INDUSTRIEGESCHICHTE ERKUNDUNGEN IN ERKUNDETEM GEBIET - MODERN TIMES MEDIA
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TRADITION TRIFFT MODERNE INDUSTRIEGESCHICHTE I N D E R R E G I O N T R A U N S E E -A L M TA L Industriekultur T R A U N S E E -A L M T A L 3
Die moderne Industrie erfordert mehr und mehr Leute, deren Arbeit das „Denken“ ist. Cyril Northcote Parkinson (1909-93), britischer Historiker und Publizist
I N DUST R I E K U LT U R Willkommen in der Region Traunsee-Almtal! Der Begriff „Industriekultur“ vernetzt Technik, Kultur und Wirt- schaftssektoren, er umfasst das Leben aller Menschen in der In- dustriegesellschaft, ihren Alltag, ihre Lebens- und Arbeitsbedin- gungen. Der Tourismusverband Traunsee-Almtal ist Themen- führer im freizeit-touristischen Segment der Industriekultur in Österreich, mit Fokus auf die Aspekte Papier, Salz, Keramik, me- tallverarbeitende Industrie, Holz & Energiegewinnung. Im Rah- men eines Fusionierungsworkshops der Tourismusgemeinden Traunsee, Almtal und Laakirchen am 1. Jänner 2019, wurde die Idee zum Projekt „INDUSTRIEKULTUR“ geboren. Als Ziel des Projektes haben wir definiert, buchbare Produkte und Angebote mit Wertschöpfung zu entwickeln sowie lebendige Industriekul- tur in Form von Geschichten und Orten den Menschen näher zu bringen. Das Thema Industriekultur erzielt in der Region ein klares Al- leinstellungsmerkmal, ist touristisch und kulturell kaum besetzt und hat ausserordentlich viel Potential. Durch eine gezielte Pro- dukt- und Angebotsentwicklung wird für die gesamte Region eine einzigartige Chance in Richtung Kulturhauptstadt 2024 geschaf- fen! Eine der Projektprämissen ist es, keine neuen Begegnungs- orte zu schaffen, sondern bestehende Kultur- und Industriebe- triebe im Veranstaltungsbereich zu vernetzen und auszuweiten und in weiterer Folge die Vergangenheit der Region als industri- elles Zentrum für Gäste wie auch Einheimische erlebbar zu ma- chen. „Pilot-Veranstaltung“ war am 1. September 2021 unsere „1. Lange Nacht der Industriekultur“, die mit weit über 1000 Besu- chern ein voller Erfolg wurde. „Der Begriff Industriekultur Im Hinblick auf das Kulturhauptstadtjahr 2024 sind noch viele vernetzt somit Technik, Kultur weitere Veranstaltungen und Kampagnen diese Art geplant. Bei- und Wirtschaftssektoren, er spiele hierfür sind industriebezogene Themenführungen, Indust- umfasst gewissermaßen das rial-Art, Artists in Residence, eine Weiterführung der „Langen Nacht der Industriekultur“ am 1. September 2022 und vieles Leben aller Menschen in der mehr. Industriegesellschaft, ihren Die in diesem Magazin dargestellten Betriebe sind ein wesent- Alltag, ihre Lebens- und licher Teil einer Vielzahl an Partnern in der Region Traunsee- Arbeitsbedingungen“ Almtal, die bereits heute und auch in Zukunft gemeinsam mit uns das Projekt „Industriekultur“ nach außen tragen. An diese Part- nerbetriebe möchte ich meinen besonderen Dank für den gelun- genen Start des Projekts, sowie für die wirklich gute Zusammen- arbeit aussprechen. Bedanken möchte ich mich auch bei der Mo- dern Times Media für die reibungslose Umsetzung dieses Maga- zins und auch bei unserem Fotografen Karl-Heinz Ruber! Dir. Andreas Murray Geschäftsführer Tourismusverband Traunsee-Almtal IMPRESSUM Herausgeber: Tourismusverband Traunsee-Almtal, Toscanapark 1, 4810 Gmunden, info@traunsee-almtal.at · Gesamtherstellung: Modern Times Media Verlags-GmbH., Im Blumauergut, Edelhof 34, 3350 Stadt Haag, haag@moderntimesmedia.at · Redaktion: Mag.a Andrea Burchhart, Dr.in Susanne Falk, Mag.a Cordula Puchwein · Art-Direction: Thomas Frik · Produktion: Marion Leodolter · Fotografie: Archiv, Andi Bruckner, Ulrich Koller, Karin Lohberger, Sammlung Meingast, Pesendorferfoto, Karl Heinz Ruber, Roberto A Sanchez/iStock, Jan Schuenke, Tom Son, Daniel Waschnig, Christian Weidinger · Illustration: Claudia Meitert, carolineseidler.com · Druck: Druckerei Berger, 3580 Horn Industriekultur T R A U N S E E -A L M T A L 5
In dem Begriff „Industriekultur“ bündelt sich vieles: Technik, Wirtschaft, auch Kultur und Heimatgeschichte. Im Eventjahr 2024 wird das Salzkammergut als „Europäische Kulturhauptstadt“ gefeiert und dazu die großartige Industriegeschichte der Region vor den Vorhang geholt. Ein Vorgeschmack.
G eschickt dreht die Keramikmalerin namentik sein. Das hat durchaus etwas Nirgendwo sonst in das Geschirr in einer Hand, mit der Magisches, ist in Wahrheit aber gutes Österreich finden sich so viele Industrie- und anderen setzt sie Punkte, malt Streifen. altes Handwerk. Wenngleich diese Handwerksbetriebe Nicht das kleinste Zögern in ihren Be- Machart industriell keine Bedeutung wie hier in der Region wegungen. Jeder Pinselstrich ist Per- mehr hat, ist sie doch die Basis für die Traunsee-Almtal. fektion und jedes Teil, das die Gmunder moderne Hightech-Industrie von heute. Keramik hinaus in alle Welt verlässt, Es ist auch von historischer Relevanz. ein Augenschmaus. Ob Tassen, Teller, Um die Gegenwart besser verstehen zu Wohnaccessoires - jedes Stück wird zu können, ist das Wissen um die Wurzeln 100 Prozent und in Handarbeit in wichtig. Das wird auch im Sensenmu- Gmunden gefertigt. Von der Masseauf- seum Geyerhammer in Scharnstein bereitung über die Formgebung bis zur deutlich. Wie einst, fliegen hier auch Malerei mit großem Wiedererken- heute noch die Funken. Bei Schmiede- nungswert – all das entsteht in der im vorführungen erlebt man hautnah, wie Salzkammergut ansässigen Manufak- aus einem glühenden Stück Eisen ein tur: Keramik von Weltruf. Zain geschmiedet wird. In der Folge Ein Exportschlager aus der Region wird unter dem Gewicht des zentner- ist auch Papier – und das seit über 150 schweren Schwanzhammers – und un- Jahren. Hervorgegangen aus der ter den geschickten Händen des Traunthaler Holzstofffabrik ist Laakir- Schmieds – das Sensenblatt gebreitet. chen gleichsam das Zentrum für das Bis eine Sense mit perfekter Schneid‘ weiße Gold. Papier wird hier seit 1874 vollendet ist, sind gut 25 Arbeitsschritte hergestellt. Heute ist die Laakirchen notwendig. Ein langer Arbeitsprozess Papier AG ein Big Player auf dem Gebiet. also, der trotz schwerer Maschinenun- Produziert werden zwei wesentliche terstützung dennoch Fingerspitzenge- Papierarten: das hochwertige SC-Papier fühl und Achtsamkeit verlangt. für Druckereien, Verlage und Handels- So ist es immer wieder faszinierend, unternehmen: und das klassische Well- den Fachleuten, sei es in einem weltbe- pappen-Rohpapier, das von der Verpa- kannten Unternehmen, wie der ckungsindustrie gebraucht wird - und Gmundner Keramik, oder in einem der das alles absolut holzfrei, somit nach- nunmehr museal genutzten Industrie- haltig. betriebe, wie dem Papiermachermuse- Das