ABU-TV-Tipps im Mai 2020 - PH Zürich

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ABU-TV-Tipps im Mai 2020 - PH Zürich
ABU-TV-Tipps im Mai 2020
Eine Dienstleistung der PH Zürich, zusammengestellt von Manfred Pfiffner (Angaben ohne Gewähr)

 makro: Geld oder Moral                                               3sat
 Film von Assle Skredderberget und Fredrik Horn Akselsen              Sonntag, 03.05.2020
 Klimawandel, Nahrungsmittelknappheit, Migration, Populismus          06.15–06.45 Uhr
 – Gesellschaften weltweit stehen vor beispiellosen Problemen.        (Erstsendung 21.02.2020)
 Bisher wurde die Finanzindustrie als Teil des Problems
 angesehen.
 Aber kann sie nicht auch Teil der Lösung sein? Die Finanzwelt
 steht an einem Scheideweg: kurzfristige Trader versus
 langfristigen Investoren. Gier versus Verantwortung.
 Künstliche Intelligenz versus menschlicher Verstand.
 Seit Jahrzehnten wird die Finanzindustrie von «Wölfen»
 dominiert, die kurzfristige persönliche Vorteile suchen. Sie
 streben schnelle persönliche Gewinne an. Mit ihrem Verhalten
 haben sie das Finanzsystem empfindlich gestört und damit
 Millionen von Menschen geschadet. Dass man auch
 verantwortungsvoll investieren kann und damit langfristig zum
 Wohl der Gesellschaft beiträgt, beweist Norwegen.
 Als weltweit größter staatlicher Fonds befindet sich der
 Norwegische Pensionsfonds im Besitz eines Volkes und wird
 von Politikern verwaltet. Der Fonds soll unter anderem die
 Rentenzahlungen für zukünftige Generationen sichern. Sein
 Kapital wird nach ethischen Richtlinien verwaltet. Einst
 stammte es aus dem Ölreichtum Norwegens. Doch mittlerweile
 investiert man zunehmend in erneuerbare Energien.
 Der Fonds besitzt 1,5 Prozent der weltweiten Aktien und ist an
 9000 Unternehmen beteiligt. Anstatt auf kurzfristige
 Erfolgsmeldungen für die Aktionäre, ist dieser Fonds politisch
 verpflichtet, Jahrzehnte in die Zukunft zu schauen.
 Kurzfristige Investition oder langfristige Anlage? Gier oder
 Verantwortung? Wer hat die größten Chancen am
 Kapitalmarkt – Die norwegischen «Wikinger» oder die «Wölfe»
 der Wallstreet?

 Tele-Akademie                                                        3sat
 Daniel Goffart: Das Ende der Mittelschicht                           Sonntag, 03.05.2020
 Wir erleben derzeit, wie fragil der gesellschaftliche                06.45–07.30 Uhr
 Zusammenhalt ist und wie schnell der Grundkonsens unserer            (Erstsendung 26.04.2020)
 freien westlichen Wertegemeinschaft infrage gestellt wird.
 Während die Schere zwischen Arm und Reich empörend weit
 auseinanderklafft, ist es vor allem die Mittelschicht, die zum

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Lastesel des deutschen Sozial- und Steuerstaates gemacht
 wurde. Verharmlosungen in Politik und Wirtschaft, so Daniel
 Goffart, nutzen nichts.
 Die Mittelschicht muss Abschied nehmen von der Welt, wie wir
 sie kannten. Hunderte Berufe werden verschwinden, und
 niemand weiß, wie unsere sozialen Sicherungssysteme
 überleben sollen. Was aber geschieht mit einer Gesellschaft,
 die auf Teilhabe, Arbeit und dem Wohlstand einer breiten
 Mittelschicht beruht? Wie schaffen wir einen fairen Ausgleich?
 Wie kann die Wertschöpfung im Zeitalter der Digitalisierung
 gerecht verteilt werden?
 Daniel Goffart ist Chefkorrespondent beim
 Nachrichtenmagazin «Focus» in Berlin. Er begann als
 Rechtsanwalt, arbeitete im Management eines deutschen
 Konzerns und schreibt seit mehr als 20 Jahren über politische
 und ökonomische Fragen.

 Wie Bestsellerautor Jonathan                                      3sat
 Safran Foer die Erde retten will                                  Sonntag, 03.05.2020
                                                                   09.05–10.05 Uhr
 (aus der SRF-Gesprächsreihe «Sternstunde Philosophie»)            (Erstsendung 09.02.2020)
 Nach seinem Megaseller «Tiere essen» präsentiert der US-
 Autor Jonathan Safran Foer nun seine Lösung gegen den
 Klimakollaps, und die betrifft den Menüplan.
 Foers Lösungsansatz lautet: Wir können den Planeten retten,
 wenn wir bis zum Abend vegan leben und tierische Produkte
 meiden. Barbara Bleisch fragt, ob es statt Diät nicht Politik
 bräuchte, und wie man es schafft, trotz der Bedrohung die
 Hoffnung nicht zu verlieren.
 Mit seinem Romandebüt «Alles ist erleuchtet» wurde Jonathan
 Safran Foer 2002 zum Shootingstar der amerikanischen
 Literatur. 2009 bewog er mit seinem Sachbuch «Tiere essen»
 Millionen Leser dazu, ihren Fleischkonsum von Grund auf zu
 überdenken. Nun konstatiert er in «Wir sind das Klima!», es
 fehle die gute Story, die die Gesellschaft dazu bewegt, die
 abstrakte Gewissheit der Klimaerwärmung in eine
 Herzenssache zu verwandeln, die zum Handeln motiviert.
 Kann es funktionieren, nur an das Individuum zu appellieren?
 Bräuchte es nicht auch politische Maßnahmen? Und wie ließe
 sich aus der Klimakrise ein süffiger Stoff zaubern, der die
 heutige Lethargie durchbricht?
 Barbara Bleisch im Gespräch mit dem Schriftsteller über
 Hoffnung und Hoffnungslosigkeit in Zeiten der drohenden
 Klimakatastrophe.

 Kollwitz                                                          3sat
 Ein Leben in Leidenschaft                                         Sonntag, 03.05.2020
 Film von Henrike Sandner und Yury Winterberg                      11.35–12.30 Uhr
 Die Grafikerin und Bildhauerin Käthe Kollwitz (1867–1945) gilt    (Erstsendung 05.07.2017)
 als bedeutendste deutsche Künstlerin aller Zeiten. Ihr Werk ist
 in den USA, in Russland und auch in China bekannt.
 Der Film begibt sich auf Spurensuche nach einer der
 charismatischsten Frauenpersönlichkeiten des 20.
 Jahrhunderts – auf Spurensuche in einem Leben, dass vor
 allem geprägt war von unbändiger, nie nachlassender
 Leidenschaft.
 Ihr «Mahnmal der trauernden Eltern» auf dem
 Soldatenfriedhof im belgischen Vladslo gilt als die
 bedeutendste Grabplastik des 20. Jahrhunderts. Die Botschaft

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ihrer bekanntesten Zeichnung «Nie wieder Krieg!» ist heute
 aktueller denn je.
 «Die Kollwitz» war eine der ersten Frauen, die in München
 Kunst studieren durfte – und sie wurde schon im deutschen
 Kaiserreich zu einer anerkannten Künstlerin. Lebensfroh,
 neugierig und engagiert mischte sich Käthe schon als junge
 Frau auch als eine politisch starke Stimme in ihre Zeit ein. Bei
 «der Kollwitz» ist kein Werk ohne Botschaft.
 Schicksalsschläge wie der Verlust ihres Sohnes Peter im
 Ersten Weltkrieg erschütterten ihr Leben. Themen wie Trauer,
 Verlust, Armut, Hunger und Krieg beschäftigen sie nun noch
 stärker. Doch wie viel weiß man wirklich über Käthe Kollwitz?
 Wer war diese Frau hinter den Kunstwerken, die einen noch
 immer so ergreifen? In unzähligen Porträts blickt sie uns an.
 Und man hofft in dieser ständigen Selbstbefragung der
 Künstlerin eine Antwort zu finden auf die Frage, wer sie
 wirklich war.

