Akzente Ausgabe 03-04/2020 Zeitschrift des Verbandes der Lehrer an beruflichen Schulen in Bayern e. V - VLB Bayern
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Ausgabe 03-04/2020 Zeitschrift des Verbandes der Lehrer an beruflichen Schulen in Bayern e. V. akzente Ihr Anliegen: unser Auftrag – HPR und VLB
In dieser Ausgabe Thema des Tages Fachlehrer Pankraz Männlein Robert Kölbl Unsere Themen 03 Quer- und Seiteneinstieg – 15 Die Fachlehrerausbildung in den Herausforderung und Chance für vergangenen 12 Jahren ■ Absagen wegen Corona-Virus die beruflichen Schulen Der VLB hat wegen des Corona- Virus vorsorglich Veranstaltun- Berufliche Schulen gen abgesagt. Infos finden Sie auf Bildungspolitik Dr. Josef Most, Johann Bauer der Rückseite der VLB akzente. Ursual Münch 16 Landtagsfraktion der Freien Wähler ■ Unterrichtsversorgung 04 Aufgaben beruflicher Bildung - am BSZ Schwandorf aufrechterhalten wenn sich alles verändert Pankraz Männlein, Landesvorsit- Martin Ruf zender, beschäftigt sich mit den Pädagogik und Unterricht 06 Wechsel im Hauptpersonalrat – Herausforderungen und Chancen eine Ära geht zu Ende Bettina Scheckel durch Quer- und Seiteneinsteiger 18 Erfolgreiche Handwerker der für berufliche Schulen. Martin Ruf BS Neustadt a. d. Aisch 09 Interview mit Wolfgang Lambl ■ Eine Ära geht zu Ende Martin Ruf Martin Ruf berichtet über den 10 Interview mit Astrid Geiger, Auslandsprojekte Wechsel im Hauptpersonalrat. unsere neue Hauptpersonalrätin Danilo Nicodemus 21 Digitale Transformation: Regierung ■ Digitalisierung, Globalisierung KM von Oberfranken in Tallinn und Klimawandel 11 Rolf Habermann in den Ruhestand Prof. Dr. Ursula Münch, Direktorin verabschiedet der Akademie für Politische Bil- Pankraz Männlein Aus dem Verbandsleben dung, über die Aufgaben berufli- 12 Multiprofessionelle Teams bilden cher Bildung. 22 Landesverband 23 Bezirks- und Kreisverbände Dienstrecht aktuell 26 Senioren ■ Dienstrecht 27 Personalien Wolfgang Lambl, Hauptpersonal- rat, informiert über die Nutzung Wolfgang Lambl 28 Vermischtes urheberrechtlich geschützter 14 Rechtssicherheit für den digitalen Inhalte auf Lernplattformen. Unterricht Umschau KM ■ Bundessieger im Handwerk 29 Datenschutz 14 Übernahme befristet angestellter Bettina Scheckel beschreibt die 30 Nachrichtliches Lehrkräfte Projekte dreier Schülern ihrer 31 Lehrergesundheit BS Neustadt a. d. Aisch, die als Wolfgang Lambl 32 Absage von Bundessieger ausgezeichnet 15 Umsetzung mit Dienstortwechsel VLB-Veranstaltungen wurden. ■ Aktives Verbandsleben Zahlreiche Bezirke und Kreise sowie Pensionisten berichten über ihre Versammlungen und die Fußballer rufen auf zur VLB-Meisterschaft 2020. Titelbild: Martin Ruf Ausgabe 05/2020: 31.03.2020 Ausgabe 06/2020: 20.04.2020 2 VLB akzente | Ausgabe 03-04/2020
Thema des Quer- und Seiteneinstieg – Tages Herausforderung und Chance für die beruflichen Schulen PANKRAZ MÄNNLEIN Liebe Kolleginnen und Kollegen, sere Schülerinnen und Schüler wie für die Drei Stichworte mögen an dieser Stelle Stellenbewerber gefunden werden kann. genügen: die Lernkooperation könnte ganz Für die Kultusverwaltungen wird es im- In dieser Situation ist es für die Schullei- neue Impulse bekommen, das Betriebs- mer schwerer, in ausreichender Anzahl tungen und vor allem für ihre in der Regel praktische könnte das Verstehen der The- und mit den entsprechenden Lehrbefä- grundständig qualifizierten Kollegien wich- orie erleichtern, das Verständnis für den higungen Lehrkräfte für den Schuldienst tig, diese neuen Lehrkräfte auf dem Weg in jeweils anderen Lernort könnte verbessert sowohl im Bereich der Allgemeinbildung den Arbeitsplatzalltag an einer beruflichen werden – und all dies käme der Qualität be- wie auch für die beruflichen Schulen zu Schule zu unterstützen und zu begleiten. ruflicher Bildung und damit unseren Schü- gewinnen. Diese allgemeine Aussage gilt Insbesondere gefordert sind jedoch diese lerinnen und Schülern zugute. sowohl für die gegenwärtige Lage in Bay- neu in die beruflichen Schulen einsteigen- Der VLB ist daher grundsätzlich davon ern wie auch für die der allermeisten ande- den Kolleginnen und Kollegen, die lernen überzeugt, dass in der aktuell schwierigen ren Bundesländer, dort allerdings vielfach und Erfahrung sammeln müssen, um mit Nachwuchslage für die Lehrämter an den in noch gravierenderem Maße. Quer- und den für sie vielfach völlig neuen Situati- beruflichen Schulen wahrscheinlich nur Seiteneinsteiger* gelten in dieser Situation onen in gänzlich anders gearteten Tätig- ein pragmatisches Vorgehen – sprich die als rettende Idee, um in dieser Notlage die keitskontexten umgehen zu können. Dazu Anwerbung von Quer- und Seiteneinstei- Unterrichtsversorgung zumindest weitge- sind neben der Fachwissenschaft erzie- gern – in einer angemessenen Zeit zu einer hend sicherzustellen. In der Öffentlichkeit hungswissenschaftliche sowie berufs- und Verbesserung der Unterrichtsversorgung sowie in den einschlägigen bildungstheo- wirtschaftspädagogische Kompetenzen führen kann. Gleichzeitig ist es uns wichtig, retischen aber auch in den bildungspoliti- erforderlich. Und diese sollten die poten- dass mit breit angelegten Informations- schen Communities reagiert man auf eine ziellen Quer- und Seiteneinsteiger – zumin- und Imagekampagnen für das grundstän- derartige Lösung der Situation, wenn nicht dest teilweise – bereits vor Aufnahme ihrer dige Studium für die Lehrämter an beruf- mit Ablehnung, dann aber zumindest mit Unterrichtstätigkeit erwerben. Über die lichen Schulen geworben wird. Der VLB einer gehörigen Portion Skepsis. Dem VLB weiteren Organisationsformen und die in- begrüßt daher die vom Kultusministerium geht es dabei zunächst nicht anders. Aber haltliche Ausgestaltung ihrer Vorbereitung eingeleiteten Werbemaßnahmen für die was ist die Alternative, wenn eine Schule muss an anderer Stelle diskutiert werden. beruflichen Lehrämter als erste Schritte in beispielsweise bei der Ausschreibung ei- Sicher ist jedoch, dass eine „pädagogische die richtige Richtung. ner Stelle für einen Berufsbildner mit der Schnellbesohlung“ nicht ausreichen wird. Mit diesen für die Sicherung der Quali- Fachrichtung Elektro- oder Metalltechnik Explizit bedeutet dies, dass die Maßstäbe tät beruflicher Bildung wichtigen Fragen zum wiederholten Male leer ausging? Ist an einen qualitativ anspruchsvollen Un- werden sich VLB-Vertreter zusammen Unterrichtsausfall dann eine Lösung? Wie terricht wie auch an die fachwissenschaft- mit Kolleginnen und Kollegen