AUFBAU EINES GEMEINSCHAFTSGARTENS IN DER VIKTORIASIEDLUNG LÜNEN - COPROGRÜN MACHBARKEITSSTUDIE - COPROGRÜN
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CoProGrün Machbarkeitsstudie Aufbau eines Gemeinschaftsgartens in der Viktoriasiedlung Lünen Aufwertung von Abstandsgrün in Wohnsiedlungen Carlos Tobisch, David Kory - Die Urbanisten e.V.
Machbarkeitsstudie 7 Herausgeber Katharina Christenn, Axel Timpe Layout Luisa Ropelato Projekttitel Co-produzierte Grünzüge als nachhaltige kommunale Infrastruktur (CoProGrün) (Förderkennzeichen: 033L172) Fördermaßnahme Kommunen Innovativ Laufzeit 01.06.2016 – 30.5.2019 Fördervolumen 775.000 Euro Kontakt (Verbundkoordinator) RWTH Aachen Lehrstuhl für Landschaftsarchitektur Prof. Dr. Frank Lohrberg Dr.-Ing. Axel Timpe Jakobstraße 2, 52056 Aachen Tel.: +49 (0)241 80 95050 email: lohrberg@la.rwth-aachen.de Projektpartner Regionalverband Ruhr Dipl.-Geogr./Stadtplaner AKNW Frank Bothmann Kronprinzenstraße 6, 45128 Essen Tel.: +49 (0)201 2069 680 email: bothmann@rvr.ruhr in Zusammenarbeit mit: Die Urbanisten e.V. Ansprechpartner: Carlos Tobisch Rheinische Straße 137, 44147 Dortmund Tel: +49 (0)231 330 174 01 Fachhochschule Südwestfalen Fachbereich Agrarwirtschaft Prof. Dr. Wolf Lorleberg Lübecker Ring 2, 59494 Soest Tel.: +49 (0)2921-378-3224 Email: lorleberg.wolf@fh-swf.de in Zusammenarbeit mit: Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen Geschäftsbereich 2 „Standortentwicklung, Ländlicher Raum“ Ansprechpartner: Dr. Thorsten Becker Gartenstraße 11, 50765 Köln-Auweiler Tel.: +49 (0)221 5340-325 Aus Gründen der Lesbarkeit wird in der Machbarkeitsstudie das generische Maskulinum verwendet, personenbezogene Bezeichnungen beziehen sich auf alle Geschlechter in gleicher Weise. Die Darstellung von Menschen in Hosen und Kleidern lässt keinen Rückschluss auf das Geschlecht zu. Die Verantwortung für den Inhalt der Veröffentlichung liegt bei den Autoren. Titelbild Ernte im Westgarten, Foto: Die Urbanisten e.V.
Abb.1: Luftbild der Victoria-Siedlung mit Markie- rung der Potentialfläche Quelle: Land NRW (2019) - Lizenz dl-de/by-2-0 (www. govdata.de/dl-de/by-2-0) 1. Problemstellung und Relevanz für die Grünzugentwicklung Die Victoria-Siedlung in Lünen-Nord ist eine Arbeitslosigkeit, insbesondere von Jugendlichen, ehemalige Zechenarbeitersiedlung, die in den als auch die Fluktuation der Einwohner liegt im Jahren 1909 bis 1912 für die Belegschaft der Vergleich zur Gesamtstadt deutlich höher, wäh- Zeche Victoria entworfen und gebaut wurde und rend das durchschnittliche Einkommen niedriger heute unter Denkmalschutz steht. Sie orientiert ist1. Die demografische Struktur der Victoriasied- sich in ihrer Gestaltung an der Gartenstadtbe- lung hat sich im Zuge des Strukturwandels durch wegung und reiht sich damit in eine Vielzahl von den Zuzug junger Generationen und Migranten Siedlungen ein, die zu Beginn des 20. Jahr- gewandelt und vervielfältigt. Heute leben hier hunderts entstanden sind wie beispielweise die Menschen, die noch den Zechenbetrieb er- Dahlhauser Heide in Bochum-Hordel als Sied- lebt oder dort selbst gearbeitet haben, neben lung für Beschäftigte der Krupp-Zechen Han- Zugezogenen, die nie Teil dieser Vergangenheit nover und Hannibal, die Siedlung Teutoburgia waren und sich nicht damit identifizieren. Auch in Herne-Börnig für die Zeche Teutoburgia oder die unterschiedliche Herkunft der Menschen die Bergarbeitersiedlung Dinslaken-Lohberg für führt dazu, dass in der Victoriasiedlung mehrere die Zeche Lohberg. Wie zahlreiche ehemalige soziale Welten nebeneinander existieren und ein Zechenarbeitersiedlungen weist auch die Victo- sozialer Zusammenhalt aktiv geschaffen werden riasiedlung als Folge des Strukturwandels einen muss. Die Stadt Lünen stellte geringe Investi- hohen Anteil sozial benachteiligter Bevölkerung tionen in die Bausubstanz als auch Brüche im auf. Insgesamt deuten die von der Stadt Lünen sozialen Gefüge fest2. im Jahr 2017 zuletzt veröffentlichten Sozialdaten auf ein Quartier mit sozialen Defiziten hin. Die 1 Stadt Lünen (Hrsg.): StadtGartenQuartier Münsterstraße - Masterplan Grün, 2018, Lünen (PDF) zuletzt geöffnet: 03.04.2019 2 ebd. Machbarkeitsstudie: Aufbau eines Gemeinschaftsgartens in der Victoriasiedlung Lünen 1
Auf öffentlichen Veranstaltungen sowie bei der 2km Luftlinie – weist es typische Problemstel- Erstellung eines integrierten Handlungskon- lungen und Rahmenbedingungen für ehemali- zepts (IHaK) konnte die Stadt Lünen eine hohe ge Zechensiedlungen auf und kann daher als Nachfrage seitens der Bewohner der Siedlung Referenzprojekt genutzt werden. Besonders der nach Möglichkeiten zur Selbstversorgung durch Migrationsanteil, die demographische Entwick- gärtnerische Arbeit in Erfahrung bringen. Als lung als auch die Eigentumsverhältnisse zeigen Gartenstadt weist die Siedlung zwar großzügige Parallelen zu weiteren Zechensiedlungen. Eine private Gärten auf, diese stehen aber nur den Relevanz für das Projekt CoProGrün ist zudem Besserverdienenden zur Verfügung, die ein darin zu sehen, dass der Kontakt zum Projektin- Einfamilienhaus oder eine Doppelhaushälfte in itiator (vgl. Kapitel 2) durch eine Workshop-Ver- der Siedlung