Dieneue Hochschule - hlb Hochschullehrerbund

Die Seite wird erstellt Valentin Jürgens
 
WEITER LESEN
Z 12916 F

hlb
Hochschullehrerbund  e.V.
                                                                                                    Postvertriebsstück
                                                                                                        Entgelt bezahlt
                                                                                           Wienands PrintMedien GmbH
                                                                                                     Linzer Straße 140
                                                                                                    53604 Bad Honnef

                      Die neue
                                                                                                      ISSN 0340-448 x
Band 44 Heft 5 Okt. 2003
       ●        ●

                    Hochschule
                        f ü r   a n w e n d u n g s b e z o g e n e   W i s s e n s c h a f t     u n d     K u n s t

                                        AKKREDITIERUNG
■ Hans-Jürgen Brackmann
  Akkreditierung

■ Lothar Schüssele
  Qualitätssicherung
  durch Akkreditierung

■ Nikolas P. Sokianos
  Akkreditierung zum
  Master of Science

■ H. F. Binner
  Systematische
  Qualitätsentwicklung

■ Mathias Graumann
  Qualitätssicherung
  und Qualitätskontrolle

■ Herman Blom
  Managementparadoxien

                     NACHRICHTEN                     ●     MEINUNGEN                   ●        BERICHTE
Die Riester-Rente
                                   Das Versorgungsniveau sinkt
                              Private Vorsorge wird immer wichtiger
    Ab dem 1. Januar 2003 gilt, dass sich die Versorgungsbezüge bei den Besoldungs- und Versorgungsanpassungen in den 8 Jah-
    ren von 2003 bis 2010 abflachen. Hierzu werden die jährlichen Steigerungen von Besoldung und Versorgung jeweils abge-
    senkt. Somit würden die aktiven und die Ruhestandsbeamten zum Beispiel bei einer Erhöhung der Bezüge um 2 % nur rund
    1,6 % erhalten.

                                   Änderungen der Beamtenversorgung ab 2003
                                      ●    Senkung des Versorgungsniveaus auf 71,75 %
                                      ●    Senkung des Steigerungssatzes auf 1,79375 %
                                      ●    Senkung der Hinterbliebenenversorgung auf 55 %

    Der hlb hat mit der Bayerischen Beamten Lebensversicherung (BBV) ein Riester-Renten-Angebot für hlb-Mitglieder ausge-
    arbeitet, das eine höhere Rente als ein Einzelvertrag garantiert. Das hlb-Modell sieht einen konstanten Beitrag in der Höhe
    vor, der gesetzlich erst für 2008 vorgeschrieben ist. Der Vorteil: Höhere Rentenleistung zur Deckung der persönlichen Ver-
    sorgungslücken und keine weiteren dynamischen Beitragserhöhungen. Mit dem hlb-Angebot kann die private Vorsorge ehr-
    lich und ernsthaft gestaltet werden. Das zeigen auch die folgenden Rechenbeispiele.

                                       Staatliche Zulagen für die Riester-Rente
                          Veranlagungszeitraum        jährliche Grundzulage         jährliche Kinderzulage
                                                             pro Person                         pro Person
                          2002 und 2003                       38,– Euro                          46,– Euro
                          2004 und 2005                       76,– Euro                          92,– Euro
                          2006 und 2007                     114,– Euro                         138,– Euro
                          ab 2008                           154,– Euro                         185,– Euro

    Bei Verheirateten steht jedem Ehegatten die Grundzulage gesondert zu. Ist nur ein Ehegatte berechtigt, so wird auch für den
    anderen eine Zulage gewährt, wenn auf dessen Namen ein Vertrag besteht. Für den „Ehegattenvertrag“ ist bei der BBV kein
    Eigenbeitrag zu leisten. Hier ergibt sich ein Rentenanspruch allein aus den Zulagen.

                                          Beispiel für die hlb-BBV-Riester-Rente
                          Beamte/er, 45 Jahre, verheiratet, 2 Kinder
                          Vorjahreseinkommen des Steuerpflichtigen                        56.000,00 Euro
                          BBV-Beitrag monatlich                                              160,00 Euro
                          Grundzulage 2003                                                    38,00 Euro
                          zusätzliche Steuerrückvergütung                                    367,00 Euro
                          Rente ab 65 Jahren garantiert mtl.                                 272,22 Euro
                          plus mögliche Überschussanteile (nicht garantiert) mtl.             36,69 Euro
                          Mögliche Gesamtrente mtl.                                          308,91 Euro
                          Ehepartner, 43 Jahre, ohne sozialversicherungspflichtiges Einkommen
                          Grundzulage 2003                                            38,00 Euro
                          Zwei Mal Kinderzulage 2003                                  92,00 Euro
                          Zulagen 2003 gesamt                                        130,00 Euro
                          kein Eigenbeitrag (Ehegattenvertrag)
                          Rente ab 65 Jahren inklusive möglicher Überschussanteile mtl.       43,25 Euro

    Die Zulagen verdoppeln sich ab 2004, verdreifachen sich ab 2006 und vervierfachen sich ab 2008. Der Monatsbeitrag bleibt
    konstant. Die monatlichen Gesamtrenten erhöhen sich dynamisch. Der Steigerungssatz liegt zurzeit bei 3 %.

    Mitglieder fordern näherer Informationen und einen Antrag bei der Bundesgeschäftsstelle an:

                                          Hochschullehrerbund – Bundesvereinigung e.V.
                                                  Wissenschaftszentrum Bonn
                                                Postfach 20 14 48, 53144 Bonn
                                                    Email: hlbbonn@aol.com

