Ambulante Versorgung in Pandemie-zeiten: Welche Antworten geben die großen Parteien? - Nr. 8 / 2021
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Nr. 8 | 27. August 2021 BERUFSPOLITIK | INFORMATIONEN | MITTEILUNGEN | Amtliches Bekanntmachungsorgan der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe lichen Mit Amt chungen tma B e ka n n tuellen mit ak gen vo n re un ib Aussch s itze n gsarzt Vertra 9 eite 3 > ab S Ambulante Versorgung in Pandemie- zeiten: Welche Antworten geben die großen Parteien? Vor der Bundestagswahl am 26. September: Gesundheitspolitische Partei-Schwerpunkte im übersichtlichen Vergleich > Seite 8
8 Inhalt 8 Ambulante Versorgung in Pandemiezeiten: Welche Antworten geben die großen Parteien? Vor der Bundestagswahl am 26. September: Gesundheits politische Partei-Schwerpunkte im übersichtlichen Vergleich 26 Impfen gegen COVID-19: Schlaglichter eines Kraftaktes 26 28 #IhreAbwehrkräfte: Kampagne von KBV und KVen bringt Plakatmotive auch in die Region 30 Apps auf Rezept 30 Digitale Gesundheitsanwendungen: Wie sie verordnet, abgerechnet und vergütet werden 34 Welttag der Patientensicherheit: „Mach Dich stark für Patientensicherheit! Sicher vom ersten Atemzug an“ Online-Veranstaltung der KVWL am 17. September für interessierte Ärzte, Psychotherapeuten und Praxisteams 35 KVWL-Hauptausschuss: Niederschwellige Impfangebote und die Rückkehr zur Sacharbeit 36 Sicherung der ambulanten Versorgung: Förderverzeichnis der KVWL 8/2021 STANDARDS 6 Kurznachrichten 39Amtliche Bekanntmachungen 39 Ausschreibung von Vertragsarzt- und Psychothera- peutensitzen in Westfalen-Lippe 2 Nr. 8 | 27. August 2021 47 Impressum mit praxisrelevanten Informationen in der Heftmitte zum Heraustrennen
Das Hochwasser ist weg – die Not ist geblieben I nzwischen ist es einige Wochen her, Besonders hart getroffen hat es jedoch die dass die Sommer-Unwetter zu Beginn Kolleginnen und Kollegen unserer Schwester- der Ferienzeit auch Teile von Nordrhein- KV aus Nordrhein. 130 Praxen können auf- 8/2021 Westfalen sowie Rheinland-Pfalz schwer grund von Flutschäden gar nicht oder nur getroffen haben. Das Hochwasser ist weg, eingeschränkt arbeiten, 15 Praxen hat das was bleibt, ist die Not der Menschen, die in Unwetter sogar vollkommen zerstört. Allein wenigen Tagen alles verloren haben. Was bei diesen 15 Praxen wird aktuell mit einem bleibt, sind Trümmer und zerstörte Existen- Gesamtschaden von 1,5 Millionen Euro ge- zen. Was bleibt, ist der Ruf nach Hilfe. rechnet, in den meisten Fällen wird keine Ver- sicherung dafür gerade stehen. Auch niedergelassene Ärzte und Psychothe- rapeuten sowie Apotheker stehen vor dem Die KV Nordrhein möchte ihren Mitgliedern Nichts, haben ihre Praxen und Apotheken unbürokratisch und schnell helfen. Zu diesem 3 verloren, können immer noch nur unter er- Zweck wurde bei der apoBank ein Spenden- schwerten Bedingungen arbeiten oder müs- konto eingerichtet. Die KVWL hat auf dieses sen Tag für Tag improvisieren. In Westfalen- Konto bereits 50.000 Euro aus ihrer Rücklage Lippe sind glücklicherweise die allermeisten für Fürsorge- und Unterstützungsleistungen mit dem Schrecken oder einem vollgelaufe- überwiesen. Und wir als Körperschafts- nen Keller davon gekommen. Vorstand bauen auch auf die Solidarität der
westfälisch-lippischen Ärzte und Psychothe- Die Landesärztekammer Rheinland-Pfalz hat rapeuten. ebenfalls ein Spendenkonto eingerichtet: Wenn Sie ihren in Not geratenen Kolleginnen Landesärztekammer Rheinland-Pfalz und Kollegen in Nordrhein helfen möchten, IBAN: DE74 5519 0000 0654 2750 31 sind auch Ihre Spenden sehr willkommen. Je- Verwendungszweck: Hochwasser der Euro zählt und wird dort ankommen, wo er gebraucht wird. Hier können Sie spenden: Für alle Spendenkonten gilt: Ab einem Spen- denbetrag von 300 Euro werden Spenden- Spendenkonto Hochwasserkatastrophe quittungen ausgestellt. Bitte geben Sie dabei Empfänger: Kassenärztliche Vereinigung unbedingt Ihre vollständige Anschrift an. Bei Nordrhein niedrigeren Beträgen ist der Kontoauszug der IBAN: DE84 3006 0601 0031 4179 16 Bank für den Spendennachweis ausreichend. Verwendungszweck: Spendenkonto Fluthilfe Wir alle haben in der Corona-Pandemie unter Darüber hinaus hat die apoBank-Stiftung Beweis gestellt, wozu die niedergelassenen einen Hilfsfonds für vom Hochwasser beschä- Ärzte und Psychotherapeuten fähig sind, digte Praxen und Apotheken eingerichtet. Die wenn sie zusammenhalten. Zeigen wir diesen Stiftung hat hier 250.000 Euro bereitgestellt. Zusammenhalt auch jetzt. Helfen wir den Kol- Jeder darüber hinaus eingehende Betrag leginnen und Kollegen, die ihr ganzes Leben bis zu einer Summe von maximal weiteren neu aufbauen müssen. Helfen wir unbürokra- 250.000 Euro wird verdoppelt. Eine Spende tisch und direkt. für diesen Fonds überweisen Sie bitte an die Vielen herzlichen Dank für Ihre Unterstüt- apoBank-Stiftung zung! IBAN: DE89 3006 0601 0007 0070 00 8/2021 Verwendungszweck: Flutopfer 4 Thomas Müller, Dr. med. Dirk Spelmeyer, Dr. med. Volker Schrage, Vorstand Vorstandsvorsitzender stellv. Vorstandsvorsitzender
r u n g a h . l i s i e fe n n i g i ta G r e i D zum l icks? n i g en K n d en? n m it we h stu h u nge s p rec c eo r m inbu V i d Te digitaler Datenau stausch? Nutzen Sie effizient Komfort und Vorteile der digitalen Welt! Wir unterstützen Sie bei der Umsetzung einer maßgeschneiderten Digitalstrategie für Ihre Praxis. Buchen Sie hier online einen Termin: © ghoststone_AdobeStock www.kvwl.de/dipraxis.
