ADVENTS- UND WEIHNACHTSBRIEF 2020 - Katholische Kirchengemeinde St. Johannes Baptist Bakum - Carum - Lüsche - Vestrup - Katholische ...

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ADVENTS- UND WEIHNACHTSBRIEF 2020 - Katholische Kirchengemeinde St. Johannes Baptist Bakum - Carum - Lüsche - Vestrup - Katholische ...
ADVENTS- UND
  WEIHNACHTSBRIEF 2020
   Katholische Kirchengemeinde St. Johannes Baptist
   Bakum - Carum - Lüsche - Vestrup

FÜR DEIN LEBEN GERN.                                  1
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Herausgeberin: Katholische Kirchengemeinde St. Johannes Baptist Bakum, Kirchstraße 12, 49456 Ba-
kum - Vertreten durch Pfarrer Bernd Holtkamp | Satz & Gestaltung: Henning Kreutzhecker | Fotos:
Henning Kreutzhecker (Titelseite, S. 3, 8 & 9, 24 & 25, 44 & 45, 46 & 47, 48 & 49, 54 & 55); Frank Klos-
termann (S. 11, 17, 18 & 19); Kindermissionswerk „Die Sternsinger“, Bund der Deutschen Katholischen
Jugend (Seite 2); Ingrid Tebbe (S. 3, 12, 13, 14); Heimatverein Bakum (S. 3, 31); Ludwig Siemer (S. 5);
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rin auf kochbar.de (S. 36); www.gemeindebriefdruckerei.de (S. 37, 38. 41); Adveniat (S. 42, 43, Rück-
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Titelfoto: Weihnachten auf der Straße.
                    Die hochschwangere Maria auf dem Esel. Mit
                ihrem Mann Josef ist sie auf der Suche nach einer
                  Herberge in Carum (Figuren: Vestruper Krippe).
                                       Bild: Henning Kreutzhecker

           INHALT
           4     Vorwort

           6     Grußwort aus dem Pfarreirat

           7     Grußwort von Pastor Karsten Hilgen

           8     Bericht des Kirchenausschusses

12         10    Tunscheren

           12    Corona-Alltag einer Bakumer Familie

     24    15    Wohn- & Pflegezentrum St. Johannes:
                 Anders als gedacht ...
           16    Anneliese Rolfes und Maria Evers:
                 Wi mössen nix missen…

           18    Ein besonderes Jahr für die Landwirtschaft

           20    Friede, Freude, Eierkuchen zu Weihnachten?

           21    Impulse & Gedichte zu Weihnachten

           24    Wortgottesdienste am Heiligen Abend

           30    So väle Kinner vör mien Krippken

           34    Pfadfinder: Allzeit bereit. Gut Pfad.

      30   36    Kinderseiten

           42    Gedanken zur Adveniat-Aktion 2020

      36   44    Taufen und Trauungen 2020

           48    Unsere Verstorbenen

           50    Unsere Gottesdienste

           52    Gottesdienste im öffentlich-
                 rechtlichen Rundfunk
           53    Gespräche bei Sorgen und Ängsten

           54    Einladung zum Gespräch,
                 zur Versöhnung und Umkehr
           55    Schlusswort

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Vorwort
           Die Anweisung einer Behörde sorgt in jenen Tagen dafür, dass sich ein junges
           Paar auf den Weg macht. Der kaiserliche Befehl, sich in Steuerlisten eintragen
          zu lassen, kommt durchaus ungelegen. Es wird ein Kind erwartet. Und zu allem
           Überfluss müssen die werdenden Eltern ständig neu organisieren. Gemachte
                               Pläne werden mehrfach durchkreuzt.
          In Bethlehem erfahren sie, dass sie nicht mit offenen Armen erwartet werden.
          Im Gegenteil: Die Situation gleicht dem eines Beherbergungsverbotes. Wieder
          muss umgedacht werden. In einem armseligen Stall findet das Paar schließlich
          doch noch Zuflucht und ein Kind erblickt das Licht der Welt. Das ganze Gesche-
          hen mag auf den ersten Blick grotesk und bedauernswert anmuten. Den Hirten
            hingegen wird eine frohe Botschaft verkündet: „Heute ist euch in der Stadt
          Davids der Retter geboren; es ist der Messias, der Herr.“ Als die Engel über dem
            Neugeborenen ihr erstes Gloria anstimmen, wird ein Notbehelf zum Ort des
                                ersten christlichen Gottesdienstes.

    Liebe Bakumer, Carumer, Lüscher und                sollten wir als Christen durchaus unterstützen
    Vestruper, liebe Schwestern und Brüder,            und mittragen.

    vielleicht können wir uns am Ende dieses un-       Auch für die Pastoral blieben die getroffenen
    gewöhnlichen Jahres 2020 gut einfühlen in die      Maßnahmen nicht ohne Folgen: Mit einigem
    äußeren Rahmenbedingungen jenes ersten             Unbehagen denken wir zurück an den Lock-
    Weihnachtsfestes.                                  down im Frühjahr, als die Kar- und Ostertage
                                                       hinter verschlossenen Türen gefeiert werden
    Behördliche Anweisungen und Verfügungen            mussten, Begräbnisse nur im allerkleinsten
    gab es in diesem Jahr zuhauf. Jeder wird auf       Kreis stattfinden konnten. Auch bei den Ver-
    ganz eigene Weise Erfahrungen damit gemacht        einen und Verbänden reihte sich Absage an
    haben, wie getroffene Pläne zunichtegemacht        Absage, und das Leben kommt im augenblick-
    wurden, liebgewonnene Gewohnheiten ein-            lichen Teil-Lockdown erneut zum Erliegen.
    geschränkt und unser aller Leben ziemlich auf      Niemand kann genau sagen, wie lange diese
    den Kopf gestellt wurde. Heimbewohner oder         Ausnahmesituation noch gelten wird, ob bei-
    Alleinstehende mussten neu lernen, mit dem         spielsweise all die Hochzeiten, die ins kom-
    Kontaktverbot und dem damit verbundenen            mende Jahr geschoben wurden, wie geplant
    Phänomen der Einsamkeit zurechtzukommen.           stattfinden werden können.
    Menschen, die in der Gastronomie, im Ver-
    anstaltungssektor, im kulturellen Bereich oder     Traurigkeit, Resignation, mitunter auch Wut
    in der Landwirtschaft und Lebensmittelindus-       sind zwar nachvollziehbar, bringen uns aber
    trie ihr Auskommen suchen, sahen und sehen         letztlich nicht wirklich weiter. Für viele kam das
    sich vor immer neuen Herausforderungen.            zurückliegende Jahr einer Art Prüfung gleich.
    Schulische Feierlichkeiten, Tanzkurse oder Ab-     Defizite wurden offenbar oder traten verstärkt
    tanzbälle kann man für nicht systemrelevant        in Erscheinung. Mitunter wurden aber auch
    halten, tatsächlich aber stellte ihre Absage für   ganz neue positive Erfahrungen gemacht,
    viele Jugendliche einen schmerzhaften Ein-         scheinbar Belangloses als Kostbarkeit wieder-
    schnitt im Alltag dar. So umstritten manche        entdeckt: Das schlichte Sich-begegnen-Dürfen,
    Maßnahme im Einzelnen auch sein mag: Sie           der einfache Händedruck oder die liebevolle
    soll dem Wohl und Schutz der Schwächsten in        oder tröstende Umarmung. In Krisen kann
    der Gesellschaft dienen. Und diesen Grundsatz      sich auch das Wesentliche und Wertvolle neu