bewohnen. Ein Großteil der Be- anstaltung des Forschungsprojekts zustande völkerung, der vorwiegend in den Mehrfamilien- kam, in dem der Frage nachgegangen wurde, häusern der LEG Immobilien AG wohnt, verfügt wie Gemeinschaftsgärten und Flächeneigen- dagegen nicht über einen eigenen Garten. Die tümer zusammenkommen können. Aus dem wenigen öffentlich zugänglichen Grünflächen Workshop heraus wurde deutlich, dass die Stadt werden nicht gärtnerisch genutzt, dazu zählen Lünen als Kommune durchaus beispielhaft beispielsweise die kleinen Plätze im Quartier begleitet werden kann und mit der entwickelten als auch die Flächen zwischen den bebauten Idee – einen Gemeinschaftsgarten zur Förde- Grundstücken. Obwohl sich das Modellprojekt rung von Nachbarschaft und Identifikation – das in Lünen außerhalb des CoProGrün Untersu- Forschungsprojekt bereichert. chungsraumes befindet – wenn auch nur in etwa 2. Initiierende Akteure und ihre Projektziele Der Hauptinitiator im Modellprojekt ist das Refe- • In der Victoriasiedlung in Lünen möchte rat Stadtentwicklung der Stadt Lünen. Um den die Stadt Lünen ab Anfang 2018 mehrere genannten Problemstellungen in der Victoria- kleinteilige Beteiligungsprojekte mit dem siedlung zu begegnen und das soziale En- Fokus auf gärtnerisch-landschaftliche As- gagement und den Zusammenhalt im Viertel zu pekte initiieren, in die die Stadtverwaltung, stärken, will es gärtnerische und gartenbauliche Immobilienunternehmen und Bewohnern Aktionen mit der Bewohnerschaft im öffentlichen des Quartiers aktiv eingebunden wer- Raum des Quartiers initiieren. Mit diesem the- den sollen. Anfang 2018 plante die Stadt matischen Fokus wird einerseits auf den Wunsch Lünen in der Victoriasiedlung ein grünes nach Selbstversorgung reagiert, andererseits Quartiersmanagement zu installieren, das sieht die Stadt Lünen in der gemeinschaftlichen klassische Aufgaben eines Quartiersbüros Nutzung von Grünflächen eine hohe Bedeutung verfolgt, jedoch mit dem Fokus auf gärtne- für die soziale Integration. Zu den Projektideen risch-landschaftliche Aspekte. Dabei sollten zählt auch das Vorhaben, einen Nachbarschafts- kleinteilige Projekte in Zusammenarbeit von garten in der Victoriasiedlung zu entwickeln. Die Stadtverwaltung, Immobilienunternehmen Rolle der Urbanisten und der entwickelten Mach- und Bewohnern des Quartiers erarbeitet und barkeitsstudie fokussiert sich auf die Unterstüt- umgesetzt werden. Grundsätzlich möchte zung und Beratung dieses angedachten Projek- die Stadt Lünen damit Problemen wie der tes: eines Nachbarschaftsgarten mit Knowhow Vermüllung von Grün- und Freiflächen, der aus dem Kreis der CoProGrün Projektpartner. Entstehung von Angsträumen aber auch fehlendem sozialem Engagement und Zu- Um die geplanten Projekte zu realisieren, sammenhalt entgegenwirken. entschied sich das Referat dazu, ein grünes • Das von den Urbanisten begleitete Modell- Quartiersmanagement einzurichten. Dieses soll projekt in der Victoriasiedlung Lünen befasst Projekte wie mobile Gärten oder Gestaltung von sich mit der Initiierung eines Gemeinschafts- (Rest-)Flächen initiieren, koordinieren und neben gartens. Dieser soll in einem grünen Innen- den Anwohnern auch Institutionen im Quartier hof umrahmt von privaten Gärten neben wie Schule und Kita in Maßnahmen der Um- einem unternutzten Spielplatz auf Teilen von weltbildung aktiv einbeziehen. Konkret wurden Privatgärten entstehen. Die Problemstellung folgende Ziele gesetzt: besteht primär darin, in Absprache mit kom- munaler Vertretung, Flächeneigentümern • Das Bewusstsein der Bevölkerung für die und aktuellen Flächennutzern die Nutzung Frei- und Grünflächen stärken, eine produk- des potentiellen Standorts als Gemein- tive Nutzung ermöglichen und die Identifi- schaftsprojekt zu ermöglichen. Die Idee kation mit der Siedlung sowie das Gemein- eines Gemeinschaftsgartens wurde dann, schaftsgefühl fördern. auch vor dem Hintergrund der aktuellen • Stärkung des sozialen Engagements und Beispiele anderer Städte, abgeleitet. Zusammenhalts im Viertel, Darstellung der Bedeutung von Grünflächen für die soziale Integration, Umweltgerechtigkeit 2
Lage der Victoriasiedlung Lünen Abb.2: Verortung des Modellprojekts, Darstellung: RWTH Aachen University, Lehrstuhl für Landschaftsarchitektur Machbarkeitsstudie: Aufbau eines Gemeinschaftsgartens in der Victoriasiedlung Lünen 3
Abb.3: Grün und Freiflächen- analyse öffentlicher Räume in der Victoriasiedlung Lünen Quelle: lohrberg stadtland- schaftsarchitektur PartG mbB: StadtGartenQuartier Münsterstraße – Masterplan Grün, Lünen, 2018 Seite 34 3. Bestandsaufnahme Im Auftrag der Stadt Lünen erarbeitete das Pla- Spielplatz“ genannt, das größte Potential unter nungsbüro lohrberg stadtlandschaftsarchitektur den kartierten Flächen um als Gemeinschafts- einen Masterplan Grün für die Siedlung. Dieser garten genutzt zu werden. Im Norden und wurde CoProGrün in Ausschnitten zur Verfügung Osten grenzen Doppelhaushälften mit privaten gestellt und beinhaltet unter anderem die Aus- Gärten an, im Süden befindet sich der städti- gangssituation und Ziele, Aufgabenverständnis sche Kindergarten Lünen-Nord, westlich liegen und Vorgehen, Freiraumstrukturen