unseres steht es um die Verantwortung für eine lichen und pädagogischen Kompetenzen BvLB-Bundesverbandes, aus der Bildungs- qualitativ anspruchsvolle Ausbildung der dieser neuen Lehrkräfte nicht außer Kraft verwaltung sowie aus der universitären uns anvertrauten Schülerinnen und Schü- gesetzt werden dürfen. Vielmehr sind Fest- Berufs- und Wirtschaftspädagogik in den ler? Spätestens bei diesen Fragen wird legungen zu treffen, welche Mindestquali- kommenden Wochen sowohl im Rahmen klar, sich nur auf eine formale Position zu- fikationen hinsichtlich eines wissenschaft- der BvLB-Fachkommission Lehrerbildung rückzuziehen und an dem grundständigen lichen Studiums diese Bewerberinnen und wie in einem Workshop bei der diesjährigen Studium einer beruflichen Fachrichtung Bewerber mitbringen müssen und wie, Didacta in Stuttgart befassen. möglichst mit einem allgemeinbildenden wann und in welcher inhaltlichen Tiefe sie Zweitfach und anschließendem Durchlau- für den Quer- und Seiteneinstieg als Lehr- Es grüßt Sie herzlich fen eines 24-monatigen Referendariats kräfte zu qualifizieren sind. Ihr Pankraz Männlein festzuhalten, wird nicht zielführend sein. Mit dieser Herausforderung ist aber Landesvorsitzender Stattdessen sind kreative und scheinbar gleichzeitig eine nicht zu unterschätzen- unkonventionelle Überlegungen verlangt, de Chance für unsere Schulen verbunden. um so zu erfolgversprechenden und ver- Denn Quer- und Seiteneinsteiger lassen *Auf eine differenzierte Definition von Quer- und Seite- neinstieg wird verzichtet. Im Rahmen dieses Textes soll antwortbaren Entscheidungen zu kommen. sich nicht nur über ihre fehlende berufs- von einem umgangssprachlichen Verständnis ausge- Also sollten wir uns doch (wieder) dem Ge- und wirtschaftspädagogische Qualifizie- gangen werden, d. h. die quer- und seiteneinsteigenden danken nähern, wie mit intelligent gestalte- rung definieren, sondern auch über die Kolleginnen und Kollegen haben ein (wie immer gearte- ten Kontexten einer (Nach-)Qualifizierung ihnen eigenen berufspraktischen Erfah- tes) wissenschaftliches Studium erfolgreich absolviert und entsprechenden Unterstützungsmaß- rungen in der Wirtschaft. Diese gilt es zu – allerdings ohne erziehungswissenschaftliche sowie berufs- und wirtschaftspädagogische Anteile. Darüber nahmen über den Quer- und Seiteneinstieg nutzen, gerade von der beruflichen Bildung, hinaus verfügen sie in aller Regel über betriebsprak- in ein Lehramt an beruflichen Schulen eine die an der Schnittstelle des Bildungssys- tische Erfahrungen außerhalb der Schule nach Ab- situationsadäquate Lösung sowohl für un- tems mit der Berufs- und Arbeitswelt steht. schluss des Studiums. VLB akzente | Ausgabe 03-04/2020 3
Bildungspolitik Wenn sich alles verändert Aufgaben beruflicher Bildung in Zeiten von Digitalisierung, Globalisierung und Klimawandel ten¬material stellt nämlich lediglich den sefreiheit genießen konnten, verließen ihr Stoff dar, aus dem die Internetkonzerne Land – und kamen nie wieder dauerhaft Informationen über unser künftiges Ver- zurück. Fast ein Drittel der Bevölkerung halten ableiten. Das verändert unser Le- der baltischen Republiken hat das Hei- ben als Konsumenten – und es verändert matland verlassen, um andernorts Arbeit die gesamte Geschäftswelt. zu finden. Ungefähr 3,4 Millionen Rumä- Zusätzlich wandelt sich die Geschäfts- nen, etwa 70 Prozent von ihnen jünger als welt dadurch, dass Monopole quasi das 40 Jahre, verließen ihr Land in den ersten Geschäftsmodell der Digitalen Trans- zehn Jahren nach dem Untergang der So- APB Tutzing URSULA MÜNCH formation darstellen und damit auch die wjetunion. Damit verloren diese Staaten Unternehmenslandschaft dramatisch Osteuropas aber nicht einfach „nur“ einen verändern: Anders als etwa in der Auto- Teil ihrer Bevölkerung, sondern ihnen Drei große „Treiber“ bzw. Transforma- oder der Halbleiterindustrie braucht es ging – ökonomisch gesprochen – wichti- tionen besitzen das Potential, das Le- nur eine Suchmaschine, nur ein soziales ges „Humankapital“ verloren, in dessen ben sehr vieler Menschen auf unserem Netzwerk, und nur einen Anbieter für Mo- Ausbildung die früheren Ostblockstaaten Globus dramatisch zu beeinflussen: die bilität oder Übernachtung. Die jeweilige viel Geld investiert hatten. Diese Mobili- Globalisierung und die mit ihr einherge- „Nummer 2“ spielt selten eine Rolle, und tät hat nicht nur die Zusammensetzung hende Migration, die Digitalisierung und die Gewinne fließen vollständig an den der jeweiligen Wählerschaft verändert, die Erderwärmung (Thomas L. Fried- Marktführer. Blieben die digitalen Gigan- sondern auch deren Blick auf die gro- man). Jeder dieser Treiber zeigt bereits ten ungezähmt und könnten sie ihre Ge- ßen Transformationen und deren gesell- jetzt massive Auswirkungen auf die nati- schäfte weiter nach dem zynischen Mot- schaftlichen Folgen verändert. Viele der- onale wie die supranationale Politik, auf to des deutschstämmigen US-Investors jenigen, die geblieben sind, fühlen sich Ökonomien und Gesellschaften weltweit: Peter Thiel betreiben „Competition is for im wahrsten Sinne des Wortes verlassen So beobachten wir, dass „alte“ Fragen loosers“, dann geriete nicht nur unsere (Ivan Krastev) und gleichzeitig unter dop- sich durch die großen Transformationen soziale Marktwirtschaft ins Abseits – peltem demografischem Druck: Dem der auf neue Weise stellen: Die Fragen von sondern auch die Mechanismen unserer Abwanderung einerseits und dem der Zu- Eigentum und Verteilung sowie der Kon- gesellschaftlichen und politischen Wil- wanderung andererseits. zentration von wirtschaftlicher und poli- lensbildung. In Deutschland mag dieses Gefühl tischer Macht, Fragen nach Gerechtigkeit, zwar auch einen Teil der (ostdeutschen) Teilhabe und Zugang gewinnen neue Be- Globalisierung und Klimawandel Bevölkerung umtreiben. Hier ist es deutung. Wir machen uns Gedanken (und als Herausforderungen für die rechts- aber eher die Sorge, eine „Postwachs- viele auch Sorgen), welche Auswirkungen staatliche Demokratie tums“-Politik oder eine mögliche „digitale einerseits die Erderwärmung und ande- Reguläre wie irreguläre Migration gehört Rezession“ könnten Arbeitsplätze in der rerseits die Digitalisierung für den In- zu den Begleiterscheinungen von Glo- Automobilindustrie bedrohen. Gerade im dustriestandort Deutschland und dessen balisierung. Gerade Fluchtbewegungen Industrie- und Automobilland Deutsch- Arbeitsplätze haben werden. Und einige lassen sich nur mit sehr hohem