6 2009 Deutsches Filminstitut & Filmmuseum
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Film I n s titut M u s e um 6 2009 Porträt: Javier Bardem KINO Stadtsinfonien | Werkschau Amos Gitai | goEast präsentiert Klassiker & Raritäten | Samstagsfilme | Dokumentarfilm & Gespräch Filmhistorischer Vortrag | Kinderkino Führung Schätze der Archive AUSSTELLUNGEN H.R. Giger. Kunst · Design · Film | Bernhard Grzimek MUSEUMSPÄDAGOGIK | BIBLIOTHEK
2 Inhalt 3 Editorial 20 Klassiker & Raritäten Impressum Dienstags, mittwochs, donnerstags, 4 H.R. GIGER. Kunst · Design · Film Programmheft Juni 2009 samstags Sonderausstellung und Katalog Deutsches Filminstitut / Deutsches Filmmuseum 23 Frankfurter filmhistorischer Vortrag Herausgeber: Deutsches Filminstitut – DIF e.V. 6 Bernhard Grzimek – zum 100. Geburtstag mit Filmen unseres Archivs Schaumainkai 41, 60596 Frankfurt am Main Galerieausstellung am 10. Juni Direktorin: Claudia Dillmann (V.i.S.d.P.) 7 Nachruf Stellvertretender Direktor: Hans-Peter Reichmann 23 Samstagsfilme Redaktion: Horst Martin, Lisa Dressler (Mitarbeit) Trauer um Dorothea Fischer-Nosbisch Kurzfilme aus Dominic Angerames Lektorat und Schlussredaktion: Katja Thorwarth 8 Schätze der Archive Serie „city sinfonies“ am 27. Juni Mitarbeit: Stefan Adrian, Chris Dähne, Beate Führung durch das Bildarchiv Dannhorn, Daniela Dietrich, Natascha Gikas, 24 Stadtsinfonien Winfried Günther, Monika Haas, Tim Heptner, am 25. Juni Filmreihe vom 12. bis 28. Juni Sabrina Jähner, David Kleingers, Tina Klotz, Andre 8 Rückblick: Hilfe für Kölner Stadtarchiv Mieles, Jens Müller, Susanne Neubronner, Jessica 28 Bridges and Disengagements Niebel, Nadja Rademacher, Ulrike Stiefelmayer, 9 Vorschau: 15. Frankfurter Kinowoche Werkschau Amos Gitai bis 12. Juni Martin Streit, Gary Vanisian, Thomas Worschech vom 19. bis 25. Juli 29 Dokumentarfilm & Gespräch Grafik: conceptdesign, Offenbach 10 Rückblick: goEast Zwei Veranstaltungen im Juni Druck: Central-Druck Trost GmbH & Co. KG, Heusenstamm 9. Festival des mittel- und Papier: Gedruckt auf Sorte Profisilk matt in 100 g 30 Jugend-Film-Jury osteuropäischen Films Anzeigen (Preise auf Anfrage): Presse- und 32 Kinderkino Freitags und sonntags Öffentlichkeitsarbeit, Tel.: 069 - 961 220 222 13 goEast präsentiert presse@deutsches-filmmuseum.de Die Welt ist gross und Rettung lauert 33 Angebote für Groß und Klein überall am 18. Juni Abbildungsverzeichnis: Alle Abbildungen stammen 34 kurz notiert aus dem Fotoarchiv des Deutschen Filminstituts – DIF 14 Porträt: Javier Bardem Zwei Premieren e.V. sofern nicht anders verzeichnet. Micheal Loewa Filmreihe vom 3. bis 28. Juni Was tut sich – im deutschen Film? (S. 10-12), Uwe Dettmar (S. 9, 30), Horst Martin (S. 6, Anime in der Academie 34), Jens Müller (S. 6), Martin Streit (S. 5) 18 Alle Kinotermine im Überblick Verbreitung: ECCO! Agentur für Kulturmedien, Frank furt. Das monatlich erscheinende Programmheft liegt aus im Deutschen Filmmuseum sowie an ausgewähl Anfahrt mit Öffentlichen Verkehrsmitteln Filmbibliothek und Textarchiv ten Orten in Frankfurt und der Region. Mitglieder des U1, U2, U3 (Schweizer Platz) · Straßenbahn 16 (Schweizer-/ Di, Do, Fr 10.00 - 17.00 Uhr, Mi 10.00 - 19.00 Uhr oder nach Deutschen Filminstituts – DIF e.V., der Freunde des Gartenstraße) · U4, U5 (Willy-Brandt-Platz) N1, N8 (Willy- Vereinbarung, Tel.: 069 - 961 220 430 (Filmbibliothek) Deutschen Filminstituts e.V., der freunde des deutschen Brandt-Platz) · N7 (Schweizer-/Gartenstraße) · Buslinie 46 Tel.: 069 - 961 220 410 (Textarchiv) filmmuseums e.V. (Bezugspreis im Mitgliedsbeitrag (Museumsuferlinie 46) Eintrittspreise der Ausstellungen enthalten) sowie Inhaber der Kinocard erhalten das Öffnungszeiten der Ausstellungen: Dauerausstellung und Galerieaustellung: € 2,50 / 1,30 (erm.) Monatsprogramm frei Haus. Dauerausstellung, Sonderausstellung Sonderausstellung H.R. Giger: € 6,- / 4,50 (ermäßigt) Alle Programme und Veranstaltungen – sofern nicht H.R. Giger. Kunst · Design · Film Škoda-FahrerInnen haben freien Eintritt zu Ausstellungen. anders angegeben – finden statt im: Galerieausstellung Öffentliche Führungen am Wochenende Bernhard Grzimek – zum 100. Geburtstag Deutschen Filmmuseum Sonderausstellung: Sa 15 Uhr | Dauerausstellung: So 15 Uhr Schaumainkai 41 · 60596 Frankfurt am Main Di, Do, Fr 10.00 - 17.00 Uhr, Mi, So 10.00 - 19.00 Uhr, Gruppenführungen nach Anmeldung möglich! Sa 14.00 - 19.00 Uhr · Mo geschlossen Information & Ticketreservierung: (Änderungen vorbehalten) Tel.: 069 - 961 220 220 Öffnungszeiten an den Feiertagen: Pfingstmontag (1.6.), Besuchen Sie unseren Online-Shop im Internet: E-Mail: info@deutsches-filmmuseum.de Fronleichnam (11.6.): 10 bis 19 Uhr geöffnet www.deutsches-filmmuseum.de/shop Schule des Sehens Führung / Workshop / Filmanalyse Unser wöchentlicher Newsletter informiert Sie per E-Mail Kulturpartner des für angemeldete Gruppen täglich ab 9.00 Uhr donnerstags über Kino- und Ausstellungs-Programme. Deutschen Filminstituts Anmeldung unter www.deutsches-filmmuseum.de kinderatelier am Wochenende Trick- und Knetfilme drehen im Museumsfoyer: Sa, So 14.00 - 18.00 Uhr Titelbild: Joel & Ethan Coen No Country for Old Men (USA 2007)
Editorial Liebe Lese ri nnen u nd Leser , 3 knapp drei Monate ist es her, dass beim werden muss. Auch dafür war die Arbeit in Köln eine lehrreiche Erfah- Einsturz des Kölner Stadtarchivs zwei rung, gewonnen gerade an jenen Beispielen, wie sie unseren Alltag Menschen ums Leben kamen und Kultur- bestimmen: Kauft man bei begrenzten Mitteln besser stärkeren schätze aus Jahrhunderten massenhaft Karton, stabilere Ordner, richtige Stahlschränke oder tut es – für eine zerstört wurden. Wie nach dem Brand der dann größere Zahl zu schützender Objekte – die billigere Variante? In Anna-Amalia-Bibliothek in Weimar oder Köln jedenfalls bargen nur die dicken teuren Kartons aus den 1950er dem Hochwasser in Dresden gerät durch Jahren ihren Inhalt unversehrt. solche Katastrophen die Bewahrung und der Schutz des kulturellen Erbes ins Zurück in Frankfurt betrachten wir die Inkunabeln der grafischen öffentliche Bewusstsein, das in normalen Sammlung, Reimanns Original-Entwurf der Brücke aus Das Cabinet des Zeiten an Fragen der Erhaltung, Sicherung und Restaurierung kultur- Dr. Caligari, Otto Huntes Entwürfe für Metropolis und Die Nibelungen, die historischer Artefakte eher weniger Interesse zeigt. Dem Erschrecken Original-Aushangfotos von Genuine. Nicht auszudenken, wenn... Die folgt nun womöglich eine Sensibilisierung für den Wert von Archiva- Kölner Gedanken im Kopf, blicken wir zugleich nach vorn: auf das lien, die das Gedächtnis