war nicht immer so. Wie sich die um oder der Sensenschmiede, bei der komplexe Papierindustrie seit der Mitte Arbeit über die Schulter zu schauen. Da der 19. Jahrhunderts technisch, aber wie dort steckt über Jahrhunderte wei- auch sozialpolitisch weiterentwickelt tergegebenes und weiterentwickeltes hat, lässt sich in authentischer Weise Wissen dahinter. Der Begriff der Indus- im nahen Papiermachermuseum nach- triekultur lässt sich dabei noch viel vollziehen. Untergebracht in der alten weiter fassen. Auch andere Sparten, Papierfabrik ist das Museum mit seinen etwa der Salzabbau durch die Salinen funktionstüchtigen Maschinen, der Austria AG und die Biererzeugung der Handschöpferei und dem Druckereimu- Privatbrauerei Schloss Eggenberg – üb- seum ein eindrucksvolles Beispiel für rigens bereits seit 1803 in Familienbe- die gelungene Revitalisierung eines al- sitz, gleichwohl das Verkehrswesen mit ten Fabrikgebäudes. Gleichzeitig ist Traunseeschifffahrt oder dem Mobili- dieser fein restaurierte Komplex ein tätsunternehmen Stern & Hafferl, sind schönes Symbol für die bedeutende und Teile der Industriekultur in der Region lange Industriekultur des Salzkammer- Salzkammergut – und das nicht erst gutes durch die Zeiten. „Tatsächlich ist seit heute, sondern mitunter seit Jahr- die Industriekultur bis heute eine wich- tausenden. Der Salzabbau ist da wohl tige Säule in unserer schönen Region das bedeutendste Beispiel. Das Salz, das Traunsee-Almtal. So viel Angebot an heute in Altaussee, Bad Ischl und Hall- Industrie und Handwerk gibt es in kei- stadt abgebaut wird, wird in Ebensee ner anderen Region, selbst im übrigen als Salzsole verdampft. Als hochwerti- Österreich gibt es nichts Vergleichba- ges Salz landet es dann in den Haushal- res“, sagt Andreas Murray, Geschäfts- ten, Betriebs- und Hotelküchen des führer des Tourismusverband Traun- Landes. Hochwertiges Speisesalz ist see-Almtal. aber nur ein Teil jener Vielfalt an Sal- Die Spurensuche vor Ort ist ausge- zen, die von den Salinen Austria auch sprochen spannend und lehrreich. Etwa noch hergestellt werden. Hochreines dann, wenn der Fachmann im Papier- Pharmasalz, Viehsalz und Salztabletten macher- und Druckereimuseum den bis hin zum Streusalz werden ebenfalls Spurensuche vor Ort: Ob Salzgewinnung, Holzrahmen aus dem Cellulosebrei in Ebensee für den Weltmarkt produ- Keramikherstellung hebt, ihn sanft schüttelt und wendet. ziert. Das ist das Salzkammergut in oder Biererzeugung – Wenn die flache Masse getrocknet ist, seiner reinsten Form. überall steckt jahr- hundertealtes Wissen wird es ein kunstvolles, schneeweißes So wie das Salz hat auch der Wald in dahinter. Das ist ge- Blatt Papier mit Wasserzeichen und Or- der Region hohen Stellenwert. Der lebte Tradition. 8 Industriekultur T R A U N S E E -A L M T A L
Es ist immer wieder „Waldcampus Österreich“, teilweise im riekultur der Region aufgestellt ist. faszinierend, den historischen Jagdschloss „Villa Buch- „Der Begriff Industriekultur vernetzt Fachleuten in einem der Industriebetriebe berg“ von Erzherzog Karl Salvator in somit Technik, Kultur und Wirt- oder Museen bei der Traunkirchen untergebracht, ist heute schaftssektoren, er umfasst gewisser- Arbeit über die Schul- das größte und modernste Waldkompe- maßen das Leben aller Menschen in der ter zu blicken. tenzzentrum Europas. Der 2018 errich- Industriegesellschaft, ihren Alltag, ihre tete 15.000 Quadratmeter große spekta- Lebens- und Arbeitsbedingungen“, er- kuläre Holzneubau beheimatet die läutert Andreas Murray und verweist Forstliche Ausbildungsstätte Traunkir- auch auf etliche charmante Einrichtun- chen (FAST) des Bundesforschungszen- gen, die den Industriefaktor historisch trum für Wald (BFW), die Forstfach- aufarbeiten oder schöngeistig beglei- schule Traunkirchen, den Österreichi- ten. Dazu gehört etwa das Schriften- schen Einforstungsverband sowie das museum Bartlhaus in Pettenbach, das Österreichische Schutzwaldzentrum. sich der Schriftkunst widmet. In Wech- Mit einem Wort: Hier bündelt sich das selausstellungen werden die Werke in- Wissen und die Forschung rund um das und ausländischer Schrift- und Exlib- Thema Forstwirtschaft. Hier bereiten riskünstler gezeigt, flankiert von einer sich angehende ForstakademikerInnen historischen Druckwerkstatt mit voll auf ihre Staatsprüfung vor, auch Forst- funktionsfähigen Maschinen und einer warte und WaldbesitzerInnen kommen Schreibwerkstatt, wo regelmäßig Kalli- hier in den Genuss umfassender Wei- graphiekurse abgehalten werden. terbildung. Aber auch der interessierte Was die regionale Industriekultur in Laie kann sich hier dem Thema Wald - ihrer ganzen Breite ausmacht, doku- quasi „Backstage“ - auf praktische mentiert auch das K-Hof-Museum in Weise nähern. Auf dem Gelände gibt es Gmunden. Das zweitälteste Museum Harvestersimulatoren, ein Schießkino, Oberösterreichs bündelt quasi die The- „Industriekultur – Motorsägenwaschmaschinen, mo- matik, indem es sowohl die Erd- und ein Blick zurück in dernste Holz- und Metallwerkstätten und etliches mehr. Und weil wir gerade Naturgeschichte mit der Region prä- sentiert und dabei auch die Boden- die Vergangenheit beim Thema Natur und Nachhaltigkeit schätze aufzeigt - Stichwort Salz, und über die sind, wollen wir auch auf das erfolgrei- Stichwort Traunsee-Marmor. Einen Gegenwart nach che Unternehmen Grüne Erde in Pet- kulturhistorischen Beitrag dazu leistet vorne in die tenbach nicht vergessen. Seit 1983 fer- tigt man im Almtal Naturmatratzen, auch die Dauerausstellung über die Sa- nitärgeschichte und damit zur Ge- Zukunft.“ Holzmöbel, Kosmetik und Kleidung – brauchskeramik. Salopp einst als „Klo- ökologisch und sozial fair. Museum“ bezeichnet, präsentiert das Dass Holz hierzulande ein wichtiger weltweit einzigartige Museum histori- Energieträger ist, ist unbestritten. sche Sanitärobjekte rund um das „stille Gleichzeitig wächst auch die Nutzung Örtchen“ und damit die Entwicklung der Windenergie. Auch da hat ein In- der Sanitärkeramik-Produktion. Dar- dustriebetrieb aus der Region die Nase aus haben sich wesentliche Hygiene- vorne. Die Miba – das Kürzel bezieht standards entwickelt, die Seuchen und sich auf den findigen Schlosser Franz Krankheiten eingedämmt oder gänz- Mitterbauer, der das Unternehmen 1927 lich zum Verschwinden gebracht ha- gegründet hat – ist ein internationaler ben. Nicht unerwähnt in unserer Liste Konzern, dessen Schwerpunkt auf der soll auch die einstige Leder- und Entwicklung von Technologien zur Ge- Schuhfabrik Kitzmantel in Vorchdorf winnung, Übertragung, Speicherung bleiben (die alten Industriehallen be- und Nutzung von Energie liegt. So herbergen heute einen erfolgreichen steckt etwa in jedem zweiten Windrad, Event- und