ABU-TV-Tipps im Mai 2020 - PH Zürich
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ABU-TV-Tipps im Mai 2020 Eine Dienstleistung der PH Zürich, zusammengestellt von Manfred Pfiffner (Angaben ohne Gewähr) makro: Geld oder Moral 3sat Film von Assle Skredderberget und Fredrik Horn Akselsen Sonntag, 03.05.2020 Klimawandel, Nahrungsmittelknappheit, Migration, Populismus 06.15–06.45 Uhr – Gesellschaften weltweit stehen vor beispiellosen Problemen. (Erstsendung 21.02.2020) Bisher wurde die Finanzindustrie als Teil des Problems angesehen. Aber kann sie nicht auch Teil der Lösung sein? Die Finanzwelt steht an einem Scheideweg: kurzfristige Trader versus langfristigen Investoren. Gier versus Verantwortung. Künstliche Intelligenz versus menschlicher Verstand. Seit Jahrzehnten wird die Finanzindustrie von «Wölfen» dominiert, die kurzfristige persönliche Vorteile suchen. Sie streben schnelle persönliche Gewinne an. Mit ihrem Verhalten haben sie das Finanzsystem empfindlich gestört und damit Millionen von Menschen geschadet. Dass man auch verantwortungsvoll investieren kann und damit langfristig zum Wohl der Gesellschaft beiträgt, beweist Norwegen. Als weltweit größter staatlicher Fonds befindet sich der Norwegische Pensionsfonds im Besitz eines Volkes und wird von Politikern verwaltet. Der Fonds soll unter anderem die Rentenzahlungen für zukünftige Generationen sichern. Sein Kapital wird nach ethischen Richtlinien verwaltet. Einst stammte es aus dem Ölreichtum Norwegens. Doch mittlerweile investiert man zunehmend in erneuerbare Energien. Der Fonds besitzt 1,5 Prozent der weltweiten Aktien und ist an 9000 Unternehmen beteiligt. Anstatt auf kurzfristige Erfolgsmeldungen für die Aktionäre, ist dieser Fonds politisch verpflichtet, Jahrzehnte in die Zukunft zu schauen. Kurzfristige Investition oder langfristige Anlage? Gier oder Verantwortung? Wer hat die größten Chancen am Kapitalmarkt – Die norwegischen «Wikinger» oder die «Wölfe» der Wallstreet? Tele-Akademie 3sat Daniel Goffart: Das Ende der Mittelschicht Sonntag, 03.05.2020 Wir erleben derzeit, wie fragil der gesellschaftliche 06.45–07.30 Uhr Zusammenhalt ist und wie schnell der Grundkonsens unserer (Erstsendung 26.04.2020) freien westlichen Wertegemeinschaft infrage gestellt wird. Während die Schere zwischen Arm und Reich empörend weit auseinanderklafft, ist es vor allem die Mittelschicht, die zum ABU-TV-Tipps im Mai 2020
Lastesel des deutschen Sozial- und Steuerstaates gemacht wurde. Verharmlosungen in Politik und Wirtschaft, so Daniel Goffart, nutzen nichts. Die Mittelschicht muss Abschied nehmen von der Welt, wie wir sie kannten. Hunderte Berufe werden verschwinden, und niemand weiß, wie unsere sozialen Sicherungssysteme überleben sollen. Was aber geschieht mit einer Gesellschaft, die auf Teilhabe, Arbeit und dem Wohlstand einer breiten Mittelschicht beruht? Wie schaffen wir einen fairen Ausgleich? Wie kann die Wertschöpfung im Zeitalter der Digitalisierung gerecht verteilt werden? Daniel Goffart ist Chefkorrespondent beim Nachrichtenmagazin «Focus» in Berlin. Er begann als Rechtsanwalt, arbeitete im Management eines deutschen Konzerns und schreibt seit mehr als 20 Jahren über politische und ökonomische Fragen. Wie Bestsellerautor Jonathan 3sat Safran Foer die Erde retten will Sonntag, 03.05.2020 09.05–10.05 Uhr (aus der SRF-Gesprächsreihe «Sternstunde Philosophie») (Erstsendung 09.02.2020) Nach seinem Megaseller «Tiere essen» präsentiert der US- Autor Jonathan Safran Foer nun seine Lösung gegen den Klimakollaps, und die betrifft den Menüplan. Foers Lösungsansatz lautet: Wir können den Planeten retten, wenn wir bis zum Abend vegan leben und tierische Produkte meiden. Barbara Bleisch fragt, ob es statt Diät nicht Politik bräuchte, und wie man es schafft, trotz der Bedrohung die Hoffnung nicht zu verlieren. Mit seinem Romandebüt «Alles ist erleuchtet» wurde Jonathan Safran Foer 2002 zum Shootingstar der amerikanischen Literatur. 2009 bewog er mit seinem Sachbuch «Tiere essen» Millionen Leser dazu, ihren Fleischkonsum von Grund auf zu überdenken. Nun konstatiert er in «Wir sind das Klima!», es fehle die gute Story, die die Gesellschaft dazu bewegt, die abstrakte Gewissheit der Klimaerwärmung in eine Herzenssache zu verwandeln, die zum Handeln motiviert. Kann es funktionieren, nur an das Individuum zu appellieren? Bräuchte es nicht auch politische Maßnahmen? Und wie ließe sich aus der Klimakrise ein süffiger Stoff zaubern, der die heutige Lethargie durchbricht? Barbara Bleisch im Gespräch mit dem Schriftsteller über Hoffnung und Hoffnungslosigkeit in Zeiten der drohenden Klimakatastrophe. Kollwitz 3sat Ein Leben in Leidenschaft Sonntag, 03.05.2020 Film von Henrike Sandner und Yury Winterberg 11.35–12.30 Uhr Die Grafikerin und Bildhauerin Käthe Kollwitz (1867–1945) gilt (Erstsendung 05.07.2017) als bedeutendste deutsche Künstlerin aller Zeiten. Ihr Werk ist in den USA, in Russland und auch in China bekannt. Der Film begibt sich auf Spurensuche nach einer der charismatischsten Frauenpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts – auf Spurensuche in einem Leben, dass vor allem geprägt war von unbändiger, nie nachlassender Leidenschaft. Ihr «Mahnmal der trauernden Eltern» auf dem Soldatenfriedhof im belgischen Vladslo gilt als die bedeutendste Grabplastik des 20. Jahrhunderts. Die Botschaft ABU-TV-Tipps im Mai 2020
ihrer bekanntesten Zeichnung «Nie wieder Krieg!» ist heute aktueller denn je. «Die Kollwitz» war eine der ersten Frauen, die in München Kunst studieren durfte – und sie wurde schon im deutschen Kaiserreich zu einer anerkannten Künstlerin. Lebensfroh, neugierig und engagiert mischte sich Käthe schon als junge Frau auch als eine politisch starke Stimme in ihre Zeit ein. Bei «der Kollwitz» ist kein Werk ohne Botschaft. Schicksalsschläge wie der Verlust ihres Sohnes Peter im Ersten Weltkrieg erschütterten ihr Leben. Themen wie Trauer, Verlust, Armut, Hunger und Krieg beschäftigen sie nun noch stärker. Doch wie viel weiß man wirklich über Käthe Kollwitz? Wer war diese Frau hinter den Kunstwerken, die einen noch immer so ergreifen? In unzähligen Porträts blickt sie uns an. Und man hofft in dieser ständigen Selbstbefragung der Künstlerin eine Antwort zu finden auf die Frage, wer sie wirklich war. Geschichten vom Essen 3sat Dokumentarfilm von Hans-Dieter Grabe, Deutschland 2008 Montag, 04.05.2020 «Geschichten vom Essen» erzählt von fünf Menschen in 23.00–00.03 Uhr