ADVENTS- UND WEIHNACHTSBRIEF 2020 - Katholische Kirchengemeinde St. Johannes Baptist Bakum - Carum - Lüsche - Vestrup - Katholische ...
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ADVENTS- UND WEIHNACHTSBRIEF 2020 Katholische Kirchengemeinde St. Johannes Baptist Bakum - Carum - Lüsche - Vestrup FÜR DEIN LEBEN GERN. 1
Sternsingerkollekte Spenden für die Sternsingeraktion bitte auf das Konto unserer Kirchengemeinde: IBAN: DE57 2806 3607 0002 1202 10 Verwendungszweck: Sternsinger Herausgeberin: Katholische Kirchengemeinde St. Johannes Baptist Bakum, Kirchstraße 12, 49456 Ba- kum - Vertreten durch Pfarrer Bernd Holtkamp | Satz & Gestaltung: Henning Kreutzhecker | Fotos: Henning Kreutzhecker (Titelseite, S. 3, 8 & 9, 24 & 25, 44 & 45, 46 & 47, 48 & 49, 54 & 55); Frank Klos- termann (S. 11, 17, 18 & 19); Kindermissionswerk „Die Sternsinger“, Bund der Deutschen Katholischen Jugend (Seite 2); Ingrid Tebbe (S. 3, 12, 13, 14); Heimatverein Bakum (S. 3, 31); Ludwig Siemer (S. 5); Anette Drucks (S. 10); Haus St. Johannes (S. 14); Bernd Holtkamp (S. 16); Julian Dammann (S. 19); Sam Schaffhausen (S. 35); Anastasia Morkovin (S. 35); Stefanie Möller von Cuchikind.de (S. 3, 39); Nachba- rin auf kochbar.de (S. 36); www.gemeindebriefdruckerei.de (S. 37, 38. 41); Adveniat (S. 42, 43, Rück- seite), Stockmaterial von Pexels.com (S. 6 &7 [freestocks.org], 22 & 23 [giftpundits.com], 26 & 27 [Jes- win Thomas], 30 & 31 [Daniel Reche], S. 40 [Miguel á Padriñán], S. 47 [Soulseeke]); Stockmaterial von 2 pixabay.com (S. 28 & 29 [Oldiefan], S. 32 & 33 [5598375]); Telefonseelsorge.de (S. 53) | Icons: Icons made by Freepik from flaticon.com (S. 50) | Auflage: 2.500 Stück | Bakum, den 23. November 2020
Titelfoto: Weihnachten auf der Straße. Die hochschwangere Maria auf dem Esel. Mit ihrem Mann Josef ist sie auf der Suche nach einer Herberge in Carum (Figuren: Vestruper Krippe). Bild: Henning Kreutzhecker INHALT 4 Vorwort 6 Grußwort aus dem Pfarreirat 7 Grußwort von Pastor Karsten Hilgen 8 Bericht des Kirchenausschusses 12 10 Tunscheren 12 Corona-Alltag einer Bakumer Familie 24 15 Wohn- & Pflegezentrum St. Johannes: Anders als gedacht ... 16 Anneliese Rolfes und Maria Evers: Wi mössen nix missen… 18 Ein besonderes Jahr für die Landwirtschaft 20 Friede, Freude, Eierkuchen zu Weihnachten? 21 Impulse & Gedichte zu Weihnachten 24 Wortgottesdienste am Heiligen Abend 30 So väle Kinner vör mien Krippken 34 Pfadfinder: Allzeit bereit. Gut Pfad. 30 36 Kinderseiten 42 Gedanken zur Adveniat-Aktion 2020 36 44 Taufen und Trauungen 2020 48 Unsere Verstorbenen 50 Unsere Gottesdienste 52 Gottesdienste im öffentlich- rechtlichen Rundfunk 53 Gespräche bei Sorgen und Ängsten 54 Einladung zum Gespräch, zur Versöhnung und Umkehr 55 Schlusswort 3
Vorwort Die Anweisung einer Behörde sorgt in jenen Tagen dafür, dass sich ein junges Paar auf den Weg macht. Der kaiserliche Befehl, sich in Steuerlisten eintragen zu lassen, kommt durchaus ungelegen. Es wird ein Kind erwartet. Und zu allem Überfluss müssen die werdenden Eltern ständig neu organisieren. Gemachte Pläne werden mehrfach durchkreuzt. In Bethlehem erfahren sie, dass sie nicht mit offenen Armen erwartet werden. Im Gegenteil: Die Situation gleicht dem eines Beherbergungsverbotes. Wieder muss umgedacht werden. In einem armseligen Stall findet das Paar schließlich doch noch Zuflucht und ein Kind erblickt das Licht der Welt. Das ganze Gesche- hen mag auf den ersten Blick grotesk und bedauernswert anmuten. Den Hirten hingegen wird eine frohe Botschaft verkündet: „Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; es ist der Messias, der Herr.“ Als die Engel über dem Neugeborenen ihr erstes Gloria anstimmen, wird ein Notbehelf zum Ort des ersten christlichen Gottesdienstes. Liebe Bakumer, Carumer, Lüscher und sollten wir als Christen durchaus unterstützen Vestruper, liebe Schwestern und Brüder, und mittragen. vielleicht können wir uns am Ende dieses un- Auch für die Pastoral blieben die getroffenen gewöhnlichen Jahres 2020 gut einfühlen in die Maßnahmen nicht ohne Folgen: Mit einigem äußeren Rahmenbedingungen jenes ersten Unbehagen denken wir zurück an den Lock- Weihnachtsfestes. down im Frühjahr, als die Kar- und Ostertage hinter verschlossenen Türen gefeiert werden Behördliche Anweisungen und Verfügungen mussten, Begräbnisse nur im allerkleinsten gab es in diesem Jahr zuhauf. Jeder wird auf Kreis stattfinden konnten. Auch bei den Ver- ganz eigene Weise Erfahrungen damit gemacht einen und Verbänden reihte sich Absage an haben, wie getroffene Pläne zunichtegemacht Absage, und das Leben kommt im augenblick- wurden, liebgewonnene Gewohnheiten ein- lichen Teil-Lockdown erneut zum Erliegen. geschränkt und unser aller Leben ziemlich auf Niemand kann genau sagen, wie lange diese den Kopf gestellt wurde. Heimbewohner oder Ausnahmesituation noch gelten wird, ob bei- Alleinstehende mussten neu lernen, mit dem spielsweise all die Hochzeiten, die ins kom- Kontaktverbot und dem damit verbundenen mende Jahr geschoben wurden, wie geplant Phänomen der Einsamkeit zurechtzukommen. stattfinden werden können. Menschen, die in der Gastronomie, im Ver- anstaltungssektor, im kulturellen Bereich oder Traurigkeit, Resignation, mitunter auch Wut in der Landwirtschaft und Lebensmittelindus- sind zwar nachvollziehbar, bringen uns aber trie ihr Auskommen suchen, sahen und sehen letztlich nicht wirklich weiter. Für viele kam das sich vor immer neuen Herausforderungen. zurückliegende Jahr einer Art Prüfung gleich. Schulische Feierlichkeiten, Tanzkurse oder Ab- Defizite wurden offenbar oder traten verstärkt tanzbälle kann man für nicht systemrelevant in Erscheinung. Mitunter wurden aber auch halten, tatsächlich aber stellte ihre Absage für ganz neue positive Erfahrungen gemacht, viele Jugendliche einen schmerzhaften Ein- scheinbar Belangloses als Kostbarkeit wieder- schnitt im Alltag dar. So umstritten manche entdeckt: Das schlichte Sich-begegnen-Dürfen, Maßnahme im Einzelnen auch sein mag: Sie der einfache Händedruck oder die liebevolle soll dem Wohl und Schutz der Schwächsten in oder tröstende Umarmung. In Krisen kann der Gesellschaft dienen. Und diesen Grundsatz sich auch das Wesentliche und Wertvolle neu 4
