Chirurgie - Berufsverband Österreichischer Chirurgen

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Chirurgie - Berufsverband Österreichischer Chirurgen
P.b.b. Zulassungsnummer: 05Z036134M, Verlagspostamt: A-1090 Wien

Chirurgie             Mitteilungen des Berufsverbandes Österreichischer Chirurgen (BÖC)
                      und der Österreichischen Gesellschaft für Chirurgie (ÖGCH)

                      Indikationen für FDG/PET in der Onkologie
                      Zystische Tumore des Pankreas
                      Lebensqualität nach Gastrektomie

                                                                                          1|2018
Chirurgie - Berufsverband Österreichischer Chirurgen
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                     w w w. a e r z t e s e r v i c e . c o m
Chirurgie - Berufsverband Österreichischer Chirurgen
Inhaltsverzeichnis

Inhalt
4    Editorial

5    Indikationen für die kombinierte
     FDG-PET/Untersuchung in der Onkologie
     AutorInnen: Priv.-Doz. Dr. Christina Tugendsam,
     Dr. Brigitta Schmoll-Hauer, Univ.-Prof. Dr. Amir Kurtaran; Wien

13

17
     Zystische Tumore des Pankreas
     Autor: K. Sahora, Wien

     How I do it –
                                                                                              5
     Rekonstruktion nach iatrogener Gallengangsverletzung
     Autor: P. Götzinger, St. Pölten

18   How we do it –
     Rekonstruktion nach iatrogener Gallengangsverletzung
     AutorInnen: D. Kniepeiss, P. Schemmer; Graz

20   Postoperative Lebensqualität nach Gastrektomie
     AutorInnen: C. Rabl, K. Emmanuel; Salzburg

21   Junge Chirurge
     Rotation – quo vadis?
     AutorInnen: E. Gschwandtner, Graz, M. de Cillia, Salzburg,
     C. Pizzera, Graz

23   Fortbildung
     Chirurgie2

ÖGCH
24   Einladung zur Vollversammlung
     der Österreichischen Gesellschaft für Chirurgie ÖGCH
                                                                                 t at i o n
25   Georg Stumpf Stipendium für Krebsforschung der
                                                                            Ro
     Österreichischen Gesellschaft für Chirurgische Onkologie (ACO-ASSO)

                                                                           qu
                                                                                o vadis
                                                                                        ?

Service
26

27
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     Aufklärung und Dokumentation

     Impressum
                                                                                      21
28   Terminkalender

30   ACP Kurse 2018

31   Ansprechpartner

                                                                                       Chirurgie · Ausgabe 1/2018   3
Chirurgie - Berufsverband Österreichischer Chirurgen
Editorial

                                     Liebe
                                     Kolleginnen und Kollegen!
                                     Neue Farben – alles wird besser?

                                     Der WählerInnenwille hat uns einen Wechsel im politischen Farbspektrum
                                     beschert und man stellt sich jetzt die Frage, welche neuen Konzepte unser
                                     Gesundheitssystem, angeblich das weltbeste, noch weiter verbessern oder
                                     für die Zukunft sichern kann. Liest man sich die paar Seiten zum Gesundheits-
                    A. Salat, Wien   programm des umfassenden Regierungsprogramms durch, so indet man nur
                                     wenig wirklich Konkretes. Dafür umso mehr schön Formuliertes, das später
                                     einmal in alle Richtungen interpretierbar sein wird. Unter Begrifen wie z.B.
                                     Flexibilisierung, Harmonisierung, Eizienzsteigerung werden wir noch sehen
                                     „was alles so gehen wird“. Oder was versteckt sich etwa hinter der „Adaptierung
                                     des Krankenanstalten-Arbeitszeitgesetzes“. Oder hinter der „Diskussion der
                                     Reform des Krankenanstalten-Finanzierungssystems“. Nach Veränderung hört
                                     sich das schon an, aber nach Verbesserung auch? Oder, was heißt eigentlich für
                                     den Spitalsalltag ein „eizientes System zur Steuerung der Patientenströme“.
                                     Das erinnert an Transparenz wie bei der gleichnamigen Datenbank.

                                     Also alles anders als früher und dies jedenfalls „moderner“, denn e-Health
                                     Anwendungen wie die e-Medikation und der e-Befund gaukeln den BürgerInnen
                                     vor, dass etwas an der medizinischen Versorgung bereits besser geworden wäre
                                     oder bald sein wird. Dabei ist ja zumindest die blaue Fraktion mit der erlebten
                                     Bürgernähe nach dem Motto „(nur) wir wissen was das Volk will“ angetreten.
                                     Eine Reduktion der Wartezeiten in Ordinationen und Spitälern, keine Restrik-
                                     tion teurer, aber efektiver Therapien, keine Zweiklassenmedizin, keine über
                                     20 Krankenkassen samt Verwaltungsapparaten, keine ins Ausland abwandernde
                                     JungärztInnen und dafür unbesetzte Kassenstellen in wenig attraktiven Gebieten
                                     des Landes, etc. Es zeigt sich also, dass hier ein weites Betätigungsfeld vorhan-
                                     den ist, das allerdings nicht mit Schlagworten bedienbar sein wird. Dabei könnte
                                     die efektive Nutzung unserer Ressourcen – wie anhand konkreter Beispiele
                                     vom Rechnungshof bei diversen Prüfungen vorgeschlagen – unter Einbindung
                                     der betrofenen Berufsgruppen das Vertrauen in das System wieder stärken.

                                     Die Zeit des Wahlkampfes ist nun bereits 6 Monate vorbei, jetzt sollten endlich
                                     auch einmal konkrete Taten mit spürbaren Ergebnissen den schönen Worten
                                     folgen. Und das rasch, zumal Frau Hartinger-Klein als profunde Kennerin des
                                     Gesundheitssystems in die Funktion der neuen Gesundheitsministerin promo-
                                     viert wohl keine Einarbeitungszeit braucht,

                                     meint Ihr

                                     Andreas Salat

                                     Korrespondenzadresse
                                     Univ.-Prof. Dr. Andreas Salat
                                     BÖC Generalsekretär und Schriftführer
                                     Alser Straße 4, A-1090 Wien
                                     Tel: +43-(0)1-405 13 83 - 37 | Fax: +43-(0)1-407 82 74
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4   Chirurgie · Ausgabe 1/2018
Chirurgie - Berufsverband Österreichischer Chirurgen
Chirurgische Onkologie

Indikationen für die
kombinierte FDG-PET/Untersuchung in der Onkologie
Bei der PET-Diagnostik werden radioaktiv markierte Biomoleküle (Tracer) verabreicht, die durch den radioak-
tiven Zerfall Signale erzeugen. Mittels PET-Geräte werden dann Tomographische-Bilder produziert. Das Ziel
ist die pathophysiologischen Prozesse auf molekularer Ebene darzustellen, weshalb die PET-Diagnostik wird
auch als Molekulare Bildgebung bezeichnet wird. Diese Entwicklung schreitet in den letzten Jahren zuneh-
mend in Richtung multimodaler Bildgebung voran. Seit etwa 15 Jahren werden PET Geräte nur mehr in Form von
Hybrid-Geräten mit CT (PET/CT) oder seit kurzem auch mit MRT (PET/MR) kombiniert hergestellt.
Im Folgenden wird der Stellenwert der PET/CT Technologie in der onkologischen Diagnostik und Therapie be-
schrieben, wobei der Schwerpunkt auf FDG-PET/CT liegt, die derzeit am häufigsten verwendete Hybridbild-
gebung darstellt.
Indikationen in Primärdiagnostik, Staging und Re-Staging sowie Therapieplanung und -kontrolle werden be-
sprochen. Sowohl Indikationen mit gesichertem (1a) als auch mit wahrscheinlichem (1b) Benefit finden Berück-
sichtigung.

