DAS MAGAZIN ZUM JUGENDWAHLKAMPF VON LINKSJUGEND 'SOLID - FRAUEN IN DER ARBEITSWELT WOHNUNGSNOT ANTIFA GENERATION PRKTIKUM LANDESVERBÄNDE ...

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['SOLID]
DAS MAGAZIN ZUM JUGENDWAHLKAMPF VON LINKSJUGEND

   FrAUEN IN DEr ArbEItSWELt WOHNUNGSNOt ANtIFA
 GENErAtION PrKtIKUM LANDESVErbäNDE AKtIONSIDEEN
DAS MAGAZIN ZUM JUGENDWAHLKAMPF VON LINKSJUGEND 'SOLID - FRAUEN IN DER ARBEITSWELT WOHNUNGSNOT ANTIFA GENERATION PRKTIKUM LANDESVERBÄNDE ...
»Auch wenn Mr. Lafontaine ein Mega-Patriarch vor dem

                         Herrn ist, können ich und meine Möse sich politisch am

                   ehesten mit der Linken identifizieren. Aber Gnade Euch die

                                Göttin, wenn ich die ›Vagina Style-Partei‹ gründe -

                    ab dem Zeitpunkt kandidiere ich nämlich für meine eigene

                           Partei! Pussy Deluxe, meine Muschi, die juckt, yeah!«

                                                  (Dr. Reyhan Sahin aka »Lady Bitch Ray«)
Foto: Alexander Fanslau | Bildregie: Lady Bitch Ray
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edItorIaL      3

Beim nächsten Mal,
beim nächsten Mal...
A
        m 22. September ist Bundestagswahl und viele Menschen           Wir haben uns gegen das Warten und für eine eigene Offensive ent-
        dürfen mal wieder ein Kreuzchen machen. Endlich, nach           schieden. In diesem Magazin findest du deshalb Hintergrundarti-
        gerade einmal vier Jahren. Es bricht dementsprechend            kel zu zahlreichen Themen, z.B. warum die Mieten ständig steigen,
auch die Zeit an, in der alle Parteien erklären, dass mit ihnen alles   warum junge Frauen ein Selbstbestimmungsrecht für ihren Körper
gut wird. In bester Politkarneval-Manier werden große Reden ge-         einfordern oder warum saumäßige Arbeitsbedingungen für junge
schwungen und Süßigkeiten und Kulis verteilt. Auf dass alles gut        Menschen in Betrieben, Ausbildungen oder Praktika permanent
wird – dieses mal aber wirklich.                                        zunehmen. Aber vor allem findest du Ansätze, wie wir uns gegen
                                                                        diese Scheußlichkeiten wehren können und wie wir gemeinsam an
Die Zeit vor der Wahl ist auch eine, in der die einen »A« sagen         einem anderen, einem schönen Leben für alle basteln können. Und
und die anderen ganz doll gegen »A« und für »B« sind. Im Wahl-          zwar nicht in ferner Zukunft, sondern so schnell wie möglich. Nicht,
kampf wird gerne alles und nichts erzählt und nicht immer ist das       indem wir Andere darüber entscheiden lassen, sondern indem wir
drin, was drauf steht. Insbesondere wenn das Label »sozial« lau-        selbst mitbestimmen.
tet, sollte genauer hingeschaut werden, was damit gemeint ist. Viele
Parteien verstehen darunter nämlich nicht, dass es den Menschen         Ganz getreu dem Motto:
besser gehen wird, sondern Deutschland, der Wirtschaft oder dem         Mitmachen, selber machen, Kapitalismus kaputtmachen!
Euro. Erfolgsmeldungen für die Wirtschaft gehen allerdings oft-
mals einher mit Verschlechterungen der Lebensverhältnisse der           Viel Spaß beim Lesen wünscht
meisten Menschen. Dass grenzenloses Wachstum vor allem den              die Redaktion
Planeten zerhackt und die Euro-Rettung derzeit mit schockieren-
der Verarmung in Südeuropa erkauft wird, entlarvt diese Rede vom
»Wohlstand für alle« doch als ziemlich inhaltsleere Illusion. Gutes
Leben? Irgendwie, irgendwo, irgendwann...

IF NothINg goes rIght go LeFt!
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4   I N h a Lt

                                                                               14 FeMINIsMus
                                                                                Neben einem Inter view mit
                                                                                einer Genossin über gerechten
                                                                                Lohn und die Doppelbelastung
                                                                                von Frauen machen wir eine
                                                                                Bestandsaufnahme: Was sind die
                                                                                bisherigen Errungenschaften des
                                                                                feministischen Kampfes? Wieso
                                                                                und wofür lohnt es sich trotzdem,
                                                                                weiterzukämpfen?

                                                                      16
    start                                 18   Drogenpolitik: Legalisierung    36   Hochschulpolitik:
    06 DIE LINKE als Alternative          24   Repression: Kriminalisierung         Linke Organisierung
    08 Warum Die Linke wählen?                 von Fußball-Fans
                                          26   Bildung: Leistungsdruck und     aktIoNsIdeeN
                                               soziale Ausgrenzung             39 Antimilitarismus: Flashmob
    schwerpuNkte
                                          28   Antimilitarismus: Kein Werben        bei der Bundeswehr, Fliegende
    10 Mietenpolitik                           fürs Sterben                         TranspiAktion, Orchestra,
    12 Extremismustheorie                 30   Ökologie: Energiepolitik             Braune Tonne
    14 Feminismus: Geschlecht,            32   Prekariat: Generation           40   Chillout Area, Straßenmusik,
           Frauen in der Arbeitswelt,          Praktikum                            Nachtbus-Sause
           Sexualpolitik, Sexualisierte
                                          34   Ausbildung: Berufsbildung       41   Kommunikationsguerilla,
           Gewalt, Schönheitswahn,                                                  Protestaktion, Adbusting
           Frauen*kampftag

                                                                                                          18
                                    12

                                    24                             28                                     36
                                                                                    IF NothINg goes rIght go LeFt!
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I N h a Lt    5

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dIe LaNdesverBäNde vor ort
Hier könnt ihr euch einen Überblick über die Arbeit der einzelnen Landesverbände verschaffen und euch
Anregungen für eure eigene Gruppe holen: Wie sieht ihre Arbeit aus? Welche coolen Aktionen haben sie
durchgeführ t? Wie gestalten sie ihren Jugendwahlkampf?

dIe LaNdesverBäNde                    52   Nordrhein-Westfalen                                                     IMpressuM
43 Baden-Württemberg                  53   Rheinland-Pfalz                                                  hrsg. linksjugend [‘solid] |

44 Bayern                             54   Saarland                                    Kleine Alexanderstraße 28 | 10178 Berlin | info@

45 Berlin                             55   Sachsen                                                                linksjugend-solid.de

46 Brandenburg                        56   Sachsen-Anhalt                      redaktion Deborah Herold, Jakob Migenda, Julia Range,

47 Bremen                             57   Thüringen                                                  Miriam Strunge, Karsten Stöber

48 Hamburg                                                                                           Layout Lars Peters, Danny Butter

49 Hessen                             soNstIges                                                                        auflage 20.000

50 Mecklenburg-Vorpommern             58 Mitmachen!                                                                druck MöllerDruck

51 Niedersachsen

 38                                                          58
aktIoNsIdeeN                                             MItMacheN
Wenn ihr noch nicht genau wisst, welche Aktionen ihr     Last but not least: Seid ihr neu bei linksjugend ['solid] oder
zum Jugendwahlkampf machen wollt, seid ihr hier          habt ihr Lust bekommen, euch intensiver an unserem
genau richtig: Holt euch Ideen und Anregungen für        Jugendwahlkampf zu beteiligen? Hier findet ihr Informationen
kreative Aktionen rund um die Themen Feminismus,         über unsere Festivaltour und die 72-Stunden-Bustouren, und
Bundeswehr und viele weitere.                            wie ihr dabei mitmachen könnt.

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6   w a h L k a M p F H d I e L I N k e a L s a Lt e r N at I v e

     wahlkampf?!
                wenn wahlen etwas ändern würden...