einer Stadt und eines Landes darstellen. erste große Projekt des Kulturfonds Frankfurt RheinMain, das dem Phänomen Expressionismus gewidmet ist. Wir freuen uns auf die Dies jedenfalls war unser Eindruck im Kölner Erstversorgungszentrum, Zusammenarbeit mit der Mathildenhöhe Darmstadt, mit der wir wo 19 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Filminstituts im ver- gemeinsam das „Gesamtkunstwerk Expressionismus“ beleuchten gangenen Monat dabei halfen, die aus den Trümmern geborgenen werden und hoffen, Ihnen unversehrte, ebenso faszinierende wie aus- Dokumente zu sichten, zu säubern und zu sortieren. Denn nicht allein sagekräftige Exponate aus unseren Sammlungen präsentieren zu Archivare und Studierende aus ganz Deutschland, aus Polen und den können – seien Sie gespannt! Niederlanden hatten sich freiwillig gemeldet, auch Bürgerinnen und Bürger aus Köln und Umgebung streiften sich die weißen Schutzan- Und auch im Hier und Jetzt gibt es wieder einiges bei uns zu ent- züge über und packten mit an. Sie habe ein neues Verhältnis zur Stadt decken: ob im Kino, in den Ausstellungen oder den Archiven – Sie sind und ihrer Geschichte gewonnen, seit sie den Reichtum des Archivs in uns immer herzlich willkommen! seiner demolierten Form vor Augen habe, sagte eine der Helferinnen, die gemeinsam mit ihrem Mann einen Tag pro Woche im Zentrum arbeitet. Ob diese Art der Sensibilisierung dazu führen wird, endlich auch in Deutschland die finanziellen Mittel für eine systematische Claudia Dillmann, Direktorin Digitalisierung bereitzustellen, wie dies in anderen europäischen Staaten längst geschieht, bleibt vorerst nur zu hoffen. Natürlich kann keine Kopie das Original ersetzen, für dessen Schutz mehr geleistet Mitglieder und Institutionelle Förderer
4 H.R . GIG E R Kunst · Design · Film Der Schweizer Künstler H.R. Giger gilt als einer der bedeu- tendsten Vertreter des Phantastischen Realismus. Unsere Sonderausstellung präsentiert sein gesamtes Filmdesign, darunter die mit dem Academy Award („Oscar“) prämierten Arbeiten für den Kultfilm Alien (1979). Auf der Suche nach einem geeigneten Set-Designer für sein Filmprojekt stieß Regisseur Ridley Scott auf H.R. Gigers Necronomicon-Buch und war begeistert, insbesondere von dem Gemälde Necronom IV. Im Februar 1978 besuchte er den Künstler in Zürich und bereits einen Monat später war der Vertrag über die Zusammenarbeit geschlossen. Der kathedralenartige Kommandoraum wurde im Maßstab 1:1 aus Holz, Die Zeit drängte, denn Ende Mai sollte mit den Dreharbeiten begonnen Drahtgeflecht und Gips gebaut. Im Film sitzt dort der tote Pilot einer un- werden. In der Folgezeit kreierte Giger mehr als 30 Bilder zu Alien, bekannten Spezies. Entsprechend zu Gigers biomechanoidem Konzept, wobei er, um die Ausführung seiner Designs selbst zu überwachen, sein in dem Mensch und Maschine verschmelzen, ist dieser riesige Space Atelier in den Shepperton-Filmstudios bei London einrichtete. Jockey mit der Bodenplatte und dem Teleskop verwachsen. Die ge- samte Höhe der Figur betrug acht Meter. Der Space Jockey wurde aus Set Designs für A lien Polyester gegossen und anschließend mit Latex überzogen. Neben der Alien-Kreatur in ihren unterschiedlichen Entwicklungssta- Die Außenaufnahmen vom fremden Planeten mit dem Raumschiffwrack dien war Giger auch für die Entwürfe und Realisierung der Landschaften fanden in der H-Stage in den Shepperton-Studios statt. Die Landschaften des fremden Planeten sowie des mysteriösen Raumschiffwracks mit wurden maßstabgetreu nach der Vorlage aus Holz, Styropor, Gips und seinen unheimlichen Korridoren, der Alien-Brutstätte und des Cockpits Plastikschläuchen modelliert. Außerdem fertigte man ein Seitenstück verantwortlich. des Sets in voller Größe, um die Astronauten beim Einstieg in das Raum- schiff durch die vulvaförmigen Öffnungen filmen zu können. Die Total- aufnahmen von Landschaft und Wrack kombinierte man später mit einem gemalten Hintergrund, einem matte painting. Auf einem weiteren Set entstand eine Miniatur-Kulisse. Dort ragte das Wrack hufeisenförmig aus der verknöcherten Oberfläche des Planeten. Der Modellbauer Peter Voysey schnitt ein drei Meter langes Wrack- Modell nach Gigers Zeichnungen aus einem Styroporblock und überzog die Form anschließend mit einer Plastilinhaut, in die Rohre und Kabel gesteckt wurden. links: Necronom IV (1976), Acryl auf Papier oben: Wrack (1978), Acryl auf Papier rechte Seite: H.R. Giger und Fredi M. Murer Großer Andrang bei der Signierstunde
Ausstellung bis 26. Juli 5 Signierstunde mit H.R. Giger und Fredi M. Murer Liebe Besucherinnen und Besucher, Bei der Ausstellungseröffnung im Januar stand H.R. Giger bereits im Mittelpunkt, zur Signierstunde am 9. Mai herrschte wieder großer Frankfurt – Los Angeles, Flight LH 456, Non- Andrang: Mehr als 250 Besucherinnen und Besucher nutzten die stop, Flugdauer 11:25 Stunden. Zu Gast in Gelegenheit, sich Plakate, Kataloge Hollywood. Das Hotel liegt neben dem Kodak und Devotionalien von dem Künstler Theatre, dort wo alljährlich die Oscar-Verlei- signieren zu lassen. Als Gast emp- hung stattfindet. Ein schneller Blick auf die fing Ausstellungsleiter Hans-Peter Traumfabrik. Lookalikes posen für die Tou- Reichmann auch den eidgenössi- risten, und gleich zückt man selbst die schen Filmemacher Fredi M. Murer, Kamera, um vor Grauman’s Chinese Theatre die Schuh- und Hand- der mit Giger bei S wissmade 2069 abdrücke von Clint Eastwood oder am Hollywood Boulevard auf (1968) vor mehr als vier Jahrzehnten zusammenarbeitete. Mit dem sar- dem Walk of Fame den Stern von Marilyn Monroe zu fotografie- kastisch-visionären Science-Fiction-Märchen, von dem einige Expo- ren. nate wie der Humanoid in unserer Ausstellung zu sehen sind, begann für beide ihre filmische Karriere. „Durch den Ausstellungsbesuch in Cut, Ortswechsel: Beverly Hills, Academy of Motion Picture Arts Frankfurt sehen wir uns endlich mal wieder, sonst telefonieren wir nur and Sciences. Ausstellung Anime! Hight Art – Pop Culture, Tag oder lesen übereinander in der Zeitung“, erzählte Murer in char- der Eröffnung und Anlass unseres Besuchs. Für mehr als drei mantem Hochdeutsch. Mehr Zeit zum Plaudern gab es beim Abend- Monate, bis zum 23. August, gastiert unsere Schau in Übersee. essen, zu dem der Schweizer Generalkonsul Julius F. Anderegg, Schirmherr der Ausstellung, die Künstler eingeladen hatte. Behind the scene: beeindruckend die Kinos und die Sammlungen der Academy. Im Vorführraum die neueste Projektionstechnik. Die Kolleginnen und Kollegen des Film Archivs und der Margret Herrick Library zeigen einen Teil ihrer einmaligen Schätze, darun- ter