 Geschichten vom Essen                                              3sat
 Dokumentarfilm von Hans-Dieter Grabe, Deutschland 2008             Montag, 04.05.2020
 «Geschichten vom Essen» erzählt von fünf Menschen in               23.00–00.03 Uhr
 verschiedenen Ländern mit unterschiedlichen Schicksalen.           (Deutschland 2008)
 Der Dokumentarist Hans-Dieter Grabe hat in diesem Film auch
 eigene Erfahrungen mit Hunger und Essen verarbeitet. Die
 erste Geschichte zeigt hart arbeitende Frauen in einer Zeit, in
 der «5 Kartoffeln» – so der Titel – ein großes Geschenk sein
 können.
 «Rote Rüben» beschafft sich heimlich ein zehnjähriges
 Mädchen für seine zwei kranken Brüder. Die Schwester weiß:
 Wenn sie erwischt wird, warten harte Strafen auf sie.
 «Hefeklöße» – die Freude darüber, wie gut sie ihm
 schmeckten, obwohl wenige Stunden davor sein Elternhaus in
 Flammen aufgegangen ist, hat der damals acht Jahre alte
 Dokumentarfilmer bis heute nicht vergessen.
 «Brot» – um nichts anderes kreist jahrelang das Denken eines
 Häftlings.
 «Vom Sattessen» träumt ein Mann, der zwar genug zu essen
 hat, dessen zerstörter Körper aber auf die geringste
 Gewichtszunahme mit unerträglichen Schmerzen reagiert.
 Hans-Dieter Grabes Film ist aus dem Material für fünf
 Dokumentarfilme entstanden, die der Filmemacher zwischen
 1967 und 1998 drehte. Grabe, der im und nach dem Zweiten
 Weltkrieg am eigenen Körper den Hunger erlebt hat, hofft,
 dass sein Werk dazu beiträgt, «die Flut von Koch- und Ess-
 Shows im Unterhaltungsfernsehen durch eine etwas andere,
 nämlich nachdenklichere und bewusstere Sichtweise auf
 Nahrungsmittel und die Bedeutung des Essens zu ergänzen».

 37°: Zum Glück gab’s die Kuh                                       3sat
 Wie Eva Erben den Holocaust überlebte                              Dienstag, 05.05.2020
 Film von Anabel Münstermann                                        00.03–00.30 Uhr
 Eva Erben (89) hat zwei Konzentrationslager, Selektionen von       (Erstsendung 28.04.2020)
 Mengele und durch einen unglaublichen Zufall den
 Todesmarsch überlebt und sagt, dass sie trotz allem ein
 glückliches Leben hat.
 Als Kind jüdischer Eltern wächst Eva in Prag auf. 1941, da ist
 sie elf, kommt sie mit den Eltern nach Theresienstadt, 1944
 nach Auschwitz. Ihr Vater wird getötet, die Mutter stirbt auf
 dem Todesmarsch, den Eva nur durch ein Wunder überlebt.

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Da ist sie 14.
 Eva Erben hatte eine behütete Kindheit in Prag. Mit ihren
 Eltern lebte sie in einer schönen Villa; Musik, Literatur, all das
 gehörte zu ihrem Leben. 1941 wird sie mit ihren Eltern nach
 Theresienstadt gebracht, wo – wie sie sagt – «die intellektuelle
 Crème de la Crème» gefangen gehalten wurde. Es gab
 Theateraufführungen der Häftlinge, Sportveranstaltungen,
 Fußballturniere. Theresienstadt galt als Vorzeige-KZ. Dort
 lernte sie Peter, ihren späteren Mann, kennen. Er trainierte die
 Jungenmannschaft im Fußball. Eva war für ihn ein Kind, das
 er wenig beachtete. Ihr gefiel er damals schon.
 1944 wurde sie mit ihrer Mutter nach Auschwitz gebracht und
 musste dort brutalste Haftbedingungen, Kälte und Hunger
 aushalten. Heute glaubt sie, dass sie vieles nur deshalb
 überstanden hat, weil ihr ihre Mutter immer wieder durch
 Erzählungen und Geschichten eine Fantasie-Gegenwelt
 erschaffen hat, in die Eva sich hineinträumen konnte.
 Während des Todesmarsches stirbt ihre Mutter an
 Erschöpfung, Eva muss mit den anderen weiter. Eine Nacht
 sollen die Häftlinge in einem Stall verbringen. Eva kuschelt
 sich eng an die einzige Kuh, weil es dort warm ist, den
 Gestank nimmt sie dafür in Kauf. Am nächsten Morgen wacht
 Eva allein neben der Kuh auf, die anderen sind
 weitergezogen. Die Hunde der Aufseher haben das Mädchen
 in dem stinkenden Kuhmist nicht aufspüren können. Bauern
 finden das erschöpfte Mädchen und verstecken es die letzten
 Kriegswochen. Nur langsam kommt Eva wieder zu Kräften.
 Nach Kriegsende kehrt sie nach Prag zurück. Zufällig trifft sie
 Peter wieder, die beiden verlieben sich. Peter bringt Eva mit
 dem Schiff nach Israel, und die beiden beginnen ihr
 gemeinsames Leben.
 Beeindruckend an Eva Erben ist ihre Vitalität und ihr
 ungebrochener Optimismus. Sie hadert nicht mit der
 Vergangenheit, sondern bezeichnet sich sogar als glücklichen
 Menschen. Glücklich deshalb, weil sie sich – trotz der
 Quälereien durch die Nazis, trotz des furchtbaren Verlusts der
 Eltern – immer geliebt fühlte. Erst von Vater und Mutter, später
 von ihrem Mann und ihren Kindern.
 «37°» reist mit Eva Erben nach Prag, besucht die Orte ihrer
 Kindheit, begleitet sie bei einem Vortrag in Theresienstadt, ist
 dabei, wenn sie dahin fährt, wo die Bauern ihr damals das
 Leben gerettet haben.

 El Greco und die Moderne                                             3sat
 Film von Werner Raeune                                               Dienstag, 05.05.2020
 Der Maler El Greco zählt zu den bedeutendsten und teuersten          05.30–06.00 Uhr
 Alten Meistern der Kunstgeschichte. 1541 in Griechenland             (Erstsendung 20.05.2012)
 geboren, machte er in Spanien als Hofmaler bei Philipp II.
 Karriere.
 Doch aufgrund seiner eigenwilligen Interpretation religiöser
 Themen und seines außergewöhnlichen Mal-Stils hatte der
 Künstler immer wieder Schwierigkeiten mit seinen
 Auftraggebern und Zeitgenossen.
 Seine dünnen, in die Länge gezogenen, verzerrten
 Darstellungen der Menschen, seine ungewöhnlich grelle
 Farbgebung – heute sein Markenzeichen – sorgten damals für
 Skandale, ließen ihn in Ungnade fallen. Als der Künstler 1614
 starb, wurde seinem Werk wenig Wertschätzung zuteil. Viele
 seiner Kirchenbilder wurden ins Ausland verkauft, über die
 ganze Welt verstreut. Erst Ende des 19. Jahrhunderts wurde
 El Greco von Kunsthistorikern wiederentdeckt, nahmen

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Avantgarde-Künstler wie Pablo Picasso sowie die
 Expressionisten August Macke, Franz Marc und Max
 Beckmann seine «moderne Auffassung von Malerei» zum
 Vorbild für ihre Kunst.

 makro: Kühe für Katar                                            3sat
 Film von Frank Eggers                                            Dienstag, 05.05.2020
 Rinderzucht und Milchwirtschaft, wo sonst fast nichts wächst?    22.25–22.55 Uhr
 Katar will unbedingt Selbstversorger werden. Koste es, was es    (Erstsendung 16.12.2018)
 wolle.
 Seit Juni 2017 boykottieren Saudi-Arabien, Bahrain, Ägypten
 und die Vereinigten Arabischen Emirate Katar. Fatal für den
 kleinen Staat. Er gehört durch sein Gasvorkommen zu den
 reichsten der Welt, ist aber bei Lebensmitteln auf Importe
 angewiesen.
 Der Zugang auf dem Landweg ist dicht. Katar reagierte mit
 Mega-Investitionen in Infrastruktur und Wirtschaft. Der kleine
 Staat auf der Halbinsel vor Saudi-Arabien will sich aus dem
 Klammergriff lösen. Dabei ist ausgerechnet ein Kuhstall zur
 Pilgerstätte des Widerstands geworden. Zugegeben, ein
 großer: Mitten in der Wüste wurde eine gigantische,
 vollautomatisierte Milchfarm aus dem Sand gestampft.
 20‘000 Kühe sollen hier künftig für Milch, Joghurt und Fleisch
 «made in Quatar» sorgen. Die ersten 3500 Kühe wurden dafür
 kurzerhand eingeflogen. Jetzt werden die Kühe mit dem Schiff
 geliefert. Schwarzbunte Holsteiner aus allen Teilen der Welt.
 Auch das Futter wird per Schiff herbeigeschafft, das Wasser
 für die Tiere aufbereitet. Ein gigantischer Aufwand. Ein
 Muskelspiel. Und Teil eines größeren Plans, mit dem Katar
 alternative Wirtschaftszweige zum lukrativen Gas-Geschäft
 aufbauen will. Hierfür macht der Staat Zugeständnisse an
 ausländische Investoren, richtet Freihandelszonen ein, wirbt
 gezielt auch um deutsche Firmen.
 Ein Ende der Blockade ist nicht in Sicht. Doch statt der
 geplanten Isolation scheint sie Katar wirtschaftliche Reformen
 zu bringen.

