mit begleitet. 20
Und im Februar saß er beim Vorsingen viel Arbeit im Verborgenen leistet und enleiterin an der Deutschen Oper Berlin für die Junge Oper an der Staatsoper selbst nicht im Rampenlicht steht. und dort für die musikalische Einstudie- Hannover am Klavier und hat über- Wem das nicht so wichtig ist, der kann rung der Solistinnen und Solisten verant- zeugt. Ab September ist er für eine Pro- hier durchaus seine Erfüllung finden. wortlich. Sie wird als Gastcoach u. a. re- duktion für die Junge Oper engagiert. gelmäßig an die Komische Oper Berlin, zu Diese Praxiseinheiten sollen genau D. R.: Meine ersten Hospitationen waren den Bregenzer Festspielen sowie an die diese Brücke zur Berufsrealität schaffen jedenfalls sehr positiv und ich wäre Israeli Opera Tel Aviv eingeladen. und sind nicht zuletzt auch Möglichkei- nach Studienende gern Teil des Teams ten für den Berufseinstieg. für die musikalische Einstudierung an paul weigold war am Stadtthea- einer Oper. Wie das genau aussehen ter Würzburg und an der Hamburgischen A. C.: Zudem bietet die gute Ensemble- wird, wird sich noch zeigen. Ich habe Staatsoper engagiert, als Chefdirigent und Chorstruktur in Hannover unseren allerdings auch Lust, weiter für Lied auf und künstlerischer Leiter an der Wiener Studierenden zahlreiche Möglichkeiten der Bühne zu stehen. Ich bleibe offen. Kammeroper, war Studienleiter und Assis- zur Qualifikation und für die Ausbil- tent des Musikdirektors Seiji Ozawa an dung ihres eigenen künstlerischen Netz- Weitere Informationen: www.hmtm-han- der Wiener Staatsoper. Er dirigierte an vie- werkes und Profils außerhalb der Hoch- nover.de/de/bewerbung/studienangebote/ len bedeutenden Opernhäusern wie der schule – das fördert die Selbstständigkeit Wiener Staatsoper, der Opera Bastille und die Vielfältigkeit. Dieser Beruf ist anne champert war als Repetitorin an Paris, dem Teatro Regio Turin, dem Teatro nicht nur ein Job, für mich ist es auch der Scottisch Opera, Glasgow, und der Real Madrid, der Wiener Volksoper und eine Art zu leben und zu arbeiten. Opéra National de Paris engagiert. Seit der Komischen Oper Berlin. Aktuell unter- 1999 arbeitet sie in Deutschland, zuerst richtet Paul Weigold außer an der HMTMH P. W.: Man muss sich allerdings im Kla- am Saarländischen Staatstheater Saar- auch als Gastprofessor an der Hanyang ren sein, das man als Korrepetitor sehr brücken. Von 2004 bis 2014 war sie Studi- Universität in Seoul. Seit vielen Generationen bewegen wir HANNOVERS MU S I KWELT Spezialtransporte von Flügeln und Pianos Aus Tradition gut! Dreihornstraße 7 ∙ 30659 Hannover ∙ Telefon 0511 - 64 79 876 ∙ info@klavierhoffmann.de ∙ www.klavierhoffmann.de 21
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