Kopien aller ausgezeichneten Filme, Arbeitsdrehbücher von Fred Zinnemann, das Privatarchiv von Gregory Peck, die Samuel Goldwyn Collection, die Sydney Pollack Papers, Kostümentwürfe von Edith Head, ein Requisit aus The Wizard of Oz, überall an den Wänden hängen Uraufführungsplakate. Ende 2010 soll ein neues Filmmuseum fertiggebaut sein, um dort einen Teil der wundervollen Materialien der Öffentlichkeit präsentieren zu können. Informationen Los Angeles – Frankfurt, Flight LH 457, Nonstop, Flugdauer 10:45. Zur Ausstellung ist ein 84-seitiger Katalog (Hardcover) mit Das Ende einer Reise, and the beginning of some wonderful corpo- 100 Abbildungen erschienen, der für 14,90 Euro an der rations?! Wir arbeiten dran, lassen Sie sich überraschen. Museumskasse sowie im Online-Shop unter www.deutsches-filmmuseum.de/shop erhältlich ist. ISBN: 978-3-9805865-6-6 Einen erlebnisreichen Monat im Kino und in den Ausstellungen Mit freundlicher Unterstützung von wünscht Ihnen Hans-Peter Reichmann, Stellvertretender Direktor
6 Ber n har d G r z i mek – Zu m 1 0 0 . Gebu r tsta g Durch ihre beiden Kinofilme wurden Bernhard und Michael Grzimek zu international erfolgreichen Dokumentarfilmern. Die Botschaft ihrer Filme ist eindeutig: Natur ist ein Kultur- gut, das verloren geht, wenn keine geeigneten Schutzmaß- nahmen ergriffen werden. Kein Platz für wilde Tiere und Serengeti darf nicht sterben wurden in den 1950er Jahren zu einer Zeit produziert, in der man nicht weiter über Naturschutz nachdachte. Beide Filme schafften es, Fenster zu einer exotischen Welt zu sein, ohne auf den eindringlichen Aufruf zum 1 2 Handeln zu verzichten. Kein Platz für wilde Tiere Begleitet von seinem Sohn Michael ist Bernhard Grzimek mehrmals auf dem afrikanischen Kontinent unterwegs. Ausgerüstet mit Film- und Fotokameras erkunden die Grzimeks den natürlichen Lebens- raum der Tiere. Inspiriert durch diese Reisen entsteht 1952 das Buch Kein Platz für wilde Tiere, dem 1956 der gleichnamige Kinofilm folgen sollte. 3 4 Gemeinsam mit einem Kameramann und einem Schulfreund Michaels brechen Vater und Sohn im Juli 1955 zur Filmexpedition in verschie- dene Regionen Afrikas auf. Anhand ihrer Beobachtungen der vielfäl- tigen dort beheimateten Tierarten sowie eines im tropischen Regen- wald zurückgezogen lebenden Pygmäenstamms soll die Doku- mentation auf die Probleme des Bevölkerungswachstums und die Bedrohung natürlicher Lebensräume aufmerksam machen. Das Projekt gestaltet sich als extrem langwierig und teuer. Über 100.000 D-Mark muss Michael allein für die Nachbearbeitung aus eigener Tasche aufbringen. 1956, zu den Internationalen Filmfestspie- len in Berlin, ist Kein Platz für wilde Tiere vollendet und wird im Eigen- 5 6 Impressionen der Ausstellungseröffnung: 1. Blick in die Ausstellung 2. Komiker Loriot als Grzimek 3. Christian Grzimek in Begleitung und Mutter Erika 4. Christian Grzimek vor dem Portät seines Großvaters, der ihm nach Bernhards Tod ein Vater war 5. Interview in der Ausstellung 6. Zoo-Direktor Manfred Niekisch (links) im Gespräch mit Hilmar Hoffmann 7. Bambi und Oscar: Ausstellungsleiter Hans-Peter Reichmann mit einer Besucherin 7
Galerieausstellung und Film Nachruf T r a u e r u m D o r ot h ea 7 Fisch e r -Nosb isch Im Alter von 88 Jahren verstarb am 29. April die Grafikerin Dorothea Fischer-Nosbisch in Darmstadt. Die gebürtige Bad Kreuznacherin kam 1937 zum Studium an die Städelschule nach Frankfurt am Main. Dort lernte sie ihren späteren Mann Fritz Fischer kennen, mit dem sie nach Kriegsende die Ateliergemeinschaft Fischer-Nosbisch gründete. Gemeinsam initiierten sie die Gründung der international beachteten Designgruppe „novum“ und prägten das Erscheinungsbild des Duis- burger Filmverleihs „Atlas“. Zu Filmklassikern wie 12 Uhr mittags, A rsen und Spitzenhäubchen, Der blaue E ngel oder Das S chweigen entstan- den vielfach ausgezeichnete Filmplakate, Filmvorspanne und Pro- grammhefte. 1967 erfolgte die private und berufliche Trennung von Fritz Fischer. Ab den 1970er Jahren gestaltete Dorothea Fischer- Bernhard Grzimek Serengeti darf nicht sterben (BRD 1959) Nosbisch unter anderem Sonderbriefmarken für die Deutsche Post, war als Kunsterzieherin an der Frankfurter Römerstadt-Schule und als verleih vertrieben. Doch sämtliche Mühen und finanzielle Aufwen- freie Künstlerin tätig. dungen haben sich gelohnt: Die Produktion wird mit einem Goldenen Bären ausgezeichnet und setzt Maßstäbe für den internationalen Zahlreiche Originalentwürfe und Filmplakate stellte die Grafikerin 2007 Naturfilm. Auch an den Kinokassen ist sie ein voller Erfolg. Durch die- für die Sonderausstellung FilmKunstGrafik in unserem Haus und den se Einnahmen können die Grzimeks ihr nächstes Filmprojekt Serengeti begleitenden Katalog zur Verfügung. Im Herbst 2009 wird die Ausstel- darf nicht sterben realisieren. Mit spektakulären und rasanten Aufnah- lung in Kassel zu sehen sein. men aus ihrer legendären zebragestreiften Dornier gelingt ihnen end- gültig der internationale Durchbruch. Anlässlich seines 50-jährigen Uraufführungsjubiläums zeigt unser Kino den Oscar-prämierten Doku- mentarfilm an zwei Terminen im Juni. KINOTERMINe und Informationen Mi 24.6. 18.00 Uhr I Sa 27.6. 18.00 Uhr Serengeti darf nicht sterben BRD 1959, R: Bernhard Grzimek Dokumentarfilm, 84 min Einführung: Jessica Niebel und Susanne Neubronner am 24.6. Der Ausstellungseintritt ist im Ticket zur Dauerausstellung enthalten. Bernhard Grzimek – zum 100. Geburtstag ist eine Partnerausstellung zu Ein Platz für wilde Tiere im Zoo Frankfurt. Mit freundlicher Unterstützung von:
Führung Rückblick 8 Schätze des B i l d A R C HIV s Hi l fe f ü r kölner Stadta rc hi v Keine Filmproduktion kommt ohne Standfotografen aus. Ihre Arbeit dient zunächst Hilfe für das im März eingestürzte der kommerziellen Auswertung und wird später zum filmgeschichtlich bedeuten- Historische Archiv der Stadt Köln den Dokument. Unser Bildarchiv verwahrt einen umfangreichen und einzigartigen leistete unser Institut im vergangenen Bestand von mehr als 2,1 Millionen Bildern. Die monatliche Führung Schätze aus Monat: An vier Tagen halfen 19 Kolle- den Archiven gibt Einblicke und zeigt Raritäten. ginnen und Kollegen aus Frankfurt und Wiesbaden bei der Rettung der histori- Von Negativen über Diapositive und Abzüge, reits nach deren Premieren auf Festivals, meist schen Materialien mit. Aushangfotos und Postkarten bis zu digitalen vor dem Kinostart. Dateien reicht das Spektrum unterschiedlicher Für Ausstellungen und Publikationen sind die In zwei Schichten arbeiteten sie im sogenann- Materialien zu nationalen und internationalen