103 Baudirektion ZUP - Bauen mit Holz für mehr Klimaschutz Neues Planungstool Hitze im Siedlungsraum
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ZUP Kanton Zürich Baudirektion 103 Zürcher Umweltpraxis und Raumentwicklung Juli 2022 Wald / Klima Bauen mit Holz für mehr Klimaschutz Klima Neues Planungstool Hitze im Siedlungsraum Klima Ambitionierte Klimastrategie für den Kanton Zürich
Editorial Klimabewusst entscheiden 3 Kolumne RR Martin Neukom Der Baudirektor meint … aller guten Dinge sind (mindestens) drei 4 Klima Langfristige Klimastrategie 5 Klima Planungstool «Hitze im Siedlungsraum» 9 Biosicherheit / Klima Klimawandel und Neophyten: Fluch oder Segen? 11 Wald / Klima Bauen mit Holz für mehr Klimaschutz 13 Zürcher Umweltpraxis Nachhaltig Bauen und Raumentwicklung (ZUP) Erstmals erhält ein Bildungsbau das Label «Gold» 17 Informations-Bulletin der Umweltschutz- Fachverwaltung des Kantons Zürich Raumplanung 28. Jahrgang Raumplanungsbericht 2021: Inhalt Interessen sorgfältig abwägen 21 Die inhaltliche Verantwortung liegt bei den am Anfang jedes Beitrags genannten Strahlung Personen bzw. bei der Verwaltungsstelle. Lichtverschmutzung verringern 23 Redaktion, Koordination und Produktion Strahlung Koordination Bau und Umwelt (KOBU) Neue Rechts- und Vollzugsgrundlagen Kanton Zürich, Baudirektion 8090 Zürich im Bereich Mobilfunk 25 Telefon 043 259 24 17, kofu@bd.zh.ch Redaktorin: Konsum Isabel Flynn, isabel.flynn@bd.zh.ch Nachhaltig geniessen? Challenge angenommen! 27 Redaktionsteam Energie / Klima Daniel Aebli (Tiefbauamt / Lärm) Knonauer Amt: Zusammen für die Energiewende 29 Daniela Brunner (AWEL / Betriebe) Isabel Flynn (Redaktorin, KOBU) Energie / Klima Nathalie Barengo (ALN / Wald) Schritte aus der Energie- und Klimakrise 31 Thomas Hofer (Statistisches Amt) Sarina Laustela (Stadt Uster, Abfall) Allgemein Regula Müller Brunner / Urs Demmel (ARE) Alex Nietlisbach (AWEL / Energie) Schnell den Überblick verschaffen 41 Isabelle Rüegg (BD / Kommunikation) Caroline Schneeberger (KOBU) Impressum 2 Fabio Wintsch (Gemeinde Lindau, Bau + Werke) Vollzugshinweise 4 Erscheinungsweise Vermischtes, Publikationen, Veranstaltungen 33 Dreimal jährlich. Gedruckt bei der Zürcher Druckerei ROPRESS auf 100 % Recycling papier Refutura mit dem blauen Engel, klima- neutral und mit erneuerbarer Energie. Jeder Artikel kann dank spezieller Leimung einfach aus dem Heft gelöst und abgelegt oder weitergegeben werden. Abonnements Die ZUP ist kostenfrei erhältlich (gedruckt oder / und elektronisch) unter: www.zh.ch/umweltpraxis, kofu@bd.zh.ch. Nachdruck Die in der ZUP erscheinenden Beiträge sind unter Quellenangabe zur weiteren Veröffent- lichung frei. Auf Anfrage (Tel. 043 259 24 18) stehen auch die verwendeten Grafiken zur Verfügung. Titelbild Bauen mit Holz ist gut fürs Klima. Im Bild: Holzfassade in Überbauung in Männedorf. Quelle: I. Flynn Sämtliche erschienenen ZUP-Beiträge finden Sie über die Artikelsuche auf www.zh.ch/umweltpraxis Hier können Sie auch direkt auf Themen- hefte zugreifen.
Editorial 3 ZUP Nr. 103 Juli 2022 Editorial Die Entscheidungen von heute bestimmen über das Klima von morgen Die Auswirkungen des Klimawandels kennen inzwischen alle: mehr heisse Tage, grössere Hitze, stärkere Regenfälle und heftigere Sturmereignisse. Jetzt müssen wirksame Massnahmen rasch die Weichen stellen. Denn nichts tun bedeutet einen stärkeren Klimawandel. Der Kanton Zürich strebt klar Netto-Null an und hat eine ambitionierte, langfristige Klimastrategie veröffentlicht (Seite 5). Mit einer Vielzahl an Massnahmen müssen die CO2 -Emissionen jetzt rasch und in grossem Massstab gesenkt werden. Ange- setzt wird dort, wo es relevant ist: bei Verkehr, Abfall und Abwasser, der Industrie und, sehr wichtig, den Gebäuden. Wie und womit gebaut wird, ist dabei entschei- dend. Isabel Flynn Baut man beispielsweise mit Holz, spart man CO2 ein und verzichtet auf andere Redaktorin «Zürcher Umweltpraxis und energieintensiv hergestellte Materialien. Das Holz kann das CO2 zudem über lange Raumentwicklung» Zeit zwischenspeichern (Seite 13). Auch über die Materialwahl hinaus will der Kanton Koordinationsstelle für Umweltschutz Zürich seine Bauten möglichst nachhaltig und klimaschonend erstellen. Die Bauge- Generalsekretariat Baudirektion Telefon 043 259 24 18 werbliche Berufsschule Zürich ist nun der erste Schweizer Bildungsbau mit dem La- isabel.flynn@bd.zh.ch bel Gold des Standards nachhaltiges Bauen Schweiz (Seite 17). www.zh.ch/umweltpraxis Gerade im Gebäudebereich kann auch der Kanton Zürich Einfluss nehmen. Das zeigt der eben erschienene Energieplanungsbericht und Energiestrategie 2022 (Seite 31). Eine dem Klimawandel angepasste Stadtplanung verhindert, dass heisse Tage in Städten und Gemeinden unerträglich werden. Ein neues Planungstool macht sicht- bar, wo Massnahmen wie Begrünung, Regenwassermanagement sowie Sichern oder Wiederherstellen von Kaltluftströmungen Hitzeinseln verhindern können (Seite 21). Ein Beispiel für eine klimawirksame Zusammenarbeit von Gemeinden ist die Ener- gieregion Knonauer Amt (Seite 29). Profiteure des Klimawandels und der Hitze sind Neophyten wie Kirschlorbeer oder Tessiner Palme, die sich dank höherer Temperaturen leichter von den Gärten in die Wälder ausbreiten können, wo sie der Biodiversität schaden (Seite 11). Einheimi- sche Pflanzen wären hier die bessere Wahl für den eigenen Garten. Mit einer Challenge zum Thema Ernährung hat der Kanton Zürich seine Mitarbeiten- den motiviert, sich spielerisch die Frage zu stellen: «Wie nachhaltig entscheide ich mich, wenn ich konsumiere»? (Seite 27). Denn wer «richtig» entscheidet, verringert seine persönliche Umwelt- und Klimabelastung deutlich. Bereits wurden mehrere Weichen in Richtung Klimaschutz gestellt. Die Zürcher Be- völkerung befürwortete im Mai mit 67 Prozent Ja-Stimmen den Klimaschutzartikel, nachdem sie bereits ein halbes Jahr zuvor das neue Energiegesetz angenommen hatte. Die Menschen sind also bereit, etwas gegen den Klimawandel zu tun. Jetzt geht es darum, Massnahmen konsequent umzusetzen und auch im Alltag richtig zu entscheiden. Dazu können alle beitragen. Ich wünsche allen einen klimafreundlichen Sommer. Herzlich Isabel Flynn Redaktorin Zürcher Umweltpraxis und Raumentwicklung (ZUP) www.zh.ch/umweltpraxis