verschiedenen Ländern mit unterschiedlichen Schicksalen. (Deutschland 2008) Der Dokumentarist Hans-Dieter Grabe hat in diesem Film auch eigene Erfahrungen mit Hunger und Essen verarbeitet. Die erste Geschichte zeigt hart arbeitende Frauen in einer Zeit, in der «5 Kartoffeln» – so der Titel – ein großes Geschenk sein können. «Rote Rüben» beschafft sich heimlich ein zehnjähriges Mädchen für seine zwei kranken Brüder. Die Schwester weiß: Wenn sie erwischt wird, warten harte Strafen auf sie. «Hefeklöße» – die Freude darüber, wie gut sie ihm schmeckten, obwohl wenige Stunden davor sein Elternhaus in Flammen aufgegangen ist, hat der damals acht Jahre alte Dokumentarfilmer bis heute nicht vergessen. «Brot» – um nichts anderes kreist jahrelang das Denken eines Häftlings. «Vom Sattessen» träumt ein Mann, der zwar genug zu essen hat, dessen zerstörter Körper aber auf die geringste Gewichtszunahme mit unerträglichen Schmerzen reagiert. Hans-Dieter Grabes Film ist aus dem Material für fünf Dokumentarfilme entstanden, die der Filmemacher zwischen 1967 und 1998 drehte. Grabe, der im und nach dem Zweiten Weltkrieg am eigenen Körper den Hunger erlebt hat, hofft, dass sein Werk dazu beiträgt, «die Flut von Koch- und Ess- Shows im Unterhaltungsfernsehen durch eine etwas andere, nämlich nachdenklichere und bewusstere Sichtweise auf Nahrungsmittel und die Bedeutung des Essens zu ergänzen». 37°: Zum Glück gab’s die Kuh 3sat Wie Eva Erben den Holocaust überlebte Dienstag, 05.05.2020 Film von Anabel Münstermann 00.03–00.30 Uhr Eva Erben (89) hat zwei Konzentrationslager, Selektionen von (Erstsendung 28.04.2020) Mengele und durch einen unglaublichen Zufall den Todesmarsch überlebt und sagt, dass sie trotz allem ein glückliches Leben hat. Als Kind jüdischer Eltern wächst Eva in Prag auf. 1941, da ist sie elf, kommt sie mit den Eltern nach Theresienstadt, 1944 nach Auschwitz. Ihr Vater wird getötet, die Mutter stirbt auf dem Todesmarsch, den Eva nur durch ein Wunder überlebt. ABU-TV-Tipps im Mai 2020
Da ist sie 14. Eva Erben hatte eine behütete Kindheit in Prag. Mit ihren Eltern lebte sie in einer schönen Villa; Musik, Literatur, all das gehörte zu ihrem Leben. 1941 wird sie mit ihren Eltern nach Theresienstadt gebracht, wo – wie sie sagt – «die intellektuelle Crème de la Crème» gefangen gehalten wurde. Es gab Theateraufführungen der Häftlinge, Sportveranstaltungen, Fußballturniere. Theresienstadt galt als Vorzeige-KZ. Dort lernte sie Peter, ihren späteren Mann, kennen. Er trainierte die Jungenmannschaft im Fußball. Eva war für ihn ein Kind, das er wenig beachtete. Ihr gefiel er damals schon. 1944 wurde sie mit ihrer Mutter nach Auschwitz gebracht und musste dort brutalste Haftbedingungen, Kälte und Hunger aushalten. Heute glaubt sie, dass sie vieles nur deshalb überstanden hat, weil ihr ihre Mutter immer wieder durch Erzählungen und Geschichten eine Fantasie-Gegenwelt erschaffen hat, in die Eva sich hineinträumen konnte. Während des Todesmarsches stirbt ihre Mutter an Erschöpfung, Eva muss mit den anderen weiter. Eine Nacht sollen die Häftlinge in einem Stall verbringen. Eva kuschelt sich eng an die einzige Kuh, weil es dort warm ist, den Gestank nimmt sie dafür in Kauf. Am nächsten Morgen wacht Eva allein neben der Kuh auf, die anderen sind weitergezogen. Die Hunde der Aufseher haben das Mädchen in dem stinkenden Kuhmist nicht aufspüren können. Bauern finden das erschöpfte Mädchen und verstecken es die letzten Kriegswochen. Nur langsam kommt Eva wieder zu Kräften. Nach Kriegsende kehrt sie nach Prag zurück. Zufällig trifft sie Peter wieder, die beiden verlieben sich. Peter bringt Eva mit dem Schiff nach Israel, und die beiden beginnen ihr gemeinsames Leben. Beeindruckend an Eva Erben ist ihre Vitalität und ihr ungebrochener Optimismus. Sie hadert nicht mit der Vergangenheit, sondern bezeichnet sich sogar als glücklichen Menschen. Glücklich deshalb, weil sie sich – trotz der Quälereien durch die Nazis, trotz des furchtbaren Verlusts der Eltern – immer geliebt fühlte. Erst von Vater und Mutter, später von ihrem Mann und ihren Kindern. «37°» reist mit Eva Erben nach Prag, besucht die Orte ihrer Kindheit, begleitet sie bei einem Vortrag in Theresienstadt, ist dabei, wenn sie dahin fährt, wo die Bauern ihr damals das Leben gerettet haben. El Greco und die Moderne 3sat Film von Werner Raeune Dienstag, 05.05.2020 Der Maler El Greco zählt zu den bedeutendsten und teuersten 05.30–06.00 Uhr Alten Meistern der Kunstgeschichte. 1541 in Griechenland (Erstsendung 20.05.2012) geboren, machte er in Spanien als Hofmaler bei Philipp II. Karriere. Doch aufgrund seiner eigenwilligen Interpretation religiöser Themen und seines außergewöhnlichen Mal-Stils hatte der Künstler immer wieder Schwierigkeiten mit seinen Auftraggebern und Zeitgenossen. Seine dünnen, in die Länge gezogenen, verzerrten Darstellungen der Menschen, seine ungewöhnlich grelle Farbgebung – heute sein Markenzeichen – sorgten damals für Skandale, ließen ihn in Ungnade fallen. Als der Künstler 1614 starb, wurde seinem Werk wenig Wertschätzung zuteil. Viele seiner Kirchenbilder wurden ins Ausland verkauft, über die ganze Welt verstreut. Erst Ende des 19. Jahrhunderts wurde El Greco von Kunsthistorikern wiederentdeckt, nahmen ABU-TV-Tipps im Mai 2020
Avantgarde-Künstler wie Pablo Picasso sowie die Expressionisten August Macke, Franz Marc und Max Beckmann seine «moderne Auffassung von Malerei» zum Vorbild für ihre Kunst. makro: Kühe für Katar 3sat Film von Frank Eggers Dienstag, 05.05.2020 Rinderzucht und Milchwirtschaft, wo sonst fast nichts wächst? 22.25–22.55 Uhr Katar will unbedingt Selbstversorger werden. Koste es, was es (Erstsendung 16.12.2018) wolle. Seit Juni 2017 boykottieren Saudi-Arabien, Bahrain, Ägypten und die Vereinigten Arabischen Emirate Katar. Fatal für den kleinen Staat. Er gehört durch sein Gasvorkommen zu den reichsten der Welt, ist aber bei Lebensmitteln auf Importe angewiesen. Der Zugang auf dem Landweg ist dicht. Katar reagierte mit Mega-Investitionen in Infrastruktur und Wirtschaft. Der kleine Staat auf der Halbinsel vor Saudi-Arabien will sich aus dem Klammergriff lösen. Dabei ist ausgerechnet ein Kuhstall zur Pilgerstätte des Widerstands geworden. Zugegeben, ein großer: Mitten in der Wüste wurde eine gigantische, vollautomatisierte Milchfarm aus dem Sand gestampft. 