Auftakt - Hochschule für Musik und Theater München

Die Seite wird erstellt Marius Heim
 
WEITER LESEN
Auftakt - Hochschule für Musik und Theater München
Sommersemester 2018
                                    Auftakt          Ausgabe 23

IM FOKUS: INTERNATIONALES
             Aufbruch ins Abenteuer

        Pionierarbeit in der Mongolei
Auslandsamt: Mehr Austausch für alle
»Peter und der Wolf« von Kinsun Chan
 Kulturerbe in der Hochschulbibliothek

     ZEITSCHRIFT DER HOCHSCHULE FÜR MUSIK UND THEATER MÜNCHEN
Auftakt - Hochschule für Musik und Theater München
Ausgewählte Höhepunkte im
                                      Sommersemester 2018
Mo, 16.4. bis Mi, 18.4.           Liedforum 2018: »… nur ein lied ergreift die seele …«
jeweils 19:00 Uhr                 Liedduos aus den Klassen Liedgestaltung von Rudi Spring, Prof. Fritz Schwinghammer,
Arcisstraße: Großer Konzertsaal   Prof. Donald Sulzen und Tobias Truniger sowie in den Kursen Französisches Lied (Prof.
10 € / 5 €                        Céline Dutilly) und Slawisches Lied (Evgenia Grekova und Hans-Christian Hauser).

Mo, 23.4. bis Mi, 25.4.           Tage der Kammermusik 2018
jeweils 19:00 Uhr                 Höhepunkte der Kammermusikliteratur
Arcisstraße: Großer Konzertsaal
                                  Mitwirkende:
10 € / 5 €
                                  Lux Trio, Arcis Saxophon Quartett, Well Duo, Akkordeon-Duo »Jeux d‘Anches« u. a.
                                  Künstlerische Leitung: Prof. Dirk Mommertz

Di, 8.5., 20:00 Uhr               HSO im Gasteig: Münchner Porträts
Gasteig: Philharmonie             Richard Strauss »Eine Alpensymphonie« op. 64
17 € / 10 €                       Rodion Shchedrin »Romantic Offering«. Doppelkonzert für Klavier, Violoncello
München Ticket                    und Orchester
                                  »ZUGABE I« eines Kompositionsstudierenden der HMTM (Uraufführung)

                                  Wen-Sinn Yang (Violoncello), Adrian Oetiker (Klavier)
                                  Hochschulysmphonieorchester (HSO München) | Leitung: Marcus Bosch

Mo, 14.5. bis Mi, 16.5.           Klavierfest im Gasteig
jeweils 18:00 Uhr                 Studierende der Klassen Prof. Silke Avenhaus, Prof. Markus Bellheim, Prof. Thomas
Gasteig: Kleiner Konzertsaal      Böckheler, Anna Buchberger, Prof. Olaf Dreßler, Prof. Sylvia Hewig-Tröscher, Prof. Yuka
Eintritt frei                     Imamine

Do, 17.5. 19:00 Uhr               »Chorbegegnungen«
Arcisstraße: Großer Konzertsaal   Konzert des University of Akron Chamberchoir (USA) und des Madrigalchors
10 € / 5 €                        Leitung: Marie Bucoy-Calavan und Martin Steidler
München Ticket

Mi, 11.7., 20:00 Uhr              Jazznacht
Gasteig: Carl-Orff-Saal           Studierende und Lehrende des Jazz Instituts, u. a. mit der U.M.P.A. Bigband
10 € / 5 €                        Künstlerische Leitung: Prof. Claus Reichstaller
München Ticket

                                     Auftakt – Zeitschrift der Hochschule für
                                     Musik und Theater München                    Redaktionsschluss: 05.03.2018
                                     Herausgeber:
                                     Präsident Prof. Dr. Bernd Redmann            Bildnachweise:
                                     Arcisstraße 12 · 80333 München               Titel, S. 4: Lea Mast; S. 2: Gregory Giakis;
                                     Tel. +49 (0)89 / 289 -03                     S. 5 o. l.: privat/Ivanova; S. 5 o. r.: privat/
                                     E-Mail: verwaltung@hmtm.de                   Bemberg; S. 5 u.: privat/Rode; S. 6 o.:
                                     www.musikhochschule-muenchen.de              privat/Klöck; S. 6 Mitte: privat/Urkan;
                                                                                  S. 6 u.: privat/Tigashvili; S. 7: privat/
                                     Redaktion und nicht namentlich
                                                                                  Gat; S. 8: privat/Schwaabe; S. 9: William
                                     gezeichnete Texte: Maren Rose
                                                                                  Beaucardet; S. 10 o.: Victor Solokowick;
                                     Mitarbeit und Texte: Dr. Silvia von
                                                                                  S. 10 u.: Steffen Leiprecht; S. 11: privat/
                                     Grafenstein (svg), Katinka Welz (kwe)
                                                                                  Mornell; S. 12: Rentsendorj Bazarsukh;
                                     Mit Namen gekennzeichnete Beiträge
                                                                                  S. 18, S. 19 o.: Regine Heiland; S. 19
                                     erscheinen in der Verantwortung der
                                                                                  u.: Marcus Lieder; S. 22: Hans-Joachim
                                     jeweiligen Autorinnen und Autoren.           Wuthenow; S. 24 o.: Nicolaj Lund; S. 24
                                     Grafische Gestaltung:                        u.: Marco Borggreve; S. 26 o. l.: privat/
                                     Kay Fretwurst, Spreeau                       Mornell; S. 26. o. r.: privat/Sangiorgio;
                                     Druck: Panta rhei-CM, Martinsried            S. 27 o. l.: privat/Baierl-Keefer; S. 30:
                                     Auflage: 3.000                               David-Pierce Brill; S. 31: Bad Reichenhal-
                                     Erscheinungsweise:                           ler Philharmoniker
                                     zweimal Mal jährlich zu Semesterbeginn       Soweit nicht anders angegeben: HMTM

                                     www.musikhochschule-muenchen.de
Auftakt - Hochschule für Musik und Theater München
Im Fokus: Internationales