Recht und Vollzug 4 ZUP Nr. 103 Juli 2022 Kanton unterstützt Unternehmen «BAHN 2050» Der Baudirektor meint … Richtung Ressourceneffizienz Der Bundesrat hat seine Langfriststrate- … aller guten Dinge Ökoprofit ist ein regionales Zusammenar- gie Bahn überarbeitet. Das Bahnangebot sind (mindestens) drei beitsprogramm zwischen Unternehmen, soll primär auf kurzen und mittleren Dis- Umwelt-Dienstleistern und Behörden. Das tanzen verbessert werden. Die Vernehm- Konzept basiert auf dem gemeinsamen lassung der Vorschläge dauert bis 14. Ok Ziel der Kosteneinsparungen durch ver- tober 2022. besserte Energie- und Ressourceneffizi- www.admin.ch enz, dem Aufbau von Knowhow innerhalb der Betriebe, einem regen Netzwerk aus Bessere Abgasnachkontrollen bei Betrieben, Behörden und Beratungsper- Dieselfahrzeugen sonen sowie der öffentlichen Auszeich- Untersuchungen haben gezeigt, dass die nung der erfolgreichen Programmabsol- bis jetzt angewandten Messverfahren venten. Nicht zuletzt, weil es auch ein Um- nicht empfindlich genug sind, um alle de- weltmanagementsystem ist, bei dem der fekten Dieselpartikelfilter zu erfassen. Faktor Mensch grossgeschrieben wird, hat Das UVEK hat deshalb entschieden, dass das Programm weltweit viele Anhängerin- ab 1. Januar 2023 ein präziseres Mess- nen und Anhänger. Auf Initiative von Regie- verfahren eingesetzt werden muss. rungsrat Martin Neukom hat der Kanton www.astra.admin.ch Regierungsrat Martin Neukom, Zürich Ökoprofit zu einem wichtigen Be- Baudirektor standteil der Klimastrategie gemacht. Verlängerung klimapolitischer Zürcherische Industrie- und Gewerbeunter- Instrumente Am 28. November 2021 hat das Zürcher nehmen, die beim neuen Programm Der Bundesrat hat am 4. Mai 2022 die re- Stimmvolk dem Energiegesetz mit 62,6 2022/23 mitmachen, werden vom Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft (AWEL) vidierte CO2 -Verordnung gutgeheissen. Prozent Ja-Anteil zugestimmt. Am 15. finanziell unterstützt. Das Programm startet Dies verhindert eine Regulierungslücke Mai 2022 folgte das Ja zum Klima- am 18. Oktober 2022. Weiterführende bis zum Inkrafttreten des totalrevidierten schutzartikel mit 67,1 Prozent Ja-Stim- Informationen: www.zh.ch/oekoprofit. CO2 -Gesetzes ab 2025. Neben dem Ver- men. Und nun folgt am 25. September minderungsziel der Schweiz werden auch die Abstimmung zum Gegenvorschlag Geändertes Energiegesetz zentrale Instrumente des Klimaschutzes des Kantonsrats zur «Kreislauf-Initiati- Am 1. September vollzieht der Kanton Zü- bis Ende 2024 verlängert. ve», dem er selbst mit 160 zu 0 Stim- rich einen grossen Schritt Richtung www.admin.ch men zugestimmt hat. klimafreundlichere Zukunft. Dann tritt das Die Kreislaufwirtschaft zu einem Ziel geänderte Energiegesetz in Kraft. Öl- und Beiträge an Unterhalt mit Verfassungsrang zu erheben, ist Gasheizungen können ab dann nur noch Gemeindestrassen ab 2023 absolut gerechtfertigt. Denn obwohl wir in Ausnahmefällen durch solche ersetzt Die Stimmberechtigten haben am beim Recycling ansehnliche Erfolge werden. Klimafreundliche Heizungen 27. September 2020 einer Änderung vorweisen können, dominiert immer werden zum Standard. Und auf neuen des kantonalen Strassengesetzes zuge- noch die lineare Wirtschaft, in der zur Häusern sind Solarpanels Pflicht. stimmt. Diese sieht vor, dass die Gemein- Produktion von Gütern vielfach nicht- Die Baudirektion arbeitet momentan an den künftig Beiträge aus dem Strassen- erneuerbare Rohstoffe abgebaut wer- einer Revision der Bauverfahrensverord- fonds für den Unterhalt der Gemeinde- den, die dann nach Gebrauch zu Abfall nung (BVV), um das Bewilligungsverfahren strassen erhalten. Diese Gesetzes werden. Nachhaltig ist dies nicht. für die Installation von Wärmepumpen zu bestimmung und die für die Umsetzung Einen hohen Anteil der drei Tonnen Ab- vereinfachen. Parallel dazu prüft sie Verein- notwendige Verordnung über die Beiträ- fall, die im Kanton Zürich pro Kopf jähr- fachungen bei der Bewilligung von Solaran- ge an den Unterhalt der Gemeindestras- lich anfallen, machen die Bauabfälle lagen. Dabei ist es in beiden Fällen das Ziel, sen (VBUG) werden auf den 1. Juni 2022 aus. Sich auf den Privatkonsum zu be- den administrativen Aufwand für die Bau- in Kraft gesetzt. Erste Auszahlungen der schränken, wie es die «Kreislauf-Initia- herrschaften und die Verwaltung zu redu- Beiträge erfolgen 2023. tive» der Jungen Grünen tat, bringt uns zieren. Diese Änderungen werden voraus- www.zh.ch, Volkswirtschaftsdirektion, nicht ans Ziel. Der Verfassungsartikel sichtlich im Januar 2023 in Kraft treten. Amt für Mobilität 106a (Stoffkreisläufe) verkörpert einen Der Regierungsratsbeschluss Nr. 840/2022 ganzheitlichen Ansatz, der den gesam- ist unter zh.ch/rrb verfügbar. Schutz vor Strassenlärm: ten Kreislauf betrachtet, von der Roh- Bundesrat unterstützt Kantone stoffgewinnung über das Design, die Aktionsprogramm EnergieSchweiz Der Strassenverkehr ist die grösste Lärm- Produktion und die Verteilung eines Der Bundesrat hat die finanziellen Mittel quelle in der Schweiz. Obschon die Kan- Produkts bis zu seiner möglichst lan- des Aktionsprogramms EnergieSchweiz tone ihre Anstrengungen in den letzten gen Nutzungsphase und zum Recyc- ab 2023 aufgestockt. Sie fliessen in vier Jahren intensiviert haben, sind auch heu- ling. neue Förderprogramme, die das Parla- te noch mehr als eine Million Personen an Die Natur kennt keine Abfälle, in ihr be- ment Ende 2021 zur Beschleunigung der ihrem Wohnort übermässigem Strassen- wegen sich die Stoffe im Kreislauf. Energietransition beschlossen hat. Wei- lärm ausgesetzt. Im April hat der Bundes- Dass wir uns diesem Mechanismus ter werden damit auch zwei neue Pro- rat beschlossen, die finanzielle Unterstüt- wieder annähern und die Ressourcen gramme zur Unterstützung der Gemein- zung der Kantone für Massnahmen ge- kreisen lassen, verdient ein deutliches den bei der Planung von Photovoltaikan- gen Strassenlärm zu verstärken. Dazu hat Ja! lagen auf kommunalen Gebäuden und er einen Kredit von 52 Millionen Franken von Elektroladestationen finanziert. bis 2024 bewilligt. www.admin.ch www.admin.ch www.zh.ch/umweltpraxis
Klima 5 ZUP Nr. 103 Juli 2022 Langfristige Der Stromerzeugung aus Sonnenenergie (Photovoltaik) kommt eine Schlüsselrolle zu: Sie Klimastrategie ist gesellschaftlich akzeptiert, verfügt über ein enormes inländisches Ausbaupotenzial und wird mit weiter sinkenden Gestehungskosten wirtschaftlich immer attraktiver. Quelle: Adobe Stock Die Klimakrise ist eine der grössten Herausforderun- gen unserer Zeit. Um die Mit der Festsetzung des Ziels «Netto-Null dauerhaft gespeichert. Da die dafür nöti- Folgen einzugrenzen, Treibhausgase bis 2050» im Jahr 2019 gen Technologien noch in Entwicklung braucht es rasche und und der langfristigen Klimastrategie von sind, wurde das Klimaziel ergänzt um den wirksame Massnahmen. 