AllaBreve Vom Conservatoire zur Hochschule für Musik - Sonderausgabe zum 75-jährigen Bestehen der Hochschule für Musik Saar
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www.hfm.saarland.de AllaBreve Sonderausgabe zum 75-jährigen Bestehen der Hochschule für Musik Saar Vom Conservatoire zur Hochschule für Musik
Herausgeber: Prof. Jörg Nonnweiler Rektor der Hochschule für Musik Saar Redaktion und Gestaltung: Thomas Wolter Saarbrücken, im Dezember 2021 Fotos, falls nicht anders gekennzeichnet: HfM Saar © Hochschule für Musik Saar www.hfm.saarland.de
Thomas Krämer Vom Conservatoire zur Hochschule für Musik 75 Jahre erfolgreiche Bildungsarbeit im Saarland
Inhalt Editorial Vorwort des Rektors Prof. Jörg Nonnweiler ……………………………………………………………………………………………………………………………. 5 Vorwort des Autors Prof. Dr. h.c. Thomas Krämer ……………………………………………………………………………………………………………….. 6 Vorbild Paris ……………………………………………………………………………………..…………………………………….. 7 Neuer Name, mehr Selbstbestimmung ……………..…………………………………………………… 15 Neustart an der Bismarckstraße …..……………………………………………………………………… 17 Jahre der Konsolidierung …..……………………………………………………………….………………………… 19 Aufbruch in ein neues Jahrtausend …..……………………………………………….…………………… 28 Räumliche Ausdehnung …..……………………………………………………………………………..………………… 32 Quo vadis, HfM? …..…………………………………………………………………………………………………….…………… 39 Quellenverzeichnis …..…………………………………………………………………………..…….………….…………… 48 Schriftwerke …..……………………………………………………………………………………………………………………..……………… 48 Online-Fundstellen …..…………………………………………………………………………………………………..……………………… 50 Mündliche bzw. schriftliche Befragung von Mitgliedern der Hochschule für Musik Saar ……………..…… 50 Mündliche bzw. schriftliche Befragung von externen Zeitzeugen und Experten …………………………..…… 51 4 Inhalt
Liebe Leserinnen, Liebe Leser! D ie Hochschule blickt zurück auf 75 Jah- das nur angedeutet werden. Eine Entwick- re Geschichte und Entwicklung. Dank- lung, die den Kern der Hochschule betrifft: bar erinnern wir an die vielen Men- Studium und Lehre. Spätestens seit den schen, die mit großem Engagement für die achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts Studierenden, für die Entwicklung von Studi- haben sich Anzahl und Inhalte der Studien- um und Lehre und das künstlerische Leben gänge vervielfacht und differenziert. Hielt unseres Hauses gearbeitet und ihr Können in die Hochschule 1987 fünf Grundstudien- den Dienst der Hochschulgemeinschaft und gänge und neun Aufbaustudiengänge vor, der Gesellschaft gestellt haben. so sind es heute 13 künstlerische oder Der langjährige Professor und ehemalige künstlerisch-pädagogische Bachelorstudi- Prorektor und Rektor, Prof. Dr. h.c. Thomas engänge, fünf Lehramtsstudiengänge, 15 Krämer, hat den Weg vom Conservatoire zur Masterstudiengänge, 23 Profile im Kon- heutigen Hochschule für Musik Saar nachge- zertexamen sowie die Möglichkeit zur Pro- zeichnet und aus der persönlichen Sicht ei- motion. nes Musikers und Hochschullehrers, der mit Ungeachtet aller Sorgen um Ausstattung, Herzblut und Engagement an der Entwick- Finanzen, Räume und dergleichen dürfen lung der Hochschule maßgeblich mitgear- wir feststellen, dass die Hochschule für beitet und Verantwortung getragen hat, be- Musik Saar ein Leuchtturm in der saarlän- schrieben. Ihm sei auch an dieser Stelle dischen Kultur- und Bildungslandschaft herzlich gedankt. war und ist. Die nationalsozialistische Vergangenheit und Gesinnung einiger Personen - insbeson- So lege ich diese Sonderausgabe der „Alla dere in den Gründerjahren - ist auch für uns Breve“ in Ihre Hände in der Hoffnung, dass ein schmerzliches Erbe und darf nicht ver- sie mit Freude gelesen wird und dazu bei- schwiegen werden. Wir bekennen uns zu To- trägt, die Bedeutung unseres Hauses für leranz, Internationalität und Freiheit von unser Land und die Menschen zu würdigen Kunst, Lehre und Forschung und wenden uns und zu unterstreichen und diejenige Unter- entschieden gegen jegliche Form von Rassis- stützung zu generieren, die Lehrende, Stu- mus, Machtmissbrauch und Ausgrenzung. dierende und Mitarbeitende verdienen. Es ist uns Verantwortung und Bedürfnis, auch diesen Teil unseres Erbes weiter wis- senschaftlich aufzuarbeiten und dabei mit- zuhelfen, ein erneutes Raumgreifen solcher- lei dunkler Gedanken zu verhindern. Es ist auch lohnend zu betrachten, wie sich die Hochschuldidaktik und das Lehrangebot Prof. Jörg Nonnweiler entwickelt haben. In diesem Rahmen kann Rektor der Hochschule für Musik Saar Editorial AllaBreve Magazin der Hochschule für Musik Saar 5
Ein Wort zuvor W enn man kein Historiker ist, fällt es 1985 bis 2019 lehrend an der Hochschule für schwer, über Geschichte zu schrei- Musik Saar zugebracht habe. Darin enthalten ben. Aber eine „Geschichte über die sind 17 Jahre, während derer ich die Ehre hat- Geschichte“ aus Anlass des Jubiläums einer te, als Leiter des Studienbereichs Musikerzie- Institution anzufertigen, sollte dann machbar hung, als Prorektor und als Rektor die Geschi- sein, wenn der Auftraggeber entsprechendes cke dieses Ausbildungsinstituts mitzugestal- Vertrauen in den Autor hat. ten. So war es, als der amtierende Rektor der Hochschule für Musik Saar, Prof. Jörg Nonn- Niemand weiß, wie Geschichte verlaufen weiler, mich im Frühjahr 2021 anrief und frag- wird. Sicher ist aber, dass es ohne den Enthu- te, ob ich bereit sei, für das Jubiläumsjahr siasmus zweier Offiziere der französischen 2022 einen historischen Abriss anzufertigen, Militärverwaltung in Verbindung mit einem der umfassend die Entwicklung der Saarmu- Saarbrücker Freundeskreis nie zur Gründung sikhochschule bis zum heutigen Tag beleuch- des „Conservatoire de Sarrebruck“ im Okto- tet. Nach dem Einarbeiten in entsprechende ber 1947 gekommen wäre. Die Mitglieder der Literatur, nach der Sichtung früherer Jubilä- heutigen Hochschule für Musik Saar haben umsbroschüren, nach Einblick in vorhande- im Verlauf der darauffolgenden 75 Jahre dann nes Archivmaterial der Hochschule sowie die Chance ergriffen, aus dem eher beschei- nach eingehender Auswertung etlicher Akten denen Conservatoire ein hochprofessionelles des Landesarchivs entstand so eine erste Musikausbildungsinstitut zu schaffen. Heute Rohfassung des Textes. stellt es eine tragende