2      hlb Die neue Hochschule 5/2003
Editorial

                                   Reformen, Reformen, Reformen

Struktur- und Entwicklungsplanung            diengangs zu dessen Zielen, Ausführung,      des Professorenbesoldungsreformgesetzes
(DNH 2/03), Zielvereinbarungen               Inhalten, Methoden, Management,              in den Ländern und der Einführung von
(DNH 3-4 /03), Akkreditierung (DNH           Dauer und Stundenansatz, Finanzierung,       variablen Leistungsbezügen wird ein ob-
5/03), Bologna-Prozess (DNH 6/03),           Partnerprogramm und zur Forschungs-          jektives Kontrollsystem der Leistungs-
Hochschulrat (DNH 1/04) und immer            tätigkeit der lehrenden Professoren ge-      qualität der Hochschullehrer notwendig,
wieder die Professorenbesoldungsreform       stellt wurden. Der Beitrag gibt den Kol-     das zu einer gerechten und transparenten
– die Hochschulen stehen im Umbruch.         legen, die sich mit dem Gedanken einer       Leistungsbeurteilung führt. Graumann
In diesem Heft bildet die Akkreditierung     Akkreditierung befassen, einen umfas-        vergleicht die Tätigkeit der Hochschul-
den Schwerpunkt.                             senden Überblick über die zu erwarten-       lehrer mit derjenigen von Wirt-
   Der Generalsekretär der Stiftung der      den Schwierigkeiten und die Hoffnung,        schaftsprüfern und entdeckt verblüffende
Deutschen Wirtschaft, Hans-Jürgen            diese zu bewältigen.                         Parallelen: die Berufspflichten der Wirt-
Brackmann, berichtet über die Akkredi-          Hilfestellung bei Evaluation und Ak-      schaftsprüfer seien in weiten Teilen auf
tierungspraxis der Foundation for Inter-     kreditierung gibt eine systematische         die Tätigkeit der Hochschullehrer über-
national Business Administration Accre-      Qualitätsentwicklung im Hochschulbe-         tragbar. Konsequent analysiert er das Sys-
ditation (FIBAA), die 1994 gegründet         reich, wie von Hartmut F. Binner be-         tem der Qualitätskontrolle für Wirt-
wurde und deren Schwerpunkt die Ak-          schrieben. Die Hochschule als ein Bil-       schaftsprüfer, den Ablauf und den Inhalt
kreditierung von Bachelor- und Master-                                                    der Qualitätskontrolle und überträgt die
studiengängen in den Wirtschaftswissen-                                                   gefundenen Grundsätze auf ein zu ent-
schaften ist. Die FIBAA arbeitet länder-                                                  wickelndes Qualitätskontrollsystem für
übergreifend in Deutschland, Österreich                                                   Hochschullehrer. Seine Vorschläge zeich-
und der Schweiz und ist als Mitglied in                                                   nen sich durch eine objektive und für die
mehreren europäischen Vereinigungen                                                       meisten Professoren sowie Ministerialbe-
von Akkreditierungsagenturen fest in ein                                                  amte ungewohnte Sicht der Hochschul-
internationales Netzwerk eingebunden.                                                     lehrertätigkeit aus. Sie sind überra-
Bei der Akkreditierung eines Studien-                                                     schend, bisher noch nicht angedacht und
gangs wird ein Profil erstellt, das mit                                                   verdienen eine breite Diskussion.
einem Bewertungsspektrum von rund                                                            Im letzten Beitrag in diesem Heft be-
100 Qualitätskriterien die Stärken und                                                    richtet Herman Blom aus seiner Sicht
Schwächen deutlich herausarbeitet. Die                                                    über das Ergebnis der Hochschulrefor-
FIBAA hat bis jetzt 81 Studienprogram-                                                    men in den Niederlanden. Er warnt vor
me akkreditiert.                                                                          einer „Managerhochschule“, die sich als
   Brackmann problematisiert in seinem                                                    Unternehmen zu sehr auf betriebswirt-
Bericht die spezielle Akkreditierung für                                                  schaftliche Kennzahlen konzentriert und
den Zugang zum höheren Dienst. Nach                                                       in der die eigentlichen Aufgaben der
seiner Meinung werde dadurch die inter-                                                   Wissensvermittlung vernachlässigt wer-
nationale Wettbewerbsfähigkeit der                                                        den. Er zeigt die Folgen auf, die die
Fachhochschulen verringert, da die Wer-                                                   Steuerung der Finanzierung der Hoch-
tigkeit ihrer Studiengänge im Bezug auf      dungsunternehmen hat das Ziel, zu opti-      schulen durch Absolventenzahlen haben
den höheren Dienst grundsätzlich anders      malen Ergebnissen hinsichtlich ihrer         kann und den Bürokratismus, der ent-
behandelt wird als die der Universitäten.    Struktur-, Prozess-, Ergebnis- und Sozial-   steht, wenn Managementsysteme nur
   Der wissenschaftliche Leiter der Gra-     qualität zu kommen. Hierbei leistet ein      formal angewendet zu einer überborden-
duate School an der FH Offenburg, Lo-        Qualitätsmanagementsystem unschätz-          den Berichtspflicht führen.
thar Schüssele, bricht eine Lanze für die    bare Dienste, indem es durch die syste-         Dies mahnt uns, dass bei allen Refor-
Qualitätssicherung der Studiengänge          matische Überprüfung aller Qualitäts-        men die Qualitätssicherung von Lehre
durch die Akkreditierung. Sie führe          komponenten Schwächen erkennt und            und Forschung im Mittelpunkt stehen
durch die Selbstevaluation und die Ziel-     beseitigt, die Stärken fördert und somit     muss. Zertifizierung, Evaluierung, Ak-
vorgaben zu einer echten Qualitätsver-       die Hochschule permanent auf der             kreditierung, die Einführung von Ma-
besserung und zu mehr Eigenständigkeit       höchstmöglichen Qualitätsstufe hält. Im      nagementsystemen dürfen nicht zu rein
und Flexibilität der einzelnen Hochschu-     Rahmen eines Qualitätsmanagementsys-         formal ablaufenden Prozessen werden,
le. Er verspricht sich von dem Akkredi-      tems prüfen Akkreditierungen die er-         die zusätzliche Ressourcen verbrauchen,
tierungssystem mehr Freiräume bei der        reichte Struktur-, Prozess- und Ergebnis-    die der Lehre dann fehlen. Nicht zu ver-
Gestaltung und Anpassung der Inhalte         qualität. Die Einführung eines normkon-      gessen ist auch, dass die Qualität der
der Studiengänge an die Erfordernisse        formen Qualitätsmanagementsystems,           Lehre bei den „Universities of Applied
der Praxis und gibt einen knappen            wie es Binner ausführlich beschreibt,        Sciences“ durch den Praxisbezug geprägt
Überblick über die einzelnen Stufen des      führt zu internen Verbesserungen der         ist. Diesen gilt es zu erhalten, bei Bache-
Akkreditierungsprozesses.                    Organisations- und Ablaufstrukturen der      lor- und Masterstudiengängen, wenn der
   Der Akkreditierungsprozess steht im       Hochschule, zu Zeiteinsparung, Stress-       Bologna-Prozess nicht zu einer Qualitäts-
Mittelpunkt des Beitrags von Nicolas P.      vermeidung, erhöhter Produktivität, aber     falle bei den Fachhochschulen führen
Sokianos von der TFH Berlin, der den         auch erhöhter Mitarbeitermotivation          soll. Dazu mehr im nächsten Heft.
Master of Science Studiengang „Interna-      und einer gefestigten Corporate Identity.                               Ihre Dorit Loos
tional Technology Transfer Manage-              Mathias Graumann beschäftigt sich
ment“ leitet. Er führt die Fragen auf, die   mit der Qualitätskontrolle der Leistung
im Rahmen der Akkreditierung des Stu-        der Hochschullehrer. Mit der Umsetzung

                                                                                      hlb Die neue Hochschule 5/2003               3
INHALT · DNH Heft 5 · Oktober 2003

                                             Akkreditierung
     AKKREDITIERUNG                         Autoren gesucht!                                                                                                                                                                                 37

                                            Editorial: Reformen, Reformen, Reformen                                                                                                                                                           3

                                            Akkreditierung
                                            Ein Arbeits- und Lernprozess                                                                                                                                                                      9
                                            Die zunehmende Autonomie der Hochschulen in Verbindung mit der Verwirk-
                                            lichung des Bologna-Prozesses verlangt eine Qualitätssicherung der Hochschul-
                                            abschlüsse. Der Generalsekretär der Stiftung der deutschen Wirtschaft,
                                            RA Hans Jürgen Brackmann, beschreibt die Akkreditierungspraxis der
                                            Foundation for International Business Administration Accreditation (FIBAA).

Qualitätssicherung durch Akkreditierung
Für viele Studiengänge hat die Zukunft schon begonnen                                                                                                                                                                                        14
Der wissenschaftliche Leiter der Graduate School der FH Offenburg, Lothar Schüssele, zeigt den typischen Weg
der Akkreditierung und gibt Tipps zum Ablauf.

Akkreditierung zum Master of Science:
Ein dornenreicher Weg                                            16                  MUSTER

Welche Fragen werden bei der Akkreditierung gestellt? Welche                                                                                                                                               Akkreditierungsagentur für
                                                                                                                                                                                                           Studiengänge der Ingenieur-
Schwierigkeiten ergeben sich? Durch welche Maßnahmen                                                                                                                                   ASIIN               wissenschaften, der Informatik,
                                                                                                                                                                                                           der Naturwissenschaften und
                                                                                                                                                                                                           der Mathematik e.V.

kann die Akkreditierung sicher gestellt werden und welche
Rückschlüsse ergeben sich dadurch auf die Hochschule?                                                                       Akkreditierungsurkunde
Nikolas P. Sokianos berichtet über die Akkreditierung des                     Die Akkreditierungsagentur für Studiengänge der Ingenieurwissenschaften, der Informatik,
Studiengangs International Technology Transfer Management                     der Naturwissenschaften und der Mathematik e. V. (ASIIN) hat auf Antrag der

an der TFH Berlin.                                                                                                                            Fachhochschule / Universität X
                                                                                                                                                - Fachbereich / Fakultät Y -
                                                                                                                                                           den
                                                                                                                                 Masterstudiengang / Bachelorstudiengang
                                                                                                                                    „Bezeichnung des Studiengangs“
                                                                                                                                               akkreditiert.

Systematische Qualitätsentwicklung im                                         Die Akkreditierung wird durch Beschluss der Akkreditierungskommission am tt.mm.jjjj

Hochschulbereich                                                              ausgesprochen und ist zeitlich befristet bis tt.mm.jjjj.
                                                                              Der Akkreditierung liegen die Kriterien der ASIIN in der Fassung vom 1. Februar 2002
                                                                              zugrunde. Der Studiengang wird gemäß den ASIIN-Richtlinien als stärker
Methoden und Konzepte                                            20                                                                    *
                                                                              anwendungsorientiert / stärker theorieorientiert eingestuft. Die Hochschule hat als
                                                                              Abschlussbezeichnung den Titel „Titel [z. B. Master of Science, Bachelor of Science, Master of
                                                                              Engineering, Bachelor of Engineering]“ vorgesehen.
H. F. Binner überträgt das betriebliche Qualitätsmanagement-
                                                                              tt.mm.jjjj
system nach DIN EN ISO 9001:2000 auf die Hochschulen
und zeigt dessen Nutzen für die Verbesserung der hochschul-
spezifischen Struktur-, Prozess-, Ergebnis- und Sozialqualität
                                                                              Prof. Dr.-Ing. Peter Pirsch                                                                               Dr. Iring Wasser
sowie bei der Evaluierung und Akkreditierung auf.                             Vorsitzender der Akkreditierungskommission                                                                Geschäftsführer

Qualitätssicherung und Qualitätskontrolle                                     Akkreditierungsrat                                                                                        Die ASIIN wurde am 12. Dez. 2002 vom
                                                                              Akkreditierungsrat für die Akkreditierung von Studiengängen mit den Abschlüssen Bachelor/ Bakkalaureus    Akkreditierungsrat in Bonn akkreditiert.
                                                                              und Master/Magister - Eingerichtet von Kultusministerkonferenz und Hochschulrektorenkonferenz

bei Wirtschaftsprüfern
und Hochschullehrern                                             25           *
                                                                                  Die KMK hat in ihrem Beschluss vom 05.03.1999 die zu diesen Profilen zugehörigen Abschlussbezeichnungen festgelegt.

Die Einführung der W-Besoldung mit einem festen Gehaltsbestandteil
und variabler Leistungsbezüge setzt ein sicheres
Leistungsmessungsverfahren voraus. Mathias Graumann beschreibt ein
Qualitätskontrollsystem für Wirtschaftsprüfer und entwickelt mögliche
Parallelen für ein entsprechendes System für Hochschullehrer.