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ADVENTS- UND WEIHNACHTSBRIEF 2020 - Katholische Kirchengemeinde St. Johannes Baptist Bakum - Carum - Lüsche - Vestrup - Katholische ...
Firmfeier unter besonderen Bedingungen. (Foto: Ludwig Siemer)

zeigen. Zumindest liegt darin ja auch der Kern    Erdulden zu verfallen. Wenngleich dann die
dessen, was wir Weihnachten feiern. Im Provi-     einzelnen Gottesdienste im deutlich kleine-
sorischen, im Unfertigen und nicht Planbaren      ren Kreis stattfinden mussten, so tat das der
beginnt Gott die Neuschöpfung. Die tiefste        Feierlichkeit und Würde der einzelnen Feiern
Nacht, den heruntergekommenen Stall, einen        keinen Abbruch. Die Rückmeldungen fielen
primitiven Futterkorb hält Er offenbar für        durchaus positiv aus.
würdig genug, um sichtbar in diese Welt einzu-
treten und sie zu wandeln.                        „Ich möchte mein altes Leben zurück.“ „Wann
                                                  gibt es endlich wieder Normalität?“ In Sätzen
Darin kann auch für uns manche Ermutigung         wie diesen drückt sich eine tiefe und berech-
stecken; gerade in Zeiten, in denen unklar ist,   tigte Sehnsucht aus. Anvertraut ist uns das
ob das, was heute geplant ist, morgen noch        Hier und Jetzt, das Heute. Haben wir Mut – im
Gültigkeit haben wird. Gerade in solchen          Rahmen des Möglichen – aktiv unseren Glau-
Zeiten der Unwägbarkeit müssen wir uns stets      ben zu leben und unsere Zeit zu gestalten.
neu die Frage stellen, wie wir das Evangelium     Bleiben wir zuversichtlich!
verkünden, unseren Glauben feiern und reale
Begegnung ermöglichen können.                     Wir wünschen Ihnen allen ein gutes Zugehen
                                                  auf das Fest der Geburt unseres Erlösers.
Aus diesem Grund hatten wir uns auch früh-
zeitig dazu entschieden, an der Vorbereitung      Bernd Holtkamp, Pfarrer
und den Feiern der Erstkommunionen und der        Suresh Reddy Allam, Pfarrer
Firmung – unter Beachtung der Vorschriften –      Elisabeth Lüken, Pastoralreferentin
festzuhalten. Es war uns wichtig, im Rahmen       Heinz Taphorn, Pfarrer em.
des Möglichen zu gestalten, anstatt einfach       Mirco Spieker, Pastoralassistent
abzusagen und in ein passives Erleiden und

                                                                                                      5
ADVENTS- UND WEIHNACHTSBRIEF 2020 - Katholische Kirchengemeinde St. Johannes Baptist Bakum - Carum - Lüsche - Vestrup - Katholische ...
Grußwort aus dem Pfarreirat
                  Das Jahr neigt sich dem Ende, Weihnachten steht vor der Tür.
                 Nutzen wir den Advent als Zeit zum Innehalten, Zurückschauen
                                    und in die Zukunft blicken.

    Liebe Gemeinde,                                 Gottesdienst? Braucht es neue mediale
                                                    Auftritte der Kirchengemeinde in sozialen
    im letzten Jahr stand zu Anfang des Gruß-       Medien? Ist der Sonntagsgottesdienst die
    wortes die Aussage des Volksmundes:             einzige Möglichkeit Gemeinde zu erleben?
    „Veränderung gehört zum Leben“. Keiner          Müssen wir nun alles, was wir tun, im Netz
    von uns konnte erahnen, mit welchen Ver-        teilen? Lebt Kirche nicht insbesondere von
    änderungen das neue Jahrzehnt beginnt.          der persönlichen Begegnung? Was können
    Unser persönliches, gesellschaftliches und      wir aus diesem Jahr 2020 Heilvolles mit-
    auch spirituelles Leben wurde auf den Kopf      nehmen?
    gestellt. Abstand war und ist das Gebot der
    Stunde - für unsere Gemeinschaft und Ge-        Der Pfarreirat hat sich unter anderem
    meinde eine tiefgreifende Veränderung.          diesen Fragen in seiner ersten Sitzung nach
                                                    dem Lockdown gestellt und geht diesen
    Ostern ohne Gottesdienste - bisher unvor-       Fragen weiter nach. Pfarrer Holtkamp
    stellbar für viele von uns. In diesem Jahr      hat bei seiner Amtseinführung die ersten
    leider traurige Realität. Aber notwendig.       Worte Jesu aus dem Johannesevangelium
    Gottesdienste in Livestreams, aus dem           sprechen lassen: „Was sucht ihr?“ In die-
    Münsteraner Dom und von andernorts,             sem Jahr stellen sich viele Fragen auf eine
    wurden zu einer neuen sonntäglichen             neue Art und Weise.
    Erfahrung. Einer Erfahrung mit wenig
    persönlichen Kontakten. Das persönliche         Das Jahr neigt sich dem Ende, Weih-
    Gespräch mit Gemeindemitgliedern vor            nachten steht vor der Tür. Nutzen wir den
    der Kirche, das sonntägliche Kaffeetrinken,     Advent als Zeit zum Innehalten, Zurück-
    der Frühschoppen und nicht zuletzt auch         schauen und in die Zukunft blicken. Lassen
    das Anziehen der besten Sonntagskleidung        Sie uns gemeinsam auf die Suche gehen.
    blieben aus.                                    Nutzen wir den Advent, um uns auf Weih-
                                                    nachten und auf die Zukunft unserer
    Mittlerweile gibt es wieder die Möglich-        Gemeinde vorzubereiten. Gestalten Sie
    keit am sonntäglichen Gottesdienst, so ist      mit. Ich lade Sie ein, sich mit Ihren Ideen
    zumindest der derzeitige Stand, teilzuneh-      in unserer Kirchengemeinde einzubringen.
    men. Unter veränderten Bedingungen ist          Schreiben Sie mir gerne eine E-Mail (pfar-
    die Teilnahme möglich. Ein herzlicher Dank      reirat@kirche-bakum.de), rufen Sie mich
    gilt an dieser Stelle insbesondere allen, die   an (04446-9893535), oder kommen Sie auf
    den Begrüßungsdienst übernehmen und             eine Person aus dem Pfarreirat zu.
    sich um die Einhaltung der Maßnahmen
    bemühen. Dadurch können wir die Freiheit        Wir wünschen Ihnen eine gesegnete Ad-
    des Gottesdienstfeierns genießen.               vents- und eine gnadenreiche Weihnachts-
                                                    zeit. Bleiben Sie gesund!
    Was heißt es aber in der Zukunft für uns als
    Gemeinde? Brauchen wir eventuell neue           Für den Pfarreirat
    digitale Möglichkeiten der Beteiligung am       Jan Hoyer

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ADVENTS- UND WEIHNACHTSBRIEF 2020 - Katholische Kirchengemeinde St. Johannes Baptist Bakum - Carum - Lüsche - Vestrup - Katholische ...
Grußwort von Pastor Karsten Hilgen
              Lasst uns nicht vergessen, dass Gott selbst es ist, an den wir
            uns wenden können, der für uns da ist und der uns die Zuversicht
                           schenkt, diese Zeiten zu bestehen.

Liebe Schwestern und Brüder,

auch in diesem Jahr grüße ich Sie, wie in        Damals vor 20 Jahren wurden wir unter
den Jahren zuvor als evangelischer Pfarrer in    einem Psalmwort aus dem 73. Psalm ein-
Bakum wenige Wochen vor dem Christfest.          gesegnet. „Aber das ist meine Freude, dass
Dennoch fühlt sich in diesem Jahr alles ganz     ich mich zu Gott halte und meine Zuversicht
anders an, und ich meine nicht in erster         setze auf Gott den Herrn, dass ich verkündi-
Linie die Corona-Situation, die uns allen        ge all dein Tun.“
zu schaffen macht. Nach der Übernahme
der Pfarrstelle Visbek-Langförden und dem        Dieses Wort gibt uns persönlich in diesen
damit verbundenen Umzug sitze ich nicht          Zeiten ganz besonders Kraft und Zuversicht.
mehr an meinem vertrauten Schreibtisch           Bei allen Anfechtungen, Einschränkungen
im Pfarrhaus in Bakum, sondern in meinem         und Widrigkeiten lasst uns nicht vergessen,
neuen Amtszimmer im Pfarrhaus in Visbek.         auf wessen Ankunft wir uns in diesen Wo-
Täglich wird es mir vertrauter, aber alles       chen vorbereiten. Lasst uns nicht vergessen,
braucht eben seine Zeit.                         dass es kein geringerer ist, als Gott selber,
                                                 der in einem kleinen Kind in die Welt kam.
Liebe Schwestern und Brüder. Seit nunmehr        Und lasst uns nicht vergessen, dass dieses
6 Monaten wohnen und leben meine Frau            kleine Kind uns Jahre später zusagte: „Ich
Andrea, unser Sohn Jonas und ich im neu-         bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“
en Pfarrhaus, fast alle Umzugskartons sind
ausgepackt, und wir haben uns gut einge-         Lasst uns nicht vergessen, dass Gott selbst
lebt. Durch langjährige freundschaftliche        es ist, an den wir uns wenden können, der
Beziehungen zu dieser Gemeinde, meine            für uns da ist und der uns die Zuversicht
Frau absolvierte hier ihr Vikariat und ich war   schenkt, diese Zeiten zu bestehen. Ja, es ist
Pfarrer der Nachbargemeinde (Bakum), ist         unsere Freude, dass wir uns zu Gott halten!
uns vieles nicht unbekannt und wir fühlen
uns hier schon ein gutes Stück weit zu Hau-      Liebe Schwestern und Brüder, Ich grüße
se. Dennoch macht es uns traurig, durch die      Sie noch einmal ganz herzlich und ich freue
Corona-Situation nicht so mit den Menschen       mich sehr auch weiterhin Pfarrer der evan-
in Kontakt treten zu können, wie wir uns das     gelischen Kirchengemeinde in Bakum zu
gedacht hatten. Wir hoffen sehr und beten        sein. Gott möge Ihnen allen gesegnete und
dafür, dass die Zeiten bald besser werden.       friedvolle Weihnachten schenken und einen
                                                 guten Start ins neue Jahr.
Am Reformationstag 2000 wurden meine
Frau und ich in der Emmauskirche in Visbek       Bis dahin bleiben Sie alle gesund und behü-
ordiniert. Eigentlich sollten wir nun in die-    tet. Mit den herzlichsten Segenswünschen
sem Jahr am Reformationstag, an unserem          grüßt Sie
20-jährigen Ordinationsjubiläum hier auch
als neue Pfarrer eingeführt werden. Aber         Karsten Hilgen, Pfr.
da das momentan leider nicht möglich ist,
musste die Einführung abgesagt werden.