Kulturbetrieb sowie ein das weltweit rotiert, Know-how von Museum), sowie das Museum Ebensee, Miba aus Laakirchen. Entwickelt und das vor allem für seine einzigartige produziert werden Komponenten ent- Sammlung historischer Glöcklerkap- lang der gesamten Energie-Wertschöp- pen und seine Krippenausstellung fungskette – für Windräder, Fahrzeuge, weithin bekannt ist. Züge, Schiffe, Flugzeuge, ebenso für So war und ist die Industriekultur, Raffinerien, Kompressoren bis hin zu die in dieser Kulturregion ihren Ur- Industriepumpen und vielen Bereichen sprung hat, eine unheimliche Triebfe- mehr. Mittlerweile hält der Konzern mit der von internationaler Bedeutung. Produktionsstätten in aller Welt sage Welche Menschen und Geschichten da- und schreibe 400 Patente. Die Zentrale hinterstecken, zeigen die jeweiligen ist Laakirchen, wo heute 2.500 Mitar- professionellen Aufbereitungen zur In- beiter aus 16 Nationen arbeiten. dustriekultur in der Region Traunsee- Seit 1983 steht das Miba ist ein schönes Beispiel dafür, Almtal. Es ist eine abenteuerliche Reise Unternehmen Grüne wie gefragt Know-how und Produkte – ein Blick zurück in die Vergangenheit Erde für nachhaltig und sozial fair gefer- aus dem Salzkammergut in aller Welt und über die Gegenwart nach vorn in tigte Produkte. sind. Und wie facettenreich die Indust- die Zukunft. n Industriekultur T R A U N S E E -A L M T A L 11
„Als das Bier zum Salzkammergut bieten wir mit unserer regio nalen Eigenart den Einheits bieren die Stirn!“ BR AU K U LT U R EIN SCHLUCK HEIMAT Schon im 14. Jahrhundert wurde auf Schloss Eggenberg für den Eigenbedarf gebraut. Seit 1681 stellt die Privatbrauerei mit viel handwerklichem Geschick und Innovationsgeist das Bier zum Salzkammergut gewerblich her. W asser, Hopfen, Malz – wie genau die Rezepturen für die beliebten Biersorten Hopfenkönig, Classic Mär- Grund, warum am Standort Eggenberg seit jeher Bier gebraut wird. Nur wenige Meter vom Sudhaus entfernt, entsprin- es daher eine Reihe technischer und sensorischer Punkte, wo erfahrene Bierbrauer kontrollieren, begleiten, ver- zen, Wildschütz, Naturbursch und Co. gen nämlich drei kristallklare Quellen kosten und eingreifen können. „Bier- aus Schloss Eggenberg lauten, wissen aus einem eiszeitlichen Gletscheraus- brauen hat sehr viel mit Erfahrung zu nur ganz wenige Menschen. Wie sie läufer. Auch für die restlichen Zutaten tun, wir profitieren hier extrem von der schmecken, umso mehr: Jeden Tag wer- gilt: Nur das Beste darf in den Kessel. Expertise unserer langjährigen Mitar- den heute in der Privatbrauerei, die seit Die verwendete Sommergerste kommt beiter. Manche von ihnen kenn ich 1803 im Besitz der Nachfahren von Jo- aus dem Weinviertel, die Wintergerste schon mein ganzes Leben“, so Stöhr, der hann Georg Forstinger ist, bis zu 90.000 aus Oberösterreich. Und auch Hopfen auf Schloss Eggenberg aufgewachsen ist Liter gebraut. Fast ausschließlich bleibt hat keine weite Reise. Er wird von Bau- und das Unternehmen in achter Gene- das Eggenberger Bier in der Region ern im Mühlviertel angebaut. All diese ration seit 2011 führt. Es sei unmöglich, und wird bevorzugt im Umkreis von Rohstoffe unterliegen strengen Kont- Bierbrauen vom Schreibtisch aus zu er- 50 Kilometern getrunken. Dazu werden rollen, um die gleichbleibend hohe lernen. „Man muss live dabei sein, die einige Starkbierspezialitäten wie das Qualität der Biere zu gewährleisten. Die Macken der Anlagen und Maschinen Samichlaus genannte Nikolo-Bier - Hauptherausforderung beim Bierbrauen kennenlernen, Detailwissen aufsaugen Zurzeit werden 15 ver gebraut wird immer am 6. Dezember - schiedene, ständig liegt nämlich darin, ein immer gleich und sich die Kniffe der Experten ab- auch weltweit vertrieben. „Ohne gutes verfügbare Biersorten schmeckendes Endprodukt zu haben. schauen“, ist Stöhr überzeugt. Wasser gibt es kein gutes Bier“, nennt gebraut. Typisch ös Ein Eggenberger Bier muss immer wie Bestimmendes Thema am internati- terreichische Klassiker Hubert Stöhr, geschäftsführender Ge- genauso wie ausge das gewohnte Eggenberger schmecken! onalen Biermarkt ist die Konzentration sellschafter, den offensichtlichsten fallene Spezialbiere. Entlang des Herstellungsprozesses gibt in Richtung Großkonzerne, viele mittel- 12 Industriekultur T R A U N S E E -A L M T A L
ständische Betriebe sind in der jünge- ren Vergangenheit vom Markt ver- schwunden. Laufende Investitionen in die neueste Technik sowie ein ab- wechslungsreiches Biersortiment leis- ten einen wichtigen Beitrag, den Braue reibetrieb auch für kommende Genera- tionen zu sichern. „Wir wollen überra- schen und begeistern und vor allem aber sehr gerne auch die nächsten paar Jahrhunderte das machen, was wir gut können: Bier brauen.“ Brauerei Schloss Eggenberg Ihr umfangreiches Wissen geben die Stöhr GmbH & Co KG Eggenberg 1 Bierbrauer übrigens auch gerne ihren 4655 Vorchdorf Kundinnen und Kunden weiter. Jährlich office@schloss-eggenberg.at besuchen Tausende Fans die Pilgerstät- schloss-eggenberg.at te und erleben spannende Brauereifüh- 100 Beschäftigte rungen und gesellige Verkostungen. Im Privatbrauerei seit 1681 Shop werden zudem ausgewählte Pro- Ca. 90.000 Liter Bier am Tag dukte und hopfige Geschenkideen für alle Bierliebhaber angeboten. n Industriekultur T R A U N S E E -A L M T A L 13
DI A L O GK U LT U R TREFFPUNKT MIT GESCHICHTE Einst eine Leder- und Schuhfabrik, wurde die Kitzmantelfabrik in Vorchdorf zu einer innovativen, heute überaus beliebten Event-Location umgestaltet. K itzmantelfabrik - der Name wirft Die Räumlichkeiten rum unter dem Namen Kitzmantelfab- zu sehen“, sagt Manuel Holzinger und Fragen auf. Kitzmantel hieß die bieten ausreichend rik eröffnet. Im letzten Bauabschnitt empfiehlt auch eine Besichtigung des Platz für Events aller Familie, die in dem reizvollen Indust- Art. Im Museum gibt wurde das Nebengebäude mit der alten beeindruckenden Sichtdachstuhls im riegebäude aus dem Jahr 1913 knapp 80 es neben der Uhren Gerberei zum „Museum der Region neuen Fabriksaal. Jahre lang hochwertige Schuh- und Le- sammlung der Vorch Vorchdorf“ sowie das Kulturzentrum In der Kitzmantelfabrik gibt es also dorfer Uhrmacher dererzeugnisse produziert hat. Es erin- familie Krumhuber um einen Veranstaltungssaal erweitert. unendlich viel zu entdecken. Die Besu- nern noch das große Holzfass, das zum und einer einzigarti Heute ist die Kitzmantelfabrik ein in- cher wandeln hier sprichwörtlich zwi- Gerben des Leders verwendet wurde, gen Tabak-Pfeifen novativer Schmelztiegel am Puls der schen den Zeiten ganz nach dem be- sammlung noch vieles sowie die alte Lederpresse, die entlang zur Orts- und Indust Zeit. Davon zeugen auch die Auszeich- rühmten Motto „Tradition ist Bewah- dem Gebäude als