Säule der Musik- und Erst im Anschluss daran habe ich eine große Bildungslandschaft dar und ist zum unver- Zahl an Zeitzeugen, Experten und Kollegen zichtbaren Teil des kulturellen Selbstver- befragt, die das Zusammengetragene er- ständnisses des Saarlandes geworden. gänzt, korrigiert und kritisch-wohlwollend kommentiert haben – sie sind im Quellenver- Vor diesem Hintergrund ist mir nicht bange, zeichnis namentlich aufgeführt. Ihnen allen dass spätestens im Jahr 2047 von den dann sei an dieser Stelle ein von Herzen kommen- Verantwortlichen wiederum Jubiläumsfeier- der Dank ausgesprochen, denn ohne ihre Mit- lichkeiten in Angriff genommen werden kön- arbeit hätte sich manche in den Akten und nen. Dokumenten klaffende Lücke nicht füllen las- sen. Saarbrücken, den 20. Oktober 2021 Natürlich ist es von Vorteil, wenn ein Autor den zu beschreibenden Gegenstand aus der Innensicht kennt und über eine lange Zeit mitverfolgt und mitgeprägt hat. In meinem Fall sind es insgesamt 34 Jahre, die ich von Prof. Dr. h.c. Thomas Krämer 6 75 Jahre HfM Saar
Vorbild Paris Vom Conservatoire zur Staatlichen Hochschule für Musik E s ist Montag, der 20. Oktober 1947. Vor Saarland werden sollte und bundesweit wie einer Villa am Kohlweg 12 im Saarbrücker international hohe Reputation genießt. Und Stadtteil Rotenbühl gibt es einen Men- ihr kommt das Privileg zu, sich als die älteste schenauflauf. Französische Regierungsbeauf- Hochschule des Saarlandes bezeichnen zu tragte treffen ein, der saarländische Regie- dürfen, wird doch die Universität des Saarlan- rungspräsident sowie Persönlichkeiten des öf- des erst ein halbes Jahr später, am 9. April fentlichen Lebens. Der Anlass: das „Staatliche 1948, durch einen entsprechenden Beschluss Konservatorium Saarbrücken“ („Conserva- aus Paris errichtet. toire de Saarebruck“) wird mit einem Festakt errichtet und nimmt einen Tag später seinen Gilt also der 20. Oktober 1947 als der „Ge- Lehrbetrieb auf. burtstag“ der Musikhochschule, so gibt es – wie bei jedem Geburtsvorgang – eine Vorge- Unter den Anwesenden sind auch etliche Mit- schichte, ohne die der Festakt nach den Kata- glieder des Lehrkörpers sowie eine Handvoll strophenjahren mit Nazidiktatur und Zweitem Studierende. Zeitzeugen berichten später Weltkrieg undenkbar gewesen wäre. Und wie über diese Veranstaltung, dass die Eingelade- rasant sich Geschichte vollzieht, kann man nen im Sägemehl stehen mussten, weil der daran ermessen, dass noch am 5. Oktober vorgesehene Parkettboden noch nicht verlegt 1944 – drei Jahre vor dem Gründungsakt – die war. Immerhin ist an diesem Morgen der An- großenteils evakuierte Stadt Saarbrücken hef- fang gemacht für eine Institution, die 75 Jahre tigen Fliegerangriffen der alliierten Streitkräfte später als Hochschule für Musik Saar zum un- ausgesetzt war. verzichtbaren Bestandteil des Kulturlebens im Nach der Kapitulation des Deutschen Reichs am 8. Mai 1945 und dem Abzug amerikani- scher Truppen wird das Saargebiet am 10. Juli 1945 unter französische Militärverwaltung ge- stellt, die peu à peu Verantwortung an saar- ländische Regierungsstellen abgibt. Als glück- haft für die Neugründung des Konservatori- ums in Saarbrücken erweist sich vor allem, dass zwei hohe Verantwortliche der französi- schen Verwaltung eine solche Idee von Anfang an maßgeblich ins Spiel bringen. Es sind der der noch junge Diplomat, Oberleutnant und Romanautor François-Régis Bastide sowie der Das Kollegium vor der Villa Lampert. Links im Chef der französischen Militärverwaltung, Co- Bild: Gründungsrektor Eric-Paul Stekel. lonel Gilbert Grandval. Ihnen schwebt vor, ein AllaBreve Magazin der Hochschule für Musik Saar 7
Musiktheater und Schauspiel gehörten von Beginn an zum Studienangebot des Conservatoires. Musikkonservatorium nach dem Vorbild des Zwar gab es schon in der ersten Hälfte des 20. berühmten „Conservatoire de Paris“ zu errich- Jahrhunderts im Stadtgebiet Saarbrückens ten. In Vorgesprächen mit deutscher Seite, die drei Konservatorien; diese dienten allerdings nach Berichten von Zeitzeugen sowie vorlie- der Ausbildung von musikalisch begabten Kin- genden Dokumenten schon seit dem Frühjahr dern, Jugendlichen und Erwachsenen – die Er- 1946 geführt werden, wird dieser Plan gemein- langung von berufsqualifizierenden Abschlüs- sam und beharrlich verfolgt und schließlich am sen war dort nicht möglich. Mit der Errichtung 17. August 1946 durch eine entsprechende des „Konservatoriums Saarbrücken“ im Sinne Verfügung des Regierungspräsidenten Hans einer „Hochschule für Musik“ stehen die Grün- Neureuter umgesetzt. Es ist zu vermuten, dass es den Verantwortli- chen der französischen Seite darum geht, mit Blick auf die noch ungeklärte Zukunft des Saarstaates durch das „Konservatorium nach dem Vorbild Paris“ einen Kulturpflock nach Mit diesem Schreiben, datiert vom 14. Mai 1946, lud François-Régis Bastide Vertreter aus Politik und Kultur zu einem Gespräch, in dem die Gründung eines Konservatoriums in Saarbrücken erörtert werden sollte. französischem Vorbild einzuschlagen. Vor die- sem Hintergrund muss das Ergebnis der Volksbefragung von 1955, welches keine Mehrheit für einen autonomen Saarstaat er- brachte, sowie die später erfolgende Einglie- derung des Saarlandes in die Bundesrepublik Deutschland als glückhafte Fügung der Ge- schichte angesehen werden. Denn die heutige dungspersönlichkeiten im Jahr 1947 nun vor „Hochschule für Musik Saar“ hat ihre Existenz der Aufgabe, ein Kollegium zusammenzustel- und ihren Status – so gesehen – letztlich ei- len, das von Anfang an die hohen künstleri- nem Romancier und einem Militärgouverneur schen Erwartungen erfüllen kann. Da es kaum aus Frankreich zu verdanken. möglich ist, ausreichend Lehrpotential aus dem näheren Umkreis zu schöpfen, greift man auch auf Personen mit entsprechender künst- 8 75 Jahre HfM Saar