                                                                                                 7
ADVENTS- UND WEIHNACHTSBRIEF 2020 - Katholische Kirchengemeinde St. Johannes Baptist Bakum - Carum - Lüsche - Vestrup - Katholische ...
Bericht des Kirchenausschusses
            Nachfolgend ein kleiner Überblick über die Arbeit des Kirchenausschusses im Jahr
            2020 und ein Ausblick auf das Jahr 2021. Wie in allen anderen Bereichen hat auch
             die Arbeit des Kirchenausschusses unter der Corona-Pandemie gelitten bzw. wird
              auch jetzt noch durch diese eingeschränkt. Viele der aufgeführten Punkte sind
            Ihnen aus den vorhergehenden Jahren bekannt. Durch den Wechsel des leitenden
              Pfarrers im Jahr 2019 haben mehrere Projekte eine Verzögerung erhalten bzw.
                                     wurden die Prioritäten geändert.
                      Zur Übersicht erfolgt eine Auflistung nach den Gemeindeteilen,
                         die mit dem Bericht über die Kindertagesstätten schließt.

    Gemeindeteil Bakum                                  Auf dem Friedhof wurde das Beet beim Friedhofs-
    Im Februar 2020 wurde das Turmkreuz von der         kreuz neu gestaltet.
    Kirche St. Johannes Baptist durch Sturmeinwir-      Fortgesetzt wurden die Planungen für die Erneue-
    kung in Schieflage gebracht. Um weitere Gefahren    rung bzw. Umgestaltung der Friedhofskapelle. Die
    abzuwenden, wurde es Ende Februar 2020 ab-          Veränderung der Beerdigungskultur erfordert eine
    genommen. Im Juni 2020 wurde die Turmspitze         Anpassung der Räumlichkeiten. Die Kühlkammer
    weiter untersucht, um zu prüfen, ob es durch den    ist nicht mehr zeitgemäß und von der Größe zu
    Sturm zu größeren Schäden an der Turmspitze         klein. Außerdem ist die Anzahl der Kammern zu
    gekommen ist. Hierbei wurden kleinere Schäden       gering. Wir denken die Planungen im Jahr 2021
    festgestellt, die sofort behoben werden konnten.    abschließen zu können.
    Befürchtete größere Schäden im Holzbereich der
    Turmspitze waren nicht vorhanden. Das Turm-         Das Pfarrheim Bakum zeigt Gebrauchsspuren, die
    kreuz wurde wieder aufgesetzt.                      im Laufe der Jahre entstanden sind. Daher wird es
    Der Schriftenstand im Turm entspricht nicht mehr    im Jahr 2021 einen neuen Innenanstrich erhalten,
    dem heutigen Stand der Informationsübermittlung     ebenso werden die Fenster und Außentüren neu
    und soll daher im Jahr 2021 eine neue Gestaltung    gestrichen. Der Fußboden in den Räumen wird
    erhalten.                                           tiefengereinigt und erhält eine neue Versiegelung.
    Die Oberflächenentwässerung der Nordseite der       Beim Pfarrhaus im Bakum wurden die letzten
    Kirche wird erneuert, da die alten Betonrohre       Erneuerungen und Renovierungsarbeiten abge-
    defekt sind und somit Wasser in den Keller der      schlossen, die durch den Einzug unseres neuen
    Sakristei und in die Lüftungsschächte der Heizung   Pfarrers Bernd Holtkamp notwendig waren.
    eindringt.
    In dem Pflaster auf dem Vorplatz der Kirche und     Gemeindeteil Carum
    auf dem umlaufenden Prozessionsweg haben sich       Der Schriftenstand im Turm entspricht nicht mehr
    im Laufe der Jahre viele Unebenheiten und Stol-     dem heutigen Stand der Informationsübermittlung
    perstellen ergeben, ebenso sind bei Regenwetter     und soll daher im Jahr 2021 eine neue Gestaltung
    viele Wasserpfützen vorhanden. Nach Abschluss       erhalten.
    der Bauarbeiten an der Stelle des ehemaligen        Bei der Friedhofskapelle stehen im Jahr 2021 Re-
    Hauses Beckmann sollen diese Problemstellen be-     novierungsarbeiten wie Beleuchtung und Maler-
    seitigt werden.                                     arbeiten an.

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ADVENTS- UND WEIHNACHTSBRIEF 2020 - Katholische Kirchengemeinde St. Johannes Baptist Bakum - Carum - Lüsche - Vestrup - Katholische ...
gruppe. Zurzeit wird das Gebäude um die Räum-
Gemeindeteil Lüsche                                  lichkeiten einer dritten Krippengruppe erweitert.
Der Schriftenstand im Turm entspricht nicht          Diese sollen im Februar 2021 fertig gestellt wer-
mehr dem heutigen Stand der Informationsüber-        den. Neben der normalen inhaltlichen Arbeit mit
mittlung und soll daher im Jahr 2021 eine neue       den Kindern werden unterschiedliche Programme
Gestaltung erhalten.                                 im Rahmen der Sprachförderung und Förderung
                                                     der Kinder angeboten.
Gemeindeteil Vestrup
Der Schriftenstand im Turm entspricht nicht mehr     Kindertagesstätte St. Josef, Lüsche
dem heutigen Stand der Informationsübermitt-         In der Kindertagesstätte St. Josef, Lüsche werden
lung und soll daher im Jahr 2021 eine neue Ge-       zurzeit 108 Kinder betreut. Die Betreuung erfolgt
staltung erhalten.                                   in drei Vormittagsgruppen, einer Integrationsgrup-
Im Jahr 2022 feiert St. Vitus das 250 - jährige      pe und zwei Krippengruppen. Im Jahr 2020 wur-
Kirchweihjubiläum. Zu diesem Anlass wird unser       den die Umbau- und Erweiterungsarbeiten an der
Bischof Dr. Felix Genn nach Vestrup kommen.          Kita bzw. am ehemaligen Pfarrheim abgeschlos-
Hierzu werden wir die Kirche St. Vitus in Vestrup    sen. Somit verfügt die Einrichtung jetzt über alle
noch etwas rausputzen. Die Planungen für die er-     Räumlichkeiten in ihrem eigenen Bestand. Neben
forderlichen Arbeiten sind angelaufen.               der normalen inhaltlichen Arbeit mit den Kindern
Beim Friedhof ist der Parkplatz am Osteingang neu    werden unterschiedliche Programme im Rahmen
gestaltet und gepflastert worden. Ein Dank gilt      der Sprachförderung und Förderung der Kinder
auch den ehrenamtlichen Helfern.                     angeboten.
                                                     In beiden Kindertagesstätten bemerken wir auch
Neben den aufgezählten Maßnahmen fallen in           den Fachkräftemangel. Sofern Sie Interesse an
allen Gemeindeteilen Arbeiten im Rahmen der          einer Mitarbeit in den Einrichtungen haben, so
laufenden Instandhaltung an. Insbesondere wer-       melden Sie sich gerne bei den Leitungen.
den und wurden Arbeiten zur Verbesserung des
Brandschutzes und der Arbeitssicherheit durch-       Zum Schluss möchten wir uns bei allen Spendern
geführt. Ebenso wurde in allen Gemeindeteilen        und Förderern der Kirchengemeinde und deren
die Schließsysteme der Gebäude erneuert. Im          Einrichtungen bedanken. Ein Teil der Arbeiten
Rahmen des kirchlichen Datenschutzes ist eine        konnte nur durch Ihre finanzielle Unterstützung
Überarbeitung notwendig geworden. Wir benöti-        umgesetzt werden.
gen eine Regelung der Zutrittsrechte und Zutritts-   Wir bedanken uns bei den Mitgliedern des Kir-
möglichkeiten.                                       chenausschusses für ihre geleistete Arbeit und
                                                     ihren Einsatz für die Kirchengemeinde.
Kindertagesstätte St. Josef, Bakum
In der Kindertagesstätte St. Josef, Bakum werden     Pfr. B. Holtkamp,
zurzeit 160 Kinder betreut. Die Betreuung erfolgt    Vorsitzender des Kirchenausschusses
in 5 Vormittagsgruppen, einer Nachmittagsgrup-
pe, zwei Krippengruppen und einer Interessen-        Chr. Lamping, Kirchenprovisor