Teilhabegesetz: Assistenzhunde Junges Krebsportal dürfen mit in die Praxis Neue App will junge Krebs In aller Regel genügte bisher die rechtzeitige patienten Absprache aller Beteiligten – manchmal gab es unterstützen aber doch Streit: Die Rede ist von Menschen, die aufgrund bestimmter Einschränkungen auf die Mitte Juli hat die Deutsche Hilfe eines Assistenzhundes angewiesen sind. Mit Stiftung für junge Erwachse- ne mit Krebs ihr neuestes Inkrafttreten des Teilhabestärkungsgesetzes zum digitales Projekt vorgestellt: In 1. Juli steht nun unmissverständlich fest, dass Zukunft werden die Funktionen der individuellen Beratung im Assistenzhunde, zu denen im Sinne des Gesetzes JUNGEN KREBSPORTAL per auch die Blindenführhunde zählen, ihre Besitzer bis App verfügbar sein. in die Arztpraxis begleiten dürfen (vgl. § 12e Behin- dertengleichstellungsgesetz, BGG). Nach Angaben des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales werden damit entsprechende Regelungen des BGG erstmals auf den privaten Bereich ausgeweitet. Die beim Robert Koch-Institut eingerichtete Kommissi- Das Portal ermöglicht seit 2015 on für Krankenhaushygiene und Infektionspräventi- jungen Patienten, die an Krebs erkrankt sind, waren oder an on hat in ihren Präzisierungen zur Krankenhaushy- einem Rezidiv leiden, einen giene klargestellt, dass eine Übertragung von schnellen Kontakt zu Experten in ganz Deutschland, um Krankheitserregern vom Hund auf den Menschen notwendige Informationen und zwar theoretisch möglich, bei haushaltsüblicher Beratung zu erhalten. Mithilfe des onlinebasierten Angebots Hygiene aber sehr unwahrscheinlich sei. Bereiche, können junge Krebspatienten die Menschen in Straßenkleidung offenstehen, wie individuelle Fragestellungen an das hochqualifizierte Berater- Arztpraxen, Therapieräume, offene Pflege- und team des JUNGEN KREBSPOR- TALS richten und erhalten in Krankenstationen, Ambulanzen und Cafeteria, Online-Chats, Telefonaten oder können daher auch persönlichen Gesprächen vor Ort Antworten. Menschen mit Assis- tenzhunden grund- Die App steht in den bekannten App-Stores in der Version für sätzlich betreten. Android-Endgeräte und in der iOS-Version zum kostenlosen Download bereit. Weitere Infos: www.junges-krebsportal.de
Train-the-Trainer-Seminare zur allgemeinmedizinischen Weiterbildung Das an der Ruhr-Uni Bochum ansässige Kompetenzzentrum Weiterbildung Allgemeinmedizin Westfalen-Lippe (KWWL) bietet regelmäßig Angebote für Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin und deren Weiterbildungsbefugte in Klinik und Praxis. Nun gibt es neue Termine für anderthalbtägige Train-the-Trainer-Seminare, mit denen das KWWL weiterbildende Praxen unterstützen und bekannter machen möchte. Die Seminare werden jeweils in Präsenzform angeboten und durch E-Learning und weiterfüh- rende Materialien auf der ILIAS-Plattform der Akademie für medizinische Fortbildung ergänzt. Auf dem Programm stehen unter anderem folgende Themen: Rechtliche Rahmenbedin- gungen, organisatorische und formale Fragen rund um die Weiterbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin und intensives Feedbacktraining im vertraulichen Rahmen, mit Termine Basistraining Weiterbildung Möglichkeit zur Klärung aktueller Fragen rund um die Weiterbildung. 1. und 2. Oktober 2021 Ostwestfalen-Lippe 18. und 19. März 2022 Bochum 24. und 25. Juni 2022 Münster 30. Sept. und 1. Okt. 2022 Ostwestfalen-Lippe Weitere Informationen & Anmeldung unter www.kw-wl.de Impfkampagne im ambulanten Bereich: Medizinische Fakultät der Uni Bielefeld startet Online-Befragung Die Medizinische Online-Umfrage läuft bis zum 30. September 2021. Bei Fragen Fakultät OWL der oder für weitere Informationen zur Befragung können sich 8/2021 Universität Bielefeld die Teilnehmer an Rebecca Lätzsch (M.Sc. PH) oder Ivonne führt aktuell eine Wattenberg (M.Sc. PH) unter der E-Mail-Adresse Online-Befragung zum Thema „Corona-Impfkampagne forschungspraxen.medizin@uni-bielefeld.de wenden. im ambulanten Bereich“ durch. Ziel ist es, ein möglichst differenziertes Meinungsbild von ambulant tätigen Sie möchten an der Befragung teilnehmen? Ärztinnen und Ärzten sowie Medizinischen Fachange- Dann folgen Sie bitte dem QR-Code: stellten über die Gründe für oder gegen eine Teilnahme an der Kampagne, zu deren Ablauf sowie zu den besonderen Herausforderungen und Motiven zu erlangen. Mit der Teilnahme an der Befragung haben 7 alle interessierten Niedergelassenen und ihre Praxis teams die Möglichkeit, ihre Meinung zum Thema anonym zu äußern. Die Befragung dauert nach Auskunft der Medizinischen Fakultät maximal zehn Minuten. Die Ergebnisse werden der (Fach-) Öffentlichkeit und der Forschung in Form von Veröffentlichungen in Fachzeit- schriften, Vorträgen usw. zur Verfügung gestellt. Die
Ambulante Versorgung in Pandemiezeiten: Welche Antworten geben die großen Parteien? Vor der Bundestagswahl am 26. September: Gesundheitspolitische Partei-Schwerpunkte im übersichtlichen Vergleich
Die erste Bundestagswahl in Zeiten von Corona: Wie positionieren sich die sechs aktuell im Bundestag vertretenen Parteien in gesundheits politischen Fragen? Wo sind Gemeinsamkeiten, wo Unterschiede in der thematischen G ewichtung? Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) hat bei den gesundheitspolitischen Sprecherinnen und Sprechern der e inzelnen Parteien nachg efragt. 8/2021 9
1 Eine Reform zur sektorenübergreifenden Notfallversorgung steht immer noch aus. Sieht Ihre Partei Wege, wie die Notfallversorgung künftig besser gesteuert werden kann? CDU und CSU werden sich dafür Eine wohnortnahe Basis- und Das Kernstück einer Reform der einsetzen, dass alle Bürgerinnen Notfallversorgung darf nicht in Notfallversorgung ist in unseren und Bürger einen wohnortnahen, Frage gestellt werden. Alle müssen Augen die Vernetzung ambulanter möglichst barrierefreien sowie Zugang zu der hochqualitativen und stationärer Versorgungsmög- auch einen digitalen Zugang zu Versorgung haben, die sie benöti- lichkeiten. Dabei wollen wir GRÜNE einer qualitativ hochwertigen Ge- gen. Dafür ist auch mehr regionale Notrufleitstellen zu Gesundheitsleit- sundheitsversorgung haben. Das Planung und Mitbestimmung der stellen verbinden, die rund um die gilt besonders auch für die Not- Patient*innen und der Beschäftig- Uhr eine verlässliche Lotsenfunkti- fallversorgung. Aus diesem Grund ten im Gesundheitswesen notwen- on übernehmen. An zentralen Kli- setzen wir auch künftig auf eine dig. Wir wollen wohnortnahe inte- nikstandorten soll in Notfallzentren, stärkere vernetzte Zusammenarbeit grierte und sektorenübergreifende unter