20‘000 Kühe sollen hier künftig für Milch, Joghurt und Fleisch «made in Quatar» sorgen. Die ersten 3500 Kühe wurden dafür kurzerhand eingeflogen. Jetzt werden die Kühe mit dem Schiff geliefert. Schwarzbunte Holsteiner aus allen Teilen der Welt. Auch das Futter wird per Schiff herbeigeschafft, das Wasser für die Tiere aufbereitet. Ein gigantischer Aufwand. Ein Muskelspiel. Und Teil eines größeren Plans, mit dem Katar alternative Wirtschaftszweige zum lukrativen Gas-Geschäft aufbauen will. Hierfür macht der Staat Zugeständnisse an ausländische Investoren, richtet Freihandelszonen ein, wirbt gezielt auch um deutsche Firmen. Ein Ende der Blockade ist nicht in Sicht. Doch statt der geplanten Isolation scheint sie Katar wirtschaftliche Reformen zu bringen. Propaganda im Krieg – 3sat Verblendung der Massen Mittwoch, 06.05.2020 20.15–21.00 Uhr Film von Ute Wiedemeyer (Erstausstrahlung) In der Kriegspropaganda werden Worte und Bilder zu Waffen. Erstes Opfer ist dabei immer die Wahrheit. Manipulationen, Täuschung, Lügen sind die Werkzeuge jedes Kriegspropagandisten. Das «Ministerium für Volksaufklärung und Propaganda» unter der Führung von Joseph Goebbels war dabei erschreckend erfolgreich: Bis zuletzt brachten die Einflüsterungen der NS- Strategen Kinder dazu, sich freiwillig zum Kriegseinsatz zu melden. Gesundheit digital? 3sat Film von Julia Lösch und Verena Rendel Donnerstag, 07.05.2020 Gesundheits-Apps, Telemedizin, vernetzte Praxen: Das 20.15–21.00 Uhr Gesundheitswesen wird digital. Bislang wurden mehr Risiken (Erstausstrahlung) als Nutzen betont, die Corona-Pandemie verändert die Einschätzung der Lage. ABU-TV-Tipps im Mai 2020
Wissen um Vorerkrankungen schnell abrufen können, doppelte Laborbefunde oder Röntgenbilder vermeiden – die Gesundheitsversorgung soll effizienter werden. Ab 2021 kommt die elektronische Patientenakte. Die Patienten entscheiden, wer Zugriff auf welche Daten hat. Dänemark ist Vorreiter im Bereich E-Health – hier hat jeder eine eigene elektronische Patientenakte. Über das Online- Portal «sundhed.dk» haben Mediziner und Patienten digitalen Zugriff auf Arztbriefe, Röntgenbilder, Laborbefunde und E- Rezepte. Die Patienten können ihre gesamte Krankengeschichte einsehen und Daten, die sie nicht teilen möchten, blockieren. Die Akzeptanz in der dänischen Bevölkerung ist groß. Ist dieses System auch auf Deutschland übertragbar? Derzeit arbeitet das Bundesministerium für Gesundheit an dem Patientendaten-Schutzgesetz (PDSG), das die Nutzung der elektronischen Patientenakte regeln soll. Viele Smartphone-Besitzer profitieren von Gesundheits-Apps. So nutzen beispielsweise Diabetiker diese im Alltag, um ihre Insulinwerte zu kontrollieren. Ein Sensorchip im Arm überprüft die Glukosewerte alle fünf Minuten und überträgt sie auf eine App auf dem Handy. Die App schlägt Alarm, wenn die Werte von den Soll-Werten abweichen. Wie sicher sind jedoch die Daten, die wir per Smartphone in Gesundheits-Apps eingeben? Ein Forschungsteam an der Ruhr-Universität in Bochum untersuchte 20 Gesundheits-Apps. Das Ergebnis: Es gibt beträchtliche Sicherheitsmängel. Was bedeuten die Sicherheitslücken für die elektronische Gesundheitsakte, die 2021 kommen soll? Seit dem 1. März 2020 müssen Ärzte, die sich nicht an die Telematik- Infrastruktur anschließen lassen wollen, einen Honorarabzug von 2,5 Prozent in Kauf nehmen. Die Proteste gegen die elektronische Gesundheitsakte – kurz eGA – und die zentrale Speicherung der Daten reißen jedoch nicht ab: Der Münchner Psychiater Dr. Meißner und seine Kollegen verzeichnen im Januar 2020 einen ersten Erfolg mit ihrer Petition an den Bundestag «Gesundheitsdaten in Gefahr». Das Ziel der 50‘000 Unterschriften ist erreicht, der nächste Schritt wäre eine Anhörung vor dem Petitionsausschuss. Die Dokumentation «Gesundheit digital» hinterfragt, welche Vor- und Nachteile die rasante Digitalisierung im Gesundheitswesen auf Patienten und Ärzte hat. Redaktionshinweis: In 3sat steht der Donnerstagabend im Zeichen der Wissenschaft. Um jeweils 20.15 Uhr beleuchtet eine Dokumentation relevante Fragen aus Natur- und Geisteswissenschaften, Kultur und Technik. Im Anschluss, um 21.00 Uhr, diskutiert Gert Scobel über ein verwandtes Thema. scobel – Ethik fürs Digitale 3sat Bei «scobel» steht jede Woche ein klar definiertes Thema im Donnerstag, 07.05.2020 Mittelpunkt, das in offener Form umgesetzt wird. 21.00–22.00 Uhr Ob als Gespräch, Film, Reportage oder Magazin – weder (Erstausstrahlung) journalistisches Genre noch Format sind festgelegt. Gert Scobel verbindet als Moderator interdisziplinär die Vielfalt der Themen aus Kultur und Wissen und garantiert deren spannende und adäquate Umsetzung. ABU-TV-Tipps im Mai 2020
Never Again – Amerikas 3sat Jugend gegen den Donnerstag, 07.05.2020 Waffenwahn 22.55–23.45 Uhr (Erstsendung 11.06.2019) Film von Sebastian Bellwinkel Sechs Minuten und 20 Sekunden: Diese Zeit brauchte der Amokläufer im Februar 2018 an der Highschool in Parkland, Florida, um das Leben von 17 Personen auszulöschen. Seine Waffe: ein Sturmgewehr vom Typ AR-15, das er legal erwerben konnte. Die Parkland-Kids haben genug von den leeren Versprechungen der Politiker: Sie organisieren die größten Demonstrationen gegen Waffengewalt seit den Protesten gegen den Vietnamkrieg. Über ihre Twitter-Accounts bringen die Teenager in über 700 Städten der USA Millionen Menschen auf die Straße. Sie alle vereint ein Ziel: schärfere Waffengesetze und das Verbot von Sturmgewehren für Privatpersonen. Doch während sich die Jugendlichen weiter vernetzen, rüstet die Waffenindustrie neu auf. Die Waffenlobby meint, die Gefahr ginge nicht von den Waffen aus, sondern von den Schützen, die sie benutzen. Als Maßnahme gegen Massaker schlagen sie vor, dass nun auch Lehrer mit Waffen ausgerüstet werden sollen – eine Idee, die Präsident Trump unterstützt. Die Teenager müssen sich also gegen die Großen des Landes auflehnen. Ihr Motto: «Wenn Politiker die Probleme nicht lösen, dann lösen wir die Politiker ab.» Um das zu erreichen, wollen sie junge Menschen im Alter von 18 bis 29 motivieren, wählen zu gehen. Und das nicht nur wegen der Amokläufe: Von den jährlich etwa 35‘000 Toten durch Waffengewalt in den USA ist nur etwa ein Prozent auf solche Attentate zurückzuführen. Der Großteil sind Suizide und Tötungsdelikte. Deshalb blickt die Dokumentation auch nach Chicago, die Stadt mit den höchsten Opferzahlen der USA. Dieser Film ist eine Reise in ein Land, in dem die junge Generation aufsteht und nicht mehr länger zusehen will, wie Geschwister und Freunde getötet werden. Wie