2021 hat der Bundesrat die globalen Zie- Zusatz «spätestens 2050». Darum hat der Regierungs- le des Klimaübereinkommens von Paris rat eine ambitionierte (2015) auf die Schweiz übertragen. Mitt- Treibhausgasemissionen Klimastrategie für den lerweile hat sich ein Grossteil aller Länder im Kanton Zürich Kanton Zürich festgesetzt. solche Netto-Null-Ziele gesetzt. Im Jahr 2019 wurden im Kanton Zürich Sarah Böttinger 5,6 Millionen Tonnen Treibhausgase aus- Wissenschaftliche Mitarbeiterin Klimaschutz Kanton Zürich nimmt gestossen. Die wichtigsten Emittenten Telefon 043 259 43 60 Vorreiterrolle ein mit rund 70 Prozent der gesamten Emis- sarah.boettinger@bd.zh.ch Um seinen Beitrag zum nationalen Ziel zu sionen sind der Gebäude- und der Ver- Nathalie Hutter leisten, hat sich der Regierungsrat für den kehrssektor. Projektleiterin Klimaschutz Kanton Zürich folgendes Ziel gesetzt: Nicht berücksichtigt sind bei dieser Be- Telefon 043 259 32 80 «Netto-Null angestrebt bis 2040, spätes- rechnung die Emissionen, welche aus nathalie.hutter@bd.zh.ch tens 2050». Als Zwischenziel ist die Hal- serhalb des Kantons entstehen. Die Niels Holthausen Sektionsleiter (Co-Leitung) bierung der Treibhausgasemissionen im Schweizer Bevölkerung verursacht durch Telefon 043 259 43 20 Kanton bis 2030 vorgesehen (im Ver- Nachfrage nach importierten Gütern und niels.holthausen@bd.zh.ch gleich zu 1990). Die Voraussetzungen, Dienstleistungen im Ausland nochmals Abteilung Luft, Klima und Strahlung dies zu erreichen, sind im Kanton Zürich doppelt so viele Treibhausgasemissionen AWEL Amt für günstig, da es beispielsweise keine Ze- wie im Inland. Abfall, Wasser, Energie und Luft Baudirektion Kanton Zürich mentwerke und nur wenige emissions www.zh.ch/klima intensive Industriebetriebe gibt. Der Kan- Der Wegweiser zu Netto-Null: Artikel «Planungstool Hitze», Seite 9, ton nimmt mit diesem ambitionierten Ziel Gebäude, Verkehr, Industrie … «Klimawandel und Neophyten», Seite 11, eine Vorreiterrolle ein. Netto-Null wird nur erreicht, wenn in jedem «Bauen mit Holz für mehr Klimaschutz», Konkret werden gemäss Zielsetzung ab der in der Grafik auf Seite 6, oben, aufge- Seite 13, «Nachhaltig geniessen», Seite 27, «Knonauer Amt: Zusammen für die 2040 auf Kantonsgebiet nur noch unver- zeigten Sektoren die Treibhausgasemissi- Energiewende», Seite 29 und «Schritte meidbare Treibhausgase ausgestossen. onen auf ein Minimum reduziert werden. aus der Energie- und Klimakrise», Seite 31 Die verbleibenden Emissionen werden Daher wurden neben dem übergeordneten der Atmosphäre wieder entnommen und Klimaziel auch Sektorziele festgelegt. www.zh.ch/umweltpraxis
Klima 6 ZUP Nr. 103 Juli 2022 7000 in 1000 Tonnen CO2 -Äquivalente 6000 – 48 % 5000 gegenüber 1990 4000 3000 Netto-Null 2000 1000 0 Ausgleich durch CO2- -1000 Entnahme 1990 2000 2010 2020 2030 2040 Gebäude Verkehr (exkl.Luftverkehr) Industrie / Gewerbe Abfall / Ressourcen Land- / Forstwirtschaft Die Treibhausgasemissionen sind im Kanton Zürich von 1990 bis 2019 kaum gesunken. Um die gesetzten Ziele zu erreichen, sind in allen Sektoren Massnahmen erforderlich. Die 2040 noch verbleibenden Emissionen müssen durch CO2-Entnahme ausgeglichen werden. Quelle: Baudirektion So soll im Gebäudesektor eine Verminde- Im Verkehrssektor sollen bis 2030 zu- gang mit organischen Böden können zu rung der Emissionen gegenüber 1990 von nächst 40 Prozent der Emissionen ge- diesen Zielen beitragen. Aufgrund emis- 65 Prozent bis 2030 und von 95 Prozent genüber 1990 eingespart werden, bis sionsintensiver Prozesse, wie beispiels- bis 2040 erreicht werden. Das bedeutet 2040 ebenfalls 95 Prozent. Dazu wird weise der Rindviehhaltung, wird in die- unter anderem, dass fossil betriebene eine Reduktion der täglich zurückgeleg- sem Sektor jedoch ein vergleichsweise Heizungen durch solche ersetzt werden, ten Distanzen und eine weitere Verlage- hoher Anteil Restemissionen erwartet, die mit erneuerbaren Energieträgern be- rung des motorisierten Individualverkehrs welcher durch negative Emissionen aus- trieben werden. Durch die 2021 be- auf Fuss-, Velo- und öffentlichen Verkehr geglichen werden muss. schlossene Revision des Energiegeset- angestrebt. Ausserdem braucht es eine Neben der Verminderung der direkten zes wurde hierfür ein rechtlicher Rahmen Umstellung auf alternative Antriebe. Emissionen auf Kantonsgebiet sollen geschaffen. In Industrie und Gewerbe ist eine Vermin- auch die indirekten Emissionen ausser- derung bis 2030 um 20 Prozent und bis halb der Kantonsgrenzen im Rahmen der 2040 um 75 Prozent vorgesehen. In die- Möglichkeiten reduziert werden. sem Sektor wird unter anderem bei der 7% Verbesserung der Ressourceneffizienz Ziele der kantonalen Verwaltung 9% und bei Innovationen in der erneuerbaren Die kantonale Verwaltung wird mit gutem Prozesswärme angesetzt. Beispiel vorangehen: Bis 2030 sollen 32 % durch fossile Heizungen in kantonalen 13 % … sowie Abfall, Abwasser Gebäuden und durch die Personenwa- und indirekte Emissionen genflotte keine Treibhausgase mehr aus- In der Abfall- und Abwasserbehandlung gestossen werden. Ausgenommen davon sollen bis 2030 vorerst 30 Prozent weni- sind Blaulichtorganisationen, soweit dies ger Emissionen anfallen, bis 2040 dann die Einsatzbereitschaft erfordert. Bis 85 Prozent. Wichtige Handlungsansätze 2040 sollen dann auch die übrige kanto- 39 % dazu sind die Vermeidung von Abfällen nale Flotte sowie Fahrzeuge des öffentli- sowie die Optimierung der Verwertung chen Verkehrs fossilfrei fahren. Die kan- Gebäude und Entsorgung. Ergänzend dazu soll tonalen Verpflegungsbetriebe sind eben- Verkehr (exkl. Luftverkehr) mittel- bis langfristig das CO2 aus der Ab- falls dazu angehalten, die Klimawirkung Industrie/Gewerbe fallverwertung abgeschieden und ge- ihrer Speisen bis 2030 um 40 Prozent zu Abfall/Ressourcen speichert werden. Damit werden CO2 - verringern. Land-/Forstwirtschaft Emissionen verhindert und aus den bio- Die Treibhausgasemissionen im Kanton genen Teilen des Abfalls negative Von der Zielsetzung … Zürich beliefen sich 2019 auf ein Total von 5.6 Mio. Tonnen CO2-Äquivalente. Emissionen erzielt, welche einen Beitrag Theoretisch liegen die nächsten Schritte Hauptverursacher sind der Verkehrs- zum Netto-Null-Ziel leisten. somit auf der Hand: Erstens müssen fos- und Gebäudesektor, gefolgt von In der Landwirtschaft wird eine Redukti- sile Energieträger durch erneuerbare er- Industrie / Gewerbe, Abfall / Ressourcen und Land- / Forstwirtschaft. on von 30 Prozent bis 2030 angestrebt, setzt werden, um so CO2 -Emissionen zu Quelle: AWEL bis 2040 von 45 Prozent. Die Ausrichtung vermeiden. Zweitens muss der Ausstoss des Tierbestands auf das lokale Futteran- anderer Treibhausgase (Methan, Lach- gebot und der standortangepasste Um- gas, synthetische) so weit wie möglich www.zh.ch/umweltpraxis