Firmfeier unter besonderen Bedingungen. (Foto: Ludwig Siemer) zeigen. Zumindest liegt darin ja auch der Kern Erdulden zu verfallen. Wenngleich dann die dessen, was wir Weihnachten feiern. Im Provi- einzelnen Gottesdienste im deutlich kleine- sorischen, im Unfertigen und nicht Planbaren ren Kreis stattfinden mussten, so tat das der beginnt Gott die Neuschöpfung. Die tiefste Feierlichkeit und Würde der einzelnen Feiern Nacht, den heruntergekommenen Stall, einen keinen Abbruch. Die Rückmeldungen fielen primitiven Futterkorb hält Er offenbar für durchaus positiv aus. würdig genug, um sichtbar in diese Welt einzu- treten und sie zu wandeln. „Ich möchte mein altes Leben zurück.“ „Wann gibt es endlich wieder Normalität?“ In Sätzen Darin kann auch für uns manche Ermutigung wie diesen drückt sich eine tiefe und berech- stecken; gerade in Zeiten, in denen unklar ist, tigte Sehnsucht aus. Anvertraut ist uns das ob das, was heute geplant ist, morgen noch Hier und Jetzt, das Heute. Haben wir Mut – im Gültigkeit haben wird. Gerade in solchen Rahmen des Möglichen – aktiv unseren Glau- Zeiten der Unwägbarkeit müssen wir uns stets ben zu leben und unsere Zeit zu gestalten. neu die Frage stellen, wie wir das Evangelium Bleiben wir zuversichtlich! verkünden, unseren Glauben feiern und reale Begegnung ermöglichen können. Wir wünschen Ihnen allen ein gutes Zugehen auf das Fest der Geburt unseres Erlösers. Aus diesem Grund hatten wir uns auch früh- zeitig dazu entschieden, an der Vorbereitung Bernd Holtkamp, Pfarrer und den Feiern der Erstkommunionen und der Suresh Reddy Allam, Pfarrer Firmung – unter Beachtung der Vorschriften – Elisabeth Lüken, Pastoralreferentin festzuhalten. Es war uns wichtig, im Rahmen Heinz Taphorn, Pfarrer em. des Möglichen zu gestalten, anstatt einfach Mirco Spieker, Pastoralassistent abzusagen und in ein passives Erleiden und 5
Grußwort aus dem Pfarreirat Das Jahr neigt sich dem Ende, Weihnachten steht vor der Tür. Nutzen wir den Advent als Zeit zum Innehalten, Zurückschauen und in die Zukunft blicken. Liebe Gemeinde, Gottesdienst? Braucht es neue mediale Auftritte der Kirchengemeinde in sozialen im letzten Jahr stand zu Anfang des Gruß- Medien? Ist der Sonntagsgottesdienst die wortes die Aussage des Volksmundes: einzige Möglichkeit Gemeinde zu erleben? „Veränderung gehört zum Leben“. Keiner Müssen wir nun alles, was wir tun, im Netz von uns konnte erahnen, mit welchen Ver- teilen? Lebt Kirche nicht insbesondere von änderungen das neue Jahrzehnt beginnt. der persönlichen Begegnung? Was können Unser persönliches, gesellschaftliches und wir aus diesem Jahr 2020 Heilvolles mit- auch spirituelles Leben wurde auf den Kopf nehmen? gestellt. Abstand war und ist das Gebot der Stunde - für unsere Gemeinschaft und Ge- Der Pfarreirat hat sich unter anderem meinde eine tiefgreifende Veränderung. diesen Fragen in seiner ersten Sitzung nach dem Lockdown gestellt und geht diesen Ostern ohne Gottesdienste - bisher unvor- Fragen weiter nach. Pfarrer Holtkamp stellbar für viele von uns. In diesem Jahr hat bei seiner Amtseinführung die ersten leider traurige Realität. Aber notwendig. Worte Jesu aus dem Johannesevangelium Gottesdienste in Livestreams, aus dem sprechen lassen: „Was sucht ihr?“ In die- Münsteraner Dom und von andernorts, sem Jahr stellen sich viele Fragen auf eine wurden zu einer neuen sonntäglichen neue Art und Weise. Erfahrung. Einer Erfahrung mit wenig persönlichen Kontakten. Das persönliche Das Jahr neigt sich dem Ende, Weih- Gespräch mit Gemeindemitgliedern vor nachten steht vor der Tür. Nutzen wir den der Kirche, das sonntägliche Kaffeetrinken, Advent als Zeit zum Innehalten, Zurück- der Frühschoppen und nicht zuletzt auch schauen und in die Zukunft blicken. Lassen das Anziehen der besten Sonntagskleidung Sie uns gemeinsam auf die Suche gehen. blieben aus. Nutzen wir den Advent, um uns auf Weih- nachten und auf die Zukunft unserer Mittlerweile gibt es wieder die Möglich- Gemeinde vorzubereiten. Gestalten Sie keit am sonntäglichen Gottesdienst, so ist mit. Ich lade Sie ein, sich mit Ihren Ideen zumindest der derzeitige Stand, teilzuneh- in unserer Kirchengemeinde einzubringen. men. Unter veränderten Bedingungen ist Schreiben Sie mir gerne eine E-Mail (pfar- die Teilnahme möglich. Ein herzlicher Dank reirat@kirche-bakum.de), rufen Sie mich gilt an dieser Stelle insbesondere allen, die an (04446-9893535), oder kommen Sie auf den Begrüßungsdienst übernehmen und eine Person aus dem Pfarreirat zu. sich um die Einhaltung der Maßnahmen bemühen. Dadurch können wir die Freiheit Wir wünschen Ihnen eine gesegnete Ad- des Gottesdienstfeierns genießen. vents- und eine gnadenreiche Weihnachts- zeit. Bleiben Sie gesund! Was heißt es aber in der Zukunft für uns als Gemeinde? Brauchen wir eventuell neue Für den Pfarreirat digitale Möglichkeiten der Beteiligung am Jan Hoyer 6
Grußwort von Pastor Karsten Hilgen Lasst uns nicht vergessen, dass Gott selbst es ist, an den wir uns wenden können, der für uns da ist und der uns die Zuversicht schenkt, diese Zeiten zu bestehen. Liebe Schwestern und Brüder, auch in diesem Jahr grüße ich Sie, wie in Damals vor 20 Jahren wurden wir unter den Jahren zuvor als evangelischer Pfarrer in einem Psalmwort aus dem 73. Psalm ein- Bakum wenige Wochen vor dem Christfest. gesegnet. „Aber das ist meine Freude, dass Dennoch fühlt sich in diesem Jahr alles ganz ich mich zu Gott halte und meine Zuversicht anders an, und ich meine nicht in erster setze auf Gott den Herrn, dass ich verkündi- Linie die Corona-Situation, die uns allen ge all dein Tun.“ zu schaffen macht. Nach der Übernahme der Pfarrstelle Visbek-Langförden und dem Dieses Wort gibt uns persönlich in diesen damit verbundenen Umzug sitze ich nicht Zeiten ganz besonders Kraft und Zuversicht. mehr an meinem vertrauten Schreibtisch Bei allen Anfechtungen, Einschränkungen im Pfarrhaus in Bakum, sondern in meinem und Widrigkeiten lasst uns nicht vergessen, neuen Amtszimmer im Pfarrhaus in Visbek. auf wessen Ankunft wir uns in diesen Wo- Täglich wird es mir vertrauter, aber alles chen vorbereiten. Lasst uns nicht vergessen, braucht eben seine Zeit. dass es kein geringerer ist, als Gott selber, der in einem kleinen Kind in die Welt kam. Liebe Schwestern und Brüder. Seit nunmehr Und lasst uns nicht vergessen, dass dieses 6 Monaten wohnen und leben meine Frau kleine Kind uns Jahre später zusagte: „Ich Andrea, unser Sohn Jonas und ich im neu- bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ en Pfarrhaus, fast alle Umzugskartons sind ausgepackt, und wir haben uns gut einge- Lasst uns nicht vergessen, dass Gott selbst lebt. Durch langjährige freundschaftliche es ist, an den wir uns wenden können, der Beziehungen zu dieser Gemeinde, meine für uns da ist und der uns die Zuversicht Frau absolvierte hier ihr Vikariat und ich war schenkt, diese Zeiten zu bestehen. Ja, es ist Pfarrer der Nachbargemeinde (Bakum), ist unsere Freude, dass wir uns zu Gott halten! uns vieles nicht unbekannt und wir fühlen uns hier schon ein gutes Stück weit zu Hau- Liebe Schwestern und Brüder, Ich grüße se. Dennoch macht es uns traurig, durch die Sie noch einmal ganz herzlich und ich freue Corona-Situation nicht so mit den Menschen mich sehr auch weiterhin Pfarrer der evan- in Kontakt treten zu können, wie wir uns das gelischen Kirchengemeinde in Bakum zu gedacht hatten. Wir hoffen sehr und beten sein. Gott möge Ihnen allen gesegnete und dafür, dass die Zeiten bald besser werden. friedvolle Weihnachten schenken und einen guten Start ins neue Jahr. Am Reformationstag 2000 wurden meine Frau und ich in der Emmauskirche in Visbek Bis dahin bleiben Sie alle gesund und behü- ordiniert. Eigentlich sollten wir nun in die- tet. Mit den herzlichsten Segenswünschen sem Jahr am Reformationstag, an unserem grüßt Sie 20-jährigen Ordinationsjubiläum hier auch als neue Pfarrer eingeführt werden. Aber Karsten Hilgen, Pfr. da das momentan leider nicht möglich ist, musste die Einführung abgesagt werden. 7
