Arbeitgebermagazin 02 / 2015 - KAV Berlin
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Impressum | A r b e i t g e b e r m a g a z i n Das Titelbild zeigt Tobias Buchwitz, Azubi im dritten Lehrjahr im Zoo Berlin, bei der Pflege der Tapire. Foto: KAV Berlin Impressum Herausgeber: KAV Berlin | Goethestraße 85 | 10623 Berlin | Geschäftsführerin: Claudia Pfeiffer | Text, Redaktion, Layout: Daniela Wegner, Verbandskommunikation www.kavberlin.de Bildnachweise: Seite 5: dena, Seiten 6-7: Berliner Wasserbetriebe, Seite 9: GESOBAU, Seiten 10-13: KAV Berlin, Seite 14: BSR, Seite 15 oben links: BVG, rechts: BSR, 16: BSR, Seiten 17-18: KAV Berlin, Seiten 19 oben: STADT UND LAND, unten: Rudolpho Duba / pixelio.de, Seite 20 links: FotoHiero / pixelio.de, rechts: BVG / Thomas Meyer, Seite 21 links: helenesouza.com / pixelio.de, rechts: Konstantin Gastmann / pixelio. de, Seite 22: Porträt Jule Specht privat, links: Rainer Sturm / pixelio.de, Seite 23 links oben: Lupo / pixelio. de, links unten: helenesouza.com / pixelio.de, rechts: S. Hofschlaeger / pixelio.de, Seite 25: Senat Finan- zen, Seite 26 links: Bernd Kasper / pixelio.de, rechts: Q.pictures / pixelio.de, Seite 27 (v.l.n.r.) Andrea Damm / pixelio.de, Marc Tollas / pixelio.de, Andreas Hermsdorf / pixelio.de, 28: Karl-Heinz Laube / pixelio. de, Seite 29: Messe Berlin.
A r b e i t g e b e r m a g a z i n | I nhalt 04 Editorial aus dem verband 05 Die Energiemanager: KAV-Neumitglied Deutsche Energie-Agentur GmbH im Portrait 06 Leidenschaft für Menschen: Interview mit Kerstin Oster, der neuen Vorständin Personal und Soziales bei den Berliner Wasserbetrieben 09 Eine gute Empfehlung: GESOBAU AG gehört zu den besten Arbeitgebern in Berlin-Brandenburg 2015. 10 Bei den Berliner Wirtschaftsgesprächen: Der KAV Berlin präsentiert sein Cross-Mentoring-Programm 13 Im Wissenschaftspalast: Veranstaltungsreihe „KAV vernetzt“ führt in die Berliner Urania ausbildung 14 15 Wenn weniger mehr ist: Berufsausbildung in Teilzeit am Praxisbeispiel der BSR Mädchen am Steuer: Am Girls‘Day 2015 präsentieren sich auch zahlreiche KAV-Mitgliedsunternehmen. 17 Nichts für Weicheier: Ausbildung zum Tierpfleger beim Zoo Berlin aktuelle informationen 19 Zeit der Chefinnen: Wie kommunale Unternehmen Frauen bei der Karriere unterstützen 22 Persönlichkeit im Wandel: Interview mit der Psychologin Prof. Dr. Jule Specht über Alter, Arbeit und Glück 24 Zähes Ringen: Die VKA zu den Tarifverhandlungen im Sozial- und Erziehungsdienst neues aus der politik 25 Wirtschaften im Sinne der Berliner: Interview mit Berlins Finanzsenator Dr. Matthias Kollatz-Ahnen 28 Noch nicht auf Augenhöhe: Auf dem Weg zu gleichen Löhnen für Männer und Frauen SEminare 30 Kindergeldworkshop I, Kindergeld-Bescheide, Vermeidung typischer Fehler bei Kündigung, Strategie und Taktik im arbeitsgerichtlichen Verfahren
E ditorial | Arb e i tg e b e r m a g a z i n Claudia Pfeiffer Geschäftsführerin liebe leserin, lieber leser, der KAV Berlin ist positiv in das neue Jahr gestartet und freut sich über weitere Mitglieder. Die Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena) ist seit Januar mit an Bord. Wir stellen Ihnen das Unternehmen in dieser Ausgabe vor. Neu ist auch die Vorständin Personal und Soziales bei unserem Mitglied, den Berliner Wasserbetrieben, Frau Kerstin Oster. Wir haben mit ihr über ihre Pläne im Unternehmen gesprochen. Nicht minder herausfordernd ist die Aufgabe des Finanzsenators Dr. Matthias Kollatz-Ahnen, Berlin als Haushaltskonsolidierungsland auf Kurs zu halten. Im Interview mit dem KAV Berlin benennt er unter anderem die infrastrukturellen Bereiche des Landes, die sich über eine Finanzspritze freuen dürfen. Lesen Sie in diesem Heft außerdem, was die Juniorprofessorin Prof. Dr. Jule Specht bei der Erforschung der Persönlichkeit von Menschen in hohem Alter herausgefunden hat und was das mit der Arbeitswelt zu tun hat. Die junge Psychologin erhielt für ihre Forschungsarbeit im vergangenen Jahr den Berliner Wissenschafts- preis. Wir erachten ihr Forschungsthema als so wichtig und zukunftsweisend, dass wir sie als Referentin zu unserer Mitgliederversammlung am 19. Mai 2015 eingeladen haben. Seien Sie gespannt! Viel Freude bei der Lektüre wünscht Ihnen Ihre Claudia Pfeiffer Geschäftsführerin 4
A r b e i t g e b e r m a g a z i n | A u s d e m Ve rband D i e Energiemanager Neumitglieder im Portrait: Die Deutsche Energie- Agentur GmbH gehört seit Januar zum KAV Berlin. Der KAV Berlin wächst stetig und freut sich Zukunftsszenarien. Die dena setzt vor allem auf über seine neuen Mitglieder. Seit Januar 2015 marktwirtschaftliche Instrumente und innovative gehört auch die Deutsche Energie-Agentur Energiedienstleistungen, die von Ordnungspolitik GmbH (dena) zum Arbeitgeberverband. Wir und Förderprogrammen sinnvoll flankiert werden. begrüßen die dena sehr herzlich und stellen das Unternehmen gern vor. Die dena wurde im Herbst 2000 mit Sitz in Berlin gegründet. Die Gesellschafter der dena sind die Die dena ist das Kompetenzzentrum für Energie- Bundesrepublik Deutschland, die KfW Bankengrup- effizienz, erneuerbare Energien und intelligen- pe, die Allianz SE, die Deutsche Bank AG und die te Energiesysteme. Das Leitbild der dena ist es, DZ BANK AG. Wirtschaftswachstum zu schaffen und Wohlstand zu sichern – mit immer geringerem Energieeinsatz. Die dena ist eine leistungs- und gewinnorientierte Dazu muss Energie so effizient, sicher, preiswert Gesellschaft und wurde mit dem Auftrag gegrün- und klimaschonend wie möglich erzeugt und ver- det, an der Schnittstelle zwischen Politik und Wirt- wendet werden – national und international. schaft zu agieren. Dementsprechend finanziert sie ihre Projekte mit einer großen Anzahl an Partnern Die dena entwickelt Märkte für Energieeffizienz und aus dem öffentlichen und dem privaten Sektor. erneuerbare Energien und kooperiert dafür mit Ak- teuren aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Sie Der Umsatz betrug im Jahr 2012 18,9 Millio- engagiert sich in den Verbrauchssektoren Gebäu- nen Euro. Die Einnahmen kamen in den Jahren de, Strom und Verkehr genauso wie in Fragen der 2005 bis 2012 im Durchschnitt zu 50 Prozent aus Energieerzeugung, Vernetzung und Speicherung. Zuwendungen der öffentlichen Hand und zu 50 Prozent aus Kooperationen mit privaten Partnern. Sie stößt vorbildliche Projekte an, zeichnet Vor- Im Jahr 2012 hat die dena mit über 800 privaten reiter aus, berät Politiker, Hersteller und Dienst- Partnern zusammengearbeitet, insbesondere mit leister, qualifiziert Multiplikatoren, informiert Energieversorgungsunternehmen, Unternehmen Verbraucher, baut Netzwerke auf, bewertet Techno- des Maschinen- und Anlagenbaus und der Erneuer- logien, analysiert Auslandsmärkte und entwickelt bare-Energien-Branche. 5