 Propaganda im Krieg –                                            3sat
 Verblendung der Massen                                           Mittwoch, 06.05.2020
                                                                  20.15–21.00 Uhr
 Film von Ute Wiedemeyer                                          (Erstausstrahlung)
 In der Kriegspropaganda werden Worte und Bilder zu Waffen.
 Erstes Opfer ist dabei immer die Wahrheit. Manipulationen,
 Täuschung, Lügen sind die Werkzeuge jedes
 Kriegspropagandisten.
 Das «Ministerium für Volksaufklärung und Propaganda» unter
 der Führung von Joseph Goebbels war dabei erschreckend
 erfolgreich: Bis zuletzt brachten die Einflüsterungen der NS-
 Strategen Kinder dazu, sich freiwillig zum Kriegseinsatz zu
 melden.

 Gesundheit digital?                                              3sat
 Film von Julia Lösch und Verena Rendel                           Donnerstag, 07.05.2020
 Gesundheits-Apps, Telemedizin, vernetzte Praxen: Das             20.15–21.00 Uhr
 Gesundheitswesen wird digital. Bislang wurden mehr Risiken       (Erstausstrahlung)
 als Nutzen betont, die Corona-Pandemie verändert die
 Einschätzung der Lage.

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Wissen um Vorerkrankungen schnell abrufen können,
 doppelte Laborbefunde oder Röntgenbilder vermeiden – die
 Gesundheitsversorgung soll effizienter werden. Ab 2021
 kommt die elektronische Patientenakte. Die Patienten
 entscheiden, wer Zugriff auf welche Daten hat.
 Dänemark ist Vorreiter im Bereich E-Health – hier hat jeder
 eine eigene elektronische Patientenakte. Über das Online-
 Portal «sundhed.dk» haben Mediziner und Patienten digitalen
 Zugriff auf Arztbriefe, Röntgenbilder, Laborbefunde und E-
 Rezepte. Die Patienten können ihre gesamte
 Krankengeschichte einsehen und Daten, die sie nicht teilen
 möchten, blockieren. Die Akzeptanz in der dänischen
 Bevölkerung ist groß. Ist dieses System auch auf Deutschland
 übertragbar? Derzeit arbeitet das Bundesministerium für
 Gesundheit an dem Patientendaten-Schutzgesetz (PDSG),
 das die Nutzung der elektronischen Patientenakte regeln soll.
 Viele Smartphone-Besitzer profitieren von Gesundheits-Apps.
 So nutzen beispielsweise Diabetiker diese im Alltag, um ihre
 Insulinwerte zu kontrollieren. Ein Sensorchip im Arm überprüft
 die Glukosewerte alle fünf Minuten und überträgt sie auf eine
 App auf dem Handy. Die App schlägt Alarm, wenn die Werte
 von den Soll-Werten abweichen. Wie sicher sind jedoch die
 Daten, die wir per Smartphone in Gesundheits-Apps
 eingeben? Ein Forschungsteam an der Ruhr-Universität in
 Bochum untersuchte 20 Gesundheits-Apps. Das Ergebnis: Es
 gibt beträchtliche Sicherheitsmängel.
 Was bedeuten die Sicherheitslücken für die elektronische
 Gesundheitsakte, die 2021 kommen soll? Seit dem 1. März
 2020 müssen Ärzte, die sich nicht an die Telematik-
 Infrastruktur anschließen lassen wollen, einen Honorarabzug
 von 2,5 Prozent in Kauf nehmen.
 Die Proteste gegen die elektronische Gesundheitsakte – kurz
 eGA – und die zentrale Speicherung der Daten reißen jedoch
 nicht ab: Der Münchner Psychiater Dr. Meißner und seine
 Kollegen verzeichnen im Januar 2020 einen ersten Erfolg mit
 ihrer Petition an den Bundestag «Gesundheitsdaten in
 Gefahr». Das Ziel der 50‘000 Unterschriften ist erreicht, der
 nächste Schritt wäre eine Anhörung vor dem
 Petitionsausschuss.
 Die Dokumentation «Gesundheit digital» hinterfragt, welche
 Vor- und Nachteile die rasante Digitalisierung im
 Gesundheitswesen auf Patienten und Ärzte hat.
 Redaktionshinweis: In 3sat steht der Donnerstagabend im
 Zeichen der Wissenschaft. Um jeweils 20.15 Uhr beleuchtet
 eine Dokumentation relevante Fragen aus Natur- und
 Geisteswissenschaften, Kultur und Technik. Im Anschluss, um
 21.00 Uhr, diskutiert Gert Scobel über ein verwandtes Thema.

 scobel – Ethik fürs Digitale                                       3sat
 Bei «scobel» steht jede Woche ein klar definiertes Thema im        Donnerstag, 07.05.2020
 Mittelpunkt, das in offener Form umgesetzt wird.                   21.00–22.00 Uhr
 Ob als Gespräch, Film, Reportage oder Magazin – weder              (Erstausstrahlung)
 journalistisches Genre noch Format sind festgelegt. Gert
 Scobel verbindet als Moderator interdisziplinär die Vielfalt der
 Themen aus Kultur und Wissen und garantiert deren
 spannende und adäquate Umsetzung.

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Never Again – Amerikas                                          3sat
 Jugend gegen den                                                Donnerstag, 07.05.2020

 Waffenwahn                                                      22.55–23.45 Uhr
                                                                 (Erstsendung 11.06.2019)
 Film von Sebastian Bellwinkel
 Sechs Minuten und 20 Sekunden: Diese Zeit brauchte der
 Amokläufer im Februar 2018 an der Highschool in Parkland,
 Florida, um das Leben von 17 Personen auszulöschen.
 Seine Waffe: ein Sturmgewehr vom Typ AR-15, das er legal
 erwerben konnte. Die Parkland-Kids haben genug von den
 leeren Versprechungen der Politiker: Sie organisieren die
 größten Demonstrationen gegen Waffengewalt seit den
 Protesten gegen den Vietnamkrieg.
 Über ihre Twitter-Accounts bringen die Teenager in über 700
 Städten der USA Millionen Menschen auf die Straße. Sie alle
 vereint ein Ziel: schärfere Waffengesetze und das Verbot von
 Sturmgewehren für Privatpersonen.
 Doch während sich die Jugendlichen weiter vernetzen, rüstet
 die Waffenindustrie neu auf. Die Waffenlobby meint, die
 Gefahr ginge nicht von den Waffen aus, sondern von den
 Schützen, die sie benutzen. Als Maßnahme gegen Massaker
 schlagen sie vor, dass nun auch Lehrer mit Waffen
 ausgerüstet werden sollen – eine Idee, die Präsident Trump
 unterstützt.
 Die Teenager müssen sich also gegen die Großen des Landes
 auflehnen. Ihr Motto: «Wenn Politiker die Probleme nicht
 lösen, dann lösen wir die Politiker ab.» Um das zu erreichen,
 wollen sie junge Menschen im Alter von 18 bis 29 motivieren,
 wählen zu gehen. Und das nicht nur wegen der Amokläufe:
 Von den jährlich etwa 35‘000 Toten durch Waffengewalt in den
 USA ist nur etwa ein Prozent auf solche Attentate
 zurückzuführen. Der Großteil sind Suizide und Tötungsdelikte.
 Deshalb blickt die Dokumentation auch nach Chicago, die
 Stadt mit den höchsten Opferzahlen der USA. Dieser Film ist
 eine Reise in ein Land, in dem die junge Generation aufsteht
 und nicht mehr länger zusehen will, wie Geschwister und
 Freunde getötet werden.