im Bestand, Grabelandflächen, die als private Gärten von der Potenziale und Defizite, Konzeption - Hauptele- Nachbarschaft genutzt werden. Der Innenhof soll mente und ihre Ziele, Entwicklungsbereiche so- laut Masterplan Grün „[…] aus seiner isolierten wie weitere Maßnahmen. Auf Grundlage dieses Lage befreit werden […]“, was durch eine „[…] Dokuments entwickelt die Stadt Lünen mit dem Neuordnung des Hofes unter Berücksichtigung grünen Quartiersmanagement Umsetzungspro- von Nutzungswünschen der Mieter [zu einer] jekte (vgl. Abb.3). bessere[n] Ausnutzung und […] soziale[n] Im Masterplan stellt lohrberg stadtlandschafts- Kontrolle […]“ erreicht werden soll3. Aktuell wird architektur mehrere potentielle Entwicklungs- der kaum genutzte Spielplatz eher als Problem- bereiche für Projekte in der Siedlung heraus. bereich gesehen, denn trotz guter Ausstattung Nach Meinung der Stadt Lünen, dem Woh- und schönem Baumbestand wird er als unsi- nungsunternehmen LEG als hauptsächlichem cher empfunden und es werden vermehrt Fälle Immobilieneigentümer in der Siedlung und der von Vandalismus gemeldet. Gründe dafür sind Urbanisten e.V. / CoProGrün hat die Fläche rund einerseits die schlechte Einsehbarkeit aufgrund um den öffentlichen Spielplatz am Knappenweg, fehlender Sichtachsen und hochwachsenden im Masterplan „LEG Bestand Barbarastraße/ Hecken, Büschen und Bäumen. Andererseits 3 lohrberg stadtlandschaftsarchitektur PartG mbB (2018): StadtGartenQuartier Münsterstraße, Masterplan Grün, Stand 23.05.2018. Auftraggeber: Stadt Lünen, Referat Stadtentwicklung. 4
Abb.4: Luftbild des grünen Innenhofs mit umliegender Bebauung und Markierung der Potentialfläche Quelle: Stadt Lünen/Hans Glossey ist die Fläche nur von Norden her über einen auf die Miete umlegen. langen Fußweg erreichbar, der keinen direkten Ziel der Stadt Lünen und der LEG ist es, den Einblick in die Fläche ermöglicht und somit nicht Innenhof mitsamt dem Spielplatz durch eine als Eingang zum Spielplatz erkannt wird. Der gemeinschaftliche Nutzung sowie eine verbes- Parkplatz wird von Anwohnern vor allem als serte Zugänglichkeit stärker ins Bewusstsein vermüllt und für Vandalismus einladend wahr- der Bewohner zu bringen, zu beleben und genommen und wird daher kaum genutzt (vgl. so zu attraktivieren. Der Spielplatz soll dabei Kapitel 4 und Abb.3). bestehen bleiben. Über den neuen Weg eine Die Stadt ist zwar Initiator des Projekts, sie ist bessere Zugänglichkeit zu schaffen stellt den jedoch nur Eigentümer der Spielplatzfläche so- ersten Schritt dar, im zweiten folgt die Idee eines wie des Kindergartens inklusive Außenbereich. Gemeinschaftsgarten auf einem Teil der Grabe- Die anderen angrenzenden Immobilien sowie die landfläche, der einen wichtigen Beitrag für mehr Grabelandflächen befinden sich im Eigentum der Lebensqualität und eine generelle Aufwertung LEG. Diese hat sich in ersten Gesprächen ge- des Quartiers leisten soll. Beide Schritte sollen genüber der Stadt Lünen einverstanden erklärt, eine Antwort auf das von der Bewohnerschaft ihre Flächen prinzipiell zur Verfügung zu stellen formulierte Problem von Vandalismus und Ver- und ist bereit, an Gesprächen und Planungstref- müllung geben als auch Gemeinschaft schaffen, fen mit den Akteuren und Mietern teilzunehmen. die im Umkehrschluss mehr soziale Kontrolle für Die LEG will jedoch keinen finanziellen Beitrag die Fläche entwickelt. bei der Entwicklung neuer Wege und eines Ge- meinschaftsgartens leisten: Das gewinnorientier- te Unternehmen würde entstehende Ausgaben Machbarkeitsstudie: Aufbau eines Gemeinschaftsgartens in der Victoriasiedlung Lünen 5
4. Projektkonzept und erforderliche Maßnahmen Zusammenfassend ist für das Modellprojekt als Gemeinschaftsgarten jedoch erst geschaffen festzuhalten: Es gibt ein Interesse der Bewoh- werden muss. nerschaft in der Victoriasiedlung, im Stadtteil Vor diesem Hintergrund sollen folgende Maß- gärtnerisch aktiv zu werden. Eine feste orga- nahmen im Modellprojekt durchgeführt werden, nisierte Gruppe ist allerdings nicht vorhanden. um in der Victoriasiedlung einen Gemeinschafts- Gleichzeitig wurde mit dem grünen Innenhof eine garten zu entwickeln. potentielle Fläche analysiert, dessen Nutzung 4.1 Flächennutzung schaffen: Gespräche mit Eigentümern und Nutzern Geplant ist, den Innenhof und den Spielplatz der Fläche und Rückschnitt von Bäumen und durch einen zusätzlichen Weg vom südlich gele- Sträuchern sowie möglichen Kooperationspart- genen Parkplatz zusätzlich zu erschließen. Die nern sollen weitergegeben werden. Es ist zu Stadt Lünen hat bereits zugesagt, den Bau des überlegen, ob man ein Wohnungsunternehmen Weges zu finanzieren. Welche Verpflichtungen mit Erfahrung aus einem solchen Projekt zum damit für die Stadt Lünen einhergehen, muss ge- Gespräch mit der LEG einlädt. Herr Tobisch klärt werden. Für die tatsächliche Durchführung könnte den Kontakt zu Petra Triesch von der wird außerdem das Einverständnis der LEG als GEBAG aus Duisburg ermöglichen. Flächeneigentümer benötigt. Weil sich durch den Weg auch die Zuschnitte einiger Grabelandstü- 2. Gespräche mit Anrainern und Nachbarn, in cke – wenn auch nur geringfügig – ändern, sind denen mittels