33.Luzerner Schultheatertage 2021 - PH Luzern
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ACHTUNG, hier wird rebelliert! Inhalt 6 Einleitung 8 Wir brauchen Theater – trotz Cororna! 12 Programmübersicht 13 Die Stücke 26 Galerie Stücke 34 Erlebnistag Theater 40 Das Rahmenprogramm 45 Galerie «Multifunktionale Bühnenbildelemente» 46 Echo zum Anlass 48 Vorschau 50 Das Zentrum Theaterpädagogik dankt ... 50 Impressum 4 5
Im Rahmen der thematischen Ausgangslage die persönliche Entwicklung der Spielenden Theater in «distanzierten Zeiten» hat un- «ACHUTUNG!?» haben 22 spiel- und expe- gestärkt und somit künstlerisch-ästheti- ser Schaffen geprägt. Einleitung rimentierfreudige Lehrpersonen und Schü- sche Vermittlungsarbeit weiterentwickelt ler*innen aller Schulstufen aus der ganzen werden können. Auf den folgenden Seiten geben wir Ihnen Zentralschweiz die Möglichkeit genutzt, eine gerne einen Einblick in unsere Auseinander- eigene Theaterproduktion zu realisieren. Da- Entstanden sind 17 ganz unterschiedliche setzung mit den Chancen und Möglichkeiten 33. Luzerner Schultheatertage bei konnte ein besonderes Augenmerk auf Theaterstücke, theatrale Miniaturen, szeni- analogen Erfahrens und Kreierens. einen direkten Umgang mit ästhetischen und sche Collagen, kunstspartenübergreifende 7. bis 11. Juni 2021 künstlerischen Wahrnehmungsweisen und Performances und szenische Experimente. Herzlich willkommen zu den Eindrücken der Ausdrucksformen gerichtet werden. In un- 247 spielbegeisterte Schülerinnen und Schü- Schultheatertage 2021! terschiedlicher Weise wurden Möglichkeiten lern aus den Kantonen Luzern (13 Projekte), eröffnet und Räume geschaffen, die kultu- Zug (3 Projekte) und Schwyz (1 Projekt) be- Ursula Ulrich relle und ästhetische Bildung im Rahmen von kamen dabei die Möglichkeit ihre lebens- Leiterin Luzerner Schultheatertage «ACHTUNG!?» Theaterprojekten durch theaterästhetische weltlichen Erfahrungen in theatrale Prozesse Zentrum Theaterpädagogik, PH Luzern Ob als warnender Vorsichtsruf oder als re- Spiel- und Experimentierräume hautnah er- einfliessen zu lassen und transformiert als spektgebührende Haltung, ob als Ausdruck lebbar machen. Entsprechend der Vielfalt Bühnenstück zu erleben. von Bewunderung oder als Warnung vor ei- von unterschiedlichen künstlerischen Zu- ner nahenden Bedrohung, ob als schüt- gängen, Lernformen und Ausdrucksweisen Wie genau das in Zeiten von Corona den- zende Gewohnheit, um dem Unbekannten stand eine vertiefte Auseinandersetzung mit noch möglich war? auszuweichen oder als Türöffner zu Neu- lebensweltlichen Inhaltsbezügen im Zentrum. entdeckungen: «Achtung» begleitet un- Hierfür wurden die Spielleitenden und ihre Ausgehend von der aktuellen Corona-Si- seren Alltag. «Achtung» unterbricht oder Schulklassen während des Schuljahres von tuation und überzeugt davon, dass gerade stoppt eine Handlung. Fokussiert eine Si- acht Theaterpädagog*innen des Zentrum durch diese neue Situation Theater als sozi- tuation aus neuer Perspektive. Ermöglicht Theaterpädagogik der PH Luzern begleitet. ale Kunstform wichtig ist, passten wir in Ab- gar einen neuen Blickwinkel. Und - bringt Das diesjährige Thema «Achtung!?» diente sprache mit der DVS den Verlauf der dies- Spannung. Aufmerksamkeit. Manchmal kün- den teilnehmenden Klassen als Forschungs- jährigen Schultheatertage mehrmals neu digt «Achtung» auch eine grosse Gefahr an frage, als Ideensprungbrett, als Verbindung den wechselnden Probe- und Präsentati- oder wendet diese möglicherweise ab. Und zur Lebenswelt, als Fantasiegenerator oder onsmöglichkeiten an. Das war eine Heraus- wer weiss, vielleicht eröffnet ein ganz be- als Expeditionsausrichtung. forderung. Denn - da war viel Unsicherheit. sonderes «Achtung» sogar eine neue Welt, Und Verunsicherung. Da waren wechselnde die beobachtend, beachtend achtend, er- Was während diesen offenen theatralen Vorgaben. Und Masken. Distanz. Und gleich- achtend oder achtgebend mit neuer »Ach- Prozesse entwickelt, verhandelt, transfor- zeitig die unbändige Spielfreude. Die Lust, tung» aufmerksam macht, innehalten lässt miert und in theatral-performative Formen das selbst Kreierte einem Publikum zu zei- und das Gewohnte unterbricht. gebracht wurde, faszinierte und berührte. gen. Doch darf man das? Und wenn ja, wie? Und dies gleich in doppelter Weise. Einerseits Und wo? – Ja, das war eine Herausforde- Wie dem auch sei und in welche Situation wurde während den Aufführungen eine be- rung. Für alle. «Achtung» uns bringen kann…meistens wird eindruckende Sammlung von Stücken sicht- es, ob für Augenblicke oder gar lebensläng- bar. Andrerseits konnte ausgehend von den Alle Achtung! lich, neue Sichtweisen eröffnen, neue Wege Nachgesprächen mit den spielenden Klas- fordern, eine Richtungsänderung initiieren. sen und den Spielleitenden erahnt werden, Glücklicherweise konnten wir kurz vor der dass die theaterästhetischen Prozesse der Festivalwoche schliesslich entscheiden, einzelnen Klassen ästhetische Bildung be- die entstandenen Stücke vor einem kleinen günstigen. Neben theatral spannenden, an- Publikum zu präsentieren. Eine Erleichte- regenden und herausfordernden Theater- rung. Für alle! stücken und unter Einbezug interessanter Gestaltungsformen und Ausdrucksmitteln, Rückblickend auf dieses herausfordernde konnte eine sorgfältige und vertiefte Ausei- Jahr bleiben uns viele bewegende und be- nandersetzung mit künstlerischen Arbeits- rührende Arbeitsprozesse und daraus her- weisen erlebbar werden, in welchen das in- vorgehende Bühnenpräsentationen in Erin- dividuelle Potenzial der Ausdruckskraft und nerung. Auch die Auseinandersetzung mit 6 7
prägte) Zeit und ermöglicht durch ergebni- lässt sich sogar sagen: Theater macht grund- Darum! soffene und experimentelle Arbeitsweisen sätzlich erfinderisch und flexibel, kreativ Darum und damit kann möglicherweise so- Wir brauchen Theater – in einem gemeinsamen Raum wahrnehm- und innovativ – was sowohl für die Arbeits- gar gesagt werden, dass die Herausforde- trotz Corona! bare Reaktionen, welche inhaltliche, sozi- weise als auch zur Kompetenzerweiterung rungen der Coronazeit die Theaterarbeit ale und künstlerische Reflexionsfelder be- personaler und sozialer Kompetenzen führt. als soziale Kunstform noch deutlicher als günstigen. «Die Reaktionen auf den Anderen Erfahrungsräume kennzeichnet, in welchen Ein «Frühwarnsystem» für Vorausschauende. und seine mit- und hervorgebrachten Ge- Konkrete Beispiele hierfür können sein: gerade durch ihre wandelbaren Verfahrens- schichten, Handlungen, Überzeugungen be- weisen und deren subjektbildende Wirkungs- «Ich wünsche mir, dass wenigsten ein klei- stimmen die Erlebniskette von Subjekt- und Dramaturgie. weise