Internationalität fördern
Einerseits ist sich die Welt heute durch die digitalen Ent-                             Ich freue mich sehr, dass immer mehr Studierende,
wicklungen und die ausgebauten Verkehrsverbindungen                                     Lehrende und Beschäftige aus der Verwaltung und den
so nah wie nie, andererseits rücken Länder weit vonein-                                 Zentralen Einrichtungen unseres Hauses im Rahmen ihres
ander ab und vertiefen bestehende Unterschiede auf eine                                 Studiums oder ihrer Tätigkeit ins Ausland gehen. Doch es
Weise, die mehr als bedenklich ist. Musik ist heute über-                               könnten noch mehr sein! Die Angebote von ERASMUS
all und weltweit verfügbar, Tanz- und Theaterproduktio-                                 und DAAD bieten uns wunderbare Möglichkeiten, in
nen werden per Live-Stream einem weltweiten Publikum                                    ferne Länder aufzubrechen, aber auch internationale Gäste
zugänglich gemacht. Doch auch hier treten interessante,                                 zu empfangen. Dass sich viele Musikerinnen und Musiker
wertvolle Dimensionen in den Hintergrund, eine ernst-                                   aus anderen Ländern für ein Studium oder eine Lehr-
hafte Auseinandersetzung, ein Kennenlernen, ein Erfah-                                  tätigkeit an unserem Hause interessieren, zeigt unseren
ren scheint manchmal nicht so wichtig.                                                  internationalen Stellenwert.
Für angehende Kulturschaffende kann es aus meiner Sicht                                 In Zukunft wird das aber nicht genug sein. Ich wünsche
jedoch nichts Wertvolleres geben als genau das: das di-                                 mir, dass wir unsere Hochschulpartnerschaften so ausbau-
rekte Hineingeworfen-Werden in eine fremde Kultur, das                                  en, dass wir im Austausch mit exzellenten Kooperations-
Zurückgeworfen-Sein auf sich selbst, das Erfahren, Ent-                                 partnern unser Angebot bereichern und inspirieren kön-
decken und Durchdringen des Fremden. Für mehr Ver-                                      nen. Ich wünsche mir, dass wir unsere Arbeit in Zukunft
ständnis füreinander, für mehr Klarheit in der eigenen                                  auch international präsentieren können. Und ich wünsche
Persönlichkeit und in dem individuellen künstlerischen                                  mir, dass wir alle durch diese Erfahrungen einen Beitrag
Anliegen, das uns alle umtreibt.                                                        dazu leisten, Toleranz und Internationalität zu fördern.

                                                                                                                          Prof. Dr. Bernd Redmann
                                                                                          Präsident der Hochschule für Musik und Theater München

Inhalt
                                                                                        Neue Musiklehrerbörse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .               20
Im Fokus: Internationales
                                                                                        Art in Motion: Imagination, Inspiration, Innovation . . . . .                                 20
Aufbruch ins Abenteuer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .      4   Bau: Aufbruchstimmung und Geduldsübung . . . . . . . . . . .                                  22
München als Wahlheimat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .        7   Kulturerbe in der Hochschulbibliothek . . . . . . . . . . . . . . .                           22
ERASMUS als Dozentin: Natalie Schwaabe . . . . . . . . . . .                        8
Alumna im Gespräch: Corinna Niemeyer . . . . . . . . . . . . . .                    9
                                                                                        Menschen
Lautenistin Evangelina Mascardi zu Gast . . . . . . . . . . . . . .                10
 »Colors of Europe« – Madrigalchor in den USA . . . . . . .                        10   Neue Professoren:
Hochschulpartnerschaften als echter Austausch . . . . . . . .                      11   Alexej Gerassimez und Julian Prégardien . . . . . . . . . . . . . .                           24
Pionierarbeit in der Mongolei . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .      12   Einsatz für mehr Gleichberechtigung . . . . . . . . . . . . . . . . . .                       25
Perspektivwechsel: AEC-Tagung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .            12   Neubesetzung des Studiendekanats . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                        26
Akademisches Auslandsamt: Mehr Austausch für alle . . .                            13   Das neue Gesicht im Tonstudio . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                     26
                                                                                        Neue Gesichter in der Verwaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .                      27
HMTM aktuell                                                                            Kennen Sie eigentlich Beatrix Wächter? . . . . . . . . . . . . . . .                          27

»Faust« in der Musik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   15
                                                                                        Berichte aus dem Hochschulleben
Expressivität pur: Barocktage 2018 . . . . . . . . . . . . . . . . . . .           16
Zur performativen Expressivität des »KClaviers« . . . . . . . .                    16   GesangsART . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .          28
Musiktheater im Reaktor: Liminal Space . . . . . . . . . . . . . .                 17   Klartext! . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   29
Kinsun Chan choreografiert »Peter und der Wolf« . . . . . .                        18   Simon Mayr mal drei . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .             29
Rektorenkonferenz: Entwicklung gestalten . . . . . . . . . . . . .                 19   Hackbrett-Begeisterung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .              30

                                                                                                                                                     Auftakt 23 | 2018                 3
Auftakt - Hochschule für Musik und Theater München
IM FOKUS: INTERNATIONALES

Aufbruch ins Abenteuer
Einige Studierende der Hochschule für Musik und Theater München nutzen die Möglichkeit, während
des Studiums eine Zeit im Ausland zu verbringen. Für Christian Benning (Schlagzeug), Zdravka Ivanova
(Akkordeon), Nikolaus von Bemberg (Klavier) und viele andere eine beeindruckende Erfahrung.