Texten, Postern und Bildern (von die Pächter in die Planung einzubinden. vergleichbaren erfolgreichen Projekten) über das Vorhaben informiert wird. Anmerkungen der Gleiches gilt bei der Akquise der zukünftigen Betroffenen und Interessierten können entge- Gemeinschaftsgartenfläche. Diese kann im gengenommen und eine grundlegende Haltung Innenhof nur auf Teilen des von der LEG ver- bzgl. Einverständnis abgefragt werden. Eine pachteten Grabeland liegen, weil der Spielplatz gemeinsame Ortsbegehung kann den Anrainern weiterhin bestehen bleibt. Die Machbarkeit des die Vorteile eines Gemeinschaftsgarten für das - Projekts hängt von der Bereitschaft der Pächter, bis dato - ungepflegte Grabeland aufzeigen. Teile ihres Gartens abzugeben, ab. Im Sinne Das Ziel: Bereitschaft zur Abgabe von Teilen ih- einer guten Nachbarschaft, die für die Akzeptanz rer Grabelandflächen für das Projekt und grund- und den Erfolg des Gemeinschaftsprojektes im sätzliche Akzeptanz für das Projekt schaffen. Viertel maßgeblich sein wird, sollten die Anrainer Den Anrainern sollte die Möglichkeit gegeben ohnehin frühzeitig informiert werden; ebenso wie werden sich lediglich mit der Fläche einzubrin- Nachbarn und aktuelle Nutzer des Spielplatzes. gen oder aber auch darüber hinaus Teil des Pro- Hierzu wird empfohlen mit allen Entscheidern jekts zu werden. Das Mitmachen über das Ein- des Projekts auf die Anrainer zuzugehen um bringen der Fläche hinaus muss allerdings auf mögliche Vorbehalte und Hindernisse zu klären Freiwilligkeit beruhen. Diese Gespräche können und die Vorteile für die Nachbarschaft darzustel- am besten in einem Veranstaltungskontext im len, sowie auf bereits existierende Beispielpro- Viertel passieren, wie bspw. dem LEG-Mieterfest jekte und deren Erfolge hinzuweisen. Wichtig am 06.07.2018. Weitere ähnliche Möglichkeiten erscheint, dass sich die Anrainer mit ihren sind zu prüfen. Hierzu ist es sinnvoll ein offenes Fragen und zum Teil auch weiterführenden Pro- Format an bestehende Veranstaltungen anzu- blemen als Mieter und Vorbehalten wahrgenom- docken, in der mit ansprechenden Bildern und men fühlen. Grundsätzlich können allgemeine niedrigschwellig verständlich Interesse geweckt Vorbehalte gegenüber der Stadt oder der LEG und Vorbehalte aufgelöst werden können. Es hier bereits zu Projektbeginn für Schwierigkeiten sollte deutlich werden, dass die eigene Leistung/ und Hindernisse sorgen. Expertise der Gemeinschaft nutzen kann und im Umkehrschluss ein individueller Nutzen entste- Für die beschriebene Potentialfläche sind also hen kann. der Flächeneigentümer LEG, die Bewohner der Knappenweg 3-15 und 15a sowie Barbarastraße 3. Bekanntmachung: 12-24, die Kita und aktuelle Nutzer des Spielplat- Auf dem Spielplatz bzw. am Zuweg wird ein zes anzusprechen. Mit der LEG soll eine schrift- Infokasten aufgestellt, mit dem auf das geplante liche Vereinbarung getroffen werden. Folgende Vorhaben hingewiesen wird und wo Kontakt- Maßnahmen sind erforderlich: daten zum Ansprechpartner zu erfahren sind. Hier kann bei Bedarf auch auf Termine hinge- 1. Gespräche mit der LEG, wiesen werden. Gleichzeitig können Flyer in die um sie als Unterstützer für die Entwicklung eines Briefkästen oder kleine Plakate im Quartier (öff. Gartenprojektes zu gewinnen und eine (schrift- Raum) bei den Institutionen sowie beim Nahver- liche) Erlaubnis zur Nutzung ihrer Flächen zu sorger ausgehängt werden. erhalten. Auch Überlegungen zu Einsehbarkeit 6
Abb.5: Bekanntmachung der Ziele des Gemeinschafts- gartens Richardstraße in Aachen Foto: Axel Timpe 4.2 Vorbereitende Maßnahmen zur Nutzbarkeit der Fläche 1. Nutzungsvereinbarung 2. Erste bauliche und ökologische Es wird empfohlen eine Nutzungsvereinbarung Maßnahmen zwischen dem Eigentümer LEG und der Stadt Ein ökologisch vertretbarer Grünschnitt soll die Lünen aufzusetzen um Planungssicherheit zu er- Einsehbarkeit in die öffentliche Fläche ermögli- halten. Wenn eine Nutzungsvereinbarung für die chen. Wer den Grünschnitt durchführt und was Fläche geschaffen worden ist, müssen vorberei- genau wie geschnitten werden soll, ist von den tende Maßnahmen wie die Anlage des Weges Involvierten zu klären. Darüber hinaus kann mit und ein grundlegender Grünschnitt durchgeführt der geplanten Wegeführung begonnen werden, werden. auch wenn sich die Planung rund um den Nach- barschaftsgarten verzögern sollte. 4.3 Aktivierung potentieller Mitmacher Bereits während der genannten vorbereitenden ein eigenes Netzwerk kontaktieren können und Maßnahmen bezüglich der Fläche kann die Akti- so Türöffner für mögliche Teilnehmer sind. Der vierung der Mitmacher begonnen werden. Dazu Städtische Kindergarten Lünen-Nord, die Vikto- sind vorab folgende Fragen zu beantworten: riaschule und die Siedlergemeinschaft können als Multiplikator und als potentieller Nutzer des Wer soll angesprochen werden? Gartens angesprochen werden, die AWO Lünen, Weil es sich bei der potentiellen Projektfläche die Caritas, die Umweltwerkstatt und der Lip- um einen relativ intimen Ort handelt, der auf pe-Verband sind vor allem als Unterstützer und Rückseite einiger Einfamilienhäuser liegt, sollten Helfer zu adressieren. vor allem diese und die unmittelbare