Akrützel DAS BISSCHEN HAUSHALT - Finanzen werden zum Sorgenkind im Stura - Akrützel

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akrützel                                Jenas führende
                                              Hochschulzeitung

DAS BISSCHEN HAUSHALT
Finanzen werden zum
Sorgenkind im Stura

                      Nummer 425 I 19. Januar 2023 I 34. Jahrgang I www.akruetzel.de
2 / Editorial

           LIEBE LESERINNEN,
           alles verändert sich: Das Akrützel erscheint jetzt mit Minuskel
                                                                                                                    INHALT      „Wir schützen keinen Urwald“ auf S. 14.
                                                                                                                                                 Foto: Pauline Schiller
           -a und das Tanzbein wird ab März nicht mehr im Café in der
           Wagnergasse geschwungen, sondern in der ehemaligen Kin-
           derklinik. Für unser Kreuzworträtsel verlosen wir zwei Kino-
           karten und draußen im Jenaer Stadtforst sieht man den Wald
           vor lauter sterbenden Bäumen nicht. Wir gehen der Frage
           nach, wie der Klimawandel die Natur um Jena verändert und
           wie diese geschützt werden sollte. Drinnen zieht Vicente, ex-
           zentrisch im Redaktionssessel sitzend, an seiner Salzstange.
           Ben verfehlt die Chefredakteurin mit einem Dartpfeil nur um
           Haaresbreite. Für die Weltmeisterschaft muss er noch üben.
           Das könnte blutig werden – aber bewahren wir uns das doch
           lieber für das Uniklinikum Jena.
             „Fleischersatzprodukte verhindern eigentlich nur die Vere-
           lendung der Arbeiterklasse und damit auch die Revolution“,
           findet eine Redakteurin, die gerne von sich in der dritten Per-
           son spricht. Der Haushalt des Sturas verelendet hingegen schon
           seit einer Weile, während der Schuldenberg munter wächst.
           Deshalb haben wir uns die Sturafinanzen genauer angeguckt.
             Eure Print-Ausgabe ist dieses Mal nicht nur günstiges Heiz-
           material. Die wunderschöne Karte des Jenaer Verschenkeregal-
           netzes könnt ihr euch als Poster an die WG-Toilettenwand hän-                                      TITEL
           gen, oder ihr schmückt damit euer Zimmer im Seniorenheim.
             Sonst gibt es im Januar nichts zu melden – im Osten nichts

                                                                                                   03 FSU-STURA IM                    09 WOHNEN MIT
           Neues.                                                                                     ZAHLUNGSVERZUG                     GELÄNDER
                                                                                                      Folgen von fehlenden                 Studierende im
             Wir hören uns dann wieder im neuen Monat. Gleiche Zeiten,                                Jahresabschlüssen.                   Seniorenheim.
           gleiche Seiten, herzlich auf Wiederhören.

                                                  Die Schlussredaktion                             04 WOFÜR GIBT                      10 RAUS DAMIT
                                                                                                      DER STURA                            Poster mit Jenas
                                                                                                                                           Verschenkeregalen.
                                                                                                      EIGENTLICH
                                                                                                      UNSER GELD AUS?
 Kann man der Opfer rechtmäßig                                                                        Immer mehr Geld fließt          12 DIE SPUREN DES
                                                                                                      in die Selbsterhaltung.
gedenken, wenn ein paar Schritte                                                                                                         NSU
                                                                                                                                           Audiotour zum NSU-
weiter immer noch Neonazis ihre                                                                    05 STURA, DU BIST
                                                                                                                                           Komplex.

            Ideologie ausleben?                                                                       POLITISCH.
                                                                                                      BENIMM DICH                     14 WIR SCHÜTZEN
                                                                                                      AUCH SO!                           KEINEN URWALD
                                                                                                      Ein Appell.                          Klimawandel im Jenaer
                                                                                                                                           Wald.

                                                                                                              UNI & STADT
                       3
               2-1

                                                                                                                                                     UNTERWEGS
          S. 1

                                                                                                   06 DER PROTEST LEBT                17 VON A NACH B
DIE SPUREN DES NSU -

                                                                                                      Ein Fazit zur                        Diesmal: Unialltag.
                                                                                                      Besetzung.
                                                                                                                                                     MEHR
                                                                                                   07 FREUDENTRÄNEN                   19 ZU VINO SAG ICH ...
                                                                       Foto: Melina Blumenröther

                                                                                                      AN DER EAH                           Mit Dramaturgin Hannah
                                                                                                      Gremienwahlen beim                   Baumann.
                                                                                                      EAH-Stura.

                                                                                                                                      19 KREUZWORT-
                                                                                                   08 DIE KULTURKISTEN                   RÄTSEL
                                                                                                      GEPACKT                              Das große Akrützel-
                                                                                                      Café Wagner zieht um.                Gewinnspiel.
Titel / 3

                      FSU-STURA IM
                    ZAHLUNGSVERZUG
                    Der Stura kommt nicht mehr hinterher. Seit 2018 fehlen Belege für
                    Zahlungen, die jetzt nachgereicht werden müssen. Das hat Folgen für
                                       die gesamte Studierendenschaft.

E
               inmal im Jahr, zwischen       dere Projekte konnten Geld ausgeben,       Satzungen durcharbeiten. Anschließend
               Weihnachten und April,        viele Veranstaltungen mussten abge-        könne sich das Team aber aufteilen: Ei-
               herrscht große Aufre-         sagt werden.                               nige kümmern sich dann um die einge-
               gung im Stura. Der neue         Erst Ende des letzten Sommersemes-       henden Rechnungen, andere um die Ab-
               Haushalt muss aufge-          ters bewarb sich Oliver Pischke auf        arbeitung des Rückstandes, sagt Samuel.
               stellt werden. Die Ver-       die Stelle und wurde gewählt, leider
treterinnen der Studierendenschaft           nur zum Stellvertreter. Er verkünde-            Gekürzt wird an anderer
dürfen entscheiden, wer wie viel Geld        te, die Versäumnisse der letzten Jah-                   Stelle
bekommt und wo gespart werden muss.          re bis Herbst 2022 abzuarbeiten, um
Grundlage dafür sind die Semesterbei-        dann die Sperre auflösen zu können.        Die Konsequenzen mangelhafter Buch-
träge der Studierenden, die zu einem         Der Herbst kam, das Ende der Haus-         führung zeigen sich schon heute. Ein
Teil an den Stura gehen. 400.000 Euro        haltssperre auch, aber der Rückstand       enormes Problem sind Steuernachzah-
hat das Gremium jedes Jahr zur Ver-          blieb. Bis heute fehlen die Jahresab-      lungen. Frühere Haushaltsverantwort-
fügung, um Veranstaltungen zu finan-         schlüsse. Die Finanzer kommen nicht        liche seien der Meinung gewesen, keine
zieren, Fachschaftsräte (FSRe) zu unter-     hinterher, den Rückstand und die all-      Umsatzsteuer zahlen zu müssen, sagt Sa-
stützen und Angestellte zu beschäftigen.     täglichen Ausgaben der Studierenden-       muel. Letztes Jahr machte das Finanz-
  Seit einiger Zeit jedoch ist der Haus-     schaft gleichzeitig zu bearbeiten.         amt diesem Verständnis einen Strich
halt das Sorgenkind im Gremium, denn           Seit Anfang Januar scheint endlich ein   durch die Rechnung. Der Stura muss
für etliche Ausgaben fehlen Belege. Seit     Licht am Ende des Tunnels. Vier wei-       diese jetzt rückwirkend für zehn Jahre
2018 wurde kein Jahresabschluss zur          tere Personen wurden zur Stellvertre-      nachzahlen. Seit 2020 plant der Stura
Überprüfung mehr eingereicht, wozu                                                      jährlich knapp 200.000 Euro dafür ein.
der Stura eigentlich verpflichtet ist. Die                                              Das treibt die Ausgaben natürlich in die
Abschlüsse müssen vom Finanzamt                                                         Höhe, weshalb versucht wird, an ande-
und von der Innenrevision, einer in-              dgej Der Herbst kam, das              rer Stelle zu sparen.
ternen Kontrollinstanz der Uni, über-                                                     Darunter leiden unter anderem die
prüft werden.                                      Ende der Haushaltssperre             Campusmedien, deren finanzielle Zu-
                                                                                        kunft für einige Wochen auf der Kippe
  400.000 Euro wiegen schwer                      auch, aber der Rückstand              stand. Auch die Budgets der Referate
                                                                                        und Arbeitskreise wurden gekürzt. Das
Für die Verwaltung des Haushaltes                 blieb. Bis heute fehlen die           Lehramtsreferat wurde zum Beispiel von
sind mehrere Stellen vorgesehen. In                                                     4.700 Euro auf 2.100 Euro herabgesetzt.
erster Linie sind das die Haushalts-                        Jahresabschlüsse              Bezahlen muss die unsaubere Vorar-
verantwortliche und die Kassenver-                                                      beit vor allem eine Studierendenschaft,
antwortliche. Beide Stellen sind seit                                                   die mit der ganzen Sache nichts mehr zu
einiger Zeit unbesetzt. Weil die Rech-                                                  tun hat, weil sie schlicht jetzt und nicht
nungen aber weiter bezahlt werden            tung von Kasse und Haushaltsverant-        vor zehn Jahren studiert hat. Doch es
müssen, geht die Verantwortung dann          wortung gewählt, das Hauptamt bleibt       nützt nichts, die Steuer muss nachge-
an den Vorstand über, der bereits mit        weiter unbesetzt. Zusammen mit der         zahlt werden.
seinen eigenen Aufgaben überfordert          bisherigen Vertretung Oliver Pischke         Fehlendes finanzielles Engagement ist
ist: Vorbereiten der Sitzungen, Erstel-      und Samuel Ritzkowski sind sie nun         ein Faktor, warum die Studierenden-
len von Protokollen, Streitereien im         also zu sechst.                            schaft keine neuen Projekte hervorbringt.
Mailpostfach.                                 Ob ein Neuanfang in Sachen Haushalt       Es ist aber nicht der einzige. Ehrenamt-
  Im letzten Jahr verhängte der dama-        möglich ist, bleibt abzuwarten. Samu-      liches Engagement fehlt in allen Facet-
lige Vorstand Paul Staab deshalb eine        el ist zuversichtlich: „Die Einarbeitung   ten der Jenaer Studierendenschaft. Das
Haushaltssperre – er kam mit der Bear-       wird einige Zeit dauern, aber mehr Hän-    führt dazu, dass sich viele Projekte im
beitung der eingehenden Rechnungen           de sind immer hilfreich.“ Natürlich        Sand verlaufen.
nicht hinterher und beendete kurzer-         müssten die Neuen einige Hausaufga-
hand den Großteil der studentischen          ben nachholen – Finanzordnung studie-                      ► Fortsetzung auf S. 4
Tätigkeiten. Weder die FSRe noch an-         ren, Thüringer Hochschulgesetz lesen,
4 / Titel

