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1 2022 Impressum Herausgeber: Rektorat der Katholischen Hochschule Freiburg, V.i.S.d.P.: Prof.in Dr. Stephanie Bohlen, Katholische Hochschule Freiburg, Karlstraße 63, 79104 Freiburg | Redaktion: Astrid Spüler, kommunikation@kh-freiburg.de | Satz: Büro MAGENTA Freiburg | Lektorat: Sabrina Weber | Druck und Litho: Schwarz auf Weiß, Freiburg | Bildnachweise: Annika Schowalter / KH Freiburg (S. 6, 7, 19, 35, 36), Florian Bilger Fotodesign (1, 9, 17, 22, 34), Colourbox (Cover, 10, 15, 23, 32), Michael Doh (16), Lisa Farkas (22), Bettina Flitner (25, 26, 27), Human you & me e.V. (29), Anna-Maria Metzler (30), Markus Edgar Ruf (S. 37), Pexels (20), Simone Schuldis (24), Università di Catania (18), Unsplash (12, 13, 33), Yuriy-Fedkovych-Universität Czernowitz (32), Lena Zimmermann (30, 31) Das Hochschulmagazin der Katholischen Hochschule Freiburg Campus intern erscheint jeweils zum Semesterbeginn mit zwei Ausgaben pro Jahr und einer Gesamtauflage von 1.200 Exemplaren. Eine Online-Ausgabe ist unter www.kh-freiburg.de ein sehbar. Mitarbeitende erhalten ihr persönliches Exemplar per Hauspost. Anderen Leser*innen bieten wir derzeit ein kosten freies Abo nach Hause. Wenn Sie die Campus intern abonnieren möchten, senden Sie uns bitte eine Nachricht an kommunikation@kh-freiburg.de. Auch nicht ausgezeichnete Beiträge geben nicht in jedem Fall die Ansicht der Redaktion wieder. Die Redaktion der Campus intern freut sich stets über Kritik, Anregungen und Beiträge aus allen Bereichen der Hochschule. Schreiben Sie uns: kommunikation@kh-freiburg.de. Korrektur: In der letzten Ausgabe 02/2021 der Campus intern hat sich in einem Text über die Interna tional Week (Seite 25) ein Fehler eingeschlichen: Petra Merkelbach ist nicht wie angegeben Studentin, sondern Teilnehmerin der Wissenschaftlichen Weiterbildung »Kunsttherapie«. Der vorgestellte Work- shop wurde von ihr gemeinsam mit anderen Teilnehmerinnen der Weiterbildung organisiert und geleitet: Anette Strobel, Marlene Monzel, Britta Künzig und Paula Cesar, unterstützt von Lorna Cruz-Aguilú.
1 2022 Für die Gestaltung einer zukunftsfähigen Gesellschaft Liebe Leserinnen, liebe Leser, die Geschichte der Hochschulen für Angewandte iner zukunftsrelevanten und zukunftsfähigen Ge- e Wissenschaften in Baden-Württemberg ist eine Er- sellschaft zu erschließen. folgsgeschichte. Seit der Gründung der ersten Fach- hochschulen vor rund 50 Jahren hat nicht nur die In dem aktuellen Hochschulmagazin berichten wir Anzahl der Studierenden stetig zugenommen. Mit nun über die konkrete Arbeit an unserem Forschungs- ihnen gestiegen sind auch die Anzahl und Vielfalt institut – dem Institut für Angewandte Forschung, der Studienangebote, die Qualität der Forschung IAF. Die detaillierte Vorstellung der laufenden For- und Lehre. Dass die meisten Fachhochschulen vor schungsprojekte veranschaulicht gut, was Forschung rund zehn Jahren in Hochschulen für Angewandte an der KH Freiburg bedeutet. Wissenschaften umbenannt wurden, macht eines deutlich: Ein Studium ist mehr als nur eine Ausbil- Selbstverständlich kann man unsere Hochschule dung, in der beruflich relevante Qualifikationen er- nicht auf die Forschung und auch nicht auf das Stu- fahrungsbezogen vermittelt werden. Im Fokus der dium allein reduzieren. Unser Verständnis von Ler- Studienangebote steht vielmehr die Befähigung der nen geht weit darüber hinaus. So geschieht Lernen Studierenden zum wissenschaftlichen Arbeiten. beispielsweise auch in den Initiativen unserer Stu- Studierende sollen lernen, sich zentralen Fragen zu dierenden. Auf diese sind wir stolz, gerade in einer stellen, die sich im Sozial- und Gesundheitswesen Zeit, in der die Aktivitäten der Hochschule sonst so oder der Pastoral ergeben. Sie entdecken dabei stark durch die Pandemie begrenzt wurden. Die stu- Wege, sich selbstständig Antworten auf diese dentische Theatergruppe KHotics hat es geschafft, Fragen zu erarbeiten und das erworbene Wissen das kulturelle Leben an unserer Hochschule weiter- und Können in der Praxis anzuwenden. Mit dieser zuführen. Und auch unsere weltweiten Kontakte Grundhaltung wissenschaftlichen Arbeitens und und Partnerschaften konnten wir aufrechterhalten kritisch-reflexiven Forschens qualifizieren sich die und sogar ausbauen – allen Widrigkeiten zum Trotz. Studierenden für eine immer komplexer und an- Lassen Sie uns in diesem Sinne gemeinsam nach spruchsvoller werdende Berufspraxis. vorne blicken. Zur Bewältigung dieser Herausforderungen muss Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre und ein Hochschule ein Ort sein, an dem Forschung betrie- gutes, erfolgreiches Sommersemester. ben wird, deren Relevanz sich primär aus ihrem VORWORT Praxisbezug ergibt. So erleben wir es auch an un Ihre serer Hochschule: Wir engagieren uns für eine wis- senschaftlich fundierte Praxis, greifen in der For- schung praxisrelevante Fragen auf und setzen in Forschungs- und Entwicklungsprojekten Impulse, Prof.in Dr. Stephanie Bohlen um Handlungsmöglichkeiten für die Gestaltung Rektorin 1
1 2022 15 | 17 | INHALT ■ FORSCHUNG ■ FORSCHUNG 4 Forschung für das Leben 20 Digitale Spaltung der älteren Generation Das Institut für Angewandte Forschung (IAF) Neue Studie liefert Daten zum Medienverhalten stellt sich vor von Senior*innen Tjard de Vries, Zofia Malachowska-Thiel Prof. Dr. Michael Doh 8 »Forschung hält auch unbequeme 21 5 Fragen an Katharina Zschiesche Antworten bereit« Interview mit einer studentischen Hilfskraft Interview mit Prof.in Dr. Ines Himmelsbach Haben Sie schon einmal erwogen, 22 10 Forschungsvielfalt für Zukunftsfragen aus der Kirche auszutreten? Aktuelle Forschungsprojekte am IAF Kompetenzzentrum der KH Freiburg beteiligt sich an Studie 15 Mehr Selbstbestimmung und Teilhabe Dr. David Gutmann im Alter Ein Forschungsprojekt untersucht, wie digitale Bildung für ältere Menschen gelingen kann ■ STUDIUM Prof. Dr. Michael Doh 23 Bewegungsdiagnostik in der 19 Mit Würde pflegen und gepflegt werden Frühförderung Eine Dissertation über die prekäre Einblicke in ein Lehrforschungsprojekt von Pflegesituation in Privathaushalten Studierenden der Heilpädagogik Jasmin Kiekert Franziska Heinzel Lichtwark 2
1 2022 22 | 26 | ■ INTERNATIONALES ■ HOCHSCHULE 17 Lokal studieren – global qualifizieren 28 How-to »Hochschulleben mitgestalten« DAAD fördert ein Projekt zu Stärkung Eine Anleitung des AStA der KH Freiburg der Internationalisierung Viktor Droll Prof.in Dr. Nausikaa Schirilla 30 Kein Stillstand auf der Bühne 18 Hochschule & Internationales Studentische Theatergruppe KHotics inszeniert »Andorra« 29 Wenn Angst und Hunger zum Alltag Laurina Xanthopoulos, Lisa Schrom gehören Der neu gegründete Verein »Human – 33 Kurz gemeldet you & me e. V.« hilft in Afghanistan Katja Braun 35 Neu berufen an der KH Freiburg 32 Solidarität mit der Ukraine 38 Neue Publikationen Prof.in Dr. Stephanie Bohlen Prof.in Dr. Cornelia Kricheldorff ■ ALUMNI ■ PRAXIS 37 Alumni im Gespräch: Lucas Lacher 25 Ein Haus für mich Ein heilpädagogisches Kunstprojekt für Grundschulkinder nach der Hochwasserkatastrophe Prof.in Dr. Monika Wigger INHALT 3