Nachbar- schaft angesprochen werden. Hierbei stehen Wie sollen die potentiellen Teilnehmer die Mehrfamilienhäuser im Fokus, da dort die adressiert und aktiviert werden? Bewohner nicht über Gartenflächen verfügen Sobald die Flächen definitiv zur Verfügung ste- (Kleingärten ausgenommen). Sie werden am hen, ist ein Kick-Off Workshop unter Einladung ehesten an einer Möglichkeit zum Gärtnern der anzusprechenden Akteure (vgl. 3.3. Aktivie- interessiert sein. Aber auch andere Anwohner rung potentieller Mitmacher) - methodisch ange- können gefragt werden, denn wenn sie auch ei- lehnt an ein World-Café – sinnvoll. Hier könnten gene Gärten haben, können sie dennoch am Ge- verschiedene Themen wie der Grünschnitt auf meinschaftsaspekt des Gartens Interesse haben der Fläche, ein Regelwerk für die Nutzung des oder als Unterstützer gewonnen werden. Gartens sowie die Ausgestaltung des Gemein- Neben einer Aktivierung von Einzelpersonen schaftsgartens besprochen und mit Expertenin- ist die Ansprache lokaler Institutionen hilfreich, puts unterstützt werden. da sie bereits im Quartier bekannt sind, einfach Machbarkeitsstudie: Aufbau eines Gemeinschaftsgartens in der Victoriasiedlung Lünen 7
Abb.6: Sozialer Treffpunkt im Westgarten Foto: Die Urbanisten e.V. Es kann Raum für individuelle Ideen gegeben Um die passende Ansprache-Methode zu ent- werden, die anschließend von der gesam- wickeln sind anschließend folgende Fragen zu ten Gruppe diskutiert werden. In gemischten beachten: Kleingruppen können einzelne Themen wie z.B. • Wer wurde als potentieller Akteur im vorheri- Pflanzenwahl, Veranstaltungen o.Ä. besprochen gen Schritt festgehalten? und der Gesamtgruppe vorgestellt werden. • Sind darunter verschiedene Gruppen, die über unterschiedliche Kanäle angesprochen Im Zuge von CoProGrün haben die Urbanisten werden müssen? einige Ansprache-Methoden entwickelt, die den • Soll eine möglichst große Masse an potenti- Projektträgern separat zur Verfügung gestellt ellen Mitmachern oder eher ein kleiner Kreis werden (siehe Anhang). Sie dienen als Ansätze angesprochen werden? und müssen auf die lokalen Gegebenheiten • Wozu sollen die Angesprochenen eingela- angepasst und konkretisiert werden. Welche den werden? Methoden zu den Rahmenbedingungen des • Welche Informationen soll die Ansprache Modellprojektes am besten passen und wann beinhalten? sie umgesetzt werden sollen, wird mit der Stadt • Wer nimmt den Kontakt zu den potentiellen Lünen und dem Grünen Quartiersmanagement Mitmachern auf? Gibt es bereits involvierte abgesprochen. Dabei sind die vorhandenen Akteure, die sich dafür anbieten? Rahmenbedingungen zu beachten und damit einhergehend die Frage, ob und inwiefern die Weitere Methoden und Ideen können selbstver- Rahmenbedingungen Einfluss auf die Auswahl ständlich entwickelt und umgesetzt werden. So der weiteren Akteure haben: wurde zum Beispiel bereits angedacht, einen • Steht bereits jemand als Akteur fest und aus Lorenwagen am Eingang der Barbarastraße vi- welchem Grund? suell anspruchsvoll zu bepflanzen und damit auf • Wie sind die räumlichen Bedingungen vor das Thema des urbanen Gärtnerns hinzuweisen. Ort? Wie ist der Garten zugänglich? Die LEG hat dem bereits zugestimmt, übernimmt • Gibt es vorab bereits einen thematischen aber keine Kosten für Aufbau und Pflege. Die oder Zielgruppen-Fokus für das Projekt? Methoden werden leitend durchgeführt vom • Welche Art von Mitmachern wird benötigt: Grünen QM in Person von Frau Ellermann, wo- Nutzer? Koordinatoren? Förderer und Spon- durch eine optimale Einbindung in die weiteren soren? Flächeneigentümer? Multiplikatoren? Aktionen in der Siedlung gewährleistet ist. 8
Abb.7: Tomaten im West- garten Foto: Die Urbanisten e.V. Die Urbanisten können die Umsetzung der Me- sich als sehr skeptisch bezüglich des Vorhabens thoden nach Absprache unterstützen. gezeigt haben, ist es wichtig, sie mit den poten- tiellen Gärtnern ins direkte Gespräch zu bringen Sobald sich eine Gruppe mit Interesse am um einen persönlichen Kontakt zu ermöglichen, gemeinschaftlichen Gärtnern gebildet hat, sollte Vertrauen zu schaffen und eine Akzeptanz zu er- zügig ein Treffen mit den Anrainern der Fläche reichen. Die Moderation dieses Treffens sollte im erfolgen – wenn dies nicht bereits beim Kick- besten Fall vom Grünen Quartiersmanagement Off-Workshop geschehen ist. Gerade weil diese übernommen werden. 4.4 Weitere Projekte Im Zuge des Quartiersmanagements können in Stadt Lünen seit 01.09.2018 Pächter ist. Nördlich der Siedlung weitere Flächen mit Bezügen zum der Münsterstraße gibt es zwischen den Mehr- Gemeinschaftsgarten bespielt werden: Auf einer familienhäusern der Vivawest an der Stein- und Fläche an der Kirchhoffstraße gegenüber dem Lessingstraße große Abstandsgrünflächen. Weil Friedhof soll nach Planungen der Stadt Lünen der Kontakt zur LEG deutlich weiter vorange- ein Sozialbauhof zur Integration gering ausge- schritten ist als der zur Vivawest und die LEG bildeter Menschen entstehen. Die Arbeiten im grundlegende Bereitschaft zur Bereitstellung von Sozialbauhof sollen auch zur besseren Inklu- Flächen für die Projektidee signalisiert, soll die sionsverträglichkeit im Quartier beitragen. Dort erfolgreiche Projektentwicklung auf der Spiel- könnte temporär gegärtnert werden, wobei hier platzfläche abgewartet werden, um dort weitere aufgrund von Bodenbelastungen – hier stand Nachbarschaftsgärten zu initiieren. ehemals eine Tankstelle – in Hochbeeten ange- baut werden müsste. Der Sozialbauhof soll den Gemeinschaftsgarten bei Bedarf unterstützen. Die Fläche ist im privaten Eigentum, für die die Machbarkeitsstudie: Aufbau eines Gemeinschaftsgartens in der Victoriasiedlung Lünen 9