Klima 7 ZUP Nr. 103 Juli 2022 Kantonale Neubauten werden im Minergie-P-Eco- oder Mi- Auch klimaschonende Spezialfahrzeuge sind bereits nergie-A-Eco-Standard erstellt, und es wird auch beim Bau verfügbar: So hat das Tiefbauamt ein elektrisch auf die Minimierung der Treibhausgasemissionen geachtet, betriebenes Grosskehrfahrzeug beschafft. wie zum Beispiel beim geplanten Zentrum für Zahnmedizin. Quelle: Bucher Municipal AG Quelle: ARGE Boltshauser Architekten AG / Drees & Sommer Schweiz AG, Zürich. vermindert werden. Drittens gilt es, ver- Um den Wärmebedarf grundlegend ge- Sektor Energie bleibende Emissionen mithilfe von Nega- ring zu halten, gilt es, die Effizienz der Ge- Öl und Gas werden vielfach durch strom- tiv-Emissions-Technologien (NET) auszu- bäudehülle zu steigern. Dies gelingt bei- basierte Energieträger ersetzt. Um den gleichen ( Artikel «Wie bekommen wir spielsweise durch den Einsatz neuer Bedarf an erneuerbarem Strom zu de- das CO2 wieder aus der Atmosphäre?» Fenster oder die Dämmung von Keller cken, ist der Ausbau der lokalen Strom- und «CO2 -Abscheidung aus der KVA decke oder Estrichboden. Diese energe- produktion wichtig. Die Sonnenenergie Linth ist machbar», ZUP99, 2021). tischen Verbesserungen an verhältnis- hat bei der inländischen Stromprodukti- Eine Herausforderung ist, dass sich viele mässig einfach modernisierbaren Bau on das grösste Ausbaupotenzial. Dane- NET erst im Entwicklungsstadium befin- teilen können den Energiebedarf der ben braucht es Massnahmen zur Verbes- den und es wohl noch einige Jahre dauern Heizung bereits um einen Drittel senken. serung der Effizienz, zur Speicherung von wird, bis sie im grossen Stil zu marktfähi- Komplexere Bauteile wie Fassaden und Strom und zur Flexibilisierung des Ver- gen Preisen zur Anwendung gelangen. In Dächer sollten zur Ausnutzung des Po- brauchs. der langfristigen Klimastrategie stehen so- tenzials ebenfalls saniert werden. mit Ansätze zur Vermeidung von Treib Sektor Abfall- hausgasemissionen im Zentrum, während Sektor Mobilität und Abwasserbehandlung gleichzeitig NET als Zukunftstechnologien Die zurückgelegten Distanzen sollen re- Hier können unter anderem durch die gefördert werden, um Restemissionen duziert werden, unter anderem durch die Schliessung von Stoffkreisläufen Emissi- mittelfristig ausgleichen zu können. Abstimmung von Siedlung und Verkehr onsreduktionen erwirkt werden. So ist es und die Nutzung der Digitalisierung, zum wichtig, das Recycling voranzutreiben … zur Umsetzung Beispiel in Form von Home-Office oder und Abläufe zu optimieren, damit Materi- Was sich als Zielsetzung einfach anhört, Co-Working-Spaces. Auch gilt es, eine alien möglichst umfassend wiederver- ist in der Praxis jedoch sehr komplex. Der weitere Verlagerung vom motorisierten wendet werden können. Dazu zählt bei- Regierungsrat hat die Herausforderung Individualverkehr auf den Fuss- und Velo- spielsweise auch die Rückgewinnung von angenommen und die Direktionen mit der verkehr oder öffentliche Verkehrsmittel zu Edelmetallen aus Kehrichtschlacke, das Umsetzung von Massnahmen zur Zieler- erreichen. Dazu soll unter anderem die sogenannte «Urban Mining». Ebenso reichung beauftragt. Auch hat er die Zür- Verbesserung der Infrastruktur für Fuss- trägt die Verminderung von Abfallmengen cher Städte und Gemeinden eingeladen, gänger und Velofahrerinnen beitragen, dazu bei, Treibhausgasemissionen einzu- geeignete Massnahmen zu ergreifen und damit diese Art der Fortbewegung sicher dämmen. So sollten Produkte länger und im Rahmen ihrer Möglichkeiten den Aus- und komfortabel ist. Erreicht werden gemeinsam genutzt werden, beispiels- stoss von Treibhausgasen zu reduzieren. kann dies beispielsweise durch klar ab- weise mithilfe von Repair Cafés, Tausch- In jedem der fünf Sektoren, die für die gegrenzte Velo- und Fusswege, gut sig- börsen und Mietplattformen. Emissionen im Kanton Zürich verantwort- nalisierte Querungsmöglichkeiten oder Die Effizienz von Kehrichtverwertungsan- lich sind, ist der Handlungsbedarf gross. ausreichend sichere und witterungsge- lagen kann durch den Anschluss an ein Vor allem in den beiden Sektoren mit den schützte Abstellplätze für Velos. Fernwärmenetz gesteigert werden. Vor meisten Emissionen sind wirkungsvolle Schliesslich soll der Wechsel zu erneuer- allem aber wird der Abscheidung von Massnahmen dringlich. Wichtige Hand- bar angetriebenen Fahrzeugen erleichtert CO2 aus der Verbrennung zukünftig eine lungsansätze werden im Folgenden auf- werden. Das grösste Hemmnis für die An- wichtige Rolle zukommen. gezeigt. schaffung eines Elektroautos sind derzeit In Abwasserreinigungsanlagen können fehlende Ladestationen am Wohnort, al- durch Optimierung des Klärprozesses die Sektor Gebäude so an privaten Stellplätzen und Garagen Entstehung der Treibhausgase Methan Hier steht der Heizungsersatz im Fokus. oder auch in der blauen Zone. Ein weite- und Lachgas vermindert werden. Auch Neben erneuerbaren Energiequellen ist rer Handlungsschwerpunkt ist daher die die Energienutzung kann optimiert und auch Abwärme als lokaler Energieliefe- Schaffung einer flächendeckenden Lade- die Energieeffizienz verbessert werden. rant relevant. So spielt die kommunale infrastruktur für Elektrofahrzeuge. Zu be- Energieplanung bei der verbesserten achten ist, dass keine Fehlanreize entste- Nutzung der Potenziale von Wärmever- hen, die beispielsweise Personen ohne bünden eine zentrale Rolle. Auto animieren, sich eines anzuschaffen. www.zh.ch/umweltpraxis
Klima 8 ZUP Nr. 103 Juli 2022 Beschaffung und Konsum Chancen und Risiken Gemeinsam ans Ziel Die Verpflegungsbetriebe und die Be- Die Dekarbonisierung bietet wirtschaftli- Um Netto-Null bis 2040 zu erreichen, ist schaffung der öffentlichen Hand bieten che Chancen, wirft aber auch Herausfor- die Zusammenarbeit aller Akteure zent- viele Möglichkeiten, den Treibhausgas- derungen auf. Unternehmen, deren Ge- ral. Neben Kanton und Bund leisten Städ- ausstoss zu vermindern. Mit angepassten schäft stark von Anstrengungen zur De- te und Gemeinden, aber auch Wirtschaft Ausschreibungsrichtlinien wird der Kli- karbonisierung beeinflusst wird, sind und Verbände sowie die Bevölkerung be- maschutz von Beginn an mitgedacht und beispielsweise Garagisten oder das Bau- reits wertvolle Beiträge und setzen sich eingeplant. Durch Information und Sensi- gewerbe. Hier gilt es, zukunftsfähige Lö- zunehmend ambitionierte Ziele. Für diese bilisierung wird ausserdem die Bevölke- sungen zu entwickeln und Fachkräfte da- Zusammenarbeit ist der Kanton im Aus- rung abgeholt und auf klimarelevante für auszubilden beziehungsweise ihre tausch mit den genannten Akteuren. Themen aufmerksam gemacht. Weiterbildung zu ermöglichen. Innovati- Unter anderem bietet der Klimadialog ven Unternehmen bietet der Wachstums- zwischen Kanton und Gemeinden eine Investitionsbedarf markt der klimaverträglichen Lösungen Gelegenheit zum Erfahrungs- und Wis- Damit die Infrastruktur den Anforderun- interessante Chancen. sensaustausch, dieses Jahr am 13. Juli gen des Netto-Null-Ziels gerecht wird, Durch eine moderne und klimaangepass- und am 15. November. Weitere Informati- sind Mehrinvestitionen nötig. Die Investi- te Infrastruktur wird obendrein die Attrak- onen zum Klimadialog zwischen Kanton tionen werden vielfach über die Lebens- tivität der Zürcher Städte und Gemeinden und Gemeinden sind in ZUP-Ausgabe dauer durch geringere Betriebs- und Un- als Wohnstandorte gesteigert. So lässt Nr. 102 (Artikel «Klimadialog zwischen terhaltskosten vollständig, zumindest sich sommerliche Hitze in gut gestalteten Kanton und Gemeinden», 2022) und