1 2022 Forschung für das Leben Das Institut für Angewandte Forschung (IAF) stellt sich vor Die vielfältigen Forschungsaktivitäten an der Weiterentwicklung und Qualitätssicherung der Katholischen Hochschule Freiburg entstammen un- Arbeit unserer Kooperationspartner*innen und terschiedlichen Disziplinen und Forschungstradi Auftraggeber*innen bei. Neu gewonnenes Wissen tionen und werden seit 1996 am Institut für Ange- fließt so in die Praxis zurück, trägt zur Aktualisie- wandte Forschung (IAF) als zentrale wissenschaftli- rung von Handlungskonzepten bei und kommt da- che Einrichtung der Hochschule gebündelt und durch mittelbar oder unmittelbar den Nutzer*innen koordiniert. Das IAF finanziert sich als In-Institut zugute. der KH Freiburg ausschließlich aus Drittmitteln. Die Insgesamt bearbeitet das IAF derzeit Forschungs- Leitung des IAF hat die Prorektorin für Forschung, projekte im Umfang von 3,5 Mio. Euro aus eingewor- Prof.in Dr. Ines Himmelsbach, inne. Derzeit sind 15 benen Drittmitteln (Stand: Januar 2022). wissenschaftliche Mitarbeiter*innen und 11 studenti Mit Bezug auf die Jahre 2021 und 2022 ergibt sich sche Hilfskräfte in 15 Forschungsprojekten beschäf- damit eine Quote an eingeworbenen Mitteln für tigt. 31 Professor*innen gehören den insgesamt drei Forschungsaktivitäten von mehr als 1 Mio. Euro/Jahr Forschungsschwerpunkten der Hochschule an: Ver- und ein Verhältnis von ca. 26.000 Euro/Professor*in sorgungsforschung in Gerontologie, Pflege und Ge- pro Jahr. sundheitswesen; Bildung, Sozialisation und Inklu- Fast 70% aller Professor*innen der KH Freiburg sind sion sowie Religion und Ethik. in den drei Forschungsschwerpunkten versammelt. Insgesamt stellt sich das thematische Spektrum der 30% aller Professor*innen der Hochschule führen Projekte sehr breit dar und reicht von Inklusions- aktuell zumindest ein eigenes Forschungsprojekt. themen über die Förderung digitaler Kompetenzen hin zu Fragen der akademisierten Pflege oder Wissenstransfer durch Forschung Hospizarbeit. Aus Forschungsperspektive werden aber auch sozialarbeiterisch relevante Themen wie Forschung wird an Hochschulen für Angewandte zum Beispiel Aspekte der Quartiersarbeit und der Wissenschaften (HAW) bundesweit mehr und mehr Paarberatung in Forschungsfragen und -projekten zu einer Selbstverständlichkeit und trägt damit heu- aufgegriffen. Den forschenden Professor*innen, te wesentlich zu deren Attraktivität und Qualität wissenschaftlichen Mitarbeitenden sowie Hilfskräf- bei. Forschung und Entwicklung sind vor diesem ten stehen die Forschungskoordination mit den Hintergrund ein wichtiges Kompetenzmerkmal der Mitarbeiter*innen Tjard de Vries und Zofia Mala- KH Freiburg, integriert sowohl in die Lehre als auch chowska-Thiel sowie die IAF-Assistentin Elisabeth im Aufgabenspektrum des IAF. Damit verbunden Schätzle unterstützend zur Seite. sind Wissenstransfer in die Region, Kooperationen mit Partner*innen aus Wirtschaft und Kommunen sowie die Zusammenarbeit mit anderen Hochschu- Das IAF – Zahlen und Fakten len im lokalen, bundesweiten und internationalen Die Forschung an der KH Freiburg hat sich in den Rahmen. letzten 15 Jahren stetig weiterentwickelt, sodass zunehmend Erfolge in großen, kompetitiven Förder- Forschung an der KH Freiburg ist auf keine spezifi- linien erzielt werden können, z. B. auf europäischer sche Form festgelegt, sondern kann vielmehr durch Ebene HORIZON 2020, EFRE, ESF oder INTERREG interdisziplinäre, schwerpunktsetzende sowie zu- und auf nationaler Ebene in Ausschreibungslinien kunftsweisende Forschungsfelder charakterisiert unterschiedlicher Bundesministerien wie dem BMBF, werden. Dabei bedient sie sich wissenschaftlicher FORSCHUNG dem BMFSFJ sowie des Landes Baden-Württemberg. Ansätze der Sozial-, Geistes- und Gesundheitswis- Darüber hinaus wird am IAF eine Vielzahl von Pro- senschaften. Das Spektrum der wissenschaftlichen jekten durch Stiftungen und Organisationen geför- Aktivitäten ist durch hohe Interdisziplinarität der dert, die sich mit Theorie-Praxis-Transfer und der Forschenden gekennzeichnet. So prägen unter- Entwicklung und Evaluation von Praxiskonzepten schiedliche, miteinander kombinierbare Varianten im Sozial- und Gesundheitswesen beschäftigen. das breite Forschungsverständnis der Hochschule Dieser Theorie-Praxis-Transfer trägt unmittelbar zur und das Arbeiten am IAF: 4
1 2022 • empirische Forschung – Entwicklung einer Frage- mitteleinwerbung. Die folgenden drei thematischen stellung, empirische Beantwortung, Präsentation/ Forschungsschwerpunkte haben sich entwickelt: Publikation der Ergebnisse • Interventionsforschung – Entwicklung einer Kon- »Bildung, Sozialisation, Inklusion« zeption von Maßnahmen, Evaluation der Maß- nahme, Präsentation sowie Publikation der Er- Dieser Bereich beinhaltet Forschung zu Sozialisa gebnisse tion, Bildung und Beratung von Jugendlichen und • Begleitforschung und Implementierungsfor- Familien, fördert die Teilhabe im Rahmen Sozialer schung – Beratungs- und Begleitungsprozesse Arbeit in und mit dem Gemeinwesen (Stadt-/ von Organisationen, deren Evaluation sowie Quartier entwicklung) sowie bei Benachteiligung Präsentation/Publikation der Ergebnisse und Behinderung sowohl auf der individuellen als • Grundlagenforschung – Theoretische Ausein auch auf der Mikro-, Meso-, Exo- und Makrosystem andersetzung in einzelnen Disziplinen, Präsenta- ebene. tion/Publikation der Ergebnisse • Literaturrecherche und -publikation – Systema »Versorgungsforschung in Gerontologie, Pflege tische Literatur- und Rechtsprechungsarbeit, und Gesundheitswesen« Präsentation/Publikation in Form eines Reviews, einer Metaanalyse Im Zentrum stehen aktuelle Entwicklungen in gerontologischen Handlungsfeldern, in Pflege und Eine wichtige Rolle spielen auch prozessorientierte Gesundheitswesen. Die Projekte umfassen sowohl Beratungsangebote für soziale Einrichtungen, Orga interdisziplinäre Studien als auch grundlagen- und nisationen, Städte und Gemeinden. Der rapide ge- problemorientierte Forschungsvorhaben, die die sellschaftliche Wandel führt in sozialen Einrichtun- Voraussetzung für die Entwicklung und Evaluation gen sowie in Kommunen zu großem Entwicklungs- innovativer Versorgungskonzepte bilden. bedarf und Veränderungsdruck, was die beteiligten Akteur*innen vor hohe Anforderungen stellt. Das »Religion und Ethik« IAF bewegt sich in diesen Gestaltungs- und Begleit- prozessen konsequent und konstant am »Puls der Themen dieses Schwerpunkts sind u. a. der gesell- Zeit« und bindet frühzeitig gesellschaftspolitisch schaftliche Wandel und seine Herausforderungen relevante Themen mit ein, begleitet und berät die