Managementparadoxien
Ein Erfahrungsbericht über Steuerungsmechanismen
der niederländischen Fachhochschulen                                                                                                                                                                                                         32
Herman Blom nimmt Stellung zu dem zunehmenden ‚Managerismus’ an niederländischen Hochschulen. Ihre Umwandlung
in marktorientierte, nach privatwirtschaftlichen Mechanismen funktionierende Unterrichtsunternehmungen hat ihren Preis:
die Selbstentmachtung der Hochschullehrer durch Erfüllung der bürokratischen Anforderungen zahlreicher Qualitätssicherungs-
systeme und der dadurch bedingte Verlust intrinsischer Motivation führt zur Verringerung der Selbststeuerung der Hochschulen.

4    hlb Die neue Hochschule 5/2003
Impressum
                                                                                                           Herausgeber: Hochschullehrerbund –
                                                                                                           Bundesvereinigung – e.V. (hlb)

                                                                                                           Verlag: hlb, Postfach 20 14 48, 53144 Bonn,
                                                                                                           Telefon (02 28) 35 22 71, Telefax (02 28) 35 45 12
                                                                                                           eMail: hlbbonn@aol.com, Internet: www.hlb.de

                                                                                                           Chefredakteurin: Prof. Dr. Dorit Loos
                                                                                                           Buchenländer Str. 60, 70569 Stuttgart,
                                                                                                           Telefon (07 11) 68 25 08, Telefax (07 11) 677 05 96

                                                                                 Foto: Archiv Friedrich
                                                                                                           eMail: d.loos@t-online.de

                                                                                                           Redaktion: Dr. Hubert Mücke

                                                                                                           Titelbildentwurf: Prof. Wolfgang Lüftner

                                                                                                           Verbandsoffiziell ist die Rubrik „hlb-aktuell“.
                                                                                                           Alle mit Namen des Autors/der Autorin versehenen
                                                                                                           Beiträge entsprechen nicht unbedingt der Auffas-
                                                                                                           sung des hlb sowie der Mitgliedsverbände.
Hans R. Friedrich beim 13. Plakatwettbewerb 1999                                                           Erscheinungsweise: zweimonatlich
                                                                                                           Jahresabonnements für Nichtmitglieder
 hlb-AKTUELL                                 Aus Bund und                                                  € 45,50 (Inland), inkl. Versand
                                                                                                           € 60,84 (Ausland), zzgl. Versand

Wirtschaftsverbände wollen BA/MA       6     Ländern                                                       Probeabonnement auf Anfrage
                                                                                                           Erfüllungs-, Zahlungsort und Gerichtsstand ist
Hochschulen brauchen Wettbewerb –                                                                          Bonn.
Fachhochschulen brauchen
                                            HH: Hü und hott um die FHÖV     34
                                                                                                           Anzeigenverwaltung:
Chancengleichheit                      6    NW: Erfolgsfaktoren von                                        wmw Ralf und Jutta Müller,
Unzulängliche W-Besoldung                       Forschung und Lehre         35                             Lindenweg 28a, 53567 Asbach
                                                                                                           Telefon (0 26 83 ) 96 72 11,
öffentlich machen                      7    RP: Vermarktung von Wissen                                     Fax (0 26 83 ) 96 72 13
Bund will Bologna-Tempo forcieren      7        und Technologie             35
                                                                                                           Herstellung und Versand:
Unter einem Dach und
doch getrennt?                       29      Informationen                                                 Wienands PrintMedien GmbH,
                                                                                                           Linzer Straße 140, 53604 Bad Honnef

 FH-Trends                                   und Berichte
                                            Prof. Hans Rainer Friedrich
Bachelor-Studium Physiotherapie             im einstweiligen Ruhestand      36
und Logopädie/Sprachtherapie                                                                              Inserenten:
an der FH Oldenburg/Ostfriesland/           Jahrestagung 2003 des                                         LogiExam GmbH                                     S. 13
Wilhelmshaven                        18     Bad Wiesseer Kreises            38
„Internationale Weinwirtschaft“             Bundesweite Fachtagung zu                                     hlb-Studie zum Bologna-Prozess                    S. 42
in Geisenheim                        18     eLearning am 30./31. Oktober
                                            an der FH Potsdam               39                            Scientia GmbH: S-Plus                              U4
Kulturtourismus Brandenburg –
ein Lehrgang in sechs Teilen der            Verlässliche Information zur
FH Potsdam und des bbw                      Qualität von Studienangeboten
Bildungswerks der Wirtschaft         18     „auf einen Mausklick            39
                                     19     Die Fachhochschulen
                                                                                                                                                        Vorschau
Forschung zum Anfassen
                                            Deutschlands bieten einen
Preise für
außergewöhnliche Leistungen          19     neuen Ansprechpartner           40
                                            Mit dem Bachelor
 Meldungen                                  ins Unternehmen
                                            Ausgaben für Bildung und
                                                                            40                             Das Heft 6/2003

Die Privatkopie                      30     Forschung seit 1998 um                                         mit dem Schwerpunkt
Aktuelle Rundschreiben                      32,8 Prozent gestiegen          41
für Mitglieder                       30     BAFöG-Gelder                                                   Bologna-Prozess
Unfall auf dem Weg zur Arbeit        30     erheblich missbraucht           41
Häusliches Arbeitszimmer             30                                                                    erscheint
Haftung im Umgang mit
                                             Neues von
                                                                                                           Ende Dezember 2003
Maschinen an Hochschulen:
– Diplomarbeiten
                                     30
                                     31
                                             Kollegen                       42
– Drittmittelprojekte                31
Erst versichern – dann beraten!      31      Neuberufene                    43

                                                                             hlb Die neue Hochschule 5/2003                                                      5
hlb-aktuell

      Wirtschaftsverbände wollen                                          Hochschulen brauchen
                BA/MA                                                 Wettbewerb – Fachhochschulen
Berlin, den 8. Juli 2003. Die      Gespräches des hlb-Präsiden-        brauchen Chancengleichheit
Unternehmen in Deutsch-            ten mit dem Abteilungsleiter
land sind so unterschiedlich,      Bildungspolitik in der Bun-
wie es die Bachelor- und Mas-      desvereinigung der Deut-          Berlin, den 9. Juli 2003. Mit        ten ihren Lehrenden, und es
terstudiengänge in Zukunft         schen Arbeitgeberverbände,        dem gesetzlich verankerten           kann nicht angehen, dass Ab-
sein sollen. Da überrascht es      Stefan Küpper, sehr schnell       Auftrag an die Hochschulen,          solventen der Fachhochschu-
nicht, dass bisher nur die         das Wort von der Beschäfti-       Bachelor- und Masterstudi-           len in den Laufbahnen des öf-
großen, international agieren-     gungsfähigkeit, also einer ab-    engänge einzuführen und die          fentlichen Dienstes anders als
den Firmen den Bachelor und        gespeckten Form von Berufs-       Professorinnen und Professo-         ihre universitären Kommili-
den Master begrüßt haben.          befähigung.                       ren leistungsbezogen zu ver-         tonen eingestuft werden. Der
Sie haben auch in der Vergan-        Die Arbeitsgeberverbände        güten, hat der Bundesgesetz-         hlb-Präsident bat darüber
genheit ausländische Absol-        begrüßen grundsätzlich die        geber den Wettbewerb um              hinaus um Finanzierungssi-
venten eingestellt, sie besitzen   neuen Studiengänge, und sie       Studierende und Wissen-              cherheit für die Hochschulen
einen Überblick über den           werben in den angeschlosse-       schaftler verschärft. Alle           und die Vergütung der Leh-
Wert der einzelnen Abschlüs-       nen Unternehmen dafür. Der        Hochschulen sollen nun glei-         renden. Es müsse verhindert
se oder doch zumindest eine        Abschied vom bewährten            che Studienabschlüsse anbie-         werden, dass die für Zulagen
Personalabteilung, die diesen      Diplom fällt den Fachhoch-        ten und ihre Lehrenden nach          in den Ländern vorgesehenen
Wert einschätzen oder sogar        schulen schwer, schwerer als      gleichen Regeln vergüten.            Mittel gekürzt werden. Die
prüfen kann. Das wird klei-        den Universitäten. Was soll       Wettbewerb setzt Konkurrenz          Finanzminister sehen nicht
neren und mittleren Unter-         ein Bachelor-Ingenieur in         voraus. Konkurrieren können          den integralen Zusammen-
nehmen auch in Zukunft             sechs Semestern leisten? Wird     aber nur Hochschulen, die            hang zwischen Grundvergü-
nicht möglich sein. Sie konn-      der Regelabsolvent in Zu-         gleiche Chancen haben.               tung und Zulagen.
                                                                       Sowohl hinsichtlich der              Das universitäre Kartell
                                                                     Masterstudiengänge als auch          muss endlich aufgebrochen
                                                                     bei der Vergütung ihrer Leh-         werden: Der von Hans-Wolf-
                                                                     renden sind die Fachhoch-            gang Waldeyer vorgelegte Ge-
                                                                     schulen benachteiligt. Die           setzentwurf zur Herstellung
                                                                     hierzu vom Bund erlassenen           der Gleichwertigkeit der
                                                                     Rechtsvorschriften müssen            Fachhochschulen muss ohne
                                                                     dringend nachgebessert wer-          Abstriche vom Bundestag
                                                                     den. Diese Auffassung des            verabschiedet werden (vgl.
                                                                     hlb traf im Gespräch des hlb-        Die neue Hochschule 1/2003
                                                                     Präsidenten mit dem hoch-            und 3 - 4/2003). Wir werden
                                                                     schulpolitischen Sprecher der        an dieser Stelle regelmäßig
                                                                     SPD-Bundestagsfraktion,              über den Fortgang des Ge-
                                                                     Jörg Tauss, auf offene Ohren.        setzgebungsverfahrens berich-
                                                                     Es kann nicht sein, dass die         ten. Der Präsident des hlb
                                                                     Fachhochschulen ihren Leh-           dankte Herrn Professor Dr.
                                                                     renden im Durchschnitt               jur. Hans-Wolfgang Waldeyer
                                                                     1.000 Euro monatlich weni-           für sein unermüdliches En-
                                                                     ger zahlen als die Universitä-       gagement.