5. Co-Produktionsmodell Im Modellprojekt Urban Gardening Lünen-Victo- Ort speisen. Bis zum jetzigen Zeitpunkt gibt es riasiedlung fungiert die Stadt Lünen als Projekt- noch keine Verbindlichkeiten und keine konkret träger und Initiator. Sie installierte im Frühjahr angesprochenen Akteure und Anwohner bis auf 2018 das Grüne Quartiersmanagement, das im die Anrainer als bisherige (Teil-)Flächennutzer. Stadtteil beteiligungsorientierte Projekte und Ak- tionen mit gärtnerischem Bezug entwickeln und Die Urbanisten übernehmen in dem Projekt durchführen soll. Das Modellprojekt stellt eines eine beratende Tätigkeit, lassen Erfahrungen dieser Projekte dar. Die bisherige Projektent- einfließen und leisten konzeptionell Mitarbeit. wicklung wirkt trotz der Ideen aus der Bewohner- Dazu werden sie eng mit dem grünen Quartiers- schaft Top-Down, allerdings ist die Stadt Lünen management und der Stadt Lünen zusammenar- gewillt, das Projekt – sobald sich eine Gruppe beiten. Die erste Beratung fand bereits Ende des gebildet hat in die Hände dieser und Begleitung Jahres 2017 bei der Ausgestaltung der Aus- des grünen QM zu geben. schreibung des grünen Quartiersmanagements statt: Die Urbanisten teilten dazu ihre langjährige Das Wohnungsunternehmen LEG Immobilien AG Erfahrung bezüglich Teilhabe und Partizipation ist Eigentümer der Grabelandflächen, auf denen der Bewohnerschaft an gemeinschaftlichen ein Gemeinschaftsgarten entstehen soll. Diese Projekten mit, was in das Aufgabenspektrum Flächen werden von Privatpersonen als Gärten des geplanten Quartiersmanagements einfloss. genutzt, wobei es nur mündliche Nutzungsver- Die Urbanisten erfüllen auch eine Rolle als einbarungen gibt. Die LEG stellt den Kontakt Raumagent, der zwischen den Akteuren ein zu den Nutzern her. Mit den Pächtern soll im Netzwerk strickt – so zum Beispiel geschehen Sinne einer guten Nachbarschaft ein Verhältnis durch die Vernetzung der Stadt Lünen mit Frau zu beidseitigem Nutzen entstehen. Dies kann Ellermann beim Workshop „Gemeinschafts- bspw. durch gegenseitige Unterstützung bei der gärten: Wie kommen Flächeneigentümer und Gartenarbeit oder Pflanzentausch entstehen. Garteninteressierte zusammen?“ am 1.3.2018. Ebenfalls werden Maßnahmenempfehlungen Die aktive Nutzerschaft des Gartens soll sich kommuniziert sowie ganz konkrete Fragen über aus Interessierten aus der Nachbarschaft sowie das weitere Vorgehen besprochen. Akteuren verschiedener sozialer Institutionen vor Abb.8: Einordnung des Projektes „Aufbau eines Ge- meinschaftsgartens in der Victoriasiedlung Lünen“ in die Co-Produktionsmodelle nach Bovaird 2007 (über- setzt und überarbeitet) Quelle: Bovaird, Tony (2007): Beyond Engagement and Participation: User and Community Coproduction of Public Services. In: Public Administration Review 67 (5), S. 846–860 10
Akteursnetzwerk: Urban Gardening Victoriasiedlung Lünen Abb.9: Beziehungen der unterschiedlichen Akteure, die sich durch CoProGrün vernetzt haben um den Gemeinschaftsgarten in der Viktoriasiedlung aufzubauen, Darstellung: RWTH Aachen University, Lehrstuhl für Landschaftsarchitektur Machbarkeitsstudie: Aufbau eines Gemeinschaftsgartens in der Victoriasiedlung Lünen 11
Abb.10: Skizze der Akteurs- struktur im Modellprojekt Aufbau eines Gemein- schaftsgartens in der Victoriasiedlung Lünen 6. Hürden und Hemmnisse Wenn sich die Grabelandpächter nicht bereit der Möglichkeit einer aktiveren Nachbar- und erklären, Teile ihrer Flächen für die neue Zuwe- Mieterschaft würde positive Effekte für die LEG gung und den Gemeinschaftsgarten abzugeben, bedeuten und möglicherweise Kosten, die durch könnte das Projekt an dem Ort scheitern. Bei Vandalismus und Müll entstehen, reduzieren. Es ersten Gesprächen zeigte sich jedoch bereits sollte daher zu einem späteren Zeitpunkt noch eine grundlegende Offenheit für das Vorhaben, einmal mit der LEG ein Gespräch erfolgen. Mög- trotz jahrelang gewachsener Vorbehalte gegen- licherweise lässt sich mit einem bereits aktiven über der LEG und Teilen der Nachbarschaft. Projekt mit ersten erkennbaren und nachweis- Grundsätzlich bringt der Vorteil eines geschütz- lichen Erfolgen besser argumentieren. Bisher ten Raums auch den Nachteil, dass die (halb) ungeklärt ist ebenfalls wie Strom und Wasser öffentlichen Flächen als privat wahrgenommen finanziert und vor Ort beschaffen werden. werden, so dass Betroffene die Vorteile eines solchen Projekts nicht erkennen, sondern erst Die Ansprache der Akteure gestaltet sich als einmal Nachteile durch die Flächenabgabe hinderlich, so dass Gruppenbildungsprozes- erwarten. se bisher nicht in Gang kommen können. Im Umkehrschluss bleibt dadurch für die Anrainer Die LEG wird keine baulichen