für die organisierte Religion und ihre vielfältigen genannten Akteur*innen und unterstützt sie, Ziele Ebenen und Formen der Präsenz. Das Forschungs- zu definieren und adäquate Lösungen zu finden. Im spektrum umfasst Fragen von Ordensgemeinschaf- Vordergrund stehen dabei immer die Akteur*innen ten, Kirchengemeinden, Bistumsverwaltungen, kirch und eine möglichst ganzheitliche Vorgehensweise. lichen Krankenhäusern sowie anderen Einrichtungen Eine Übersicht der aktuellen Forschungsprojekte und Feldern der Kirchen und ihrer Diakonie und finden Sie auf den Seiten 10–14. Caritas. Forschungsschwerpunkte Arbeiten am IAF Die oben skizzierte thematische Spannweite der Die zunehmende Zahl erfolgreicher Drittmittelan Forschung an der KH Freiburg ist insgesamt in drei träge in großen Förderlinien sichert längere Lauf zukunftsweisenden Schwerpunkten konzentriert zeiten in Projekten und damit längere Verträge und und verleiht ein unverwechselbares Profil. Die For- bessere Weiterentwicklungschancen für akademi- schungsprojekte an der KH Freiburg greifen Fragen sche Mitarbeitende. Im Kontext der Forschungspro- des Strukturwandels in den sozial-caritativen, pfle- jekte bietet sich so die Option der Weiterqualifizie- gerischen und pastoralen Diensten auf und entwi- rung, indem die Durchführung von Promotionsver- ckeln beispielhafte Modellkonzepte im Umgang mit fahren mit der eigenen Tätigkeit verknüpft werden FORSCHUNG neuen sozialen und gesellschaftlichen Problemla- kann. Derzeit promovieren neun akademische Mit- gen. Alle drei Forschungsschwerpunkte sind in die arbeitende an der Hochschule und sechs am IAF, bundesweite Forschungslandkarte der Hochschul- fünf der Promotionen sind unmittelbar an ein aktu- rektorenkonferenz (HRK) aufgenommen worden elles Forschungsprojekt angebunden. Die thema und entsprechen damit den von der HRK gesetzten tische Spannbreite reicht dabei von heilpädagogi Kriterien im Hinblick auf Einbindung von forschen- schen, gerontologischen bis hin zu sozialarbeiteri- den Kolleg*innen, Publikationstätigkeit und Dritt- schen Fragestellungen. 5
1 2022 Wissenschaftlicher Nachwuchs Im Kontext der Nachwuchsförderung ist es ein An liegen, Masterabsolvent*innen die Möglichkeit zur Die Förderung des wissenschaftlichen Nach- Weiterqualifizierung im wissenschaftlichen Sektor zu wuchses ist ein bedeutendes Anliegen der Arbeit ermöglichen. Neben der Möglichkeit, die Promotion am IAF sowohl im Hinblick auf akademische Mit mit einer Tätigkeit in einem Forschungsprojekt am IAF arbeiter*innen als auch auf studentische Hilfs- zu verbinden, war die Durchführung des kooperativen kräfte und ein wichtiges Projekt in der Strategie Promotionskollegs »Versorgungsforschung: Collabo umsetzung 2025 der KH Freiburg. Studentische rative Care« ein großer Erfolg. Im Rahmen dieses Hilfskräfte haben durch die Mitarbeit in For- gemein samen Vorhabens der Universität Freiburg, schungsprojekten die Möglichkeit, erste Erfahrun- der Pädagogischen Hochschule Freiburg sowie der gen im Forschungsbereich zu sammeln und dieses Evangelischen Hochschule und der KH konnten 12 Handlungsfeld als potenziellen Arbeitsbereich Nachwuchswissenschaftler*innen ihre Promotionen kennenzulernen. Daneben sind auch Forschungs- durchführen. Ein Nachfolgeantrag mit dem Titel »Ver- praktika eine Möglichkeit für interessierte Bache- sorgungsforschung: Health Equity« ist derzeit unter lor- und Masterstudierende, sich den Forschungs- Begutachtung des Ministeriums für Wissenschaft, bereich zu erschließen. Zusätzlich bietet das IAF Forschung und Kunst Baden-Württemberg (MWK). Studierenden der KH die Möglichkeit, bei Interes- Zudem besteht die Möglichkeit zu kooperativen und se und Ideen Abschlussarbeiten im Rahmen von assoziierenden Promotionen mit Universitäten und Forschungsprojekten zu verfassen. Pädagogischen Hochschulen in Baden-Württemberg. FORSCHUNG 6
1 2022 Die Möglichkeit der Assoziierung für HAW-Profes Aktivitäten gut bis sehr gut entwickelt sind, ist die sor* innen ist im Landeshochschulgesetz festge- Strukturierung und Förderung der Internationalisie- schrieben. Die jeweiligen Universitäten in Baden- rung im Forschungsbereich die nächste Aufgabe Württemberg haben spezifische Assoziierungssat- der strategischen Entwicklung der KH Freiburg. Für zungen erlassen, mithilfe derer sich die HAW-Pro- die Maßnahmen rund um diese Internationalisie- fessor*innen auch den Status einer Erstbetreuung rung der Forschung stehen im neu akquirierten Pro- ermöglichen können. Weitere Informationen zur jekt »QISS: Querschnittsaufgabe Internationalisie- Promotion an einer HAW sowie ein Netzwerk und rungsStrategie sichern« Gelder des DAAD zur Verfü- regelmäßige Workshops für Doktorand*innen bie- gung. (Detaillierte Infos zu diesem Projekt finden tet die Servicestelle Forschung & Transfer des HAW Sie auf Seite 16). Die bevorstehenden Aufgaben be- BW e.V. Derzeit befindet sich das Promotionsrecht inhalten internationale Antragstellung, die Etablie- an HAWen im politischen Diskurs. Die Entwicklungen rung einer Hochschulbibliografie, die Vorbereitung hierzu werden Promotionen an HAWen in Baden- des IAF-Internetauftrittes in englischer Sprache so- Württemberg in den kommenden Jahren weiter er- wie die Etablierung nachhaltiger Strukturen für in- möglichen. ternationale Forschungspraktika. Die strategische und operative Entwicklung des IAF schreitet dyna- misch voran und zeigt Wege, auf denen die For- Forschungskoordination schungsaktivitäten der KH Freiburg sehr bald inter- Die Forschungskoordinator*innen sorgen dafür, nationale Dimension erreicht haben. dass jedes IAF-Mitglied eine optimale Unterstüt- zung bekommt, um seine*ihre forschenden Tätig- Strategische Entwicklungen der nächsten Jahre keiten so gut wie möglich ausüben zu können. Zu den Aufgaben der Forschungskoordination gehören Unter Einbindung der Gremien der Hochschule, ins- u.a. Erstellung und Pflege der Forschungsinfrastruk besondere auch der Senatskommission Forschung, tur, Drittmittelakquise, Unterstützung der Forschen- wurden mit Blick auf die Strategie 2025 zwei Themen den bei der Antragstellung, Projektverwaltung sowie identifiziert: Einerseits die Nachwuchsförderung (gemeinsam mit der Abteilung Wirtschaft und Finan- von Studierenden bis hin zur Erstberufung und an- zen) Projektcontrolling. Ziel ist es, die forschenden dererseits die Internationalisierung unserer Hoch- Professor*innen bei der Antragsstellung sowie der schule im Bereich der Forschung. Die Strategieum- Akquise neuer Projekte bestmöglich zu unterstützen setzung dieser beiden Themen hat im Jahr 2022 be- und die Zugänge zu deutschen und internationalen gonnen. Für den Bereich der Nachwuchsförderung Drittmittelsystemen zu erleichtern. Die forschen- sind hier ein Konzept zur Nachwuchsförderung mit den Professor*innen können zudem auf ein diffe- Ausbau der Stellen für wissenschaftlichen Nach- renziertes