WOFÜR GIBT DER STURA
EIGENTLICH UNSER GELD
AUS?

D
                 er Stura dreht sich im           der Kategorie „Selbsterhalt“ zugeord-       Euro eingeplant – ein Rückgang um fast
                 Kreis. Das ist nicht nur         net. Zu guter Letzt finden sich in die-     siebzig Prozent. Währenddessen sind
                 ein Gefühl, das man bei          ser Kategorie Veranstaltungen wie die       die Ausgaben für den Selbsterhalt von
                 endlosen Debatten über           Alternativen Orientierungstage (ALO-        145.000 Euro (2011) auf 300.000 Euro
                 Satzungsparagraphen              TA). Früher waren hier noch andere          (2022) gestiegen. Diese Zahlen belegen,
                 bekommt. Es lässt sich           Veranstaltungen zu finden, an die sich      was viele ohnehin schon vermuteten:
auch mit Zahlen belegen – Zahlen, die             die meisten aber kaum erinnern wer-         Der Stura kümmert sich immer mehr
der Stura selbst bereitstellt. Er muss sei-       den, weil sie schon seit einigen Jahren     um sich und immer weniger um sei-
ne Ausgaben jährlich im Haushaltsab-              nicht mehr stattfinden. Oder kennt je-      ne Aufgaben.
schluss sammeln und veröffentlichen.              mand noch die Cinebeats?
Daraus geht hervor, wofür Geld ausge-              Der andere, um einiges größere Teil                Was ist geschehen?
geben wurde und wofür nicht. Seit 2018            der Ausgaben geht für den Selbsterhalt
fehlen diese Abschlüsse zwar, aber auch           drauf: rechtliche Hilfe, Beschaffung von    Für diesen Trend gibt es drei Gründe:
aus den Haushaltsplänen, die im Voraus            Geräten, Geschäftsbedarf und Verwal-          Erstens steigen die Personalkosten
des Haushaltsjahres gemacht werden,                                                           seit 2018 immens. Seitdem werden alle
lassen sich die Trends ablesen.                                                               Angestellten des Stura nach dem Tarif-
  Schaut man sich die Haushaltspläne                                                          vertrag der Länder (TV-L) bezahlt. Für
seit 2011 an, wird ein Trend schnell sicht-
bar: Ausgaben für FSRe, Referate, eige-
                                              Der Stura gibt immer mehr                       jede Stelle werden dadurch Sozialver-
                                                                                              sicherungsbeiträge fällig, diese liegen
ne Projekte und Veranstaltungen sin-
ken, die für Bürobedarf und Personal
                                              für seinen Selbsterhalt und                     jährlich bei knapp 60.000 Euro. Außer-
                                                                                              dem veränderte der Stura 2021 seine
steigen. Der Stura gibt immer mehr für
seinen Selbsterhalt und immer weniger
                                              immer weniger für Projekte                      internen Personalstrukturen. In den
                                                                                              letzten Jahren wurden vier neue Stel-
für Projekte und Veranstaltungen aus.                                                         len eingeführt. Vorher gab es in der
                                              und Veranstaltungen aus                         Technikberatung und Verwaltung je
         Aus Elf mach Zwei                                                                    eine Stelle. Heute gibt es jeweils zwei,
                                                                                              die besser bezahlt sind und auch So-
Doch beginnen wir bei den Grundlagen.                                                         zialversicherungsbeiträge erfordern.
Der Haushalt teilt sich mal in elf, mal in        tung. Das sind Ausgaben, die keines-        Beides entlastet die Angestellten und
vierzehn Töpfe auf. Nachdem man sich              wegs sinnlos sind. Von diesen Geldern       ermöglicht eine faire Bezahlung, führt
durch etliche Seiten Haushaltstabellen            werden alle personellen und materiel-       aber auch dazu, dass die Personalkos-
wälzt, kann man diese aber in zwei Ka-            len Grundlagen finanziert. Die Buchhal-     ten in die Höhe schießen. Vor der Re-
tegorien einteilen: in solche, die außer-         tung, das Sekreteriat, die Chefredakti-     form lagen diese unter 100.000 Euro,
halb der eigenen Strukturen der Stu-              onen der Campusmedien: Stellen, die         heute über 150.000 Euro.
dierendenschaft zugutekommen, und                 dafür sorgen, dass die Organisation der       Zweitens hat der Stura seine Steuern
solche, die den Selbsterhalt des Stura            studentischen Selbstverwaltung beste-       nicht richtig abgerechnet und muss da-
ermöglichen.                                      hen bleibt. Diese festen Stellen ermög-     für rückwirkend ab 2013 nachzahlen.
  In die Kategorie Mehrwert für Studie-           lichen, dass um sie herum ehrenamt-         Die Mühlen des Staates mahlen viel-
rende sortieren wir die Töpfe für FSRe,           liches Engagement aufeinander abge-         leicht langsam, aber sie mahlen. Und sie
Referate, Projekte, Veranstaltungen und           stimmt werden kann. Dafür fallen na-        fordern ihr Geld auch noch nach zehn
einige kleinere, die man hier vernach-            türlich auch Materialkosten an. Dru-        Jahren ein. 2020 plante der Stura dafür
lässigen kann. Referate und FSRe sind             cker, Stifte und Kaffemaschinen sind        noch 35.000 Euro ein, im nächsten Jahr
die Strukturen der Studierendenschaft,            schließlich essentiell für ein gut funk-    waren es schon über 100.000 Euro, die
die die meisten Veranstaltungen pla-              tionierendes Büro.                          jedes Jahr ins Land fließen sollen. Da-
nen und durchführen (Einführungstage,               Dass diese Kosten existieren, ist nicht   mit werden nicht nur die Steuern zu-
Fachschaftspartys, Vorträge). Unter Pro-          problematisch. Sie werden aber schlei-      rückgezahlt, sondern auch eine Steu-
jekte fallen vor allem die Campusmedien           chend größer, während andere Ausga-         erberatung finanziert.
(Radio und Zeitung), aber auch die Un-            ben ins Bodenlose zurückfallen. Seit          Drittens – und schlimmstens: Das En-
terstützung des Prestigeprojekts Haus             2011 sind die Ausgaben mit Mehrwert         gagement der Jenaer Studierenden-
auf der Mauer. Für alle drei finanziert           jährlich gesunken. Im Jahr 2012 lagen       schaft schläft ein. FSRe geben ihr Bud-
der Stura zwar noch eine Stelle, die ha-          sie noch bei 470.000 Euro, für den neuen    get nur noch selten vollständig aus, sie
ben wir hier aber herausgerechnet und             Haushalt 2023/24 sind nur noch 150.000      organisieren immer weniger Veranstal-
Titel / 5