 Wie Elefanten denken                                            3sat
 (aus der ZDF-Reihe «Terra X»)                                   Freitag, 08.05.2020
 Film von Emre Izat                                              14.10–14.50 Uhr
 Forscher sind sich mittlerweile einig: Elefanten sind viel      (Erstsendung 10.01.2016)
 intelligenter, als wir je vermutet hätten. «Terra X» zeigt in
 atemberaubenden Bildern, was und wie die grauen Riesen
 denken.
 Elefantenherden umgehen offenbar ganz gezielt Gebiete, in
 denen Wilderer lauern, und vermeiden auch sonst gefährliche
 Kontakte zu Menschen. Die Entdeckung dieses einzigartigen
 Verhaltens machten Wildbiologen eher zufällig bei einer
 Zählung vom Flugzeug aus.
 Diese ungewöhnlichen Wanderbewegungen der Tiere
 inspirierten die Wissenschaftler zu immer neuen
 Forschungsprojekten, in deren Verlauf weitere, völlig
 unerwartete Fähigkeiten der Elefanten entdeckt wurden.
 Beispielsweise arbeiten die gigantischen Rüsselträger im
 Team zusammen und teilen einander Erfahrungen und neue
 Erkenntnisse mit. Elefanten können im Test die komplexesten
 Probleme lösen und erkennen sich selbst im Spiegel – eine
 Leistung, die man bislang nur von Menschenaffen und

ABU-TV-Tipps im Mai 2020
Delfinen kannte.
 Das Gefühlsleben der Tiere lässt sie entgegen der
 Bezeichnung «Dickhäuter» als äußerst sensibel erscheinen.
 Untersuchungen zufolge empfinden Elefanten Mitgefühl,
 Trauer, Freude, Furcht und Rachsucht. Die Forscher sind
 mittlerweile davon überzeugt, dass Elefanten zu den
 intelligentesten und komplexesten Tieren überhaupt zählen.

 Tele-Akademie                                                      3sat
 Prof. Dr. Andreas Reckwitz: Die Spätmoderne und ihre               Sonntag, 10.05.2020
 Drei-Klassen-Gesellschaft                                          06.45–07.30 Uhr
 In den Gesellschaften des globalen Nordens erlebt die              (Erstsendung 03.05.2020)
 Sozialstruktur in den letzten Jahrzehnten eine tiefgreifende
 Veränderung. Ein Vortrag des Soziologen Andreas Reckwitz.
 Reckwitz beschreibt, dass es sich nicht nur um eine
 Verstärkung sozioökonomischer Ungleichheiten handelt,
 sondern auch um die Spaltung der ehemaligen
 Mittelstandsgesellschaft der industriellen Moderne.
 Während in der Spätmoderne eine neue, hoch qualifizierte
 Mittelklasse emporsteigt, rutschen große Teile der ehemaligen
 Mittelklasse in prekäre Verhältnisse ab. Der Vortrag fragt nach
 den Ursachen, den Strukturmerkmalen und den künftigen
 Folgen dieser Entwicklung.
 Professor Dr. Andreas Reckwitz lehrt Soziologie an der
 Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder). Für seine viel
 beachteten Veröffentlichungen wurde er unter anderem mit
 dem Bayerischen Buchpreis und dem Leibniz-Preis der
 Deutschen Forschungsgemeinschaft ausgezeichnet.

 Lydia Cacho: Im Kampf gegen                                        3sat
 Mexikos Kartelle der                                               Sonntag, 10.05.2020

 Männergewalt                                                       09.05–10.05 Uhr
                                                                    (Erstsendung 02.02.2020)
 Lydia Cacho gilt als eine der mutigsten Journalistinnen und
 Menschenrechtsaktivistinnen Mexikos.
 Mit ihren Undercover-Recherchen über ein weltweites
 kriminelles Netz von Pädophilen und Menschenhändlern
 wurde sie selbst zur Zielscheibe der mexikanischen Mafia und
 Drogenkartelle. Was treibt sie an?
 Sie hat ihren Reisepass immer dabei, ist jederzeit bereit,
 innerhalb kürzester Zeit zu fliehen: Vor 20 Jahren gründete die
 56-jährige im mexikanischen Cancún ein Heim für
 misshandelte und sexuell ausgebeutete Mädchen und Frauen.
 2003 erzählte ihr eines der Opfer, sie sei von einem
 libanesischen Unternehmer missbraucht worden. Die
 Journalistin begann zu recherchieren und deckte einen
 Pädophilenring auf, an dem auch mehrere Politiker und
 Topbeamte beteiligt waren. An ihren Festen vergewaltigten
 diese Männer Mädchen und Jungen zwischen sechs und 13
 Jahren.
 Seit der Publikation dieser Recherchen lebt Lydia Cacho mit
 Anschlägen und ständigen Morddrohungen. Und macht
 unbeirrt weiter, obwohl sie selbst entführt und gefoltert wurde.
 In einem Land, in dem mehr als 100 Morde pro Tag
 geschehen.
 Wie erklärt sich Lydia Cacho diese Gewalt gegen Frauen und
 Kinder? Was hat die tief vom Machismo geprägte Kultur der
 Drogen- und Menschenhandel-Kartelle damit zu tun? Und wo
 sieht sie als Feministin einen neuen Schub der

ABU-TV-Tipps im Mai 2020
Bewusstwerdung? Wolfram Eilenberger fragt nach.

 Tomorrow – Die Welt ist voller                                   3sat
 Lösungen                                                         Montag, 11.05.2020
                                                                  22.25–00.20 Uhr
 Dokumentarfilm von Cyril Dion und Mélanie Laurent                (Frankreich 2016)
 Länge: 111 Minuten
 Was kann uns vor dem Zusammenbruch der Ökosysteme
 retten? Die beiden Dokumentarfilmer Cyril Dion und Mélanie
 Laurent machen sich auf den Weg zu Projekten mit progressiv
 wirkenden Ideen.
 Fairtrade-Produkte, Secondhandshops und biologische
 Ernährung: Die Konzepte dahinter sind klar, aber sie sind nur
 der berühmte Tropfen auf dem heißen Stein. Viel mehr muss
 sich verändern, damit ein markant anderes Leben und
 Wirtschaften möglich ist.
 Soll sich etwa die Landwirtschaft verändern, müssen auch
 andere entscheidende Bereiche unseres Lebens
 umgekrempelt werden.
 Ihr Filmprojekt führt Cyril Dion und Mélanie Laurent und ihr
 Team durch neun Länder: Frankreich und La Réunion,
 Dänemark, Finnland, Indien, Großbritannien, die Vereinigten
 Staaten, die Schweiz, Schweden und Island. Dort treffen sie
 beeindruckende Menschen und erleben andere wirtschaftliche
 und soziale Systeme.
 Das Filmteam besucht etwa Rob Hopkins von der Bewegung
 «Cities in Transition» (CIT). Das Ziel: die Abhängigkeit vom
 Erdöl bis zum Jahr 2050 zu reduzieren. Zunächst verwandelte
 Hopkins seine Stadt Totnes in Devonshire, England, in ein
 «Experimentierfeld des Übergangs». Als Ausbilder für
 Permakultur begann er, die Gemeinschaftsgärten in der
 gesamten Stadt zu vervielfachen, indem er die Besitzer von
 Parzellen ermutigte, sie denjenigen zu überlassen, die keine
 haben.
 Seine Bewegung war so erfolgreich, dass sie sogar
 wirtschaftliche Auswirkungen hatte. Totnes schuf eine eigene
 lokale Währung, den Totnes Pound, der von Dutzenden von
 Händlern in der Innenstadt angenommen wird und dadurch
 erlaubt, den Wohlstand zu verlagern. Aus dem
 «Experimentierfeld» hat sich inzwischen eine Bewegung von
 fast 1200 weltweiten Initiativen in den Bereichen Energie und
 Verkehr entwickelt.
 Neben den vorgestellten Projekten sprechen Cyril Dion und
 Mélanie Laurent auch mit Ökonomen und Persönlichkeiten –
 etwa mit der indischen Aktivistin Vandana Shiva. Seit mehr als
 30 Jahren widmet sie sich dem Kampf für
 Nahrungsmittelsouveränität sowie der Verteidigung der
 Artenvielfalt in all ihren Formen. In Frankreich wurde sie für
 ihre heftigen Angriffe gegen die Biotechnologie bekannt, deren
 genmanipulierte Organismen maßgeblich das Schicksal der
 Bauern in Indien beeinflussen.
 Der Dokumentarfilm «Tomorrow – Die Welt ist voller
 Lösungen» macht Zusammenhänge erkennbar, die Bürger aus
 aller Welt – und dabei vor allem Politiker und Unternehmer –
 begreifen und danach handeln sollten, damit menschliches
 Leben auf der Erde auch in den nächsten 50 bis 100 Jahren
 ohne existenzielle Katastrophen möglich ist.
 Aufgeteilt in fünf Kapitel, behandelt die filmische Reise die
 großen Themenfelder Landwirtschaft, Energie, Geldwirtschaft,
 Demokratie und Bildung anhand von Gesprächen mit

ABU-TV-Tipps im Mai 2020
ausgewählten Personen, die anschaulich Auskunft über das
 Wesen diverser Vorzeigemodelle geben.