anderem durch gemeinsame der einzelnen Akteure und werden Basis- und Notfallversorgungszen- Tresen, eine nahtlose Verzahnung verstärkt das Potential der Digitali- tren einrichten, um jedem eine der bislang getrennten ambulanten sierung nutzen. Die Strukturreform schnelle und hochqualitative Not- und stationären Versorgungsmög- der Notfallversorgung wollen wir fallversorgung zu gewährleisten. In lichkeiten der Notfallversorgung konsequent weiter umsetzen. Das der neuen Struktur werden nahtlos erfolgen. Gerade nachts und an gilt beispielsweise für die Etablie- eine reguläre Weiterversorgung und Wochenenden sollen kompetente rung von Portalpraxen und die ver- die Nachsorge organisiert. Die Be- Hausärzt*innen in diesen Notfall- besserte Patientensteuerung in der handlung soll in den Versorgungs- zentren so unterstützen, dass ent- ambulanten Notfallversorgung über zentren patient*innenorientiert sprechende Fälle auch gut ambu- ein standardisiertes und bundesweit geplant und durch multiprofessio- lant versorgt werden können. 8/2021 einheitliches Ersteinschätzungs- nelle Teams umgesetzt werden. verfahren im Krankenhaus. Bereits etablierte und gut funktionierende Strukturen in der Notfallversorgung sollten aus unserer Sicht in weitere Reformprozesse integriert werden. 10
Die notfall- und akutmedizinische Wir wollen die künstliche Sektoren- Schon im Wahlprogramm für die Versorgung ist in Deutschland sehr barriere zwischen dem ambulanten Bundestagswahl 2017 hatten wir zersplittert. Die sektorale Trennung und dem stationären Versorgungs- uns dafür eingesetzt, die Ambulan- macht hier besonders wenig Sinn. bereich konsequent abbauen und zen der Krankenhäuser durch die DIE LINKE fordert seit Langem, die die Verzahnung und Vernetzung al- Einrichtung von Portal-Praxen zu Versorgung hier zusammenzufüh- ler Versorgungsbereiche weiterent- entlasten. Dass nun ambulant und ren und durch den „gemeinsamen wickeln. Den Rettungsdienst wollen in der Klinik tätige Ärzte zusam- Tresen“ und intelligente Behand- wir modernisieren und insbesonde- men ebenfalls einen gemeinsamen lungspfade die Patient*innen re die Notfallversorgungsstrukturen Ansatz befürworten, begrüßen wir. schnell der individuell richtigen bedarfsgerechter und vernetzter Dafür wollen wir nun die richtigen Behandlung zuzuführen. Nicht nur gestalten. Die Fraktion der Freien Rahmenbedingungen schaffen. Zum die niedergelassenen Ärzt*innen Demokraten im Deutschen Bundes- Beispiel wollen wir die sektoren- und MVZ sowie die Kliniken, son- tag hat zu diesem Themenkomplex übergreifende Versorgung mit ei- dern auch die Rettungsdienste und einen eigenen Antrag mit dem Titel nem gemeinsamen Gebührensystem Rettungsleitstellen gehören hier „Notfallversorgung neu denken – für ambulante Leistungen stärken ins Boot. Die Kriterien von KBV und Jede Minute zählt“ (BT-Dr. 19/16037) und das DRG-System abschaffen Marburger Bund beispielsweise bie- in den Bundestag eingebracht. Ziel und stattdessen für Krankenhäu- ten dafür gute Ansatzpunkte. war es, dass Integrierte Notfallzen- ser ähnliche Vergütungssysteme tren (INZ) als zentrale, jederzeit einführen wie im ambulanten ärztli- zugängliche Einrichtungen der chen Bereich. medizinischen Notfallversorgung 8/2021 geschaffen werden. Die INZ werden dabei von den Krankenhäusern und den Kassenärztlichen Vereinigun- gen errichtet und unter Leitungs- verantwortung hinreichend fachlich qualifizierter ärztlicher Kräfte der Kassenärztlichen Vereinigungen be- trieben und dabei strukturell derart an ein Krankenhaus angebunden, dass sie als erste Anlaufstelle von 11 Hilfesuchenden im Notfall wahrge- nommen werden.
2 In der ambulanten Versorgungslandschaft ist zu beobachten, dass Investoren- gruppen kleinere Kliniken aufkaufen und über diese Kliniken ein MVZ gründen. Wie steht Ihre Partei zu dieser Entwicklung und der damit zusammenhängenden Ambulantisierung der Gesundheitsversorgung? CDU und CSU stellen im ambulanten Wir unterstützen eine sektorenüber- Aus unserer Sicht sind medizinische Bereich den Entscheidungsträgern greifende Versorgung und möchten Versorgungszentren prinzipiell kei- der Selbstverwaltung bereits heute, Basis- und Notfallversorgungszen- ne Bedrohung für die freiberuflich etwa im Hinblick auf die Förde- tren einrichten. Dabei geht es um tätige Ärzt*in. Es muss in jedem rung von neuen Niederlassungen, eine bedarfsgerechte und patien- Fall sichergestellt sein, dass bei der Instrumente zur Verfügung. An tenzentrierte Versorgung an Stelle Behandlung der Patient*innen nicht den bestehenden Maßnahmen zur von Rendite-Orientierung. Um dem wirtschaftliche Interessen domi- ärztlichen Nachwuchsgewinnung bekannten Trend zur Organisation nieren, sondern die freiberufliche wollen wir festhalten. Die Bedarfs- von gewinnorientierten MVZ ent- ärztliche Berufsausübung im Diens- planung führt dazu, dass dort, wo gegenzusteuern, werden wir die te der Patient*innen gesichert ist. bereits eine ausreichende Anzahl Fehlanreize zur Gewinnorientierung, Dies gilt unabhängig davon, ob die an niedergelassenen Ärztinnen und zur unangemessenen Mengen- Behandlung in einem Versorgungs- Ärzten verfügbar ist, eine Über- ausweitung und zu Outsourcing zentrum oder der Praxis einer nie- versorgung vermieden wird. Den beenden und neue Anreize zur Ver- dergelassenen Ärzt*in stattfindet. Entscheidungsträgern vor Ort, ge- besserung der Versorgungsqualität Medizinische Versorgungszentren meinsam mit den Kassenärztlichen einführen. Gewinne, die aus Mitteln bzw. darauf basierende Gesund- Vereinigungen, stehen entspre- der Solidargemeinschaft erwirt- heitszentren sind ein wirksames chende Spielräume zur Verfügung. schaftet werden, müssen verpflich- Instrument, um die ambulante Ver- Grundsätzlich stehen wir MVZ-Grün- tend und weitestgehend wieder in sorgung insbesondere in ländlichen dungen positiv gegenüber. Dies gilt die Versorgung zurückfließen. Räumen zu verbessern. insbesondere für die Bereiche, wo 8/2021 eine Unterversorgung festgestellt Im Mittelpunkt der Versorgungsqua- wurde oder eine Unterversorgung lität, die eindeutig definiert wird, droht. In der nächsten Wahlperiode steht für uns das Wohlergehen der werden wir weitere Regelungen Patient*innen. Die Vergütung muss diskutieren und umsetzen, um den an Qualitätsmindestvorgaben, an Einfluss von Großinvestoren gegen- die Ergebnisse der Qualitätssiche- über Ärztinnen und Ärzten einzu- rung sowie an eine wissenschaftlich schränken. Hierbei sind wir bereits evaluierte Personalbemessung ge- jetzt im ständigen Austausch mit knüpft werden. den Vertreterinnen und Vertretern 12 der Ärzteschaft.