Der Stura gibt immer mehr Geld für seine
eigenen Strukturen aus und vergisst dabei
                                                                      STURA, DU BIST
seine eigentliche Aufgabe: die Förderung                                  POLITISCH.
studentischen Engagements.
                                                                        BENIMM DICH
                                                                           AUCH SO!
tungen. Das liegt oftmals am Personalmangel, der vor allem
seit der Pandemie zu einem Problem geworden ist. Der FSR            400.000 Euro sind viel Geld. Man kann es
Theologie gab zum Beispiel seit 2019 jährlich nur 200 bis 400      besser investieren als in Druckerschwärze
Euro aus. Trotz eines Budgets von über 1.200 Euro. Der Stura                    und Tarifverträge. Ein Appell.
finanziert auch selbst immer weniger Veranstaltungen. Au-
ßer den ALOTA findet sich in diesem Topf nichts mehr.            Das Verhältnis im Stura hat sich in den letzten Jahren ver-
  Also: Der Stura dreht sich im Kreis. Er finanziert vor allem   ändert: Die Idee einer autonomen Selbstverwaltung gerät in
sich selbst. Personalkosten und Steuerrückzahlungen stei-        den Hintergrund. Stattdessen ähnelt er immer mehr einem
gen in die Höhe. Währenddessen schläft die gesamte Studie-       bürokratischen Koloss. Das liegt nicht an den Personen, die
rendenschaft ein. Die Gründe dafür liegen vor allem im feh-      sich engagieren, sondern vor allem an denen, die es nicht tun.
lenden Engagement, das mit Personalkosten kompensiert              Wenn sich keiner ehrenamtlich engagiert, müssen stattdes-
wird. Die Festanstellung ersetzt das Ehrenamt.                   sen Stellen geschaffen und bezahlt werden. Zwar verbessern
                                                                 feste Stellen auch ehrenamtliches Engagement, denn sie kön-
                      Johannes Vogt und Lukas Hillmann           nen Struktur und Stabilität bieten, sie können ehrenamtliches
                                                                 Engagement aber nicht ersetzen. Eine Selbstverwaltung kann
                                                                 nicht funktionieren, wenn sich die Mehrheit nicht dafür inte-
                                                                 ressiert. Gerade das ist aber die bittere Realität und sie zeigt
                                                                 sich auch auf den Stura-Sitzungen. Es wird immer häufiger
                                                                 über Satzungsparagraphen diskutiert. Oftmals scheitern An-
                                                                 träge nicht, weil sie nicht umsetzbar wären, sondern aufgrund
                                                                 irgendwelcher formellen Fehler: Antrag zu spät eingereicht
                                                                 oder Fehler bei Abstimmungen.
                                                                   Sowohl die steigenden Personalkosten als auch die versteif-
                                                                 ten Satzungsjünger sind Symptome des selben Prozesses. Der
                                                                 Stura entfremdet sich laufend von seiner Studierendenschaft
                                                                 und entwickelt sich zu einer bürokratischen Schildkröte, die
                                                                 sich immer stärker in ihren eigenen Panzer zurückzieht.
                                                                   Wie sich das ändern lässt? Durch Engagement! Der Stura
                                                                 braucht frischen Wind, ein neues Selbstverständnis und eine
                                                                 Studierendenschaft, die sich dafür interessiert, was mit ih-
                                                                 rem Geld passiert. Sonst verwandelt sich die Idee einer stu-
                                                                 dentischen Selbstverwaltung zu einer Floskel.
                                                                   Es könnte auch anders sein. Mit dem Geld könnten nicht
                                                                 nur Personalstellen und Steuerrückzahlungen, sondern eine
                                                                 regionale Subkultur finanziert werden. Studentische Initiati-
                                                                 ven in Jena könnten von den Geldern der Studierendenschaft
                                                                 profitieren. Wieso gibt es keine finanzielle Zusammenarbeit
                                                                 zwischen Stura und Fridays For Future, der Unibesetzung
                                                                 oder kommunalen Wohnprojekten? Warum finanziert der
                                                                 Stura keine Studikneipe in Jena, wo man nicht vier, sondern
                                                                 einen Euro für ein Bier bezahlt?
                                                                   Der Stura ist der Kern der studentischen Selbstverwaltung,
                                                                 nicht einer bürokratischen Fremdverwaltung. Das müsste
                                                                 auch sein Selbstverständnis sein. Dafür braucht es aber eine
                                                                 engagierte Studierendenschaft, die es nicht cooler findet, ei-
                                                                 nen Marx-Lesekreis zu organisieren, als 400.000 Euro zu ver-
                                                                 walten. Ob das eine realistische Vision oder Utopie ist, wird
                                                                 sich zeigen. Wenn es denn jemand probiert.

                                                                                                                Johannes Vogt
6 / Uni & Stadt

                                             DER PROTEST
                                                LEBT

                                                                                                                    Immer aktiv bei der Sache,
                                                                                                            Toni und Nico vom neuen Bündnis.
                                                                                                                   Foto: Henriette Lahrmann

                   Die Hörsaalbesetzung ist beendet – an ihrer Stelle steht jetzt ein neues
                    Bündnis. Das will die Forderungen des Protests langfristig durchsetzen.

Bei eisiger Kälte und mit eisernem Wil-           Spätestens jetzt wird klar: Das wird keine Seminarraum 309 in der Carl-Zeiss-Straße
len findet sich eine Gruppe von mehreren          gewöhnliche Sitzung. Den Grundton der 3. Dort stellen sie sich in einer Pressekonfe-
hundert Studierenden mit lauten Trommel-          folgenden Diskussion setzt Anke John mit renz als neues Bündnis vor: „Mehr Bildung
schlägen, Glocken und Pfeifen auf der klei-       einem Antrag zur Beschlussfassung. Durch      wagen – für die Ausfinanzierung der Geis-
nen Fläche vor den Rosensälen zusammen.           den Dekan, den Präsidenten und die Lei- teswissenschaften und sichere und gut be-
Es ist der 13. Dezember 2022 und in weni-         tung des Historischen Instituts sollen „be- zahlte Arbeit an der Universität.“ Ihr Ziel
gen Minuten wird hier die philosophische          lastbare Wege für den Erhalt der Professur“ steht bereits im selbst gegebenem Namen.
Fakultätsratssitzung stattfinden. Wir erin-       gefunden werden. Nachdem in verschie- Der Fokus soll insbesondere auf tarifver-
nern uns: Der Lehrstuhl für Geschlechter-         denen Wortbeiträgen überwiegend die           traglichen Regelungen liegen. Mit dem Frei-
geschichte soll gestrichen werden.                Unterstützung für die Besetzenden zum raum wollen sie einen Ort für alle Studie-
  Knapp zwei Wochen wurde Hörsaal 1               Ausdruck kommt, wirft Dekan Christoph renden schaffen, in dem sie sich austau-
von Studierenden deswegen besetzt. Ne-            Demmerling ein, dass eine solidarische schen und frei entfalten könnten.
ben einer wohnlichen Einrichtung inklusi-         Lösung wahrscheinlich nicht möglich sein
ve Zimmerpflanzen und Sofas folgten Vor-          werde. Die Generierung zusätzlicher Gel-        Kein Umzug an den Arsch der Welt
träge, Diskussionen und Filmvorstellungen.        der könne nur erfolgen, indem man frei-
Alles thematisch abgestimmt auf vier For-         werdende Professuren nicht nachbesetze Der von der Universität zugeteilte Frei-
derungen: Erhalt des Lehrstuhls, Tarifver-        und eine fakultätsinterne Stellensperre ein- raum ist dem Bündnis bis Ende Januar zu-
träge für studentische Beschäftigte, Demo-        führe. Die notwendigen Mitteleinsparun- gesichert. Danach ist alles offen, in einer
kratisierung der Uni und ein Appell gegen         gen, die den Lehrstuhlerhalt sicherstellten, Mail wurde aber bereits von der Uni ange-
den Rechtsruck.                                   müssten sich über einen Zeitraum von 20 deutet, dass man womöglich in einen der
  Unter den Besetzenden waren die Studie-         bis 25 Jahren erstrecken. Dem setzt er ent- leerstehenden Räume im Bachstraßenare-
renden Toni und Nico, die eigentlich anders       gegen, dass sich die Institute bereits an der al umziehen müsse. Noch eine Stufe run-
heißen. Sie nehmen auch an der Fakultäts-         Leistungsgrenze befänden.                     terzugehen und sich zu verkleinern, erach-
ratssitzung teil. Im Vorfeld seien sie sich da-     Nach weiteren Ausführungen für den ten Toni und Nico aber als wenig sinnvoll.
rüber bewusst gewesen, dass in mehreren           Beschluss anderer Professor:innen und „Wir würden es ganz gut finden, nicht am
Aspekten ihrer Forderungen Hürden exi-            Vertreter:innen des FSR Geschichte und Arsch der Welt zu sein“, so Toni. Ende Ja-
stieren. Als Beispiel nennen sie hier die ta-     der bundesweiten Tarifintiative studen- nuar bis Anfang Februar sind wieder Ge-
rifvertraglichen Regelungen, die man nur          tischer Beschäftigter TVStud kommt es spräche mit der Unileitung angesetzt. Man
mit der Uni als Akteur an der Seite über-         schließlich zur Wahl über den Beschluss- könnte zu dem Schluss kommen, dass die
winden könne. Den Worten sollen nun end-          antrag. Alle acht Vertreter:innen der Stu- Uni diese vordergründig als informell be-
lich greifbare Taten folgen.                      dierendenschaft stimmen dafür, ebenso         trachtet. Das Bündnis hingegen spricht von
                                                  zehn Professor:innen – nur drei der Leh- Verhandlungen, von diesen erhoffen sie
        Eine besondere Sitzung                    renden sind dagegen. Damit ist der Antrags- sich materielle Zugeständnisse und nicht
                                                  vorschlag von John mit großer Mehrheit nur leere Worte. Immerhin seien es The-
Noch vor Beginn der Sitzung offenbart sich        beschlossen. Darüber hinaus seien die Stu- men, die alle Studierenden etwas angehen
den Mitgliedern des Fakultätsrats ein ein-        dierenden ihrem Anspruch gerecht gewor- würden. Man wolle sich alle Optionen of-
drucksvolles Bild: Unter lauten Rufen des         den, die Besetzung bis zur letzten Fakul- fenhalten – auch eine weitere Besetzung
Kernslogans „Wir sind hier, wir sind laut,        tätsratssitzung aufrechtzuerhalten, so Toni schließe man nicht aus.
weil ihr uns den Lehrstuhl klaut“ strömen         und Nico. Einen Tag später wird die Beset-
die Demonstrierenden den Saal und stel-           zung beendet – nicht aber der Protest. Es                             Ben Wolfermann
len sich geschlossen hinter ihre Banner.          erfolgt der Umzug des Bündnisses in den                      und Henriette Lahrmann
Uni & Stadt / 7

                       FREUDENTRÄNEN
                         AN DER EAH
                Studierende der EAH wählen Studierendenrat und Fachschaften. Die erste
                 Wahl nach der Pandemie trifft auf breite Resonanz und wartet mit zwei
                                    weiteren Besonderheiten auf.