V.l.n.r.: Dr. Hubert Mücke (hlb-Geschäftsführer), Christoph Anz
(BDA), Stefan Küpper (Leiter Bildungspolitik BDA), Professor Dr.
iur. Nicolai Müller-Bromley (hlb-Präsident), Professor Dr. Günter
Siegel (hlb-Vizepräsident)

ten sich bislang auf die Qua-      kunft nicht mehr die Basis
lität der Diplomabschlüsse         des Führungspersonals in den
verlassen und befürchten           Unternehmen bilden, son-
nun, in Zukunft jeden einzel-      dern als Technischer Assistent
nen Bewerber prüfen und            anfangen müssen? Auch der
vielleicht sogar flächen-          hoch spezialisierte Bachelor-
deckend Traineeprogramme           studiengang ist keine echte
anbieten zu müssen. Denn es        Alternative zur breit angeleg-
ist zweifelhaft, dass die Bache-   ten Ausbildung. Ersterer ist
lorabsolventen dem An-             schnell einsetzbar, dürfte aber
spruch an Berufsbefähigung         im weiteren Berufsleben Pro-
bei einem sechssemestrigen         bleme bekommen, letzterer         V.l.n.r.: Professor Dr. iur. Nicolai Müller-Bromley (hlb-Präsident),
Studium gerecht werden kön-        muss im Unternehmen ange-         MdB Jörg Tauss, Professor Dr. Günter Siegel (hlb-Vizepräsident),
nen. Daher fiel während des        lernt werden.                     Dr. Hubert Mücke (hlb-Geschäftsführer)

6     hlb Die neue Hochschule 5/2003
hlb-aktuell

    Unzulängliche W-Besoldung
        öffentlich machen
Hamburg, 19. August. In           die genaue Kenntnis der ein-
Gesprächen mit den für Wis-       zelnen Lehrenden. Zurzeit
senschaft und Bildung zu-         scheint die W-Besoldung eine
ständigen Redakteuren der         Reform für wenige, denn die
Wochenzeitung DIE ZEIT,           Leistung der großen Masse
Martin Spiewak, und im            der Lehrenden liegt so eng
SPIEGEL, Julia Koch, be-          beieinander, dass Unterschie-
schrieb der hlb-Präsident die     de als konstruiert gelten müs-
Unzulänglichkeiten der W-         sen. Das gilt auch dann,
Besoldung und diskutierte         wenn die Ergebnisse studenti-
die Frage, ob die Promotion       scher Veranstaltungskritik
im Zuge der Internationali-       herangezogen werden. Auf          Dr. Hubert Mücke (hlb-Geschäftsführer) und Professor Dr. iur. Nicolai
sierung der Bildungsmärkte        Grund fehlender objektiver        Müller-Bromley (hlb-Präsident) studieren mit Martin Spiewak die neueste
von den Fachhochschulen ge-       Kriterien treffen die Studie-     Ausgabe der Wochenzeitung Die Zeit (v.l.n.r.).
fordert werden müsse.             renden ihr Urteil mehr über
   Die Einführung der soge-       die Person als über die Qua-
nannten leistungsbezogenen        lität der Veranstaltung: Die
Besoldung an den Hochschu-        direkte Kopplung der Evalua-                    Bund will
len wurde von den Medien          tionsergebnisse an die Höhe
begrüßt, ja sogar gefordert.      der Zulagen muss vermieden               Bologna-Tempo forcieren
Leistungsträger sollten be-       werden. Sie ist auch an aus-
lohnt, Leistungsverweigerer       ländischen      Hochschulen,      Berlin-Bonn, den 11.8.2003.       beitsmarkt bieten, und der
abgestraft werden können.         selbst an denen, die große        Probleme bei der Umsetzung        Bachelor sollte weiterhin be-
Doch wie sieht die Realität       Autonomie und Arbeitgeber-        des Bologna-Prozesses und         rufsbefähigend sein. Aus heu-
aus: Die Erfahrung an den         eigenschaft besitzen, nicht       die weiteren Planungen des        tiger Sicht muss nüchtern
Fachhochschulen in Nieder-        üblich.                           Bundes hierzu waren Gegen-        konstatiert werden, dass diese
                                                                    stand eines Gespräches, das       Versprechen nicht eingehal-
                                                                    der Geschäftsführer des Zen-      ten wurden:
                                                                    tralverbandes der Ingenieur-      ● Der Master der Fachhoch-
                                                                    vereine (ZBI), Dr. Hans-Jür-         schulen wurde von den In-
                                                                    gen Heß, hlb-Bundesge-               nenministern mit einem
                                                                    schäftsführer Dr. Hubert             Vorbehalt versehen.
                                                                    Mücke, und der Vorsitzende        ● Der Bachelor soll der Re-
                                                                    des ZBI-Ausschusses für In-          gelabschluss werden und
                                                                    genieuraus- und -weiterbil-          der Master nur in begrenz-
                                                                    dung, Professor Dr.-Ing. Al-         ter Zahl vergeben werden
                                                                    brecht Pfaud (FH Koblenz),           können.
                                                                    mit dem Bundesministerium         ● Der Druck auf die Hoch-
                                                                    für Bildung und Forschung,           schulen, einen sechssemes-
                                                                    das durch Herrn Dirk Schül-          trigen Bachelor zu verge-
                                                                    ler, Referatsleiter Hochschul-       ben ist groß. Wie dieser
                                                                    recht, sowie Frau Dorow und          Bachelor Praxisbezug und
                                                                    Frau Tauer, vertreten war,           Berufsbefähigung verbin-
                                                                    führte.                              den soll ist fraglich, schon
                                                                       Die im ZBI zusammenge-            gar wie in den Bauberufen
Julia Koch (Der Spiegel) im Gespräch mit Professor Dr. Nicolai      schlossenen Verbände stehen          die Kammerfähigkeit und
Müller-Bromley (hlb-Präsident)                                      der Einführung von Bache-            Bauvorlagenberechtigung
                                                                    lor- und Masterstudiengän-           erworben werden soll.
sachsen zeigt die Unmöglich-        Auf internationalem Ni-         gen skeptisch gegenüber.          Die neuen Studiengänge sol-
keit, Leistung so zu messen,      veau üblich ist aber die Ab-      Nicht ohne Grund: hat doch        len mit einer Modularisie-
dass sie Grundlage für die        grenzung von Hochschule zu        die Politik insbesondere den      rung verbunden werden. Dies
Vergabe von Leistungszulagen      postsekundärer Ausbildung         Fachhochschulen den Bolo-         könnte zu einer aufwandori-
sein könnte. Die Betroffenen      auf Grund des Promotions-         gna-Prozess mit Versprechun-      entierten Auswahl der Stu-
fühlen sich ungerecht behan-      rechts. So könnte es sein, dass   gen schmackhaft gemacht:          dieninhalte durch die Studie-
delt. Das führt zu Demotiva-      die Frage des Promotions-         Die Fachhochschulen sollten       renden führen. Dadurch
tion und Leistungsabfall. Of-     rechts für die Fachhochschu-      einen weiteren Abschluss er-      würde die ohnehin vorpro-
fensichtlich ist die Unfähig-     len von außen an die Fach-        halten, der eine wissenschaft-    grammierte Verengung der
keit der Hochschulen bei der      hochschulen und den hlb           liche Qualifikation bietet; sie   Abschlüsse zu einer weiteren
Bemessen der Leistungszu-         herangetragen wird.               sollten gleiche Abschlüsse wie    Einschränkung der berufli-
lagen insbesondere in großen                                        die Universitäten vergeben
Fachbereichen oder Fakultä-                                         können, die die gleichen Be-
ten. Dort fehlt der Leitung                                         rechtigungen auf dem Ar-                        Fortsetzung S. 8