Aus dem Verb a n d | A r b e i t g e b e r m a g a z i n L e i denschaft für Menschen Im Gespräch mit Kerstin Oster, Vorständin Personal und Soz iales bei den Berliner Wasserbetrieben Frau Kerstin Oster hat beim KAV-Mitglied, den Berliner Wasserbetrieben, Anfang des Jahres als Vorständin Personal und Soziales die Lei- tung übernommen. Wie sah ihr beruflicher Weg bisher aus? Wie denkt sie über Chancengleich- heit im Unternehmen? Und worauf legt sie den Schwerpunkt bei ihrer Arbeit als Personalche- fin? Lesen Sie mehr dazu im Interview. Frau Oster, wi r g r a t u l i e r e n I h n e n h e r z l i c h denen leitenden Positionen, davon viele Jahre als zu Ihrer neue n A u f g a b e b e i u n s e r e m M i t- glied, den Ber l i n e r W a s s e r b e t r i e b e n ! B i t t e Geschäftsführerin in der KRONE GmbH, einem stellen Sie sic h k u r z v o r . W i e w a r I h r W e r - langjährigen Berliner Traditionsunternehmen, für degang bis hie r h e r ? den Bereich Personal in deutschlandweiter Verant- Zunächst bedanke ich mich recht herzlich beim wortung tätig. In dieser Zeit habe ich das Unter- KAV-Berlin für die Gelegenheit, mich hier kurz nehmen erfolgreich u.a. durch eine Vielzahl von vorstellen zu dürfen. Gerne einige Worte zu mir Übernahmen und komplexe sowie strategische persönlich: Ich bin 47 Jahre, lebe seit über 20 Strukturmaßnahmen im nationalen / internatio- Jahren in Berlin und habe eine Tochter. nalen Kontext geführt und viele interessante und wichtige Personalinstrumente, Systeme, Standort- Meine ersten Schritte im Berufsleben fanden in der sicherungstarifverträge sowie Betriebsvereinbarun- Ausbildung zur Hotelfachfrau statt. Anschließend gen eingeführt. Zusätzlich konnte ich langjährige habe ich Wirtschaftswissenschaften studiert und und wertvolle Erfahrungen als Verhandlungs- und unmittelbar danach an der Fachhochschule Müns- Ansprechpartnerin für Arbeitgebervertretungen ter meinen Abschluss zur Diplom-Betriebswirtin und Gewerkschaften auf lokaler und europäischer absolviert. Einen besonderen Schwerpunkt und Ebene sammeln. eine große Leidenschaft in meinem Berufsleben bildet seit jeher der Faktor Mensch. Mit Menschen Seit dem 1.1.2015 bin ich nun an Bord der Berli- zu arbeiten, sie zu fördern, zu entwickeln und zu ner Wasserbetriebe und stolz, dieses Berliner Tra- motivieren sind persönliche Anliegen, die mich in ditionsunternehmen für die Mitarbeiterinnen und meinem beruflichen Werdegang stets getrieben Mitarbeiter sowie für das Unternehmen als Vor- und gefordert haben. Seit über 20 Jahren bewege ständin Personal und Soziales, mit großem Respekt ich mich deshalb im Personalbereich. vor der Aufgabe, für das Land Berlin zu führen. Begonnen habe ich als Referentin für Personalent- D a s U n t e r n e h m e n b e s c h ä f t i g t r u n d 4 . 500 M e n s c h e n u n d j e d e r Ei n z e l n e b r i n g t u nter - wicklung und Ausbildung bei der ELAN INTERNA- s c h i e d l i c h e F ä h i g k e i t e n u n d E i g e n s c h aften m i t . D i e B e r l i n e r W a s s e r b e tr i e b e h a b en TIONAL GmbH. Anschließend war ich in verschie- 6
A r b e i t g e b e r m a g a z i n | A u s d e m V e rband sich mit der Un t e r z e i c h n u n g d e r „ C h a r ta Gleichbehandlung von Männern und Frauen in der der V ielfalt“ d a z u b e k a n n t, d i e V i e l f a lt d e r G esellschaft z u b e r ü c k s i c h ti g e n u n d z u Entgeltpolitik bei den Berliner Wasserbetrieben nutzen. Wie w ol l e n Si e d i e s e s Z i e l w e i t e r Standard ist. Wir haben einen gender pay gap verfolgen? von 0 Prozent, was uns im Rahmen des eg-checks Die „Charta der Vielfalt“ ist Ausdruck einer unter- bereits in 2013 bestätigt wurde. Umso wichti- nehmerischen Philosophie, die für Anerkennung, ger ist es für uns, dies mit Nachhaltigkeit weiter Wertschätzung und Förderung von Vielfalt in Un- konsequent einzufordern und die Gleichstellung ternehmen steht. Auch ich als Person stehe dafür von Männern und Frauen im Unternehmen weiter- und setze mich hierfür ein. Diversity Management hin von jedem einzufordern und im Rahmen einer ist für mich nicht nur ein Lippenbekenntnis, son- gelebten Unternehmenskultur als Selbstverständ- dern vielmehr Überzeugung und Notwendigkeit, nis zu leben. Übrigens: Mehr als 50 Prozent aller um ein Arbeitsumfeld zu schaffen, das frei von Beschäftigten, die ihre Arbeitszeit reduziert haben, Vorurteilen und Diskriminierungen ist. Dies ist un- sind männlich. Dies hängt mit unseren attrakti- abhängig von Geschlecht, Nationalität, ethnischer ven Arbeitszeitmodellen und der entsprechenden Herkunft, Weltanschauung, Behinderung, Alter, se- Unternehmenskultur zusammen, was nur eines von xueller Orientierung und Identität. Das heißt, dass vielen Beispielen gelebter Chancengleichheit bei wir uns weiterhin aktiv für Chancengleichheit und den Berliner Wasserbetrieben ist. Ve ran s t a l t u n g z u r „Charta der Vielfalt“ bei den Berliner Wasserbetrieben S i e b r i n g e n l a n g j ä h r i g e E r f a h r u n g i n der gegen jegliche Diskriminierung einsetzen werden P e r s on a l a r b e i t m i t. Gi b t e s T h e m e n , d ie und das mit Nachhaltigkeit! I h n e n b e s on d e r s a m H e r z e n l i e g e n u n d die Si e g e z i e l t u m s e tz e n w e r d e n ? Unsere gelebte Realität zeigt sich auch in der Mein Anliegen ist es, die Bedürfnisse der Mitar- Entgeltgleichheit. Wir sind sehr stolz, dass die beiterinnen und Mitarbeiter mit den unternehme- 7
Aus dem Verb a n d | A r b e i t g e b e r m a g a z i n rischen Zielen verantwortungsbewusst zu verein- Die Berliner Wasserbetriebe sind Teil- n e h m e r d e s C r o s s - M e n to r i n g - P r og r a mms baren, so dass die aktuellen und kaufmännischen 2 0 1 5 , d a s v o m K AV B e r l i n i n i t i i e r t w i rd. N a c h w u c h s k r ä f t e w e r d e n v o n e r f a h r e nen Herausforderungen im HR Management, in der K r ä f t e n g e c oa c h t - u n d d a s b e t r i e b s ü ber - Belegschaft und im Unternehmen den gesamten g r e i f e n d . W e l c h e s P ot e n z i a l s te c k t a u s Ihrer Sicht darin? Wertschöpfungsprozess nachhaltig fördern. Ich bin der Überzeugung, dass es in allen Lebens- Die Berliner Wasserbetriebe sind in puncto Per- lagen wichtig ist, über den Tellerrand hinaus zu sonalarbeit hervorragend aufgestellt. Dies bewei- schauen und auch die Bereitschaft dazu da sein sen u.a. die zahlreichen Auszeichnungen, die das muss. Das Instrument des Cross-Mentoring-Pro- Unternehmen regelmäßig in der Vergangenheit gramms bietet hierzu eine exzellente Gelegenheit, erhalten hat. Ich sehe meine Aufgabe und Ver- um dies im betrieblichen und überbetrieblichen antwortung darin, die bestehenden Instrumente, Umfeld umzusetzen. Den eigenen Blickwinkel zu Maßnahmen und Vereinbarungen verantwortungs- erweitern und dabei von erfahrenen Mentoren/-in- voll fortzuführen, neue Systeme gemeinsam zu nen auf Basis einer professionellen partnerschaftli- entwickeln und insgesamt meine Erfahrungen aus chen Beziehung zu lernen, verspricht nicht nur die meinen bisherigen Tätigkeiten in das Wirkungs- Weiterentwicklung eigener Führungs- und Fach- feld Personal und Soziales gewinnbringend für kompetenzen, sondern führt zu einer Übertragung die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie für die von wertvollem Wissen auf die nächste Generati- Weiterentwicklung der Berliner Wasserbetriebe