Die diesjährige Wahl hält einige Beson-         werben. Zum Ende der Stimmauszählung           nach kurzer Überredung aufstellen und
derheiten bereit, erstmals gibt es mehr         kommen Pascal Pastoor erste Freudenträ-        wurde prompt gewählt. So weit ist der Ab-
Kandidat:innen als Sitze für den Stura. Wei-    nen, die Wahlbeteiligung ist im Vergleich      lauf glatt, in drei Stunden stand der Vor-
terhin kommt der Fachschaftsrat Betriebs-       zum letzten Jahr mit 12,75% zweieinhalb        stand und die Leiter:innen für die Refera-
wirtschaften zum ersten Mal seit drei Jah-      Mal so hoch. Der amtierende Stura-Vor-         te fest, dann kommt das Sitzungsgeld zur
ren wieder zustande. Allerdings kämpfen         stand ist sichtlich erleichtert: „Die Leute    Sprache. Ab einer Anwesenheit von 70%
durch das rundenbasierte System der Platz-      kommen aus dem Coronaschlaf.“ Dafür ist        bei den Stura-Sitzungen erhalten die ge-
vergabe nur die Angetretenen des Fachbe-        die gestiegene Beteiligung jedoch nicht der    wählten Repräsentant:innen ein Sitzungs-
reichs Sozialwesen so richtig um den Einzug     einzige Grund, auch die Kandidat:innen         geld von bis zu 10 €. Allerdings behält sich
in das höchste Gremium der EAH. Dabei           sind diesmal besonders breit auf die Stu-      der Vorstand vor, das Sitzungsgeld zu kür-
treten die Kandidat:innen, anders als an        diengänge verteilt. Diese Vielfalt lässt auf   zen oder zu streichen, falls die Mitglieder
der FSU, nicht in Listen zur Wahl an, son-      ein breites Interesse an der aktiven Gestal-   unvorbereitet zur Sitzung erscheinen. Ob
dern als Einzelbewerber:innen. Ein Um-          tung der Hochschulpolitik schließen.           das mit der Freiheit des Mandats verein-
stand, der diese aber nicht weniger poli-                                                      bar ist, verhandelt das Gremium hoffent-
tisch und interessant macht. Sie wollen                   Ein neuer Vorstand                   lich noch in seinen kommenden Sitzungen.
sich auf unterschiedliche Art im Gremium
einbringen, etwa mit der Forcierung des         Die konstituierende Sitzung hat schnell                                  Vincent Kluger
Nachteilsausgleichs, Förderung des öko-         Fahrt aufgenommen, fünfzehn Stimmbe- Jetzt wird ausgezählt!
logischen Gedankens oder der Organisa-          rechtigte sind anwesend. Pascal wird von Fotos: Vincent Kluger
tion von Veranstaltungen.                       Martin Schmidt für den Vorstandsvorsitz
  Zu einer der größeren Initiativen des EAH-    vorgeschlagen und im ersten Durchgang
Sturas zählt mit Sicherheit das Projekt Le-     gewählt. Die Wahl für die Haushaltsver-
bendige Hochschule (ehemals Ruhezonen-          antwortung (HHV) und Kassenverantwor-
projekt). In Kooperation mit der Bauhaus-       tung (KV) folgen. Gewählt werden Martin
Universität Weimar sind letztes Jahr Ent-       als HHV und Jan Zurawski als KV. Katha-
würfe zur Umgestaltung der Flure entstan-       rina Seiffarth wird einstimmig zum vier-
den, um ruhige und angenehme Aufent-            ten Vorstand gewählt, der damit vollstän-
haltsorte abseits von Seminaren und Vorle-      dig besetzt ist. Eine kleine Überraschung
sungen bereitzustellen. Die Umsetzung ha-       stellt die Wahl zur Stellvertretung der HHV
perte jedoch zuletzt und soll dieses Jahr mit   dar, diese Position wird nach vielen Jahren
neuem Elan in Angriff genommen werden,          erstmals wieder besetzt. Sedrik Franz, ei-
Engagierte können sich bald beim Stura be-      ner der Neulinge im Gremium, ließ sich

                                                                                                                                  Anzeige
8 / Uni & Stadt

                                             DIE
                                        KULTURKISTEN
                                          GEPACKT

                                                                                                                        Fotos: Line Urbanek

                  Das Café Wagner muss sein Zuhause verlassen. Über einen Umzug und
                               die Familie, die ihn bewerkstelligen muss.

Als Bewohnerinnen einer kleinen Stadt            zogen mit altem Laminatfußboden. Bis der      gen, „dass es auch anders sein könnte und
teilt man sich eine begrenzte Erfahrungs-        Raum also für den Genuss von Kultur und       was ein neuer Ort des Kulturschaffens mit
welt und macht so gewisse kollektive Er-         Essen bereit ist, werden noch einige Wo-      einem Stadtteil macht“, so Michael, eben-
fahrungen. Man erfährt: Auf dem Friedens-        chen Arbeit und viel Geld in ihn hineinge-    falls Mitglied im Vorstand.
berg sonnt es sich gut, am Wehr der Saale        steckt werden müssen.                          „Hier plant die Friedrich-Schiller-Universi-
schwimmt es sich gut und im Café Wagner            Die Umzugskosten werden vom Wagner          tät einen neuen Campus für Sozialwissen-
tanzt es sich eben gut. Und das nicht erst       e. V. auf 125.000 Euro geschätzt. Diese hat   schaften“, liest man seit einigen Jahren an
seit gestern. In Gesprächen mit der mit-         der Verein noch nicht in Gänze gesammelt,     der Fassade der künftigen Spielstätte. Das
telalten Jenaer Bevölkerung erahnt man,          ein Teil fehlt noch. Finanzielle Unterstüt-   wird frühestens 2025 passieren, bis dahin
dass auch die Generationen vor uns nach          zung leisteten Jenakultur, das Land Thürin-   ist dem Wagner e. V. die Nutzung des Are-
langen Nächten alkoholisiert die Wagner-         gen und zu einem erheblichen Anteil die       als gestattet. Vermutlich wird der Hörsaal
gasse herunterpolterten.                         Jenaer Bevölkerung selbst. Mit einer Crow-    nach den zwei Jahren musikalischer Be-
  Vor knapp 30 Jahren gründete sich das          dfunding-Kampagne und weiteren Spen-          schallung abgerissen. „Wenn man das wirt-
Café Wagner und hat sich seither als In-         denaktionen wandte man sich direkt an         schaftlich betrachtet, ist das natürlich völ-
stitution in der Kulturszene Jenas etabliert.    die Besucherinnen des Wagners und „er-        liger Unsinn“, erklärt Michael, „aber Kul-
  Ob das Projekt, seit 2001 in der Gestalt des   hielt mit insgesamt 50.000 Euro enormen       tur kann man eben nicht nur wirtschaft-
Wagner e. V., über 2023 hinaus bestehen          Rückenwind“, erzählt Max, Vorstandsmit-       lich betrachten.“ Außerdem sollen Teile
kann, war zeitweise nicht sicher. Denn das       glied im Wagner e. V.                         der Baumaterialien nach der Zeit im Hör-
Gebäude in der Wagnergasse muss kernsa-                                                        saal weitergenutzt werden.
niert werden. Entsprechende Baumaßnah-                 Musikalische Versorgung                   Die kommenden Wochen werden für die
men sollen ab März zwei Jahre dauern und                   gewährleistet                       ungefähr 30 aktiven Mitglieder vermutlich
werden den Veranstaltungsbetrieb in die-                                                       sehr auslaugend. Doch Max und Michael
sem Zeitraum unmöglich machen. So lan-           Für den Umzugswagen scheint der Weg           sind optimistisch: „Wenn wir alle an einem
ge zu pausieren, wurde von den Vereins-          also fast frei zu sein und es bahnt sich so   Strang ziehen, dann ist sehr viel möglich.
mitgliedern nicht in Betracht gezogen. Was       etwas wie eine Erfolgsgeschichte an. Aber     Das Wagner ist im Endeffekt eine große Fa-
wäre schließlich aus den laufenden Arbeits-      die Geschichte des Umzugs ist vor allem ge-   milie, die jetzt einen großen, komplizierten
verträgen und der funktionierenden Ver-          prägt von Anstrengungen und Zurückwei-        Umzug macht.“
einsstruktur geworden? Und wer kümmert           sungen. Im Film Nichtstadt, der in Ausga-       Ab Mai soll das Veranstaltungsprogramm
sich um die Kultur in Jena? Die notwendige       be 418 besprochen wurde, wird angedeutet,     wieder anlaufen. Dann wird sich Jena wie-
Konsequenz: Das Café Wagner muss über-           dass Jena Schwierigkeiten damit hat, sozio-   der an Konzerten, Lesungen, Theater- und
gangsweise umziehen.                             kulturelle Räume zu ermöglichen und diese     Filmvorstellungen des Wagners erfreuen
                                                 sogar aus dem Stadtbild verdrängt. Damit      dürfen. Mit dem vom Verein frisch getauf-
   Das Brachland wird kultiviert                 sich bei der Suche nach einem Ausweichob-     ten „Musikalischen Versorgungszentrum“
                                                 jekt die Stadt dem Café Wagner unterstüt-     wird die kulturelle Erfahrungswelt der Stadt
Eine Interimslösung wurde lange gesucht          zend zur Seite stellte, musste erst einmal    um einen Ort erweitert werden.
und in einem alten Hörsaal der ehema-            öffentlicher Druck entstehen, ein Privi-        Hinter ihm verbirgt sich ein klarer, selbst-
ligen Kinderklinik in der Westbahnhof-           leg, das kleinere kulturelle Einrichtungen    gegebener Auftrag: Jena hat einen Bedarf
straße gefunden. Dieser ist noch nicht an        nicht genießen. Dementsprechend könnte        nach Musik und Kultur und das Wagner
Strom und Wasser angeschlossen, nicht            der Umzug des Café Wagner auch als Mo-        wird ihn decken.
schallgedämpft und darüber hinaus über-          dellbeispiel fungieren und der Stadt zei-                                  Gustav Suliak
Uni & Stadt / 9