Bericht des Kirchenausschusses Nachfolgend ein kleiner Überblick über die Arbeit des Kirchenausschusses im Jahr 2020 und ein Ausblick auf das Jahr 2021. Wie in allen anderen Bereichen hat auch die Arbeit des Kirchenausschusses unter der Corona-Pandemie gelitten bzw. wird auch jetzt noch durch diese eingeschränkt. Viele der aufgeführten Punkte sind Ihnen aus den vorhergehenden Jahren bekannt. Durch den Wechsel des leitenden Pfarrers im Jahr 2019 haben mehrere Projekte eine Verzögerung erhalten bzw. wurden die Prioritäten geändert. Zur Übersicht erfolgt eine Auflistung nach den Gemeindeteilen, die mit dem Bericht über die Kindertagesstätten schließt. Gemeindeteil Bakum Auf dem Friedhof wurde das Beet beim Friedhofs- Im Februar 2020 wurde das Turmkreuz von der kreuz neu gestaltet. Kirche St. Johannes Baptist durch Sturmeinwir- Fortgesetzt wurden die Planungen für die Erneue- kung in Schieflage gebracht. Um weitere Gefahren rung bzw. Umgestaltung der Friedhofskapelle. Die abzuwenden, wurde es Ende Februar 2020 ab- Veränderung der Beerdigungskultur erfordert eine genommen. Im Juni 2020 wurde die Turmspitze Anpassung der Räumlichkeiten. Die Kühlkammer weiter untersucht, um zu prüfen, ob es durch den ist nicht mehr zeitgemäß und von der Größe zu Sturm zu größeren Schäden an der Turmspitze klein. Außerdem ist die Anzahl der Kammern zu gekommen ist. Hierbei wurden kleinere Schäden gering. Wir denken die Planungen im Jahr 2021 festgestellt, die sofort behoben werden konnten. abschließen zu können. Befürchtete größere Schäden im Holzbereich der Turmspitze waren nicht vorhanden. Das Turm- Das Pfarrheim Bakum zeigt Gebrauchsspuren, die kreuz wurde wieder aufgesetzt. im Laufe der Jahre entstanden sind. Daher wird es Der Schriftenstand im Turm entspricht nicht mehr im Jahr 2021 einen neuen Innenanstrich erhalten, dem heutigen Stand der Informationsübermittlung ebenso werden die Fenster und Außentüren neu und soll daher im Jahr 2021 eine neue Gestaltung gestrichen. Der Fußboden in den Räumen wird erhalten. tiefengereinigt und erhält eine neue Versiegelung. Die Oberflächenentwässerung der Nordseite der Beim Pfarrhaus im Bakum wurden die letzten Kirche wird erneuert, da die alten Betonrohre Erneuerungen und Renovierungsarbeiten abge- defekt sind und somit Wasser in den Keller der schlossen, die durch den Einzug unseres neuen Sakristei und in die Lüftungsschächte der Heizung Pfarrers Bernd Holtkamp notwendig waren. eindringt. In dem Pflaster auf dem Vorplatz der Kirche und Gemeindeteil Carum auf dem umlaufenden Prozessionsweg haben sich Der Schriftenstand im Turm entspricht nicht mehr im Laufe der Jahre viele Unebenheiten und Stol- dem heutigen Stand der Informationsübermittlung perstellen ergeben, ebenso sind bei Regenwetter und soll daher im Jahr 2021 eine neue Gestaltung viele Wasserpfützen vorhanden. Nach Abschluss erhalten. der Bauarbeiten an der Stelle des ehemaligen Bei der Friedhofskapelle stehen im Jahr 2021 Re- Hauses Beckmann sollen diese Problemstellen be- novierungsarbeiten wie Beleuchtung und Maler- seitigt werden. arbeiten an. 8
gruppe. Zurzeit wird das Gebäude um die Räum- Gemeindeteil Lüsche lichkeiten einer dritten Krippengruppe erweitert. Der Schriftenstand im Turm entspricht nicht Diese sollen im Februar 2021 fertig gestellt wer- mehr dem heutigen Stand der Informationsüber- den. Neben der normalen inhaltlichen Arbeit mit mittlung und soll daher im Jahr 2021 eine neue den Kindern werden unterschiedliche Programme Gestaltung erhalten. im Rahmen der Sprachförderung und Förderung der Kinder angeboten. Gemeindeteil Vestrup Der Schriftenstand im Turm entspricht nicht mehr Kindertagesstätte St. Josef, Lüsche dem heutigen Stand der Informationsübermitt- In der Kindertagesstätte St. Josef, Lüsche werden lung und soll daher im Jahr 2021 eine neue Ge- zurzeit 108 Kinder betreut. Die Betreuung erfolgt staltung erhalten. in drei Vormittagsgruppen, einer Integrationsgrup- Im Jahr 2022 feiert St. Vitus das 250 - jährige pe und zwei Krippengruppen. Im Jahr 2020 wur- Kirchweihjubiläum. Zu diesem Anlass wird unser den die Umbau- und Erweiterungsarbeiten an der Bischof Dr. Felix Genn nach Vestrup kommen. Kita bzw. am ehemaligen Pfarrheim abgeschlos- Hierzu werden wir die Kirche St. Vitus in Vestrup sen. Somit verfügt die Einrichtung jetzt über alle noch etwas rausputzen. Die Planungen für die er- Räumlichkeiten in ihrem eigenen Bestand. Neben forderlichen Arbeiten sind angelaufen. der normalen inhaltlichen Arbeit mit den Kindern Beim Friedhof ist der Parkplatz am Osteingang neu werden unterschiedliche Programme im Rahmen gestaltet und gepflastert worden. Ein Dank gilt der Sprachförderung und Förderung der Kinder auch den ehrenamtlichen Helfern. angeboten. In beiden Kindertagesstätten bemerken wir auch Neben den aufgezählten Maßnahmen fallen in den Fachkräftemangel. Sofern Sie Interesse an allen Gemeindeteilen Arbeiten im Rahmen der einer Mitarbeit in den Einrichtungen haben, so laufenden Instandhaltung an. Insbesondere wer- melden Sie sich gerne bei den Leitungen. den und wurden Arbeiten zur Verbesserung des Brandschutzes und der Arbeitssicherheit durch- Zum Schluss möchten wir uns bei allen Spendern geführt. Ebenso wurde in allen Gemeindeteilen und Förderern der Kirchengemeinde und deren die Schließsysteme der Gebäude erneuert. Im Einrichtungen bedanken. Ein Teil der Arbeiten Rahmen des kirchlichen Datenschutzes ist eine konnte nur durch Ihre finanzielle Unterstützung Überarbeitung notwendig geworden. Wir benöti- umgesetzt werden. gen eine Regelung der Zutrittsrechte und Zutritts- Wir bedanken uns bei den Mitgliedern des Kir- möglichkeiten. chenausschusses für ihre geleistete Arbeit und ihren Einsatz für die Kirchengemeinde. Kindertagesstätte St. Josef, Bakum In der Kindertagesstätte St. Josef, Bakum werden Pfr. B. Holtkamp, zurzeit 160 Kinder betreut. Die Betreuung erfolgt Vorsitzender des Kirchenausschusses in 5 Vormittagsgruppen, einer Nachmittagsgrup- pe, zwei Krippengruppen und einer Interessen- Chr. Lamping, Kirchenprovisor 9