DIE LINKE beobachtet die Ge- Generell setzen wir Freie Demokra- Ein Mehr an MVZ allein löst die schäftspraktiken von privaten Groß- ten uns für eine qualitativ hochwer- aktuellen Probleme nicht – zumal, investoren seit Jahren intensiv. So- tige und wohnortnahe medizinische wenn diese MVZ von fachfremden wohl im human- und zahnärztlichen Versorgung ein. Diese wird von den Finanzinvestoren betrieben werden. Bereich, als auch in der stationären freiberuflich tätigen Ärztinnen und Das sehen wir sehr kritisch und Pflege versuchen Private Equity- Ärzten sowie Zahnärztinnen und erste Analysen des Abrechnungs- Unternehmen Gewinne zu erzielen Zahnärzten deshalb besonders pa- verhaltens scheinen uns darin zu und gesetzliche Schutzregelungen tientenorientiert erbracht, weil sie bestätigen. Ärztliche Entscheidun- zu umgehen. die Therapieentscheidungen allein gen müssen von wirtschaftlichen auf medizinischer Grundlage tref- Interessen des Trägers unabhängig Wir fordern als ersten Schritt ein fen. An diesem Prinzip wollen wir bleiben – das steht für uns nicht zur Transparenzregister, das die Inha- auch in Zukunft festhalten. Medizi- Disposition. berstrukturen bei Medizinischen nische Versorgungszentren (MVZ) Versorgungszentren (MVZ) offen- können zur Verbesserung der legt. Denn oftmals ist selbst für die Versorgung beitragen. Es bedarf Überwachungsbehörden nicht zu jedoch klarer Regeln, die sicherstel- durchschauen, wer hinter einem len, dass die dort tätigen Ärztinnen bestimmten Investor steckt. Wir und Ärzte in medizinischen Fragen fordern die weitere Begrenzung von weisungsfrei handeln dürfen. Auch möglichen MVZ-Betreibern. So wol- müssen die Wettbewerbsbedingun- len wir etwa die Möglichkeiten für gen zwischen niedergelassenen 8/2021 Krankenhausbetreiber, MVZ zu be- Ärzten und MVZ fair gestaltet sein. treiben, sowohl räumlich, als auch fachlich begrenzen. Im Übrigen wollen wir ohnehin pri- vate Kliniken zurück in öffentliche Hand übertragen bzw. weitere Pri- vatisierungen verhindern. So wird auch das Einfallstor Klinikkauf für die MVZ-Gründung geschlossen. 13
3 Die KBV veröffentlicht seit 2016 einen Bürokratieindex für die vertragsärztliche Versorgung. 2020 ist der Bürokratieaufwand erneut gestiegen; zusätzlich b elastet die Coronavirus-Pandemie mit komplexen Regelungen. Welche Pläne hat Ihre Partei, um den Bürokratieaufwand in den Praxen zu reduzieren? Im Gesundheitswesen haben CDU Der bürokratische Aufwand im Ge- Aus unserer Sicht sollten die Mög- und CSU im Bereich der Digitalisie- sundheitswesen muss grundsätzlich lichkeiten der Digitalisierung viel rung großen Fortschritt erzielt. Das überprüft und die Dokumentations- entschiedener und zielgerichteter kommt auch den Arztpraxen vor Ort prozesse müssen angepasst wer- genutzt werden, um unnötige Bü- im Hinblick auf den Bürokratieab- den. Die Digitalisierung und neue rokratie abzubauen und bürokratie bau zugute. So können etwa der ein- KI-Anwendungen öffnen hier große ärmere Verfahren zu etablieren. Wir geleitete Prozess der elektronischen Potenziale zur Entlastung. GRÜNE hoffen hier beispielsweise, Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung dass insbesondere die elektronische oder auch die elektronische Patien- Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung tenakte erheblich dazu beitragen, schrittweise zu verringerten Auf- Prozesse zu vereinfachen, Doppel- wänden führt. Wir befürworten untersuchungen zu vermeiden und darüber hinaus, dass das Ziel der insbesondere händische Eintragun- Bürokratieentlastung auch bei gen überflüssig werden zu lassen. Entscheidungen des Gemeinsamen Auch zukünftig werden wir Bürokra- Bundesausschusses eine größere tie reduzieren, damit Ärztinnen und Rolle spielt und die Praxistauglich- Ärzte sowie Pflegepersonal mehr keit von Formularen und Vorgaben Zeit für Patientinnen und Patienten beständig evaluiert wird. haben und Gesundheits- und Pfle- geberufe attraktiver werden. Von bestimmten Dokumentations- oder 8/2021 Beantragungsaufgaben werden wir hingegen keinen Abstand nehmen können. Das bezieht sich auf die Fälle, die für die Qualitätssicherung oder aber für die Absicherung im Arzt-Patienten-Verhältnis notwen- dig sind. Auch an Aufklärungs- und Informationspflichten wollen wir grundsätzlich festhalten. 14
Einen erheblichen Teil des Bürokra- Wir Freie Demokraten setzen uns Die AfD will auf breiter Front dere- tieaufwands erfordert die Abrech- entschieden dafür ein, die Bürokra- gulieren und Bürokratie abbauen. nung. DIE LINKE setzt sich für ein tie im Gesundheitswesen abzubau- Mit Sorge beobachten wir zu viele einfacheres Honorierungssystem en. Schon jetzt ist die Bürokratie und ineffiziente Regulierungen. Bü- ein, das transparent ist und früh- in den Praxen enorm. Von ihrer rokratieabbau darf sich dabei nicht zeitig den konkreten Honoraran- Arbeitszeit müssen Ärztinnen und nur auf eine bessere Ausgestaltung spruch der Vertragsärztinnen und Ärzte einen viel zu großen Anteil der Regeln beschränken, sondern Vertragsärzte deutlich macht. für Verwaltung und Bürokratie auf- beinhaltet auch eine Überprüfung DIE LINKE unterstützt darüber wenden. Diese wertvolle Zeit muss der Notwendigkeit bestehender hinaus alle Maßnahmen, die den den Ärzten und Praxisangestellten Regeln. Genau dafür brauchen wir Bürokratieaufwand in den Praxen wieder für die Behandlung von Pati- aber die Expertise der direkt Betrof- reduzieren, ohne das Niveau der enten zur Verfügung stehen. Bereits fenen. Von dort müssen ganz kon- Qualitätssicherung oder der Be- im Antrag „Ambulante ärztliche krete Punkte identifiziert und an die handlungsdokumentation abzu Versorgung verbessern, Bürokratie Politik herangetragen werden. Das senken. abbauen, Budgetierung aufheben“ sichert vernünftige Ergebnisse. (BT-Drs. 19/4833) hat sich die Frakti- on der Freien Demokraten im Deut- schen Bundestag für einen Bürokra- tieabbau eingesetzt. 8/2021 15
4 Sind die bereits bestehenden gesetzlichen Vorgaben bei den Themen Daten- schutz und Datensicherheit im Gesundheitswesen ausreichend oder gibt es hier – zum Beispiel im Bereich elektronische Patientenakte – noch gesetzlichen Regelungsbedarf? Die Patientinnen und Patienten der Wir wollen eine sektorenübergrei- Die gesetzlichen Vorgaben zum Zukunft werden – unter Wahrung fende und patient*innenorientierte Datenschutz und zur Datensicher- des Schutzes ihrer Daten – ihre ge- Versorgung mit mobilen und multi heit sind ausreichend. Weiterent- samte Krankengeschichte an einem professionalen Teams. Das setzt wicklungsbedarf sehen wir noch mit Ort speichern und Ärzte und andere voraus, dass der Datenaustausch Blick auf die digitale Souveränität Leistungserbringer darauf zugreifen und die Datensicherheit deutlich der Versicherten. Es muss ihnen lassen können. Gleichzeitig wird die verbessert werden müssen. Wir ermöglicht werden, detailliert Digitalisierung Ärztinnen und Ärz- brauchen genaue Vorgaben, deut- selbst zu entscheiden, wem sie wel- ten und vielen weiteren Akteuren im lich mehr Investitionen bei den Pro- che Daten zur Verfügung stellen. Gesundheitsbereich unter anderem dukten und mehr Mitspracherechte Hierfür bedarf es nicht nur einer durch eine bessere Vernetzung der Dateninhaber*innen. technischen Umsetzung, sondern dabei helfen, Arbeitsprozesse zu auch der entsprechenden Beratung. vereinfachen und Bürokratie abzu- Den Patient*innen müssen perspek- Bisher ist eine politische Strategie bauen. Jegliche Datenspeicherung tivisch feingranulare Dokumentma- für die Digitalisierung im Gesund- muss aus unserer Sicht den stren- nagementsysteme zur Verfügung heitswesen nicht erkennbar. Es fehlt gen Anforderungen des Datenschut- stehen. Sie müssen aktiv beeinflus- eine klare Richtung, bei der insbe- zes unterliegen. Oberste Prämisse sen können, was und wo gespei- sondere die Interessen und Belange ist bei allen Initiativen, dass die chert wird und wer welche Daten- der Patient*innen und ihre Versor- gespeicherten Daten Eigentum der sätze sehen darf. Die Grundlage für gung im Mittelpunkt stehen. Wir Patientinnen und Patienten sind. den Erfolg dieser Entwicklung ist GRÜNE wollen eine solche Strategie Nur diese dürfen entscheiden, wer die Cybersicherheit. zusammen mit den Nutzer*innen im 8/2021 wann Zugriff auf ihre Daten hat. Gesundheitswesen entwickeln. Diese hohen Sicherheitsstandards bedürfen einer sicheren und flexib- len Telematikinfrastruktur. Um die Anwender der Telematikinfrastruk- tur noch besser zu unterstützen, haben CDU und CSU in dieser Wahl- periode die Gesellschaft für Tele- matik beauftragt, einen sicheren Zugang zur Telematikinfrastruktur 16 zu entwickeln.
