200 Jahre Fahrrad NRW-Sternfahrt am 7. Mai 54 geführte Frühlingsradtouren - Fahrradzeitschrift für Duisburg, Gladbeck, Mülheim und ...
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RAD Frühjahr 2017 im Pott Fahrradzeitschrift für Duisburg, Gladbeck, Mülheim und Oberhausen ● 200 Jahre Fahrrad ● NRW-Sternfahrt am 7. Mai ● 54 geführte Frühlingsradtouren Als ADFC-Mitglied finden Sie hier Ihren Adressaufkleber Duisburg, Gladbeck, Mülheim, Oberhausen
Duisburg Duisburg Hauptbahnhof Essen Kammerstraße 3 (Ostausgang) Mülheim an der Ruhr 47057 Duisburg Telefon 0203 / 80 71 790 Oberhausen Öffnungszeiten für Dauerkunden Mo-Fr 5:30 – 22:30 Uhr Sa, So + Feiertage 8:00 – 20:00 Uhr Ihre Fahrradpartner in Ihrer Region Öffnungszeiten des Büros Mo-Fr 7:00 – 21:00 Uhr Sa, So + Feiertage 8:00 – 20:00 Uhr Essen Hauptbahnhof Am Hauptbahnhof 5 45128 Essen Telefon 0201 / 83 914 594 Öffnungszeiten Mo-Fr 5:30 – 22:30 Uhr Sa 10:00 – 18:00 Uhr So + Feiert. 10:00 – 16:00 Uhr Mülheim an der Ruhr Hauptbahnhof Bewachung Dieter-aus-dem-Siepen-Platz 3 45468 Mülheim an der Ruhr Telefon 0208 / 84 85 70 Fax 0208 / 84 85 729 e-mail Radstation@stadtdienste.de Öffnungszeiten Verleih Mo-Fr Sa, So + Feiert. 5:30 – 22:30 Uhr 8:00 – 18:30 Uhr Bahnhof Mülheim-Styrum Hauskampstr. 14 Service 45476 Mülheim an der Ruhr Telefon 0208 / 40 20 00 Fax 0208 / 40 20 01 e-mail Radstation@stadtdienste.de Öffnungszeiten Information Mo – Fr 5:30 – 22:30 Uhr Sa, So + Feiert. 8:00 – 18:30 Uhr Oberhausen Hauptbahnhof Willy-Brandt-Platz 1 46045 Oberhausen Telefon 0208 / 85 51 74 Fax 0208 / 20 53 495 Öffnungszeiten Mo – Fr 7:00 – 20:00 Uhr Sa 10:00 – 16:00 Uhr So + Feiert. Geschlossen
Editorial 3 en auch dazu da, etwas stolz zurück und Liebe Leserinnen und Leser, optimistisch in die Zukunft zu blicken. Wir freuen uns daher ganz besonders, dass in diesem Jahr der ADFC-Kreisverband Duis- das Fahrrad wird 200 Jahre alt! Der dies- burg 30 Jahre, die „RAD im Pott“ ein vier- jährige AGFS-Kongress auf der Messe Essen tel Jahrhundert und die ersten Radstati- greift das Thema auf, in Mannheim gibt es onen in unseren Städten mittlerweile 20 eine sehenswerte fahrradgeschichtliche Jahre für eine Verbesserung des Radfah- Ausstellung - unser Titelfoto wurde dort rens in unserer Region stehen. übrigens gemacht und auch die RiP möchte die einzelnen Entwicklungsschritte auf dem Weg zum heutigen Fahrrad in einer kleinen Inhalt Serie aufzeigen. Es stellt sich allerdings das Gefühl ein, das man die bisherige und zu- Im Pott4 künftige Tragweite dieser Erfindung in un- Pedelecfahren ist unsicher?4 serem Land auch im Jubiläumsjahr nicht so Radschnellweg Ruhr6 recht würdigen wird. Dabei kann es bei un- seren realen Verkehrsbedingungen wohl Neue Regeln für RadfahrerInnen10 auch weniger um ein euphorisches Abfei- Radstationen14 ern gehen. Die Geschichte des Fahrrads war Technische Hilfe für LKW18 von Anfang an auch von Rückschlägen, ver- 200 Jahre Fahrrad21 passten Chancen und bewussten Anfein- 200 Jahre und wie weiter?24 dungen geprägt. Das Prinzip des Fahrrads ist aber so universal, dass es sich auf lange Sicht immer als Verkehrsmittel durchsetzen Touristik28 wird. Der Mensch kann sich nur mit dem Griechenland30 Fahrrad mit sehr geringem energetischen Aufwand fortbewegen. Das Rumfahren in Duisburg36 einer tonnenschweren Blechkarosse bleibt bekanntlich auch mit elektrischem Antrieb Problem Brücke40 in hohem Maß ineffizient. Selbst das Ge- Baumaßnahmen an Radwegen43 hen, gewissermaßen die urmenschliche Form der Fortbewegung, bedarf bei glei- Mülheim / Oberhausen52 cher „Beförderungsleistung“ eines mehr- Uneinsichtige Politik52 fachen Energieeinsatzes. So gesehen sollte das Fahrradjubiläum Anlass zu einer kriti- Freies Lastenrad Klara53 schen Standortbestimmung geben. Zwar geht es seit mehr als 25 Jahren in Deutsch- Gladbeck60 land mit dem Fahrrad (mit entsprechenden Radabstellmöglichkeiten60 Mühen des ADFC) „Berg auf“, allerdings Radschnellweg 262 wird gerade in Fahrradentwicklungsregio- nen wie dem Ruhrgebiet das Potential des Fahrrads als Verkehrsmittel noch nicht mal Termine / Radtouren64 ansatzweise genutzt. Auch in dieser RIP- Ausgabe finden Sie viele Beispiele, warum Impressum72 wir immer noch nicht wieder eine echte Kontaktadressen74 Fahrradregion sind. Trotzdem sind Jubilä-
4 Im Pott Gezielte Verun- Fahrrad“, schreibt die Allianz über E-Bike fahrende Senioren am 26.10.2015, das Ma- gazin Focus etwa titelt daraus: „So tödlich sicherung durch sind Elektroräder“. Die Meldung fußt auf der Angabe, dass zehn Prozent der im Jahr Unfallzahlen 2014 tödlich verunfallten Radfahrer mit Motor unterwegs waren (39 von 396). 32 dieser Verkehrsopfer waren 65 Jahre alt oder älter. Punktgenaues Abbremsen muss ebenso erlernt werden wie der dosierte Einsatz der Motorkraft. Die Nachricht, wie gefährlich E-Bike-Fah- ren sei, taucht seit Veröffentlichung der 2014er-Unfallzahlen durch das Bundesamt für Statistik im Juli 2015 regelmäßig in den Medien auf. Zuletzt meldete die Allianz- Versicherung ein „Risiko Elektrofahrrad bei Senioren“, Medien griffen diese Mel- dung bereitwillig auf. Nach Auffassung des pressedienst-fahrrad ist diese Meldung tendenziös, weil sie Daten fehlerhaft ana- lysiert. Redakteur H. David Koßmann er- klärt die Hintergründe und kommentiert. „Doppelt so hohes Todesrisiko wie mit dem E-Bikes geben älteren Radlern ein ungeahntes Maß an Mobilität zurück. Fotos: www.pd-f.de / Kay Tkatzik So tragisch diese Zahlen im Einzelfall sind – denn jeder Verkehrstote ist einer zu viel –, sie verlören an Schlagzeilenpotenzial, er- wähnte man, dass E-Bikes im gleichen Jahr ganze zwölf Prozent der in Deutschland ver- kauften Räder ausgemacht haben und vor- wiegend von älteren Menschen gefahren werden. Zudem gibt das Statistische Bun- desamt an, dass Senioren dreimal so häufig an den Folgen von Verkehrsunfällen sterben wie Menschen unter 65. Vergleicht man die Verkehrsmittel, mit denen Senioren im Stra- ßenverkehr tödlich verunglückten, steht das Rad (inklusive Pedelecs) mit 22,9 % der To- desfälle sicherer da als das Auto (40,7 %) oder der Weg zu Fuß (25,2 %). Insgesamt gab es laut Zweirad-Industrie- verband (ZIV e. V.) Ende 2014 etwa 2,1 Mil- lionen E-Bikes in Deutschland und mit gro- ßer Wahrscheinlichkeit gehören sie zu den häufiger und länger gefahrenen unter den 72 Millionen Fahrrädern in Deutschland.