Tunscheren ein besonderes Geschenk und ein Prozess Jede Jahreszeit, jeder Landstrich kennt sein schenkten aus. Mancherorts wählt man einen eigenes Brauchtum. Im nördlichen Osnabrücker einfacheren Weg. Statt Weidenholz wird für die Land, im Emsland und auch im Kreis Cloppen- Herstellung der Tunschere auf Seidenpapier zu- burg ist es hier und da üblich, in der „Zeit zwi- rückgegriffen; die Herstellung ähnelt den Arbei- schen den Jahren“ gute Freunde, Nachbarn oder ten an einem Palmstock. Verwandte mit einer besonderen Gabe zu über- Am Silvesterabend werden die kleinen Kunstwer- raschen: mit der Tunschere. ke schließlich verschenkt, und im Idealfall ge- Dabei handelt es sich zunächst einmal um ein schieht dies im Verborgenen. In früheren Zeiten, kleines, kunstvoll gestaltetes Präsent, das ein we- als es noch keinen Knauf an der Haustür gab und nig an ein Gesteck erinnert. Im Löninger Raum die Türen nur über Nacht verschlossen waren, verwendet man für dessen Herstellung geschäl- wurden die Tunscheren in einem geeigneten Mo- te Weidenruten. Mit einem speziellen Messer ment in die Küche oder Stube gestellt. Mit einem werden die Ruten derart bearbeitet, dass sich Ruf „Tun! Tun!“ nimmt der Schenkende Reißaus. nach und nach an den Holzstäben kleine Fäden, Kann der Überbringer die Tunschere ablegen und Löckchen oder Krüllen bilden. Die so verzierten unbemerkt entkommen, gilt das als Ehre; wird Büschel werden auf einer Unterlage, zumeist er ertappt, musste er als „Strafe“ bewirtet und einem kleinen Brettchen befestigt. Anschließend verköstigt werden. Am Vorabend zu „Dreikönige“ werden sie noch mit kleinen Papierblumen, wird die Gelegenheit genutzt, sich auf die gleiche Süßigkeiten und einem persönlichen Brief oder Weise zu revanchieren. einem Sinnspruch versehen. Der Arbeitsaufwand Die Wurzeln dieses eigentümlichen Brauchtums ist nicht zu unterschätzen, drückt aber zugleich lassen sich bis ins Mittelalter nachweisen. Das das Wohlwollen gegenüber dem oder der Be- plattdeutsche Wort „Tun“ bedeutet so viel wie Glücksbringer mit langer Tradition: die Tunschere. (Fotos: Anette Drucks, Evenkamp) 10
Bei kaltem Winterwetter lassen sich Tunscheren am besten basteln. Das Foto zeigt die schneebedeckte Vestruper Kirche. (Foto: Frank Klostermann) Zaun. „Tunschärige Lüe“ waren demnach diejeni- im übertragenden Sinn auch das Geschehen gen Menschen, die in einer umzäunten Gemein- der Weihnacht zusammenfassen. Gott selbst schaft lebten. Gerade in früheren Jahrhunderten überschreitet in seiner Menschwerdung Zäune war ein jeder in dieser Zaungemeinschaft auf- und Grenzen, zunächst die zwischen Gott und einander verwiesen: Der Grundherr oder Bauer Mensch. Und er nimmt uns Menschen mit hinein konnte nicht ohne die Heuerleute und Hand- in diesen Prozess der Grenzüberschreitung. Auch werker. In einer Zweckgemeinschaft war (und die Barrieren zwischen Völkern und Nationen ist!) man aufeinander angewiesen, bildete eine sollen überwunden werden (vgl. die Magier aus Verantwortungsgemeinschaft. Mit dem Über- dem Osten; die Hl. Drei Könige). bringen einer Tunschere bezeugte man offen- Das Jahr 2020 geht zu Ende. Oft wurden wir in sichtlich wechselseitiges Wohlwollen, wünschte diesem Jahr aufgefordert und gemahnt, Abstand sich ein gesegnetes Neues Jahr und hoffte auf zu halten und Kontakte zu meiden. Wir wissen ein gutes Miteinander zwischen Herren und Die- noch nicht, wie lange diese Maßnahmen gelten nenden, Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Das werden. Aber die Sehnsucht des „Tun Scherens“, heutige Weihnachtsgeld, Jahresabschlussfeiern also des Zäune-Überschreitens ist allenthalben oder Neujahrsempfänge dienen letztlich einem übergroß. vergleichbaren Zweck und sind gewissermaßen Kann uns dieser alte Brauch nicht ein wenig in eine Art Überbleibsel dieses Brauchtums des unserer eigenen Kreativität anregen? Vielleicht Tunscheren-Bringens. gibt es in den „Tagen zwischen den Jahren“ ja Manch einer deutet das Wort Tunscheren auch auch Möglichkeiten, Freizeiten, um eine kleine anders: Das „scheren“ deute ein Überschreiten, Aufmerksamkeit zu basteln oder ein aufrich- ein Überspringen an. Mit diesem Brauch, also im tendes Grußwort zum Neuen Jahr zu schreiben. Übergeben einer Aufmerksamkeit, sollten Zäune Möglicherweise kennen wir jemanden, der sich überwunden, Grenzen übersprungen, manche über eine solche Geste freuen würde? Es muss Meinungsverschiedenheiten oder Konflikte bei- ja nicht gleich eine Tunschere aus Weidenruten gelegt werden. Es ist ein konkreter Gestus der sein. Und falls sich jemand angesprochen und Aufmerksamkeit, bewusst platziert am Beginn eingeladen fühlt, bedenke man: Tunscheren wer- eines neuen Jahres. den traditionellerweise im Verborgenen, sprich Mir gefällt diese Herleitung besonders gut. Im unbemerkt und ohne Angabe eines Absenders plattdeutschen Wort „Tunscheren“ könnte man übergeben. 11
Fußballboßeln als alternative Freizeitbeschäftigung. (Foto: Tebbe) Corona-Alltag einer Bakumer Familie Familien befinden sich in der Corona-Krise in einer großen Herausforderung und müssen das Beste aus der Situation machen. Wir haben mit Familie Tebbe über das besondere Jahr 2020 gesprochen. Ingrid Tebbe im Interview: Wie haben Sie das besondere Jahr 2020 erlebt? freie Zeit den Kindern positiv zu vermitteln und Uns geht es sehr gut, und wir dürfen ohne Gefahr ihnen die Zeit so schön wie möglich zu machen. Ich und Nöte leben. Diesen Luxus wissen wir seit diesem möchte nicht, dass sie später das Jahr 2020 unan- Jahr noch mal mehr zu schätzen. So viele Einschnei- genehm oder negativ in Erinnerung behalten. Zu Be- dungen es auch gab, wir sind gesund, haben genug ginn haben sich kleine Rituale entwickelt, wie jeden zu essen, wir haben Arbeit und die Kinder können Morgen gemeinsam frühstücken und dann Fußball sich ausreichend bewegen und spielen. spielen mit angezogenem Trikot. Dazu kamen fast tägliche Spieleabende nach dem Abendessen oder Mitte März schlossen Kindergärten und Schulen wir haben draußen an der Feuerschale gesessen und ihre Türen. Wie haben Sie als junge Familie diesen Stockbrot und Wurst, auf an Stöckern geschraubten „Lockdown“ erlebt? Gabeln, über das Feuer gehalten. Das Wetter hat ja Der Lockdown fühlte sich zunächst fast unwahr an. von Beginn an super mitgespielt. Dass es jemals in unserem Leben einen so tiefen Ein- Der einzig Leidtragende war mein Mann, da er schnitt geben wird, konnte niemand voraussehen. keinen richtigen Feierabend mehr hatte. Wir waren Persönlich haben mich die strengen Maßnahmen abends alle länger wach und aktiv, da wir morgens jedoch beruhigt, da unser ältester Sohn Paul einen