auf aber in wesentlichen Teilen amortisiert. Siedlungsräumen besser aushalten. der Website www.zh.ch/klimadialog zu Neben den erwarteten Einsparungen Dank Wärmepumpen und Elektromobili- finden. zahlen sich auch die vermiedenen Klima- tät verbessert sich ausserdem die Luft- folgen aus: Die massiven Auswirkungen qualität. eines ungebremsten Klimawandels wür- Dabei ist nicht zu vergessen, dass die De- Anpassung den unbezifferbare Kosten verursachen. karbonisierung als gesamtgesellschaftli- an den Klimawandel Mehrheitlich werden diese Investitionen che Aufgabe sozial gerecht durchzuführen Schon heute ist der Kanton Zürich von von Privaten und Unternehmen getragen, ist. Manche Instrumente wie Mobility Pri- den Folgen des Klimawandels betrof- beispielsweise durch Massnahmen wie cing oder die Rückvergütung der CO2 -Ab- fen (siehe Abbildung unten). Daher sind energetische Gebäudesanierungen und gabe stellen für einkommensschwache die Massnahmen zur Anpassung an Umstellung der Fahrzeugflotte auf E-Mo- Haushalte überwiegend eine Entlastung den Klimawandel, neben Klimaschutz bilität. Der verbleibende Teil entfällt auf dar. Andererseits können energetische durch Reduktion von Treibhausgasen, die öffentliche Hand, die Förderbeiträge Gebäudesanierungen mit Heizungsersatz die zweite tragende Säule der Zürcher leistet und auch ihre Gebäude und Fahr- zu höheren Mieten führen. Der Kanton Klimastrategie. Die laufenden Aktivitä- zeuge fit für Netto-Null macht. wird diese Entwicklungen beobachten ten sind im Massnahmenplan «Anpas- und bei Bedarf Massnahmen ergreifen. sung an den Klimawandel» aufgeführt (www.zh.ch/klima Klimaanpassung). Der Handlungsbedarf wird demnächst überprüft, und die Massnahmen wer- den aktualisiert. Folgen des Klimawandels Messstation Sommerliche Stark- und Extrem- Zürich / Fluntern Trockenperioden niederschläge Längste Trockenperiode Stärkster Eintagesniederschlag Sommer Winter 12 Tage 27.8 mm +1.4 Tage (-0.4 bis +8.6 Tage) +7 % (+0.2 bis +17.3 %) +2.4 °C (+2 bis +2.9 °C) Heissester Tag im Jahr RCP8.5 Kälteste Nacht im Jahr 32.2 °C +3.4 °C (+1.4 bis +5.7 °C) 2060 -11.2 °C +4.3 °C (+2.4 bis +6.2 °C) Hitzeextreme und Kälteextreme und Hitzewellen Kältewellen Beobachtungen 1981-2010 Abweichung gegenüber 1981-2010 Auch im Kanton Zürich sind die Folgen der globalen Erwärmung bereits spürbar, wie die Darstellung für die Messstation Zürich / Fluntern zeigt. Bei ungebremster Erwärmung (Klimaszenario RCP8.5, ohne verstärkten Klimaschutz) werden sich die beobachteten Werte bis 2060 sogar um die in Klammern angegebenen Werte erhöhen. Quelle: MeteoSchweiz www.zh.ch/umweltpraxis
Klima 9 ZUP Nr. 103 Juli 2022 Planungstool «Hitze im Im Sommer wird Hitze im Siedlungsraum unangenehm. Mit dem Motto «grün und blau statt grau» lassen sich überhitzte Gebiete kühlen. Beispiel Wallisellen, Richti-Areal mit Grünanlage (grün) und Wasserelement (blau). Siedlungs- Quelle: Thomas Stoiber raum» Gebäude, Strassen und Plätze erwärmen Tool für beliebige Areale ein ausdruckba- Hitzetage und Tropennäch- sich stärker als Grün- und Freiflächen. res Standortdatenblatt erzeugen. te häufen sich. Sie sind ein Es entstehen städtische Wärmeinseln mit beeinträchtigter Aufenthaltsqualität. Vielfältige Anwendungsmöglich- Gesundheitsrisiko für die Nächtliche Kaltluftströmungen aus dem keiten und Massnahmen Menschen im dichten Sied- Umland oder innerstädtische Grünräume Die Karte liefert Bauträgerschaften, Ent- lungsraum. Die Hitzeminde- können die überhitzten Gebiete kühlen. wicklerinnen und Entwicklern sowie rung wird damit zum zent- Da Hitzewellen mit fortschreitendem Kli- Fachplanenden Hinweise für Massnah- ralen Thema beim Planen mawandel in Zukunft vermehrt auftreten men in den Bereichen Städtebau, Gebäu- und Bauen. Der Kanton werden, sollten klimatische Aspekte stär- de und Freiraumplanung, um das Klima stellt ein neues Planungs- ker in der Stadtplanung, aber auch in der bei der Planung besser zu berücksichti- werkzeug zur Verfügung. Gebäude- und Freiraumplanung berück- gen und so die Aufenthaltsqualität in der Thomas Stoiber, Sektionsleiter sichtigt werden. Liegenschaft zu erhöhen. So können an- (Co-Leitung) Telefon 043 259 43 55 hand des Planungstools folgende Mass- thomas.stoiber@bd.zh.ch Neues Planungstool nahmen abgeleitet werden: Gian-Marco Alt, wissenschaftlicher zur Hitzeminderung – Gerade bei Planungen von Grund Mitarbeiter Basierend auf den Klimaanalyse- und auf spielen auch sogenannte Kaltluft Telefon 043 259 43 50 Planhinweiskarten (maps.zh.ch Filter: strömungen eine Rolle: Diese entste- gian-marco.alt@bd.zh.ch Klimamodell) hat das AWEL ein zusätzli- hen je nach Topografie und Boden Abteilung Luft, Klima und Strahlung ches Planungstool zur «Hitze im Sied- bedeckung in Sommernächten. So AWEL, Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft lungsraum» entwickelt. Damit können wird kalte Luft von aussen in Siedlungs Baudirektion Kanton Zürich sich Nutzerinnen und Nutzer für beliebi- gebiete hineingetragen. In Gebieten www.zh.ch/klima, www.zh.ch/hitze ge Standorte im Siedlungsraum des Kan- mit vorhandenen Kaltluftströmen und Themenschwerpunkt ZUP97 «Klima- tons Zürich über die klimatische Situation in ihrer näheren Umgebung sollten Ge- schutz, Klimafolgen und Anpassung an sowie über Empfehlungen zur Hitzemin- bäude eher parallel zur Fliessrichtung den Klimawandel», 2020 derung informieren. Zudem werden für der Kaltluft angeordnet werden und Artikel «Neue Klimakarten zeigen, wo es die konkrete klimatische Situation opti- grüne Freiflächen erhalten bleiben. In heiss ist», ZUP91, 2018 male Massnahmen für eine Verbesserung Bereichen, wo Kaltluftströme durch Projektbericht «Hitzeinseln – (K)ein des Klimas aufgeführt. grössere Riegel unterbrochen sind, Thema für kleinere und mittlere Die Karte ist über den Kantonalen GIS- sollte im Zuge eines Ersatzneubaus Gemeinden?», Seite 35 Browser (maps.zh.ch Filter: Hitze) ein- die Öffnung der Riegel geprüft wer- Fachtagung «Aqua Urbanica», fach abrufbar. Mit der Integration in den den. 13. – 15. November 2022, Seite 40 GIS-Browser steht ein umfangreiches Set – In einer frühen Phase der Planung soll- an Werkzeugen für die Nutzung der Kar- te ein Regenwassermanagement eta- te zur Verfügung. So lässt sich über das bliert werden, um die Speicherung, www.zh.ch/umweltpraxis
