#4 - FORSCHUNG MIT PRAKTISCHEM ANSPRUCH: COVID-19 als Booster für die Digitalisierung - MIRACUM

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#4 - FORSCHUNG MIT PRAKTISCHEM ANSPRUCH: COVID-19 als Booster für die Digitalisierung - MIRACUM
#4
                                         JULI 2021

FORSCHUNG MIT
PRAKTISCHEM ANSPRUCH:
COVID-19 als Booster für die Digitalisierung
#4 - FORSCHUNG MIT PRAKTISCHEM ANSPRUCH: COVID-19 als Booster für die Digitalisierung - MIRACUM
Grußwort

                                                                                                                                                Liebe Kolleginnen und Kollegen,

                                                                                                                                                   im Namen der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg

NEUE THERAPIEN SCHNELLER                                                                                                                        freue ich mich, Sie zur Teilnahme am diesjährigen MIRACUM Symposium begrüßen
                                                                                                                                                zu dürfen. Nach den vorangegangenen sehr erfolgreichen Zusammenkünften der
                                                                                                                                                MIRACUM Community in Erlangen und Mainz, musste das Symposium 2020 kurz-

AUF DEN MARKT BRINGEN                                                                                                                           fristig in ein digitales Format umorganisiert werden. Die Planung für das diesjähri-
                                                                                                                                                ge Treffen waren lange von der Corona Pandemie gekennzeichnet. Schon früh im

                                                                                                                            Foto: UM Mannheim
                                                                                                                                                Prozess hofften wir auf eine hybride Veranstaltung, wegen der hohen Bedeutung
                                                                                                                                                des persönlichen Austauschs. Angesichts der inzwischen sinkenden Inzidenzen

Verbessertes Studiendesign                                                                                                                      wurde kürzlich entschieden, dass wir bei fortschreitenden Öffnungen und vor
                                                                                                                                                dem Hintergrund der räumlichen Gegebenheiten und Einhaltung hygienischer

Beschleunigte Rekrutierung
                                                                                                                                                Grundregeln eine Kernzahl der Leiter:innen aller MIRACUM Standorte bei uns in
                                                                                          Prof. Dr. med. Michael Neumaier
                                                                                          Direktor des Instituts für Klinische
                                                                                                                                                Mannheim begrüßen können.
                                                                                                                                                   Aus der Sicht der Fakultät und der Universitätsmedizin Mannheim hat unsere Be-
Wissenschaftliche Kollaboration
                                                                                          Chemie an der Universitätsmedizin
                                                                                          Mannheim sowie stv. Dekan der                         teiligung am MIRACUM Konsortium eine Vielzahl geänderter und neuer Initiativen
                                                                                          Medizinischen Fakultät Mannheim                       mit sich gebracht. Diese haben uns nicht nur eine noch stärkere strukturelle und
Optimierte Industrie-geförderte Studien                                                   der Universität Heidelberg.                           inhaltliche Einbindung in den Gesamtverbund der Mediziniformatik-Initiative (MII)
                                                                                                                                                ermöglicht. Sie zeigen uns auch Zugangswege in zukünftige spannende wissen-
Global & regional aggregierte Daten zur Forschung                                                                                               schaftliche Projekte nicht nur rund um die Medizininformatik vor Ort und regional,
                                                                                                                                                sondern auch überregional mit den Partnergruppen in der MII und sind somit
                                                                                                                                                eine echte Bereicherung. Die Medizinische Fakultät sieht darin wichtige Heraus-
                                                                                                                                                forderungen für teils gänzlich neue Langzeitstrategien in der digitale Medizin und
                                                                                                                                                Gesundheit und ist entschlossen, auch weiterhin die entsprechenden Strukturen
                                                                                                                                                zu unterstützen.
           “Die Beteiligung des UKSH an diesem globalen Netzwerk zur
         Gesundheitsforschung ergänzt unsere gut etablierte universitäre                                                                           Daher danke ich im Namen der Fakultät allen Kolleg:innen sowie den Freunden
                                                                                                                                                in MIRACUM, die uns eine solch interessante und fruchtbare Zusammenarbeit er-
        Forschungsinfrastruktur. TriNetX vereinfacht Kooperationen unserer                                                                      möglicht und uns in der Realisierung der MIRACUM Inhalte unterstützt haben und
         Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern mit weltweit tätigen                                                                         weiter unterstützen. Ich wünsche uns ein fruchtbares Meeting, ob Sie nun bei uns

       Health-Care-Organisationen und biopharmazeutischen Unternehmen                                                                           vor Ort sind oder online teilnehmen.

       sowie die gemeinsame Optimierung von großangelegten Studien zum
                      Vorteil der Patientinnen und Patienten.”

                  - Prof. Dr. Jens Scholz, Vorstandsvorsitzender, UKSH                                                                          Prof. Dr. med. Michael Neumaier

    Für weitere Informationen besuchen Sie www.trinetx.com oder kontaktieren Sie
  Christina Mueller, Director EU Data Network, telefonisch auf der +32 (0)497 54 36 62,
                      oder per E-Mail: christina.mueller@trinetx.com.                                                                                                                                                     miracum4     3
#4 - FORSCHUNG MIT PRAKTISCHEM ANSPRUCH: COVID-19 als Booster für die Digitalisierung - MIRACUM
Grußwort

                                                             Sehr geehrte Damen und Herren,
                                                             liebe Forschungsgemeinschaft,

                                                                Es sind bewegte Zeiten, in der sich nicht nur die Medizininformatik-Initiative
                                                             (MII) und die Universitätsmedizin bewegen. Wir alle haben Monate hinter uns, die
                                                             einmal mehr gezeigt haben, dass besonderen Herausforderungen gemeinsam be-
                                                             gegnet werden muss −im Kleinen wie im Großen. Die Nachbarschaft, die sich um
                                                             die kümmerte, die es nicht allein konnten; die Teams in der Krankenversorgung,
                                                             die sich gemeinsam dem Virus entgegenstellten und nicht zuletzt die internatio-
                                                             nale Community aus Wissenschaftler:innen, die unter Hochdruck dafür sorgte,
                                             Foto: Charité

                                                             dass in beeindruckender Geschwindigkeit Impfstoffe gegen SARS-CoV-2 entwickelt
                                                             werden konnten.
                                                                Das vergangene Jahr hat uns allen gezeigt, wie verwundbar nicht nur das deut-
                                                             sche Gesundheitssystem ist, sondern auch, zu wieviel wir imstande sind, wenn wir
           Prof. Dr. med. Heyo Kroemer
           Vorstandsvorsitzender der
                                                             unsere Ideen und unser Wissen bündeln und uns als das begreifen, was wir jen-
           Charité Universitätsmedizin,                      seits der 36 deutschen Universitätskliniken in erster Linie sind: eine Forschungs-
           Mitinitiator und Leiter der                       gemeinschaft.
           Korrdinierungsstelle des                             So freut es mich besonders, dass aus der Wissenschaft selbst der Anstoß zu dem
           "Netzwerks Universitätsmedizin"                   im März 2020 ins Leben gerufenen „Nationalen Forschungsnetzwerk der Universi-
                                                             tätsmedizin zu COVID-19“, kurz „Netzwerk Universitätsmedizin“ (NUM) kam, dem
                                                             perspektivisch alle Universitätskliniken in Deutschland angehören werden. Das
                                                             Netzwerk hat zunächst das gemeinsamen Ziel, die Pandemie zu bewältigen und
                                                             COVID-19-Patient:innen möglichst optimal behandeln zu können. Die enge Ver-
                                                             zahnung zwischen Forschung und Versorgung wird in Zukunft helfen, nachhaltige
                                                             Strukturen und Prozesse in den Kliniken zu etablieren, um sich so besser für mög-
                                                             liche, ähnliche Krisensituationen in der Zukunft zu wappnen. Doch die Möglichkei-
                                                             ten, die uns das Netzwerk etwa bei der Datenerhebung eröffnet, reichen weit über
                                                             Pandemiemanagement oder -forschung hinaus. Ein Beispiel dafür wäre die Erfor-
                                                             schung seltener Erkrankungen, bei der eine national koordinierte Bündelung von
                                                             Kenntnissen und Kompetenzen besonders wichtig ist und die beispielsweise auch
                                                             im Mittelpunkt des konsortienübergreifenden Verbundprojekts CORD_MI steht.
                                                                Mein Dank gilt neben den engagierten Forscher:innen vor allem auch dem Bun-
                                                             desministerium für Bildung und Forschung (BMBF), das das NUM mit zunächst 150
                                                             Millionen Euro und 240 Millionen Euro bis 2024 fördert und so einen erheblichen
                                                             Beitrag zum Aufbau dieser nationalen Forschungsinfrastruktur beiträgt. MIRACUM
                                                             und den anderen drei Konsortien der MII wünsche ich eine weiterhin so erfolgrei-
                                                             che Entwicklung, insbesondere was die konsortienübergreifende Zusammenarbeit
                                                             betrifft. Ich bin sehr zuversichtlich, dass aus NUM und MII nachhaltig wirkende
                                                             Strukturen entstehen, die die standortübergreifende Forschung in Deutschland
                                                             auch zukünftig im internationalen Vergleich wettbewerbsfähig machen.