Aufwand land löst die Prognose, dass wir unseren fragen sich, wie es gelingen kann, die Er- und womöglich hohen moralischen Kos- Lebenswandel und damit auch unsere fordernisse des Klimaschutzes umwelt- ten regulieren und steuern. Gleichzeitig Wirtschaftsweise angesichts des Klima- verträglich zu meistern (Jens Soentgen). ist absehbar, dass Flucht und Migration wandels verändern müssen, politisch ins- in Zukunft zusätzlich durch den Klima- trumentalisierbare Verlustängste aus. Die Veränderungen infolge der wandel angeheizt werden. Der globale absehbaren Abwehrreaktionen werden Digitalisierung Migrationsdruck und der Klimawandel auch das Wahlverhalten beeinflussen. Wir sind Zeitzeugen eines radikalen Wan- sind aber nicht nur große sachliche He- dels des bisherigen marktwirtschaftli- rausforderungen für nationale, europäi- Der Wandel der Arbeitsmärkte chen Systems. Bislang war die Waren- sche und internationale Politik, sondern Besonders wichtig gerade auch für die produktion auf den Konsumenten und sie besitzen womöglich das Potential, beruflichen Schulen sind die Auswirkun- dessen Nachfrage ausgerichtet. Neu ist den Bestand der freiheitlichen Demo- gen der Digitalen Transformation auf die die Entwicklung zu einem von Soshana kratie zu gefährden: Und zwar deshalb, Arbeitsmärkte weltweit: Wenn „Maschi- Zuboff als „Überwachungskapitalismus“ weil beide Phänomene die populistische nen Maschinen bauen“ können, wie Elon bezeichneten neuen System. In diesem so Argumentation anti-pluralistischer Kräfte Musk prognostiziert, dann könnte uns wo- genannten „Überwachungskapitalismus“ stärken. Über beide Aspekte der Migrati- möglich die Arbeit „ausgehen“. Die Pessi- gilt das Interesse der Unternehmen erst on lernen wir viel, wenn wir uns die de- misten unter den Ökonomen befürchten in zweiter Linie der Vermarktung ihrer mografische Entwicklung in den osteuro- einen so genannten Verdrängungseffekt Produkte. In erster Linie geht es ihnen um päischen Staaten anschauen. Osteuropa (displacement effect) und prophezeien: das Sammeln von Daten. Auch wenn wir erlebt seit dem Ende des Ostblocks eine Industrieroboter und KI führen mittel- uns als Kunden fühlen, so sind wir nicht enorme Veränderung der Bevölkerung. fristig zu Massenarbeitslosigkeit. Sollten einmal Nutzer. Das von uns erzeugte Da- Viele derjenigen, die zum ersten Mal Rei- die Prognosen stimmen, die den Ein- 4 VLB akzente | Ausgabe 03-04/2020
schätzungen des „Job-Futoromat“ der Verbindung zwischen den staatlichen In- der Digitalisierung sind die Möglichkeiten Arbeitsagenturen zugrunde liegen, dann stitutionen und der Gesellschaft sorgen zur Manipulation jedoch ungleich größer, wären drei von vier typischen Tätigkei- und den Bürgern damit die Orientierung die Einflussnahme deutlich schwieriger ten eines Kraftfahrzeugmechatronikers erleichterten. Kirchen, Gewerkschaften, zu erkennen und die Wirkungen mutmaß- von Maschinen ersetzbar. Das heißt zwar politische Parteien oder Verbände büßen lich ausgreifender. In Zeiten analoger In- nicht, dass tatsächlich automatisiert wird aus sehr unterschiedlichen Gründen Mit- formation und Kommunikation mussten – schließlich kann menschliche Arbeit glieder und Unterstützung ein. Zugleich Menschen mit Sendungsbewusstsein flexibler, wirtschaftlicher oder von besse- leiden die Qualitätsmedien in einer Weise den Weg über eine Organisation nehmen, rer Qualität sein. Aber dennoch: „Kollege unter der digitalen Konkurrenz und den wenn sie eine gewisse Öffentlichkeit her- Roboter“ weckt Ängste. Die Zuversichtli- veränderten Informations- und Kom- stellen wollten. Heute schaffen die digi- chen unter den Ökonomen dagegen ver- munikationsgepflogenheiten, dass nicht talen Netzwerke und Online-Plattformen weisen darauf, dass Automatisierung nur allein ihre journalistische Qualität beein- die Möglichkeit, ein Anliegen ohne Um- die Produktivität verbessert und daraus trächtigt wird, sondern sogar die Existenz weg womöglich sogar „viral“ zu verbrei- wiederum eine steigende Nachfrage nach unserer bisherigen freien und unabhän- ten. Politiker werden durch die Mechanis- Arbeitskräften und damit neue Produk- gigen Medienlandschaft mittelfristig men der digitalen Kommunikation unter tivitätseffekte resultieren. Sie sprechen gefährdet sein könnte. In der Folge des den zusätzlichen Druck der „vernetzten vom „Wiedereinstellungseffekt“ (reinsta- Bedeutungsverlusts dieser verschiede- Vielen“ also einer neuen „fünften Gewalt“ tement effect). nen „Gatekeeper“ geht der Gesellschaft gesetzt (Bernhard Pörksen). Vor allem Wir wissen nicht, wer Recht hat – die insgesamt etwas verloren: Erstens die aber können die Ängste, die die großen Pessimisten oder die Zuversichtlichen. Fähigkeit dieser Organisationen zur Re- Veränderungen bei einem Teil der Bevöl- Der Blogger Sascha Lobo hat es in seinem duktion von Komplexität – und das ausge- kerung auslösen, auf diese Weise leicht 2019 erschienenen Buch über den „Re- rechnet in einer Zeit, in der die Komplexi- befeuert und politisch instrumentalisiert alitätsschock“ auf den Punkt gebracht: tät durch Europäisierung, Globalisierung, werden. „Plötzlich müssen wir erkennen, dass die Flüchtlingskrise und Digitalisierung zu- Welt anders ist als gedacht oder erhofft“. nimmt und die staatlichen Steuerungs- Auswirkungen der Transformationen Die genannten Transformationen sind möglichkeiten abnehmen. Zweitens ihre auf die berufliche Bildung aus verschiedenen Gründen politisch re- Funktion als „Leitplanken“, die dem Ein- Angesichts der genannten Veränderun- levant: Zum einen muss die nationale, die zelnen und damit auch der Gesellschaft gen und der damit verbundenen Unsi- europäische und die internationale Politik insgesamt Halt verleihen. Und drittens cherheiten stellt sich die Frage, woher dringlich komplexe inhaltliche Probleme die (politische) Mäßigung. Lehrkräfte, Schulleiter und Ministerialbe- lösen. Zum anderen stellen diese Trans- amte wissen sollen, wofür Schülerinnen formationen unsere Demokratie auf die Das Geschäftsmodell der und Schüler auszubilden sind, wenn sich Probe: Und zwar deshalb, weil die da- digitalen Kommunikation als Brand- diejenigen, die Fachwissenschaftler, die durch ausgelösten Veränderungen und beschleuniger sich mit diesem technischen Wandel be- womöglich Verwerfungen geeignet sind, Die Gesetzmäßigkeiten digitalen Netz- fassen, uneins sind? die Bevölkerung in einem durch populisti- werke beeinflussen nicht nur unsere Fä- Zweifelsohne ist es wichtig und sinn- sche Argumentation