on. Insbesondere spielt dabei der Netzwerkgedan- einzubringen. Denn klar ist, dass auch die Berliner ke eine wichtige Rolle und darüber hinaus die Nut- Wasserbetriebe, wie jedes andere Wirtschaftsun- zung und Schaffung von Synergieeffekten. ternehmen, den klassischen Trends ausgesetzt ist. S e i t L a n g e m g e h ö r t d a s U n t e r n e h m e n zum KAV B e r l i n . D i e M i t g l i e d s c h a f t b e i m A rbe - itgeberverband bedeutet für Sie…? Demografie und Fachkräftemangel, Automati- sierung, gesellschaftlicher Wertewandel und die … Verlässlichkeit auf einen professionellen Partner Entwicklung hin zu einer Wissensgesellschaft sind und Dienstleister, der die Arbeitgeberinteressen Themen, die uns beschäftigten. Sie sind unsere im Blick hat und dabei auf eine konstruktive Zu- Treiber und finden Berücksichtigung in einer mo- sammenarbeit mit Gewerkschaften setzt. Ich freue dernen Personalpolitik. Das heißt, dass Schwer- mich auf eine gute und erfolgreiche Zusammenar- punkte und damit auch Herzensangelegenheiten beit und bringe mich als Vertreterin der Berliner aus HR-Sicht eine nachhaltige Personal- und Or- Wasserbetriebe sehr gerne ein. ganisationsentwicklung, eine zukunftsorientierte Aus- und Weiterbildung und ebenso lebensphasen- F r a u O s te r , w i r d a n k e n I h n e n f ü r d a s orientierte Arbeitszeit- und Einstieg in verschiede- Gespräch! ne Rentenmodelle sind. 8
A r b e i t g e b e r m a g a z i n | A u s d e m Ve rband E i n e gute E mpfehlung Die GESOBAU AG gehört zu den besten Arbeitgebern in Berlin-Brandenburg 2015. Die Bedeutung guter Arbeitsbedingungen für eine besondere Aufgabe und würden die GESO- die Fachkräftesicherung nimmt zu. In Berlin BAU selbst an gute Bekannte weiterempfehlen. gibt es Unternehmen, die sich als besonders In der von Great Place to Work® durchgeführten attraktive Arbeitgeber einen Namen gemacht regionalen Benchmark-Befragung waren zentrale haben. Das KAV-Mitglied GESOBAU AG gehört Arbeitsplatzthemen wie Vertrauen, Identifikation, dazu. Im Februar erreichte das Unternehmen Teamgeist, berufliche Entwicklung, Vergütung, beim Great Place to Work® Wettbewerb „Bes- Gesundheitsförderung und Work-Life-Balance Be- te Arbeitgeber in Berlin-Brandenburg 2015“ wertungsgrundlage. Zudem wurde die Qualität der den 2. Platz in der Größenklasse „Unterneh- Maßnahmen der Personal- und Führungsarbeit im men mit 250 bis 500 Mitarbeitern“. Damit be- Unternehmen bewertet. Bewertungsgrundlage war kam die GESOBAU AG bereits zum zweiten Mal eine anonyme Befragung der Mitarbeiter sowie ein die Auszeichnung. Kulturaudit auf Vorstands- und Personalleitungs- ebene. Jörg Franzen, Vorstandsvorsitzender der GESOBAU AG: „Erneut zu den besten Arbeitgebern der Re- Bei einer Beteiligungsquote von 69 Prozent bestä- gion zu gehören, ist eine große Anerkennung für tigten die Befragten mehrheitlich, dass sie ihren eine glaubwürdige Unternehmensführung. 85 Pro- Aufgabenbereich weitgehend selbstständig und mit zent der Mitarbeiter bescheinigen der GESOBAU, dem größten Vertrauen der Vorgesetzten gestal- eine sehr gute Arbeitgeberin zu sein, wo Werte ten. Die Mehrheit der Mitarbeiter ist der Ansicht, wie Teamgeist, Fairness und ein respektvoller bei freundlicher Arbeitsatmosphäre im Unterneh- Umgang miteinander zum Arbeitsalltag gehören.“ men einen bedeutsamen Beitrag zu leisten. Insbe- Wie bereits 2013 sehen über 80 Prozent der Be- sondere fühlen sich neue Mitarbeiter bei der fragten ihre Beschäftigung bei der GESOBAU als GESOBAU sehr willkommen. 9
Aus dem Verb a n d | A r b e i t g e b e r m a g a z i n D e r KA V bei den Berliner W i r tschaftsgesprächen Verband stellt sein Cross-Mentoring-Programm vor Be r i c h t e t e n vo n ihren Erfahrungen mit Cross-Mentoring-Programmen: v.l.n.r. P r o f. Dr. A d a Pe l l ert, Julia Wendt, Antoinette Beckert, Maria Mikuszewski, And- r e a s S c h o l z- F l e i s chmann, Dr. Patricia Döring, Claudia Pfeiffer, Prof. Dr. Pakize S c h u c h e r t- G ü l e r. Der Arbeitgeberverband war im Februar 2015 te die Veranstaltung, die dieses Mal an der Hoch- zu Gast bei den Berliner Wirtschaftsgesprä- schule für Wirtschaft und Recht Berlin stattfand. chen. Dort stellte Geschäftsführerin Claudia Ü b e r a l l o f f e n e Tü r e n Pfeiffer das „Cross-Mentoring-Programm als Kern des Cross-Mentorings beim KAV Berlin: Inter- wirksame Methode der Fort- und Weiterbil- essenten aus den Mitgliedsunternehmen bewerben dung im Personalbereich“ vor. sich als Mentoren (erfahrene Kräfte) oder Mentees (Nachwuchskräfte). Auf freiwilliger Basis finden sie Als Diskussionsteilnehmer/innen auf dem Podium sich zu Tandems zusammen, die ein Jahr lang Pro- waren Prof. Dr. Ada Pellert, Präsidentin der Deut- bleme und Fragestellungen aus der Berufspraxis schen Universität für Weiterbildung, und Prof. Dr. besprechen und bearbeiten. Das Ganze geschieht Pakize Schuchert-Güler von der HWR Berlin als firmenübergreifend und innerhalb eines vertrauli- Vertreterinnen aus der Wissenschaft anwesend, chen, selbst gestalteten Rahmens. des Weiteren Andreas Scholz-Fleischmann, Berater und ehem. Vorstand Personal der BSR, Dr. Patricia Als Dr. Patricia Döring (Verwaltungsleiterin beim Döring vom Deutschen Bauinstitut (DIBt) sowie DIBt und selbst Mentorin) innerhalb des Unter- Julia Wendt und Maria Mikuszewski (beide BSR). nehmens nach Interessenten suchte, war sie Management Executive Coach Antoinette Beckert überrascht: „Ich bin bei uns überall offene Türen von den Berliner Wirtschaftsgesprächen moderier- eingerannt. Sofort sagten die Leute Ja.“ Obwohl es 10
A r b e i t g e b e r m a g a z i n | A u s d e m V e rband viel Arbeit bedeute, bringe es den Teilnehmern viel von einer gegensätzlichen Erfahrung. Sie hätten mitzumachen. erlebt, dass besonders die jungen Männer Interes- se gezeigt und sich ganz gezielt beworben hätten. Besonders Fra u e n p r of i ti e r e n Bisher haben sich bei den KAV-Mitgliedern vor- nehmlich Frauen davon angesprochen gefühlt. An- dreas Scholz-Fleischmann führte als Begründung an, dass Frauen für solche Programme insgesamt offener seien. Mit ihrem manchmal übersteigerten Selbstbewusstsein würden sich Männer den Weg oft selbst verbauen, einmal den Blickwinkel zu än- dern. Gerade Frauen profitierten von dem Mento- ring, so der ehemalige Personal-Vorstand der BSR. Sie würden auf diese Weise sehen, wie andere Personen Sprünge auf dem Berufsweg gemeistert Das Publikum beteiligte sich an den Diskussione n . hätten und dass man dazu kein Superheld zu sein brauche. Die mit dem Fokus auf Cross-Cultural-Austausch angelegten Programme (Studierende treffen auf Erfahrene und das interkulturell) hätten den Männern nach eigenem Bekunden unter anderem geholfen, „endlich die Frauen zu verstehen“. Die Kreuzung macht‘s So wird deutlich, dass es eben genau jene Kreu- zung ist, die den Reiz des Programms ausmacht. Andreas Scholz-Fleischmann habe, wie er erzählte, bereits vor Jahren versucht, ein solches Projekt im Unternehmen umzusetzen, doch die Menschen hätten Vorbehalte gehabt, sich zu öffnen und M e n t o r i n Dr. Pa t r icia Döring und Mentee Julia Wendt innerhalb derselben Firma sehr persönliche Dinge h a b e n m i t e i n an d er gute Erfahrungen gemacht. anzusprechen. Eine Sache, die betriebsübergrei- fend problemlos funktioniert. Hochschulen l e g e n Sc h w e r p u n k t a n d e r s Prof. Dr. Ada Pellert und Prof. Dr. Pakize Schu- So zeigte sich Dr. Patricia Döring erstaunt, wie chert-Güler, die Erfahrungen mit Mentoring-Pro- schnell sich ihr Mentee Julia Wendt innerhalb grammen an der Hochschule haben, berichteten eines Dreivierteljahres entwickelt, wie sehr sie an 11