Elefanten denken 3sat (aus der ZDF-Reihe «Terra X») Freitag, 08.05.2020 Film von Emre Izat 14.10–14.50 Uhr Forscher sind sich mittlerweile einig: Elefanten sind viel (Erstsendung 10.01.2016) intelligenter, als wir je vermutet hätten. «Terra X» zeigt in atemberaubenden Bildern, was und wie die grauen Riesen denken. Elefantenherden umgehen offenbar ganz gezielt Gebiete, in denen Wilderer lauern, und vermeiden auch sonst gefährliche Kontakte zu Menschen. Die Entdeckung dieses einzigartigen Verhaltens machten Wildbiologen eher zufällig bei einer Zählung vom Flugzeug aus. Diese ungewöhnlichen Wanderbewegungen der Tiere inspirierten die Wissenschaftler zu immer neuen Forschungsprojekten, in deren Verlauf weitere, völlig unerwartete Fähigkeiten der Elefanten entdeckt wurden. Beispielsweise arbeiten die gigantischen Rüsselträger im Team zusammen und teilen einander Erfahrungen und neue Erkenntnisse mit. Elefanten können im Test die komplexesten Probleme lösen und erkennen sich selbst im Spiegel – eine Leistung, die man bislang nur von Menschenaffen und ABU-TV-Tipps im Mai 2020
Delfinen kannte. Das Gefühlsleben der Tiere lässt sie entgegen der Bezeichnung «Dickhäuter» als äußerst sensibel erscheinen. Untersuchungen zufolge empfinden Elefanten Mitgefühl, Trauer, Freude, Furcht und Rachsucht. Die Forscher sind mittlerweile davon überzeugt, dass Elefanten zu den intelligentesten und komplexesten Tieren überhaupt zählen. Tele-Akademie 3sat Prof. Dr. Andreas Reckwitz: Die Spätmoderne und ihre Sonntag, 10.05.2020 Drei-Klassen-Gesellschaft 06.45–07.30 Uhr In den Gesellschaften des globalen Nordens erlebt die (Erstsendung 03.05.2020) Sozialstruktur in den letzten Jahrzehnten eine tiefgreifende Veränderung. Ein Vortrag des Soziologen Andreas Reckwitz. Reckwitz beschreibt, dass es sich nicht nur um eine Verstärkung sozioökonomischer Ungleichheiten handelt, sondern auch um die Spaltung der ehemaligen Mittelstandsgesellschaft der industriellen Moderne. Während in der Spätmoderne eine neue, hoch qualifizierte Mittelklasse emporsteigt, rutschen große Teile der ehemaligen Mittelklasse in prekäre Verhältnisse ab. Der Vortrag fragt nach den Ursachen, den Strukturmerkmalen und den künftigen Folgen dieser Entwicklung. Professor Dr. Andreas Reckwitz lehrt Soziologie an der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder). Für seine viel beachteten Veröffentlichungen wurde er unter anderem mit dem Bayerischen Buchpreis und dem Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft ausgezeichnet. Lydia Cacho: Im Kampf gegen 3sat Mexikos Kartelle der Sonntag, 10.05.2020 Männergewalt 09.05–10.05 Uhr (Erstsendung 02.02.2020) Lydia Cacho gilt als eine der mutigsten Journalistinnen und Menschenrechtsaktivistinnen Mexikos. Mit ihren Undercover-Recherchen über ein weltweites kriminelles Netz von Pädophilen und Menschenhändlern wurde sie selbst zur Zielscheibe der mexikanischen Mafia und Drogenkartelle. Was treibt sie an? Sie hat ihren Reisepass immer dabei, ist jederzeit bereit, innerhalb kürzester Zeit zu fliehen: Vor 20 Jahren gründete die 56-jährige im mexikanischen Cancún ein Heim für misshandelte und sexuell ausgebeutete Mädchen und Frauen. 2003 erzählte ihr eines der Opfer, sie sei von einem libanesischen Unternehmer missbraucht worden. Die Journalistin begann zu recherchieren und deckte einen Pädophilenring auf, an dem auch mehrere Politiker und Topbeamte beteiligt waren. An ihren Festen vergewaltigten diese Männer Mädchen und Jungen zwischen sechs und 13 Jahren. Seit der Publikation dieser Recherchen lebt Lydia Cacho mit Anschlägen und ständigen Morddrohungen. Und macht unbeirrt weiter, obwohl sie selbst entführt und gefoltert wurde. In einem Land, in dem mehr als 100 Morde pro Tag geschehen. Wie erklärt sich Lydia Cacho diese Gewalt gegen Frauen und Kinder? Was hat die tief vom Machismo geprägte Kultur der Drogen- und Menschenhandel-Kartelle damit zu tun? Und wo sieht sie als Feministin einen neuen Schub der ABU-TV-Tipps im Mai 2020
Bewusstwerdung? Wolfram Eilenberger fragt nach. Tomorrow – Die Welt ist voller 3sat Lösungen Montag, 11.05.2020 22.25–00.20 Uhr Dokumentarfilm von Cyril Dion und Mélanie Laurent (Frankreich 2016) Länge: 111 Minuten Was kann uns vor dem Zusammenbruch der Ökosysteme retten? Die beiden Dokumentarfilmer Cyril Dion und Mélanie Laurent machen sich auf den Weg zu Projekten mit progressiv wirkenden Ideen. Fairtrade-Produkte, Secondhandshops und biologische Ernährung: Die Konzepte dahinter sind klar, aber sie sind nur der berühmte Tropfen auf dem heißen Stein. Viel mehr muss sich verändern, damit ein markant anderes Leben und Wirtschaften möglich ist. Soll sich etwa die Landwirtschaft verändern, müssen auch andere entscheidende Bereiche unseres Lebens umgekrempelt werden. Ihr Filmprojekt führt Cyril Dion und Mélanie Laurent und ihr Team durch neun Länder: Frankreich und La Réunion, Dänemark, Finnland, Indien, Großbritannien, die Vereinigten Staaten, die Schweiz, Schweden und Island. Dort treffen sie beeindruckende Menschen und erleben andere wirtschaftliche und soziale Systeme. Das Filmteam besucht etwa Rob Hopkins von der Bewegung «Cities in Transition» (CIT). Das Ziel: die Abhängigkeit vom Erdöl bis zum Jahr 2050 zu reduzieren. Zunächst verwandelte Hopkins seine Stadt Totnes in Devonshire, England, in ein «Experimentierfeld des Übergangs». Als Ausbilder für Permakultur begann er, die Gemeinschaftsgärten in der gesamten Stadt zu vervielfachen, indem er die Besitzer von Parzellen ermutigte, sie denjenigen zu überlassen, die keine haben. Seine Bewegung war so erfolgreich, dass sie sogar wirtschaftliche Auswirkungen hatte. Totnes schuf eine eigene lokale Währung, den Totnes Pound, der von Dutzenden von Händlern in der Innenstadt angenommen wird und dadurch erlaubt, den Wohlstand zu verlagern. Aus dem «Experimentierfeld» hat sich inzwischen eine Bewegung von fast 1200 weltweiten Initiativen in den Bereichen Energie und Verkehr entwickelt. Neben den vorgestellten Projekten sprechen Cyril Dion und Mélanie Laurent auch mit Ökonomen und Persönlichkeiten – etwa mit der indischen Aktivistin Vandana Shiva. Seit mehr als 30 Jahren widmet sie sich dem Kampf für Nahrungsmittelsouveränität sowie der Verteidigung der Artenvielfalt in all ihren Formen. In Frankreich wurde sie für ihre heftigen Angriffe gegen die Biotechnologie bekannt, deren genmanipulierte Organismen maßgeblich das Schicksal der Bauern in Indien beeinflussen. Der Dokumentarfilm «Tomorrow – Die Welt ist voller Lösungen» macht Zusammenhänge erkennbar, die Bürger aus aller Welt – und dabei vor allem Politiker und Unternehmer – begreifen und danach handeln sollten, damit menschliches Leben auf der Erde auch in den nächsten 50 bis 100 Jahren ohne existenzielle Katastrophen möglich ist. Aufgeteilt in fünf Kapitel, behandelt die filmische Reise die großen Themenfelder Landwirtschaft, Energie, Geldwirtschaft, Demokratie und Bildung anhand von Gesprächen mit ABU-TV-Tipps im Mai 2020