Reminiszenz an die riegeschichte der nungen als Klimabündnis-Betrieb und rung des Feuers, und nicht Anbetung Geschichte präsentiert werden. Region zu entdecken. als Green Location des österreichischen der Asche“, so der Betriebsleiter: „Dieses Der heute denkmalgeschützte In- Umweltzeichens. Damit übernimmt die Zitat von Gustav Mahler aus dem Jahr dustriekomplex dient als bestes Bei- Kitzmantelfabrik eine Vorreiterrolle in 1860 ist die Grundlage unseres Handelns. spiel, wie eine Revitalisierung mit Kon- Sachen Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Wir sind stolz auf die alten Mauern der zept einer einzigartigen Architektur Ganz im Zeichen dieser Philosophie ehemaligen Schuh- und Lederfabrik. nachhaltig neues Leben einhaucht. präsentiert sich auch das Museum der Doch erst die Werte Mahlers machen die „Nach Stilllegung der Fabrik hat die Region Vorchdorf. Es ist ein Spagat zwi- Kitzmantelfabrik zu dem, was sie heute Marktgemeinde Vorchdorf das Gebäude schen Alt und Neu, zwischen Geschich- ist: ein erfolgreicher Kultur- und Veran- erworben. Auf Basis eines Architekten- te und Gegenwart. Hier verblüffen, ne- staltungsbetrieb mit ca. 120 Events und wettbewerbes und einer Studie zu ver- ben den Schlaglichtern zur Ortsge- rund 25.000 Gästen pro Jahr.“ n schiedenen Nutzungsmöglichkeiten schichte und einem originellen Schau wurde 2001 ein groß angelegtes Sanie- depot, das neugierig macht, drei beson- rungsprojekt in drei Etappen eingelei- dere Schwerpunkte: eine landesweit tet. Unsere Mission war und ist, einen einzigartige Tabak-Pfeifensammlung; lebendigen Ort zu schaffen, der als eine bemerkenswerte Uhrensammlung Treffpunkt für Kultur und Wirtschaft der berühmten Vorchdorfer Uhr- Kitzmantelfabrik einen Mehrwert erzeugt“, erzählt Ma- macherfamilie Krumhuber, deren Spin- Laudachweg 15 nuel Holzinger, Betriebsleiter der Kitz- del-Taschenuhren im 18. und 19. Jahr- 4655 Vorchdorf meine.buehne@kitzmantelfabrik.at mantelfabrik. hundert hoch begehrt waren. „Dritter kitzmantelfabrik.at Zuerst wurde 2005 ein Probenlokal Schwerpunkt ist die Präsentation der für die Marktmusikkapelle und das Ju- jüngeren Industriegeschichte. Per Das Museum hat dienstags und donnerstags, jeweils 13–17 Uhr geöffnet. gendzentrum fertiggestellt, 2009 dann Knopfdruck sind etwa via Medienwand Termine gerne auch nach telefonischer das Kultur- und Veranstaltungszent- Zeitzeugeninterviews der Schuhfabrik Vereinbarung +43 676 898 655 578 14 Industriekultur T R A U N S E E -A L M T A L
„Das Museum: ein gelungener Brückenschlag zwischen Tradition und Innovation.“ Industriekultur T R A U N S E E -A L M T A L 15
PA PI E R K U LT U R AUS ALT MACH SCHÖN Wo Wald und Wasser zueinander finden, wurde 1867 die Traunthaler Holzstofffabrik durch Franz August Schuppler gegründet, die seit 1874 Papier produziert – bis heute! L aakirchen ist Papier und Papier ist Laakirchen. So einfach wie treffend kann man die Wechselwirkung von Wellpappenrohpapier, das in der Verpa- ckungsindustrie zum Einsatz kommt. Kurz gefasst: eins weiß, eins braun, schaft, in der am Ende jedes Abfallpro- dukt einem neuen Produktionsprozess zugeführt werden oder andersartig ge- Ortsgeschehen und Papierindustrie zu- 750.000 Tonnen jährlich und alles zu Dem Wertstoff Papier nutzt werden kann, wie die Abwärme, sammenfassen. Und weil man bekannt- 100 Prozent recycelt! rückt man hier mit die ins Fernwärmenetz von Laakirchen lich auf einem Bein schwer stehen Der letzte Baum fiel 2017. Seitdem großen Maschinen zu gespeist wird. Papierindustrie ist nun Leibe. Kein Wunder, kann, produziert die Laakirchen Papier sind die Produkte holzfrei und bestehen produziert man in einmal energieintensiv und eine gute AG im Wesentlichen zwei Arten von Pa- ausschließlich aus wiederverwertetem Laakirchen doch rund CO2-Bilanz, abgesehen von jedweden pier, nämlich das hochwertige SC-Pa- Altpapier. Damit hat man den entschei- 450.000 Tonnen Well- Umweltaspekten, nicht zuletzt auch papier und 300.000 pier für Druckereien, Verlage und Han- denden Schritt zu mehr Nachhaltigkeit Tonnen SC-Papier pro aufgrund der Kostenintensivität durch delsunternehmen und das klassische gesetzt. Das Ziel ist eine Kreislaufwirt- Jahr. erhöhte Abgaben erstrebenswert. CO2- „Laakirchen ohne seine Papierfabriken kann man sich nicht vorstellen.“ Thomas Strauss, Leiter Abteilung Energie & Umwelt von Laakirchen Papier AG 16 Industriekultur T R A U N S E E -A L M T A L
Neutralität ebnet damit schlicht den Ohne Wasser kein Papier! Dem Kreislauf schine oft im Zentrum steht, weil von „Industriekultur ist Weg in die Zukunft und ist essenziell deren Funktion und Erhalt so vieles ab- für die Standortsicherung, genauso wie wieder zugeführt wird hängt. „Industriekultur ist Generatio- Generationenkultur.“ nicht nur das aufbe- eine gute Infrastruktur, auch deshalb, reitete Wasser, son- nenkultur“, stellt auch Franz Baldauf, Franz Baldauf, CFO von Laakirchen Papier AG dern alles, was ver- weil man in Zukunft noch mehr auf CFO der Laakirchen Papier AG, klar. wertbar ist. Erklärtes Schienentransport setzen will. Ziel ist die CO 2 -Neu Nicht zuletzt hat Firmengründer Franz Die Papierindustrie vor Ort hat eine tralität. Dazu tragen Schuppler selbst Hand angelegt und mit ein Wasserkraftwerk, lange, quasi familiäre Tradition: So ist eigenen Bauplänen für den Kursalon eine Photovoltaikanla- das Unternehmen, das seit nunmehr ge auf den Dächern Gmunden (1871) oder das Stadttheater knapp 155 Jahren besteht, nicht nur seit der Fabrik und die Bio- (1878) ein Stück regionale Kulturge- gasanlage bei. Die 2013 wieder im Besitz der Familie Hein- schichte mitgeprägt. große Papiermaschi- zel, auch Generationen von örtlichen ne bleibt stets der Ein Blick in die Vergangenheit kann Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ha- bestgehegte Mitarbei- auch helfen, sich den Herausforderun- ter Nummer 1. ben hier ihre berufliche Heimat gefun- gen der Gegenwart zu stellen. Wen es den. So auch die Familie von Thomas schon seit mehr als 150 Jahren gibt, der Laakirchen Papier AG Strauss, Leiter der Abteilung für Ener- nimmt auch schwere Wirtschaftskrisen Schillerstraße 5 gie und Umwelt, dessen Urgroßvater mit ein bisschen mehr Gelassenheit in 4663 Laakirchen laakirchen.heinzelpaper.com schon in der Papierherstellung tätig war Angriff. „Papier ist ein Zukunftspro- – und nach ihm jede nachfolgende Ge- dukt!“, ist sich Baldauf sicher und Tho- ca. 400 Beschäftigte neration. „Die Mitarbeiterinnen und mas Strauss ergänzt: „Laakirchen ohne 1867 Firmengründung seit 2013 wieder im Familienbesitz Mitarbeiter sind quasi mit der Firma seine Papierfabriken kann man sich Gesamtproduktion: 750.000 t Papier verwachsen.“ Auch wenn die Papierma- nicht vorstellen.“ n (SC und Wellpappenrohpapiere) pro Jahr Industriekultur T R A U N S E E -A L M T A L 17
