APCC Special Report: Strukturen für ein klimafreundliches Leben - Bericht zum Stakeholder-Prozess
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Bericht zum Stakeholder-Prozess APCC Special Report: Strukturen für ein klimafreundliches Leben Wien, September 2022
Impressum © 2022 Universität für Bodenkultur Wien Department für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (WiSo) Institut für Soziale Ökologie (SEC) Schottenfeldgasse 29 1070 Wien Kontakt: Willi Haas willi.haas@boku.ac.at Projektwebsite: https://sr22.ccca.ac.at/stakeholder-workshops
Team (mit jeweiligen Schwerpunkten) Institution Verantwortlichkeiten Mit Unterstützung von Hosts, Co-Hosts, Co-Chairs, Koordinierenden Mitgestaltung, Konzept, Organisation, Ernest Aigner Wirtschaftsuniversität Wien Koordination APCC SR Leitautor*innen und Leitautor*innen Klimafreundliches Leben des APCC SR Klimafreundliches Leben: Organisation, Dokumentation, Alfred Posch, Andreas Novy, Andrea Jany, Astrid Krisch, Char- Paula Bethge Universität für Bodenkultur Wien Auswertung, Bericht lotte Lejeune, Christina Plank, Dominik Klaus, Florian Wuko- witsch, Gabu Heindl, Hans Volmary, Harald Frey, Johanna Hofbauer, Karin Fischer, Karl Steininger, Katharina Gugerell, Projektleitung, Mitgestaltung, Co-Chair Lisa Bohunovsky, Livia Regen, Marianne Penker, Markus Ohn- Christoph Görg Universität für Bodenkultur Wien APCC SR Klimafreundliches Leben dorf, Michael Miess, Michael Ornetzeder, Michaela Neumann, Moritz Blei, Nina Svanda, Sara Movahedian, Stefanie Gerold, Thomas Brudermann, Thomas Neier, Ulrike Schneider, Verena Prozesskoordination, Konzept, Madner Willi Haas Universität für Bodenkultur Wien Organisation, Auswertung, Bericht, Autor*in APCC SR Klimafreundliches Leben Graphic Recording während der Workshops: Karin Hofmann (INKOMMUNIKATION) Konzept, Autor*in APCC SR Klaus Kubeczko Austrian Institute of Technology Klimafreundliches Leben Graphic Design des Berichts: Kristina Tautz Österreichische Forschungsstiftung Zitiervorschlag: Karin Küblböck für Internationale Entwicklung Moderation, Konzept, Organisation Haas, W., Bethge, P., Müller, H.L., Aigner, E., Görg, Ch., Kubec- zko, K., Omann, I., Küblböck, K., Muhar, A. (2022). Bericht zum Stakeholder-Prozess des APCC Special Report: Strukturen für Mitgestaltung, Inputs, Entwicklung von ein klimafreundliches Leben (APCC SR Klimafreundliches Andreas Muhar Universität für Bodenkultur Wien Prozesselementen, Co-Chair APCC SR Leben). Universität für Bodenkultur Wien, Institut für Soziale Klimafreundliches Leben Ökologie. Organisation, Kommunikation, DOI: Hannah Lucia Müller Universität für Bodenkultur Wien Auswertung, Bericht Nachhaltige Lebensqualität – Moderation, Konzept, Organisation, Ines Omann Forschung und Prozessbegleitung Prozesskoordination Stellvertretende Projektleitung, Autor*in Barbara Smetschka Universität für Bodenkultur Wien APCC SR Klimafreundliches Leben Verena Wolf Universität für Bodenkultur Wien Organisation
Vorwort W iderstreitende Vorstellungen über die Bewältigungs- strategien der Klimakrise führen immer wieder zu Kontroversen. Fridays For Future verweist hörbar auf die Defizite klimapolitischen Handelns angesichts der gesetzten Klimaziele. Hinzu kommt eine das Zusammenleben strapazie- rende und polarisierende Pandemie, die aber gleichzeitig den vorstellbaren Spielraum des politisch Machbaren deutlich erwei- tert. Und der aktuelle Angriffskrieg in Europa bringt eine weite- re massive Verunsicherung. Die Frage stellt sich, wie vor diesem Hintergrund und im komplexen Zusammenwirken wirtschaft- licher, politischer, sozialer und kultureller Prozesse ein gutes und
sicheres Leben gewährleistet werden kann. Eines ist klar, mit Weiters befördert dieser einen strukturierten Dialog über ver- diesen multiplen Krisen geraten Gewissheiten ins Wanken und schiedene Muster des Wandels. Um bekannte Argumentations- neue Veränderungsmöglichkeiten und Gestaltungspielräume muster zu verlassen, wurden „Personae” in die Diskussion einge- öffnen sich. Gleichzeitig tendiert Krisenbewältigung zu kurzfris- führt. Damit wurden diese Charaktere in realistischen Lebens- tigen Abhilfen mit wenig Aufmerksamkeit für langfristige Syn- umständen zum gemeinsamen Ausgangspunkt. Zudem wurden ergien, Trade-Offs und Konflikte. Damit gefährdet sie eine von die Teilnehmenden eingeladen, sich auf vom Team entwickelte Sorgfalt getragene Weitsicht, wie sie eine gesellschaftliche Transformationspfade einzulassen, die einen bestimmten Transformation zur Begegnung der Klimakrise erfordert. Zugang zur Erreichung der Klimaziele favorisieren. Das Ziel war Der Stakeholder-Prozess zum APCC-Report „Strukturen für es, mit den Stakeholdern außerhalb eingefahrener Positionen ein klimafreundliches Leben” war gerade in so einer krisenge- und anhand des APCC SR Klimafreundliches Leben die notwen- beutelten Zeit eine unschätzbare Bereicherung. 68 Stakeholder digen Strukturveränderungen herauszuarbeiten und zu bewer- beschäftigten sich in drei Workshops damit, wie die Ziele des ten. Für uns stellte sich die Frage, wie divergierend sich die Paris-Abkommens in Österreich erfüllt werden können. Die Einschätzungen darstellen und wie sehr sich die unterschiedli- beteiligten Akteur*innen aus Politik und Verwaltung, Wirt- chen Stakeholder auf so einen Prozess einlassen würden. schaft, Interessensvertretungen und Zivilgesellschaft wie NGOs Gleich vorweg: Die offene und konstruktive Diskussions- diskutierten vor dem Hintergrund von Anregungen aus dem bereitschaft der Teilnehmenden war beeindruckend. Mit viel Sachstandsbericht zu den Strukturen eines klimafreundlichen Praxiswissen wurden Schlüsselmaßnahmen entwickelt und vor Lebens aus ihren verschiedenen Perspektiven, welche Struktur- dem Hintergrund, was aus der eigenen Perspektive wünschbar veränderungen ein klimafreundliches Leben erfordert, mit ist, bewertet. Prozess und Ergebnisse werden mit diesem welchen Barrieren so eine Umgestaltung rechnen muss und wie Bericht zusammengefasst und sie ergänzen den Austrian diese überwunden werden könnten. Special Report: Strukturen für ein klimafreundliches Leben Konkret diskutierten die Teilnehmende das an verschiede- (APCC SR Klimafreundliches Leben), einem Assessment der nen Handlungsfeldern wie Wohnen, Ernährung, Mobilität, wissenschaftlichen Literatur, um höchst relevante Perspektiven Erwerbsarbeit, Sorgearbeit sowie Freizeit und Urlaub. Um zu aus Sicht von Praxisakteur*innen. Auch wenn Struktur und vermeiden, dass bekannte Positionen einfach wiederholt wer- Sprache sehr unterschiedlich sind, die im Stakeholder-Prozess den, wurden verschiedene Methodenzugänge eingesetzt. So dominanten Transformationsvorstellungen können als wesent- orientierte sich das Projektteam am Three-Horizons Ansatz, der liche Ergänzung und Unterstützung für das Portfolio der beispielsweise Gruppen dabei unterstützt mit Ungewissheit Gestaltungsoptionen des APCC SR Klimafreundliches Leben umzugehen um gleichzeitig Handlungsfähigkeit zu erzeugen. interpretiert werden.