Walter Gieseking (1895 - 1956) lerischer Reputation von außerhalb zurück. schlägen entsprechen oder zusätzlich durch Und wieder ist es ein Glücksfall, dass der da- die allgemeine Notlage bzw. auch durch „Ein- malige saarländische Kultusminister Emil flussnahme“ seitens der Regierungsebene zu- Straus schon im Umbruchjahr 1945 Eric-Paul sammengestellt werden, lässt sich angesichts Stekel kontaktiert. Der 1898 in Wien geborene der dürftigen Quellenlage nicht mehr verläss- Dirigent war von 1928 bis 1930 Kapellmeister lich rekonstruieren. am Stadttheater Saarbrücken gewesen. Er musste im Jahr 1935 wegen seiner jüdischen Als sicher kann indes gelten, dass die Macht- Herkunft nach Frankreich emigrieren. Offen- befugnisse eines damaligen Direktors bei der sichtlich findet der in Algier engagierte Stekel Personalauswahl ungleich höher waren, als aber Gefallen daran, an seine ehemalige Wir- sie es etwa 2022, dem Jubiläumsjahr der kungsstätte zurückzukehren und willigt ein, Hochschule, für den amtierenden Rektor Gründungsdirektor des neuen Konservatori- sind. Der Weg zum Hochschulrahmengesetz ums zu werden. Inwieweit die einzuwerben- mit der Verpflichtung zur öffentlichen Aus- den Mitglieder des Kollegiums seinen Vor- schreibung von Stellen (weiblich/männlich/ divers), mit Berufungskommissionen und an- schließenden Beschlüssen in Fachbereich und Senat war im Jahr 1947 noch sehr weit. Folgende Mitglieder gehören (neben anderen) nach den Sondierungen Stekels zum Grün- dungskollegium des neuen Konservatoriums: Walter Gieseking (Klavier) Fritz Griem (Klavier) Hans Karolus (Gesang) Erika Rokita (Gesang) Irene Eden (Gesang) Gertrud Strauss-Höfer (Violine) Ludwig Bus (Violine) Paul Schneider (Orgel) Heinrich Konietzny (Komposition) Herbert Schmolzi (Musiktheorie und Chorleitung) Martha Wodtke-Braun (Schauspiel) Eric-Paul Stekel (1898 - 1978) AllaBreve Magazin der Hochschule für Musik Saar 9
„Giesekings Verhältnis zum NS-Staat gilt noch immer nicht als hinreichend geklärt.“ Es fällt auf, dass zunächst ganz „klassische“ das neu gegründete Konservatorium in Saar- Disziplinen wie Klavier, Violine und Gesang brücken zu locken, kommt einem Clou gleich. belegt werden können, aber auch das Fach Sein Name setzt Maßstäbe für das gesamte In- Schauspiel vorgesehen ist. Über die Zahl der stitut – die hohe Anzahl der Klavierstudieren- erstmals aufgenommen Studierenden gibt es den ist ein deutlicher Beweis dafür. Allerdings unterschiedliche Angaben, sie schwanken gilt im Jahr 1947 Giesekings Verhältnis zum zwischen 36 und 50. Interessant ist zudem, NS-Staat noch immer nicht als hinreichend ge- dass neben die Studierenden mit Orchesterin- klärt. Er stand auf Hitlers „Gottbegnadetenlis- strumenten eine gleich große Anzahl von Pia- te“, hierzu war jedoch keine Mitgliedschaft in der NSDAP Voraussetzung. Zudem soll er den Wunsch geäußert haben, „für Adolf Hitler zu spielen“. Noch 1949 muss er einen Klavier- abend in der New Yorker Carnegie Hall wegen heftiger Proteste absagen. Eine erst kürzlich von Rainer Peters veröffent- lichte umfassende Untersuchung zu Walter Gieseking („Walter Gieseking. Die Paradoxie des Vollkommenen“) lässt allerdings den Schluss zu, dass sich der Pianist dem Nazi-Re- gime gegenüber eher passiv verhalten hat. Tendenzen etwa, dass er die deutsche Musik als überlegen ansah, sind bei ihm, der sich Klavierwerken des französischen Impressio- nismus mit besonderer Hingabe zuwandte, nicht festzustellen. Als Fazit fasst es Peters so Andor Foldes (1913 - 1992) zusammen: „Zum Nazi-Sein fehlten Gieseking offenkundig einige wichtige Komponenten: nisten tritt – Saarbrücken wird bis in die darunter der Glaube an die fraglose Suprema- 1980er Jahre hinein eine Hochburg der Klavier- tie deutscher Kunst und der Antisemitismus.“ musik bleiben. Und natürlich ragt aus dem Kollegium der Name Walter Gieseking heraus. Der Kontakt zu Gieseking wird übrigens schon 1946 durch den Saarbrücker Ge- Der 1895 in Lyon geborene deutsche Pianist schäftsmann Fritz Klein, einem glühenden zählt nach dem Krieg neben Wilhelm Back- Anhänger des Pianisten, hergestellt. Um ihn haus und Wilhelm Kempff zu den führenden an die Saar zu bekommen, stellt man die Vertretern der damaligen Klaviergarde. Ihn an Gründung eines Konservatoriums als 10 75 Jahre HfM Saar
Lockangebot in Aussicht. Gieseking wird zu Leidenschaft wie Adrian Aeschbacher, Alexan- jener Zeit wegen der ihm zu Last gelegten un- der Sellier, Jean Micault und Robert Leonardy geklärten „Vergangenheit“ im Dritten Reich sprechen ebenso dafür wie Angehörige der von der amerikanischen Besatzungsmacht in „jüngeren Generation“ mit Bernd Glemser, seiner Wiesbadener Villa bewacht. Da er so Kristin Merscher und Thomas Duis. nicht unmittelbar ins Saargebiet reisen kann, begibt er sich mit Hilfe des französischen Oberleutnants Bastide „auf dem Dienstweg“ nach Paris und gestaltet dort einen umjubel- ten Konzertabend, obwohl er in Frankreich ei- gentlich Auftrittsverbot hat. Von hier aus reist er unmittelbar nach Saarbrücken – einer der vielen kapriolenhaften „Streiche“ in den Wirren des auf mehrere Besatzungszonen aufgeteilten Nachkriegsdeutschlands. Hans Karolus (1906 - 1960) Walter Gieseking wird bis zu seinem plötzli- chen Tod im Jahr 1956 dem Konservatorium in Saarbrücken – trotz seiner weltweiten Kon- zerttätigkeit – als Professor und Leiter einer Meisterklasse treu bleiben. Seine Unterrichts- tätigkeit, die sich vor allem in Großgruppen vollzieht, gilt bis heute als singulär. 1957 gelingt es, den ungarischen Pianisten Andor Foldes als seinen Nachfolger nach Saarbrücken zu holen. Damit setzt das Kon- servatorium sich selber das Ziel, bei zukünfti- Seit 1947 arbeitet Direktor Stekel unermüd- gen Neueinstellungen das Erbe Giesekings lich an einer steten Aufstockung des Kollegi- nie ganz aus dem Blick zu verlieren: Namen ums und ist um die künstlerische Ausstrah- von Pianisten ganz unterschiedlicher Couleur lung des Instituts bemüht. So musiziert das und Herkunft, Persönlichkeiten von künstleri- Orchester des Konservatoriums im Jahr 1950 scher Ausstrahlung und mit pädagogischer unter seiner Leitung während einer denkwür- AllaBreve Magazin der Hochschule für Musik Saar 11