Aus dem Verb a n d | A r b e i t g e b e r m a g a z i n Selbstbewusstsein gewonnen habe. Die Chance, diesen Prozess zu begleiten. Maria Mikuszewski, dies zu beobachten, habe man im eigenen Unter- die im Controlling des Fuhrparks der BSR als Füh- nehmen nicht, so die Verwaltungsleiterin, da man rungskraft aufgestiegen ist, unterstrich die Beson- die Mitarbeiter täglich sehe. derheit des Verhältnisses zu ihrem Mentor Helmut Sankowsky, Kanzler der Evangelischen Hochschule Der Bonus V er t r a u e n Berlin (EHB). Es habe von Anfang an eine sehr Julia Wendt unterstrich, wie wichtig es sei, dar- vertrauensvolle Zusammenarbeit gegeben, erzähl- auf zu setzen, dass sich die Tandems zu Beginn te sie. Mittlerweile habe sich daraus sogar eine Art eigenständig finden würden, einfach auf Basis von Freundschaft entwickelt. A r b e i t g e b e r w e r d e n a t tr a k ti v e r Als im Auditorium im Laufe des Abends die Fra- ge aufkam, was eigentlich der Arbeitgeber davon habe, brachte Andreas Scholz-Fleischmann den Nutzen des Cross-Mentorings auf den Punkt: Es sei ein Fakt, dass sich der Fokus der externen Bewer- ber stark verändert habe. Heute stehe das Thema Bezahlung an Platz 4 oder 5 für die Arbeitskräfte. Stattdessen gehe es zunehmend um Fragen wie „Was tut Ihr für Euer Personal? Wie steht es um A n d r e a s Sc h o l z- Fleischmann, ehemaliger Personal- Vo r s t a n d d e r BS R, betonte, dass insbesondere Frauen die Work-Life-Balance? Wo bin ich in fünf Jahren?“ vo m M e n t o r i n g p rofitierten. Daher böten derartige Programme konkrete Mög- Sympathie und ohne jeglichen Zwang. Julia Wendt lichkeiten für die persönliche Weiterentwicklung. weiter: „Für mich war das erste Treffen interes- D e r K AV h ä l t a m P r og r a m m f e s t sant. Wir haben uns in einem Café verabredet, sie KAV-Geschäftsführerin Claudia Pfeiffer zeigte sich hat mir gleich das Du angeboten. Es war eine total mit der Veranstaltung äußerst zufrieden: „Es ist lockere Atmosphäre und man konnte über alles sehr erfreulich zu sehen, dass das Cross-Mentoring sprechen, und zwar auf Augenhöhe.“ so gut angenommen wird. An diesem Abend wur- den die vielen Seiten des Projektes beleuchtet.“ Aus Sicht der Mentorin Dr. Patricia Döring war es ebenfalls von Wert, in den Gesprächen noch einmal Das Cross-Mentoring-Programm des KAV Berlin eigene Entscheidungen zu reflektieren. Außerdem geht übrigens im Mai in die dritte Runde. Hatten schätze sie es, mit jemandem aus einer anderen sich zum ersten Durchgang im Jahr 2013 noch drei Generation Themen auszutauschen und zu er- Unternehmen beteiligt, sind es mittlerweile neun. fahren, wo die jungen Leute gerade stünden und 12
A r b e i t g e b e r m a g a z i n | A u s d e m V e rband I m Wissenschaftspalast Veranstaltungsreihe „KAV vernetzt“ führte die Gäste in die Berliner Urania Zu den Angeboten des KAV Berlin für seine teilnehmen (zum Beispiel an der Vorführung der Mitglieder gehört die Veranstaltungsreihe Röntgen-Strahlen). „KAV vernetzt“. Die Idee: Ein Arbeitgeber, der Das Laien-Publikum ebenso wie die KAV-Mitglieder einen öffentli- bekam Fachwissen chen Auftrag hat oder zu den landeseigenen aus erster Hand Institutionen in Berlin zählt, lädt ein und vermittelt, nämlich stellt sich und sein Haus vor. Anfang März von den Wissen- präsentiert sich die Urania den Mitgliedern schaftlern selbst. des Verbandes. Später erweiterte die Urania ihr Port- folio um literarische und künstlerische Angebote. Im Büro des Direktors zeugt eine umfangreiche Fotosammlung an den Wänden von den hochran- gigen Rednern und Veranstaltungsteilnehmern, die im Laufe der Jahrzehnte in der Urania zu Gast waren. Hier sprachen einst Persönlichkeiten wie Al- bert Einstein, Thomas Mann, Heinrich Böll, Günter U ra n i a - Di r e k t o r Dr. Ulrich Bleyer brachte den Gästen Grass oder Michail Gorbatschow. d i e P r o g ra m mv i e l falt im Hause Urania näher. Die Urania ist wohl jedem Berliner ein Begriff, aber Zu etwa 1000 Veranstaltungen jährlich kom- auf welch geballte Ladung Wissenschaftsgeschichte men rund 250.000 Besucher. Der Mix aus Ballett, die Einrichtung zurückblickt, ist vielen sicherlich Konzerten, nicht bekannt. Die Urania wurde bereits im Jahre Vorträgen, 1888 als erstes Science Center der Welt gegrün- Seminaren, det. Ihr Erfolgskonzept – neueste wissenschaft- Workshops liche Erkenntnisse einem breiten Publikum vor- und Kino zustellen – war damals revolutionär und geht auf spricht Be- Alexander von Humboldt zurück. Urania-Direktor sucher aller Dr. Ulrich Bleyer empfing die Besucher in seinem Altersstu- Arbeitszimmer und nahm die Interessierten mit fen an. Die auf eine Reise in Berlins Vergangenheit. „Urania“, Leiterin Gastveranstaltungen der Urania, Stefanie das sei um das 19. Jahrhundert herum der Inbe- Wagner, begleitete die Teilnehmer der Führung griff der wissenschaftlichen Erwachsenenbildung durch das Haus. Dabei konnten sie nicht nur Vor- gewesen, erzählt er. Hier konnte die Allgemein- führ- und Konferenzräume besichtigen, sondern heit etwa an spektakulären Live-Experimenten auch einen Blick in die Künstlergarderobe werfen. 13
Ausbildung | A r b e i t g e b e r m a g a z i n W e nn weniger mehr ist Eine Berufsausbildung kann auch in Teilzeit absolviert werden. Sich auf die Bedürfnisse von Arbeitnehmern entschloss sie sich zu einer erneu- einzustellen, wird für Unternehmen zu einer ten Ausbildung zur Industriekauf- immer wichtigeren Aufgabe. Teilzeitangebo- frau bei der BSR. Bereits im ersten te können sie nicht nur Fachkräften, sondern Jahr der Vollzeitausbildung stellten auch Auszubildenden machen. Wie das funk- sich Schwierigkeiten im schulischen Bereich ein. tioniert, beschreibt Ulrike Gebhardt-Müller, Die familiäre Situation litt ebenfalls unter der stellv. Frauenvertreterin der Abfallwirtschaft zeitlichen Belastung. Nach ausführlicher Beratung bei der Berliner Stadtreinigung (Tel.: 030- durch die Ausbildungsabteilung der BSR konnte 7592-8371). die junge Mutter Ihre Vollzeitausbildung in eine TZ-Ausbildung umwandeln. Dabei spielten eine Seit 2005 ist die Ausbildung in Teilzeit (TZ) im gleichbleibende Vergütung und der gleichbleibende Berufsbildungsgesetz (§ 8 BBIG) rechtlich veran- Urlaubsanspruch eine existenzielle Rolle. In der kert. Diese Art der Ausbildung wird seit 2009 auch Ausbildungszeit wurde ihre wöchentliche Arbeits- zeit auf 30 Stunden begrenzt. Dabei wurden die Tage der betrieblichen Ausbildung mit 4,8 Stunden abgeleistet, die zwei Tage der Berufsschule erfolg- ten in Vollzeit 7,8 Stunden. Dadurch