                                                                    IF NothINg goes rIght go LeFt!
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d I e L I N k e a L s a Lt e r N at I v e H w a h L k a M p F   7

                                      »sie ist die mächtige stimme im parlament
                                      für all jene, deren stimme nicht gehört wird«
                                   … wären sie verboten.. Gib deine Stimme nicht          und ihre Nutznießer durchzusetzen ist. Nicht die
                                   ab, sondern nutze sie! Das sind nur zwei von vie-      betriebswirtschaftlichen Einzelinteressen kön-
                                   len populären Einwänden gegen die Beteiligung          nen dann der Motor der gesellschaftlichen Ent-
                                   an Wahlen. Und in der Tat lässt sich beobachten,       wicklung sein, sondern die demokratische Ent-
                                   dass egal welche Parteien an die Macht kommen,         scheidung über Umgang und Nutzung der gesell-
                                   hinterher das Ergebnis das gleiche zu sein scheint:    schaftlichen Ressourcen. Diese Entscheidungen
                                   Es gibt immer noch Armut, Arbeitslosigkeit und         kann keine Regierung der Welt treffen, sondern
                                   Ausbeutung von Menschen.                               nur die Menschen selbst! Um dahin zu kommen,
                                                                                          müssen wir auf vielen Ebenen die herrschende Lo-
                                   woraN LIegt das?                                       gik und ihre Apostel bekämpfen. Der Lehre vom
                                   Sind die Politikerinnen und Politiker einfach nur      ständigen Gegeneinander und der Verwertung
                                   bestechlich und korrupt? Ja, das nicht selten leider   aller Lebensbereiche müssen wir unsere Ansätze
                                   auch, aber es ist sogar noch etwas komplizierter.      von gemeinschaftlicher Aneignung und Nutzung,
                                   Die Staaten, in die die Welt aufgeteilt ist, finan-    von demokratischer Mitbestimmung und solida-
                                   zieren sich nämlich über Steuern. Diese beziehen       rischer Teilhabe entgegensetzen.
                                   sie aus Wirtschaftskreisläufen, in denen die einen
                                   die anderen arbeiten lassen, um mehr Profit als die    Gesellschaftliche Mitbestimmung findet derzeit
                                   Konkurrenz zu machen. Im Wettbewerb darum,             nur vermittelt über parlamentarische Politik statt.
                                   den größtmöglichen Anteil an globalen Produk-          Hier ist DIE LINKE derzeit die einzige Partei im
                                   tionsketten ins eigene Land zu holen, werden die       Bundestag, die die Profit- und Eigentumslogik
                                   Staaten zu handfesten Konkurrenten – sofern sie        mitsamt ihren unsozialen Folgen infrage stellt.
                                   diese Logik nicht politisch bekämpfen.                 Sie nimmt als einzige keine Spenden von Unter-
                                                                                          nehmen an, ihre Abgeordneten haben keine Ne-
                                   Alle vorangegangenen Regierungen haben aber            benjobs in der Wirtschaft. Sie ist die mächtige
                                   die Profitmacherei der Unternehmen und den             Stimme im Parlament für all jene, deren Stimme
                                   Kampf um das größte Wirtschaftswachstum, zur           nicht gehört wird – für sozial Benachteiligte, für
                                   unhinterfragten Grundlage ihrer Politik gemacht.       Lohnabhängige und Erwerbslose, für Wohnungs-
                                   Vor allem CDU und FDP werden nicht müde zu             lose und Flüchtlinge. Gleichzeitig will sie nicht
                                   erklären, diese Politik zum Wohle der Märkte sei       nur Stellvertretung sein, sondern fordert neue de-
                                   die beste aller Welten, die Globalisierung und das     mokratische Teilhabe, will Volksentscheide auf
                                   gegenseitige Niederkonkurrieren der Staaten un-        Bundesebene und fördert die politische Selbster-
                                   veränderbares Schicksal. Staaten unterbieten sich      mächtigung aller Menschen.
                                   in einer Abwärtsspirale immer weiter bei der Hö-
                                   he der Unternehmenssteuern, bei den Löhnen             dIe LINke uNterstützeN
                                   und bei den Rechten der Erwerbstätigen.                Wir wissen, dass eine LINKE im Bundestag uns
                                                                                          die Auflehnung gegen Ungerechtigkeiten in al-
                                   Angela Merkel hat Europa in einem autoritären          len Lebenslagen und die Organisierung gegen die
                                   und unmenschlichen Prozess zu einer, wie sie           Widrigkeiten der alltäglichen Fremdbestimmung
                                   sagt, „marktkonformen Demokratie“ umgebaut.            nicht abnehmen kann. Da müssen wir selbst ak-
                                   Während in der Theorie des Kapitalismus Un-            tiv werden. Dennoch sind wir überzeugt, dass im
                                   ternehmenspleiten dazugehörten, wurde in der           Kampf für ein besseres Leben für alle, für die De-
                                   Krise dieser Grundsatz für etliche Banken auf-         mokratisierung aller Lebensbereiche, eine oppo-
                                   gehoben. Sie wurden mit Steuergeldern in Mil-          sitionelle und unangepasste LINKE auch im neu-
                                   liardenhöhe gerettet – bis die privaten Gewin-         gewählten Bundestag ab Herbst 2013 wichtig
                                   ne wieder sprudelten. Alle Schritte dieser Kri-        sein wird. Ohne sie würde die starke Stimme für
                                   senpolitik wurden stets nicht nur mit den Stim-        Arbeitszeitverkürzung, gegen Benachteiligung
                                   men von CDU und FDP, sondern auch mit denen            von Frauen, gegen Überwachung, für die Auflö-
                                   von SPD und Grünen im Bundestag beschlossen.           sung der Geheimdienste, für Mindestlohn und für
                                   Nur die LINKE stimmte gegen jede sogenann-             eine friedliche Gesellschaft ohne Aufrüstung und
                                   te Rettungsmaßnahme, die die deutsche Privat-          Waffenexporte fehlen. Nur sie stellt die scheinbar
                                   wirtschaft rettete, den Menschen in Südeuropa          gottgegebenen Eigentums- und Herrschaftsver-
                                   gleichzeitig massenhafte Verarmungsprogram-            hältnisse infrage, nur sie macht die Wachstums-
                                   me aufzwang.                                           und Standortlogik nicht zur stillschweigenden
                                                                                          Voraussetzung ihrer Politik. Im Kampf für eine
                                   eIN gutes LeBeN Für aLLe                               gerechte und friedliche Gesellschaft, für ein soli-
                                   Wir sind davon überzeugt, dass ein gutes Leben         darisches Europa für die Menschen statt für Ka-
                                   für alle, in dem die Bedürfnisse der Menschen          pitalinteressen, können und wollen wir sie derzeit
             Foto: Chiara Abbate   im Mittelpunkt stehen, nur gegen die Profitlogik       nicht entbehren.

IF NothINg goes rIght go LeFt!
DAS MAGAZIN ZUM JUGENDWAHLKAMPF VON LINKSJUGEND 'SOLID - FRAUEN IN DER ARBEITSWELT WOHNUNGSNOT ANTIFA GENERATION PRKTIKUM LANDESVERBÄNDE ...
8   wahLkaMpF H warM dIe LINke wähLeN?

                                         wIderstaNd
                                          stärkeN!
                                          »Geld ist genug da, es wird nur sinnlos verpulvert:
                                          für Bankenrettungen, Auslandseinsätze der Bun-
                                          deswehr, für Rüstung und Steuergeschenke an Rei-
                                          che. Das will DIE LINKE ändern! Wir wollen kosten-
                                          freie Bildung statt Waffen. Gute Ausbildungsplätze
                                          und sichere Jobs für alle und nicht Elitehochschu-
                                          len für wenige. Wir fordern bezahlbare Wohnungen
                                          statt gentrifzierte Luxusquartiere. Wir wollen keine
                                          Prestigeobjekte wie BER und Stuttgart 21, sondern
                                          einen entgeltfreien Nahverkehr. Wir setzen uns für
                                          den sozial-ökologischen Umbau ein und wollen den
                                          Klimaschutz ausbauen. Rassismus und Nazis be-
                                          kämpfen wir entschlossen. Demokratie lebt von Wi-
                                          derstand, und den wollen wir stärken – damit die Ge-
                                          sellschaft gerechter wird.«
                                          (Sahra Wagenknecht)

    Mach mit!
    Für soziale Gerechtigkeit,
    Frieden und Demokratie.
    Kontakt und weitere
    Informationen unter
    www.linksaktiv2013.de
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waruM dIe LINke wähLeN? H waruM dIe LINke wähLeN?                          9

                           FragLos werdeN dIe herrscheNdeN Ihr projekt europa retteN
                           »Ich bin überzeugt, dass es ohne eine Partei wie DIELINKE
                           nicht gelingen kann, auf die Herausforderungen im euro-
                           päischen Maßstab angemessen zu reagieren. Eine solche
                           Partei ist die notwendige, wenn auch nicht die hinreichen-
                           de Bedingung, um außerparlamentarischen Bewegungen
                           die nötige Kontinuität zu geben. Allerdings wird eine Par-
                           tei wie DIE LINKE ohne derartige Initiativen blutleer und
                           schließlich zur Farce. Die SPD und die GRÜNEN haben
                           das vorgemacht.

