Aufführungen Präsentationen Klassenfahrten und viele weitere Themen - Freie WaldorFschule havelhöhe | Schulmagazin
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Freie Waldorfschule Havelhöhe | Schulmagazin | 1 Aufführungen Präsentationen Klassenfahrten und viele weitere Themen 1/2016 | www.havelhoehe.net
2 | Schulmagazin | Freie Waldorfschule Havelhöhe Liebe Leserinnen und Leser! Ist Ihnen aufgefallen, dass im Sommerheft unseres Schul- magazins schon so mancher Abschied begangen wurde? So auch in diesem Heft. Die 12 Klasse ist am Ende ihres Wal- dorfschulweges in Havelhöhe angekommen. Im Euryth- mieabschluss und dem Klassenspiel konnten die Schüler ihre besonderen Qualitäten als gewachsene Gemeinschaft, aber auch die jedes Einzelnen darbieten. Es folgt noch ein Abschied, den wir alle spüren werden. Eine Ära geht zu Ende: Fast zwei Jahrsiebte begleitete un- sere Sekretärin Maria Oehlschaeger-Drews die Schüler mit ihren Eltern, die Lehrer, Erzieher und die Angestellten der Schule. Auch sie müssen wir am Ende dieses Schuljahrs ver- Foto: Oliver Stock abschieden. Zu guter Letzt verabschieden wir uns als Redaktionsteam fürs erste von unseren Lesern. Die im Lauf der Zeit immer 20 wieder geschrumpfte personelle Besetzung macht diesen Schritt notwendig. Aber was bringt die Zukunft? Die Achtklässler können ihr Inhalt nach einem gelungenen Klassenspiel und der Präsentati- on der Jahresarbeiten hoffnungsvoll entgegen blicken. Sie Vorwort............................................................................................ 2 werden nun bald voll und ganz der Oberstufe angehören. Kontakt / Gremien / Impressum.............................................58 Das Orchester der Schule geht sicherlich wieder auf Rei- sen, um uns mit einem neuen, dort eingeübten Musikpro- Schulleben gramm zu erfreuen. „Das kalte Herz“, Klassenspiel der 6. Klasse....................... 10 Jedes Jahr werden in einer vierten Klasse die Zeitformen Schulküche gewinnen ..............................................................13 besprochen, und jedes Jahr stellen die Schüler fest, dass Präsentationen der Arbeiten der 8. Klasse ....................... 16 man in die Zukunft zwar nicht blicken kann, aber wir alle in „Sherlock & Holmes“, Spiel der 8. Klasse . ...........................20 der Lage sind, sie selbst ein Stückchen zu gestalten. Vaganten-Bühne, Besuch der 8. Klasse . ........................... 23 Das nehmen auch die Älteren unter der jungen Menschen Schulball ........................................................................................24 wahr, finden sich in Kassel zusammen und diskutieren um Abschied von Maria Oehlschlaeger-Drews ...................... 26 der Zukunft willen. Eurythmie-Abschluss, 12. Klasse . .........................................30 Die Sechstklässler haben sich auf theatralische Art und Wei- Biographie der 12. Klasse ........................................................32 se mit der Frage, was im Leben wichtig ist, beschäftigt. „Hexenjagd“, Spiel der 12. Klasse.......................................... 36 Wir können und wollen uns über eine schöne Turnhalle Präsentationen der Arbeiten der 12. Klasse . ................... 42 und eine gut funktionierende Schulküche freuen sowie auf Mehrzweckhalle, Planungsstand.......................................... 44 glückliche Schüler, die sie mit ihren Stimmen zum Leben Lauf-AG........................................................................................... 45 erwecken. „Die Hexe und der Sonne Schwester“, Eurythmie ......... 52 Und vielleicht findet sich ein tatkräftiges und kreatives Schulkonzert ............................................................................... 55 Team, welches das Schulmagazin weiter gestaltet. Wir aus der sich nun verabschiedenden Redaktion werden diesen Pädagogik Menschen mit Rat zur Seite stehen, falls sie uns brauchen. Ein Weg durch 12 Schuljahre, 6. Klasse................................. 4 Katharina Teuffert und Elena Wecker für die Redaktion www.havelhoehe.net | 1/2016
Freie Waldorfschule Havelhöhe | Schulmagazin | 3 Foto: Christoph Wende Foto: Silke Kriete 30 47 Klassenfahrten Theaterklassenfahrt, 6. Klasse . ..............................................11 Paddeltour, 7. Klasse . ............................................................... 14 Paddeltour, 10. Klasse............................................................... 47 Orchesterfahrt .............................................................................54 Kindergarten Fasching..........................................................................................46 Kollegium Besuch in Kathmandu / M. Di Donato .................................. 8 Mitarbeitervorstellung A. Sturm/M. Ternes-Beck.............57 Foto: Silke Kriete Und noch etwas „Is mir egal“..................................................................................... 6 Bauarbeiten im Westflügel...................................................... 12 Jugendsymposion „Liebe“....................................................... 48 Das Hühnerhaus ist aufgericht, Jugendtagung „Perspektivwechsel“.................................... 49 gedeckt, gemauert ist es nicht. Arbeit in einer Erstaufnahmeeinrichtung . ....................... 50 Noch können Regen und Sonnenschein Malkurs . ........................................................................................ 56 von oben und überall herein; drum rufen wir zum Meister der Welt, Termine Er wolle von dem Himmelszelt Veranstaltungen in Havelhöhe . ............................................60 nur Heil und Segen gießen aus hier über dieses offne Haus, dass Hühner wohl sich fühlen und munter scharren, wühlen, mit Hahnenschrei und manchem Ei. (Hausbauepoche der 3. Klasse: Richtfest Hühnerhaus) 1/2016 | www.havelhoehe.net