Bildbestände eine unerlässliche Grundlage, ten „Erstversorgungszentrum“ in einem Kölner Produktionen. Daneben verwahrt und pflegt dieses Programmheft kann nur dank des Bildar- Vorort. Dort werden die von den Einsatzkräften unser Archiv eine Sammlung zu 6400 Personen, chivs jeden Monat einen Reichtum an Motiven am Einsatzort verpackten, in Kartons angeliefer- darunter neben vergessenen und unverges- bieten. Gerade die Bestände aus der ersten ten Materialien vom Schutt gesäubert und für senen Filmschaffenden auch andere Persön- Hälfte des Jahrhunderts faszinieren Cineasten die weitere Arbeit verzeichnet. Nicht nur vor Ort, lichkeiten. und Fotografie-Begeisterte: Zu den Raritäten sondern im gesamten Bundesgebiet werden in Der älteste Originalabzug stammt aus dem Jahr gehören Original-Aushangfotos deutscher den kommenden Jahren die wertvollen Materi- 1907, aktuelle Fotos kommen oft nur noch in Stummfilme ebenso wie mit einem „Verboten“- alien restauriert. Später sollen sie natürlich wie- digitaler Form in die Bildbestände. Diese werden Stempel versehene Fotos aus der Weimarer der in Köln zusammengeführt werden. in enger Zusammenarbeit mit den Verleihern Zeit. An den von Verleihern eingereichten und ständig um aktuelle Filmen erweitert – oft be- von den Zensurbehörden abgelehnten Motiven Pergament-Urkunden aus dem Mittelalter, pri- lassen sich Moralvorstellungen der damaligen vate und geschäftliche Korrespondenzen aus Zeit ablesen. Dabei gilt im Gegensatz zu heute, dem frühen 19. Jahrhundert ebenso wie Feld- dass Darstellungen von Gewalt interessanter- post aus dem Zweiten Weltkrieg oder Baupläne weise eher Anstoß finden als beispielsweise des Münchner Olympiageländes aus den 1960er von Sexualität. Jahren gingen dabei durch die Hände unserer Kolleginnen und Kollegen. Die Aufarbeitung der Informationen Katastrophe wird noch Jahrzehnte dauern. Ärgste Feinde beim Wettlauf gegen die Zeit sind Do 25.6. 16.30 Uhr Feuchtigkeit und Schimmel, die den Materialien Führung durch das Bildarchiv zusetzen. Seit Monaten engagieren sich zahl- von André Mieles reiche Einrichtungen, Firmen und Privatper- Dauer: ca. 60 Minuten Teilnahmegebühr: sonen. Informationen unter € 7,-/ 5,- (ermäßigt), Tickets an der Kasse www.koelner-stadtarchiv.de erhältlich. Telefonische Anmeldung: 069 - 961 220 220 Mit freundlicher Unterstützung von rechts: Schichtbeginn für unsere Kolleginnen und Kollegen in Sicherheitskleidung mit Staubschutz- Zensiert: Foto aus Das Lied vom Leben (DE 1930/31) masken
Vorschau 15. Frankf u rte r Ki nowoc h e 9 Vom 19. bis 26. Juli entführt die beliebte Reihe zum 15. Mal an sieben ungewöhnliche Orte in der Mainmetropole. Wohin es geht und was auf der Kinoleinwand zu sehen ist, wird erst am 19. Juni verraten. Fest steht, dass es in ein leerstehendes Fabrikgebäude und in die luftigen Höhen eines Wolkenkratzers geht, mehr war den drei Organisatorinnen nicht zu entlocken – und die Filme sind natürlich noch „streng geheim”. Traditionell wird das Kinowoche-Programm von den Volontärinnen und Volontären unseres Hauses kuratiert und organisiert. Regelmäßige Wech- sel im Organisationsteam sorgen dafür, dass sowohl in die Film- als auch in die Location-Auswahl immer wieder „frischer Wind” kommt. Zum erfolg- reichen Team des Vorjahres, Susanne Neubonner (Ausstellungsabteilung) und Johanna Ruhl (Association des Cinémathèques Européennes), stößt nun Lisa Dressler (Presse- und Öffentlichkeitsarbeit). Wer sich frühzeitig Tickets sichern möchte, erhält alle Informationen ab 19. Juni auf unserer Internetseite und über unseren wöchentlichen Newsletter (jetzt anmel- den). Tickets sind ab 22. Juni erhältlich und können auch online gebucht werden.
10 GOEAST – 9 . F E S TI VA L D E S MI T T E L- U N D OSTEUR O PÄ I SCH E N F ILM S Zwanzig Jahre ist es her, dass der Eiserne Vorhang fiel, seit 2001 gibt goEast in Beeindruckende Preisträger Wiesbaden dem Film aus mittel- und Osteuropa eine bundesweit bedeutende Im Herzen des Festivals steht traditionell der Plattform und dient als Forum des kulturellen Dialogs. Der diesjährige Festival- goEast-Wettbewerb, bei dem Filme aus Russ- land, Polen sowie Georgien und Kasachstan die Wettbewerb präsentierte einen Querschnitt durch das aktuelle filmische Schaf- Hauptpreise gewannen. Über die Goldene Lilie, fen, das einen facettenreichen Einblick in das alltägliche Leben liefert. „goEast dem mit 10.000 Euro dotierten Škoda-Preis für bringt uns unsere Nachbarn näher, sorgt für Austausch und schiebt neue, gemein- den Besten Film, konnte sich George Ovashvili same Filmprojekte an“, zog Festivalleiterin Nadja Rademacher ein positives Fazit. freuen: Das andere Ufer / G agma N apiri (Geor- gien/Kasachstan 2009), sein in den kauka- Seit der ersten Auflage von goEast im Jahr 2001 Das hochwertige goEast-Programm mit über 110 sischen Kriegswirren spielendes Roadmovie, hat sich das politische Europa deutlich verän- Kurz- und Langfilmen machte aktuelle Filmpro- überzeugte die Jury unter dem Vorsitz von dert: Zahlreiche ehemalige Länder des einstigen duktionen und filmgeschichtliche Meisterwerke Jerzy Stuhr durch seine mitfühlende und ein- „Ostblocks“ gehörten mittlerweile der Europä- erlebbar, die anspruchsvolle Inhalte mit indivi- dringliche Erzählweise, Hauptdarsteller Tedo ischen Union an, viele Grenzen seien durchläs- duellen Handschriften kombinieren. Das thema- Bekhauri brilliert als zwölfjähriger Junge, aus siger geworden oder ganz verschwunden, erin- tische Spektrum reichte von sehr kritischen dessen Perspektive sich die Wirren und die nert DIF-Direktorin Claudia Dillmann, unter gesellschaftlichen Momentaufnahmen in den Tragik des blutigen Konfliktes zeigen. deren Leitung goEast gegründet wurde. Den- Wettbewerbsfilmen über cineastische Raritäten Für die Beste Regie wurde Verrückte R ettung / noch bieten kulturelle und gesellschaftliche in der Hommage an Kira Muratova bis zu fil- Sumasšedšaja Pomošč (Russland 2009) von Boris Unterschiede und Dynamiken auch heute genü- mischen Zeugnissen der Vorwendezeit im Sym- Chlebnikov mit dem Preis der Landeshauptstadt gend Potential, um mit Neugier und Interesse posium, das in dem neu eröffneten Murnau- Wiesbaden (7500 Euro) ausgezeichnet. Die Jury den Blick nach Osten zu richten. Gerd Krämer, Filmtheater im Deutschen Filmhaus einen prämierte den russischen Regisseur für seine Staatssekretär im Hessischen Ministerium für würdigen Rahmen fand. Ergänzt wurde das Film- mutig inszenierte, außergewöhnliche und be- Wissenschaft und Kunst, unterstrich die Bedeu- programm von Filmgesprächen, der Sonntags- rührende Metapher der post-kommunistischen tung von Kultur beim