 Die Bauleiterin                                                  3sat
 Reportage von Ilona Stämpfli                                     Mittwoch, 13.05.2020
 (aus der SRF-Reihe «Reporter»)                                   00.10–00.30 Uhr
 Katrin Bachmann ist täglich als Bauleiterin auf Baustellen       (Erstsendung 08.03.2020)
 unterwegs. Als Frau ist sie eine seltene Erscheinung in dieser
 männlich geprägten Branche.
 Auf mehreren großen Baustellen in Zürich hat sie das Sagen.
 «Reporter» zeigt, wie sie sich in der männerdominierten
 Umgebung Respekt verschafft.
 Katrin Bachmann betritt eine Baustelle in Zürich. Sofort wird
 sie von mehreren Handwerkern umkreist. Sie hört sich alles
 an, geht von einer Problemstelle zur nächsten, bespricht
 Details. Bis sie den Respekt aller Beteiligten habe, dauere es
 manchmal eine gewisse Zeit. Gerade zu Beginn eines
 Bauprojektes werde sie als 1.55 Meter große Frau besonders
 beobachtet. «Kann die das?», «Bringt die das zustande?»,
 fragt sich bestimmt so mancher. Anders als ein Mann in
 derselben Position müsse sie immer wieder beweisen, dass
 sie kompetent sei und das nötige Fachwissen mitbringe, meint
 Katrin Bachmann.
 Mit ihrer unkomplizierten, pragmatischen Art weiß sich Katrin
 Bachmann in der Männerwelt Respekt zu verschaffen und sich
 durchzusetzen. Das hat sie schon früh gelernt. Ihr Vater hat
 ein Baumeistergeschäft. Als Kind war sie oft auf der Baustelle
 und durfte «helfen». Ihre zwei jüngeren Brüder sind ebenfalls
 in der Baubranche tätig. Für die gelernte Hochbauzeichnerin
 ist auch klar, dass sie sich der rauen Baustellenwelt anpassen
 müsse. «Man kann eine Baustelle nicht frauenfreundlicher
 machen. Oder ich wüsste nicht wie», erklärt sie der Reporterin
 Ilona Stämpfli. Solange sie Spaß an der Arbeit habe, werde
 sie der Baubranche weiter treu bleiben, versichert sie.

 Brand                                                            3sat
 Regie: Jan Koester, Alexander Lahl                               Samstag, 16.05.2020
 Als der Bürgermeister eines kleinen Dorfes in Sachsen            23.45–23.50 Uhr
 beschließt, circa 40 Flüchtlinge aufzunehmen, schlägt ihm und    (Deutschland 2019)
 seiner Familie eine Welle des Widerwillens und des Hasses
 entgegen.
 Der kurze Animationsfilm erzählt vom Kampf gegen die Angst
 und vom Mut, trotz Todesangst für seine Überzeugungen
 einzustehen. – TV-Premiere im Kurzfilmprogramm zu den
 Internationalen Kurzfilmtagen Oberhausen 2020.
 Jan Koester und Alexander Lahl produzierten einen
 eindrucksvoll gestalteten dokumentarischen Animationsfilm
 über den Bürgermeister eines Dorfs, der nach Morddrohungen
 sein Ehrenamt niederlegte.
 Jan Koester, 1978 in Berlin geboren, studierte Animation an
 der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf und gründete
 zusammen mit Freunden das «Talking Animals Animation
 Collective». Alexander Lahl, 1979 in Berlin geboren, studierte
 Kulturwissenschaften in Frankfurt an der Oder. Als Autor,
 Filmregisseur und Produzent drehte er Dokumentar- und
 Animationsfilme, die mehrere Preise gewannen.

ABU-TV-Tipps im Mai 2020
El Greco und die Moderne                                        3sat
 Film von Werner Raeune                                          Sonntag, 17.05.2020
 Der Maler El Greco zählt zu den bedeutendsten und teuersten     05.40–06.15 Uhr
 Alten Meistern der Kunstgeschichte. 1541 in Griechenland        (Erstsendung 20.05.2012)
 geboren, machte er in Spanien als Hofmaler bei Philipp II.
 Karriere.
 Doch aufgrund seiner eigenwilligen Interpretation religiöser
 Themen und seines außergewöhnlichen Mal-Stils hatte der
 Künstler immer wieder Schwierigkeiten mit seinen
 Auftraggebern und Zeitgenossen.
 Seine dünnen, in die Länge gezogenen, verzerrten
 Darstellungen der Menschen, seine ungewöhnlich grelle
 Farbgebung – heute sein Markenzeichen – sorgten damals für
 Skandale, ließen ihn in Ungnade fallen. Als der Künstler 1614
 starb, wurde seinem Werk wenig Wertschätzung zuteil. Viele
 seiner Kirchenbilder wurden ins Ausland verkauft, über die
 ganze Welt verstreut. Erst Ende des 19. Jahrhunderts wurde
 El Greco von Kunsthistorikern wiederentdeckt, nahmen
 Avantgarde-Künstler wie Pablo Picasso sowie die
 Expressionisten August Macke, Franz Marc und Max
 Beckmann seine «moderne Auffassung von Malerei» zum
 Vorbild für ihre Kunst.

 Tele-Akademie                                                   3sat
 Prof. Dr. Axel Börsch-Supan: Generationenvertrag,               Sonntag, 17.05.2020
 Alterung und Digitalisierung – Passt das noch zusammen?         06.45–07.30 Uhr
 «Die Rente ist sicher» beruhigte der damalige Arbeitsminister   (Erstsendung 20.05.2012)
 Norbert Blüm im Wahlkampf 1986. Und er wiederholte diesen
 legendären Satz 1997 bei der umstrittenen Rentenreform.
 Schon damals ging es darum, die Rentenversicherung an den
 demografischen Wandel anzupassen. Denn es war klar, dass
 die Rente nur so lange sicher ist, wie sie an die veränderten
 gesellschaftlichen Rahmenbedingungen angepasst werden
 kann.
 Heute müssen wir neben Renteneintrittsalter,
 Lebensarbeitszeit und steigender Lebenserwartung noch den
 dramatischen Verlust von Arbeitsplätzen durch neue
 Technologie und Digitalisierung in den Blick nehmen. Ist die
 verbreitete Angst vor neuer Altersarmut begründet? Wie sieht
 die Zukunft unserer sozialen Sicherungssysteme aus?
 Professor Dr. Axel Börsch-Supan ist Direktor des «Munich
 Center for the Economics of Aging». Er lehrt außerdem an der
 TU München, ist Mitglied der Rentenkommission
 «Verlässlicher Generationenvertrag» der Bundesregierung und
 koordiniert auch auf europäischer Ebene die Forschung zu
 den sozialen Sicherungssystemen.

 Lebenslänglich jung – Der                                       3sat
 Kampf gegen das Altern                                          Sonntag, 17.05.2020
                                                                 19.10–19.40 Uhr
 Film von Karin Moser                                            (Erstsendung 20.12.2018)
 Den Traum vom ewigen Leben träumt der Mensch, seit er
 denken kann. Und noch nie war er der Erfüllung näher als
 heute.
 Allein im letzten Jahrhundert ist es gelungen, die
 durchschnittliche Lebenserwartung zu verdoppeln. Das
 nächste Etappenziel heißt: 100 und gesund.