„Müller-Blattau hat sich in seinen Schriften eindeutig dem Geist der NS-Ideologie unterworfen.“ Joseph Müller-Blattau (1895 - 1976) digen und künstlerisch erfolgreichen Konzert- Im Januar 1951 schlägt das Kultusministerium reise nach Frankreich unter anderem in der Pa- daher seine Kündigung vor. Zur Begründung riser „Salle Gaveau“. Zu den bis heute nicht wird ausgeführt, dass „der Direktor des Kon- abschließend geklärten Ereignissen in jener servatoriums nicht in der Lage ist, zu seinem Gründungsphase gehört allerdings auch sein Lehrkörper das richtige Verhältnis zu finden.“ frühzeitiges Ausscheiden aus dem Amt als Di- Und: „Die Reibungsflächen sind derart, dass rektor. Die Akten belegen, dass Stekel noch Ausbildungsgang und Unterrichtsbetrieb des Anfang 1951 – also vier Jahre nach Dienstan- Konservatoriums erheblich gefährdet sind.“ tritt – keinen schriftlichen Arbeitsvertrag hat, Und weiter: „Aus disziplinarischen Gründen trotz verschiedener Monita seinerseits und sei ein Wechsel in der Leitung der Anstalt drin- dem Einschalten eines Saarbrücker Anwalts. gendst erforderlich.“ Nach einigem Hin und Hintergrund dürften Streitigkeiten um die Her beschließt der Ministerrat schließlich Ste- Höhe seines Gehalts sowie unterschiedliche kels Kündigung zum 30. September 1951. Mit diesem Vorgang droht der verheißungsvolle Gründungsauftakt des Konservatoriums über- schattet zu werden. Dass Colonel Grandval sich für ihn einsetzt, ist wohl wegen dessen Angehörigkeit zur immer unbeliebter werden- den französischen Besatzungsmacht eher kontraproduktiv. Auch ein an den Ministerprä- sidenten gerichtetes Petitum der Studieren- den „pro Stekel“ bleibt ohne Erfolg. Das praktische Hochschulleben im Nach- kriegs-Saarbrücken unterliegt zur damaligen Zeit übrigens noch ziemlich strengen Regeln. Gründungskollegium des Instituts für Zeitzeugen berichten, dass zu Beginn eines Kirchenmusik jeden Studienjahres ein Eröffnungsgottes- dienst stattfindet. Dabei wird strikt nach Kon- fessionen getrennt: die Katholiken treffen Auffassungen zwischen ihm und Minister sich in der Christkönigkirche in St. Arnual, die Straus um Machtkompetenzen des Direkto- Protestanten in der Christuskirche am Roten- renamtes sein. Es lassen sich auch mehrere bühl. Und was heute undenkbar erscheint: es Eingaben des Kollegiums nachweisen, in de- besteht Anwesenheitspflicht für die Studie- nen bestimmte Fehlverhaltensformen Stekels renden, diese wird kontrolliert. angeprangert werden. 12 75 Jahre HfM Saar
Nach der Entlassung Stekels übernimmt der Sänger Hans Karolus kommissarisch die Lei- In den 1970er Jahren war die Villa am tung der Hochschule. Auf Grund der zurücklie- Kohlweg Sitz der Verwaltung der genden Erfahrungen und mit Blick auf die fort- Fachhochschule für Sozialpädagogik und schreitende Demokratisierung des Verwal- wird seit 1993 als Haus der Bauwirtschaft von verschiedenen Bau-Fachverbänden genutzt. tungsrechts wird die Stelle des Direktors zum 1. April 1952 öffentlich ausgeschrieben. Von den eingehenden 63 Bewerbungen kommen zehn in die engere Auswahl. Die Entscheidung war er mit dem Thema „Germanisches Erbe in fällt schließlich auf den Musikwissenschaftler deutscher Tonkunst“ an der „Forschungsge- Joseph Müller-Blattau. In ihm sieht man – meinschaft Deutsches Ahnenerbe e.V.“ betei- auch unter dem aktuellen Eindruck der Quere- ligt, einer Einrichtung der SS auf Initiative len um Eric-Paul Stekel – eine Führungsfigur, des Reichsführers SS Heinrich Himmler. „die nach der persönlichen Seite hin den Er- wartungen entspricht und deren Autorität sich Ob und inwieweit diese unbestreitbar klare das Lehrerkollegium und die Schüler vorbe- und belastende Nazivergangenheit Müller- haltlos unterordnen werden“. Blattaus der französischen Militärverwaltung, dem saarländischen Kultusministerium oder Die NS-Vergangenheit Müller-Blattaus wird auch dem Kollegium bekannt sind, bleibt im dabei nicht thematisiert. Es wird lediglich dar- Dunkeln. Ein Aktenvermerk besagt lediglich auf verwiesen, „dass er in den letzten 30 Jah- lapidar, dass Müller-Blattaus „ordnungsge- ren mit zahlreichen Veröffentlichungen her- mäße politische Epuration“ erfolgt sei. Und vorgetreten sei.“ die Befragung von Zeitzeugen, welche die 1950er Jahre unmittelbar erlebt haben, ergibt In der Tat hatte der 1895 in Colmar Geborene übereinstimmend, dass diffuse Gerüchte über viel veröffentlicht, insbesondere Schriften, Müller-Blattaus Vergangenheit durchaus im die sich oft eindeutig dem Geist der NS-Ideo- Umlauf waren: „Es hat aber niemanden wirk- logie unterwerfen. Müller-Blattau trat am 1. lich interessiert“. Der damalige Direktor Mül- Mai 1933 der NSDAP und wenig später der SA ler-Blattau, der noch zu Kriegszeiten im bei. 1934 stufte er das Horst-Wessel-Lied Reichssender Kampflieder sang („Es dröhnt zum „unverlierbaren Besitz des Volkes“ ein. der Marsch der Kolonne“), nimmt trotz seiner Bekannt wurde auch sein Engagement bei ehemaligen stramm rechten Gesinnung der Entfernung des als „jüdisch versippt“ ein- scheinbar unbelastet seine neue Leitungsauf- gestuften Willibald Gurlitt, seines ehemali- gabe auf und bemüht sich, durchaus mit Er- gen akademischen Lehrers an der Universität folg, dem Konservatorium klare Strukturen zu Freiburg. Ein Jahr später übernahm Müller- verleihen. Er bündelt die Lehre, macht sie ziel- Blattau dessen Stelle höchst selbst. Zudem führender und richtet sie berufspraktischer AllaBreve Magazin der Hochschule für Musik Saar 13
aus. Schon 1951 erfolgte die Errichtung des In- stituts für Katholische Kirchenmusik, 1952 Die Villa am Reppersberg war die ehemalige wird das Institut für Schulmusik gegründet. Dienstvilla des früheren Ministerpräsidenten Johannes Hoffmann und befindet sich heute in Privatbesitz. Zudem gelingt es ihm, den international hoch geschätzten Cellisten Maurice Gendron für eine Meisterklasse fest an das Haus zu bin- Dieses Gebäude liegt auf der anderen Saar- den. Im Kollegium ist Müller-Blattau als geisti- seite, und so ist schon in den 1950er Jahren ge Kapazität ebenso anerkannt, wie man seine Realität, was heute, im Jubiläumsjahr 2022, besondere Fähigkeit schätzt, die musikalische zum Alltag der Hochschule gehört: ein Kon- Laienarbeit gewinnbringend für das Institut glomerat aus verschiedenen Unterrichtsge- einzusetzen. So schafft es der Direktor, dem bäuden mit teils weiten Entfernungen. hervorragende Kontakte zur so genannten „Laienmusikszene“ nachgesagt werden, die In Müller-Blattaus Amtszeit fällt am 1. Januar Zahl der Studierenden durch Gewinnung von 1957 sodann die politische Eingliederung des Mitgliedern aus Musikvereinen und