Maßnahmen wie das Vorhaben abstrakt und damit verbundenen bspw. die Schaffung eines Kinderspielplatzes kommt es zu negativen Erwartungen. Die Ab- oder die Anlage von Pflasterwegen finanzieren. gabe der Fläche wird deshalb bisher als Risiko Falls diese nicht anderweitig finanziert werden, und nicht als Gewinn empfunden. Diese Haltung wird die LEG anfallende Kosten auf die benach- ist ein Ergebnis der dargestellten Probleme der barten Mieter umlegen. Unter diesen Umständen Nachbarschaft und der Nähe der Projektflä- wäre es deutlich schwieriger, eine Akzeptanz für che zu den privaten Gärten. Eine behutsame das Projekt zu erreichen. Ansprache insbesondere der Anrainer und ein üDie LEG steht an dieser Stelle beispielhaft ebensolches Zusammenbringen alter und neuer für Eigentümer, die keinerlei finanziellen Auf- Nutzer auf und um die Fläche ist daher beson- wand – wenn auch sehr klein – tragen wollen. ders wichtig. Schon durch die Investitionen der Stadt sowie 12
Abb.11: Biodiversität im Gemeinschaftsgarten Foto: Sebastian Geißelbrecht 7. Finanzierung Um das Projekt wie oben besprochen umzuset- Zäune sowie gekaufte Fertigprodukte wie Kom- zen, wird eine Finanzierung für folgende Punkte posttoiletten oder Hochbeete und auch nicht benötigt: den Erwerb von Grundstücken. Die Richtlinien 1. Bau und Instandhaltung des neuen Weges für die Fördermittelvergabe fordern, dass der 2. Regelmäßiger Grünschnitt Antragssteller eine gemeinnützige Einrichtung 3. Ausstattung für den Gemeinschaftsgarten sein muss. Die Beteiligten sollten möglichst (Material, Werkzeug, Erde, Pflanzen) von Anfang an an der Projektplanung teilhaben 4. Elemente im Garten, z.B. Unterstellmöglich- und es dürfen weder Kunstdünger noch Pesti- keit, Hochbeete, Sitzmöglichkeiten, Mobiliar, zide verwendet werden. Diese Stiftungsgelder Literatur anzufragen macht also erst zu einem späteren 5. Infrastruktur (Strom, Wasser etc.) Zeitpunkt Sinn, wenn sich eine Gärtnergruppe gefunden hat, ein Konzept für den Gemein- Das Grüne Quartiersmanagement verfügt über schaftsgarten entwickelt wurde und die Gruppe ein Budget, das für das Gartenprojekt eingesetzt eine gemeinnützige Initiative gegründet hat. werden kann. Genaue Zahlen sind allerdings nicht bekannt. Zudem gibt es für die Maßnahme Die Stiftung Deutsches Hilfswerk fördert des Sozialbauhofs, der an der Kirchhoffstraße sowohl gemeinnützige Organisationen, die den entstehen soll, ein bereits bewilligtes Budget. Spitzenverbänden der Freien Wohlfahrtspflege Dieses sieht unter anderem auch Gelder für den angehören oder angeschlossen sind, als auch Gemeinschaftsgarten, die Anlage des Weges so- freie Träger. Sie vergibt Fördergelder für soziale wie die Herrichtung des Geländes vor. Über das Maßnahmen zur Quartiersentwicklung in sechs eigene Budget hinaus bestehen weitere Förder- Handlungsfeldern, wovon vor allem „Tragende möglichkeiten für das Projekt, die die Urbanisten soziale Infrastruktur“ und „Wertgeschätztes recherchierten: gesellschaftliches Umfeld“ sehr gut zum Vorha- ben des Gartens passen. Die Höhe der Mittel Die Stiftung anstiftung & ertomis mit Sitz in wird auf der Grundlage des einzureichenden München agiert bundesweit und unterstützt Kostenplanes bestimmt. Hierzu müssen also Gemeinschaftsgärten vor allem Eigeninitiativen dieselben Schritte durchgeführt werden, wie bei von Nachbar- und Gemeinschaften. Sie fördert den Stiftungsgeldern der anstiftung. Reisekostenzuschüsse sowie Sachkosten für Gartengeräte, Materialien für den Selberbau Die Volksbank-Stiftung unterstützt gemeinnüt- und für handwerkliche Aktivitäten der Garten- zige Vereine und Körperschaften mit konkreten, gruppe, Pflanzen, torffreie Erde und Saatgut von sachbezogenen Investitionen. Diese müssen samenfesten Sorten. Sie fördert keine laufenden einem der Bereiche Natur- und Umweltschutz, Betriebs- oder Personalkosten, extern vergebe- Völkerverständigung oder Heimatpflege und ne Bauvorhaben und andere Dienstleistungen, Heimatkunde zugeordnet werden können. Machbarkeitsstudie: Aufbau eines Gemeinschaftsgartens in der Victoriasiedlung Lünen 13
8. Zeitplan Umsetzung / Projektphasen 01.03.2018: Workshop „Gemeinschaftsgärten: Frühjahr 2019: Workshops / Aktionen zur Vor- Wie kommen Flächeneigentümer und Gartenin- bereitung des Gartens: Nach dem Beteiligungs- teressierte zusammen?“. Teilnahme von Astrid workshop wird der Garten mit kleinen Workshops Linn und Ute Ellermann und Aktionen als Ort der Begegnung aufgebaut und etabliert. Bis zum Beginn der gärtnerischen Mai 2018: Start Grünes Quartiersmanagement / Tätigkeiten haben die Interessierten so die Anstellung Ute Ellermann Möglichkeit, sich und das Projekt einzuspielen. Mögliche Aktionen (Liste kann noch erweitert Bis Mitte 2018: Koordinierende Treffen, Schaf- werden) sind: fung eines Projektrahmens 1. Beete vorbereiten, Öffentliches präsentieren der Idee „Nachbar- 2. Hochbeete bauen und gestalten, schaftsgarten“ 3. Insektenhotel bauen, 4. Sitzmöbel bauen und gestalten, Bis Ende 2018: Vorbereitendes Treffen mit den 5. Kompost Anrainern Flächenverfügbarkeit schaffen über Kooperati- CoProGrün steht für diese Workshops beratend onsvereinbarung (LEG, Stadt Lünen, Anrainer) zur Verfügung, kann diese aber nicht durchfüh- ren. Ende 2018 / Anfang 2019: Vorbereitende Auf- gaben auf der Fläche (Bau des neuen Weges, März 2019: Pflanzenvorzucht Grünschnitt) Aktivierung potentieller Mitmacher Beteiligungsworkshop zur Entwicklung eines April / Mai 2019: Start der Gartensaison, Aussaat Projektkonzeptes 14