4 | Schulmagazin | Freie Waldorfschule Havelhöhe Waldorfpädagogik – ein Weg durch 12 Schuljahre Die 6. Klasse – Schritte in eine neue Welt „Merkmale: Rebellisches Verhalten gegenüber Erwachse- sich neu zu finden, indem man sich bewegt, rennt, anstößt, nen (die plötzlich so ungerecht sind). An- und abflauendes schubst, mit den Fingern auf Tischen und Stühlen trom- Interesse an dem polaren Geschlecht. Plötzliche Unausgegli- melt, an Türen schlägt und was Heranwachsenden eben chenheit, die einen fast verrückt machen kann (himmelhoch alles noch so in die Hände und unter die Füße kommt. jauchzend – zu Tode betrübt), und Minderwertigkeitsgefühle …“ (aus: „Das zwölfte Lebensjahr“ von H. Koepke, Notiz ei- Ebenso erleben sie ein inneres Unwohlsein. Ihre Gefüh- ner vierzehnjährigen Schülerin) le bekommen ein ihnen noch fremdes und neues Gewicht – himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt. Alle Ereig- Dahin geht es also und die ersten Schritte in diese frem- nisse sind lebenswichtig und werden entsprechend geäu- de anstrengende Welt werden bereits in der sechsten Klas- ßert. Schönes wird mit lautstarker Freude begleitet. Nega- se getan. tives bewirkt ungeheure Empörung und gewaltigen Zorn, Rebellisches Verhalten? Davon können Eltern und Leh- der den Heranwachsenden nicht erlaubt, Argumente der rer mehr als nur ein Lied singen. Besonders in der Schule anderen Seite akustisch überhaupt zu hören, geschweige wird dauernd Gerechtigkeit eingefordert, auch da, wo es denn, in Betracht zu ziehen, dass es für dieses Problem un- Erwachsenen vollkommen unsinnig erscheint. terschiedliche Sichtweisen geben könnte. Interesse am polaren Geschlecht? Ja, manchmal sehr Wahrscheinlich ist es überflüssig darauf zu hinzuweisen, deutlich, dann wieder werden nur Angehörige des eigenen dass die Sichtweisen von Heranwachsenden und Lehrern Geschlechts geduldet und ertragen. und Eltern fast immer unterschiedlich sind … Unausgeglichenheit? Das tägliche Brot. Auch Auseinandersetzungen zwischen Heranwachsen- Was ist nur aus den harmonischen Fünftklässlern ge- den sind fast immer von großen lauten Emotionen beglei- worden, die auf der Klassenfahrt Baumhütten bauten und tet – nur schwer lassen sie sich von ihrer Streiterei „auf den Ziegen streichelten? Die auf den Olympischen Spielen in Boden“ herunter bringen. erster Linie „dabei waren“ und nicht nur einen ersten Platz So können wir beobachten, wie ihr Innenleben, ihre schö- erringen wollten? nen und ebenso ihre unerfreulichen Gefühle übermächtig Jetzt gibt es Tage, wo die Nerven aller Erwachsenen in sind, sie selbst überrollen und laut und ungebremst nach unserem Flur blank liegen, weil in jedem freien Moment ein außen dringen. Und dann wächst da noch leise und zart unglaubliches Geschrei aus dem Klassenraum der sechsten etwas Eigenes, was Heranwachsende spüren und schützen Klasse dringt. Im Unterricht tauchen immer wieder Situatio- wollen: Wer bin ich? Was will ich und was kann ich? Wohin nen auf, wo endlose Beschwerden über Lehrer und Schüler will ich? Und versteht mich jemand in diesem Werden und anderer Klassen geführt werden und über dauernde Unge- Wollen, auch wenn ich alles das noch nicht wirklich erkenne rechtigkeiten geklagt wird. Alle diese Gespräche werden und schon gar nicht richtig äußern kann? mit großer Emotionalität und Lautstärke geführt – sachli- Hinter all dem lauten äußeren Schein verbirgt sich ein che und objektive Momente gibt es selten. zarter Kern, der noch lange Zeit gehütet und gepflegt wer- den muss. Ja, sie haben die Kinderwelt verlassen, endgültig. Und Und dieser Kern der eigenen Persönlichkeit, des eigenen sie spüren, dass ihnen das Alte, Vertraute fehlt, aber zur sel- Ich, das seinen eigenen Weg sucht, sich seiner eigenen Wer- ben Zeit in ihnen etwas Neues entsteht, zaghaft, aber un- te versichern will, muss sich von den Erwachsenen, von all aufhörlich wachsend. denen, die bisher den Weg vorgegangen sind und diesen Sie werden größer, vor allem die Gliedmaßen, Arme und zum großen Teil bestimmt haben, absetzen. Beine, strecken sich – das bisherige Körpergefühl gerät Haare, Kleidung, Sprechweise, Musik – was passt wirklich durcheinander und muss in den nächsten Jahren neu er- zu mir? Da muss vieles ausprobiert werden und nun wird rungen werden. Tja, und was tut man, wenn man sich „in auf die Meinung der Gleichaltrigen gehört und nicht auf die seiner Haut“ ungewohnt und unwohl fühlt? Man versucht von Lehrern oder Eltern. www.havelhoehe.net | 1/2016
Freie Waldorfschule Havelhöhe | Schulmagazin | 5 Das bedeutet aber nicht, dass wir nun nur noch schwei- gend und duldend daneben stehen oder – noch schlimmer – uns ihnen anbiedern, indem wir kumpelhaft ihre Irrwege, sei es in Mode, Musik, Drogen mitlaufen. Die Heranwachsenden brauchen unsere Klarheit, sie wollen von Erwachsenen erleben, dass sie ihren Standpunkt halten können und nicht wie ein Rohr im Wind schwanken und allem nachgeben. Genauso wollen sie aber auch Menschen, mit denen sie sprechen können, die ihnen zuhören, sie nicht verurteilen, sondern gemeinsam mit ihnen Wege suchen, die sie weiter- führen können. Bleiben wir also immer im Gespräch mit ihnen! Verlieren wir sie nicht aus den Augen, aus den Ohren und schon gar nicht aus dem Herzen! Joseph Jasmin Und die Schule? So viel Zeit verbringen die Heranwachsenden bei uns – und das nicht immer gerne … Nun, Rudolf Steiner hat den Lehrplan auf das jeweilige Alter abgestimmt, um die Schüler in ihrer körperlichen, see- lischen und geistigen Entwicklung zu unterstützen. So finden wir in der 6. Klasse bekannte Epochen wie Deutsch, Geschichte oder Rechnen, die aber alle einen neu- en Duktus haben und so ihre pädagogische Aufgabe erfül- len können. Ein Thema des DEUTSCHunterrichtes ist z. B. direkte und indirekte Rede. Natürlich geht es dabei auch um die ent- sprechenden Rechtschreib- und Grammatikregeln, aber das eigentlich Spannende ist natürlich das Erleben und Üben des eigenen Standpunktes und das des anderen Menschen. Mia Kaya Im RECHNEN wird der Blick in die Welt geöffnet, Kredite, Rabatte, Prozent- und Zinsrechnung, aber auch hier wieder: wir arbeiten nicht nur für uns, sondern auch für die ande- ren. (Und sind heute übliche Gehälter, hohe und niedrige, eigentlich gerechtfertigt? Darüber haben Sechstklässler viele und kluge Gedanken zu äußern, ebenso über die Fra- ge des bedingungslosen Grundeinkommens.) In GESCHICHTE gehen wir von Rom über die Völkerwan- derung bis ins Mittelalter und das Deutsche Reich. Unter anderem besprechen wir hier die Entstehung und die Grundlagen des Islams – heute eine wichtige Grundlage zur politischen und menschlichen Meinungsbildung. In der PFLANZENKUNDE schauen wir genau hin: Wie Ellen Clara unterscheiden sich Blütenpflanzen, was sind Kriterien für 1/2016 | www.havelhoehe.net