                                                             Prof. Dr. med. Heyo Kroemer

4   miracum4
#4 - FORSCHUNG MIT PRAKTISCHEM ANSPRUCH: COVID-19 als Booster für die Digitalisierung - MIRACUM
Grußwort                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Das Konsortium

                                                     Juli 2021

                                                        Viel ist passiert seit der Ausgabe #3 des MIRACUM Journals – viel Unvorher-
                                                     sehbares, das uns allen viel Flexibilität und Kreativität abverlangte. So kam es zur
                                                                                                                                                                  KONSORTIALPARTNER             Frankfurt am Main                 Gießen                            Magdeburg                   Mannheim
                                                     Gründung des Netzwerks Universitätsmedizin (NUM) und einer Reihe COVID-19 be-
    » Bildung ist die                                zogener Adhoc-Projekte. Das Nationale Steuerungsgremium der Medizininformatik-
                                                                                                                                                                  Dresden                       Goethe-Universität Frank-
                                                                                                                                                                                                furt/Universitätsklinikum
                                                                                                                                                                                                                                  Justus-Liebig-Universität
                                                                                                                                                                                                                                  Gießen/Universitätsklini-
                                                                                                                                                                                                                                                                    Otto-von-Guericke-Univer-
                                                                                                                                                                                                                                                                    sität Magdeburg/Universi-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                Medizinische Fakultät
                                                                                                                                                                                                                                                                                                Mannheim der Ruprecht-
                                                                                                                                                                  Technische Universität
    mächtigste Waffe,                                Initiative begann sofort, aufsetzend auf den bereits etablierten Datenintegrations-                          Dresden/Universitätskli-      Frankfurt                         kum Gießen/Marburg                tätsklinikum Magdeburg      Karls-Universität Heidel-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                berg/Universitätsklinikum
    um die Welt zu                                   zentren, ergänzt um eine zentrale Plattform, einen Projektvorschlag auszuarbeiten.                           nikum Carl Gustav Carus
                                                                                                                                                                  Dresden
                                                                                                                                                                                                Freiburg
                                                                                                                                                                                                Albert-Ludwigs-Universität
                                                                                                                                                                                                                                  Technische Hochschule
                                                                                                                                                                                                                                  Mittelhessen
                                                                                                                                                                                                                                                                    Mainz
                                                                                                                                                                                                                                                                    Universitätsmedizin der     Mannheim
                                                     Dieser fand Gefallen des NUM und führte in 2020/21 zum Aufbau einer Konsortien-
    verändern. «                                     und Universitätskliniken übergreifenden, datenschutzkonformen Infrastruktur zur
                                                                                                                                                                  Erlangen                      Freiburg/ Universitätsklini-
                                                                                                                                                                                                kum Freiburg
                                                                                                                                                                                                                                  Greifswald                        Johannes Gutenberg-Uni-
                                                                                                                                                                                                                                                                    versität Mainz
                                                                                                                                                                                                                                                                                                Hochschule Mannheim
                                                                                                                                                                  Friedrich-Alexander-Uni-                                        Universitätsmedizin                                           Marburg
    Nelson Mandela                                   Bereitstellung von COVID-19 Forschungsdatensätzen (CODEX). Erste medizinische                                versität (FAU) Erlangen-      Averbis GmbH                      Greifswald                                                    Philipps-Universität Mar-
                                                                                                                                                                  Nürnberg/Universitätsklini-                                                                                                   burg/Universitätsklinikum
                                                     Fragestellungen konnten mittels verteilter Analysen frühzeitig beantwortet werden.
                                                                                                                                                                  kum Erlangen                                                                                                                  Gießen/Marburg
                                                     Die Ergebnisse daraus wurden publiziert und sogar als „Meilenstein der deutschen
                                                     Corona-Forschung“ bezeichnet. Den NUM-Aktivitäten bzw. dem CODEX-Projekt wid-
                                                     men wir in dieser Ausgabe u.a. deshalb auch die Titelgeschichte (S. 52 f.).
                                                        Darüber hinaus gehen viele Impulse für neue Projekte und Entwicklungen auf
                                                     das Konto der MIRACUM-Köpfe. Wir freuen uns über die Einrichtung unserer ersten
                                                     Nachwuchsgruppe am Standort Dresden, welche sich bereits aktiv in das CODEX-
                                                     Projekt einbringt. Besonders stolz sind wir auf die vier FortschrittsHubs Digita-
                                                     le Gesundheit, die von den MIRACUM-Standorten Dresden, Erlangen, Mainz und
                                                     Mannheim koordiniert werden; sie gehören zu den BMBF-Zukunftsprojekten, die
                                                                                                                                                                                                                                                                         Greifswald                         STANDORT GIESSEN
                                                     in 2021 ihre Arbeit aufnehmen (S. 30 f.). Der MIDIA-Hub stärkt dabei auch unsere
                                                     ohnehin schon gute Zusammenarbeit mit DIFUTURE.
                                                                  Im Mai 2021 startete der dritte konsortienübergreifende Use Case als
                                                               neues MII-Projekt. Koordiniert von Ulli Prokosch und dem Leiter des
                                                               German Biobank Nodes, Michael Hummel, schlossen sich 24 deutsche
                                                               Unikliniken und deren 25 Biobanken zusammen. Dieses herausragende
                                                               Projekt soll die bisherigen Arbeiten der Biobankenförderung und der MII                                                                                                                            Magdeburg

                                                               zusammenführen, den Nutzen der Zusammenarbeit zwischen Biobanken
                                                               und DIZ an ihren Standorten aufzeigen und klinische Daten sowie Biopro-
                                                               beninformationen über ein zentrales Portal (dem zukünftigen deutschen                                                                                                                                              Dresden
                                                               Forschungsdatenportal Gesundheit) nutzbar machen.                                                                                                                         Marburg
                                                                  Last but not least startete im Oktober 2020 ein neuer Studiengang.                                                                                                    Gießen

                                                               Koordiniert durch die Hochschulen Mannheim und Gießen, aber in der                                                                                                       Frankfurt
                                                                                                                                                                                                                         Mainz
                                                               ganzen Breite durch alle MIRACUM Partner getragen, startete der berufs-
                                                               begleitende Online-Studiengang „Biomedizinische Informatik und Data                                                                                                    Mannheim                Erlangen
                                                               Science“. Hiermit leistet MIRACUM einen wichtigen Beitrag zur Stärkung
                                                               des Nachwuchses in der Medizinischen Informatik.
    Gemeinsam für das große Ziel der patienten-
                                                                  Wir freuen uns, Sie über all diese Ereignisse und Entwicklungen im aktu-
                                                                                                                                                   Foto: privat

    orientierten Versorgung: das Steeringboard des
    MIRACUM Konsortiums                              ellen MIRACUM Journal und insbesondere auch im Rahmen unseres 4. Symposiums,
                                                                                                                                                                                                                                 Freiburg
                                                     das in Mannheim stattfinden wird, ausführlicher zu informieren.

                                                       Im Namen des MIRACUM Steering Boards

                                                     Prof. Dr. Till Acker
                                                     Prof. Dr. Dr. Melanie Börries
                                                                                     Prof. Dr. Thomas Ganslandt
                                                                                     Prof. Dr. Michael Neumaier
                                                                                                                  Prof. Dr. Hans-Ulrich Prokosch
                                                                                                                  Prof. Dr. Martin Sedlmayr
                                                                                                                                                                                                                                            averbis
                                                                                                                                                                                                                                               text analytics

6   miracum4                                                                                                                                                                                                                                                                                                              miracum4   7
#4 - FORSCHUNG MIT PRAKTISCHEM ANSPRUCH: COVID-19 als Booster für die Digitalisierung - MIRACUM
Inhalt                                                                                                                                                                                                               Inhalt

                                                                                                              48   Claudia Dirks
                                                                                                                   Das NUM CODEX Projekt: Forschung mit praktischem Anspruch

                                                                                                              52   Sophia Haderer, Prof. Dr. Oliver Kohlbacher, Prof. Dr. Dagmar Krefting,
                                                                                                                   Prof. Dr. Dr. Michael Marschollek, Prof. Dr. Hans-Ulrich Prokosch und Sebastian C. Semler
                                                                                                                   CODEX | COVID-19 Data Exchange Platform: Komplizierte Technik zur einfachen Handhabung

                                                                                                              56   Interview mit Dr. Christian Elsner, MBA
                     Grußworte
                                                                                                                   NUM-COMPASS – Forschungsvorhaben, aber auch praktische Hilfe
                3    Prof. Dr. med. Michael Neumaier

                4    Prof. Dr. med. Heyo Kroemer                                                                   Use Case I
                6    MIRACUM Steering Board                                                                   60   Johanna Andrae, Romina Blasini, Christian Gulden, Dr. Tim Herrmann und Adrian Tassoni
                                                                                                                   SODA: Standortübergreifendes Studienregister
                     Die Medizininformatik-Initiative                                                         62   Kai Fitzer, Alexandra Stein, Albert Vass
                10   Die anderen drei geförderten Konsortien                                                       Im Praxistest: erste Erfahrungen mit IT-gestützter Patientenrekrutierung am Standort Greifswald

                12   Nationales Steuerungsgremium (NSG)                                                       63   Romina Blasini und Christian Gulden
                                                                                                                   Moderne Technologien zur Unterstützung moderner Forschungsvorhaben:
                14   Dr. Torsten Leddig, Clemens Spitzenpfeil und Alexandra Stein
                                                                                                                   Die Implementierung der Rekrutierungsinfrastruktur
                     Rechtssichere Patienteneinwilligung
                16   Interview mit Prof. Dr. Sylvia Thun und Dr. Kai Heitmann                                      Use Case II
                     Interoperabilität sollte institutionell koordiniert werden
                                                                                                              68   Saskia Kiefer und Dr. Daniela Zöller
                20   Prof. Dr. Michael Hummel und Prof. Dr. Hans-Ulrich Prokosch                                   Wie die Analyse zu den Daten kommt
                     Biobanken und DIZ rücken zusammen
                24   Prof. Dr. Martin Boeker, Dr. Josef Schepers und Dr. Holger Storf                              Use Case III
                     CORD_MI – Pfadfinder für die Waisenkinder der Medizin                                    74   Prof. Dr. Dr. Melanie Börries, Dr. Patrick Metzger, Niklas Reimer,
                28   Pauline Dürr, Prof. Dr. Martin F. Fromm, Prof. Dr. Markus Löffler,                            Philipp Unberath und Arsenij Ustjanzew
                     Prof. Dr. Renke Maas und Melanie Then                                                         Fortschritte und aktueller Stand der Unterstützungstools für MTBs
                     Verbundprojekt POLAR_MI startet ins zweite Jahr
                32   Claudia Dirks                                                                                 Ausblick
                     Die Digitalen FortschrittsHubs Gesundheit                                                79   Prof. Dr. Paul Schmücker und Tobias Schmidt
                                                                                                                   Nachwuchs für die Medizinische Informatik, Konzept des Masterstudiengangs und
                     Das MIRACUM-Konsortium                                                                        des Weiterbildungsangebots
                36   MIRACUM: Bausteine für die medizinische Forschung                                        82   Prof. Dr. Paul Schmücker und Dennis Kadioglu
                38   Prof. Dr. Björn Eskofier und Prof. Dr. Hans-Ulrich Prokosch                                   Wissensfabriken Spring und Summer Schools
                     Der KI Gesundheitsknoten Erlangen-Nürnberg                                               84   Prof. Dr. Paul Schmücker und Lisa Steinbrecher