Einleitung                                   dem Glucoseanalogon F-18-2-Fluoro-           entartetem Gewebe genauer charak-                                                                                    C. Tugendsam, Wien
Über mehrere Jahrzehnte waren sowohl         2-Deoxyglucose ([18F]FDG) (Abb. 1),          terisiert: die Expression von GLUT-
Diagnostik als auch Kontrolle des The-       in weit überwiegender Zahl wegen             Transportern und damit die Aufnahme
rapieerfolgs in der Onkologie traditio-      onkologischer Fragestellungen. Tumor-        von Glucose in die Zelle ist gesteigert,
nell in erster Linie von bildgebenden        speziische PET/CT Untersuchungen             und auch unter aeroben Bedingungen
Verfahren geprägt, die Aussagen über         mit Tracern, die sich sehr stark im          indet vermehrt Glycolyse statt (Ref. 1).
strukturell-anatomische Veränderun-          Tumorgewebe anreichern, kommen               Nuklearmedizinische Verfahren, allen
gen mit inzwischen sehr hoher Auf-           zunehmend zum Einsatz. Zu diesen             voran die FDG-PET sind prädestiniert,
lösung ermöglichen. Die funktionelle         Tracern zählen je nach Fragestellung         um diesen funktionellen Aspekt für ini-
nuklearmedizinische Bildgebung mit-          oder Tumorart 18F-Cholin, oder 68Ga-         tiales Staging und im Verlauf zu hinzu-
tels Positronenemissionstomographie          Somatostatin-Analoga, 68Ga-PSMA….            zufügen. FDG (also F18-Deoxyglucose)
                                                                                                                                                                                                               B. Schmoll-Hauer, Wien
(PET) hingegen liefert alleine oder –        Diese PET-Tracer sind allerdings nicht       wird wie Glucose über die GLUT Trans-
seit einigen Jahren zunehmend als            der Gegenstand dieses Artikels.              porter in die Zelle aufgenommen, ist
Hybrid-Untersuchung zusammen mit                                                          dort allerdings „metabolisch gefan-
der Computertomographie (CT) als             Prinzip des 18F-FDG PET/CT                   gen“ und wird nicht in den Gycolyse
PET/CT – relevante Informationen über        18
                                               F-FDG stellt der weltweit am häuigs-       Prozess eingeschleust. Somit kann
funktionelle bzw. Stofwechsel-Verän-         ten verwendete PET Tracer dar. Bei der       normaler und vermehrter Glucose-
derungen des betrofenen Gewebes.             FDG PET Untersuchung wird dem Pati-          Uptake in Zellen dargestellt werden.
Die dabei eingesetzten Radiophar-            enten eine geringe Menge einer radio-        Weil FDG-avide Tumorzellen in der
maka («Tracer») sind Positronenemit-         aktiv markierten (18F) Fluorodeoxyglu-       Regel einen hohen Stofwechsel haben
ter. PET-Scanner detektieren Paare           kose (FDG), injiziert. Diese Diagnostik      und viel mehr Zucker verbrauchen als
von Photonen aus dem Zerfall dieser          mit 18F-FDG basiert auf den Arbeiten         gesunde Zellen, reichert sich 18F-FDG                                                                                A. Kurtaran, Wien
Positronenemitter. Verwendet werden          von Otto Heinrich Warburg (1883–             dort vermehrt an. Nach der Injektion
Biomoleküle, markiert mit zahlreichen        1970), der vor Jahrzehnten zeigte,           in den Körper verteilt sich der Tracer im
Positronen-emittierenden Isotopen wie        dass malignes Gewebe einen gestei-           Gewebe und wird von den Zellen auf-
11
  C, 13N, 15O und 18F, bzw. 68Ga und 82Rb.   gerten Glukoseverbrauch aufweist.            genommen, die einen hohen Zucker-
    Weltweit erfolgen über 90 % aller        Inzwischen sind die Veränderungen
                                                                                                                                      © Institut für Nuklearmedizin mit PET/CT, KA Rudolfstiftung, 1030 Wien

PET bzw. PET/CT Untersuchungen mit           im Zellstofwechsel von maligne

                         HOH2C
                                                             O

    HO

                 HO
                                                            18
                                                                 F

                                                                        OH
Abb. 1: Fluroudeoxyglucose-18F oder abgekürzt FDG, der am häuigsten genutzte Tracer für   Abb. 2: Bronchuscarcinom mit großem,
PET/CT Untersuchungen, bei dem die Hydroxylgruppe in Position C2 durch das Radionuklid    den knöchernen Thorax destruierendem
Fluor-18 ersetzt ist                                                                      Tumoranteil rechts, SBL in den Rippen und
                                                                                          in der rechten Nebenniere.

                                                                                                                             Chirurgie · Ausgabe 1/2018                                                                                 5
Chirurgie - Berufsverband Österreichischer Chirurgen
Chirurgie - Berufsverband Österreichischer Chirurgen
Chirurgische Onkologie