Für Christian Benning gab es einen besonderen Grund         war«, lacht der junge Pianist. Seine Entscheidung fiel auf den
für seinen Auslandsaufenthalt. Er hatte zwar schon vor-     Norden, genauer auf Dänemark. »Ich habe mich im Vorfeld
gehabt, irgendwann im Ausland zu studieren, der plötz-      natürlich umgehört, wer in welcher Stadt unterrichtet. Ich
liche Tod seines langjährigen Professors Peter Sadlo im     bin dann sogar für ein paar Tage nach Kopenhagen gefah-
Juli 2016 stellte jedoch alle Überlegungen auf den Kopf.    ren, um Prof. Niklas Sivelöv kennenzulernen«, erklärt der
»Ich hatte Prof. Robert van Sice bei einem Meisterkurs in   Pianist sein Vorgehen. Als er Sivelöv einige Monate später
München im Dezember 2015 kennengelernt und er hat           auch vorspielen konnte, war er sich sicher, dass es die richti-
mich enorm fasziniert«, erinnert sich Christian Benning,    ge Entscheidung war. Von September 2016 bis August 2017
der seit 2009 an der HMTM Schlagzeug studiert. »Nach        studierte er dann als ERASMUS-Student an der Royal
dem Tod von Prof. Sadlo hat er mich dann eingeladen, für    Danish Music Academy in Kopenhagen.
ein halbes Jahr bei ihm in den USA zu studieren. Dieses
Angebot kam genau zum richtigen Zeitpunkt. Es hat mir       Unbedingt noch ein Abenteuer!
ermöglicht, mich künstlerisch neu zu orientieren.« Un-      »Ich wollte in meinem Leben unbedingt noch ein Aben-
terstützt von der Studienstiftung des Deutschen Volkes,     teuer erleben«, beschreibt die Akkordeonistin Zdravka Iva-
der Orlandus Lassus Stiftung sowie durch ein Entgegen-      nova, die in München bei Krassimir Sterev studiert, ihre
kommen der Johns Hopkins University konnte er schließ-      Motivation. Spanien hatte sie bei ihren Überlegungen be-
lich vom August 2017 bis zum Januar 2018 am Peabody         sonders gereizt – wegen der Kultur, der Sprache und nicht
Conservatory der Johns Hopkins University in Baltimore      zuletzt der Sonne. »Nach fünf Minuten Gespräch mit mei-
(Maryland/USA) studieren.                                   nem Lehrer war dann klar, dass ich nach Madrid möchte.
Nikolaus von Bemberg steht mittlerweile kurz vor seinem     Herr Sterev hat mich nur nach dem Land gefragt und dann
Bachelor-Abschluss im Fach Klavier mit künstlerischer       gesagt: ›Ich kenne einen sehr guten Professor in Madrid und
Studienrichtung bei Prof. Markus Bellheim. Der gebürtige    ich weiß, dass du bei ihm das Beste bekommst.‹ Und so
Münchner hat alle Vorteile der Musikausbildung in seiner    ist es!« Bis zum Juni 2018 studiert die Akkordeonistin nun
Heimatstadt genossen, doch irgendwann zog es ihn in die     als ERASMUS-Studentin (dank finanzieller Unterstützung
Ferne. »Ich wollte vor allem irgendwohin, wo ich noch nie   durch den Kölner Gymnasial- und Stiftungsfonds und die

4   Auftakt 23 | 2018
Auftakt - Hochschule für Musik und Theater München
ImIm Fokus:
                                                                                                                               Fokus:    Experimente
                                                                                                                                      Internationales

     Orlandus Lassus Stiftung) am Real Conservatorio Supe-                                          Ersatzfamilie für mich, man hat sehr schnell ein sehr en-
     rior de Música de Madrid bei Professor Esteban Algora,                                         ges Verhältnis zueinander aufgebaut. Ich habe einige tolle
     einem der bedeutendsten Akkordeonisten im Bereich der                                          Freundschaften knüpfen und in den USA ein großes Netz-
     neuen Musik. Madrid ist dabei eine Erfahrung für sich.                                         werk aufbauen können.« Nicht zuletzt auch durch seinen
     »Diese Stadt schläft nie, die Leute sind immer draußen                                         Professor und zahlreiche Konzerte.
     und genießen jeden Moment. In München fühle ich mich
     zwar zu Hause, aber hier genieße ich einfach alles«, be-                                       Musikalische und persönliche Bereicherung
     richtet Zdravka Ivanova. »Obwohl ich in Madrid auch                                            Während des Semesters lud ihn sein Professor Robert van
     Ausländerin bin, bekomme ich sehr viel positive Aufmerk-                                       Sice mehrfach an die Yale School of Music nach New Ha-
     samkeit – in meiner ersten Woche hat mir ein Verkäufer auf                                     ven ein, wo er ebenfalls unterrichtet, sowie an das Curtis
     einem kleinen Markt, den ich sehr oft besuche, Baguette                                        Institute of Music in Philadelphia. Konzerte gab Benning in
     geschenkt, weil er erfahren hatte, dass ich fremd in Madrid                                    Baltimore im Rahmen von zwei großen Sinfonieorchester-
     bin. So etwas ist mir vorher nie passiert.«                                                    Projekten, bei einem John-Williams-Filmmusik-Abend und
     Auch Nikolaus von Bemberg ist in Kopenhagen sehr                                               natürlich bei verschiedenen Klassenvorspielen. Darüber
     freundlich empfangen worden: »Die Dänen sind sehr kom-                                         hinaus gab er ein Solo-Konzert in San Diego (Kalifornien)
     munikativ und die Royal Danish Music Academy legt sehr                                         im Rahmen eines Stipendiatentreffens der Studienstiftung.
     viel Wert darauf, dass die neuen Studierenden – nicht nur                                      Der Schlagzeuger nutzte am Peabody Conservatory aber das
     die internationalen! – freundlich und offen empfangen                                          besondere Kursangebot und belegte z. B. »Computer Music«
     werden und schnell viele Kontakte finden.« Neben her-                                          sowie »Music Productions«, was ihm viele neue Impulse gab.
     vorragendem Unterricht lernte der Pianist auch die sehr                                        Er resümiert: »Mein Auslandssemester war eine enorme mu-
     gut ausgestatteten Tonstudios zu schätzen. Er fand schnell                                     sikalische und persönliche Bereicherung.«
     Kammermusikpartner und tauchte in die skandinavische                                           Auch Nikolaus von Bemberg hat in Kopenhagen mehre-
     Kultur ein: »Ich habe einen ganz neuen Kulturraum für                                          re Projekte entwickelt, u. a. im Bereich der elektronischen
     mich erschlossen. Dabei geht es nicht nur um kulturelle                                        Musik, die ihn nach München zurück begleitet haben. Au-
     Unterschiede. Ich habe auch viel mehr skandinavische                                           ßerdem steht die Station für sein Master-Studium jetzt fest:
     Musik gehört (z. B. ganz viel Jazz), gespielt (Per Nørgård,                                    »Wenn alles klappt, werde ich meinen Master in Kopenha-
     schwedische Lieder u. a.) und viele Persönlichkeiten ken-                                      gen machen«, berichtet er. »Mein Aufenthalt dort hat mich
     nengelernt, die auf der ganzen Welt unterwegs sind, aber in                                    unglaublich vorangebracht. Ich habe mich selbst viel besser
     Süddeutschland nicht so präsent.«                                                              kennengelernt und weiß jetzt auch viel mehr, was ich als
     Christian Benning erlebte in Baltimore, wie es ist, direkt                                     Musiker eigentlich will.« Ob er einen Auslandsaufenthalt
     auf dem Campus seiner Hochschule zu wohnen: »Die                                                                       empfehlen würde? »Auf jeden Fall.«
     Kommilitonen waren wie eine Art