ästhetische und kulturelle Bildung be- nes Stück Normalität in die Welt zurückkehrt Bildungsprozessen massgeblich mit.» (Sack Viele dramaturgische Modelle, die von Teilsze- günstigt wird. und ich noch ganz viel von dieser Welt se- 2011, S. 55f) Die Auseinandersetzung mit nen ausgehen, ermöglichen das Proben, Ge- hen kann.» dem Gegenüber, mit dem «Anderen» hat stalten und Präsentieren in Kleinstgruppen. eine grosse Bedeutung, da theaterästheti- Das Zitat einer Schülerin, führt uns vor Au- sche Bildungsprozesse vom dynamisch-so- Ein Theaterlabor. gen, wie wichtig die kleine gewünschte «Nor- zialen Gefüge geprägt Subjektbildung er- Es steht keine Aufführung im klassischen Sinn malität» für Menschen ist und wie wichtig möglichen. «Bildungsprozesse im Rahmen im Zentrum, sondern eine künstlerisch-the- es für uns Kunst- und Kulturschaffen ist, theaterpädagogischer Prozesse sind kör- atrale Auseinandersetzung mit sich und Welt, für kulturelle Bildung als «Normalität» ein- pergebunden und sozial verankert.» (Sack die ausgehend vom Format Ästhetischer Ex- zustehen und sie als «Notwendigkeit» zu 2011, S.337) peditionen eröffnet wird; experimentieren, sehen ist, durch unser Schaffen neue Wel- erfinden, ordnen, verwandeln, gestalten, ten zu schaffen, die Augen öffnen. Darum: Während der Covid-19-Pandemie wird auch komponieren. Wir brauchen Theater. Wir brauchen Kultur! die Theaterpädagogik herausgefordert, das Agieren in analogen und digitalen Räumen Technik. Warum? neu zu denken. Kreative und innovative Ideen Der Einsatz von OFF-Stimmen, Filmeinspie- Betrachtet man Theaterarbeit als soziale sind gefragt. Aus der anfänglichen Tendenz, lungen, Licht und anderen technischen Mit- Kunstform, sind Erfahrungsräume und Ver- theatrale Prozesse abzubrechen, eröffnet teln verdichtet das Spiel. fahrensweisen immer ein Zusammenspiel sich nun eine Weiterentwicklung neuer Ar- zwischen (Inter-)Agierenden und Zuschau- beits- und Präsentationsformen. Denn der Räume. enden zu verstehen. Doch welche Voraus- «Ausnahmezustand» zeigt auch deutlich auf, Das Arbeiten in mehreren, grossen Pro- setzungen können geschaffen werden, damit dass für (Lern-)Gruppen in der theaterpä- beräumen, an ungewohnten Spielorten wie ein gemeinsamer «theatraler Arbeitspro- dagogischen Arbeit physische Präsenz un- Luftschutzkeller, Estrich, Materiallager ... zess» begünstigt werden? verzichtbar ist. Sich einlassen auf alle Be- teiligten, das Einbringen eigener Ideen, das Choreografie. Theater ermöglicht es, den Körper als Aus- gegenseitige Interagieren und Weiterentwi- Bewusstes Spielen mit und choreografisches druckmittel zu erfahren und kognitive sowie ckeln von direkt spürbaren Impulsen ande- Erproben von Raum und Distanz. emotionale «Berührungspunkte» zwischen rer Mitspielenden, das stetige Erleben und Ich und Welt sicht- und hörbar zu machen. Besprechen von Fundstücken, der Rollen- Präsentieren. Dieser Prozess bedingt Spiel-Räume, um tausch zwischen Zuschauenden und Spielen- Abschliessende Präsentationsformen können sich selbst zu erfahren, in kollektive Ver- den sowie das gemeinsame Zusammenfügen beispielsweise durch Stationen, inhaltliche hältnisse zu treten und dabei mit dem Ge- zu einer Gesamtkomposition sind elementare «Portionen», an verschiedenen Orten, in Literatur: genüber die eigene Wirkung, die persönli- und unverzichtbare Teile dieses Prozesses. unterschiedlichen Räumlichkeiten präsen- Czerny, Gabriele che Ausdruckskraft, die individuelle Sicht auf «Zugleich findet das Gedanken- und Begeg- tiert werden. Und dies mit, mit wenig oder «Theaterpädagogik. Ein Ausbildungskon- sich und die Welt zu erproben. Subjektive nungsspiel in realer Zeit und realem Raum ohne Publikum. Live oder gestreamt. Als The- zept im Horizont personaler, ästhetischer Sinneswahrnehmungen innerhalb der Selbst- statt, ist unmittelbar an die Haltung gebun- aterstück oder filmische Reproduktion. Als und sozialer Dimension.» bildung stellen dabei eine zentrale Bedeu- den, mit der die dialogische Begegnung zwi- Ton-Bild-Installation. Als Text-Bild-Collage. (Wissner Verlag, Augsburg, 2004) tung dar, denn «gut ausgebildete Sinne in- schen Spielern und Theaterpädagog*in ge- Als Hörspiel. Als … oder …! tensivieren den Kontakt mit sich selbst und tragen wird.» (Sack 2011, S.337) Sack, Mira den Mitspielenden.» (Czerny 2004, S. 152) «spielend denken. Theaterpädagogische Dieses «sich Verhalten» zu etwas oder je- Dabei stehen uns in theatralen Prozessen äu- Zugänge zur Dramaturgie des Probens» mandem braucht (gruppendynamisch ge- sserts viele Möglichkeiten offen. Vielleicht (transcript-Verlag, Bielefeld, 2011) 8 9
Programmübersicht Stücke Die Auseinandersetzung mit dem Thema spielenden Klassen dem Publikum Fragen «ACHTUNG!?» verführte dieses Jahr eine zum eigenen Stück stellten, wurden zudem grosse Anzahl teilnehmender Klassen oder nennenswerte Themen oder Aussagen he- Theater-Wahlfachgruppen. Die um 20% ge- rausgepickt. Diese werden auf den folgen- stiegene Anzahl von Anmeldungen sprengte den Seiten als «ACHTUNG-SPUR» festgehal- den herkömmlichen Zeitrahmen. Um trotz- ten. Die Theaterfotos von Fritz Franz Vogel dem allen angemeldeten Klassen aus den erinnern einmal mehr in besonderer Weise Mo, 7. Juni Di, 8. Juni Mi, 9. Juni Do, 10. Juni Fr, 11. Juni Kantonen Luzern, Zug und Schwyz die Mög- an die erlebten Bühnenstücke. Und zu guter lichkeit zu schaffen, im Rahmen der Luzer- Letzt kommen auch die Spielendenden zu E infü hr ung T h e a t er b e s u c h / Impr e s s i o ne n dur c h B il d g a l er i e / B e g r üs s ung ner Schultheatertage ein theaterästheti- Wort. Die zu ihrem Evaluationsprozess aus- sches Gemeinschaftswerk zu entwickeln gewählten Adjektive, die das Theaterprojekt 09:00 – 16:00 09:00 – 16:00 09:00 – 16:00 und zu präsentieren entschlossen wir uns, aus ihrer Sicht beschreiben, werden unter 2 Erlebnisklassen 2 Erlebnisklassen 2 Erlebnisklassen aus Luzern und aus Luzern und aus Luzern die diesjährigen Theatertage um einen Tag «Theater spielen ist» erwähnt und setzen Adligenswil Buochs zu verlängern. Somit konnten alle angemel- den Schlusspunkt der jeweiligen Stückseite. deten Kindergarten- bis Oberstufenklassen 09:30 – 11:05 09:30 – 11:40 09:30 – 11:00 09:30 – 110:05 09:30 – 10:50 berücksichtigt werden. ab 13 Jahren ab 7 Jahren ab 10 Jahren ab 10 Jahren ab 9 Jahren Aus den entstandenen Gemeinschaftswerken Walking‘ the Line Achtung, Blick ins Anruf ACHTUNG, der beteiligten Klassen konnte ein vielfältiges anschliessend krasse Prüfung! Altersheim ... anschliessend hier wird Programm zusammengestellt werden, das anschliessend anschliessend rebeliert! ACHTUNG; SOSOISSES einem kleinen Publikum die Möglichkeit er- Schachmatt Die Reise