                           Fraglos werden die Herrschenden ihr Projekt Europa ret-
                           ten. Unklar ist nur, zu welchen Konditionen; sicher ist je-
                           doch, zu welchem Preis. Dem Preis der Spaltung in Peri-
                           pherie und Zentrum, in Wohlhabende und Marginale, in
                           Gesicherte und Prekäre, Kernbestand und Überflüssige.
                           Die Spaltung zeigt sich inzwischen in europäischem Maß-
                           stab. Die einzige politische Partei nennenswerter Größe,
                           die sich dem national wie international entschieden ent-
                           gegenstellt, ist Die LINKE: indem sie Front macht gegen
                           die Enteignung derer, die sowieso nahezu nichts besitzen.
                           Vielleicht klingt das nach Klassenkampf. Aber eingeläu-
                           tet von der rot-grünen Regierung unter Gerhard Schröder
                           und Joschka Fischer haben die Herrschenden den Klas-
                           senkampf von oben längst begonnen.

                           Insofern sollten wir alle DIE LINKE nicht nur zu wählen,
                           sondern sie im Wahlkampf – und auch darüber hinaus –
                           tatkräftig unterstützen.« (Michael Wildenhain)
V.i.S.d.P. Matthias Höhn

                             Ich mache aktiv im Wahlkampf mit!
                             Ja, ich möchte meine Ideen und mein Engagement einbringen. Bitte halten Sie mich auf dem Laufenden
                             und informieren Sie mich über konkrete Wahlkampfaktivitäten der Partei DIE LINKE!
                              Name, Vorname

                              Straße, Hausnummer

                              PLZ                                                                Ort

                              Telefon                                                            Geburtsdatum

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                             Ich bin Mitglied der Partei DIE LINKE: n Ja n Nein n Ich möchte Mitglied werden.
                             Ich will in meinem Umfeld Zeitungen/Material verteilen,
                             schickt mir bitte: n 100 Stück n 200 Stück n 500 Stück
                              Datum                                                              Unterschrift

                             Die Angaben werden von der Partei DIE LINKE in der Bundesgeschäftsstelle der Partei DIE LINKE und ihren Gliederungen entsprechend den Bestimmungen des
                             Bundesdatenschutzgesetzes (BDSG) gespeichert, verarbeitet, übermittelt, aufbewahrt und nur zum Zweck der Wahlwerbung für diese und weitere Wahlen bis zum
                             Widerruf dieser Einwilligung verwendet. Einsenden an: DIE LINKE, Wahlquartier, Kleine Alexanderstr. 28,10178 Berlin. Online anmelden: www.linksaktiv2013.de
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10   MIeteNpoLItIk H kaMpF gegeN verdräNguNg

     keine rendite
     mit der Miete!
     Der Widerstand gegen
     Mieterhöhungen, Wohnungsnot und
     Zwangsräumungen wächst...

                                                                Foto: Mikael Zellmann

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MIeteNpoLItIk H kaMpF gegeN verdräNguNg                  11

I
     n den letzten Jahren gewinnen die             erwerbslosen Jugendlichen unter 25            Banken ihre vorgeschossenen Anteile
     Kämpfe gegen Verdrängung und                  sogar grundsätzlich verboten, eine eigene     vielfach zurückbezahlt bekommen haben.
     steigende Mieten zunehmend an                 Wohnung zu beziehen. Im selben Zug mit        Diese Gewinne speisen sich aus staatlichen
Schärfe. In vielen Städten gründeten               diesen Gesetzen wurde der Mietzuschuss        Subventionen und aus kontinuierlich
sich Initiativen, die der profitorientierten       namens Wohngeld für alle Bezieher*innen       steigenden Mieten, welche gesetzlich
Wohnungspolitik             entgegentreten.        von Transferleistungen komplett               festgeschrieben wurden. Während also
Mieterhöhungen, unbezahlbare Mieten,               gestrichen (wie z.B. Arbeitslosengeld II      private Bauunternehmen und Banken
Wohnungsnot, Zwangsräumungen: All                  oder Asylbewerberleistungen). Ebenso sind     astronomische Profite einfahren konnten
das sind inzwischen flächendeckende                Studierende oder Azubis, die BAföG bzw.       - und das gesetzlich garantiert – liegen
Probleme, die die soziale Sicherheit               BAB erhalten, nicht wohngeldberechtigt.       die Mieten zum Teil inzwischen weit
vieler Menschen in ihrem Kernbereich               All diese Gruppen sind also besonders         über dem ortsüblichen Durchschnitt. Als
bedroht, nämlich der eigenen Unterkunft.           von Wohnungsnot betroffen, da einerseits      wäre all das nicht schon übel genug: Nach
Begünstigt wurde diese unsoziale                   die Mieten rasant steigen, die genannten      Ablauf einer festgelegten Frist, z.B. nach 30
Entwicklung durch Privatisierungen,                Transferleistungen in den letzten Jahren      Jahren, kann das Haus frei auf dem Markt
Deregulierungen und Reformen wie                   aber nur minimal erhöht wurden.               verkauft werden und unterliegt keinen
zuletzt der Mietrechtsänderung von CDU                                                           sozialpolitischen Bindungen mehr.
und FDP. Wohneigentum, das infolge                 Wer eine ausreichende und bezahlbare
dessen nicht mehr den Kommunen gehört,             Versorgung für alle sicherstellen will, der   All das zeigt, dass wir den Bau von und die
wird so zum Spielball der Märkte, stets            muss Wohnraum endlich wieder in die           Versorgung mit Wohnungen keinesfalls den
auf der Jagd nach dem maximalen Profit.            öffentliche Hand überführen. Ebenso           privatwirtschaftlichen Einzelinteressen
Diese neoliberale Stadtpolitik, die auf            müssen die willkürlichen Mietsteigerungen     überlassen dürfen. Vielmehr müssen
»Aufwertung« abzielt, führt zunehmend              gestoppt werden, die derzeit Erhöhungen       diese Fragen gesellschaftlich diskutiert
zur Vertreibung von Menschen aus ihrem             um 15% alle drei Jahre erlauben bzw.          und organisiert werden. Wir brauchen
langjährigen Wohnumfeld und auf lange
Sicht gar zum kompletten Austausch der
Bevölkerung in manchen Stadtteilen.
                                                     »wer eine ausreichende und bezahlbare
Befeuert wird diese Entwicklung durch                versorgung für alle sicherstellen will,
jenes Kapital, das nicht zuletzt in der Krise in
den deutschen Immobilienmarkt geflüchtet
                                                     der muss wohnraum endlich wieder in die
ist. Doch diese als Gentrifizierung bekannt          öffentliche hand überführen.«
gewordene Stadtumstrukturierung ist
keineswegs ein natürlicher Prozess,
sondern wird durch wirtschaftliche und             bei Neuvermietungen sogar unbegrenzt          mehr kommunales Wohnungseigentum,
politische Weichenstellungen forciert –            sind. Eine soziale Wohnungspolitik            das sozialen Zielen verpflichtet ist,
oder eben verhindert.                              lässt sich folglich nur gegen die             sowie bewusste Beschränkungen von
                                                   handfesten Verwertungsinteressen der          Luxussanierungen und der Umwandlungen
Die private Immobilienwirtschaft erklärt           Eigentümer*innen durchsetzen.                 von Miet- in Eigentumswohnungen.
die Zuspitzungen auf dem Wohnungsmarkt             Dass die schwarz-gelbe Bundesregierung        Leerstehende Immobilien, die auf
mit dem Märchen, dass Angebot und                  diese Auseinandersetzung scheut oder          einen höchstbietenden Käufer warten,
Nachfrage aus der Balance gekommen                 ganz unverhohlen Politik im Sinne             müssen besetzt werden dürfen oder bei
seien, und schielt auf weitere staatliche          der Kapitalseite macht, zeigte erneut         Wohnungsnotstand direkt vergesellschaftet
Fördergelder für Wohnungsneubau. Für               die Mietrechtsänderung im Frühjahr            werden.        Vermieter*iinnen,      die
uns sowie die vielen stadtpolitischen              2013: Während Zwangsräumungen als             Mieter*innen sogar schikanieren und dreist
Initiativen »von unten« ist allerdings             gewalttätigste Form der Verdrängung           aus den Wohnungen vertreiben, gehören
klar, dass die Marktlogik hier nicht Teil          in der öffentlichen Kritik stehen, weil       ersatzlos enteignet.
der Lösung, sondern das Problems selbst            sie Menschen von heute auf morgen
ist. Eine soziale Wohnraumpolitik ist nur          obdachlos machen, erleichtern CDU             Das lukrative Geschäft mit unserem
möglich, wenn der Geschäftemacherei mit            und FDP diese Praxis sogar noch.              Wohnraum werden die Eigentümer*innen
Wohnungen und Grundstücken ein Riegel              Von nun an können Vermieter*innen             allerdings nicht widerstandslos und schon
vorgeschoben wird. Nur so kann verhindert          Räumungen vollstrecken lassen, bevor          gar nicht freiwillig aufgeben. Damit
werden, dass sozial Benachteiligte nach            eine etwaige Gerichtsverhandlung über die     Wohnungen tatsächlich wieder uns allen
und nach an den Stadtrand verdrängt                Rechtmäßigkeit überhaupt stattgefunden        gehören statt bloße Anlageobjekte zu
werden, während begehrte Wohnlagen nur             hat. Nicht verwunderlich, dass die            sein, braucht es deshalb viel Druck und
Vermögenden zur Verfügung stehen.                  Immobilienlobby jubelte, dies sei »ihr«       Ausdauer von Seiten der Mieter*innen.
                                                   Gesetz.                                       Kollektive Selbstorganisierung kann
Nicht selten unterliegen in diesem                                                               helfen, um aus der ohnmächtigen
Wettbewerb schon von vornherein                    Verheerend ist die Lage auch im               Position der oftmals verheerenden
Menschen mit negativen Schufa-                     »Sozialen Wohnungsbau«. Das sind              Einzelschicksale auszubrechen und
Einträgen, Migrant*innen (oder jene, die           die Programme, die Menschen, die              die gesamtgesellschaftliche Dimension
dafür gehalten werden) sowie Jugendliche           auf dem Markt durchs Raster fallen,           des Konfliktes sichtbar zu machen. Wir
ohne Einkommenssicherheit und mit                  bezahlbare Wohnungen bieten sollen.           unterstützen in diesem Sinne Initiativen
Eltern, die entweder nicht bürgen können           Die teilweise seit Jahrzehnten laufenden      gegen profitgetriebene Wohnungspolitik
oder wollen. Zudem wurde es durch die              Programme haben dazu geführt, dass die        in und vor allem außerhalb der Parlamente!
Hartz-IV-Gesetze von SPD und Grünen                Investor*innen und die kreditgebenden