Im Pott 5 Setzt man also die eingangs zitierten Zah- len dazu in Relation, sind elektromobile Se- nioren keineswegs überrepräsentiert in der Statistik der jährlichen Verkehrstoten. Ohne Angaben zur Gesamtkilometerleis- tung der Mobilitätsgattung und ohne Be- trachtung der Altersgruppen ihrer Nutzer, inklusive der durchschnittlich im Straßen- verkehr zugebrachten Zeit, ist eine Aussa- ge zur Gefährlichkeit eines Fahrzeugtyps eindimensional und kontextlos. Liebe Redaktion der RiP, Schützen statt verunsichern Bevor also große Stimmen wie die Allianz vielen Dank für das Titelbild in der letz- mit Halbwahrheiten Stimmung machen ten Ausgabe. Die Abbildung des schönen und für Verunsicherung sorgen, sollten sie herbstlichen Blumenstraußes ist besonders sich vielleicht den Ursachen für die Ver- Frauen positiv aufgefallen. Ein schöner kehrsunfälle zuwenden. Die liegen nämlich Nebeneffekt ist auch noch für mich raus- noch immer überwiegend bei Regelverstö- gesprungen: Beim Auslegen der Radzeit- ßen anderer Verkehrsteilnehmer. Siche- schrift in einem Blumenladen hat die nette rer wird der Straßenverkehr für Radfahrer Verkäuferin zunächst gedacht, das Titelbild und Fußgänger nur dann, wenn weiter- dient zur Vorlage für ein Geschenk. Mein hin an den Rahmenbedingungen gearbei- Mann hat nicht nein gesagt und so habe tet wird, die wachsende Zahl schwächerer ich neben der interessanten Lektüre einen Verkehrsteilnehmer durch eine angemes- netten Blumenstrauß bekommen. Nur wei- sene und zeitgemäße Infrastruktur besser ter so! Doro Kleine-Möllhoff zu schützen. So wie der pressedienst-fahrrad seinem We- sen nach das Gute am Radfahren betont, lebt eine Versicherung vom Geschäft Angst gegen Geld. Der Blick aufs ganze Bild aller- dings macht deutlich: Grundsätzlich profi- tiert der Einzelne genauso wie die gesamte Gesellschaft von jedem Kilometer, der auf dem Fahrrad zurückgelegt wird. Radfahren macht die Menschen gesünder, leistungsfä- higer und glücklicher. E-Bikes leisten dazu einen großen Beitrag, nicht zuletzt, weil sie einen Teil der älteren Bevölkerung wieder oder überhaupt erst in den Sattel bringen. Dass so Gesundheitsfolgekosten reduziert werden und Lebensqualität erhöht wird, darf man nicht aus dem Blick verlieren. In- dividuelle Energie und Lebensfreude aber lassen sich statistisch nur schwer erfassen.
6 Im Pott Radschnellweg ßend dann wird auf MH Stadtgebiet bis zur Stadtgrenze DU weitergebaut. Eigentlich ist geplant, dass der Radschnellweg Ruhr Ruhr – bis 2020 komplett fertiggestellt sein soll.“ Inzwischen ist diese Zeitplanung aber be- wie weiter? reits überholt. In Essen geht es erst mal Perspektive Essen nicht weiter. Alle Verantwortlichen reden vom zügigen Weiterbau. Leider hat sich aber niemand um die erforderlichen Ar- beiten gekümmert. Plötzlich taucht ein So liest sich die Pressemeldung des Regio- seit Dezember 2016 geltendes Gesetz aus nalverbandes Ruhr (RVR): „Nach der Eröff- dem Nichts auf und verzögert den Wei- nung des ersten 6 km langen Referenzab- terbau. Grund: Weil der Radweg in Essen schnitts zwischen Mülheim und Essen im an einem Chemiewerk vorbeiführt, sind Jahr 2015 soll ab Februar der Gehölzschnitt eine Umweltverträglichkeitsprüfung ge- für den knapp 10 km langenBestand Abschnitt zwi- mäß Straßen- und Wegegesetz NRW und schen der Uni Essen bis zur Stadtgrenze Bo- ein Planfeststellungsverfahren notwen- Planung chum starten (Kosten: 19,1 Mio €). Im Früh- dig. Obwohl also die Bauarbeiten im Janu- jahr soll der Brückenschlag zwischen MH ar 2017 beginnen sollten, ist bis Dezember HBF und der Ruhr fertig werden. Anschlie- 2016 noch kein Baurecht geschaffen wor- Neue Häuser auf dem Radschnellweg? Grafik: Stadt Essen den. Jetzt verzögert die neue Rechtslage die Bauarbeiten vermutlich um 3 Jahre! In Essen taucht aber auch noch eine weite- res Problem auf: Die Politik stellt den für den kreuzungsfrei verlaufenden RS 1 erfor- Bernetal derlichen Bahndamm zur Diskussion. Thurmfeld Erstmals alarmiert wurde der ADFC bereits Energiequartier 2015, als eine Präsentation zum „Elting- Segerothviertel Eltingviertel viertel“ auf der Webseite der Stadt Essen veröffentlicht wurde. In dieser Präsentati- on wurde eine Vision zu besagtem Viertel Universität vorgestellt, in der der geplante Verlauf des eg Rheinische Bahn RS1 komplett durch Neubebauung über- Universitätsviertel plant und der Bahndamm komplett ent- rupp Quartier fernt dargestellt wurde. Schon damals sind die Bedenken schriftlich bei der für das Projekt zuständigen Leite- Alfrediviertel rin beim Amt für Stadterneuerung und Bo- denmanagement der Stadt Essen und den Weststadt Ansprechpartnern der Projektpartner Vo- novia (vormals Deutsche Annington) und Burgplatz Innovation City Management GmbH geäu- ßert worden. Die Bedenken der Radfahrer wurden da- mals als unbegründet mit der Aussage zurückgewiesen, diese Grafik stamme le- Hauptbahnhof diglich aus einer externen Vorabstudie,
Im Pott 7 und Weiterbau des RS1 im Jahr der „Grü- nen Hauptstadt – Essen 2017“ , war die- ser doch auch explizit als eines der Leucht- turmprojekte in der Bewerbung der Stadt Essen hervorgehoben und wurde auch bei jeder sich bietenden Möglichkeit Bestand- teil von Reden seitens der Stadtspitze. Selbst in den Reden bei der Eröffungszere- monie zur Grünen Hauptstadt Europas am 21.01.2017 war der zügige Weiterbau des RS1 einer der genannten Punkte. Alle Personen aus lokaler Politik, Verkehrs- ministerium NRW, RVR und weitere, die schon frühzeitig auf mögliche Überplanun- Teil der Strecke Richtung Osten. Leider gibt es das gen im Eltingviertel hingewiesen wurden, Reiterstellwerk nicht mehr. Foto: Simon Knur haben ähnlich wie die Stadt beschwichtigt konkrete Planungen der Stadt gäbe es und betont, es bestände keine Gefahr für noch keine. Am 18.02.2016 wurde dann den RS1 und den Bahndamm. durch Stadtdirektor Best im Ausschuss für Es sah auch erst alles sehr gut aus: Der Lan- Stadtentwicklung und Stadtplanung er- desbetrieb Straßen.NRW übernahm vom neut das Projekt „Eltingviertel“ vorgestellt, RVR die Planung und Ausführung für den darin wird erneut eine vorliegende Studie RS1 und im Planungsausschuss des RVR erwähnt: „Es liegt nun ein städtebaulicher am 16.11.2016 gab es in einer Präsentati- Entwurf eines renommierten Planungsbü- on zum aktuellen Planungsstand erfreuli- ros (Speer und Partner) vor, der von der Vonovia in Auftrag gegeben wur- Seit über 34 Jahren Ihr Buchholzer de und eine Vielzahl von Einzelmaßnahmen für das Tischlermeister Eltingviertel enthält. Er bezieht sich (auch) … auf ■ ■ PaX-Fenster & Türen Wohnen seniorengerechtes den Übergang zwischen in Holz & PaX-Fenster & Türen Kunststoff ■in»Flexo« Holz & der zweite Handlauf Kunststoff Eltingviertel und Viehofer ■ Sicherheits-Nachrüstung Platz.