geschürten Vorurteil higkeit, uns zu konzentrieren oder unser voll, natürlich weiter auf Bildung und zu bestärken. Und zwar in dem Vorurteil, Freizeitverhalten, sondern sie setzen eta- dabei auch auf Politische Bildung zu set- Politik, Wirtschaft und Bildungseinrich- blierte Prozesse und Strukturen der po- zen. Wir können davon ausgehen, dass tungen seien den technologischen Ver- litischen Meinungsbildung unter Druck. auch in Zukunft der Grundsatz gilt, dass änderungen und ihren gesellschaftlichen Damit eine Demokratie das leisten kann, Bildung das Risiko, arbeitslos zu werden Folgen passiv ausgeliefert und nicht in wodurch sie sich gegenüber allen an- senkt und die Chancen auf ein besseres der Lage, diese auch aktiv zu gestalten. deren Staatsformen auszeichnet, ist sie Einkommen erhöht. Und Politische Bil- nämlich auf einen funktionierenden und dung ist in der Lage, die Leitplanken zu Der Bedeutungsrückgang „intermedi- nicht manipulierten öffentlichen Diskurs ersetzen, die der Gesellschaft angesichts ärer Organisationen“ angewiesen. Dieser öffentliche Diskurs, des Bedeutungsverlusts intermediärer Die genannten großen Transformationen der im Wesentlichen durch die Massen- Organisationen verloren gegangen sind. sind keineswegs die einzigen Verände- medien vermittelt wird, gewährleistet Nichtsdestotrotz stellt sich die Frage, rungen. Etwas Weiteres kommt hinzu: unter anderem, dass gesellschaftlich re- welche Inhalte von Bildung und welche Während die weltpolitische Lage sehr an- levante Themen verhandelt und der not- Kompetenzen angesichts der großen gespannt und unübersichtlich ist und die wendige Kontakt zwischen Repräsentan- Transformationen vermittelt werden sol- Digitalisierung, die Globalisierung und die ten und Volk gewahrt bleibt. Auch in einer len. Erderwärmung unser Leben spürbar ver- freiheitlichen Demokratie mit unabhängi- Feststehen dürfte, dass gerade die ändern, verlieren in den verschiedenen gen und freien Medien besteht großes In- beruflichen Schulen sich intensiver als westlichen Gesellschaften gleichzeitig die teresse, die öffentliche Meinung zu beein- andere damit befassen müssen, wie es so genannten intermediären Organisatio- flussen und auf diese Weise (politische) gelingen kann, die Schüler bzw. die Aus- nen an Bedeutung, die für eine lebendige Gefolgschaft herzustellen. Im Zeitalter zubildenden angemessen auf die noch VLB akzente | Ausgabe 03-04/2020 5
Bildungspolitik unklaren Anforderungen des zukünftigen gelnden „Digital-Kompetenzen“ des Lehr- MARTIN RUF Arbeitsmarktes unter den Bedingungen personals und an der passenden Infra- der drei großen Transformationen vorzu- struktur (Euler/Severing). Der Unmut von bereiten. Lehrkräften, dass ihnen seit geraumer Am 14. Februar 2020 endete für Wolfgang Die auf die zukünftige Arbeitswelt Zeit immer mehr Aufgaben zugewiesen Lambl die Amtszeit als Hauptpersonalrat bezogenen Stichworte kennen wir alle. werden – auch Aufgaben, die eigentlich für die Lehrkräfte an beruflichen Schulen. Erstens natürlich die Digitalisierung. Das die Elternhäuser übernehmen müssten -, Gleichzeitig wurde er auch in den Ruhe- sagt sich leicht, heißt aber für die ver- ist nachvollziehbar. Aber die Aufgabe, an- stand versetzt. schiedenen Berufszweige etwas völlig gemessen auf die Veränderungen der Ar- anderes: Während die Arbeitnehmerin- beitswelt vorzubereiten (Andreas Boes), Ruhestandsversetzung durch Staats- nen und Arbeitnehmer in einer kleinen ist tatsächlich die Kernaufgabe der Schu- minister Prof. Dr. Piazolo Zahl von Berufen wohl auch weiterhin len sowie der ausbildenden Unterneh- Die Übergabe der „Ruhestandsurkunde“ nur verschiedene Office-Anwendungen men und Betriebe. Schließlich wird die wurde von Staatsminister Prof. Dr. Mi- bedienen können müssen, werden sehr Zukunft des Industriestandorts Deutsch- chael Piazolo vorgenommen. Der Kultus- viele Arbeitnehmer sich auf eine völlig land keineswegs nur in den Forschungs- minister dankte Wolfgang Lambl für den neue Arbeitsumgebung einstellen müs- laboren der Universitäten und großen Un- Einsatz und die Tätigkeit für den Freistaat sen, die durch eine intensive Mensch-Ma- ternehmen entschieden, sondern gerade Bayern und hob besonders das herausra- schine-Interaktion gekennzeichnet sein auch bei der Ausbildung der künftigen gende Wirken als Hauptpersonalrat her- wird: also durch die Vernetzung von Din- Fachkräfte – und damit natürlich auch bei vor. gen sowie von Technologien, Personen der Aus- und Fortbildung der beruflichen Seit 2003 vertrat Wolfgang Lambl als und Kompetenzen sowie die Verbindung Lehrkräfte.// Vorsitzender der Gruppe der Lehrer an der virtuellen mit der physikalischen beruflichen Schulen gemeinsam mit Ru- Welt. Zweitens verändert die Globalisie- dolf Keil die Interessen der Kolleginnen rung das Arbeitsleben – auch im Zusam- Literaturhinweise: und Kollegen beim Bayerischen Staats- Boes, Andreas: It’s the internet stupid: Ideen zur menhang mit Demografie. Im Augenblick ministerium für Unterricht und Kultus. Im Neuausrichtung der Berufsbildung in der digitalen erleben wir in Deutschland einen vor al- Transformation, in: TALENTE – Zeitschrift für Bildung Rahmen der „Amtsübergabe“ hoben so- lem demografisch bedingten massiven und Berufsorientierung 2020, S. 24-38, https://www. wohl MDgt German Denneborg als auch Fachkräftemangel. Die Jungen lernen isf-muenchen.de/wp-content/uploads/2020/02/TA- der VLB-Landesvorsitzende Pankraz und absolvieren ihre Ausbildungen unter LENTE-33-18112019_Seite24-38.pdf Männlein seine Geradlinigkeit, Verläss- Deichmann, Carl/May, Michael (Hrsg.): Orientierun- dem Eindruck dieses Mangels und der gen politischer Bildung im „postfaktischen Zeitalter“, lichkeit und Sachkompetenz hervor. „Im geringen Konkurrenz. Aber wer Univer- Wiesbaden 2019 Konsens mit den Vertretern des Kultus- sitäten, außeruniversitäre Forschungs- Euler, Dieter/Severing, Eckart: Berufsbildung für eine ministeriums und Politikern nach tragfä- einrichtungen und vor allem international digitale Arbeitswelt Fakten, Gestaltungsfelder, offene higen Lösungen zum Wohl der Beschäf- Fragen. Bertelsmann Stiftung Gütersloh 2019 tätige Unternehmen besucht, beobachtet tigten und Erfüllung der dienstlichen Friedman, Thomas L.: Thank you for being late. Ein etwas Unterschiedliches. Hier sehen wir optimistisches Handbuch für das Zeitalter der Be- Aufgaben suchen“, das war sein „Erfolgs- eine deutliche Zunahme an internatio- schleunigung, Köln 2017 rezept“. Abteilungsleiter German Den- naler