umsatz haben (Gehirn, Herz, bösartige         FDG-PET hat einen hervorragenden                                    AutorInnen
Tumore und Metastasen). Die krank-        negativ prädiktiven Wert von 95 %;       Knochenläsionen                Priv.-Doz. Dr. Christina Tugendsam,
haften Zellen lassen sich dann auf        ein PET-negativer Rundherd muss in                                      Dr. Brigitta Schmoll-Hauer,
dem PET-Bild als Mehranreicherungen       der Regel nicht mediastinoskopisch       Knochenläsionen sind           Univ.-Prof. Dr. Amir Kurtaran
erkennen (Abb. 2)                         abgeklärt werden. Hingegen kann          häuig FDG-avid, dies
    Mit Hilfe der Bestimmung des          eine positive PET/CT Untersuchung        kann aber sowohl benigne als auch
FDG-Uptakes, des sog. Standardized        vor einer beabsichtigten kurativen       maligne Entitäten betrefen. Zum
Uptake Value (SUV), kann neben der        chirurgischen Intervention unnötige      Beispiel haben Riesenzell-Tumore
visuellen Beurteilung der PET-Bilder      (vergebliche) Operationen verhindern,    im Schnitt eine höhere FDG-Avidität
auch eine semiquantitative Beurtei-       wenn Metastasen detektiert werden        als maligne Chondrosarkome; auch
lung der Krankheitsaktivität gemacht      (Ref. 4)                                 andere lokal destruierende, aber
werden. Dabei wird die Speicherinten-         Obwohl die SUV-Werte der einzel-     benigne Prozesse wie die Langerhans-
sität einer Läsion in µCi/ml korrigiert   nen histologischen Subtypen einen        zell-Histiozytose können einen hohen
für Patientengewicht und applizierter     beträchtlichen overlap aufweisen und     Uptake zeigen. Generell haben stark
FDG Dosis gemessen. Aggressivere          somit die FDG PET nur sehr bedingt zur   FDG-avide Knochenläsionen meist
Malignome haben in der Regel signi-       Diferenzierung beiträgt, kann eine       einen hohen Anteil von Histiocyten
ikant höhere SUV-Werte als niedrig        Kombination dieser Werte mit etab-       oder Riesenzellen. Umgekehrt können
maligne, obwohl, ebenso wie bei der       lierten Tumormarkern wie NSE oder        maligne Prozesse wie Chondro-und
Unterscheidung benigne versus mali-       CYFRA-21 helfen, deren prädiktiven       Osteosarkome auch niedrige FDG-
gne, Überlappungsbereiche existieren      Wert zu verbessern, wenn auf invasive    Avidität zeigen, und als benigne fehl-
und keine eindeutigen cutof Werte         Abklärung mittels Biospie verzichtet     klassiiziert werden. Dies betrift im
deinierbar sind.                          werden muss (Ref. 5)                     Wesentlichen low-grade Malignome.
    Die Kombination der FDG-PET mit           Beim SCLC spielt die FDG-PET eine    Gerade bei Knochentumoren ist die
der CT in einem Kombinationsgerät         geringere Rolle in der Primärdiagnos-    direkte Kombination mit der morpho-
(PET/CT) ermöglicht den funktionel-       tik, wird jedoch zunehmend im Rah-       logischen Charakterisierung durch die
len Daten die strukturell-anatomische     men des Stagings eingesetzt, insbe-      CT Untersuchung von großem Vorteil
Veränderung zuzuordnen. Damit kann        sondere, aber nicht nur, bei klinisch    (Ref. 9). Hingegegen kann die PET/CT
jede Komponente optimal genutzt           suspiziertem limited disease.            zum Staging (Suche von Fernmetas-
werden. Nach der technischen Rea-             FDG-PET/CT diferenziert sehr gut     tasen) bei hohem Tumorgrading von
lisierung war die Anwendung in der        zwischen benignen und malignen           Sarkomen eingesetzt. Eine prospek-
Onkologie zum Staging eine der ersten     Pleuraläsionen, und detektiert mehr      tive multicenter Studie ergab einen
zugelassenen Indikationen. Es konnte      nodale Herde des malignen Pleurame-      hohen Stellenwert von FDG-PET in der
gezeigt werden, dass die diagnosti-       sothelioms als die Bildgebung alleine    Detektion von Primären-Tumor und
sche Genauigkeit einer PET/CT-Unter-      (Ref. 6).                                Metastasen mit höherer Sensitivität
suchung der separat durchgeführten                                                 und Speziität im Vergleich mit konven-
PET- und CT-Untersuchung überlegen        Unklare Leberläsionen                    tioneller Bildgebung bei Osteosarkom
ist (Ref. 2). Weltweit werden über 90 %                                            und Rhabdomyosarkom. Niedriggra-
der PET/CT Untersuchungen aufgrund        Die häuigsten malignen Läsionen          dige Tumore zeigen oft keine patholo-
onkologischer Fragestellungen durch-      der Leber sind Sekundärblastome, in      gische FDG-Anreicherung (Ref. 10)
geführt, die Indikationenliste fortlau-   der Häuigkeit führend Metastasen            Beim hochmalignen Ewing-Sarkom
fend erweitert.                           eines Colorectal-Carcinoms. Obwohl       sind Sensitivität und Speziizität der
    Die hier gegebene Übersicht kann      die Primärdiagnostik des Colorectal-     FDG-PET/CT Untersuchung mit jeweils
daher nur eine Momentaufnahme in          Carcinoms durch MRI/CT erfolgt, kann     95 % exzellent, es gibt eine robuste
einem spannenden Prozess sein.            FDG-PET/CT einen wertvollen Beitrag      Datenlage hinsichtlich der Überle-
                                          in der Charakterisierung unklarer        genheit gegenüber anderen diag-
PET-CT zur Tumor Detektion                Leberherde leisten, ebenso wie in        nostischen Modalitäten, wobei die
                                          der Detektion extrahepatischer Mani-     CT Komponente hier eine wichtige
Unterscheidung benigne/                   festation vor chirurgischer Interven-    Informationsquelle hinsichtlich pul-
maligne                                   tion von Lebermetastasen (Ref. 7).       monaler SBL darstellt (Ref. 11).
Unklarer Lungenrundherd                   Die FDG-PET/CT Untersuchung stellt          FDG-PET/CT kann auch hilfreich
                                          für das HCC keine 1a/1b Indikation       sein in der Unterscheidung benigner
Die PET/CT-Diagnostik ist als Routine-    dar. Das hepatozelluläre Carci-          vs. maligner Kompressionsfrakturen,
untersuchung bei vermutetem Bron-         nom (HCC) kann allerdings durch          da die Bildgebung allein oft wenig aus-
chialkarzinom etabliert (Ref. 3).         PET-CT hinsichtlich des Diferenzie-      sagekräftig ist.
    Die PET/CT mit F-18-FDG ist eine      rungsgrades charakterisiert wer-
sensitive (> 90 %) und speziische         den, während für die Primärdetek-        Multiples Myelom
(> 80 %) Methode zur Primärdiagnose       tion die 4-Phasen MDCT bzw. MR
eines Bronchialcarcinoms (NSCLC) bei      (mit KM) derzeit Goldstandard ist.          FDG-PET ist geeignet um bei smoul-
solitärem Lungenrundherd, sofern die-     Eine mögliche Fragestellung ist die      dering Myeloma diejenigen zu identii-
ser mindestens 8 mm DM aufweist –         Vorhersage eines Rezidivs nach Leber-    zieren, bei denen ein hohes Risiko hin-
und auch die genaueste nichtinvasive      Transplantation bei HCC mit einer        sichtlich Progression in aggressiveren
Methode zum Staging eines Bronchial-      erhöhten Wahrscheinlichkeit in PET-      Verlauf besteht, auch bei Patienten mit
carcinoms, siehe weiter unten             positiven Patienten (Ref. 8)             MGAN (monoklonale Gammopathie-

                                                                                                                  Chirurgie · Ausgabe 1/2018       7
Chirurgische Onkologie

                       assoziierte Neuropathie), um Plas-              FDG PET wird von der IAEA auch       kann, ist sie eine sinnvolle Methode
                       mozytome zu detektieren, die einer          für Länder mit hohen endemischen         zur weiterführenden Abklärung in die-
                       Bestrahlung zugänglich sind (Ref. 12).      Tbc Raten als efektive Abklärungs-       ser Situation. Der Vorteil besteht auch
                                                                   methode unklarer mediastinaler           darin, dass inlammatorische Herde,
                       Andere Tumor-Entitäten                      Lymphknoten empfohlen, die Diskri-       welche ebenso wie neoplastische Ver-
                                                                   minierung entzündlich vs. maligne        änderungen als Ursache des Fiebers
                       Kardiale Raumforderungen sind immer         ist jedoch gerade in diesem Kontext      in Frage kommen, ebenfalls FDG-avid
                       wieder eine diagnostische Herausfor-        oft nicht eindeutig möglich, da aktive   sind, und zur Darstellung kommen.
                       derung und FDG-PET/CT kann Tumor-           Tuberkuloseherde einen sehr hohen        Einschränkungen sind in erster Linie
                       Thrombosen von den wesentlich häu-          FDG-Uptake zeigen können (Ref. 15).      die Gewebe mit physiologisch hohem
                       igeren venösen Thromboembolien,                 Die FDG-PET/CT kann in solchen       FDG uptake. Beispielweise kann eine
                       welche bei malignen Erkrankungen            Situationen aber sehr wohl wertvoll      Endokarditis der natürlichen Klap-
                       gehäuft auftreten, unterscheiden hel-       sein, um zu entscheiden, von welcher     pen nicht in der FDG-PET dargestellt
                       fen, obwohl inlammatorische Verän-          Stelle Biopsien entnommen werden         werden, während Klappenprothesen-
                       derungen der Thromben die Diferen-          sollten (s. unten)                       Endocarditis der FDG-PET Diagnostik
                       tialdiagnostik erschweren können. Die           Verwandt mit der Frage der Dig-      zugänglich ist. Eine rezente Studie
                       seltenen primären cardialen Angiosar-       nität zufällig entdeckter vergrößer-     ergibt, dass FDG-PET bei FUO unnötige
                       kome können mit PET/CT detektiert           ter Lymphknoten ist diejenige nach       Untersuchungen verhindern, die Kran-
                       werden (Ref. 13).                           der Primumsuche bei Malignomen,          kenhausdauer reduzieren kann und
                           Obwohl in 15–30 % der non-Hodg-         die über sekundärblastomatöse            somit kostengünstige Untersuchung
                       kin Lymphome eine kardiale Mitbetei-        Läsionen erstdiagnostiziert werden.      darstellt (Ref. 18)
                       ligung besteht, ist diese im FDG-PET        FDG-PET/CT ist in dieser Situation
                       nur schwierig von den physiologischen       eine Methode mit guter Aussage-          Paraneoplastische
                       Schwankungen der FDG-Aufnahme im            kraft, unter der Annahme, dass der       Tumorsyndrome
                       Myocard zu diferenzieren.                   Primärherd eine Grösse von mindes-       Neoplasien können asymptomatisch
                           Testikuläre Tumore können zufolge       tens 8–10 mm aufweist. Bei etwa          sein, Lokalsymptome oder Symptome
                       einer kleinen Studie mit guter Sensi-       7 % aller Tumoren (2–9 %) im Kopf-       der konsumierenden Erkrankung ver-
                       tivität und Speziizität unterschieden       Hals-Bereich manifestiert sich die       ursachen, selten allerdings auch über
                       werden (Ref. 14).                           Erkrankung primär als eine Metas-        die Produktion von Hormonen oder
                           FDG-PET spielt nur eine untergeord-     tase am Hals, und wir kennen den         Cytokinen bzw einer Immunreaktion
                       nete Rolle in der Primärdiagnostik von      Primärtumor nicht. Die Suche nach        gegen den Tumor – sogenannte para-
                       Malignomen mit entweder niedriger           dem Primum ist oft langwierig, kos-      neoplastische Syndrome.
                       FDG-Avidität wie beispielsweise GEP-        tenintensiv, für den Patienten belas-        Bronchus-Carcinome oder Thy-
                       NET (wo allerdings andere Radionuk-         tend und oft frustran. In weniger als    mome können etwa ein paraneoplas-
                       lide eine herausragende Rolle spielen)      20 % der Fälle gelingt der Nachweis      tisches Cushing Syndrom verursachen.
                       oder in Geweben mit physiologisch           des Primum durch konventionelle              Analog zur Primumsuche bei Meta-
                       hohem FDG-Uptake wie dem Magen              Diagnostik inkl. Panendoskopie. Im       stasen als Erstmanifestation kann die
                       oder dem Gehirn. Bei anderen Tumor-         Falle eines initialen zervikalen CUP-    FDG-PET/CT Untersuchung eingesetzt
                       Entitäten wird die Aussagekraft der         Syndroms steigt die 5-Jahres Über-       werden, um den verursachenden
                       CT hinsichtlich Primärdiagnostik nicht      lebensrate durch eine rechtzeitig        Tumor zu detektieren und im Idealfall
                       verbessert, Beispiele wären Cervix-,        gestellte Diagnose auf über 90 % an.     zu resezieren. Die FDG-PET allein ist
                       Endometrium- oder Ovarial-Carcinom.         Sehr kleine Läsionen, die beim CUP-      in dieser Situation der kombinierten
                       Auch das Prostata-Carcinom, dessen          Syndrom gehäuft auftreten, können        FDG-PET/CT Untersuchung hinsichtlich
                       Zellen nicht dem Warburg Efekt unter-       eventuell radiologisch übersehen         diagnostischer Performance fast eben-
                       liegen, wird in der FDG-PET Untersu-        werden. Durch PET/CT können unbe-        bürtig (Ref. 19).
                       chung nicht dargestellt. Hier ist Cholin-   kannte Primärherde endeckt die bei
                       PET die Methode der Wahl.                   konvetioneller Bildgebung oft unen-      Selektion einer geeigneten Stelle
                           Beim Nierenzellkarzinom ist die         deckt bleibt (Ref. 16, 17)               zur Biopsie
                       Diagnostik sowohl durch die Tatsache,                                                   Bei der Planung einer Biopsie zur
                       dass FDG über die Nieren ausgeschie-        Fieber unklarer Ursache (fever of        histologischen Diagnosesicherung
                       den wird, als auch das auf der anderen      unknown origin, FUO)                     spielen mehrere Faktoren ein Rolle:
                       Seite diese Tumorentität oft nicht FDG-     Patienten, die sich mit FUO, deiniert    nicht immer ist der suspekteste
                       avid ist, behindert.                        als mehrfach gemessene Körpertem-        Herd einer transkutanen Biopsie
                                                                   peratur von über 38.5 °C über min-       zugänglich, während bei anderen
                       Primumsuche (CUP)                           destens 3 Wochen und Unmöglichkeit       Herde dies leicht möglich ist. Insbe-
                                                                   in 1 Woche stationären Aufenthalts       sondere in der Abklärung des Bron-
                       Metastasen als Erstbefund bei               eine Diagnose zu stellen, präsentie-     chuskarzinoms ist die Biopsie des
                       unbekanntem Primum                          ren, haben zu ca. 15 % eine maligne      Primärherdes komplikationsträchtig
                       Aufällige Lymphknoten, die als Zufalls-     Grunderkrankung, bei der die anhal-      (Pneumothorax, Embolien, Vorhof-
                       befund in der Bildgebung erscheinen         tend erhöhte Temperatur das Erst- bzw.   limmern), sodass die Biopsie einer
                       (zB mediastinale Lymphknoten im             zunächst einzige Symptom darstellt.      sekundärblastomatösen Verände-
                       Thorax-CT) können mit FDG-PET hin-             Da die FDG-PET/CT eine Aussage        rung, etwa einer Knochenmetastase
                       sichtlich Dignität beurteilt werden.        über Hals- bis Beckenorgane machen       vorzuziehen ist. In diesem Rahmen