                                                                      r
                                                 rt aktuell an de
                       (Violine) studie
Johanna Rode of Music and Drama London
                       ol
Guildhall Scho                                     ek.
                be  i  A  lexander Janicz
 (England)
                           ?                                    Engl and und
 War um London                      ein  e  Fa szinat ion für
                          sc ho  n                                                so
  Ich hatte imm       er                                   da ss ich schon
              on   in  sb  es on  de  re. Dazu kam,                r  G  ui ld   ha ll
  für Lond                                               r an de
           ut es  üb   er   ein   Erasmussemeste                Q  ua  lit ät    un d
   viel  G                                   mit Blick au     f
                       in sb  es on  de  re
   gehört habe,                                                                                                  -
   Atmosph äre dies
                             er Schule.                                                                le für Mu
                                                                                             Hoch schu te r
                                                                                                       h ea
    Was ist anders
                           ?                                        ra sant e Takt           sik und T
                                            d der ungl aublich
    London s sc    hi  er  e  G  rö ße   un
                                                           ältigt. Daneben
                                                                                   hat       Mün ch e n
                    s-) Le   be ns   hat mich überw                     sc ht  . Je der
     des (A  llt ag
                                                  eser St adt üb  er ra                                    ße 12 ·
                             ar tig e  Fl ai r di                                             Arcisst ra
     mich da s einzig                                 esicht.
                                individuelles G
     St adtteil hat sein
                               t?                                     nd, al s auch                         ün ch e n
      Empfehlenswer                        w oh l ein anderes La                               80333 M
                                 eit ,  so                                             en,
      Ja! Die Mög        lic hk                               kennen zu lern
                     sc hi  ed  e  im    Musik studium                   tig ,   m ein  en
      die Unt     er                                       lft mir ste                                                                   Auftakt 23 | 2018 5
               gl au  bl ich    be re  icher nd und hi
       ist un
                                eit er n.
        Hor izont zu erw
Auftakt - Hochschule für Musik und Theater München
Im Fokus: Internationales
                                               am Royal
               (Tro m pe te) studier t aktuell             ,
Lukas   Kl öck                           d) bei Jon Holland
   rm in gh am Co ns er vatoire (Englan          .
Bi                                      Fewin  gs
                    d Andrew Stone-
Alan Thomas un
                          am?
 Warum Birmingh                                          e wesentliche Grund
                                                                                  d::
           Linie  we   ge n  de r Sprache. Der zweit               de s La nd  es.
 In erster                                          traditionen
                           echbläser- und Chor
 die bedeutenden Bl                       en  St an do rte weltweit, der die
                           er der wenig                       , englisches Tenoor-r-
  Birmingham ist ein                   mente wie Kornett
             Br as s-B   an  d-Ins tru
  typischen                                               .
                                im Bachelor anbietet
  horn und Euphonium                                                                                              r Musik und
                                                                                                    Hochschule fü
   Was ist anders?                                                   s Gebäude                                 ün ch en
                        riu m   bie tet durch sein neu eröffnete                  st
                                                                                                    Theat er M
   Das Konserv     ato                                        der Überäume ist
              techn  isc  he  Au  sst attung, die Anzahl                sin d ph  äno-
   die beste                                          Arbeitsräume                                   Arcisst raße 12
                                                                                                                         ·
       hr als au  sre ich  en d, Vorlesungs- und                 erpun  kt eh er  au  f
    me                                t insge samt den Schw
                        ter richt leg                                           .
    menal. Der Un                                    zelne Orchesterstel
                                                                            len
                             berblick als auf ein
    einen Repertoire-Ü                                                                                             en
                                                                                                       80333 Münch
     Empfehlenswert?                                   und sprachlichen
                              von der kulturellen
     Unbedingt, schon                              rtv oll , aus dem gewohnten
            ru ng  he  r. Es  ist besonders we
     Er fah                                                 tauchen.
                                 mden Kontext einzu
      Umfeld in einen fre

             Sophia Maria UrU kkan (Kllavier) studie
            Conservatorio Benede                        rt aktuell an n dem
                                        tto Marcello (Venedig,
            bei Muriel Chemin un                                    Italien)
                                       d Gianluigi Polli.
            Warum Venedig?
           Den Wunsch, in Italien
                                       zu leben, habe ich schon
           gehegt. Die Sta dt hat ein                              lange
                                        e große Bedeutung für
           als Werkstät te und Ins                              die Mu sik
                                    piration.
           Was ist anders?
           Die Gelassenheit der Ita
                                      liener. Da s hat mich am
          etwas nervös gemacht (etw                              Anfang
                                         a, da ss die Überäume jed                                  Hochschule für Musik und
          Tag um 19:30 Uhr und                                        en
                                     am Sonntag ganztags sch
          Mittlerweile bin ich ab                                ließen).                           Theater München
                                   er selbst ent spannter.
          Empfehlenswert?
         Auf jeden Fall. Man gew                                                                    Arcisstraße 12 ·
                                     innt eine neue Perspekti
         da s Leben, wird reifer,                               ve auf
                                  mutiger, offener, fre
                                                      f ier. Man kann
         die Geschichte und Ku
                                  ltur eines Or tes int ensiv
         und erforschen.                                      erfahren
                                                                                                    80333 Münc
                                                                                                            nchen

                                                      der Pôle
                         bo e) st ud  iert aktuell an
Ketevan Tigash
                vi li (O                          Boulogne-
               se ig ne m en t ar tistique Paris
supérieur d‘en                   Olivier Doise.
              rankreich) bei
Billancourt (F
 War um Paris?                               M   ünchen kennen
                                                                    lernen und an
                                  oi se  in
 Ich konnte Oliv
                       ie   r  D                                ine unglaubliche
                       ur    s be  i ih m teilnehmen. Se                      hat mich
 einem Mei       ste rk
                                               in e C he mie als Musiker
  Stimmung für M
                            usik    un  d  se                             eres Land für
                                  eb en   ist  Fr an kreich ein besond
                             an
  sehr begeistert. D
                           t.                                                                                        usik und
   mein Instrumen                                                                                   Hochschule für M
                             ?                                                    ünchen            Theater Mün  ch en
   Was ist anders                                            n, was ich in M
                 h  ha  t   m  ir  Pa  ris alles gegebe                un  d  op  tis che
   Persönlic                                             ästhet ische
           iss t  ha  be  ,  z. B. Leicht igkeit,                  re ng un   d  or ga  ni-                          ·
    verm
                              Fr  an  zo  se n  sin d weniger st                r H  or  ror.         Arcisstraße 12
    Zufr iedenheit.                       ris  ist für mich alle
                                                                   rdings de
                    M  et   ro   in  Pa
     siert. Die
                                  t?                                                     Landd
      Empfehlenswer                                               einem anderen                        80333 München
                      es    im   m  er  em   pfehlen. Gast in             te re ssan   te r und
      Ich wür     de                                  finitiv stärker, in
                                              on   de                                           d
      zu sein, macht
                               eine    Pe  rs                            r alles zu in un
                                                                                        se
                                r  M  us  ik  ist es wichtig, of fen fü           ue   M   en-
       glücklicher. Fü                                              Kultur, ne
                                      sam|m2018 eln. Also: neue
       viel6 Er fa   hrung zu 23
                   Auftakt
                                    hrungen.
        schen, neue Er fa
Auftakt - Hochschule für Musik und Theater München
Im Fokus: Internationales

München als Wahlheimat
Yael Gat kommt aus Israel, So Hyang In aus Südkorea, Kira Hilli aus Finnland. Sie alle haben eines gemeinsam:
Sie studieren als »international students« an der Hochschule für Musik und Theater München.