Insgesamt wurde in der vergange- Wir Freie Demokraten wollen die Elektronischer Datenaustausch nen Wahlperiode die 15 Jahre wäh- Digitalisierung im Gesundheitswe- kann auch bei Ärzten helfen, Büro- rende Lähmung durch unkritischen sen durch klare und transparente kratie abzubauen und Prozesse zu Aktionismus ersetzt. So wurden Rahmenbedingungen voranbringen. vereinfachen. Letztlich wird es für voreilig unfertige Anwendungen Dazu benötigen wir offene Stan- die Daten keinen hundertprozen- online gebracht, Datenschutzpan- dards, Interoperabilität und Datensi- tigen Schutz geben, so wie auch nen provoziert und nicht zuletzt cherheit. Die Vernetzung zwischen nie eine Papierakte zu einhundert Industrieinteressen bedient. DIE allen Gesundheitsakteuren sowie Prozent zu schützen war. Das Risiko LINKE kritisiert scharf, dass mit der Patientinnen und Patienten muss mindern würde aber eine dezentrale Einführung der elektronischen Pa- digital ausgestaltet sein. Nur so ist Speicherung von Daten, wo immer tientenakte (ePA) das Versprechen eine schnelle Verfügbarkeit der Pati- es möglich ist. Dafür hat sich die für mehr Datensouveränität für die entinnen- und Patientendaten sicher- AfD schon immer eingesetzt. Patientinnen und Patienten nicht zustellen. Die Digitalisierung ist kein eingehalten wurde, da die grobe Wert an sich, sondern sie hat das Steuerung in Bezug auf Schreib- Potential, die Gesundheitsversorgung und Leserechte Dritter keinen und den Arbeitsalltag von allen Ge- selbstbestimmten Umgang ermög- sundheitsakteuren zu erleichtern. licht. Obwohl die Telematikinfra- struktur (TI) selbst recht sicher ist, Wir haben deshalb die (leider viel zu sind Datenpannen passiert. Denn spät in die Wege geleitete) Einfüh- zu wenig wurde auf die technische rung der elektronischen Patienten- 8/2021 und menschliche Umgebung der TI akte (ePA) begrüßt. Die Fraktion der geachtet und zu überstürzt wurde Freien Demokraten im Deutschen die TI mit ihren Anwendungen ein- Bundestag hat hier das Opt-out- geführt. Unsichere Digitale Gesund- Modell gefordert. Die Nutzung bliebe heitsanwendungen (DiGA) kamen in natürlich freiwillig. Der Versicherte die Versorgung, aber auch die Aus- müsste aber nicht aktiv werden, um gabe der Gesundheitskarte selbst seinen Zugang zu erhalten. entsprach und entspricht nicht den datenschutzrechtlichen Vorgaben. In einem Entschließungsantrag zum Patientendaten-Schutz-Gesetz (BT- 17 Drs. 19/20758) hat die Fraktion der Freien Demokraten im Deutschen Bundestag die Bundesregierung aufgefordert, einen Gesetzesentwurf vorzulegen, der sicherstellt, dass Ge- sundheitsdaten zu keinem Zeitpunkt Rückschlüsse auf einzelne Personen ermöglichen. Die Datenhoheit gehört in die Hand der Patienten.
5 Sind Instrumente wie die Bedarfsplanung oder Budgetierung in der vertrags- ärztlichen Versorgung bei der Bekämpfung des Ärztemangels noch zeitgemäß und wenn nein, welche Reformen schlagen Sie in diesen Bereichen vor? Die Bedarfsplanung und Budgetie- Die bestehenden Instrumente müs- Die Ursachen insbesondere für die rung haben sich im Hinblick auf die sen angepasst werden. Wir sind für regionale Ungleichverteilung von Sicherstellung einer flächendecken- eine sektorenübergreifende Versor- Ärzt*innen sind vielfältig. Die Wei- den Versorgung als Instrumente gung (inkl. bedarfsorientierter und terentwicklung der Bedarfsplanung bewährt. Eine gänzliche Aufhebung integrativer Planung, einheitlichem ist hierbei ebenso ein Instrument würde falsche Anreize setzen. CDU Vergütungssystem und gemein- wie Differenzierungen bei der Ver- und CSU setzen sich dafür ein, dass samer Qualitätssicherung) mit gütung, um stärkere Anreize für die diese Instrumente so flexibel wie integrierten, mobilen Teams, deren Tätigkeit in ländlichen Regionen möglich eingesetzt werden können, Mitglieder sowohl freiberufliche als zu schaffen. Zugleich bedarf es um gezielt auf die Bedürfnisse vor auch angestellte Ärzt*innen sein aber auch attraktiverer Arbeitsbe- Ort einzugehen. So sind Ausnahmen können. Eine Planung der Versor- dingungen und struktureller Re- von der Bedarfsplanung möglich, gung erachten wir als notwendig. formen. Denn die Antwort auf die etwa in unterversorgten oder davon Versorgungsprobleme ländlicher bedrohten Bereichen. In bestimm- Regionen, auch durch den zuneh- ten ländlichen oder strukturschwa- menden Anteil chronisch kranker, chen Gebieten können Zulassungs- multimorbider und älterer Versi- sperren für die Neuniederlassung cherter, ist nicht ausschließlich der von Ärztinnen und Ärzten sogar einzelne Arzt, die einzelne Ärztin, gänzlich entfallen. sondern sind Versorgungsformen, die die Zusammenarbeit unter- Wir wollen die Bedarfsplanung schiedlicher ärztlicher Professionen 8/2021 weiterentwickeln und effektiv um- sowie weiterer Gesundheitsberufe setzen. Im Hinblick auf die Budge- erleichtern. Das ist im Interesse tierung verweisen wir darauf, dass der Patient*innen, weil es die Wege bereits zahlreiche Leistungen extra- verkürzt und die Versorgung unter budgetär vergütet werden. So kön- einem Dach ermöglicht. nen Hausärzte beispielsweise ihre Leistungen extrabudgetär vergütet bekommen, wenn sie Patienten durch Vermittlung der Terminser- vicestellen (TSS) annehmen. 18
Wir wollen, dass allen Menschen Wir Freie Demokraten setzen uns Die niedergelassenen Ärzte in in Deutschland unabhängig vom dafür ein, dass die ärztliche Be- Deutschland müssen das Recht Wohnort eine gute Gesundheitsver- handlung leistungsgerecht vergü- haben, ihren Beruf uneingeschränkt sorgung zur Verfügung steht. Die tet wird. Das ist seit Einführung auszuüben. Die Budgetierung heutige Bedarfsplanung erfüllt die- der Budgetierung nicht der Fall. grenzt die vertraglich zugesicherte se Anforderung nur unzureichend. Denn durch diese Deckelung wird freie Berufsausübung unzulässig Wir fordern dafür eine grundlegen- die geleistete Arbeit nicht mehr und zu Lasten der Patienten ein. de Reform der Bedarfsplanung, der vollständig bezahlt. Wir sind der Deshalb muss eine ausschließlich den tatsächlichen Versorgungsbe- Auffassung, dass kein Arzt bestraft ökonomisch begründete Einschrän- darf in den Blick nimmt und etwa werden darf, der sich intensiv um kung der Therapiefreiheit außer die Sozialstruktur in der Region seine Patientinnen und Patienten Kraft gesetzt werden. Allgemeine mehr berücksichtigt. Die Budge- kümmert. Am Ende sind es die Pati- Standards und starre Budgetvorga- tierung sehen wir grundsätzlich entinnen und Patienten, die von der ben dürfen nicht über die individu- kritisch. Es darf keine medizinisch Therapiefreiheit der Behandlung elle Art und Weise einer medizini- angezeigte Behandlung unterblei- ohne Budgetierungszwang profitie- schen Behandlung entscheiden. ben, weil die Ärztin oder der Arzt ren. Im Antrag „Ambulante ärztliche Angst vor Regressen haben muss. Versorgung verbessern, Bürokratie abbauen, Budgetierung aufheben“ Daher fordern wir die Ersetzung der (BT-Drs. 19/4833) hat sich die Frakti- Budgetierung durch qualitätsorien- on der Freien Demokraten im Deut- tierte Kriterien. Ein gutes Beispiel schen Bundestag für diese Ziele 8/2021 bietet hier die Arzneimittelinitiative eingesetzt. Sachsen/Thüringen (ARMIN), die ein Konzept von KBV und ABDA Für die Niederlassungsfreiheit als umsetzt. Hier wird zum Beispiel Regelfall und mehr regionale Ver- erprobt, ob durch Wirkstoffverord- antwortung hat sich die Fraktion der nungen und Berücksichtigung eines Freien Demokraten im Deutschen Medikationskatalogs eine Prüfung Bundestag ebenfalls mit e inem der Wirtschaftlichkeit entfallen Antrag (BT-Drs. 19/6417) ausge kann. sprochen. 19