die Sonnebergli anschliessend öffnete, sich selbst mit «ACHTUNG!?» aus- oder doch nicht? nicht geplant war An der einander zu setzen und bereichernde künst- Reception lerisch-theatrale Erfahrungen zu machen. Rückmelderunden mit spielenden Klassen / Mittagessen Auf den folgenden Seiten werden die vielfäl- tigen Auseinandersetzungen mit dem Thema 14:00 – 15:25 14:00 – 15:15 14:00 – 15:40 14:00 – 15:00 sichtbar. Eine Zusammenstellung von Be- ab 8 Jahren ab 11 Jahren ab 11 Jahren ab 13 Jahren schreibungen, Kommentaren, Aussagen und Erinnerungen verschiedener Beteiligter er- Back to reality Achtung, Bahnhöflich eine nach der möglicht einen vielstimmigen Rückblick. Die anschliessend mutig, los! anschliessend anderen inhaltlichen Zusammenfassungen zu den Stü- anschliessend cken wurden von Studierenden des Studien- 8 Ung Zwei EII Erinnerungen im Ticket to Mars Krankenhaus gang Theaterpädagogik festgehalten. Sie las- sen die inhaltliche Ebene der entstandenen Geschichten nochmals aufleben. Aus den je- R ü c k m e l d e r u n d e n m i t s p i e l e n d e n K l a s s e n weiligen Rückmelderunden, in welchen die 12 13
Walkin’ the line? ACHTUNG; Schachmatt oder doch nicht? Ein selbstentwickeltes Stück Ein selbstentwickeltes Stück 3. Oberstufe, Schulhaus Sagen / Avanti Wahlfachtheater Oberstufe, Oberstufenzentrum Hochdorf Nebikon Spielleitung: Michelle Heinrich und Spielleitung: Regula Wyss Gabriella Petrucelli 16 Stühle, eine Reihe Schuhe, «Smells Like Teen Hast du dir auch schon einmal Gedanken ge- Spirit» aus den Musikboxen und gezeichnete Bil- macht, dass du womöglich in einem riesengro- der auf einer Leinwand: Im Zentrum steht Pho- ssen Spiel bist und das, was du in deinem Leben cool bereichernd sexy aufwendig grossartig lustig enix, 16 Jahre, alias P., kurz vor Schulabschluss. erlebst nicht zufällig ist, sondern von aussen ge- So die Ausgangslage des Stückes. steuert oder manipuliert wird? Genau darum geht P. scheint verzweifelt, ruft ihre Freundinnen an es in diesem Stück. und bittet sie um Hilfe. Doch als P. sie braucht, Eine verworrene Kriminalgeschichte (Drogen- verrückt nervös mutig spassig witzig sind sie nicht zur Stelle. Daraufhin verschwindet kartell und ein Haufen Geld inklusive), in wel- i s t : T h e die verzweifelte P. und hinterlässt eine grosse cher ein Drogenboss vom Jäger zum Gejagten Frage: «Wo bist du? Was ist passiert?» und die Kriminalisten von den Gejagten zu den Nach und nach werden die Zuschauenden in die Jägern werden, spielt sich auf einem lebensgro- Welt vor ihrem Verschwinden mitgenommen. P. ssen Schachbrett ab. Dies ist die eine Ebene. Auf a t e r darf, soll, muss ihre neue Stieffamilie kennen- und einer anderen Ebene sieht man, wie eine rätsel- s p i e l e n schätzen lernen und soll «d’ Schuelziit gniesse» hafte Person die (Schach-)Figuren mit Leichtig- trotz Notendruck. Sie fühlt sich unsichtbar und keit auf ihrem eigenen kleinen Schachbrett um- nicht akzeptiert. P. träumt von einer Karriere als herschiebt und so das Leben auf dem grossen Schauspielerin, welche sie realisiert hätte, wä- Schachbrett steuern kann. Dabei kommt es schon Walkin’ the line? ren da nicht die Bedenken ihrer Eltern. P. zieht mal vor, dass Geschehenes rückgängig gemacht s p i e l e n ACHTUNG; Schachmatt oder doch nicht? sich zunehmend zurück, schreibt ihren Schmerz und dann auf eine andere Art erlebt wird oder in ihrem Tagebuch nieder, welches sich wie ein (Schach-)Figuren gefressen - sprich Menschen roter Faden durch das Drama hindurchzieht. So getötet - werden. Dabei wird sogar das Publi- führt das Ende des Stücks zurück zum Anfang, kum mit in das Schachspiel hineingezogen, in- indem das Publikum aus dem Dunkeln verschie- dem es (vermeintlich) mitentscheiden kann, was a t e r dene Schlagzeilen von Vermisstmeldungen ver- als nächstes passiert. Es beschleicht einem ein nimmt. Und obwohl Phoenix`s Situation nach- ungutes Gefühl: Wer ist diese Schachmeisterin empfunden werden kann, bleibt nach wie vor und was führt sie im Schilde? ungewiss, was wirklich mit Phoenix passiert ist. i s t T h e : Cool, dass die Rolle von P. aufgeteilt wurde. Die doppelte Ebene von Schachfeld war sehr interessant. Das Zusammenspiel war mit viel Energie gekoppelt. Die Energie wurde voneinander Jede Rolle war für sich sehr klar. übernommen und ist nie zusammengebrochen. Geschäftsfrau, Schachspielende, Paar, … Jede Figur war ein Teil des Ganzen. Viele Dinge sind parallel passiert: Das Publikum Sie wurden gegen Ende zusammengeführt. war gefordert und konnte gleichzeitig selbst entscheiden, wo es hinschauen will. Spannend war, dass es lange nicht klar war, ob wirklich eine Partie aus dem Buch gespielt Das Stück löste eine Schwere aus. wird oder ob etwas anderes dahinter steckt. Man hat mit P. mitgelitten. Das Publikum miteinbeziehen war sehr Faszinierender Anfang mit Klappstühlen und spannend. Man hatte das Gefühl, jetzt kann der damit verbundenen Rolleneinführung. ich als Zuschauende entscheiden. 14 15
Back to Reality? 8 Ung Zwei Ell Ein selbstentwickeltes Stück Ein selbstentwickeltes Stück 3. Oberstufe, Schulhaus Hubelmatt 2. Oberstufe, Schulhaus Gersag 2 Luzern Emmenbrücke Spielleitung: Lukas Siegwart Spielleitung: Lukas Scharpf Zuerst ist es dunkel, Musik ertönt und die Spiele- Die Szene gehört Sam. Er sitzt am Familientisch rinnen und Spieler erscheinen in einer Reihe auf und hat keine Lust mehr auf «Sam mach keinen der Bühne. Den Zuschauenden werden Fragen auf Stress in der Schule! Sam mach deine Hausauf- motiviert spannend streng besser als Unterricht Spass weissen Zetteln entgegengehalten, die wiederum gaben! Sam sei brav!». Sam reicht es! Er steht Fragen aufwerfen, wie es mit der Ungerechtig- auf und macht sich auf den Weg. Ihn locken die keit auf der Erde weitergehen soll. eigenen Abenteuer und die Freiheit. Als erstes intensiv herausfordernd lustig wichtig toll Und da erscheinen weiss gekleidete Spielerinnen versucht er sich als Schauspieler. Leider ist dies und Spieler. Wir sind im Himmel angelangt, wo sich nicht so einfach wie gedacht, den erst nach dem Napoleon, Einstein, Wilhelm Tell und Amy Wine- 314 Take passte die Szene nur leider war die Bat- i s t : T h e house mit Pina Colada beschäftigen. Da erscheint terie bis dahin alle. Nun will Sam den Tod von 2Pac eine Influencerin. Sie ist am Coronavirus verstor- aufhalten. Er reist mit seinen Kumpels durch die ben und klärt die Pina Colada schlürfenden auf, Zeit und es gelingt ihnen, 2Pac mit einer golde- was auf der Erde gerade los ist. Via Fernsehshow nen Weste vor dem Tod zu retten. Sein Aben- a t e r «Weltshow» werden wir durch verschiedene Sze- teuer geht weiter in einem Flugzeug, welches s p i e l e n nen geführt. Zuerst