                                                                                                          9
ADVENTS- UND WEIHNACHTSBRIEF 2020 - Katholische Kirchengemeinde St. Johannes Baptist Bakum - Carum - Lüsche - Vestrup - Katholische ...
Tunscheren
                                  ein besonderes Geschenk und ein Prozess

     Jede Jahreszeit, jeder Landstrich kennt sein          schenkten aus. Mancherorts wählt man einen
     eigenes Brauchtum. Im nördlichen Osnabrücker          einfacheren Weg. Statt Weidenholz wird für die
     Land, im Emsland und auch im Kreis Cloppen-           Herstellung der Tunschere auf Seidenpapier zu-
     burg ist es hier und da üblich, in der „Zeit zwi-     rückgegriffen; die Herstellung ähnelt den Arbei-
     schen den Jahren“ gute Freunde, Nachbarn oder         ten an einem Palmstock.
     Verwandte mit einer besonderen Gabe zu über-          Am Silvesterabend werden die kleinen Kunstwer-
     raschen: mit der Tunschere.                           ke schließlich verschenkt, und im Idealfall ge-
     Dabei handelt es sich zunächst einmal um ein          schieht dies im Verborgenen. In früheren Zeiten,
     kleines, kunstvoll gestaltetes Präsent, das ein we-   als es noch keinen Knauf an der Haustür gab und
     nig an ein Gesteck erinnert. Im Löninger Raum         die Türen nur über Nacht verschlossen waren,
     verwendet man für dessen Herstellung geschäl-         wurden die Tunscheren in einem geeigneten Mo-
     te Weidenruten. Mit einem speziellen Messer           ment in die Küche oder Stube gestellt. Mit einem
     werden die Ruten derart bearbeitet, dass sich         Ruf „Tun! Tun!“ nimmt der Schenkende Reißaus.
     nach und nach an den Holzstäben kleine Fäden,         Kann der Überbringer die Tunschere ablegen und
     Löckchen oder Krüllen bilden. Die so verzierten       unbemerkt entkommen, gilt das als Ehre; wird
     Büschel werden auf einer Unterlage, zumeist           er ertappt, musste er als „Strafe“ bewirtet und
     einem kleinen Brettchen befestigt. Anschließend       verköstigt werden. Am Vorabend zu „Dreikönige“
     werden sie noch mit kleinen Papierblumen,             wird die Gelegenheit genutzt, sich auf die gleiche
     Süßigkeiten und einem persönlichen Brief oder         Weise zu revanchieren.
     einem Sinnspruch versehen. Der Arbeitsaufwand         Die Wurzeln dieses eigentümlichen Brauchtums
     ist nicht zu unterschätzen, drückt aber zugleich      lassen sich bis ins Mittelalter nachweisen. Das
     das Wohlwollen gegenüber dem oder der Be-             plattdeutsche Wort „Tun“ bedeutet so viel wie

                          Glücksbringer mit langer Tradition: die Tunschere. (Fotos: Anette Drucks, Evenkamp)

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Bei kaltem Winterwetter lassen sich Tunscheren am besten basteln. Das Foto zeigt
                                       die schneebedeckte Vestruper Kirche. (Foto: Frank Klostermann)

Zaun. „Tunschärige Lüe“ waren demnach diejeni-     im übertragenden Sinn auch das Geschehen
gen Menschen, die in einer umzäunten Gemein-       der Weihnacht zusammenfassen. Gott selbst
schaft lebten. Gerade in früheren Jahrhunderten    überschreitet in seiner Menschwerdung Zäune
war ein jeder in dieser Zaungemeinschaft auf-      und Grenzen, zunächst die zwischen Gott und
einander verwiesen: Der Grundherr oder Bauer       Mensch. Und er nimmt uns Menschen mit hinein
konnte nicht ohne die Heuerleute und Hand-         in diesen Prozess der Grenzüberschreitung. Auch
werker. In einer Zweckgemeinschaft war (und        die Barrieren zwischen Völkern und Nationen
ist!) man aufeinander angewiesen, bildete eine     sollen überwunden werden (vgl. die Magier aus
Verantwortungsgemeinschaft. Mit dem Über-          dem Osten; die Hl. Drei Könige).
bringen einer Tunschere bezeugte man offen-        Das Jahr 2020 geht zu Ende. Oft wurden wir in
sichtlich wechselseitiges Wohlwollen, wünschte     diesem Jahr aufgefordert und gemahnt, Abstand
sich ein gesegnetes Neues Jahr und hoffte auf      zu halten und Kontakte zu meiden. Wir wissen
ein gutes Miteinander zwischen Herren und Die-     noch nicht, wie lange diese Maßnahmen gelten
nenden, Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Das        werden. Aber die Sehnsucht des „Tun Scherens“,
heutige Weihnachtsgeld, Jahresabschlussfeiern      also des Zäune-Überschreitens ist allenthalben
oder Neujahrsempfänge dienen letztlich einem       übergroß.
vergleichbaren Zweck und sind gewissermaßen        Kann uns dieser alte Brauch nicht ein wenig in
eine Art Überbleibsel dieses Brauchtums des        unserer eigenen Kreativität anregen? Vielleicht
Tunscheren-Bringens.                               gibt es in den „Tagen zwischen den Jahren“ ja
Manch einer deutet das Wort Tunscheren auch        auch Möglichkeiten, Freizeiten, um eine kleine
anders: Das „scheren“ deute ein Überschreiten,     Aufmerksamkeit zu basteln oder ein aufrich-
ein Überspringen an. Mit diesem Brauch, also im    tendes Grußwort zum Neuen Jahr zu schreiben.
Übergeben einer Aufmerksamkeit, sollten Zäune      Möglicherweise kennen wir jemanden, der sich
überwunden, Grenzen übersprungen, manche           über eine solche Geste freuen würde? Es muss
Meinungsverschiedenheiten oder Konflikte bei-      ja nicht gleich eine Tunschere aus Weidenruten
gelegt werden. Es ist ein konkreter Gestus der     sein. Und falls sich jemand angesprochen und
Aufmerksamkeit, bewusst platziert am Beginn        eingeladen fühlt, bedenke man: Tunscheren wer-
eines neuen Jahres.                                den traditionellerweise im Verborgenen, sprich
Mir gefällt diese Herleitung besonders gut. Im     unbemerkt und ohne Angabe eines Absenders
plattdeutschen Wort „Tunscheren“ könnte man        übergeben.