konnte die Auszubildende mehr Zeit zum Lernen nutzen, ohne ihre familiären Verpflichtungen zu vernachlässigen. Die junge Kollegin wird im Januar 2015 ihre Aus- bildung ein halbes Jahr früher beenden. Sie ist die C y n t h i a Vo s s , 3 0 Jahre, 2 Kinder, erlernt bei der BSR i n Te i l ze i t d e n Beruf der Kauffrau für Bürokommuni- Beste ihres Jahrgangs! Die Übernahme in ein be- kation. fristetes Arbeitsverhältnis von einem Jahr ist durch bei der Berliner Stadtreinigung (BSR) praktiziert. eine Dienstvereinbarung geregelt. Wie gut das funktionieren kann, zeigt das Beispiel einer Auszubildenden mit dem Berufsziel Indust- Eine TZ-Ausbildung ist grundsätzlich in allen aner- riekauffrau. Die Mutter eines Sohnes hatte in ihrer kannten Berufen des dualen Ausbildungssystems schulischen Vorbildung das Abitur mit 1,0 abge- möglich. Ein „berechtigtes Interesse“ (z. B. Be- schlossen. Es folgte eine Ausbildung zur Einzel- treuung des eigenen Kindes oder die Pflege eines handelskauffrau mit erfolgreichem Abschluss und nahen Angehörigen 1. Grades) muss vorliegen und beruflicher Laufbahn bis zur Leiterin einer Filiale. es sollte zu erwarten sein, dass das Ausbildungs- Die nicht familienfreundlichen Arbeitszeiten im ziel innerhalb der gekürzten Zeit erreicht werden Einzelhandel zwangen Sie jedoch zur Suche nach kann. Die Ausbildung in TZ führt i.d.R. nicht zu einer Alternative. Mit dem Ziel, Ihre Familie und einer Verlängerung der Ausbildungszeit und lässt den Beruf besser vereinbaren zu können, sich flexibel in den Betriebsablauf integrieren. 14
A r b e i t g e b e r m a g a z i n | A u s b i ldung Mä d chen am Steuer Beim Girls‘Day am 23. April präsentieren sich auch zahlreiche KAV-Mitglieder. Am 23. April 2015 findet bundesweit der Girls‘ Bus und Straßenbahn fahren. Auch erhalten sie die Day statt. Ziel des Aktionstages ist es, Mäd- Möglichkeit, an einem Fahrsimulator selbst eine chen und Frauen für technische und natur- U-Bahn zu lenken. Oder sie bekommen Einblick in wissenschaftliche Berufe zu gewinnen und den Beruf des Gleisbauers und erfahren, wie sie somit dem erwarteten Fachkräftemangel in für „leise“ Gleise sorgen können. Als angehende Deutschland entgegenzusteuern. Schülerin- Kraftfahrzeugmechatronikerinnen nen ab der 5. Klasse erhalten die Gelegenheit, müssen sie u.a. Zündkerzen wechseln. in Unternehmen, Betrieben und Hochschulen Wie das funktioniert, können sie am hinter die Kulissen zu schauen. Auch zahlrei- Girls‘ Day erproben. che KAV-Mitglieder beteiligen sich und zeigen dem weiblichen Nachwuchs, warum sich eine Pflanzen und Tiere fachgerecht zu konservieren, Ausbildung bzw. ein Studium in IT, Handwerk, ist eine der Aufgaben im Labor des Museums für Naturwissenschaften und Technik lohnen. Naturkunde. Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Museums nehmen die Mädchen mit in die Ar- Die Freie beits- und Sammlungsräume. Beim Speed-Dating Universi- bekommen sie außerdem die Chance, Nachswuchs- tät Berlin wissenschaftlerinnen und –wissenschaftler zu beispielsweise bietet an dem Tag Workshops und ihrem Forscherleben Veranstaltungen an, etwa in den Fächern Chemie, zu befragen. Biologie, Pharmazie, Mathematik oder auch Geo- wissenschaften. Dabei lernen sie unter anderem, Die BSR legt am Aktionstag den Fokus auf das wie ein Regenbogen entsteht, wie Duftstoffe wir- IT-Berufsfeld sowie handwerkliche Berufe. Das Un- ken, wie Wärme sichtbar gemacht wird oder auch, ternehmen stellt beispielsweise das Berufsfeld der wie Nachrichten verschlüsselt und „geknackt“ Industriemechanikerin vor. Die Mädchen können ei- werden. Bei der BVG dürfen die Mädchen sogar genständig Namensschilder gravieren oder Figuren selbst ans Steuer. Sie können auf dem Betriebshof an der CNC-Drehmaschine erstellen. Als Mechat- 15
Ausbildung | A r b e i t g e b e r m a g a z i n ronikerin würden sie etwa Schaltungen aufbauen. darstellten. Das Unternehmensinteresse, am Akti- Diese Aufgabe können sie am Girls‘Day testen. onstag präsent zu sein, nehme insgesamt stark zu. Ausprobieren können sie außerdem das Arbeiten Auch die Mädchen würden ein wachsendes Eigen- mit speziellen Apps, mit deren Hilfe zum Beispiel interesse zeigen, sich gezielt zu informieren, so Schmuddelecken einer Stadt bewertet werden - ein Almut Borggrefe. Vorgeschmack auf den Beruf der Informatikkauf- frau. Wie die Landeskoordinatorin berichtet, würden die meisten Unternehmensangebote in diesem Nach Angaben der Senatsverwaltung für Arbeit, Jahr aus der IT-Branche verzeichnet. Und sie Integration und Frauen haben sich in Berlin in betont: „Wir brauchen mehr Unternehmen für den den letzten 15 Jahren fast 100 000 Schülerinnen Girls’Day!“ Besonders lohne sich der Besuch bei an 4400 Veranstaltungen zum Girls’Day beteiligt. den Firmen, wenn die Mädchen in kleinen Gruppen Mittlerweile übersteige die Nachfrage der Mädchen kämen. Vom Engagement würden alle Beteiligten das Angebot. Das berichtet auch Almut Borgg- profitieren. refe, Landeskoordinatorin für den Girls‘Day und Boys‘Day in Berlin bei LIFE e.V.. Laut Stand am 1. Aus einer bundesweiten Auswertung gehe hervor, dass ein Drittel (28 Prozent) der Unternehmen im Nachhinein Bewerbungen von den Mädchen bekom- men, die sie zuvor beim Girls’Day kennengelernt hatten. Auch für Jungs gibt es am 23. April ein spezielles Angebot. Parallel zum Mädchen-Tag läuft der Boys- Day, der ihnen für Männer eher untypische Berufe näherbringen soll. Statt Kfz-Mechaniker zu werden, weil „man(n)“ das eben so macht, könnten unter anderem der Beruf des Friseurs, des Floristen, des Goldschmieds oder auch des Hörgeräteakusti- Be i d e r B S R k ö n n en die Mädchen lernen, mit speziellen kers attraktiv sein. Des Weiteren werden soziale, A p p s d i e S c h m u ddelecken einer Stadt zu bewerten. pflegerische und erzieherische Ausbildungswege vorgestellt. April 2015 waren bereits 90 Prozent der zu diesem Zeitpunkt angebotenen 7208 Plätze (bei 463 Ange- Weitere Informationen zu teilnehmenden Unter- boten) ausgebucht. 160 dieser Angebote stammten nehmen und Institutionen finden Sie unter www. von Unternehmen, die die größte Anbietergruppe girls-day.de bzw. www.boys-day.de. 16