taucht eine Polizistin auf, wel- unglücklich abstürzt und im Dschungel landet. che Ungerechtigkeit erteilt anstatt Gerechtigkeit. Mit Müh und Not versuchen sie zu überleben. Als zweites sehen wir einen Ausschnitt aus Happy Nach all den Abenteuern kommt Sam erschöpft Family, welche zwar so heisst, jedoch überhaupt nach Hause und sagt seinen Eltern: «Ich weiss, Back to Reality? nicht dem Wort «happy» entspricht. Zum Ende ihr macht euch Sorgen, aber ihr müsst mir etwas s p i e l e n 8 Ung Zwei Ell führt uns die «Weltshow» in einen Sklavenkel- mehr Freiheit geben. Übrigens, mein Twophone ler und thematisiert Ungerechtigkeit. Zurück im Himmel sind die Verstorbenen entsetzt über die Geschehnisse und sind der Meinung, den Men- schen zu helfen. Mit Hilfe der Influencerin sen- a t e r den sie eine Videobotschaft: Back to Life – Back to Reality! Wir springen zurück auf die Erde, wo im Gerichtssaal jeder bestrafft und weggesperrt wird, welcher Ungerechtigkeit verbreitet! Ist das i s t die Lösung für unsere Probleme? Das Spiel endet, T h e wie es begonnen hat. Nun sind aber die Fragen an uns gerichtet: «Wer entscheidet über Recht und Unrecht?» Die gemeinsam gesprochene Aussage : am Schluss stellt den Standpunkt klar: «Beachte Welche Szene war die Beste? Nun, das kann die vielen ACHTUNG`S und verändere die Welt!» nicht so einfach beantwortet werden, denn jede Szene hatte in sich einen Lieblingsmoment. Die wechselnden Spielorte Himmel, In verschiedenen Szenen gab es immer wieder Polizei, Familienszene und Sklavenszene neue Überraschungen! Und diese interessieren brachten viele Möglichkeiten, das Thema das Publikum. Ungerechtigkeit zu erfahren. Ihr habt mit ganz wenigen Requisiten sehr Die Kostüme waren sehr vielfältig gewählt - viele Bilder ausgelöst. sehr toll! Mit dem Licht, der Kapsel und dem Die Plastikkostüme wirkten surreal und sorgfältigen Zusammenspiel habt ihr ein ganz magisch... Und inspirieren zu einem neuen fantastisches Bild dargestellt. Trend, zu einer neuen Mode. 16 17
Achtung, krasse Prüfung! Die Reise, die nicht geplant war… Ein selbstentwickeltes Stück Ein selbstentwickeltes Stück 4. Primarklasse, Schulhaus 5 Kindergarten bis 6. Primarklasse, Kompass Schule Rotkreuz Luzern Spielleitung: Patrick Iten Spielleitung: Miriam Ragusa und Sibylle Renggli Während die Eltern in den Ausgang gehen, blei- Das Publikum wird von zwei charmanten Damen ben die Kinder allein zu Hause vor dem Fernse- an eine Weiterbildung für Fremdenleiterinnen interessant spannend «kuul» lustig kreativ abenteuerlich her. Beim Durchzappen durch die verschiede- und Fremdenleiter eingeladen. nen Fernsehsender kommt in ihnen plötzlich die Schnell wird einem klar, dass dies so einiges sein Lust auf, mal etwas richtig Krasses zu erleben. kann! Es beginnt mit einer Taxifahrt zu einem ent- Wie aus dem Nichts springen geheimnisvolle Fi- legenen Hotel, welche durch einen Felssturz ab- guren aus dem Fernsehen. Diese laden die Kinder rupt gestoppt wird. Glücklicherweise kommt da- ein, als Team an einer mysteriösen Dschungelprü- bei, ausser dem Auto, niemandem zu Schaden. fung teilzunehmen. Die krassen Teilnahmebe- Die Kursleiterinnen leiten fliessend in die nächste spannend cool toll lustig gut super i s t : T h e dingungen sind: Den Eltern nichts zu verraten kritische Situation über. In einem gewöhnlichen und das Leben aufs Spiel zu setzen. Als Gewinn Restaurant mit freundlicher Bedienung kommt winkt das goldene Handy, ein multifunktionales es plötzlich zu mysteriösen Vorfällen, die Tische Hexensmartphone. beginnen sich zu bewegen, ein Geist von Unbe- a t e r Die verschiedenen Prüfungsdisziplinen sind krass kanntem macht sich breit und lässt die Restau- s p i e l e n und müssen von den Gruppen als Team gelöst rantgäste erschrecken. werden. Halsbrecherisch, nachgespielte Zun- Die nächste Szene spielt von einem Bootstrip auf genbrecher müssen sie erraten. Die krassesten einer Luxusyacht. Aber auch dort, nimmt der Aus- Geschichten werden erzählt und gekürt. «Le- flug eine dramatische Wende. So kann eine Boot- Achtung, krasse Prüfung! ckeres Zeug», das heisst Goldfische, lebende sinsassin nur knapp von einem vorbeischwimmen- s p i e l e n Die Reise, die nicht geplant war… Heuschrecken oder Regenwürmer werden ver- den Haifisch gerettet werden. spiesen. Dass es dabei Mut und Überwindung Zuletzt nimmt uns die Weiterbildung in eine ab- braucht, sieht man den Teams nicht nur an, son- gelegene Dschungelerkundungstour. Vorbei an dern man hört und riecht es regelrecht! fleischfressenden Pflanzen, lauernden Leoparden, Der abenteuerliche Wettbewerb geht vorüber, gefährlichen Pfaden schlägt sich das Team durch a t e r die Kinder befinden sich wieder zurück im Wohn- den Dschungel. Gott sei Dank wird es schlussend- zimmer. War das alles nur ein Traum oder haben lich von einem Rettungshelikopter gerettet. wir das wirklich gerade erlebt? Als plötzlich das Die verschiedenen Szenen werden durch eine goldene Handy erscheint, merken sie nicht nur, geheimnisvolle und spannungserzeugende Mu- i s t dass sie diese krasse Prüfung gewonnen haben, sik begleitet und laden das Publikum ein, in die T h e sondern auch, dass das Erlebte mehr als nur ein gefährliche, geheimnisvolle, faszinierende und Traum gewesen sein muss. abwechslungsreiche Abenteuerwelt von Frem- denleiter*innen einzutauchen. : Die Lust die verschiedenen Rollen zu spielen, war sehr gut spürbar. Unterhaltend, erfrischend, spannend, Den nachgespielten Fernseher erkannte man vielschichtig, französisch, experimentell, sofort und es war eine sehr schöne Idee mit unvorhersehbares, freudig, geheimnisvoll! dem Gummiband-Rahmen. Man spürte, dass ihr wirklich Ihr standet mit viel Kraft und Freude auf zusammengespielt habt. der Bühne. Es entstanden ganz viele Bilder, die ich Die Vorstellung, dass ihr Regenwürmer und richtig auskostete. Goldfische gegessen habt, schaudert mich jetzt noch ein wenig, so echt hat das In meinen Ideenkoffer nehme ich die Röhren ausgesehen. mit den Handschuhen mit. 18 19
