Adventisten heute - Advent-Verlag Lüneburg

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Adventisten heute - Advent-Verlag Lüneburg
Ausgabe   Nr.   08/2020   |   August    |   www.adventisten-heute.de                    |   ISSN   2190-0825

adventisten                                                                         &
                                                Die Zeitschrift der
                               S i e b e n t e n - Ta g s - A d v e n t i s t e n   heute
 Gemeinsam
 einsam
 Seite 7

 Lebensschutz und
 Menschenwürde
 Seite 17

 Finanzen
 im Fokus
 Seite 18

 Adventisten
 im Zweiten
 Weltkrieg
 ab Seite 8
Adventisten heute - Advent-Verlag Lüneburg
N e u e          B ü c h e r              d e s         A d v e n t - Ve r l a g s    L ü n e b u r g

Impulse für Christsein und Theologie
Der Sohn                                                                                  Ty Gibson
                                                                                          Der Sohn

W    as bedeutet es, wenn die Bibel Jesus den Sohn Got-                                   Gottes Bund mit
                                                                                          den Menschen
     tes nennt? Enttdecke eine Antwort, die so einfach
                                                                                          240 Seiten,
und zugleich so schön ist, dass du dich fragen wirst, war-                                Paperback, 14 x 21 cm
um du sie bisher nie entdeckt hast. Ty Gibson versteht es,                                20,00 Euro (16,00 Euro
seine Leser zu verblüffen.                                                                für Leserkreismitglieder),
                                                                                          Art.-Nr. 1982.
„Beeindruckend! Bahnbrechend! Wunderschön!“
                                           James Rafferty, Pastor                                    *
„Das Buch ist brillant. Einfach brillant.“
        John Peckham, Professor für Theologie, Andrews University

„Erstaunlich! Im typischen Ty-Gibson-Stil malt Der Sohn ein
großes, schönes Gottesbild. Dieses Buch ist hervorragend!“
          Brendan Pratt, Predigtamtsekretär, Australischer Verband

„Ich kann meine Begeisterung über die Botschaft dieses

                                                                                                                   * Weitere Infos wie Inhaltsverzeichnis oder Leseproben sind auf www.advent-verlag.de abrufbar.
Buches nicht zurückhalten. Der Sohn ist eine beglückende
Entdeckungsreise, die Jesus Christus als den Erlöser der
Welt würdigt. Danke, Ty!“
                           David Asscherick, Pastor und Evangelist

Prüfet aber alles …                                                                       Advent-Verlag
                                                                                          Lüneburg (Hg.)

G
                                                                                          Glauben heute 2020

                                                                                                                   Der QR-Code führt Smartphones direkt zur Internetseite des Buches.
    lauben heute erscheint jährlich mit aktuellen Beiträgen
                                                                                          Theologische Impulse
    zu theologischen und zeitbezogenen Themen. Die Auf-                                   Paperback,
satzsammlung hat das Ziel, Glaubens- und Wissensfragen zu                                 120 Seiten,
vertiefen sowie theologische Diskussionen zu begleiten und                                14 x 21 cm,
anzustoßen.                                                                               10,00 Euro
Glauben heute leistet auf diese Weise einen wertvollen Bei-                               (8,00 Euro für Leser-
                                                                                          kreismitglieder),
trag zur persönlichen Meinungsbildung und trägt zum ge-                                   Art.-Nr. 1985.
meinsamen Dialog bei.
In der aktuellen Ausgabe geht es um folgende Themen:
• Umwelt: Sind wir noch zu retten? (C. Wannenmacher)
                                                                                                     *
• Bibel: Gedanken zum Hebräerbrief (M. Böttcher)
• Kirche: Überlegungen zur institutionellen Kirche (D. Fortin)
• Ellen White: Prinzipien zur Auslegung (J. Lake/M. Campbell)
• Hermeneutik: Wie man mehr beweist, als man möchte
  (G. Knight)
• Mission: Emotionale, soziale und spirituelle Intelligenz
  (D. Day)
• Diskussion: Zur Forschungsfreiheit II (M.-O. Schulz)

                                                                                    Leserkreis-
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• E-Mail: bestellen@advent-verlag.de                                           • automatische Lieferung
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Adventisten heute - Advent-Verlag Lüneburg
editor ial | i nhal t

                                    Wo sind wir schuldig                                                                                                                                                                 aktuell | Report
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                                                                                                                                                                                                                           wichtig
                            Am 2. September vor 75 Jahren ging mit der Ka­
                                                                                                                                                                                                                        5 Freikirche in Deutschland beschließt Spar­
                            pitulation Japans der Zweite Weltkrieg offiziell zu                                                                                                                                            maßnahmen / Premiere des internationalen
                            Ende; Deutschland kapitulierte bereits am 8. Mai.                                                                                                                                              ­Filmprojekts Uncertainty
                            Die Mohnblumen auf dem Titelbild dieser Ausgabe                                                                                                                                             6 Report: Bundesweites HopeCamp statt G-Camp
                            gelten vor allem im englischsprachigen Raum als ein
                            Symbol für die zahllosen und namenlosen Opfer, die
                                                                                                                                                                                                                         Kolumne
                            dieser Krieg gefordert hat.
    In diesem Monat wollen wir uns diesem furchtbaren Ereignis rückblickend aus                                                                                                                                         7 Gemeinsam einsam (Anja Wildemann)
der Innensicht der Kirche nähern: Wie haben sich Adventisten im Zweiten Welt­
krieg verhalten? Dabei betrachten wir sowohl Einzelschicksale als auch generel­
le, biblisch-ethische Fragen zum Thema adventistisches Christsein und Krieg.                                                                                                                                             Thema des Monats:
    In einem aufwändig recherchierten Beitrag beschreibt Daniel Heinz (Leiter
                                                                                                                                                                                                                         Adventisten im Zweiten Weltkrieg
des Historischen Archivs der Siebenten-Tags-Adventisten in Europa) anhand
                                                                                                                                                                                                                        8 Zwischen Loyalität, Bedrohung und Schuld
von Beispielen die Gewissensnot adventistischer Wehrpflichtiger, als sie vor der
                                                                                                                                                                                                                           (Daniel Heinz)
Frage standen, ob sie ihrer Pflicht nachkommen oder das Gebot „Du sollst nicht                                                                                                                                         12 Eine Gewissensentscheidung (Horst Sebastian)
töten“ befolgen und dabei ihr eigenes Leben riskieren sollen? Auch müssen wir                                                                                                                                          14 Der Frieden als „ewiger“ Auftrag
feststellen, dass die Kirchenleitung hier eher eine angepasste Kompromisshal­                                                                                                                                              (Thomas Domanyi)
tung einnahm. Heute stehen wir in der Verantwortung, mit unserer Vergangen­
heit und auch Schuld zu leben und unsere Schlüsse daraus zu ziehen.
                                                                                                                                                                                                                         Adventgemeinde aktuell
    So fragt Horst Sebastian (Referent für Kriegsdienstverweigerung der Frei­
kirche in Deutschland), welche Gründe es heute geben könnte, freiwillig als                                                                                                                                            16 Lesermeinungen
Soldat zu dienen: Verteidigung, Interessenswahrung, Bündnisverpflichtung,
Abschreckung? Er zeigt auch das heutige Dilemma auf, das in der Spannung
zwischen Realität (in der manche Konflikte vielleicht nur durch Gewalt gelöst                                                                                                                                            Adventist World
werden können) und den Werten des Reiches Gottes besteht, die für eine ge­
waltfreie Friedensethik stehen. Den letzteren Aspekt vertieft Thomas Domanyi                                                                                                                                                               08/2020

(emeretierter Professor für christliche Ethik) in seinem Artikel.
                                                                                                                                                                                                                                           Ist dies
                                                                                                                                                                                                                                           das Ende?
                                                                                                                                                                                                                                           Seite 10

                                                                                                                                                                                                                                           Einen Sinn in
                                                                                                                                                                                                                                           schwierigen

    In welcher Verantwortung stehen wir als Freikirche heute, auf die Gesell­
                                                                                                                                                                                                                                           Zeiten finden
                                                                                                                                                                                                                                           Seite 18

                                                                                                                                                                                                                                           Wunder
                                                                                                                                                                                                                                           vorbereiten
                                                                                                                                                                                                                                           Seite 20

schaft einzuwirken, Unterdrückte zu schützen und für die Werte des Reiches
Gottes einzustehen?
    In diese wichtigen und herausfordernden Themen möchten wir euch in die­
sem Monat mitnehmen!                                                                                                                                                                                                                                       Die weltweite Zeit-
                                                                                                                                                                                                                        Eine