Konkurrenz durch bestens Ausge- Krastev, Ivan: Worüber denken Sie gerade nach, Ivan neborg bedankte sich – auch im Namen Krastev? In: DIE ZEIT Nr. 42/2019, 10. Oktober 2019. bildete und häufig sehr leistungsbereite aller Mitarbeiter der Abteilung Berufliche Lobo, Sascha: Realitätsschock. Zehn Lehren aus der junge Leute. Zugegeben: Im Augenblick Gegenwart. Köln: Kiepenheuer & Witsch 2019 (2. Schulen – für die vertrauensvolle und erscheint es nicht allzu wahrscheinlich, Aufl.) sachorientierte Zusammenarbeit und dass die deutschen Handwerksbetriebe Martini, Mario (unter Mitwirkung von Michael Kolain wünschte Wolfgang Lambl im Ruhestand oder unsere klein- und mittelständischen und Jan Mysegades): Blackbox Algorithmus – Grund- viel Gesundheit und „einen ruhigeren Ta- fragen einer Regulierung Künstlicher Intelligenz, Ber- Unternehmen so arbeiten werden, dass lin 2019 gesablauf“. auch Arbeitnehmer, die in anderen Teilen Morozov, Evgeny: „Ich habe doch nichts zu verber- Die Stufenpersonalräte aus den Be- der Welt leben, von dort aus zur Konkur- gen“, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, 65. Jg. (11- zirken und Kommunen verabschiedeten renz werden könnten. Aber wer hätte vor 12/2015), S. 3-7 Wolfgang Lambl mit etwas Wehmut und Münch, Ursula: Digitale Transformation: Mehr als eine 15 Jahren gedacht, dass deutsche Wis- humorvollen Liedtexten. Herausforderung – eine Gestaltungsaufgabe. Akade- senschaftsfachliteratur eines Tages von mie-Kurzanalyse 1/2019; https://www.apb-tutzing. indischen und in Indien ansässigen Lek- de/download/publikationen/kurzanalysen/Akade- Als Personalrat und Verbandfunktionär toren betreut werden würde? Falls dieses mie-Kurzanalyse_2019_01.pdf. muss man „stand- und wetterfest“ sein! Beispiel nicht nur für Buchverlage gilt, Münch, Ursula: Disruption der Demokratie? Warum Sein langjähriger Mitstreiter und jetziger die digitale Transformation von Kommunikation, Po- wäre der demografiebedingte Vorteil der litik und Wirtschaft unsere Demokratien bedroht, in: Nachfolger im Amt Rudi Keil blickt noch- heutigen Jungen in vielen Branchen wo- Digma. Zeitschrift für Datenrecht und Informationssi- mals auf Wolfgang Lambls überaus er- möglich recht schnell dahin. cherheit 18 (2018) Heft 3, S. 108-112 folgreiche Personalratstätigkeit zurück: Die wenigen Untersuchungen, die es Pörksen, Bernhard: Die große Gereiztheit. Wege aus Als erster Ersatzvertreter folgte er der kollektiven Erregung. München: Hanser 2018 über Berufliche Ausbildung im digita- Ingrid Heckner, welche durch ihre Wahl Soentgen, Jens: Am Ende des Zwei-Grad-Ziels. Für len Zeitalter gibt, sind ernüchternd. Der ein neues Denken im Klimadiskurs, in: Merkur 74 in den bayerischen Landtag 2003 aus Einsatz digitaler Lernmedien im Ausbil- (2020), Heft 849, S. 22-33 den HPR ausschied, als Vorsitzender der dungssystem folgt demnach vorrangig Strittmatter, Kai: Die Neuerfindung der Diktatur. Wie Gruppe der Lehrer an beruflichen Schulen alten didaktischen und methodischen China den digitalen Überwachungsstaat aufbaut und nach. uns damit herausfordert. München, 2018 Konzepten. Die Potenziale des digitalen Zuboff, Shoshana: Surveillance Capitalism – Überwa- Gleich zu Beginn seiner Amtszeit im Lernens kommen noch kaum zur Geltung. chungskapitalismus, in: Aus Politik und Zeitgeschich- HPR wartete eine Herkulesaufgabe auf Und Innovation scheitert häufig an man- te 69. Jg. (24-26/2019), S. 4-9 ihn: Der damalige Ministerpräsident 6 VLB akzente | Ausgabe 03-04/2020
Eine Ära geht zu Ende Beschäftigten flexiblere Möglichkeiten der Rückgabe der eingebrachten Stunden auf dem freiwilligen Arbeitszeitkonto. Mit einer weiteren Dienstvereinbarung Wechsel im Hauptpersonalrat des HPR mit dem Ministerium wurde der Ausgleich für die Beanspruchung der Wahlhelfer- bzw. Wahlvorstandstätigkeit von Lehrkräften an staatlichen berufli- chen Schulen z. B. bei der anstehenden Kommunalwahl, geregelt. Auch diese DV trägt maßgeblich seine Handschrift. Die Verwaltungsvorgaben zur Erfas- sung der Unterrichtspflichtzeit und Aus- gleich von Mehrarbeit der Lehrkräfte an staatlichen beruflichen Schulen, die Er- nennungsrichtlinien (ErbSch), sowie die Richtlinien für Funktionen von Lehrkräf- ten an staatlichen beruflichen Schulen (FubSch) wurden stets im Rahmen der Mitwirkung nach BayPVG und in vertrau- ensvoller Zusammenarbeit mit der Abtei- lung VI – namentlich wäre hier Ministeri- alrat Maximilian Pangerl hervorzuheben – abgestimmt. Daneben lagen ihm die Belange der Fachlehrerinnen und -lehrer in der dritten Qualifikationsebene am Herzen. Wie eine Akkolade umschließt das Ringen um eine Verbesserung der Arbeits- und Beförde- rungsbedingungen dieser Kolleginnen und Kollegen seine Zeit im HPR. So hat er durchgesetzt, dass bei Einsatz in fach- Mit lobenden Worten überreichte Kultusminister Dr. Michael Piazolo theoretischen Fächern die UPZ reduziert HPR Wolfgang Lambl die Ruhestandsurkunde. wird. Die Beförderungswartezeiten haben sich bei der Neufassung der Ernennungs- Edmund Stoiber hatte in seiner Regie- vorgeschriebenen Mitbestimmung des richtlinien erheblich verringert und nicht rungserklärung am 6. November 2003 HPR umgesetzt, bei der Wolfgang Lambl zuletzt ist es ihm mit MDgt Denneborg schmerzhafte Einschnitte für den öf- die Interessen der Beschäftigten erfolg- gelungen, dass über eine Qualifizierungs- fentlichen Dienst angekündigt und in der reich vertrat. maßnahme bedarfsorientiert der Durch- Folge auch umgesetzt. Vor allem die Be- Satz 1 des Artikel 2 des bayerischen stieg in die nächste Qualifikationsebene amtinnen und Beamten waren betroffen, Personalvertretungsgesetzes (BayPVG) (QE 4) eingerichtet wurde. deren wöchentliche Dienstzeit von 40 auf zieht sich als Richtschnur wie ein roter In den letzten elfeinhalb Jahren durfte 42 Stunden angehoben wurde. Für Lehr- Faden durch die gesamte Amtszeit seiner ich ihn an seiner Seite im HPR begleiten. kräfte bedeutete dies 1 Stunde mehr an Personalratstätigkeit: „Dienststelle und Für mich war es eine sehr „lehrreiche“, Unterrichtspflichtzeit (UPZ). Personalvertretung arbeiten … vertrau- aber vor allem auch schöne Zeit. Vielen Massiver Protest der Beamten war die ensvoll … zum Wohl der Beschäftigten und Dank dafür! Folge. Bei den Demonstrationen in Kreuth, zur Erfüllung der dienstlichen Aufgaben München, Nürnberg, … war Wolfgang zusammen.