Forschungsunterstützungssystem zu- wuchs und die Ermöglichung von Forschungsprak rückgreifen, das u. a. Möglichkeiten von Deputats- tika angedacht. In Bezug auf Internationalisierung nachlass, Forschungssemestern, Geldern aus dem stehen internationale Sichtbarkeit sowie Kompe- Forschungsfonds u. ä. beinhaltet. Die Forschungs tenzaufbau zu internationalen Antragsstellungen koordinator*innen übernehmen auch die Kommuni im Fokus. kation mit Förderorganisationen in allen Angelegen heiten und sorgen für eine gute Vernetzung des IAF mit wichtigen forschungsrelevanten Institutionen auf der lokalen und nationalen Ebene. Sie sind ers- te Anlaufstelle nicht nur für IAF-Mitglieder, sondern Zofia Malachowska-Thiel und Tjard de Vries auch für alle KH-Angehörigen, die ein Anliegen zur sind Forschungskoordinator*innen am IAF der KH Freiburg. Sie unterstützen die forschenden Arbeit und den Aufgabenbereichen im IAF haben. Professor*innen der Hochschule bei der Akquise von Drittmitteln, der Antragstellung sowie dem Projektmanagement. Internationalisierung Sie stehen zudem allen Akademischen Mit FORSCHUNG arbeitenden und studentischen Hilfskräften Aktuell konzentrieren sich die Forschungsaktivi am IAF unterstützend zur Seite und sorgen täten hauptsächlich auf die lokale oder nationale für den Ausbau der Forschungsinfrastruktur Ebene und nur wenige Projekte werden in einem an der KH Freiburg. Zusätzlich dazu sind sie jeweils mit weiteren Stellenanteilen in dritt- inter nationalen Forschungsumfeld durchgeführt. mittelgeförderten Forschungs- bzw. Hoch Während auf der Ebene des Studierendenaus- schulentwicklungsprojekten tätig. tauschs und der Lehre sowie bei den individuellen Kontakten des Lehrpersonals die internationalen 7
1 2022 »Forschung hält auch unbequeme Antworten bereit« Die Leiterin des Instituts für Angewandte Forschung Prof.in Dr. Ines Himmelsbach im Interview. Frau Himmelsbach, im Wissenschaftsbarometer Mit der organisatorischen Trennung war auch die 2021 stimmt die Hälfte der Befragten der Aussage Schaffung eines neuen Prorektorats Weiterbildung zu, dass Wissenschaftler*innen zum Wohle der verbunden, das explizit die Stärkung der Weiterbil- Gesellschaft arbeiten. Tragen auch die Forschungs- dungen in den Blick nimmt, während wir am IAF nun projekte des IAF zur Lösung gesellschaftlicher The- all unsere Kräfte ausschließlich in die Forschung men und Herausforderungen bei? stecken können. Beide Bereiche wurden damit inhalt- Es ist mir zu ausschließlich gedacht, nur vom Wohl lich gestärkt, aber die Synergien zwischen den Insti- der Gesellschaft zu sprechen. Denn diese Sicht tuten können trotzdem weiterhin genutzt werden. lässt Verkürzungen zu wie »Wenn es nicht zu mei- nem Wohle ist, dann ist es keine Forschung«, aber Welche Synergien fließen denn zwischen For- Forschung hält zuweilen auch unbequeme Antwor- schung und Lehre? Wie profitieren die Studieren- ten parat. Zudem umfasst unsere Forschung noch den von der Arbeit des IAF? mehr Dimensionen und ist dabei zuallererst dem Forschungsprojekte der Professor*innen werden in Forschungsgegenstand an sich verpflichtet, nicht Lehrveranstaltungen zum Thema gemacht und aktu- der Gesellschaft. Im Feld, in dem sich unsere Hoch- alisieren und bereichern damit das Studium. Eigene schule bewegt, werden aber in der Tat fast all diese Projekte sind ganz anders vermittelbar als aus- Forschungsgegenstände immer direkt aus Fragen der schließlich die Rezeption der Arbeiten anderer. Es Gesellschaft heraus generiert. Der Vorteil an Hoch- wird deutlich, dass durch Projekte immer wieder schulen für Angewandte Wissenschaften liegt genau neue Fragen entstehen und um die Deutung von in dieser Interdisziplinarität: Wir analysieren gesell- Ergebnissen gerungen werden muss. Liest man eine schaftliche Herausforderungen aus unterschiedlichen abgeschlossene Studie, entsteht oft ein zu absolutes Perspektiven und bieten damit Lösungsansätze auch Bild. Aktuell beschäftigen wir in Forschungsprojek- für ganz aktuelle gesellschaftliche Themen. ten rund 15 studentische Hilfskräfte. Die Studieren- den können durch diese Mitarbeit in Forschungspro- Können Sie dafür Beispiele aus aktuellen jekten über ihre Lehrveranstaltungen hinaus erleben, Forschungsprojekten nennen? was Forschung in Feldern des Sozialen, der Gesund- Ein Thema ist der Umgang mit dem Megatrend Digi- heit und der Angewandten Theologie bedeutet. Letzt- talisierung für Zielgruppen, die in diesem Diskurs endlich entsteht durch diese Beschäftigung auch ein häufig vergessen werden: Menschen mit kognitiven Einblick in das wissenschaftliche Berufsfeld und da- Beeinträchtigungen im Projekt Teilhabe Digital oder mit eine Option für einen möglichen eigenen Karriere im Projekt DiBiWohn ältere Menschen, die bereits weg. Unterstützungsbedarf, beispielsweise im betreuten Wohnen oder im Pflegeheim haben. Das Projekt Sie betonen häufig, dass Ihnen diese Nachwuchs- (AP)2 CARITAS stellt sich Fragen der Professionalisier förderung besonders am Herzen liegt. Was unter- ung der akademisierten Pflege insbesondere im Be- nimmt das IAF noch in dieser Richtung? reich der Altenhilfe und auch das sehr partizipative Ich möchte gerne Menschen für den Beruf des*der Projekt IDEA greift aktuelle gesellschaftliche Debat- Hochschullehrenden begeistern. Es freut mich des- ten auf. halb sehr, dass gerade sechs Promovierende am IAF in laufenden Projekten beschäftigt sind. Das sind so Im September 2020 sind aus dem ehemaligen In viele wie nie zuvor und das ist eine gute Zahl für stitut für Angewandte Forschung, Entwicklung und eine kleinere Hochschule wie unsere. Wir wollen FORSCHUNG Weiterbildung zwei eigenständige Institute ent- diesen Karriereweg aber noch weiter ausbauen und standen: Das IAF mit dem Schwerpunkt Forschung haben deshalb im Rahmen der strategischen Ziele und das IWW für Weiterbildungen. Inwiefern hat der Hochschule zukunftsweisende Entwicklungs- diese neue Struktur die Arbeit am IAF verändert? perspektiven für die Nachwuchsförderung entwor- Die veränderte Organisationsstruktur hat sehr viel fen. Wir wollen bessere Karriereoptionen schaffen, Entwicklungspotenzial freigesetzt und ermöglicht anstatt nur den universitären Mittelbau zu kopieren, eine Fokussierung auf die jeweiligen Kernbereiche. und wir untersuchen, ob es eine HAW-spezifische 8