ausgewählten Personen, die anschaulich Auskunft über das Wesen diverser Vorzeigemodelle geben. Die Bauleiterin 3sat Reportage von Ilona Stämpfli Mittwoch, 13.05.2020 (aus der SRF-Reihe «Reporter») 00.10–00.30 Uhr Katrin Bachmann ist täglich als Bauleiterin auf Baustellen (Erstsendung 08.03.2020) unterwegs. Als Frau ist sie eine seltene Erscheinung in dieser männlich geprägten Branche. Auf mehreren großen Baustellen in Zürich hat sie das Sagen. «Reporter» zeigt, wie sie sich in der männerdominierten Umgebung Respekt verschafft. Katrin Bachmann betritt eine Baustelle in Zürich. Sofort wird sie von mehreren Handwerkern umkreist. Sie hört sich alles an, geht von einer Problemstelle zur nächsten, bespricht Details. Bis sie den Respekt aller Beteiligten habe, dauere es manchmal eine gewisse Zeit. Gerade zu Beginn eines Bauprojektes werde sie als 1.55 Meter große Frau besonders beobachtet. «Kann die das?», «Bringt die das zustande?», fragt sich bestimmt so mancher. Anders als ein Mann in derselben Position müsse sie immer wieder beweisen, dass sie kompetent sei und das nötige Fachwissen mitbringe, meint Katrin Bachmann. Mit ihrer unkomplizierten, pragmatischen Art weiß sich Katrin Bachmann in der Männerwelt Respekt zu verschaffen und sich durchzusetzen. Das hat sie schon früh gelernt. Ihr Vater hat ein Baumeistergeschäft. Als Kind war sie oft auf der Baustelle und durfte «helfen». Ihre zwei jüngeren Brüder sind ebenfalls in der Baubranche tätig. Für die gelernte Hochbauzeichnerin ist auch klar, dass sie sich der rauen Baustellenwelt anpassen müsse. «Man kann eine Baustelle nicht frauenfreundlicher machen. Oder ich wüsste nicht wie», erklärt sie der Reporterin Ilona Stämpfli. Solange sie Spaß an der Arbeit habe, werde sie der Baubranche weiter treu bleiben, versichert sie. Brand 3sat Regie: Jan Koester, Alexander Lahl Samstag, 16.05.2020 Als der Bürgermeister eines kleinen Dorfes in Sachsen 23.45–23.50 Uhr beschließt, circa 40 Flüchtlinge aufzunehmen, schlägt ihm und (Deutschland 2019) seiner Familie eine Welle des Widerwillens und des Hasses entgegen. Der kurze Animationsfilm erzählt vom Kampf gegen die Angst und vom Mut, trotz Todesangst für seine Überzeugungen einzustehen. – TV-Premiere im Kurzfilmprogramm zu den Internationalen Kurzfilmtagen Oberhausen 2020. Jan Koester und Alexander Lahl produzierten einen eindrucksvoll gestalteten dokumentarischen Animationsfilm über den Bürgermeister eines Dorfs, der nach Morddrohungen sein Ehrenamt niederlegte. Jan Koester, 1978 in Berlin geboren, studierte Animation an der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf und gründete zusammen mit Freunden das «Talking Animals Animation Collective». Alexander Lahl, 1979 in Berlin geboren, studierte Kulturwissenschaften in Frankfurt an der Oder. Als Autor, Filmregisseur und Produzent drehte er Dokumentar- und Animationsfilme, die mehrere Preise gewannen. ABU-TV-Tipps im Mai 2020
El Greco und die Moderne 3sat Film von Werner Raeune Sonntag, 17.05.2020 Der Maler El Greco zählt zu den bedeutendsten und teuersten 05.40–06.15 Uhr Alten Meistern der Kunstgeschichte. 1541 in Griechenland (Erstsendung 20.05.2012) geboren, machte er in Spanien als Hofmaler bei Philipp II. Karriere. Doch aufgrund seiner eigenwilligen Interpretation religiöser Themen und seines außergewöhnlichen Mal-Stils hatte der Künstler immer wieder Schwierigkeiten mit seinen Auftraggebern und Zeitgenossen. Seine dünnen, in die Länge gezogenen, verzerrten Darstellungen der Menschen, seine ungewöhnlich grelle Farbgebung – heute sein Markenzeichen – sorgten damals für Skandale, ließen ihn in Ungnade fallen. Als der Künstler 1614 starb, wurde seinem Werk wenig Wertschätzung zuteil. Viele seiner Kirchenbilder wurden ins Ausland verkauft, über die ganze Welt verstreut. Erst Ende des 19. Jahrhunderts wurde El Greco von Kunsthistorikern wiederentdeckt, nahmen Avantgarde-Künstler wie Pablo Picasso sowie die Expressionisten August Macke, Franz Marc und Max Beckmann seine «moderne Auffassung von Malerei» zum Vorbild für ihre Kunst. Tele-Akademie 3sat Prof. Dr. Axel Börsch-Supan: Generationenvertrag, Sonntag, 17.05.2020 Alterung und Digitalisierung – Passt das noch zusammen? 06.45–07.30 Uhr «Die Rente ist sicher» beruhigte der damalige Arbeitsminister (Erstsendung 20.05.2012) Norbert Blüm im Wahlkampf 1986. Und er wiederholte diesen legendären Satz 1997 bei der umstrittenen Rentenreform. Schon damals ging es darum, die Rentenversicherung an den demografischen Wandel anzupassen. Denn es war klar, dass die Rente nur so lange sicher ist, wie sie an die veränderten gesellschaftlichen Rahmenbedingungen angepasst werden kann. Heute müssen wir neben Renteneintrittsalter, Lebensarbeitszeit und steigender Lebenserwartung noch den dramatischen Verlust von Arbeitsplätzen durch neue Technologie und Digitalisierung in den Blick nehmen. Ist die verbreitete Angst vor neuer Altersarmut begründet? Wie sieht die Zukunft unserer sozialen Sicherungssysteme aus? Professor Dr. Axel Börsch-Supan ist Direktor des «Munich Center for the Economics of Aging». Er lehrt außerdem an der TU München, ist Mitglied der Rentenkommission «Verlässlicher Generationenvertrag» der Bundesregierung und koordiniert auch auf europäischer Ebene die Forschung zu den sozialen Sicherungssystemen. Lebenslänglich jung – Der 3sat Kampf gegen das Altern Sonntag, 17.05.2020 19.10–19.40 Uhr Film von Karin Moser (Erstsendung 20.12.2018) Den Traum vom ewigen Leben träumt der Mensch, seit er denken kann. Und noch nie war er der Erfüllung näher als heute. Allein im letzten Jahrhundert ist es gelungen, die durchschnittliche Lebenserwartung zu verdoppeln. Das nächste Etappenziel heißt: 100 und gesund. ABU-TV-Tipps im Mai 2020