“ Lambl als stellv. VLB-Landesvorsitzender Bis 2020 waren die beruflichen Schu- immer ganz vorne mit dabei und hat so- len die Schulart, an der im nennenswer- mit wesentlich dazu beigetragen, dass ein ten Umfange von der Möglichkeit eines Großteil der „Sparmaßnahmen“ wieder „freiwilligen Arbeitszeitkontos“ zur Ab- zurückgenommen wurde. deckung von Pflichtunterricht Gebrauch Parallel zur Modernisierung des Dienst- gemacht wurde. Dies ist zum großen Teil rechts wurde mit „PROFIL21“ ein Modell- der Einsatzbereitschaft vieler unserer versuch durchgeführt, bei dem die meisten Kolleginnen und Kollegen geschuldet, um teilnehmenden beruflichen Schulen eine die Unterrichtsversorgung an den beruf- Reform des Beurteilungswesens aufgrif- lichen Schulen für ihre Schülerinnen und fen, die letztlich in der Einführung einer Schülern sicherzustellen. Eine Dienstver- „Erweiterten Schulleitung“ mündete. einbarung (DV) des HPR mit dem Leiter Die erforderliche Änderung der Beur- der Abteilung VI im bayerischen Staatsmi- teilungsrichtlinien wurde erst durch die nisterium für Unterricht und Kultus (KM), Einigungsstelle im Rahmen der gesetzlich MDgt German Denneborg eröffnete den Das langjährige Team Rudolf Keil und Wolfgang Lambl. VLB akzente | Ausgabe 03-04/2020 7
Bildungspolitik So kennt man Wolfgang Lambl: Engagiert, wenn es um berufliche Bildung geht. Lambl einmal anders dekliniert: L = Leidenschaft, lösungsorientiert „Es war mir eine Ehre, die berufliche A = ambitioniert, abwägend, akkurat, akribisch, aufrührerisch, aufmerksam, ausdrucksstark Bildung mitgestalten zu dürfen!“ M = Macher, Mitmacher, motiviert, Mitgestalter, menschlich-fair Bei seiner Verabschiedung stellte Wolf- gang Lambl rückblickend fest, dass ihn B = Berufsschullehrer, Berufsbildner, betriebliche Berufsausbildung, begabt die langjährige Tätigkeit als Haupt-/Be- L = leistungsbereit, leistungsorientiert, leistungsstark, lernbereit, lernwillig zirkspersonalrat und Verbandsverant- wortlicher überaus bereichernde Erfah- VLB-Landesvorsitzender Pankraz Männlein zum Abschied von Wolfgang Lambl rungen menschlicher wie fachlicher Art beschert haben. Dafür ist er von Herzen dankbar und wünschte den „nachfolgenden“ beiden Hauptpersonalratsvertretern Rudolf Keil und Astrid Geiger viel Erfolg und eine glückliche Hand bei der Vertretung der Kolleginnen und Kollegen. Rudolf Keil und Astrid Geiger – der neue „HPR Berufliche Schulen“ Rudolf Keil wurde als Vorsitzender ge- wählt und führt nun die Geschäfte der Gruppe der Lehrkräfte an beruflichen Schulen im Hauptpersonalrat. Astrid Gei- ger rückte als erste Ersatzvertreterin auf den freigewordenen Sitz nach und wurde als Stellvertreterin gewählt. (Eine Vorstel- lung von Astrid Geiger finden Sie auf S. 10, Anm. d. Red.) Wolfgang Lambl ist sicher, dass mit Ru- dolf Keil und Astrid Geiger auch weiterhin die Interessenvertretung der Kolleginnen und Kollegen an den beruflichen Schulen in Bayern mit hoher Qualität gewährleis- Bei der Verabschiedung von links: VLB-Landesvorsitzender Pankraz Männlein, Wolfgang Lambl mit seiner Ehefrau Evi Lambl und Astrid tet ist. // Geiger. Es spricht MDgt German Denneborg. 8 VLB akzente | Ausgabe 03-04/2020
Wolfgang Lambl im Ruhestand Interview mit dem VLB-Ehrenvorsitzenden spruch gegen meine Probezeitbeurtei- ■ „Entfristungs-/Verbeamtungspro- lung und die – nach meinem Dafürhalten gramm“ für befristet Beschäftigte – unzureichende Unterstützung durch die ■ Weiterqualifizierung der Verwal- damaligen Personalvertreter. Dies war tungskräfte – Höhergruppierung in E8 ausschlaggebend und wegweisend für ■ und, und, und … meine „Berufung“ als Personalrat und In- teressenvertreter im VLB. Personalratsarbeit ist jedoch nicht immer nur von Erfolgen gekrönt. Wo waren Sie MARTIN RUF Wenn Sie auf Ihre erfolgreiche Perso- mit dem Ergebnis z. B. nicht glücklich? nalratsarbeit zurückblicken, worauf Die Tätigkeit als Personalrat setzt voraus, sind Sie besonders stolz? dass man versucht, die Belange und Inter- Mit einer besonderen Zufriedenheit bli- essen des „Personals“ bestmöglich in Ver- Die Redaktion von VLB akzente hatte zum cke ich auf die stets hervorragende und handlungen mit der Dienststelle durchzu- Abschluss seiner Berufs- und Personal- vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den setzen. Von daher hatte ich immer den ratstätigkeit Gelegenheit mit Wolfgang Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Ab- Ansatz: „Bereite das Thema mit überzeu- Lambl über sein Wirken für die Belange teilung VI des Kultusministeriums sowie genden Argumenten gut vor und versuche der Lehrkräfte an beruflichen Schulen in den örtlichen Personalvertretungen und das Maximale für die Beschäftigten zu Bayern zu sprechen; Schulleitungen zurück. erreichen“. So gab es eigentlich nur zwei Dankbar und auch ein wenig stolz Themen, wo ich mir gerne ein „besseres“ Vor kurzem wurden Sie von Kultusmi- werde ich immer folgende „Errungen- Ergebnis erwartet hätte: die „Umsetzung nister Dr. Michael Piazolo in den Ruhe- schaften“ in Erinnerung behalten: der Befristung der Funktion Seminarleh- stand verabschiedet. Wie geht es Ihnen, ■ Durchsetzung des „Prüfungspools“ rer/-innen“ und die „Weiterentwicklung wenn Sie nicht mehr jeden Tag dem als unterfränkischer VLB-Bezirksvor- der Dienstlichen Beurteilung“. Motto: „Ihre Anliegen – Unser Auftrag“ sitzender und „gewerkschaftlicher folgen müssen? Unterstützung“ vieler Kolleginnen Sie können auf einen langen Erfahrungs- Es geht mir soweit sehr gut und es ist und Kollegen schatz in Ihrer beruflichen Tätigkeit zu- gut so, wie es ist! Momentan befinde ich ■ Rücknahme der Arbeitszeit-/Unter- rückblicken. Wo müssten für Sie sowohl mich noch in der „Orientierungsphase“ richtszeiterhöhung in der Hauptpersonalrats- als auch Ver- und ich genieße besonders die spürbare ■ Verbesserung der Personalversor- bandsarbeit Schwerpunkte gesetzt wer- Entlastung durch die erheblich geringe- gung den, damit wir Lehrkräfte an beruflichen re Zahl von E-Mails und telefonischen ■ Höhere Freistellung örtlicher Perso- Schulen auch die nächsten Jahre unse- Anfragen. Allerdings denke ich manch- nalräte ren Beruf mit Freude ausführen können? mal auch etwas wehmütig an die vielen ■ Zusätzliche Leitungszeit für Stellv. Verbands- und Personalratstätigkeit hat bereichernden und wertschätzenden Schulleitungen sich meines Erachtens stets an der Ver- Gespräche mit Kolleginnen und Kol- ■ Verkürzung der Beförderungszeiten besserung der Ausgestaltung der Ar- legen, Personalräten, Schulleitungen, durch Stellenhebungen beitsbedingungen für unsere Lehrkräfte, Vertreterinnen und Vertretern des Kul- ■ Aufstiegsqualifizierung Fachlehrer