ABU-TV-Tipps im Mai 2020
Ein «NZZ Format» über menschliche Vergänglichkeit und den
 uralten Wunsch nach Unsterblichkeit.
 Viel Geld und Forschung werden in dieses ehrgeizige Ziel
 investiert. Auf Gen-, Zell- oder Blutebene wird nach
 lebensverlängernden Mechanismen gesucht. An Labor-
 Mäusen konnte das Altern verlangsamt, ja sogar rückgängig
 gemacht werden. Technologie-Tycoone im Silicon Valley
 investieren Milliarden in junge Biotechnologieunternehmen,
 die das Altern erforschen, ausbremsen oder sogar stoppen
 wollen.
 Wie weit sind wir entfernt vom stets gesunden Menschen, der
 länger lebt? Haben wir gerade wegen des medizinischen und
 technischen Fortschritts Unsterblichkeit verdient – oder würde
 sie uns letztlich todunglücklich machen?

 SeaWatch 3                                                          3sat
 Dokumentarfilm von Nadia Kailouli und Jonas Schreijäg               Montag, 18.05.2020
 «Du Komplizin von Menschenhändlern! Schäm dich!»,                   22.25–00.15 Uhr
 schreien ihr Menschen am Pier entgegen. Carola Rackete wird         (Deutschland 2019)
 im Hafen von Lampedusa unter Buhrufen und Jubel abgeführt.
 Die deutsche Kapitänin hat die «Sea-Watch 3» mit
 Geflüchteten an Bord ohne Erlaubnis in den italienischen
 Hafen gesteuert und wird vorläufig festgenommen. Ihre
 Verhaftung ist das spektakuläre Ende einer wochenlangen
 Odyssee auf hoher See. Wie kam es so weit?
 Was ist in den drei Wochen auf See passiert? In diesem
 Dokumentarfilm, für den Komponist Nils Frahm die Musik
 schrieb, können die Zuschauer hautnah miterleben, was
 später weltweit für Schlagzeilen gesorgt hat. Die Filmemacher
 Nadia Kailouli und Jonas Schreijäg haben all das
 dokumentiert. 21 Tage lang waren sie an Bord der «Sea-
 Watch 3»: vom Auslaufen bis zur Verhaftung der Kapitänin.
 Sie filmen, als die Freiwilligen der «Sea-Watch»-Crew 53
 Menschen aus einem Schlauchboot im offenen Meer retten.
 Sie filmen, als um zwei Uhr morgens plötzlich die italienische
 Polizei an Bord kommt und eine persönliche Warnung von
 Innenminister Matteo Salvini überbringt. Und: Sie hören die
 Geschichten der Geretteten, die ihnen nach und nach vom
 Horror Libyens erzählen. «Sie haben Menschen die Kehle
 durchgeschnitten. Sie haben Menschen vor unseren Augen
 verbrannt», erzählt eine junge Frau, die ihren Peinigern
 irgendwann entkommen konnte. «Lieber ertrinken wir im Meer,
 als dass auch uns die Kehle durchgeschnitten wird.»
 Die Filmemacher dokumentieren, wie Kapitänin Rackete
 unermüdlich mit den Behörden verhandelt. Über Wochen will
 kein europäischer Staat die Geflüchteten aufnehmen. Der
 italienische Innenminister Salvini schließt die Häfen und
 poltert, die «Sea-Watch» könne bis Weihnachten auf See
 bleiben. Und so fährt das Rettungsschiff wochenlang im
 Zickzackkurs vor Europas Außengrenze umher.
 Dabei ist Lampedusa so nah. Tagein, tagaus: Hoffnung und
 Verzweiflung an Bord. Die 53 geretteten Menschen teilen sich
 den harten Schiffsboden. Hier essen und schlafen sie und
 erzählen: Alles ist besser, als in Libyen zu sein. Als Kailouli
 und Schreijäg zu den Dreharbeiten für diesen Film
 aufgebrochen sind, hatte sich lange Zeit kaum jemand mehr
 für die Situation auf dem Mittelmeer interessiert. Die staatliche
 Seenotrettung war eingestellt, viele private Rettungsschiffe
 waren beschlagnahmt. Das Sterben von vielen Menschen auf
 der Flucht war aus dem öffentlichen Bewusstsein
 verschwunden – und hatte doch nie aufgehört. Ihr Film

ABU-TV-Tipps im Mai 2020
dokumentiert ein dramatisches Stück Zeitgeschichte.
 Es ist ein außergewöhnlich ehrliches Protokoll einer
 Rettungsmission, deren Kapitänin unfreiwillige Berühmtheit
 erlangt, als sie 53 Menschen rettet, Salvini die Stirn bietet und
 so den Kurs der gesamten EU-Migrationspolitik infrage stellt.
 Der Dokumentarfilm «SeaWatch3» wird mit dem Grimme-Preis
 2020 in der Kategorie «Information und Kultur» ausgezeichnet.
 In der Jury-Begründung heißt es: «‹SeaWatch 3› ist ein
 doppelter Glücksfall des Dokumentarischen. Am Anfang steht
 das Reporterglück, exklusiv zum richtigen Zeitpunkt am
 richtigen Ort zu sein – dann aber folgt das bedeutsamere
 Glück, das Gefundene auch filmästhetisch der Wahrheit
 verpflichtet zum Sprechen zu bringen.»

 Klima macht Geschichte (1/2)                                        3sat
 Film von Sigrun Laste                                               Freitag, 22.05.2020
 Das Leben auf der Erde ist ein Spielball des Klimas. Der            13.20–14.00 Uhr
 zweiteilige Film führt auf eine spannende Zeitreise von der         (Erstsendung 11.01.2015)
 Eiszeit bis ins 21. Jahrhundert. – Erster Teil.
 Wissenschaftler haben die Meilensteine der
 Menschheitsgeschichte im Spiegel weltumspannender
 Klimaentwicklungen untersucht und dabei erstaunliche
 Zusammenhänge entdeckt. Teil eins zeigt, wie das Klima das
 Schicksal der frühen Gesellschaften mitbestimmt.
 Uralte Sedimentproben belegen: Um 60‘000 vor Christus
 herrscht auf der Erde Klima-Chaos, verursacht durch schnelle
 Wechsel von Kalt- und Warmphasen. Die Urzeitmenschen
 stecken mitten im Überlebenskampf. Dem Neandertaler geht
 die Beute aus, Homo sapiens dringt auf der Suche nach
 neuem Lebensraum in dessen Revier ein und macht ihm die
 ohnehin schon knappen Ressourcen streitig. Das Duell geht
 zugunsten von Homo sapiens aus. In einer viele Jahrtausende
 dauernden Völkerwanderung erobert er jeden Winkel der Welt.
 Seine Artgenossen gleiten direkt ins Paradies, als die
 zunehmende Kraft der Sonne das Ende der Eiszeit besiegelt.
 Landflächen, Meere und Flüsse tauen auf, die Natur
 explodiert. In Zentraleuropa, Asien und im Alten Orient
 entstehen beste Lebensbedingungen, die zu einer einmaligen
 Revolution in der Menschheitsgeschichte führen: Aus
 Nomaden werden Sesshafte, aus Jägern und Sammlern
 Ackerbauer und Viehzüchter. Beinahe zeitgleich entstehen
 Weizen-, Reis- und Maisanbau. Die Gemeinschaften können
 plötzlich Überschüsse produzieren, sie entdecken die
 Arbeitsteilung und erfinden neue Handwerkstechniken. Im
 anatolischen Göbekli Tepe wird der erste Tempel der
 Menschheit gebaut und in Jericho die älteste Stadt der Welt,
 während die Bewohner von Stonehenge etwa zeitgleich ihre
 Steinkreisanlage planen.
 Doch die Warmzeit zeigt auch ihre Schattenseite. Um 6200 vor
 Christus bahnt sich auf dem amerikanischen Kontinent Unheil
 an: Für das Schmelzwasser des Agassizsees, der doppelt so
 groß wie Deutschland ist, gibt es kein Halten mehr. Es stürzt
 in den Atlantischen Ozean und stoppt die Warmwasserzufuhr
 des Golfstroms nach Europa. Zudem sorgt die
 Gletscherschmelze für ein gigantisches Ansteigen der Meere
 um weltweit 120 Meter. Die massive Bedrohung seines
 Lebensraums hat der Mensch nie vergessen. Das
 Gilgamesch-Epos beschreibt die «Sintflut» ebenso bildhaft wie
 die Bibel oder der Koran.
 Gewinner der globalen Gletscherschmelze sind die Subtropen.
 Dort sorgen Monsunregen für artenreiche Savannen mit