Kanton Zürich GIS-Browser (http://maps.zh.ch) Klima Hitze im Siedlungsraum 10 ZUP Nr. 103 Juli 2022 Nächtliche Überwärmung (4 Uhr) Überwärmung mässig Markieren keine schwach mässig hoch sehr hoch Gemeinde Uster Analyse Tagessituation Das Gebiet ist tagsüber während einer sommerlichen Schönwetterphase sehr stark überwärmt. Im Vergleich zum kantonalen Mittel hat das Gebiet durchschnittlich viele Hitzetage pro Jahr. An solchen Tagen steigt das Thermometer über 30 °C. Hinzu kommt, dass überdurchschnittlich viele Menschen oder sensible Nutzungen wie Schulen und Krankenhäuser betroffen sind. Grünräume sind gut erreichbar. Nachtsituation Das Gebiet ist nachts mässig überwärmt und weist im Vergleich zum kantonalen Mittel mehr Tropennächte pro Jahr auf. Während solchen Nächten fällt das Thermometer nicht unter 20 °C. Es sind überdurchschnittlich viele Menschen von der Überwärmung betroffen. Durchlüftung Das Gebiet befindet sich im Bereich mit wenig Durchlüftung mit nächtlicher kalter Luft. © GIS-ZH, Kanton Zürich, 22.04.2022 08:19:54 Massstab 1:10000 Ausschnitt aus der neuen GIS-Browser Karte «Hitze im Siedlungsraum» Diese Karte stellt einen Zusammenzug von amtlichen Daten verschiedener Stellen dar. Keine Garantie für Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität. Rechtsverbindliche Auskünfte erteilen allein die zuständigen Behörden. mit Standortdatenblatt für eine konkrete Liegenschaft. Zentrum: [2697285.62,1245175.75] Quelle: AWEL, maps.zh.ch Versickerung sowie erneute Nutzbar- Bestehende Bauten profitieren Umsetzungsagenda machung von Wasser zu ermöglichen auch Hitzeminderung (Stichwort «Schwammstadt»). Ein Grossteil der Massnahmen ist auch Für die spezielle Situation in der Stadt – Möglichst intensive Dachbegrünung bei schon bestehenden Liegenschaften Zürich steht ein vergleichbares Werk- mit erhöhter Substratdicke sowie Fas- umsetzbar. So kann der Aussenraum, zeug unter www.stadtklimatool.ch zur sadenbegrünung an Gebäuden be- aber auch das Gebäude selbst aufgewer- Verfügung, welches mit der Fachpla- grenzen die Wärmespeicherung der tet und besser an die künftigen klimati- nung Hitzeminderung der Stadt abge- Baumasse und sorgen für Verduns- schen Bedingungen angepasst werden. stimmt ist. So werden für das Gebiet der tungskälte. Die Verwendung heller Zudem sind zahlreiche Massnahmen mit Stadt Zürich ergänzende Informationen Oberflächen erhöht die Reflexion des weiteren Strategien in den Bereichen Kli- zur Verfügung gestellt. Das Stadtklima- Sonnenlichts, so dass sich Fassaden maschutz und Energie kompatibel: So ist tool ist nur eine von vielen Massnahmen und versiegelte Flächen tagsüber we- eine Kombination von Dachbegrünung auf der beschlossenen Umsetzungs- niger aufheizen. und Photovoltaikanlagen möglich, und agenda Hitzeminderung, die sich die – Im Bereich von Hitzeinseln sollte der eine verbesserte Gebäudedämmung ver- Stadt Zürich für die Jahre 2020 – 2023 Freiraumentwicklung eine hohe Priori- bessert den Hitzeschutz durch Dach- auferlegt. tät zukommen. Grosskronige Bäume und Fassadenbegrünung zusätzlich. beschatten frequentierte Freiflächen wie Plätze oder Parkanlagen. Nicht Mit dem Webangebot «Hitze Weiterlesen versiegelte Oberflächen reduzieren im Siedlungsraum» verknüpft Alle erarbeiteten Daten sind im kantona- den Wärmeeintrag am Tag und die Die im Planungstool aufgelisteten Mass- len GIS-Browser aufgeschaltet: Wärmeabgabe nachts. Zudem kann nahmen sind über die jeweilige Numme- maps.zh.ch Filter: «Hitze» und «Kli- Wasser in Form von kleinen Bachläu- rierung mit denjenigen auf der kantonalen mamodell» für die Grundlagedaten. fen, Teichen, Brunnen oder Spiel Website «Hitze im Siedlungsraum» ver- Weitere Informationen findet man auf elementen erlebbar gemacht werden. knüpft. Die Website bietet eine Vielzahl an der AWEL-Website zum Thema Hitze im Mit diesen Massnahmen erhöht sich Informationen rund um das Thema Über- Siedlungsraum: www.zh.ch/hitze. gleichzeitig die Aufenthaltsqualität im wärmung des Siedlungsraums und zeigt Freien. den Mehrwert einer klimaangepassten Siedlungsentwicklung anhand zahlrei- cher Beispiele aus dem Kanton Zürich. Sie beschreibt 18 mögliche Massnahmen in den Bereichen Städtebau, Gebäude und Freiraum, um die klimatische Situa tion im Siedlungsraum zu verbessern. Auf diese Weise werden Planende sensibili- siert und dabei angeleitet, Massnahmen in ihren Bauvorhaben umzusetzen. www.zh.ch/umweltpraxis
Biosicherheit / Klima 11 ZUP Nr. 103 Juli 2022 Klimawandel und Neophy- Hanfpalmen in Zürich. Prävention ist entscheidend! Das Foto links zeigt einen Zürcher Garten voller alter und junger Hanfpalmen, rechts zu sehen ist ein verwildertes ten: Fluch Exemplar in einem Zürcher Wald. Quelle: Baudirektion Kanton Zürich oder Segen? Der Klimawandel schreitet Bei einem sich ändernden Klima stossen Forscher zum Beispiel die Raupenarten- schneller voran, als die viele einheimische Arten an ihre physio- vielfalt zwischen Hecken mit einheimi- logischen Grenzen. Sie sind dadurch ge- schen Pflanzen und Hecken mit haupt- natürliche klimatische zwungen, sich entweder durch Evolution sächlich invasiven gebietsfremden Pflan- Anpassung der einheimi (ein mehrere Tausend bis Millionen Jahre zen. Obwohl beide Heckenformen eine schen Pflanzen oder die dauernder Prozess) an die neuen Bedin- gleich hohe Artenvielfalt an Pflanzen hat- natürliche Einwanderung gungen anzupassen oder sich durch Mi- ten, wurden bei Hecken mit invasiven von Pflanzen aus dem gration in Richtung passender Bedingun- Neophyten 91 Prozent weniger Raupen- Süden und Osten möglich gen zu bewegen, was ebenfalls Zeit be- Individuen und 68 Prozent weniger Rau- ist. Da liegt es nahe, ge nötigt. penarten gefunden. Zudem wurden fünf- bietsfremde Pflanzen aus Gleichzeitig bringt der Mensch künstlich mal weniger Schmetterlinge in diesen Regionen einzubringen, gebietsfremde Pflanzen in Gärten und Hecken gefunden als in den Hecken mit welche diese Klima Parkanlagen ein. Darunter befinden sich einheimischen Pflanzen. bedingungen aus ihrem Arten, welche diese neuen Klimabedin- Ursprungsgebiet bereits gungen bereits aus ihrem Ursprungsge- Anpassung aneinander dauert kennen. Ein Trugschluss. biet kennen. Dadurch sind diese Arten lange Bianca Saladin bereits vor Ort, während die natürlich ein- Insekten sind sehr abhängig von ihren Sektion Biosicherheit wandernden Arten aus dem nahen Um- gewohnten Wirtspflanzen und die Wirts- Abteilung Abfallwirtschaft und Betriebe Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft land in Europa noch fehlen. Die vom pflanzen können nicht beliebig ersetzt Baudirektion Kanton Zürich Mensch eingebrachten, gebietsfremden werden. Auch eine Studie aus der Telefon 043 259 32 20 Arten, sogenannte Neophyten, profitieren Schweiz hat gezeigt, dass keine einzige bianca.saladin@bd.zh.ch so vom Klimawandel und können sich in Schmetterlingsart von Neophyten profi- www.zh.ch/neobiota der Natur ungebremst ausbreiten, weil ih- tiert hat und die weniger mobilen und oft Artikel «Schlingpflanze Henrys Geissblatt im Zürcher Wald stoppen», nen die Konkurrenz fehlt: Sie werden in- ZUP 87, 2017 vasiv. Wissenschaftler haben für Europa bestä- Die Hanfpalme profitiert tigt, dass der erhöhte Samendruck aus Ein klassisches Beispiel einer Art, die den Gärten und Parkanlagen in die Um- im Kanton Zürich einerseits von den welt die grösste Auswirkung auf die inva- abnehmend kalten Frosttagen profitiert sive Ausbreitung von Neophyten hat. Sie und gleichzeitig in sehr vielen Gärten haben aber ebenfalls bestätigt, dass der durch den Menschen in die Natur ein- Klimawandel das Invasionsrisiko zusätz- gebracht wird, sind Hanfpalmen. Sie lich massiv erhöht. verwildern immer häufiger in Zürcher Hecken und Wäldern. Prävention ist Einheimische Arten sind für die notwendig: Auf diese Pflanze sollte ver- Biodiversität viel wertvoller zichtet oder im Minimum sollten die Studien belegen, dass die Artenvielfalt verblühten Blütenstände sofort entfernt rund um Neophyten deutlich tiefer ist, als werden, damit sie nicht von Vögeln in im Umkreis einheimischer Arten und dass der Natur ausgebracht werden. Neophyten zum Rückgang seltener Arten führen können. In Amerika verglichen www.zh.ch/umweltpraxis