                42   Claudia Dirks                                                                                 Weitere Fortbildungsmaßnahmen
                     ProSkive – hilfreiches Tool für Forschungsanträge                                        86   Lars Roemheld und Prof. Dr. Jörg F. Debatin
                                                                                                                   Künstliche Intelligenz: Krönung eines digitalisierten Gesundheitssystems
                44   Dr. Brita Sedlmayr
                     Nachwuchsgruppe CDS2USE                                                                  90   Griffin Weber (MD, PhD) and Isaac Kohane (MD, PhD)
                                                                                                                   4CE: An international Consortium for Clinical Characterization of COVID-19 by EHR
                45   Personalie
                     Prof. Dr. Martin Boeker übernimmt den Lehrstuhl für Medizinische Informatik an der TUM   93   Autoren dieser Ausgabe

                46   Prof. Dr. Paul Schmücker, Prof. Dr. Martin Boeker und Prof. Dr. Thomas Ganslandt         94   Impressum und Abkürzungsverzeichnis
                     MIRACUM Symposien: Schaubühne für Reflexion und Ausblick

8    miracum4                                                                                                                                                                                               miracum4     9
#4 - FORSCHUNG MIT PRAKTISCHEM ANSPRUCH: COVID-19 als Booster für die Digitalisierung - MIRACUM
Die Medizininformatik-Initiative                                                                                                                                                                                                                                                                       Die Medizininformatik-Initiative

     Die anderen drei geförderten Konsortien
                                                                                                                                                                DIFUTURE                            KONSORTIALPARTNER                            Bochum                                        Ulm
                                                                                                                                                                                                    Augsburg                                     Kairos GmbH (KAIROS)                          Universitätsklinikum Ulm
                                                                                                                                                                                                    Universität Augsburg (UA)                    München                                       VERNETZUNGSPARTNER
                                                                                                                                                                                                                                                 Technische Universität München (TUM)/         Regensburg
                                                                                                                                                                                                                                                 Klinikum rechts der Isar (MRI)                Universitätsklinikum Regensburg (UKR)
     DIFUTURE (Data Integration for Future Medicine)                                                                                                                                                    Kiel                                     Ludwig-Maximilians-Universität München        Saarbrücken/Homburg
                                                                                                                                                                                                  Lübeck               Rostock                   (LMU)/Klinikum d. Universität München (KUM)   Universität des Saarlandes/
     Die Arbeiten im Konsortium DIFUTURE sind          voran; so umfasst der UC Multiple Sklerose     kooperiert eng mit den anderen Konsortien,
                                                                                                                                                                                                                                                 Tübingen                                      Universitätsklinikum des Saarlandes (UKS)
     auch in 2020, trotz SARS-CoV2, erfolgreich        inzwischen sowohl ein hohes Datenvolumen       u.a. bei allen konsortienübergreifenden                                                          Hamburg                                   Eberhard Karls Universität Tübingen (EKUT)/
     vorangeschritten. Die Daten­integrations­         für retrospektive Analysen zur Erstellung      UC, sowie in NUM CODEX. Die sehr gute                                                                                                      Universitätsklinikum Tübingen (UKT)
     zentren sind an fünf Standorten (TU und           eines Treatment Decision Score als auch        Zusammenarbeit mit MIRACUM manifestiert
     LMU München, Tübingen, Ulm und auch               eine erfolgreich rekrutierende Studie zur      sich auch in der erfolgreichen Beantragung                                                                                        Berlin
                                                                                                                                                                                                                                                                                               SMITH
                                                                                                                                                                                         Hannover
     Augsburg) funktional, die beiden Netzwerk-        prospektiven Validierung dieses Score. Zu-     des gemeinsamen Fortschrittshubs MIDIA,
                                                                                                                                                                                                        Braunschweig
     partner Regensburg und die Universität des        sätzlich zum weiteren UC Parkinson wurde       der sich mit einer besseren Nachsorge bei                                                                             Potsdam                                                            KONSORTIALPARTNER
     Saarlands haben das DIC light (vgl. NUM           ein UC Stroke gestartet. Darüber hinaus sind   Krebserkrankungen und einer optimierten                                Münster
                                                                                                                                                                                                                                                                                               Aachen
     CODEX) bereits in Betrieb. Ebenso gut kom-        auch die ersten UC im Bereich Onkologie        Therapie gegen Multiple Sklerose befasst.                                                                     Halle                                                                      Rheinisch-Westfälische Technische
                                                                                                                                                              Essen
                                                                                                                                                                        Dortmund
     men die Use Cases (UC) des Konsortiums            vielversprechend angelaufen. DIFUTURE          TEXT Prof. Dr. Klaus A. Kuhn                    Düsseldorf                                                                                                                               Hochschule Aachen (RWTH Aachen)
                                                                                                                                                                      Bochum              Göttingen                           Leipzig
                                                                                                                                                      Jülich                                                                                                                                   Uniklinik RWTH Aachen
                                                                                                                                                                   Leverkusen                               Jena
                                                                                                                                                                   Köln                                                                                                                        Berlin
                                                                                                                                                      Aachen        Bonn                                                                                                                       ID Information und Dokumentation im
                                                                                                                                                                                                                                                                                               Gesundheitswesen GmbH & Co. KGaA
     HiGHmed (Heidelberg-Göttingen-Hannover Medizininformatik)                                                                                                                                                                                                                                 Bochum
                                                                                                                                                                                   Darmstadt                                                                                                   Ruhr-Universität Bochum
     Das HiGHmed Konsortium bündelt Kom-               Entscheidungen datenbasiert und patienten-     Neben den Forschungsaktivitäten legt                                                            Würzburg
     petenzen von neun Universitätskliniken,           zentriert zu treffen. Zum effizienten Daten-   HiGHmed zudem großen Wert auf die Quali-             Homburg (Saar)                                   Erlangen                                                                           Bonn
                                                                                                                                                                                       Heidelberg                                                                                              Universitätsklinikum Bonn
     medizinischen Fakultäten sowie Partnern aus       austausch zwischen den Einrichtungen setzt     fizierung von Frauen in der Medizininformatik                   Walldorf
                                                                                                                                                                                           Heilbronn
                                                                                                                                                                                                                                                                                               Dortmund
     Wissenschaft und Industrie.                       das Konsortium auf offene, standardbasierte    sowie auf das Training von Ärzteschaft und                                                                        Regensburg
                                                                                                                                                                                                                                                                                               Fraunhofer-Institut für Software- und
     HiGHmed arbeitet an neuen, dialogfähigen          und interoperable Lösungen. Datenschutz        Gesundheitspersonal im Umgang mit neuen                                            Tübingen          Augsburg                                                                            Systemtechnik (ISST)
     Medizininformatik-Lösungen mit dem Ziel,          und Datensicherheit haben dabei höchste        Technologien. Außerdem arbeitet HiGHmed                                                                                                                                                  Essen
                                                                                                                                                                                            Ulm
     medizinische Patientendaten standortüber-         Priorität.                                     an einem Entwicklungsprogramm für stand-                              Freiburg
                                                                                                                                                                                                                   München                                                                     März Internetwork Services AG
     greifend für die klinische Forschung und          Anhand dreier klinischer Use Cases in den      ortübergreifende Lehre der Medizinischen                                                                                                                                                 Universitätsklinikum Essen
                                                                                                                                                                                                                                                                       HiGHmed
     Lehre nutzbar zu machen und so zu einer           Bereichen Onkologie, Kardiologie und Infek-    Informatik und zur beruflichen Fortbildung                                                                                                                                               Freiburg
     besseren Patientenversorgung beizutragen.         tionskontrolle demonstriert HiGHmed bei-       verschiedener Zielgruppen im Gesundheits-                                                                                                                                                Averbis GmbH
     Durch den Aufbau sicherer Datenintegrations-      spielhaft, wie Daten und Wissen aus Kranken-   wesen – orientiert an modernen Lehrmetho-                                                                                                                                                Halle (Saale)
                                                                                                                                                                                                                                  Heidelberg
     zentren soll langfristig eine Technologieplatt-   versorgung und Forschung über Standorte        den mit digitalen Medien.                                                                                                                                                                Universitätsklinikum Halle (Saale)
                                                                                                                                                                                                                                  Universitätsklinikum Heidelberg und
                                                                                                                                                                KONSORTIALPARTNER                                                                                                              Hamburg
     form entstehen, die es Medizinern ermöglicht,     hinweg verknüpft werden können.                TEXT Eva Bunse                                                                                                              Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg
                                                                                                                                                                Berlin                                                            Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ)                      Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
                                                                                                                                                                Robert-Koch-Institut (RKI)                                        NEC Europe Laboratories                                      (UKE)
                                                                                                                                                                Ada Health GmbH                                                                                                                Jena
                                                                                                                                                                                                                                  Heilbronn
                                                                                                                                                                Universitätsmedizin Berlin –                                                                                                   Friedrich-Schiller-Universität Jena
                                                                                                                                                                                                                                  Hochschule Heilbronn
                                                                                                                                                                Campus Charité Mitte
     SMITH (Smart Medical Information Technology for Health Care)                                                                                                                                                                 Kiel/Lübeck
                                                                                                                                                                                                                                                                                               Universitätsklinikum Jena
                                                                                                                                                                Braunschweig                                                                                                                   Jülich
                                                                                                                                                                                                                                  Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH)
     Im Konsortium Smart Medical Technology            tungen und vier Industriepartnern Dateninte-   ASIC fördert die Verbesserung der Versorgung              Technische Universität Braunschweig                                                                                            Forschungszentrum Jülich GmbH
     for Healthcare – kurz SMITH - haben sich die      grationszentren auf.                           von Patient:innen mit akutem Lungenver-                   Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI)                   Köln
                                                                                                                                                                                                                                  Universität zu Köln/Universitätsklinikum Köln                Leipzig
     zehn universitätsmedizinischen Standorte          SMITH belegt die Funktionalität der Datenin-   sagen durch die Nutzung klinischer Routine-               Darmstadt                                                                                                                      Universität Leipzig
                                                                                                                                                                Technische Universität Darmstadt                                  Münster
     Aachen, Bochum, Bonn, Düsseldorf, Essen,          tegrationszentren an drei Anwendungsfällen.    daten. Der Use Case HELP thematisiert den                                                                                                                                                Universitätsklinikum Leipzig
                                                                                                                                                                                                                                  Westfälische Wilhelms-Universität (WWU)
     Halle, Hamburg, Jena, Leipzig und Rostock         So entwickelt das Konsortium im metho-         leitliniengerechten Einsatz von Antibiotika               Erlangen                                                                                                                       Leverkusen
                                                                                                                                                                                                                                  Münster/Universitätsklinikum Münster (UKM)
                                                                                                                                                                Siemens Healthcare GmbH                                                                                                        Bayer AG
     zusammengeschlossen. Das gemeinsame               dischen Anwendungsfall PheP innovative         zur zielgerichteten Bekämpfung bestimmter                                                                                   Potsdam
     Ziel ist, Daten aus der Routineversorgung für     datenanalytische Methoden und Werkzeu-         bakterieller Infektionen. Beide Use Cases                 Göttingen
                                                                                                                                                                Universitätsmedizin Göttingen (UMG)                               Hasso-Plattner-Institut (HPI)
     die medizinische Forschung standortüber-          ge, die aus elektronischen Patientenakten      integrieren an den beteiligten Standorten                                                                                                                                                VERNETZUNGSPARTNER
                                                                                                                                                                HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft                       Walldorf
     greifend nutzbar zu machen. Hierfür bauen         automatisiert medizinische Informationen       mobile Anwendungen (Apps) in den Klinik-                  und Kunst                                                         InterComponentWare AG                                        Düsseldorf
     sieben der zehn am Konsortium beteiligten         gewinnen. Diese Informationen können           alltag. Über die SMITH-Serviceplattform ist               Hannover                                                          Würzburg                                                     Universitätsklinikum Düsseldorf (UKD)
     Universitätskliniken in enger Kooperation mit     helfen, Versorgungsabläufe zu erforschen und   die Nutzung der Ergebnisse des Konsortiums                Medizinische Hochschule Hannover (MHH)                            Universitätsklinikum Würzburg (UKW) und Julius-              Rostock
     den Universitäten Aachen, Jena und Leipzig,       zu verbessern. Die zwei klinischen Anwen-      durch weitere Vernetzungspartner möglich.                 Hochschule Hannover (HSH)                                         Maximilians-Universität Würzburg (JMU)                       Universitätsmedizin Rostock
     zwei außenuniversitären Forschungseinrich-        dungsfälle ASIC und HELP knüpfen hier an.      TEXT Dr. Matthias Nüchter