in Schulleitungen und Verwaltungskräfte tusministeriums und der Regierungen, QE 4 zu orientieren, so dass diese gesund, si- der Ministerialbeauftragten, sowie der ■ Unterrichtszeiterfassung und Aus- cher und mit Freude ihrer „Berufung“ Politik und der Verbände. gleich Mehrarbeit „Von LUZ zu UZE zum Wohle unserer Schülerinnen und und UZK Schüler nachgehen können. Es ist meine Sie haben sich als Haupt- und Bezirk- ■ Dienstvereinbarung zum „Abbau/Ver- tiefe Überzeugung, dass dies auch von spersonalrat fast 30 Jahre lang für die längerung der fAZK“ unseren Hauptpersonalräten und allen Belange der Lehrkräfte an beruflichen ■ Zeitliche Entlastung beim VLB-Verantwortlichen weiterhin tatkräftig Schulen stark gemacht. War Ihnen die „Betriebspraktikum“ als „Schwerpunkt“ verfolgt wird. // Personalratsarbeit in die Wiege gelegt worden? Eigentlich nicht! Meines Erachtens hat sich das aufgrund von teils persönlichen Persönliche Anmerkung Erfahrungen und Vorkommnissen entwi- Lieber Wolfgang, jeder, der so wie du seinen Beruf zur Berufung gemacht hat, weiß, ckelt. In der Schulzeit habe ich mich als dass das ohne einen lieben, v. a. aber einen mehr als verständnisvollen Partner „Klassensprecher“ zur Verfügung gestellt nicht möglich ist. Eigentlich muss sich unsere Solidargemeinschaft noch viel mehr und während meiner Ausbildung in ei- bei deiner Frau Evi bedanken, die dir auch in manch schwerer Stunde immer den nem Schweinfurter Industriebetrieb als Rücken freigehalten hat, damit du deinem Moto: „Eure Anliegen – Mein Auftrag“ Jugend- und Auszubildendenvertreter. nachgehen konntest. -rf- Die entscheidende Weichenstellung zum Personalrat erfolgte durch einen Wider- VLB akzente | Ausgabe 03-04/2020 9
Bildungspolitik Unsere neue Hauptpersonalrätin Interview mit Astrid Geiger MARTIN RUF Zum Amtsantritt im Hauptpersonalrat hatte die VLB akzente-Redaktion Gelegen- heit, sich mit Astrid Geiger zu einem kur- zen Antrittsgespräch zu treffen. WIE kamen Sie zur Personalrats- tätigkeit? Ich wurde von erfahrenen Personalrats- kollegen/-innen angesprochen, ob dies nicht eine Aufgabe für mich sei. WARUM sind Sie Personalrätin geworden? Als Tochter einer Hauptschullehrerin und eines Berufsschullehrers haben mich Ge- spräche über den Lehrkräftealltag und dessen Arbeitsbedingungen schon seit meiner eigenen Kindergartenzeit beglei- tet. So ist es eine logische Konsequenz diese Arbeitsbedingungen mitgestalten Die neue Gruppe berufliche Schulen im Hauptpersonalrat: Rudolf Keil und Astrid Geiger. zu wollen. WAS treibt Sie bei der Personalrats- tätigkeit an? Die kontinuierliche Verbesserung der Ar- Laufbahn unserer Hauptpersonalrätin Astrid Geiger beitsbedingungen der Lehrkräfte an be- ruflichen Schulen. ■ 1988 Abitur am Gymnasium Königsbrunn WER hat Ihre Personalratsarbeit maß- ■ 1990 Gesellenbrief im Schreinerhandwerk geblich beeinflusst? ■ 1990 bis 1997 Studium und Referendariat für das Lehramt Unser in den Ruhestand verabschiedeter Hauptpersonalrat Wolfgang Lambl. an beruflichen Schulen Bautechnik/Arbeitswissenschaften/ Ev. Religionslehre WO sehen Sie sich in 5 Jahren? ■ 1994 Eintritt in den VLB Im Hauptpersonalrat – im Team mit Ru- ■ 1998 Planstelle an der BS Immenstadt dolf Keil – die Interessen der Kolleginnen ■ 2000 Stellvertretende Vorsitzende VLB Kreisverbandes Allgäu und Kollegen aller beruflichen Schulen vertretend. ■ 2001 Wahl in den örtlichen Personalrat der BS Immenstadt ■ 2002 Vorsitzende des örtlichen Personalrates Damit Sie Ihre neue Vertreterin im ■ 2003 Ausbildung zur Schulentwicklungsmoderatorin Hauptpersonalrat noch besser kennenler- ■ 2006 Wahl in den Bezirkspersonalrat bei der Regierung von nen, untenstehend noch ein kurzer Steck- Schwaben brief, der mehr als deutlich macht, wie tief ■ 2007 bis 2014 Seminarlehrerin Bautechnik II Astrid Geiger in der beruflichen Bildung verwurzelt ist und so für das neue Amt ■ 2008 Vorsitzende des VLB-Kreisverbandes Allgäu geradezu prädestiniert ist. ■ 2012 Fachbetreuung Holz-Bautechnik an der BS Immenstadt. Gleichzeitige Amtsniederlegung im örtlichen Personalrat Der VLB wünscht seiner neuen Haupt- ■ 2016 Gruppensprecherin beim Bezirkspersonalrat der Regierung personalrätin Astrid Geiger eine glück- von Schwaben liche und erfolgreiche bei der sicherlich herausfordernden neuen Aufgabe. // ■ 2016 Vorsitzende des VLB-Bezirksverbandes Schwaben ■ 2020 Wechsel in den Hauptpersonalrat 10 VLB akzente | Ausgabe 03-04/2020
Rolf Habermann in den Ruhestand verabschiedet Weitere Veränderung im Hauptpersonalrat Der Amtschef im bayerischen Kultusmi- sich der gebürtige Bayreuther in ver- Verdienste um das Vermessungswesen in nisterium, Herbert Püls, und Regierungs- schiedenen Verbänden, die sich für die Bayern verliehen. präsidentin Heidrun Piwernetz haben den Verbesserung der Arbeitsbedingungen langjährigen Vorsitzenden des Haupt- im bayerischen Schulwesen einsetzen. Außerdem würdigte Kultusminister Dr. personalrats im Kultusministerium in Sein Einsatz, oftmals auch an entschei- Michael Piazolo: „Ein großer Dank gilt Rolf den Ruhestand verabschiedet: „Rolf Ha- dender Position in Vereinigungen wie dem Habermann für seinen unermüdlichen bermann übte dieses Amt über 19 Jahre Deutschen Beamtenbund (DBB) und nicht Einsatz für die Lehrkräfte in Bayern und hinweg mit enormem Engagement aus. zuletzt dem Hauptpersonalrat währt bis für die vertrauensvolle Zusammenarbeit.“ Ich möchte ihm für seinen unermüdlichen zum heutigen Tag. Seit 2001 steht Haber- Einsatz für die Lehrkräfte in Bayern eben- mann besagtem Hauptpersonalrat für alle Nachfolger ist Gerd Nitschke so wie für die immer sehr vertrauensvolle Beschäftigten im Bereich des Kultusmi- Als neuer Vorsitzender des Hauptper- Zusammenarbeit herzlich danken. Er hat nisteriums als Vorsitzender vor. „Sein er- sonalrats wurde Gerd Nitschke gewählt. dieses Amt nicht einfach nur ausgeübt, klärtes Ziel war es dabei stets, die besten Kultusminister Piazolo dazu: „Ich gratulie- sondern gelebt und durch sein hervor- Arbeitsbedingungen für alle schaffen, die re Herrn Nitschke zu seinem neuen Amt. ragendes Fachwissen und persönlichen sich um die Bildung in Bayern kümmern Als Vorsitzender des Hauptpersonalrates Einsatz mit Leben gefüllt“, betonte Her- und verdient machen“, so Herbert Püls. übt er einen verantwortungsvollen Posten bert Püls. aus. Ich freue mich auf eine gute Zusam- Für seinen Einsatz erhielt Habermann menarbeit und wünsche ihm viel Erfolg!“ Habermann blickt auf ereignisreiche 2014 die Bayerische Verfassungsmedail- PM-KM 018+030/2020/ck Jahre in verschiedenen Positionen des le in Silber sowie 2019 den Bayerischen Schullebens zurück. Bereits vor seinem Verdienstorden. Im Jahr 2019 wurde ihm Dienstantritt im Jahre 1978 engagierte auch die Soldnermedaille für besondere Der neue HPR-Vorsitzende Gerd Nitschke. Ministerialdirektor Herbert Püls (KM) verabschiedet den langjährigen Vorsitzenden des Personalrats, Rolf Habermann. Bild: Regierung von Oberfranken VLB akzente | Ausgabe 03-04/2020 11