Ein «NZZ Format» über menschliche Vergänglichkeit und den uralten Wunsch nach Unsterblichkeit. Viel Geld und Forschung werden in dieses ehrgeizige Ziel investiert. Auf Gen-, Zell- oder Blutebene wird nach lebensverlängernden Mechanismen gesucht. An Labor- Mäusen konnte das Altern verlangsamt, ja sogar rückgängig gemacht werden. Technologie-Tycoone im Silicon Valley investieren Milliarden in junge Biotechnologieunternehmen, die das Altern erforschen, ausbremsen oder sogar stoppen wollen. Wie weit sind wir entfernt vom stets gesunden Menschen, der länger lebt? Haben wir gerade wegen des medizinischen und technischen Fortschritts Unsterblichkeit verdient – oder würde sie uns letztlich todunglücklich machen? SeaWatch 3 3sat Dokumentarfilm von Nadia Kailouli und Jonas Schreijäg Montag, 18.05.2020 «Du Komplizin von Menschenhändlern! Schäm dich!», 22.25–00.15 Uhr schreien ihr Menschen am Pier entgegen. Carola Rackete wird (Deutschland 2019) im Hafen von Lampedusa unter Buhrufen und Jubel abgeführt. Die deutsche Kapitänin hat die «Sea-Watch 3» mit Geflüchteten an Bord ohne Erlaubnis in den italienischen Hafen gesteuert und wird vorläufig festgenommen. Ihre Verhaftung ist das spektakuläre Ende einer wochenlangen Odyssee auf hoher See. Wie kam es so weit? Was ist in den drei Wochen auf See passiert? In diesem Dokumentarfilm, für den Komponist Nils Frahm die Musik schrieb, können die Zuschauer hautnah miterleben, was später weltweit für Schlagzeilen gesorgt hat. Die Filmemacher Nadia Kailouli und Jonas Schreijäg haben all das dokumentiert. 21 Tage lang waren sie an Bord der «Sea- Watch 3»: vom Auslaufen bis zur Verhaftung der Kapitänin. Sie filmen, als die Freiwilligen der «Sea-Watch»-Crew 53 Menschen aus einem Schlauchboot im offenen Meer retten. Sie filmen, als um zwei Uhr morgens plötzlich die italienische Polizei an Bord kommt und eine persönliche Warnung von Innenminister Matteo Salvini überbringt. Und: Sie hören die Geschichten der Geretteten, die ihnen nach und nach vom Horror Libyens erzählen. «Sie haben Menschen die Kehle durchgeschnitten. Sie haben Menschen vor unseren Augen verbrannt», erzählt eine junge Frau, die ihren Peinigern irgendwann entkommen konnte. «Lieber ertrinken wir im Meer, als dass auch uns die Kehle durchgeschnitten wird.» Die Filmemacher dokumentieren, wie Kapitänin Rackete unermüdlich mit den Behörden verhandelt. Über Wochen will kein europäischer Staat die Geflüchteten aufnehmen. Der italienische Innenminister Salvini schließt die Häfen und poltert, die «Sea-Watch» könne bis Weihnachten auf See bleiben. Und so fährt das Rettungsschiff wochenlang im Zickzackkurs vor Europas Außengrenze umher. Dabei ist Lampedusa so nah. Tagein, tagaus: Hoffnung und Verzweiflung an Bord. Die 53 geretteten Menschen teilen sich den harten Schiffsboden. Hier essen und schlafen sie und erzählen: Alles ist besser, als in Libyen zu sein. Als Kailouli und Schreijäg zu den Dreharbeiten für diesen Film aufgebrochen sind, hatte sich lange Zeit kaum jemand mehr für die Situation auf dem Mittelmeer interessiert. Die staatliche Seenotrettung war eingestellt, viele private Rettungsschiffe waren beschlagnahmt. Das Sterben von vielen Menschen auf der Flucht war aus dem öffentlichen Bewusstsein verschwunden – und hatte doch nie aufgehört. Ihr Film ABU-TV-Tipps im Mai 2020
dokumentiert ein dramatisches Stück Zeitgeschichte. Es ist ein außergewöhnlich ehrliches Protokoll einer Rettungsmission, deren Kapitänin unfreiwillige Berühmtheit erlangt, als sie 53 Menschen rettet, Salvini die Stirn bietet und so den Kurs der gesamten EU-Migrationspolitik infrage stellt. Der Dokumentarfilm «SeaWatch3» wird mit dem Grimme-Preis 2020 in der Kategorie «Information und Kultur» ausgezeichnet. In der Jury-Begründung heißt es: «‹SeaWatch 3› ist ein doppelter Glücksfall des Dokumentarischen. Am Anfang steht das Reporterglück, exklusiv zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein – dann aber folgt das bedeutsamere Glück, das Gefundene auch filmästhetisch der Wahrheit verpflichtet zum Sprechen zu bringen.» Klima macht Geschichte (1/2) 3sat Film von Sigrun Laste Freitag, 22.05.2020 Das Leben auf der Erde ist ein Spielball des Klimas. Der 13.20–14.00 Uhr zweiteilige Film führt auf eine spannende Zeitreise von der (Erstsendung 11.01.2015) Eiszeit bis ins 21. Jahrhundert. – Erster Teil. Wissenschaftler haben die Meilensteine der Menschheitsgeschichte im Spiegel weltumspannender Klimaentwicklungen untersucht und dabei erstaunliche Zusammenhänge entdeckt. Teil eins zeigt, wie das Klima das Schicksal der frühen Gesellschaften mitbestimmt. Uralte Sedimentproben belegen: Um 60‘000 vor Christus herrscht auf der Erde Klima-Chaos, verursacht durch schnelle Wechsel von Kalt- und Warmphasen. Die Urzeitmenschen stecken mitten im Überlebenskampf. Dem Neandertaler geht die Beute aus, Homo sapiens dringt auf der Suche nach neuem Lebensraum in dessen Revier ein und macht ihm die ohnehin schon knappen Ressourcen streitig. Das Duell geht zugunsten von Homo sapiens aus. In einer viele Jahrtausende dauernden Völkerwanderung erobert er jeden Winkel der Welt. Seine Artgenossen gleiten direkt ins Paradies, als die zunehmende Kraft der Sonne das Ende der Eiszeit besiegelt. Landflächen, Meere und Flüsse tauen auf, die Natur explodiert. In Zentraleuropa, Asien und im Alten Orient entstehen beste Lebensbedingungen, die zu einer einmaligen Revolution in der Menschheitsgeschichte führen: Aus Nomaden werden Sesshafte, aus Jägern und Sammlern Ackerbauer und Viehzüchter. Beinahe zeitgleich entstehen Weizen-, Reis- und Maisanbau. Die Gemeinschaften können plötzlich Überschüsse produzieren, sie entdecken die Arbeitsteilung und erfinden neue Handwerkstechniken. Im anatolischen Göbekli Tepe wird der erste Tempel der Menschheit gebaut und in Jericho die älteste Stadt der Welt, während die Bewohner von Stonehenge etwa zeitgleich ihre Steinkreisanlage planen. Doch die Warmzeit zeigt auch ihre Schattenseite. Um 6200 vor Christus bahnt sich auf dem amerikanischen Kontinent Unheil an: Für das Schmelzwasser des Agassizsees, der doppelt so groß wie Deutschland ist, gibt es kein Halten mehr. Es stürzt in den Atlantischen Ozean und stoppt die Warmwasserzufuhr des Golfstroms nach Europa. Zudem sorgt die Gletscherschmelze für ein gigantisches Ansteigen der Meere um weltweit 120 Meter. Die massive Bedrohung seines Lebensraums hat der Mensch nie vergessen. Das Gilgamesch-Epos beschreibt die «Sintflut» ebenso bildhaft wie die Bibel oder der Koran. Gewinner der globalen Gletscherschmelze sind die Subtropen. Dort sorgen Monsunregen für artenreiche Savannen mit ABU-TV-Tipps im Mai 2020