Zusammenwachsen Euro- matinee mit Jan und Zděnek Svěrák und einem Gesellschaft. pas: „Das Festival trägt dazu bei, Brücken zu umfangreichen Rahmenprogramm, bei dem das Von den schmerzhaften sozialen Zuständen in schlagen – alleine die Zahl von 300 nationalen Konzert zu Ehren des polnischen Jazzavantgar- unserem Nachbarland handelt Ich liebe Polen / und internationalen Festival-Gästen spricht für disten Krzysztof Komeda-Trzciński sowie die K ocham Polske (Polen 2008) der Regisseurinnen sich. Darüber hinaus ist goEast ein Aushänge- Lesung mit Dorota Maslowska für ausverkaufte Maria Zmarz-Koczanowicz und Joanna schild des Filmlands Hessen.” Säle sorgten. Sławińska, die mit dem Dokumentarfilmpreis „Erinnerung und Zukunft“ (10.000 Euro) der Stif- tung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ ausgezeichnet wurden. Den Preis des Auswär- tigen Amts für einen Beitrag des Wettbewerbs von besonderer „künstlerischer Originalität, die 1. Gruppenfoto mit Preisträgern und der Jury 2. Caligari FilmBühne bei der Eröffnung 3. Gerd Krämer, Staatssekretär Hessisches Ministeri- um für Wissenschaft und Kunst / Hilmar Hoffmann, Schirmherr des Festivals / Claudia Dillmann, Direkto- rin Deutsches Filminstitut / Nadja Rademacher, goEast Festivalleiterin bei der Eröffnung in der Caligari FilmBühne 1
goEast Rückblick 11 2 3 4 5 6 7 8 9 10 kulturelle Vielfalt schafft“ (2000 Euro) vergab die jungen Kinos, zukunftsorientierte Projektbörse Bulgarien und der Ukraine begeisterte. Die von Jury an Morphin / Morphia (Russland 2009) von und Treffpunkt für Filmschaffende und potenti- der BHF-Bank-Stiftung gestifteten Preise vergab Aleksej Balabanov für eine ungewöhnliche elle Investoren leistet goEast einen wichtigen das Publikum an Der Gedenktag / R adunytsja Reise nach Russland am Beginn der Revolution Beitrag zur interkulturellen Verständigung und (Ukraine 2007) von Roman Bondarchuk, Der und der Darstellung des tragischen Endes eines Zusammenarbeit. Überflieger / Vazdushniyat A s (Bulgarien 2007) Menschenlebens. Auf besonders großes Interesse stieß der von Svilen Dimitrov und an Familientherapie / goEast-Hochschulwettbewerb, der an drei S emeyna Terapia (Bulgarien 2008) von Petar Nachwuchs fördern, Kooperationen stärken Abenden Publikumsrekorde aufstellte und mit Valtchanov. Den Förderpreis der BHF-Bank-Stif- Traditionell zählt der Nachwuchsbereich zu den witzigen, nachdenklichen und innovativen Bei- tung für den besten Beitrag einer teilnehmenden Aushängeschildern von goEast: Als Forum des trägen junger Filmemacher aus Deutschland, osteuropäischen Hochschule übergab die Hoch- 4. Juries, Preisträger, Preisstifter (1. Reihe v.l.n.r.: 9. Abschlusspodium des Symposiums (v.l.n.r.: Jerzy Stuhr, Alik Shpiljuk, Julia Jentsch, Larisa 6. Adam Cequielski und Lora Szafran, Filmmusik- Vladimir Opela, Národní Filmový Archiv, Tsche- Malyukova, Irakli Kvirikadze, Cristina Corciovescu, Konzert, Tribute to Krzysztof Komeda-Trzciński chische Republik / Sebestyén Kodolányi, Béla Balázs Boris Chlebnikov / 2. Reihe: Javor Gardev, George 7. Sonntagsmatinee mit Jan Svěrák und Zdeněk Stúdió, Ungarn / Claus Löser, Symposiumsleiter / Ovashvili, Dirk Johae, Maria Zmarz-Koczanowicz, Svěrák Claudia Dillmann, Direktorin Deutsches Filminstitut Gabriele Freitag, Kadri Kõussar, Floria Vollmers, 8. Frank Albers, Robert Bosch Stiftung / Paul – DIF / Vladimir Dmitriev, Gosfilmofond, Russland) Joanna Sławinska) Negoescu, Regisseur / David Lindner, Produzent 10. Maciej Karpinski, Polnisches Filminstitut, 5. Kira Muratova, Regisseurin bei der Präsentation des Filmförderpreises Masterclass für die goEast Young Professionals
goEast Rückblick 12 schulpreis-Jury dem jungen bulgarischen gewann das deutsch-mazedonische Projekt zeigte goEast in einem Programm: „Das ermutigt Regisseur Dragomir Sholev für seinen Kurzspiel- Alerik, das mit einer ambitionierten und künstle- natürlich, uns für den Nachwuchs zu engagie- film Der Vermittler / P osrednik at, der durch risch vielversprechenden Bilderwelt die Ge- ren und junge Talente zu fördern”, so Nadja glaubwürdige, gut gespielte Charaktere und schichte eines Jungen im Krieg erzählt. In der Rademacher. seine konsequente Erzählweise überzeugte. Kategorie Dokumentation geht die Förderung an Gespannt kann man auf die Sieger des Filmför- das deutsch-polnische Projekt The Exciting derpreises für Koproduktionen von Nachwuchs- Journey of the Armchair, das von gegenseitigen filmemachern aus Deutschland und Osteuropa Stereotypen europäischer Nachbarn handelt. sein, der von der Robert Bosch Stiftung zum drit- Die beeindruckende Geschichte von zwei aus ten Mal vergeben wurde. In drei Kategorien för- Deutschland abgeschobenen Ashkali-Roma auf dert die unabhängige, internationale Jury ihrem Weg nach Donauschwaben behandelt Festivalleiterin Nadja Rademacher jeweils ein Filmvorhaben mit einem Budget von der Sieger der Kategorie Kurzspielfilm. Vier aus bei der Preisverkündung des Hoch- bis zu 70.000 Euro. In der Kategorie Animation dem Filmförderpreis entstandene Produktionen schulwettbewerbs JURY, PREISE UND SIEGER goEast-Jury: Jerzy Stuhr (Polen, Vorsitzender der International Filmfestival, Bulgarien), Matthijs Wouter Theater und Filmkunst „Krustyo Sarafov” – NAFTA, Jury), Julia Jentsch (Deutschland), Kadri Kõusaar Knol (Programm Manager Berlinale Talent Campus), Sofia) (Estland), Irakli Kvirikadze (Georgien), Alik Shpijluk Christine Kopf (Filmwissenschaftlerin, Deutschland), Kategorie Kurzspielfilm: Familientherapie / S emeyna (Ukraine) Nikolaj Nikitin (Auslandsdelegierter für Mittel- und Terapia (Bulgarien 2008, Regie: Petar Valtchanov, Škoda-Preis „Die Goldene Lilie“ für den Besten Film: Osteuropa der Berlinale, Deutschland), Roland Pel- Hochschule: Staatliche Akademie für Theater und Das andere U fer / G agma N apiri (Georgien/Kasach- legrino (Produzent, Deutschland), Mirsad Purivatra Filmkunst „Krustyo Sarafov” – NAFTA, Sofia) stan 2008, Regie: George Ovashvili) (Sarajewo Filmfestival, Bosnien und Herzegowina) goEast-Preis im Gedenken an Reinhard Kämpf in Kategorie Animation: A lerik (Deutschland/Mazedoni- Preis für die Beste Regie der Landeshauptstadt Höhe von 1000 Euro: Die Geschichte von Nicolai & Das en, Produzenten: Labina Mitevska und Katrin Hohen- Wiesbaden: Verrückte R ettung / S umasšedšaja R ückkehrgesetz / H a A gada al Nicolai ve ’C hol H a’ dahl, Regie: Vuk Mitevski) P omošč (Russland 2009, Regie: Boris Chlebnikov) S hvut (Israel 2008, Regie: David Ofek) Kategorie Dokumentation: The E xciting Journey of the Dokumentarfilmpreis „Erinnerung und Zukunft“ der A rmchair (Deutschland und Polen, Produktion: Alicja