Inhalt 1 Der Stakeholder-Prozess 7 4 Co-Evaluation 54 1.1 Hintergrund und Kontext 7 4.1 Ziele und Eckdaten 54 1.2 Ziele und Ablauf 4.2 Methodische Überlegungen 55 des Stakeholder-Prozesses 11 4.3 Ablauf und Ergebnisse 60 1.3 Gestaltungsüberlegungen 14 Session 1: Transformationspfade für Personae 60 Session 2: 2 Co-Design 18 Schlüsselmaßnahmen, Barrieren und Überwindungsmöglichkeiten 68 2.1 Ziele und Eckdaten 18 2.2 Methodische Überlegungen 19 2.3 2.4 Ablauf Ergebnisse 19 20 5 Reflexion 79 5.1 Inhaltliche Reflexion 79 5.2 Reflexionen zum Prozess 83 3 Co-Production 22 3.1 Ziele und Eckdaten 22 Danksagung / Acknowledgement 86 3.2 Methodische Überlegungen 25 Literatur 87 3.3 Ablauf und Ergebnisse 26 Anhang / Liste der Teilnehmenden 88 Session 1: „Was läuft schief?“ 26 Session 2: Visionen 29 Session 3: Lösungsansätze 46
1 Der Stakeholder-Prozess zum APCC Special Report: Strukturen für klimafreundliches Leben Ein Überblick 1.1 Hintergrund und Kontext S eit 1988 bewertet das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) regelmäßig wissenschaftliche Erkenntnisse zur Klimakrise, um nationalen wie interna- tionalen Stakeholdern den Stand des Wissens in einer hand- lungsrelevanten Form aufzubereiten und zur Unterstützung von Entscheidungsprozessen bereitzustellen. In Anlehnung an das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) wurde in Österreich im Climate Change Center Austria (CCCA) 2014 das „Austrian Panel on Climate Change“ (APCC) eingerichtet. Nach am IPCC angelehnten Prozess- und Qualitätsstandards bewerten Wissenschaftler*innen der öster- 7
reichischen Klimaforschungsgemeinschaft in regelmäßigen und dauerhaft möglich und selbstverständlich zu machen. In den Abständen den Stand der wissenschaftlichen Forschung zu den letzten beiden Jahren sind knapp 80 Autor*innen dieser Frage in aktuellen und künftigen Folgen des Klimawandels in Österreich sechs Handlungsfeldern (von Mobilität bis Erwerbsarbeit) und sowie der Maßnahmen zu Klimaschutz und Anpassung. zwölf Strukturbedingungen (von Recht bis Medien) nachgegan- APCC-Berichte erscheinen zur Bewertung des Klimawan- gen und haben eine Bewertung der Literatur vorgenommen. Der dels insgesamt sowie zu thematisch abgegrenzten Fragestellun- Bericht wurde in einem dreistufigen Prozess entwickelt, bei der in gen, um die Öffentlichkeit zu informieren und Entscheidungs- jedem Schritt die interessierte Öffentlichkeit und Expert*innen träger*innen eine fundierte Entscheidungsgrundlage zu bieten. die jeweilige Version kommentierten. Die Kommentare mussten Seit dem ersten umfangreichen Sachstandsbericht Klimawandel von den Autor*innen beantwortet werden und mit Hinblick auf 2014 wurden erweiternde Special Reports zu den Themen die Literatur aufgenommen oder nicht aufgenommen werden. „Gesundheit, Demographie und Klimawandel“ (2018), „Touris- Gesamt wurde der Bericht ca. 4.000 Mal von rund 200 Personen mus und Klimawandel“ (2020), „Strukturen für ein klimafreund- kommentiert. Mit einer systematischen Darstellung des Verände- liches Leben” (2022) und „Landnutzung, Landmanagement und rungsbedarfs und den in der Literatur diskutierten Gestaltungs- Klimawandel“ (geplante Veröffentlichung 2022) erstellt. Ein optionen trägt der Bericht zu klimapolitischen Debatten zur zweiter umfassender Österreichischer Sachstandsbericht Klima- Transformation von Lebensbedingungen bei. wandel soll im Jahr 2025 veröffentlicht werden. Begleitend zur Erstellung des Special Report: Strukturen Der Weltklimarat der Vereinten Nationen (IPCC) kam 2018 für ein klimafreundliches Leben (APCC SR Klimafreundliches in seinem Sonderbericht „1,5 °C globale Erwärmung“ zum Leben), der von 2020-2022 erarbeitet wurde, wurde erstmals Schluss, dass „nie dagewesene, rapide Veränderungen aller ein Stakeholder-Prozess organisiert. Der vorliegende Abschluss- gesellschaftlicher Bereiche“ erforderlich sind, um die Ziele des bericht fasst die Ergebnisse dieses Prozesses zusammen. Weil Pariser Klimaabkommens zu erreichen und einen Klimawandel diese Fragestellung notwendige gesellschaftliche Bewertungen mit weltweit katastrophalen Auswirkungen zu vermeiden berührt, die über wissenschaftliche Fragestellungen im engeren (IPCC, 2018). Vor diesem Hintergrund hat das Austrian Panel for Sinn hinausgehen, wurde die Erstellung des wissenschaftlichen Climate Change (ACRP, 2019) beschlossen, einen Sachstandsbe- Sachstandsberichts durch einen Stakeholder-Prozess begleitet. richt über Strukturen für ein klimafreundliches Leben in Öster- In diesem haben Praxispartner einerseits ihr Wissen um struk- reich zu beauftragen. turelle Veränderungsoptionen und Barrieren eingebracht. Ande- Im Fokus stand hierbei die Frage, welche Strukturen in Öster- rerseits haben sie im Diskussionsprozess auch unter Berücksich- reich nach dem aktuellen Stand der Forschung verändert und wie tigung unterschiedlicher Interessen eine Bewertung der Verän- sie gestaltet werden müssen, um klimafreundliches Leben rasch derungsmöglichkeiten vorgenommen. 8
APCC SR Klimafreundliches Leben Zur Orientierung wird hier ein Auszug aus der finalen Version der Zusammenfassung für Entscheidungstragende des APCC SR Klimafreundliches Leben wiedergegeben. Da dieser parallel mit dem Stakeholder-Prozess entwickelt wurde, konnten im Stake- holder-Prozess nur Entwürfe von Berichtsauszügen verwendet werden. Zudem finden sich in diesem Bericht Boxen mit jeweils weiteren relevanten Aussagen der finalen Zusammenfassung für Entscheidungstragende (gekennzeichnet als ‚APCC SR Klima- freundliches Leben, aus der Zusammenfassung für Entscheidungstragende‘). Unter Literatur (Seite 86) findet sich das genaue Zitat als auch die Online-Verfügbarkeit. Derzeit ist es schwierig, in Österreich öffentlicher Mobilitätsinfrastrukturen (hohe Übereinstimmung, klimafreundlich zu leben. starke Literaturbasis) {Kap 2, 4, 6, 7, 8, 14, 16, 17, 18, 19, 22}, eine auf Klimafreundlichkeit ausgerichtete und koordinierte Raum-, In den meisten Lebensbereichen, von Arbeit über Mobilität Stadt- und Siedlungsplanung (hohe Übereinstimmung, starke und Wohnen bis hin zu Ernährung und Freizeitgestaltung, för- Literaturbasis) {Kap 4, 6, 17, 19, 22} oder eine rechtsverbindliche dern bestehende Strukturen klimaschädigendes Verhalten und ökologische Sorgfaltspflicht in einem EU-Lieferkettengesetz erschweren klimafreundliches Leben(hohe Übereinstimmung, (hohe Übereinstimmung, mittlere Literaturbasis) {Kap 15}. starke Literaturbasis). {Kap 3-9} Die bewertete Literatur zeigt in ihrer Gesamtheit, dass In der Literatur finden sich zahlreiche Vorschläge für wirk- Strukturen klimafreundliches Verhalten erleichtern, erschweren same Maßnahmen, wie zum Beispiel: eine stetig, substanziell oder verhindern. Strukturen beeinflussen, (1) wie klimaschädi- und langfristig steigende Bepreisung klimaschädigender Emis- gend sich Einzelne verhalten, (2) in welcher Weise Einzelne von sionen (hohe Übereinstimmung, starke Literaturbasis) {Kap 16, Klimaschutzmaßnahmen betroffen sind und (3) inwiefern Ak- 2, 3, 5, 6, 7, 9, 11, 13, 14, 15, 17, 18}, ein verbindliches Klimaschutz- teur_innen die Möglichkeit haben, diese Strukturen zu gestalten. gesetz mit effektiven Sanktionsmechanismen (hohe Überein- Es kann unter anderem zwischen immateriellen (z. B. Rechts- stimmung, starke Literaturbasis) {Kap 11, 12, 14}, die Bereitstel- normen, Planungsvorschriften) und materiellen Strukturen (z. B. lung attraktiver, leistungsfähiger und klimafreundlicher Leitungen für Wasser- und Energieinfrastruktur) unterschieden 9