                                                                                      hlb Die neue Hochschule 5/2003               7
hlb-aktuell

       chen Verwendbarkeit führen.        wanderungsgesetzes        wird   auch eine politische Eigendy-     schulische Vermittlung von
       Es sollte daher möglich sein,      vom Bund vorbereitet. Im         namik erhalten zu haben. Es       Wissen Einfluss nehmen. Al-
       dass Studierende zusätzliche       Ausland aber ist das Fach-       ist damit zu rechnen, dass        lerdings ist bisher kein prakti-
       Kenntnisse erwerben, eventu-       hochschuldiplom nicht ver-       schon sehr bald, vielleicht       kables Auswahl-Verfahren ge-
       ell sogar durch den Abschluss      mittelbar, sein Wert ist unbe-   schon im nächsten Jahr, die       funden. Der Vorschlag der
       mehrerer verwandter Bache-         kannt. Daher benötigen aus       Diplomabschlüsse aus dem          Kultusministerkonferenz,
       lorstudiengänge. Hochschul-        Sicht der Bundesregierung        Hochschulrahmengesetz ge-         eine Vorauswahl durch die
       rechtlich wäre dieses Vorge-       insbesondere die deutschen       strichen werden. Dann hätten      Halbjahresnoten vorzuneh-
       hen zulässig, wie das BMBF         Fachhochschulen internatio-      die Länder drei Jahre Zeit,       men und in den Sommermo-
       bestätigte. Allerdings wies das    nal übliche Abschlüsse. Bei      Diplomstudiengänge durch          naten Auswahlgespräche zu
       Ministerium darauf hin, dass       einem oder zwei Abschlüssen      Bachelor- und Masterstudi-        führen, werden von der Bun-
       Berufsbefähigung für ver-          sollte es dann nicht bleiben.    engänge zu ersetzen. Das          desregierung aber auch den
       schiedene Fächer unter-            Wenn sich der Bund mit sei-      hieße: Ab 2007/2008 keine         Verbänden abgelehnt. Die
       schiedlich ausgeprägt sein         nen Vorstellungen durchsetzt,    Studienanfänger in Diplom-        Studienbewerber sind insbe-
       kann. Mindestvoraussetzung         könnten die Hochschulen ein      studiengängen, also 3 Jahre       sondere an den Fachhoch-
       für den Bachelor müsse sein,       differenziertes Angebot von      vor dem politisch gesetzten       schulen so heterogen zusam-
       dass er Fortbildungsfähigkeit      Abschlüssen nach 6, 8 und 10     Ziel einer Umsetzung des Bo-      mengesetzt, dass sich die
       vermittle.                         Semestern anbieten. An die-      logna-Prozesses bis 2010, und     Noten der Bewerber selbst im
                                                                           dies für alle Studiengänge        gleichen Fach nicht miteinan-
                                                                           außer Medizin. In dieser Ein-     der vergleichen lassen. In die-
                                                                           schätzung scheiden sich die       ser Beziehung wird die Dis-
                                                                           Geister: die Verbände des ZBI     kussion weiter gehen müssen
                                                                           verlangen die Einführung von      oder die Schulen werden auf
                                                                           Bachelor- und Masterstudi-        anderen Wegen gezwungen
                                                                           engängen dort, wo es sinnvoll     werden, Hochschulreife zu
                                                                           ist, also wo die Studiennach-     vermitteln.
                                                                           frage und der Arbeitsmarkt           Während die schulische
                                                                           dies verlangen, nicht aber        Ausbildung immer noch kei-
                                                                           dort, wo es die Politik           nem Qualitätssicherungsver-
                                                                           wünscht.                          fahren unterworfen ist, gilt
                                                                              Die Bundesregierung er-        dieses für die neuen interna-
                                                                           hofft sich von der Einführung     tionalen         Studiengänge
                                                                           von Bachelor- und Masterstu-      grundsätzlich seit Jahren: Ak-
                                                                           diengängen auch eine Redu-        kreditierung heißt es und soll
                                                                           zierung der Abbrecherquoten.      dafür sorgen, dass die Hoch-
                                                                           Kurze, gestufte Studienab-        schulen in Zukunft weitge-
                                                                           schnitte, verbunden mit Mo-       hend selbst die Inhalte der
                                                                           dularisierung und Kredit-         Studiengänge        bestimmen
V.l.n.r.: Dr. Hubert Mücke (hlb-Geschäftsführer), Frau Dorow (BMBF),       punkten, sollen hierzu beitra-    können. Private Agenturen,
Dr. Jürgen Heß (Geschäftsführer ZBI), Professor Dr.-Ing.Albrecht Pfaud     gen. Demgegenüber zeigt die       in denen Hochschulen, Stu-
(FH Koblenz)                                                               Erfahrung an den Hochschu-        dierende, Wirtschaft und Ver-
                                                                           len andere Ursachen des Stu-      bände mitwirken, sollen Min-
                                                                           dienabbruchs. An erster Stelle    deststandards der Studien-
          Die Hochschulen sind            ser Stufung sollte sich dann     sind die unzureichenden           gänge garantieren. Sie werden
       eben auch nur ein Abbild der       auch die Einstellungspraxis      schulischen Vorkenntnisse         ihrerseits durch den Akkredi-
       gesellschaftlichen Umstände        im öffentlichen Dienst aus-      der Studienanfänger zu nen-       tierungsrat überwacht. Staats-
       und diese werden durch den         richten. Die Bundesregierung     nen. Die Probleme liegen im       ferne ist eine der grundlegen-
       demographischen Faktor be-         wird sich für eine Spreizung     Bereich der Ingenieurstudi-       den Voraussetzungen für das
       stimmt. Als Teil der Sozialsys-    der Anfangsbesoldungen ein-      engänge hauptsächlich im          Funktionieren dieses Systems,
       teme unterliegen auch die          setzen, die unabhängig von       Mathematik-Stoff der Mittel-      und doch mischen sich die
       Hochschulen den Auswir-            der Hochschulart, aber ab-       stufe. Dieses Problem wird        Länder auch in dieses System
       kungen der sinkenden Ge-           hängig von der Regelstudien-     von der Bundesregierung           ein, ja sie gründen Agenturen,
       burtenrate. Sie wird in abseh-     zeit Vergütungen anbieten,       ebenfalls gesehen und sie will    die von ihnen beherrscht wer-
       barer Zeit zu einem gravie-        die in der ersten Stufe zum      auch darauf reagieren. Zwar       den: eine Entwicklung, die
       renden Mangel an Fachkräf-         Beispiel zwischen A 10 und       besitzt sie keine direkte Ge-     der Akkreditierungsrat auf-
       ten führen. Der in langer          A 12, in der zweiten Stufe       setzgebungskompetenz im           merksam beobachten sollte.
       Sicht absehbare Rückgang der       zwischen A 11 bis A 13 und in    Schulbereich – dieser ist reine   Leider sind bisher nur die we-
       Hochschulabsolventen und           der letzten Stufe zwischen       Ländersache – sieht aber          nigsten Studiengänge akkre-
       damit der Arbeitskräfte kann       A 12 und A 14 liegen könn-       Rechtfertigung für Initiati-      ditiert. Den Studierenden
       dann nicht mehr allein durch       ten. Einstufungspfade könn-      ven, denn die schlecht vorbe-     kann nur geraten werden,
       deutsche Absolventen gedeckt       ten dann auch die Diskrimi-      reiteten Schüler belasten die     hierauf in Zukunft verstärkt
       werden. Sie müssen auch aus        nierung der FH-Absolventen       Hochschulen und die Abbre-        zu achten. Aus Sicht des Bun-
       dem Ausland an die deut-           im öffentlichen Dienst auflö-    cher den Arbeitsmarkt.            des geht derjenige ein hohes
       schen Hochschulen geholt           sen.                                Die Auswahl der Studi-         Risiko ein, der ein Studium
       und später hier im Land ge-           Neben der demographisch       enanfänger durch die Hoch-        in einem nicht akkreditierten
       halten werden. Eine entspre-       bedingten     Eigendynamik       schulen könnte durch Noten-       Studiengang aufnimmt.
       chende Erweiterung des Zu-         scheint der Bologna-Prozess      Gewichtung auch auf die