goEast dankt seinen Förderern und Sponsoren: Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“: Schatton, Regie: Katja Schupp) Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst, Ich liebe P olen / K ocham P olske (Polen 2008, Regie: Kategorie Kurzspielfilm: Far from Home (Deutschland Landeshauptstadt Wiesbaden, Robert Bosch Stiftung, Joanna Sławińska und Maria Zmarz-Koczanowicz) und Serbien, Produktion: Felix Wernitz, Regie: Nenad Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft”, Preis des Auswärtigen Amts: Morphin / Morphij Mikalčki) Škoda Auto Deutschland, Auswärtiges Amt, BHF- (Russland 2009, Regie: Aleksej Balabanov) Bank-Stiftung, Media, Stiftung für deutsch-polnische Preis der BHF-BANK-Stiftung für den besten Beitrag Zusammenarbeit, Deutsch-tschechischer Zukunfts- Lobend erwähnt werden die herausragende Leistung einer osteuropäischen Hochschule fonds, Freunde des Deutschen Filminstituts e.V., der Schauspielerin Andreea Bos‚neag in Das glück- Jury: Achim Forst (Redakteur der Filmredaktion 3sat), Fraport, DEFA Stiftung, Hessische Landeszentrale für lichste M ädchen der W elt / C ea M ai ferictă fată din Anja Henningsmeyer (Geschäftsführerin der hes- politische Bildung, TNT, Achat Hotel, german films, L ume (Rumänien/Niederlande 2009, Regie: Radu sischen Film- und Medienakademie), Marion Klomfass Pictorion, ABC Taunus Film, Walther Umzüge, Jude) und Z ift / Z ift (Bulgarien 2009, Regie: Javor (Leiterin des Filmfestivals Nippon Connection) Hardware Reselling, Brähler, SUBTI, Professional Gardev) Der Vermittler / P osrednikat (Regie: Dragomir Sholev, Sound Service, Smirnoff, Radeberger, Bionade, Preis der Internationalen Filmkritik (FIPRESCI-Preis) Hochschule: Staatliche Akademie für Theater und Kupferberg. Medien: 3sat, hr 2 Kultur, Frankfurter FIPRESCI-Jury: Cristina Corciovescu (Rumänien), Filmkunst „Krustyo Sarafov” – NAFTA) Rundschau, Rheinmain TV, Strandgut, Polenplus, Larisa Malyukova (Russland), Florian Vollmers Publikumspreise des goEast-Hochschulwettbewerbs STUZ, Kulturportal Russland, Argumenty i Facty. (Deutschland) Das andere U fer / G agma N apiri Kategorie Dokumentarfilm: Der Gedenktag / R adunyts - Partner: Polnisches Institut Düsseldorf, Filmmuseum (Georgien 2009, Regie: George Ovashvili) ja (Ukraine 2007, Regie: Roman Bondarchuk, Hoch- Llodz, Rumänisches Kulturinstitut Berlin, Kulturinstitut Filmförderpreis für Koproduktionen von Nach- schule: Staatliche Universität für Theater, Film und der Republik Ungarn/Stuttgart, FilmBühne Caligari, wuchsfilmemachern aus Deutschland und Osteuro- Fernsehen „I. K. Karpenko-Kary”, Kiew) Bellevue-Saal, Medienzentrum Wiesbaden, Kultur- pa der Robert Bosch Stiftung Kategorie Animations- und Experimentalfilm: Der palast Wiesbaden, Hessischer Rundfunk, Ehrenamt Jury: Heiko Holefleisch (Geschäftsführer arte/ZDF, Überflieger / Vazdushniyat as (Regie: Svilen Dimitrov, für Kultur, DAAD / Berliner Künstlerprogramm, Deutschland), Stefan Kitanov (Festivaldirektor Sofia Bulgarien 2007, Hochschule: Staatliche Akademie für Longplay Promotion, ARD.ZDF medienakademie.
Film goeast 13 präsenti e rt Bereits zweimal hat Stephan Koman- darev den Preis für den besten Doku- Der Osten mentarfilm bei goEast gewonnen, nun präsentiert unsere Reihe seinen ersten, ebenfalls preisgekrönten ?8H6;G8G Spielfilm Die Welt ist Gross und Rettung ;\Z[_\Z[gfWXfZXZXaj|eg\ZXahaW lauert überall / S vetat E Golyam I Spase- ^_Tff\fV[XabfgXhebc|\fV[Xa>\abf nie Debne O tvsyakade (2008). 4H97I7 Sein emotional fesselndes, sympathisches IXe^ThYTaWXe@hfXh`f^TffX\`7
14 POR TRä T: J AVI ER B ARD E M Er verkörpert Gangster und Polizisten, Künstler und Arbeiter, Kraftprotze und bietet ein Wechselbad der Gefühle und einen Versehrte, Frauenhelden und Homosexuelle: Kaum ein Schauspieler des aktuellen erotischen Reigen. Dabei steht Bardem auch Kinos spielt so unterschiedliche Charaktere wie der heute 40-Jährige. Im vergan- zum ersten Mal mit der damals 17-jährigen Penelope Cruz vor der Kamera: Sie spielt die genen Jahr gewann er für No Country for Old Men als erster Spanier einen Schau- Tochter eines Bordellbesitzers, die vom Sohn spieler-Oscar. Unser Porträt zeigt herausragende Werke aus einer Karriere, die eines Fabrikanten ein Kind erwartet, er mimt den noch viel verspricht. potenten Hobbystierkämpfer Raul, der von ihrer Mutter auf sie angesetzt wird. Der 1969 in Las Palmas auf den Kanarischen lerfamilie mit mehreren Schauspieler-Generati- Inseln Geborene gehört zweifellos zu den ein- onen (Geschwister, Mutter und Großeltern) und Internationaler bekannt wird Bardem durch sei- drucksvollsten und vielseitigsten Schauspielern einem Regisseur als Onkel (Juan-Antonio ne Zusammenarbeit mit Pedro Almodovar, des- des internationalen Kinos. Seine Rollen sucht er Bardem). Obwohl er bereits als Kind das Leben sen leidenschaftlich inszeniertes Melodrama ebenso selbstbewusst wie risikofreudig aus und der Bühne kennen lernte, entschied er sich zu- Carne trémula (Live Flesh, 1997) um Schuld und setzt dabei mehr auf herausfordernde Charak- nächst für ein Kunststudium. Seine steile Schau- Sühne, Eros und To d , Begierde und Frustration tere als auf Karriereaussichten. Der Erfolg bei spieler-Karriere führte ihn schnell von TV-Rollen kreist. Darin spielt er einen Polizisten, der mit Kritikern und Publikum gibt ihm dabei Recht. auf die Kinoleinwand. seinem Kollegen nachts in eine verhängnisvolle Seine Fähigkeit und sein Mut zur Verwandlung Schießerei mit dem jungen lebenshungrigen zeigt sich in seinem Aussehen auf der Leinwand: Entdeckt wird er als 22-Jähriger vom exzen- Victor verwickelt wird und querschnittsgelähmt Er fürchtet sich weder vor „Vo-ku-hi-la“-Schnit- trischen Filmemacher Bigas Lunas, dessen überlebt. Davids Schicksal nimmt dennoch eine ten, 70er-Jahre-Haarmatten und Halbglatzen hintergründig-ironische Erotik-Melodramen mit positive Wende: Er heiratet die schöne Elena, noch vor dem Etikett der „schlechtesten Frisur allen Spanien-Klischees arbeiten. Jamon, Jamon nicht nur die damalige Geliebte Victors, sondern Hollywoods“. Bardem stammt aus einer Künst- (1992), ihr erster von drei gemeinsamen Filmen, auch einst Zeugin der Schießerei, und avanciert zum Star der spanischen Rollstuhl-Basketball- mannschaft. Als Victor, der sich im Gefängnis entschlossen hat, der beste Liebhaber der Welt zu werden, aus dem Gefängnis entlassen wird und Elena erneut verführen will, nimmt das Un- heil seinen Lauf. Perdita Durango (1997), so etwas wie die latein- amerikanische Antwort auf David Lynch, ent- stand nach dem Roman des Schriftstellers Barry Gifford, von dem auch die Vorlagen zu Wild at Heart und Lost Highway stammen. Das links: Alejandro Amenabar Mar adentro (ES 2004) rechte Seite unten: Bigas Luna Jamón, Jamón (ES 1992) Pedro Almodóvar Carne trémula (ES/FR 1997 Alex de la Iglesia Perdita Durango (ES/MEX 1997)) rechte Seite oben: Julian Schnabel Before Night Falls (USA 2000)