                                                            Eure Jessica Schultka
                                                                                                                                                                                                                        prophetische
                                                                                                                                                                                                                        Pandemie?                          schrift der Siebenten-
                                                                                                                                                                                                                                                           Tags-­Adventisten
                                                      Leiterin des Advent-Verlags
                                                      schultka@advent-verlag.de
                                                                                                                                                                                                                         125 Jahre Advent-Verlag

                                                                                                                                                                                                                       28 Bücher, Zeitschriften, Studienhefte und …
IMPRESSUM
adventisten heute | ISSN 2190-0825
Herausgeber: Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten (119. Jahrgang)
                                                                                                                                                                                                                         Freikirche aktuell
Verlag: Advent-Verlag GmbH, Pulverweg 6, 21337 Lüneburg,
                                                                                                                                                                                                                       17 Lebensschutz und Menschenwürde
                                                                          Ausgabe   Nr.   08/2020   |   August    |   www.adventisten-heute.de                 |   ISSN   2190-0825

E-Mail: info@advent-verlag.de,
                                                                          adventisten &
Internet: www.advent-verlag.de; www.facebook.com/adventverlag                                                             Die Zeitschrift der
                                                                                                         S i e b e n t e n - Ta g s - A d v e n t i s t e n   heute                                                    18 Finanzen im Fokus – Grund zur Dankbarkeit
Redaktion: Thomas Lobitz (Chefredakteur, tl), Jessica Schultka (js),
Nicole Spöhr (nsp), Daniel Wildemann (dw). Adresse: siehe Verlag;
                                                                           Gemeinsam
                                                                           einsam
                                                                           Seite 7
                                                                                                                                                                                                                       20 Ergebnisse der Sondersammlungen seit 2011
Tel. 04131 9835-521. E-Mail: info@adventisten-heute.de,
                                                                           Lebensschutz und
                                                                                                                                                                                                                       21 Zehn Jahre gefüllt mit Gotteserfahrungen
                                                                                                                                                                                      © Ed Samuel – shutterstock.com

                                                                           Menschenwürde
                                                                           Seite 17

Internet: www.adventisten-heute.de                                         Finanzen
                                                                           im Fokus
                                                                           Seite 18
                                                                                                                                                                                                                       22 Adventisten und Militärdienst (Buchbesprechung)
Anzeigen: Dorothee Schildt-Westphal, Tel. 04131 9835-521,                                                                                                                                                              24 Nachruf für Helfried Strobel
Fax 04131 9835-502, E-Mail: anzeigen@adventisten-heute.de
Bezug: Kostenlos bei Bezug über den Büchertisch der örtlichen
                                                                                                                                                                                                                       25 Nachruf für Inge Voigt
Adventgemeinde in Deutschland sowie online (zum Herunterladen,             Adventisten                                                                                                                                 26 Nachruf für Martin Herziger
Speichern und Drucken) im Internet: www.adventisten-heute.de               im Zweiten                                                                                                                                  27 Notizbrett: Terminhinweis / Gebet für missio­
                                                                           Weltkrieg
Gestaltung: Ingo Engel, München                                            ab Seite 8                                                                                                                                      narische Anliegen / Nachruf für Franz Piehler
Titelgestaltung: Julia Klaushardt, Hope Media
Produktion/Druck: Strube Druck & Medien OHG, 34587 Felsberg              Die Mohnblumen stehen
                                                                                                                                                                                                                       28 Was macht der Advent-Verlag Lüneburg?
Spendenkonto: Freikirche der STA, IBAN: DE14 6009 0100 0227 3850 04,     für gefallene Soldaten …                                                                                                                      29 Anzeigen
BIC: VOBADESSXXX, Verwendungszweck: Aheu-Finanzierung                    millionenfaches Leid.                                                                                                                         30 Waldfriede heute

                                                                                                                                                                                                                                       adventisten heute | August 2020 | 3
Adventisten heute - Advent-Verlag Lüneburg
a ktu e l l Na c h r i c h t e n

Kurznachrichten                                     Vorsorge treffen – jederzeit wichtig
                                                    Verbände bieten Online-Seminare an
n Pandemie: ADRA unterstützt                        Spätestens im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie dürfte jedem klar sein,
42.000 Menschen in Europa                           wie wichtig eine Patientenverfügung sein kann. Allerdings nicht nur für ältere
Rund 42.000 Personen habe das Netzwerk der 31       Menschen, sondern für jeden ab 18, denn
europäischen Landesbüros der Adventistischen        •  es gibt in Deutschland keinen Automatismus: Kann ein erwachsener Mensch
Entwicklungs- und Katastrophenhilfe ADRA von        vorübergehend (z. B. nach einem Unfall oder bei OP-Komplikationen) bzw.
Beginn der Corona-Krise im März unterstützt         dauerhaft (im sehr hohen Alter oder bei schwerer Demenz) seinen Willen nicht
und das werde bis zum Ende des Sommers fort­        mehr bilden und/oder verständlich äußern, bestimmt ein Gericht einen Be­
dauern, berichtet Maja Ahac vom ADRA Europe-        treuer, der für ihn entscheidet – in Gesundheitsfragen und überhaupt. Das
Büro in Brüssel in einer Pressemeldung.             kann man verhindern, indem man eine Vorsorgevollmacht aufsetzt;
   Demnach würden ADRA-Teams Obdachlosen            •  nicht jeder möchte in bestimmten Situationen alles anwenden lassen, wozu
Unterkunft und Nahrung bieten, die körperli­        die heutige Medizin in der Lage ist, und zwar, wenn in einer besonderen Situ­
che als auch psychische Gesundheit der Men­         ation kein Therapieziel mehr vorhanden ist. Alles, was wir ablehnen, und al­
schen unterstützen, mit Fernlernmöglichkeiten       les, was wir uns (palliativ) wünschen, können wir in einer Patientenverfügung
die Bildung von Kindern und Jugendlichen för­       festhalten, solange wir nicht dement sind. Das schafft Rechtssicherheit für den
dern und gefährdeten Senioren, Jugendlichen,        Patienten und für die Ärzte!
Kindern und Familien mit Esswaren und Hygie­        •  durch die zunehmende Nutzung moderner digitaler Medien entsteht eine
nesets helfen. ADRA habe auch Krankenhäusern        Menge von Daten, Benutzerkonten, Abonnements, Passwörter usw., die bei ei­
geholfen, Testzentren aufzubauen und bei der        nem vorübergehenden oder dauerhaften Ausfall des Nutzers kaum von Dritten
Herstellung sowie Verbreitung von Stoffmasken       zu handhaben und zu regeln sind. Es sei denn, man beginnt zeitig damit, den
mitgewirkt. Die entwicklungspolitischen und         „digitalen Nachlass“ zu regeln, und man bestimmt eine Person, die sich um die
humanitären Bemühungen des Hilfswerks seien         Ausführung kümmert;
stets eng mit den lokalen Kommunen koordi­          •  vielen Eltern minderjähriger Kinder ist nicht klar, dass bei einem vorüber­
niert worden, wodurch langfristige und nach­        gehenden oder dauerhaften Ausfall beider Elternteile nicht automatisch die
haltige Lösungen angestrebt würden.                 Personen das Sorgerecht für ihre Kinder bekommen, die man sich wünschen
   Die europäischen ADRA-Landesbüros seien          würde – es sei denn, sie haben gemeinsam eine Sorgerechtsverfügung aufge­
laut Ahac aber auch in Entwicklungsländern          setzt und darin festgelegt, wer das Sorgerecht für die Erziehung und/oder für
tätig, um die Verbreitung der Corona-Pandemie       die Finanzverwaltung bekommen soll.
einzudämmen, so in Afrika, im Mittleren Osten           Das sind nur vier der Themen, die beide Vorsorgebeauftragte der Freikirche
und in Asien. (APD)                                 in Deutschland, Günther Machel (SDV) und Elí Diez-Prida (NDV), in ihren Vor­
                                                    sorge-Informationsveranstaltungen behandeln. Organspende, Testament und
n Adventistin kommt bei Voice of Bulgaria           Bestattungsverfügung sind weitere Themen.
auf Platz 2                                             Zurzeit bieten sie hierzu zweitägige Onlineseminare (jeweils zwei Abende)
Die 17-jährige Yoana Sashova gewann im Juni         über Zoom bundesweit und kostenlos an. Termine, Voraussetzungen für die
2020 den zweiten Platz im Wettbewerb „The           Teilnahme und weitere Informationen sind online abrufbar: www.adventisten.
Voice of Bulgaria“ mit dem Lied „The Heavens        de/vorsorge                                                                edp
Declare You“. Den Songtext dazu schrieb sie zur
Melodie eines bekannten Liedes der Popsängerin
Billie Eilish, berichtet die Nachrichtenabteilung
der Transeuropäischen Division. Über ihren Song
urteilte ein Juror: „In diesen Zeiten, in denen
Tugenden und Werte irgendwie veraltet sind, er­
schienst du wie ein heller Lichtstrahl und bist
das absolute Gegenteil der Realität, die uns um­
gibt.“
   Der Song wurde mittlerweile über drei Millio­
nen Mal auf YouTube angesehen. Sashova gehört
zur Bevölkerungsgruppe der Roma und besucht
die Adventgemeinde Kjustendil im Südwesten
Bulgariens. Die dortige Roma-Gemeinschaft hat
die dichteste adventistische Bevölkerung in Eu­
ropa: 1.300 Gemeindeglieder leben unter 12.000
                                                                                                                                        © edp