                                                                                                         11
Fußballboßeln als alternative Freizeitbeschäftigung. (Foto: Tebbe)

                       Corona-Alltag einer Bakumer Familie
               Familien befinden sich in der Corona-Krise in einer großen Herausforderung
              und müssen das Beste aus der Situation machen. Wir haben mit Familie Tebbe
                  über das besondere Jahr 2020 gesprochen. Ingrid Tebbe im Interview:
     Wie haben Sie das besondere Jahr 2020 erlebt?          freie Zeit den Kindern positiv zu vermitteln und
     Uns geht es sehr gut, und wir dürfen ohne Gefahr       ihnen die Zeit so schön wie möglich zu machen. Ich
     und Nöte leben. Diesen Luxus wissen wir seit diesem    möchte nicht, dass sie später das Jahr 2020 unan-
     Jahr noch mal mehr zu schätzen. So viele Einschnei-    genehm oder negativ in Erinnerung behalten. Zu Be-
     dungen es auch gab, wir sind gesund, haben genug       ginn haben sich kleine Rituale entwickelt, wie jeden
     zu essen, wir haben Arbeit und die Kinder können       Morgen gemeinsam frühstücken und dann Fußball
     sich ausreichend bewegen und spielen.                  spielen mit angezogenem Trikot. Dazu kamen fast
                                                            tägliche Spieleabende nach dem Abendessen oder
     Mitte März schlossen Kindergärten und Schulen          wir haben draußen an der Feuerschale gesessen und
     ihre Türen. Wie haben Sie als junge Familie diesen     Stockbrot und Wurst, auf an Stöckern geschraubten
     „Lockdown“ erlebt?                                     Gabeln, über das Feuer gehalten. Das Wetter hat ja
     Der Lockdown fühlte sich zunächst fast unwahr an.      von Beginn an super mitgespielt.
     Dass es jemals in unserem Leben einen so tiefen Ein-   Der einzig Leidtragende war mein Mann, da er
     schnitt geben wird, konnte niemand voraussehen.        keinen richtigen Feierabend mehr hatte. Wir waren
     Persönlich haben mich die strengen Maßnahmen           abends alle länger wach und aktiv, da wir morgens
     jedoch beruhigt, da unser ältester Sohn Paul einen     etwas länger schlafen konnten, und er war jeden Tag
     Herzfehler hat und zur Risikogruppe gehört. Die        sehr früh auf, um zur Arbeit zu fahren. Sein Alltag
     Verordnungen zur Bekämpfung der Pandemie haben         verlief eigentlich normal weiter. Als ich auch wieder
     mir erst einmal viele Sorgen und Gedanken genom-       ein paar Stunden in der Frühförderung arbeiten
     men, wie ich Paul schützen kann.                       durfte, hatten wir das große Glück, dass wir mit Oma
                                                            zusammen wohnen, die die Betreuung übernahm.
     Von den einen auf den anderen Tag wurden Ter-
     mine, Veranstaltungen, Urlaube und vieles mehr         Durch die geschlossenen Schulen standen viele
     abgesagt. Wie haben Sie die neugewonnene freie         Eltern auf einmal vor der Herausforderung des
     Zeit gestaltet?                                        Hausunterrichts, neudeutsch auch Homeschooling.
     Wir sind schnell in den Modus geschaltet, dass es      Wie haben Sie die Zeit erlebt?
     Vorteile haben kann, wenn plötzlich alle Termine       Beim Homeschooling haben wir unsere Kinder noch
     wegfallen. Ähnlich wie in den Sommerferien. Ich        einmal von einer anderen Seite kennengelernt mit
     habe bewusst darauf geachtet, die neugewonnene         ihren Stärken, Schwächen und Unterschieden. Das

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war sehr interessant. Im Laufe der Wochen haben          dergartentür, verkürzt hat, überwiegt leider nicht
wir Erfahrungen gesammelt, wie es am besten funk-        den Nachteil, dass dadurch besonders zu Beginn der
tioniert. So z.B. täglich dieselbe feste Lernzeit oder   neuen Regelung, der Austausch mit den Erziehern
manchmal auch Lernen bei Oma.                            deutlich gelitten hat.

Mittlerweile sind die Schulen, so ist zumindest der      Auch im Freizeitbereich gab und gibt es Einschrän-
Stand während des Interviews, wieder offen. Wie          kungen. Wie stand und steht es um die Hobbys
gehen ihre Kinder mit den neuen Regeln im Schul-         von Paul, Jan, Eva-Maria und Liam?
und Kindergartenalltag um?                               Einschränkungen in der Freizeit haben unsere
Vorweg möchte ich sagen, ich finde es bemerkens-         Kinder insofern betroffen, da sie irgendwann ihre
wert, mit welcher Disziplin die Lehrkräfte und           Hobbys wie Fußball spielen, Jagdhorn blasen oder
Erzieherinnen und Erzieher die Maßnahmen wie             die Jugendfeuerwehr vermisst haben und immer
Hände waschen, Abstand halten und Maske tragen,          noch vermissen. Wir versuchen die Zeit mit „coro-
umsetzen. Die Kinder sind sehr dazu angehalten,          nafreundlichen“ Aktivitäten zu füllen.
die Regeln zu befolgen. Ich finde es schade, dass sie    So haben wir uns mit dem Fahrrad einen Weg ge-
dann im Umfeld mitbekommen, dass sich nicht alle         sucht, möglichst nah an den Fladderkanal zu kom-
Menschen an Abstand oder das Verbot von gemein-          men, um oben auf dem Deich zu picknicken. Dazu
samen Treffen halten. Das war für sie zu Beginn, als     die Umgebung querfeldein zu Fuß entdecken oder
der Unterricht noch mit geteilten Klassen stattfand      kleine Bäche erkundschaften.
und in der Pause Abstand zueinander gehalten wer-        Picknick mit Abstand bei Oma und Opa auf dem
den musste, sehr schwer zu verstehen.                    Rasen vor dem Haus in der Siedlung in Visbek,
Auf der anderen Seite haben die Kinder durch die         Minigolf, Fußballgolf, ein Besuch im Zoo, Tretboot
neuen Regeln auch neue Spiele entwickelt, wie            fahren, boßeln mit Boßelkugeln oder einem Fussball
„Coronaticken“, indem man zu einem Virus wird,           gehören zu weiteren risikoarmen Freizeitaktivitäten.
wenn man getickt wird. Oder sie haben Ticken mit         Jan und Eva-Maria sind angefangen sich ein eigenes
Abstand gespielt, indem man nur mit einem Stock          Beet im Garten anzulegen, und wir haben uns eine
in der Hand jemanden Ticken durfte.                      Ecke mit Sandstrand und Strandkorb hergerichtet.
Es war auch spannend mitzubekommen, dass jeder           Die Kinder sind handwerklich aktiver geworden und
Kindergarten die Maßnahmen etwas anders um-              bauen Möbel aus Holz oder Silos für den Bruder-
gesetzt hat. Der Vorteil, dass sich die Bring- und       Bauernhof im Haus, die jetzt reichlich gefüllt wer-
Abholzeit der Kinder, durch das Abgeben an der Kin-      den mit Maiskörnern und Kastanien. Mein Mann

„Corona-freundliche Aktivitäten“: Stockbrot backen und Pfingstbaum setzen. (Fotos: Tebbe)
                                                                                                                13
auch „Corona-freundlich“: Wälder und Wiesen mit
                                                                              der Familie erkunden. (Foto: Tebbe)
     hat uns mit Schiebetüren eine windgeschützte Ecke
     draußen hergerichtet, die wir sehr viel nutzen, auch
     um eine Ansteckungsgefahr so gering wie möglich zu
     halten.

     Hat sich in Ihrer Familie durch die Corona-Pande-
     mie etwas verändert?
     Eine richtige Veränderung in der Familie kann ich
     noch nicht beschreiben. Das Thema „Corona“ ist ein
     Baustein in unserem Alltag geworden. Wir leben mit
     den Vorgaben und Ängsten und machen das Beste
     daraus. Verändern werden sich die drei Dezember-
     Geburtstage in unserer Familie. Wir freuen uns alle
     erstmalig auf Sommer-Geburtstagspartys.