IF NothINg goes rIght go LeFt!
12   extreMIsMustheorIe H der extreMIsMusBegrIFF

       extrem-ist-muss,
       extrem–ist_in
       Warum wir den Extremismusbegriff ablehnen

                                                   IF NothINg goes rIght go LeFt!
extreMIsMustheorIe H der extreMIsMusBegrIFF                  13

W
            ährend in den Untersuchungs-
            ausschüssen noch darüber ge-         »rassismus und antisemitismus
            stritten wird, welche Beteili-
gung der Verfassungsschutz daran hat-
te, dass drei Neonazis mordend durch die
                                                 wachsen eben nicht auf Bäumen am
Bundesrepublik ziehen konnten, sind die
Folgen der Extremismusdoktrin weiterhin          stadtrand, sondern sind auch in der
für linke Menschen spürbar. Tim H., der
Jugendpfarrer Lothar König, der Politiker
Bodo Ramelow und viele andere Menschen
                                                 bürgerlichen Mitte weit verbreitet.«
kämpfen derzeit an unterschiedlichen Stel-
len gegen jenen politischen Kampfbegriff,
                                               anderes als ein politisches Instrument. Die   Wir selbst achten darauf und rufen dazu
ebenso wie viele Initiativen, denen Gel-
                                               von Schwarz-Gelb initiierten Bundespro-       auf, den Extremismusbegriff zu vermeiden.
der verwehrt werden, weil sie sich dagegen
                                               gramme gegen einen vermeintlich demo-         Statt pauschal von Extremist*innen zu spre-
wehren ihre Kooperationspartner*innen
                                               kratiegefährdenden »Linksextremismus«         chen und damit Nazis und emanzipatori-
zu bespitzeln.
                                               werden vermutlich auch mit dem Abdan-         sche Gesellschaftskritik gleichzusetzen,
                                               ken einer Kristina Schröder nicht einge-      plädieren wir dafür, klar zu benennen, wo-
wovoN geht der
                                               stellt werden.                                von die Rede ist: Nationalismus, Rechtspo-
extreMIsMusBegrIFF deNN aus?
                                                                                             pulismus, Neofaschismus, etc.
Der Extremismusbegriff dient zur Be-
                                               deswegeN Fordert
zeichnung sowohl von Neonazis als auch
                                               LINksjugeNd [’soLId]                          Zur Thematisierung der Problematik des
von Linken – also eines breiten Spekt-
                                               Die Abkehr von der Extremismustheo-           Extremismusdenkens wurde gemeinsam
rums von Gruppen und Personen verschie-
                                               rie, die Auflösung des Bundesamtes sowie      mit der Grünen Jugend die Mitmach-
densten politischen Hintergrundes. Die
                                               der Landesämter für Verfassungsschutz,        Fotokampagne »Ich bin linksextrem.«
Vertreter*innen dieser Theorie (z.B. Eck-
                                               die Abschaffung der Extremismusklausel        initiiert, die die Vielfalt von als
hard Jesse, Uwe Backes) sprechen hier von
                                               von Kristina Schröder, den Stopp der bay-     »Linksextremist*innen« diffamierten
einem Hufeisen: Nach diesem Modell be-
                                               erischen Kampagne »Bayern gegen Links-        Menschen und somit die Absurdität
finden sich an den beiden Enden des Huf-
                                               extremismus« und eine Umwidmung der           des Extremismusbegriffs aufzeigen soll.
eisens die extremistischen Gruppierungen
                                               Gelder, die im Kampf gegen sogenannten        Zudem umfasst das Materialangebot der
»Links« und »Rechts« und diese stehen
                                               »Linksextremismus« verschwendet wer-          linksjugend ['solid] auch einen Flyer zum
sich näher als dem in der Mitte veranker-
                                               den, zugunsten des Kampfes gegen Na-          Thema.
ten demokratischen Verfassungsstaat. Ver-
                                               zis, Faschist*innen, Rassist*innen und
einfacht gesagt: Es werden alle radikalen
                                               Antisemit*innen.
Einstellungen und Strömungen innerhalb
der Gesellschaft kriminalisiert und jedwe-
de Kritik am bürgerlichen Staat und an der
vermeintlich demokratisch legitimierten
und politisch unfehlbaren »Mitte« als ver-
dächtig und gefährlich abgestempelt. Die-
se Theorie lässt die gesellschaftlichen Ge-
gebenheiten völlig außer Acht. Rassismus
und Antisemitismus wachsen eben nicht
auf Bäumen am Stadtrand, sondern sind
auch in der bürgerlichen Mitte weit verbrei-
tet. Durch das Extremismusmodell werden
solch kritische Entwicklungen allerdings
nicht thematisiert, da die »Mitte« ja gera-
de von problematischen Einstellungen frei-
gesprochen wird.

extreMIsMus –
eIN poLItIscher kaMpFBegrIFF
Die Geltung des Extremismusbegriffes
wird ausschließlich durch die Definitions-
hoheit der Sicherheitsbehörden und Regie-
rungen gestützt. So gilt die linksjugend mal
als linksextremistisch wie z.B. in Bayern
und mal nicht wie in Thüringen. Die Partei
DIE LINKE wird eine Zeit lang beobachtet
und überwacht und dann auch wieder nicht
– je nach politischer Couleur und der Sitz-
verteilung in den Parlamenten. Die Beob-
achtung unserer Genoss*innen ist politisch
motiviert und der Verfassungsschutz nicht

IF NothINg goes rIght go LeFt!
14   FeMINIsMus H geschLecht

          »Wenn alle Frauen dieser erde
          morgen Früh auFWachten und
          sich in ihren Körpern WirKlich
          Wohl und KraFtvoll Fühlten,
          Würde die WeltWirtschaFt über
             nacht zusammenbrechen«
                                                        (laurie penny)

     Brauchen wir noch Feminismus?
     Es gibt heute keinen Unterschied mehr
     zwischen Mann und Frau, oder?

     T
             rotz der bisherigen Errungenschaf-    das Produkt von
             ten wie dem Wahlrecht, der gesetz-    Erziehung und
             lichen Gleichstellung der Frau und    Sozialisation.
     dem Recht auf Ausbildung und Studium          Wir wünschen
     herrscht weiterhin eine grundlegende ge-      uns eine Ge-
     sellschaftliche Diskriminierung von Frau-     sellschaf t,
     en. So verdienen sie in Deutschland durch-    in der alle
     schnittlich noch immer 23% weniger als        Menschen,
     Männer. Weiterhin zeigen die jüngsten         egal wel-
     Debatten um alltäglichen Sexismus und         chen Ge-
     die weltweiten Proteste gegen sexualisierte   schlechts,
     Gewalt, dass wir noch immer in einer von      g leic hbe -
     Männern beherrschten Gesellschaft leben.      rechtigt le-
                                                   ben können
        Täglich werden wir mit traditionellen      und dass Ge--
     Rollenbildern in den Medien und der Wer-      schlecht als
     bung konfrontiert. Frauen müssen süß,         Kategorie abge-
     schlank und hübsch, aber bloß nicht laut      schafft wird. Hier
     sein und dürfen ja nicht zu viel Raum ein-    und heute ist es je-
     nehmen. In technischen oder handwerk-         doch notwendig, die ge-
     lichen Berufen werden Frauen noch im-         sellschaftlichen Geschlech-
     mer als Fremdkörper angesehen, während        ter zu betrachten, um die Un-
     Männer mit Kusshand genommen werden,          terdrückung und Diskriminierung der
     wenn sie sich für den Beruf des Erziehers     als Frauen definierten Menschen sowie die
     entscheiden.                                  Unterdrückung von Trans- und Intersexu-
                                                   ellen sichtbar zu machen. Wir wollen nicht
        Die Unterschiede zwischen Mann und         mehr darauf warten, dass sich die Verhält-
     Frau sind jedoch nicht natürlich, sondern     nisse von selbst verändern!