werden. Diese Strukturen sind miteinander verwoben: So um- Die im Bericht bewertete Literatur zeigt, dass die österrei- fasst das Mobilitätssystem immaterielle Strukturen wie die chischen Klimaziele für 2030 und 2040 nur dann erreich- Straßenverkehrsordnung und materielle Strukturen wie das bar sind, wenn entschlossen, koordiniert, zielorientiert und Straßen- und Schienennetz. kontinuierlich Strukturen für ein klimafreundliches Leben aufgebaut und gestaltet werden (hohe Übereinstimmung, Die Bewertung des Forschungsstands zeigt in ihrer Ge- starke Literaturbasis). samtheit: Wenn klimafreundliches Leben dauerhaft mög- lich und rasch selbstverständlich sein soll, erfordert diese Die Transformation von Strukturen für ein klimafreundliches eine grundlegende und weitreichende Transformation, die Leben erfordert das Mitwirken aller gesellschaftlichen den Rückbau klimaschädigender und den Aufbau klima- Kräfte. Zielorientiert und koordiniert können Rahmenbedin- freundlicher Strukturen umfasst. gungen und Verhältnisse ungeachtet verschiedener Positio- nen gemeinsam klimafreundlicher gestaltet werden: durch In der Literatur finden sich zahlreiche Vorschläge für wirk- Unternehmer_innen, in Vereinen, Sozial-, Umwelt- und same Maßnahmen, wie zum Beispiel: eine stetig, substanziell Klimabewegungen, am Arbeitsplatz, in Kammern und und langfristig steigende Bepreisung klimaschädigender Emis- Interessenvertretungen als Teil der Sozialpartnerschaft. sionen (hohe Übereinstimmung, starke Literaturbasis) {Kap 16, Ohne kritische wissenschaftliche Analyse, ohne zivilgesell- 2, 3, 5, 6, 7, 9, 11, 13, 14, 15, 17, 18}, ein verbindliches Klimaschutz- schaftliche Mobilisierung einer aktiven Klimabewegung, gesetz mit effektiven Sanktionsmechanismen (hohe Überein- ohne Unternehmen, die sich für klimafreundliches Leben stimmung, starke Literaturbasis) {Kap 11, 12, 14}, die Bereitstel- einsetzen, und ohne an Allgemeinwohl und klimafreundli- lung attraktiver, leistungsfähiger und klimafreundlicher chem Leben orientierte Interessenvertretungen sind die öffentlicher Mobilitätsinfrastrukturen (hohe Übereinstimmung, notwendigen Transformationen kaum umsetzbar. starke Literaturbasis) {Kap 2, 4, 6, 7, 8, 14, 16, 17, 18, 19, 22}, eine auf Klimafreundlichkeit ausgerichtete und koordinierte Raum-, Besondere Kompetenzen, Ressourcen und Entscheidungs- Stadt- und Siedlungsplanung (hohe Übereinstimmung, starke verantwortung für die Gestaltung klimafreundlichen Literaturbasis) {Kap 4, 6, 17, 19, 22} oder eine rechtsverbindliche Lebens liegen bei öffentlichen Entscheidungsträger_innen, ökologische Sorgfaltspflicht in einem EU-Lieferkettengesetz in Gesetzgebung und Regierung. (hohe Übereinstimmung, mittlere Literaturbasis) {Kap 15}. Nur wenn die aufgezeigten Gestaltungsmöglichkeiten umgesetzt werden, kann klimafreundliches Leben in Öster- reich möglich, attraktiv und selbstverständlich werden. 10
1.2 Ziele und Ablauf nen des Sachstandsberichts umsetzbare und wünschenswerte des Stakeholder-Prozesses Visionen eines klimafreundlichen Lebens. Diese Visionen wur- den im dritten Workshop auf ihre Umsetzbarkeit geprüft, um D as Ziel des Stakeholder-Prozesses war es, ergänzend zum daran anknüpfend Barrieren der Umsetzung und Ansatzpunkte Sachstandsbericht sowohl die Wünschbarkeit (bzw. die zu deren Überwindung zu identifizieren und kreative Lösungen gesellschaftliche Bewertung) als auch die Umsetzbarkeit zu entwickeln, wie eine klimafreundliche Gesellschaft erreich- wissenschaftlicher Empfehlungen zu Strukturveränderungen bar wird (Co-Evaluation Workshop). Während der Workshops für ein klimafreundliches Leben herauszuarbeiten. Dabei sollte sollten sich Übereinstimmungen bzw. Differenzen in der Wahr- in einer breiten Beteiligung sowohl das Praxiswissen als auch nehmung der Klimakrise und der im Special Report entwickel- die Werte und Interessen unterschiedlicher sozialer Gruppen ten Transformationspfade zur Überwindung dieser, über Stake- mit Blick auf die erforderliche Transformation erfasst werden. holdergruppen hinweg, herauskristallisieren. Daher waren Akteur*innen aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Im Weiteren sollten die Stakeholder Barrieren der Transfor- Interessensvertretungen und Zivilgesellschaft eingeladen, mation aus ihrer Sicht aufzeigen und gemeinsam mögliche Empfehlungen zu Strukturveränderungen vor dem Hintergrund Überwindungsmöglichkeiten erarbeiten und diskutieren. In der wissenschaftlichen Gestaltungsoptionen zu erarbeiten, zu einem transparenten Verfahren wurden so verschiedene For- bewerten, Stolpersteine und Barrieren klar zu benennen sowie men von (wissenschaftlicher und praxisbasierter) Expertise in Überwindungsmöglichkeiten aufzuzeigen. einen iterativen Austauschprozess gebracht, in dem zum Einen Das Team aus Forscher*innen und Prozessbegleiter*innen das wissenschaftliche Wissen vor dem Hintergrund praktischer wurde bei der Umsetzung des Prozesses von einem Stakeholder- Umsetzungsprobleme auf seine Machbarkeit, Verständlichkeit Board mit hochrangigen Vertreter*innen aus Politik, Wirtschaft und Vollständigkeit überprüft und ergänzt wurde, und zum und Zivilgesellschaft beratend unterstützt. Bei der Einladung Anderen gemeinsam alternative Transformationspfade für den wurde darauf geachtet, das Stakeholder-Sprektrum zu spiegeln. Übergang zu einer klimafreundlichen Gesellschaft in Österreich Der Prozess umfasste drei Workshops (siehe Abbildung 1) bewertet, diskutiert und weiterentwickelt wurden. mit unterschiedlichen Zielen: Im ersten Workshop (Co-Design Workshop) berieten Personen aus Zivilgesellschaft, Interessens- Die gemeinsame Visionsentwicklung sowie die Bearbei- vertretungen, Wirtschaft, Politik und Verwaltung die Autor*in- tung der Transformationspfade im Austausch von Wissen- nen, welche politikrelevanten Inhalte der Sachstandsbericht schaftler*innen und Praxispartner*innen sind das zentrale behandeln sollte. Beim zweiten Workshop (Co-Production Ergebnis dieses erweiterten Beteiligungsverfahrens und Workshop) entwickelten Stakeholder gemeinsam mit Autor*in- werden mit dem vorliegenden Abschlussbericht vorgestellt. 11