Grubenor- Saarlandes in die Bundesrepublik Deutsch- chestern im Weiterbildungsstudium in kurzer land. Damit wird das Saarbrücker Konservato- Zeit derart signifikant zu erhöhen, dass aufge- rium als neuntes Mitglied in den Kreis der Rek- kommene Diskussionen im Landtag um die torenkonferenz der (damals nur westdeut- Schließung des Konservatoriums schnell ver- schen) Musikhochschulen aufgenommen und stummen. trägt nun endgültig die Bezeichnung „Staatli- che Hochschule für Musik“. Müller-Blattau Die Anzahl der Studierenden wächst aber auch selbst nimmt parallel zu seiner Tätigkeit als Di- unabhängig von einer solchen „List“ stetig rektor der Musikhochschule schon seit 1952 weiter, sodass im Jahr 1956 das Hochbaumt einen Lehrauftrag an der Universität des Saar- Pläne zu einer Bauerweiterung der Villa am landes wahr, wo ein musikwissenschaftliches Kohlweg erwägt. Deren 13 Unterrichtsräume Institut im Aufbau ist. Als es schließlich zur Er- sowie der kleine Konzertsaal sind für die ge- richtung dieses Instituts kommt, überträgt wachsene Zahl der Studierenden einfach nicht man ihm dessen Leitung zum 1. Oktober 1958. mehr ausreichend. Das Vorhaben wird indes – Der neue Ordinarius Müller-Blattau scheidet wohl aus städtebaulichen Gründen – schnell damit Ende September 1958 aus dem Amt des wieder verworfen. Immerhin wird dem Konser- Direktors an der Hochschule für Musik aus. vatorium wenigstens durch die Anmietung ei- ner Villa am Reppersberg etwas Raumentlas- tung verschafft. Hier werden die staatliche Musikbücherei und die Schauspielschule un- tergebracht. 14 75 Jahre HfM Saar
Neuer Name, mehr Selbstbestimmung Auf dem Weg zur Musikhochschule des Saarlandes W ieder ist es Hans Karolus, der interimis- treiben, fortsetzt. In den Beginn seiner Amtszeit tisch die Leitung der Hochschule über- fällt nämlich die Verpflichtung einiger bedeuten- nimmt. 1959 wird er endgültig zum der Künstler und Lehrpersönlichkeiten: Adolf Direktor bestellt. Der 1908 in Feldsberg geborene Scherbaum (Trompete), Henri Lewkowicz (Violi- ehemalige Bühnensänger des Saarbrücker Thea- ne), Ludwig Doerr (Orgel), Brigitte Dryander ters errichtet eine Opernschule und setzt Müller- (Schauspiel) oder Siegfried Köhler (Orchesterdiri- Blattaus Öffnungspolitik mit einer eigenen Hoch- gieren), dazu die Sänger Jakob Stämpfli und Josef schul-Konzertreihe fort. Dazu erweist sich die Greindl, wobei letzterer ebenfalls Mitglied der schon 1959 gegründete „Vereinigung der Freun- NSDAP war und einst auf der „Gottbegnadeten- de und Förderer“ als ebenso hilf- wie segens- Liste“ des Dritten Reichs stand. Die vorangetrie- reich. Ihr weitreichendes Engagement ist bis zum bene Erweiterung des Kollegiums zeigt aber heutigen Tag eine wichtige Säule des Hochschul- lebens. Karolus Vision über eine an Fächern breit aufgestellte, künstlerisch ambitionierte Hoch- schule findet beim Kollegium und in der Studen- tenschaft großen Widerhall. Vor diesem Hintergrund muss sein unerwartet früher Tod am 15. Februar 1960 ein Schock gewe- sen sein. Nur knapp zwei Jahre waren Rektor Ka- rolus vergönnt, das Institut, dem er seit seiner Gründung angehört hatte, in seinem Sinne zu for- men. Seine Verdienste lagen nach Aussagen von Zeitzeugen unbestreitbar darin, der Hochschule eine klare Gliederung gegeben und nahezu alle wichtigen Ausbildungssparten durch die Gewin- nung hochkarätigen Personals ausgebaut zu ha- ben. 1961 wird Herbert Schmolzi in das Amt des Direk- tors berufen. Schmolzi, 1921 in Saarbrücken ge- boren, gehörte zum Gründungskollegium des ehemaligen Konservatoriums. Er lehrt Musiktheo- rie sowie Musikgeschichte und leitet den Hoch- schulchor. Auffällig ist, dass er die Politik seines Vorgängers Karolus, attraktive Berufungen zu be- Herbert Schmolzi (1921 - 2007) AllaBreve Magazin der Hochschule für Musik Saar 15
Mit dem neuen Musikhochschulgesetz erhält die Hochschule ein deutliches Mehr an Selbstverwaltung und somit auch an Selbstverantwortung. auch, wie sehr die Zahl der Studierenden ange- gibt der Landtag, gleichsam als „Geburtstagsge- stiegen ist und die charmante Villa Lampert am schenk“, die Mittel für die Errichtung eines neuen Kohlweg mehr und mehr an ihre Grenzen stößt. Es Gebäudes frei. Drei Jahre später, 1970, erhält die nimmt daher nicht Wunder, dass Direktor Schmol- HochschuledurcheinneuesMusikhochschulgesetz zi schon 1963 in erste Vorüberlegungen über ei- ein deutliches Mehr an Selbstverwaltung und somit nen Neubau an anderer Stelle im Stadtgebiet auch an Selbstverantwortung. Das Amt des unlimi- einsteigt und das später beschlossene neue Ge- tiertangestellten„Direktors“mitseineralsüberholt bäude am Ufer der Saar vorantreibt. angesehenenMachtfüllewirdabgeschafftunddurch die Funktion des „Rektors“ ersetzt. Dieser muss Die Hochschule intensiviert schon in diesen Jahren aus dem Kreis der Professoren alle vier Jahre vom den unmittelbaren Kontakt zum Nachwuchs. Das Plenum der Hochschule, dem Konzil, gewählt wer- zeigt sich 1966, als eine seit 1954 von einem ein- den. getragenen Verein geführte private Musikschule in die Trägerschaft des Landes überführt und als Mit dieser Gesetzeserneuerung ist die Zeit des Abteilung in die Musikhochschule integriert wird. „Durchregierens“ vorbei. Von nun an müssen alle ZumLeiterernenntmandenPianistenWernerMül- Personalentscheidungen und Beschlüsse grund- ler-Bech, der das Institut in der Feldmannstraße legender Art in den zuständigen Gremien disku- 85 mit großem Engagement professionalisiert und tiert und Mehrheiten dafür gefunden werden. Und eine enge Verbindung zur Hochschule aufbaut. da die Hochschule nunmehr finanziell gänzlich vom Land getragen wird, bekommt sie auch einen 1974 übernimmt dann die Stadt Saarbrücken als entsprechend neuen Namen: „Musikhochschule Träger die Musikschule. Immerhin wird die Hoch- des Saarlandes“. schule die Erfahrungen mit der Ausbildung von be- gabtenJugendlichenimVorfeldeinesStudiumsauch in späteren Jahren weiterverfolgen und sich die Vor- teile, früh in die Entwicklung einzugreifen, zu Nutze machen:immerwiedernimmtsiehochbegabte„Jung- studierende“ unter ihre Fittiche und bildet sie aus. HeutewerdensolcheHochbegabungenganzoffiziell in der „Jungen Akademie der HfM Saar“ von be- sondersqualifiziertenHochschullehrkräftenbetreut und für das reguläre Studium an einer Musikhoch- schule vorbereitet. Zurück in das Jahr 1967, als die Hochschule ihr 20- jähriges Bestehen feiern kann. Zu diesem Zeitpunkt 16 75 Jahre HfM Saar