“ ■ Möbelbau Sicherheits-Nachrüstung ■ Wartung & Reparaturen Mehrfache Anfragen und ■ Fenster & Türen Bitten um Einsicht in die- Wartung & Reparaturen ■ Möbelbau & Möbelreparaturen Sicherheits-Nachrüstung ■ Seniorengerechtes se Studie wurden mit der ■ Wohnen Aussage „Die Veröffentli- ■ ■ kostenloser Wartung Flexo- der 2. Fenstercheck- & Reparaturen Handlauf chung dieser Studie ist sei- Sicherheitsüberprüfung! tens der Stadt nicht vorge- Schreinerwerkstatt Möbelbau & Möbelreparaturen für komfortables sehen“ abgelehnt, selbst Seniorengerechtes S Wohnen und geschütztes Wohnen Ratsmitglieder der Stadt FFlexo- der 2. Handlauf Mitglied der Tischlerinnung Duisburg Essen haben glaubhaft Sitttardsberger Alle Sitttardsb Allee 163 • T Tel Tel. 02 03 - 70 11 78 versichert, keinen Einblick Öffnungszeiten: Mo. - Fr. 7.15 - 16.00 Uhr o. n. Vereinbarung in diese Studie zu haben. Es gab eine große Hoff- www.schreinerei-michael-roth.de nung auf einen Anschub
8 Im Pott che Neuigkeiten zum Weiterbau des RS1, fung neuen Wohnraums in diesem Bereich darunter explizit auch der Abschnitt Essen- ist absolut erforderlich.“ Gelsenkirchen. In der Begründung zu diesem Antrag Es drängt sich der Verdacht auf, dass ein schwärmen die beiden Unterzeichner des Teilnehmer dieser Sitzung bei dieser Prä- Antrages, Peter Dinkelmann (sachkundiger sentation jäh aus seinen visionären Träu- Bürger – SPD) und Uwe Kutzner (Ratsherr men zum Eltingviertel gerissen wurde und – CDU), geradezu von Stellen am Nieder- es mit der Angst zu tun bekommen hat. feldsee oder an dem Universitätsviertel, an Noch am selben Tag wurde nämlich ein ge- denen der Bahndamm bereits komplett ab- meinsamer Eilantrag von SPD/CDU für den getragen wurde. einen Tag später (am 17.11.2016) tagenden Natürlich haben Essener Fahrradverbän- Ausschuss für Stadtentwicklung und Stadt- de auch diesen Antrag kritisiert und bei planung mit folgendem Wortlaut verfasst: entsprechenden Stellen hinterfragt. Man „Die Verwaltung wird im Zuge der Planung kann es schon ahnen, wie die Antwort lau- des Radschnellwegs Ruhr RS1 gebeten, die tete: „Es besteht keine Gefahr für RS1 und möglichen Varianten einer Entwicklung im Bahndamm, maximal wird dieser ein wenig Bereich des Bahndamms der ehemaligen schlanker“. Wie man aber eine Öffnung Rheinischen Bahn zwischen Gladbecker des Viertels mit einem schmaleren Bahn- Straße und Goldschmidtstraße zu prüfen. damm hinbekommen möchte, erschließt Eine Öffnung des Eltingviertels durch die sich nicht wirklich Abtragung des Bahndamms und die Schaf- Auch gibt es Bestrebungen im Planungs- ausschuss die eigentlich für den RS1 nutz- Brücke über die Altenessener Straße Abriss oder Nutzung für den RS 1? Foto: Frank Rosinger bare Brücke über die Altenessener Straße
Im Pott 9 abzureißen und durch eine neue, breitere Brücke zu ersetzen. Hier ist dann mit weiteren Verzögerungen Vorfahrtregeln? und Kostensteigerungen zu rechnen, die in diesem Fall zu Lasten des Stadthaushaltes Die meisten Menschen, die auf einer ausge- gehen dürften. bauten Radtrasse unterwegs sind, dürften Zum Jahreswechsel schreibt die Essener sich wohl keine Gedanken über die Rechts- Fahrrad Initiative (EFI) einen offenen Brief lage zur Vorfahrt gemacht haben. Dieses an Oberbürgermeister Thomas Kufen, eine Problem führte jetzt zu einer Klage vor der Hauptforderung für dieses Jahr: dem Landgericht in Wuppertal. „Bringen wir (deshalb) den Radschnellweg Grund war ein Unfall auf der gut ausgebau- mit einem Spatenstich in östliche Richtung ten Panoramatrasse. Der Radfahrer auf der noch in 2017 voran, ohne uns in Einzelhei- Trasse stürzte, weil ein anderer von rechts ten wie die Anbindung einzelner Anschluss- kommender Radfahrer ihm angeblich die stellen, z.B. am Eltingviertel, zu verlieren!“ Vorfahrt genommen hatte. Weder das Schon diese Antwort am 15.01.2017 fällt Amtsgericht in Velbert, noch das Landge- eher kurz, knapp und ernüchternd aus, richt konnten der Argumentation folgen. verfasst wurde diese von Umweltdezernen- Die Richter legten die Straßenverkehrsord- tin Simone Raskob. In dieser wird bezüg- nung eindeutig aus: „Liegt mangels aus- lich des RS1 auf eine von Grün und Gruga drücklicher Kennzeichnung oder Erkenn- geplante Alternativstrecke (die sogenann- barkeit ein kombinierter Geh- und Radweg te „Intercityroute“) verwiesen, bezüglich vor und kreuzt dieser einen ausgewiesenen der eigentlichen RS1-Streckenführung Klä- Rad- und Fußweg, handelt es sich um eine rungs- und Gesprächsbedarf mit dem Bau- Kreuzung im Sinne von § 8 I StVO, für die ministerium genannt ohne diesen näher das Vorfahrtsgebot rechts-vor-links gilt.“ auszuführen. Es komme dabei nicht auf die Größe oder Schon durch den Umstand, dass diese Alter- Oberflächenbeschaffenheit an: „Schnitt- nativroutenplanung besteht, drängt sich flächen sich schneidender Fahrbahnen bei den Essener Fahrradverbänden die Ver- müssten nicht zumindest ansatzweise ver- mutung auf, dass es bezüglich des RS1-Wei- gleichbar sein, um als Kreuzung eingeord- terbaus wohl zu größeren Verzögerungen net werden zu können.“ kommen wird. Warum baut man eine Al- Auch der gut ausgebaute Radschnell- ternativstrecke und nicht am eigentlichen weg Ruhr fällt unter diese Regelung. Von Trassenverlauf weiter?!? Schnellweg kann also an allen Einmün- Scheinbar scheint es in Essen leider schon dungen keine Rede sein. Schließlich fehlt „5 nach 12“ zu sein, einzige Hoffnung die notwendige Beschilderung zu anderen auf einen zügigen Weiterbau des RS1 ist Vorfahrtregelungen. Also bitte aufpassen ein verkürztes Prüfungsverfahren oder und im Zweifelsfall anhalten. ein möglicher Ministerialerlass seitens der Foto: Michael Kleine-Möllhoff NRW-Minister Johannes Remmel (Umwelt) und Michael Groschek (Verkehr). Am 27. Januar hat die Bezirksregierung Düsseldorf die Genehmigung zum Bau des Abschnitts zwischen Chemiewerk und Bo- chumer Stadtgrenze erteilt. Der erforder- liche Freischnitt könnte also noch im Feb- ruar erfolgen.