E R I N N E RU NG SK U LT U R IN PAUSCHT & BOGEN Das Papiermachermuseum in Laakirchen ist ein eindrucksvolles Beispiel für die gelungene Revitalisierung eines alten Fabrikgebäudes. Heute wird hier die Geschichte und Herstellung von Papier gezeigt. E xakt 120 Jahre – von 1868 bis 1988 – war die Fabrik Steyrermühl in Laakirchen ein wichtiges Zentrum für ständig steigende Nachfrage hätte be- friedigen können. Ende der 1980er-Jah- re wurde der Standort geschlossen, die Für den Transport des Rohmaterials zur Papierherstellung spielte Wasser eine zentrale Rolle. Das wurde auch bei die Papier- und Zellstoffproduktion. In Papierfabrik nebenan neu gebaut. Der der Gestaltung des Museums berück- einem aufwendigen Arbeitsprozess Dornröschenschlaf des alten, riesigen sichtigt. Durch die großen Fenster der wurde hier einst das gesamte Papier Industriekomplexes dauerte nicht allzu mächtigen Maschinenhalle sieht man mit viel handwerklichem Einsatz her- lange. Bereits 1997 wurde hier mit den die Traun vorbeirauschen. Im Museum gestellt: vom Anrühren des Papierbreis, Papierwelten ein Konglomerat mehre- sind gut 50 Maschinen und Apparatu- der sogenannten Bütte, über das rer Museen eröffnet. Neben dem Feuer- ren aus dem 19. und 20. Jahrhundert zu Schöpfen des Papiers mit engmaschi- wehrmuseum, einer Handschöpferei, sehen. „Das Reizvolle an unserem gen Rahmensieben bis hin zum Pressen Das Papiermacher Lithografiewerkstatt und Druckerei- Museum ist sicherlich, dass die alten und Trocknen der geschöpften Papier- museum, das 1997 museum, einer Galerie sowie dem mo- Maschinen auch voll funktionstüchtig gegründet wurde, ist bögen. Die Qualität der Papiere war ex- das größte seiner Art dernen Veranstaltungszentrum ALFA – sind. Stolz sind wir auch auf den Nach- zellent und deshalb weit über die Gren- in Europa und beein das Kürzel steht für Alte Fabrik – ist bau der legendären Papiermaschine zen der Monarchie begehrt. Dennoch druckt durch die au das Papiermuseum das Herzstück des von Nicolas-Louis Robert aus 1799“, thentische Einbettung war die Produktivität der Papiermühle in ein ehemaliges gewaltigen Komplexes direkt an der sagt die Museumsdirektorin Petra letztlich zu gering, als dass sie die Produktionsgebäude. Traun. Der Standort war klug gewählt. Hofer. Der modern und ansprechend 18 Industriekultur T R A U N S E E -A L M T A L
gestaltete Rundgang ist flankiert von Im Museum befindet einem Fabrikarzt einrichtete. Auch eine akustischen und audiovisuellen Instal- sich eine Traditions werkseigene Volksschule, ein Kinder- handschöpferei, wo lationen. So wird deutlich, welcher Papiere mit Wasser garten und Bäder wurden installiert. maschinelle Aufwand zur Papierpro- zeichen, Logos oder Auch davon erzählt das Papiermacher- duktion einst notwendig war, aber auch Wappen von Hand museum und damit auch ein Stück hergestellt werden. welche körperliche Plackerei das für die Die fertigen Blätter österreichische Sozialgeschichte. Menschen bedeutet hat. Die Arbeits- wurden anno dazumal Unbedingt anschauen sollte man Österreichisches Papiermachermuseum kräfte kamen dazumal vielfach aus übereinander auf auch das Schaukraftwerk Gschröff aus Veranstaltungszentrum „Alte Fabrik“ einen Stapel, die Museumsplatz 1 Böhmen, Galizien und wohnten in Ar- Pauscht, gelegt. dem Jahr 1888/89. Das Kraftwerk ist mit 4662 Laakirchen beiterhäusern direkt am Fabrikgelände. ein paar Schritten über die Traunbrücke +43 7613 3951 Damals waren die Verhältnisse lange erreichbar. Das bis in Kleinste im Origi- papier.druck@papierwelten.co.at unzumutbar, die Arbeit schmutzig und nal erhaltene schmucke Industriedenk- papierwelten.co.at mühsam, obendrein schlecht bezahlt. mal war das erste Wasserkraftwerk, das Öffnungszeiten: ganzjährig, täglich 10–16 Uhr Viele Arbeiter wurden krank, litten an je in Österreich gebaut wurde, ist nach Führungen, Vermittlungsprogramme und Rachitis, Schwindsucht, Lungentuber- wie vor in Betrieb und liefert heute Workshops außerhalb der Öffnungszeiten unter Voranmeldung möglich. kulose. 1870 reagierte die Fabrikleitung einen Teil des Stroms für die moderne Geheimnisvolle Nachtführungen: Mit der darauf, indem sie ein Werkspital mit Papierfabrik nebenan. n Taschenlampe durchs Museum (Oktober–März) „Das Reizvolle an unserem Museum ist sicherlich, dass die alten Maschinen auch voll funktionstüchtig sind.“ Petra Hofer, Museumsdirektorin Industriekultur T R A U N S E E -A L M T A L 19
I N NOVAT IONSK U LT U R UNTERNEHMENSMISSION NACHHALTIGKEIT Die weltweit tätige Miba Technologiegruppe entwickelt und produziert Produkte für Anwendungen zur effizienten Gewinnung, Übertragung, Speicherung und Nutzung von Energie. N ot macht erfinderisch. Kaum ein Die Innovationsfähig- Spektrum an Komponenten für Anwen- Ideen einbringen“, sagt CEO F. Peter Spruch passt besser zur Entste- keit der Miba be- dungen entlang der gesamten Energie- Mitterbauer, der den Vorstandsvorsitz schränkt sich aller- hungsgeschichte der Miba AG. Franz dings nicht nur auf Wertschöpfungskette. Miba-Produkte 2013 von seinem Vater Peter Mitterbau- Mitterbauer war 1927 noch keine 22 Produkt- und Techno- werden weltweit verbaut und sorgen für er übernommen hat. Bis zu drei Millio- Jahre alt, als er die kleine Schlosser- logieentwicklungen, effiziente und nachhaltige Energie nen Euro werden jährlich in die Aus- sondern ist in allen werkstatt seines Lehrherrn in Laakir- Bereichen des Unter- gewinnung, -nutzung, -speicherung und Weiterbildung der Mitarbeiterin- chen übernahm. Als Spezialwerkstätte nehmens verwurzelt. und -übertragung. nen und Mitarbeiter investiert. Die Un- für Motoren-Instandsetzung betrieben, Die Miba folgt dabei immer ihrer ternehmenszentrale ist und bleibt in stand der Jungunternehmer nach dem schon im Jahr 2013 eingeführten Unter- Laakirchen. Zweiten Weltkrieg vor einem Problem: nehmensmission „Techologies for a Die Attraktivität das Arbeitsgebers Ersatzteile zu bekommen war fast ein cleaner planet“. Miba-Produkte sollen überzeugt nicht nur die Menschen aus Ding der Unmöglichkeit. So tüftelte der zu einem sauberen Planeten und einer der Region: heute arbeiten etwa 2.500 Unternehmensgründer eben selbst an noch lebenswerteren Welt beitragen. Menschen aus 16 Nationen in Oberös- innovativen Lösungen. Mit Erfolg: Diese Mission ist auch Antrieb für die terreich. Mit dem 2017 eröffneten Miba Miba-Gleitlager sollten schon bald über große Innovatsionkraft der Miba, sie Forum bestärkte das Unternehmen ein- die Landesgrenzen hinweg reißenden hält mittlerweile 400 Patente in den mal mehr sein Bekenntnis zur Region Absatz finden. verschiedensten Bereichen und war Traunsee-Almtal. Das Familienunter- Knapp 100 Jahre nach ihrer Grün- 2020 in Oberösterreich das Unterneh- nehmen sieht es als seine gesellschaft- dung ist die Miba – für Mitterbauer – men mit den meisten Patent-Neuan- liche Verantwortung, sich überall dort, ein gesund gewachsener, internationa- Miba AG meldungen. „Unser Innovationsgeist wo es Miba-Werke gibt, auch im Um- ler Konzern mit mehr als 30 Produkti- Dr.