Zeitlich wurden die Stakeholder-Workshops so geplant, dass basierte Assessment des Berichts durch den Stakeholder-Prozess sie den Prozess der Berichterstellung bestmöglich begleiten um wertvolle, aktuellere Erfahrungswerte ergänzt werden – gera- konnten (siehe Abbildung 1). So wurde der erste Workshop de in Zeiten von Krisen und vielen Veränderungen erscheint dies (Co-Design) zum Ende der „Zero-Order-Draft“-Phase platziert bedeutsam. Dabei ist es wichtig zu betonen, dass es sich um einen (am 8. Jänner 2021), der zweite Workshop (Co-Production) zum Lern-Prozess für alle Beteiligten handelt, ob aus Wissenschaft Ende der „2nd-Order-Draft“-Phase (am 18. und 19. November oder Praxis. Erst ein Austausch auf Augenhöhe, der Wissens-Hier- 2021) und der dritte Workshop (Co-Evaluation) in der finalen archien so weit wie möglich abbaut, kann eine hohe Qualität der Phase des Berichts (am 6. April 2022). Die insgesamt drei Treffen generierten Einsichten versprechen. Der Zweck dieses Berichtes ist im Stakeholder-Board fanden jeweils während der Vorbereitung es, eben dieses Wissen der Stakeholder darzustellen, da im Sach- zu den Workshops statt (Oktober 2020, August 2021, März 2022). standsbericht nur von den Autor*innen gesichtete wissenschaftli- Bei den drei Workshops wurde der direkte Austausch zwi- che Beiträge wiederzufinden sind. schen Autor*innen des Sachstandsberichts und Stakeholdern ermöglicht. So konnten die Stakeholder Erfahrungswissen und Wünsche einbringen und gleichzeitig Feedback zur Umsetzbarkeit 1.3 Gestaltungsüberlegungen der im Bericht gezeichneten möglichen Transformationspfade W (beim Co-Evaluation-WS) geben. Es wurde eine aktive und breite ährend bislang bei APCC Sachstandsberichten das Einbindung von Stakeholdern angestrebt, um ein möglichst Praxiswissen von Stakeholdern bei der Planung des diverses Spektrum an Meinungen und Positionen einzubeziehen. Prozesses wie bei der Ausarbeitung und dem Re- Das Aufgreifen des Erfahrungswissens der Stakeholder ist view-Prozess der verschiedenen Kapitel und Entwürfe syste- wichtig, da Transformationsprozesse oft stark den Alltag der matisch eingebunden war, wurde der Stakeholder-Prozess bei Menschen verändern und diese Alltags-Erfahrungen, aber auch die diesem Bericht fundierter entwickelt und aufwändiger umge- Expertise aus den praktischen Arbeitsfeldern der Umsetzung in setzt. Dies wurde durch eine zusätzliche Finanzierung des dieser Form nicht in wissenschaftlicher Literatur festgehalten sind. Klima- und Energiefonds ermöglicht. Für einen stärker sozial- Selbst wenn die gesellschaftliche Praxis in der wissenschaftlichen wissenschaftlich ausgerichteten Sachstandsbericht mit breiter Literatur untersucht bzw. verarbeitet wird, geschieht dies mit Themenstellung war eine breitere Beteiligung mit sorgfältiger einem erheblichen Zeitverzug von zumindest zwei bis drei Jahren. Planung auch naheliegend. Dies ist den zeitaufwändigen Forschungs- und Veröffentlichungs- Der Sachstandsbericht umfasst praktisch alle gesellschaft- prozessen, die zur Qualitätssicherung ein Peer-Review Verfahren lichen Handlungsfelder, wobei Wechselwirkungen wie etwa vorsehen, geschuldet. Somit kann das wissenschaftliche, literatur- zwischen Erwerbs- und Sorgearbeit, Wohnen und Verkehr zu 12
SeCond-order firSt-order zero-order · Autor_innen- · Internes Review freigabe · Autor_innen- workshop · Autor_innenwork- Stakeholder draft draft draft draft · workshop Internationales shop zur Summary final · Scoping Treffen Kommentierung · · Expert_innen Review for Policy makers · Erste Konzeption · Rückmeldung Review · Stakeholder · Review Editing · Autor_innenteams im Rahmen des · Stakeholder Kommentierung und Treffen Co-Design Kommentierung · Kommentierung in Kleinteams Workshops durch CoChairs Stakeholder- Co- Co- Co- prozeSS deSign produCtion evaluation · Sind alle relevanten · Was läuft schief bei den · Wie können die Transforma- Themen in der The- Strukturbedingungen für ein tionspfade den Personae zu mensammlung des klimafreundliches Leben? einem klimafreundlichen Sachstandsberichts Leben verhelfen? enthalten und welche · Was sind die Visionen für die Schwerpunkte wer- vorgestellten Personae in · Welche Barrieren behindern den empfohlen? ihren konkreten Alltagssitua- Umsetzung und welche tionen? Überwindungsmöglichkeiten · Welche Rückmeldun- bieten sich bei den unter- gen gibt es zum · Welche Strukturveränderun- schiedlichen Transforma- Konzept der Stake- gen sind nötig, um diese tionspfaden bzw. deren holder-Beteiligung Visionen zu ermöglichen? Mischpfaden? Abbildung 1: Zeitliche Verortung der Stakeholder-Workshops mit ihren jeweiligen Fragestellungen entlang der Erstellung des Berichts 13
berücksichtigen waren. Die damit angesprochene komplexe Der Stakeholder-Prozess wurde in dem in der transdiszipli- Themenstellung schließt eine Vielzahl von gesellschaftlichen nären Forschung gut etablierten Dreischritt in der Zusammen- Normen und Werten ein, die von unterschiedlichen sozialen arbeit von Wissenschaft und Praxis in drei Phasen angelegt: Gruppen unterschiedlich bewertet werden. Wie eine gesell- Co-Design, Co-Production und Co-Evaluation (Jahn et al. 2019). schaftlich wünschenswerte Transformation zu einer klima- Der Co-Production Workshop nahm im gesamten Prozess den freundlichen Gesellschaft in Österreich konkret aussehen kann, größten Platz ein und stellt einen Workshop zur gemeinsamen kann daher nicht von der Wissenschaft alleine beantwortet Wissensproduktion von Wissenschaftler*innen und Nicht-Wis- werden, diese kann nur mögliche Optionen mit Hinblick auf senschaftler*innen im Sinne der „Co-Production of knowledge“ den aktuellen Stand der Forschung bewerten. Die konkrete dar (Miller & Wyborn, 2020). Umsetzung erfordert einen Dialog in und mit gesellschaftlichen Um die Perspektiven der Teilnehmenden zu erweitern, Akteur*innen. Diese können von den Inhalten des Berichts führte das Team beim Co-Production Workshop als spezielles lernen und das daraus entstandene Wissen in ihrer Praxis Element die Persona-Methode ein (Pruitt & Adlin, 2010). Der anwenden. Diesem Ziel diente der breite Beteiligungsprozess. gemeinsame Wissensproduktionsprozess beschäftigte sich Zu Beginn wurde eine Stakeholder-Analyse durchgeführt, dabei mit den Personae, die im Workshop vorgegeben wurden. um relevante Stakeholder zu identifizieren. Diese basierte Die Personae waren in diesem Fall fiktive in Österreich lebende sowohl auf der Expertise des Teams, des Stakeholder-Boards Personen in bestimmten familiären Verhältnissen und