8   Chirurgie · Ausgabe 1/2018
Chirurgische Onkologie

kann die FDG-PET/CT herangezogen         Mamma-Carcinom
werden, um die Läsion zur Biopsie
auszuwählen (Ref. 20).                   PET/CT bei Hoch-Risiko-Patientinnen
                                         (Verdacht auf multifokales/dissem-
PET-CT zum (Re-) Staging

                                                                                                                                © Institut für Nuklearmedizin mit PET/CT, KA Rudolfstiftung, 1030 Wien
                                         niertes Geschehen) oder bei Verdacht
Staging und Restaging sind Hauptein-     auf ein Rezidiv (beim Re-Staging) ist
satzgebiete der kombinierten FDG-        die Methode der Wahl (Ref. 25). PET/CT
PET/CT, deren Ergebnis wesentlich        ist insbesondere geeignet zur Gewin-
dazu beitragen kann, Prognose und        nung von Information über metaboli-
Therapieanschlagen einzuschätzen         sche Aktivität und Metastasierung bei
und in Folge das Procedere anzupas-      lokal fortgeschrittenem und inlamm-
sen (Ref. 21).                           atorischem Brustkrebs. Dagegen hat
                                         sie keinen Stellenwert um unklare
Primäres Staging                         Herde in der Mamma zu beurteilen,
                                         ebenfalls hat sie keine wesentliche
Lymphome
                                         Rolle bei der Detektion von Beteiligung
PET/CT ist beim Staging und Re-Sta-      lokaler und axillärer Lymphknoten
ging von Lymphomen die mit Abstand       (hier ist die Sentinel-Lymphknoten-
beste Methode (Ref. 22). PET/CT ist      Exciszion empfohlen).
eine inzwischen sehr gut etablierte
Methode im Primär-Staging sowohl         Knochen- und Weichteiltumore
                                                                                     Abb. 3: st.p. Analcarcinom, Weichteil-
des M. Hodgkin als auch in der Dia-                                                  metastase im rechten Unterbauch
gnostik der Non-Hodgkin Lymphome.        Primäres Staging von Knochen-und
Insbesondere bei hochmalignen Lym-       Weichteilmalignomen kann mittels            zunächst eine Sentinel-Lymphknoten
phomen ist die Information aus die-      FDG-PET/CT erfolgen. Diese Unter-           Biopsie durchgeführt werden).
ser Untersuchung unter Umständen         suchung ist hinsichtlich Sensitivität
therapieverändernd; in 30% der Fälle     dem Knochenscan überlegen (Ref. 26).        Ösophagus-Karzinom
kommt es zu einem Upstaging gegen-       Ebenso ist es eine ausgezeichnete
über der Erkrankung. Low-grade Lym-      Methode zur Darstellung von Knochen-        Beim Staging ist PET/CT die genau-
phome wie SLL/CLL, Marginalzonen-        und Weichteil-Metastasen im Rahmen          este Methode zur Entdeckung von
lymphome, MALT-Lymphome, CTCL,           anderer Grunderkrankungen (Abb. 3)          Fernmetastasen bzw. Lymphknoten-
Mycosis fungoides, und das Sezary                                                    Metastasen. Sie ist auch für Re-Staging
Syndrom hingegen sind weniger gut        Colorectal-Carcinom                         im Vergleich zur konventioneller Bild-
für das Staging mit FDG PET geeignet.                                                gebung besser geeignet um Lokalrezi-
   Gegenüber dem früheren Gold-          PET/CT ist die genaueste Methode            dive zu detektieren (Ref. 28).
standard der Knochenmarkstanze           zur Entdeckung von Colonkarzinom-
(üblicherweise aus dem Beckenkamm)       Metastasen und Lokalrezidiven. FDG-         Pankreaskarzinom
zeigt sich die FDG-PET/CT bei Hodgkin    PET/CT ist die Methode der Wahl zur
Lymphomen und großzelligen B-Zel-        Detektion okkulter Lebermetastasen          Die PET/CT-Untersuchung ist im Ver-
lymphomen überlegen in Sensitivität      beim Colorectal-Carcinom. Darüber           gleich zur konventioneller Bildgebung
hinsichtlich Knochenmarksbeteili-        hinaus wird die PET/CT Verdacht auf         (CT, MR) besser geeignet Pankreas-
gung. Rezente Meta-Analysen legen        ein Lokalrezidiv eingesetzt. Durch die      karzinome und insbesondere seine
nahe, dass auf die (invasive und für     Detektion von unbekannten Läsionen          Fernmetastasen zu diagnosztizieren
den Patienten belastende) KM-Biop-       kann u.U die Therapiestrategie modi-        (Ref. 29).
sie in vielen Fällen verzichtet werden   iziert werden. Für die Beurteilung des
könnte (Ref. 23).                        Lokalbefundes ist die MR PET/CT über-       Ovarialkarzinom
                                         legen (Ref. 7).
Kopf/Hals-Tumore                                                                     PET/CT ist gut geeignet für das Staging
                                         Melanom                                     maligner Ovarial-Tumoren (Ref. 30)
FDG-PET/CT ist die Methode der                                                       Beim Verdacht auf Rezidiv (z.B Tumor-
Wahl sowohl im initialen als auch        Bei malignem Melanom im Stadium III         markeranstieg m Re-Staging) ist die
im Re-Staging der Kopf-Hals-Tumore.      oder IV ist ein erweitertes Initial-Sta-    PET/CT vor allem wenn die konventi-
Sowohl bei der Primumsuche (CUP-         ging notwendig. Bei diesen Patienten        onellen Bildgebung unklar ist sinnvoll.
Syndrom, siehe oben), als auch bei       ist die PET/CT mit einer Sensitivität und
der Beurteilung fraglich pathologisch    Speziität von > 90 % für Metastasen
veränderter Lymphknoten ist die          die Untersuchung der Wahl (Ref. 27).        Tumorrezidiv/Restaging/
Untersuchung mit Hybridbildgebung        Bei Patienten mit geringer Wahrschein-      Unterscheidung residuelles
wesentlich aussagekräftiger als die      lichkeit für Fernmetastasen (Stadium I      Tumorgewebe vs. Narbengewebe
PET bzw. CT Untersuchung alleine.        oder II) ist eine PET/CT-Untersuchung       FDG-PET/CT hat einen festen Platz in
Auch wird PET/CT zur Therapiepla-        nicht indiziert. Das Staging des suspi-     der Abklärung eines suspizierten Rezi-
nung erfolgreich eingesetzt. In der      ziert disseminierten Melanoms kann          divs aller malignen Erkrankungen, die
Primärdiagnostik wird FDG-PET/CT         mit guter Aussagekraft mit FDG-PET/         auch dem initialen Staging mit dieser
nicht empfohlen (Ref. 24).               CT erfolgen (in Frühstadien sollte          Untersuchung zugänglich sind, ebenso