1 2022 Karriere geben kann. Brauchen wir ein neues Profil von Nachwuchswissenschaftler*innen, die Praxis und Forschung besonders gut miteinander ver- einbaren können, die offen für Diskurse mit an- deren Disziplinen sind? Außerdem bereiten wir uns darauf vor, dass Hochschulen für Angewandte Wissenschaften in Baden-Württemberg in K ürze das Promotionsrecht erhalten werden. Am IAF promovieren und forschen überdurch- schnittlich viele weibliche Mitarbeitende und über die Hälfte der forschenden Professor*innen sind Frauen. Gleichzeitig gibt es kaum Forschen- de mit eigener oder familiärer Migrationsge- schichte. Welche Bedeutung hat für Sie Diver sität in der Forschung? Ich denke Diversität analog zu Interdisziplinarität und die finde ich sehr wichtig. Ein Forschungs- projekt gewinnt sehr durch die Perspektivenviel- falt der Forschenden, denn nur so kann es in seiner Ganzheit beschrieben, eingeordnet und verstan- den werden. Unsere Hochschule wird auch da- durch diverser werden, dass wir unsere Forschung internationalisieren und damit neue Themen und Zielgruppen erschließen. Interview: Astrid Spüler Prof.in Dr. Ines Himmelsbach studierte Erziehungswissenschaften und Romanistik an den Universitäten Heidelberg und Frank- furt. Sie wurde zum Thema »Altern zwischen Kompetenz und Defizit« am Institut für Erziehungswissenschaften der Goethe-Uni ver sität Frankfurt am Main promoviert. 2014 übernahm sie die Professur für Soziale Gerontologie an der Katho lischen Hoch- schule Freiburg. Sie ist an der Universität Heidelberg assoziiert und erhielt für ihre Forschung verschiedene Preise, darunter den Preis der Wilhelm-Woort-Stiftung für Angewandte Alternswissenschaften (2015). Seit September 2020 hat sie an der KH Freiburg die Leitung des Instituts für Angewandte Forschung (IAF) inne und ist Prorektorin für Forschung. 9
1 2022 Woran wird geforscht an der KH Freiburg? Wer sind die Akteur*innen und Fördergeber, die Drittmittel für die Forschung bereitstellen? Auf diesen Seiten erhalten Sie Einblick in aktuelle Forschungsprojekte des Instituts für Angewandte Forschung der KH Freiburg. Forschungsvielfalt für Zukunftsfragen Aktuelle Forschungsprojekte am IAF Forschungsschwerpunkt Versorgungsforschung in Gerontologie, Pflege und Gesundheitswesen (AP)² Caritas – Akademische Pflege und erweiterte Das Projekt verfolgt das Ziel, Kriterien zukünftiger Pflegepraxis in der ambulanten und stationären Aufgaben- und Verantwortungsbereiche akade- Altenhilfe der Caritas misch ausgebildeter Pflegefachpersonen in der am- bulanten und stationären Langzeitpflege sowie im Leitung: Prof.in Dr. Nadine Konopik, Quartier herauszuarbeiten. Darüber hinaus sollen Prof.in Dr. Mirella Cacace vertragliche, leistungs- und ordnungsrechtliche Mitarbeitende: Katharina Hartmann Rahmenbedingungen definiert werden und Emp- FORSCHUNG Förderinstitution: Ministerium für Soziales, Gesund- fehlungen für den Einsatz von akademisch ausge- heit und Integration des Landes bildeten Pflegefachpersonen ausgesprochen wer- Baden-Württemberg den. Es handelt sich hier um ein Kooperations Projektlaufzeit: 2021 bis 2023 projekt mit dem Caritasverband der Erzdiözese Fördersumme: 108.324,44 EUR Freiburg e. V., der Diözesanen Arbeitsgemeinschaft Altenhilfe, Hospizarbeit und Pflege (DiAG) sowie der Hochschule Furtwangen. 10
1 2022 AQuiLa 2 – Aufbau von Quartiersansätzen für DiBiWohn – Digitale Bildungsprozesse für ältere stationäre Einrichtungen der Langzeitpflege Menschen in seniorenspezifischen Wohnformen der institutionalisierten Altenhilfe (Teilprojekt 2) Leitung: Prof.in Dr. Ines Himmelsbach und Prof.in Dr. Nadine Konopik Leitung: Prof. Dr. Michael Doh Mitarbeitende: Jasmin Kiekert, Katharina Hartmann, Mitarbeitende: David Leopold, Mario Jokisch, Birgit Krötz Linda Goebl Förderinstitution: Ministerium für Soziales, Gesund- Förderinstitution: Bundesministerium für Bildung heit und Integration des Landes und Forschung (BMBF) Baden-Württemberg Laufzeit: 2020 bis 2025 Projektlaufzeit: 2021 bis 2022 Fördersumme: 765.655,98 EUR Fördersumme: 283.864 EUR Dieses zweite Teilprojekt beinhaltet einen quantita- AQuiLa 2 ist ein Anschlussprojekt von »AQuiLa 1«, tiven Forschungsfokus und mediengerontologische das an dessen Ergebnisse anknüpft und beabsich- Forschungsinhalte, bspw. in Bezug auf die Digitali- tigt, eine zukunftsorientierte, inklusive Altenpla- sierung von Einrichtungen der Altenhilfe und deren nung in Baden-Württemberg auf Quartierskonzepte Bewohnerschaft. mit stationären Pflegeeinrichtungen zu erstellen und dabei Bürger*innen und einschlägige Ak- teur*innen im Quartier einzubinden. Hierbei wird im Projekt mit Zukunftswerkstätten, Fokusgruppen und Feedback-Interviews gearbeitet, mit deren Hilfe Best-Practice-Beispiele erarbeitet und Handlungs- empfehlungen abgeleitet werden sollen. DiBiWohn – Digitale Bildungsprozesse für ältere Psychotherapie im Gehen in der Natur mit an Menschen in seniorenspezifischen Wohnformen Depression erkrankten Patient*innen der institutionalisierten Altenhilfe (Teilprojekt 1) Leitung: Prof. Dr. habil. Eric Pfeifer Leitung: Prof.in Dr. Ines Himmelsbach Förderung durch: Forschungsfonds der Mitarbeitende: Christina Klank, Tjard de Vries Katholischen Hochschule Freiburg Förderinstitution: Bundesministerium für Bildung und Laufzeit: 2021 bis 2022 Forschung (BMBF) Laufzeit: 2020 bis 2025 In der Pilotstudie, die in Kooperation mit der Klinik Fördersumme: 670.181,99 EUR für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie des Universitätsklinikums Freiburg durchgeführt Verbundforschungsprojekt mit den Universitäten wird, wird Psychotherapie im Gehen in der Natur im Ulm und Heidelberg, der Evangelischen Heim Sinne eines »Walk-and-Talk«-Angebots als schul- stiftung und der Stiftung MedienKompetenz Forum übergreifende psychotherapeutische Behandlung Südwest mit dem Ziel, individuelle Bildungs- und auf Stationen der Klinik untersucht. Es handelt sich Mediatisierungsprozesse im höheren und hohen dabei um die erste derartige Studie, die das Thema Alter und ihren Rückwirkungen auf Bildungsbiogra- als komplementäres Element im Spektrum des Be- fie, Identitätsarbeit, Lebenswelt und sozialer Teil- handlungsangebots bei an Depressionen erkrank- habe im Kontext seniorenspezifischer Wohnformen ten Patient*innen einer psychosomatischen Klinik FORSCHUNG der institutionalisierten Altenhilfe zu untersuchen. beforscht. Ein Seitenstrang der Studie beinhaltet Dieses erste Teilprojekt beinhaltet bildungsbiogra- zudem die Validierung zweier englischsprachiger phische und sozialräumliche Grundlagenforschung Messinstrumente in deutscher Sprache mittels On- und einen qualitativen Forschungsfokus, bspw. in line-Validierungsstudie (in Kooperation mit dem In- Bezug auf die Bildungsbiographien der Technik stitut für Grenzgebiete der Psychologie und Psy- noviz*innen und -begleiter*innen, die am Verbund- chohygiene Freiburg – IGPP). forschungsprojekt partizipieren. 11