Bildungspolitik Multiprofessionelle Teams bilden Rückblick auf das von Pankraz Männlein moderierte Forum beim BvLB-Kongress Aufgabenerleichtert die Bewältigung, IT-Strukturen entsprechend dem Stand reduziert die Belastungen und fördert der Technik in allen beruflichen Schu- das Lernen der Schule als Organisation. len Ausstattungsstandard werden sol- Notwendig dazu ist allerdings, dass sich len. Dabei liegen die Herausforderungen Lehrkräfte neben ihrer fachlichen Zuord- nicht nur im Bereich des Finanziellen, nung zu Unterrichtsfächern auch in ein- sondern auch in der Verfügbarkeit der zelnen Querschnittsthemen besonders benötigten Fachkräfte – gute IT-Admi- PANKRAZ fortbilden. nistratoren sind schwer zu finden. Ak- MÄNNLEIN Entwicklungsraum für digitale tuell wird der IT-Support noch immer Kompetenzen weitgehend unentgeltlich durch Arbeit Ausgehend davon lässt sich für die uni- in der Freizeit von engagierten Lehrkräf- Zu der Leitfrage, wie den aktuellen Her- versitäre Lehrerbildung die Anforderung ten (mit-)getragen. Dies ist durch den ausforderungen an beruflichen Schulen formulieren, dass bereits im Bache- schnellen technischen Fortschritt und im Hinblick auf die personelle Situation lorstudium die Idee selbstgesteuerten den stetig wachsenden Gerätebestand begegnet werden kann, diskutierten in Lernens und individueller Entwicklungs- immer weniger leistbar. Forum 8 verschiedene Expertinnen und wege Eingang finden muss und Leh- Experten aus Schul- und Universitäts- rerbildung von Beginn an als ein Ent- Entwicklungszeit für Lehrkräfte kontexten. wicklungsraum für Kompetenzen in der Hinsichtlich der zweiten Dimension „Jen- Die grundlegende These war dabei, digitalen (Arbeits-)Welt gestaltet werden seits des Kabels“ hat die Schulpolitik des dass konkrete und zugleich agile Lösun- sollte. Dazu ist der Einsatz moderner Landes NRW vielfältige anzuerkennende gen vor allem durch spezifisch quali- Lehr-Lernformate ebenso wesentlich Vorleistungen erbracht, z. B. Medien- fiziertes Personal geleistet werden und wie – bezogen auf den Lehrerbildungs- kompetenzrahmen, Handreichungen zur dazu Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern standort Hannover – die Ausrichtung des Umsetzung digitaler Schlüsselqualifi- in der Systemadministration sowie me- Studiums an der Förderung der reflek- kationen und Entwicklung eines schu- dienpädagogische und informations- tierten Handlungsfähigkeit als Leitbild. lischen Medienkonzeptes, Aufstockung technische, schulpsychologische und Die genannten Querschnittsthemen wer- des Fortbildungsbudgets, Einsatz von sozialpädagogische Fachkräfte bis hin den dazu in der Regel in bestehende Mo- Medienberatern. Aber die eigentliche zur Schulsozialarbeit eingesetzt werden dule integriert, um Vertiefungen im regu- methodisch-didaktische Entwicklungs- sollten. lären Studium zu ermöglichen, oder aber arbeit müssen nach wie vor die Lehr- über Zusatzqualifikationen angeboten. kräfte vor Ort leisten. Dafür brauchen sie Lehrerteams für Querschnittsthemen Im Anschluss daran betrachtete Horst Entwicklungszeit! Aus Perspektive der universitären Leh- Neuhaus, Leiter des Alfred-Müller-Ar- Die digitale Transformation ist eine rerbildung führte Prof. Dr. Julia Gillen, mack-Berufskollegs in Köln, den Bedarf herausfordernde Aufgabe. Dabei kann TU Hannover, in ihrem Beitrag dazu aus, an multiprofessioneller Expertise aus das in anderen Zusammenhängen be- dass auch die Mitarbeit in multiprofes- Schulleitungssicht. Entsprechend der währte Konzept multiprofessioneller sionellen Teams als ein wichtiges Quer- Thematik des Kongresses richtete er Teams ein Lösungsansatz sein. Jede schnittsthema der Lehrerbildung zu seinen Blick auf zwei Dimensionen: die berufliche Schule braucht nicht nur ein sehen ist, ebenso wie der Umgang mit rein technischen Herausforderungen Team von speziell qualifizierten Fach- Heterogenität und Inklusion, Digitalisie- und den methodisch-didaktischen Ein- kräften aus den Bereichen der Medi- rung etc. satz digitaler Technik im Unterricht. In enpädagogik und Informationstechnik, Dabei stellt sich die grundsätzliche beiden Dimensionen zeichnen sich aus sondern auch aus der Psychologie, Frage, inwieweit für diese zunehmen- seiner Sicht erhebliche Problemlagen Sonderpädagogik und Sozialpädagogik. de Reihe an Querschnittsthemen bereits ab. Leider findet diese Notwendigkeit ins- in der ersten Phase der Lehrerbildung besondere in der berufsbildungspoliti- qualifiziert werden kann und sollte. IT-Administratoren zur Netzwerkpflege schen Diskussion noch kaum Beachtung. Es ist davon auszugehen, dass die Be- Hinsichtlich der ersten Dimension ver- Letztlich bleibt zu hoffen, dass den Mul- wältigung der komplexen Aufgaben in fügt seine Schule über eine relativ gut tiprofessionelle Arbeitsgemeinschaften Schule und Unterricht zukünftig immer entwickelte Netzwerkstruktur mit ent- Verantwortlichen in der Bildungspolitik weniger von einem Kollektiv von „Alles- sprechend komplexen Hard- und Soft- bewusst wird, dass der auf die Technik könner/innen“ geleistet werden kann. warekomponenten. In der Folge kom- gerichtete Digitalpakt nur der Anfang für Die beruflichen Schulen benötigen viel- munizieren in den Kernunterrichtszeiten eine gelingende Bildung in und für die di- mehr (Lehrer-)Teams, die sich gemein- ca. 2 000 Endgeräte im pädagogischen gitale Welt sein kann. sam um die Aufgaben in Schule und Netz der Schule. Diese Technik will ad- Referendar Dr. Clemens Frötschl, Klassenführung kümmern und dabei auf ministriert und supportet werden. Dieser Bamberg, ging in seinen Ausführungen spezifische Qualifikationen und Kompe- IT-Support stellt für jeden verantwortli- auf die Überlegungen seines Vorredners tenzen der Teammitglieder zurückgrei- chen Schulträger eine gewaltige Zu- ein: Neben der IT-Ausstattung, die sicher fen müssen. Die Differenzierung von kunftsaufgabe dar, insbesondere wenn eine notwendige Bedingung für das Ge- 12 VLB akzente | Ausgabe 03-04/2020
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