                                                                                                                         Chirurgie · Ausgabe 1/2018                                                      9
Chirurgische Onkologie

                                                                                                       zum Restaging nach kurativer Therapie          den Leitlinien verankert: Unabhängig        schen Methoden die funktionelle Dar-
                                                                                                       (Ref. 31). Die Prognoseeinschätzung,           von der Präsenz residualen Gewebes          stellung – Informationen, die sich in
                                                                                                       insbesondere auch die Entscheidung             in der CT gilt eine PET Negativierung       der PET/CT Untersuchung im Idealfall
                                                                                                       ob ein kuratives setting weiterhin sinn-       der Läsionen als komplette response         zu einer akkuraten und sensitiven Dia-
                                                                                                       voll ist, wird von dieser Untersuchung         (Abb. 4). In PET-positiven Patienten        gnostik ergänzen.
                                                                                                       deutlich verbessert.                           kann eine partielle Remission von sta-         Jedoch ermöglicht auch die semi-
                                                                                                          Umgekehrt können im End-Resta-              ble disease bzw. Tumorprogression auf       quantitative Auswertung der FDG-Avi-
                                                                                                       ging nach erfolgreicher Therapie die           Basis der SUV unterschieden werden          dität über die SUV-Werte nicht eine
                                                                                                       komplette Remission bestätigt und die          (Ref. 32)                                   überschneidungsfreie Diferenzierung
                                                                                                       erforderlichen Nachkontrollen geplant             Auch Therapieansprechen auf              von inlammatorischem und malignem
                                                                                                       werden.                                        neoadjuvante Chemotherapie kann             Geschehen. Benigne Läsionen können
                                                                                                          Eine Limitation der CT Untersu-             mit FDG-PET/CT gut monitiert werden,        sehr hohe FDG-Avidität zeigen, und
                                                                                                       chung ohne begleitende FDG-PET ist             beispielsweise beim Osteosarkom             umgekehrt (in erster Linie niedrig)
                                                                                                       die fehlende Unterscheidbarkeit von            oder Mamma-Carcinom (für das die            maligne Erkrankungen auch wenig
                                                                                                       vitalem vs. Residualgewebe.                    PET Untersuchung in der Primärdiag-         FDG-avid sein.
                                                                                                          Hier hat die FDG-PET/CT Untersu-            nostik eher keine Rolle spielt) (Ref. 33)      FDG-avide Herde sind auch nicht
                                                                                                       chung zu einer deutlichen Verbesse-                                                        direkt einer bestimmten Erkrankung
                                                                                                       rung der Beurteilbarkeit geführt.              Planung einer Strahlentherapie              zuordenbar, bei mehreren Maligno-
                                                                                                                                                      Die Planung des zu bestrahlenden Fel-       men sind etwa pathologisch spei-
                                                                                                       PET-CT zum                                     des soll so gewählt werden, dass maxi-      chernde Lymphknoten nicht sicher
                                                                                                       Therapie Monitoring                            male Tumorregression unter möglichst        der einen oder anderen Erkrankung
                                                                                                       Bei hochmalignen Lymphomen, die                guter Schonung angrenzender (insbe-         zuordenbar. Gewebe, die eine physio-
                                                                                                       FDG-avid sind (vor allem M. Hodgkin            sondere sensibler) Strukturen gewähr-       logisch hohe Aufnahme von FDG zei-
                                                                                                       und DLBCL) ist die Beurteilung des             leistet ist. Hier kann eine FDG-PET gute    gen, sind nicht oder nur eingeschränkt
                                                                                                       Therapie-Erfolgs mittels FDG-PET fest in       Dienste leisten, indem entsprechend         beurteilbar. Dazu zählen in erster Linie
                                                                                                                                                      der Areale mit maximalem FDG-uptake         der Magen, das Gehirn, und auch das
                    © Institut für Nuklearmedizin mit PET/CT, KA Rudolfstiftung, 1030 Wien

                                                                                                                                                      das Strahlenfeld angepasst werden           Myocard.
                                                                                                                                                      kann (Ref. 35).                                Von Seiten der Patienten muss
                                                                                                                                                          Eine Sondersituation ist der bei        beachtet werden, dass Diabetiker mit
                                                                                                                                                      Schilddrüsenkarzinomen auftretende          oraler Medikation nüchtern untersucht
                                                                                                                                                      „lip-lop“ Mechanismus. Während              werden sollen, insulinplichtige Dia-
                                                                                                                                                      Metastasen diferenzierter Schilddrü-        betiker sollen ein leichtes Frühstück
                                                                                                                                                      senkarzinome (sowohl FTC als auch           essen, und die gewohnte Menge Insu-
                                                                                                                                                      PTC) als auch deren Rezidive nicht FDG      lin applizieren. Patienten mit Basis/
                                                                                                                                                      avid sind, können bei fortschreitender      Bolus Schema bzw. Insulinpumpe
                                                                                                                                                      Entdiferenzierung Rezidive, die in der      können nüchtern untersucht werden.
                                                                                                                                                      Iod-Szintigraphie nicht speichern, aber     Zu Untersuchungsbeginn soll der Blut-
                                                                                                                                                      dann im Gegenzug FDG-Avidität zei-          zuckerspiegel deutlich unter 200 mg/
                                                                                                                                                      gen. Diese sind einer Radiojodtherapie      dL liegen. Die Patienten sollen ausrei-
                                                                                                                                                      nicht zugänglich. Das PET/CT-Verfah-        chend hydriert sein.
                                                                                                                                                      ren ist beim Initial-Staging von Schild-       Die Untersuchungsqualität ist nur
                                                                                                                                                      drüsenkarzinomen nicht notwendig.           bei Immobilität des Patienten hinrei-
                                                                                                                                                      Die PET/CT-Untersuchung ist daher           chend für die kombinierte Beurteilung
                                                                                                       Abb. 4a: M. Hodgkin – Staging (vor Therapie)
                                                                                                                                                      beim Re-Staging indiziert wenn der          von FDG und PET Komponente, unter
                                                                                                                                                      Thyreoglobulin-Spiegel erhöht ist und       Umständen ist eine Sedierung erfor-
                              © Institut für Nuklearmedizin mit PET/CT, KA Rudolfstiftung, 1030 Wien