       8     hlb Die neue Hochschule 5/2003
Brackmann

                                                        Akkreditierung
                                                  Ein Arbeits- und Lernprozess
                                   War der Begriff Akkreditierung bis vor       Möglichkeit eröffnet, international kom-
                                   kurzem in Deutschland noch ein Fremd-        patible Studiengänge, die zum Bachelor-
                                   wort, hatte er international schon längst    und Master-Abschluss führen, anzubie-
                                   eine Tradition. Insbesondere auf dem         ten. Die Entscheidung zur Errichtung
                                   wirtschaftswissenschaftlichen Sektor –       dieser Studiengänge an den einzelnen
                                   und hier vor allem für die Fülle von         Hochschulen obliegt jedoch nicht diesen
                                   MBA-Programmen – gibt es zahlreiche          selbst, sondern nach wie vor dem jeweili-
                                   nationale Qualitätssicherer, die diese Art   gen Landesministerium. Vor dieser staat-
                                   der Gütekontrolle seit vielen Jahrzehnten    lichen Entscheidung soll nach einem ge-
                                   betreiben. Dabei gibt es zwei Ausrichtun-    meinsamen Beschluss von Kultusminis-
Der Generalsekretär                gen, nach denen sich die Akkreditie-         terkonferenz (KMK) und Hochschulrek-
der Stiftung der                   rungsagenturen unterscheiden: während        torenkonferenz (HRK) ein Akkreditie-
                                   die einen eine Fakultät bzw. eine Busi-      rungsverfahren durchgeführt werden, in
Deutschen Wirtschaft               ness-School im Ganzen unter die Lupe         dem die Qualität des neuen Studienan-
berichtet über die                 nehmen und bewerten, konzentrieren           gebotes überprüft und bewertet wird. Als
                                   sich die anderen auf die Überprüfung         „Prüfinstanz“ wurde von der KMK und
Akkreditierungspraxis              einzelner Studiengänge bzw. einzelner        der HRK ein Akkreditierungsrat einge-
der FIBAA                          Programme.                                   setzt, dessen Aufgabe es ist, den Ablauf
                                      Allein im Bereich MBA und Wirt-           der fachlich-inhaltlichen Begutachtung
                                   schaftswissenschaften ist der internatio-    der neuen Studiengänge zu koordinieren
                                   nale Markt gut bestückt mit Akkreditie-      und die mit der Prüfung und Bewertung
                                   rungsagenturen. Der Bogen der Akkredi-       beauftragten Agenturen zu akkreditieren.
                                   tierer spannt sich zum Beispiel von den         Mittlerweile gibt es in Deutschland
                                   USA mit der 1916 gegründeten Ameri-          sechs dieser Agenturen, die sich im Auf-
                                   can Assembly of Collegiate Schools of        gabenspektrum unterscheiden: so über-
                                   Business (AACSB) über die Asociacion         prüfen drei dieser Einrichtungen alle Stu-
                                   Espanola de Escuelas de Direccion de         dienangebote von Universitäten und
                                   Empresas (AEEDE) in Spanien, die eng-        Fachhochschulen, während die drei an-
                                   lischen Akkreditierer Association of         deren sich als Fachakkreditierungsagen-
                                   MBAs (AMBA) und Association of Bu-           turen verstehen, die sich in ihrem Aufga-
                                   siness Schools (ABS), das Chapitre in        benfeld – durchaus nicht unüblich im in-
                                   Frankreich, die Foundation for Interna-      ternationalen Kontext – auf einzelne Stu-
                                   tional Business Administration Accre-        dienbereiche konzentrieren. Hierzu zählt
                                   ditation (FIBAA) für den deutschspra-        auch die Foundation for International
                                   chigen Raum bis hin zu den Gründun-          Business Administration Accreditation
                                   gen in Mittel- und Osteuropa wie Russi-      (FIBAA) mit ihrem Fokus auf wirt-
                                   an Association of Business Education         schaftswissenschaftlich orientierte Bache-
                                   (RABE); Central and Eastern European         lor- und Master-Studiengänge.
                                   Management Development Network                  Alle sechs Agenturen sind berechtigt,
                                   (CEEMAN) und Forum in Polen.                 das Qualitätssiegel des Akkreditierungs-
                                      Ähnlich verhält es sich in anderen        rates an diejenigen Studiengänge zu ver-
                                   Wirtschaftsbereichen. Auch hier ist die      leihen, die das Begutachtungsverfahren
                                   Akkreditierung international Standard.       positiv absolviert haben. Dabei arbeiten
                                   Zwar müssen die von den Akkreditie-          in allen Agenturen auch Vertreter der Be-
                                   rungsagenturen ausgewiesenen Ergebnis-       rufspraxis in den Begutachtungs- und in
                                   se noch nicht ohne weiteres vergleichbar     den Entscheidungsverfahren mit, mit
                                   sein. Aber die Tendenz, dass über Ab-        dem Ziel, dass Berufsrelevanz und
                                   sprachen, gemeinsame Standards und           Marktakzeptanz die neuen Studiengänge
                                   sogar gemeinsame Bewertungsverfahren         auszeichnet.
                                   Vergleichbarkeit geschaffen wird, ist           Eine weitere Besonderheit: Die Ergeb-
                                   deutlich spürbar. Dies ist ganz im Inte-     nisse der von den Akkreditierungsagen-
                                   resse der Studierenden, vor allem aber       turen durchgeführten Prüfverfahren wer-
                                   auch des Abnehmermarktes.                    den veröffentlicht. Damit sollen Trans-
RA Hans-Jürgen Brackmann                                                        parenz, Vergleichbarkeit und Orientie-
Generalsekretär der Stiftung der            Der deutsche Weg                    rung über die jeweils angebotenen Studi-
Deutschen Wirtschaft                                                            engänge gefördert werden.
Breite Straße 29                   In Deutschland wurde mit der Novelle            Bislang wurde die länderübergreifende
10178 Berlin                       des Hochschulrahmengesetzes seit 1998        Vergleichbarkeit der Studiengänge und
                                   Universitäten und Fachhochschulen die        -abschlüsse in Deutschland über meist

                                                                            hlb Die neue Hochschule 5/2003              9
FIBAA

                                                                                                              und Akkreditierungskommission) arbei-
                                                                                                              teten von Anfang an Wissenschaftler,
                                                                                                              Unternehmens- und Verbandsvertreter
                                                                                                              aller drei Länder mit, seit 1999 auch Ge-
                                                                                                              werkschaftler und Studentenvertreter.
                                                                                                                 Die FIBAA versteht sich heute als eine
                                                                                                              Akkreditierungsagentur, die das Ziel hat,
                                                                                                              eine hohe Qualität aller wirtschaftsorien-
                                                                                                              tierten Bachelor- und Masterstudienan-
                                                                                                              gebote in Deutschland, Österreich und
                                                                                                              der Schweiz sicherzustellen sowie für Be-
                                                                                                              rufsrelevanz und Marktakzeptanz dieser
                                                                                                              neuen Studienangebote zu sorgen. Sie
                                                                                                              akkreditiert hochschulübergreifend diese
                                                                                                              Bachelor- und Masterstudiengänge (also
                                                                                                              BWL, VWL, Wirtschaftsinformatik,
                                                                                                              Wirtschaftsingenieurwesen, Wirtschafts-
Foto: MEV-Verlag

                                                                                                              psychologie, Wirtschaftsrecht, usw.) mit
                                                                                                              deutschsprachiger oder englischer Be-
                                                                                                              zeichnung, die staatliche und private In-
                                                                                                              stitutionen in den drei Ländern anbieten.
                                                                                                              Hierfür wurde sie auch vom Akkreditie-
                                                                                                              rungsrat in Deutschland im Jahre 2000
                   zeitaufwendig ausgehandelte Rahmen-           Dies muss das Ziel einer international an-   akkreditiert und im Jahre 2002 für weite-
                   prüfungsordnungen in Kommissionen             gelegten breiten Akkreditierungswelle        re fünf Jahre re-akkreditiert.
                   sicher gestellt, in denen vor allem die       sein. Darauf haben sich auch die europä-        Die FIBAA ist seit 1997 Mitglied im
                   Kultusbehörden und die Hochschulen            ischen Hochschulrektoren auf ihrer Kon-      EQUAL-Board, dem Forum der natio-
                   mitwirkten. Die Entscheidungen fielen         ferenz in Salamanca im Frühsommer            nalen Akkreditierer Europas für wirt-
                   im Wesentlichen nach der „Papierform“.        2001 verständigt. Angesichts der mobiler     schaftsorientierte Studienprogramme.
                   Mit der Umstellung auf Akkreditierungs-       werdenden Studierenden ist es für die ein-   Unter aktiver Mitarbeit von FIBAA sind
                   verfahren ist Deutschland nunmehr ein-        zelnen Hochschulen unter qualitativen        dort u. a. die „European Guidelines for
                   geschwenkt auf den Pfad internationaler       Aspekten wichtig zu wissen, welche Leis-     MBA Programmes“ sowie „Distance
                   Gepflogenheiten.                              tungen ihre Studierenden an anderen          Learning Guidelines“ und eine Taxono-
                                                                 Hochschulen, sei es im Inland oder im        mie für Master-Programme verabschie-
                   Transparenz und Vergleichbarkeit              Ausland, erbracht haben und wie diese in     det worden. „Bachelor Guidelines“ und
                             sind gefragt                        ihrer Qualität einzustufen sind. Dies be-    Dokumente zur Klärung bestimmter
                                                                 fördert die Entwicklung von Excellenz –      Problemstellungen, wie beispielsweise
                   In Deutschland gab es bis vor kurzem          und für diesen Prozess ist die Akkreditie-   „Internationalisation“ und „Research and
                   noch sehr wenige Informationen über die       rung eine notwendige Voraussetzung.          Development“ sind weitere Arbeitsergeb-
                   neuen Bachelor- und Masterstudiengän-                                                      nisse auf dieser Ebene.
                   ge, über ihr Anforderungsprofil und über                  Die FIBAA                           Seit 2002 ist FIBAA Mitglied in
                   die Arbeitsmarktlage für Absolventen              als Akkreditierungsagentur               ENQA, dem European Network for
                   dieser neuen Studiengänge. Dass Unter-                                                     Quality Assurance in Higher Education,
                   nehmen, die bereits Erfahrung mit aus-        Die Foundation for International Busi-       und seit 2003 beteiligt sie sich an der
                   ländischen Bachelorabsolventen besitzen,      ness Administration Accreditation –          Formierung von ECA, dem European
                   sich auch den neuen deutschen Studien-        FIBAA wurde im September 1994 mit            Consortium for Accreditation. Die
                   angeboten gegenüber sehr aufgeschlossen       dem Ziel gegründet, den Markt der            FIBAA hat mit diesen Mitgliedschaften
                   zeigen, reicht nicht für eine breite Akzep-   MBA-Programme (Master of Business            gezielt eine deutliche Verankerung in
                   tanz der Absolventen dieser Angebote auf      Administration) transparent zu machen        einem internationalen Netzwerk gesucht,
                   dem Arbeitsmarkt. Zwar gibt es mittler-       und nach Qualitätskriterien zu bewerten.     um so für eine Vergleichbarkeit der Ar-
                   weile zahlreiche positive Äußerungen von      Die Initiative zur Gründung der FIBAA        beit im wirtschaftswissenschaftlich orien-
                   Unternehmen, insbesondere von den             ging seinerzeit von der Bundesvereini-       tierten Akkreditierungssektor und für
                   großen, international operierenden Un-        gung der Deutschen Arbeitgeberverbän-        eine bessere Transparenz der internatio-
                   ternehmen, die sich klar für die Einstel-     de und dem Deutschen Industrie- und          nalen Anbieterszene zu sorgen.
                   lung von Bachelor- und Master-Absol-          Handelskammertag aus, die gemeinsam             Folgende Merkmale prägen die Arbeit
                   venten aussprechen. Entscheidend für          mit Wissenschaftlern und Unterneh-           der FIBAA:
                   die Akzeptanz dieser Entwicklung aber         mensvertretern Verfahren zur Prüfung         ● Grundsätzlich besteht ein Gutachter-
                   wird sein, wie die Studiengänge im Ak-        und Begutachtung von MBA-Studienan-              team aus drei Personen, davon zwei
                   kreditierungsprozess abschneiden wer-         geboten auf Basis internationaler Muster         aus dem Bereich der Wissenschaft
                   den. Hier werden die Marken gesetzt,          erarbeiteten.                                    (Universität und Fachhochschule)
                   nach denen sich Absolventen wie auch             In diese Initiative wurden die schwei-        und eine aus der Berufspraxis (Unter-
                   die Nachfrageseite auf dem Arbeitsmarkt       zer und österreichischen Wirtschaftsver-         nehmensvertreter(in)).
                   richten können.                               bände einbezogen, mit denen dann ge-         ● FIBAA erarbeitet im Akkreditierungs-
                      Deshalb ist es wichtig, als Ergebnis       meinsam der institutionelle Rahmen               verfahren ein Studiengangsprofil
                   einer Akkreditierung nicht nur ein „Be-       (eine schweizer Bundesstiftung) für das          durch die Bestimmung von Ausprä-
                   standen“, sondern vielmehr das Profil des     neue Aktionsfeld gefunden wurde. In              gungsstufen der Qualitätselemente.
                   Studienganges im Einzelnen auszuweisen.       den Gremien der FIBAA (Stiftungsrat              Das Profil setzt auf Mindeststandards