10 Im Pott Änderung für Radfahrer Zum Jahreswechsel gab es einige Änderun- gen der Straßenverkehrsordnung (StVO), die auch Neuregelungen für Rad fahrende beinhalten. Ampelregelung • Die Fahrbahnampel, wenn keine Fahr- für den Radverkehr radampel vorhanden ist Diese Regelung ist bereits seit 2013 in Kraft. Um den Kommunen Zeit zu geben, Ab 1. Januar 2017 regeln Fußgängeram- die Ampeln umzurüsten galt bislang aber peln nicht mehr zugleich den Radverkehr. noch eine Übergangsregelung. Nach Paragraf 37 Abs. 2 Satz 6 StVO gilt Leider wurden dabei häufig aus Fußgän- künftig: "Wer ein Rad fährt, hat die Licht- gerampeln kombinierte Fußgänger- und zeichen für den Fahrverkehr zu beachten." Radfahrerampeln gemacht. Diese Praxis Ist keine Fahrradampel eingerichtet, gilt wird dem Radverkehr leider nicht immer die Fahrbahnampel! - Vereinfacht darge- gerecht. Daher fordert der ADFC eigene stellt sind also folgende Regeln anzuwen- Rad-Ampeln mit angepassten Ampelpha- den: sen, um einen flüssigen Radverkehr zu er- • Eine spezielle Fahrradampel ist vorran- möglichen. gig zu beachten • Fahrradampel, wenn eine solche zu- sammen mit dem Fußgängersymbol Eltern dürfen künftig ihre angebracht ist Kinder beim Radfahren auf Ob groß oder klein, besondere Fahrradampeln regeln den Radverkehr. Foto: Michael Kleine-Möllhoff dem Gehweg begleiten Eine entsprechende Änderung der StVO besagt, dass eine Begleitperson ab 16 Jahren ein Kind bis zum achten Lebens- jahr radfahrend auf dem Gehweg beglei- ten darf. Durch diese familienfreundliche StVO-Novellellierung hat die Begleitperson den Nachwuchs stetig im Blick. Vor dem Überqueren einer Fahrbahn müs- sen die Kinder und die diese begleitende Aufsichtsperson allerdings absteigen. Zudem dürfen Kinder unter acht Jahren ab sofort auch auf „baulich angelegten Rad- wegen“ fahren. Davon sind jedoch Rad-
20. MÜLHEIMER FAHRRADFRÜHLING * 10 Uhr Eröffnung des 20. Mülheimer Fahrradfrühlings * Fahrradmesse der Mülheimer Fahrradhändler * Fahrradtourismus im Ruhrgebiet: Touren, Infos, Karten * Fahrradwaschstraße * Essen und Trinken zu familienfreundlichen Preisen * Aktuelles zur Radverkehrsplanung und- politik * Kunstrad-, Rennrad-, MTB-Präsentation * Sonderräder zur Probefahrt * Laufradrennen und Hüpfburg st ag, 25. Ma i * Durchgängiges Bühnenprogramm 20 er Donn 17 * gute Livemusik Alte Schle use r Ruhr 6 8 M ü lh eim an de 454 r Uh 9: 00 00 : b i s 17 64. Volksradfahren START: Wasserbahnhof Mülheim (9:00 Uhr bis 13:00 Uhr) ZIELANKUNFT: Wasserbahnhof Mülheim (bis 16:00 Uhr) STRECKEN: ca. 25 (familienfreundlich) und ca. 42 km STARTGELD: 2,50€ einschließlich Versicherung und Medaille Der Mülheimer Fahrradfrühling ist eine gemeinsame Veranstaltung fahrradbewegter Mülheimer Initiatoren, u.a des ADFC www.muelheim-events.de
12 Im Pott fahr- und Schutzstreifen ausgeschlossen. ebenfalls, dass Kinder und ihre Begleit- So soll mehr Eltern dazu gebracht werden, person bei Fahrten auf dem Gehweg zum alltägliche Wege mit den Kindern per Rad Überqueren einer Fahrbahn absteigen zu absolvieren. Das gerne von den soge- und schieben müssen, wie Roland Huhn, nannten Helikopter-Eltern praktizierte El- Rechtsexperte des Allgemeinen Fahrrad- terntaxi bis vor die Eingangstür von Kita Clubs Deutschland (ADFC), bestätigt. Ge- oder Schule ist bekannterweise kontrapro- nerell gebe es in Deutschland noch einiges duktiv. „Kinder mit dem Auto zur Grund- an Verbesserungspotenzial, um Familien schule zu bringen, sollte die Ausnahme das Fahren auf einem flächendeckenden, sein“, schreibt sogar der Automobilclub sicheren Radverkehrsnetz in hoher Quali- ACE in seinem Schulweg-Ratgeber. tät zu ermöglichen. Dazu zählen beispiels- Bislang wurde durch parkende Autos oder weise eine wachsende Anzahl an Fahrrad- Grünflächen der Sichtkontakt zwischen El- straßen ohne Durchgangsverkehr und der tern und Kindern stark eingeschränkt, was Ausbau von Radschnellwegen. zu Unsicherheit auf beiden Seiten führte. Aber auch die radfahrenden Eltern sind in der Pflicht und müssen durch die neue Geh- Pedelecs und E-Bikes auf weg-Regelung andere Verkehrsteilnehmer Radwegen respektieren, um Konflikte zu vermeiden. „Fußgänger haben auf dem Gehweg ab- soluten Vorrang“, heißt es dazu in einer Große Verwirrung besteht bei den neu- Mail des Bundesverkehrsministeriums an en Regelungen zu E-Bikes. Pedelecs, also den pressedienst-fahrrad. Zu beachten ist Fahrräder mit Tretunterstützung bis 25 Fotos: www.pd-f.de / gregor bresser
Im Pott 13 km/h durften ja bisher bereits auf Radwe- gen fahren. Nun sollen ab 2017 aber auch E-Bikes, oder besser gesagt Elektro-Mofas, Fahrrad wählen die ohne Treten bis Tempo 25 selbständig fahren können, auf den Radwegen rollen. 5. NRW Sternfahrt Dazu hat das Verkehrsministerium eine eigene Definition des Begriffs E-Bike ge- Eine Woche vor der Landtagswahl fin- schaffen. Kenntlich gemacht werden soll det die NRW Sternfahrt nach Düsseldorf dies mit dem neuen ZusatzVerkehrszeichen statt, passend zum Wahljahr unter dem "E-Bikes erlaubt". Motto: „Fahrrad wählen!“. Bei hoffent- lich gutem Wetter demonstrieren wieder viele Radfahrer für bessere Bedingungen im Verkehr. Radfahrer aus Düsseldorf und umliegenden Städten treffen sich am Jo- hannes-Rau-Platz und fahren von dort aus gemeinsam durch die Stadt. Der genaue Ablauf und Routenverlauf stand bei Redak- tionsschluss noch nicht fest, die obligato- rische Fahrt durch den Rheinufertunnel ist aber fest eingeplant. Drei geplante Zwischenstopps an verkehrs- politisch interessanten Stellen mit Informa- Echte E-Bikes, bis 25 km/h schnell, sind al- tionen zu diesen sollen diesmal die orga- lerdings echte Exoten. Die Intention des nisatorischen Stopps an zufälligen Stellen Gesetzgebers für das neue Zeichen war, durch die Polizei unnötig machen. mit einem Zusatzschild gleichzeitig die Be- Im RAD im Pott-Gebiet wird wieder von nutzung der Radwege für Fahrrad, Pede- den bekannten Startpunkten gestartet. lec und E-Mofas zu erlauben und für Mo- Alle Details dazu im Tourenteil. fas mit Verbrennungsmotoren und für die Aktuelle Infos gibt es unter: schnelleren S-Pedelecs nicht zu erlauben. http://adfc-sternfahrt.org