Biosicherheit / Klima 12 ZUP Nr. 103 Juli 2022 Arten werden könnte (z. B. Eschen- triebsterben)? Biodiverse Ökosysteme sind beste Versicherung gegen Umweltverän- derungen Werden diese Punkte nicht berücksich- tigt, besteht die Gefahr, dass die einzig- artigen, lokalen Ökosysteme verloren ge- hen. Auf der ganzen Welt findet man dann überall die immer gleichen wenigen, do- minanten und invasiven Pflanzen vor und hat so zum Rückgang der globalen Biodi- versität beigetragen. Eine hohe Biodiver- sität stellt eine Versicherung gegen Um- Immergrüne Neophyten – wie der als Sichtschutz verbreitete Kirschlorbeer – weltveränderung dar. Denn wenig diver- profitieren besonders vom Klimawandel und werden so konkurrenzstark, dass se Ökosysteme sind anfälliger auf sie die Wälder immer mehr besetzen (Laurophyllisierung). Im Tessin wird dieser Prozess bereits deutlich sichtbar. Veränderungen, weil die wenigen Arten Quelle: Baudirektion Kanton Zürich nicht gleichzeitig für unterschiedliche zu- künftige Veränderungen gewappnet sind. selteneren Schmetterlingsarten in Flä- vereinzelt auch auf gebietsfremde Arten chen mit Neophyten sogar deutlich zu- zurückgreifen. Für den Erhalt der Biodi- Was sind Neophyten? rückgegangen sind. versität ist es aber notwendig, dass die Neophyten sind gebietsfremde Pflan- Die Anpassung von Insekten an Neophy- Mühe nicht gescheut wird, zuerst nach zen, welche es natürlicherweise nicht ten dauert sehr lange. Bis diese Anpas- einheimischen Arten zu suchen, die die- hierhergeschafft hätten, sondern nur sung stattgefunden hat, sind eventuell se Kriterien erfüllen und zusätzlich einen mit Hilfe des Menschen eingeführt wor- schon einige Insektenarten verschwun- sehr wertvollen Beitrag an die Biodiversi- den sind und daher «neu» sind für un- den, wenn sie nicht genügend einheimi- tät leisten. ser Ökosystem. Neophyten können in sche Alternativen zum Ausweichen ha- Sollte man keine einheimischen Arten fin- der Natur ohne Hilfe des Menschen ben. Das liegt daran, dass Neophyten für den, empfiehlt es sich, Arten im näheren überleben, während zum Beispiel ge- das eingebrachte Ökosystem «neu» sind. Umland zu suchen (Mittelmeerraum und bietsfremde Kulturpflanzen wie die To- Das heisst, sie sind während der letzten Ost-Südosteuropa). Diese waren wäh- mate und Kartoffel nicht ohne Hilfe des Tausenden von Jahren, während der Evo- rend der Klimaschwankungen der letzten Menschen in der Natur überleben lution und Entstehung der Netzwerke der zwei bis drei Millionen Jahre in direktem könnten. Arten, mit unseren einheimischen Arten Kontakt mit den jetzt hier einheimischen nicht in nahem Kontakt gestanden. So Arten. Anpassungen aneinander haben Massnahmenplan Neobiota konnten sie sich nicht gegenseitig anein- dadurch schon stattgefunden. Daher 2022 – 2025 des Kantons Zürich ander durch Co-Evolution anpassen. Der sollte vor allem auf Neophyten aus ande- Der Kanton Zürich geht mit dem Mass- Verzicht auf Neophyten in Gärten und ren Kontinenten verzichtet werden, wel- nahmenplan 2022–2025 entschlossen Parkanlagen ist deshalb die beste Vor- che evolutiv nie in Kontakt mit den einhei- gegen invasive Neophyten vor und ver- sorge für den Erhalt der Biodiversität. mischen Arten waren. zichtet bei der Bepflanzung auf kan- tonseigenen Flächen vollständig auf in- Es gibt Alternativen … Das Invasionsrisiko klären vasive Neophyten und wählt einheimi- Urbane Lebensräume sind zwar künstli- Bei nicht einheimischen Arten muss in je- sche Pflanzen. che Systeme und stellen keine intakten dem Fall das Invasionsrisiko abgeklärt Ökosysteme dar. Trotzdem bieten sie Le- werden, unter anderem durch das Prüfen bensraum für zum Beispiel Insekten, Vö- folgender Merkmale: Weniger Neophyten gel und kleine Säugetiere aus natürlichen – Kann sie sich bereits jetzt oder in na- im Siedlungsraum Ökosystemen und bilden somit wertvolle her Zukunft bei uns in der freien Natur Wollen auch Sie die Biodiversität im Vernetzungsbrücken, heutzutage auch etablieren? Siedlungsraum fördern und einen wich- «ökologische Infrastrukturen» genannt. – Macht die Pflanze tausende von Sa- tigen Beitrag zur Biodiversität leisten? Die Ansprüche an Stadtbegrünungen sind men pro Individuum? Unter floretia.ch/einheimisch können enorm: Sie sollen nicht nur klimaresistent, – Kann sie sich über weite Distanzen Sie überprüfen, ob eine Pflanze bei Ih- sondern unter anderem auch salztolerant ausbreiten (zum Beispiel durch Wind)? nen in der Region einheimisch ist und und pflegeleicht sein. Es ist schwierig, – Hat sie eine hohe Keimungsrate? falls nicht, erhalten Sie Empfehlungen einheimische Arten zu finden, die alle Kri- – Wächst sie sehr schnell? für deren Ersatz. terien erfüllen und besonders mit dem zu- – Sondert sie Stoffe in den Boden ab Ein Paradies für Schmetterlinge in künftigen Klima umgehen können. und verändert somit die Bodenökolo- Ihrem Garten erschaffen? Hier finden gie? Sie Ideen: … aber Mut und Ausdauer sind – Schützt sie sich mit Gift vor Fressfein- www.inkandcolour.ch gefragt den? Die Suche nach einer passenden Wahl – Wird sie in einem anderen Land von kann schwierig sein, und mit dem Einfluss einem Pilz (oder Virus) befallen, der ei- des Klimawandels muss man eventuell ne Gefahr für unsere einheimischen www.zh.ch/umweltpraxis