10   miracum4                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        miracum4   11
#4 - FORSCHUNG MIT PRAKTISCHEM ANSPRUCH: COVID-19 als Booster für die Digitalisierung - MIRACUM
Die Medizininformatik-Initiative                                                                                                                                                                                                                                            Die Medizininformatik-Initiative

                                                  NATIONALES STEUERUNGSGREMIUM (NSG)                                                                        AG Interoperabilität (IOP): Gemeinsame Strukturen zur Anwendung bringen

                                                                                                                                                           Der modulare Kerndatensatz            übergreifende Abstimmung             Versorgungsdokumentation ver-         der Festlegung von Methoden für
                                               DIFUTURE, HiGHmed, MIRACUM, SMITH, Koordinationsstelle                                                      (KDS) der MII auf Basis von HL7       sowohl in den Modul-Teams als        fügbar ist.                           die standortübergreifende Abfra-
                                                                                                                                                           FHIR stand 2020 im Fokus der AG       auch der AG-IOP und dem NSG          Zu den MII-Kerndatensatz-             ge von Daten aus den Datenrepo-
            Taskforce                Taskforce                                                                                                             IOP. Die Spezifikation der Basis-     regelt. Mit der Fertigstellung der   modulen fand eine intensive           sitories der DIZ. Die erfolgreiche
              Lehre               Dok.-Governance                                                                                                          module (Person & Demographie,         Basis- rücken die Erweiterungs-      Abstimmung auch mit externen          Anwendung der abgestimmten
                                                                                                                                                           Fall, Diagnosen, Prozeduren, La-      module, bspw. für diagnostische      Partnern statt, wobei vor allem       Vorgaben wurde 2020 in zwei
                                                                                                                                Teilprojekt ZARS           borbefunde, Medikation) konnte        Befunde, Bioproben und Tumor-        die Abstimmung mit der Kassen-        Projectathons nachgewiesen.
               AG                        AG                           AG                     AG                              Zentrale Infrastrukturen      abgeschlossen und erste Module        dokumentation in den Fokus.          ärztlichen Bundesvereinigung          Im Juni wurde die Konvertierung
             Consent                Data Sharing               Interoperabilität         Kommunikation
                                                                                                                                                           in die Ballotierung durch die HL7-    Ein wesentlicher Fortschritt für     im Rahmen der Medizinischen           von Rohdaten in die FHIR-Profile
                                                                                                                                                           Community gebracht werden.            die Harmonisierung der Daten         Informationsobjekte für die ePA       der Kerndatensatz-Basismodule
      Taskforce Datenschutz                                                                Taskforce                               Teilprojekt
                                         Beteiligung von AG Data Sharing und                                                     Use Case CORD             Ziel der HL7-Ballots ist die aktive   in den DIZ konnte durch die          nach SGB V und die Abstimmung         gemeinsam erprobt, und im
       mit AG Datenschutz                                                               Kommunikations-
                                                  AG Interoperabilität                                                                                     Beteiligung von Einrichtungen         Verfügbarkeit der Terminologie       mit dem Netzwerk Universitäts-        November überprüften wir so-
              (TMF)                                                                        strategie
                                                                                                                                                           außerhalb der MII. Für die Spezi-     SNOMED CT erreicht werden,           medizin zum GECCO-Datensatz           wohl den Prozessablauf als auch
                                                                                                                                   Teilprojekt             fikation und Weiterentwicklung        die inzwischen in eine National-     (German Covid Consensus)              die technische Umsetzung von
                                     Taskforce                    Taskforce
                                                                                                                                 Use Case POLAR
                                    Use & Access                 DIZ-Vergleich                                                                             wurde ein Governance-Prozess          lizenz überführt wurde und für       hervorzuheben sind.                   Machbarkeitsabfragen.
                                                                                                                                                           etabliert, der die konsortiums-       die Nutzung in der gesamten          Die AG befasste sich zudem mit        TEXT Prof. Dr. Thomas Ganslandt
                                      Taskforce                   Taskforce
                                  Audit-Vorbereitung            Kerndatensatz
                                                                                                                                                            AG Data Sharing: Auditvorbereitungen und praktische Anleitungen
                     Beteiligung von                             Taskforce
              AG Consent und AG Data Sharing                 Consent Umsetzung                                                                             In 2020 hat die AG Data Sharing       Themen Workshops angeboten           weiter auszuarbeiten und einen        den, welches zum Einen Erkennt-
                                                                                                                                                           ihre erfolgreiche Arbeit aus den      und organisiert.                     konkreten Audit-Katalog zu er-        nisse zum Umsetzungsstand
                                   Beteiligung von                Taskforce                                                                                Vorjahren fortgesetzt. So konnte      Als eines der wichtigsten Themen     arbeiten, wurde innerhalb der AG      der MII im Allgemeinen brachte,
                                   AG Data Sharing             Prozessmodelle                                                                              die Muster- zu einer übergreifen-     der AG ist das Audit der MII zu      die Task Force Audit-Vorbereitung     darüber hinaus aber auch den
                                                                                                                                                           den Nutzungsordnung weiterent-        nennen; bereits im März 2017         initiiert. Diese erarbeitete einen    Standorten half, Vergleiche zu
                                                                  Taskforce
                                                                  Metadaten
                                                                                                                                                           wickelt werden, der Nutzungs-         hatte sie das Papier „Vorgehen       Kriterienkatalog zur Beurteilung      anderen zu ziehen.
                                                                                                                                                           vertrag wurde final abgestimmt        beim Audit im Rahmen der             der Struktur-, Prozess- und Ergeb-     Die Ergebnisse sollen nun
                                   Beteiligung von               Taskforce                                                                                 und durch das NSG verabschie-         Medizininformatik-Initiative“ mit    nisqualität, welcher die Auditziele   helfen, die Datenintegrations-
                                   AG Data Sharing           Demonstrator-Studie                                                                           det; auch die Ausschreibung für       ersten Gedanken zu Audit-Inhal-      des BMBF, der MII Roadmap und         zentren (DIZ) auf ihrem Weg zu
                                                                                                                                                           das „Deutsche Forschungsdaten-        ten und Kriterien erarbeitet, um     der konsortialen Besonderheiten       einem qualitativ hochwertigen
                                                                                                                                                           portal für Gesundheit“ (vormals       eine objektive Einschätzung des      berücksichtigt. Auf Grundlage         Serviceangebot zu unterstützen.
                                                                                                                                                           ZARS) wurde gemeinsam mit             Fortschritts zum Ende der ersten     dieser Kriterien konnte durch die     TEXT Carmen Brittinger,
      AG Consent: Ein großer Meilenstein und viele kleine
                                                                                                                                                           der TMF auf den Weg gebracht.         Förderphase vorzubereiten. Um        Task Force bereits Ende 2020 ein      Dr. Torsten Leddig,
                                                                                                                                                           Darüber hinaus wurden zu neuen        die hier geschilderten Eckpunkte     „friendly Audit“ koordiniert wer-     Prof. Dr. Martin Sedlmayer
     Nach umfangreichen Abstim-              Dazu gehört bspw. ein Video für       nationale Konzepte zu integrie-      auf Informationen und Rahmen-
     mungen wurden am 15. April              Patienten, welches Zweck und          ren. Die Planung der AG Consent      bedingungen der bestehenden         AG Kommunikation: Erklärvideo veranschaulicht Einwilligungsverfahren und Ziele der MII
     2020 die deutschlandweit gülti-         Rahmen der Datennutzung an-           sah bereits auch für diese           Einwilligungsdokumente und er-
     gen, einheitlichen Mustertexte          schaulich erklärt. Darüber hinaus     Projekte relevante Arbeitspa-        möglicht es - standardisiert und   Wie funktioniert das Forschen         komplexe Thema der Patienten-        Vorsitzende der Landesver-            aktiven Austausch zu treten. Ziel
     zur Patienteninformation – und          wurde ein Verfahren zur Evalua-       kete vor, wie die Nachnutzung        flexibel zugleich - Ausnahmen      mit Daten in der MII? Um welche       einwilligung besser zu verstehen.    einigung Selbsthilfe Berlin e.V.:     des Formats ist es, transparent
     einwilligungserklärung für die          tion der Nutzung der Dokumente        der Daten von Projekten mit          davon zu beschreiben.              Daten geht es, wie lange werden       Das Video steht allen Univer-        „Patient:innen umfassend und          über die Datenverwendung und
     breite Nachnutzung klinischer           an den Universitätskliniken           Drittstaaten ohne angemesse-         Es bleibt also weiterhin dyna-     sie gespeichert, wer nutzt sie?       sitätskliniken in Deutschland        verständlich aufzuklären, ist         die Forschung im Rahmen der
     Routinedaten finalisiert und            entwickelt, welches regelmäßig        nes Datenschutzniveau. Um die        misch und spannend! Die AG         Wie ist es um den Datenschutz         als Teilnehmern der MII für die      die Grundlage dafür, dass sie         MII aufzuklären und Impulse aus
     allen Standorten der Medizinin-         ausgerollt wird.                      Einwilligungsdokumente mit der       wird sich auch den kommenden       bestellt und was passiert bei         Aufklärung der Patientinnen und      informiert einwilligen können.        den Patientenorganisationen
     formatik-Initiative zur Verfügung       Doch das zurückliegende Jahr          Nachnutzung von Daten aus me-        Herausforderungen annehmen         einem Widerruf? Diese und             Patienten vor Ort zur Verfügung.     Das Video sollte in der Patienten-    frühzeitig zu integrieren. Im
     gestellt. Mittlerweile liegen die       kann auch von uns nicht ohne          dizinischen Forschungsvorhaben       und sich für eine patienten- und   weitere Fragen beantwortet das        Der Erklärfilm wurde im Septem-      information und im Aufklärungs-       Fokus der bisher durchgeführten
     Texte auch in englischer und            eine Bemerkung zu SARS-CoV-2          auf ein neues Level zu heben,        forschungszugewandte Nutzung       Erklärvideo der AG Kommunika-         ber 2020 im Rahmen der interak-      gespräch eingesetzt werden.“          Online-Sessions standen die
     türkischer Übersetzung vor.             betrachtet werden.                    entwickelte die AG ein Zusatz-       medizinischer Daten einsetzen.     tion. Auf Deutsch und Englisch        tiven Online-Veranstaltungsreihe     Die Dialogreihe wurde 2020 von        Einwilligungserklärung und der
     Der Einsatz der Texte ist jedoch        Im Zuge der COVID-Pandemie            modul (Studienmodul). Dieses         TEXT                               (UT) verfügbar, vermittelt es die     der MII mit Patientenorganisatio-    der MII initiiert, um mit Patien-     Einwilligungsprozess sowie das
     an weitere Maßnahmen ge-                wurden nationale, hoch-prio-          generische Z-Modul kann sich als     Dipl.-Biologin Kristina Ihrig      Inhalte der Patienteninforma-         nen „Medizininformatik-Initiative    tenorganisationen bzw. Patien-        Deutsche Forschungsdatenpor-
     knüpft, wie zusätzliche Angebote        risierte Datenprojekte bewilligt,     weiteres Modul in die bestehen-      (Universitätsklinikum Frankfurt)   tionen auf verständliche Weise,       im Dialog“ veröffentlicht. Zum       tenvertreterinnen und -vertre-        tal für Gesundheit der MII.
     unterstützender Informationen.          und es galt, diese in bestehende      de Struktur einfügen, referenziert                                      schafft Transparenz und hilft, das    Video sagte Gerlinde Bendzuck,       tern in Deutschland in einen          TEXT Sophie Haderer