Einwohnern. (APD)
                                                    In Zeiten der Coronavirus-Beschränkungen sind Online-Seminare (hier ein Vorsorge-
                                                    Seminar mit Elí Diez-Prida) eine unkomplizierte und geeignete Alternative.

4 | adventisten heute | August 2020
Adventisten heute - Advent-Verlag Lüneburg
akt uel l Nac h r i c ht en

Freikirche in Deutschland (FiD) beschließt Sparmaßnahmen
Online-Sitzung der beiden Verbände
Die letzte FiD- und Verbandsausschusssit­     ne Einrichtungen der Kirche
zung sollte ursprünglich als Präsenzmee­      hätten seit März Kurzarbeit
ting vom 19. bis zum 21. Juni in Müh­         angemeldet. Dazu kämen bun­
lenrahmede stattfinden. Aufgrund der          desweite Ausfallkosten auf­
Corona-Beschränkungen fand auch diese         grund von Corona bedingt ab­
Tagung in einem virtuellen Raum über Vi­      gesagten Veranstaltungen von
deokonferenz statt.                           rund 100.000 Euro. Für Unter­
   In der gemeinsamen Sitzung wurde           nehmen und Einrichtungen der
über die aktuelle finanzielle Situation ge­   Freikirche in Deutschland wur­
sprochen. Aufgrund der Corona-Krise wur­      de ein Krisenfonds zur Liqui­

                                                                               © Gerd Altmann – pixabay.com
de über umfangreiche Sparmaßnahmen            ditätshilfe in Höhe von rund
entschieden.                                  450.000 Euro eingerichtet.
   „Wir haben nun insgesamt Einspar­          Laut Neef stehe die Freikirche
maßnahmen in Höhe von 245.000 Euro            in Deutschland im Vergleich zu
beschlossen. Dies sind in Summe 6,5 Pro­      anderen Entitäten der Inter­
zent der geplanten Spendeneinnahmen“,         europäischen Division (EUD)
so Finanzvorstand Dieter Neef. Die Spar­      jedoch noch relativ gut da.                                     Die finanziellen Auswirkungen der Corona-Krise sind auch
maßnahmen bezögen sich auf die beiden                                                                         in unserer Kirche spürbar.
deutschen Verbände (NDV und SDV) für das      Verabschiedung von
Jahr 2020. „Darüber hinaus haben auch         Lothar Scheel                                                               sorgerliche Fort- und Weiterbildungen zeig­
alle Vereinigungen entsprechende Spar­        Lothar Scheel, seit 2011 Geschäftsführer des                                ten, so Johannes Naether. Während seines
pakete beschlossen“, teilte Neef mit. Ins­    Advent-Wohlfahrtswerkes e. V. (AWW), wur­                                   Dienstes im AWW schuf er eine neue Struk­
gesamt betrage das Einsparvolumen rund        de in den Ruhestand verabschiedet. In einer                                 tur und meisterte es, die Balance zu halten
zwei Millionen Euro.                          Dankesrede, die durch die Online-Übertra­                                   zwischen strukturellen, finanziellen und
                                              gung in der Form etwas ungewöhnlich, aber                                   rechtlichen Fragen einerseits und dem Auf­
Rückgang von Spenden                          nicht weniger eindrucksvoll war, beschrieb                                  trag der Mildtätigkeit, Fürsorge und Nähe
Ausfallende Gottesdienste und wirtschaft­     Johannes Naether einige Eckpunkte der Ar­                                   zum Menschen andererseits. Für seinen
liche Einschränkungen führten auch zu         beit von Lothar Scheel. Er hat vor seinem                                   treuen Dienst dankte ihm Johannes Naether
einem Rückgang von Spenden und Zehn­          Dienst im AWW u. a. viele Zusammenschlüs­                                   im Namen der Freikirche ausdrücklich.
ten für die Freikirche der Siebenten-Tags-    se von Vereinigungen mit einem hohen Maß                                       Die nächste Sitzung gemeinsame Sit­
Adventisten, der sich in den vorliegenden     an Zielstrebigkeit mitgestaltet. Seine Arbeit                               zung der Verbände ist für Dezember ge­
Zahlen für die Monate März und April 2020     verstand er stets als Dienst am Menschen,                                   plant – dann wieder als Präsenztreffen.
zeige, so Finanzvorstand Neef. Verschiede­    was auch seine therapeutischen und seel­                                                                        APD/js

Premiere des internationalen Filmprojekts Uncertainty
Am 5. Juni hatte das internationale           berühren könnten. Der Film ist eine Pro­                                    lischen, französischen und italienischen
Filmprojekt Uncertainty (Unsicherheit)        duktion von Adventisten aus Südamerika                                      Untertiteln erhältlich. Hier geht es zum
Premiere – ein Film über Ängste, Lebens­      und Europa.                                                                 Trailer mit englischen Untertiteln https://
entscheidungen und Glauben. Auf der in­                                                                                   vimeo.com/396399029.
ternationalen Tagung Medienschaffender        Eine bewegende Lebensgeschichte                                                 Die gesamte Serie Uncertainty, die im
der Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten     Im Film geht es um Alice, eine junge Frau,                                  Sommer 2020 veröffentlicht werden soll,
letztes Jahr in Jordanien (GAIN) fand das     die einen Moment echter Unsicherheit                                        umfasst mehrere Filme, fünf Dokumentar­
Projekt unter etlichen anderen Vorschlä­      durchlebt und nicht weiß, wie sie mit dem                                   filme, eine Reihe von kurzen Videoclips
gen die größte Zustimmung.                    Druck und den Erwartungen an die Zu­                                        und ein Buch, das im Oktober heraus­
   In unserem gegenwärtigen Weltklima         kunft umgeben, umgehen soll. Deprimiert                                     kommt. Weitere Informationen sind auf
mit den Ängsten vor dem neuartigen Co­        und mit wachsender Angst beschließt sie,                                    der Website des Uncertainty-Projekts zu
ronavirus, der globalen Empörung über         einige Zeit in der alten Hütte ihrer Eltern                                 finden: https://uncertaintyproject.org.
Rassismus und der derzeitigen finanziellen    zu verbringen. Dabei entdeckt sie etwas,                                                                         APD/tl
und emotionalen Instabilität decke diese      das ihr das Leben leichter machen kann.
Doku-Serie eine Reihe von Geschichten            Die Handlung spielt in Brasilien, der
und Erfahrungen aus dem wirklichen Le­        Film ist in portugiesischer Sprache gedreht
ben ab, welche die Herzen vieler Menschen     und zusätzlich in Spanisch sowie mit eng­

                                                                                                                              adventisten heute | August 2020 | 5
Adventisten heute - Advent-Verlag Lüneburg
Re po r t

Für Gemeindeglieder und
ihre Freunde                                                          Sommer 2021: Bundesweites
                                                                      HopeCamp statt G-Camp