Kira Hilli war gerade einmal 15 Jahre alt, als sie nach        gleich zu den Menschen in Israel kamen mir die Deut-
München kam. Selbst für eine Tänzerin, die an der              schen oft etwas vorsichtiger, strenger und verschlossener
Ballett-Akademie der HMTM ein Bachelor-Studium auf-            vor. Außerdem haben Teile meiner Familie immer noch
nehmen möchte, ist das sehr jung. »Für meine Eltern war        Vorbehalte gegenüber Deutschland«, berichtet die Trom-
es auf jeden Fall wichtig, dass ich zum Studieren in Europa    peterin, die im Master bei Prof. Hannes Läubin studiert
bleibe, aber es war klar, dass ich für eine professionelle     hat und nun ihre künstlerisch-pädagogische Ausbildung
Tanzausbildung in ein anderes Land gehen muss. Dafür           durch ein zusätzliches Bachelor-Studium vertieft. Sie ist
gibt es in Finnland einfach zu wenige Möglichkeiten, Tanz      seit 2013 in München und seit 2014 als Tutorin für die
wirklich zu studieren«, berichtet sie an einem Nachmittag      internationalen Studierenden an der HMTM tätig.
im Februar 2018 vor einer Probe. Mittlerweile ist sie im
dritten Jahr an der Ballett-Akademie, steht kurz vor ihrem
                                                               Tutorenprogramm für »international students«
Abschluss und ist voll in München angekommen: »Ich             »Wir bieten allen Studierenden unsere Beratung an, beson-
hatte in München von Anfang an das Gefühl, dass ich            ders denjenigen, die neu an unsere Hochschule kommen«,
mich hier zu Hause fühlen könnte.« Daneben hat ihr die         erklärt Yael Gat die Aufgaben der studentischen Tutorinnen
Atmosphäre an der Ballett-Akademie als sehr persönliche        und Tutoren. Im Rahmen der Einführungsveranstaltungen
und übersichtliche Ausbildungsinstitution die Entschei-        stellen sie sich vor, erklären am »Welcome Day« die Abläufe
dung für München leicht gemacht.                               an der HMTM auch einmal auf Englisch und unterstützen
Auch So Hyang In aus Südkorea fühlte sich in München           bei allen Fragen rund um Alltag und Studium. Regelmäßig
auf Anhieb sehr wohl. »Schon, als ich das erste Mal aus        organisieren sie die internationalen Stammtische, bei denen
der U-Bahn gestiegen bin, habe ich mich in München ver-        sich die internationalen Studierenden treffen können. »Na-
liebt!« erinnert sich die Pianistin, die mittlerweile in der   türlich ist es wichtig, möglichst viel Deutsch zu sprechen
Meisterklasse bei Prof. Antti Siirala studiert. Daneben        und auch möglichst viel mit deutschen Kommilitoninnen
schätzt sie das umfangreiche Kulturangebot: »Ich genieße       und Kommilitonen in Kontakt zu kommen, aber manchmal
die unglaublich vielen Konzerte, Museen und Galerien.          vermisst jeder mal sein Zuhause oder seine Familie. Das
Überall gibt es für Studierende ermäßigten Eintritt! In        ist dann der Moment, wo andere internationale Studieren-
Korea gibt es das nicht.« Die deutsche Musiktradition und      de helfen können«, weiß Yael Gat aus eigener Erfahrung.
das vielfältige kulturelle Angebot waren für sie wichtige      Einmal im Studienjahr findet außerdem eine Stadtführung
Argumente für ein Studium in Deutschland.                      und ein gemeinsamer Konzertbesuch statt.
Auch Yael Gat aus Israel entschied sich aufgrund des sehr      Für So Hyang In waren es vor allem die persönlichen Kon-
guten Rufs der deutschen Musikhochschulen dafür, ihren         takte, die ihr den Einstieg leicht gemacht haben. Eine enge
Master in Deutschland zu absolvieren. Allerdings erlebte       Freundin studierte damals in München. Wenn sie heute
sie ihr Ankommen in München etwas anders. »Im Ver-             einmal Sehnsucht nach Korea bekommt, trifft sie sich mit

                                                                                                   Auftakt 23 | 2018    7
Auftakt - Hochschule für Musik und Theater München
Im Fokus: Internationales