6 Bei der Bewältigung der Coronavirus-Pandemie spielen die niedergelassene Ä rzteschaft wie auch die Psychotherapeuten eine herausragende Rolle. Wie kann die Politik helfen, damit der Beruf des niedergelassenen Arztes bzw. der niedergelassenen Ärztin mehr Wertschätzung erfährt? Die Ärztinnen und Ärzte, Psycho- Die Ärzt*innen und Psychothera- Die Mehrzahl der Patient*innen mit therapeutinnen und Psychothera- peut*innen gehören zu den am COVID-19 wurde während der Pan- peuten sowie die weiteren Mitar- meisten wertgeschätzten Berufs- demie in ambulanten Einrichtungen beiterinnen und Mitarbeiter in den gruppen in unserem Land. Ihre Aus- behandelt. Diese haben sich als eine Arzt- und Psychotherapiepraxen bildungs- und Arbeitsbedingungen Art ambulanter Schutzwall für die leisten zur Bewältigung der Corona- können jedoch noch verbessert Krankenhäuser erwiesen. Aus unse- virus-Pandemie Außerordentliches. werden. Als wichtige Maßnahmen rer Sicht ist es wichtig, dies in der Das gilt insbesondere auch für die sehen wir die Stärkung der Gesund- Öffentlichkeit stärker zu artikulie- Unterstützung bei der Impfkampa- heitsförderung und Gesundheits- ren, um so, neben der Leistung der gne und bei der Versorgung von erhaltung, die bei diesen Gruppen Pflegekräfte, auch den Stellenwert Patientinnen und Patienten, die als öfter zu kurz kommen sowie die der in der ambulanten Versorgung Folge der Coronavirus-Pandemie Förderung der Work-Life-Balance. tätigen Gesundheitsberufe heraus- mit weiteren gesundheitlichen Aus- Zudem setzen wir uns für eine ein- zustellen. Wertschätzung für die wirkungen zu kämpfen haben. heitliche Honorarordnung mit einer Arbeit aller Gesundheitsberufe zeigt Eine leistungsfähige ambulante angemessenen und sachgerechten sich durch gute Arbeitsbedingun- Versorgung ist das Rückgrat un- Bezahlung und für eine bessere Pla- gen. Zu den Erkenntnissen der Pan- seres Gesundheitswesens. Alle nung und Entbürokratisierung ein. demie gehört, dass die ambulante Maßnahmen, die geeignet sind, den Versorgung weiter gestärkt werden Beruf der niedergelassenen Ärzte muss. Vor allem die Primärversor- bzw. der niedergelassenen Psycho- gung muss aufgewertet werden. therapeuten zu stärken, werden Hierzu gehören auch attraktive Ar- 8/2021 unsere Unterstützung erfahren. beitsbedingungen, eine angemesse- Dazu gehört auch, mehr Mediziner ne Bezahlung oder die Möglichkeit im und für den ländlichen Raum zur Teamarbeit. Daneben muss auch auszubilden, den flächendeckenden der öffentliche Gesundheitsdienst Ausbau des psychotherapeutischen dringend ausgebaut werden. Um Behandlungsangebots für Kinder die Personal- und Honorierungssi- und Jugendliche voranzubringen tuation dort zu verbessern, muss und das Angebot der Telemedizin auch die Finanzierung verbessert weiterzuentwickeln. werden. Dies gelingt nur, wenn Bund und Länder zusammenarbeiten. 20
Niedergelassene Ärztinnen und Ärz- Die niedergelassenen Ärztinnen Die AfD steht für soziale Marktwirt- te gehören zurecht zu den angese- und Ärzte wie auch die Psycho- schaft und gegen Planwirtschaft, hensten Berufen überhaupt. Sie ha- therapeutinnen und Psychothera- gegen Einheitsversorgung und ge- ben in der Pandemie Flexibilität und peuten haben bei der Bewältigung gen Sozialabbau. Selbstverwaltung, Engagement für die Gesundheit der der Pandemie eine hervorragende Freiberuflichkeit und Therapiefrei- Bevölkerung wieder unter Beweis Arbeit geleistet. Wir sehen unsere heit haben für die AfD deshalb gestellt. Gerade die ambulante Ver- Aufgabe darin, die politischen Rah- einen ausgesprochen hohen Stellen- sorgung ist im Umbruch begriffen, menbedingungen so zu gestalten, wert. Dafür werden wir uns weiter weil die demographische Entwick- dass Ärztinnen und Ärzte gern einsetzen. lung in der Ärzteschaft, aber auch ihrem Beruf nachgehen können. neue Erwartungen und Ansprüche Dazu gehört z. B. die Garantie der der jüngeren Ärztegeneration sich Therapiefreiheit. Wertschätzung verändern. DIE LINKE setzt sich da- der Arbeit fängt aber schon damit für ein, dass attraktive Arbeitsplät- an, dass wir Ärztinnen und Ärzte ze für Ärztinnen und Ärzte in der vor überbordender Bürokratie und ambulanten Versorgung entstehen, Berichtspflichten entlasten. Wir sind die die gewünschte kollegiale Zu- der Ansicht, dass den Ärztinnen sammenarbeit und attraktive fami- und Ärzten wieder mehr Zeit für lienfreundliche Arbeitsbedingungen Ihre Patientinnen und Patienten zur miteinander verbinden. Verfügung stehen sollte. 8/2021 21
7 Die Arztzeit, die zur Behandlung der Patientinnen und Patienten zur Verfügung steht, wird knapper. Teilweise können schon jetzt freiwerdende Arztsitze auf dem Land nicht mehr besetzt werden. Welche Maßnahmen schlägt Ihre Partei vor, um die Situation zu verbessern und den ärztlichen Nachwuchs für die Arbeit auf dem Land zu begeistern? Anspruch und Ziel von CDU und Um das Problem der Versorgung Wir GRÜNE gehen davon aus, dass CSU ist eine gute medizinische auf dem Land anzugehen, wollen es vor allem eine Ungleichvertei- Versorgung – unabhängig von Alter, wir integrierte, sektorenübergrei- lung von Ärzt*innen mit Blick auf Wohnort und Geldbeutel. Zusam- fende Versorgungszentren mit mo- Fachgruppen und Regionen gibt. Als men mit den Ländern werden wir bilen Teams gründen. Wir werden einen Schlüssel zur Lösung dieser 5000 zusätzliche Studienplätze uns für eine Struktur aus wohn- Probleme sehen wir insbesondere für Humanmedizin schaffen und ortnahen Basis- und Notfallver- attraktivere Arbeitsbedingungen. gleichzeitig die Landarztquote bei sorgungszentren sowie regionalen Umfragen zeigen beispielsweise, der Studienplatzvergabe über die und überregionalen Spezialkliniken dass junge Ärzt*innen neben einer heutige Grenze von zehn Prozent einsetzen. Dazu wollen wir auch guten Bezahlung auch auf famili- hinaus erhöhen. Damit chronisch Instrumente der