I
    n den letzten Jahren wurde inner­           Das erste bundesweite HopeCamp findet       zu vertiefen. Darüber hinaus gibt es viele
    halb unserer Kirche immer wieder der     vom 27. Juli bis 1. August 2021 in Friedens-   erlebnisorientierte und kooperative Ele­
    Wunsch nach einem bundesweiten           au statt (Anmeldestart ist der 3. Oktober      mente für Jung und Alt im Programm ei­
Treffen geäußert. Manche Gemeindeglie­       2020 online über www.hope-camp.de).            nes jeden HopeCamps.
der sprachen nostalgisch von den schönen     Jeder ist herzlich eingeladen sich den Ter­       „Wir wollen einen Ort kreieren, wo je­
G-Camp-Zeiten in Friedensau, manche äu­      min für 2021 bereits fest zu reservieren!      der gerne seine Freunde, die Interesse am
ßerten, dass es einen bundesweiten Kir­         Menschen aller Generationen können          Glauben haben, mitbringt und im Aus­
chentag geben sollte, um uns in der Öf­      auf dem Camp in familiärer Atmosphäre          tausch miteinander ist: Ein buntes leben­
fentlichkeit positiv zu präsentieren.        gemeinsam ihren Tag gestalten und Mit­         diges Familienfest! Es wäre doch schön,
   Im Februar diesen Jahres wurde ent­       arbeiter von HopeTV und der Kirche per­        wenn wir als Adventisten dafür in ganz
schieden, dass im Jahr 2021 kein G-Camp      sönlich begegnen. Alle Teilnehmer sind         Deutschland bekannt werden würden und
stattfinden wird, sondern das in einzelnen   jedes Jahr dazu eingeladen, ihre Freunde       dadurch viele Menschen mit Jesus und der
Vereinigungen entstandene generations­       und Nachbarn mitzubringen, damit Men­          Adventbotschaft in Berührung kommen“,
übergreifende HopeCamp in Zusammen­          schen vor Ort Gott begegnen und sich für       so Pastor Alexander Kampmann, Leiter des
arbeit mit HopeMedia (Alsbach-Hähnlein)      Jesus entscheiden. In Workshops gibt es        bundesweiten HopeCamps.
als bundesweite Veranstaltung weiterge­      die Möglichkeit, die Bibel kennenzulernen                              Das Leitungsteam
führt und erweitert wird.                    oder sich in Glaubens- und Lebensthemen                                   des HopeCamps

                                       Eindrücke von einem
                                       regionalen HopeCamp
                                       2019 am Edersee in
                                       Nordhessen. Zum Hope-
                                       Camp in Friedensau
                                       im kommenden Jahr
                                       sind Besucher aus
                                                                                                                                         © alle Fotos: Florian Taron

                                       ganz Deutschland
                                       ein­geladen. Die neu­
                                       gestaltete Arena wird
                                       ein attraktiver Ver-
                                       sammlungsort sein.

6 | adventisten heute | August 2020
Adventisten heute - Advent-Verlag Lüneburg
Ko l u m n e

Gemeinsam einsam
                                                          Warum alle wichtig sind,
                                                          um die Gemeinden mit Leben zu füllen

M
          anche Menschen hatten sich schon im April       trauen oder weil der
          gewünscht, dass dieses Jahr zu Ende gehen       Gottesdienst nur einen
          möge. Da war die Coronavirus-Pandemie in        Mausklick entfernt ist?
unseren Breitengraden gerade mal einen Monat alt.         Es zeigt sich, dass es
Seitdem leben wir in einer neuen Zeit: Dauerkri­          nicht an geistlichem
se, Ausnahmezustand. Auf Anhieb fallen mir vie­           Interesse       mangelt.
le negative Begleiterscheinungen ein: überlastete         Vielleicht war es auch
Familien, gekürzte oder gekündigte Arbeitsstellen,        schon die ganze Zeit
Unsicherheit und Zukunftsängste.                          vorhanden, aber solan­
    Doch wenn man sich länger mit Menschen un­            ge es noch Gottesdiens­
terhält, wird der Krise auch Gutes zugeschrieben:         te vor Ort gab, waren
Wer sich ohnehin nicht gern mit anderen Menschen          Klickzahlen nicht der
trifft, leidet nicht allzu sehr unter der sozialen Dis­   allerwichtigste     Maß­
tanz und fühlt sich sogar ein wenig befreit vom ge­       stab. Jetzt wird umso
sellschaftlichen Druck, Kontakte pflegen zu „müs­         klarer, dass Menschen
sen“. Viele Familien genießen – trotz Überforderung       geistliche Inhalte su­
an anderer Stelle – drei gemeinsame Mahlzeiten am         chen und brauchen. Die
Tag. Und sprechen Gemeindeglieder vom Sabbat,             Live-Gottesdienste von
                                                                                    © Tye Doring – unsplash.com

hört man, dass dieser Tag „endlich“ wieder ein            Hope TV waren ein gro­
richtiger Ruhetag sei. Die Menschen, von denen ich        ßer Segen in dieser her­
solche Worte höre, sind oft die Engagierten in unse­      ausfordernden Zeit und
ren Gemeinden. Diejenigen, die jede Woche Dienste         ein sichtbares Zeichen
übernehmen und für die es selbstverständlich ist,         der Verbundenheit. Die
sich aktiv ins Gemeindeleben einzubringen. Natür­         Resonanz war sehr po­
lich sei ihnen diese Auszeit gegönnt. Als Gemeinde        sitiv und zustimmend.
sollte es uns aber zu denken geben, wenn einige           Ein Geschenk für viele! Dennoch glaube ich, dass                                       Online-Gottesdienste ha-
wenige „Urlaub“ von der Gemeinde brauchen, um             Gemeinde mehr ist als Bibelgespräch, Predigt und                                       ben ihre Vorteile, aber die
innerlich wieder aufzutanken. Das heißt nämlich,          gute Musikbeiträge, die man auf dem Bildschirm                                         Gemeinschaft vor Ort ist
dass sie ansonsten oft an ihrer Belastungsgrenze          verfolgt. Natürlich ist es toll, wenn ich mir aus                                      dadurch nicht zu ersetzen.
agieren. Und dass sie unter normalen Umständen            den vielen erstklassigen Angeboten, die während
keinen Raum für eine Auszeit sehen.                       der Corona-Zeit entstanden sind, das passende für
    Auch ich ertappe mich bei dem Gedanken, dass          mich aussuchen kann. Ob mein Gottesdienst aus
die gegenwärtige Situation ruhig noch eine Weile          München, Hamburg oder Alsbach-Hähnlein kommt,
dauern könnte. Da wir ein Frühaufsteher-Kind ha­          ist mir vor meinem Bildschirm egal. Dass auch
ben, kann ich vor dem TV-Gottesdienst noch eine           hier die Arbeitslast, die ein qualitativ hochwer­
Runde spazieren oder auf den Spielplatz gehen, um         tiges Programm erfordert, auf wenigen Schultern
pünktlich um 9.30 Uhr zu Hause zu sein, um mit            liegt, ist auf den ersten Blick meist nicht sichtbar.
                                                                                                                              © Gerald Weigend

hochgelegten Beinen den Gottesdienst zu verfol­           Muss es auch nicht, aber jedes Angebot braucht
gen. Keiner will etwas von mir, ich muss mich nicht       Menschen, die es mit Leben füllen. Das ist so – im
aufraffen. Ich kann einfach genau in der Verfas­          echten wie im virtuellen Leben. Angela Merkel hat
sung sein, in der ich mich fühle. Irgendwie ist es        zu Beginn der Corona-Krise gesagt: „Keiner ist ver­                                    Anja Wildemann
gemütlich, aber auf Dauer doch auch einsam.               zichtbar. Alle zählen […].“ Das gilt für die Einhal­                                   ist Fernsehredakteurin
    Doch immerhin gemeinsam einsam: Ortsge­               tung von Sicherheitsvorkehrungen im Rahmen der                                         bei Hope TV (www.
meinden, die Zoom-Gottesdienste veranstalteten,           Pandemie, aber auch, wenn es darum geht, Gemein­                                       hopetv.de). Sie lebt
berichten davon, dass sich online mehr Menschen           den nach der Corona-Pandemie wieder mit Leben                                          mit Mann & Tochter in
einfinden als vor Ort. Weil sie sich sonst nicht          zu füllen. ■                                                                           Darmstadt.