6 | Schulmagazin | Freie Waldorfschule Havelhöhe die Benennung von Und so sehen wir in all diesen Epochen noch ein neues Pflanzenfamilien, wie Element, dass in diesem Alter zu Tage tritt: Die Heranwach- hängen Pflanzen mit senden sind jetzt zum logischen, abstrakten Denken in der ihrer Umgebung zu- Lage, zum kausalen Denken – wenn …, dann … und auch sammen, welche Ele- das muss jetzt geübt werden und dann kann ihnen der Ver- mente sind für welche stand über manchen emotionalen Wirrwarr hinweghelfen. Pflanzen besonders wichtig? Aus dem ge- Wenn wir Erwachsene erahnen können, wie die Welt für nauen Schauen kön- die Heranwachsenden aus den Fugen gerät und welche Simon nen wir Ordnungen Arbeit sie leisten müssen, um sich selbst und die Welt zu und naturwissenschaftliche Regeln erkennen. verstehen, dann wird es uns möglich sein, die uns oft so unbegreiflichen, manchmal auch verletzenden Äußerun- In der ERDKUNDE betrachten wir ganz Europa, sowohl gen hinzunehmen, die uns von ihnen entgegen kommen. in physischer als auch in politischer Hinsicht. Das physi- Und bevor wir in verzweifeltes Geschrei ausbrechen, weil sche Thema der Bodenbeschaffenheit wird dann in der GE- zu einer Regelverletzung auch noch pampige Antworten STEINS- und HIMMELSKUNDE vertieft, die sich schließlich kommen – viel besser als eine nutzlose Gardinenpredigt ist nach der irdischen auch der himmlischen Ordnung zuwen- eine humorvolle Bemerkung … det. Haben wir Verständnis! Sehen wir hinter ihre Masken und erinnern wir uns an ihr geistiges Wesen, das sie uns als Und dieses geschieht verstärkt in der PHYSIK, die in der kleine Kinder vertrauensvoll zeigten! sechsten Klasse zum ersten Male im Lehrplan auftaucht und Seien wir ihnen Begleiter auf ihrem steinigen Weg und von den Schülern meist sehnsüchtig erwartet wird. Genaue seien wir immer zum Gespräch bereit, wenn sie es brau- Beobachtung bei den vielfältigen Versuchen ist jetzt not- chen! wendig und danach klares Denken. Was geschieht in den Evelyn Thomas Versuchen und welche Naturgesetze entdecken wir darin? Klassenlehrerin der 6. Klasse Is mir egal Gehen Sie manchmal ins Kino? Wenn Sie derzeit im Kino (bei der Werbung) genau auf- passen, ganz am Ende der langen Serie von Auftritten, die dem Werbehelden egal sind, dann können sie ihn wieder- finden – unseren ehemaligen Schüler Lukas, der Bühnenak- robat werden will. In der letzten Ausgabe des Schulmagazins (2/2015, S. 50-51) hat er – auf unsere Anfrage hin – berichtet, was er macht. Das Video / der Clip ist so bekannt, dass Lukas' Familie immer wieder drauf angesprochen wird. Falls Sie auch mal schauen wollen: www.youtube.com/watch?feature=player_detailpage &v=xvcpy4WjZMs Viel Spaß wünscht Ihnen die Redaktion www.havelhoehe.net | 1/2016
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8 | Schulmagazin | Freie Waldorfschule Havelhöhe Mein Besuch in Kathmandu Neue Erfahrungen in einer nepalesischen Waldorfschule Innerhalb meines Sabbatjahres war ich für 6 Wochen in Nepal. Zusammen mit der Eurythmistin Ingrid Schweitzer reiste ich Mitte März 2016 nach Kathmandu und habe dort die Einrichtungen der „Shanti Leprahilfe Dortmund e. V.“ (www.shanti-leprahilfe.de) kennengelernt und in der dorti- gen inklusiven Waldorfschule einige Zeit mitgearbeitet. Die nepalesischen Lehrerinnen waren vor allem an dem Lehrplan der 6./7. und 8. Klasse interessiert, und so konnte ich aus meinen pädagogischen Erfahrungen berichten und einen Einblick in unterschiedliche Epochen geben. Es ent- stand ein mehrtägiges Programm, in dem sich praktisches Tun, Vortragsarbeit und gemeinsamer Austausch abwech- selten. Ein Schwerpunkt bildete die Geometrie in der 6. Die Mädchen führen einen nepalesischen Volkstanz vor Klasse, da ich dank einer großzügigen Spende aus unserem Schulumfeld das zugehörige Werkzeug, die schönen Wal- dorfzirkel, mitbringen konnte. Die Zuschauer hören interessiert zu Eifrig arbeiten die Schüler mit ihren neuen Zirkeln Ingrid Schweitzer ergänzte die Inhalte der Epochen stets mit Eurythmie. Gerade in der Geometrie ist die Verbindung zur Eurythmie wertvoll. Wir waren sehr beeindruckt, wie schön und leicht die Lehrerinnen die eurythmischen Be- wegungsformen umsetzten. Innerhalb kurzer Zeit haben sie die Dreiecksverschiebung mit dem „Prolog im Himmel“ einstudiert und am letzten Tag unserer gemeinsamen Ar- beit den Schülern vorgeführt. In den darauffolgenden Ta- gen wurden die Schüler der 6. und 7. Klasse von Rabina, der Schulleiterin, in die Arbeit mit den Zirkeln eingeführt. Eifrig arbeiteten sie an den geometrischen Formen. Die Schüler sind zur Zeit in den Räumlichkeiten des Le- prakrankenhauses und den angegliederten Werkstätten Flötenspiel im Rohbau, im Hintergrund hängen Briketts, die aus untergebracht, da das Schulgebäude, welches sich in einer Papierabfällen und Sägespänen bei Shanti hergestellt werden. grünen Gegend im Norden Kathmandus befand, durch das www.havelhoehe.net | 1/2016
Freie Waldorfschule Havelhöhe | Schulmagazin | 9 Eine geometrische Form Buddha, ein Junge, der aufgrund eines Hirnschadens spastisch ver- drehte Arme hat, benutzte den Zirkel geschickt mit den Füßen. Aufführung eines Flötenstücks beim Jahrestag des Erdbebens Fotos: Monika Di Donato Das Kollegium von Shanti verabschiedet Ingrid Schweitzer und Die Lehrerinnen arbeiten an der Dreiecksverschiebung Monika Di Donato große Erdbeben im April 2015 komplett zerstört wurde. Die in den wöchentlichen Fächerkanon. Die Zuschauer waren räumliche Situation ist sehr eng und die Lehrkräfte, Schü- sichtlich begeistert und klatschten anfeuernd im Takt. ler müssen viel improvisieren. Die Stimmung wird dadurch Die Feier fand in dem großen runden Innenhof der Kli- nicht getrübt – überall wird man mit einem freundlichen nik statt, so dass auch wartende Patienten an der Feier teil- Lächeln und dem nepalesischen Gruß „Namaste“ empfan- haben konnten. Zum Schluss der Veranstaltung kam eine gen. Das morgendliche Flötenspiel tönt durch die zum Teil wartende Patientin auf die Bühne und bedankte sich sehr noch im Bau befindlichen Räume, während die Nähmaschi- gerührt für das schöne Erlebnis. Sie sagte, sie könne jetzt nen in den Werkstätten zu rattern beginnen, ein offenes wieder nach Hause gehen, denn diese wunderbare Auffüh- Haus, ein lebendiges Tun, an dem alle teilhaben. rung habe sie ihre Krankheit vergessen lassen und sie fühle Am Jahrestag des Erdbebens, dem 24. April, durfte ich sich jetzt wieder ganz gesund. Ein schöner Abschluss für eine sehr eindrucksvolle Monatsfeier in Gedenken an die- diese gelungene Veranstaltung. sen Tag miterleben. Eine unvergessliche Zeit für mich, ein inspirierender Ort, Die Schüler haben aufgeführt, was sie mit dem notfall- an den ich gewiss noch einmal zurückkehren werde! pädagogischen Team der Freunde der Erziehungskunst e. V. nach dem Erdbeben erarbeitet haben, ergänzt mit musika- Monika Di Donato lischen Elementen ihres Schulalltags. Es wurden persönli- Klassenlehrerin der kommenden 1. Klasse che Lieder und Gedichte vorgetragen sowie rhythmische und soziale Gruppenübungen vorgeführt. In farbenfrohen Kostümen zeigten junge Mädchen einen nepalesischen traditionellen Volkstanz, denn das Fach „Volkstanz“ gehört 1/2016 | www.havelhoehe.net