                                                                                                                                                      eine negative Jod-131-Ganzkörperszin-       derlich (z.B. bei Kindern oder ausge-
                                                                                                                                                      tigraphie vorliegt. In diesen Fällen ist    prägt klaustrophoben Patienten). Pati-
                                                                                                                                                      die PET/CT-Untersuchung der klassi-         enten sollten bis zu 45 Minuten still
                                                                                                                                                      schen Diagnostik überlegen (Ref. 36).       liegen können und imstande sein, die
                                                                                                                                                                                                  Arme über den Kopf zu nehmen.
                                                                                                                                                      Grenzen und Probleme der                       Die Interpretation der Ergebnisse
                                                                                                                                                      Methode                                     schließlich ist eingeschränkt, wenn
                                                                                                                                                      Die Ausnutzung des Umstands, dass           nicht ausreichend Vorinformationen
                                                                                                                                                      Tumorgewebe einen anderen Zell-             vorliegen (Biopsieergebnisse, Voro-
                                                                                                                                                      stofwechsel aufweist als normales           perationen und-therapien, Komorbi-
                                                                                                                                                      Gewebe, und damit in einer metabo-          ditäten, laufende Medikation)
                                                                                                                                                      lischen Untersuchung anders zur Dar-           Der Tracer FDG hat keine dokumen-
                                                                                                                                                      stellung kommt, hat die Möglichkei-         tierten Nebenwirkungen.
                                                                                                                                                      ten der Diagnostik in vielfacher Weise         Hinsichtlich der Strahlenbelastung
                                                                                                                                                      erweitert. Während die bildgebenden         ist der Hauptanteil der CT-Untersu-
                                                                                                                                                      Verfahren mit immer besserer Aulö-          chung anzurechnen, der Unterschied
                                                                                                       Abb. 4b: selbe Patientin,
                                                                                                       nach Chemotherapie, Therapiekontrolle.
                                                                                                                                                      sung die Anatomie darstellen können,        etwa zwischen einer CT Hals-Becken
                                                                                                       Complete Remission                             ist die Domäne der nuklearmedizini-         (20–25 mSv) in diagnostischer Qua-

10   Chirurgie · Ausgabe 1/2018
Chirurgische Onkologie

lität versus einer kombinierten Ganzkör-             Glucose-Stofwechsel                               18F-FDG
per PET/CT Untersuchung (25 mSv) ist
nicht signiikant unterschiedlich. Um die             Prä-synaptische Dopamin Pools                     18F-6-Fluoro-DOPA
kumulative Strahlenbelastung durch wie-              Rezeptor-Darstellung                              18F-Fluorodihydro-Testosteron
derholte Untersuchungen möglichst gering                                                               18F-Fluoro-Estradiol
zu halten, soll für jede Untersuchung die                                                              68Ga-DOTATOC
Indikation sorgfältig gestellt werden, ins-          Membran-Metabolismus                              11C-Cholin
besondere soll eine Untersuchung dann                                                                  18F-Cholin
erfolgen, wenn zu erwarten ist, dass sich                                                              11C-Azetat
das weitere Procedere durch das Untersu-             Tumor-speziische Darstellung                      68Ga-DOTATOC (GEP-NET)
chungsergebnis ändern kann, Entschei-                                                                  18F-Fluoro-Estradiol
dungen über Sinnhaftigkeit eines (weiter-                                                              (Östrogen-Rezeptor)
hin) kurativen Ansatzes, Fortführen das                                                                68Ga-PSMA (Prostata-Ca)
Chemotherapieschemas bzw. Umstellung                 Aminosäure-Stofwechsel                            11C-Methionin
oder Einstellung, Therapieabschluss bei                                                                11C-Tyrosin
vollständiger Remission.                                                                               18F-Fluoroäthyltyrosin
                                                                                                       18F-FET
                                                                                                       18F-FMT
                                                     Proliferative Aktivität                           11C- bzw. 18F-Thymidin
                                                     Apoptose                                          18F-ML-10
                                                                                                       18F-ICMT-11
                                                                                                       18F-CP18
                                                     Hypoxie                                           64Cu-ATSM
                                                                                                       18F-EF5
                                                                                                       18F-FAZA
                                                                                                       18F-FMISO
                                                     Tabelle 1: Verschiedene Tracer-Arten in der PET

 Kopf/Hals                                           N Staging, Rezidiv Diagnostik

 Diferenziertes-Schilddrüsenkarzinom                 Jod-131 negative Läsionen

 Ösophagus-Karzinom                                  N Staging M Staging

 Mamma-Krazinom                                      Staging, Restaging, Therapiemonitoring

 Lunge                                               SPN & erhöhtes OP Risiko (DD benigne/maligne), N Staging (NSCLC), M Staging, Rezidiv Diagnostik

 Pankreas                                            Primär-Tu (DD Inlammation)

 Colorectal-Karzinom                                 Restaging (Rezidiv Verdacht, Tu Marker Erhöhung)

 Non Hodgkin Lymphom (high grade)                    Therapie Kontrolle

 Melanom                                             Follow up (T3/T4 Tu), Rezidiv Diagnostik

 CUP                                                 Staging

Tabelle 2a: Indikationen für FDG-PET mit erwiesenem klinischen Nutzen (1a Empfehlung)

 Hirn                                                Tu-Grading, Rest-Tu-Ausdehnung (postoperativ)

 Lunge                                               SPN & normales OP Risiko (DD benigne/maligne)

 Pankreas                                            Rezidiv Diagnostik

 Colorectal-Karzinom                                 Therapie Kontrolle

 Non Hodgkin Lymphom (high grade)                    Staging

 Hodgkin Lymphom                                     Staging, Therapie Kontrolle

 Melanom                                             N und M Staging (Breslow > 1.5 mm oder Lk positiv)

 Knochen- und Weichteiltumor                         Primär-Diagnostik (DD benigne/maligne), Primär Tu (OP Planung)

 Melanom                                             Follow up (T3/T4 Tu), Rezidiv Diagnostik

 CUP                                                 Staging

Tabelle 2b: Indikationen für FDG-PET mit wahrscheinlichem klinischen Nutzen (1b Empfehlung)

                                                                                                                           Chirurgie · Ausgabe 1/2018   11
Chirurgische Onkologie

                               Ausblick                                             fertigter PET- und CT-Untersuchungen                   Bis dahin bleibt FDG PET/CT für
                               PET/CT hat sich in den letzten Jahren                deutlich gesteigert werden.                         viele Fragen in der Onkologie als Rou-
                               als sensitivste Einzelmodalität in der                  Es ist zu erwarten, dass die Entwick-            tine-Radiopharmaka mit der höchsten
                               Onkologie insbesondere im Tumors-                    lung neuer hochspeziischer PET-Tra-                 Trefsicherheit, bei adäquater Frage-
                               taging und zur Therapiekontrolle für                 cer, die klinische Relevanz der PET/CT              stellung ist die FDG-PET/CT jedenfalls
                               Tumoren mit etablierter PET-Indikation               Untersuchungen in der Onkologie noch                eine Untersuchung, die entscheidend
                               erwiesen (Ref. 36). Zunehmend wird die               deutlicher wird. PET-Untersuchungen                 mitgeholfen hat und mithilft, die Pro-
                               Hybridbildgebung auch in der Strahlen-               mit diesen Tracern, die sich sehr stark             gnose für onkologische Patienten zu
                               therapieplanung erfolgreich eingesetzt.              im Tumor, aber kaum im übrigen Gewe-                verbessern.                         ■
                               Durch die Bildfusion von PET und CT in               ben anreichern sind derzeit allerdings
                               einem Gerät (PET/CT) kann die diag-                  speziellen Zentren beibehalten und
                               nostische Genauigkeit im Vergleich zur               zurzeit noch nicht als Routine-Unter-
                               gleichzeitigen Befundung separat ange-               suchungen verfügbar.