ABU-TV-Tipps im Mai 2020
großen Tierherden, Flüssen und Seen. Ihre Bewohner leben
 sorglos. Die Gunstphase ist aber leider nicht von Dauer. Die
 Erdachse schiebt sich von der Sonne weg, und dem Monsun
 geht der Treibstoff aus. Im Rekordtempo entstehen die großen
 Wüsten der Erde. Tausende von Menschen sind auf der
 Flucht. An den Ufern des Nils mit seinen alljährlichen
 Überschwemmungen und dem gemäßigten Klima finden sie
 eine neue Heimat. Die Siedler legen den Grundstein für das
 ägyptische Empire, das über drei Jahrtausende die Geschichte
 beherrscht.
 Die Ägypter sind aber nicht die einzigen Klima-Profiteure.
 Zwischen dem 20. und 40. Breitengrad erleben eine Reihe von
 Hochkulturen ihre Blütezeit, darunter die Mykener, die Minoer,
 die Thraker oder auch die Etrusker in Norditalien. Sie alle
 huldigen der Sonne – der universellen, Leben spendenden
 Kraft.
 Um 1200 vor Christus stürzt lang anhaltende Trockenheit die
 Welt in dunkle Zeiten. Sie sind so finster, dass sie als «Dark
 Ages der Antike» in die Geschichte eingehen. Die Großreiche
 implodieren, denn Hunger und Durst führen vermehrt zu
 Konflikten und Kriegen um fruchtbare Gebiete. Erst um 700
 vor Christus stellt das Klima erneut die Weichen mit günstigen
 Auswirkungen für das Leben auf der Erde. In Europa wittert
 Rom seine Chance und steigt in kürzester Zeit zur Weltmacht
 auf, die alles bisher Dagewesene in den Schatten stellt. Mit
 Brot und Spielen, einer straffen Verwaltung und umfassenden
 Bürgerrechten legen die Römer den Grundstein für die
 moderne Zivilisation.

 Klima macht Geschichte (2/2)                                      3sat
 Film von Sigrun Laste                                             Freitag, 22.05.2020
 Eine spannende Zeitreise von der Eiszeit bis ins 21.              14.00–14.45 Uhr
 Jahrhundert in zwei Teilen. Teil zwei führt vom Römischen         (Erstsendung 18.01.2015)
 Reich über die Französische Revolution bis zum Klimawandel
 heute.
 Baumringuntersuchungen belegen, dass die Erde ab dem 2.
 Jahrhundert vor Christus eine einmalige Gunstphase erlebt,
 die sich unmittelbar auf die Entwicklung des Römischen
 Reichs auswirkt. Milde Temperaturen und regelmäßige
 Niederschläge sichern die Versorgung.
 Sie liefern die Grundlage für den kulturellen und militärischen
 Siegeszug der Supermacht. In jener Zeit erreicht das
 Römerreich seine größte Ausdehnung und herrscht über ein
 Viertel der damals bekannten Welt. Sogar die Ägypter werden
 von Rom unterjocht, über 300 Jahre dient ihr Land als
 Kornkammer für rund 50 Millionen Menschen des
 Riesenreiches.
 Doch dann schwingt das Klima um. Zunehmend strenge
 Winter verschärfen die Bedrohung der Außengrenzen des
 Imperiums. Rhein und Donau frieren zu und werden zu
 natürlichen Einfallstoren. In einer großen Völkerwanderung
 drängen 406 nach Christus 80‘000 Germanen in das
 Römische Reich ein. Sie alle sind Klimaflüchtlinge, getrieben
 vom Hunger. Beweise für ihren Nahrungsmangel finden
 Forscher in den Knochen und im Mageninhalt von Moorleichen
 aus dem heutigen Dänemark. Es ist ein dunkles Zeitalter, aber
 nichts im Vergleich zu dem Klimaschock, den die Erde im
 Frühjahr 536 nach Christus erlebt.
 Überall auf der Welt notieren Chronisten, dass sich der
 Himmel plötzlich verdunkelt habe, die Temperaturen ständig
 sanken und die Sonne für mehr als 18 Monate hinter einem

ABU-TV-Tipps im Mai 2020
Wolkenschleier verschwunden sei. Auf den Feldern gehen die
 Ernten ein. Im mittelamerikanischen El Salvador finden
 Klimaforscher zum ersten Mal den Verursacher der
 beschriebenen Krise: Es ist der Vulkan Ilopango. Bei seinem
 Ausbruch schleudert der Feuer speiende Riese so viel Asche
 in die Stratosphäre, dass eine Kettenreaktion ausgelöst wird.
 Sie beginnt mit einem dichten Ascheschleier, der die Erde
 vollständig umhüllt. Darauf folgt ein vulkanischer Winter, der
 eine weltweite Klimaveränderung herbeiführt, die nicht nur
 Hungersnöte verursacht, sondern auch Seuchen Vorschub
 leistet. Besonders die Pest greift rasend schnell um sich.
 Innerhalb kürzester Zeit rafft der Schwarze Tod Millionen
 Europäer dahin.
 Um das Jahr 1000 weist die Sonne ihre höchste Aktivität seit
 300 Jahren auf und beginnt, die Erde wieder aufzuheizen. Die
 Eisschicht auf der Nordsee schmilzt und ermöglicht es den
 Völkern des Nordens, neue Wege zu ergründen. Die Wikinger
 stechen in See, erobern Irland, England und Schottland. Sie
 besiedeln Inseln, die bisher vom Eis umschlossen waren, und
 segeln weit vor Kolumbus bis nach Amerika. Überhaupt wird
 Europa von der aktiven Sonne bis ins Hochmittelalter hinein
 begleitet. Die Natur explodiert. Das machen sich die
 Gesellschaften zunutze und treiben den Ackerbau voran. Sie
 steigern ihre Erträge, die Bevölkerung wächst kontinuierlich,
 und aus kleinen Handelszentren entwickeln sich große Städte.
 Dreiviertel aller deutschen Städte stammen aus der Phase des
 hochmittelalterlichen Klima-Optimums. Anfang des 15.
 Jahrhunderts bricht die Kleine Eiszeit an. Schnell entpuppt sie
 sich als die härteste Kaltphase, die Europa je erlebt hat.
 Missernten, Naturkatastrophen und die Rückkehr der Pest
 führen zu gesellschaftlichen und politischen Krisen.
 Hexenverfolgung, Dreißigjähriger Krieg und die Französische
 Revolution entbrennen vor dem Hintergrund der drei
 Jahrhunderte andauernden Welt des Mangels.
 Erst 1850 ist die Kleine Eiszeit endgültig vorüber. In einer
 neuen, stabilen Klimaphase macht der Mensch einen
 Quantensprung. Die industrielle Revolution läutet das Zeitalter
 der Maschinen ein. Technische Erfindungen machen den
 Menschen immer unabhängiger von den universellen Klima-
 Zyklen. Doch mit dem Fortschritt hat der Mensch auch
 begonnen, die Weichen für die Zukunft der Erde zu stellen.
 Plötzlich ist es die moderne Gesellschaft, die das uralte
 System von globalen Kalt- und Warmphasen empfindlich stört.
 Wie groß der Einfluss auf das Weltklima tatsächlich ist,
 darüber streiten die Forscher.