Neustart an der Bismarckstraße die Anzahl der Lehrenden und Studierenden wächst stetig Z u Beginn des Jahres 1971 erfolgt der Umzug setzung des 1976 in Kraft getretenen Hochschul- in das ganz auf die (damaligen) Bedürfnisse rahmengesetzes (HRG) kommt ihm die Aufgabe der Hochschule ausgerichtete neue Gebäu- zu, die Musikhochschule den entsprechenden de in der Bismarckstraße. Es ist für eine Höchst- saarländischen Folgegesetzen des HRG anzupas- zahl von 200 Studierenden konzipiert. Gelegen sen. direkt an der Saar, platziert zwischen Staatsthea- ter und Moderner Galerie, wird das städtebauli- che Konzept eines „Kulturufers“ erkennbar. Vor dem Umzug sieht sich die Hochschule aller- dings schon mit den Naturgewalten konfrontiert: ein Hochwasser der Saar mit einem Pegelstand von 9,06 Metern setzt im Mai 1970 das Gebäude einen Meter unter Wasser – Trockenlegungs- maßnahmen und der Einbau eines Sicherungs- systems sind die Folgen. Und nach dem Einzug fällt etlichen Mitgliedern dann die Umgewöh- nung an die neue, moderne Architektur nicht im- mer leicht. Auch die eher unruhige Innen- stadtlage macht am Anfang vielen zu schaffen. Man hatte sich offensichtlich zu sehr an die Idyl- le des großen Parks um die Villa Lampert ge- wöhnt. Auf der anderen Seite ist nun endlich ein Ambiente entstanden, das den Ansprüchen an ein zeitgemäßes Studium genügt. Insbesondere der neue Konzertsaal mit seinen 250 Sitzplätzen und der 1974 eingebauten großen Orgel aus der Werkstatt Klais in Bonn versöhnen die Hoch- schulmitglieder. Dieter Loskant (1926 - 2014) Den Einbau dieser Orgel hatte schon Schmolzis So entstehen drei übergeordnete „Fachbereiche“ Nachfolger im Amt, Dieter Loskant, hartnäckig be- (Vokalmusik, Instrumentalmusik, Musiktheorie), reits in seiner Funktion als ehemaliger Prorektor die eigenständig und eigenverantwortlich für das verfolgt. Der 1926 in Saarbrücken geborene Mu- Lehrpersonal, die Studienordnungen und das siktheoretiker und Orchesterdirigent wird 1974 Prüfungswesen zuständig sind. Ihnen quergeglie- zum neuen Rektor gewählt. Im Gefolge der Um- dert sind fünf „Studienbereiche“ (Schulmusik, Kirchenmusik, Darstellende Kunst, Orchestermu- AllaBreve Magazin der Hochschule für Musik Saar 17
sik und Musikerziehung), denen die fachprakti- sche Umsetzung und Organisation des Studiums Einweihung der Klais-Orgel im Konzertsaal obliegt. Loskant arbeitet in diesem Zuge auch da- ran, die im HRG verankerte Gleichrangigkeit von tragte. Dieses Missverhältnis – ein für Musikhoch- Kunst und Wissenschaft nach außen hin stärker schulen typisches Signum – wird sich erst sehr zu betonen. Und er schafft einen Finanzfundus, viel später, nach der Jahrtausendwende, mehr um die ersten historischen Instrumente anzu- und mehr ausgleichen. schaffen – zu Ende der 1970er Jahre eine visionäre Maßnahme. Wolfram Koch, Leiter einer Blockflö- 1981 gelingt es, die Landesbank SaarLB als Spon- tenklasse an der Hochschule, nutzt jedenfalls die sor für den zweijährlich ausgetragenen Walter- Chance und gründet in dieser Zeit erste Ensem- Gieseking-Wettbewerb zu gewinnen. Er ist aus- bles für Alte Musik, welche sich dieser Instrumen- schließlich für Studierende der Saarmusikhoch- te bedienen. schule gedacht und wird in jeweils drei verschie- denen Instrumenten ausgetragen, darunter auch In der Zwischenzeit ist das Lehrpersonal derart in Kammermusik. angewachsen, dass neben Gesang und Schau- spiel nahezu alle Instrumente zum Studium mit In diesem Wettbewerb, einem Markenkern der entsprechenden Abschlüssen angeboten werden Saarmusikhochschule, sind die Jurys aus Mitglie- können. Kirchenmusik, Schulmusik, Oper und dern zusammengesetzt, die mehrheitlich von au- Schauspiel stellen keine eigenen Institute mehr ßen kommen. Darin sieht man ein gewichtiges dar, sie werden vielmehr in die Studienbereiche Stück Berufskonditionierung, werden doch alle integriert. Als im Jahr 1978 die Pädagogische musikalisch Tätigen für die Dauer ihrer Berufs- Hochschule (PH) des Saarlandes aufgelöst wird, ausübung von Dritten beurteilt, kritisiert, vergli- stimmt Rektor Loskant sofort zu, die dort bislang chen und eingestuft. tätigen Lehrkräfte für das Fach Musik an der Mu- sikhochschule zu übernehmen. Er ahnt, dass er damit den Stellenplan auf Dauer ausweiten und stabilisieren kann. Im Jahr 1980, etwa in der Mitte der Amtszeit von Rektor Loskant, ist die Zahl der Studierenden nämlich auf etwa 250 und das Lehrpersonal auf 73 Personen angewachsen. Allerdings sind da- runter (trotz der Aufstockung durch die von der PH versetzten Lehrkräfte) lediglich 25 hauptamt- lich Tätige, der Rest verteilt sich auf 48 Lehrbeauf- 18 75 Jahre HfM Saar
Jahre der Konsolidierung Ausbau der regionalen und überregionalen Kooperationen I m Jahr 1983 beginnt die Amtszeit von Rektor Werner Müller-Bech. Der 1931 in Saarbrücken geborene Pianist und Klaviermethodiker stu- dierte einst an der Saarmusikhochschule und fun- gierte unter Dieter Loskant als Prorektor. 1985 wird die erste private Stiftung, die Bruno Meindl- Stiftung, ins Leben gerufen. Der Saarbrücker Mu- sikliebhaber Bruno Meindl hatte sein gesamtes Vermögen der Hochschule zugedacht, so dass von nun an jährlich hochbegabte Instrumental- studierende mit Stipendien gefördert werden Logo der Hochschule in den 1980er Jahren können. Loskant, der Organist Paul Schneider, der Musik- Mitte der 1980er Jahre treten altersbedingt etliche theoretiker Hans Lonnendonker sowie die Sänge- Mitglieder des hauptamtlich tätigen Lehrperso- rin Sibylle Fuchs. Die Neubesetzung dieser nals in den Ruhestand. Dazu gehören insbeson- Professuren bindet viel Arbeitskraft. Hinzu dere Lehrende, die schon in der Gründungsphase kommt, dass von 1987 an neue Aufbaustudien- der Hochschule dabei waren: der Chordirigent gänge eingerichtet werden, etwa in Chorleitung, Herbert Schmolzi, der Orchesterdirigent Dieter Orchesterdirigieren und Komposition. Und es wird die Möglichkeit geschaffen, Zusatzdiplome in den Hauptfächern Musiktheorie und Gehörbil- dung zu erwerben. Im Jahr 1987 überträgt man der Hochschule die Schlosskirche in Alt-Saarbrücken zur alleinigen Raumnutzung. In diesem Kirchenraum, gelegen auf der unmittelbar gegenüber liegenden Saar- seite, proben nun die Opernschule und größere Hochschulensembles. Darüber hinaus kann die Kirche auch als zusätzlicher Konzertraum genutzt werden, zumal mit der vorhandenen Schuke-Or- gel ein attraktives Instrument zur Verfügung steht. Werner Müller-Bech (*1931) AllaBreve Magazin der Hochschule für Musik Saar 19