                                                                                                                  adventisten heute | August 2020 | 7
Adventisten heute - Advent-Verlag Lüneburg
T he m a d e s M o na ts

Zwischen Loyalität,
Bedrohung und Schuld
Adventistische Soldaten in der Wehrmacht

                             F
                                  ür mich war es unmöglich, an der Haupt­            am Kreuz.“ Tränen rollten dem damals 80-Jährigen,
                                  kampflinie, im tobenden Nahkampf, als die          der Gott sein späteres Leben als adventistischer Afri­
                                  Sowjetsoldaten auf uns losstürmten, nicht          ka-Missionar geweiht hatte, über die Wangen, als er
                             die Waffe einzusetzen. Monatelange Kämpfe hat­          seine Geschichte erzählte. Heute könne er darüber
                             ten uns zermürbt. Wir waren abgestumpft, verroht,       reden, aber beschreiben wolle er die näheren Um­
                             und wollten nur noch überleben. Entweder er oder        stände des Tötens als kämpfender Soldat nicht. Wir
                             ich – da überlegt man nicht lange. Der ,Überlebens­     könnten uns heute als Nachgeborene keine Vorstel­
                             reflex‘, der Wille zur Selbstverteidigung, war ein­     lung darüber machen, in welche Hölle sie damals als
                             fach zu groß, um nicht zur Waffe zu greifen. Noch       junge Männer an der Ostfront geraten waren – unbe­
Georg Grellmann war          heute höre ich die Schmerzensschreie der Soldaten,      schreiblich, entsetzlich!
einer der wenigen adven-     die ich tötete. Sie verfolgen mich in meine Träu­          Grellmann hielt sich daran. Selbst in seinen
tistischen Wehrmachtssol-    me und rauben mir den Schlaf.“ Er wusste, dass          Kriegserinnerungen (My Enemy, My Brother), die
daten, die offen über ihre   der Krieg nicht mit seinem Glauben vereinbar war,       2007, wenige Jahre vor seinem Tod, vom adven­
Gewissensnöte gespro-        doch er tröstete sich mit dem Gedanken, seinem          tistischen Pacific Press-Verlag (USA) veröffentlicht
chen haben. Sein Buch        Heimatland zu dienen – „auch wenn ich das lieber        wurden, blieb er in seiner Beschreibung des Bösen
My Enemy, My Brother         in einer Sanitätseinheit getan hätte.“ Die nationale    vage: „Wir griffen an … wir schossen … ich tötete,
wurde 2007, wenige Jah-      Begeisterung vor dem Krieg sei unvorstellbar groß       wusste aber nicht genau, wen ich getroffen hatte“).
re vor seinem Tod, beim      gewesen und habe die jungen Leute mitgerissen.          Georg Grellmann, der das Töten nicht beschreiben
adventistischen Verlag       „Im Sturm dieser Begeisterung ist mir eine Verwei­      wollte und konnte, war am Ende seines Lebens
Pacific Press in den USA     gerung überhaupt nicht in den Sinn gekommen, sie        überzeugter und bekennender Pazifist: „Den Krieg
veröffentlicht.              hätte wahrscheinlich auch meinen Tod bedeutet.          muss man als Christ ganz ablehnen, sonst gewinnt
                                                         Vater und Mutter teil­      er, der Krieg, selbst wenn du ihn verlierst, weil er
                                                         ten die Begeisterung        deine Seele zerstört.“
                                                         nicht und sagten nur:
                                                         ,Junge, wir werden für      Adventisten und Krieg
                                                         dich beten‘.“               Siebenten-Tags-Adventisten traten im Krieg für
                                                            Friedrich Georg Grell­   die Verweigerung des Waffendienstes aus Gewis­
                                                         mann, Sohn eines ad­        sensgründen („Conscientious Objection“) ein. Als
                                                         ventistischen Predigers     „Nichtkämpfer“ lehnten sie seit dem amerikani­
                                                         in Breslau, war der ein­    schen Bürgerkrieg (1864) den Militärdienst nicht
                                                         zige von den rund 35        grundsätzlich ab, wie es Totalverweigerer oder Pa­
                                                         ehemaligen adventisti­      zifisten tun, sondern wählten einen waffenlosen
                                                         schen Wehrmachtssolda­      Wehrersatzdienst in einer Sanitätseinheit. Adven­
                                                         ten, die der Autor dieses   tistische Soldaten sahen sich von Anfang an in ih­
                                                         Artikels von 1980 bis       rer Treue zum biblischen Wort an die Zehn Gebote,
                                                         etwa 2000 als Zeitzeu­      besonders an das vierte (Sabbatgebot) und an das
                                                         gen befragen konnte,        sechste Gebot (Tötungsverbot), gebunden. In dem
                                                         der offen eingestand,       humanitären Einsatz zur Verhütung und zur Linde­
                                                         als adventistischer Sol­    rung des Leids („Samariterdienst“) im Krieg sahen
                                                         dat getötet zu haben.       sie eine authentisch christliche Position nach dem
                                                         Die Gewissenslast sei oft   Vorbild Jesu, der half und heilte.
                                                     © STA-Archiv, Friedensau

                                                         unerträglich gewesen –         Der moderne Kinofilm Hacksaw Ridge (Regie: Mel
                                                         „doch Gott hat mir in       Gibson, 2016), der die Haltung des adventistischen
                                                         seiner Barmherzigkeit       Soldaten Desmond Doss in einer Pazifikschlacht
                                                         vergeben, mich reinge­      im Zweiten Weltkrieg darstellte, eine Haltung des
                                                         waschen durch sein Blut     aufopfernden Sanitätseinsatzes ohne Waffe und

8 | adventisten heute | August 2020
Adventisten heute - Advent-Verlag Lüneburg
Adventis t en im Zweiten We l tk r ie g

Schonung des eigenen Lebens, die zur Rettung            deutete „Wehrkraftzersetzung“ und stellte keinen
von über 100 schwerverletzten Soldaten führte           verhandelbaren Standpunkt dar. Sanitätsdienst mit
und ihm die höchste militärische Auszeichnung           der Waffe war wohl möglich, aber Adventisten hat­
(„Medal Of Honor“) der US-amerikanischen Armee          ten, wie fast alle anderen Rekruten auch, keinen
einbrachte, mag als eindrucksvolles und außerge­        militärgesetzlichen Anspruch darauf, selbst wenn
wöhnliches Zeugnis für den Nichtkämpferstand­           sie eine Sanitätsvorausbildung vorweisen konnten.
punkt („Noncombatancy“) unserer Kirche gelten.1         Eine solche wurde schon seit den 1920er-Jahren
Die Einstellung ist im Grunde für Adventisten bis       in den deutschen Adventgemeinden angeboten, um
heute weltweit gültig, selbst wenn dieser Nicht­        junge Männer im Fall eines Krieges für die Aufnah­
kämpferstandpunkt letztlich immer eine Frage der        me in eine Sanitätseinheit der Armee vorzuberei­
persönlichen Gewissensentscheidung geblieben ist.       ten. War im Ersten Weltkrieg zumeist Gefängnishaft
In demokratischen Staaten, welche die Grund- und        das typische Strafmaß für Verweigerer, so endeten
Menschenrechte achten, ist es trotz zuweilen Wi­        im Zweiten Weltkrieg die meisten solcher Fälle mit
derstand und Ächtung durch die Gesellschaft recht­      Hinrichtung.
lich zulässig, den Nichtkämpferstandpunkt einzu­            Aus diesem Grund hatte die deutsche Kirchen­
nehmen.                                                 leitung bereits im Jahr 1935 in der Militärdienst­
   Ganz anders stellte sich indes die Lage in auto­     frage alle wehrpflichtigen adventistischen Män­
ritären und totalitären Herrschaftssystemen dar,        ner eindringlich gebeten, „weislich zu handeln“:
wie sie in Europa in der ersten Hälfte des 20. Jahr­    „Ernstlich warnen wir in Einberufungsfällen vor
hunderts vorherrschten. Schon das deutsche und          unüberlegten Handlungen, wie Fahnenflucht, Ge­
russische Kaiserreich und die österreichisch-unga­      horsamsverweigerung oder gar Auflehnung.“ Die
rische Habsburgermonarchie forderten die uneinge­       Art des Beharrens auf Gewissensüberzeugungen
schränkte Wehrpflicht. Nichtkämpferhaltung oder         müsse jedoch – so wird weiter betont – immer eine
gar Kriegsdienstverweigerung wurden nicht nur mit       „persönliche Angelegenheit des Einzelnen“ blei­
harten Gefängnisstrafen geahndet, sondern zuwei­        ben. Man hatte wohl aus der Vergangenheit des
len auch mit dem Tod bestraft. Aus diesem Grund         Ersten Weltkrieges gelernt und dieses Mal keine of­
knickten die Leiter der adventistischen Kirche in       fizielle, „politische“ Erklärung an die Öffentlichkeit
Europa ein, als der Erste Weltkrieg ausbrach (1914).    abgegeben, sondern einen pastoralen Ratschlag
Man war bereit – so die offizielle Erklärung der Kir­   erteilt, eine vorsorgliche Warnung ausgesprochen.
chenleitung in Deutschland an das Kriegsministe­        Die kircheninternen Weisungen wurden freilich mit
rium –, „auch am Sabbat die Waffen zu führen.“          Ausbruch des Weltkrieges immer deutlicher und
Die angepasste Kompromisshaltung, die gegen             schärfer. So bat der Vorsteher Adolf Minck 1940
die Nichtkämpferposition der Weltkirche verstieß,       die Pastoren in den Gemeinden darauf zu achten,
führte zu Krisen und Spaltungen in den Reihen der       dass die „Pflichten unserem Volk und Vaterland
euro­päischen Adventisten.                              sowie der Obrigkeit gegenüber“ mit „Bejahung des
   Trotz dieser Haltung, die nicht den Grundsät­        Wehr- und Kriegsdienstes“ eingehalten werden.
zen der Generalkonferenz, des höchsten adventis­        1943 erklärte der Vorsteher des Süddeutschen Ver­
tischen Führungsgremiums, entsprach, wäre es nun        bandes, Gustav Seng, dass „die totale Mobilisation
falsch zu glauben, dass alle adventistischen Solda­     in diesem totalen Krieg auch eine totale Bereitwil­
ten auf dem Kontinent während des Ersten Welt­          ligkeit“ von den Gemeindegliedern fordere. „Wenn
krieges vorbehaltlos Militärdienst mit Einsatz der      die Front keinen Feiertag kennt“, dann – so die
Waffe geleistet hätten. Es gab eine Reihe von Sol­      Schlussfolgerung Sengs – „will auch der ‚Krieger der
daten in Deutschland, Russland, Rumänien und in         Heimat‘ …, der in der Front der Arbeit eingesetzt
anderen Ländern Europas, die im Rahmen des Mög­         ist, keinen beanspruchen.“
lichen und darüber hinaus unter Einsatz ihres Le­           Während des Weltkrieges waren nach einer Auf­
bens Widerstand leisteten, den Gebrauch der Waffe       stellung aus dem Jahr 1943 insgesamt 5.993 adven­
ablehnten oder für Sabbatprivilegien kämpften.          tistische Personen im Deutschen Reich einberufen,
                                                        unter denen sich 259 Pastoren und 1.844 „Freunde“
Wehr- und Waffendienst im „Dritten Reich“               (noch ungetaufte adventistische Männer) befan­
Die Lage für adventistische Soldaten in der Wehr­       den. 754, also immerhin etwa zwölf Prozent aller
macht während des Zweiten Weltkrieges war un­           Einberufenen, wurden als „Sanitäter“ geführt. Nach
gleich schwieriger als für adventistische Soldaten      dem Krieg gab Minck an, dass sogar etwa 95 Pro­
im Ersten Weltkrieg. Die Nichtkämpferhaltung            zent aller in der Wehrmacht dienenden Pastoren
galt in der NS-Diktatur als Kapitalverbrechen und       Pflichten und Aufgaben im Sanitätsdienst und in
wurde im Kontext eines „totalen Krieges“ in den         der Verwaltung erfüllen konnten. Bis 1943 hatten
meisten Fällen konsequent mit dem Tod bestraft.         1.957 Adventisten militärische Auszeichnungen
Arbeitsverweigerung, zum Beispiel am Sabbat, be­        erhalten. Der wahrscheinlich höchst dekorierte ad­