etwas länger schlafen konnten, und er war jeden Tag Herzfehler hat und zur Risikogruppe gehört. Die sehr früh auf, um zur Arbeit zu fahren. Sein Alltag Verordnungen zur Bekämpfung der Pandemie haben verlief eigentlich normal weiter. Als ich auch wieder mir erst einmal viele Sorgen und Gedanken genom- ein paar Stunden in der Frühförderung arbeiten men, wie ich Paul schützen kann. durfte, hatten wir das große Glück, dass wir mit Oma zusammen wohnen, die die Betreuung übernahm. Von den einen auf den anderen Tag wurden Ter- mine, Veranstaltungen, Urlaube und vieles mehr Durch die geschlossenen Schulen standen viele abgesagt. Wie haben Sie die neugewonnene freie Eltern auf einmal vor der Herausforderung des Zeit gestaltet? Hausunterrichts, neudeutsch auch Homeschooling. Wir sind schnell in den Modus geschaltet, dass es Wie haben Sie die Zeit erlebt? Vorteile haben kann, wenn plötzlich alle Termine Beim Homeschooling haben wir unsere Kinder noch wegfallen. Ähnlich wie in den Sommerferien. Ich einmal von einer anderen Seite kennengelernt mit habe bewusst darauf geachtet, die neugewonnene ihren Stärken, Schwächen und Unterschieden. Das 12
war sehr interessant. Im Laufe der Wochen haben dergartentür, verkürzt hat, überwiegt leider nicht wir Erfahrungen gesammelt, wie es am besten funk- den Nachteil, dass dadurch besonders zu Beginn der tioniert. So z.B. täglich dieselbe feste Lernzeit oder neuen Regelung, der Austausch mit den Erziehern manchmal auch Lernen bei Oma. deutlich gelitten hat. Mittlerweile sind die Schulen, so ist zumindest der Auch im Freizeitbereich gab und gibt es Einschrän- Stand während des Interviews, wieder offen. Wie kungen. Wie stand und steht es um die Hobbys gehen ihre Kinder mit den neuen Regeln im Schul- von Paul, Jan, Eva-Maria und Liam? und Kindergartenalltag um? Einschränkungen in der Freizeit haben unsere Vorweg möchte ich sagen, ich finde es bemerkens- Kinder insofern betroffen, da sie irgendwann ihre wert, mit welcher Disziplin die Lehrkräfte und Hobbys wie Fußball spielen, Jagdhorn blasen oder Erzieherinnen und Erzieher die Maßnahmen wie die Jugendfeuerwehr vermisst haben und immer Hände waschen, Abstand halten und Maske tragen, noch vermissen. Wir versuchen die Zeit mit „coro- umsetzen. Die Kinder sind sehr dazu angehalten, nafreundlichen“ Aktivitäten zu füllen. die Regeln zu befolgen. Ich finde es schade, dass sie So haben wir uns mit dem Fahrrad einen Weg ge- dann im Umfeld mitbekommen, dass sich nicht alle sucht, möglichst nah an den Fladderkanal zu kom- Menschen an Abstand oder das Verbot von gemein- men, um oben auf dem Deich zu picknicken. Dazu samen Treffen halten. Das war für sie zu Beginn, als die Umgebung querfeldein zu Fuß entdecken oder der Unterricht noch mit geteilten Klassen stattfand kleine Bäche erkundschaften. und in der Pause Abstand zueinander gehalten wer- Picknick mit Abstand bei Oma und Opa auf dem den musste, sehr schwer zu verstehen. Rasen vor dem Haus in der Siedlung in Visbek, Auf der anderen Seite haben die Kinder durch die Minigolf, Fußballgolf, ein Besuch im Zoo, Tretboot neuen Regeln auch neue Spiele entwickelt, wie fahren, boßeln mit Boßelkugeln oder einem Fussball „Coronaticken“, indem man zu einem Virus wird, gehören zu weiteren risikoarmen Freizeitaktivitäten. wenn man getickt wird. Oder sie haben Ticken mit Jan und Eva-Maria sind angefangen sich ein eigenes Abstand gespielt, indem man nur mit einem Stock Beet im Garten anzulegen, und wir haben uns eine in der Hand jemanden Ticken durfte. Ecke mit Sandstrand und Strandkorb hergerichtet. Es war auch spannend mitzubekommen, dass jeder Die Kinder sind handwerklich aktiver geworden und Kindergarten die Maßnahmen etwas anders um- bauen Möbel aus Holz oder Silos für den Bruder- gesetzt hat. Der Vorteil, dass sich die Bring- und Bauernhof im Haus, die jetzt reichlich gefüllt wer- Abholzeit der Kinder, durch das Abgeben an der Kin- den mit Maiskörnern und Kastanien. Mein Mann „Corona-freundliche Aktivitäten“: Stockbrot backen und Pfingstbaum setzen. (Fotos: Tebbe) 13
auch „Corona-freundlich“: Wälder und Wiesen mit der Familie erkunden. (Foto: Tebbe) hat uns mit Schiebetüren eine windgeschützte Ecke draußen hergerichtet, die wir sehr viel nutzen, auch um eine Ansteckungsgefahr so gering wie möglich zu halten. Hat sich in Ihrer Familie durch die Corona-Pande- mie etwas verändert? Eine richtige Veränderung in der Familie kann ich noch nicht beschreiben. Das Thema „Corona“ ist ein Baustein in unserem Alltag geworden. Wir leben mit den Vorgaben und Ängsten und machen das Beste daraus. Verändern werden sich die drei Dezember- Geburtstage in unserer Familie. Wir freuen uns alle erstmalig auf Sommer-Geburtstagspartys. Krisen bieten immer auch die Chance auf Neuorien- tierung. Was haben Sie Neues gelernt? Ich habe gelernt, dass es den Kindern deutlich leich- ter fällt, mit den Änderungen umzugehen, als vielen Erwachsenen. Sie sind noch nicht so eingefahren oder wissen nicht, wie z.B. eine Einschulung vor Co- durften. Das hat den Alltag erleichtert und noch rona ausgesehen hat. Deshalb ärgern sie sich auch mehr Zufriedenheit geschaffen. Es hat auch meinem nicht darüber, was dort alles nicht gemacht wurde, persönlichen Gefühl für Gerechtigkeit besser ent- sondern freuen sich über alles was dort gemacht sprochen. Wir Erwachsenen haben auch Einschnitte wurde. So konnte Eva-Maria ihren ersten Schultag hinnehmen müssen, aber wir durften bei der Arbeit genauso genießen wie alle anderen Kinder die Jahre noch Kollegen begegnen, beim Einkauf Bekannte zuvor auch. treffen, beim Spaziergang mit Nachbarn sprechen Die Kinder werden mit der Maskenpflicht groß und oder konnten uns per Videotelefonie mit Freunden können sie eher normal annehmen. Es gibt Genera- unterhalten. Diese Begegnungen mit unseren Sozial- tionen, die haben auch gedacht, dass die Anschnall- kontakten waren den Kindern, mit ihren Sozialkon- pflicht im Auto oder das Tragen eines Motorradhel- takten, “Freunde und Mitschüler“ verwehrt. mes nie Normalität werden könnte. Genug von Einschränkungen und Corona gespro- In vielen Zeitungsberichten ist zu lesen, dass die Co- chen. Was war dieses Jahr Ihr schönstes Erlebnis? rona-Pandemie vor allem Kinder hart trifft. Können Wir hatten das große Glück, 5 Tage, bei schönstem Sie dies bestätigen? Wetter, in Vlagtwedde in den Niederlanden Urlaub Aufgefallen ist mir, wie sehr Kinder andere Kinder zu machen. Wir hatten ein Ferienhaus direkt am brauchen. Ich war die ersten Wochen im Lockdown See mit eigenem Seezugang und einem Kanu. Das davon ausgegangen, dass es unseren Kindern reicht, war Entspannung für uns und ein Traum für unsere mit den Geschwistern zu spielen, per Brief oder Tele- Kinder. Luxus pur. fon Kontakt zu halten, online gegeneinander SkipBo zu spielen oder gelegentlich Gespräche mit Erwach- Und worauf freuen Sie sich am meisten, wenn Sie senen auf Abstand zu führen. Dann kam der Tag an an das Jahr 2021 denken? dem das erste Mal wieder ein Freund von Jan zufällig Ich hoffe auf einen Impfstoff, um die Sorgen vor ei- bei uns auf dem Hof war. Mit äußerster Vorsicht auf ner Infektion beiseite legen zu können. Dann werden Abstand wurde Kontakt aufgenommen, draußen ge- endlich Gutscheine eingelöst, wie einen Tier- und laufen, geredet und gelacht. Unser Jan kam danach Freizeitparkbesuch und mit Freunden Frühstücken wie ausgewechselt mit einer Frische und Freude ins gehen. Die Erstkommunion von Jan steht an und hof- Haus, die so ganz anders war als sonst. Das war der fentlich wieder ein Urlaub in Vlagtwedde. Zeitpunkt, ab dem unsere Kinder sich mit Kindern Ingrid und Stefan Tebbe aus zwei anderen festen Familien treffen mit Paul (11), Jan (8), Eva-Maria (6) und Liam (4) 14