     Krisen bieten immer auch die Chance auf Neuorien-
     tierung. Was haben Sie Neues gelernt?
     Ich habe gelernt, dass es den Kindern deutlich leich-
     ter fällt, mit den Änderungen umzugehen, als vielen
     Erwachsenen. Sie sind noch nicht so eingefahren
     oder wissen nicht, wie z.B. eine Einschulung vor Co-     durften. Das hat den Alltag erleichtert und noch
     rona ausgesehen hat. Deshalb ärgern sie sich auch        mehr Zufriedenheit geschaffen. Es hat auch meinem
     nicht darüber, was dort alles nicht gemacht wurde,       persönlichen Gefühl für Gerechtigkeit besser ent-
     sondern freuen sich über alles was dort gemacht          sprochen. Wir Erwachsenen haben auch Einschnitte
     wurde. So konnte Eva-Maria ihren ersten Schultag         hinnehmen müssen, aber wir durften bei der Arbeit
     genauso genießen wie alle anderen Kinder die Jahre       noch Kollegen begegnen, beim Einkauf Bekannte
     zuvor auch.                                              treffen, beim Spaziergang mit Nachbarn sprechen
     Die Kinder werden mit der Maskenpflicht groß und         oder konnten uns per Videotelefonie mit Freunden
     können sie eher normal annehmen. Es gibt Genera-         unterhalten. Diese Begegnungen mit unseren Sozial-
     tionen, die haben auch gedacht, dass die Anschnall-      kontakten waren den Kindern, mit ihren Sozialkon-
     pflicht im Auto oder das Tragen eines Motorradhel-       takten, “Freunde und Mitschüler“ verwehrt.
     mes nie Normalität werden könnte.
                                                              Genug von Einschränkungen und Corona gespro-
     In vielen Zeitungsberichten ist zu lesen, dass die Co-   chen. Was war dieses Jahr Ihr schönstes Erlebnis?
     rona-Pandemie vor allem Kinder hart trifft. Können       Wir hatten das große Glück, 5 Tage, bei schönstem
     Sie dies bestätigen?                                     Wetter, in Vlagtwedde in den Niederlanden Urlaub
     Aufgefallen ist mir, wie sehr Kinder andere Kinder       zu machen. Wir hatten ein Ferienhaus direkt am
     brauchen. Ich war die ersten Wochen im Lockdown          See mit eigenem Seezugang und einem Kanu. Das
     davon ausgegangen, dass es unseren Kindern reicht,       war Entspannung für uns und ein Traum für unsere
     mit den Geschwistern zu spielen, per Brief oder Tele-    Kinder. Luxus pur.
     fon Kontakt zu halten, online gegeneinander SkipBo
     zu spielen oder gelegentlich Gespräche mit Erwach-       Und worauf freuen Sie sich am meisten, wenn Sie
     senen auf Abstand zu führen. Dann kam der Tag an         an das Jahr 2021 denken?
     dem das erste Mal wieder ein Freund von Jan zufällig     Ich hoffe auf einen Impfstoff, um die Sorgen vor ei-
     bei uns auf dem Hof war. Mit äußerster Vorsicht auf      ner Infektion beiseite legen zu können. Dann werden
     Abstand wurde Kontakt aufgenommen, draußen ge-           endlich Gutscheine eingelöst, wie einen Tier- und
     laufen, geredet und gelacht. Unser Jan kam danach        Freizeitparkbesuch und mit Freunden Frühstücken
     wie ausgewechselt mit einer Frische und Freude ins       gehen. Die Erstkommunion von Jan steht an und hof-
     Haus, die so ganz anders war als sonst. Das war der      fentlich wieder ein Urlaub in Vlagtwedde.
     Zeitpunkt, ab dem unsere Kinder sich mit Kindern         Ingrid und Stefan Tebbe
     aus zwei anderen festen Familien treffen                 mit Paul (11), Jan (8), Eva-Maria (6) und Liam (4)
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Anders als gedacht ...
                         Gedanken zum Jahr 2020 aus dem Wohn- und
                             Pflegezentrum St. Johannes Bakum
Auch wir haben gedacht, 2020 wird unser Jahr.       Dennoch vermissten wir unsere Lieben sehr und
Gerade haben wir noch gemeinsam Karneval ge-        als es hieß, Besuche dürfen wieder stattfinden,
feiert, uns auf die Osterzeit vorbereitet und die   schöpften wir neue Hoffnung. Natürlich fiel und
Freude auf unser traditionelles Osterfrühstück      fällt es uns schwer, den Abstand bei den Besu-
mit unseren Familien und Freunden stieg. Und        chen auszuhalten, denn eine Umarmung vermis-
plötzlich war alles anders als gedacht.             sen wir sehr, aber wir können uns wieder sehen,
Corona, Risikogruppe und Besuchsverbot, diese       und wir sehen, dass es unseren Lieben gut geht.
Worte gehörten auf einmal zu unserem Alltag         Eine neue Situation, die sich mit Sicherheit nie-
und bestimmten ihn.                                 mand hätte vorstellen können, aber auch diese
Denn auch im Haus St. Johannes durften bis auf      Situation lässt uns wachsen. Wir lernen den
nächste Angehörige, die sich von ihren Liebsten     Kontakt zu unseren Angehörigen und Freunden
verabschieden wollten, keine Besuche statt-         noch einmal neu schätzen. Wir merken, wie gut
finden. Das freundliche Lächeln im Gesicht der      uns der Kontakt zu unseren Lieben tut und auch
anderen zu sehen war durch die Maskenpflicht        wenn wir das Lächeln nur in den Augen sehen,
nicht möglich und es war in besonderen sicher-      sehen wir: Es ist noch da. Und das ist der Ver-
heitsbedingten Fällen durch eine komplette          dienst unserer Gemeinschaft und unseres Zusam-
Schutzmontur nicht möglich, das Gegenüber zu        menhaltes. Denn durch kleine Aufmerksamkeiten
erkennen. Als wir noch nicht erahnen konnten,       fühlen wir uns in der Gemeinschaft aufgehoben:
über welchen Zeitraum wir beim Besuchsverbot        ein Winken durch die Scheibe, einen Anruf oder
sprachen, gab es die Hoffnung, dass es schnell      einen Besuch in unserer Besucherhütte, ein ein-
vorbei sein würde und alles wieder normal wird.     faches Erkundigen oder ein „wie geht es euch“.
Doch je länger es dauerte, umso schwieriger         Aufgehoben fühlen wir uns, auch wenn es uns
wurde die Situation. Die Bewohner des Hauses        durch die besondere Situation mit Sicherheit
konnten teilweise nicht verstehen, wieso ihre       nicht immer gut geht.
Angehörigen und Freunde nicht mehr zu Besuch        Wir möchten uns bei allen von ganzem Herzen
kommen durften, es wurde über Corona ge-            bedanken, die sich die Zeit genommen haben,
schimpft und es entstand Unmut.                     uns beizustehen. Egal in welcher Form, seien es
Doch auch in dieser schweren Zeit, die durch ihre   Gottesdienste, Fensterkonzerte oder die Unter-
Ungewissheit einige Vergleiche zum Krieg von        stützung durch „Wir helfen Vechta“, selbstgeern-
Seiten der Bewohner hervorbrachte, in der die       teter Honig oder warme Worte, aber auch das
eine oder andere Träne getrocknet werden muss-      Verständnis, dass uns bei den Maßnahmen zum
te, gab es Lichtblicke. Wir dachten wir wären       Schutz unserer Bewohner entgegengebracht
von allen vergessen worden, doch wir sind Teil      wurde. Wir wissen, was wir an euch haben. Wir
der Gemeinschaft in Bakum, und das haben wir        möchten euch wissen lassen, dass, auch wenn
gespürt.                                            wir uns das Jahr 2020 anders vorgestellt haben
Wir haben auf so viele Arten Aufmerksamkeit         und wir es mit Sicherheit nicht gut in Erinnerung
und Mitgefühl bekommen. Blumen, Bilder und          behalten, ihr uns schöne Momente bereitet habt,
Briefe erhellten unseren Alltag. Leckereien wur-    an die wir uns gerne zurück erinnern.
den uns vor die Tür gestellt und wir freuten uns
sehr, dass wir nicht vergessen wurden.              Julia Bünnemeyer

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Anneliese Rolfes (links) und Maria Evers im Gespräch. (Foto: Holtkamp)

                                 Wi mössen nix missen…
                  Maria Evers (Lüsche) und Anneliese Rolfes (Westerbakum) im Gespräch
                 über die dunklen Wintermonate und Brauchtümer. Beide berichten über
                                          Erlebnisse ihrer Kindheit.
     Anfang Oktober begrüßten Pfarrer Bernd Holt-        bäen?“ Offensichtlich konnten Maria und Anne-
     kamp und Pastoralreferentin Elisabeth Lüken         liese es bestens. Denn in jedem Jahr ließ er seine
     zwei besondere Gäste im Pfarrhaus. Die Fragen       Gaben da: Kuchen und Nüsse.
     standen im Raum: Wie hat man eigentlich in          Einen Fernseher besaß man vor 90 Jahren noch
     früheren Zeiten die dunklen Wintermonate ge-        nicht. Die langen Abende im Advent verbrach-
     staltet? Welches Brauchtum gab es zwischen          ten die Männer mit Kartenspiel und die Frauen
     Nikolaus und Könige? Um diesen Fragen auf die       mit Handarbeiten, Spitzenhäkeln und Stricken.
     Spur zu kommen, wurden echte Expertinnen ein- Außerdem wurden Lieder aus dem Gebetbuch
     geladen: Maria Evers aus Lüsche, die in Dwergte, (Laudate) gesungen. Einen Adventskranz gab es
     bei Molbergen aufgewachsen ist, und Anne-           wohl in den Klassenzimmern der Schulen, nicht
     liese Rolfes aus Westerbakum, die gebürtig aus      aber in allen Familien. Die Kinder nutzten die Zeit
     Schwichteler stammt. Nach einer Stärkung mit        auch dafür, einen Wunschzettel für das „Christ-
     Kaffee und Kuchen (inkl. Likörchen) ließen uns      kindken“ zu schreiben. Der fertig geschriebene
     die beiden Damen an ihrem reichen Erfahrungs- Brief wurde dann auf das Fensterbrett gelegt, mit
     schatz teilhaben.                                   besonderen Zusatzgaben: einer Schale Wasser,
     Mit etwas Unbehagen erinnerten sich beide an        Heu und Rüben. Alles bestimmt für das Eselchen
     den Nikolausabend. Während der Nikolaus in          des Christkinds.
     Schwichteler nur von einem Engel und einem          Bevor dann am Heiligen Abend das Christkind
     Knecht Ruprecht begleitet wurde, wartete der        kam, zogen die Kinder ihre Hölschken an und
     Nikolaus in Dwergte mit einer ganzen Reihe          verbrachten den Nachmittag mit anderen Nach-
     schauriger, maskierter Gestalten auf: „Dei harn     barkindern in einer Werkstatt – so wusste es
     sücke Pietschken bi sick; un hauden dormit an       Anneliese Rolfes zu erzählen. Zum Erstaunen des
     dei Fensterschieben und up‘n Dischk.“ „Ick har      Pastors gab es am Heiligen Abend keine Gottes-
     immer so masse Bange und kröp bi usen Pap-          dienste. Die Feier fand in der familiären Gemein-
     pen ünnern Stauhl,“ – wusste Maria Evers zu         schaft statt: Jede Familie hatte so ihre eigenen
     berichten. Kinderbeine, die aus dem Rucksack        Rituale, die anzeigten, dass das Christkind schon
     des Knecht Ruprechts baumelten, verhießen           dagewesen sei. Die Familie versammelte sich
     nichts Gutes. Auch manche Fragen des heiligen       am mit kunterbunten Kugeln, mit Lametta und
     Nikolaus hatten es in sich: „Käönt dei Kinner uck Engelshaar geschmückten Tannenbaum, an dem