WOHNEN MIT                                                                      Ein Seniorenheim in Winzerla bietet
                                                                                studentischen Wohnraum für

 GELÄNDER                                                                       Mithilfe an. Über die Annäherung von
                                                                                zwei Lebenswelten.

 Für viele werdende Studierende ist es die      in der Altenpflege. In der sozialen Betreu-   das vielseitige Aufgabenspektrum kämen
 erste große Hürde: Die Suche nach einer        ung steht die Schaffung eines schönen All-    hingegen kaum zur Sprache. Diese Dar-
 Wohnung oder WG. Dass das aufgrund der         tags für Bewohner:innen im Vordergrund.       stellung der Pflege funktioniere dann wie
 angespannten Jenaer Wohnungslage nicht         Das umfasst zum Beispiel logistische Hilfe-   eine selbsterfüllende Prophezeiung, in der
 immer einfach ist, dürfte bekannt sein.        stellungen und Einzelbetreuung am Bett.       sich der Personalmangel weiter verschärfe,
 Insbesondere dann, wenn die Zusage der         In der Pflege stehen Körperhygiene, Toilet-   weil junge Menschen abgeschreckt würden.
 Wunschuniversität erst sehr spät vorliegt.     tengänge oder Nahrungsaufnahme an der           Bei passenden Grundvoraussetzungen
   Genauso erging es dem neunzehnjährigen       Tagesordnung. Stolpersteine sind am An-       kann im Seniorenheim eines von elf Zim-
 Tübinger Adrian Dietzsch mit seinem Me-        fang natürlich vorhanden, die Studieren-      mern bezogen werden. Hinzu kommen eine
 dizinstudium. Für Wohnheim-Wartelisten         den werden aber stückweise an die Auf-        gemeinsame Küche, ein Wasch- und ein
 war dann einfach keine Zeit mehr. Geret-       gaben herangeführt. Vorerfahrungen wer-       Aufenthaltsraum. Für die Ausstattung ist
 tet hat ihn das Projekt Wohnen und Helfen.     den nicht erwartet. Allerdings sind Lern-     Buske selbst verantwortlich. Für sie stand
 Die Idee dahinter: Studierende gegen Hilfe-    bereitschaft und Freude am Kontakt mit        fest: Studierende brauchen einen Ofen
 leistungen in Pflegeheimen unterbringen.       den Senior:innen Grundvoraussetzung für       für ihre Tiefkühlpizzen. Ein Kühlschrank
   Wie es dazu gekommen ist, erläutert          eine Zusammenarbeit.                          wurde hingegen erst angeschafft, als die
 uns Adrians Chefin und Vermieterin Ca-                                                       Bewohner:innen ihre Milch auf dem Fen-
 rolina Buske. Sie ist Leiterin des Senioren-             Ein verzerrtes Bild                 sterbrett abstellten. Im Aufenthaltsraum
 heims Am Kleinertal in Winzerla. Ihren Ur-                                                   trifft man bisher nur auf einen kleinen
 sprung hat die Idee in den Niederlanden.       Die Arbeitszeiten können relativ frei ge-     Tisch und zwei Stühle. Die Heimleiterin
 Dort wohnen Studierende allerdings mit         wählt werden. Ermöglicht wird dies durch      hofft, dass die Mieter:innen noch mehr
 den Senior:innen zusammen. Eine räum-          die Einplanung der Studierenden als zu-       aus dem Ort machen. Adrian nimmt kei-
 liche Überlappung, die Buske problema-         sätzliche Hilfe. Situationen, in denen der    ne Einschränkungen für sein WG-Leben
 tisch findet, kollidiere sie doch zu stark     Pflegebetrieb auf ihre Arbeitskraft ange-     wahr, wesentlich durch die strikte räum-
 mit der Realität des Studierendenlebens.       wiesen wäre, sind laut Buske gefährlich       liche Trennung von Freizeit und Pflegebe-
 In Jena hat man das Konzept entsprechend       und verantwortungslos. Deshalb glaubt         trieb bedingt. Studierende können das Pfle-
 abgeändert. Freiräume waren am Kleiner-        sie nicht daran, dass solche Projekte sinn-   geheim betreten und verlassen, ohne dabei
 tal vorhanden. Ein vom restlichen Senio-       volle Teillösungen für den in Deutschland     jemandem mit Rentenanspruch zu begeg-
 renheim separierter Wohnbereich muss-          herrschenden Pflegefachkräftemangel sein      nen. Psychologisch hängt das Gelingen der
 te wegen Personalmangel gesperrt werden        können. Dieser hätte unter anderem mit ei-    Work-Life-Balance wohl auch davon ab, ob
– eine gute Gelegenheit für die Schaffung       ner zu negativen Berichterstattung zu tun,    man sich an das klinische Flair gewöhnen
 von studentischem Wohnraum, gleichzei-         die den Pflegeberuf auf schwere Arbeit        kann. Adrian ist das recht schnell gelungen.
 tig könnten Leute wie Adrian „etwas Le-        und Personalmangel reduziere. Der sinn-
 ben in die Bude bringen“.                      stiftende Umgang mit den Menschen und            Markus Manz und Ben Wolfermann

         Ähnlich, aber anders                                                                        Adrian Dietzsch wohnt im Seniorenheim.
                                                                                                    Foto: DRK-Kreisverband Jena-Eisenberg-
                                                                                                                              Stadtroda e.V.
Beim Betreten des Bereichs will die Heim-
atmosphäre nicht so recht verfliegen. Eine
Art von Beklommenheit, die sich fairerwei-
se auch in dem ein oder anderen Wohn-
heim einstellt. Ein langer, steriler Gang
führt an den unaufgeregten blaugrauen
Zimmertüren vorbei. Dazwischen Gelän-
der an den Wänden. Wie sich Adrian wohl
beim Einzug gefühlt hat?
  Zumindest werden hier keine Wohnmarkt-
preise fällig. 250 Euro kostet ein Zimmer,
wobei der Betrag vollständig abgearbeitet
werden soll. Dafür kann aus zwei Aufga-
benfeldern gewählt werden. Entweder be-
tätigt man sich für 25 Monatsstunden in der
sozialen Betreuung oder wie Adrian für 20
Frit
                                                  z-R
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                                                                                      Au
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KLASSIKER IM VERSCHENKEREGAL
                                                                                                                                                  56
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 RAUS DAMIT
Du musst dringend mal wieder aussortieren oder
ein paar ausgelesene Bücher loswerden? In Jenas
Verschenkeregalen sind sie in guter Gesellschaft.