                   10   hlb Die neue Hochschule 5/2003
Brackmann

    auf, die den unteren Referenzrahmen      ●   Master of Business Administration                      Durch die FIBAA
    bilden, während gleichzeitig die Be-         (for Central and Eastern Europe) der           akkreditierte Studienprogramme
    wertungen oberhalb der Basislinie zu         Europa-Universität Viadrina in
    einem klaren Ausweis des Stärken-            Frankfurt (Oder). Die Federführung        nach Ländern:
                                                                                                 in Deutschland                        64
    und Schwächenprofils führen. Damit           lag bei der FIBAA.
                                                                                                 in Österreich                         10
    hat sich das Gütesiegel der FIBAA        Zum 01.09.2003 lagen insgesamt 52                   in der Schweiz                         6
    durchgesetzt. Aufschlussreich ist vor    weitere Verträge für Akkreditierungen in            in Niederlanden                        1
    allem die Transparenz durch Profilbe-    Deutschland, Österreich und der
    schreibung, die mit dem FIBAA-Be-        Schweiz vor. Die Verfahren befinden sich      nach Studienzyklus:
    wertungsverfahren geschaffen wird;       in unterschiedlichen Bearbeitungsstän-              Bachelor-Studiengänge                 26
    dies vor allem akzeptieren der Markt,    den.                                                    – davon Fernstudium                3
    die Studieninteressenten, die Anbieter      Grundsätzlich bieten die neuen, ge-              Master-Studiengänge                   55
    und die Abnehmer.                        stuften Studiengänge das Bild einer                     – davon Fernstudium                3
●   Von den Studienanbietern werden in       großen Vielfalt an Bildungszielen, Orga-                – davon MBA                       41
    sieben Kapiteln Aussagen erwartet zu     nisationsformen und Kooperationsstruk-
                                                                                           nach Hochschulart:
    den konzeptionellen Grundlagen und       turen. Kooperationen bilden sich auch               staatliche Hochschulen                39
    Zielen des Studienganges, zu den Zu-     durch Verbindung von Initiativen staatli-           Staatlich anerkannte Hochschulen      37
    lassungsvoraussetzungen, zu den          cher Hochschulen und privatwirtschaftli-            Private Institutionen                  5
    Strukturelementen und zur Gestal-        cher Seite. Es gehört zur Aufgabe der
    tung, zu Curriculum und Programm-        FIBAA, dieser Vielfalt und der kreativen      nach Hochschulform:
    inhalten, zu den Lehr- und Lernfor-      Entwicklung des Hochschulsystems                    Universitäten und
    men, zum Lehrkörper, zu den Res-         Raum zu geben, dabei aber mit „Min-                 ausgegründete Institute               16
    sourcen und zum Management.              deststandards“ (die gleichwohl einen                Fachhochschulen                       58
●   Insgesamt entsteht ein Bewertungs-       hohen Leistungsanspruch beinhalten)                 Hochschule eigenen Typs                2
                                                                                                 Private Institutionen                  5
    spektrum von rund 100 Qualitätskri-      und differenzierenden Qualitätsprofilen
    terien, mit dem das Profil des Studi-    die Transparenz im tertiären Bildungsbe-
    enangebotes mit seinen Stärken und       reich zu fördern.                            nenministerkonferenz erstmals ein kon-
    Schwächen deutlich beschrieben wird.        Die Arbeit der Akkreditierungsagentu-     kretes Anforderungsprofil für die Lauf-
                                             ren eröffnet für den Hochschulsektor         bahn des höheren Dienstes vorgestellt. In
           Stand ihrer                       aber auch neue Möglichkeiten. So haben       Abstimmung mit der Kultusminister-
     Akkreditierungsverfahren                vier private Institutionen in Deutschland    konferenz ist Folgendes festgelegt wor-
                                             mittlerweile die staatliche Anerkennung      den:
Insgesamt 81 Studienprogramme wur-           als Hochschule auf Basis der FIBAA-Ak-         Der Zugang zum höheren Dienst er-
den seit Zulassung der FIBAA durch den       kreditierung ihrer ersten Studiengänge       fordert ein Studium, das durch die Ver-
deutschen Akkreditierungsrat im Jahr         erreichen können. Die zuständigen Mi-        mittlung
2000 akkreditiert, davon in den ersten       nisterien hatten zur Aufnahme der Ver-       ● der Zusammenhänge des studierten
sieben Monaten des Jahres 2003 allein        fahren angeregt, die Ergebnisse abgewar-        Faches,
40. Dies weist auf einen recht steil an-     tet und auf deren Grundlage über die         ● der Fähigkeit, wissenschaftliche Me-
steigenden Gradienten bei den Anträgen       staatliche Anerkennung als Hochschule           thoden und Erkenntnisse anzuwen-
auf Akkreditierung. Inzwischen sind drei     entschieden.                                    den und
Programme aus der Zeit vor 1999 nach                                                      ● der für den Übergang in die Berufs-
den inzwischen überarbeiteten Verfah-            Akkreditierung und Zugang                   praxis notwendigen Fachkenntnisse
rensrichtlinien re-akkreditiert worden:             zum höheren Dienst                    gekennzeichnet ist.
● Der „Executive MBA“ der Donau                                                             Das Studium muss daher im Wesentli-
   Universität Krems,                        Zu einem Zankapfel der Hochschulszene        chen von folgenden Kriterien und Ele-
● der „Master of Business Administra-        wurde der von der Innenminister- und         menten geprägt sein:
   tion“ der Webster University, Wien        der Kultusministerkonferenz gefundene        ● Vermittlung der Befähigung zu wis-
   und                                       Kompromiss, nach dem für die an Fach-           senschaftlicher Arbeit und Methodik
● der „Master of Business Administra-        hochschulen erworbenen Master-Ab-               dieses Faches,
   tion“ der Fachhochschule Esslingen.       schlüsse erst nach einem besonderen Ak-      ● Vermittlung von theoretisch-analyti-
Als Erweiterung der internationalen          kreditierungsverfahren der Zugang zum           schen Fähigkeiten,
Kompetenz in Sachen Akkreditierung           höheren Dienst eröffnet werden soll.         ● Herausbildung intellektueller und so-
wurde in Zusammenarbeit mit dem              Diese Entscheidung konterkariert im             zialer Kompetenzen durch Vermitt-
Dutch Validation Council (D.V.C.) in         Ansatz das Ziel von Akkreditierungsver-         lung von abstraktem, analytischem,
den Niederlanden folgende Doppel-Ak-         fahren, generell für Transparenz der über-      über den Einzelfall hinausgehendem
kreditierung ausgesprochen:                  prüften Studienangebote zu sorgen,              und vernetztem Denken,
● Master-Studiengang „Managing Hu-           wenn es mit dieser Zielrichtung allein auf   ● Vermittlung der Fähigkeit, sich
   man Resources“ an der Saxion Hoge-        Fachhochschulen gemünzt ist. Ange-              schnell methodisch und systematisch
   school Ijselland in Deventer. Die Fe-     sichts des Wettbewerbs auf dem interna-         in Neues, Unbekanntes einzuarbeiten,
   derführung lag bei D.V.C..                tionalen Hochschulmarkt ist damit zu-        ● Förderung von Selbständigkeit, Krea-
Mit dem D.V.C. ist inzwischen ein förm-      gleich ein Stolperstein für die deutschen       tivität, Offenheit und Pluralität,
liches Kooperationsabkommen geschlos-        Fachhochschulen gelegt worden, da mit        ● Förderung von Kommunikations-
sen worden.                                  Blick auf den Zugang zum höheren                fähigkeit (Streit-, Diskussions-, Dis-
   Mit der polnischen Partneragentur         Dienst die Wertigkeit von Fachhoch-             kursivorientiertheit von Studiengän-
FORUM wurde 2002 die Doppel-Ak-              schulen grundsätzlich anders behandelt          gen, Kritikfähigkeit, Fähigkeit zur
kreditierung des folgenden Programmes        wird als die der Universitäten.                 selbständigen Urteilsbildung, dialekti-
durchgeführt:                                   In diesem Zusammenhang hat die In-           sches Denken).