10 | Schulmagazin | Freie Waldorfschule Havelhöhe Nicht alles ist für Geld zu haben … „Das kalte Herz“ – Klassenspiel der 6. Klasse Trotz des Wochenendauftaktes war der Saal fast kom- plett gefüllt, als am frühen Abend des 11. März die 6. Klasse zum Spiel eingeladen hatte. Die Bühne empfing die Zu- schauer mit einem Bühnenbild, das gleich in die Stimmung des Schwarzwaldes führte, wo der Köhler Peter Munk lebt, mit seiner Armut hadert und nach Wegen sucht, zu Reich- tum und Ansehen zu gelangen. Zu Beginn öffnete sich neben der Bühne der Vorhang und das wartende Publikum wurde mit einem komplet- ten Orchester überrascht, welches ouvertürenartig sowohl schwer und nachdenklich, als auch hell und froh musikalisch großer Gruppe, kein Spieler wirkte je verloren. Immer wie- das Theaterstück der wurden die Räume zwischen den Szenen musikalisch „Das kalte Herz“ untermalt, mal mit Kontrabass-Solo, mal orchestral, mal als nach einem Mär- Trio oder Quartett. Von besonderer Würze war die Gast- chen von Wilhelm hausszene, in welcher die Musiker mit Witz und Können Hauff einleitete. das Salz in der Suppe waren. Einzig und allein schade, dass Dann begann nicht immer alles gut zu verstehen war, was nicht zuletzt die Geschichte, auch der Räumlichkeit geschuldet ist. in welcher Peter Zusammenfassend kann gesagt werden, dass in dieser Munk sich auf dem Theaterdarbietung in schöner Weise der Eindruck entstand, sehnsuchtsvollen dass nicht nur Einzelleistungen das Stück getragen haben, Weg zum Gelde sondern insbesondere das Zusammenspiel einer geschlos- mit dem Glas- sen wirkenden Klasse zu bestaunen war: von der Musik männchen, dem über das Schauspiel bis hin zu gekonnte Szenenwechseln „ S c h a t z h a u s e r “, – ein echtes Klasse(n)-Spiel. Möge dieses gemeinsame Er- einlässt. Von ihm lebnis in der Klasse nachwirken! erhält er Taler und eine Glashütte mitsamt Pferd und Wa- Abschließend sei großes Lob und herzlicher Dank ausge- gen. Ein dritter Wunsch bleibt frei. Reichtum und Ansehen sprochen an alle, die dazu beigetragen haben. vergehen jedoch letztlich schnell und Peter Munk sucht er- neut nach Wegen zum Geld. Diesmal wendet er sich – trotz Markus Wispler großer Angst und Bedenken – an den unheimlichen Hollän- Vater aus der 1., 4., 5. und 6. Klasse der Michel. Er bekommt von ihm grenzenlos Geld – bezahlt den Handel aber mit dem Tausch seines Herzens gegen eines aus Stein. Herzlosigkeit im wahrsten Sinne des Wor- tes durchzieht fortan sein Leben, bis er schließlich nichts sehnlicher wünscht, als den Tausch rückgängig machen zu können. Hier hilft ihm ein weiteres Mal das Glasmännchen, so dass zum guten Schluss Peter Munk, wieder arm, aber redlich und glücklich und an Erkenntnis reicher in sein ein- faches Köhlerleben zurückkehrt. Diese ganze Geschichte hat die 6. Klasse gekonnt in Sze- ne gesetzt. Textsicher und mutig wurde die gesamte Bühne bespielt und die wenigen, aber geschickt gewählten Requi- siten lebendig eingesetzt. Egal ob einzeln, in kleiner oder www.havelhoehe.net | 1/2016
Freie Waldorfschule Havelhöhe | Schulmagazin | 11 Was du durch eigenen Willen und mit eigener Kraft bezwungen … Die Theaterklassenfahrt der 6. Klasse Probe gelang es den Kindern besser sich in diesen anderen Zustand hineinzufinden. Um nun das ganze Stück zusam- menzufügen, die Abfolge der Szenen zu erfassen, die Über- gänge zu klären etc., fand wenige Tage vor der Aufführung besagte Klassenfahrt statt. Es ging in die Nähe von Lehnin in ein schönes Quartier, das wir ganz für uns alleine hatten. Auf dem umgebauten Vierseithof gab es Pferde, Katzen und Hunde. Jedes der Zimmer verfügte über ein eigenes Badezimmer. Wir wurden lecker bekocht und mussten nur den Tisch decken und abräumen. Etwas Sorge bereitet den Lehrerinnen die anfänglich fast stündlich eintreffenden Frau Thomas hatte für ihr Theaterprojekt in der 6. Klas- Meldungen über Schäden, die irgendwie passiert waren. se das Märchen vom Kalten Herzen ausgesucht. Bereits im Keiner wusste manchmal, wie es dazu gekommen war. Am Dezember begannen die Proben für das Theaterstück in zweiten Tag war die Liste der ramponierten Einrichtungs- der Schule. Im März verdichteten sie sich zu einer Theater- gegenstände schon recht beachtlich: 3 Betten, ein Tisch, klassenfahrt. Am Freitag, den 11. März, gipfelte das Projekt eine Lampe, ein Bilderrahmen, ein Glaskrug, ein verstopftes dann in einer öffentlichen Aufführung. Die Zuschauer neh- Klo, eine Tischtenniskelle. Trat ein Schüler vorsichtig an Frau men die Eindrücke dieses einen Abends war, so wie die Sze- Thomas heran, schrie sie erschreckt auf: „Nein, nicht noch nen an diesem Abend, in diesem Augenblick dargeboten etwas kaputt!“ - „ Nein, ich wollte doch nur fragen, ob wir werden. Den langen Weg dahin, den kann man nicht sehen. zum Fußballplatz gehen dürfen.“ Soll man auch nicht, denn alles muss ja so wirken, als pas- Der große Speise- und Aufenthaltsraum stand für die sierte es jetzt zum ersten Mal. So entgeht dem Zuschauer Theaterproben zur Verfügung. Wer keine Probe hatte, das Vergnügen den Entwicklungsprozess mitzuerleben. Auf musste Arbeitszettel bearbeiten. Dieses konzentrierte Zu- der ersten Probe stehen die Darsteller noch etwas hilflos he- sammensein hat der Rollenfindung sehr gut getan. Manche rum, können sie ihren Text so einigermaßen, ist schon sehr Szenen waren dort so intensiv wie nie. Die Szenen klappten viel gewonnen. Gemeinsam versucht man die Fragen zu klären, was passiert in der Szene, was wollen wir zeigen und wie können wir das am besten sichtbar ma- chen. Oft habe ich den Satz gehört, aber das ist doch übertrieben. Und meine Antwort darauf war immer: Ja, das muss auch übertrieben sein. Wenn du dich so fühlst wie immer, dann stimmt was nicht. Sich an diesen Zustand des Übertreibens heranzutasten, das braucht Zeit und Mut bei jeder Probe. Mut, die Angst zu über- winden, die anderen könnten lachen. Ab Dezember haben wir die einzel- Fotos: Pia Feldmann nen Szenen während des Hauptunter- richtes mal in diesem Raum, mal in je- nem Raum geprobt. Und von Probe zu 1/2016 | www.havelhoehe.net