1 2022 rät bei der Einbindung der Akteur*innen aus der Gottenheimer Bürgerschaft in diesen Prozess, da- mit die aktuell und künftig Interessierten, Profes sionellen, freiwillig engagierten und familiären Ak- teur*innen einbezogen werden. So kann dazu bei- getragen werden, dass die Pflegewohngruppe ihren Platz im Ortsgefüge findet und gleichzeitig dort auch auf einen breiten Konsens stößt. Gut leben und älter werden in Beiertheim-Bulach Leitung: Prof.in Dr. Ines Himmelsbach, Prof.in Dr. Cornelia Kricheldorff Auftraggeber: Stadt Karlsruhe (Förderung über die Allianz für Beteiligung e. V.) Laufzeit: 2021 bis 2022 In diesem Projekt begleitet das IAF einen Entwick- lungs- und Gestaltungsprozess im Karlsruher Stadt- teil Beiertheim-Bulach, der bürgerschaftlich orien- Kommunale Projekte tiert ist. In den beiden ehemals selbstständigen Ge- meinden Beiertheim und Bulach, die nun einen Stadtteil bilden, wird beabsichtigt, durch eine ex- Im Zuge des demografischen Wandels stehen im- emplarische und modellhafte soziale Quartiersent- mer mehr Kommunen und Gemeinden vor der wicklung im Kontext des demografischen Wandels grundsätzlichen Frage, wie sich die eigene Bürger- innovative Ideen zu entwickeln, die in der Folge schaft entwickelt, welche Bedarfe zukünftig gerade Transfercharakter in Form und Prozess für die Stadt im Hinblick auf die älter werdende Gesellschaft ent- Karlsruhe und ihre 27 Stadtteile haben. Darüber hi- stehen und was für Maßnahmen notwendig werden. naus werden stadtteilübergreifend zukunftsfähige Das IAF unterstützt, berät und begleitet seit länge- Rahmenbedingungen für Fragestellungen von »gu- rem kommunale sowie bürgerschaftliche Akteur*in ter Pflege im Quartier« und »neuen Wegen offener nen bei solchen Prozessen auf dem Weg zu neuen Altenarbeit« geschaffen. Zudem werden u. a. Lern- zivilgesellschaftlichen Perspektiven auf kommuna- werkstätten mit Karlsruher Bürger*innen und Ak- ler Ebene. Dabei greift es auf einen großen Erfah- teur*innen durchgeführt. rungsschatz zurück. So wurden in den vergangenen Jahren beispielsweise zahlreiche Bedarfserhebun- gen älterer Bürger*innen in Freiburger Stadtteilen und Umlandgemeinden erfolgreich durchgeführt. Pfaffenweiler 2030 – eine Gemeinde mit Lebens- qualität für alle Generationen Leitung: Prof.in Dr. Ines Himmelsbach, Prof.in Dr. Cornelia Kricheldorff Gut alt werden in Gottenheim Auftraggeber: Gemeinde Pfaffenweiler (Förderung über die Allianz für Beteiligung e.V.) Leitung: Prof.in Dr. Ines Himmelsbach, Laufzeit: 2021 bis 2022 Prof.in Dr. Cornelia Kricheldorff FORSCHUNG Auftraggeber: Gemeinde Gottenheim Im Projekt wird ein umfassender Entwicklungs- und Laufzeit: 2021 bis 2022 Gestaltungsprozess in der Gemeinde Pfaffenweiler wissenschaftlich und bürgerschaftlich orientiert Das IAF begleitet und moderiert in der Gemeinde begleitet. In diesem Partizipationsprozess werden Gottenheim den Gestaltungs- und Entwicklungspro- gemeinsam mit Bürgerschaft, den Gemeinderät*in- zess einer ambulant betreuten Pflegewohngruppe nen und sonstigen Interessensvertreter*innen künf- von fachlicher und wissenschaftlicher Seite und be- tig relevante Wohn- und Lebensformen im Alter, nach- 12
1 2022 haltige Strukturen im sozialen Miteinander und Fra- gen der Generationengerechtigkeit thematisiert. Das IAF führt zu diesem Zweck eine Befragung aller Haushalte in Pfaffenweiler durch und begleitet bzw. moderiert im Sinne des Beteiligungsprozesses vier thematische Workshops, mit denen die nächsten Schritte für ein gutes Leben für alle Generationen in der Gemeinde erarbeitet werden sollen. Seidenfaden – Miteinander verwoben und vernetzt Leitung: Prof.in Dr. Ines Himmelsbach, Prof.in Dr. Cornelia Kricheldorff Auftraggeber: Stadt Offenburg (Förderung über die Allianz für Beteiligung e.V.) Laufzeit: 2021 bis 2023 Forschungsschwerpunkt Ziele des Projekts sind, die Vernetzung der Bewoh- Bildung, Sozialisation und Inklusion ner*innen des neuen Offenburger Quartiers Seiden- faden untereinander zu ermöglichen sowie deren Integration in den bestehenden Stadtteil zu för- Effektivität von Paarberatung im Kanton Zürich – dern. Zudem soll das Gesamtvorhaben bürger- Evaluation schaftliches Engagement aller Generationen für das Quartier anregen. Das IAF übernimmt hier die wis- Leitung: Prof. Dr. Christian Roesler senschaftliche und bürgerschaftlich orientierte Be- Förderinstitution: Ökumenischer Verein für gleitung des Gestaltungs- und Entwicklungsprozes- Paarberatung und Mediation im ses. Dabei werden insbesondere die städtischen Kanton Zürich e.V. Akteur*innen beraten und bei der Durchführung Laufzeit: 2019 bis 2022 des Projekts unterstützt. Ziel des Projektes ist es, die Wirksamkeit der Paar- beratung, die der Auftraggeber im Kanton Zürich an- bietet, hinsichtlich der Verbesserung der Bezie- Wissenschaftliche Begleitung des Pilotprogramms hungsqualität und der Erhöhung der Beziehungs- »Sterben, wo man lebt und zu Hause ist« stabilität in einem naturalistischen Setting zu erfas- sen. Die Studie beabsichtigt, zur Erhöhung der Leitung: Prof.in Dr. Ines Himmelsbach Erkenntnisse über die Wirksamkeit von Paarbera- Mitarbeitende: Lara Graupner, Willi Gertsen tung unter realen Praxisbedingungen beizutragen. Auftraggeber: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend Laufzeit: 2021 bis 2024 Fördersumme: 381.270 EUR IDEA – Inklusives Digitales Erinnerungsarchiv: Migrantinnengeschichte als Teilhabe Es handelt sich hier um ein Forschungsprojekt im Sinne eines Metavorhabens, das ein deutschland- Leitung: Prof.in Dr. Nausikaa Schirilla weites Pilotbauprogramm unterschiedlicher Hospiz Mitarbeitende: Birgit Heidtke, Myriam Alvarez einrichtungen wissenschaftlich begleitet und ins- Förderinstitution: Bundesministerium FORSCHUNG besondere die konzeptuelle Arbeit im Rahmen der für Bildung und Forschung jeweiligen Einrichtungen beschreibt, begleitet und Laufzeit: 2019 bis 2022 fachlich sowie konzeptionell mit vorantreibt. Ein Fördersumme: 309.931,41 EUR besonderes Augenmerk liegt auf der wissenschaft- lichen Begleitung der Verknüpfung der Hospizarbeit Im Projekt IDEA wird ein partizipatives digitales mit Quartiersansätzen und den Herausforderungen Archiv aufgebaut, das Migrantinnen dazu befähi- sowie Möglichkeiten, die darin bestehen. gen will, ihre Geschichte mit der Methode von Oral 13
1 2022 History zu erfassen und öffentlich sichtbar zu ma- der Bedeutungsstrukturen in Träumen und die Sinn- chen. Das Projekt adressiert dabei politisch und ge- strukturen ganzer Traumserien identifiziert werden sellschaftlich aktive Migrantinnen und will sie so- können. Ziel des gesamten Forschungsvorhabens wohl als Zeitzeuginnen als auch als Multiplikatorin- ist es, ein Korpus an Traumserien zu sammeln, mit nen gewinnen. Im Projekt werden die Geschichten der Methode der Strukturalen Traumanalyse zu un- von Migrantinnen als aktive Bürgerinnen rekonstru- tersuchen und so Erkenntnisse über überindividuel- iert, veröffentlicht und verlässlich archiviert. Migran- le Muster von Traumstrukturen und deren Zusam- tinnen sollen als Akteurinnen an der Überlieferung menhang mit psychotherapeutischen Verläufen zu und gesellschaftlichen Repräsentation ihrer Ge- gewinnen. schichte teilhaben. Das partizipative Forschungs- vorhaben wird im Verbund mit der Hochschule Furt- wangen und der Feministischen Geschichtswerk- statt Freiburg e. V. realisiert. Vergleich der Wirksamkeit