integrierten, ganz- enfreundliche Arbeitsbedingungen Kranke und ältere Patienten gut und heitlichen Versorgungsplanung und -zeiten sowie teamorientierte kontinuierlich versorgt sind, brin- nutzen. Zudem setzen wir uns für fächerübergreifende Arbeitsformen gen wir die Telemedizin voran und Innovationen bei der Anwerbung Wert legen. Wir setzen daher im setzen ergänzend zur klassischen angehender Ärzt*innen, für die ländlichen Raum auf kooperati- Hausarztversorgung auf den Ein- Stärkung der Attraktivität der ve Versorgungsformen, wie etwa satz von Gemeindeschwestern, um ländlichen Gebiete und der Arbeit Gesundheitszentren, die auch das für Entlastung zu sorgen. in integrierten, selbstbestimmten Arbeiten als angestellte Ärzt*innen Teams auf dem Land ein. sowie die teamorientierte Zusam- menarbeit mit anderen Gesund- heitsberufen ermöglichen. Solche 8/2021 Zentren sind auch eine Antwort auf die Versorgungsprobleme in ländli- chen strukturschwachen Regionen. Darüber hinaus müssen die Möglich- keiten der Digitalisierung viel stär- ker genutzt werden, um den Zugang zu spezialisierten medizinischen Angeboten auch in diesen Regionen zu erleichtern. 22
Insbesondere in der Allgemeinmedi- Wir Freie Demokraten wollen die Auch bei der ärztlichen Versorgung zin werden in den kommenden Jah- Attraktivität des ländlichen Raums ändern sich die Zeiten: Veränderte ren viele Ärztinnen und Ärzte in den für Ärztinnen und Ärzte erhöhen. Work-Life-Balance, Verweiblichung, Ruhestand gehen. Junge Ärztinnen Damit auch in Zukunft ausreichend Wunsch nach Teilzeit und nach An- und Ärzte haben jedoch vielfach Haus- und Fachärzte für die Pati- stellung statt Freiberuflichkeit – die andere Erwartungen an das Be- entinnen und Patienten da sind, neuen Absolventen haben nicht die rufsleben. Teilzeitarbeit von Frauen müssen die Rahmenbedingungen gleichen Lebensentwürfe wie frühe- und Männern nimmt zu, Teamarbeit verbessert werden. Wir benötigen re Generationen. Und die Antwort nimmt einen höheren Stellenwert motivierten und gut ausgebildeten auf diese Entwicklung kann nur auch für die eigene Zufriedenheit medizinischen Nachwuchs und sein: mehr Studienplätze! ein, der klassische Einverdiener- Entbürokratisierung, leistungs- Haushalt verliert an Bedeutung. gerechte Vergütung und flexible Die lange Bindung an einen Ort ist Niederlassungsmöglichkeiten in der für viele weniger attraktiv. In at- ambulanten Versorgung. Die Frakti- traktiven Regionen schrecken auch on der Freien Demokraten im Deut- die horrenden Kosten für den Kauf schen Bundestag hat bereits 2018 einer Praxis mit Kassensitz ab. zu diesem Themenkomplex einen eigenen Antrag mit dem Titel „Re- DIE LINKE möchte mit größeren gionalisierung der Bedarfsplanung, Versorgungsstrukturen die ärztli- Niederlassungsfreiheit als Regelfall“ che ambulante Tätigkeit weiterhin (19/6417) in den Bundestag einge- 8/2021 attraktiv halten und an die Wün- bracht. Ziel dieses Antrags ist es, sche junger Ärztinnen und Ärzte durch eine Regionalisierung die Nie- anpassen. Zudem fordern wir, dass derlassungsfreiheit für Ärztinnen die Zahl der Medizinstudienplätze und Ärzte zu stärken. Gleichzeitig erhöht und die benötigten Fachrich- sollen Strukturzuschläge eingeführt tungen in besonderer Weise berück- werden, um mit Vergütungsanreizen sichtigt werden. die Niederlassung in ländlichen und strukturschwachen Gebieten attrak- tiver zu machen. 23
8 Die Psyche sei ein „vergessener Aspekt von COVID-19“, sagte die WHO- Direktorin für psychische Gesundheit, Devora Kestel. Haben Sie in Ihrer Partei einen Plan, die psychotherapeutische Versorgung dem stetig zunehmenden B edarf anzupassen und langen Wartezeiten vorzubeugen? Die Corona-Pandemie hat erhebli- Wir werden die ambulante und Die Wartezeiten für eine Psycho- che Auswirkungen auf alle Bereiche integrierte psychotherapeutische therapie sind vielerorts unzu- unseres Lebens. Besonders eklatant Versorgung, inklusive Fachkliniken mutbar. Zwar wird für fast alle sind die Auswirkungen dort, wo sie und Tageskliniken, stärken, damit Regionen eine „Überversorgung“ zu einer Zunahme der psychischen sie niedrigschwellig und ohne lange mit Psychotherapeut*innen fest- Erkrankungen führen. Wir werden Wartezeiten allen zugänglich ist. Zu- gestellt. Doch die dafür ausschlag- uns deshalb intensiv der Bewälti- dem werden wir eine konsequente gebende Messung geht völlig am gung der sozialpsychologischen Vernetzung innerhalb des bestehen- eigentlichen Bedarf vorbei. Durch Folgen der Pandemie widmen und den Hilfesystems verfolgen. Dafür die Corona-Pandemie nehmen setzen uns auch künftig dafür ein, wollen wir auch die Möglichkeit zur seelische Erkrankungen weiter zu, die bereits mit dem Terminservice- Bildung integrierter Versorgungs- somit wird es zu einem nochmals und Versorgungsgesetz eingeleitete zentren nutzen, in denen regional steigenden Bedarf für Psychothera- Reduzierung der Wartezeit auf tätige, multiprofessionelle, mobile, pie kommen. Es ist daher dringend eine psychotherapeutische Be- teilstationär und ambulant arbei- angezeigt, zusätzliche Kassensit- handlung weiter voranzutreiben. tende Teams eingesetzt werden. Wir ze für Psychotherapeut*innen zu Um die Patientinnen und Patienten wollen auch Verbesserungen in der schaffen, insbesondere in länd- genau dort gut zu erreichen, wo praktischen Ausbildung zum psy- lichen Regionen. Die Terminser- der Bedarf hoch ist, setzen wir auf chologischen Psychotherapeuten vicestellen der Kassenärztlichen eine Bedarfsplanung mit flexiblen erreichen. Psychotherapeut*innen Vereinigungen sollten zudem Instrumenten und sachgerechten in Ausbildung sollen einen eigen- verpflichtet werden, gesetzlich Lösungen vor Ort. Dort wo es not- ständigen und einklagbaren Vergü- Versicherten einen Behandlungs- 8/2021 wendig ist, sollte die Zahl der Sitze tungsanspruch erhalten, der deut- platz in einer psychotherapeuti- für niedergelassene Psychothera- lich über den bereits vergüteten schen Privatpraxis zu vermitteln, peutinnen und Psychotherapeuten 40 Prozent ihrer ambulant geleiste- wenn ihre Suche bei zugelassenen erhöht werden. Das gilt insbeson- ten Krankenbehandlungen liegt. Zu- Psychotherapeut*innen innerhalb dere für das psychotherapeutische dem schlagen wir vor, ihren Kosten- von vier Wochen vergeblich war. Behandlungsangebot für Kinder und anteil an den für sie erforderlichen Überall im psychiatrisch-psychothe- Jugendliche. Grundsätzlich lassen Supervisionen zu reduzieren. rapeutischen Versorgungssystem wir uns dabei auch davon leiten, sollten Betroffene stärker einbezo- allen Bürgerinnen und Bürgern ei- gen werden, z. B. über den Einsatz nen digitalen, wohnortnahen und von Genesungsbegleiter*innen. 24 möglichst barrierefreien Weg zum Psychotherapeuten zu ermöglichen.