A r b e i t g e b e r m a g a z i n | A u s b i ldung N i c hts für Weicheier Wir stellen vor: Die Ausbildung zum Tierpfleger/in der Fachrichtung Zootierpflege beim Zoo Berlin In unserer Rubrik „Ausbildung“ stellen wir ein Traumjob. Wenn man sich für diese Profession Ausbildungsberufe vor, für die sich Schulab- entscheidet, muss man jedoch hart arbeiten kön- solventen bei unseren Mitgliedsunternehmen nen, darf keine Scheu vor Schmutz, üblen Gerü- bewerben können. Dabei schauen wir gern chen oder Exkrementen haben. Und ja, man muss nach Berufen, die ein wenig vom Standard auch Tiere töten können, etwa für die Fütterung abweichen, die entweder ganz neu oder be- von fleischfressenden Zoobewohnern. Der Zoo in sonders spannend sind. In dieser Ausgabe Berlin bildet pro Lehrjahr vier bis fünf Azubis zu beschäftigen wir uns mit der Ausbildung zum Tierpflegern aus. Mit 1500 Tieren in 150 Arten ist Tierpfleger/in der Fachrichtung Zootierpflege er nach eigener Aussage der artenreichste Zoo der (IHK-Abschluss), die unser Mitglied, der Zoo Welt. Und damit sehr beliebt. Berlin, anbietet. Hier einen Ausbildungsplatz zu bekommen, ist gar nicht so einfach. Zu Hochzeiten erhalte der Zoo Berlin schon einmal 200 bis 300 Bewerbungen, wie Curator Dr. Tobias Rahde berichtet. Wer eine Zusa- ge möchte, sollte in jedem Falle vorab ein Prakti- kum im Zoo gemacht haben. Wenn es geklappt hat, beginnen die Azubis im ers- ten Lehrjahr zunächst damit, einfache Reinigungs- A n n a - L u c i a F ra n k, Azubi im 1. Lehrjahr beim Berliner aufgaben auszuführen, Tierunterkünfte instand zu Zo o, h a t ke i n e B erührungsängste. halten und sie artgerecht einzurichten. Sie erler- Einmal die Schnauze eines Nashorns streicheln nen den korrekten Umgang mit den Tieren. Wie oder ein Tigerbaby mit dem Fläschchen großzie- deute ich das Verhalten der Tiere richtig, wie lese hen. Als Tierpfleger ist das möglich und vielleicht ich ihre nonverbale Kommunikation? Auch Wissen auch deshalb ist dieser Beruf für viele Menschen über Sinnesorgane, Nervenzellen, Instinkte und 17
Ausbildung | A r b e i t g e b e r m a g a z i n erhalten die Lehrlinge dann schließlich Zugang zu den Elefanten, Raubtieren und Menschenaffen. In der gesamten Ausbildungszeit müssen die jungen Leute kräftig mit anpacken. Zu etwa 80 Prozent des Tages erledigen sie Reinigungsarbeiten. Daher müssen angehende Tierpfleger eine gute körper- liche Konstitution mitbringen und problemlos im Team arbeiten können. Di e H u fp f l e g e d er Tiere gehört zur täglichen Arbeit. Da s Ta p i r m a c h t bereitwillig mit. Nach absolvierter Ausbildung ist es nicht ganz ein- fach, in ein festes Arbeitsverhältnis übernommen Prägungen der Tiere wird den Lehrlingen vermit- zu werden. Dies hängt vom jeweiligen Personalbe- telt. Im zweiten Lehrjahr geht es um die Klau- darf ab. Die besten Chancen auf dem Arbeitsmarkt en- und Hufpflege, um das Beringen von Vögeln haben jene Azubis, die ihren Schwerpunkt auf die sowie um Vorschriften und Gesetze bezüglich des Transportes von Tieren. Weitere Themen sind der Umgang mit kranken Tieren, Hygienemaßnahmen sowie die Fortpflanzung, Zucht und Aufzucht von Tieren. Da der Berliner Zoo über ein großes Aquarium verfügt, lernen die Azubis im dritten Lehrjahr auch alles über Aquarien und Terrarien. Wie werden Schmutz und unangenehme Gerüche stören die a n g e- diese eingerichtet? Welche Technik wird dafür henden Tierpfleger nicht. benötigt und wie werden die Tiere darin versorgt? So benötigen zum Beispiel die Quallen für ihr Aquaristik gelegt haben, denn das Zoo-Aquarium Dasein eine besonders aufwändige Technik. Für ist nach Auskunft des Curators bundesweit ein- ihre Ernährung muss eigens Plankton gezüchtet malig. Entwicklungsmöglichkeiten gibt es in dem werden. Ausbildungsgegenstand ist auch die Zucht Beruf allemal. So kann etwa der Tierpflegermeis- ter gemacht werden. Innerhalb eines Zoos können die Absolventen zunächst als Tierpflegergeselle arbeiten, anschließend als Stellvertreter eines Re- viertierpflegers und später als Obertierpfleger, der mehrere Reviere unter sich hat. Eine Entwicklungs- und Betreuung von gefährdeten Haustierrassen stufe höher ist man als Inspektor für die gesamte wie bspw. dem Poitou-Esel. Im letzten Lehrjahr Riege der Zootierpfleger zuständig. 18
A r b e i t g e b e r m a g a z i n | A k t u e l l e I n f or m a t ionen Z e i t der Chefinnen Wie kommunale Unternehmen Frauen bei der Karriere unterstützen Die Zeiten für Frauen, sich im Job zu entwi- Frauen hoch, eine Führungsposition zu überneh- ckeln und Führungsverantwortung zu über- men“, sagt sie. Bei der Stiftung Stadtmuseum nehmen, sind gut. Im Hinblick auf den wach- Berlin liegt der Frauenanteil, auch fokussiert auf senden Fachkräftemangel spielt die Wirtschaft die oberen Entgeltgruppen, bei rund 60 Prozent, gern mit und die Bundesregierung will den wie der Vorstand der Stiftung und kommissarische Wandel per Gesetz ankurbeln. In Berlin ma- Direktor Chris- chen nach Informationen des Tagesspiegels tian Mothes besonders viele Frauen Karriere. Laut Statis- mitteilt. tik der Industrie- und Handelskammer ist jede vierte Führungsposition von einer Frau be- Auch bei der setzt. Besonders in kommunalen Unternehmen Wohnbauten- wird auf Chancengleichheit viel Wert gelegt. Gesellschaft Anne Keilholz, Geschäftsführer i n b e i An der Spitze einiger großer Player haben STADT UND STADT UND LAND Frauen das Sagen wie etwa Dr. Sigrid Nikutta LAND ist der bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG), Dr. Frauenanteil hoch. Nach Angaben der Geschäfts- Andrea Grebe beim Vivantes Klinikum oder führerin Anne Keilholz sind von 393 Mitarbeitern Vera Gäde-Butzlaff, die nach erfolgreicher 256 weiblich. Die untere Führungsebene setze sich Arbeit als Chefin der Berliner Stadtreinigung aus 17 Frauen und 13 Männern zusammen. Die (BSR) erst vor Kurzem das Ruder beim Gas- mittlere Führungsebene bestehe aus vier Frauen versorger GASAG übernahm. Wir haben bei und sechs Männern, während sich die Geschäfts- den KAV-Mitgliedsunternehmen nachgefragt, führung ein Mann und eine Frau teilen. Die stark was sie konkret für ihre weiblichen Angestell- technisch ausgerichteten Berliner Verkehrsbetriebe ten tun. (BVG) verweisen hinsichtlich der 1. bis 3. Füh- rungsebene auf einen Anstieg von 20 Prozent an Zunächst weiblichen Beschäftigten im Jahr 2012 auf aktuell ein Blick 24 Prozent. Die Vorstandsebene bildeten zu 33 auf die Prozent Frauen und der Aufsichtsrat sei bereits zu Zahlen, die je nach Ausrichtung des Unternehmens über 50 Prozent mit Frauen besetzt. variieren. Das Studentenwerk Berlin etwa weist V e r e i n b a r k eit eine Frauenquote von 73,2 Prozent auf. Der Anteil v on F a m i l i e und Beruf von Frauen in Führungspositionen liege bei 62 Pro- Damit Frauen Karri- zent, so Agnes Böhler, Abteilungsleiterin Personal ere machen kön- und Finanzen. „Insbesondere in den Verwaltungs- nen, müssen sich bereichen, in den Kitas, aber auch in Einrichtungen Familie und Beruf der Abteilung Speisebetriebe ist die Chance von vereinbaren lassen. 19