14 Im Pott Zwei Jubiläen – schaft für Radstationen ein einheitliches Konzept zum Erscheinungsbild und Ser- viceumfang von Radstationen erarbei- eine große Idee! tet. Die Radstation in Mülheim war somit eine der ersten, welche nach einheitlichen Standards und nach dem Landesförderpro- gramm „100 Radstationen für NRW“ er- Die Radstationen in richtet wurde. Mülheim und Duisburg Radstationen waren in der Vergangen- heit immer auch ein Instrument der Be- feiern Geburtstag schäftigungsförderung und arbeitsmarkt- politischer Themenfelder. So konnten in 20 Jahren vor Ort zahlreiche Maßnahmen Die Radstation im Mülheimer Stadtteil Sty- ins Leben gerufen werden, um benach- rum wird in diesem Jahr 20 Jahre alt und ist teiligten Personen eine Chance auf Wie- damit eine der ältesten Radstationen, für dereingliederung in den Arbeitsmarkt zu Fahrradprofis und Neulinge, überhaupt. ermöglichen. Dieses Bild hat sich in den Durch die Paritätische Initiative für Ar- vergangenen Jahren geändert. Mit dem beit e.V. (heute PIA Stiftung für integrierte Fahrradboom und insbesondere dem E- Stadtentwicklung) wurde im Sommer 1997 Bike-Trend sind Radstationen heute wichti- die erste Radstation in Mülheim eröffnet – ger Bestandteil ressourcenschonender Mo- die Radstation am Hauptbahnhof Mülheim bilität und vielerorts wichtiger Baustein im folgte ein Jahr später. Damals wurde von Mobilitätsverbund. dem ADFC und der Entwicklungsgesell- Implementiert in die Räume des Styrumer
Im Pott 15 nicht nur dem Entgegenkommen der stän- dig wachsenden Anzahl an Radfahrern und Pendlern im Ruhrgebiet, auch durch die neue “Do it yourself“-Werkstatt wird das Angebot der Radstation um eine tolle Idee erweitert. Kunden können nun vor Ort, un- ter Aufsicht eines ausgebildeten Fahrrad- mechanikers, der Ihnen hilfreich zur Seite steht, ihr „liebstes Stück“ wieder auf Vor- dermann bringen. Bahnhofs wurde 1997 vor allem der großen Nachfrage nach einer fahrradfreundlichen Verkehrslösung nachgekommen. Mit der hohen Anzahl an Pendlern aus allen Him- melsrichtungen erreichte die Radstation so eine Vielzahl an Nutzern. Mit dem geplan- ten Aus- und Umbau soll demnächst noch ein erweiterter Kundenkreis abgedeckt werden. Für Mülheim-Styrum war die Eröffnung der Radstation eine echte Bereicherung. Sie war über Jahre hinweg nicht nur Fahr- radparkhaus, sondern auch eine Art „Bür- gerbegegnungsstätte“. Mit dem damalig eingebundenen Kiosk und den vielen Auf- enthaltsmöglichkeiten war dies ein belieb- Radstation am Duisburger ter und auch belebter Ort für einen Großteil der fast 15.000 dort lebenden Menschen. Hauptbahnhof Ebenfalls in diesem Jahr feiert die Radsta- Umstrukturierung tion in Duisburg ein Jubiläum und zwar ihr 10-Jähriges. Die Radstation hat Mitte Juni Nach nunmehr 20 Jahren wird es Zeit, die 2007 ihren Betrieb direkt am Duisburger Radstation Styrum an die Nachfragereali- Hauptbahnhof aufgenommen und bietet täten anzupassen. So wird die Radstation seitdem vielfältige Servicedienstleistungen von Grund auf saniert und mit neuer Tech- an. nik ausgestattet. Die Umstellung auf eine Aufgrund der großen Verkehrsbewegun- vollautomatische Zugangsanlage erlaubt gen am Duisburger Hauptbahnhof und es dem Kunden nun, sein Rad rund um die der hohen Einwohnerzahl war es nicht nur Uhr einzustellen. Die Bahn- und Radstati- aus Umweltgesichtspunkten sinnvoll, son- onskunden können in Zukunft nicht nur dern auch verkehrsplanerisch richtig, eine Ihre Wartezeit im frisch renovierten Auf- Anlaufstelle für Pendler und Freizeitrad- enthaltsraum überbrücken, sondern sich ler zu realisieren um der anhaltenden Ver- auch mit Heiß- bzw. Kaltgetränken und kehrsbelastung entgegenzuwirken. Rad- kleinen Snacks für die Weiterfahrt stär- fahrinteressierte finden am Ostausgang ken. Der weitere Ausbau der Station dient des Duisburger Hauptbahnhofs einen ge-
16 Im Pott schlossenen Abstellbereich für 450 Fahrrä- der mit platzsparenden "Doppelparkern". Darüber hinaus wurde als erstes in Duis- Autoverrücktes burg ein elektronisches Zugangssystem mittels Chip-Karte integriert, damit Abon- Ruhrgebiet nenten die Radstation betreten und ihre Fahrräder gesichert und trocken abstellen können. Ständig beklagt die Autolobby in den Me- dien verstopfte Straßen, Staus und Zeitver- luste für Autofahrer im Ruhrgebiet und Fazit fordert mehr Investitionen für den Stra- ßenbau. Ein Vergleich der PKW-Nutzung Als arbeitsmarktpolitisches Instrument in von Berufspendlern mit anderen deut- einer kleinen Nische gestartet, sind Rad- schen Großstädten zeigt, dass das Ruhrge- stationen heute vielerorts fester Bestand- biet in der ersten Liga spielt: bei der PKW- teil des Verkehrsverbunds und Anbieter Nutzung. breiter Servicedienstleistungen. Nach Jah- Während in München oder Berlin deutlich ren der Konsolidierung profitieren auch weniger als 40 Prozent der Pendler einen Radstationen von einem wachsenden Fahr- PKW benutzen und der Anteil in den rhei- radmarkt und einer steigenden Nachfrage nischen Metropolen Köln und Düsseldorf nach alternativen Mobilitätslösungen. Mit immerhin unter 50 Prozent liegt, belegt Mietradangeboten können sie so beispiels- Oberhausen einen Spitzenplatz mit 73 Pro- weise kurzfristige touristische Nachfragen zent und befindet sich in guter Gesellschaft abdecken und stellen so beliebte Koope- mit den Nachbarstädten Bottrop (78 %), rationspartner für Stadtmarketinggesell- Duisburg (68 %) oder Essen (67 %). schaften dar. Der öffentliche Nahverkehr und das Fahr- Die Radstationen in Mülheim waren sinn- rad wird von Pendlern des Ruhrgebiets im volle Projekte der Beschäftigungsförde- Städtevergleich extrem wenig genutzt: in rung und durch behutsame Weiterentwick- Oberhausen 4 % Fahrrad, 15 % Bus und lungen sind sie Keimzellen vieler weiterer Bahn; in Essen Fahrrad 2 % und Bus und Fahrradprojekte und Mobilitätsdienstleis- Bahn 21 %. In Köln dagegen fahren be- tungen geworden. Durch die Zusammen- achtliche 11 % der Pendler Rad und 32 % arbeit mit den Kommunen werden auch fahren mit Bus oder Bahn. Ein weiteres Bei- weiterhin Veranstaltungen, Angebote und spiel ist Hannover mit 19 % Fahrradpend- Service-Dienstleistungen rund ums Rad lern und 32 % für Bus oder Bahn. ausgearbeitet, sodass Radstationen auch in Was machen die anderen besser? Offenbar Zukunft integraler Bestandteil eines nach- investieren sie mehr in ein gutes Radwege- haltigen Verkehrs in unseren Städten sein netz und in den öffentlichen Nahverkehr. werden. Der öffentliche Nahverkehr macht dage- Fotos: PIA gen im Ruhrgebiet vor allem mit jährlichen Preiserhöhungen von 3 Prozent auf sich aufmerksam und das bei sinkender Quali- tät. Das Ruhrgebiet hat beim Autoverkehr kei- nen Nachholbedarf, ganz im Gegenteil: die anderen Verkehrsträger brauchen eine umfassende Förderung. mß
der M A R KT auf it Im Pott RRAD dt m O S S E R FAH er Innensta rad- „GR in d Fahr straße tänden zu dsicher- Bild: Duisburg Kontor K ö n i g s ations ra , Fahr “ Inform , Tourismus mieständen ik o techn ie Gastron s ow heit 35. DUISBURGER RADWANDERUNG Sonntag, 30. April 2017 Unsere Start- und Zielkontrollstellen (u.a. Innenstadt, Königstraße) sind von 9 – 17 Uhr geöffnet Teilnehmerpässe sind (ca. 14 Tage vor dem Start) beim Stadtsportbund Duisburg, der Tourist Information Duisburg , der Hauptstelle der Sparkasse Duisburg (Königstraße) und am Veran- staltungstag an den jeweiligen Startpunkten kostenlos erhältlich. Stadtsportbund L Duisburg