                                                                                                IF NothINg goes rIght go LeFt!
F r a u e N I N d e r a r B e I t s w e Lt H F e M I N I s M u s   15

                                                                                                             ganz im Gegensatz zu Frauen in
                                                                                                             den typischen Männerberufen.
                                                                                                             Frauen verdienen aber auch in
                                                                                                             den gleichen Berufen noch im-
                                                                                                             mer ca. 10 Prozent weniger als
                                                                                                             ihre männlichen Kollegen, trotz
                                                                                                             ähnlicher Aufgabenfelder, Ar-
                                                                                                             beitszeit und Verantwortung.

                                                                                                             Seit vielen Monaten wird heiß
                                                                                                             über die Frauenquote disku-
                                                                                                             tiert. Wäre das nicht eine Lö-
                                                                                                             sung?
                                                                                                             Bei der Diskussion um die Frau-
                                                                                                             enquote geht es ja vor allem um
                                                                                                             die Führungsgremien. Grund-
                                                                                                             sätzlich halte ich eine 50 Pro-
                                                                                                             zent-Quote in Vorständen und
                                                                                                             Aufsichtsräten für richtig. Doch
                                                                                                             das hilft den meisten Frauen
                                                                                                             nicht. Für die wenigsten sind
                                                                                                             solche Führungsgremien über-
                                                                                                             haupt eine Perspektive.

                                                                                                             Oft wird von der Doppelbela-
                                                                                                             stung der Frauen gesprochen.
                                                                                                             Was ist darunter zu verstehen?
                                                                                                             Damit wird die Problematik
                                                                                                             angesprochen, dass Frauen in
                                                                                                             der Regel noch immer wesent-
                                                                                                             lich mehr Hausarbeit leisten als
                                                                                                             Männer, und das, obwohl in ei-
                                                                                                             ner Partnerschaft beide zu glei-
                                                                                                             chen Teilen einer Erwerbsarbeit
                                                                                                             nachgehen.

»typische ›Frauenberufe‹                                                                                     Und was wäre da eine Alter-
                                                                                                             native?

sind gesellschaftlich                                                                                        Das wird seit vielen Jahren sehr
                                                                                                             kontrovers diskutiert. In den
                                                                                                             60er und 70er Jahren gab es die

nicht anerkannt«
                                                                                                             Forderung nach einer Bezah-
                                                                                                             lung der Hausarbeit. Schließ-
                                                                                                             lich arbeitet die Hälfte der Welt-
                                                                                                             bevölkerung gänzlich umsonst
Ein Interview mit Juliane Pfeiffer über gerechten Lohn                                                       und meist unsichtbar zu Hause
                                                                                                             und trägt damit zum Erhalt des
und die Doppelbelastung von Frauen. Sie ist langjähriges                                                     Kapitalismus bei. Frauen wä-
                                                                                                             ren dadurch zwar finanziell un-
Mitglied der linksjugend ['solid] und Feministin                                                             abhängiger, sie würden so aber
                                                                                                             noch mehr ins Private gedrängt
                                                                                                             werden und könnten weiterhin
Juliane, wie schätzt du die heu-   baut und so später von Altersar-   Aber Frauen suchen sich doch           weniger am öffentlichen Leben
tige Situation von Frauen in       mut bedroht ist.                   immer genau die Berufe aus,            teilnehmen.
der Arbeitswelt ein?                  Zudem werden typische           in denen sie weniger verdienen?            Die einzige sinnvolle Lösung
Leider auch nach vielen Jahr-      »Frauenberufe und -ausbildun-      Warum sollte das Erziehen von          ist daher eine gerechte Vertei-
zehnten Frauenbewegung sehr        gen«, also zum Beispiel die Ar-    Kindern weniger wert sein als          lung von Haus- und Erwerbs-
schlecht. Fast jede zweite Frau    beit im Einzelhandel oder in So-   das Programmieren von Com-             arbeit zwischen beiden Ge-
hat keine volle Stelle und ver-    zial- und Pflegeberufen, nicht     puterspielen?! Den wenigen             schlechtern, kombiniert mit ei-
dient darum recht wenig. Ein       nur schlechter bezahlt, sondern    Männern, die in »typischen«            ner deutlichen Arbeitszeitver-
noch viel größeres Problem ist,    auch weniger gesellschaftlich      Frauenberufen arbeiten, wird           kürzung, damit auch noch Zeit
dass sie sich damit abhängig       anerkannt.                         häufig ein roter Teppich aus-          für Freizeit, Erholung und ge-
von ihrem Partner macht, keine                                        gerollt und sie werden in Füh-         sellschaftspolitisches Engage-
eigenen Rentenansprüche auf-                                          rungspositionen gedrängt –             ment bleibt.

IF NothINg goes rIght go LeFt!
16   F e M I N I s M u s H s e x u a L p o L I t I k / s e x u a L I s I e r t e g e w a Lt

              sexuaLpoLItIk
              W
                          ir kämpfen für eine sofortige Verbesserung in
                          der Sexualpolitik! Wir wollen jungen Men-
                          schen klar machen, dass niemand anders über
              ihre Körper bestimmen dürfen sollte – ganz getreu dem
              Motto: My body, my choice! Unsere konkreten sozialpo-
              litischen Forderungen sind die Legalisierung von Schwan-
              gerschaftsabbrüchen sowie eine freiwillige medizinische
              und psychologische Beratung. Diese soll von unabhängi-
              gen Stellen (Ärzt*innen, Psycholog*innen) und nicht von
              Kirchenmitarbeiter*innen angeboten werden. Weiterhin
              fordern wir den kostenlosen Zugang zu Verhütungsmit-
              teln sowie der ‚Pille danach‘.

              Nicht zuletzt sehen wir ein großes Verbesserungspotenzial
              in der Aufklärungsarbeit an Schulen, die eine plurale The-
              matisierung von Sexualität und eine darauf ausgerichtete
              Aufklärungsarbeit ermöglichen sollte.

                                                                                                                                           Foto: Juska Wendland

         sexuaLIsIerte gewaLt                                                                 Wann genau sich Betrof-
                                                                                              fene sexuell belästigt oder
                                                                                                                            che auch juristisch verfolgt
                                                                                                                            werden kann, statt ständig
         Spätestens seit der Sexis-                     lich auf das Thema sexuel-            sexualisierter Gewalt aus-    infrage gestellt zu werden.
         musdebatte rund um Brü-                        le Belästigung beschränkt.            gesetzt fühlen, das hat       Mit dieser erniedrigenden
         derles Dekolleté-Anmache                       Für uns beinhalten Sexis-             jede*r allein und für sich    und entmündigenden Vor-
         gibt es einen zunehmenden                      mus und sexualisierte Ge-             selbst zu entscheiden. Wir    gehensweise muss endlich
         gesellschaftlichen Diskurs                     walt jedoch mehr:                     fordern, dass endlich je-     Schluss sein. Wir fordern
         um das Thema Sexismus                                                                de sexualisierte Handlung,    daher die vollständige An-
         und sexualisierte Gewalt.                      Sexualisierte Gewalt ist              die nicht in expliziter Zu-   erkennung der Definitions-
         Die mediale Aufbereitung                       kein privater Einzelfall,             stimmung aller Beteiligten    macht von Betroffenen und
         der letzten Monate blieb                       sondern findet überall                geschieht, als sexualisier-   die Einführung von alter-
         allerdings fast ausschließ-                    in der Gesellschaft statt.            te Gewalt gilt und als sol-   nativen Verfahrensformen.

                                                                                                                        IF NothINg goes rIght go LeFt!
s c h ö N h e I t s w a h N / F r a u e N * k a M p F ta g H F e M I N I s M u s     17

 recLaIM your Body –
 gegeN schöNheItswahN
 D
          ie Werbungen von Dove oder              Wir lassen uns nicht in Kostüme zwängen,
          auch Kampagnen von Brigitte ver-        sondern definieren unsere Schön-
          suchten, mit »normalen Frauen«          heit selbst. Wir kämpfen gegen
 mehr Kundinnen und Leserinnen zu ge-             sexistische Werbung und
 winnen. Auch wenn diese Norm für einen           Kinderspielzeug wie Bar-
 Teil von Frauen leichter zu erreichen ist: Je-   bie und Co – für Viel-
 de Normierung von weiblichen Körpern ist         falt unter den Men-
 höchst problematisch. Sie vermitteln Mäd-        schen!
 chen und Frauen ein Bild, welches sie zu er-
 füllen haben, um in dieser Gesellschaft als
 schön zu gelten und etwas wert zu sein. Das
 lebenslange Hinterherhetzen hinter die-
 ser Schönheitsnorm hält Frauen bewusst
 klein und schwach, indem sie von starken
 Selbstkomplexen zerfressen werden und
 sich selbst nicht wertschätzen, wenn sie
 nicht der angeblichen Norm entsprechen.
 Gleichzeitig wird durch die ewige Su-
 che nach dem Traumkörper eine mil-
 lionenschwere Schönheits- und
 Abnehmindustrie am Leben ge-
 halten. Hinter der Reduktion
 der Mädchen und Frauen auf
 ihr Aussehen stehen also große
 Profitinteressen.