Wohnsi- und der koordinierenden Autor*innen des Sachstandsberichts, tuationen, die Alltagstätigkeiten nachgehen und für die ein als auch auf gezielter Online-Recherche. Zudem wurde im Sinne klimafreundliches Leben mit konkreten Herausforderungen (wie des ‚Schneeballverfahrens‘ auf Empfehlungen von bereits für uns alle) verbunden ist. kontaktierten Stakeholdern zurückgegriffen. Bei der Suche Die Teilnehmenden erarbeiteten in gemischten Gruppen wurde ein ausgewogenes Verhältnis der Akteursfelder, sowie Visionen eines klimafreundlichen Lebens der jeweiligen Perso- Diversität in Handlungsfeldern und vertretenen Institutionen nae, in die der Stand der Forschung, die Erfahrung der Teilneh- angestrebt. Insgesamt wurden so 318 Stakeholder ermittelt, mer*innen und deren Wünsche und Werte einflossen. Insofern von denen 161 zum Co-Production Workshop und 63 zum Co- entsteht in der Phase der Co-Production neues Wissen, ohne Evaluation Workshop eingeladen wurden. Das Stakeholder- dass wissenschaftliche Forschung im engeren Sinne betrieben Board wurde vom Team vorgeschlagen und vom Bundesminis- wird (Montuori et al., 2019). Das Wissen, welches hier in der terium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation Interaktion von Wissenschaft und Praxis entsteht, reflektiert und Technologie (BMK) ergänzt. die besonderen gesellschaftlichen Bedingungen in Österreich und kann damit die Chancen einer Umsetzung der entwickelten 14
Anzahl teilnehmen- Anzahl teilnehmen- Akteursfeldanalyse Akteursfeldanalyse der Stakeholder der Stakeholder Kommentar Kommentar Geld- und Politik 2 nur Co-Evaluation Workshop 2 je 1 pro Workshop Finanzwesen Arbeiterkammer 4 nicht Co-Design Workshop bei allen Workshops Industrie 3 Gewerkschaften 4 nur Co-Design Workshop mind. 1 vertreten nicht Städte und Initiativen 2 3 nicht Co-Evaluation Workshop Co-Evaluation Workshop Regionen Religions- Unternehmen 1 nur Co-Production Workshop 1 nur Co-Evaluation Workshop gemeinschaften bei allen Workshops Verwaltung 15 KMU 1 mind. 5 vertreten Überschneidung Wissenschaft Landwirtschaft 2 bei Co-Evaluation Workshop mit Verwaltung (angewandt) und 8 nur 1 Beratung Medien 3 nur Co-Design Workshop Teilnehmende 68 28 weiblich, 40 männlich NGO-Soziales 5 nicht Co-Evaluation Workshop bei allen Workshops NGO-Umwelt 9 mind. 3 vertreten Tabelle 1: Akteursfeldanalyse und Öffentliche bei allen Workshops teilnehmende Stakeholder 4 Wirtschaft mind. 1 vertreten 15
Graphic Recording während des Co-Evaluation Workshops Visionen steigern. Zudem verlangt dieser auf konkrete Personae Übergang vom aktuellen Systemzustand hin zu einer klima- fokussierte Zugang den Teilnehmenden einen Perspektiven- freundlichen Gesellschaft, die einem jeweils speziellen Zugang wechsel ab. Dieser regt dazu an, eingefahrene Argumentations- folgen. Kapitel 23 im Sachstandbericht hat aus der Literatur muster bei gleichzeitigem Rückgriff auf Erfahrungswissen und häufig referierte Transformationspfade wie folgt zusammenge- wissenschaftliches Wissen zu verlassen. Wichtig war hier der stellt: Pfad 1 ‚Leitplanken für eine klimafreundliche Marktwirt- anschließende erste Reflexionsschritt, nämlich welche Struktur- schaft‘; Pfad 2 ‚Klimaschutz durch koordinierte Technologieent- veränderungen notwendig sind, damit die erarbeiteten Visio- wicklung‘; Pfad 3 ‚Klimaschutz als staatliche Vorsorge‘; Pfad 4 nen gut gelebt werden können. ‚Klimafreundliche Lebensqualität durch soziale Innovation‘. Diese Im Co-Evaluation Workshop haben wir diesen Zugang der Zugänge regen an, an jeweils andere Optionen zu denken. In der Personae, also des Perspektivenwechsels, nochmals genutzt und Praxis, das war schon im vorbereitenden Treffen des Stakehol- mit dem speziellen Element der Transformationspfade ver- der-Boards klar, erfordert die Dringlichkeit eine Kombination die- knüpft. Transformationspfade sind Optionenbündel für den ser Optionenbündel in allen Bereichen, in denen diese sich nicht 16
einander gegenseitig ausschließen. So haben die Gruppen auch Co-Design Workshop in einem zweiten Schritt die Transformationspfade nach ihren · Sind alle relevanten Themen in der nach Kapiteln Vorstellungen kombiniert, um dann Schlüsselmaßnahmen zu ent- strukturierten Themensammlung des Sachstandsbe- wickeln, für welche dann Umsetzungsbarrieren identifiziert richts (Zero-Order-Draft) enthalten und welche wurden. Für die identifizierten Barrieren wurden wiederum im Schwerpunkte werden empfohlen? letzten Schritt Überwindungsmöglichkeiten erarbeitet. · Welche Rückmeldungen gibt es zum Konzept der Die Gruppen in den einzelnen Sessions des Co-Production Stakeholder-Beteiligung? und Co-Evaluation Workshops wurden gezielt zusammengesetzt. So wurden prinzipiell in den ersten Sessions die Gruppen bzgl. Co-Production Workshop Hintergrund und Akteursfeld durchmischt, um die Diskussionen · Was läuft schief bei den Strukturbedingungen für ein zu öffnen und multi-perspektivische Sichtweisen im Diskurs zu klimafreundliches Leben? (Session 1) etablieren. In späteren Sessions wurden tendenziell homogenere · Was sind die Visionen für die vorgestellten Personae Gruppen gebildet, um in der weiteren Bearbeitung Interessen der in ihren konkreten Alltagssituationen? (Session 2) Akteur*innen vor allem dort besser sichtbar zu machen, wo es · Welche Strukturveränderungen sind nötig, um diese um das Erkennen von Barrieren und Überwindungsmöglichkeiten Visionen zu ermöglichen? (Session 3) geht. Detailliertere Planungsüberlegungen werden im Bericht beim Co-Production und Co-Evaluation Workshop vorgestellt. Co-Evaluation Workshop Co-Production und Co-Evaluation Workshop wurden durch · Wie können die Transformationspfade den Personae zu Graphic Recording visualisiert. Die Zeichnungen waren für den einem klimafreundlichen Leben verhelfen? (Session 1) Gruppenprozess wichtig und fungierten auch als Anker für die · Wie können die unterschiedlichen Transformationspfade jeweils nächsten Schritte. So erleichterte es das Graphic Recor- zu Mischpfaden weiterentwickelt werden? (Session 2) ding auch Prozess und Ergebnisse des Co-Production Workshops · Welche Barrieren zur Umsetzung von Schlüsselmaß- in Bild und Wort in den Co-Evaluation Workshop „mitzunehmen”. nahmen existieren bei unterschiedlichen Transforma- tionspfaden und wie können diese überwunden Zusammenfassend wurden in den Workshops folgende werden? (Session 2) Fragen bearbeitet (siehe Abbildung 1), die vom Graphic Recording unterstützt und dokumentiert wurden: Im Folgenden werden die drei Workshops mit ihren Zielen, den vorbereitenden methodischen Überlegungen, dem Prozess und den Ergebnissen vorgestellt. 17