18 Im Pott Lkw mit Ab- sonderer Bedeutung. Hier gibt es jetzt ein Unternehmen, das nach dem erfolgreichen Abschluss einer Testphase im Frühjahr nun biegeassistenten ihren kompletten Lkw-Fuhrpark mit einem kamerabasierten Abbiegeassistenten aus- gerüstet hat. Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat zieht eine erschreckende Bilanz: Jeder zehnte im Trotz allem bleibt weiterhin Verkehr tödlich verletzte Radfahrer wur- Vorsicht geboten! de von einem abbiegenden Lkw überrollt. Knapp zwei Drittel dieser Lkw-Abbiegeun- Die Getränkegruppe Hövelmann aus Wal- fälle mit Schwerverletzten oder Todesfol- sum hat ein System erprobt, das den Fahrer ge passieren auf Hochbord-Radwegen, vor Hindernissen in seinem Abbiegebereich die oftmals noch immer unsicher gestaltet warnt. Der Abbiege-Assistent arbeitet mit sind. Wider besseres Wissen werden Rad- Sensoren im Trittbrett und einer Kamera fahrende an Kreuzungen so geleitet, dass auf Höhe der A-Säule der Beifahrerseite. sie von Bäumen, parkenden Autos oder an- Sobald bei einer Geschwindigkeit unter 30 deren Sichthindernissen verdeckt werden. km/h der rechte Blinker gesetzt oder das Wie schlecht die Sichtbeziehung zu Fuß- Lenkrad rechts eingeschlagen wird, schal- gängern und Radfahrern hergestellt wer- tet sich das System ein. Der Fahrer hört ei- den kann, zeigt der Blick aus der Fahrer- nen Signalton und sieht das Kamerabild kabine eines modernen Lkw, trotz der vier des kritischen Bereichs auf einem Display. Spiegel auf jeder Seite. Sollten die Sensoren ein Hindernis erfas- Deshalb fordert der Fahrradclub ADFC sen, ertönt zusätzlich ein Warnsignal, ver- schon lange ein Assistenz-System für Lkw, gleichbar mit den aus vielen Pkw bekann- das Fahrer beim Abbiegen vor Personen im ten Parkassistenten. Dabei unterscheidet toten Winkel warnt. Gerade im Logistik- dieses System nicht zwischen menschlichen Standort Duisburg ist dieses Thema von be- und nicht menschlichen Hindernissen. Fotos: Klaus Hauschild
Im Pott 19 Nachdem das System sich in der Praxis be- währt hatte, wurden nun alle Rheinfels- und Sinalco-Laster, vier Sattel- und elf Hän- gerzüge, alles 40-Tonner, entsprechend ausgerüstet. Mit vertretbaren Kosten von etwa 800 Euro pro Lkw und überschaubarem Mon- tageaufwand sei es gelungen, die Straßen für Radfahrer und Fußgänger sicherer zu machen. Da jeder Hövelmann-Lkw über- wiegend innerstädtisch etwa 40.000 km Foto: Fa. Hövelmann Der tote Winkel ist immer noch Killer Num- mer eins bei Abbiegeunfällen. Dieses un- terstützende System sollte auf keinen Fall dazu führen, dass Fußgänger und Radfah- rer sich neben Lkw in Sicherheit wähnen. Bisher sind Lkw mit Totwinkelassistenten nur im Promillebereich anzutreffen. Und bei unsicher geführten Radwegen hat das System auch wenig Chancen zuverlässig zu arbeiten. Der ADFC ist trotz aller eventuellen Un- zulänglichkeiten der Meinung, dass Hö- pro Jahr zurücklegt, konnte gleichzeitig velmann mit dem freiwilligen Einbau des auch der Stress der Trucker reduziert wer- kamerabasierten Assistenzsystems eine lo- den. Der Leiter der Logistik, Herr Michae- benswerte Vorreiterrolle einnimmt. Sollte lidis sagte dem ADFC, dass die Lkw-Fahrer das eine Anregung für andere Spediteure nach kurzer Eingewöhnung das System, sein, würde sich der ADFC natürlich sehr trotz anfänglicher Skepsis (noch ein Pieper über diese Entwicklung freuen. mehr im Auto), als hilfreich empfinden und Natürlich hofft der ADFC weiterhin auf als- es schätzen lernten. baldige gesetzlich verbindliche Regelungen. rree 350 JJaahh über 2 Heinrich Praß Johannesstr. 35 Heinrich Praß 45964 Gladbeck Johannesstr. 35 Tel.: 02043-67052 45964 Gladbeck www.radreisen- Tel.: 02043-67052 gladbeck.de www.radreisen- gladbeck.de Ungarn: Puszta und Thermalbäder o Radeln auf dem 52. Breitengrad o Lüneburger Heide mit Heideblütenfest
20 Im Pott 25 Jahre 1991 wurden mit Auflösung der Bezirks- verbände aus den größeren Ortsgruppen eigenständige Kreisverbände. Und die RAD im Pott suchten nach einem geeigneten Vereins- medium. Während in Duisburg zunächst auch überlegt wurde, gemeinsam mit an- deren Umweltverbänden eine „Duisbur- Vor 25 Jahren erschien die erste Ausgabe ger Umweltzeitung“ herauszugeben, ei- der beliebten Fahrradzeitung für das west- nigte man sich dann letztendlich auf eine liche Ruhrgebiet. Gründer waren die ADFC gemeinsame Fahrradzeitung mit Oberhau- Kreisverbände (KV) in Duisburg und Mül- sen. Vor allem Markus Westphalen und Mi- heim/Oberhausen sowie die Essener Fahr- chael Steinbach waren hier die treibenden radinitiative (EFI). Nach seiner Gründung Kräfte. Bereits im Frühjahr sollte die erste kam auch der KV Essen dazu, der aber vor Ausgabe erscheinen. Da es in Essen damals einigen Jahren (vorübergehend) wieder aber noch keinen KV des ADFC gab, exis- ausgeschieden ist und noch später die Orts- tierte hier als möglicher Partner nur die EFI, gruppe Gladbeck. was die Einbeziehung der ADFC-Mitglieder Die RAD im Pott ist im Prinzip das Ergeb- erschwerte. Auch der Name des gemeinsa- nis der damaligen Neustrukturierung des men Titels war wegen der Assoziation mit ADFC in NRW zu Beginn der 90er Jahre. Bis dem Ruhrpott-Image nicht unumstritten. 1991 gab es in NRW neben dem Landes- Daher dauerte es dann noch bis zum Som- verband nur Bezirksverbände und einige mer 1992, bis die erste Ausgabe der „RAD Ortsgruppen. Duisburg, Oberhausen und im Pott“ mit damals gerade einmal 32 Sei- Mülheim gehörten zum Bezirksverband ten in schwarz-weiß und einer Auflage von Düsseldorf, Essen hingegen zu Dortmund. 2500 Exemplaren erschien. Vor der RAD im Pott gab es im Bezirk Düs- Im Laufe der Zeit hat sich viel verändert, so seldorf über neun Jahre die Zeitschrift wurde aus der Herausgebergemeinschaft „Radsam“ – langjährige Mitglieder wer- der Kreisverbände die Rad im Pott GbR ge- den sich vielleicht noch daran erinnern. In gründet, das Layout professionalisiert und Dortmund kannte man hingegen die Zeit- das Heft nach und nach von schwarz-weiß schrift „FahrRad“. Hier wurde allerdings auf durchgängigen Farbdruck umgestellt. kaum über Essen berichtet. Dafür gab hier Aus dem ursprünglich quartalsweisen Er- die EFI alle zwei Monate einen Rundbrief scheinungsrhythmus sind vor einigen Jah- heraus, den die ADFC-Mitglieder allerdings ren drei Ausgaben pro Jahr geworden. Da nicht erhielten. es im Winter nicht so viel zum Thema Fahr- Foto: Michael Kleine-Möllhoff rad zu berichten gibt und auch das Tou- renangebot über- schaubar ist, hat sich dies bewährt. Die Frühjahrsausgabe erscheint regelmä- ßig in einer Auflage von 10.000 Exemp- laren, immer recht- zeitig zur Fahrrad - Messe in Essen.