großen Tierherden, Flüssen und Seen. Ihre Bewohner leben sorglos. Die Gunstphase ist aber leider nicht von Dauer. Die Erdachse schiebt sich von der Sonne weg, und dem Monsun geht der Treibstoff aus. Im Rekordtempo entstehen die großen Wüsten der Erde. Tausende von Menschen sind auf der Flucht. An den Ufern des Nils mit seinen alljährlichen Überschwemmungen und dem gemäßigten Klima finden sie eine neue Heimat. Die Siedler legen den Grundstein für das ägyptische Empire, das über drei Jahrtausende die Geschichte beherrscht. Die Ägypter sind aber nicht die einzigen Klima-Profiteure. Zwischen dem 20. und 40. Breitengrad erleben eine Reihe von Hochkulturen ihre Blütezeit, darunter die Mykener, die Minoer, die Thraker oder auch die Etrusker in Norditalien. Sie alle huldigen der Sonne – der universellen, Leben spendenden Kraft. Um 1200 vor Christus stürzt lang anhaltende Trockenheit die Welt in dunkle Zeiten. Sie sind so finster, dass sie als «Dark Ages der Antike» in die Geschichte eingehen. Die Großreiche implodieren, denn Hunger und Durst führen vermehrt zu Konflikten und Kriegen um fruchtbare Gebiete. Erst um 700 vor Christus stellt das Klima erneut die Weichen mit günstigen Auswirkungen für das Leben auf der Erde. In Europa wittert Rom seine Chance und steigt in kürzester Zeit zur Weltmacht auf, die alles bisher Dagewesene in den Schatten stellt. Mit Brot und Spielen, einer straffen Verwaltung und umfassenden Bürgerrechten legen die Römer den Grundstein für die moderne Zivilisation. Klima macht Geschichte (2/2) 3sat Film von Sigrun Laste Freitag, 22.05.2020 Eine spannende Zeitreise von der Eiszeit bis ins 21. 14.00–14.45 Uhr Jahrhundert in zwei Teilen. Teil zwei führt vom Römischen (Erstsendung 18.01.2015) Reich über die Französische Revolution bis zum Klimawandel heute. Baumringuntersuchungen belegen, dass die Erde ab dem 2. Jahrhundert vor Christus eine einmalige Gunstphase erlebt, die sich unmittelbar auf die Entwicklung des Römischen Reichs auswirkt. Milde Temperaturen und regelmäßige Niederschläge sichern die Versorgung. Sie liefern die Grundlage für den kulturellen und militärischen Siegeszug der Supermacht. In jener Zeit erreicht das Römerreich seine größte Ausdehnung und herrscht über ein Viertel der damals bekannten Welt. Sogar die Ägypter werden von Rom unterjocht, über 300 Jahre dient ihr Land als Kornkammer für rund 50 Millionen Menschen des Riesenreiches. Doch dann schwingt das Klima um. Zunehmend strenge Winter verschärfen die Bedrohung der Außengrenzen des Imperiums. Rhein und Donau frieren zu und werden zu natürlichen Einfallstoren. In einer großen Völkerwanderung drängen 406 nach Christus 80‘000 Germanen in das Römische Reich ein. Sie alle sind Klimaflüchtlinge, getrieben vom Hunger. Beweise für ihren Nahrungsmangel finden Forscher in den Knochen und im Mageninhalt von Moorleichen aus dem heutigen Dänemark. Es ist ein dunkles Zeitalter, aber nichts im Vergleich zu dem Klimaschock, den die Erde im Frühjahr 536 nach Christus erlebt. Überall auf der Welt notieren Chronisten, dass sich der Himmel plötzlich verdunkelt habe, die Temperaturen ständig sanken und die Sonne für mehr als 18 Monate hinter einem ABU-TV-Tipps im Mai 2020
Wolkenschleier verschwunden sei. Auf den Feldern gehen die Ernten ein. Im mittelamerikanischen El Salvador finden Klimaforscher zum ersten Mal den Verursacher der beschriebenen Krise: Es ist der Vulkan Ilopango. Bei seinem Ausbruch schleudert der Feuer speiende Riese so viel Asche in die Stratosphäre, dass eine Kettenreaktion ausgelöst wird. Sie beginnt mit einem dichten Ascheschleier, der die Erde vollständig umhüllt. Darauf folgt ein vulkanischer Winter, der eine weltweite Klimaveränderung herbeiführt, die nicht nur Hungersnöte verursacht, sondern auch Seuchen Vorschub leistet. Besonders die Pest greift rasend schnell um sich. Innerhalb kürzester Zeit rafft der Schwarze Tod Millionen Europäer dahin. Um das Jahr 1000 weist die Sonne ihre höchste Aktivität seit 300 Jahren auf und beginnt, die Erde wieder aufzuheizen. Die Eisschicht auf der Nordsee schmilzt und ermöglicht es den Völkern des Nordens, neue Wege zu ergründen. Die Wikinger stechen in See, erobern Irland, England und Schottland. Sie besiedeln Inseln, die bisher vom Eis umschlossen waren, und segeln weit vor Kolumbus bis nach Amerika. Überhaupt wird Europa von der aktiven Sonne bis ins Hochmittelalter hinein begleitet. Die Natur explodiert. Das machen sich die Gesellschaften zunutze und treiben den Ackerbau voran. Sie steigern ihre Erträge, die Bevölkerung wächst kontinuierlich, und aus kleinen Handelszentren entwickeln sich große Städte. Dreiviertel aller deutschen Städte stammen aus der Phase des hochmittelalterlichen Klima-Optimums. Anfang des 15. Jahrhunderts bricht die Kleine Eiszeit an. Schnell entpuppt sie sich als die härteste Kaltphase, die Europa je erlebt hat. Missernten, Naturkatastrophen und die Rückkehr der Pest führen zu gesellschaftlichen und politischen Krisen. Hexenverfolgung, Dreißigjähriger Krieg und die Französische Revolution entbrennen vor dem Hintergrund der drei Jahrhunderte andauernden Welt des Mangels. Erst 1850 ist die Kleine Eiszeit endgültig vorüber. In einer neuen, stabilen Klimaphase macht der Mensch einen Quantensprung. Die industrielle Revolution läutet das Zeitalter der Maschinen ein. Technische Erfindungen machen den Menschen immer unabhängiger von den universellen Klima- Zyklen. Doch mit dem Fortschritt hat der Mensch auch begonnen, die Weichen für die Zukunft der Erde zu stellen. Plötzlich ist es die moderne Gesellschaft, die das uralte System von globalen Kalt- und Warmphasen empfindlich stört. Wie groß der Einfluss auf das Weltklima tatsächlich ist, darüber streiten die Forscher. Fantastische Phänomene (1/2) 3sat Welt in Bewegung Freitag, 22.05.2020 Film von Stephen Cooter und Matthew Dyas 17.00–17.45 Uhr Bewegung ist alles: Von der größten Galaxie bis zum kleinsten (Erstsendung 14.05.2017) Elektron steht nichts still. Die Menschen nehmen ihre bewegte Umwelt kaum wahr, dabei sind unglaubliche Wunder zu entdecken. «Terra X» reist mit einem Eurofighter in doppelter Schallgeschwindigkeit und verhindert, für eine Weile, dass die Sonne untergeht. Der Film zeigt einen Surfer, der die gefährlichste Welle der Welt reitet, und Menschentürme, die der Gravitation trotzen. Seit unser Planet existiert, ist er in Bewegung. Jeden einzelnen Tag seit viereinhalb Milliarden Jahren geht die Sonne scheinbar im Osten auf, nimmt ihren Weg über den ABU-TV-Tipps im Mai 2020