Aktuelle Infor m a t i o n e n | A r b e i t g e b e r m a g a z i n Wie die KAV-Umfrage zeigt, bieten die Unterneh- men eine breite Palette an Instrumenten, um die Beschäftigten zu unterstützen. Das Studentenwerk Berlin benennt beispielsweise Gleitzeitregelungen, verschiedene, auch befristete Teilzeitmodelle, eine Kindernotfallbetreuung oder die Möglichkeit der Urlaubsplanung mit Rücksicht auf familiäre Belange. Weitere Optionen sind das fallweise Arbeiten von Zuhause oder die Telearbeit. Für die Elternzeit gibt es zudem ein Kontakthalte- und Wiedereinstiegsprogramm. BVG-Chefin Dr. Sigrid Nikutta kann als vierfache Mutter und Ehefrau mitreden, wenn es um das T h e m a Vereinbarkeit von Familie und Job geht. Ähnlich sieht es bei der Stiftung Die BVG, deren Chefin Dr. Sigrid Nikutta als Stadtmuseum Berlin aus. Im vierfache Mutter und Ehefrau als echtes Vorbild Hause gebe es einen aktuellen herhalten kann, hat sich in einem stark männlich Frauenförderplan, in dem die geprägten Unternehmen die Förderung von Frauen ausdrücklich auf die Fahnen geschrieben. „Frauenförderung beginnt bei uns schon, bevor Beschäftigte Beschäftigte sind. Wir engagieren uns intensiv beim Thema Berufsorientierung mit einem Schwerpunkt ‚Frauen für gewerblich-technische Berufe‘“, so Pressesprecherin Petra Reetz. Bei den Verkehrsbetrieben gebe es bereits seit 2003 einen Frauenförderplan. Im Jahr 2013 sei außerdem eine Fahrerinnen-Kampagne gestartet worden, die Z u d e n A n g e b o t e n der kommunalen Arbeitgeber gezielt um Frauen für den Fahrdienst, für Bus-, g e h ö r t z u m Be i s piel eine Kindernotfallbetreuung. U-Bahn- und Straßenbahn warb. Die Gesamt- frauenquote will das Unternehmen bis 2022 nach Leistungen des Arbeitgebers – teils als Ausfluss eigenem Bekunden (von heute 18 Prozent) auf 25 tariflicher Bestimmungen, teils darüber hinaus – Prozent anheben. festgeschrieben seien, so Christan Mothes. STADT UND LAND verweist außerdem auf Beratungsange- Chef(in) in Teilzeit bote für die Beschäftigten, etwa wenn es um die Wer Führungsaufgaben übernimmt, muss nicht Betreuung und Pflege von Familienangehörigen zwingend rund um die Uhr arbeiten, auch eine geht. Teilzeitbeschäftigung als Chef(in) ist möglich. Eine 20
A r b e i t g e b e r m a g a z i n | A k t u e l l e I n f or m a t ionen Option, die sich vielleicht erst noch durchset- Kind und außerdem eine Verbesserung der Qualität zen muss. Das Unternehmen STADT UND LAND der Paarbeziehung genannt. Ein weiteres Ergebnis: beispielsweise habe bisher keine Nachfrage von Etwa jeder vierte Vater habe nach der Elternzeit Führungskräften nach Teilzeitarbeit verzeichnet, seine Arbeitszeit im Vergleich zu der Zeit vor der die Chance darauf bestehe aber. „Grundlagen für Geburt reduziert. die gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind F r a u f ör d e r t F r a u Betreuungsangebote für Kinder sowie familien- So könnten sich die gerechte Arbeitszeiten. Für beides hat die STADT alten Rollenmuster UND LAND als Arbeitgeber ein offenes Ohr“, sagt bald überholt haben. Geschäftsführerin Anne Keilholz. Frauen können in Füh- Neue R olle für Mä n n e r rungspositionen bes- Das Thema Vereinbarkeit betrifft letztlich beide ser verdienen, mehr Geschlechter. Die Idee von mehr Egalität gefällt Verantwortung für die offenbar auch den Männern, wie ein Blick auf die Familie übernehmen Inanspruchnahme der Elternzeit zeigt. Das Un- und mehr Gleichbe- ternehmen STADT rechtigung leben. UND LAND gibt an, eine zunehmende Und sie bringen auch Nutzung der Eltern- ihre Geschlechtsge- monate durch Väter nossinnen voran. Denn weibliche Führungskräf- registriert zu haben te steigern die Beförderungschancen weiblicher und dies auch bei Arbeitnehmer. Zu diesem Ergebnis kommt jüngst Führungskräften. eine Untersuchung aus Norwegen, die das Bonner Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA) veröffentlicht Ob sich Väter für hat. die Elternmonate entscheiden, hängt Weibliche Chefs würden Frauen nicht nur durch ak- laut einer aktuellen tive Beförderungsentscheidungen unterstützen. Sie Studie für die Hans- beflügelten den Aufstieg weiblicher Arbeitskräfte Böckler-Stiftung auch durch ihre Vorbild- und Mentorenfunktion. stark davon ab, wie familienorientiert der Arbeitgeber ist. Wie die For- Glaubt man der Studie, lässt sich mittels politi- scher herausarbeiteten, wird durch das Elterngeld scher Vorgaben wie etwa einer Frauenquote für die Partnerschaft gestärkt. Als zentrale Effekte der Führungsaufgaben demnach tatsächlich die Chan- „Auszeit“ hätten Väter die stärkere Bindung zum cengleichheit weiblicher Arbeitnehmer realisieren. 21
Aktuelle Infor m a t i o n e n | A r b e i t g e b e r m a g a z i n P e r sönlichkeit im Wandel Interview mit der Psychologin Prof. Dr. Jule Specht über Alter, Arbeit und Glück Im Hinblick auf eine älter werdende Bevöl- kerung und eine länger werdende Phase des Berufslebens gewinnen die Erkenntnisse der Nachwuchsforscherin Prof. Dr. Jule Specht eine ganz neue Bedeutung. Die Juniorprofes- sorin des Arbeitsbereiches Psychologische Diagnostik und Differentielle und Persönlich- keitspsychologie an der FU Berlin geht davon aus, dass sich - anders als bisher angenom- men - die Persönlichkeit eines Menschen im Laufe des Lebens noch einmal stark verän- dern kann. Für ihre Forschungsarbeit bekam S i e h a b e n h e r a u s g e f u n d e n , d a s s s i c h die sie 2014 den Berliner Wissenschaftspreis. Wir P e r s ön l i c h k e i t e n t g e g e n b i s h e r i g e n A nnah - m e n a u c h i m h oh e n A l te r n oc h v e r ä n d ern haben mit ihr über die Ergebnisse ihrer Unter- k a n n . Von w e l c h e r L e b e n s s p a n n e r e d en w i r u n d i n w i e w e i t i s t Ve r ä n d e r u n g n och suchungen gesprochen. m ög l i c h ? Die Persönlichkeit kann sich über die gesamte Le- Vielleicht erst e i n m a l z u d e n G r u n d l a g e n . Was ist Persön l i c h k e i t? bensspanne hinweg verändern. Besonders sensibel für Veränderungen ist die Persönlichkeit bis zum Die Persönlichkeit beschreibt individuelle Unter- Alter von ungefähr 30 Jahren und dann wieder ab schiede im Denken, Fühlen und Verhalten. Zu den einem Alter von ungefähr 60 bis 70 Jahren. zentralsten Persönlichkeitseigenschaften zählen die sogenannten Big Five, das sind die emotionale Inwiefern wirkt sich diese Wandlungs- f ä h i g k e i t b z w . Ve r ä n d e r u n g a u f d e n B eruf aus? Menschen passen ihre Persönlichkeit an die Anfor- derungen der Umwelt an. Die Wandlungsfähigkeit der Persönlichkeit lässt sich dementsprechend auch nutzen, um sich an berufliche Veränderungen anzupassen. I n e i n e m Z e i tu n g s i n t e r v i e w s a g t e n S i e, S ie G e ra d e ä l t e r e M e nschen sind sehr sensibel für Verän- w ü r d e n g e r n h e r a u s f i n d e n , w a s e s b e deu - d e r u n g e n u n d i n der Lage, sich anzupassen. t e t , e r f ol g r e i c h z u a l t e r n . W a s v e r s te hen Si e u n te r “ e r f ol g r e i c h e m A l t e r n ” ? Eine Person, die erfolgreich altert, ist zufrieden mit Stabilität, Extraversion, Offenheit für Erfahrungen, sich und ihrem Leben, hat wenig gesundheitliche Verträglichkeit und Gewissenhaftigkeit. Einschränkungen beziehungsweise kann gesund- 22