                                                                                      hlb Die neue Hochschule 5/2003            11
FIBAA

                   Die FIBAA hat in der internen Ausein-        ● Gelingt es im Studium, ein strategi-        soziale Aspekte des Fachgebietes ver-
                   andersetzung mit dem Beschluss von             sches Denken, das über die funktiona-       mittelt?
                   IMK und KMK festgestellt, dass das vor-        len Anforderungen des Arbeitsfeldes         Weitere Fragen gehen auf die Unter-
                   gesehene Anforderungsprofil in den vor-        hinausgeht, anzulegen?                   richtsmethoden, die Didaktik, das Lehr-
                   liegenden Standards der FIBAA enthal-        ● Werden die Studierenden zu einer         material, die Prüfungsarbeiten usw. ein.
                   ten ist und in jedem Akkreditierungsver-       persönlichen Offenheit für fremde,       Wenn dies Standard bei allen Akkreditie-
                   fahren überprüft wird. Dabei wird fol-         insbesondere transnational existente     rungsagenturen ist, dann sollte es bald
                   gendermaßen vorgegangen, um es bei-            Sichtweisen und deren Integration in     nicht mehr des aufwendigen und perso-
                   spielhaft zu verdeutlichen:                    das eigene Denken und Handeln hin-       nalintensiven Begutachtungsverfahrens
                      Zur Frage, wie weit es dem Studien-         geführt?                                 und der Beteiligung von Vertretern der
                   gang gelingt, die Studierenden wissen-       ● Werden die Studierenden gefördert        Innenressorts der Länder bedürfen. Ent-
                   schaftlich zu qualifizieren, werden fol-       hinsichtlich ihrer persönlichen Offen-   scheidend für den Zugang zum höheren
                   gende Kriterien berücksichtigt:                heit für Wandlungsprozesse und In-       Dienst sollte das ausgewiesene Qualitäts-
                   ● Gelingt es, den Studierenden ein dem         novation allgemein?                      profil des von der Akkreditierungsagen-
                       angestrebten akademischen Grad an-       ● Wird den Studierenden die kritische      tur überprüften und bewerteten Studien-
                       gemessenes, vertieftes Verständnis für     Auseinandersetzung mit aktuell disku-    ganges sein.
                       die Theorie- und Modellbildung die-        tierten Sachverhalten gesellschaftli-
                       ser wissenschaftlichen Disziplin zu        cher, politischer und fachlicher Art           Weitere Entwicklungen
                       vermitteln?                                abverlangt?
                   ● Wird ein vertieftes Verständnis für die    Weitere Ansätze zur Überprüfung des        Im Zuge des Bologna-Prozesses wird er-
                       Anwendung der Theorie oder Model-        Anforderungsprofils vom IMK und            kennbar, dass mittlerweile eine Fülle von
                       le bei der Lösung praktischer Proble-    KMK sind folgende Fragen, die wieder-      Akteuren im deutschsprachigen Raum
                       me vermittelt?                           um im Einzelnen dann aufgeblättert wer-    und in Europa auftreten, um die Ent-
                   ● Werden die Studierenden zu einer           den:                                       wicklungen im Rahmen der Qualitätssi-
                       wissenschaftlichen Neugierhaltung für    ● Wie weit ist das Curriculum darauf       cherung mit zu gestalten. Hierzu gehören
                       theoretische Fragestellungen und Em-       ausgerichtet, den Studierenden auf       nationale und internationale Institutio-
                       pirie hingeführt?                          wissenschaftlicher Basis persönliche     nen, die miteinander verflochten sind
                   ● Entwickeln die Studierenden in die-          Befähigungen in gebräuchlichen           bzw. sich zu gemeinsamen Handlungs-
                       sem Studium die Befähigung zu              Handlungsmustern des relevanten Be-      strategien zusammen geschlossen haben.
                       mehrdimensionaler Betrachtungswei-         rufsfeldes zu vermitteln?                In diesem Zusammenhang ist der Zu-
                       se von theoretischen oder praxisbezo-    ● Wie weit ist das Curriculum darauf       sammenschluss des österreichischen Ak-
                       genen Aufgabenstellungen?                  ausgerichtet, den Studierenden per-      kreditierungsrates und des dortigen
                   ● Werden die Studierenden für eine kri-        sönliche Befähigungen in der Umset-      Fachhochschulrates, des Schweizer Or-
                       tische Wägung der eigenen bisherigen       zung wissenschaftlich-analytischer       gans für Qualitätssicherung und des
                       Ansätze, Sichtweisen und Orientie-         Methoden für Probleme der berufli-       deutschen Akkreditierungsrates zu sehen.
                       rungen sensibilisiert?                     chen Praxis zu vermitteln?               Hierzu gehören aber auch die schon er-
                   In gleicher Weise wird mit der Frage,        ● Wie weit ist das Curriculum darauf       wähnten Zusammenschlüsse wie ENQA
                   welches Potenzial dieser Studiengang           ausgerichtet, die Studierenden in        und ECA: Ziel von ENQA ist es, dass
                   hinsichtlich der Förderung von Befähi-         ihren professionellen Sozialkompeten-    die europäischen Hochschulen an der
                   gungen, die eine akademisch gebildete          zen weiterzubilden?                      Qualitätssicherung und -prüfung der
                   Persönlichkeit auszeichnen, besitzt, ver-    ● Wie weit ist das Curriculum darauf       Studienabschlüsse beteiligt werden. Auf
                   fahren. Hier werden folgende Kriterien         ausgerichtet, die Befähigung zur pro-    diese Weise sollen europäische Abschlüs-
                   betrachtet:                                    fessionellen Nutzung der Datenverar-     se besser miteinander verglichen werden
                   ● Gelingt es im Studium, in den Studie-        beitung im Berufsfeld zu fördern?        können. So soll durch ENQA gefördert
                       renden eine mehr generalistisch-         ● Welche so genannten Schlüsselqualifi-    werden, dass die Evaluations- / Akkredi-
                       fachübergreifende Orientierung zu          kationen werden vermittelt?              tierungsinstanzen der einzelnen Länder
                       entwickeln?                              ● In welcher Form werden ethische und      sich untereinander über ihre Richtlinien
                                                                                                           und Verfahren absprechen und so größe-
                                                                                                           re Kooperationen möglich machen. In
                                                                                                           ECA haben sich hingegen die Akkredi-
                                                                                                           tierungsagenturen zusammen geschlos-
                                                                                                           sen, da sie sich in ENQA nicht ausrei-
                                                                                                           chend berücksichtigt fühlen.
                                                                                                              Dabei ist es gegenwärtig nicht abseh-
                                                                                                           bar, welche Initiativen sich durchsetzen
                                                                                                           und die weitere Entwicklung entschei-
                                                                                                           dend mitbestimmen werden. Allein be-
                                                                                                           deutsam für die weitere Arbeit im Akkre-
                                                                                                           ditierungsprozess wird sein, dass Trans-
                                                                                                           parenz und Vergleichbarkeit geschaffen
                                                                                                           werden; dies gilt sowohl für die Prüf- und
Foto: MEV-Verlag

                                                                                                           Bewertungsverfahren als auch für das
                                                                                                           Leistungsspektrum der Hochschulen,
                                                                                                           denn sowohl die Studierenden als auch
                                                                                                           der Arbeitsmarkt haben ein berechtigtes
                                                                                                           Interesse daran zu wissen, was wo unter
                                                                                                           welchen Bedingungen geleistet wird. ❏

                   12   hlb Die neue Hochschule 5/2003
Sie können auch lesen