                                                                                                                                        Foto: antifa-versand.de

     patrIarchat
     aBschaFFeN:
   INterNatIoNaLer
 FraueN*kaMpFtag 2014

Jährlich am 8. März feiern wir den In-
ternationalen Frauentag. Auch nach
über 100 Jahren sind die Forderungen
von Frauenrechtlerinnen für die sozi-
ale und politische Gleichberechtigung
der Frau aktuell. Trotz der bisherigen
Errungenschaften herrscht weiterhin
eine grundlegende gesellschaftliche
Diskriminierung von Frauen.

Wir kämpfen für eine feministische,
solidarische und selbstbestimmte Ge-
sellschaft. Daher rufen wir auch für
das nächste Jahr zum Internationa-
len Frauen*kampftag auf. Wir wollen
starke und kämpferische Demonst-
rationen in allen Städten weltweit, um
feministischen Forderungen Gehör zu
verschaffen!

IF NothINg goes rIght go LeFt!
18   drogeN H LegaLIsIeruNg

      I‘ve got cocaine
      runnin‘ around
      my brain
      Für eine fortschrittliche Drogenpolitik
      fern von Repression und Kriminalisierung

                                                 IF NothINg goes rIght go LeFt!
LegaLIsIeruNg H drogeN                19

D
          ie gegenwärtige Drogenpolitik von
          CDU/CSU, FDP und SPD setzt
          auf Verbote, Kriminalisierung und
Strafverfolgung von Konsument*innen
statt auf Hilfe für Abhängige. Abhängige
harter Drogen werden »dank«
juristischer Verfolgung noch weiter in
die gesellschaftliche Isolation gedrängt.
Fehlende Betreuung und Beratung sowie
die Angst vor Strafverfolgung gefährden
ihre Gesundheit und führen nicht selten
zum Tod.

Wir, die linksjugend [’solid], wollen neue
Wege gehen. Für uns steht ein selbstbe-
stimmter und bewusster Konsum von Dro-
gen – egal ob Kaffee, Zigaretten, Gras oder
Speed – im Mittelpunkt, bei dem die ge-
sundheitlichen Risiken gering gehalten
werden.

Wir sind uns darüber bewusst, dass es so et-
was wie einen vollkommen ungefährlichen
Drogenkonsum nicht gibt. Der Glaube an
eine völlig drogenfreie Gesellschaft ist al-
lerdings utopisch und geht gänzlich an der
Realität vorbei. Drogen sind vielmehr eine
     Alltagserscheinung und gehören seit
     jeher zur Menschheitsgeschichte.
              Die Unterscheidung zwischen
             tolerierbaren, legalen Drogen                                                                                  Foto: Björn Kietzmann
                  und verteufelten, illegalen
                 Drogen erfolgt willkürlich       tizbehörden honoriert. Das Strafmaß be-       – etwa auf weiche Drogen wie Cannabis –
               und hat oft nichts mit dem         zieht sich nämlich nur auf den Wirkstoff-     jedes Jahr entgehen.
               tatsächlichen Gefahrenpo
                              Gefahrenpo-         gehalt der Droge, nicht jedoch auf die Bei-
         tential eines Rauschmittels zu tun.      mengungen.                                    Für eINeN
                                                • Durch ein Verbot werden auch nicht we-        veraNtwortuNgsvoLLeN
        Drogenkonsum findet in allen so-          niger Drogen konsumiert. In Deutschland       uMgaNg uNd das
zialen und Altersschichten statt. Die Fol-        wird beispielsweise prozentual mehr Can-      recht auF rausch
gen der Kriminalisierung stehen in kei-           nabis konsumiert als in den Niederlanden,
nem Verhältnis zum Konsum selbst: Men-            wo der Cannabiskonsum in Coffee-Shops         Wir fordern daher einen offenen gesell-
schen verlieren nicht nur ihren Führer-           toleriert wird.                               schaftlichen Umgang mit Rauschmitteln,
schein, weil es immer noch keine Grenz-                                                         der Menschen einerseits das Recht ermög-
werte für THC-Gehalt im Straßenverkehr          Das Verbot ist ein regelrechter Geldsegen       licht, selbst zu entscheiden, welche Subs-
gibt, sie verlieren oftmals auch ihre Exis-     für die organisierte Drogenkriminalität.        tanzen sie konsumieren wollen und ande-
tenz und werden durch die unsinnige             Und weil die organisierte Drogenkrimi-          rerseits Abhängigen die bestmöglichen Be-
Strafverfolgung sozial isoliert. Der Justi-     nalität eng mit Zwangsprostitution, Men-        treuungs- und Hilfsangebote bietet.
zapparat wird dabei gezwungen, sich um          schen- und Waffenhandel verflochten ist,
»Kleinkiffer*innen« zu kümmern, an-             finanzieren die Einnahmen aus dem Dro-          deshaLB ForderN wIr:
statt tatsächliche Verbrechen aufzuklären.      genhandel ganz andere Bereiche der orga-        • Sog. »Drug-Checking«-Projekte, die der
                                                nisierten Kriminalität.                           Qualitätskontrolle dienen und so eine er-
verBot hILFt Nur                                                                                  höhte gesundheitliche Gefahr durch un-
der krIMINaLItät                                Um ihre Drogensucht zu finanzieren, se-           klare Zusammensetzungen der Drogen
Das Verbot von Rauschmitteln führt wei-         hen sich Abhängige oft gezwungen, Straf-          aus dem Weg räumen.
terhin nicht etwa zu einem verminderten         taten zu begehen oder sich zu prostituieren.    • Informations- und Aufklärungskampag-
Konsum, im Gegenteil: Das Verbot ver-           Auch die finanziellen Folgen des                  nen an Schulen, die an der Realität orien-
stärkt die Gefahren und Probleme des Dro-       Verbots sind nicht unerheb-                       tiert und frei von ideologischer Verteufe-
genkonsums:                                     lich. Die Strafverfolgung                         lung sind.
• Durch Streckmittel, die der Profitsteige-     von Konsument*innen                              • Die Legalisierung von Cannabis und an-
  rung dienen, werden die gesundheitli-         und die Bekämpfung der                             deren sog. weichen Drogen
  chen Risiken des Drogenkonsums erhöht.        Beschaffungskriminalität                        • Die bundesweite Abgabe von Diamor-
  Durch verunreinigte Stoffe sind Überdo-       kosten jährlich viele Millio-                     phin (medizinisches Heroin) und sterilen
  sierungen vorprogrammiert. Das Stre-          nen Euro. Stattdessen lässt sich der              Spritzen unter ärztlicher Beobachtung an
  cken wird dabei auch noch von den Jus-        Staat Steuereinnahmen in Millionenhöhe            Schwerstabhängige.

IF NothINg goes rIght go LeFt!
20   a N t I Fa s c h I s M u s H d e r k a M p F u M ‘ s g a N z e

          antifa ist der kampf
          um‘s ganze!
          Historische Entwicklung des autonomen Antifaschismus

                                                                      IF NothINg goes rIght go LeFt!
d e r k a M p F u M ‘ s g a N z e H a N t I Fa s c h I s M u s   21

                                 Historische Entwicklung des
                                 autonomen Antifaschismus