Ein Gang durch die Straßen Jenas. An ei-        mal Babyklamotten hineinpacken. Bei den         doch nie. Dabei sollte die Stadt doch ein In-
ner Ecke grüßt eine fleckige Matratze, an ei-   meisten Regalen geht nicht hervor, wer sie      teresse daran haben, den unangemeldeten
ner anderen ein abmontiertes Spülbecken.        aufgestellt hat und pflegt. Denn ohne gele-     Sperrmüll – denn, machen wir uns nichts
Über wie aus dem Nichts auftauchende Ge-        gentliche Leerung liefen sie bei den Unmen-     vor, das ist es meistens – von den Straßen zu
genstände wundert sich in dieser Stadt wohl     gen an abgeladenen Altlasten sonst wohl ir-     bekommen. Denn der muss immer irgend-
kaum einer mehr. Oft sind es nur einzel-        gendwann über.                                  wann vom Kommunalservice entfernt wer-
ne Bücher, die in Pappkartons mit der Auf-        Die Students+ for future regten 2021 in       den – allein schon wegen der Stolpergefahr.
schrift „Zu verschenken“ langsam vor sich       einem Vorschlag an die Stadtverwaltung            Offen bleibt, warum, so beobachte ich, in
hin modern, manchmal aber auch eine ganze       an, eine zentrale überdachte Sammelstel-        Jena so viel mehr Straßenmöblierung zu se-
Wohnungseinrichtung. Neben den üblichen         le für zu verschenkende Gegenstände un-         hen ist als anderswo. Haben die Menschen
Kandidaten – siehe „Klassiker“ – finden sich    ter dem Eisenbahntunnel an der Kathari-         hier besonders viel Spaß am Aussortieren?
darunter auch schon mal Kuriositäten wie        nenstraße einzurichten, der bekannterma-        Oder handelt es sich um einen Dominoeffekt
ein Klostuhl. Wie und von wem all diese         ßen die Adresse für Trödel jeglicher Art ist.   à la: „Wieso soll ich extra eine Sperrmüllab-
Dinge hingestellt werden, bleibt meist unbe-    Das sollte eine Alternative zu den unzähli-     holung bestellen, wenn alle anderen ihren
kannt. Die Haufen sind auf einmal da und        gen Verschenkekartons schaffen, die Wege        Müll auch einfach auf die Straße stellen?“
verschwinden nach ein paar Tagen wie von        versperren und bei Feuchtigkeit aufweichen.       Zugegeben, bei der Einrichtung einer neu-
Zauberhand auch wieder.                         Die Stadt lehnte den Vorschlag aus mäßig        en Wohnung kann der Tand ganz schön nütz-
  Darüber hinaus gibt es in Jena eine beein-    überzeugenden Gründen, unter anderem zu         lich sein. Denn manchmal findet sich un-
druckende Zahl Verschenkeregale. Manche         hohen Instandhaltungskosten, ab. Eine Ar-       ter all den dreibeinigen Stühlen und Was-
sind ausschließlich zum Tausch von Büchern      beitsgruppe sollte eine Lösung für die Pro-     serhähnen doch noch ein ganz fesches Sofa.
konzipiert, was die Beliefernden jedoch nicht   blematik entwickeln und sich dann bei den
immer so genau nehmen und munter auch           Students+ for future melden. Das geschah je-                              Carolin Lehmann
                                                                                                                                                Illustrationen: Veronika Vonderlind, Fotos: Carolin Lehman, Henriette Lahrmann und Markus Manz
12 / Uni & Stadt

  DIE SPUREN DES NSU

                                                                                                                                         Foto: Melina Blumenröther
     Jena spielt eine besondere Rolle im NSU-Komplex. Doch was versäumt die Stadt
     bis heute? Eine Audioführung begibt sich auf die Spuren der Vergangenheit und
                                       der Zukunft.

Blumen sind ein Symbol der Hoffnung.           sichtbarespuren.de und kann jederzeit mit      experimenten ein und überbrückt Warte-
Wer an der Audiotour teilnimmt, kann sich      eigenen Kopfhörern durchgeführt werden.        zeiten an Ampeln und Haltestellen durch
zu Beginn der Führung am Volksbad Blu-         Neben Besuchen von geschichtsträchtigen        Interviews. Eines davon wurde mit der
mensamen mitnehmen, deren Hintergrund          Orten im Hinblick auf den NSU-Komplex,         Sozialpädagogin Inga Riedel geführt, die
die Teilnehmenden im Laufe der Spuren-         wie zum sogenannten „Braunen Haus“ in          ihre Jugend in Winzerla und Lobeda ver-
suche durch Jena entdecken werden. Die         Alt-Lobeda, geben Interviews Einblicke in      brachte. Angst ist hier das Stichwort. All-
Unabgeschlossenheit des NSU-Komplexes          das Jena der 1990er-Jahre.                     tägliche Wege, wie der von der Schule nach
zeigte sich erst vor kurzem wieder, als die                                                   Hause, wurden von Rechtsradikalen mit
NSU-Akten des hessischen Verfassungs-                           Lobeda                        Baseballschlägern versperrt. Deutlich wird
schutzes, die eigentlich noch jahrzehnte-                                                     hierbei auch, dass die Polizei so gut wie
lang unter Verschluss bleiben sollten, im      Mit der Tram, die Schupp als „Angst-Ort“       gar nichts unternahm. Weder bewachte sie
Rahmen der Satiresendung ZDF Magazin           von Menschen mit Migrationshintergrund         kritische Ecken, noch wurden trotz vorlie-
Royale enthüllt wurden. Das Ergebnis die-      beschreibt, geht es nach Lobeda. Dort wer-     gender Hinweise Ermittlungen eingeleitet.
ser Veröffentlichung ist im Prinzip das Ver-   den die Zuhörenden in ein nettes Gässchen      Immer wieder fällt der Satz „Der NSU war
sagen der deutschen Behörden, die durch        geführt. Mehrfamilienhäuser, ein Deko-         kein Trio“ in der Audiotour. Es gab viele
gründlichere Ermittlungen vielleicht ein       laden und eine Pizzeria – hier ließe sich      Mitwissende, doch kaum einer oder eine
paar Leben hätten retten können. In Jena       wohl kaum das ehemalige Braune Haus ver-       von ihnen wurde zur Rechenschaft gezo-
etablierte sich in den 1990ern der Nati-       muten. Heute unauffällig, schmückte die-       gen. Wahrscheinlich leben sie noch heu-
onalsozialistische Untergrund um Beate         sen Ort vor circa 20 Jahren noch ein Schild    te in Winzerla und Lobeda – vielleicht so-
Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhn-             mit der Aufschrift „Persönlich erreichen Sie   gar in deinem Nachbarhaus.
hardt. Die rechtsradikale Szene versetzte      uns in der Zeit von 1939 - 1945“. Teilneh-
in dieser Zeit vor allem die Stadtteile Win-   mende des Rundgangs können auf ihrem                           Winzerla
zerla und Lobeda in Angst und Schrecken,       Smartphone während der Tour Originalbil-
betont die Sprecherin des Rundgangs, wes-      der aus der Zeit sehen, in der das Braune      Dem Stadtteil Winzerla kommt eine zent-
wegen die Stadt Jena eine besondere Ver-       Haus noch als Treffpunkt für lokale Neo-       rale Rolle im NSU-Komplex zu. Im ehema-
antwortung zur Aufarbeitung ihrer rech-        nazis diente. Die rechte Szene wählte die      ligen Jugendzentrum „Winzerklub“, der
ten Vergangenheit trägt. Im Rahmen des         Lage des Hauses bewusst – wenige Meter         nächsten Station des Rundgangs, organi-
Theaterprojektes Die mutige Mehrheit be-       weiter befindet sich die B88. Die Zahl sym-    sierte sich das NSU-Trio erstmals. Heute
                                                                                              befindet sich dort ironischerweise eine
                                                                                              Unterkunft für Menschen mit Migrations-
Scheinbar sieht sich die Stadt nicht hinreichend in der                                       hintergrund. Der kurze Weg von diesem
                                                                                              Jugendzentrum zur Straßenbahnhaltestel-
Verantwortung der Aufarbeitung                                                                le Winzerla galt früher als eine Tortur für
                                                                                              viele. Nach Veranstaltungen im Jugendclub
                                                                                              wurden Jugendliche dort von Neonazis er-
gibt sich Antje Schupp, eine preisgekrönte     bolisiert den ideologischen und rechtsra-      wartet und oft verprügelt. Ein Interview mit
Regisseurin, Performerin und Autorin, auf      dikalen Ausruf „Heil Hitler“. Entlang die-     einem Sozialpädagogen, der damals dort
die Spuren des NSU durch Jena. Der ko-         ser Straße befinden sich zahlreiche Dörfer,    arbeitete, zeigt, dass die ideologischen Ge-
stenlose, etwa dreistündige Audio-Walk         in denen sich noch heute rechte Gruppie-       danken bei jenen Rechtsradikalen zu die-
(Un)Sichtbare Spuren führt durch Lobeda,       rungen versammeln.                             ser Zeit schon so verfestigt waren, dass
Winzerla und das Stadtzentrum. Die Tour         Die Audiotour führt weiter durch Lobeda.      eine pädagogische Handhabe nahezu un-
ist mit dem Smartphone abrufbar unter un-      Schupp lädt die Zuhörenden zu Gedanken-        möglich war. Immer wieder stellt die Au-
Uni & Stadt / 13