12 | Schulmagazin | Freie Waldorfschule Havelhöhe auf Anhieb. Vielleicht hat auch die Aussicht, danach Freizeit zu haben, den schauspielerischen und musikalischen Ein- Der Endspurt … satz der Schüler beflügelt. Es folgte dann noch eine Woche intensiver Bühnenpro- Stand der Bauarbeiten zu Pfingsten 2016 ben in Havelhöhe, die vor allem dem Einstudieren der Um- bauten galt. Die Szenen und die Musik mussten nun sitzen. Wie frei von allen anfänglichen Bedenken sich die Schüler Wer am Westflügel des Schulgebäudes vorbeigeht, be- gespielt haben, was sie wirklich errungen haben, konnte merkt es unmittelbar: an die 30-40 Menschen arbeiten zur- man dann am Donnerstagvormittag und Freitagabend se- zeit von frühmorgens bis abends und auch an Samstagen hen. daran, dass die Christophorus Pflege Havelhöhe (Pflege- Katharina Teuffert projekt der AnthroCare gGmbH) pünktlich fertig wird. Noch Regie ist aber viel zu erledigen. Immerhin sind die Fenster mitt- lerweile eingebaut, der Fahrstuhl wird gerade eingesetzt. Durch diesen ist dann auch die Schule in allen Geschossen barrierefrei erschlossen, wenn der Zwischenbereich der Schule ausgebaut sein wird. Im Dachgeschoss werden nun- mehr die Objekte gehängt und die Steckdosen verdrahtet. Im Keller ist es noch nicht ganz so weit. Die Hauptarbeiten sind jedoch fertig. Aber zum 1.7.2016 soll alles fertiggestellt sein. Im Juli werden die ersten Bewohner einziehen. Von den insgesamt 46 Zimmern sind bereits 28 vergeben. Trotz- dem machen wir Werbung und suchen weitere Interessen- ten. Und insbesondere suchen wir Menschen, die bei uns tätig werden wollen als Altenpfleger oder Altenpflegehel- fer, aber auch in der Hauswirtschaft oder Verwaltung. Peter Munk Joseph / Tim Frau Munk Clara Lisbeth Maxima Glasmännlein Rabiya / Adrian Holländer Michel Jasmin / Leo Foto: Nikolaus Hoffmann Marlies Eva-Maria Waltraud Linea Wirt Samuel Ezechiel Thaddeus Schlurker Simon Blick in den Flur des Dachgeschosses Stefan Sina Bauern Justus, Jérôme, Leander Einige Dinge haben wir jedoch für die Zeit nach der In- Mädchen Pia, Kaya, Ellen, Alina betriebnahme aufgehoben: Die Außenanlagen werden erst Erdgeister Lennart, Jérôme, Leander, Tobias, im Laufe des 2. Halbjahres 2016 bzw. in 2017 bearbeitet. Timon, David Auch das geplante Café in der Ecke des Gebäudes wird Musikanten Myriam, Maya, Mia, Marie wohl erst in den nächsten 12 Monaten entstehen. Hier sind wir noch auf der Suche nach einem Betreiber. Gesamtleitung Evelyn Thomas Regie Katharina Teuffert An dieser Stelle schon einmal allen Dank für das Ertragen Bühnenbild Ralf Staschik des Lärmes und der sonstigen Belastungen! Beleuchtung Maximilian, Peer und Willi Die musikalische Untermalung fand durch die Schüler der Julian Schily 6. Klasse statt. Geschäftsführer des Christophorus Verbund gGmbH www.havelhoehe.net | 1/2016
Schulmagazin | 13 Schulküche gewinnen mit dem dritten Auge Unser Beitrag zum Schülerwettbewerb „Klasse, Kochen!“ Nachdem von Seiten unserer Schule schon einmal am Wettbewerb KLASSE, KOCHEN! teilgenommen worden ist, starteten wir auf Initiative der hiesigen Küchen-AG einen neuen Versuch zur diesjährigen Ausgabe des Kontests, bei dem zehn Schulküchen zu gewinnen sind. War der Wettbe- werbsbeitrag damals ein Video, war dieses Jahr auch auf- ↑ Zwei Detektive machen sich auf, unsere Schule in Sachen Ko- grund der knappen Zeit die Idee sich eines nicht so alltäg- che und Küche abzusuchen. Wer kocht denn hier bei uns eigent- lichen und aufwändigen Mediums zu bedienen, dem Audio lich und wozu soll denn bitteschön eine Küche in einer Schule gut … sein, wenn das Mittagessen eh schon fertig daherkommt? Audio – ich höre. Was hören wir denn? Zwei Mädchen der 4. Klasse begeben sich auf akustische Erkundung in Sa- chen Schulküche und Kochen – schärfen nicht nur unseren Hörsinn, sondern fragen nach dem Sinn und der Notwen- digkeit einer Lehrküche. „Leckeres aus Garten, Feld und Wald“ lautet das Motto. Garten, Feld und Wald gehören zu Kladow! So verwundert es nicht, wenn das Fazit der beiden lautet: WIR BRAUCHEN EINE SCHULKÜCHE!!! Nachzuhören ist der Beitrag auf der Webseite der Schule: www.havelhoehe.net/kuechendetektive Adrien Rendle Vater aus der 4. und 6. Klasse ↑ Sie stellen schnell fest, dass Wald, Feld und Garten auch unser Motto sein könnte. Der schonende Umgang mit Pflanzen und Tieren spielt an der Schule eine große Rolle. Dank des schönen Schulgartens und der umliegenden Wälder und Wiesen wird in Kombination mit einer richtigen Schulküche ein noch mehr praktisch orientierter und alle Sinne ansprechender Unterricht möglich sein … ← Im Gegensatz zu den derzeitigen provisorischen Kochgelegen- heiten in Havelhöhe, die die Küchendetektive gefunden haben, stünde für eine Schulküche in einem gerade im Umbau befind- lichen Nebentrakt der Schule ein ausreichend großer Raum zur Verfügung. 1/2016 | www.havelhoehe.net
14 | Schulmagazin | Freie Waldorfschule Havelhöhe Wasser von oben und unten Paddeltour der 7. Klasse Am Montag, den 13.6.2016, trafen wir uns um 8:00 Uhr Abendessen gab es dann Kartoffelsalat mit Würstchen. Die am Bahnhof Spandau. Zusätzlich zu dem privaten Gepäck erste Nacht fing sehr spät an und hörte auch schon sehr mussten wir noch drei große Zelte mitnehmen. Um 8:26 früh auf. Ungefähr von 1:00 – 4:00 Uhr war Ruhe. Uhr fuhr der RE2 Richtung Cottbus ein. Er war sehr voll und Pünktlich um 4:00 Uhr brüllten dann schon die ersten somit war es schwierig alle Kinder und alle Gepäckstücke Kinder herum. Da es anfing zu regnen, frühstückten wir alle in den Zug zu bekommen. Nach mehreren Durchsagen des in einem großen Gruppenzelt, das vom Campingplatz zur Zugpersonals, dass man doch bitte die Türen frei machen Verfügung gestellt wurde. Nach einer Besprechung fuhren solle, fuhr der Zug ab. Auf dem Bahnsteig blieb die Hälfte wir dann am frühen Mittag los. Wir erhofften uns, dass wir der Klasse stehen. Diese nahm dann einen Zug 11 Minu- den meisten Regen schon hinter uns hatten. Doch das war ten später. Somit war klar, dass wir unseren Anschluss von nicht so: Im strömenden Regen bei Gewitter paddelten Berlin Hbf. nach Neustrelitz verpassen würden. Am Haupt- wir völlig durchnässt 5 km bis zur Bolter Mühle. Dort stell- bahnhof wurde nach kurzer Zeit bemerkt, dass drei Schüler ten wir uns kurz unter. Dann ging es den gleichen Weg im aus dem ersten Zug fehlten. Nach etwas Warten ging Herr strömenden Regen zurück. Triefend nass kamen wir wieder Schubert zur Bahnhofsinformation. Ich versuchte einen der bei unserem Campingplatz an. Nachdem sich alle trockene drei Vermissten über das Handy zu erreichen. Nach etwas Sachen angezogen hatten, gab es Abendbrot, Kartoffel- Zeit gelang es mir! Die drei waren immer noch im Zug nach brei mit Rührei und Gemüse. Auf dem Campingplatz gab es einen Trockner, worin wir einen Teil der nassen Sachen trockneten. Da in den Zelten das Wasser in Pfützen stand, schliefen wir in dem großen Gruppenzelt – alle zusammen dicht gedrängt, wurde es nun an diesem Abend auch nicht wirklich schnell ruhig. Nach und nach schliefen dann doch alle irgendwann ein. Warten auf die Weitergefahrenen, Berlin Hbf. Cottbus. Die Schaffnerin holte sie aus