 Fantastische Phänomene (1/2)                                      3sat
 Welt in Bewegung                                                  Freitag, 22.05.2020
 Film von Stephen Cooter und Matthew Dyas                          17.00–17.45 Uhr
 Bewegung ist alles: Von der größten Galaxie bis zum kleinsten     (Erstsendung 14.05.2017)
 Elektron steht nichts still. Die Menschen nehmen ihre bewegte
 Umwelt kaum wahr, dabei sind unglaubliche Wunder zu
 entdecken.
 «Terra X» reist mit einem Eurofighter in doppelter
 Schallgeschwindigkeit und verhindert, für eine Weile, dass die
 Sonne untergeht. Der Film zeigt einen Surfer, der die
 gefährlichste Welle der Welt reitet, und Menschentürme, die
 der Gravitation trotzen.
 Seit unser Planet existiert, ist er in Bewegung. Jeden
 einzelnen Tag seit viereinhalb Milliarden Jahren geht die
 Sonne scheinbar im Osten auf, nimmt ihren Weg über den

ABU-TV-Tipps im Mai 2020
Himmel und geht am westlichen Horizont wieder unter.
 Der Eindruck, dass sich Sonne und Sterne am Himmel
 bewegen, ist für die Menschen das einzige Anzeichen dafür,
 dass sich die Erde pausenlos dreht. Damit nicht genug,
 sausen sie auch noch in halsbrecherischer Geschwindigkeit
 durchs All und spüren auch davon nicht das Geringste.
 Das ändert sich abrupt, wenn man an Bord eines Eurofighters
 Typhoon unterwegs ist. Chef-Testpilot Steve Formoso nimmt
 die Zuschauer mit auf eine ganz besondere Mission. Er steigt
 mit seiner Maschine auf, um sich ein Wettrennen mit der Erde
 selbst zu liefern. Seine Orientierung ist die untergehende
 Sonne. Solange Formoso so schnell fliegt, wie sich unser
 Heimatplanet dreht, scheint die Sonne niemals untergehen zu
 wollen. Und dann gibt der Pilot noch einmal Gas.
 Auch auf der Oberfläche des Planeten ist alles im Fluss.
 Taktgeber für die Bewegung der Wassermassen auf der Erde
 ist vor allem der Mond. Aber auch die Anziehungskraft der
 Sonne spielt für die Gezeiten eine bedeutende Rolle.
 Dramatisch zeigt sich das ein paarmal im Jahr bei
 Springfluten. Sie entstehen, wenn die Anziehungskräfte von
 Sonne und Mond von derselben Seite auf die Erde einwirken.
 Die am meisten gefürchtete Springflutwelle ist die Pororoca.
 Wenn dieses Wellenmonster über den Amazonas rast,
 flüchten alle Anwohner auf höher gelegenes Gelände. Nur der
 Surfer Sergeno Laus wartet auf diese wenigen Gelegenheiten,
 die gefährlichste Welle der Welt zu reiten.
 Wenn die Menschen sich bewegen wollen, stellt Gravitation
 eher ein Hindernis dar. Jeder, der auf der Erdoberfläche
 gehen oder auch nur stehen will, findet sich in einem
 ständigen Kampf mit der Anziehungskraft der Erde wieder.
 Deutlich kann man diese Auseinandersetzung in der
 nordspanischen Stadt Vilafranca del Penedès beobachten.
 Hier versuchen Menschen in jedem Jahr von Neuem, der
 Schwerkraft zu trotzen. Sie errichten komplizierte
 Menschentürme, die die Grenzen des Möglichen ausreizen.
 Ganz gleich, wie statisch ein solcher Menschenturm erscheint,
 tatsächlich steht nichts wirklich still.

 Fantastische Phänomene (2/2)                                    3sat
 Bausteine des Lebens                                            Freitag, 22.05.2020
 Film von Stephen Cooter und Matthew Dyas                        17.45–18.30 Uhr
 Damit sich auf der Erde das Leben in seiner unendlichen         (Erstsendung 21.05.2017)
 Vielfalt entwickeln konnte, war das Zusammenwirken
 bestimmter Phänomene nötig. Ihre Bedeutung wird gerade
 erst erforscht.
 «Terra X» besucht weltweit Orte, wo sich solche Phänomene
 am spektakulärsten zeigen. In Indonesien begleitet der Film
 Feuerwehrleute beim Einsatz in einer Schwefelmine. In der
 Karibik lernen Taucher fliegen, und in Nepal demonstrieren
 Riesenbienen ihre Effizienz.
 Reaktionsfreude zeichnet die meisten Bausteine im großen
 Chemiekasten der Evolution aus. Ein gutes Beispiel dafür ist
 Schwefel, der innerhalb des indonesischen Vulkans Kawah
 Ijen in seiner reinen Form abgebaut wird.
 Der Schwefelabbau an sich ist schon eine schwere und
 gefährliche Arbeit, aber als Feuerwehrmann lernt man, dem
 gelben Pulver ernsthaft zu misstrauen. Meistens gehen die
 Feuerwehrleute erst nachts zum Löschen, denn nur in der
 Dunkelheit können sie die blauen Schwelbrände deutlich
 erkennen, die direkt aus der Hölle zu strömen scheinen und
 auch genauso riechen. «Terra X» begleitet einen

ABU-TV-Tipps im Mai 2020
Feuerwehrtrupp bei den nächtlichen Löscharbeiten im Herzen
 des Vulkans.
 Nicht immer müssen die Bausteine des Lebens miteinander
 reagieren, um erstaunliche Wirkungen zu erzeugen. In der
 Karibik untersuchen Forscher ein Phänomen, das gerade
 durch besondere Ruhe entsteht. In einigen Höhlen ist über
 längere Zeiträume sowohl Süßwasser als auch Salzwasser
 eingesickert. Das Besondere ist hier, dass sich die
 Wasserschichten in den Höhlen nicht vermischt haben. Auf der
 salzhaltigen Meerwasserschicht breitet sich das kristallklare
 Süßwasser aus.
 Bewegt sich ein Taucher in dieser Übergangszone, der
 sogenannten Halokline, scheint er zu fliegen. Das menschliche
 Gehirn assoziiert mit dem durchsichtigeren Süßwasser-
 Bereich automatisch Luft. Sogar erfahrene Taucher müssen
 sich beherrschen, um nicht einfach Maske und Atemapparat
 abzunehmen. Aber die Höhlen haben noch mehr zu bieten.
 Uralte Wesen hausen hier, und vielleicht ist sogar das Leben
 selbst in einer Höhle entstanden.
 Alles Leben basiert auf chemischen Elementen und ihren
 vielfältigen Reaktionen. Einige Bewohner der Erde werden
 jedoch selbst zu Architekten und machen sich die Bausteine
 des Lebens auf vielfältige Weise zunutze. Als besonders
 effizient haben sich dabei die Fähigkeiten der Bienen
 erwiesen. Das Sechseck der Wabe ist unter all den Formen,
 die sich ohne Zwischenraum zusammenfügen lassen,
 nachweislich diejenige, deren Herstellung am wenigsten
 Energie kostet.
 Die größten Waben bauen die Felsenbienen in der Himalaja-
 Region. Um sich vor Honigräubern zu schützen, errichten die
 Tiere ihre kunstvollen, hängenden Megacitys direkt unter den
 Überhängen von Klippen oder in schroffen Felsen. Die
 Honigjäger der Gurung in Nepal lassen sich davon aber nicht
 schrecken. In schwindelnder Höhe ernten sie seit
 Jahrhunderten den Honig der Riesenbienen und profitieren
 damit von einem der süßesten Erzeugnisse, das die Natur aus
 ihren Bausteinen geformt hat.

 #selfie                                                            3sat
 Ich – und die Welt                                                 Samstag, 23.05.2020
 Film von Laura Beck                                                13.15–14.00 Uhr
 Manche tun es öffentlich, manche heimlich, aber: Fast jeder        (Erstsendung 09.10.2018)
 macht es – das Bild von sich selbst. Selfies, die Fotos, die das
 Smartphone schießt, sind ein Phänomen des 21.
 Jahrhunderts.
 Sie sind Wort des Jahres 2013, längst professionalisiert mit
 Selfie-Sticks und aufsetzbaren Kameraoptiken. Selfies sind
 global und global verständlich. Kommunikation
 heruntergebrochen auf das Wesentliche: die Mimik und die
 Gestik.
 Selfies, sagt der Kunsthistoriker Wolfgang Ullrich, sind
 Weltsprache. Und damit kulturgeschichtlich ein kleines
 Wunder. Sind wir eine narzisstische Gesellschaft? Oder hat
 die uns zur Verfügung stehende Technik die Möglichkeit
 eigener Darstellung nur demokratisiert?
 Als Albrecht Dürer es wagte, sich selbst zu porträtieren, in
 Christus-Pose, galt das Gemälde als Akt der
 Selbstermächtigung, war es ein bewunderter Schritt zur
 Emanzipation. Heute zeigen Millionen ihr Gesicht in den
 sozialen Netzwerken – und damit der ganzen Welt.
 Man muss nicht mehr malen können oder reich, mächtig und

ABU-TV-Tipps im Mai 2020
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