A r b e i t g e b e r m a g a z i n | A k t u e l l e I n f or m a t ionen heitliche Einschränkungen gut kompensieren und Älteren Menschen wird manchmal mit dem Vorur- ist sozial integriert. teil begegnet, sie seien nicht mehr anpassungs- fähig. Unsere Forschung zeigt, dass das nicht stimmt, im Gegenteil: Gerade ältere Menschen sind sensibel für Veränderungen, ein Potenzial, das nicht immer berücksichtigt wird. G l ü c k l i c h e Me n s c h e n s i n d g a n z k l a r a uch d i e b e s s e r e n M i t a r b e i te r . W i e l ä s s t s i ch d a s p e r s ön l i c h e G l ü c k ( i m J ob ) f ör d e r n od e r e r h a l te n ? Viele Menschen profitieren davon, wenn sie Sinn E i n e Pe r s o n , d i e erfolgreich altert, ist zufrieden mit s i c h u n d d e m L e ben und sozial integriert. erkennen in dem, was sie tagtäglich tun, wenn sie sich für ihre Arbeit wertgeschätzt fühlen und einen In welchem Ma ß e h a t d e r E i n z e l n e k on k r e t selbstbestimmten Handlungsspielraum haben. E influss auf se i n e Pe r s ön l i c h k e i ts e n t w i c k - lung? Die Persönlichkeitsentwicklung ist kein passiver Prozess, sondern wir können uns aktiv verändern, indem wir uns zum Beispiel neuen Herausforderun- gen stellen. In der Arbeit einen Sinn zu erkennen, macht glücklich. Wir danken Ihnen für das Gespräch! Wie sich die Forschungsergebnisse für die S i c h n e u e n H e ra usforderungen zu stellen, hilft dabei, Praxis nutzen lassen, wird Prof. Dr. Jule d i e Pe r s ö n l i c h ke i t aktiv zu verändern. Specht in einem Vortrag genauer beleuchten. Am 19. Mai 2015 wird sie als Gastreferentin Unsere G esell s c h a f t w i r d i m m e r ä l t e r , bleibt länger g e s u n d u n d f i t . W e l c h e auf der Mitgliederversammlung des KAV Ber- Schlüsse lasse n s i c h a u s I h r e n b i s h e r i g e n Untersuchung e n f ü r A r b e i t g e b e r lin zum Zusammenhang von Alter, Arbeit und ziehen? Was k ön n e n s i e g e z i e l t t u n , um das vorhanden e Pot e n z i a l i h r e r ( ä l t e r e n ) Glück sprechen. M itarbeiter zu n u tz e n ? 23
Aktuelle Infor m a t i o n e n | A r b e i t g e b e r m a g a z i n Z ä h es Ringen Die VKA zu den Tarifverhandlungen im Sozial- und Erziehungsdienst In Pressemitteilungen vom 23. März und 5,4 Prozent. Die Gehaltstabelle ist zuletzt am 1. 8. April äußerte hat sich die VKA zu den lau- März 2015 um 2,4 Prozent gestiegen. In einem fenden Tarifverhandlungen im Sozial- und ersten Bereich, den Kita-Leitungen, hat die VKA Erziehungsdienst geäußert. Sie nannte die Verbesserungen vorgeschlagen: „Wir bieten aus- „gewerkschaftliche Inszenierung erschre- drücklich an, gemeinsam die Kriterien für die Ein- ckend“. gruppierung von Kita-Leitungen und Regelungen zur Stellvertretung zu überarbeiten“, so Hoffmann. In den Eingruppierungsverhandlungen für die 220.000 Beschäftigten im Sozial- und Erziehungs- Problematisch ist aus Sicht der VKA, dass sich dienst der Kommunen haben die Arbeitgeber die eine jährliche Belegungsschwankung in den Kitas Warnstreiks der Gewerkschaften scharf kritisiert. auf die Eingruppierung der Leiter/innen auswirken „Das Ausmaß der gewerkschaftlichen Inszenierung kann. Hier schlagen die Arbeitgeber eine Verste- in den letzten Tagen ist erschreckend“, so VKA- tigung vor. Auch das soll weiter mit den Gewerk- Hauptgeschäftsführer Manfred Hoffmann. „Die schaften diskutiert werden. Warnstreiks und Gewerkschaftsveröffentlichungen haben mit dem Verhand- Zum Verhandlungstermin am lungsverlauf nichts zu tun, 9. April 2015 in Düsseldorf belasten aber Kinder und forderte die VKA die Gewerk- Eltern sehr.“ schaften zu ernsthaften und zielorientierten Verhandlun- Um in den Verhandlungen gen auf. weiter zu kommen, haben die Arbeitgeber [...] in Münster einen konkreten Im Sozial- und Erziehungsdienst haben die Ge- Fahrplan für die weiteren Verhandlungen aller werkschaften nach eigenen Angaben bereits Bereiche im Sozial- und Erziehungsdienst vorge- bis Mai Warnstreiks geplant – unabhängig vom schlagen. Dem sind die Gewerkschaften gefolgt. Verhandlungsverlauf. Die VKA hat Gespräche über Arbeitgeber und Gewerkschaften haben entspre- die Eingruppierung nie abgelehnt. Arbeitgeber chend weitere Verhandlungstermine vereinbart. und Gewerkschaften haben auf Vorschlag der VKA Hoffmann: „Wir haben den Gewerkschaften ange- einen Fahrplan für die inhaltlichen Verhandlungen boten, über konkrete Anforderungen der Tätigkei- vereinbart. ten zu verhandeln. Für pauschale Erhöhungen gibt es keinen Raum, das gehört in Lohnrunden.“ Neben dem 9. und 16. April sind als nächste Ver- handlungstermine der 20./21. April 2015 verein- Die letzte Lohnrunde brachte den Beschäftigten bart. Ein weiterer Termin ist für den 11./12. Mai mit dem Abschluss vom 1. April 2014 ein Plus von 2015 geblockt. 24
A r b e i t g e b e r m a g a z i n | N e u e s a u s d e r P olitik W i r tschaften im Sinne d e r Berliner I nterview mit Dr. Matthias Kollatz-Ahnen Als der Regierende Bürgermeister Michael Müller seine Arbeit antrat, präsentierte er sein Regierungsteam, darunter zwei völlig neue Gesichter. Finanzsenator Dr. Matthias Kollatz-Ahnen hat die Einarbeitungsphase nun hinter sich. Im Interview mit dem KAV Berlin spricht er unter anderem darüber, wie er über Steuererhöhungen denkt und warum er sich für das Amt in Berlin entschieden hat. Auch wenn de r St a r t s c h on e i n e W e i l e Es ist richtig, dass wir mehr als die Hälfte des Fi- zurückliegt, g r a tu l i e r e n w i r I h n e n h e r z l i c h zu Ihrem neue n A m t a l s F i n a n z s e n a t or i n nanzierungsüberschusses des vergangenen Jahres Berlin! Die üb l i c h e n 1 0 0 T a g e z u r E i n a r b e i- für Investitionen in die Infrastruktur der Wach- tung sind gesc h a f f t . W i e g e f ä l l t I h n e n I h r e neue Aufgabe b i s h e r ? senden Stadt verwenden wollen. Beim Sonderver- mögen „SIWA“ geht es aber nicht darum, einzel- Für die Landesfinanzen verantwortlich zu sein, ist nen Unternehmen Geld zu geben, sondern in die sicher eine der spannendsten Aufgaben in einer unterschiedlichsten Bereiche der Infrastruktur des Landesregierung – zumal in einer Stadt wie Berlin, Landes zu investieren. Das betrifft vor allem den die sich trotz der guten Entwicklung der vergan- Gesundheitssektor, die Bezirke und hier vor allem genen Jahre noch immer Haushaltskonsolidie- die Schulen, aber auch die Polizei und die Feu- rungsland ist. Hinzu kommt: Berlin ist – zum Glück erwehr. Wir werden in den ÖPNV investieren und – eine wachsende Stadt. Das bietet große Chan- stellen deshalb der BVG 58 Millionen Euro für die cen für die Zukunft, bringt aber auch zusätzliche Anschaffung neuer Züge zur Verfügung. Aufgaben mit sich. W e l c h e B e d e u t u n g m e s s e n S i e d e m K AV B e r l i n m i t s e i n e n a k tu e l l 8 4 M i t g l i e d e rn Diese spannende Aufgabe als Finanzsenator kann bei? man natürlich nicht immer konfliktfrei erfüllen. Wir können jeden Euro nur einmal ausgeben. Darauf Das Land Berlin ist ja vor nicht allzu langer Zeit muss ich schon manchmal hinweisen und auch er- nach einem jahrelangen Sonderweg in die Tarifge- klären, dass nicht alles möglich ist, was vielleicht meinschaft deutscher Länder zurückgekehrt, die wünschenswert wäre. Alles in allem fühle ich mich für die Länder Tarifverhandlungen führt. Insofern bisher aber sehr freundlich aufgenommen. weiß ich sehr zu schätzen, was ein gut aufgestell- ter Arbeitgeberverband für seine Mitglieder wert Berlin kann si c h i n d i e s e m J a h r ü b e r e i n e ist. Ich denke, die Mitgliedsunternehmen des KAV halbe Milliarde Eu r o z u s ä t z l i c h f r e u e n . Welche KAV -M i t g l i e d s u n t e r n e h m e n w e r d e n Berlin wissen ganz genau, was sie an ihrem Ver- besonders prof i ti e r e n u n d i n w i e f e r n ? band haben. 25
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