Im Pott 21 Zweihundert zum Relaishaus bei Neckarau und zurück – rund 14 Kilometer in rund einer Stunde. Die Fahrt -soweit man das überhaupt schon Jahre Fahrrad so nennen kann- war sicherlich nicht be- quem, denn die Laufmaschine verfügte ja noch nicht über Pedale. Man musste sich auf einem länglichen Schemel sitzend fort- Ein geschichtlicher während mit den Füßen vom Boden ab- Rückblick, Teil 1 stoßen. Die eisernen Reifen und das eher ruppige Pflaster der Chaussee sorgten si- cherlich nicht für viel Komfort. Eigentlich begann alles schon im Jahr 1815. Die Verbreitung seiner Idee scheiterte an Der Ausbruch des indonesischen Vulkans vielen Gründen. Seine Laufräder waren Tambora führte auch in Europa zu „Jahren schwer, unbequem und teuer. Dazu fiel die ohne Sommer“ und Ernteausfällen. Da- Erfindung der Laufmaschine in eine Zeit durch wurde die Pferdehaltung teuer. Das umfangreicher politischer und territorialer nahm möglicherweise Karl Friedrich Frei- Neuordnungen als Folge der rund 20 Jahre herr Drais zum Anlass, andere Möglichkei- andauernden kriegerischen Auseinander- ten der Fortbewegung zu finden. Er baute setzungen mit dem napoleonischen Frank- 1817 das erste lenkbare Laufrad, das heute reich. Hinzu kam eine Wetterverschlech- als Vorläufer des Fahrrades gilt. Mit diesem terung durch einen Vulkanausbruch 1815. Laufrad fuhr bzw. lief er am 12. Juni 1817 Durch die folgenden Ernteausfälle in Mit- von seinem Mannheimer Wohnhaus über teleuropa kam es zu einer Hungersnot. Die die Chaussee Richtung Schwetzingen bis Sonderausstellung im Mannheimer Technoseum Fotos: Michael Kleine-Möllhoff
22 Im Pott Menschen lebten in Armut. Nur der Adel in die richtige Richtung, wurde aber auch und wenige Angehörige des Bürgertums nicht intensiv weiterverfolgt. konnten sich eine solche Laufmaschine leis- Die Entwicklungen der Tretkurbelan- ten. triebe durch Mac Millan, Milius, Fischer, Freiherr von Drais baute seine Laufma- Michaux und Lallemaut waren das Bin- schinen nicht selber. Lediglich eine Lizenz- deglied vom Laufrad zum Fahrrad. Der plakette am Lenker zeigte, dass es sich Schotte Mac Millan brachte Schiebepeda- um eine original Drais´sche Laufmaschine le am Rahmen neben dem Vorderrad an, handelte. Allerdings gab es diese Lizenz die durch Hebelarme mit dem Hinterrad nur für den Raum Baden. In anderen Tei- verbunden waren und die Hin- und Her- len Deutschlands und Europas konnte da- bewegungen der Beine in Drehbewegun- rum die Laufmaschine einfach nachgebaut gen am Hinterrad umwandelte. Heute ste- werden. Auch blieb dem Erfinder die ge- hen diese Geräte in vielen Fitness-Studios. bührende Anerkennung zu Lebzeiten ver- Der Instrumentenmacher Fischer aus wehrt. Im Gegenteil: Ein Ausspruch seines Schweinfurt versah 1853 das Lauf- Zeitgenossen Karl Gutzkow 1837 in „Die rad mit Kurbeln. Die technische Umset- Zeitgenossen“ macht dies deutlich: „Alle zung war jedoch nicht so ganz gelungen. Erfindungen des Herrn von D. sind mecha- Erst 1862 gelang dem Franzosen Michaux nische Hirngespinste“. eine technisch ausgereifte Umsetzung: Das Alle diese Faktoren führten zu einer Stag- Vorderrad wurde mit einer Kurbel verse- nation in der Entwicklung. Erst zirka 1850 hen, die als Direktantrieb wirkte. 1867 auf kam dann der nächste kleine Entwicklungs- der Weltausstellung in Paris gelang ihm der schritt. Durchbruch mit dem Kurbelholzrad. Beim Künzelsauer Schubstockrad erfolg- Dadurch begann dann die größere Verbrei- te der Antrieb über 2 Holzstöcke, mit de- tung des Fahrrades. Um ein größeres Tem- nen sich der Fahrer auf dem Boden abstieß. po zu erreichen, blieb den Konstrukteuren Also eine Art Nordic Walking auf einem nur eine Möglichkeit: Durch Vergrößern Laufrad. Die Füße nutzte der Fahrer zum des Vorderrades bis auf gut 2 Meter Durch- Lenken. Das war zwar ein weiterer Schritt messer wurde eine höhere Geschwindig- keit von bis zu 20 km/h erreicht. So entstand dann ab ca. 1870 die Hochradproduktion. Das „Ariel“, eine Konstruktion der Englän- der William Hillman und James Starley, gilt als das erste Hochrad. Es enthielt einige Neuerungen: Verstellbare Pedale zur An- passung an verschiedene Beinlängen und als besonderen Entwicklungsschritt gab es auch ein tangential eingespeichtes Vorder- rad. Diese einseitig tangentiale Speichen- führung war beim Fahren stabiler, beim Bremsen jedoch noch immer problema- tisch. 1874 führte Starley darum die über- kreuzte tangentiale Speichenführung ein, die praktisch bis heute noch gilt. Die Rä- der waren nun auch vollgummibereift, da- durch auch schon etwas komfortabler. Ein Problem blieb trotzdem: Wegen der
Im Pott 23 triebsart. Diese Firma wurde gegründet von John Kemp Starley, ei- nem Neffen von James Starley, und von Wil- liam Sutton. Aus diesem Unternehmen entstand später die Automobil- firma Rover. Wieder ein Beispiel, dass die Ent- wicklung des Fahrrades dem Automobil Vor- schub geleistet hat. Nachdem nun das Fahr- rad endlich eine ver- nünftige Größe hatte, ging der nächste Ent- wicklungsschritt hin zu Foto: Herbert Fürmann einem guten Rahmen. Sturzgefahr wurde Hochradfahren jedoch Über den Kreuzrahmen und den Fünf- in vielen deutschen Städten nach wenigen eckrahmen entwickelte sich der Diaman- Jahren schon verboten, in Köln war es noch trahmen. Der Name steht nicht in Zusam- bis 1894 erlaubt. menhang mit der Stabilität sondern wird Doch die Entwicklung ging weiter: 1885 abgeleitet von dem englischen Wort „Dia- baute Carl Benz in ein Tricycle, also in ein mond“, mit dem die Rautenform des Rah- 3rädriges Fahrrad, seinen Gasmotor ein mens bezeichnet wird. und konstruierte damit das erste Automo- Als 1885 die Firma Mannesmann nahtlose bil. Es wäre schön, wenn die Autofahrer ge- Rohre herstellte, war dies der Durchbruch legentlich einmal daran denken würden, für die Herstellung leichter und stabiler dass die Entwicklung des Fahrrades auch Fahrradrahmen. die Basis für das Automobil war. Nun hatten die Radler schon Sicherheit und Im Fahrradbau ging die Entwicklung wei- Stabilität, aber es fehlte noch immer der ter: Weil Hochradfahren gefährlich war, Komfort. Der englische Tierarzt John Boyd sollte das Fahrrad wieder kleiner werden, Dunlop entwickelte den Luftreifen. Aller- ohne jedoch an Geschwindigkeit zu ver- dings war er nicht der Erste: der Englän- lieren. Dies erreichten die Konstrukteure der Robert William Thomson hatte bereits durch Kettenantriebe am Vorderrad, die 1845 ein Patent auf den Luftreifen erhal- durch ihre Übersetzung das gleiche Tem- ten, dieses Patent war jedoch in Vergessen- po ermöglichten. Diese Technik fand zu- heit geraten. John Boyd Dunlop gründete erst bei dem von James Starley entwickel- zwar mit Geschäftspartnern die „Pneuma- ten Sicherheitshochrad Kangaroo im Jahr tic Tyre and Booth's Cycle Agency Ltd.“, 1884 ihren Einsatz. allerdings wurde ihm das Patent auf den Schon 1879 stellte Henry John Lawson ein Luftreifen 1890 wieder entzogen aufgrund Fahrrad mit Kettenantrieb auf das Hinter- des Patentes von William Thomson. Da- rad vor. Doch erst die Entwicklung des „Ro- durch kamen nun noch andere Hersteller ver“ durch die Firma „Starley und Sutton“ für Luftbereifung auf den Markt, das führ- 1885 brachte den Durchbruch für diese An- te zur schnellen Verbreitung.