dem Zug. Sie waren inzwischen in Königs-Wusterhausen. In der Zwischenzeit verpassten wir auch den Zug nach Neustrelitz, der 1 Stunde später fuhr. Nach sehr langem Warten und häufigem Tele- fonieren mit der ODEG kamen die drei dann doch endlich Trocknungsversuche bei der Bolter Mühle auf dem Berliner Hauptbahnhof an. Mit Applaus und der häufigen Frage, warum sie zu weit gefahren wären, wurden Am nächsten Morgen gab es ein frühes Aufstehen, da ja sie begrüßt. Dann endlich – drei Züge später (Zug fährt im alle zusammen in einem Zelt waren. Die Begleiter und Herr Stunden Takt) – konnten wir den Zug nach Neustrelitz neh- Schubert hatten jeweils ein kleines einzelnes trockenes men. Zelt. Nach dem Frühstück gab es noch eine Besprechung. Dort wartete ein extra für uns gebuchter Reisebus, der Die Platzwärtin kam zu uns und meinte, dass der Trockner uns dann ungefähr 1 Stunde bis zu unserem Paddel-Verleih eventuell nicht mehr funktionieren würde, da wir ihn so viel Paddel Paul fuhr. Gleich daneben war auch schon unser benutzt hätten. Gleichzeitig sagte sie, dass wir bis um 11 Campingplatz. Nach dem Zelteaufbau und einer kurzen Uhr den Platz verlassen haben sollten. Nun bauten wir alle Freizeit gab es die erste Einweisung beim Paddeln. Am ers- Zelte ab, packten alles zusammen und räumten noch den ten Tag paddelten wir nur sehr kurz, ungefähr 1,5 km. Zum Platz auf. Paddel Paul stellte einen Anhänger zur Verfügung, www.havelhoehe.net | 1/2016
Freie Waldorfschule Havelhöhe | Schulmagazin | 15 Fotos: Leonard Kurze Besprechung auf dem Wasser Mit fünf anderen Klassen zurück nach Hause wo das meiste Gepäck und das Küchenequipment reinkam. Am nächsten Morgen begann der letzte Tag! Im Regen Dieser Anhänger sollte dann später zum nächsten Cam- packten wir nun alle unsere Sachen zusammen. Um kurz pingplatz gebracht werden. Da es wieder in Strömen reg- vor elf kam der Bus, mit dem wir ungefähr 1 Stunde bis zum nete, warteten wir noch etwas, bis der Regen nachließ. Bei Neustrelitzer Hauptbahnhof fuhren. Von dort aus ging es nur leichten Regen fuhren wir dann in Richtung Süden los. mit 5 anderen Klassen Richtung Berlin Hbf.! Dort stiegen wir Nach 2,5 Stunden legten wir in Mirow an und stiegen aus. um, dieses Mal ohne jemanden zu verlieren. Dann schafften Wir gingen etwas in den Ort rein, aßen Fischbrötchen und wir wieder alle Zelte in den nächsten Zug nach Spandau. gingen dann zu einem Supermarkt, da einige noch ihre Vor- Dort nahmen uns unsere Eltern in Empfang. räte auffüllen wollten. Nach einer sehr langen und ausgie- Leonard bigen Pause fuhren wir weiter, noch mal etwa die gleiche Schüler aus der 7. Klasse Länge wie vor der Pause! Angekommen wartete schon ein Anzeige Kollege von Paddel Paul mit dem Anhänger. Wir erforsch- ten nun den neuen Campingplatz, einige bauten die Zelte auf. Es wurden alle Zelte aufgebaut, da sie ja noch trock- nen mussten! Die meisten schliefen jedoch in dem größten Zelt, sodass es nachts wieder sehr eng und stickig war. Beim Abendessen kamen ganz viele kleine, sehr aggressive Mü- cken. Einige wurden sehr doll gestochen, einer musste so- gar deswegen abgeholt werden. Am nächsten Morgen war sehr gutes Wetter, es schien die Sonne! Nach dem Frühstück entschieden wir uns da- für, dass wir unsere nassen Sachen trocknen und dazu auf dem Campingplatz bleiben. Wir badeten, bauten Sand- burgen und einige schauten die Mittagsspiele der EM auf dem Campingplatz. Am Donnerstagabend, pünktlich zum Anpfiff des Deutschlandspiels gegen Polen, kam Herr Schu- bert auf die Idee eine kleine Paddeltour zu machen. Trotz Widerstands einiger Schüler fuhren wir um 21:01 Uhr los. Wir fuhren 3 Kilometer bis zu einer Gastwirtschaft, wo eine große Leinwand war. Dort sprangen alle aus den Booten und schauten sich die zweite Halbzeit an. Da dort auch die- se kleinen fiesen Mücken waren, fuhren einige schon frü- her zurück. Am Ende blieben vier Kinder mit zwei Booten, sechs Schwimmwesten und sieben Paddeln übrig. Da es dann schon sehr dunkel war und sie kein Licht dabei hat- ten, brauchten sie bis ca. 0:30 Uhr, bis sie den Campingplatz erreichten. 1/2016 | www.havelhoehe.net
16 | Schulmagazin | Freie Waldorfschule Havelhöhe Fotos: Oliver Stock von links nach rechts, oben nach unten: Lisa Kosmetik ohne Tierversuche Lucie Mosaik herstellen Jurek Digitales Kochbuch Adina Studio Ghibli Präsentation Jakob Bau eines Kaminholzregals Anastasia Kissen nähen Marlon Erstellen eines Ratgeberbuchs Lennart Bau eines Bumerangs Lilly Decke nähen Karlo Ikonenmalerei Malin Mangabilder Emmy Pullover stricken Merinus Perserteppich knüpfen Cornelius Fachwerkbauten in Quedlinburg Tim Bau eines Shortboards Michel Texturepack Jonny Komposition eines Klavierstücks Elisabeth Schreiben eines Buchs Artur Armbrust Leon Bau eines englischen Langbogen Ben Texturepack Vito Komposition eines Gitarrenstücks Joëlle Der Wolf im Schafspelz Anton Bau eines Holzunterstands www.havelhoehe.net | 1/2016
Freie Waldorfschule Havelhöhe | Schulmagazin | 17 Der Weg ist das Ziel Rückblick auf die Achtklassarbeiten und -präsentationen am 22./23. Januar 2016 Die Wochen und Monate zwischen der Festlegung der Kollegen klarer Konsens. Auf der letzten Wegstrecke – wenn Themen für die Jahresarbeiten und deren feierlicher Prä- es daran geht, die Präsentationen der gefertigten Werkstü- sentation war nicht nur für die 8. Klasse, sondern auch für cke einzuüben – ist dann allerdings die gezielte Unterstüt- mich eine mächtig spannende Zeit. Nach dem Startschuss zung durch den Klassenlehrer, gerne unter Einbeziehung als neu zusammengefundene Gemeinschaft Ende August von Klassenkollegen, gefragt. zählte die Themenfindung der Achtklassarbeiten zu den Die Ergebnisse der diesjährigen Achtklassarbeiten konn- ersten großen Herausforderungen in diesem Schuljahr. Zu- ten sich sehen lassen und wurden von den Schülern wür- gegeben: Nicht nur die mir anvertrauten 26 Schülerinnen devoll vor Familie, Freunden und der Schulgemeinschaft und Schüler, sondern auch ich erlebten das Thema Acht- präsentiert. Auch dieses Jahr war wieder sehr stark spürbar, klassarbeit schon sehr bald wie ein Wettlauf gegen die Zeit. welch große Überwindung es die Achtklässler kostet, mit Der Termin für die Präsentation der Ergebnisse war für Ende ihrem Werkstück auf die Bühne zu gehen und vor großem Januar gesetzt. Viele Schüler nutzten die Herbstferien im Publikum einen richtigen Vortrag zu halten. Das braucht Oktober, um ihre Arbeit am Thema ein gutes Stück voran- sehr viel Mut und natürlich in Bezug auf die Vortragsweise zutreiben. Der Aufwand, der dabei betrieben wurde, war gezielte Übung. Es war daher