Entscheidend ist letztlich nicht al- Wir Freie Demokraten sind der An- Aufgrund der COVID-19-Pandemie lein die Zahl der Praxen, sondern sicht, dass die psychischen Folgen hat die Bundesregierung historisch das erlebte Versorgungsangebot. der Pandemie von der Bundesregie- einmalige Eindämmungsmaßnah- Wenn auf dem Papier eine gute Ver- rung zu spät in den Blick genommen men beschlossen, die das soziale sorgungsdichte besteht, die Men- wurden. Wir wollen die Wartezeiten und wirtschaftliche Leben und die schen aber trotzdem lange Wege auf einen Therapieplatz reduzieren, Grundrechte in Deutschland dras- und Wartezeiten in Kauf nehmen den Ausbau von Therapieplätzen tisch einschränken und unser Land müssen, hat die Bedarfsplanung fördern, Prävention und Aufklärung in eine Wirtschaftskrise stürzen. Da- hier ihren Zweck nicht erfüllt. Ins- stärken sowie die Ausbildung der bei sind auch gesundheitliche Kol- besondere bei der Psychotherapie psychologischen Psychotherapeu- lateralschäden nicht ausgeblieben. sind die gültigen Verhältniszahlen tinnen und Psychotherapeuten wei- Wichtig wäre nun, dass bei der Be- weit vom realen Bedarf entfernt. terentwickeln. Die Anzahl der Kas- wältigung dieser auch psychischen DIE LINKE fordert eine erheblich sensitze für Psychotherapeutinnen Schäden nicht auch noch gespart größere Versorgungsdichte bei psy- und Psychotherapeuten wollen wir wird. Diesbezüglich verweisen wir chologischen wie ärztlichen Psycho- deutlich erhöhen. Ebenso wollen wir auf unsere Antwort auf Frage 5. therapiepraxen. Da psychische Ge- mehr Studienplätze für Psychologie sundheit eng mit dem Sozialstatus und Psychotherapie schaffen. Schul- zusammenhängt, sind benachteilig- psychologische Beratungsangebote te Regionen hier ganz besonders in wollen wir ausbauen. den Blick zu nehmen. Die Fraktion der Freien Demokraten 8/2021 im Deutschen Bundestag hat mit dem Antrag „Zeitnahe psychothera- peutische Versorgung während der COVID-19-Pandemie sicherstellen“ (BT-Drs. 19/19416) bereits im Mai 2020 Maßnahmen gefordert, um den Zugang zu erleichtern und War- tezeiten zu verkürzen. 25
Impfen gegen COVID-19: Schlaglichter eines Kraftaktes D ie Impfquoten für Westfalen-Lippe ärzte zuschreiben können. Die Weiterent- können sich sehen lassen: Aktuell wicklung der Kampagne #IhreAbwehrkräfte sind 59 Prozent der Gesamtbevölke- greift diese außergewöhnliche Leistung rung vollständig geimpft, immerhin der Niedergelassenen ebenfalls auf (siehe 76 Prozent der Menschen ab 18 Jahre hatten Seite 28 in dieser Ausgabe). Für die inzwischen ihre erste Impfung (Quelle: RKI, KVWL bedeutete die Impfkampagne vor Stand 10. August). Ein Erfolg, den sich vor allem viele Medienkontakte. Hier einige allem auch die niedergelassenen Vertrags- Impf-Schlaglichter: 114 Pressemitteilungen Im Juni 2021 gab es im Impfzentrum Olpe die erste „Impfdisco“ mit alkoholfreien Getränken und Live-DJ tägliche Berichte 8/2021 in der Lokalpresse Ausgabe von mehr als 2.000.000 26 KVWL-Impfmappen in den Impfzentren Interviews in verschiedenen TV-Formaten
Schauen Sie den Film „Impfen gegen die Pandemie“ unter www.corona-kvwl.de und den Rubriken Praxisinfos, Corona- Schutzimpfung sowie Impfzentren Im Juli 2021 öffnete das laut BVB-Angaben 3.200 „Schönste Impfzentrum der Welt“ im Signal Iduna Park. Presseanfragen Beim Aufbau der Impfzentren gingen in kürzester Zeit rund 25.000 Bewerbungen von qualifiziertenÄrz- ten und Medizinischem Fachpersonal ein.
#IhreAbwehrkräfte: Kampagne von KBV und KVen bringt Plakatmotive auch in die Region Marita S. und Dr. Heinz Ebbinghaus, Facharzt für Allgemeinmedizin in Soest Weil ich den Menschen gerne kenne, der mich pikst. Ihre Haus- und Fachärzte packen mit an, damit wir jetzt schnell vorankommen. #IhreAbwehrkräfte 8/2021 KBV_Aerzteschaft2.0+KVWL_3Motive_594x420_18-1_39L.indd 3 14.07.21 10:19 D er Schlüssel zum erfolgrei- nigung (KBV) und die Kassenärztli- Gelsenkirchen, Bochum, Paderborn, chen Kampf gegen die Coro- chen Vereinigungen Grund genug, Bielefeld oder Soest zu sehen – mit na-Pandemie ist und bleibt dieses große Engagement auch in Ärztinnen und Ärzten aus der Re- das Impfen. Ob zunächst in den Fokus der Öffentlichkeit zu stel- gion, verbunden mit eingängigen 28 den Impfzentren oder später in den len. Dazu wurde die im vergangenen Statements wie „Eine Dosis Vertrau- eigenen Praxen – die niedergelasse- Jahr gestartete Kampagne #IhreAb- en. Eine Dosis Impfstoff. Eine Dosis nen Vertragsärzte in ganz Deutsch- wehrkräfte weiterentwickelt. Auch in Freiheit“ oder „Weil ich den Men- land haben einen entscheidenden Westfalen-Lippe waren in den zu- schen gerne kenne, der mich pikst“. Beitrag dazu geleistet, die Impfquo- rückliegenden Wochen unterschied- Flankiert wurde die Kampagne durch ten gegen COVID-19 zu steigern. Für liche Plakatmotive in verschiedenen Anzeigen in Printpublikationen und die Kassenärztliche Bundesverei- Städten wie Dortmund, Münster, Onlinemedien.
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