Achtung, mutig, los! Ticket to Mars Ein selbstentwickeltes Stück Ein selbstentwickeltes Stück 3./ 4. Primarklasse, Dorfschule 5./ 6. Primarklasse, Schulhaus Felsberg Doppleschwand Luzern Spielleitung: Andrea Kaufmann Spielleitung: Philipp Méroz An einer Schule bilden sich Cliquen. Und wer Three, two, one, go! Und schon fliegen die «Spas- zu den Coolen gehören will, muss sich das zu- stronauten» die ersten Marstouristen – welche ungewohnt aufregend erlebnisreich heiss spasstronautig erst einmal verdienen. Kim möchte gerne dazu- mit ultra-high-tech-wasserfesten Design-Mars- gehören. Dafür muss sie zuerst eine Mutprobe anzügen bekleidet sind – zum roten Planeten. bestehen: Sie soll das Tagebuch ihres Freundes Dort werden sie von einem Marsforscher emp- vor der ganzen Klasse laut vorlesen. Bereits in fangen, welcher den Schaulustigen alles Wis- der Nacht davor träumt Kim von ihrer bevorste- senswerte über die Marsianer erzählt. So zum henden «Zerreissprobe» und hat ein schlech- Beispiel, dass sich die Tentakel dieser kurligen tes Gefühl dabei. Doch Kim möchte in diese Cli- Gestalten im Alter grün verfärben. Fasziniert von i s t : T h e que, weshalb sie bereit ist, ihre Freundschaft den «Haustieren» der Marsianer - den Plastik- zu riskieren. Später entschuldigt sie sich jedoch tierchen - können die Touristen nicht anders, als bei ihrem Freund für die Aktion. Dafür wird sie eines dieser putzigen Tierchen auf die Erde zu- jedoch von der Clique verstossen. Mobbing und rück zu schmuggeln. Dies hat verheerende Fol- a t e r die Gewalt von Seiten der Clique gegenüber ein- gen. Erst scheint es praktisch, dass diese Tier- cool intensiv super! s p i e l e n zelnen Schüler*innen nehmen zu. Die restlichen chen allen Plastikabfall der Menschen fressen. Kinder wollen handeln, doch sie haben Angst, Doch beginnen es schon bald die Menschen zu selbst gemobbt zu werden. So gehen sie zuerst bedrohen, denn deren Körper ist ja voll von Mi- zum Schulleiter. Seine Strafe für die Mitglieder kroplastik! Die Menschen ergreift die Panik und Achtung, mutig, los! der Clique nützt nichts. Im Gegenteil, die Situ- das totale Chaos bricht aus bis… s p i e l e n Ticket to Mars ation eskaliert nur noch mehr. Schliesslich raf- …das Fischorakel den Menschen die perfekte Lö- fen die Kinder ihren Mut zusammen und stehen sung präsentiert: Der Sitzsack muss beschwört und wehren sich selbst gegen die Schikanen der werden! So entsteht ein Portal, welches den Clique: «Höred uf mobbe!» Mars direkt mit der Erde verbindet. Auf diese Wie weit würdest du gehen, um dazuzugehören? Weise können die Marsianer endlich ihr «Plas- a t e r Kennst du deine Grenzen? Hast du den Mut ein- tik-Haustierchen» zurück auf ihren Planeten ho- zugreifen, wenn es nötig ist? len. Die Menschen sind unglaublich froh, machen jedoch die nüchterne Erkenntnis: «Jetzt haben wir niemanden mehr, der sich um unseren Plas- i s t tikabfall kümmert!» T h e : Das Stück ist nachdenklich machend, Ihr habt es geschafft, von herkömmlichen angstauslösend, ungerecht, hart, brutal, Kostümen wegzukommen. (Geräusche waren unangenehm, eindrücklich, spannend. Traum inklusive) und Wirklichkeit vermischen sich. Wir sind irritiert im positiven Sinne: Seit Es hat mich fest zum Nachdenken gebracht. heute glauben wir an Ausserirdische. Grosses Kompliment. Das Stück zeigt, dass ein Theaterstück ganz Die Rollen wurden sehr vertieft dargestellt. unterschiedlich sein kann: nachdenklich und Dadurch, dass alle schwarz trugen, wurden die lustig zugleich. dargestellten Figuren gut von eurer Person «losgelöst». Die verschiedenen Arten von Humor (Kostüm, verbal, Absurdität von Szene) haben Die Gefühle der einzelnen Figuren wurden sehr beeindruckt. mit starkem Ausdruck gespielt. 20 21
Blick ins Altersheim – «Sonnenbergli» Zeitung gerettet? Ein selbstentwickeltes Stück Ein selbstentwickeltes Stück 2. Oberstufe, Oberstufenschulhaus Wahlfach Theater, 3. Oberstufe, Oberstufenzentren Rickenbach Kriens Spielleitung: Walter Hüsler und Desiree Wanner Spielleitung: Marcel Schürch Das Blatt kämpft um ihr Überleben. An der Re- Die Unternehmerin Petra Meier erfüllt sich mit daktionssitzung wird hitzig darüber diskutiert, der Inbetriebnahme der neu errichteten Strafan- welche Ausrichtung die Zeitung in Zukunft ein- stalt «Sonnenbergli» einen Herzenswunsch. Die schlagen soll, damit die Existenz dieses Blattes Insassinnen werden schnell gefunden, zu schnell! gesichert werden kann. Während die Gefangenen schwerste Strafarbeit Der Redaktionschef verspricht eine Prämie von verrichten müssen, kommt es zu einem «hirn- 500 Franken für den besten Artikel, der dann schlagähnlichen» Zwischenfall der «Queen», auch als Kür auf der Titelseite abgedruckt wer- eine der vier Insassinnen. Dieses Ereignis ist der neu aufregend blendend geduldig stolz den sollte. Mit diesem Anreiz soll die Existenz der Auslöser zur Ergründung, wieso die Strafanstalt i s t : Zeitung gerettet werden! für Petra Meier so ein Herzenswunsch ist. Es Anschliessend bekommt das Publikum Einblicke stellt sich heraus, dass alle Gefangenen in ihrer in verspielte und skurrile Berichterstattungen. Vergangenheit eine Verbindung zu Petra Meier Auf der Jagd nach dem spannendsten Thema und haben und sie in irgendeiner Form prägten. Mit der besten Verfassung des Artikels. Hilfe des Gefängniswärters gelingt es den Insas- s p i e l e n Bekanntschaften der Journalistin, wie auch der sinnen aus dem Gefängnis auszubrechen und es Praktikantin führen schlussendlich ins Alters- Petra erneut heimzuzahlen. Die verschiedenen heim. Während die Journalistin Fakenews über Figuren formen sich dabei gegenseitig über ihren angeblichen Drogenkonsum einer Heimbewoh- Charakter in der Vergangenheit, wie auch in der Blick ins Altersheim – Zeitung gerettet? nerin verbreitet, wird die junge Praktikantin Zeu- Gegenwart. So machen die verschiedenen Rollen «Sonnenbergli» gin eines kaltblütigen Mordes an einer Pflegerin im Verlauf der Geschichte eine spannende Ent- durch eine Seniorin. Mit ihrer Berichterstattung wicklung durch, die die Zuschauenden über das über den Vorfall gewinnt die Praktikantin nicht nur Stück hinaus zum Nachdenken anregt. Die dra- die Prämie und holt die Lesendenschaft zurück, maturgische Vielschichtigkeit des Stückes wi- sie rettet damit auch die Existenz der Zeitung. derspiegelt sich aber nicht nur im Inhalt und dem a t e r Von der ganzen Truppe wird erneut ein Schluss- Beziehungsgeflecht der Figuren, sondern auch statement kraftvoll und überzeugend in den Raum im Bühnenbild, welches sich zwischen der Drei- ausgerufen: «YES!». Damit scheint entschieden dimensionalität im Raum und der Zweidimensi- zu sein, welche Richtung die Zeitung in Zukunft onalität im Schattenspiel hin und her bewegt. einschlagen sollte. T h e Das ganze Stück war sehr spannungsgeladen. Eindrucksvolle Bilder wurden ausgelöst, Die Kostüme waren gut gewählt. Es half die durch die Imaginationskraft der mir zu einem schnellen Verständnis der Zuschauenden noch verstärkt werden verschiedenen Rollen in den verschiedenen konnten. Szenen. Die Auseinandersetzung mit den gespielten So viele Menschen auf der Bühne und Rollen war sehr gut spürbar und sichtbar. trotzdem gab es kein Chaos. Es gab nur gewolltes Chaos. Viele raffinierte Elemente, die zum Nachdenken angeregt haben. Die ganze Gruppe hat für magische Momente auf der Bühne gesorgt. Der Durchbruch von der zweidimensionalen in die dreidimensionale Wirklichkeit war Der Körperausdruck hat die Rolle noch sehr eindrücklich. Es kam zur Verschmelzung verstärkt. zwischen Fläche und Raum. 22 23