von Emotionsfokussier- ter Paartherapie und Systemischer Paartherapie in der Praxis InstAgT – Individuelle soziotechnische Arrange- Leitung: Prof. Dr. Christian Roesler ments für die gesellschaftliche Teilhabe von Förderinstitution: Heidehof Stiftung Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen Laufzeit: 2021 bis 2023 Leitung: Prof. Dr. Gregor Renner, Im Projekt werden die Emotionsfokussierte Paarthe- Prof. Dr. Florian Kiuppis rapie und die Systemische Paartherapie in ihrer An- Mitarbeitende: Theresa Etges, Verena Wahl wendung unter Alltagsbedingungen in Hinsicht auf Förderinstitution: Bundesministerium ihre Wirksamkeit auf Paare mit hoher Belastung mit- für Bildung und Forschung einander verglichen. Ließe es sich hier zeigen, dass Laufzeit: 2019 bis 2023 Emotionsfokussierte Paartherapie im Vergleich sig- Fördersumme: 684.363,54 EUR nifikant höhere Besserungsraten auch bei stärker belasteten Paaren erbringt als ein etabliertes Stan- Zusammen mit Projektpartner*innen der Hoch- dardverfahren wie Systemische Paartherapie, dann schulen Furtwangen und Karlsruhe werden Strate ließe sich in Zukunft die Versorgung von belasteten gien und praktisch-organisatorische Lösungen ent- Paarbeziehungen in Deutschland verbessern. wickelt, die Menschen mit kognitiven Funktions beeinträchtigungen, ihre Angehörigen und Betreu- ungspersonen dazu befähigen sollen, sich neue Technologien in individuellen soziotechnischen Ar- Wissenschaftliche Begleitung des Pilotprojekts rangements anzueignen. Damit soll eine verbesser- »Lotsenportal« te selbstständige und selbstbestimmte Teilhabe am Leben in der Gesellschaft für Menschen mit kogni Leitung: Prof. Dr. Christian Roesler tiven Funktionsbeeinträchtigungen (insbesondere Förderinstitution: Diözesanstelle Ehe, Familien- sog. geistiger Behinderung) ermöglicht werden. und Lebensberatung des Erzbistums Freiburg Laufzeit: 2021 bis 2023 Strukturale Traumanalyse Das Projekt zielt darauf ab, ein digitales Lotsenpor- tal zu initiieren, das Paaren eine schnelle Einschät- Leitung: Prof. Dr. Christian Roesler zung ermöglicht, ob präventive Angebote (universell Förderinstitution: Susan Bach Stiftung zur Stärkung der Beziehung bzw. selektiv für Risiko- FORSCHUNG Laufzeit: 2022 gruppen) in ihrer individuellen Situation nützlich sind oder ob aufgrund der Belastung eher Paar- bzw. Im Fokus des Erkenntnisinteresses steht die Bedeu- Einzelberatung notwendig ist. Darüber hinaus kön- tung von Träumen für den psychotherapeutischen nen Paare über das zu entwickelnde Lotsenportal Prozess. Die Methodik der Strukturalen Traumana- Informationen zu präventiven Angeboten und Maß- lyse stellt hierbei einen Versuch dar, eine systema- nahmen sowie niederschwellig einen Zugang zu Be- tische wissenschaftliche Methode zu kreieren, mit ratung erhalten. 14
1 2022 Mehr Selbstbestimmung und Teilhabe im Alter Ein Forschungsprojekt untersucht, wie digitale Bildung für ältere Menschen gelingen kann Das interdisziplinäre Verbundprojekt DiBiWohn durch den Forschungsschwerpunkt »Digitalisierung »Digitale Bildungsprozesse für ältere Menschen in im Bildungsbereich« des BMBF-Rahmenprogramms seniorenspezifischen Wohnformen der institutionali Empirische Bildungsforschung. Das Fördervolumen sierten Altenhilfe« umfasst grundlagen- und anwen- beträgt 2,7 Millionen Euro, davon 1,4 Millionen Euro dungsbezogene Forschungsschwerpunkte in Berei- für das IAF an der Katholischen Hochschule Frei- chen der empirischen Bildungsforschung, Geron burg. tologie und Medienpädagogik. Es richtet sich an ei- Verbundpartner sind neben der Katholischen Hoch- nen Personenkreis, der bislang von Bildungs- und schule Freiburg das Zentrum für Allgemeine Wissen- Digitalisierungsangeboten unzureichend erschlos- schaftliche Weiterbildung (ZAWiW) der Universität sen wurde: Ältere Menschen, die in seniorenspezi- Ulm, die Stiftung MedienKompetenz Forum Süd- fischen Wohnformen der institutionalisierten Alten- west (MKFS) in Ludwigshafen und die Evangelische hilfe leben. Heimstiftung GmbH Stuttgart. Die Verbundleitung Forschungsschwerpunkte umfassen zum einen bil- hat Prof. Dr. Michael Doh inne. Er verantwortet dungstheoretische Forschungsinhalte, die sich auf zusammen mit den Akademischen Mitarbeiter*in- grundlegende Fragen zu (digitalen) Bildungspro- nen David Leopold, Dr. Mario Jokisch und Linda zessen im höheren und hohen Alter beziehen und Göbl das Teilprojekt »Mediengerontologische For- hierzu Rückwirkungen und Korrelate auf die Bil- schung«. Ein weiteres Teilprojekt »Bildungsbio dungs-, Medien- und Technikbiographie, auf Identi- graphie- und Sozialraumforschung« leitet Prof.in tätsarbeit und auf Lebenswelt untersuchen. Zum Dr. Ines Himmelsbach, gemeinsam mit den Akade- anderen stehen bildungspraktische Forschungsin- mischen Mitarbeiter*innen Christina Klank und halte im Fokus, die sich auf die Entwicklung und Ge- Tjard de Vries. staltung von informellen und non-formalen digita- len Bildungsformaten im Alter richten. Teilprojekt »Bildungsbiographie- und Mittels partizipativer Methoden und eines Beglei- Sozialraumforschung« tungskonzepts sollen für diese technikunerfahrene Zielgruppe digitale Zugänge wie Tablets und Inter- Im Fokus dieses Projekts stehen bildungstheoreti- net erschlossen und sowohl Bildungsangebote wie sche Grundsatzfragen, wie z. B. die Erfassung (digi- auch Teilhabe- und Teilgabeangebote im Sozial- taler) Bildungs- und Aneignungsprozesse mit bio- raum entwickelt werden. Darüber hinaus gilt es spe- graphischen und problemzentrierten Interviews bei ziell für das digitale Ehrenamt im Alter (Technik- Bewohner*innen aus seniorenspezifischen Wohn- und Lernbegleitende) digitale Formate zur Vernet- formen. Zudem werden im Projektverlauf Aspekte zung und Weiterbildung (z. B. Online-Plattformen) sozialer Teilhabe beleuchtet und der Effekt der zu untersuchen und zu implementieren. Das Forschungsprojekt startet zunächst in Baden- Württemberg und Rheinland-Pfalz an strukturstar- ken Standorten der Praxispartner und vorrangig in Betreuten Wohnanlagen mit integrierten Pflege angeboten. Die Forschungsbefunde und die daraus entwickelten Bildungs- und Handlungskonzepte münden (nach drei Jahren) in ein Transferkonzept, das bundesweit auf weitere Wohnformen von Trä- gern der Altenhilfe (insbesondere ambulante und stationäre Pflege) skaliert werden soll und hierbei auch weitere Bildungsträger (z.B. Volkshochschu- len, Senioren-Universitäten) einbeziehen möchte. Das Forschungsprojekt hat eine Laufzeit von fünf Jahren (09/2020–08/2025) und wird gefördert 15