Filmreihe Javier Bardem 15 Outlaw-Roadmovie des jungen spanischen Kult- regisseurs Alex de la Inglesias enthält zahllose Elemente aus Mythen, Religion und Popkultur, es steckt voller Brutalität und Gewaltfantasien. Bardem verkörpert (in haarsträubendem Look) den Magier Romeo, der mit der selbstbewussten Chicanofrau Perdita Durango ein Gangsterpaar bildet, das sich im amerikanisch-mexikanischen Grenzbereich mit Schmuggel, Raubüberfällen und inszenierten Voodooritualen über Wasser hält – „eine Art Bonnie and Clyde auf der Suche nach den dunklen Seiten von Passion und Lei- denschaft“ (Film-Dienst). Auch für den spanischen Regisseur Manuel Gómes Pereira steht Bardem mehrfach vor der Kamera. In Entre las Piernas (Between your legs, 1999), zwischen erotischem Drama und Krimi angesiedelt, mimt er Javier, der Miranda bei einer Gruppentherapie für Sexsüchtige kennen lernt: Javier, ein erfolgreicher Drehbuchautor und Produzent, kommt nicht ohne Telefonsex muss. Als Grundlage dienen die Memoiren von amerikanischen Staat in den 1980er Jahren an- aus; Miranda, Redakteurin einer nächtlichen Arenas, der im Havanna der 1950er und 1960er gesiedelt, greift Motive aus der Geschichte der Radiosendung, zieht frühmorgens auf der Suche aufwächst, und, zunächst als glühender Mit- peruanischen Terroristengruppe „Senderino nach schnellem Sex durch die Straßen. Wäh- streiter Fidel Castro unterstützend, später seine Luminoso“ (Der Leuchtende Pfad) auf. Bardem rend die beiden sich langsam näher kommen, Ideale verraten sieht. Als er in seinem Heimat- gibt (wunderbar zurückgenommen) einen auf- wird in ihrem Wagen eine Leiche gefunden... land nicht mehr publizieren darf und ihm wegen richtigen jungen Polizisten, der einen mysteri- seiner offen ausgelebten Homosexualität stets ösen Drahtzieher terroristischer Anschläge auf- In Before Night Falls (2000) beeindruckt Bardem die Inhaftierung droht, flieht Arenas schließlich spüren soll und der eine zarte Liebesbeziehung in der Rolle des kubanischen Schriftstellers 1980 in die USA – und stirbt dort einsam und na- zur Ballettlehrerin seiner Tochter beginnt. Die Reinaldo Arenas und spielt einen Mann, der auf hezu unbekannt. spannende Parabel zeichnet die Handlungs- seiner Suche nach Freiheit – in künstlerischer, Der Politthriller The Dancer Upstairs (Der Obrist möglichkeiten eines Idealisten nach – und die politischer und sexueller Hinsicht – sich Zensur, und die Tänzerin, 2001), das Regiedebüt von Schwierigkeit, Pflicht und Glück zusammenzu- Unterdrückung und Verfolgung widersetzen John Malkovich und in einem namenlosen süd- bringen.
16 Trotz seiner Unbeweglichkeit schafft es Bardem, das Publikum nur allein durch seine Präsenz und seine Mimik zu berühren. Milos Forman wendet sich in seinem Historien- film Los fantasmas de Goya (Goya’s Geister, 2006) wieder einem Künstler und gesellschaftlichen Außenseiter zu. Erzählt wird weniger der Lebensweg des bedeutenden Malers, sondern seine Perspektive als Beobachter. Im Mittel- punkt steht der ehrgeizige junge Mönch Lorenzo, der im Auftrag der Inquisition den Hof- maler beschatten soll. Eine schöne Kaufmanns- tochter (Natalie Portman) gerät stattdessen in seine Fänge und wird von ihm missbraucht. Jahre später kommt der in Frankreich zum Athe- isten Bekehrte als Besatzer mit Napoleons Trup- pen in die Stadt zurück und wird mit seiner Ver- gangenheit konfrontiert. Bardem spielt die Figur des Lorenzo, eines klassischen Wendehals’ in Zeiten sich ablösender Ideologien. Das Sozialdrama Los Lunes al sol (Montags in der schen, die sich Witz und Würde nicht nehmen Sonne, 2002) spielt in der Hafenstadt Vigo im lassen. In Love in the Time of Cholera (Die Liebe in den Norden der spanischen Atlantikküste. Nachdem Zeiten der Cholera, 2007), der Verfilmung des die große Zeit der Schiffsindustrie vorbei und Mar adentro (Das Meer in mir, 2004) handelt, auf gleichnamigen Erfolgsromans von Gabriel Garcia die Kämpfe für ihre Arbeitsplätze verloren sind, einem authentischen Fall beruhend, von einem Marques, spielt Bardem in einem internationa- versuchen die zur Untätigkeit verdammten ar- Querschnittgelähmten, der dafür kämpft, würde- len Starensemble. Darin verkörpert Unax beitslosen Werftarbeiter auf unterschiedliche voll sterben zu dürfen. Bardem spielt den ehe- Ugalde den jungen, Bardem den älteren Prota- Art, ihre Tage zu verbringen. Bardem gibt den maligen Seemann, der nach einem Sprung ins gonisten Florentino. Dieser, ein unehelicher charmanten Frauenheld und trotzigen Rebellen seichte Meer vom Hals abwärts gelähmt, ans Telegrammbote, ist in die reiche Erbin Fermina Santos, der sich als Einziger auflehnt und einen Bett gefesselt ist. Über 27 Jahre ist er auf die verliebt und schickt ihr über zwei Jahre hinweg aussichtslosen Prozess führt. Mit großer Sensi- Pflege des Bruders und der Schwägerin ange- Liebesbriefe, doch sie wird von ihrem Vater mit bilität wird von Freundschaft und Solidarität in wiesen, bis er sich in die Anwältin Julia verliebt, dem wohlhabenden Arzt Juvenal verheiratet. schwierigen Zeiten erzählt – und von Men- die selber an einer unheilbaren Krankheit leidet. Über 53 Jahre muss der inzwischen zum Frauen- oben: Milos Forman Goya’s Ghosts (ES/USA 2006) links: John Malkovich The Dancer Upstairs (USA/ES 2002) Fernando León de Aranca Los lunes al sol (ES 2002)
Filmreihe Javier Bardem 17 held und Besitzer einer Schiffsgesellschaft auf- der Liebe sowie der Schönheit der Frauen und chenende auf seine Hazienda einlädt. Als sich gestiegene Florentino warten, bis er seine Liebe der katalanischen Metropole: Die beiden ameri- auch noch dessen psychotische Ex-Frau Maria erneut um ihre Hand bitten darf. Bardem füllt die kanischen Freundinnen Vicky (Rebecca Hall) (Penelope Cruz) dazugesellt, entwickelt sich Figur des Florentino bis ins hohe Alter mit Fein- und Cristina (Scarlett Johansson) verbringen ih- schon bald ein chaotischer und leidenschaft- sinnigkeit und Melancholie. re Sommerferien in Barcelona. Dort lernen sie licher Liebesreigen – in dem Bardem unwider- den charismatischen Maler Juan Antonio stehlich geistreich, kultiviert und charmant den In der mit vier Oscars prämierten Ballade No (Bardem) kennen, der sie zu einem Liebeswo- Hahn im Korb gibt. Country For Old Men (USA 2007) der Brüder Joel und Ethan Coen agiert Bardem als einer der un- Kinotermine gewöhnlichsten Killer der Filmgeschichte, der Mi 3.6. 