                                                                                                 adventisten heute | August 2020 | 9
Adventisten heute - Advent-Verlag Lüneburg
T he m a d e s M o na ts

                                                                                                                    daten jener Zeit. Bis 1943 waren bereits
                                                                                                                    550 von ihnen gefallen. Bei Ende des
                                                                                                                    Weltkrieges könnten es über 700 ge­
                                                                                                                    wesen sein. Eine genaue Statistik liegt
                                                                                                                    nicht vor. Zum Vergleich: Der Blutzoll
                                                                                                                    aller Adventisten im Deutschen Reich
                                                                                                                    während des Zweiten Weltkrieges (mi­
                                                                                                                    litärische und zivile Opfer) lag bei etwa
                                                                                                                    3.030 Toten (bei einem Mitgliederstand
                                                                                                                    von etwa 40.000).

                                                                                                                    Loyal, aber auch widerstrebend
                                                                                                                    und widersetzlich
                                                                                             Wie verhielten sich die meisten adven­
                                                                                             tistische Wehrmachtssoldaten in der
                                                                                             vielleicht größten Bedrohung und Prü­
                                                                                             fung ihres Lebens? Darauf kann man
                                                                                             sicherlich keine einheitliche Antwort
                                                                                             geben. Nach den – keineswegs reprä­
                                                                                             sentativen – Gesprächen und Inter­
                                                                                             views, die ich zuletzt führen konnte,
                                                                                             kristallisierte sich im Allgemeinen
                                                                                             eine Haltung heraus, die man als sub­
                                                                                             tile „widerwillige“ bis „widersetzliche
                                                                                             Loyalität“ charakterisieren könnte.
                                                                                             Zu sehr waren Adventisten von ihrem
                                                                                             apokalyptischen Weltbild geprägt, als
                                                                                             dass sie sich – von anfänglicher pa­
                                                                                             triotischer Begeisterung abgesehen
                                                                                             – von den politischen Stürmen ihrer
                                                                                             Zeit hätten mitreißen lassen. Der Aus­
                                                                                             bruch des Weltkrieges zog vielmehr
                                                                                             Ernüchterung und Angst nach sich.
                                                                                             Die eingezogenen Soldaten aus den
                                                                                             Adventgemeinden waren plötzlich
                                                                                             völlig auf sich allein gestellt und ei­
                                                                                             ner übermächtigen, skrupellosen und
                                                                                             totalitären Militärmaschinerie, wie sie
                                                                                             die Welt damals nicht kannte, ausge­
                                                                                             liefert. Sabbatprivilegien, zum Beispiel
                                                                                             Gottesdienstbesuche, wurden, wenn
                                                                                             überhaupt, nur aufgrund individueller
                                                                                             Übereinkünfte gewährt.
                                                                                                 Selbst wenn im Rückblick manche
                                                                                             Erinnerungen der Zeitzeugen „retu­
                                                                                         © STA-Archiv, Friedensau

                                                                                             schiert“ erscheinen mögen, lässt sich
                                                                                             doch mit Sicherheit behaupten, dass
                                                                                             die meisten adventistischen Soldaten
                                                                                             in der Wehrmacht nur punktuell und
                                                                                             kurzfristig den Mut hatten, hier und
                                                                                             dort Widerspruch zu üben oder sich wi­
Todesanzeige für gefal-    ventistische Soldat der Wehrmacht war Eichenlaub­    dersetzlich zu verhalten. Man trug die Waffe, an der
lene adventistische Sol-   träger und Major Kurt Brändle, der als Jagdflieger   man ausgebildet worden war, bemühte sich aber –
daten. Solche Anzeigen     mit über 700 Feindflügen und 180 Luftsiegen 1943     so der Tenor der Befragten –, diese Waffe nicht zum
wurden meist als lose      über See abgeschossen wurde. Sein Einsatz war au­    Töten einzusetzen. Im Dienst hinter der Front wäre
Blätter in den Adventge-   ßergewöhnlich und passte natürlich nicht in das      dies gut möglich gewesen, im Kampfeinsatz hätte
meinden verteilt.          gängige Verhaltensschema der adventistischen Sol­    man absichtlich „danebengeschossen oder in die