                                 tradItIoNeLLer                                   dIe FaNtIFa
                                 aNtIFaschIsMus                                   Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre
                                 Vom 15. bis 17. März 1947 fand die erste         entstanden bundesweit in vielen größeren
                                 Länderkonferenz der Vereinigung der Ver-         Städten reine Frauen- und feministische
                                 folgten des Naziregimes (VVN) in Frank-          Antifa-Gruppen, die sogenannten Fantifas.
                                 furt am Main statt. Die VVN verkörpert ei-       Bis dato gab es zwar einen relativ hohen An-
                                 ne Facette des traditionellen Antifaschis-       teil organisierter Frauen, allerdings waren
                                 mus. Ihr Leitmotiv bildet neben dem Ziel         die autonomen Strukturen stark männer-
                                 „Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg!“       dominiert. In der Regel knüpften Männer
                                 auch der „Buchenwaldschwur“ der dortigen         die Kontakte und hielten öffentliche Reden.
                                 KZ-Überlebenden.                                 Das hatte einen dominanten und macker-
                                 Die zentrale Aufgabe der VVN war die Ent-        haften Beigeschmack.
                                 nazifizierung. Zusätzlich wurde durch an-        Auch die theoretische Arbeit zu Themen
                                 tifaschistische Bildungsarbeit versucht, die     wie Sexismus, Patriarchat und Feminismus
                                 ideologische Grundlage des Faschismus zu         wurde oft in den Gruppen ausgeblendet.
                                 zerstören.                                       Die Fantifa sah darin einen Widerspruch
                                                                                  zur emanzipatorischen radikalen Linken.
                                 der aNtIFaschIsMus                               Nach der ersten bundesweiten feministi-
                                 der k-gruppeN                                    schen Antifa-Konferenz in Bonn (1990)
                                 Für die K-Gruppen – die verschiedenen            wurde unter dem Thema „Nationalsozia-
                                 kommunistischen Gruppen, die aus der             listinnen als Täterinnen“ der Mythos der
                                 68er Revolte hervorgingen – spielte die an-      angeblich von Natur aus friedlichen Frau
                                 tifaschistische Arbeit immer nur eine un-        aufgebrochen. Auch andere Themen, wie
                                 tergeordnete Rolle. Dennoch agierten sie         die Kritik an dem Programm sogenannter
                                 damals am konsequentesten gegen Nazis.           Abtreibungsgegner*innen oder die Aufar-
                                 Im Unterschied zur VVN/BdA beriefen sie          beitung des weiblichen Widerstandes ge-
                                 sich nicht auf das Gewaltmonopol des Staa-       gen den Faschismus gerieten in ihren Fokus.
                                 tes. Für sie gehörte Militanz zu den Mitteln
                                 gegen Neonazis.                                    »Erklärtes Ziel der Fantifas war es aber
                                 In Abgrenzung zu den K-Gruppen entstan-            auch, über die zu dieser Zeit in Antifa-Krei-
                                 den „Spontis“ – Kleingruppen undogma-              sen übliche Konzentration auf Antifa-Na-
                                 tischer Linker. Für sie gehörte der direkte        zi-Arbeit hinauszugehen und ihr Politik-
                                 Angriff gegen Neonazis schon damals zur            und Interventionsfeld zu erweitern. Zent-
                                 alltäglichen Praxis. Diese Auseinanderset-         raler theoretischer Bezugspunkt für das Po-
                                 zungen waren aber meist „Straßenschläge-           litikverständnis vieler Fantifa-Frauen war
                                 reien”, die oftmals kurzfristig und unvorbe-       die sogenannte Triple-Opression-Theorie,
                                 reitet stattfanden.                                die die Gleichwertigkeit patriarchaler und
                                 Anfang der 80er Jahre traten in Abgrenzung         rassistischer Unterdrückung sowie kapita-
                                 zur Punkszene erstmals faschistische Skin-         listischer Herrschaft beschreibt.«
                                 heads in der BRD auf. Sie waren seit dieser
                                 Zeit das Fußvolk für neofaschistische Par-       Mitte der 90er Jahre lösten sich viele Fanti-
                                 teien und Gruppen. Erste „Glatzen” traten        fa-Gruppen aufgrund inhaltlicher Differen-
                                 auch Neonazi-Gruppen wie der “Aktions-           zen auf. Ihre politische Arbeit hat jedoch
                                 front Nationaler Sozialisten” bei.               dazu beigetragen, feministische Diskurse
                                 In dieser Situation bildete sich aus den anti-   in Teile der Antifa zu integrieren.
                                 faschistischen Initiativen und Gruppen der
                                 autonome Antifaschismus. Meist waren es          aNtIFa uNd aNtIra
                                 Cliquen von Jugendlichen, die wegen der          Immer wieder gab es den Versuch einer en-
                                 Forderung nach selbstbestimmten Jugend-          gen Zusammenarbeit zwischen Menschen
                                 zentren und einem alternativen Leben im-         mit und ohne deutschen Pass. Die enor-
                                 mer wieder in Konfrontation mit Neonazis         men Unterschiede in der Ausgangssituati-
                                 gerieten. Die ersten „autonomen“ antifa-         on führten immer wieder zu einer Spaltung
                                 schistischen Gruppen entstanden. Die anti-       in „Deutsche“ und „Ausländer*innen. Nur
                                 faschistische Arbeit in der autonomen Sze-       wenige Initiativen schafften es, gemeinsa-
                                 ne ermöglichte es auch Leuten jenseits von       me Aktivitäten zu entfalten. Die gemein-
                                 Theoriedebatten, praktisch politisch aktiv       same Arbeit mit Flüchtlingen und die Un-
                                 zu werden.                                       terstützung ihrer Selbstorganisation ging
                                                                                  bei vielen Antifa-Gruppen in der Konzent-

IF NothINg goes rIght go LeFt!
22   a N t I Fa s c h I s M u s H d e r k a M p F u M ‘ s g a N z e / L I t e r at u r t I p p s

      Literaturtipps:
      Bücher:
      • antifa – geschichte und organisie-
        rung: Keller, Mirja; Kögler, Lena; Kra-
        winkel, Moritz; Schlemmermeyer,
        Jan, Stuttgart 2011.
      • psychologie des rassismus: Terkes-
        sidis, Mark, 1989
      • politische Brandstiftung. warum
        1992 in rostock das asylbewerber-
        heim in Flammen aufging: Schmidt,
        Jochen, 2002
      • antifa heißt angriff: Militanter an-
        tifaschismus in den 80er jahren:
        Schöppner, Horst, 2013
      • antifa reader. antifaschistisches
        handbuch und ratgeber : Mecklen-
        burg, Jens, 1996
      • die pro-Bewegung: geschichte, In-
        halte, strategien der »Bürgerbewe-
        gung pro köln« und der »Bürgerbe-
        wegung pro Nrw«: Lausberg, Mi-
        chael, 2010
      • Fantifa: Feministische perspektiven
        antifaschistischer politiken: Heraus-
        geber_innenkollektiv, 2013
      • kameradinnen. Frauen stricken am
        Braunen Netz: Fantifa Marburg, 2002
      • deutschland schwarz weiss: der all-
        tägliche rassismus: Sow, Noah, 2009
      • 80 jahre antifaschistische aktion:
        Langer, Bernd, zum download unter:                                Foto: Seven Resist

        http://rosalux.de/fileadmin/ls_sh/
        bilder/Veranstaltungen/2012/80J_
        AA_web.pdf
                                                                      »die alltägliche arbeit ist unverzichtbar
      • die vereinigung der verfolgten des
        Naziregimes (vvN) in der sowjeti-                                             für antifaschistische politik.«
        schen Besatzungszone und in Berlin
        1945 bis 1948: Wierskalla, Sven, 1994
                                                                   ration auf direkte Anti-Na-     bensmittelgutscheine und        und Neonazis zu outen oder
                                                                   zi-Aktionen unter. So ent-      staatlichen Rassismus, un-      sich auch auf den Markt-
      INterNetseIteN:
                                                                   stand ein Graben zwischen       terstützt die Flüchtlinge       platz zu stellen und über
      • www.fightracismnow.net
                                                                   Antifa- und Antira-Grup-        bei der Selbstorganisati-       rechte Strukturen und Po-
      • www.lichtenhagen.net
                                                                   pen. In letzter Zeit jedoch     on. Nicht zuletzt heißt ei-     litik zu informieren sowie
      • www.publikative.org
                                                                   führen gemeinsame Pro-          ne konsequente Antira-Ar-       Neonaziveranstaltungen zu
      • www.antifa.de
                                                                   jekte und die Zusammen-         beit auch, sich den eigenen     verhindern. Antifa bedeu-
      • www.dazwischengehen.org
                                                                   arbeit mit den Flüchtlingen     Privilegien bewusst zu sein     tet im Jugendclub und der
      • linksunten.indymedia.org/de
                                                                   im Zuge des Refugee Strike      und den Flüchtlingen nicht      Schule politische Bildung
      • www.refugeetentaction.net
                                                                   oder die Erinnerung an das      auch in diesem Raum ihre        voranzutreiben und zu dis-
      • asylstrikeberlin.wordpress.com
                                                                   Pogrom von Lichtenhagen-        Stimme zu nehmen.               kutieren, lokale Bündnisse
                                                                   zu verstärkter Zusammen-                                        zu schaffen, die sich gegen
      artIkeL:
                                                                   arbeit. Es werden gemein-       aNtIFa vor ort                  rassistisches und faschis-
      •IL-standpunkte: Krise + Rassismus:
                                                                   sam Demos organisiert,          Antifaschistische Politik       tisches Gedankengut en-
       http://www.antifa.de/cms/content/
                                                                   Flüchtlinge im Knast un-        heißt nicht nur, alle Jahre     gagieren und an vergange-
       view/2124/
                                                                   terstützt, Flüchtlingsheime     mal nach Dresden zu fah-        ne Geschehnisse erinnern.
      •zum 20. jahrestag der grundgesetz-
                                                                   besucht und Abschiebun-         ren und sich auf die Straße     Antifa sollte auch heißen,
       änderung auf asyl: http://daserste.
                                                                   gen verhindert. Antifa- bzw.    zu setzen. Der Grundpfeiler     sich an die Seite der betrof-
       ndr.de/panorama/aktuell/nazis163.
                                                                   Antira-Arbeit heißt vor Ort     der antifaschistischen Po-      fenen rechter Politik zu stel-
       html
                                                                   praktische Solidarität zei-     litik ist die Aktivität dort,   len: Solidarität mit Flücht-
                                                                   gen. Baut Kontakte zu den       wo sich niemand an rech-        lingen, rassistische Über-
                                                                   Flüchtlingsunterkünften in      ten Positionen stört. An-       griffe melden und verhin-
                                                                   eurer Nähe auf, protestiert     tifa bedeutet auch mal in       dern sowie im Alltag auf
                                                                   gegen Abschiebungen, Le-        die Sportvereine zu gehen       Sprache, Witze etc. achten.