Anders als gedacht ... Gedanken zum Jahr 2020 aus dem Wohn- und Pflegezentrum St. Johannes Bakum Auch wir haben gedacht, 2020 wird unser Jahr. Dennoch vermissten wir unsere Lieben sehr und Gerade haben wir noch gemeinsam Karneval ge- als es hieß, Besuche dürfen wieder stattfinden, feiert, uns auf die Osterzeit vorbereitet und die schöpften wir neue Hoffnung. Natürlich fiel und Freude auf unser traditionelles Osterfrühstück fällt es uns schwer, den Abstand bei den Besu- mit unseren Familien und Freunden stieg. Und chen auszuhalten, denn eine Umarmung vermis- plötzlich war alles anders als gedacht. sen wir sehr, aber wir können uns wieder sehen, Corona, Risikogruppe und Besuchsverbot, diese und wir sehen, dass es unseren Lieben gut geht. Worte gehörten auf einmal zu unserem Alltag Eine neue Situation, die sich mit Sicherheit nie- und bestimmten ihn. mand hätte vorstellen können, aber auch diese Denn auch im Haus St. Johannes durften bis auf Situation lässt uns wachsen. Wir lernen den nächste Angehörige, die sich von ihren Liebsten Kontakt zu unseren Angehörigen und Freunden verabschieden wollten, keine Besuche statt- noch einmal neu schätzen. Wir merken, wie gut finden. Das freundliche Lächeln im Gesicht der uns der Kontakt zu unseren Lieben tut und auch anderen zu sehen war durch die Maskenpflicht wenn wir das Lächeln nur in den Augen sehen, nicht möglich und es war in besonderen sicher- sehen wir: Es ist noch da. Und das ist der Ver- heitsbedingten Fällen durch eine komplette dienst unserer Gemeinschaft und unseres Zusam- Schutzmontur nicht möglich, das Gegenüber zu menhaltes. Denn durch kleine Aufmerksamkeiten erkennen. Als wir noch nicht erahnen konnten, fühlen wir uns in der Gemeinschaft aufgehoben: über welchen Zeitraum wir beim Besuchsverbot ein Winken durch die Scheibe, einen Anruf oder sprachen, gab es die Hoffnung, dass es schnell einen Besuch in unserer Besucherhütte, ein ein- vorbei sein würde und alles wieder normal wird. faches Erkundigen oder ein „wie geht es euch“. Doch je länger es dauerte, umso schwieriger Aufgehoben fühlen wir uns, auch wenn es uns wurde die Situation. Die Bewohner des Hauses durch die besondere Situation mit Sicherheit konnten teilweise nicht verstehen, wieso ihre nicht immer gut geht. Angehörigen und Freunde nicht mehr zu Besuch Wir möchten uns bei allen von ganzem Herzen kommen durften, es wurde über Corona ge- bedanken, die sich die Zeit genommen haben, schimpft und es entstand Unmut. uns beizustehen. Egal in welcher Form, seien es Doch auch in dieser schweren Zeit, die durch ihre Gottesdienste, Fensterkonzerte oder die Unter- Ungewissheit einige Vergleiche zum Krieg von stützung durch „Wir helfen Vechta“, selbstgeern- Seiten der Bewohner hervorbrachte, in der die teter Honig oder warme Worte, aber auch das eine oder andere Träne getrocknet werden muss- Verständnis, dass uns bei den Maßnahmen zum te, gab es Lichtblicke. Wir dachten wir wären Schutz unserer Bewohner entgegengebracht von allen vergessen worden, doch wir sind Teil wurde. Wir wissen, was wir an euch haben. Wir der Gemeinschaft in Bakum, und das haben wir möchten euch wissen lassen, dass, auch wenn gespürt. wir uns das Jahr 2020 anders vorgestellt haben Wir haben auf so viele Arten Aufmerksamkeit und wir es mit Sicherheit nicht gut in Erinnerung und Mitgefühl bekommen. Blumen, Bilder und behalten, ihr uns schöne Momente bereitet habt, Briefe erhellten unseren Alltag. Leckereien wur- an die wir uns gerne zurück erinnern. den uns vor die Tür gestellt und wir freuten uns sehr, dass wir nicht vergessen wurden. Julia Bünnemeyer 15
Anneliese Rolfes (links) und Maria Evers im Gespräch. (Foto: Holtkamp) Wi mössen nix missen… Maria Evers (Lüsche) und Anneliese Rolfes (Westerbakum) im Gespräch über die dunklen Wintermonate und Brauchtümer. Beide berichten über Erlebnisse ihrer Kindheit. Anfang Oktober begrüßten Pfarrer Bernd Holt- bäen?“ Offensichtlich konnten Maria und Anne- kamp und Pastoralreferentin Elisabeth Lüken liese es bestens. Denn in jedem Jahr ließ er seine zwei besondere Gäste im Pfarrhaus. Die Fragen Gaben da: Kuchen und Nüsse. standen im Raum: Wie hat man eigentlich in Einen Fernseher besaß man vor 90 Jahren noch früheren Zeiten die dunklen Wintermonate ge- nicht. Die langen Abende im Advent verbrach- staltet? Welches Brauchtum gab es zwischen ten die Männer mit Kartenspiel und die Frauen Nikolaus und Könige? Um diesen Fragen auf die mit Handarbeiten, Spitzenhäkeln und Stricken. Spur zu kommen, wurden echte Expertinnen ein- Außerdem wurden Lieder aus dem Gebetbuch geladen: Maria Evers aus Lüsche, die in Dwergte, (Laudate) gesungen. Einen Adventskranz gab es bei Molbergen aufgewachsen ist, und Anne- wohl in den Klassenzimmern der Schulen, nicht liese Rolfes aus Westerbakum, die gebürtig aus aber in allen Familien. Die Kinder nutzten die Zeit Schwichteler stammt. Nach einer Stärkung mit auch dafür, einen Wunschzettel für das „Christ- Kaffee und Kuchen (inkl. Likörchen) ließen uns kindken“ zu schreiben. Der fertig geschriebene die beiden Damen an ihrem reichen Erfahrungs- Brief wurde dann auf das Fensterbrett gelegt, mit schatz teilhaben. besonderen Zusatzgaben: einer Schale Wasser, Mit etwas Unbehagen erinnerten sich beide an Heu und Rüben. Alles bestimmt für das Eselchen den Nikolausabend. Während der Nikolaus in des Christkinds. Schwichteler nur von einem Engel und einem Bevor dann am Heiligen Abend das Christkind Knecht Ruprecht begleitet wurde, wartete der kam, zogen die Kinder ihre Hölschken an und Nikolaus in Dwergte mit einer ganzen Reihe verbrachten den Nachmittag mit anderen Nach- schauriger, maskierter Gestalten auf: „Dei harn barkindern in einer Werkstatt – so wusste es sücke Pietschken bi sick; un hauden dormit an Anneliese Rolfes zu erzählen. Zum Erstaunen des dei Fensterschieben und up‘n Dischk.“ „Ick har Pastors gab es am Heiligen Abend keine Gottes- immer so masse Bange und kröp bi usen Pap- dienste. Die Feier fand in der familiären Gemein- pen ünnern Stauhl,“ – wusste Maria Evers zu schaft statt: Jede Familie hatte so ihre eigenen berichten. Kinderbeine, die aus dem Rucksack Rituale, die anzeigten, dass das Christkind schon des Knecht Ruprechts baumelten, verhießen dagewesen sei. Die Familie versammelte sich nichts Gutes. Auch manche Fragen des heiligen am mit kunterbunten Kugeln, mit Lametta und Nikolaus hatten es in sich: „Käönt dei Kinner uck Engelshaar geschmückten Tannenbaum, an dem 16