12   miracum4                                                                                                                                                                                                                                                                                      miracum4      13
#4 - FORSCHUNG MIT PRAKTISCHEM ANSPRUCH: COVID-19 als Booster für die Digitalisierung - MIRACUM
Die Medizininformatik-Initiative                                                                                                                                                                                                                                                            Die Medizininformatik-Initiative

                                                                                                                                          SPENDENWILLIGE GESELLSCHAFT
                                                                                                                                                                                                                                                                  Universitätsmedizin Greifswald
                                                                                                                                                                                                                                                                  erfasst Einwilligung digital
                                                                                                                         Einverständnis zur
                                                                                                                         Datenspende für die
                                                                                                                         medizinische Forschung
                                                                                                                                                                                          79%
                                                                                                                                                                                          sind einverstanden
                                                                                                                                                                                                                                                                  Seit August 2020 ist es nun soweit: Patient:innen der
                                                                                                                                                                                                                                                                  Universitätsmedizin Greifswald (UMG) können mit
                                                                                                                         46%   voll und ganz
                                                                                                                                                                                          (voll und ganz oder eher)                                               ihren Daten bundesweite Forschungsvorhaben unter-
                                                                                                                         33%   eher
                                                                                                                         13%   eher nicht                                                                                                                         stützen. Grundlage dafür bildet der Broad Consent
                                                                                                                          7%   auf keinen Fall                                                                                                                    der Medizininformatik-Initiative (MII).
                                                                                                                                                     Quelle: TMF e.V. 2019 | Basis: 1.006 Befragte ab 18 Jahren in Deutschland
                                                                                                                                                                                                                                                                  Die UMG ist eine der ersten Universitätskliniken, die
                                                                                                                                                                                                                                                                  den Broad Consent der MII in der Routine einsetzt.
                                                                                                                                                                                                                                                                  Den Anfang machen dabei die stationär behandelten
                                                                                                                         dazugehörige Formular, die die Nachnutzung der klinischen Daten thema-                                                                   Patient:innen. Diesem Meilenstein vorausgegangen
                                                                                                                         tisieren. Alle Universitätsmedizin-Standorte hatten sich auf dieses strikt                                                               ist eine Studie mit dem Ziel, das für die Patient:in-
                                                                                                                         einwilligungsbasierte Vorgehen geeinigt.                                                                                                 nen optimale Setting für die freie und unbeeinflusste
                                                                                                                            Allerdings können nicht alle medizinischen Fragestellungen, zu denen                                                                  Entscheidung zum Broad Consent zu ermitteln. Die
                                                                                                                         diese Daten zukünftig verwendet werden sollen, bereits zum Zeitpunkt                                                                     Studie hat gezeigt, dass es für die Patient:innen un-
                                                                                                                         der Einwilligung feststehen. An diesem Punkt begannen die Überlegungen                                                                   erheblich ist, ob die Aufklärung zum Consent direkt

     Rechtssichere Patienteneinwilligung                                                                                 der Arbeitsgemeinschaft „broad consent“ des Nationalen Steuerungsgre-
                                                                                                                         miums (NSG), die sich der Aufgabe stellten, den Zweck der Datennutzung
                                                                                                                         innerhalb der medizinischen Forschung und Versorgung möglichst breit
                                                                                                                                                                                                                                                                  im Anschluss an das Aufnahmegespräch in der zent-
                                                                                                                                                                                                                                                                  ralen Patientenaufnahme durch die Mitarbeiter:innen
                                                                                                                                                                                                                                                                  der Aufnahme, oder in einem separaten Raum durch
                                                                                                                         zu beschreiben („Broad Consent“).                                                                                                        gesondertes Personal erfolgt. Um die Aufwände für
     Um pseudonymisierte Routinedaten der klinischen Versorgung für die medizinische Forschung                              Bislang hatte es in den Landesdatenschutz- und Landeskrankenhaus-                                                                     UMG und Patient:innen möglichst gering zu halten,
     nutzen zu können, bedarf es einer ausdrücklichen Einwilligung der Patient:innen. Der abgestimmte,                   gesetzen unterschiedliche Regelungen zur Frage, unter welchen Voraus-                                                                    werden diese daher direkt im Anschluss an die statio-
     bundesweit einheitliche Mustertext ist nun in der Praxis angekommen.                                                setzungen anhand von Daten aus der Patientenversorgung innerhalb der                                                                     näre Aufnahme durch die geschulten Mitarbeiter:in-
                                                                                                                         Klinik auch einwilligungsfrei geforscht werden darf, gegeben. Ebenso gab                                                                 nen der Patientenaufnahme informiert und gefragt,
     ZUSAMMENFASSUNG Claudia Dirks                                                                                       es unterschiedliche Auffassungen der Landesaufsichtsbehörden, wie ein                                                                    ob sie ihre Daten der Forschung zur Verfügung stellen
     TEXT GREIFSWALD Dr. Torsten Leddig, Clemens Spitzenpfeil, Alexandra Stein                                           „broad consent“ formuliert werden sollte.                                                                                                möchten. Unterstützt wird der Aufklärungsprozess
     (Universitätsmedizin Greifswald)                                                                                                                                                                                                                             durch den Aufklärungsfilm der MII zum Broad Con-
                                                                                                                         Gründlich geprüfter Standard                                                                                                             sent, welcher im Wartebereich der zentralen Patien-
                                                                                                                           Sowohl für die Patienteninformation als auch für das Formular zur Ein-                                                                 tenaufnahme gezeigt wird.