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Korrespondenzadressen
Priv. Doz. Dr. Christina Tugendsam
Dr. Brigitta Schmoll-Hauer
Univ. Prof. Dr. Amir Kurtaran
Institut für Nuklearmedizin
KA Rudolfstiftung
Juchgasse 25, A-1030 Wien

Sigmund-Freud Privatuniversität Wien
Campus Prater
Freudplatz 1, A-1020 Wien

12    Chirurgie · Ausgabe 1/2018
Leber-, Pankreas- und Gallenwegschirurgie

ZYSTISCHE TUMORE
des Pankreas
Zystische Tumore der Bauchspeicheldrüse, welche vor drei Jahrzehnten noch fast unbekannt waren, machen
heutzutage im Bereich der Pankreaschirurgie einen hohen Anteil an behandelten Patienten aus. Vor allem die
Entwicklung hochauflösender Schnittbildverfahren und deren flächendeckende Verfügbarkeit hat erheblich zu
einem Anstieg der Inzidenz geführt [1]. Während die meisten dieser Läsionen in der Vergangenheit operativ
entfernt wurden, hat das zunehmende Wissen über das biologische Verhalten dieser Zysten das Management in
vielen dieser Fälle verändert [2]. Ein rein konservativer beobachtender Therapieansatz ist in Abhängigkeit der
Zystenart und Morphologie in vielen Fällen der heutige Standard [3, 4]. Dieser Paradigmenwechsel basierte auf
der Beobachtung, dass 1) zystische Läsionen, wie die seröse zystsiche Neoplasie, nicht maligne entarten, 2) bei
Subgruppen der Intraduktal papillär muzinösen Neoplasie (IPMN), eine langsame Adenom-Karzinom-Transfor-
mation besteht, welche viele Jahre in Anspruch nimmt und 3) prämaligne sowie maligne zystische Läsionen des
Pankreas in der Regel radiomorphologische Merkmale aufweisen, welche sie von benignen unterscheidet [5].
Insgesamt kann davon ausgegangen werden, dass das Risiko, dass eine zystische Läsion zum Zeitpunkt der
                                                                                                                               K. Sahora, Wien
Diagnose bösartig ist, 0,01 % nicht übersteigt und auch bei zystischen Neoplasien > 2 cm bei Diagnose maximal
0,21 % beträgt [6]. Ausschlaggebend für eine sichere Behandlung (Resektion vs. Observanz) ist die eindeuti-
ge Diagnose der Subgruppe der Zystischen Läsion, das frühzeitige Erkennen von suspekten morphologischen
Veränderungen und zysten-assoziierten Symptomen, sowie Patientenalter und Komorbiditäten. Lässt sich die
eindeutige Zugehörigkeit oft in Folge zu geringer Zystengröße anfänglich nicht bestimmen, wird das weitere
therapeutische Fortgehen anhand radiomorphologischer Kriterien und Symptomatik bestimmt.

Einteilung Zystischer                       Während die Hauptast-IPMN in 60 bis      sind gekennzeichnet durch Zysten, die
Läsionen des Pankreas                       92 % der Fälle in ein Karzinom über-     von hochprismatischen, schleimbil-
Zystische Tumore des Pankreas umfas-        geht, ist die Wahrscheinlichkeit eines   denden Zellen ausgekleidet sind. Die
sen sowohl neoplastische Zysten mit         malignen Tumors bei der Seitenast-       Hohlräume selbst sind von Schleim
unterschiedlichem Malignitätspoten-         IPMN signiikant geringer (6 bis 46 %)    ausgefüllt. Der Unterschied zu den
tial als auch Pseudozysten als Folge-       [9, 10]. Immunhistochemisch erfolgt      intraduktalen papillären muzinösen
zustand einer stattgehabten Pankrea-        die weitere Unterscheidung in Intesti-   Neoplasien besteht darin, dass Letz-
titis. Bei Letzteren ist der Zysteninhalt   nalen-, Pancreaticobiliären-, Gastric-   tere durch Verbindungen zum Gang-
nekrotisch bis klar serös (Amylase          und Oncocytic-Subtyp. Maligne IPMN,      system des Pankreas charakterisiert
und Lipase reich in Folge einer Gang-       weisen einen Tubular-, Colloid- oder     sind, während MCN isolierte Zysten
kommunikation), die Zystenwand ist          Oncocytic-Subtyp auf. Die Prognose       aufweisen und das klassische ovar-
üblicherweise dünn und ohne epithe-         von IPMN-Karzinomen variiert mit         ähnliche Stroma besitzen. Die Zysten
liale Auskleidung, ein grundsätzliches      dem Subtyp. Karzinome vom tubulären      kommen uni- oder multilokulär vor.
Unterscheidungsmerkmal zu neoplas-          Subtyp zeigen hierbei eine Prognose      Aufgrund der unsicheren Dignität
tischen Zysten.                             gleich dem duktalen Adenokarzinom,       der MCN und dem potentiellen Über-
                                            während Karzinome vom Colloid- und       gang in ein invasives Karzinom ist die
Muzin produzierende                         Oncocytic-Subtyp ein deutlich bessres    Resektion der Läsion bei Diagnosestel-
Zystische Neoplasien                        Fünf-Jahres-Überleben von 65 bis 80 %    lung gerechtfertigt [12, 13]. Die Prog-
Intraduktale papilläre muzinöse             aufweisen [11].                          nose der resezierten nicht-invasiven
Neoplasien (IPMN) repräsentieren                                                     MCN ist hervorragend. Bei Patienten
20 bis 25 % der zystischen Pankreas-        Muzinöse zystische Neoplasien (MCN)      mit invasivem MCN liegt die 5-Jahres-
tumore – mit steigender Inzidenz            sind häuig Zufallsbefunde bei Frauen     Überlebensrate zwischen 30 und 63 %.
[7, 8]. Das Durchschnittsalter der Pati-    im mittleren Lebensalter. Sie reprä-     Das Ausmaß der Invasionstiefe ist
enten beträgt mehr als 65 Jahre. Eine       sentieren 44 bis 49 % der zystischen     hierbei der wichtigste prognostische
Geschlechtsspeziische Dominanz ist          Pankreastumore. Eine MCN bei Män-        Faktor bei malignen MCNs [12].
geograisch variabel. IPMN sind cha-         nern wird nicht beobachtet. Nach der
rakterisiert durch papilläre Prolifera-     neuen WHO-Einteilung die MCN wie         Nicht Muzin produzierende
tion von schleimproduzierenden Zellen       folgt festgelegt: Zystische Tumoren      Zystische Neoplasien
innerhalb eines oder mehrerer kom-          ohne Verbindung mit dem Pankreas-        Serös zystsiche Neoplasien (SCN)
munizierender Gänge. Klinisch können        gangsystem, die schleimbildendes         repräsentieren ca. 30 % der zysti-
sich die IPMN als rezidivierende Pan-       Epithel und ein ovarienartiges Stroma    schen Tumore. Frauen sind häuiger
kreatitis präsentieren, bedingt durch       aufweisen. Die typischen Lokalisatio-    betrofen als Männer (65 vs. 35 %) mit
die Produktion eines zähen Schleims,        nen sind Corpus und Cauda. Die Durch-    einem Durchschnittsalter von 71 Jah-
der Teile des Gangsystems verlegt.          schnittsgröße bei Diagnosestellung ist   ren. Der Großteil dieser Läsionen
Die Unterscheidung von Haupt- und           > 5 cm. In etwa zehn Prozent der Fälle   (mehr als 50 %) ist im Kopf der Bauch-
Seitenast-IPMN ist wichtig, um das          besteht zum Zeitpunkt der Diagnose       speicheldrüse lokalisiert. SCN sind
chirurgische Prozedere festzulegen.         bereits ein invasives Karzinom. MCN      überwiegend von einem einreihigen,