20.30 Uhr I Fr 5.6. 22.30 Uhr Fr 19.6. 18.00 Uhr I Sa 20.6. 20.30 Uhr mit bloßen Händen, schallgedämpfter Pumpgun und einem Bolzenschuss-Gerät geräuschlos Jamón, Jamón M ar adentro Das Meer in mir Spanien 1992, R: Bigas Luna Spanien 2004, R: Alejandro Amenabar tötet. Das blutige Drama vollzieht sich mit der Da: Penelope Cruz, Javier Bardem, 95 min OmeU Da: Javier Bardem, Belén Rueda, 126 min OmU gnadenlosen Präzision eines Uhrwerks, höchst spannend und mit abgründigem Humor: Nach Fr 5.6. 20.30 Uhr I Sa 6.6. 22.30 Uhr Fr 19.6. 22.30 Uhr I So 21.6. 20.30 Uhr dem zufälligen Fund von zwei Millionen Dollar C arne trémula Live Flesh – Mit Haut und Haaren The Dancer Upstairs Der Obrist und die Tänzerin Spanien/Frankreich 1997, R: Pedro Almodóvar USA/Spanien 2002, R: John Malkovich am Schauplatz eines Massakers in der texa- Da: Javier Bardem, Francesca Neri, 103 min OmU Da: Javier Bardem, Laura Morante, 124 min OmU nischen Wüste wird der Jäger Llewelyn Moss (Josh Brolin) selbst zum Gejagten, an dessen So 7.6. 18.00 Uhr I Di 9.6. 20.30 Uhr Di 23.6. 20.30 Uhr I Fr 26.6. 22.30 Uhr Spur sich der mysteriöse Killer heftet, dem wie- E ntre las P iernas Between your legs Goya’s Ghosts Los Fantasmas de Goya/Goyas Geister derum ein alternder Sheriff (Tommy Lee Jones) Spanien 1999, R: Manuel Gómes Pereira ES/USA 2006, R: Milos Forman, Da: Javier Bardem, Da: Javier Bardem, 115 min OmeU Natalie Portman, 114 min span. OmU folgt. So 7.6. 20.30 Uhr I Fr 12.6. 22.30 Uhr Mi 24.6. 20.30 Uhr I So 28.6. 18.00 Uhr In der spritzigen Komödie Vicky Cristina Barcelona P erdita Durango L ove in the Time of C holera Die Liebe in den Zeiten der (2008) huldigt Woody Allen der Freigeistigkeit Spanien/Mexiko 1997, R: Alex de la Iglesia Cholera, GB 2007, R: Mike Newell Da: Rosie Perez, Javier Bardem, 128 min OmU Da: Javier Bardem, Giovanna Mezzogiorno 139 min span. OmU Sa 13.6. 20.30 Uhr I Di 16.6. 21.00 Uhr L os lunes al sol Montags in der Sonne Fr 26.6. 20.30 Uhr Spanien 2002, R: Fernando León de Aranca Vicky C ristina Barcelona Da: Javier Bardem, Luis Tosar, 113 min OmU Spanien/USA 2008, R: Woody Allen, Da: Rebecca Hall, Scarlett Johansson, Javier Bardem, 96 min OmU Sa 13.6. 22.30 Uhr I So 14.6. 18.00 Uhr Before Night Falls Sa 27.6. 20.00 Uhr oben: USA 2000, R: Julian Schnabel No C ountry for Old Men Mike Newell Love in the Time of Cholera (GB 2007) Da: Javier Bardem, Olivier Martinez, 134 min OmU USA 2007, R: Joel & Ethan Coen Joel & Ethan Coen No Country for Old Men (USA 2007) Da: Tommy Lee Jones, Javier Bardem, 122 min OmU Woody Allen Vicky Cristina Barcelona (ES/USA 2008)
18 D as Tabe ll a r iu m i st in eine
19 nem g esonderten D ok u m ent
20 KLASSIKER & RARITÄTEN Geschichtlich und künstlerisch bedeutende Filme zeigt diese feste Programm- der von seinem Freund und seiner Braut Peg reihe: Dienstags, mittwochs, donnerstags, in einer Wiederholungsvorstellung (Lilli Palmer) geförderte Aufstieg des Boxers samstags sowie einer monatlichen Stummfilmvorführung freitags lassen sich Charlie Davis (John Garfield) zum Profi. Doch seine zunächst vielversprechende Karriere bekannte Meisterwerke oder fast vergessene Raritäten und Schätze (wieder) nimmt ein plötzliches Ende, als er zu einem ma- entdecken – mit Einführungen unserer Mitarbeiter und Kooperationspartner. nipulierten Scheinkampf antreten soll. Mit Miracola a Milano (Das Wunder von Mailand, schaft wurde seinerzeit als wahlweise dem Mit Herz aus Glas (1976) drehte Werner Herzog 1952) drehte Vittorio de Sica einen vielfach aus- Katholizismus oder dem Kommunismus nahe- einen in jeder Hinsicht magischen Film voll gezeichneten Klassiker, dessen märchenhafte stehend verstanden. suggestiver Schönheit – beruhend auf der Ge- Züge als formale Abkehr und Überwindung des Nachdem sich die Unfälle in einer Plutoniumauf- schichte des legendären bayerischen Weissa- italienischen Neorealismus gedeutet wurden bereitungsanlage häufen, beginnt die Chemike- gers Mühlhiasl. Ein Dorf verfällt in Verwirrung und der stilbildend auf viele Regisseure wirkte, rin Karen Silkwood (Meryl Streep) nach den Ur- und Wahnsinn, als ein Glasbläsermeister, der darunter auch Steven Spielberg. Nach einer lite- sachen zu forschen. Sie engagiert sich in der allein das Geheimnis der Rubinglasherstellung rarischen Vorlage von Cesare Zavattini erzählt Gewerkschaft und setzt ihre Recherchen trotz hütete, stirbt. In der Not wird der in den Bergen er die Geschichte des guten Menschen Totò, zahlreicher Gefährdungen und Rückschläge in lebende Hellseher Hias (Josef Bierbichler) her- der, in einem Waisenhaus aufgewachsen, den ihrem Privatleben unermüdlich fort. Doch kurz beigerufen, dessen Prophezeiungen die Tragö- Bewohnern einer Armensiedlung in Mailand bevor sie das Beweismaterial an die Presse dien des 20. Jahrhunderts vorausdeuten. Irritie- durch Optimismus, Freundlichkeit und Zauber- übergeben kann, kommt sie unter mysteriösen rende Zeitverschiebungen, eine fast schon kraft einen Ausweg aus der Trostlosigkeit des und bis heute ungeklärten Umständen bei einem kultische Bildsprache, visionäre Bilderfolgen Lebens schenkt. Die human-utopische Bot- Unfall ums Leben. Basierend auf einer wahren zur Musik Popol Vuhs und die, Herzog zufolge, Geschichte, gestaltete Mike Nichols mit Silkwood unter Hypnose spielenden Darsteller schaffen (1983) das einfühlsame, meisterlich gespielte eine einzigartige, entrückte und metaphysische Porträt einer Frau, die sich ihrer sozialen Verant- Atmosphäre. wortung bewusst wird. Entstanden in der Ära des kritischen, innova- Robert Rossen gelang mit seinem Debütfilm Bo- tiven New Hollywood, analysiert Roman Polan- dy and Soul (Jagd nach Millionen, 1947), der im ski in Chinatown (1974) messerscharf die Befind- Titel auf die berühmte Jazz-Ballade verweist, die lichkeiten einer maroden, heuchlerischen auch im Soundtrack zu hören ist, eine interes- amerikanischen Gesellschaft. Erzählt wird eine sante Variante des amerikanischen Film noir. Zu- traditionelle, am Film noir orientierte Detektivge- gleich gilt er als erster bedeutender Boxfilm, schichte in neuer, moderner Gestalt: Privatde- nicht zuletzt dank der grandiosen Kampfszenen tektiv Jake Gittes (Jack Nicholson) wird von unter der Kameraführung von James Wong Ho- Evelyn Cross Mulwray (Faye Dunaway), der Frau we, die auch Martin Scorsese für dessen Box- eines Ingenieurs der örtlichen Wasserwerke, film Raging Bull beeinflussten. Geschildert wird beauftragt, ihren Mann zu beschatten. Die ver- links: Vittorio De Sica Miracolo a Milano (IT 1951) rechts: Mike Nichols Silkwood (USA 1983)
Sie können auch lesen