früher eben ausschließlich echte Kerzen brann- abend für mancherlei Schabernack. Da wurden ten. Beide erzählten davon, dass der Heilige dann auch schon mal Türen ausgehängt, Acker- Abend mit gemeinsamen Gesang begann; ge- wagen samt Inhalt auf die Dächer gehoben und folgt von der eigentlichen Bescherung. In beiden alles, was nicht niet- und nagelfest war, an einen Familien gehörte zu den Gaben ein bunter Teller anderen Ort verbracht. Frau Rolfes berichtete: mit Süßigkeiten, mit Lebkuchen und Spekulatius, „Wenn an‘n Neijohrsmorgen die Schossstein nich mit Nüssen und „Fiegen“. Maria Evers konnte trecken wull, dann leeg dat uck woll maol doran, sich noch an eine Puppe erinnern, die sie vom dat baoben up’t Dack eine Glasschiebe up den „Christkindken“ bekommen habe, und die in den Schossstein leggt wör.“ Die Grenzen zwischen darauffolgenden Jahren vom „Christkindken“ neu Scherz und Schaden waren da wohl sehr flie- eingekleidet wurde. In einem Jahr habe sie auch ßend. selbst ein „sammet Kleed“ bekommen: ein rotes Beide Damen ließen uns mit großer Dankbarkeit Samtkleid. Bei Anneliese Rolfes stand auch ein an ihren kostbaren Erinnerungen teilhaben. Was kleiner Krippenstall unter dem Baum, mit Gips- Geschenke und Ausstattung angeht, mag damals figuren, bei denen hin und wieder auch mal ein vieles einfacher und bescheidener gewesen sein. Arm oder anderes fehlte. Ein Abendessen schloss Selbst in Kriegs- und Krisenzeiten hätten aber den Heiligen Abend ab. „Aober meisttied harn wi beide die Erfahrung gemacht, dass immer genug gor kien Hunger mehr.“ Und es musste früh ins da war; gerade auf landwirtschaftlichen Betrie- Bett gehen, denn am ersten Feiertag besuchten ben und Bauernhöfen, wo das Prinzip der Selbst- die Familien den Festgottesdienst. In Molbergen versorgung umgesetzt wurde: Alles, was der begann dieser schon um 6.00 Uhr und die Fami- Ackerboden, der Garten oder die Tiere hergaben, lie feierte alle drei Hl. Messen, die sich aneinan- wurde haltbar gemacht: eingeweckt, eingelegt derreihten, mit. oder getrocknet. Das wussten auch manche Am 01. Januar überbrachten die Kinder die Neu- Hamsterer, die sich, vom Hunger getrieben, aus jahrswünsche in der Nachbarschaft und wur- den Städten des Ruhrgebiets aufmachten und den mit Gaben belohnt: Dazu zählten auch die auch im Oldenburger Land um Hilfe baten. Es Neujahrskuchen, die anfangs noch mit speziellen reichte auch für sie mit: „Wi mössen nix missen, Zangen über dem offenen Feuer gebacken wor- us fählde nix“ wussten beide. Ein Satz, der uns den waren. Die Dorfjugend zeigte sich eher von nachdenklich gemacht hat, im Positiven! der aufmüpfigen Seite und nutzte den Silvester- Gibt es in diesem Jahr weiße Weihnachten? So könnte es in Vestrup aussehen. (Foto: Frank Klostermann) 17
Ein besonderes Jahr für die Landwirtschaft Wie eng Höhen und Tiefen beieinanderliegen, habe ich besonders in den ver- gangenen zwölf Monaten gemerkt. Von Julian Dammann (Westerbakum). Landwirt sein, das ist für mich der schönste darum, Veränderungen zu verhindern. Die hat Beruf der Welt. Ich lebe nah bei der Natur, mit es – Gott sei es gedankt – immer gegeben. der Natur und von der Natur, das möchte ich Das Arbeiten in der Landwirtschaft ist durch niemals missen. Ein normaler Bürojob jeden- viele Erfindungen und Innovationen körperlich falls wäre nichts für mich, da fühlte ich mich einfacher geworden. Auch unsere Tiere haben nicht wohl. Ich bin aber froh, dass es andere von den Veränderungen der vergangenen zwei Menschen gibt, die diese Tätigkeiten gerne ma- Jahrzehnte enorm profitiert. Wenn ich an die chen, nur für mich persönlich wäre das nichts. alten Schweineställe von früher denke, da bin Ich kümmere mich lieber um unsere Schweine, ich schon froh, dass die derzeitigen besser auf unsere Bullen und natürlich unsere Acker- die Bedürfnisse der Tiere eingestellt sind, auch flächen. Ich stehe dabei in einer langen Kette wenn wir da in Zukunft sicher noch besser wer- an Vorfahren. Auf unserer Hofstelle können den können – und sollten. So war es schließlich wir schon seit fast 600 Jahren Landwirtschaft in der Vergangenheit auch. nachweisen. Stets waren dies Familienbetrie- Das raue gesellschaftliche Klima und die vielen be – so wie heute – und ich hoffe, dass es auch Vorwürfe nehmen einem mitunter auch den noch lange so bleiben wird. Spaß bei der Arbeit. Wie eng dabei Höhen und Die Arbeit ist dabei nicht immer einfach, aber Tiefen beieinanderliegen, habe ich besonders so ist das eben in der Natur, man muss ihr mit in den vergangenen zwölf Monaten gemerkt. Respekt begegnen. Die Jahre 2018 und 2019 Ich habe mich im letzten Herbst den großen haben, glaube ich, uns allen mit der Dürre eine Bauernprotesten angeschlossen. Auch ich bin gute Portion Demut vor den Kräften der Natur aufgestanden und habe mit tausenden Berufs- gelehrt. kollegen meinem Ärger über eine falsche und Ich beobachte leider schon länger, dass das vor allem unehrliche Politik Luft gemacht. Viele gesellschaftliche Klima rauer wird und wir als Vorwürfe, die uns von Seiten mancher Politi- Landwirtinnen und Landwirte zunehmend ker immer gerne gemacht werden, stimmen kritischer beäugt werden. Das finde ich per- oft so einfach nicht. Oft geht es zum Beispiel sönlich sehr schade, weil ein Großteil der um das Thema Nitrat im Grundwasser und es Kritik vor allem auf Unwissenheit beruht. Zu ist vollkommen klar, dass davon nicht zu viel vielen Menschen ist gar nicht mehr bewusst, im Grundwasser sein darf. Aber die Landwirt- wie Landwirtschaft und Lebensmittelproduk- schaft ist zum einen nicht die einzige Eintrags- tion funktionieren, und es ist egal, ob es sich quelle von Nitraten und zum anderen konnten dabei um Ökolandbau oder konventionelle wir durch ein großes Gutachten nachweisen, Landwirtschaft handelt. Mir geht es nicht dass die meisten Messstellen nicht richtig 18