Modell des Erweiterungsbaus, der von dem saarländischen Architekten Karl Hanus geschaffen wurde Da die Evangelische Kirchengemeinde Alt-Saar- zepte und ihr künstlerisches Tun geben, zeugen brücken die Schlosskirche noch für Amtshand- vom gewachsenen Selbstbewusstsein und aka- lungen wie Taufen, Hochzeiten und gelegent- demischen Anspruch nach 40 Jahren. liche Gottesdienste nutzt, ist die Zusammen- arbeit jedoch nicht ganz frei von Konflikten. Nur ein Jahr später, im Oktober 1988, ist wieder Diese lösen sich erst, als 2003 die Kirche zum ein Fest angesagt – dieses Mal die Einweihung Ausstellungsraum für das Saarlandmuseum um- des lange herbeigesehnten Erweiterungsbaus am gewandelt wird und der Musikhochschule ande- Hauptgebäude in der Bismarckstraße. Sechs grö- re Gebäude zugewiesen werden. ßere Studios stehen jetzt zusätzlich zur Verfü- gung, um der chronischen Raumknappheit Ab- Im selben Jahr, 1987, kann die Hochschule ihr 40- hilfe zu verschaffen, denn die Zahl der Stu- jähriges Bestehen feiern. Eine Festwoche mit etli- dierenden ist inzwischen auf etwa 300 chen Konzerten sowie eine umfangreiche Bro- angewachsen. Die Hochschule nutzt die Gelegen- schüre, in der die Mitglieder des Lehrkörpers in heit und rahmt die Einweihung mit einem beson- lesenswerten Beiträgen Einblicke in ihre Lehrkon- deren Programm ein, in welchem Musik aus der Feder der „hauseigenen“ Komponisten Clemens Kremer und Theo Brandmüller erklingt. Der saar- ländische Dichter Ludwig Harig folgt überdies dem Wunsch der Hochschule und fertigt einen Text auf das lichtdurchflutete neue Treppenhaus zwischen Alt- und Neubau an. Das so entstande- ne „Neue Schicksalslied“ wird von Thomas Krä- mer vertont und am Einweihungstag unmittelbar auf den in das Untergeschoss führenden Treppen- stufen durch den Hochschulchor unter der Lei- tung von Volker Hempfling uraufgeführt. Rektor Müller-Bech vertieft in diesen Jahren auch die Zusammenarbeit mit der Universität des Saar- landes. 1988 wird ein Kooperationsabkommen zwischen der Musikhochschule und dem Musik- wissenschaftlichen Institut abgeschlossen. Es ist nunmehr möglich, kostenneutral Lehrdeputate in Die Saarbrücker Schlosskirche wurde von der Musikgeschichte und Musiktheorie gegenseitig Hochschule von 1987 bis 2003 für Proben und auszutauschen. Zugleich wachsen die beiden In- Aufführungen genutzt. stitute durch gemeinsame Kommissionen zusam- men. 20 75 Jahre HfM Saar © Willibrord Koch/Wiki-Commons
„die Zusammenarbeit mit wichtigen Kultureinrichtungen des Landes ist zu dieser Zeit eine schon lange und hervorragend bewährte Praxis.“ Einen wichtigen zusätzlichen Ausbildungsakzent für die Alte Musik stellen die jährlichen Kurse in Flöte, Cembalo und Violoncello mit den legendä- ren belgischen Brüdern Barthold, Wieland und Si- giswald Kuijken dar. Sie setzen das fort, was der Fagottist Kazimierz Piwkowski schon seit 1976 an der Universität und später als Lehrbeauftragter an der Musikhochschule an Vorarbeit geleistet hatte. Erst 1993 kommt es – auf Initiative des Saarbrücker Diplomkaufmanns Norbert Hart- mann – zur Gründung einer „Akademie für Alte Musik im Saarland“, die nach dem 1900 in Saar- brücken geborenen Cembalisten und Nestor der Alten Musik, Fritz Neumeyer, benannt wird. Die Hochschule schließt später eine feste Koopera- tionsvereinbarung mit der Akademie ab. Überhaupt ist die Zusammenarbeit mit wichtigen Kultureinrichtungen des Landes zu dieser Zeit eine schon lange und hervorragend bewährte Praxis. Universität und Musikhochschule arbeiten Szene aus einer Schauspielaufführung im Jahr ebenso geräuschlos wie erfolgreich in der Ausbil- 1999 im Theater Arnual dung von Gymnasiallehrerinnen und -lehrern zu- sammen: Musik an der Bismarckstraße, das Aber auch umgekehrt profitiert die Hochschule Zweitfach und die erziehungswissenschaftlichen von der Zusammenarbeit mit dem SR: regelmäßig Seminare auf dem Universitätsgelände im Saar- bestreiten Studierende den „Prolog“ als Vorkon- brücker Stadtwald. Orchestermitglieder des SR- zert zum (damals weithin bekannten) Festival Orchesters und des Staatstheaterorchesters „Musik im 20. Jahrhundert“ – eine Initiative von übernehmen Lehraufträge in Instrumenten, die Eduard Brunner und Theo Brandmüller mit Vor- an der Hochschule nicht hauptamtlich abgedeckt bildcharakter. oder als Ergänzung notwendig sind. Dass da- durch der berufspraktische Aspekt in der Ausbil- Mitglieder des Bühnenpersonals des Staatsthea- dung besonders betont wird, ist ein willkom- ters arbeiten nebenamtlich und praxisorientiert in mener Seiteneffekt. der Opernabteilung der Hochschule mit. Und zwi- schen dem Studiengang Schauspiel und dem Staatstheater gibt es gar eine feste Vereinbarung über eine gemeinsame, einmal jährlich durchge- AllaBreve Magazin der Hochschule für Musik Saar 21