     W
                issenschaftliche Studien auf den Weg   dann pseudonymisierten Gesundheitsdaten bei-                      willigung haben sich alle Standorte auf einen einheitlichen Mustertext ver-                                                              Auch in der technischen Umsetzung der Anforde-
                zu bringen, scheitert selten an der    spielsweise zur Entwicklung neuer Therapien                       ständigt, der identische Optionen für die Patient:innen in der Einwilligung                                                              rung ist die UMG Vorreiter. So wird der Consent voll-
                Bereitschaft der Bevölkerung bezie-    genutzt werden können, müssen Patient:innen                       vorsieht und somit die spätere einheitliche Nachnutzung standort- und                                                                    ständig digital erhoben: der/ die Patient:in erteilt die
     hungsweise von Patient:innen, die in der Tat in   während ihres Aufenthaltes in einer Universitäts-                 konsortienübergreifend ermöglicht. In die Erarbeitung und Abstimmung                                                                     Einwilligung direkt über einen Tablet PC. Durch die
     Deutschland sehr hoch ist, wenn es um aka-                                                                          des Mustertexts ist die Expertise verschiedener Akteure bundesweit wie                                                                   Unterschrift auf dem Tablet werden unnötige Medien-
     demische Forschungsvorhaben geht. Mit dem                                                                           der AG Biobanken des Arbeitskreises medizinischer Ethikkommissionen                                                                      brüche vermieden und eine digitale Verwaltung der
                                                           Auf ihrer jährlichen Konferenz der unabhängigen
     einheitlichen, konform zur EU-Datenschutz-                                                                          und der AG Datenschutz der TMF – Technologie- und Methodenplattform                                                                      Einwilligung in der unabhängigen Treuhandstelle der
                                                           Datenschutzbeauftragten des Bundes und der Länder
     grundverordnung abgestimmten Mustertext für                                                                         für die vernetzte medizinische Forschung e.V. eingeflossen. Die Konferenz                                                                UMG in Echtzeit ermöglicht.
     die Patienteneinwilligung ist nun eine wichtige
                                                           stimmten die Mitglieder im vergangenen Jahr für den von der   der unabhängigen Datenschutzbeauftragten des Bundes und der Länder                                                                       Seit August 2020 konnten so bis Anfang Mai 2021 be-

                                                                                                                                                                                                                                 Foto: iStock (SDI Productions)
     Grundlage für medizinische Forschungsvorha-           AG Broad Consent erarbeiteten einheitlichen Mustertext für    gab am 15. April 2020 ihr Einverständnis zum Mustertext. Zur Abstimmung                                                                  reits über 700 Einwilligungen erhoben werden. Die
     ben gelegt worden, die es auch den Forschenden        die Patienteneinwilligung zu.                                 mit den Datenschutzbehörden der Länder wurden etablierte Dialogver-                                                                      UMG wird die Erhebung des Broad Consents schritt-
     erleichtert, ihre Vorhaben auf den Weg zu brin-                                                                     fahren zwischen den betreffenden Arbeitskreisen und der TMF als Zu-                                                                      weise zunächst auf alle stationär und in der zweiten
     gen. Und die Hilfestellung kommt nun auch noch    medizin in die Datennutzung ausdrücklich ein-                     sammenschluss wissenschaftlicher Experten genutzt.                                                                                       Stufe auch auf die ambulant behandelten Patient:in-
     zur richtigen Zeit, um die notwendige Forschung   willigen; eingeschlossen in diesen Prozess, ist                     An der Universitätsmedizin Greifswald wird das abgestimmte Prozedere                                                                   nen ausweiten.
     zu COVID-19 zu unterstützen. Damit die eigenen,   die erläuternde Patienteninformation und das                      seit August 2020 in der Routine praktiziert.

14   miracum4                                                                                                                                                                                                                                                                                                     miracum4   15
#4 - FORSCHUNG MIT PRAKTISCHEM ANSPRUCH: COVID-19 als Booster für die Digitalisierung - MIRACUM
Die Medizininformatik-Initiative                                                                                                                                                                  Die Medizininformatik-Initiative

                                                                                                        Interoperabilität sollte institutionell
                                                                                                        koordiniert werden
                                                                                                        Meistens ist man hinterher schlauer – in seltenen Fällen jedoch trifft bspw. eine Pandemie auf gut
                                                                                                        vorbereitete Entwickler:innen und Wissenschaftler:innen. So geschehen im vergangenen Jahr im Umfeld
                                                                                                        der deutschen Medizininformatik-Initiative (MII). Ein Gespräch mit Prof. Dr. Sylvia Thun, Charitè, und Dr. Kai
                                                                                                        Heitmann, Mitglied des Advisoryboards im MIRACUM Konsortium, über Interoperabilität als Schlüssel im
                                                                                                        Kampf gegen das Virus und das Fehlen einer nationalen Koordinierungsstelle.

                                                                                                        INTERVIEW: Claudia Dirks

                                                                                                                                        Das vergangene (Pandemie-)Jahr hat den Nutzen der IT gerade auch im Gesund-
                                                                                                                                        heitswesen sichtbar gemacht. Einen überraschenden Schub erfuhr darüber hinaus
                                                                                                                                        die Community von Entwickler:innen und Wissenschaftler:innen, die sich, mit Euch
                                                                                                                                        beiden an der Spitze, seit Jahren um Standards und Interoperabilität (IOP) verdient
                                                                                                                                        macht. Ist das Interesse an diesen Themen nun von Dauer oder bewertet Ihr es eher
                                                                                                                                        als Strohfeuer?
                                                                                                                                        Thun: Wir sind ja aus wissenschaftlicher Sicht noch mitten im Geschehen, des-
                                                                                                                                        wegen trifft der Begriff des Strohfeuers nicht besonders gut. Und ja, ich denke, wir
                                                                                                                                        haben in den vergangenen Monaten entscheidende Schritte in Richtung gemein-
                                                                                                                                        sames Verständnis gemacht. Es hat sich nicht nur der Nutzen der Digitalisierung
                                                                                                                                                                       im Versorgungsalltag gezeigt; auch der Nutzen von
                                                                                                                                                                       Interoperabilität und gemeinsamen Standards hat
                                                                                                        » Das eigentlich Entscheidende war der                         sich Entwickler:innen und der Forschungsgemein-
                                                                                                        spürbare Willen, miteinander eine Kultur                       schaft konfrontiert mit SARS-CoV-2 mit einem Schlag

     Prof. Dr. Sylvia Thun ist Direktorin für         Dr. Kai Heitmann sitzt im Advisory Board des      der gemeinsamen Nutzung zu schaffen.                           offenbart. Deswegen bin ich überzeugt, dass wir in
                                                                                                                                                                       den vergangenen Monaten gemeinsam eine Tür auf-
     E-Health und Interoperabilität am Berliner       MIRACUM Konsortiums und ist aktuell Director
                                                                                                        Interoperabilität braucht eben Vertrauen. «                    gestoßen haben, die neue Wege freigibt.
     Institut für Gesundheitsforschung der Stiftung   Interoperability des Health Innovation Hubs des
     Charité (BIH) und Mitglied in der MII.           Bundesgesundheitsministeriums.                    Kai Heitmann                                                   Heitmann: Ja, dem möchte ich mich anschließen. Wir
                                                                                                                                                                       können in der Rückschau sagen, dass wir eine güns-
                                                                                                                                                                       tige Abfolge von Ereignissen hatten, die der heutigen
                                                                                                                                        Aufmerksamkeit auf die Themen den Boden bereiteten. Im Januar 2020, als die
                                                                                                                                        Welt noch in Ordnung war, haben wir mit dem Kerndatensatz der MII sogenannte
                                                                                                                                        Projectathons veranstaltet. Das war nicht nur aus technischer Sicht sehr erfolgreich.
                                                                                                                                        Natürlich wurden dort Module spezifiziert, analysiert und bewertet. Das eigentlich
                                                                                                                                        Entscheidende jedoch war der spürbare Willen, miteinander eine Kultur der ge-
                                                                                                                                        meinsamen Nutzung zu schaffen. Interoperabilität braucht eben Vertrauen – und
                                                                                                                                        dieses Vertrauen wurde dort gelegt.