1 2022 Im Juli 2021 fand ein Verbund- und Beiratstreffen an der Univer- sität Heidelberg statt. ntwickelten Bildungsformate auf sozialräumlicher e Koordination der quantitativen Methoden und Pro- Ebene analysiert. Zudem übernimmt dieses Teilpro- zessabläufe. Neben dem Pflegewissenschaftler Da- jekt im Gesamtprojekt die Koordination der qualita- vid Leopold (»Habitus und Digitalisierung im hohen tiven Methoden und Prozessabläufe. Alter«) strebt auch die Gesundheitswissenschaftle- Im Rahmen des Teilprojekts entstehen zwei Doktor- rin Linda Göbl eine Promotion an (»Digitale Ge- arbeiten von Akademischen Mitarbeiter*innen am sundheitskompetenz im Alter«). IAF: der Gerontologe und Sozialarbeiter Tjard de Im Rahmen des Teilprojekts starteten im Frühjahr Vries promoviert zur »Identitätsarbeit älterer Men- 2021 drei quantitative Basisstudien, die derzeit schen in einer digitalisierten Welt« und die Bil- ausgewertet und publiziert werden sollen: So wur- dungswissenschaftlerin Christina Klank zu »Offliner den onlinebasiert 133 Leitungskräfte aus Einrich- sein – Offliner bleiben?«. tungen des Betreuten Wohnens und der stationären Die Datenerhebung zu den Bildungsbiographien Altenpflege zum Grad der Digitalisierung ihrer Ein- hat im Frühjahr 2021 begonnen und die ersten Aus- richtungen befragt. Parallel wurden über 100 Perso- wertungen finden derzeit statt. Bis zum Ende des nen aus Einrichtungen des Betreuten Wohnens – Jahres 2022 sollen ca. 40 von angestrebten 70 Bil- vorrangig aus der Ev. Heimstiftung BW – mittels dungsbiographien erhoben werden. Die Auswer- Telefonbefragung zu deren (digitalen) Mediennut- tungen konzentrieren sich vor allem auf die Gestal- zung, digitalen Kompetenzen und Alltagsaktivitä- tung erster Fallporträts und die Rekonstruktion der ten erfasst. Darüber hinaus konnten in einer On- gesamten Bildungsbiographie mit der Frage, wie line-Befragung bundesweit über 330 bildungs sich dort insbesondere die Selbstdefinition des Off- affine, davon 170 ehrenamtlich tätige Technikbe- liner-Seins einwebt. Für den Teilbereich der Sozial- gleiter*innen, zu ihrer Digitalen Bildung und ihren raumanalyse sind in diesem Jahr die Entwicklung Kompetenzen untersucht werden. der Instrumente und erste Datenerhebungen ge- Das Verbundprojekt hat eine eigene Nachwuchs- plant. gruppe mit derzeit sechs Promovierenden und wei- teren Master- und Bachelorqualifikant*innen, die von einem multidisziplinären Projektbeirat (u.a. Teilprojekt »Mediengerontologische Forschung« Prof.in Dr. em. Cornelia Kricheldorff, ehemals Pro- Im Fokus steht zum einen Grundlagenforschung in rektorin für Forschung der KH Freiburg) begleitet Bezug auf die Digitalisierung von Einrichtungen der werden. Das Projekt bietet auch Studierenden an Altenhilfe und deren Bewohnerschaft und in Bezug der KH Freiburg Möglichkeiten für qualitative und auf das »Digitale Ehrenamt« im Alter (u. a. digital quantitative Abschlussarbeiten. literacy). Zum anderen sollen in beiden Personen- FORSCHUNG gruppen der Techniknoviz*innen und Technikbe- gleitenden Wirkeffekte und Mediatisierungsprozes- Prof. Dr. Michael Doh ist seit dem Sommer semester 2021 Professor für Digitale Transfor- se (u.a. soziale Teilhabe, bürgerschaftliche Partizi- mation im Sozial- und Gesundheitswesen an pation, Obsoleszenz, Selbstwirksamkeit, Altersbild, der Katholischen Hochschule Freiburg. Lebenszufriedenheit) infolge des partizipativ ange- legten Begleitungkonzepts längsschnittlich unter- sucht werden. Im Verbundprojekt übernimmt es die 16
1 2022 Lokal studieren – global qualifizieren DAAD fördert Projekt zu Stärkung der Internationalisierung Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) hat im Rahmen der Programmlinie »HAW.In- ternational« mit QISS ein bedeutendes Projekt zur Internationalisierung der Katholischen Hochschule Freiburg. Das Projekt QISS (»Querschnittsaufgabe Internationalisierungsstrukturen sichern«) hat eine Laufzeit von zwei Jahren und wird von Prof.in Dr. Nausikaa Schirilla gemeinsam mit den Prorek- tor*innen Prof.in Dr. Ines Himmelsbach und Prof. Dr. Hauke Schumann geleitet. Das Projekt wurde beantragt, um die Internationali- sierung der Hochschule in der Breite zu verankern und dabei bestimmte Aspekte der Internationalisie- rung der Hochschule weiter auszubauen. Die KH verfügt bereits über viele lebendige internationale Partnerschaften mit anderen Hochschulen und Uni- versitäten, sowie über zahlreiche Formate und Pro- jekte zur Internationalisierung. Das Ziel von QISS innovative internationale Formate in der Lehre wei- besteht nun darin, Internationalisierung stärker terzuentwickeln und auf die Forschung auszuwei- und systematisch in die laufenden Prozesse der ten. Dazu müssen allgemein und in manchen Studi- Hochschule und in alle relevanten Bereiche zu inte- enbereichen auch speziell neue Formate der Lehre grieren. In Planung sind dafür konkrete Maßnah- und Mobilität entwickelt werden. Die Digitalisie- men wie ein internationales Gastprogramm für Pra- rung eröffnet dahingehend ganz neue Möglichkei- xissemester und eine internationale Praxisstellen- ten wie gemeinsame virtuelle Module oder Semina- datei. Diese Maßnahmen sollen zu einer Verbesse- re mit einer Partnerhochschule. rung der englischen Lehrangebote und zur Attrakti- Das Ziel des Projektes QISS ist auch der Aufbau ei- vität von Auslandssemestern und Lehre im Ausland ner Willkommenskultur für Studierende und Dozie- beitragen. In diesem Zuge ist auch die Übersetzung rende aus unseren Partnerhochschulen. Eine er- der Website geplant, sodass zentrale Informationen folgreiche Umsetzung bedeutet dabei, dass Inco- auf Englisch abrufbar sind. Außerdem soll die Etab- mings nicht in kleinen Gruppen »am Rande sitzen« lierung internationaler Forschungspraktika voran- oder Gastdozierende nicht vor kleinen Truppen getrieben werden. »Aufrechter« lehren müssen. Mit diesen Vorhaben soll sichergestellt werden, In den ersten Schritten soll die Internationalisie- dass nachhaltige Strukturen als Grundlage der In- rungsstrategie der Hochschule in Theorie und Pra- ternationalisierung aufgebaut werden. Internatio- xis überarbeitet und angepasst werden – wir hof- nale Aktivitäten – ob ein Auslandssemester, Lehre fen, dies in einem partizipativen Prozess zu reali- im Ausland oder ein Forschungsaufenthalt – sollen sieren und wünschen uns, dass möglichst viele Mit- sichtbarer, besser anerkannt und auch materiell glieder der Hochschule ihre Wünsche, Bedürfnisse INTERNATIONALES besser unterstützt werden. Mobilität – also z. B. ein und Verbesserungsvorschläge einbringen. Auslandsbesuch – soll für alle Hochschulangehörigen inkl. Verwaltungsmitarbeiter*innen und Forschende ermöglicht werden. Prof.in Dr. Nausikaa Schirilla ist Professorin für Soziale Arbeit mit Schwerpunkt Migration Mit dem Projekt QISS werden die vielen bereits be- und interkulturelle Kompetenz an der Katholi- stehenden Ansätze der Internationalisierung an der schen Hochschule Freiburg. KH, wozu auch die alle zwei Jahre stattfindende »In- ternational Week« zählt, konzeptionell und strate- gisch ausgedehnt und in allen Bereichen der Hoch- schule integriert werden. Es kommt darauf an, neue 17
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