Plakat für die „Tage für Interpretation und Aufführungspraxis“ 2018 führte Inszenierung im ehemaligen Landesthea- Wie groß die Unterstützung der Hochschule ter, dem Theater Arnual. Darüber hinaus zeigen durch die SaarLB ist, zeigt sich allein daran, dass sich alle Kultureinrichtungen bei der gegenseiti- fünf ihrer Vorstandsvorsitzenden im Laufe der gen der Überlassung von Räumen zu Proben und Jahrzehnte zu Ehrensenatoren ernannt werden: Aufführungen stets kooperativ. Die Hochschule Hubert Dohmen, Manfred Schäfer, Ernst Lenz, betreibt übrigens während dieser Zeit (wie auch in Max Häring und Werner Severin. Darüber hinaus den Folgejahren) eine Offensive, Persönlichkei- werden mit der Ehrensenatorenwürde der Politi- ten, die sich uneigennützig und in hohem Maße ker Kurt Bohr, die Tierärztin Liana Meisel-Gehl, für das Wohl der Hochschule einsetzen, mit der der VSE-Chef Werner Roos sowie der viel zu früh Würde eines Ehrensenators oder eines Ehrenbür- verstorbene Trompetenprofessor Peter Leiner gers auszuzeichnen. Durch diese auch stark öf- ausgezeichnet. Zu Ehrenbürgern ernennt die fentlichkeitswirksame Maßnahme werden die Hochschule Persönlichkeiten, die sich ebenso Persönlichkeiten eng an die Hochschule gebun- uneigennützig dem Wohle der Hochschule ver- den. schrieben haben: Peter Würtz von der SaarLB, Armin Gehl von der VSE oder Hermann Kronz, der langjährige Vorsitzende des Richard-Wagner- Verbandes im Saarland. Im Jahr 1991 übernimmt Klaus Velten das Amt des Rektors. Der 1937 in Herne geborene Musikpäd- agoge und Musikwissenschaftler setzt neue Ak- zente, indem er die Beschäftigung mit der Neuen Musik noch mehr ins Zentrum der Ausbildung rückt. Überdies ruft er die alljährlichen „Tage für Interpretation und Aufführungspraxis“ ins Leben, welche ganz wesentlich durch den Pianisten und Kammermusiker Stefan Litwin erdacht und ge- prägt sind. Die Kurse werden international ausge- schrieben, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erwartet dann in Saarbrücken eine intensive Be- treuung durch Gastdozenten und hauseigenes Lehrpersonal. Dabei überwiegt das „kreuzweise“ Unterrichten: ein Pianist arbeitet mit Bläsern, eine Gesangslehrerin betreut ein Streichquartett, ein Spezialist für Alte Musik übt mit einem Ensemble Klaus Velten (*1937) für Neue Musik. Auch die jährlich durchgeführten Projekttage mit besonderen künstlerischen und 22 75 Jahre HfM Saar
„Wie groß die Unterstützung der Hochschule durch die SaarLB ist, zeigt sich allein daran, dass fünf ihrer Vorstandsvorsitzenden im Laufe der Jahrzehnte zu Ehrensenatoren ernannt werden.“ begleitenden wissenschaftlichen Schwerpunkten Überlebender aus Warschau“ sowie Charles Ives (etwa zu Werken Hindemiths, Regers und Schön- „The Unanswered Question“. Später wird das Or- bergs) sind ein akademisches Novum, welches chester durch Studierende aus Lüttich und Mainz großes Interesse hervorruft. Im Nachgang wer- zum „Jungen Orchester der Großregion“ erwei- den die Vorträge dann in einer besonderen Schrif- tert, scheitert aber im Jahr 2013 letztlich an Fi- tenreihe zusammengefasst und veröffentlicht. nanzfragen sowie an der mangelnden Unter- Velten ist es auch, der den später stark ausgebau- stützung seitens einiger Mitgliedsinstitute. ten Jazzbereich anstößt, indem er ein entspre- chendes Lehrangebot für die Schulmusik- abteilung initiiert. Und er intensiviert die Präsenz der Hochschule im gesamten Saarland: das Stromunternehmen VSE AG stellt Mittel bereit, um Auftrittsmöglichkeiten von Studierenden auch außerhalb der Landeshauptstadt Saarbrü- cken zu ermöglichen. Ein weiteres publikumswirksames Zeichen setzt die Hochschule im Herbst 1993: sie wird zum Gründungsmitglied des „Saar-Lor-Lux-Orches- ters“. In diesem Symphonieorchester, dessen Er- richtung auf eine Idee von Max Pommer zurückgeht, erarbeiten Studierende der Konser- vatorien Metz und Nancy (F), Esch/Alzette und Lu- xemburg (L) sowie der Saarmusikhochschule (D) einmal jährlich ein symphonisches Programm und tragen es in den einzelnen Städten vor. Gründungsanlass sind die Feierlichkeiten zum „Tag der Deutschen Einheit“ am 3. Oktober 1993. In diesem Rahmen legt das gastgebende Saar- land Wert darauf, auch den europäischen Akzent des eigentlich nationalen Feiertages zu betonen. Und so musizieren junge Menschen aus vielen Nationen unter der Leitung von Max Pommer in der Saarbrücker Ludwigskirche Anton Bruckners Konzert-Plakat des Jungen Orchesters der 1. Symphonie c-moll, Arnold Schönbergs „Ein Großregion AllaBreve Magazin der Hochschule für Musik Saar 23
Das „Jahrhundert-Hochwasser“ im Jahr 1993 verursachte gewaltige Probleme. Im Dezember 1993 setzt ein „Jahrhunderthoch- werden. In die Endphase von Rektor Velten fällt wasser“ das gesamte Kellergeschoss des Haupt- 1995 die Einweihung der großen Kuhn-Orgel in gebäudes erneut unter Wasser. Aus allen der Stiftskirche St. Arnual. Das Instrument wird Abflüssen dringen die Wassermassen derart zum Eigentum der Hochschule, finanziert durch schnell in das Gebäude ein, dass es vieler helfen- das großzügige Erbe des in St. Arnual wohnhaften der Hände bedarf, um in aller Eile die zahlreichen Chemieprofessors Horst-Dietrich Hardt in Verbin- Flügel und Klaviere aus den Keller-Unterrichts- dung mit Mitteln aus dem Bundehaushalt. Horst- räumen mit dem einzig vorhandenen Lastenauf- Dietrich Hardt wird daraufhin als Dank posthum zug in das trockene Erdgeschoss zu trans- zum Ehrensenator ernannt. portieren. Die Stiftskirche, ein hochbedeutender Kirchen- 1994 beschließt der Gesetzgeber im Rahmen ei- raum der Gotik, war zuvor lange Zeit wegen Reno- ner Novellierung des Musikhochschulgesetzes, vierungsarbeiten geschlossen. Im Oktober 1994 die bisherige „Musikhochschule des Saarlandes“ wird die Kirche feierlich wieder eingeweiht, zu die- in „Hochschule des Saarlandes für Musik und sem Zeitpunkt wird die Orgel gerade eingebaut. Theater“ umzubenennen. Damit soll den Ausbil- Eine Vereinbarung mit der Kirchengemeinde si- dungssegmenten „Oper und Schauspiel“ auch chert, dass die Hochschule „ihr“ Instrument – ein nach außen hin deutlicher Rechnung getragen Juwel in der Orgellandschaft Saarbrückens – zu Unterrichts-, Übungs-, Prüfungs- und Konzertzwe- cken montags bis freitags ungestört nutzen kann. Im Herbst 1995 kann man die Orgel im Rahmen ei- nes festlichen Konzertes zum ersten Mal in voller Pracht hören, als das Hochschulorchester unter Max Pommer und Organist Andreas Rothkopf das Orgelkonzert g-moll des spätromantischen Kom- ponisten Joseph Rheinberger in der voll besetzten Stiftskirche zelebrieren. Am Ende der fünfjährigen Amtszeit von Rektor Velten kommt es dann zu dem Beschluss, mit der „Elementaren Musikpädagogik“ einen völlig neu- en Studiengang zu installieren. Die Ausbildung von Lehrkräften für den vorschulischen Musikun- terricht wird somit auch auf die Zielgruppe von Er- wachsenen oder auf das Eltern-Kind-Lernen Die Kuhn-Orgel in der Stiftskirche St. Arnual ausgeweitet. Mit der 1996 erfolgenden Berufung von Michael Dartsch gelingt es, einen der heute 24 75 Jahre HfM Saar
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