Himmel und geht am westlichen Horizont wieder unter. Der Eindruck, dass sich Sonne und Sterne am Himmel bewegen, ist für die Menschen das einzige Anzeichen dafür, dass sich die Erde pausenlos dreht. Damit nicht genug, sausen sie auch noch in halsbrecherischer Geschwindigkeit durchs All und spüren auch davon nicht das Geringste. Das ändert sich abrupt, wenn man an Bord eines Eurofighters Typhoon unterwegs ist. Chef-Testpilot Steve Formoso nimmt die Zuschauer mit auf eine ganz besondere Mission. Er steigt mit seiner Maschine auf, um sich ein Wettrennen mit der Erde selbst zu liefern. Seine Orientierung ist die untergehende Sonne. Solange Formoso so schnell fliegt, wie sich unser Heimatplanet dreht, scheint die Sonne niemals untergehen zu wollen. Und dann gibt der Pilot noch einmal Gas. Auch auf der Oberfläche des Planeten ist alles im Fluss. Taktgeber für die Bewegung der Wassermassen auf der Erde ist vor allem der Mond. Aber auch die Anziehungskraft der Sonne spielt für die Gezeiten eine bedeutende Rolle. Dramatisch zeigt sich das ein paarmal im Jahr bei Springfluten. Sie entstehen, wenn die Anziehungskräfte von Sonne und Mond von derselben Seite auf die Erde einwirken. Die am meisten gefürchtete Springflutwelle ist die Pororoca. Wenn dieses Wellenmonster über den Amazonas rast, flüchten alle Anwohner auf höher gelegenes Gelände. Nur der Surfer Sergeno Laus wartet auf diese wenigen Gelegenheiten, die gefährlichste Welle der Welt zu reiten. Wenn die Menschen sich bewegen wollen, stellt Gravitation eher ein Hindernis dar. Jeder, der auf der Erdoberfläche gehen oder auch nur stehen will, findet sich in einem ständigen Kampf mit der Anziehungskraft der Erde wieder. Deutlich kann man diese Auseinandersetzung in der nordspanischen Stadt Vilafranca del Penedès beobachten. Hier versuchen Menschen in jedem Jahr von Neuem, der Schwerkraft zu trotzen. Sie errichten komplizierte Menschentürme, die die Grenzen des Möglichen ausreizen. Ganz gleich, wie statisch ein solcher Menschenturm erscheint, tatsächlich steht nichts wirklich still. Fantastische Phänomene (2/2) 3sat Bausteine des Lebens Freitag, 22.05.2020 Film von Stephen Cooter und Matthew Dyas 17.45–18.30 Uhr Damit sich auf der Erde das Leben in seiner unendlichen (Erstsendung 21.05.2017) Vielfalt entwickeln konnte, war das Zusammenwirken bestimmter Phänomene nötig. Ihre Bedeutung wird gerade erst erforscht. «Terra X» besucht weltweit Orte, wo sich solche Phänomene am spektakulärsten zeigen. In Indonesien begleitet der Film Feuerwehrleute beim Einsatz in einer Schwefelmine. In der Karibik lernen Taucher fliegen, und in Nepal demonstrieren Riesenbienen ihre Effizienz. Reaktionsfreude zeichnet die meisten Bausteine im großen Chemiekasten der Evolution aus. Ein gutes Beispiel dafür ist Schwefel, der innerhalb des indonesischen Vulkans Kawah Ijen in seiner reinen Form abgebaut wird. Der Schwefelabbau an sich ist schon eine schwere und gefährliche Arbeit, aber als Feuerwehrmann lernt man, dem gelben Pulver ernsthaft zu misstrauen. Meistens gehen die Feuerwehrleute erst nachts zum Löschen, denn nur in der Dunkelheit können sie die blauen Schwelbrände deutlich erkennen, die direkt aus der Hölle zu strömen scheinen und auch genauso riechen. «Terra X» begleitet einen ABU-TV-Tipps im Mai 2020
Feuerwehrtrupp bei den nächtlichen Löscharbeiten im Herzen des Vulkans. Nicht immer müssen die Bausteine des Lebens miteinander reagieren, um erstaunliche Wirkungen zu erzeugen. In der Karibik untersuchen Forscher ein Phänomen, das gerade durch besondere Ruhe entsteht. In einigen Höhlen ist über längere Zeiträume sowohl Süßwasser als auch Salzwasser eingesickert. Das Besondere ist hier, dass sich die Wasserschichten in den Höhlen nicht vermischt haben. Auf der salzhaltigen Meerwasserschicht breitet sich das kristallklare Süßwasser aus. Bewegt sich ein Taucher in dieser Übergangszone, der sogenannten Halokline, scheint er zu fliegen. Das menschliche Gehirn assoziiert mit dem durchsichtigeren Süßwasser- Bereich automatisch Luft. Sogar erfahrene Taucher müssen sich beherrschen, um nicht einfach Maske und Atemapparat abzunehmen. Aber die Höhlen haben noch mehr zu bieten. Uralte Wesen hausen hier, und vielleicht ist sogar das Leben selbst in einer Höhle entstanden. Alles Leben basiert auf chemischen Elementen und ihren vielfältigen Reaktionen. Einige Bewohner der Erde werden jedoch selbst zu Architekten und machen sich die Bausteine des Lebens auf vielfältige Weise zunutze. Als besonders effizient haben sich dabei die Fähigkeiten der Bienen erwiesen. Das Sechseck der Wabe ist unter all den Formen, die sich ohne Zwischenraum zusammenfügen lassen, nachweislich diejenige, deren Herstellung am wenigsten Energie kostet. Die größten Waben bauen die Felsenbienen in der Himalaja- Region. Um sich vor Honigräubern zu schützen, errichten die Tiere ihre kunstvollen, hängenden Megacitys direkt unter den Überhängen von Klippen oder in schroffen Felsen. Die Honigjäger der Gurung in Nepal lassen sich davon aber nicht schrecken. In schwindelnder Höhe ernten sie seit Jahrhunderten den Honig der Riesenbienen und profitieren damit von einem der süßesten Erzeugnisse, das die Natur aus ihren Bausteinen geformt hat. #selfie 3sat Ich – und die Welt Samstag, 23.05.2020 Film von Laura Beck 13.15–14.00 Uhr Manche tun es öffentlich, manche heimlich, aber: Fast jeder (Erstsendung 09.10.2018) macht es – das Bild von sich selbst. Selfies, die Fotos, die das Smartphone schießt, sind ein Phänomen des 21. Jahrhunderts. Sie sind Wort des Jahres 2013, längst professionalisiert mit Selfie-Sticks und aufsetzbaren Kameraoptiken. Selfies sind global und global verständlich. Kommunikation heruntergebrochen auf das Wesentliche: die Mimik und die Gestik. Selfies, sagt der Kunsthistoriker Wolfgang Ullrich, sind Weltsprache. Und damit kulturgeschichtlich ein kleines Wunder. Sind wir eine narzisstische Gesellschaft? Oder hat die uns zur Verfügung stehende Technik die Möglichkeit eigener Darstellung nur demokratisiert? Als Albrecht Dürer es wagte, sich selbst zu porträtieren, in Christus-Pose, galt das Gemälde als Akt der Selbstermächtigung, war es ein bewunderter Schritt zur Emanzipation. Heute zeigen Millionen ihr Gesicht in den sozialen Netzwerken – und damit der ganzen Welt. Man muss nicht mehr malen können oder reich, mächtig und ABU-TV-Tipps im Mai 2020
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