                                                                                                                  Chirurgie · Ausgabe 1/2018     13
Leber-, Pankreas- und Gallenwegschirurgie

                         isoprismatischen Epithel ausgeklei-        und in der Darstellung von Pankreas-      scheinlich. Die SCN unterscheidet
                         det und enthalten eine klare seröse        gang, Gangkommunikation, Septen           sich durch das Fehlen von Amylase
                         Flüssigkeit. Je nach Größe und Anzahl      sowie soliden Anteilen, ist jedoch        im Zystenaspirat und eine fehlende
                         der Zysten unterscheidet man seröse        Artefakt anfälliger. Vor allem in der     Gang-Kommunikation. Schwammar-
                         mikrozystische Adenome von eher sel-       Diferenzierung von IPMN und MCN ist       tiges mikrozystisches Aussehen und
                         tenen serösen oligozystischen Adeno-       die MRT mittels difusionsgewichteter      eine typische zentrale sternförmige
                         men. Der überwiegende Teil der SCN         Sequenzen und Sekretinverstärkter         Narbe mit oftmals Verkalkung wer-
                         wird von den mikrozystischen Adeno-        MRCP die Methode der Wahl. Ergän-         den fast ausschließlich bei der SCN
                         men gebildet, deren zahlreiche nur         zend kann die Endosonographie Infor-      beobachtet. Als „Pitfall“ gelten jedoch
                         wenige Millimeter große Zysten dem         mationen hinsichtlich der Morpholo-       seltene oligozystsiche SCN, welche
                         Tumor ein schwammartiges Aussehen          gie kleiner zystischer Läsion liefern     leicht für eine MCN bzw. Seitenast-
                         verleihen. Im Zentrum ist üblicher-        und bietet die Möglichkeit durch Fein-    IPMN gehalten werden können. Auch
                         weise eine sternförmige Narbe erkenn-      nadelpunktion der Zyste eine zytologi-    die sehr kompakte mikrozystische
                         bar. SCN sind benigne Neoplasien, die      sche / Laborchemische Analyse (Car-       Morphologie der SCN kann die Dife-
                         keine Tendenz zur malignen Entartung       cinoembryonales Antigen, CEA und          renzialdiagnose zur SPN, besonders
                         besitzen [2].                              Muzin) des Zystenaspirats. Bestim-        in kleinen Läsionen, < 3 cm, welche
                                                                    mung von CEA und Muzin, bieten hier       ein radiologisch ähnliches Bild auf-
                         Solid Pseudopapillare Neoplasien           wertvolle Informationen hinsichtlich      weisen, erschweren.
                         (SPN) oder Franz-tumore werden vor         der Unterscheidung muzinöser (IPMN,           Unabhängig der Zystenentität,
                         allem bei Frauen in der 4 Lebensde-        MCN) von nicht muzinösen Läsionen         besteht der Verdacht auf das Vorliegen
                         kade diagnostiziert, können jedoch         (SCN, SPN, Pseudozyste) [14]. Die         eines invasiven Zyst-Karzinoms bei fol-
                         in jedem Lebensalter und auch selten       endoskopische retrograde cholan-          genden „highrisk stigmata“: Gangdila-
                         bei Männern diagnostiziert werden.         gio pankreatikographie (ERCP) wurde       tation > 10 mm und/oder Gangabbruch,
                 Autor   Hinsichtlich der Lokalisation besteht      Großteils durch die nicht invasive        kontrastmittelaufnehmender solider
       K. Sahora, Wien   keine Prädisposition einer bestimm-        MRCP ersetzt, hat jedoch in speziellen    Anteil > 5, Ikterus, periphere Verkal-
                         ten Region des Pankreas. SPN weisen        Fragestellung wie der Diferentialdiag-    kungen. Suspekt auf eine beginnende
                         neben soliden Anteilen unterschied-        nose einer Hauptgang IPMN vs. chro-       maligne Transformation sind soge-
                         lich ausgeprägte zystische Areale auf.     nischer Pankreatits ihren Stellenwert.    nannte „worriesome features“ Zys-
                         Diese enthalten Detritus und Blut und      Neue kombinationsverfahren Verfah-        tengröße > 3 cm, ein abrupter Wechsel
                         entsprechen nicht der Bauweise einer       ren wie die F-18-Fluorodesoxyglucose-     des Gangkalibers, ein Gangdurchmes-
                         echten zystischen Neoplasie, da ihnen      Positronenemissionstomographie mit        ser von 5–9 mm, solide Zystenanteile
                         eine eigentliche epitheliale Ausklei-      CT oder MR haben in der primären          < 5 mm, verdickte Zystenwandanteile,
                         dung als Grundstruktur fehlt. Bei der      Diagnostik zystischer Raumforderun-       Größenzunahme von > 5 mm/2a, lokale
                         SPN besteht ein potentiell malignes        gen des Pankreas nur einen geringe-       Lymphadenopathie und ein erhöhter
                         Verhalten mit vaskulärer und perineu-      ren Stellenwert.                          Serum CA 19-9 Wert.
                         raler Invasion sowie Metastasierung            Die Einbeziehung von Geschlecht,
                         (In ca. 10–15 % aller Patienten bei Dia-   Patientenalter, Radio-morphologi-         Observanz vs. Resektion
                         gnosestellung) und somit eine klare        schen Veränderungen und Analyse           Bei gesicherter Diagnose des Zysten-
                         Indikation zur Operation. Nach kom-        des Zystenaspirats ermöglicht in einer    Subtyps sollte bei allen MCN, SPN,
                         pletter Entfernung, von Primärtumor        Vielzahl an Fällen die genaue Klassii-    Hauptast- bzw. Gemischten-IPMN, in
                         und (falls vorhanden) Metastasen, ist      kation zystischer Läsionen (Tabelle 1).   chirurgisch itten Patienten, eine for-
                         die Prognose sehr gut.                     CEA Werte > 192 ng/ml und/oder ein-       male Resektion oder bei geeigneter
                             Neben diesen Hauptvertretern der       deutig viskös muzinöser Zysteninhalt      Lokalisation eine Pankreassegmen-
                         zystischen Neoplasien des Pankreas         können bei IPMN und MCN nachgewie-        tresektion durchgeführt werden [4,
                         können, jedoch wesentlich seltener,        sen werden. Ist der Patient männlich,     16-18]. Eine Operations-indikation
                         alle Entitäten von Pankreastumore ein      so lautet die Diagnose IPMN. Besteht      bei der SCN besteht lediglich bei Pati-
                         zystisch degeneratives Bild aufweisen.     eine radiologisch gesicherte Verbin-      enten mit Symptomen in Folge des
                         Ebenso selten diagnostizierte Konge-       dung zum Pankreasgangsystem und /         Zystenwachstums wie Inappetenz,
                         nitale Zysten, lymphoepitheliale Zys-      oder ist die Zystenlüssigkeit positiv     Völlegefühl oder unspeziische Ober-
                         ten und Squamoidzystische Verände-         auf Amylase so kann auch bei weib-        bauchschmerzen.
                         rungen des Pankreasgangs haben kein        lichen Patienten die Diagnose einer          Ein konservatives Vorgehen hinge-
                         malignes Potential.                        IPMN gesichert werden. Pseudozysten       gen ist gerechtfertigt in asymptomati-
                                                                    enthalten gleichfalls Amylase reiche      schen Patienten mit Seitast-IPMN ohne
                         Diagnose                                   Flüssigkeit, sind jedoch Muzin nega-      suspekten radiomorphologischen
                         Die kontrastmittel-verstärkte mehr-        tiv bzw. enthalten nur eine niedrige      oder zytologischen Veränderungen,
                         phasige Computertomographie (CT)           CEA Konzentration. Cave, IPMN mit         sowie bei noch kleinen (< 3 cm) nicht
                         und die Magnetresonanztomographie          niedriger CEA Konzentration und nicht     klassiizierbaren zystischen Läsionen
                         (MRT) mit Möglichkeit der nicht inva-      viskösem Zysteninhalt sind keine Sel-     in Abwesenheit von Symptomen und
                         siven Cholangiopankreatikographie          tenheit (ca. 20 %) [15]. Die Anamnese     „worriesome features“. Die von der
                         (MRCP) bilden die Basis für die Evalu-     ist hier von besonderer Bedeutung. Ist    International Association of Pancreato-
                         ierung zystischer Pankreatumore. Die       keine Episode einer Pankreatitis oder     logy 2017 ergänzten Guidelines geben
                         MRT hat Vorteile bei der Diferenzie-       ein Oberbauchtrauma erinnerlich,          eine detaillierte Vorgabe zum Manage-
                         rung von kleinen Raumforderungen           gilt eine Pseudozyste als unwahr-         ment dieser Patienten [17]. Wie rezente

14   Chirurgie · Ausgabe 1/2018
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