2 Co-Design 2.1 Ziele und Eckdaten D er dreistündige Co-Design Workshop fand am 8. Januar 2021 pandemiebedingt online statt. Er verfolgte den Zweck, Feedback zum „Zero-Order-Draft“ des APCC Special Report: Strukturen für ein klimafreundliches Leben und zum Konzept des ihn begleitenden Stakeholder-Prozesses von ausgewählten Stakeholdern einzuholen. So diente er dann dazu, sicherzustellen, dass die Planung des Special Reports wie auch der geplante Stakeholder-Prozess die Erfahrungen und Erwartungen der Stakeholder berücksichtigt. Damit verbunden ist auch der Aufbau einer vertrauensvollen Bezie- hung mit den Stakeholdern und durch die Beteiligung eine 18
gemeinsame „Ownership“ (Görg et al. 2014) am Stakeholder- Prozess. In diesem den Stakeholder-Prozess initiierenden Workshop wurden sowohl die Struktur bzw. das Berichtsde- sign des Sachstandsberichts als auch die dabei verfolgten wissenschaftlichen Annahmen im etablierten Stakeholder- Board reflektiert, diskutiert und ergänzt. Zudem wurde das vorgestellte Konzept des geplanten Stakeholder-Prozesses evaluiert. Insgesamt nahmen 35 Stakeholder (u.a. aus den Bereichen Verwaltung, Unternehmen, Sozialpartner, ökologi- sche und soziale NGOs, Forschungsinstitute/Think Tanks und der ÖNB) an diesem Workshop teil. Einleitungsfolie beim online Co-Design Workshop am 8. Jänner 2021 2.2 Methodische Überlegungen 2.3 Ablauf D N ieser erste Workshop wurde sehr pragmatisch angelegt. ach einer Einführung in den Stakeholder-Prozess und den Es ging um das möglichst umfassendes Einholen von „Zero-Order-Draft“, also das kommentierte Inhaltsver- Rückmeldungen. Die Teilnehmenden sollten viel Platz für zeichnis des Berichts (ca. 20-seitige strukturierte Samm- Rückmeldungen bekommen und Wissenschaftler*innen sollten lung von Berichtsthemen), haben die Teilnehmenden in Gruppen gut zuhören bzw. Verständnisfragen bezüglich der Rückmeldun- zu ca. 6 Personen zuerst zu den Kapiteln der Handlungsfelder und gen stellen können. Es war als Einstimmung auf die Gruppe der danach zu jenen der Strukturbedingungen diskutiert. Sie konnten Stakeholder im Zusammenhang mit dem Thema Strukturen für dabei jeweils zwei bis drei Handlungsfelder und Strukturbedin- klimafreundliches Leben gedacht. Der Workshop sollte uns gungen wählen. Dies diente insbesondere dazu, fehlende Themen dabei unterstützen, explorative Fragen besser einschätzen zu aufzunehmen und Schwerpunkte zu setzen. Die Rückmeldungen können: Wie wird das Thema behandelt? Welche möglichen wurden den Co-Chairs und koordinierenden Leitautor*innen Konflikte zwischen Wissenschaft und Stakeholder-Perspektiven (CLAs) vorgelegt, die wiederum den Teilnehmenden rückmelde- sind angelegt? ten, ob und wie sie die Anregungen aufgenommen haben. 19
2.4 Ergebnisse behandeln. Die Rückmeldung war eine starke Unterstützung für diesen Fokus. Machtfragen wurden zudem im APCC SR N eben Rückmeldungen zu einzelnen Kapiteln, deren Klimafreundliches Leben transversal und somit in vielen der Zusammenfassung den Rahmen dieses Berichts sprengen Kapitel analysiert. Weniger Fokus im Bericht liegt auf der Frage würden, gab es auch allgemeines Feedback zum von Werten, da hierfür ebenfalls keine Autor*innen gefunden Zero-Order-Draft: werden konnten. Angesprochen wird das Thema des Werte- wandels jedoch in Kapitel 7: Erwerbsarbeit, Kapitel 12: Gover- Rückmeldung: Themenfelder, wie (1) räumliche Strukturen, nance und politische Bildung, und Kapitel 20: Diskurse und Raumordnung und Stadt-Land Unterschiede, (2) unternehmeri- Medien. sches Denken und Industrie, (3) soziale Strukturen und wie man alle Akteur*innen in der notwendigen Transformation mitneh- Rückmeldung: Stakeholder wiesen darauf hin, dass nicht nur men kann, wurden als fehlend identifiziert. ein Szenario bzw. ein Narrativ verfolgt wird, sondern dass Konsequenz: Zu diesen wurden eigene Kapitel eingeführt. Zu (1) verschiedene, sich auch kontrastierende Szenarien entwickelt Kapitel 17: Soziale und räumliche Ungleichheit und Kapitel 19: werden sollten. Dabei sei es auch wichtig, auf die verschiede- Raumplanung; zu (2) Kapitel 14: Die Versorgung mit Gütern und nen Zeithorizonte und Pfadabhängigkeiten zu achten. Dienstleistungen, und Kapitel 15: Globalisierung – globale Konsequenz: Der Special Report verfolgte von Beginn an eine Warenketten und Arbeitsteilung; und zu (3) Kapitel 17 und multi-perspektivische Sichtweise (siehe Kapitel 1: Einleitung – Kapitel 18: Sozialstaat und Klimawandel. Das Themenfeld Strukturen für ein klimafreundliches Leben, Kapitel 2: Perspek- unternehmerisches Denken und Handeln wurde versucht, in ein tiven zur Analyse und Gestaltung von Strukturen klimafreund- eigenes Kapitel aufzunehmen; leider wurden hierfür allerdings lichen Lebens und Kapitel 23: Pfade zur Transformation struktu- keine Autor*innen gefunden. reller Bedingungen für ein klimafreundliches Leben). In Kapitel 23 wurden vier unterschiedliche und sich kontrastierende Rückmeldung: Von mehreren Stakeholdern wurde darauf hinge- Transformationspfade vor dem Hintergrund der Literatur ent- wiesen, dass die Analyse von Machtfragen, mentalen Infra- wickelt, diese wurden dann auch im Co-Evaluation Workshop strukturen, Werten in verschiedenen Milieus und verbundene vorgestellt und in der Diskussion verwendet. Verhaltensänderung wichtig wäre, damit der Bericht ihre tägli- che Arbeit besser unterstützen kann. Rückmeldung: Zum Zeitpunkt des Workshops prägte die COVID- Konsequenz: Im Special Report war z.B. das Kapitel Governance 19-Pandemie bereits das gesellschaftliche Leben. Stakeholder bereits vorgesehen, das darauf abzielte, diesen Aspekt zu wiesen darauf hin, dass dies im Bericht bedacht werden sollte. 20
Konsequenz: Der Wunsch ist verständlich aber in der Praxis und sein Thema angestrebt. Die Perspektive der vulnerablen eines Sachstandsberichts nur schwer umsetzbar, da wissen- Gruppen, z.B. solchen mit geringen Einkommen, konnte teil- schaftliche Literatur diesen aktuellen Ereignissen hinterher- weise durch Vertreter*innen aus dem Sozialbereich abgedeckt hinkt. Daher kann bei einer Zusammenfassung der veröffent- werden. Für den nachvollziehbaren Wunsch Desinteressierte, lichten peer-reviewten Literatur hier wenig geschrieben wer- Skeptiker*innen oder Leugner*innen einzubeziehen, war bei den, allerdings wurden Besonderheiten von Krisenzeiten, wie einem Prozess, der Stakeholder adressiert, kein Platz. Dieses etwa schnellere Veränderungen und neue Gestaltungspielräu- Thema ist wichtig, ist allerdings vielmehr von der Klimapolitik me, weitgehend reflektiert. zu adressieren und nicht im Rahmen der Begleitung zu einem wissenschaftlichen Prozess zur Bedeutung von Strukturen für Rückmeldung: Die schwierige und doch sehr wissenschaftsnahe ein klimafreundliches Leben. Sprache wurde als unpassend befunden. Eine Klärung des Zielpublikums und Anpassung der Sprache wurden gefordert. Konsequenz: Die Zielgruppe wurde im Sachstandsbericht noch- mals schärfer umrissen und zur Verständlichkeit des Berichts wurde ein Lektorat mit genau dieser Aufgabe eingesetzt, auch wurden die Autor*innen in einfacher Sprache geschult. Auf- grund der teils sehr theoretischen Kapitel blieb dies aber bis zum Schluss eine Herausforderung. Rückmeldung: In Bezug auf den Stakeholderprozess wurde betont, dass es wichtig sei, alle gesellschaftlichen Akteur*innen mitzunehmen (insbesondere auch die „Verlierer*innen“), sowie im Ergebnis des Prozesses auch Erfahrungswerte dazu festzu- halten, wie man z.B. Desinteressierte, Skeptiker*innen oder Leugner*innen erreichen kann. Konsequenz: Das konnte im aktuellen Projekt nur sehr begrenzt umgesetzt werden. Im Stakeholder-Prozess wurde eine breite Beteiligung in Bezug auf den Sachstandsbericht 21