Anruf Sosoisses Ein selbstentwickeltes Stück Ein selbstentwickeltes Stück 6. Primarklasse, Schulhaus St. Martin 6. Primarklasse, Schulhaus Fluhmühle Root Luzern Spielleitung: Monique Espinola und Anita Hadergjonaj Spielleitung: Ulrike Stein Sechs Freunde treffen sich nach 15 Jahren an ei- Das Stück beginnt mit der Show zum Titel «So So nem Klassentreffen wieder. Dabei erinnern sie ist es». Und schon da wird klar: Ist es so? sich zurück an ihre Schulzeit: Du bist 12, gehst In der Zauberschule freuen sich alle auf das Fach in die 6. Klasse und alles scheint «gewöhnlich». «Drachenfliegen» - Ist es so? In den vielen verschiedenen Erinnerungen, wel- Das Leben einer Mutter mit zwei kleinen Kindern che die Freunde an ihre Schulzeit haben, wird ist nicht immer einfach… Manchmal wünscht man cool aufgeregt nervös spannend lustig streng schnell klar, dass nicht immer alles so «gewöhn- sich einfach nur Ruhe – Ist es so? lich» gelaufen ist, sondern viele «ungewöhnli- In einem Einkaufsladen kaufen viele verschie- che» oder sogar «besondere» Momente sie bis dene Leute ein, doch ab und zu wird auch was i s t : T h e heute geprägt haben. Verschiedene Geschich- gestohlen – Ist es so? ten aus dem Alltag der Schülerinnen und Schü- Einige denken, Corona gibt es nicht. Andere kön- ler wie z. B. von zu Hause abhauen, Gamesucht, nen mit Maske und Desinfektionsmittel Corona Matheprüfung oder beliebt oder verliebt sein, besiegen – Ist es so? a t e r werden in immer wieder neuen Bildern darge- Die Gerechtigkeit ist stets zur Stelle, wenn ir- s p i e l e n stellt. Ausgangslage ist dabei wiederkehrend ein gendwo etwas nicht fair läuft – Ist es so? Ein guter Anfang ! Anruf, der das Publikum darüber informiert: «Es Das Stück bespielt verschiedene Szenen zum ist alles vorbereitet. In einer Stunde geht es los. Thema Achtung. Manchmal passten sie zusam- Ich warte auf dich.». men, manchmal auch nicht. Alles auf der Welt Schlussendlich kommen die 6 Freunde zum Fa- kann verschieden betrachtet werden und so war Anruf s p i e l e n zit, dass sie zwar nicht immer die Artigsten wa- das Publikum stets gefragt selbst zu entscheiden: Sosoisses ren, doch stets gemeinsam Spass hatten und viele So ist es oder ist es so? So so ist es! tolle Erinnerungen aus der 6. Klasse mitnehmen konnten. Ein Hoch also auf die 6. Klasse! a t e r i s t T h e : Es war eine grosse Spielfreude spürbar. Lieblingsmomente: Werbung, Drachen, der hilfreiche Verkäufer, die verzweifelte Wau, wie viel Spass ihr haben werdet, Mutter, die sich so sehr Ruhe wünscht. wenn ihr euch in 20 Jahren an einer Klassenzusammenkunft wieder beim Weil die Requisiten nicht real vorhanden Theater spielen anschauen könnt. waren, gibt es dem Publikum die Möglichkeit, selber Bilder zu machen. Toll war, dass das Material Karton als Requisitenmaterial durchgezogen wurde. Die Spielfreud war mit viel Energie verbunden Besonders gefallen haben uns die immer wieder überraschenden Momente, denn in jeder Szene konnte man die «Achtung`s» suchen, fast wie ein Detektivspiel. Mit der Schlussfrage «Ist es wirklich so?» wird die Aussage des Stücke klar; dass die Wirklichkeit für jede Person anders ist. 24 25
27 Anruf Schachmatt oder doch nicht? Achtung, mutig, los! Erinnerungen im Krankenhaus Walking the Line ACHTUNG, hier wird rebelliert! SOSOISSES Blick ins Altersheim eine nach der anderen 8 Ung Zwei Ell Back to reality Die Reise die nicht geplant war 26
Bahnhöflich Erinnerungen im Krankenhaus Ein selbstentwickeltes Stück Ein selbstentwickeltes Stück 2 Wahlfachgruppen Deutsch, 2. Oberstufe 6. Primarklasse, Schulhaus Säli Schulhaus Loreto, Zug Luzern erlebnisreich zeitintensiv lustig spannend streng aufregend speziell heiss Spielleitung: Jana Klaus und Amandine Dougoud Spielleitung: Mario Tresch Zeitdruck, Gedränge und Hektik: Achtung Bahn- Wir sind im Wartezimmer des Krankenhauses. Ei- hof! Ein Bahnhof hat einiges an Verschiedenheit ner nach dem Anderen trifft mit einem Leiden ein zu bieten. Überall Menschen sie hetzen auf den und die Angestellte selbst wird von ihrem Chef nächsten Zug, sind mit Kindern Sack und Pack un- kritisiert. Und schwups werden die Zuschau- spassig aufgeregt heiss schön erstklassig spannend terwegs oder wissen teilweise gar nicht wohin sie enden in die Vergangenheit in einen idyllischen müssen. Einige nehmen es gelassen, andere wie- Wald transportiert. Da geschieht einiges und es derum nicht. Das geht so nicht weiter, meint der wird klar, woher die ganzen Weh-Wehs von den Bahnhofschef, wir brauchen mehr Anstand. Da- Patienten kommen. So reist das Publikum durch raufhin sollen neue Regeln das hektische Treiben die Zeit und sogar auf andere Planeten. Wir tref- i s t : T h e am Bahnhof vertreiben und mehr Gelassenheit, fen Schneewittchen an und bereisen den Plane- Freundlichkeit und Anstand bringen. Einige fin- ten Utopia, wo die verrücktesten Dinge gesche- den die Regeln gut, andere nicht. So kommt es, hen. Da taucht plötzlich eine Fernbedienung auf, dass auch das nicht genügt und der Entscheid die uns alle steuern kann. In den falschen Hän- a t e r fällt. Der Bahnhofschef, der muss weg mit all sei- den eine mögliche Katastrophe… und siehe da, s p i e l e n nen Regeln. Die gute Absicht endet mit dem Tod als die Fernbedienung in den Händen eines Jun- und die Polizei schaltet sich ein. WER war das? gen liegt, welcher nur die Berglistrasse suchte, Nach einigen Befragungen sind die Obdachlosen drückt er auf den Quarantäne Knopf und die wun- am Bahnhof diejenigen, die eine Lösung haben. derlichen Reisen nehmen alle samt ein Ende, da Nicht nur eine Lösung dafür wer der Täter war, Quarantäne für jeden gilt. Bahnhöflich s p i e l e n sondern auch eine für die benötigte Entschleu- Erinnerungen im Krankenhaus nigung. Eine Regel behalten wir uns bei, nämlich Freundlichkeit und ein Lächeln auf dem Gesicht. a t e r i s t T h e : «Ihr habt das Bühnenbild einfach gehalten, «Wenn ich an die gespielten Figuren und trotzdem hat man den Bahnhof sofort zurückdenke sehe ich viel Bewegung in erkannt.» den Rollen. Ihr habt viel mit Bewegungen gearbeitet. Zum Beispiel das Aufgehen des «Der Turm, welcher die Regeln dargestellt Brots im Backofen; das war wie eine kleine hat, war eine eindrückliche Metapher. Genial» Choreografie.» «Trotz des Gewusels in den Massenszenen «Ihr habt uns mitgenommen und eure Rolle hat es sehr organisiert gewirkt!» mit tiefer Begeisterung gespielt.» «Ich fand jede Figur hat ihre Rolle sehr «Ich fand die Idee mit dem «Flutschball- bewusst und aktiv gespielt.» Apfel» so toll. Die Saftigkeit des Apfels wurde dadurch richtig zur Geltung gebracht.!» 28 29