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früher eben ausschließlich echte Kerzen brann-        abend für mancherlei Schabernack. Da wurden
ten. Beide erzählten davon, dass der Heilige          dann auch schon mal Türen ausgehängt, Acker-
Abend mit gemeinsamen Gesang begann; ge-              wagen samt Inhalt auf die Dächer gehoben und
folgt von der eigentlichen Bescherung. In beiden      alles, was nicht niet- und nagelfest war, an einen
Familien gehörte zu den Gaben ein bunter Teller       anderen Ort verbracht. Frau Rolfes berichtete:
mit Süßigkeiten, mit Lebkuchen und Spekulatius,       „Wenn an‘n Neijohrsmorgen die Schossstein nich
mit Nüssen und „Fiegen“. Maria Evers konnte           trecken wull, dann leeg dat uck woll maol doran,
sich noch an eine Puppe erinnern, die sie vom         dat baoben up’t Dack eine Glasschiebe up den
„Christkindken“ bekommen habe, und die in den         Schossstein leggt wör.“ Die Grenzen zwischen
darauffolgenden Jahren vom „Christkindken“ neu        Scherz und Schaden waren da wohl sehr flie-
eingekleidet wurde. In einem Jahr habe sie auch       ßend.
selbst ein „sammet Kleed“ bekommen: ein rotes         Beide Damen ließen uns mit großer Dankbarkeit
Samtkleid. Bei Anneliese Rolfes stand auch ein        an ihren kostbaren Erinnerungen teilhaben. Was
kleiner Krippenstall unter dem Baum, mit Gips-        Geschenke und Ausstattung angeht, mag damals
figuren, bei denen hin und wieder auch mal ein        vieles einfacher und bescheidener gewesen sein.
Arm oder anderes fehlte. Ein Abendessen schloss       Selbst in Kriegs- und Krisenzeiten hätten aber
den Heiligen Abend ab. „Aober meisttied harn wi       beide die Erfahrung gemacht, dass immer genug
gor kien Hunger mehr.“ Und es musste früh ins         da war; gerade auf landwirtschaftlichen Betrie-
Bett gehen, denn am ersten Feiertag besuchten         ben und Bauernhöfen, wo das Prinzip der Selbst-
die Familien den Festgottesdienst. In Molbergen       versorgung umgesetzt wurde: Alles, was der
begann dieser schon um 6.00 Uhr und die Fami-         Ackerboden, der Garten oder die Tiere hergaben,
lie feierte alle drei Hl. Messen, die sich aneinan-   wurde haltbar gemacht: eingeweckt, eingelegt
derreihten, mit.                                      oder getrocknet. Das wussten auch manche
Am 01. Januar überbrachten die Kinder die Neu-        Hamsterer, die sich, vom Hunger getrieben, aus
jahrswünsche in der Nachbarschaft und wur-            den Städten des Ruhrgebiets aufmachten und
den mit Gaben belohnt: Dazu zählten auch die          auch im Oldenburger Land um Hilfe baten. Es
Neujahrskuchen, die anfangs noch mit speziellen       reichte auch für sie mit: „Wi mössen nix missen,
Zangen über dem offenen Feuer gebacken wor-           us fählde nix“ wussten beide. Ein Satz, der uns
den waren. Die Dorfjugend zeigte sich eher von        nachdenklich gemacht hat, im Positiven!
der aufmüpfigen Seite und nutzte den Silvester-

                                              Gibt es in diesem Jahr weiße Weihnachten? So könnte es in
                                                             Vestrup aussehen. (Foto: Frank Klostermann)

                                                                                                           17
Ein besonderes Jahr für die Landwirtschaft
              Wie eng Höhen und Tiefen beieinanderliegen, habe ich besonders in den ver-
               gangenen zwölf Monaten gemerkt. Von Julian Dammann (Westerbakum).
     Landwirt sein, das ist für mich der schönste      darum, Veränderungen zu verhindern. Die hat
     Beruf der Welt. Ich lebe nah bei der Natur, mit   es – Gott sei es gedankt – immer gegeben.
     der Natur und von der Natur, das möchte ich       Das Arbeiten in der Landwirtschaft ist durch
     niemals missen. Ein normaler Bürojob jeden-       viele Erfindungen und Innovationen körperlich
     falls wäre nichts für mich, da fühlte ich mich    einfacher geworden. Auch unsere Tiere haben
     nicht wohl. Ich bin aber froh, dass es andere     von den Veränderungen der vergangenen zwei
     Menschen gibt, die diese Tätigkeiten gerne ma-    Jahrzehnte enorm profitiert. Wenn ich an die
     chen, nur für mich persönlich wäre das nichts.    alten Schweineställe von früher denke, da bin
     Ich kümmere mich lieber um unsere Schweine,       ich schon froh, dass die derzeitigen besser auf
     unsere Bullen und natürlich unsere Acker-         die Bedürfnisse der Tiere eingestellt sind, auch
     flächen. Ich stehe dabei in einer langen Kette    wenn wir da in Zukunft sicher noch besser wer-
     an Vorfahren. Auf unserer Hofstelle können        den können – und sollten. So war es schließlich
     wir schon seit fast 600 Jahren Landwirtschaft     in der Vergangenheit auch.
     nachweisen. Stets waren dies Familienbetrie-      Das raue gesellschaftliche Klima und die vielen
     be – so wie heute – und ich hoffe, dass es auch   Vorwürfe nehmen einem mitunter auch den
     noch lange so bleiben wird.                       Spaß bei der Arbeit. Wie eng dabei Höhen und
     Die Arbeit ist dabei nicht immer einfach, aber    Tiefen beieinanderliegen, habe ich besonders
     so ist das eben in der Natur, man muss ihr mit    in den vergangenen zwölf Monaten gemerkt.
     Respekt begegnen. Die Jahre 2018 und 2019         Ich habe mich im letzten Herbst den großen
     haben, glaube ich, uns allen mit der Dürre eine   Bauernprotesten angeschlossen. Auch ich bin
     gute Portion Demut vor den Kräften der Natur      aufgestanden und habe mit tausenden Berufs-
     gelehrt.                                          kollegen meinem Ärger über eine falsche und
     Ich beobachte leider schon länger, dass das       vor allem unehrliche Politik Luft gemacht. Viele
     gesellschaftliche Klima rauer wird und wir als    Vorwürfe, die uns von Seiten mancher Politi-
     Landwirtinnen und Landwirte zunehmend             ker immer gerne gemacht werden, stimmen
     kritischer beäugt werden. Das finde ich per-      oft so einfach nicht. Oft geht es zum Beispiel
     sönlich sehr schade, weil ein Großteil der        um das Thema Nitrat im Grundwasser und es
     Kritik vor allem auf Unwissenheit beruht. Zu      ist vollkommen klar, dass davon nicht zu viel
     vielen Menschen ist gar nicht mehr bewusst,       im Grundwasser sein darf. Aber die Landwirt-
     wie Landwirtschaft und Lebensmittelproduk-        schaft ist zum einen nicht die einzige Eintrags-
     tion funktionieren, und es ist egal, ob es sich   quelle von Nitraten und zum anderen konnten
     dabei um Ökolandbau oder konventionelle           wir durch ein großes Gutachten nachweisen,
     Landwirtschaft handelt. Mir geht es nicht         dass die meisten Messstellen nicht richtig