anderen koreanischen Studierenden, kocht mit ihnen und      Yael Gat hat für den Einsatz von Englisch als Lingua franca
spricht ihre Muttersprache. Ihr Alltag gestaltet sich an-   großes Verständnis. Ist es wichtig, schnell sehr gut Deutsch
sonsten vorwiegend auf Englisch: »Mit meinem Deutsch        zu lernen, wenn man gerade mit tausend Problemen kon-
kann ich zwar überleben, aber wenn jemand merkt, dass       frontiert ist, die sich wenigstens sprachlich oft auf Englisch
ich mit Deutsch noch Schwierigkeiten habe, wechselt         lösen lassen? »Ein riesiges Problem in München ist die
er oft ins Englische. Da ist es manchmal schwierig, gut     Wohnungssuche«, berichtet sie. Aber auch Situationen im
Deutsch zu lernen.« Kira Hilli berichtet von ähnlichen      öffentlichen Nahverkehr oder die richtige Reihenfolge von
Erfahrungen. An der Ballett-Akademie kommt hinzu,           der Anmeldung beim KVR, dem Eröffnen eines Kontos
dass der verpflichtende Deutschkurs immer abends nach       und dem Abschluss einer Krankenversicherung stellt viele
einem vollen Trainingstag stattfindet. »Da waren wir alle   internationale Studierende vor fast unüberwindliche Her-
manchmal sehr müde, auch wenn unsere Lehrerin total         ausforderungen. »Genau bei solchen Dingen helfen auch
motiviert war«, entschuldigt sich die junge Tänzerin, die   wir Tutorinnen und Tutoren«, betont die Trompeterin
neben Training und Deutschkurs auch noch ihr finnisches     noch einmal. »Wir wissen aus eigener Erfahrung, wie sich
Abitur macht. In dem Wohnheim, in dem viele Studieren-      das anfühlt, wenn man Probleme bei der Einreise hatte oder
de der Ballett-Akademie untergebracht sind, wird eben-      der Koffer weg ist. Da tut es gut, sich mit anderen auszutau-
falls nur Englisch gesprochen.                              schen.« Yael Gat wünscht sich noch viel mehr Austausch
                                                            unter den internationalen Studierenden. »Wir könnten uns
                                                            viel mehr vernetzen. Ich hätte große Lust auf eine internati-
Kontakte für internationale Studierende                     onale Jam-Session oder auf ein Netzwerk für Auftrittsmög-
Akademisches Auslandsamt (Incomings):                       lichkeiten.« Eine besondere Herausforderung ist aus ihrer
Merike Steinert (merike.steinert@hmtm.de)                   Sicht auch das Austarieren zwischen der eigenen und der
Beratung und Hilfe durch Tutorinnen und Tutoren:            deutschen Kultur. Sie selbst hat vor diesem Hintergrund
Yael Gat (yael.gat@stud.hmtm.de)                            ein besonderes Projekt entwickelt: Im Duo »Folkadu« in-
Internationaler Stammtisch: jede zweite Woche donnerstags   terpretiert sie gemeinsam mit dem Akkordeonisten Simon
in der Bar »Sehnsucht« in Schwabing                         Japha israelische und jüdische Lieder. Das Singen auf Heb-
                                                            räisch übernimmt dabei ihr deutscher Duo-Partner.

                                                            Einladung der Lettischen Musikakademie Jāzeps Vītols
                                                            machte einen intensiveren Aufenthalt dort möglich. Reise-
                                                            und Aufenthaltskosten für den dreitägigen Kurs wurden
                                                            über das Programm ERASMUS+ finanziert.
                                                            Ziel ihres Workshops war es, den lettischen Flötenstudieren-
                                                            den grundlegende Piccolothemen wie den Umgang mit der
                                                            oberen Oktave oder die Intonation näherzubringen. »Die
                                                            Auseinandersetzung mit der Piccoloflöte war für die Stu-
                                                            dierenden relativ ungeläufig, vielleicht weil es in Lettland
                                                            nur wenige Orchester gibt«, berichtet Natalie Schwaabe.
                                                            Dennoch konnten die Teilnehmenden Solorepertoire für
                                                            Piccolo und bestimmte Orchesterstellen erarbeiten. Ein Hö-
                                                            hepunkt war die Aufführung von »Songbirdsongs« von John
                                                            Luther Adams für Piccolos und Schlagzeug im Rahmen des
ERASMUS als Dozentin                                        Abschlusskonzerts. »Wie die Studierenden ihre Ängste und
                                                            Vorurteile gegenüber dem Piccolo überwunden und ihre Fä-
                                                            higkeiten in so kurzer Zeit weiter entwickelt haben, war etwas
Natalie Schwaabe, Dozentin für Piccoloflöte an der
                                                            Besonderes«, resümiert Natalie Schwaabe. »Auch ich selbst
HMTM, reiste im Oktober 2017 im Rahmen des                  habe den Besuch in dieser vom Jugendstil geprägten, herzli-
Programms ERASMUS+ nach Riga und gab dort einen             chen Stadt sehr genossen.«
dreitägigen Workshop.                                       Ein Auslandsaufenthalt ist für Lehrende der HMTM eine
                                                            gute Möglichkeit, internationale Kontakte zu pflegen. Das
                                                            Programm ERASMUS+ unterstützt die Internationalisie-
Riga war Natalie Schwaabe, Piccolistin und Flötistin des    rung des Hochschulpersonals. Lehrkräfte können zwei Tage
Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, die an        bis zwei Wochen in Europa oder einem ERASMUS-Part-
der HMTM im Lehrauftrag unterrichtet, natürlich schon       nerland Erfahrungen sammeln. Dabei muss das im Ausland
von verschiedenen Konzertreisen bekannt. Doch erst die      erbrachte Unterrichtspensum mindestens 8 SWS betragen.

8   Auftakt 23 | 2018
Auftakt - Hochschule für Musik und Theater München
„
                                                                                    Im Fokus: Internationales
                                                                                                 Mit der Henle Library
                                                                                                kann ich sehr leicht vom
                                                                                              Kommentar zum Notenteil
                                                                                              wechseln. Das macht mein

                                                                                                                              “
                                                                                                   Leben viel einfacher.

                                                                                                                    Kit Armstrong

Alumna im Gespräch:
Corinna Niemeyer
Nach ihrem Abschluss an der HMTM studierte
                                                                                                            Jetzt aufs Tablet laden
Corinna Niemeyer Orchesterdirigieren in Karlsruhe
und Zürich und machte 2015 ihren Master. Seither
ist sie als Dirigentin tätig. Während ihrer Zeit an der
HMTM verbrachte sie ein Semester in Shanghai.

Wie kam es dazu, dass Sie nach Ihrem Erststudium an der
HMTM zum Dirigieren wechselten?
Ich hatte tatsächlich ein »Initialerlebnis«. Als ich 2009 mei-
nen Abschluss in Schulmusik machte, habe ich das Orches-
ter dirigiert, und das war so ein phänomenales Erlebnis,
dass ich gewusst habe: Das will ich wirklich machen!
Sie waren in Ihrem neunten Semester an der HMTM in Shang-
hai. Was haben Sie aus dieser Zeit mitgenommen?
                                                                 Der Online Shop für alle Musiker!
Das Studium dort war eine wichtige Erfahrung. Da ich
zunächst kein Chinesisch konnte, war ich immer auf ande-
re angewiesen und wurde erst langsam selbstständig. Die                         Ihr Notenspezialist seit 1969
Studienbedingungen waren toll, und dass man mir musi-
kalisch sehr viel zutraute, hat mir Mut gemacht. Die Aus-
landserfahrung hat viel Unabhängigkeit gebracht. Danach
hatte ich das Gefühl, es müsse nahezu alles möglich sein,
wenn man seine Träume nur konsequent genug verfolgt.
Sie dirigieren heute renommierte Klangkörper, aber auch Stu-
denten- und Kinderorchester. Gehen Sie an diese Orchester
unterschiedlich ran?
Mein künstlerischer Anspruch als Dirigentin ist immer sehr
hoch, egal mit welchem Orchester ich arbeite. Es geht mir
immer darum, alle Potentiale auszuschöpfen und gemein-
sam ein musikalisches Ziel zu erreichen. Ich würde aber                      über 700.000 Notenausgaben
anders arbeiten, wenn ich das Schulmusikstudium nicht ge-
habt hätte. Musik und Vermittlung gehören für mich wei-                      viele Musterseiten & Hörbeispiele
terhin zusammen. Daher mache ich auch gerne moderierte
Konzerte. // kwe                                                             Noten bequem online bestellen