So kann Bakum im Winter aussehen. Weiße Feldwege voll- enden die Winteridylle. (Foto: Frank Klostermann) funktionieren. Trotz unserer fundierten Ein- wände wurde ein schlechtes Düngerecht beschlossen. Ich muss jetzt einen Teil unserer Pflanzen hungern lassen. Das kann doch nicht richtig sein. Noch während der Beschlussfassung über das neue Düngerecht brach eine neue Situation über uns alle herein. Im Frühjahr kam das Coronavirus über uns. Eine ganz neue, ungewöhnliche und teilweise auch beängstigende Situation. Wir wohnen in der Nähe der Autobahn. Im Frühjahr war es draußen plötzlich ganz still, der Verkehr auf der Straße war so gering, wie sonst nur zu Heilig- abend. Die Läden mussten schließen und auch sonst fror das Leben irgendwie ein. Die Landwirtschaft aber, die war plötzlich systemrelevant. Viele haben zum ersten Mal in ihrem Leben gemerkt, wie wichtig eine regio- nale Lebensmittelerzeugung sehr schnell wer- den kann. Wenn globale Lieferketten gestört sind, dann braucht man eine funktionierende heimische Lebensmittelerzeugung. Zudem darf man nicht vergessen, dass wir in Deutsch- land wirklich sehr hohe Produktionsstandards Landwirt Julian Dammann. (Foto: Dammann) haben. Das sollte man nicht leichtfertig ver- spielen. Mir wäre es lieb, wenn wir alle – nach der Pandemie - wieder mehr miteinander ins Ge- spräch kommen. Wenn Fragen sind, dann nutzt gerade in Bakum die Möglichkeit und fragt doch einfach mal den Landwirt. Mein ganz persönlicher Wunsch für die Zukunft ist, dass mehr Menschen hinter uns Bauern und unse- rer Arbeit stehen, damit es auch in Zukunft in den Dörfern noch Bäuerinnen und Bauern gibt. 19
Friede, Freude, Eierkuchen zu Weihnachten? Tipps für gelingende Beziehungen. Auszüge von Dr. Luitgard Derschmidt, In: Pfarrbriefservice.de Weihnachten wird oft als das Fest der Familie zusammenhängt. Dabei geht es nicht um die bezeichnet. [...] Christen und Christinnen feiern Menge der Gespräche sondern um ihre Quali- zu Weihnachten die Geburt des Sohnes Gottes, tät. Heute hört man oft: „Wir müssen reden!“, der als ganz gewöhnliches Menschenkind gebo- manchmal auch mit einem bedrohlichen Unter- ren und einer wie wir wurde – aus Liebe, so wird ton. Aber viel Gerede bringt nichts, wenn man uns gesagt. Da passt es dann schon, das Fest der nicht gut miteinander redet und vor allem auf- Familie. Die Geburt eines Kindes hat mit Fami- merksam zuhört. Ich will wirklich wissen, was du lie zu tun und kleine Menschen (auch große) mir sagst, bis zum letzten Wort, und nicht schon brauchen Liebe, um gut gedeihen zu können nach der ersten Hälfte überlegen, was ich dir da und glücklich zu werden. Und nicht nur, dass sie erwidern kann. Ich will wirklich wissen, wie es selbst geliebt werden, ist notwendig, sondern dir geht und wie du dich fühlst, und nicht sofort auch, dass die Menschen rundherum einander bewerten oder gar abwerten: Ist doch nicht lieben und wohlwollen. Kindern geht es viel bes- schlimm! Was regst du dich denn auf, das ist ser, wenn ihre Eltern einander mögen. ja lächerlich; ich weiß, ich mache, ich kann das Ein Fest der Liebe wollen wir zu Weihnachten besser! gemeinsam feiern. Darauf bereiten wir uns in Auch wenn mir manches komisch vorkommt, der Adventszeit vor. Und wir wünschen uns, beim Zuhören geht es nicht um mich, sondern dass dabei unsere Herzen aufgehen und es licht um dich. Gutes Zuhören hilft auf jeden Fall. und warm wird und alle rundherum froh und Manchmal genügt es überhaupt. Der /die ande- glücklich sind – weihnachtsselig, wie es auch re will nur etwas los werden, das bedrängt. Das heißt. Schöne Worte, die uns wohltun. gilt für Partner und Partnerinnen genauso wie für Kinder. Wenn ich aber gefragt werde, dann Streit zu Weihnachten ist die Antwort meine Antwort und so muss ich Aber man weiß, dass in Familien zu Weihnach- sie auch formulieren: ich denke, ich fühle, ich ten und im Urlaub am meisten gestritten wird möchte. und viele Menschen nicht froh und nicht glück- lich sind. Denn gerade weil wir uns so viel von „Strohhalme“ der Freundlichkeit sammeln diesem Fest erwarten – die ganze Freude, die Was hat das mit Weihnachten zu tun? Unser ganze Liebe, das ganze Glück –, sind unsere Er- Fest wird schön sein, wenn wir uns im wahrsten wartungen einfach viel zu hoch und wir werden Sinn des Wortes gut verstehen, wenn wir uns enttäuscht, frustriert und unglücklich. Noch aneinander freuen können, wenn wir aufmerk- dazu, wenn wir während des Jahres, im täg- sam und liebevoll miteinander sprechen und uns lichen Alltagswirbel übersehen, diese Liebe zu vor allem füreinander Zeit nehmen. Im Advent pflegen: durch gute Worte, die wir einander sa- spätestens sollten wir zu üben anfangen. gen, durch kleine Zeichen des Wohlwollens und Als Kinder durften wir immer, wenn wir etwas der Freude aneinander, durch kleine Aufmerk- Gutes oder Liebes getan hatten, einen Stroh- samkeiten und wenn wir einander zuhören und halm in die Krippe legen, damit das Christkind wirklich erfahren wollen, wie es dem anderen weicher liegt, wenn es kommt. Vielleicht können geht. Auch durch gegenseitige Dankbarkeit, für wir in unserer Beziehung, in unserer Familie das, was wir aneinander haben und von ein- solche „Strohhalme“ der Freundlichkeit, der ander geschenkt bekommen. Gut miteinander Zärtlichkeit, der Aufmerksamkeit und der Dank- reden und aufmerksam zuhören. barkeit sammeln, damit das Fest der Göttlichen Bei einer Umfrage nach der Ehezufriedenheit Liebe besser gelingt! hat sich klar herausgestellt, dass diese Zufrie- denheit mit dem Gelingen der Kommunikation 20
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Perspektivwechsel Advent heißt Warten Nein, die Wahrheit ist Dass der Advent nur laut und schrill ist Ich glaube nicht Dass ich in diesen Wochen zur Ruhe kommen kann Dass ich den Weg nach innen finde Dass ich mich ausrichten kann auf das, was kommt Es ist doch so Dass die Zeit rast Ich weigere mich zu glauben Dass etwas Größeres in meine Welt hinein scheint Dass ich mit anderen Augen sehen kann Es ist doch ganz klar Dass Gott fehlt Ich kann unmöglich glauben Nichts wird sich verändern Es wäre gelogen, würde ich sagen: Gott kommt auf die Erde! … und nun lesen Sie den Text von unten nach oben! Text: Iris Macke, ‚Der andere Advent 2018, Verlag ‚Andere Zeiten‘ Gebet für die Kirche Gott, Du willst eine Kirche, die aus Fehlern lernt und sich erneuert. Du willst eine Kirche, die geschlechtergerecht ist und in der Frauen ihre Berufungen leben können. Du willst eine Kirche, die diakonisch ist, den Armen und Bedrängten beisteht und die Schöpfung bewahrt. Schenke uns Deine Geistkraft und den Mut, für eine glaubwürdige Kirche einzutreten. Text: Monika Altenbeck/ Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands - Bundesverband e.V., Quelle: www.kfd.de, In: Pfarrbriefservice.de 22
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