3 Co-Production 3.1 Ziele und Eckdaten D er Co-Production Workshop fand am 18. und 19. November 2021 in der Sky Lounge der Executive Academy der Wirt- schaftsuniversität Wien statt, jeweils halbtags (Mittag-zu- Mittag). Am Workshop nahmen 33 Stakeholder, 15 Autor*innen des Sachstandsberichts und das Stakeholder-Team teil. Dieser zweite Workshop baute auf den Zwischenstand des Sachstandsberichts auf und brachte Wissenschaftler*innen sowie Praxispartner*innen aus verschiedensten gesellschaftlichen Bereichen wie Verwaltung, Organisationen, Wirtschaft und Politik und den wichtigsten im Sachstandsbericht untersuchten Hand- lungsfeldern zusammen. Diskussionen während des Co-Production Worskhops 22
Donnerstag Freitag Ab 12:00 Ankommen und Mittagsimbiss 9:00 Interaktiver Einstieg Begrüßung, Vorstellung des Berichts und Welche „bahnbrechenden“ Strukturverände- 13:00 interaktiver Einstieg rungen braucht es für ein attraktives klima- freundliches Leben? Arbeit in gemischten „Was läuft schief?“ Analyse des Status quo: 9:30 Gruppen, auf Basis der Ergebnisse vom Welche Strukturbedingungen behindern ein Vortag und anhand der Themenfelder und klimafreundliches Leben? Arbeit in gemisch- 14:00 Strukturbedingungen des Berichts ten Kleingruppen, auf Basis der Kernaussa- gen des Berichts und der Expertise der 11:30 Vorstellung und gemeinsames Diskutieren Teilnehmenden 12:40 Abschluss und nächste Schritte 15:20 Kaffeepause 13:00 Mittagessen Visionen: Wie könnte ein attraktives und klimafreundliches Leben von unterschiedli- 15:45 chen Personen 2040 aussehen? Arbeit in Programm des Co-Production Workshops gemischten Gruppen, realistische Visionen am Donnerstag, 18.11.2021, und Freitag, für beschriebene Personen 19.11.2021, an der Executive Academy der Wirtschaftsuniversität Wien 17:30 Ergebnispräsentation und Diskussion 18:30 Ende von Tag 1 Beim Co-Production Workshop ging es darum, für ein Im Abendessen mit Berichterstattung von der klimafreundliches Leben hinderliche Strukturbedingungen zu Anschluss: COP26 identifizieren und darauf aufbauend wünschenswerte und umsetzbare Visionen für ein klimafreundliches Leben zu entwi- ckeln. Von diesen Visionen ausgehend konnten schließlich bahnbrechende und wünschenswerte Strukturveränderungen abgeleitet sowie dafür notwendige bahnbrechende Struktur- veränderungen identifiziert werden. 23
klimafreundlich 1,5°C Ziel 2. Vision für ein klimafreundliches Leben 3. Bahnbrechende Strukturveränderngen 1. Klimaschädliche Lebensweisen und Strukturen im Business as Usual Diskussionen während des klimaschädlich Zukunft Co-Production Workshops Die drei Kernziele des Workshops waren demnach, Abbildung 2: Schema des adaptierten gemeinsam Three-Horizons-Ansatzes für den Co-Production-Workshop: · die wichtigsten Strukturen, die klimaschädigendes Vom Problematisieren des Business-as Leben begünstigen, zu benennen, -usual (BAU), zur Vision von attraktiven · Visionen für ein attraktives und klimafreundliches 1,5°C kompatiblen Lebensweisen und zu Leben für unterschiedliche Lebensphasen und Perso- den dazu notwendigen bahnbrechenden nae zu entwickeln, und schließlich Strukturveränderungen · „bahnbrechende“ Strukturveränderungen zu erarbeiten, die ein klimafreundliches Leben entscheidend fördern. 24
Um möglichst konstruktive gemeinsame Diskussionen zu ermöglichen, wurden diese stets in den Kontext gegenwärtiger Entwicklungen eingebettet und nahmen Bezug auf im Sach- standsbericht behandelte Theorien gesellschaftlicher Verände- rung und historischer Transformation. 3.2 Methodische Überlegungen M ethodisch basiert der Co-Production Workshop auf Einleitung zum Co-Production Workshop am 18. und 19. dem Three-Horizons-Ansatz (nach Sharpe et al., 2016). November 2021 an der Wirtschaftsuniversität Wien Dieser geht davon aus, dass globale Umweltverände- rungen eine deutliche Veränderung in den kognitiven Frames wir die Personae ein, die für alle teilnehmenden Gruppen einen bei Individuen und Institutionen erfordern. Die entwickelten greifbaren Alltagsbezug herstellen und somit einen neuen Workshopformate sollen solche Änderungen unterstützen. Der gemeinsamen Referenzpunkt in die Diskussion einbrachten. Die neuartige Ansatz hilft Gruppen dabei, komplexe und schwer Personae decken eine große Bandbreite der in Österreich leben- lösbare Probleme im Zusammenspiel mit einer gleichzeitig den Menschen ab und unterscheiden sich hinsichtlich ihres ungewissen Zukunft zu bearbeiten. Zudem unterstützt er Alters, ihres beruflichen und privaten Umfeldes sowie ihrer dabei, den Unterschied zwischen ‚weiter wie bisher‘ bzw. inkre- Lebenssituation entlang der Themenfelder aus den Handlungs- mentellen Änderungen und tiefgreifenden Transformationen in feldern des Sachstandsberichts: Wohnen, Ernährung, Mobilität, der Gruppenarbeit aufrecht zu erhalten. Erwerbsarbeit, Sorgearbeit, Freizeit- und Konsumverhalten. Es Abbildung 2 veranschaulicht, wie sich der Workshop vor wurden jedoch nicht alle Themenfelder bei jeder Persona abge- dem Hintergrund des Sachstandsberichts mithilfe des adaptier- handelt (für die Personaeprofile siehe S.30 ff.). Für diese entwi- ten Three-Horizons-Ansatzes in drei Schritten vorausschauend ckelten die Teilnehmenden Visionen für ein klimafreundliches und systematisch mit dem Thema „Strukturen für ein klima- Leben (siehe Abbildung 2, 2. Vision für ein klimafreundliches freundliches Leben“ beschäftigt. Unser Start war das Identifi- Leben). Die Personae-spezifischen Visionen wurden dann her- zieren von Strukturen, die klimaschädliche Handlungen begüns- angezogen, um die dafür notwendigen Strukturveränderungen tigen (siehe Abbildung 2, 1. Klimaschädliche Lebensweisen und herauszuarbeiten (siehe Abbildung 2, 3. Bahnbrechende Struk- Strukturen). Zur Veränderung der kognitiven Frames führten turveränderungen). 25