                                                                                                Auftakt 23 | 2018     9
                                                                  Notenversand Kurt Maas GmbH & Co. KG • Eugen-Friedl-Str. 3a
                                                                 )HOGDƬQJr7HOr(0DLOLQIR#DOOHQRWHQGH
Auftakt - Hochschule für Musik und Theater München
Im Fokus: Internationales

                                                               Einstudierung und Leitung der Barockoper »La Dafne« von
                                                               Marco da Gagliano, die im Rahmen der Barocktage im April
                                                               2018 zur Aufführung kommen wird, besondere Erwähnung.
                                                               Evangelina Mascardi gehört zu den besten Lautenisten
                                                               weltweit und vereinigt in ihrer Person hohes instrumen-
                                                               tales Können und eine enorme pädagogisch-didaktische
                                                               Begabung. Ihre regelmäßige Zusammenarbeit mit Dirigen-
                                                               ten wie Sir John Eliot Gardiner, Phillip Herreweghe oder
                                                               René Jacobs, ihre solistischen und kammermusikalischen
                                                               Tätigkeiten auf internationalem Parkett sowie ihre internati-
                                                               onalen Meisterkurse legen davon Zeugnis ab. Ihre weltwei-
                                                               ten Verbindungen zu führenden Instituten für historische
Lautenistin Evangelina                                         Aufführungspraxis machen sie zu einer Multiplikatorin
                                                               einerseits für die internationale Vernetzung der HMTM,
Mascardi zu Gast                                               andererseits für die Förderung der studentischen Mobilität.
                                                               Das DAAD-Gastdozenturenprogramm, das aus Mitteln des
                                                               Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF)
Seit dem Wintersemester 2017/18 unterrichtet                   finanziert wird, besteht seit 1997. In einem hochkompeti-
Evangelina Mascardi im Rahmen einer DAAD-                      tiven Auswahlverfahren werden von einer unabhängigen
Gastdozentur an der HMTM.                                      Auswahlkommission, die sich aus zwölf Professorinnen
                                                               und Professoren zusammensetzt, die vielversprechendsten
                                                               Anträge ausgewählt. Neben dem Internationalisierungs-
Als DAAD-Gastdozentin für Laute und Kammermusik                potential ist der curriculare Gewinn für die Studierenden
an der Hochschule für Musik und Theater München hat            auswahlentscheidend. In den vergangenen 20 Jahren konn-
Evangelina Mascardi bereits entscheidende Akzente am Ins-      ten insgesamt über 1.800 Gastdozenturen über den DAAD
titut für Historische Aufführungspraxis gesetzt. Neben ihrer   gefördert werden.
Tätigkeit im Solo- und Kammermusikbereich verdient die                                                    Markus Bellheim

                                                               ersten Mal und legte den Grundstein für einen intensi-
                                                               ven Dozentenaustausch, der zwei Jahre später Prof. Dr.
                                                               Brett Scott vom CCM nach München und Prof. Andreas
                                                               Herrmann von der HMTM nach Cincinnati führte. Seit
                                                               2015 gibt es zusätzlich den Austausch mit der University
                                                               of Akron über Prof. Dr. Marie Bucoy-Calavan, die bereits
                                                               zweimal als Gastdozentin nach München kam.
                                                               »Dieser Austausch mit den Chören und Professoren unse-
                                                               rer Partneruniversitäten ist etwas ganz Besonderes für den
                                                               Madrigalchor«, sagt Prof. Martin Steidler, Professor für
                                                               Chorleitung an der HMTM und Leiter des Madrigalcho-
 »Colors of Europe«                                            res. »In der gemeinsamen, intensiven Probenarbeit lernt
                                                               man nicht nur die unterschiedlichen Herangehensweisen
Im März reist der Madrigalchor mit Unterstützung               der Chorleiter beider Länder kennen. Man erlebt auch die
des DAAD in die USA, um dort den Kontakt zu                    verschiedenen Vokaltraditionen und kann diese auf das
zwei Partneruniversitäten zu pflegen und sich                  eigene Repertoire übertragen.«
                                                               Neben gemeinsamer Probenarbeit und Konzerten mit
mit amerikanischen Chören auszutauschen. Ein
                                                               dem Chor Chorale des CCM und den Chamber Singers
Gegenbesuch in München findet im Mai statt.                    in Akron gibt es auf der diesjährigen Reise Workshops zu
                                                               verschiedenen Themen der Chormusik sowie Reading-Ses-
                                                               sions, in denen Kompositionen des jeweiligen Kulturkreises
Die 10-tägige Konzertreise in die USA ist das Ergebnis         vorgestellt und gemeinsam erarbeitet werden. Stadtführun-
einer Zusammenarbeit der HMTM mit dem College                  gen und Ausflüge runden das Programm ab.
Conservatory of Music der University of Cincinnati             Das in Akron erarbeitete Konzertprogramm wird beim Ge-
(CCM) sowie der University of Akron, die seit 2014 be-         genbesuch der Chamber Singers in München in einem Kon-
steht. Damals besuchte der Madrigalchor Cincinnati zum         zert am 17. Mai präsentiert. // kwe

10   Auftakt 23 | 2018
Im Fokus: Internationales

Hochschulpartnerschaften als echter Austausch
Eine inhaltliche Bereicherung und eine Ergänzung des eigenen Lehrangebots – genau dabei können
Partnerschaften mit anderen Hochschulen eine wichtige Rolle übernehmen.