ACHTUNG, hier wird An der Rezeption rebelliert! Ein selbstentwickeltes Stück Ein selbstentwickeltes Stück Freifach, 3.-6. Primarklasse 6. Primarklasse, Schulhaus Säli Nebikon Luzern Spielleitung: Regula Wyss Spielleitung: Martina Jozsa Eine alte Villa, die verzaubert ist, eine Kinderbande, Was würden Sie machen, wenn sie wegen einer die sich nichts gefallen lässt und ein Rätsel, das Corona-Quarantäne zwei Wochen in einem Ho- gelöst werden muss. Das ist das Rezept für eine tel verbringen müssten? Genau, sie setzen sich rebellisch zauberhafte Geschichte! in die Hotellobby und beginnen sich Geschich- einzigartig überraschend vielfältig spassig spannend Gleich zu Beginn wird dem Publikum die Rebellen- ten zu erzählen. Diese Story hier erzählt vom bande vorgestellt. Es sind dies acht Kinder, wel- «Goldschätzeli» - einem Goldbarren. Am Ende che aus verschiedensten Gründen von zu Hause des Stücks – !Achtung Spoiler! – stellt sich her- super aufregend nervös erleichtert wow! abgehauen sind. «Meine Eltern haben bloss den aus, dass alle drei Hotelgäste diesen wertvollen Geburtstag meiner Adoptivgeschwister gefeiert. Klumpen, der sich im Koffer einer ehemaligen i s t : T h e Mich haben sie vergessen». «Meine Eltern wollen Kapitänin befindet, schon einmal besassen. Das nach Australien auswandern». Solche Aussagen kam so: Der Goldbarren wurde aus dem National vernimmt man und davon ausgehend hat sich eine Museum in London von einer Räuberbande ge- Gruppe Kinder zusammengeschlossen, welche klaut. Irgendwie landete das Diebesgut auf dem a t e r alle die schwierigen familiären Verhältnisse leben Dachboden eines Londoner Apartments. Dort s p i e l e n Auf einen Schlafplatz angewiesen, müssen sich wurde es von einer Balletttänzerin entdeckt. Ihr die Kinder wohl oder übel in die «Villa am Wal- wurde aber der Goldbarren in einem Bistro ge- drand», von welcher aber allgemein bekannt ist, klaut. Schliesslich landete er bei einer Schiffs- dass es in ihr spukt, vorwagen. Auf Entdeckungs- kapitänin, welche den Goldschatz beinahe wie- tour in der Villa begegnen die Kinder in der Bib- derum verloren hätte. ACHTUNG, hier wird rebelliert! s p i e l e n liothek dem unheimlichen «Mr. Book», dem es Nun sitzen also alle Hotelgäste an der Reception An der Rezeption fast gelingt, der Bande einen Fluch aufzuerlegen, und fragen sich: Wem gehört das «Goldschät- der sie für immer in den Büchern eingeschlossen zeli» nun wirklich? hätte. Die Rebellen schaffen es aber knapp, Mr. Book das Bücherherz zu entreissen und so alle a t e r in der Villa hausenden Geister von ihrem Fluch zu befreien. Wie mutig! Die Geschichte endet damit, dass die Kinder von der Polizei aufgefun- den und wieder zurück in ihre Familien gebracht i s t werden. Allerdings haben sich die Familien posi- T h e tiv verändert, sodass die Rebellen glücklich sind, wieder zu Hause zu sein. : «Die verschiedenen Ebenen (Polizeiposten, «Der Sound, der von allen Spielenden andere Orte) haben eine tolle Spannung gemeinsam gemacht wurde hat dazu geführt, erzeugt. Wir wurden an diese Orte dass die ganze Bühne «gesoundet» hat.» mitgenommen. Wir konnten mit den Rollen und Geschichten mitspazieren.» «Spannung, Körperausdruck und die Ausdruckskraft waren sehr stark vorhanden. «Die Umbauten waren interessant, weil Die Rollen wurden intensiv gelebt.» Umbauten immer auch mit zum Theater gehören. Mit wenig Licht hat sich ein «Die Bühnenelemente wurden auf so viele schönes Schattenspiel ergeben.» verschiedene spannende Arten bespielt (Schiff, Bett, Bar).» «Sehr cooles Bühnenbild, das vielseitig einsetzbar ist und viel aussagt.» «Die Interaktion zwischen den Spielenden, welche Erinnerung spielten und den «Die Figuren hatten viel Spielenergie.» Spielenden in der Gegenwart in der Hotellobby war sehr spannend.» 30 31
eine nach der anderen Ein selbstentwickeltes Stück berührt freudig Theater unterstützt wichtige Schritte im Leben an sich selber lernen 3. Oberstufe, Schule am Park können forschen am mir und meinen Beziehungen neue Erfahrungen Emotionen kennen Lachen Spielleitung: Roland Ulrich und Urban Bühlmann Wir tauchen ein in Dunkelheit und Licht. Drei junge Frauen vertreten alle eine andere Wahr- nehmung von Liebe. Sie streiten sich und wer- den sich nicht einig. Rasch wird das Publikum in die nächste Szene begleitet. Wir sind in ei- nem Wohnzimmer. Es wirkt gewöhnlich, normal. Doch der Schein trügt. Rasch wird klar, dass hier etwas lauert, was nicht für das Gute, die Liebe oder die Freiheit steht. Die Mädchen treten in T h e das Haus ein, «eine nach der anderen» und das Böse lullt sie ein und nimmt sie als seine Gefan- genen. Ein Hoffnungsschimmer: eine gute Fee, und damit umgehen lernen. ein Engel oder ein personifiziertes Gefühl. Was a t e r es auch immer sein mag, es kämpft um das Über- leben der Mädchen, ihrer Liebe, ihrer Freiheit. Die Situationen geraten ausser Kontrolle und das Böse nimmt durch den «Seelenfresser» über- hand. Tod, Blut und Ohnmacht. Doch ein Hoff- nungsschimmer bleibt: «S’Mühlirad isch bro- s p i e l e n che, Simmeliberg, S’Mühlirad isch broche. Und d’ Liebi fahd neu ah…» i s t «Für mich habt ihr sprachlich die Thematik : auf den Punkt gebracht und bewusst gespielt. Der Text wurde stark in den gesamten Raum gesetzt.» «Eure Energie im Spiel hat bis nach oben gewirkt!» «Die weissen Tücher über den Requisiten eine nach der anderen haben eine beeindruckende Metapher der «zugedeckten» Realität dargestellt.» «Meine Rolle hat mir mein Bewusstsein darin gestärkt, dass man eine Leere nicht mit Materiellen Dingen füllen kann.» «Ich habe gelernt, nicht alles zu glauben was passiert.» 32 33