24 Im Pott Mannheim noch 200 Jahre Fahrrad nicht fahrradtauglich Radinfrastruktur hängt Im Sommer 1817 fuhr Karl Freiherr von in Deutschland hinterher Drais in der Stadt am Rhein die erste Stre- cke mit seiner Laufmaschine, dem Vor- gänger des heutigen Fahrrads. Anerken- Das Fahrrad ist ein Verkehrsmittel – dessen nung war dem Erfinder allerdings nicht Potenzial allerdings auch 200 Jahre nach vergönnt. Sein Gefährt wurde von An- seiner Erfindung noch längst nicht ausge- fang an von der Obrigkeit torpediert und schöpft ist. Ansätze und Ideen, wie man der Nutzen in Frage gestellt. Radelt man mehr Menschen in Deutschland auf das 200 Jahre später durch Mannheim, über- Fahrrad bringen könnte, gibt es viele. Doch kommt einen immer noch das Gefühl, dass politische Entscheider scheinen das Thema das Fahrrad hier nicht angekommen ist. Al- zu meiden wie der Teufel das Weihwasser. lein eine Fahrt vom Bahnhof zur Ausstel- Es braucht deshalb mehr Druck aus der Be- lung gleicht einem Spießrutenlauf durch völkerung, wie der pressedienst-fahrrad den städtischen Verkehr. Das Fahrrad als aufzeigt. Lösung der innerstädtischen Verkehrspro- Don Quijote würde sich im Allgemeinen bleme? In vielen deutschen Städten hinkt Deutschen Fahrrad-Club sicher wohl füh- die Entwicklung der Fahrradinfrastruktur len. Täglich ziehen die Verbandsmitglie- hinterher. Nach Angaben von Dr. Bastian der deutschlandweit in Kämpfe gegen die Chlond, Leiter des Instituts für Verkehrs- sprichwörtlichen Windmühlen. Ihre Rösser: technik in Karlsruhe, werden mittlerweile das Fahrrad. Ihr Ansinnen: eine lebenswer- deutschlandweit über ein Drittel aller All- tere Umwelt. Aber auf Bundes-, Landes- tagswege mit dem Fahrrad zurückgelegt. und Kommunalebene stoßen die Ideen Eine positive Entwicklung, die jedoch zu ei- und Maßnahmen zu oft auf taube Ohren. nem Problem führt: Wird die Infrastruktur Dabei rückt das Fahrrad gerade jetzt in den in den Städten nicht an die wachsende Zahl öffentlichen Fokus: 2017 steht das große der Radfahrer angepasst, verliert das Rad- 200-jährige Jubiläum an. Dazu wurde in ei- fahren schnell an Unterstützern. nem ersten Akt am 10. November 2016 im Technoseum in Mannheim eine Sonderaus- stellung über die Geschichte des zweirädri- Worten Taten folgen lassen gen Vehikels eröffnet. Foto: www.pd-f.de / koga.com „Wir haben nicht die Zeit wie beim Bau des BER oder der Elbphilharmonie. Wo ist der Minister, der jetzt den Mut hat und mehr für den Radverkehr tut?“, fragt deshalb Ludger Koopmann, stellvertretender Vor- sitzender des ADFC, auf einem Symposium seines Verbandes zur Eröffnung der Jubilä- umsausstellung. Wütend schiebt er hinter- her: „Wir sind es leid, nur leere Worte zu hören. Wir wollen jetzt Taten sehen!“ Der Frust bei Koopmann ist begründet. Beim Symposium, das unter dem Titel „Fahrrad-
Im Pott 25 land Deutschland. Jetzt!“ lief, glänzten die politischen Entscheider aus der Bundes- und Landespolitik mit Abwesenheit. Diese Situation ist nicht neu, wie Rolf Ka- threin-Lehmann vom Taschenspezialisten Ortlieb im Gespräch mit dem pressedienst- fahrrad bestätigt. Er engagiert sich seit vie- len Jahren in der Fahrradbranche. Immer wieder muss er feststellen: Die wichtigen Entscheider bleiben diesen Veranstaltun- gen fern. „Aber wir brauchen die Politiker Foto: www.pd-f.de | David Koßmann und Stadtplaner, die den Mobilitätswan- del wollen“, so der Produktmanager. Städ- as Hombach vom Stadtmöblierer WSM seit te können durch geschicktes Networking 2005 in Deutschland zugenommen. Spezi- aber selbst aktiv werden und mehr tun. In- ell die Arbeit des ADFC und kommunaler spiration dazu gibt es beispielsweise aus Förderkreise sieht er als einen Grund dafür. dem benachbarten Ausland. „Eine spürbare Steigerung im Modal Split, also der Verkehrsmittelwahl, wird das Fahr- rad aber nur dann erreichen, wenn die In- Wie wollen wir künftig leben? frastruktur stimmt – hier gibt es sicherlich noch einiges zu tun, wobei auch schon vie- Die Niederlande haben sich in den letzten les erreicht wurde“, meint Hombach. Jahrzehnten auf Druck der städtischen Be- völkerung zu einer Fahrradnation entwi- ckelt. „Die Leute wurden nicht gefragt: S-Pedelecs auf Radwege ,Welches Verkehrsmittel benutzt ihr?‘, son- dern: ,Wie wollt ihr in eurer Stadt leben?’“, Für Markus Riese vom Darmstädter E-Bike- erklärt Saskia Kluit, Geschäftsführerin des Hersteller Riese & Müller ist eine zukünf- niederländischen Fahrradverbandes Fiet- tig stärkere Nutzung von S-Pedelecs eine sersbond, den Wandlungsprozess. Das Er- Möglichkeit, den Radverkehr zu steigern. gebnis sind grüne, urbane Räume, in denen Die schnellen Elektroräder unterstützen bis der Radverkehr klar Vorrang genießt. „Der 45 km/h und sind deshalb gerade für Pend- Radverkehr braucht Platz, damit sich Men- ler mit Strecken von fünf bis 30 Kilometer schen wohlfühlen. Das funktioniert, wenn eine echte Alternative zum Auto. „Studien die Bevölkerung die Wandlung unterstützt zeigen: Je mehr Fahrräder unterwegs sind, und will“, so Kluit. umso sicherer und angenehmer wird das Fahrradfahren. Mit S-Pedelecs kann sich so viel Autoverkehr auf das Zweirad verla- Abstellanlagen errichten gern, dass ein wahrer Schneeballeffekt aus- gelöst wird“, sagt Riese. Sicherere Straßen- In Utrecht beispielsweise haben neue Ab- verhältnisse, infrastrukturelle Maßnahmen stellanlagen an öffentlichen Plätzen für ein und mehr Fahrradfahrer wären die Folge. aufgeräumtes Stadtbild gesorgt. Wer sein Grundvoraussetzung hierfür ist laut Riese Rad schnell und sicher verwahren kann, der eine billige und leicht umzusetzende Maß- legt auch gerne Alltagswege regelmäßig nahme: Radwege müssen auch innerorts damit zurück. Die Nachfrage nach hoch- für S-Pedelecs freigegeben werden. Das wertigen Abstellanlagen hat laut Andre- momentane Benutzungsverbot erweist
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