Abb.12: Biodiversität im Gemeinschaftsgarten Foto: Sebastian Geißelbrecht Abb.13: Schritte zur Projekt- umsetzung Machbarkeitsstudie: Aufbau eines Gemeinschaftsgartens in der Victoriasiedlung Lünen 15
9. Aktueller Stand Wie geplant gab es einen ersten Infostand auf In der Zwischenzeit hat Frau Ellermann weitere dem Mieterfest der LEG, hier wurden erste Ge- Anwohner und Akteure ansprechen können, ob spräche mit Nachbarn und Anrainern geführt. Im Interesse an der kooperativen Entwicklung eines Anschluss daran bekräftigte die LEG zwar, ihre Nachbarschaftsgarten besteht. Dazu wurden Flächen für das Gemeinschaftsgartenprojekt zur Anwohner an einem temporären Infostand an Verfügung zu stellen, aber auch den Entschluss, einem Supermarkt angesprochen und mit der den Bau der zusätzlichen Zuwegung und das Thematik vertraut gemacht. Wichtig erscheint Gemeinschaftsgartenprojekt finanziell nicht zu allen Beteiligten, dass zeitnah erste Erfolge wie unterstützen. z.B. die Umsetzung der Zuwegung als sichtbare Bei einem ersten Termin des grünen QM, der Maßnahmen passieren. Die nächsten wichtigen LEG und den Urbanisten zur Absprache mit den Meilensteine sind also die öffentliche Bekannt- Anrainern der Stadt Lünen zeigte sich bereits, machung der Nutzungsvereinbarung, die Umset- dass jahrelang gewachsenes Misstrauen in zung des Weges und auch die Ansprache von die Entwicklungspolitik der Stadt und der LEG, Akteuren und Anwohnern zur Aktivierung. Eben- sowie die (bisher) abstrakte Vorstellung vom falls kann durch eine gemeinsame Aufräum- und geplanten Gemeinschaftsgarten für Skepsis bei Pflanzaktion mit interessierten Akteuren mög- den Anrainern sorgt. Im Rahmen des Treffens licherweise die Stimmung verbessert werden, konnten diese zum Großteil geklärt und zumin- um dem Projekt mehr Rückenwind - vor allem dest die Tendenz einer Bereitschaft zur Abgabe aus Richtung der Anrainer - zu ermöglichen. von Grabelandfläche durch zwei Anrainer fest- Hier wirkt positiv, dass die LEG kleine aufwer- gehalten werden. Der eingangs beschriebene tende Maßnahmen am Parkplatz hinsichtlich der Bruch im sozialen Gefüge und die große Hetero- Beleuchtung und Qualität vornehmen wird. Die genität, die in der Siedlung bisher teilweise für Stadt Lünen wird ebenfalls im Zuge der Bauar- Entfremdung sorgen, wurden ebenfalls deutlich. beiten zur Wegeführung den Anrainern Hilfe- stellung beim Grünschnitt auf den gepachteten Über den Jahreswechsel und zu Beginn des Flächen geben. ersten Quartals 2019 stockte die Umsetzung des Projekts: Problematisch war bis dato, dass Eine Machbarkeit des Projekts scheint zum ak- sowohl keine schriftliche Nutzungsvereinbarung tuellen Stand – trotz holprigen Beginns – weiter mit der LEG vorlag als auch die Stimmung unter möglich. Bisher hängt das Projekt an der sehr den Anrainern eher problematisch war. Hier hat motiviert auftretende Stadt Lünen mit einer ge- sich das Risiko einer negativen Wahrnehmung planten Bereitstellung von Geldern und des grü- durch die Flächeninanspruchnahme und der bis- nen Quartiersmanagements. Darüber hinaus ist her abstrakten und nicht konkretisierten Nutzung aus dem Kreis der Akteure und der erweiterten und Nutzergruppe bestätigt. Bei einem letzten Nachbarschaft im Vorfeld der Planung Interesse Termin im Dezember 2018 war insbesondere an Flächen für gemeinschaftliches Gärtnern und durch den Beitrag einer Anrainerin die Stimmung sozialer Interaktion bekundet worden. Es ist in bzgl. des Vorhabens eher getrübt. Die Erwar- Planung, dass auf der Fläche des Sozialbauhofs tung, dass die Planung eines neuen Weges und die ersten Interessierten Möglichkeiten zum eines öffentlichen genutzten Gemeinschaftsgar- Gärtnern bekommen werden. Wenn an dieser tens als Eingriff in einen geschützten (teilweise) Stelle bereits eine Gruppen-Bildung erfolgt, kann privaten Raum verstanden würde, hat sich leider diese zu einem späteren Zeitpunkt die Innenhoff- bestätigt. läche als Gemeinschaftsgarten entwickeln. Auf Grund der bereits beschriebenen Hindernisse ist Die Projektinitiatoren verfolgen allerdings weiter- eine behutsame Entwicklung des Innenhofs hin hin motiviert die Realisierung des Projektes und zu einem Gemeinschaftsgarten sehr sinnvoll. So das Ziel, die Anrainer zu überzeugen. Im März können bis Sommer 2019 erst einmal bauliche 2019 unterzeichnete die LEG eine Nutzungs- Maßnahmen positiv wirken und für Vertrauen vereinbarung, die unter anderem besagt, dass sorgen. die Stadt Lünen die Fläche mit den Akteuren vor Ort zu einem Gemeinschaftsgarten entwickeln kann. Darüber hinaus wurde ein allgemeiner Konsens zur positiven Entwicklung des Quartiers beschlossen. 16
Abb.14: Plakat zur Aktivierung der Anwohner, Quelle: Die Urbanisten Machbarkeitsstudie: Aufbau eines Gemeinschaftsgartens in der Victoriasiedlung Lünen 17
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