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#4 - FORSCHUNG MIT PRAKTISCHEM ANSPRUCH: COVID-19 als Booster für die Digitalisierung - MIRACUM
Die Medizininformatik-Initiative                                                                                                                                                                                                                Die Medizininformatik-Initiative

     Inwiefern hilft dieses Vertrauen beim Aufbau von                                                                                                                   Anfang an nach internationalen Standards. Ein         der Pandemie-Faktor wegfällt oder war es nur der
     Standards?                                            GECCO Datensatz für die COVID-19 Forschung                                                                   Schnupfen ist nun einmal überall ein Schnupfen.       Tropfen, der die Dämme brach?
     Thun: Für den weiteren Verlauf ist das in der         Der bundesweit einheitliche Datensatz „German Corona Consensus Data Set“                                     Thun: Ich möchte hier mal nicht ganz ohne Stolz       Thun: Der eigentliche Game Changer ist für
     Tat entscheidend gewesen. Hier hatte sich eine        (GECCO) wurde entwickelt, damit Forschende wissenschaftliche Daten zu CO-                                    sagen: wir waren in Deutschland a) schnell und        mich der Eingang der Standards in öffentliche
     standortübergreifend Community aus Entwi-             VID-19 in Deutschland und die Informationen zur Behandlung von COVID-19-Pa-                                  b) wirklich Vorreiter und haben international         Ausschreibungen, das zeichnet für mich kluge
     ckler:innen der gesamten MII gefunden. Dann           tient:innen standardisiert und systematisch erheben und analysieren können.                                  Schule gemacht. Das europäische Projekt OR-           Forschungsförderung aus, die an dieser Stelle
     kam die Pandemie und quasi mit ihr der Aufruf                                                                                                                      CHESTRA – die Pandemie Plattform für Europa           auch kluge Wirtschaftsförderung sein kann.
     des Bundesministeriums für Bildung und For-                                                                                                                        – arbeitet mit unserem Datensatz, den wir über-
     schung (BMBF), zum Aufbau einer nationalen                                                                                                                                                                               Wie ist das gemeint?
     Forschungsinfrastruktur, gefördert mit 180 Mil-     Ihr seid seit Jahrzehnten –                                                                                                                                          Thun: Standards sind kein Machtinstrument,
     lionen – allerdings nur unter der Voraussetzung,    auch international – mit dem                                                                                                                                         die andere außen vorhalten. Standards können
     dass wir uns auf einen Datensatz einigen …          Thema IOP verbunden, was                                                                                                                                             das verbindende Element sein, mögen Innova-
     Heitmann: ... und es einigt sich viel leichter,     sicherlich Teil des Erfolgs ist                                                                                                                                      tionen auch noch so unterschiedliche Bedarf
     wenn Vertrauen da ist. Geholfen hat an dieser       – wie anstrengend war dieses                                                                                                                                         adressieren und Lösungen skizzieren. Wenn wir
     Stelle aber auch das klar umrissene Thema. Es       vergangene Jahr und, was                                                                                                                                             es schaffen, dass diese Art Bibliothek von allen
     ging zuallererst darum, Fachinhaltliches rund       nehmt Ihr aus den vergange-                                                                                                                                          akzeptiert wird, dann entsteht daraus ein echter
     um Corona zu erheben. Zugegeben ein ein-            nen Monaten mit?                                                                                                                                                     Wettbewerb um die besten Ideen, unabhängig
     geschränkter Datensatz, der nicht die ganze         Thun: Anstrengend fand ich                                                                                                                                           von der Adresse des Absenders.
     Welt beschreibt, aber für den Anfang durchaus       es nicht, eher das Gegenteil
     dankbar: die Geburt des Corona Component            – es fühlt sich an wie ein Ener-                                                                                                                                     Wie kann dieses zarte Pflänzchen nicht nur be-
     Standards (Cocos). Der zweite Schritt waren         gieschub. Ein Schub, den wir                                                                                                                                         schützt, sondern so unterstützt werden, dass es
     Terminologien, die auf Corona konnotiert wa-        weitergeben konnten, nicht                                                                                                                                           sich entwickeln und Früchte tragen kann?
     ren und als Drittes definierte und übernahm die     so sehr, weil wir auf diese                                                                                                                                          Heitmann: Ja, wir sind an einem Punkt, an dem
     Community Datenformate in FHIR, um so die           weltweite Community zurückgreifen konnten,                                                                     führt und ausgeweitet haben, und aus dem das          wir dies auf saubere Füße stellen sollten. Wo-
     auftretenden Symptome zu beschreiben. Heute         sondern vielmehr, weil wir sie mit einbringen                                                                  einheitliche German Corona Consensus Data Set         anders gibt es starke Institutionen, die solche
     haben wir eine große Komponentensammlung,           konnten. Das hat hierzulande viele motiviert,                                                                  (GECCO) als Teil von Cocos entstanden ist.            verbindlichen Standards vorgeben, wie den Na-
     die weiterentwickelt wird und durchsucht wer-       gemeinsam gute Ergebnisse im Sinne der Pa-                                                                                                                           tional Coordinator of Health Information Tech-
     den kann.                                           tientenversorgung erzielen zu wollen und Kon-                                                                  Es war (und ist) eine historische Situation mit ge-   nology in den USA. In Deutschland gibt es der-
                                                         kurrenzkämpfe sinnlos erscheinen lassen.                                                                       meinsamen Gegner – für wie nachhaltig haltet Ihr      zeit keine koordinierende Stelle für Forschung
     Das klingt nach großem Miteinander. War das in      Heitmann: Als die größte menschliche Leistung                                                                  die Entwicklungen: stirbt das Momentum, wenn          und Versorgung, die es für so etwas dringend
     diesem Pandemie-Jahr ein anderes Miteinander        der vergangenen Monate in unserem Thema                                                                                                                              braucht, um JETZT eine neue Art der Zusam-
     als in den Jahren zuvor?                            betrachte ich, so viele Wissenschaftler:innen                                                                                                                        menarbeit zu etablieren. Daran hat auch die EU
     Heitmann: In der MII haben wir von Beginn an        zusammenzubringen, denen etwas über Stan-                                                                                                                            ein elementares Interesse.
     großen Wert daraufgelegt, dass wir eine Com-        dards zu erzählen und sie zu einem (Cocos)-Con-                                 Corona Component Standards: http://cocos.team
     munity bilden. Das ist wichtig, weil wir eine An-   sensus gebracht zu haben. Das ist etwas Neues.                                  Das cocos Konzept ist als Grundlage für die Entwicklung eines konzertierten          Wo sollte eine solche Institution im bundesdeut-
     sammlung sehr unterschiedlicher Menschen und        Sie sind es gewohnt gewesen, ihr Eigenes zu ma-                                 Vorgehens zur Optimierung von Sammlung, Zusammenführungen und Analysen               schen Organigramm verortet sein?
     Professionen mit verschiedenen Einfallswinkeln      chen und jetzt auf einmal musste ein Konsens                                    von Corona-bezogenen Daten gedacht. Dabei sollen im Verlauf der Entwicklung          Thun: Wir sprechen klar von einer unabhängi-
     sind – das wurde durch den gemeinsamen Feind        erreicht werden. Das wir das schafften, hat eher                                folgende Punkte adressiert werden:                                                   gen, überministeriellen Instanz, die hoch ange-
     SARS-CoV-2 noch mal deutlicher, hatte sich aber     Kraft gegeben als geraubt.                                                      • Identifikation der fachlichen Anforderungen an Datensätzen zu Corona für           siedelt werden muss – zuständig für Regulatorik,
     glücklicherweise vorher schon abgezeichnet.                                                                                            Forschung und Versorgung                                                          Versorgung und Forschung. Es darf nicht der
     Thun: Vom BMBF war es ein wichtiger Schach-         Welche Bedeutung hat Cocos für die Pande-                                       • Standardisierung der Corona-bezogenen Datensätze, Terminologien und                Fehler gemacht werden, diese Aufgabe zu un-
     zug, die Gelder daran zu koppeln, dass man sich     mie-Bekämpfung national, aber vielleicht auch                                      Profilen                                                                          terschätzen und die Verantwortung und Macht-
     auf einen Datensatz einigte. Dass der gemeinsa-     international?                                                                  • Beratung zu Standardisierung für Hersteller Digitaler                              struktur kleineren Institutionen aufzubürden.
     me Datensatz quasi als Herzstück des Nationa-       Heitmann: Mit Cocos haben wir tatsächlich von                                                                                                                        Heitmann: Dies ist eine große gesellschaftspoli-

                                                                                                                                                                                                                                                                                 Fotos: Pfütze
                                                                                                                                            Gesundheitsanwendungen, Behandelnde und Forschungseinrichtigungen
     len Forschungsnetzwerks der Universitätsme-         hier in Deutschland aus Pionierarbeit für die in-                               • Interoperabilität hat viel mit Vertrauen zu tun                                    tische Frage, die wir womöglich nur beantworten
     dizin fungiert.                                     ternationale Community geleistet – und das von                                                                                                                       können, wenn wir wirklich neu denken.

18   miracum4                                                                                                                                                                                                                                                       miracum4                     19
Die Medizininformatik-Initiative                                                                                                                                                               Die Medizininformatik-Initiative

                                                                                         Biobanken und DIZ
                                                                                         rücken zusammen
                                                                                         Die Nutzbarmachung von Patientendaten und Bioproben für die Forschung sind die erklärten Ziele
                                                                                         der Medizininformatik-Initiative (MII) und auch der German Biobank Alliance (GBA). Ein Konsortien-
                                                                                         übergreifendes MII Projekt erarbeitet nun technologische und regulatorische Rahmenbedingungen sowie
                                                                                         Governance-Strukturen, die diese beiden Projektlinien noch enger zusammenführen werden.