10 | adventisten heute | August 2020
Adventis t en im Zweiten We l tk r ie g

Luft …“ Doch die Erfahrung von Georg Grellmann        mit meiner Glaubenseinstellung ständig in Konflikt
zeigt eben, dass das nicht immer möglich war. So      mit den Bestimmungen der Wehrmacht.“ Der einfa­                                Literaturhinweis
gaben jene Soldaten, die in einer kämpfenden Ein­     che Handwerker an der Ostfront erklärte in seiner                              Siehe auch die
heit eingesetzt waren, auch an, in „Gewissensnot“     aufrechten Art: „Ich würde mich eher erschießen                                ­Rezension des
geraten zu sein, und mit „Resignation“, „Scham“       lassen, als die Waffe gegen den Feind zu erheben.“                              ­Buches Adventists
und „schlechtem Gewissen“ agiert zu haben. Man        Als „wehrunwürdig“ der Gestapo übergeben, fand                                   and Military Service
fühlte sich „missbraucht“ und „schuldig“, auch        er 1942 im KZ Dachau den Tod.                                                    auf den Seiten
„wenn man niemanden getötet hatte“. Soldaten im          Der Bibliothekar Hans Brüning aus Rostock war                                 22–23 in diesem
Sanitätsdienst berichteten hingegen von beeindru­     von Anfang an ein entschiedener Gegner des NS-                                   Heft.
ckenden Rettungsaktionen, wie z. B. Heinz Vogel       Regimes. Er fühlte sich sicher, da er wegen einer
oder Konrad Müller, später bekannte adventistische    Krankheit als „wehruntauglich“ galt. Nachdem er
Geistliche, die für ihren humanitären Einsatz hohe    jedoch 1943 zwei Einberufungsbefehle erhalten
militärische Auszeichnungen erhalten hatten. Der      hatte, entschied er sich zur Flucht in die Schweiz.
junge adventistische Dentist Erich Mertinat aus       Beim Versuch die Grenze illegal zu überqueren,
Treuburg (Ostpreußen) lehnte offen den Kriegs­        wurde er festgenommen und wegen „Fahnenflucht“
dienst ab und wurde als Sanitäter in Dienst ge­       zum Tod verurteilt. Das Urteil wurde in Posen voll­
stellt. Beim Rückzug der Wehrmacht im Juni 1944       streckt. Ein evangelischer Wehrmachtspfarrer, der
blieb er bei Bobruisk/Mogilev als einziger Helfer     Brüning vor seiner Erschießung aufsuchte, gab an,
freiwillig zurück, um schwerverwundete deutsche       dass er gefasst und glaubensstark in den Tod ging.
Soldaten, die nicht mehr transportfähig waren,        Ein ähnliches Schicksal als adventistische „Deser­
medizinisch zu versorgen. Die vorrückenden Sow­       teure“ erlitten Herbert Schwalbe und Franz Dlu­
jetsoldaten schienen keine Gefangenen gemacht zu      gosch.
haben. Von Mertinat und seinen Kameraden fehlt           Der Pilot Willi Kollmann, einst adventistischer
bis heute jede Spur.                                  Theologiestudent am damaligen Seminar Neander­
   Das relativ flexible Agieren der eingezogenen      tal – so wie Kurt Brändle, der das Missionssemi­
adventistischen Soldaten war sicherlich ein Grund     nar Marienhöhe besucht, aber für sich einen ganz
dafür, dass es unter ihnen nur wenige Todesopfer      anderen Weg eingeschlagen hatte –, versorgte mit
durch Militärgerichte gab. Viele bezeugten außer­     seinem Frachtflugzeug (Heinkel He 111) Soldaten
gewöhnliche göttliche Erfahrungen der Bewahrung       an der Ostfront mit Lebensmitteln und Medikamen­
vor dem Tod wie z. B. Walter Flandera, der als ein­   ten. Für seinen Einsatz erhielt er eine militärische
ziger Gefangener ein großes sowjetisches Hinrich­     Auszeichnung („Frontflug-Spange“). Im März 1944
tungskommando überlebt hatte.                         sollte er plötzlich als Schlachtflieger zum Einsatz
                                                      kommen. Als überzeugter Christ lehnte er zum wie­
Adventistische Kriegsdienstverweigerer –              derholten Male ab und wurde daraufhin im April
dem Tod geweiht                                       1944 bei Jaroslaw in Ostpolen erschossen.
Sie waren Einzelkämpfer, absolute, untypische            Die Glaubenstreue dieser Märtyrer ist bis heute
Ausnahmeerscheinungen, Fremde in der eigenen          ein einmaliges Zeugnis für die Kraft des christli­
Kirche, die ihnen Ungehorsam, Anmaßung und Re­        chen Glaubens.
bellion vorwarf, weil sie sich dem vorherrschenden
politischen System nicht fügen wollten. Die Kirche    Bilanz: Glaubenszeugnis, Schuld und Vergebung
in Deutschland hatte eine Art Anpassungsstrategie     Der militärische Totalitarismus des NS-Regimes ver­
gewählt, eine Form kalkulierter Konformität, um zu    langte absolute Unterwerfung und ließ kaum Spiel­
überleben. Sie mussten indes ihrem Gewissen fol­      raum für nonkonformes Verhalten. So wurden man­
gen und sahen keine andere Alternative. Die bislang   che schuldig, eine Schuld, die nur Gott lösen kann.
ausgewerteten Quellen ergaben für adventistische      Anderen gelang es, als verdeckte und verborgene
Kriegsdienstverweigerer in der NS-Zeit folgende       „Refüsierer“ („Widerstreber“) und als stille Helfer
Zwischenbilanz: sieben Personen wurden ausdrück­      zu überleben. Nur ganz wenige Verweigerer waren
lich wegen Wehrkraftzersetzung hingerichtet oder      ihrer Kirche an Glaubensstärke, Mut und Entschlos­
starben in Haft. Von den „Reformadventisten“ sind     senheit weit voraus und verloren ihr Leben.
uns 15 Opfer namentlich bekannt. Die Dunkelzif­          75 Jahre nach Ende des größten Krieges der
fer für beide Gruppen dürfte etwas höher liegen.      Menschheitsgeschichte haben wir im Rückblick al­                             Daniel Heinz
Zum Vergleich: Die großen Kirchen, katholische und    len Grund Gott dankbar zu sein für Frieden und                               Ph.D. (Andrews
evangelische zusammen, hatten deutlich weniger        Freiheit. Der ewige Friede für alle Menschen in sei­                         University), leitet das
Kriegsdienstverweigerer in ihren Reihen.              nem Reich bleibt unsere große Hoffnung. ■                                    Archiv der Geschichte
   Wir erinnern an den Schlosser Fritz Bergner.                                                                                    der Siebenten-Tags-Ad-
Ende 1940 zur Wehrmacht einberufen, sah er darin      1 Siehe auch www.desmonddoss.de sowie Titelgeschichte in Zeichen der Zeit
                                                                                                                                   ventisten in Europa mit
die „schwerste Prüfung“ seines Lebens: „Ich kam          1-2017, online verfügbar unter dem Shortlink: https://bit.ly/3dkfCYZ      Sitz in Friedensau

                                                                                                                 adventisten heute | August 2020 | 11
T he m a d e s M o na ts

Eine Gewissens-
entscheidung                                                              Pazifist, Nichtkämpfer
                                                                          oder Soldat?

                                                                                                       keine Ausbildung wie jede
                                                                                                       andere. Es wird der Kriegs­
                                                                                                       einsatz gelehrt. Sowohl mit
                                                                                                       dem Dienst an der Waffe, als
                                                                                                       auch in allen anderen logis­
                                                                                                       tischen, technischen und
                                                                                                       medizinischen Bereichen, die
                                                                                                       für eine mögliche Kriegsfüh­
                                                                                                       rung notwendig sind.

                                                                                                       Unter Lebensgefahr
                                                                                                         Lasst es mich so auf den
                                                                                                         Punkt bringen: Unabhängig
                                                                                                         vom Anlass – wer zur Bun­
                                                                                                         deswehr geht, kann in die
                                                                                                         Lage kommen, aufgrund ei­
                                                                                                         nes Einsatzes durch ein Man­
                                                                                                         dat des Deutschen Bundestag
                                                                                                         (sogenannte Parlamentsar­
                                                                                                         mee), mit Waffengewalt an
                                                                                                         der Tötung von Menschen
                                                                                                         beteiligt zu sein oder Men­