stellt die Autorin und Sprecherin der Tour        von Antje Schupp. Am Ende bleibt der Ge-                 Gegendarstellung zum
die Frage: „Was würden Sie tun?“ Eine             danke, dass eine würdevolle Gedenkstätte           Artikel „Kein Platz für Räder“
schwierige Frage. Was würde man denn              auf dem Johannisfriedhof das wäre, was die                im Akrützel 424 vom 8.
selbst machen, wenn Rechtsradikale neben-         Mordopfer des NSU ehren könnte. Von der            Dezember 2022 auf Seite 12/13
an einziehen oder man von Jugendlichen            Stadt Jena wäre das eine große Geste, aber
Naziparolen hört? In Winzerla kann man            vielleicht auch das Mindeste. Traurig ist es      Der Vorwurf der Grünen, dass Herr Schu-
sich diese Frage leider noch zu oft stellen. So   allemal, dass die Stadt die Errichtung eines      bert seinen Vorsitz im Beirat für Men-
geht es nach einem kurzen Abstecher zum           Denkmals bisher versäumt hat. Lediglich           schen mit Behinderungen dazu nutzt,
ehemaligen Wohnhaus von Beate Zschäpe             der Enver-Şimşek-Platz und die Gedenkta-          um die Verkehrswende hin zu einer au-
und ihrer Mutter in der Schomerusstraße           fel in Winzerla bieten ein kleines Geden-         tofreien Stadt zu sabotieren, ist sachlich
weiter zum Enver-Şimşek-Platz.                    ken an eines der Opfer.                           nicht korrekt. Der Beirat sabotiert nicht
  Abdurrahim Özüdoğru, Süleyman                                                                     und es ist auch keinesfalls richtig, dass
Taşköprü, Habil Kilic, Mehmet Turgut,                          Wo gehts hin?                        der Beirat den Ausbau des Fahrradver-
Ismail Yaşar, Theodoros Boulgarides,                                                                kehrs in Jena ablehnt. Der Beirat ist mit
Mehmet Kubaşik, Halit Yozgat, Michele             Die Spurensuche durch Jena möchte infor-          allen Beteiligten im Gespräch, um eine für
Kiesewetter und Enver Şimşek.                     mieren und illustrieren. Sicher wissen viele      Alle akzeptable Lösung zu finden, damit
  Das sind die Namen der zehn Opfer des           grob um die Entstehungsgeschichte des NSU.        eine gleichberechtigte Teilhabe für Alle
NSU. Enver Şimşek wurde am 11. Septem-            Die Führung an Orte, die so alltäglich sind,      möglich ist! Denn Menschen mit Behin-
ber 2000 in Nürnberg als Erster von ihnen         zeigt den Hörenden jedoch auf besondere           derungen und ältere Bürger sind ein Teil
ermordet. 2021 errichtete man ihm zu Eh-          Art und Weise, wie sich die rechtsradikale        unserer Gesellschaft und möchten auch
ren in Winzerla eine Gedenktafel. Kurz da-        Szene in Jena entwickeln konnte. Schupp           teilhaben am Leben in der Gemeinschaft.
rauf wurde die dortige Straßenbahnhal-            stellt viele Fragen während der Tour, was           Die Antwort auf die Frage von Frau Al-
testelle von „Damaschkeweg“ in „Enver-            die Teilnehmenden zum Nachdenken an-              bretsen–Keck, warum behinderte Men-
Şimşek-Platz“ umbenannt. Auf dem Platz            regen soll. Mit fast dreißig Jahren Abstand       schen mehr Angst vor dem Fahrrad als
vor der Gedenktafel trifft man immer noch         zu den „Baseballschlägerjahren“ kann je-          vor dem Auto haben, ist mit wenigen Wor-
auf frühere Mitglieder rechter Platzgrup-         der von uns sagen, wir hätten anders ge-          ten beantwortet: Das Problem sind die
pen, was sich während der eigenen Durch-          handelt und wären lauter gewesen. Aber            überall herumstehenden und achtlos ab-
führung des Audio-Walks zeigt, aber auch          wissen wir wirklich, welchen Einfluss die         gestellten Fahrräder und E-Roller – nicht
von Schupp betont wird. Steigt man also           Angst auf uns haben kann? Die Schweizer           nur auf den Gehwegen. Diese behindern
am Enver-Şimşek-Platz aus, begegnet man           Regisseurin möchte neben einer kleinen            Kinderwagen, Rollatoren, Rollstühle und
nicht selten Menschen, die den Hitlergruß         Zeitreise ins Jena der 1990er Jahre mehr          blinde und sehbehinderte Menschen glei-
zeigen oder rechtsradikale Parolen von sich       Bewusstsein dafür schaffen, was die Stadt         chermaßen. Setzen Sie sich mal eine Au-
geben. Eine seltsame Koexistenz. Kann man         bisher noch versäumt und wie wir als Pri-         genbinde auf und laufen mit dem Lang-
der Opfer rechtmäßig gedenken, wenn ein           vatpersonen trotzdem etwas zum Geden-             stock durch die Stadt, so, wie das blinde
paar Schritte weiter immer noch Neonazis          ken der Opfer beitragen können. Vor allen         und sehbehinderte Menschen tun müs-
ihre Ideologie ausleben? Winzerla weiß si-        Dingen soll die Tour aber Hoffnung säen.          sen. Der Stock bleibt in den Speichen der
cher um seine Probleme. Lange galt dieser                                                           Räder hängen und kann zu Stürzen und
Stadtteil als rechts, wie sich während der                                Constanze Winter          mehr führen. Oder Sie müssen mit Rol-
Audiotour in Erfahrung bringen lässt. Weg-                                                          lator oder Rollstuhl vom Gehweg runter,
zug und Zuzug lassen diesen Stadtteil heu-                                                          weil dort ein Rad steht – schwierig bei
te allerdings etwas weniger radikal wirken.                                                         den hohen Bordsteinkanten.
Schupp, die unter anderem Preisträgerin                                                               Und noch etwas: Es ist nicht richtig,
des Schweizer Theaterpreises 2021 ist, führt                                                        dass der Behindertenausweis Ausnah-
die Teilnehmenden gegen Ende der Tour in                                                            merechte (die im Sozialrecht Nachteils-
die Johannisstraße. Hier sitzt die Junge Ge-                                                        ausgleiche heißen) im Verkehr ermöglicht.
meinde (JG), die sich für die Aufarbeitung                                                          Die Behindertenparkplätze darf nur die
des NSU-Komplexes und allgemein für eine                                                            Personengruppe nutzen, die das Merk-
bunte Gesellschaft einsetzt. Gegenüber der                                                          zeichen für eine außergewöhnliche Geh-
JG steht ein Holz-Denkmal in Gedenken an                                                            behinderung (aG) im Ausweis hat sowie
die Opfer des NSU – ein selbstgeschnitztes,                                                         Personen mit dem Merkzeichen „Bl“. Die
wohlgemerkt. Die Audio-Führung zeigt, dass                                                          Hürden dafür sind nach den Versorgungs-
Jena bis heute versäumt hat, eine würdevol-                                                         medizinischen Grundsätzen (VersMed) so
le Gedenkstätte für die Opfer einzurichten.                                                         hoch, dass nur sehr Wenige diese Aus-
Scheinbar sieht sich die Stadt nicht hinrei-                                                        nahme bekommen.
chend in der Verantwortung, da die meis-                                                              Wir reden von Inklusion, aber sie wird
ten Gedenkprojekte von Vereinen wie der                                                             nicht von Allen mitgetragen.
JG organisiert sind.                                                                                  Die Verkehrswende darf nicht auf Kos-
  Die Führung endet am Johannisfriedhof.                                                            ten der Verkehrssicherheit stattfinden.
Ein ruhiger und historischer Ort, an dem die                                                        Hier ist ein Umdenken erforderlich.
Blumensamen, die man zu Beginn der Tour
bekam, gesät werden können. „Wie kann ich                      Unterwegs auf unsichtbaren Spuren.                                E. Metzner
                                                                      Foto: Melina Blumenröther
selber der Opfer gedenken?“, ist eine Frage                                                                                     A. Langguth
14 / Uni & Stadt

                                         WIR SCHÜTZEN
                                        KEINEN URWALD
                                                                                                                    Diesen Wald aber schon.
                                                                                                                      Foto: Pauline Schiller

       Wie realistisch ist Naturschutz in einem Wald, der seit Jahrhunderten von Menschen
       genutzt wurde und weiterhin genutzt werden soll? Antworten liefern Stadtförster Olaf
                    Schubert und FSU-Professor Markus Bernhardt-Römermann.

Mit sieben Naturschutzgebieten und wei-        tura im Jenaer Forst sind zwei Mitarbeite-     von Naturschutz gebe. Entscheidend sei das
teren, teils europäischen Schutzgebieten,      rinnen des Stadtforstes zu finden, die sich    Bild, das wir von der Natur haben. So sei
ist man in Jena quasi zum Naturliebha-         dort für die Umweltbildung einsetzen.          diese schon seit Jahrhunderten vom Men-
ber-Sein verdonnert. Die Saalehorizonta-                                                      schen geprägt worden und nach Bernhardt-
le ist als einer der schönsten Wanderwege              Kulturlandschaft statt                 Römermann vielmehr als Kulturlandschaft
Deutschlands nominiert und das Saaletal                     Käseglocke                        und weniger als ein unberührter Urwald zu
soll in Zukunft weiter für Touristen als Er-                                                  verstehen. Für Jena sei zu bemerken, dass
lebnisregion ausgebaut werden. Luft, Lie-      Wenige Meter neben der Bildungseinrich-        die Hänge rund um das Saaletal im Mittel-
be und Panorama-Aufnahmen sind also            tung, in der naturnahes Adventsbasteln         alter für die Viehhaltung und den Holzab-
garantiert. Umstritten bleibt, wie die Flä-    und erdendes Waldbaden angeleitet wer-         bau fast gänzlich entwaldet wurden. Dies
chen entsprechend ihrem Schutzstatus ge-       den, stapeln sich gefällte Kiefern, Eschen     veränderte das Ökosystem tiefgreifend. Die
pflegt werden sollen.                          und Fichten und zur Abholung bereite           Prägung der Natur durch den Menschen sei
  Das Team des Stadtforstes ist mit zwölf      Brennholzbündel. Der Kommunalservice           zu berücksichtigen, wenn heute über Na-
bis 15 Leuten für 2.600 Hektar Wald zu-        Jena (KSJ) liefert die Stämme auf Anfra-       turschutz diskutiert wird. Die Natur ein-
ständig. Sei es vom Büro des Stadtforstes      ge bis vor die Haustür. In der Forstwirt-      fach unter die Käseglocke zu stellen und
im Stadtzentrum oder seiner Außenstelle        schaft herrscht das Primat des Waldes als      nicht zu berühren, wie es „klassische Natur-
beim Otto-Schott-Platz aus, Olaf Schubert      Nutzfläche. Schubert ist es dennoch wich-      schützer” oft fordern würden, hieße nicht
bestimmt als Stadtförster maßgeblich die       tig, dass das Holz, welches in Jena verkauft   zwangsläufig, dass sich die Natur zu ihrem
Pflege und Bewirtschaftung der braun-grü-      wird, aus Jena kommt und auch hier bleibt.     Urzustand zurückentwickelt.
                                                                                                So seien die Magerrasen in Jena, beispiels-
                                                                                              weise an den Hängen, beim Steinbruch und
                                                                                              am Windknollen, durch die Beweidung
     Über die Flächen rollten einst Panzer, die das Gelände                                   mit Ziegen und Schafen entstanden. Heu-