Das theoriegeleitete Konzept wurde schließlich in ein detail- Strukturen liertes Moderationskonzept mit unterstützendem Material Klimafolgen und demographischer Wandel umgesetzt. Die drei Phasen des Three-Horizon-Ansatzes (s.o.) Recht und Wirtschaft und Globalisierung Governance Innovation und wurden im Workshop in drei Sessions bearbeitet. Der Ablauf und Finanzmärkte die Ergebnisse sind im Folgenden beschrieben. Soziales und Raum und Medien und Ungleichheit Infrastruktur Bildung 3.3 Ablauf und Ergebnisse Session 1: „Was läuft schief?“ Analyse des Status quo: Welche Strukturbedingungen behindern ein klimafreundliches Leben? HandlungSfelder In dieser Session wurde in gemischten Kleingruppen (8 Gruppen à 4-7 Personen), die jeweils von einem Host betreut Wohnen Mobilität Ernährung wurden, gearbeitet. Auf Basis der Expertise der Teilnehmen- den und nach Durchsicht der Kernaussagen des Berichts zum Status quo wurden die wichtigsten behindernden Strukturbe- Sorgearbeit Erwerbsarbeit Freizeit und gesellschaft- dingungen für ein klimafreundliches Leben identifiziert und liches diskutiert. Die Teilnehmenden sollten dabei die Strukturbedin- Engagement gungen von mindestens zwei Handlungsfeldern (siehe Abbil- dung 3) besprechen. Zu jedem Handlungsfeld gab es ein*e Autor*in des jeweiligen Kapitels als „Ressource-Person“. Die Ergebnisse wurden von den Gruppen in einer Matrix festge- halten, die die im Sachstandsbericht ermittelten Strukturkate- Abbildung 3: Aus dem Sachstands- gorien und Handlungsfelder abbildet. bericht abgeleitetes Schema der relevan- Am Ende der Session wurden die Ergebnisse in den Grup- ten Strukturen und Handlungsfelder pen verdichtet und im Plenum mittels „Popcorn Harvest“ (dem 26
Einholen von Blitzlichtern aus den einzelnen Gruppen) einan- Feldern in Tabelle 2 dargestellt. Dabei war festzustellen, dass der vorgestellt. Dem folgte eine Zusammenführung der einzel- fast alle Handlungsfelder und Strukturbedingungskategorien nen Gruppen-Ergebnisse mit Post-Its in einer großen Sammel- abgedeckt wurden und jeweils mindestens ein Punkt genannt Matrix (siehe Abbildung 4). wurde. Besonders gehäuft haben sich die Nennungen im Hand- Im Anschluss an den Workshop hat das Prozessteam die lungsfeld Wohnen. Insgesamt konnten die Teilnehmenden generierten Ergebnisse aufgearbeitet und ausgewertet. Dazu innerhalb kürzester Zeit fast 200 Strukturbedingungen benen- wurden die angesprochenen Themen aus dieser ersten Übung nen, die klimafreundliches Leben behindern. Dies unterstreicht verschriftlicht und den Feldern zugeordnet. Als vereinfachte den Handlungsbedarf, Strukturbedingungen zu transformieren. Darstellung wird hier die Auszählung der Nennungen in den Abbildung 4: Sammel-Matrix von Struk- turbedingungen(links) x Handlungsfel- der (oben) der Ergebnisse aus der 1. Einheit des Co-Production-Workshops 27
Freizeit / Urlaub Erwerbsarbeit Sorgearbeit Ernährung Mobilität Wohnen Recht und Governance 18 5 8 7 2 3 Arbeit in Kleingruppen während des Co-Production Worskhops Wirtschaft und 20 2 7 1 3 8 Innovation APCC SR Klimafreundliches Leben Global- und aus der Zusammenfassung 11 2 2 2 2 1 für Entscheidungstragende Finanzmärkte Soziales und 11 - 5 2 6 7 Ungleichheit Transformation Raum und Infrastruktur 9 6 4 4 4 2 Die Bewertung des Forschungsstands effektiven Sanktionsmechanismen (hohe zeigt in ihrer Gesamtheit: Wenn Übereinstimmung, starke Literaturbasis) Medien und Bildung 8 8 5 4 3 1 klimafreundliches Leben dauerhaft {Kap 11, 12, 14}, die Bereitstellung attrak- möglich und rasch selbstverständlich tiver, leistungsfähiger und klimafreundli- sein soll, erfordert dies eine grundle- cher öffentlicher Mobilitätsinfrastruktu- gende und weitreichende Transforma- ren (hohe Übereinstimmung, starke tion, die den Rückbau klimaschädigen- Literaturbasis) {Kap 2, 4, 6, 7, 8, 14, 16, 17, der und den Aufbau klimafreundlicher 18, 19, 22}, eine auf Klimafreundlichkeit Strukturen umfasst. ausgerichtete und koordinierte Raum-, Tabelle 2: „Was läuft schief?“ Analyse In der Literatur finden sich zahlreiche Stadt- und Siedlungsplanung (hohe des Status quo: Welche Strukturbedin- Vorschläge für wirksame Maßnahmen, Übereinstimmung, starke Literaturbasis) wie zum Beispiel: eine stetig, substanzi- {Kap 4, 6, 17, 19, 22} oder eine rechtsver- gungen behindern ein klimafreundliches ell und langfristig steigende Bepreisung bindliche ökologische Sorgfaltspflicht in Leben? Auszählung der benannten klimaschädigender Emissionen (hohe einem EU-Lieferkettengesetz (hohe behindernden Strukturbedingungen Übereinstimmung, starke Literaturbasis) Übereinstimmung, mittlere Literaturba- {Kap 16, 2, 3, 5, 6, 7, 9, 11, 13, 14, 15, 17, 18}, sis) {Kap 15}. nach Handlungsfeldern ein verbindliches Klimaschutzgesetz mit 28
freundliche, aber realistische Zukunftsvisionen für die beschrie- bene Persona (anhand von mindestens drei Handlungsfeldern, siehe Abbildung 3) erarbeiten. Die Gruppen bekamen weiters die Aufgabe, die erarbeite Vision in Form eines Rollenspiels umzusetzen. Die Grundsatzfragen für jede Persona waren: · Was sind die aktuellen Herausforderungen der Le- bensrealitäten der Persona aus Klimawandel- und Klimaschutz-Sicht? · Wie könnte ein klimafreundliches Leben dieser Perso- na aussehen? Sowohl die erarbeiteten Visionen als auch ihre Darstel- lung in Rollenspielen erfolgte äußerst kreativ und vielfältig. Arbeit in Kleingruppen während des Die Präsentation wurde mittels Graphic Recording visuell Co-Production Worskhops festgehalten. Anschließend wurden die Visionen in der Groß- gruppe diskutiert. In der Nachbereitung des Workshops hat das Prozessteam Session 2: Visionen die Ergebnisse aufgearbeitet und ausgewertet. Dazu wurden vor allem die Zukunftsvisionen aus den Rollenspielen und den Wie könnte ein attraktives und klimafreundliches Leben Protokollen der Diskussionen der zweiten Session in kurzen von unterschiedlichen Personae aussehen? Texten verschriftlicht (siehe Abbildung 5-12), damit sie für den folgenden Co-Evaluation Workshop weiterverwendet werden In dieser Session wurde in neu gemischten Gruppen gear- konnten. Wichtig ist hier anzumerken, dass die Visionen nicht in beitet. Es gab acht Gruppen entsprechend der im Vorfeld des Bezug auf ihre Konsistenz oder wissenschaftliche Machbarkeit Workshops entwickelten Personae. Während der Pause vor der geprüft oder überarbeitet wurden. Die Zusammenfassung Session wählten die Teilnehmenden eine der acht Personae, mit dieser Session des Co-Production Workshops sollte vielmehr die der sie arbeiten wollen. In der Gruppenarbeit, die jeweils von in den Arbeitsgruppen der Stakeholder erarbeiteten Ergebnisse einem Host betreut wurde, sollten sie nun attraktive, klima- möglichst korrekt wiedergeben. 29
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