-Mitterbauer-Str. 3 und unser Streben nach Technologie- feld, zum Beispiel sozial und kulturell, 4663 Laakirchen onsstätten in Österreich, der Slowakei, info@miba.com führerschaft sind auch gelebte Unter- zu engagieren. Im Spannungsfeld zwi- Deutschland, Slowenien, Tschechien, miba.com nehmenskultur. Innovation ist dabei schen Industrie und Kultur wurden USA, China, Indien und Brasilien. 7.500 immer eine gemeinsame Aufgabe für auch schon Veranstaltungen wie musi- 900 Millionen Umsatz Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ent- 31 Standorte weltweit die gesamte Miba. Jede Mitarbeiterin kalisch begleitete Werksschauen wickeln und produzieren ein breites 7.500 Beschäftigte und jeder Mitarbeiter kann und soll durchgeführt. n 20 Industriekultur T R A U N S E E -A L M T A L
Startschuss 1927: Franz Mitterbauer übernimmt die Schlosserwerkstätte seines Lehrherrn. Durchbruch 1949: Der Betrieb startet die Herstellung konkurrenzfähiger Bleibronze- Gleitlager. Die industrielle Produktion beginnt. „In vielen Unternehmen lernt man während der Ausbildung. Bei Miba ein Leben lang.“
WOH N K U LT U R WEISSE WOLKEN AM GRÜNEN HIMMEL Die Grüne Erde-Welt ist fest im Almtal verwurzelt. In dieser Region liegt der Ursprung, hier schlägt das Herz von Grüne Erde. Ein Herz, das besucht werden kann. B uchstäblich im Grünen vereint die Grüne Erde-Welt auf 9.000 Quad- ratmetern die Produktionsstätten für bepflanzten Innenhöfen schafft ein ge- sundes und angenehmes Arbeitsklima für die etwa 120 Mitarbeiterinnen und „Weiße Wolke“ ist das erste Produkt des ökologischen Pionierbetriebs aus Scharnstein. Sie war schon damals Grüne Erde orientiert sich an ökologischen Naturmatratzen, Polstermöbel, Heim- Mitarbeiter, denen interessierte Besu- handgefertigt und aus 100 % Naturma- und sozialen Stan- dards. Das bestimmt textilien und Naturkosmetik sowie ein cherinnen und Besucher nun seit 2018 terialien. Die „Weiße Wolke“ wird auch auch die Produkte, die vegetarisches Bio-Bistro und einen bei ihrer Arbeit über die Schulter bli- heute noch im Almtal erzeugt und trägt aus natürlichen, nach- großen Store unter einem Dach. Die cken dürfen. das strenge Öko-Zertifikat GOTS. Viele wachsenden Rohstof- fen, umweltschonend, lichtdurchflutete, natur- und men- Die Erfolgsgeschichte von Grüne Schichten Schafschurwolle, Leinen- nachhaltig, sozial fair schengerechte Holzarchitektur mit 13 Erde beginnt 1983. Die Naturmatratze kämmlinge, Naturlatex, Kokoslatex, und überwiegend handwerklich in eige- nen Werkstätten ge- fertigt sind. 22 Industriekultur T R A U N S E E -A L M T A L
Baumwolle und der Duft nach Zirbe polsterei, wo man zuschauen kann, wie ökologischen Grundsätzen aus natürli- sorgen für einen wohltuenden Schlaf. die Grüne Erde-Produkte handwerklich chen Materialien errichtet und ist dank Nach und nach sind viele weitere Pro- gefertigt werden. umweltfreundlicher Energieversorgung dukte dazugekommen. Heute entwi- Die vielfach preisgekrönte Architek- klimaneutral. Wann immer möglich, ckelt, produziert und vertreibt Grüne tur (Architekt Klaus K. Loenhart/Gene- wurden regionale Firmen beauftragt, Erde mehr als 6.000 Produkte zum ralplaner Klaus Landerl) der Grüne Er- Bauholz und Schurwolle stammen aus gesunden und natürlichen Wohnen, de-Welt wurde sorgsam geplant, nach Österreich, die 450 Bäume und 700 Schlafen und Leben. Das Streben nach Sträucher, die für die Außenanlagen ge- dem Ideal vom Leben und Arbeiten in pflanzt wurden, sind aus Oberöster- Verbundenheit mit der Natur ist auch reich. Grüne Erde wäre ohne das Almtal mehr als 35 Jahre nach der Firmengrün- nicht denkbar. Die Natur rundherum dung gelebte Firmenphilosophie. Im gibt die Inspirationen für die Gestaltung Rahmen einer Entdeckungstour in der der Produkte. Die vorwiegend in der Re- Grüne Erde-Welt können sich Besuche- gion Traunsee-Almtal lebenden Mitar- rinnen und Besucher selbst davon über- beiterinnen und Mitarbeiter schätzen zeugen. Die Reise beginnt bei den Ge- Grüne Erde-Welt das Arbeiten in naturnaher Atmosphäre Hinterbergstraße 4 / Steinfelden wächshäusern: Hier werden aus winzi- 4643 Pettenbach sehr. Und die Geschäftsführung betont: gen Keimlingen kräftige Pflanzen. Im fuehrungen@grueneerde.com „Es war uns von Beginn an wichtig, Sinne-Raum kann man unter dem Mot- grueneerde.com/welt dass die Arbeitsplätze die gleich hohe to „sehen, fühlen, schnuppern“ die aus 120 Beschäftige in der Grüne Erde-Welt Qualität haben wie unsere Produkte. der Natur gewonnenen Rohmaterialien 545 Beschäftigte insgesamt Unsere Unternehmensphilosophie – die wie Holz, Leinen oder Baumwolle näher 1983 Firmengründung Verbundenheit von Mensch und Natur – Schlafen, Möbel, 2018 Eröffnung der Grüne Erde-Welt Wohnaccessoires, kennenlernen. Herzstück der Tour ist 111.000 BesucherInnen soll in der Grüne Erde-Welt im Almtal Heimtextilien, Kosme- die Matratzenproduktion und Möbel- in den ersten drei Jahren täglich erlebbar sein.“ n tik und Kleidung von Grüne Erde – ökolo- gisch und sozial fair im Almtal gefertigt. „Die Grüne Erde-Welt symbolisiert alles, was uns wichtig ist – hier verbinden wir Mensch und Natur.“ Reinhard Kepplinger, Eigentümer & Geschäftsführer Grüne Erde Industriekultur T R A U N S E E -A L M T A L 23
„In der Druckwerkstatt kann jeder Einblick in die unbekannte Welt der Herstellung von Drucksachen mit beweglichen Bleilettern bekommen.