für alle Anwesenden an den – so verschieden die Schülerpersönlichkeiten und deren beiden Präsentationstagen sehr beeindruckend und eine Themen nun mal sind – sehr unterschiedlich stark ausge- echte Freude zu sehen, wie großartig die 8. Klasse diese ers- prägt. Für die meisten Schüler stellte es sich angesichts der te große Herausforderung in diesem ereignisreichen Schul- knappen Zeit für die Arbeit am Thema als segensreich he- jahr gemeistert hat! raus, wenn Eltern, Großeltern und/oder Freunde ihnen mit Almut Andreae Rat und manchmal auch Tat zur Seite standen. Klassenbetreuerin der 8. Klasse Die Mentoren aus der Lehrerschaft taten das Ihrige Anzeige dazu, um die Schüler fachlich und methodisch zu beraten. Um den Prozess punktuell immer wieder zu bündeln, ha- ben sich die beteiligten Kollegen bis zur Präsentation der fertigen Arbeiten mehrfach zusammengesetzt. Hier war es wichtig, uns über Fortschritte und Probleme auf dem Weg zum Ziel auszutauschen und vor allem dort noch stärker zu unterstützen, wo es offensichtlich nötig war. Auch legten wir Wert darauf, dass der schriftliche Teil der Jahresarbeit formal wie inhaltlich möglichst den vorher vereinbarten Qualitätskriterien entsprach. Für viele Schüler wurden ge- rade die Disziplin und Ausdauer, die für eine strukturierte und sprachlich gut durchgearbeitete Dokumentation erfor- derlich sind, zu einer besonderen (und so auch nicht erwar- teten) Hürde. Es war beeindruckend zu sehen, wie viel Zeit und Mühe zahlreiche Schüler bereit waren zu investieren, um auch im schriftlichen Teil ihrer Arbeit zu überzeugen. Diejenigen, die sich richtig darauf einließen, haben in Punk- to schriftliche Ausführung und Durcharbeitung eines The- mas für sich sehr wertvolle Erfahrungen gemacht. Im Rückblick auf den gesamten Prozess wurde in ver- schiedenen Gesprächen deutlich spürbar, dass die 8.Kläss- ler ihre Jahresarbeit idealerweise so weit wie möglich aus eigener Kraft und Initiative planen und umsetzen soll- ten. Hierüber bestand zwischen den Schülern, Eltern und 1/2016 | www.havelhoehe.net
18 | Schulmagazin | Freie Waldorfschule Havelhöhe Am Ende ist alles gut gegangen Rückblick Teppich knüpfen. Kannst du einen Mercedes bauen, nur weil Deutschland bekannt ist für Autobau und du Deut- Anfang 2015 habe ich zum ersten Mal etwas von der scher bist?“ Aber ich mag Teppiche und deshalb hat mir die „Achtklassarbeit“ gehört. Ich war in der 7. Klasse und die Idee gut gefallen. Gleich als das Thema auf dem ersten El- damalige 8. Klasse hatte uns zur Präsentation ihrer Acht- ternabend nach den Sommerferien angesprochen wurde, klassarbeiten eingeladen. Wir sollten uns für unsere eige- haben wir angefangen, jemanden zu suchen, der mir das nen Achtklassarbeiten im folgenden Jahr inspirieren lassen. Knüpfen beibringen könnte. Das stellte sich als viel schwie- Die Themen und die Präsentationen haben mir gut gefal- riger heraus, als ich gedacht hatte. Es dauerte jedenfalls ein len. Ich war beeindruckt, wie viele verschiedene Ideen die paar Wochen, bis wir jemanden gefunden hatten, der mir Kinder aus der Klasse über uns gehabt hatten. Obwohl un- helfen konnte. Da dachte ich noch, dass ich unendlich viel sere Achtklassarbeit damals noch so weit weg war, habe ich Zeit hätte. direkt nach der Veranstaltung angefangen, mir Gedanken über mein eigenes Thema zu machen. Mehr Arbeit als gedacht Ich hatte gleich drei Überlegungen im Kopf: 1. Welches Thema nehme ich? Es sollte kein lange ge- Nachdem ich eine Knüpflehrerin gefunden hatte, gab es pflegtes Hobby sein. Also konnte ich nichts zu den The- immer neue Probleme: Es gab keine Vorlagen für die Mus- men Einrad, Pferde oder Schauspiel machen. ter, die richtige Wolle war schwer zu bekommen, die Werk- 2. Zu welchem Thema kann ich eine schriftliche Arbeit zeuge fehlten teilweise, usw. Außerdem stellte sich das schreiben, die für die Achtklassarbeit notwendig ist? Knüpfen selber als sehr mühsam und zeitaufwendig heraus. 3. Wie bekomme ich es hin, alleine auf der Bühne zu Ich hatte mir die Achtklassarbeit viel leichter vorgestellt! stehen und über mein Thema vor so vielen Leuten zu Die meiste Zeit habe ich für die praktische Arbeit gebraucht. sprechen? Darüber machte ich mir die meisten Sorgen. Beinahe jeden Tag habe ich eine Reihe oder mehr geknüpft. Anfang Dezember habe ich mit dem theoretischen Teil an- Mein Thema gefangen. Ich hatte schon ein paar Sachen gelesen und ab Oktober in mein Arbeits-Tagebuch aufgeschrieben. Dann Ziemlich bald hatte ich mein Thema gefunden. Die An- habe ich auch angefangen, meine Präsentation vorzube- regung kam von meinem Vater: „Deine Mutter kommt aus reiten. Am Ende wurde es hektisch, aber bis zum Tag der dem Iran und iranische Teppiche sind weltbekannt. Was Präsentation der Achtklassarbeit war alles fertig. Obwohl hältst Du davon, einen Perserteppich zu knüpfen?“ Meine wir den Termin lange wussten, stand dieser Tag dann doch Mutter war überhaupt nicht begeistert: „Ich kann keinen schneller vor der Tür als gedacht. www.havelhoehe.net | 1/2016
Schulmagazin | 19 Aufregende Tage In den Tagen vor den Präsentationen war unsere ganze Klasse sehr aufgeregt. Wir haben uns sehr viele Gedanken gemacht, ob wir das mit der Achtklassarbeit hinbekommen werden. Dann kam der Freitag und der erste Teil der Arbei- ten wurde vorgestellt: Komposition eines Klavierstücks, Schreiben eines Buchs, Fachwerkbauten in Quedlinburg, Kissen nähen, Ikonenmalerei, Digitales Kochbuch, Kosmetik ohne Tierversuche, Bau eines Shortboards, Erstellen eines Ratgeberbuchs, Studio Ghibli Präsentation und Kompositi- on eines Gitarrenstücks. Das lief sehr gut. Am Samstag ging es mit den nächsten Themen weiter: Perserteppich knüp- fen, Bau eines englischen Langbogens, Pullover stricken, Armbrust, Mangabilder, Texturepack, Mosaik herstellen, Bau eines Holzunterstands, Der Wolf im Schafspelz, Bau eines Bumerangs, Decke nähen und Bau eines Kaminholz- regals. Ich war am Samstag als Erste dran und war natür- lich den ganzen Freitag über sehr aufgeregt. Am Ende ist es auch am Samstag bei uns allen gut gegangen. Unsere Klassenlehrerin Frau Andreae hat uns immer Mut gemacht. Egal ob wir „Hänger“ in unserem Vortrag hatten oder ein- fach Angst, auf die Bühne zu gehen. Alles überstanden Ich habe mich nach der Präsentation meiner Achtklas- sarbeit sehr gut gefühlt. Allen anderen Kindern war die Erleichterung ebenfalls anzusehen. Und natürlich waren auch Frau Andreae und die Mentoren sehr froh, dass alles geklappt hatte. Auch meine Eltern waren erleichtert, dass mir der Vortag gut gelungen war und die ganze Arbeit sich gelohnt hatte. Wir sind dann essen gegangen und haben den Tag ein bisschen gefeiert. Meine Mutter hat uns aber verboten, für eine Weile das Wort „Teppich“ zu erwähnen. Am Sonntag nach der Präsentation hatte ich plötzlich das Gefühl, mir fehlt etwas. Es gab nichts mehr zu knüpfen, zu schreiben oder für den Vortrag zu üben. Am Montag ging das „normale“ Leben wieder los. Nun mussten wir uns wie- der um unsere normalen schulischen Pflichten kümmern. Das Ereignis „Achtklassarbeit“ werden weder ich noch mei- ne Klassenkameraden so schnell vergessen. Es war eine Erfahrung, die ich nicht missen möchte. Ich wünsche den zukünftigen Achtklässlern Kreativität, Durchhaltevermö- gen und natürlich Spaß bei ihren Arbeiten. An dieser Stelle möchte ich noch mal meinen Dank an unsere Lehrerin Frau Andreae aussprechen. Außerdem danke ich meiner Mento- rin Frau Müller, die mich immer wieder motiviert hat weiterzumachen. Merinus, Schülerin der 8. Klasse