                                                                                         TEXT
                                                                                         Prof. Dr. Michael Hummel (Zentrale Biomaterialbank der Charité)
                                                                                         Prof. Dr. Hans-Ulrich Prokosch (Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg)

                                                                                                                          ABIDE_MI (Aligning Biobanking and Data Inte-       zu unterstützen. Der interdisziplinäre Ansatz
                                                                                                                          gration Centers Efficiently) steht in den Start-   dieses Projektes trägt den Erfahrungen und
                                                                                                                          löchern. 24 deutsche Universitätskliniken und      Errungenschaften der MII Rechnung und integ-
                                                                                                                          25 der dort angesiedelten zentralen Biobanken      riert nun auch Vorarbeiten des Deutschen Bio-
                                                                                                                          haben sich zusammengeschlossen, um gemein-         bankenknotens (GBN) und der Biobanken der
                                                                                                                          sam nicht nur Technologien, sondern insbeson-      Deutschen Biobanken-Allianz (GBA), um diese
                                                                                                                          dere die regulatorischen Rahmenbedingungen         sowohl in den lokalen MII-DIZ als auch auf natio-
                                                                Einheitliche Standards                                    und Governancestrukturen für die Forschung         naler Ebene mit dem zentralen deutschen For-
                                                                sind relevant für die                                     mit Patientendaten und Bioproben standort-         schungsdatenportal Gesundheit zu verbinden.
                                                                Zusammenarbeit.
                                                                                                                          übergreifend zu vereinheitlichen.
                                                                Technologische
                                                                                                                                                                             Entwicklung eines zentralen MII-weiten
                                                                und regulatorische
                                                                Rahmenbedingungen,
                                                                                                                                                                             Abfrage- und Analysenportals
                                                                sowie Governance-        » Dieses Projekt haben wir von Beginn an, nicht                                        Während der 18-monatigen Projektphase
                                                                Strukturen werden nun    nur nach nationalen, sondern vor allem nach                                         werden die Daten der Basismodule des MII-
                                                                erarbeitet.
                                                                                         internationalen Kriterien konzipiert. Es ist toll,                                  Kerndatensatzes, des Bioprobenmoduls aus
                                                                                                                                                                             dem erweiterten Kerndatensatz und die Daten
                                                                                         wie weit wir bis jetzt gekommen sind. «                                             des GECCO COVID-19-Datensatzes in den FHIR-
                                                                                         Michael Hummel, Koordinator der GBA                                                 basierten Forschungsdatenrepositories der be-
                                                                                                                                                                             teiligten Universitätskliniken zusammengeführt.
                                                                                                                                                                                So aufbereitet stehen sie im Anschluss so-
                                   Fotos: German Biobank Node

                                                                                                                            Am 1. Mai 2021 startete dieses konsortien-       wohl für Machbarkeitsabfragen als auch für
                                                                                                                          übergreifende Ergänzungsprojekt der MII. Ein       übergreifende wissenschaftliche Auswertun-
                                                                                                                          Ziel des Projekts ist es, die Datenintegrations-   gen bereit. Damit setzen die Partner:innen auf
                                                                                                                          zentren (DIZ) der MII in die Lage zu versetzen,    den Vorarbeiten aus dem CODEX Projekt der MII
                                                                                                                          die Forschungsnutzung von Bioproben in Ver-        im Rahmen des Netzwerks Universitätsmedizin
                                                                                                                          bindung mit Daten aus der Routineversorgung        (NUM) auf.

20   miracum4                                                                                                                                                                                                       miracum4     21
Die Medizininformatik-Initiative                                                                                                                                                                                                                                  Die Medizininformatik-Initiative

        Technologisch werden dazu Konzepte und           Daten-/Bioproben-Nutzungs-                                                        Biobank-Netzwerk BBMRI-ERIC angeschlossen.         gen zum Aufbau einer verteilten Infrastruktur für
     Methoden entwickelt, die es den MII-DIZ ermög-      anträgen, sowie separaten                                                         Beide deutschen Initiativen (MII und GBN) zie-     verteilte Machbarkeitsabfragen auf Basis, der in
     lichen, klinische Patientendaten mit Informatio-    Daten- und Materialtransfer-                                                      len auf den Aufbau föderaler Forschungsnetze       der MII verabschiedeten standardisieren FHIR-
     nen über assoziierte Bioproben aus der Patien-      verträgen sowie die dazuge-                                                       mit verteilten Datenspeichern und zentralen        Profile, erfolgreich umgesetzt und evaluiert. Da-
     tenversorgung zu verknüpfen. Zur Unterstützung      hörigen SOPs und Transferpro-                                                     Machbarkeitsplattformen ab. Leider wurden in       bei wurde für die Formulierung entsprechender
     der Machbarkeitsabfragen wird unter Leitung         zesse aufeinander abgestimmt                                                      den letzten Jahren nur kleinere Kooperations-      Suchabfragen neben FHIR Search auch die HL7
     der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-       werden, so dass all das skiz-                                                     ansätze zwischen diesen Initiativen umgesetzt,     Clinical Quality Language (CQL) als sehr leis-
     Nürnberg ein zentrales MII-weites Abfrage- und      zierte unter einer einheitlichen                                                  so dass bisher nur geringe Synergien zwischen      tungsfähige Abfragesprache, welche u.a. in der
     Analysenportal entwickelt. Dieses ermöglicht in     Governancestruktur ablaufen                                                       GBA und MII realisiert werden konnten. Was         GBA genutzt wird, zum Einsatz gebracht. In die
     der Folge, Patientenkohorten mittels logischer      kann. Auch die bisher oftmals                                                     auch daran liegt, dass an einigen Universitäts-    CODEX-basierte Entwicklung von Middleware-
     Verknüpfung klinischer Patientenparameter zu        getrennten Komitees für die                                                       kliniken anfänglich sogar die Parallelstrukturen   Komponenten konnten wir darüber hinaus auch
     charakterisieren und damit die Verfügbarkeit        Daten- bzw. Bioprobenfreiga-                                                      durch Biobanken und DIZ gefördert wurden.          Vorarbeiten aus dem AKTIN Notaufnahmeregis-
     entsprechender Datensätze sowie assoziierter        be müssen zusammengeführt                                                            Die FHIR-Spezifikation für die sechs Basis-     terprojekt erfolgreich einfließen lassen.
     Bioproben abzufragen. Dafür werden verteilte        werden - wobei es sich in der                                                     module des MII-Kerndatensatzes und deren              Damit ist eine ausgezeichnete Basis gelegt, um
     Datenabfragen und -analysen über die FHIR-          Tat hier oftmals um denselben                                                     Abstimmung im HL7-Standadisierungsprozess          nun im Rahmen von ABIDE_MI die existierende
     Server aller teilnehmenden Universitätskliniken     Personenkreis handelt.                                                            ist fast abgeschlossen und wird bald als stabile   Plattform weiterzuentwickeln, auszubauen, un-
     hinweg ermöglicht. Damit diese Lösung einfach          Das Projekt wird einen Weg                                                     Version verfügbar sein. Auch das Kerndatensatz-    ter Einbeziehung der medizinischen Forscher zu
     und schnell in den DIZ aller Projektpartner eta-    aufzeigen, wie die effektive                                                      Erweiterungsmodul für Bioproben befindet sich      evaluieren und kontinuierlich zu optimieren, um

                                                                                                                                                                                                                                                   Fotos: Baier
     bliert werden kann, werden die entwickelten         Nutzung Bioproben-bezoge-                                                         kurz vor der finalen Ballotierung. Im Rahmen       letztendlich eine nachhaltige Infrastruktur in der
     Software-Komponenten in vorgefertigten Soft-        ner Patientendaten durch die                                                      des CODEX-Projekts wurden erste Entwicklun-        MII zu verankern.
     ware Containern an die teilnehmenden Stand-         MII-DIZ der vier Konsortien                          Zwei, die das Ganze im
     orte ausgeliefert. Damit kann die problemlose       nachhaltig etabliert werden kann. So wird die        Blick haben: Prof. Dr.
     Erweiterung auf zukünftige Partner ebenfalls        aktuelle Lücke der DIZ geschlossen und die           Hans-Ulrich Prokosch (l.),
                                                                                                              Sprecher des MIRACUM
     avisiert werden. Letztendlich kümmert sich das      Informationen verfügbar gemacht, die aus pa-
                                                                                                              Konsortiums, und Prof.
     Team der GBN Geschäftsstelle, des DKFZ Hei-         tientenbezogenen Bioproben der Universitäts-
                                                                                                              Dr. Michael Hummel,
     delberg sowie der TMF um eine nahtlose Anbin-       kliniken gesammelt wurden.                           Koordinator der GBA und
     dung dieser Entwicklungen an das europäische                                                             des GBN.                       Sprachrohr Deutscher Biobanken
     BBMRI-ERIC Common Service IT-Portal und die         Hintergrund und Ausgangsbasis
     transparente Integration in das nationale For-        Real World Datenanalysen in der Medizin                                           Die Deutsche Biobankallianz (GBA) ist ein wachsendes
     schungsdatenportal Gesundheit.                      stützen sich meistens auf die Verfügbarkeit klini-                                  Netzwerk deutscher Biobanken, das vom Deutschen
                                                         scher Daten sowie auf Daten von Bioproben, die                                      Biobankknoten (GBN) koordiniert wird. Es
     Zusammenführen. Harmonisieren.                      während des klinischen Versorgungsprozesses                                         ermöglicht eine enge Zusammen-
     Etablieren.                                         gesammelt werden. Eines der Hauptziele der MII                                      arbeit auf allen Gebieten des
       In zwei Kernarbeitspaketen dieses Projekts        und ihrer vier Konsortien ist die Erschließung                                      Biobankings einschließlich
     müssen an allen beteiligten Universitätskliniken,   und übergreifende Nutzung der Daten, die wäh-                                       der Suche und Ver wen-
     die bisher schon im Rahmen der MII erschlos-        rend des Versorgungsprozesses innerhalb einer                                       dung von Bioprob en
     senen Datenquellen noch um die Inhalte der          Universitätsklinik erhoben werden. Darüber hi-                                      und zugehöriger Daten
     jeweils von den lokalen Biobanken genutzten         naus wird seit 2011 die Vernetzung und Zusam-                                       für die biomedizinische
     Biobank Management Systeme ergänzt werden.          menarbeit deutscher Biobanken zur Hebung                                            Forschung. Der GBN
     Hinzu kommt, dass die Einwilligungsinformatio-      der Qualität selbiger in ganz Deutschland durch                                     fungiert hier als Sprach-
     nen der Patient:innen, zur Nutzung ihrer Daten      das BMBF gefördert, beginnend mit dem cBMB-                                         rohr der Deutschen Bio-
     und Bioproben für die medizinische Forschung,       Programm, der anschließenden Initiierung des                                        banken in Europa.
     integriert und abfragbar gemacht werden müs-        German Biobank Node (GBN, 2013) und den
     sen. IT-Integration ist das eine; darüber hinaus    Biobanken der German Biobank Alliance (GBA,
     müssen an allen Standorten die Vielzahl von         2017). Als zusätzlicher Aktivposten ist der deut-
     Daten-, sowie Bioprobenutzungsordnungen,            sche Biobank-Knoten auch dem europäischen

22   miracum4                                                                                                                                                                                                                                                                       miracum4   23
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