“ S C H R E I BK U LT U R AUS LIEBE ZUR SCHRIFT Ein Museumsjuwel ist das Schrift- und Heimatmuseum Bartlhaus in Pettenbach. Hier wird die Kunst der Schönschrift in vielfältiger Form hochgehalten. Eine Besonderheit im heutigen digitalen Zeitalter. Z uerst war es die Schreibmaschine, dann der Kugelschreiber, jetzt die Computer- und Handytastatur. Techni- met sich das Schrift- und Heimatmu- seum Bartlhaus in Pettenbach, hervor- gegangen aus der privaten Stiftung des Schriftliebhaber und Exlibris-Sammler, kam ein dritter Mann hinzu. Später hat er seine bedeutende Sammlung dem sche Erfindungen haben das Schreiben gebürtigen Pettenbachers Leopold Museum vermacht“, sagt Gottfried in den letzten Jahrzehnten deutlich be- Feichtinger. Eigentlich ausgebildeter Kahr, Obmann des Museumsvereins. schleunigt. Geschriebenes wird in Win- Maurer, wandte sich Feichtinger nach Den Gründervätern ist im Bartlhaus deseile getippt und ebenso schnell mit einem Arbeitsunfall der Gestaltung von jeweils ein eigener Bereich gewidmet: der Retourtaste wieder korrigiert. Sgraffiti und Schriften an Hausfassa- die Feichtinger-Stube, der Neugebauer- Schreiben ist inflationär geworden und den zu. Er arbeitete auch als Kalligraf, Raum und der Premstaller-Raum. Aus dennoch - oder gerade deswegen? - fei- begann Exlibris zu gestalten und zu dieser Struktur entwickelte sich die ert die Schönschrift, etwa in Form von sammeln. Begleitend dazu nahm er Im zauberhaften heutige Themenaufteilung der Muse- Kalligrafiekursen, ein großes Comeback. Privatunterricht bei Friedrich Neuge- Bartlhaus in Petten- umsarbeit in die Sparten Kalligrafie, bach ist das einzige Schreiben als Gegenpol zur Hektik der bauer, Professor für Schrift und ange- österreichische Muse- Exlibris, Druckwerkstatt, Heimatmuse- Zeit. Schönschreiben als meditatives wandte Grafik an der Kunstuniversität um eingerichtet, das um und Seisenburg-Raum. In weiteren Vertiefen in eine besondere Kunst. Linz. Beide Herren waren maßgeblich sich auf kompetent- Räumen werden Kalligrafieausstellun- facettenreiche Weise Der Schrift als eine der größten Er- für die Gründung des Museums. „Mit der Schriftkunst gen österreichischer und internationa- rungenschaften der Menschheit wid- Othmar Premstaller, passionierter widmet. ler Künstler und thematische Zusam- 24 Industriekultur T R A U N S E E -A L M T A L
menstellungen von Exlibris gezeigt. Die Druckerpressen „Der ehrenamtlich geführte Förderver- und Druckmaschinen sind edel und noch ein des Museums arbeitet seit der Grün- immer funktions dung 1990 unermüdlich daran, jedes tüchtig. Ebenfalls Jahr zwei bis drei Ausstellungen und sehr sehenswert – in Pettenbach betreibt andere Veranstaltungen, wie Konzerte, das Team des Schrift- Lesungen und Vorträge, zu verwirkli- museums Bartlhaus chen“, sagt A ngelika Doppelbauer, Ku- auch die authentische Kulturschmiede von ratorin für Kalligrafie-Ausstellungen. Josef Eisenhofer. Ein Herzstück des Hauses ist zudem die Druckwerkstatt mit historischen Druckmaschinen. „Alle sind funktions- tüchtig und das zeigen wir bei Vorfüh- rungen auch.“ Im Skriptorium – einer eigenen Schreibstube - werden regel- mäßig Kalligrafiekurse abgehalten. Vom Team des Schriftmuseums wird auch die Kulturschmiede Eisenhofer Schrift- und Heimatmuseum Bartlhaus betreut – ein weiteres kulturhistori- Museumstraße 16 sches Denkmal in Pettenbach. Gottfried 4643 Pettenbach kontakt@bartlhaus.at Kahr: „Das historische Gebäude beher- bartlhaus.at bergt die authentische Schmiedewerk- statt von Josef Eisenhofer, dem ehema- Mai–Oktober, jeweils samstags 14–17 Uhr, sonn- und feiertags 10–12 Uhr ligen Dorfschmied von Pettenbach. Sie Betreiber des Museums ist der rein ist im Originalzustand der 1940er-Jahre ehrenamtliche Förderverein Schrift- und erhalten – so wie sie Josef Eisenhofer Heimatmuseum Bartlhaus-Stiftung Leopold Feichtinger. einst verlassen hat, als er in den Zwei- Besonderheit: Schreibstube für regelmäßig ten Weltkrieg musste. n abgehaltene Kalligrafiekurse Industriekultur T R A U N S E E -A L M T A L 25
„Die Gmundner Keramik ist für ihre einzigartige weiße Glasur, die besondere Haptik und die zeitlosen Formen bekannt und beliebt.“ 26 Industriekultur T R A U N S E E -A L M T A L
T IS C H K U LT U R JEDES STÜCK EIN UNIKAT Maschinen können nur reproduzieren, Menschen schaffen echte Originale: 60 Hände braucht es, bis ein Stück fertiggestellt ist. Müsste man ein Wort für die Gmundner Keramik finden, so wäre das wohl: einzigartig. W as haben Aerin Lauder, Enkelin der amerikanischen Kosmetik- Ikone Estée Lauder, und TV-Moderato- und so zum Unikat veredelt. Einzig artig ist dabei auch die angewandte Kunsthandwerktechnik, das soge- lange Tradition, trotzdem geht Gmund- ner Keramik mit der Zeit und erfindet sich immer wieder neu. Neben dem Ton rin Kathi Wörndl gemeinsam? Beide le- nannte Flammen. Im 18. Jahrhundert selbst werden auch die Gipsformen, Gla- gen Wert auf österreichische Tischkul- wurde in einem bestimmten Rhythmus sur und Farben selbst hergestellt. Seit tur! Sie zeigen sich auf Instagram als Gmundner Keramik mit einem Malhorn, aus dem Farbstoff 2010 sind die Originale auch spülma- Fans von Gmundner Keramik und sind Handels GmbH floss, auf die weiße Grundglasur ge- schinenfest und für die Nutzung in der Keramikstraße 24 damit in bester Gesellschaft: Zehntau- 4810 Gmunden malt. In den 1970er Jahren wurde das Mikrowelle geeignet. Als echte Manu- sende bunte Bildbeiträge aus aller Welt office@gmundner.at Malhorn von einem Malhörnchen – faktur sind zudem personalisierte Son- finden sich in sozialen Netzwerken. Für gmundner.at oberösterreichisch „Piperl“ – abgelöst. deranfertigungen ab einem Stück mög- alle, die wissen wollen, wo und wie ihre 130 Beschäftigte Heute werden Schnörkel und Kringel lich. Ob Hochzeitsteller oder Taufkrug: Lieblingsteller, Häferl und Co. herge- 500 Jahre Tradition mit einem feinen Schlauch händisch Den individuellen Wünschen sind keine stellt werden, heißt es: Ab nach Gmun- 37 Designs auf die Keramik aufgespritzt. Nicht nur Grenzen gesetzt. Und auch wenn einmal den! Die gesamte Herstellung passiert im klassischen Grün, sondern auch in ein älteres, lieb gewonnenes Teil ka- zu 100 Prozent in der Region. Und das vielen anderen Farben. Weltweit gibt es puttgeht, wird Abhilfe geschaffen – auf seit 1492. Im Jahr, als Kolumbus Ameri- keinen zweiten Betrieb, der nach dieser alle bestehenden Formen können die ka entdeckt, wird das „Hafnerhaus am Tradition arbeitet. Seit dem Frühjahr Designs nachgefertigt werden. Graben“, aus dem später die Gmundner 2021 zählt es zum immateriellen Kul- Auch gegenüber den Kundinnen und Keramik Manufaktur hervorging, zum turerbe im Sinne der UNESCO. Kunden hat sich das Unternehmen ge- ersten Mal urkundlich erwähnt. Der Zwei Jahre dauert es, bis sämtliche öffnet. Bei Führungen, die ganzjährig aktuelle Standort in der Keramikstraße Flamm-Designs und über 110 Formen bei jedem Wetter angeboten werden besteht seit dem Jahr 1903. Mehr als erlernt sind und das Handwerk be- und kinderfreundlich gestaltet sind, Die Mitarbeiterinnen 500 Jahre Tradition treffen auf innova- und Mitarbeiter sind herrscht wird. „Die ersten hundert Tel- bekommen Besucherinnen und Besu- tive Fertigung. Heute noch werden zum Großteil schon ler werden nichts“, erinnert sich eine cher einen ausführlichen Einblick in Feldspat, Kaolin und Quarz in geheimer sehr lange im Betrieb Flammerin. Gemalt wird freilich auch: die Entstehung der Unikate. Wer selbst und bleiben bis zur Rezeptur gemischt, bis eine homogene Pensionierung. Neben filigrane Herzerl, bunte Streublumen einmal unter fachkundiger Anleitung Tonmasse entsteht, die zu Geschirr und der Liebe zum traditi- oder das aufwendigste Motiv „Jagd“ – Keramik bemalen möchte, kann sich Dekorationsobjekten geformt und 16 onellen Handwerk Inspirationsquelle ist die wunderschöne bei einem Workshop eine kreative Aus- braucht man auch viel Stunden lang im Ofen gebrannt wird. Fingerspitzengefühl Berg- und Seenlandschaft des Salzkam- zeit gönnen und sein eigenes Werk- Jedes Stück wird von Hand bearbeitet und Talent. merguts. Die Handwerkskunst hat eine stück gestalten. n Industriekultur T R A U N S E E -A L M T A L 27