20 | Schulmagazin | Freie Waldorfschule Havelhöhe Neue Fälle für Sherlock & Holmes Das diesjährige Klassenspiel der 8. Klasse Mittwochnachmittag gegen 16 Uhr, einen Tag vor der gefesselt. Und dies obwohl ich wohlgemerkt kein Krimifan Schüleraufführung des Klassenspiels der 8. Klasse – verteilt bin, und einigen Schülern das deutliche Artikulieren recht stehen Schülergruppen im Raum, 3 Schüler sind belustigt schwer fällt. auf der Bühne zu sehen, im Publikum sitzen Frau Teuffert Besondere Freude hatte ich beim Entdecken der vielen mit ratlosem Gesichtsausdruck und Frau Andreae, sichtlich liebevollen Details, wie zum Beispiel der Lockenwickler der bemüht die Situation zu retten. Haushälterin oder der liebevoll drapierten Steinchen und Wie soll denn das morgen aufgeführt werden, frage ich Stöcke am Mordplatz, aber auch an den vielen tollen büh- mich im Vorbeilaufen. nentechnischen Einfällen, die deutlich machen, mit wie viel Warum tun sich das Lehrer überhaupt immer wieder Herzblut Katharina Teuffert, die Regisseurin, dieses Stück, an? Schlaflose Nächte, Schweißausbrüche, neue graue unterstützt von Frau Andreae, inszeniert und mit welcher Haare, Falten und nervenaufreibende Situationen mit Sorgfalt und Hingabe beide das Ganze mit den Schülern Achtklässlern, die sichtlich den Ernst der Lage nicht ein- einstudiert haben. schätzen können und viel mehr Interesse an Unterhaltung Einige Schüler treten besonders durch ihre charaktervol- und Spaß mit ihren Mitschülern zeigen als am Proben im- len Darstellungen und ihren Charme hervor. Bei manch an- mer wieder der gleichen Szenen. derem wird deutlich, dass er hier über den eigenen Schat- Doch als ich am nächsten Morgen mit meiner ersten ten springen musste und davon wahrscheinlich ein Leben Klasse bei der Schüleraufführung in der ersten Reihe vor lang profitieren kann. der ungewöhnlichen Bühne sitze, die mitten im Publikum Überhaupt macht die Besetzung des Stückes klar, wie platziert ist, und als das Licht angeht und Sherlock und Hol- hier jeder Schüler eine perfekt auf ihn zugeschneiderte mes die Bühne betreten, bin ich von der ersten Minute an Rolle gefunden hat. Haben das Stück sich die Schüler und Lehrer ausgesucht oder umgekehrt? Es wird aber auch erkennbar, dass so ein Stück ohne ei- nen guten Klassenzusammenhalt schwer möglich ist. Da muss sich jeder auf jeden verlassen können, sonst leidet das ganze Stück. Hier wird für mich deutlich, wie viel Frau Andreae, die die Klasse erst in diesem Jahr übernommen hat, an dieser Stelle geleistet hat, wie sie den Schülern beigestanden hat und in dieser recht kurzen Zeit Vertrauen aufbauen konnte. Besonders gerührt hat mich nach der gelungenen Auf- führung Frau Andreaes Verbeugung vor ihren Schülern. Mit Recht! Das habt ihr wirklich toll gemacht! Ich glaube, ich kann für mich die Frage, „warum das Gan- ze überhaupt“, damit beantworten, „weil es so viel bleiben- den Wert für die Schüler hat.“ … und nächstes Jahr wieder? Ja bitte, unbedingt! Susanne Rendle Klassenlehrerin der 1. Klasse www.havelhoehe.net | 1/2016
Freie Waldorfschule Havelhöhe | Schulmagazin | 21 Interview mit Merinus, 8. Klasse Guten Morgen, Merinus. Du hast in eurem Sherlock-Hol- mes-Spiel Mary, die Verlobte von Dr Watson, gespielt. Hast Du Dir die Rolle selbst ausgesucht? Ja, habe ich. Was hat Dir an der Rolle gefallen? Dass Mary sehr nett und sehr hilfsbereit ist. In einer Szene zwischen dir und Dr Watson passiert etwas Also eigentlich – ja, ich spiele auch in einer Theatergruppe sehr Lustiges: Er vergisst immer wieder seine Kühltasche, mit, allerdings – ich spiele im Moment nicht Theater. Ich und das Publikum muss sehr lachen. Musstest Du dich da spiele quasi Film. Also ich werde auf einer Kamera aufge- sehr zusammenreißen, um nicht selber mitzulachen? nommen und dann wird das auf einen Stick gemacht und Eigentlich schon, ja. Aber ich habe es halt mehrmals geübt. dann auf einen Computer. Am Ende entsteht ein Trailer da- Und dann konnte ich es auch ohne Lachen. Es war eigent- raus. lich nicht so schlimm. Würdest Du Dir hier für die Schule so etwas auch wün- Hat Dir denn das Sherlock-Holmes-Stück an sich gut gefal- schen? Vielleicht in Form von einer AG? len? Ja. Ja, wirklich sehr gut. Findest Du es richtig, dass alle aus der Klasse mitspielen Also ist es eine gute Idee, dass sich die Schüler ihr Klassen- müssen? spiel selber aussuchen? Ja, also ich finde es gut, dass alle mitgespielt haben. Aber Ja. vielleicht, wenn manche nicht wollen, dann müssen sie Wie fandest Du denn die Probenzeit? Fandest Du sie an- nicht mitspielen. strengend oder war es eine willkommene Abwechslung? Und freust du dich schon auf das nächste Klassenspiel? Also, ich fand die Probenzeit generell sehr gut, aber ich Ja, auf jeden Fall. habe Probenzeiten auch mal anders erlebt, weil ich auch Fändest du es schön, wenn ihr vorher noch etwas aufführt, selber zum Theater gehe. Da fand ich das Proben besser als bevor ihr das Spiel in der 12. Klasse macht? hier jetzt, weil hier ganz oft gestört wurde. Aber es waren Ja klar, ich würde mich freuen, wenn wir vorher noch etwas auch gute Zeiten, also nicht nur schlechte Zeiten. anderes oder etwas Neues aufführen würden, also vor der Was genau würdest Du dir denn für die Proben anders wün- 12. Klasse noch. schen? Dann wünsche ich dir jetzt weiterhin ganz viel Spaß beim Dass alle Kinder mitmachen, dass es halt nicht so laut ist. Theaterspielen. Und vielen Dank für das Interview. Wenn Du sagst „ich gehe noch woanders zum Theater“, bist Danke. Du an einer Theaterschule oder spielst Du in einer Theater- Louisa Sach gruppe mit? Mutter aus der 5. und 8. Klasse 1/2016 | www.havelhoehe.net
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