                         E
Mit solchen Postkarten         rstaunt habe ich kürzlich eine Postkarte der       schen durch Waffeneinsatz direkt zu töten. Neben
wirbt die Bundeswehr           Bundeswehr aus meinem Briefkasten gefischt.        der Tötungsabsicht kommt hinzu, dass die Lage der
um Nachwuchs.                  Sie war schön in Tarnfarben gehalten, und auf      Soldatinnen und Soldaten in Kriegseinsätzen oft
                         einem Namensschild stand in Blockschrift mein            lebensbedrohlich ist, und leicht auch zum eigenen
                         Nachname drauf. Ich drehte die Postkarte um und          Tod, zu Verletzungen und Traumatisierungen füh­
                         sah, dass sie an meinen Sohn Kieron (17 Jahre) ad­       ren kann.
                         ressiert war. Neugierig las ich mir durch, was sie von      Um sich einer solchen auch psychisch sehr be­
                         meinem Filius wollen. „WIR KÄMPFEN GEGEN CORO­           lastenden Situation auszusetzen, die sowohl das
                         NA“. Aha, und weiter? „Mach dir selbst ein Bild von      eigene Leben gefährdet, oder dazu führt, dass man
                         den vielfältigen Aufgaben in den Streitkräften …         in eine Lage gerät, in der man bewusst mit Waffen­
                         Informiere dich unter www.bundeswehrkarriere.de          gewalt Menschen tötet, braucht man gute Gründe.
                            Seitdem die Wehrpflicht ausgesetzt wurde, muss        Geht es um das Thema Verteidigung, Interessen­
                         sich die Bundeswehr stark um die Rekrutierung            wahrung, Kooperation und Bündnis, friedenser­
                         Freiwilliger bemühen. Es braucht gute Argumente          haltende Maßnahmen oder Abschreckung? Begrün­
                         und Anreize, um junge Frauen und Männer für eine         dungen, die dem Kriegseinsatz einen Sinn geben
                         berufliche Karriere bei der Bundeswehr zu gewin­         sollen, werden oft nach einer heftigen politischen
                         nen. Es besteht eine enorme Konkurrenzsituation          Debatte formuliert, so dürfte es auch in Deutsch­
                         zu herkömmlichen Ausbildungsplätzen und Studi­           land künftig immer mehr Einsätze der Bundeswehr
                         enorten, auch im Hinblick auf geburtenschwache           in Kriegs- und Krisengebieten geben.
                         Jahrgänge. Das wird deutlich, wenn man liest,               Um Krieg zu führen, braucht man junge, gut
                         dass im Jahr 2019 genau 1706 Minderjährige ihren         ausgebildete Frauen und Männer. Dass ein Staat
                         Dienst bei der Bundeswehr angetreten haben. Ob           junge Menschen in Anspruch nehmen kann und
                         dies sowohl rechtlich, als auch ethisch verantwort­      dies auch tut, erfahren wir bereits aus dem Alten
                         bar ist, möchte ich stark bezweifeln. Es ist dennoch     Testament. Das Volk Israel wollte das System der

12 | adventisten heute | August 2020
Adventis t en im Zweiten We l tk r ie g

Richter durch eine Monarchie ersetzen. Bevor Gott       überzeugt bin, dass der Verzicht auf Gewalt das
Saul als ersten König inthronisierte, warnt er sehr     überzeugendste Mittel ist, die Botschaft von Liebe,
deutlich vor dem Machtanspruch der Königsherr­          Frieden und Versöhnung in die Tat umzusetzen.
schaft, die dazu führen würde, dass junge Männer
zur Kriegswaffenproduktion herangezogen werden          Eine Spannung zwischen Realität und
und auch dem König militärisch dienen sollen            den Werten des Reiches Gottes
(1 Sam 8,11–12).                                        Und hier besteht eine Spannung zwischen geleb­
   Die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten        tem Reich Gottes und der Lebenswirklichkeit. Diese
hat sich mit der Erklärung „Mut zum Frieden“            Spannung zieht sich durch die ganze Kirchenge­
(2017), die zum Anlass des Endes des Ersten Welt­       schichte hindurch. Der Kirchenvater Hippolyt hat
krieges herausgegeben wurde, insbesondere an jun­       im 3. Jahrhundert noch von aktiven Soldaten, die
ge Menschen gewandt und empfohlen, „sich weder          sich bekehrten, die Verpflichtung verlangt, jegli­
direkt an einem Krieg im Rahmen des freiwilligen        chen Tötungsbefehl zu verweigern. Mit der kons­
Dienstes in der Bundeswehr noch indirekt bei der        tantinischen Wende im 4. Jahrhundert und der Ein­
Vorbereitung eines Kriegs durch Mitwirkung an der       führung der Reichskirche wurde es Christen von der
Waffen- und Zubehörproduktion sowie an der In­          Kirche gestattet, freiwillig Militärdienst zu leisten.
formationstechnik zu beteiligen“.1                      Wenn man beide Positionen betrachtet, ist das bis
                                                        heute der Diskussionsstand in der Christenheit. So­
Ist Gewalt immer schlecht?                              wohl derer, die in militärischen Beteiligungen Aus­
So deutlich unsere Freikirche das formuliert und für    druck von Verantwortung, Patriotismus und Frie­
das Friedensreich Gottes wirbt, so muss uns auch        den sehen, als auch derer, die sich als Pazifisten
stets bewusst sein, dass wir in einer Welt leben,       verstehen, militärische Gewalt per se ablehnen und
in der Krieg in seinen furchtbarsten Dimensionen        für eine Haltung der Gewaltlosigkeit stehen.
geführt wird und dass Menschen deshalb um Hilfe             Betrachtet man in dieser Hinsicht die offiziellen
rufen. Können wir uns hier immer heraushalten?          Stellungnahmen der Siebenten-Tags-Adventisten
Wie kann man in solch drängenden Situationen            wird deutlich, dass weiterhin dieses Ringen um
helfen, wo Diplomatie allein die Menschen nicht         diese beiden Positionen besteht. Auf der einen
mehr schützen kann? In der Friedensethik spricht        Seite hat beispielsweise der ehemalige Generalkon­
man in solchen Fällen von einer Verantwortung, die      ferenzpräsident Jan Paulsen an die Resolution der
als Reaktion zum Schutz der Bevölkerung dient.          Generalkonferenz aus dem Jahr 1867 erinnert: „Das
Und diese Verantwortung kann man in bestimm­            Tragen von Waffen oder die Teilnahme am Krieg ist
ten Situationen nur durch Machtdemonstration            eine direkte Verletzung der Lehre unseres Erlösers
und Waffengewalt wahrnehmen. Ich denke dabei            sowie von Geist und Buchstaben des Gesetzes Got­
beispielsweise an den Einsatz chemischer Waffen         tes.“2 Hier kommt die gesinnungsethische pazifisti­
im Syrienkrieg. Der amerikanische Präsident Ob­         sche und gewaltfreie Tradition unserer Kirche zum
ama war kurz davor, aufgrund des Einsatzes die­         Ausdruck. Gleichzeitig macht Paulsen deutlich,
ser Waffen militärisch einzugreifen. Und wer die        dass Adventisten sehr wohl im militärischen Dienst
schrecklichen Bilder von den erstickten Menschen        tätig sein und damit auch an kriegerischen Kon­
gesehen hat, der hat sich gewünscht, dass jemand        flikten teilnehmen können. Insbesondere der waf­
diese Taten unterbindet – wie auch immer. Wenn          fenlose medizinische und sanitäre Dienst würden
die Brutalität kein Maß mehr kennt, bin ich ganz        sich dafür anbieten. An diesen beiden Positionen,
demütig und weiß, dass in derartigen Situationen        die das Wort „Nichtkämpferstatus“ am besten be­
offensichtlich nur noch militärische Drohungen          schreibt, wird deutlich, dass Adventisten sich zum
und Machtdemonstrationen helfen. Nicht umsonst          einen nicht der Weltverantwortung auch in Kri­
wurde der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen         sen- und Kriegssituationen entziehen wollen aber
befugt, Waffengewalt als äußerstes Mittel zu legiti­    gleichzeitig in ihrer DNA die Botschaft Christi über
mieren, wenn der Weltfrieden bedroht ist.               Frieden und Gewaltfreiheit vertreten.
    Das ist die eine Seite, und da danke ich inner­         Bei all den Empfehlungen, nicht freiwillig einer
lich dafür, dass es Menschen gibt, die bereit sind,     Armee zu dienen, einen Ersatzdienst zu leisten oder             Dr. Horst Sebastian
in solchen Kriegssituationen oder bei friedenssta­      stattdessen in den militärischen Sanitätsdienst zu              Alsterläufer und Refe-
bilisierenden Einsätzen ihre Leben zu riskieren und     gehen, soll eines am Ende für uns gelten: Es ist                rent für Frieden und
Verantwortung zu übernehmen. Längst gilt in deut­       eine Gewissensentscheidung – vor der insbesondere               Kriegsdienstverweige-
schen Streitkräften auch kein Kadavergehorsam           junge Menschen stehen –, die wir als Kirche zu res­             rung der Freikirche in
mehr, sondern als „Staatsbürger in Uniform“ bleibt      pektieren haben. ■                                              Deutschland. Er kommt
auch bei der Bundeswehr das Gewissen jedes Ein­                                                                         gern auf Anfrage zu
zelnen die letzte Entscheidungsinstanz. Die andere      1 Siehe Adventisten heute, Februar 2018, S. 20.
                                                                                                                        einer Predigt und
Seite ist, dass ich aufgrund des Lebens Jesu zutiefst   2 Siehe APD-Meldung 140/2008                                    ­Jugendstunde vorbei.

                                                                                                          adventisten heute | August 2020 | 13
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