Wald / Klima 13 ZUP Nr. 103 Juli 2022 Bauen mit Holz für mehr Das Schulhaus für Kindergärten und Tagesbetreuung Lätten in Fällanden stellt ein gelungenes öffentliches Bauprojekt mit vorgefertigten Holzmodulen dar, welches den Minergie-P-Eco-Standard erfüllt. Klimaschutz Quelle: Roland Bernath Die Verwendung von Holz Bis 2050 können schweizweit durch die Zur Einordnung: Im Kanton Zürich wer- als Baustoff bringt doppel Förderung von Holzbauten mehr als den pro Jahr aktuell rund 5,6 Millionen ten Nutzen für das Klima: 50 Millionen Tonnen CO2 -Äquivalente Tonnen Treibhausgase ausgestossen. Es speichert CO2 im Gebäu (CO2eq) eingespart werden. Dies mit Das Einsparpotenzial von 6,5 Millionen de und ersetzt Baustoffe, einem bereits heute realistisch umsetz- Tonnen weist hingegen eine Summe über deren Herstellung viel CO2 baren Szenario. Das entspricht 22 Pro- 30 Jahre aus. Der Kanton Zürich strebt verursachen. Der Gebäude zent der Treibhausgasemissionen, wel- an, bis ins Jahr 2040 das Ziel Netto-Null- park bietet damit Potenzial che zwischen 2020 und 2050 durch den Treibhausgasemissionen zu erreichen zur Einsparung von Treib Bau des Schweizer Gebäudeparks mit (Artikel «Langfristige Klimastrategie», hausgasemissionen. anderen Baustoffen verursacht würden. Seite 5). Dazu ist es nötig, unvermeidbare Simon Ammann, Leiter Waldentwicklung & Rund vier Fünftel der Einsparungen sind Treibhausgasemissionen auszugleichen. Ressourcen Abteilung Wald auf die CO2 -Speicherwirkung von Holz zu- Deshalb kann neben der Substitution Amt für Landschaft und Natur rückzuführen. Der Rest auf die Substituti- energieintensiverer Materialien die CO2 - Baudirektion Kanton Zürich on von anderen, nicht erneuerbaren Bau- Speicherung in Holzprodukten einen Telefon 043 259 27 41 materialien, welche bei der Herstellung, wertvollen Beitrag leisten. simon.ammann@bd.zh.ch www.zh.ch/wald Verarbeitung und Entsorgung mehr Treib- Noëmi Brüggemann, www.ecoeng.ch hausgasemissionen verursachen als Holz. Gesteigerte Nachfrage kann mit Zu diesem Schluss kommt eine Studie des Schweizer Holz gedeckt werden Autoren: Büros für Umweltchemie (BfU), die von der Ein erhöhter Holzeinsatz im Bauwesen Basil Odermatt, Valentin Delb, Ethan Gertel Stadt Zürich in Auftrag gegeben wurde. erzeugt eine grössere Nachfrage nach econcept AG Produkten aus Massivholz und Holzwerk- Daniel Müller, PIRMIN JUNG Schweiz AG CO2-Speicher- stoffen. Dieses Holz soll nach Möglichkeit Studie «Förderung von Holz als und Einsparpotenzial regional bereitgestellt werden, was dem Bau- und Werkstoff im Kanton Zurich», Das Einspar- und Speicherpotenzial für lokalen Gewerbe zugutekommt und die econcept AG (2022), Bezug: www.zh.ch/ den Kanton Zürich kann man abschätzen, Abhängigkeit vom Ausland mindert. klima Klimaschutz Weiterführende Informationen wenn die schweizweiten Zahlen anhand Die höhere Holznachfrage könnte mit des prozentualen Anteils des Gebäude- Holz aus dem Schweizer Wald gedeckt Studie «Kohlenstoffspeicherung im Holzbau: Potenzial des Gebäudeparks bestands auf den Kanton Zürich übertra- werden, ohne dass eine Übernutzung des in der Schweiz», Büro für Umweltchemie gen werden. Demgemäss liessen sich Walds stattfinden würde, denn in der (BfU, 2021), www.stadt-zuerich.ch/ von 2020 bis 2050 insgesamt rund 6,5 Schweiz wird derzeit lediglich etwas mehr holzbau-als-kohlenstoffspeicher Millionen Tonnen Treibhausgasemissio- als die Hälfte des nachwachsenden Hol- Artikel «Erstmals erhält ein Bildungsbau nen einsparen, rund 5 Millionen Tonnen zes genutzt. Dies belegt die Analyse des das Label Gold», Seite 17 und «Lang- fristige Klimastrategie», Seite 5 davon aufgrund der Speicherwirkung. Holzzuwachses und der Holzernte durch www.zh.ch/umweltpraxis
Wald / Klima 14 ZUP Nr. 103 Juli 2022 econcept im Auftrag des Amts für Land- Holz so oft wie möglich das CO2 abgeschieden und gespeichert, schaft und Natur (ALN) des Kantons Zü- wiederverwenden kann eine noch längerfristige Speicher- rich (Studie «Förderung von Holz als Bau- Holz bindet nicht nur CO2. Als erneuerba- wirkung erzielt werden (Carbon Capture und Werkstoff im Kanton Zürich», 2022). re und robuste Ressource mit vielfältigen and Storage (CCS), siehe ZUP99, 2021). Jedoch müssten hierfür einerseits die stofflichen und energetischen Verwen- Die Technologie dafür ist aber noch nicht Holzernte stark gesteigert und anderseits dungsmöglichkeiten bietet Holz grosse im grossen Stil anwendbar. die Kapazitäten der Holzverarbeitung in Potenziale im Hinblick auf eine Kreislauf- der Schweiz massiv ausgeweitet werden. wirtschaft. Diese ist eine noch junge Dis- Konkurrenz zwischen Energie- ziplin, die in den nächsten Jahren in allen und Stammholz ist unnötig Bauen mit Holz hat zahlreiche Bereichen an Bedeutung gewinnen wird. Die Schweiz ist aktuell noch weit entfernt Vorteile Die Grafik auf Seite 15 stellt den Holz- von diesem Idealzustand der Kaskaden- Holz besitzt eine hohe Trag- und Wider- kreislauf dar, wobei die roten Pfeile den nutzung von Holz. Knapp 40 Prozent der standsfähigkeit bei geringem Eigenge- im Sinne der Kreislaufwirtschaft optima- Holzernte wird derzeit direkt thermisch wicht. Deshalb ist sein Einsatz nicht nur len Verlauf des Holzeinsatzes signalisie- verwertet. Auch das Recycling von Altholz bei Neubauten sinnvoll, sondern auch bei ren. Die Dicke des Pfeils weist dabei auf findet kaum statt. Mit einem vermehrten Nachverdichtungen von Bestandsbauten die Wichtigkeit des jeweiligen Verwen- Holzeinsatz im Bau wird die Bedeutung der wie Anbauten und Aufstockungen. Da dungszwecks hin. Demnach gilt es, mit Wiederverwendung und Verwertung von hölzerne Gebäudeteile überdies in den Holz am Anfang der Kaskade Stahl, Be- Altholz zunehmen. Einerseits wird mehr Produktionshallen vorgefertigt werden ton oder Plastik bei Gebäuden oder Mö- Holz benötigt, und das Rezyklieren von können und die Zeit fürs Austrocknen an- beln zu ersetzen. Nach der Erstnutzung Altholz kann somit zur Nachfragedeckung ders als beim Stahlbeton entfällt, redu- soll Holz so oft wie möglich wiederver- und Minderung des Primärholzbedarfs ziert sich die Bauzeit auf der Baustelle. wendet werden. Erst wenn das Holz nicht beitragen. Anderseits werden künftig Damit vermindern sich auch die Beein- weiterverwendet werden kann, soll es grössere Mengen an Altholz anfallen. trächtigungen für die Anwohnerinnen und nach Möglichkeit zuerst stofflich (z. B. Konzepte für die bestmögliche Weiter- re- Anwohner. Des Weiteren bietet Holz viel Spanplattenproduktion) und anschlies spektive Wiederverwendung sollen be- Freiheit bei der Gestaltung und wirkt sich send thermisch (Altholzverbrennungs reits jetzt erarbeitet werden. Denn um die positiv auf das Raumklima aus. anlage) verwertet werden, wobei es ein Wiederverwendung von Holzbauteilen zu letztes Mal CO2 -intensivere Materialien fördern, muss dies bereits in der Pla- ersetzen kann. Wird bei der Verbrennung nungsphase berücksichtigt werden. Nur Schweizer Klimabelastung davon beeinflusst, wie künftige Gebäudepark erstellt wird CH-Gebäudepark 2020 CH-Gebäudepark 2050 Basisszenario 231 Mio. t CO2eq 179 Mio. t CO2eq Holzbauszenario Reduktion: 22% (51.4 Mio. t CO2eq) davon Substitutionseffekt: 5% (11.4 Mio. t CO 2eq) davon Speichereffekt: 17% (40.0 Mio. t CO2eq) Treibhausgasemissionen für die Erstellung des Gebäudeparks in der Schweiz von 2020 bis 2050 im Vergleich zwischen dem Basisszenario mit gleichbleibendem Anteil konventioneller Baumaterialien – und dem Holzbauszenario mit mehr verbautem Holz. CO2-Äquivalente (CO2eq) sind eine Masseinheit zur Vereinheitlichung der Klimawirkung der unterschiedlichen Treibhausgase wie CO2, Methan etc.). Quelle: econcept (2022) www.zh.ch/umweltpraxis
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