                                               aufbereiteten                                  te sind sie ein wichtiger Bestandteil des
                                                                                              Ökosystems, da sie vielen Arten als Tritt-
                                                                                              steine zwischen Habitaten dienen und Rück-
                                                                                              zugsort für gefährdete Pflanzenarten sind.
nen Hektare. Das übrige Personal sitzt zum       Die wenig ausgeprägte Holzwirtschaft in      Wichtig sei es, so Bernhardt-Römermann,
Teil im Büro und bearbeitet Anliegen zur       Jena lässt Raum, sich mit dem Schutz des       die Flächen weiterhin sanft zu bewirtschaf-
Verkehrssicherheit und den Wanderwegen.        Waldes auseinanderzusetzen. Dafür arbei-       ten. Er kritisiert, dass dies rund um die re-
Die Themenbereiche Jagd, Baumfällungen         tet der Stadtförster eng mit dem Professor     naturierten Teiche auf dem alten Truppen-
und Landschaftspflege überlassen sie einem     für Vegetationsökologie Markus Bernhardt-      übungsplatz ausbleibt. Über die Flächen
weiteren Förster und drei Waldarbeitern.       Römermann zusammen. Der Ökologe er-            rollten einst Panzer, die das Gelände ver-
Auch im Naturerlebniszentrum forum na-         klärt, dass es verschiedene Vorstellungen      blüffenderweise bestens für Frösche und
Uni & Stadt / 15

sche und Rebhühner aufbereiteten. Auch           dert“, folgert der Stadtförster. Das forum           nehmen. Auf Verwaltungsebene gilt es laut
die Orchideen, deren Schutz sich der NABU        natura soll zeigen, dass es auch anders geht.        Bernhardt-Römermann, bestehende Natur-
in Jena verschrieben hat, wurden durch           2,5 Millionen Euro vom Land Thüringen sol-           schutzprojekte wie die Renaturierung der
den Menschen kultiviert. Die Fichte und          len das Umweltbewusstsein von Groß und               Seen auf dem alten Truppenübungsplatz
die Kiefer wurden einst aus wirtschaftli-        Klein schärfen. Hier wird Kitas, Schulklas-          weiterzuführen. Es reiche nicht, nur ein-
chen Gründen angepflanzt. All diese Ar-          sen und Firmen durch Wanderungen und                 mal Geld zu investieren und sich dann nicht
ten kommen ursprünglich aus anderen              Workshops der Wald nahegebracht. Müll-               weiter um die Naturschutzflächen zu küm-
Regionen und zählen damit nicht zum Je-          trennung, Ernährung, Reisen und nachhal-             mern. Außerdem meint der Ökologe: „Wir
naer Urwald. Die Wiederherstellung eines         tiger Konsum stehen auf dem Programm.                müssen von dem Gedanken wegkommen,
Urwalds zu fordern, sei unrealistisch. Mo-         Ganz nach der Philosophie, dass jede:r ei-         dass ein Stück Natur ein anderes ersetzen
mentan wird daher vordergründig zwi-             nen Teil zum Umwelt- und Klimaschutz bei-            kann.“ Die Renaturierung wurde als Aus-
schen den Arten unterschieden, die gut an        tragen kann, fanden in der Stadt auch Akti-          gleich für den Bau der ehemals geplanten
die klimatischen Bedingungen angepasst           onen wie der Saaleputz und Baumpflanzak-             Autobahn durch das Leutratal vorgenom-
sind und denjenigen, denen die Trocken-          tionen statt, die zeigten, dass das Bewusst-         men. Sie sei ein guter Schritt gewesen, das
heit bereits zusetzt.
  Ein Beispiel für eine Art, die unter dem
Klimawandel leidet, ist die Fichte. Man-
gelnde Wasserversorgung und Borkenkä-            Fraglich bleibt, inwieweit die Leistungen der Natur
ferbefall lösten in anderen Teilen Thürin-
gens großflächiges Waldsterben aus. In           angemessenen vergütet werden
Jena beschränkt sich der Fichtenbestand
glücklicherweise auf nur 2% des Waldes.
Auch der Kiefer setzt der Klimawandel zu.        sein dafür in Jena in einigen Kreisen be-            zerstörte Ökosystem im Leutratal erhole
Die Wärme schafft ideale Voraussetzungen         reits vorhanden ist.                                 sich jedoch nur langsam und werde nicht
für die Verbreitung von Pilzen und Insek-          Bernhardt-Römermanns Gedanken zum                  so schnell seine alte Komplexität zurücker-
ten, die dem Baum schaden. Für Orchideen         Klimawandel kreisen immer wieder um das              langen, so Bernhardt-Römermann.
und Magerrasen bietet das warme Klima            globale Geschehen. Gegen Polschmelze und               Die Vergütung der Leistungen des Öko-
wiederum sehr gute Lebensbedingungen.            brennende Regenwälder, die das globale               systems wird bislang durch das bundes-
Unter den heimischen Arten haben beson-          Klima unwiederbringlich verändern, schei-            weite Biotopwertverfahren realisiert. Wird
ders die Eiche und die Eibe einen größeren       nen Saaleputz und Aufforstung allein nur             ein Bauprojekt angestoßen, müssen Öko-
Toleranzbereich für Temperaturschwan-            wenig ausrichten zu können. Umso wich-               punkte gekauft werden, welche von Argra-
kungen und sind dementsprechend auch             tiger ist es, dass sich auch Verwaltung und          runternehmen, Forstbetrieben und Natur-
auf ein wärmeres Klima eingestellt.              Politik des Natur- und Klimaschutzes an-             schutzorganisationen bereitgestellt werden
                                                                                                      und geschützte und aufgeforstete Flächen
           Roden fürs Klima?                                                                          symbolisieren. Schubert hat die Idee ange-
                                                                                                      stoßen, die Ausgleiche lokal vorzunehmen.
 Entsprechend der Förderung wärmelie-                                                                 So werden KSJ-interne Bauprojekte wie der
 bender Arten schreibt sich der Fachdienst                                                            Brückenbau „Vor dem Neutor“ und zuletzt
 für Umweltschutz der Stadt „kleinflächige                                                            der Bau von Fußwegen mit Aufforstungen
 Rodungen, Entbuschung und Förderung                                                                  wie der Pflanzung einer Obstbaumreihe
 von Offenlandgesellschaften“ im Sinne des                                                            am Napoleonweg oder im Münchenroda-
 Naturschutzes auf die Fahne. So wird bei-                                                            er Grund ausgeglichen. Fraglich bleibt, in-
 spielsweise das Fällen von Kiefern an den                                                            wieweit die Leistungen der Natur angemes-
 Hanglagen unterstützt.                                                                               senen vergütet werden.
   Demgegenüber sprechen sich NABU und                                                                  Es scheint, dass der Stadtforst in Jena den
 Grüne insbesondere gegen Baumfällungen                                                               Wald zu schätzen weiß. Unter der Schirm-
 im Stadtgebiet aus und setzen sich für eine                                                          herrschaft von Förster Schubert werden
 möglichst dichte Bewaldung ein, die wiede-                                                           sowohl die Erholung, die Holznutzung als
 rum das Stadtklima beeinflusst. Der Tempe-                                                           auch die Klimarelevanz des Waldes be-
 raturunterschied zwischen Wald und Stadt                                                             rücksichtigt. Natürlich müssen sich auch
 beträgt drei bis vier Grad, so Schubert. Die                                                         alle anderen Akteure in Jena die Leistung
 kühlende Funktion des Waldes wird mit zu-                                                            des Waldes vor Augen führen. Der Wald
 nehmend wärmeren Temperaturen wich-                                                                  kann zwar für einen Temperaturausgleich
 tig für die Menschen sein.                                                                           in der Stadt sorgen und mit seiner Diversi-
   Es stellt sich die Frage, wie die Natur ge-                                                        tät vor Katastrophen schützen. In ausrei-
 staltet oder belassen werden soll, damit sie                                                         chendem Maße kann dies jedoch nur dann
 gegen den Klimawandel gewappnet ist. „In                                                             erfolgen, wenn die Umweltschutzprojekte
 der Natur wird sich immer irgendwann ein                                                             nicht durch CO2-intensive Bauprojekte wie
 Gleichgewicht einstellen“, meint Schubert.                                                           die Osttangente untergraben werden.
„Die Frage ist nur, wie lange der Mensch in
 der Natur überleben kann, wenn sich diese                                   Foto: Pauline Schiller
                                                                Totholz für einen lebendigen Wald.
 durch sein Eingreifen grundlegend verän-                                                                   Johanna Heym und Stephan Lock
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