                                                                                                                          IF NothINg goes rIght go LeFt!
a k t u e L L e s / 2 0 j a h r e a B s c h a F F u N g a s y L r e c h t / r e F u g e e s t r I k e H a N t I Fa s c h I s M u s   23

            aktueLLes
     1.aFd, dIe rechte etc.
     Die Finanzkrise und internationale Konflikte bieten rechtspopu-
     listischen und offen rassistischen Gruppierungen und Parteien
     neuen Nährboden für ihre menschenverachtende Ideologie. Ne-
     ben den bekannten rechten Parteien wie NPD und REP sind in
     den letzten Jahren weitere rechte Parteien entstanden. Die größ-
     te Aufmerksamkeit zog wohl die Gründung der Alternative für
     Deutschland auf sich, die mit einer nationalistisch-marktradika-
     len Politik Wahlkampf macht. Die Gefahr der Partei liegt vor al-
     lem in der Verbindung einer klassisch bürgerlichen Rhetorik mit
     rassistischen und nationalistischen Inhalten – das macht rechte
     Politik wieder anschlussfähig. Daneben existieren weitere rech-
     te Neugründungen, wie die Nazisammelbecken Die Rechte, Pro
     Deutschland oder Die Freiheit. Antifaschistische Politik bedeu-
     tet hier, sich vor ihre Infostände und Veranstaltungen zu stellen,
     ihren Wahlkampf zu stören und deutlich zu machen, was sie sind:
     rassistisch-nationalistische Parteien.

     2.IdeNtItäre BeweguNg
     Eine weitere Gruppierung, die im Zuge der Finanzkrise entstan-
     den ist, ist die sogenannte Identitäre Bewegung. Gegründet wur-
     de sie in Frankreich mit einem Video und einem Manifest gegen
     die Gesellschaft, vor allem gegen die Ausländer. Sie verstehen sich
     als verlorene Generation, die nicht mehr mit Parteien zusammen-
     arbeiten will und den Kampf nun selbst aufnimmt. Als rassistisch
     sehen sie sich nicht an, aus ihrer Position, dass jedes Volk nur dort
     leben sollte, wo es herkommt, dass demnach alle Ausländer und
     vor allem Muslime verschwinden sollten und dass es natürlich
     von Geburt an grundsätzliche Unterschiede zwischen den Völ-
     kern gäbe, ist jedoch ablesbar, wo der Frosch die Locken hat. An-
     fangs gewannen sie viel Zustimmung, gerade unter Jugendlichen
     und sind in Frankreich zu einer ernstzunehmenden Organisation
     geworden. In Deutschland jedoch hat sich der Trend deutlich ab-
     geschwächt. Trotzdem heißt es gerade in der Wahlkampfzeit da-
     rauf zu achten, dass die Rassist*innen keine Bühne bekommen.

                                                                                                                                                    Foto: Björn Kietzmann

  20 jahre aBschaFFuNg des                                                       te. Rassismus wurde zur                      und besetzten eine Schu-
                                                                                 Staatsraison erhoben.                        le. Im März 2013 fuhr die
  gruNdrechts auF asyL /                                                                                                      Refugees‘ Revolution Bus-
  reFugee strIke                                                                 Seit 2012 leisten Flüchtlin-                 tour über 3000 km durch
                                                                                 ge verstärkt Widerstand                      Deutschland und vernetzte
                                                                                 gegen Abschiebung, Lager                     die kämpfenden Refugees
  Nach der deutschen Ein-            roms von Rostock-Lich-                      und rassistische Gesetze                     bundesweit. Sie waren da-
  heit führte eine rassisti-         tenhagen vereinbarten                       wie der Residenzpflicht so-                        bei ständiger Poli
                                                                                                                                                   Poli-
  sche und nationalistische          CDU/CSU, FDP und SPD                        wie gegen den alltäglichen                               zeigewalt aus-
  Grundstimmung in der Ge-           die Grundgesetzänderung.                    Rassismus in Deutsch-                                       gesetzt.
  sellschaft, bestärkt durch         Am 26. Mai 1993 wurde                       land. Sie marschierten
  eine Medien- und Gewalt-           schließlich der Grundge-                    von     Würz-
  kampagne gegen Flücht-             setzartikel 16 gestrichen,                  burg     nach
  linge, zur Abschaffung             der allen politisch Verfolg-                Berlin, bau-
  des Grundrechts auf Asyl.          ten einen Rechtsanspruch                    ten ein Pro-
  Noch während des Pog-              auf Asyl eingeräumt hat-                    testcamp auf

IF NothINg goes rIght go LeFt!
24   r e p r e s s I o N H k r I M I N a L I s I e r u N g v o N F u s s B a L L - Fa N s

     Fußballfans als
     versuchskaninchen
     Die Kriminalisierung der Fans betrifft uns alle!

     H
              öher, schneller, weiter – so bewegt                   der Polizei oder Angriffe von anderen Fans     nen neuen
              sich die Gewaltspirale in deut-                       verletzt werden. Das Opfer wird in der Sta-    Eskalati-
              schen Fußballstadien. Zumin-                          tistik gewaltbereiter Fußballfans zur*m po-    onsschub.
     dest, wenn man den Innenminister*innen                         tenziellen Täter*in.                           Die DFL
     der Länder und den einschlägig bekannten                                                                      (Deutsche Fußballliga) hatte im letzten
     Boulevardzeitungen Glauben schenkt, die                        Ganz zu schweigen von der Endlosdebat-         Jahr die Verabschiedung eines Sicherheits-
     sich mit bedrohlichen Schlagzeilen über-                       te um Pyrotechnik im Stadion. Man mag          konzepts für die Profiligen angekündigt,
     schlagen. Die BILD glänzte gar mit einer                       zu der Frage stehen, wie man will, aber        das ein »sicheres Stadionerlebnis« garan-
     Gewalttabelle, damit jede*r weiß, wie ge-                      hunderte Unfälle aufgrund von Feuer-           tieren sollte. Vor allem am Zustandekom-
     fährlich der eigene Verein wirklich ist. Da-                   werkskörpern jedes Jahr zu Silvester ha-       men gab es erhebliche Kritik von den Fans
     bei stützten sich Journalist*innen immer                       ben bisher nicht dazu geführt, dass sich       fast aller Vereine und einigen Vereinsfüh-
     wieder auf die Statistiken der Zentralen In-                   ein*e Politiker*in für das Verbot der Bölle-   rungen, da diese in keinerlei Weise an der
     formationsstelle Polizeieinsätze (ZiS). Die                    rei eingesetzt hat. Im Gegenzug wird so ge-    Erarbeitung beteiligt wurden.
     ZiS beobachtet die angeblich gewaltberei-                      tan, als ob es andauernd Tote und Verletz-
     ten Fans in der 1. und 2. Bundesliga. Die                      te aufgrund von Pyrotechnik in deutschen       FaNs aLs versuchskaNINcheN
     Zahlen über die Menge gewaltbereiter Fans                      Stadien gebe. Die Diskussion wird auf völ-     Dass Fans von Medien und Politik vor al-
     taugen jedoch nichts. Das wird unter ande-                     lig unnötige Weise dramatisiert.               lem als Gefahr wahrgenommen werden, ist
     rem dann klar, wenn man weiß, dass darun-                                                                     nichts Neues. Da waren einmal die Worte
     ter auch Fans gezählt werden, die bei Poli-                    Zuletzt bekam der Konflikt zwischen Fans,      des Innenministers von Mecklenburg-Vor-
     zeieinsätzen im Stadion durch Tränengas                        die sich pauschal verunglimpft fühlen, ei-     pommern, Lorenz Caffier. Dieser wollte

                                                                                                                         IF NothINg goes rIght go LeFt!
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