E R L E BN ISK U LT U R BEWEGTE GESCHICHTE Es ist ein außergewöhnlich reizvolles Erlebnis, an einem strahlenden Sommertag mit dem historischen Schaufelraddampfer „Gisela“ über den Traunsee zu gleiten. E s ist ein traumhaftes Gefühl! Dank der originalen oszillierenden Ver- bunddampfmaschine gleitet das Schiff Prichard -, erreichte in den Jahren 1850 bis 1880 ihre Hochblüte. Die Frachtfahr- ten zum Salztransport florierten und stand versetzt wurde – und das bis ins kleinste Detail. „In Abertausenden, viel- fach privat geleisteten Arbeitsstunden wunderbar über das Wasser“, schwärmt auch der Fremdenverkehr am Traunsee wurde unter anderem die originale Gerhard Meingast, Vorstandsmitglied begann sich prächtig zu entwickeln. Dampfmaschine überholt. Auch längst Freunde der Stadt Gmunden, in Vereh- Gerhard Meingast: „Die erste Probefahrt pensionierte Handwerker und Mitarbei- rung der Grande Dame der heutigen fand am 24. September 1871 statt. Offizi- ter der DDSG wurden aufgetrieben, um Traunseeschifffahrt. Die „Gisela“ ist ei- ell in Dienst gestellt wurde die ‚Gisela‘ ihr Wissen und Können bei der Revitali- ner der ältesten Dampfer der Welt, Bau- dann das Jahr darauf, anno 1872, und er- sierung einzubringen“, erzählt Gerhard jahr 1871. 2021 feierte das Schiff seinen laubte den Betrieb für 501 Fahrgäste und Meingast. Das Herzensprojekt „Gisela“ 150. Geburtstag und ist damit nicht nur sechs Mann Besatzung.“ gelang. „Am 5. Juni 1986 erlebte die Gi- Teil der Zeit- und Industriegeschichte, Etliche Jahrzehnte war die Traunsee- sela ihre zweite Jungfernfahrt.“ es hat auch selbst eine bewegte Ge- schifffahrt ein gutes Geschäft, die Flotte Heute ist das Schiff Teil einer an- schichte unter dem Kiel. gut ausgelastet. Dennoch begann sich sehnlichen Traunsee-Flotte unter dem Die „Gisela“ war einst Teil einer an- das Blatt zu wenden. Durch den Stra- Kommando von Karlheinz Eder - sechs sehnlichen Flotte von Schaufelraddamp- ßen- und Bahnausbau zwischen Traun- Fahrgastschiffe, darunter auch die his- fern am Traunsee. Neben der „Sophie“ kirchen und Ebensee, einem nicht unbe- torische „Gisela“. „Wir bieten nicht nur (1839) und der „Elisabeth“ (1858) schip- trächtlichen Betriebsaufwand und ei- regelmäßigen Linienverkehr, sondern perte die 52 Meter lange „Gisela“ ab 1871 nem hohen und damit auch teuren Koh- auch eine bunte Palette an Sonderfahr- über den Traunsee. Die Dampfschifffahrt leverbrauch der Dampfer wurden die ten. Das Spektrum umfasst Märchen- am See, gegründet von zwei mutigen Schiffe zusehends unrentabel. Letztlich fahrten für Kinder genauso wie roman- Briten - John Andrews und Joseph wurden sie ausrangiert, verkauft, in die tische Candle-Light-Dinner, Fahrten zu Werft verbannt. In den 1970er-Jahren Seefesten wie Fronleichnam, der Mär- war die Dampfschifffahrt am Traunsee chennacht in Traunkirchen oder dem gänzlich verschwunden. Alleine die traditionellen Lichterfest in Gmunden. „Gisela“ rostete im Trockendock still vor Seit 1839 bietet die Musik- und Tanzveranstaltungen an Traunseeschifffahrt sich hin. Diesem Schicksal konnten sie wunderschöne Natur- Bord, wie die Veranstaltung Jazz on the Traunseeschifffahrt GmbH ein privater Verein und die Stadt Gmun- und Kulturerlebnisse Steamboat, kommen sehr gut an“, er- Sparkassegasse 3 den, die das Schiff um vier Millionen auf dem Wasser, unter läutert Karlheinz Eder. Ihm ist damit 4810 Gmunden anderem auf der info@traunseeschifffahrt.at Schilling ankaufte, entreißen. Damit be- „Gisela“, einem der das Kunststück gelungen, die Traunsee- traunseeschifffahrt.at gann ein unfassbar engagierter Revita- ältesten Schaufel schifffahrt gut in das 21. Jahrhundert zu lisierungsprozess, im Zuge dessen das raddampfer der Welt, manövrieren – historische Reminis- 6 Fahrgastschiffe im regelmäßigen Linienverkehr benannt nach der 10 Anlegestellen am Traunsee Schiff zwischen 1982 und 1986 wieder Tochter von Kaiserin zenzen inklusive. Und das Signalhorn Viele Charter-Nostalgiefahrten rund ums Jahr flottgemacht und in den Originalzu- Elisabeth. der „Gisela“ tutet fröhlich dazu. n „Am 5. Juni 1986 erlebte die Gisela ihre zweite Jungfernfahrt.“ Gerhard Meingast Industriekultur T R A U N S E E -A L M T A L 29
„Die Straßenbahn in Gmunden, gebaut 1894, war eine der ersten elektrischen Bahnen Österreichs überhaupt.“ Günter Neumann, Geschäftsführer Stern & Hafferl K U LT U R S C H I E N E MOBILITÄT VOR ORT Einst Vorreiter bei der Elektrifizierung und Verkehrserschließung von Gmunden und Umgebung ist Stern & Hafferl heute ein modernes Mobilitätsunternehmen, das Tradition und Zukunft auf vielfältige Weise zu verbinden weiß. V isionen mit Tradition!“ Der griffige Slogan von Stern & Hafferl ist gut gewählt. Geschmeidig verbindet sich scher Input beim Bau der Wiener Straßenbahn, der Lokalbahn Haiding- Aschach sowie der Salzkammergut- Hafferl verbrämten sie mit technischer Innovationskraft, wie man sie im bis dahin ländlich geprägten Seenland darin zeitgemäßes Mobilitätsmanage- Lokalbahn und der Schafbergbahn. Als nicht kannte. ment mit technischer Pionierarbeit. am Ende des 19. Jahrhunderts das Salz- Pionierarbeit leistete das begnadete Tatsächlich waren die Gründer eines kammergut zur beliebten Sommer Seit über 130 Jahren Ingenieursduo anno 1892 etwa mit der der heute größten privaten Verkehrsun- frische-Destination aufstieg, ging da- ist Stern & Hafferl auf Errichtung des ersten Dampfkraft Erfolgskurs. Das Mo ternehmen in Österreich – Josef Stern mit eine rege Bautätigkeit einher. Stern bilitätsunternehmen werkes in St. Wolfgang. Es war das erste und Franz Hafferl – auch schon 1883 und Hafferl waren 1891 mit einem eige- ist heute einer der seiner Art in Oberösterreich. „Damit am Puls der Zeit, als sie in Wien ihr nen Büro in St. Wolfgang bereits vor Ort. größten Verkehrsbe begann die Elektrifizierung der Region, triebe Österreichs mit Projektierungsbüro für Lokalbahnen Die Bauaufträge, die sie erhielten, wa- rund 400 Mitarbei die folglich auch die infrastrukturelle gründeten. Wesentlich war ihr techni- ren vielfältig, Josef Stern und Franz tern. Erschließung von Gmunden und Umge- 30 Industriekultur T R A U N S E E -A L M T A L
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