Erlebnisbericht Simon Kramer Von Innovationen spielfreudiger Erlebnistag Theater junger Menschen Am meisten habe ich es in Theater-Pro- jektwochen mit 5. und 6. Klässlern zu tun. Zum neunten Mal konnte das Projekt «Er- Wenn ich einer solche Klasse nach dem ersten lebnistag Theater», basierend auf einer Mi- Morgen eröffnen würde, dass wir am Nach- schung aus Theaterschauen und Spielerfah- mittag vor einer (fremden) Klasse aufführen rungen sammeln, durchgeführt werden. Die werden, hätte ich ziemlich sicher alsbald die sechs teilnehmenden Schulklassen reisten Klasse gegen mich… aus Adligenswil, Buochs und aus der Stadt An den diesjährigen Schultheatertagen durfte Luzern an. Während eines ganzen Tages ich mal wieder mit einer 2. und 3. Klasse ar- konnten sich die Schülerinnen und Schüler beiten – deren szenische Innovationen und mit dem Thema «Achtung!?» theatral aus- Spielesmut kennenlernen. einandersetzen. Einen halben Tag erleb- Da wurde mit grösster Freude ein Zug, ein ten sie als Publikum und schauten die Stü- Boot oder als Gruppe eine lange Hängebrü- cke anderer Klassen, den zweiten Halbtag cke verkörpert. Für Ü10-SuS meistens zu un- schlüpften sie selber in Rollen und erprob- cool – und somit müsste einmal mehr eine ten theaterästhetische Gestaltungsformen. andere Lösung gesucht werden, für die Alb- Geleitet von zwei professionellen Theater- traumszene, wo das Boot plötzlich zu spre- schaffenden setzten sie sich spielerisch mit chen und einem zu verschlingen beginnt… Theater auseinander. 104 Schülerinnen und Nur ein szenisches Foto zu stellen, befriedigt Schüler erlebten dieses Jahr unter der Lei- natürlich den Spieldrang eines 2. Klasskin- tung Daniella Franaszek und Simon Kramer des nicht. Und so wurde oft sozusagen ein die Erlebnistage. GIF-Video daraus. Am stärksten prägte sich mir jener Junge ein, welcher alle 4 Sekunden wieder aus dem Boot ins Wasser klatschte – und das auch beim 4. Mal noch mit gröss- ter Glaubhaftigkeit. Weil wir am Morgen selbst Zuschauende wa- ren und 2 Theaterstücke geniessen durften, kam irgendwann die Frage auf, ob und wann wir wieder nach oben in den Theatersaal gin- gen, um vor anderen Klassen zu spielen. Als ich ihnen erzählte, wie lange diese Klassen für diesen Auftritte gearbeitet haben, nah- men sie das unbeeindruckt zur Kenntnis. Die leichte Enttäuschung über die Absage an ih- ren Wunsch, war zu spüren. So sehe ich es gerade als sehr reizvoll an, mit einer 2. oder 3. Klasse mal sehr inten- siv, sozusagen wie für eine Jugendclubpro- duktion, zu arbeiten und all deren Theate- rinnovationen und Spielesmut zur Entfaltung zu bringen. 34 35
Erlebnisbericht Daniella Franaszek Der dunkle Raum Der Raum ist dunkel, mit einer Taschen- Zurück zur Entdeckungsreise am Anfang: lampe dürfen die Schülerinnen und Schüler die ersten Eindrücke und Ideen werden auf ihn für drei Minuten erkunden. Eine Leiter, schwarzen Tafeln mit Kreide festgehalten. Absperrband kreuz und quer, eine Blech- Nun, im unterdessen hellen Raum, soll als dose voller kleiner Schätze, geheime Gänge nächstes der Raum verwandelt werden. Aus hier und dort. Es knistert vor Neugier und den gesammelten Eindrücken entstehen Vorfreude. Soeben hat eine Erlebnisklasse Spielorte, Spielfiguren, Geschichten. Es wird an den Luzerner Schultheatertagen ihren eifrig gebaut, erfunden, umgebaut, ausge- abenteuerlichen Tag gestartet. Erlebnistag heckt, gespielt. Eine «Ideenschau» rundet – das heisst für die Klasse einerseits sel- den Spielhalbtag ab –die entstandenen Ins- ber Ideen suchen und finden, ausprobie- tallationen und Szenen werden bespielt, und ren, spielen, entdecken, verwandeln, ein- jede Idee mit Applaus anerkannt. ander Ideen zeigen. Viel zu schnell vergeht die Zeit – bereits Und andererseits selbst Zuschauer*in sein, heisst es, die gewohnte Weltordnung wie- Publikum, in einer live gespielten Vorstel- der herzustellen, von all der Fantasie und lung. Teil haben am Erlebnis Theaterauffüh- der Spielfreude die in knapp 3 Stunden hier rung, mitlachen, mitfiebern, und all die Er- entstanden sind, zeugen nur die Papierfet- lebnisse wiederum spielerisch verarbeiten. zen und Absperrbandreste im Abfalleimer. Geleitet wird der Tag von einer Theaterpä- dagog*in, die Lehrperson wird zur neugie- rigen Beobachterin. 36 37
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tung?!» eine Handlung, ein Gedanke, eine Szene unterbricht oder stoppt, beunruhigt Das Rahmenprogramm oder verändert; als dramaturgisches Ele- ment die Szenen zu beeinflussen vermochte. Neue Perspektiven entstanden, veränderte Blickwinkel eröffneten sich und erzeugten Prolog in überraschender Weise Spannung. Und Aufmerksamkeit. Manchmal kündigt «Ach- Am 14. Oktober 2020 ging mit 19 spielbe- tung» auch eine grosse Gefahr an oder ver- geisterten Lehrpersonen aus der ganzen hinderte diese möglicherweise. Zentralschweiz im Theaterpavillon Luzern Und manchmal eröffnete ein ganz beson- die Einstiegsveranstaltung der 33. Luzerner deres «Achtung» sogar eine neue Welt, die Schultheatertage über die Bühne. beobachtend, beachtend achtend, erach- tend oder achtgebend mit neuer «Achtung» «ACHTUNG!?» aufmerksam machte, innezuhalten und das Ein Vorsichtsruf! Eine respektgebührende Gewohnte zu unterbrechen. Haltung! Oder Ausdruck von Bewunderung! Eine Warnung? Vor einer Bedrohung? Oder doch eher eine schützende Gewohnheit? Wie Fokusveranstaltung dem auch sei. Achtung hat viele spielerische Neuentdeckungen ans Licht gebracht. Und Digital-ästhetisches Dramaturgie-Labor ins richtige Licht gestellt. Ästhetische Expedition Freiheit Gar erleuchtet! vom 23.Februar 2021. 19 Lehrpersonen fantasierten, erfanden, «Willkommen zum digital-ästhetischen Dra- experimentierten mit dem Begriff «Ach- maturgie-Labor «Freiheit». Gemeinsam tung?!». Dabei machten sie in praxisnaher schauen wir hinter die Kulissen von wahrer Anwendung erste Erfahrungen und erleb- Freiheit, fragen uns, ob es die Freiheit über- ten Türöffner, um mit der eigenen Klasse ein haupt gibt und untersuchen, inwiefern die Theaterprojekt zu lancieren. Während die- Freiheit die Unfreiheit braucht, weil vielleicht sem ersten Spiel-Arbeitstreffens, dem Pro- die Unfreiheit freier ist als die vermeintliche log, verfolgen wir das Ziel, ausgehend von Freiheit! Die gesammelten Fundstücke wer- der persönlichen Auseinandersetzung mit den unter dem Aspekt «Dramaturgisch Ge- dem Thema praktische Spielimpulse, the- stalten – Verwandlungsprozesse» zu einem matische Anregungen und Ideen zu forma- Gemeinschaftswerk hin weiterentwickelt. len Gestaltungsmöglichkeiten von Bühnen- Eine Woche vor unserem gemeinsamen «di- produktionen zu erleben. Zudem wurden gital-ästhetischen Labor-Versuch» erhielten Hilfestellungen zur zeitlichen Ablaufplanung, die sechs Teilnehmerinnen mit dieser Ein- allgemeine Informationen zu den Schulthea- ladung auch erste Vorbereitungsaufgaben. tertagen sowie zur Einbettung und zum Fes- «Sammle während eines Tages alles, was dir tivalverlauf vermittelt. zum Thema «Freiheit» begegnet. Zeichne skizziere, notiere, fotografiere … und lege Ausgehend von Rauminstallation, gesammel- die gesammelten «Ereignisse» vor dem ten Stichworten aus dem Alltag und selbst Workshop «analog» aus. Organisiere dir ei- kreierten «Achtung-Tafeln» wurden durch nen bewegungsfreundlichen freien und un- spielerische Annährungen Szenen entwickelt gestörten Raum. Lege dir eine Auswahl / und exemplarisch ausgestaltet. Im konkre- Sammlung von Materialien bereit (freie ge- ten gestalterischen Anwenden konnte zu- wählt nach Lust und Laune): ein Stapel alter dem schnell erkannt werden, dass «Ach- Zeitungen / Malerklebeband / Frischhalte- 40 41
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