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So kann Bakum im Winter aussehen. Weiße Feldwege voll-
                                                            enden die Winteridylle. (Foto: Frank Klostermann)

funktionieren. Trotz unserer fundierten Ein-
wände wurde ein schlechtes Düngerecht
beschlossen. Ich muss jetzt einen Teil unserer
Pflanzen hungern lassen. Das kann doch nicht
richtig sein.
Noch während der Beschlussfassung über das
neue Düngerecht brach eine neue Situation
über uns alle herein.
Im Frühjahr kam das Coronavirus über uns.
Eine ganz neue, ungewöhnliche und teilweise
auch beängstigende Situation. Wir wohnen in
der Nähe der Autobahn. Im Frühjahr war es
draußen plötzlich ganz still, der Verkehr auf der
Straße war so gering, wie sonst nur zu Heilig-
abend. Die Läden mussten schließen und auch
sonst fror das Leben irgendwie ein.
Die Landwirtschaft aber, die war plötzlich
systemrelevant. Viele haben zum ersten Mal in
ihrem Leben gemerkt, wie wichtig eine regio-
nale Lebensmittelerzeugung sehr schnell wer-
den kann. Wenn globale Lieferketten gestört
sind, dann braucht man eine funktionierende
heimische Lebensmittelerzeugung. Zudem
darf man nicht vergessen, dass wir in Deutsch-
land wirklich sehr hohe Produktionsstandards            Landwirt Julian Dammann. (Foto: Dammann)
haben. Das sollte man nicht leichtfertig ver-
spielen.
Mir wäre es lieb, wenn wir alle – nach der
Pandemie - wieder mehr miteinander ins Ge-
spräch kommen. Wenn Fragen sind, dann nutzt
gerade in Bakum die Möglichkeit und fragt
doch einfach mal den Landwirt. Mein ganz
persönlicher Wunsch für die Zukunft ist, dass
mehr Menschen hinter uns Bauern und unse-
rer Arbeit stehen, damit es auch in Zukunft in
den Dörfern noch Bäuerinnen und Bauern gibt.

                                                                                                          19
Friede, Freude, Eierkuchen zu Weihnachten?
               Tipps für gelingende Beziehungen. Auszüge von Dr. Luitgard Derschmidt, In:
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     Weihnachten wird oft als das Fest der Familie       zusammenhängt. Dabei geht es nicht um die
     bezeichnet. [...] Christen und Christinnen feiern   Menge der Gespräche sondern um ihre Quali-
     zu Weihnachten die Geburt des Sohnes Gottes,        tät. Heute hört man oft: „Wir müssen reden!“,
     der als ganz gewöhnliches Menschenkind gebo-        manchmal auch mit einem bedrohlichen Unter-
     ren und einer wie wir wurde – aus Liebe, so wird    ton. Aber viel Gerede bringt nichts, wenn man
     uns gesagt. Da passt es dann schon, das Fest der    nicht gut miteinander redet und vor allem auf-
     Familie. Die Geburt eines Kindes hat mit Fami-      merksam zuhört. Ich will wirklich wissen, was du
     lie zu tun und kleine Menschen (auch große)         mir sagst, bis zum letzten Wort, und nicht schon
     brauchen Liebe, um gut gedeihen zu können           nach der ersten Hälfte überlegen, was ich dir da
     und glücklich zu werden. Und nicht nur, dass sie    erwidern kann. Ich will wirklich wissen, wie es
     selbst geliebt werden, ist notwendig, sondern       dir geht und wie du dich fühlst, und nicht sofort
     auch, dass die Menschen rundherum einander          bewerten oder gar abwerten: Ist doch nicht
     lieben und wohlwollen. Kindern geht es viel bes-    schlimm! Was regst du dich denn auf, das ist
     ser, wenn ihre Eltern einander mögen.               ja lächerlich; ich weiß, ich mache, ich kann das
     Ein Fest der Liebe wollen wir zu Weihnachten        besser!
     gemeinsam feiern. Darauf bereiten wir uns in        Auch wenn mir manches komisch vorkommt,
     der Adventszeit vor. Und wir wünschen uns,          beim Zuhören geht es nicht um mich, sondern
     dass dabei unsere Herzen aufgehen und es licht      um dich. Gutes Zuhören hilft auf jeden Fall.
     und warm wird und alle rundherum froh und           Manchmal genügt es überhaupt. Der /die ande-
     glücklich sind – weihnachtsselig, wie es auch       re will nur etwas los werden, das bedrängt. Das
     heißt. Schöne Worte, die uns wohltun.               gilt für Partner und Partnerinnen genauso wie
                                                         für Kinder. Wenn ich aber gefragt werde, dann
     Streit zu Weihnachten                               ist die Antwort meine Antwort und so muss ich
     Aber man weiß, dass in Familien zu Weihnach-        sie auch formulieren: ich denke, ich fühle, ich
     ten und im Urlaub am meisten gestritten wird        möchte.
     und viele Menschen nicht froh und nicht glück-
     lich sind. Denn gerade weil wir uns so viel von     „Strohhalme“ der Freundlichkeit sammeln
     diesem Fest erwarten – die ganze Freude, die        Was hat das mit Weihnachten zu tun? Unser
     ganze Liebe, das ganze Glück –, sind unsere Er-     Fest wird schön sein, wenn wir uns im wahrsten
     wartungen einfach viel zu hoch und wir werden       Sinn des Wortes gut verstehen, wenn wir uns
     enttäuscht, frustriert und unglücklich. Noch        aneinander freuen können, wenn wir aufmerk-
     dazu, wenn wir während des Jahres, im täg-          sam und liebevoll miteinander sprechen und uns
     lichen Alltagswirbel übersehen, diese Liebe zu      vor allem füreinander Zeit nehmen. Im Advent
     pflegen: durch gute Worte, die wir einander sa-     spätestens sollten wir zu üben anfangen.
     gen, durch kleine Zeichen des Wohlwollens und       Als Kinder durften wir immer, wenn wir etwas
     der Freude aneinander, durch kleine Aufmerk-        Gutes oder Liebes getan hatten, einen Stroh-
     samkeiten und wenn wir einander zuhören und         halm in die Krippe legen, damit das Christkind
     wirklich erfahren wollen, wie es dem anderen        weicher liegt, wenn es kommt. Vielleicht können
     geht. Auch durch gegenseitige Dankbarkeit, für      wir in unserer Beziehung, in unserer Familie
     das, was wir aneinander haben und von ein-          solche „Strohhalme“ der Freundlichkeit, der
     ander geschenkt bekommen. Gut miteinander           Zärtlichkeit, der Aufmerksamkeit und der Dank-
     reden und aufmerksam zuhören.                       barkeit sammeln, damit das Fest der Göttlichen
     Bei einer Umfrage nach der Ehezufriedenheit         Liebe besser gelingt!
     hat sich klar herausgestellt, dass diese Zufrie-
     denheit mit dem Gelingen der Kommunikation

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Perspektivwechsel
                           Advent heißt Warten
                           Nein, die Wahrheit ist
                 Dass der Advent nur laut und schrill ist
                              Ich glaube nicht
           Dass ich in diesen Wochen zur Ruhe kommen kann
                   Dass ich den Weg nach innen finde
           Dass ich mich ausrichten kann auf das, was kommt
                                Es ist doch so
                             Dass die Zeit rast
                       Ich weigere mich zu glauben
           Dass etwas Größeres in meine Welt hinein scheint
                Dass ich mit anderen Augen sehen kann
                            Es ist doch ganz klar
                               Dass Gott fehlt
                       Ich kann unmöglich glauben
                        Nichts wird sich verändern
                   Es wäre gelogen, würde ich sagen:
                         Gott kommt auf die Erde!
           … und nun lesen Sie den Text von unten nach oben!

                    Text: Iris Macke, ‚Der andere Advent 2018,
                                Verlag ‚Andere Zeiten‘

                   Gebet für die Kirche
                        Gott, Du willst eine Kirche,
                          die aus Fehlern lernt
                            und sich erneuert.

                         Du willst eine Kirche,
                      die geschlechtergerecht ist
           und in der Frauen ihre Berufungen leben können.

                         Du willst eine Kirche,
                           die diakonisch ist,
                  den Armen und Bedrängten beisteht
                      und die Schöpfung bewahrt.

                     Schenke uns Deine Geistkraft
                  und den Mut, für eine glaubwürdige
                          Kirche einzutreten.
     Text: Monika Altenbeck/ Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands -
         Bundesverband e.V., Quelle: www.kfd.de, In: Pfarrbriefservice.de

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