Die Hochschule für Musik und Theater München verfügt        planten Austauschs liegen auf den Bereichen Bewegungs-
über viele langjährige Kontakte zu verschiedensten Aus-     und Motivationsforschung sowie Hochbegabtenförderung
bildungsinstitutionen weltweit. Oft werden die Kontakte     u. a. durch Lehrenden- und Studierendenaustausch, Zusam-
auf der persönlichen Ebene zwischen Lehrenden gepflegt,     menarbeit bei Forschungsvorhaben und Organisation von
die sich aus verschiedenen beruflichen Zusammenhängen       gemeinsamen Symposien. Als erster Schritt kommen Prof.
kennen und schätzen. Offizielle Partnerschaften zwischen    Dr. Barry Conyngham und Prof. Dr. Gary McPherson zum
Hochschulen gehen jedoch einen Schritt weiter. »Wir ver-    Symposium »Art in Motion« im Juni nach München. An-
suchen gezielt, exzellente Kooperationspartner zu gewin-    satzpunkte für einen Austausch gibt es auch mit der Jeru-
nen, deren Lehrangebote unsere eigenen Studieninhalte       salem Academy of Music and Dance in Israel. Nach einem
ergänzen und bereichern können«, erklärt Prof. Dr. Bernd    Besuch des dortigen Präsidenten Yinam Leef in München
Redmann, Präsident der HMTM. Dabei ist es der Münchner      sollen Austauschprojekte im Bereich der Neuen Musik
Musikhochschule wichtig, genau zu prüfen, auf welchen       und der Chorarbeit entstehen.
Ebenen so eine Kooperation sinnvoll ist und wie sie durch   Auch im Jazz gibt es interessante Entwicklungen. Im Som-
regelmäßigen Austausch verlässlich gepflegt werden kann.    mersemester 2017 besuchte Prof. Dr. Adina Mornell die
                                                            UCLA Herb Alpert School of Music in Los Angeles,
Moskau und Melbourne                                        USA. An der UCLA sind u. a. das Thelonious Monk Ins-
Ein erster Schritt in diese Richtung war die Vereinbarung   titute of Jazz sowie große Einrichtungen in den Bereichen
einer Hochschulpartnerschaft zwischen der HMTM und          Ethnomusikwissenschaft und Education angesiedelt. Im
dem Staatlichen Tschaikowsky-Konservatorium Moskau          November 2017 gab Prof. Dr. JB Dyas vom Monk Insti-
im März 2017. Im Zentrum der Zusammenarbeit sollen          tute zwei Workshops an der HMTM. Dyas arbeitet eng
ein stärkerer Austausch in den Bereichen Musikwissen-       mit Herbie Hancock zusammen, der ebenfalls am Monk
schaft, Neue Musik, Chorleitung und Historische Auffüh-     Institute eine leitende Stellung innehat. Weitere gemein-
rungspraxis sowie die Entwicklung gemeinsamer Projekte      same Projekte mit dem Monk Institute, z. B. ein jährlicher
stehen. Innerhalb der Partnerschaft gab Prof. Christine     »International Jazz Day«, werden nun angestrebt.
Schornsheim, Professorin für Cembalo an der HMTM,
im Oktober 2017 einen Meisterkurs in Moskau. Eine Rei-
                                                            Kontakte nach China
se des ensemble oktopus, des Ensembles der HMTM für         Doch auch andere Kulturkreise möchte die HMTM er-
Neue Musik, nach Moskau ist geplant.                        schließen. Erste Schritte zu einem regelmäßigen Austausch
Im Februar 2018 vereinbarte die Hochschule für Musik        werden z. B. gemeinsam mit dem Shanghai Conservatory
und Theater München außerdem eine Partnerschaft mit         of Music unternommen. Einladungen an die dortigen Flö-
der Faculty of Fine Arts and Music an der University of     ten- und Kompositionsklassen, München zu besuchen, sind
Melbourne, Australien. Inhaltliche Schwerpunkte des ge-     bereits ausgesprochen.

                                                                                       Auftakt 23 | 2018    11
Im Fokus: Internationales

                                                              sche junge Musikszene entwickelt, der eine professionelle
                                                              Ausbildung im Bereich Jazz & Pop lange fehlte.
                                                              Im Jahr 2014 beauftragte das Goethe-Institut Ulan-Bator
                                                              den deutschen Jazz-Kontrabass-Professor Martin Zenker
                                                              damit, unter dem Titel »Goethe Musiklabor Ulan Bator«
                                                              eine Jazz-Klasse am örtlichen Konservatorium aufzubauen.
                                                              Dies erwies sich als äußerst erfolgreich und so konnte bereits
                                                              nach drei Jahren ein Bachelor of Music im Fach Jazz angebo-
 Pionierarbeit in der                                         ten werden. Wesentlichen Anteil daran hatten Gastdozen-
                                                              ten – etablierte Künstler mit Jahrzehnten Berufspraxis bis zu
 Mongolei                                                     hochbegabten Master-Studierenden – viele davon von den
                                                              drei bayerischen Musikhochschulen, etwa aktuell Trompeter
                                                              Bastien Rieser oder Gitarrist Paul Brändle von der HMTM.
 Studierende und Lehrende des Jazz Instituts leisten
                                                              Ein Modell, welches zukünftig als Praktikum im Rahmen
 Aufbauarbeit für eine Jazzausbildung am staatlichen          des Master-Studiums Jazz-Education weiter geführt werden
 Konservatorium Ulan-Bator.                                   könnte. Mittlerweile studiert bereits die erste Absolventin
                                                              aus der Mongolei, die Sängerin Enkhjargal »Enji« Erkhem-
                                                              bayar, im Master Jazzgesang in München. Weitere begabte
 Die Mongolei ist für viele Menschen hierzulande ein Land     Musikerinnen und Musiker werden folgen. Zukunftsvision
 mit unendlich weiten Landschaften und Nomaden, die im        ist, dass die Absolventen als Rückkehrer die Ausbildung vor
 Einklang mit der Natur leben und die uralte Tradition des    Ort übernehmen. Ein lebendiger und inspirierender Aus-
 Obertongesangs pflegen. In Ulan-Bator hat sich jedoch ent-   tausch soll natürlich erhalten bleiben.
 gegen dieser Klischees seit den 1990er Jahren eine dynami-                                                      Tizian Jost

Perspektivwechsel: AEC-Tagung
Im November 2017 fand an der Hochschule für Musik Dresden ein Symposium statt, in dessen Mittelpunkt das
Thema »Internationalisierung an deutschen Musikhochschulen – am Beispiel Artistic Research« stand.

 Die Breite der Studienmöglichkeiten sowie die exzellente     Aus Sicht von Prof. Dr. Stefan Gies, dem Geschäftsführer
 Qualität eines Musikstudiums in Deutschland machen die       der AEC, sollten sich die deutschen Musikhochschulen
 deutschen Musikhochschulen zu einem beliebten Ziel für       stärker in internationale Debatten um die Weiterentwick-
 Studierende und Lehrkräfte aus aller Welt. Dennoch sind      lung des Musikstudiums einbringen. Wichtige Impulse gin-
 Musikhochschulen aus Deutschland selten in große inter-      gen derzeit nicht von Deutschland aus, äußerte er sich im
 nationale Forschungsprojekte oder in internationale Dis-     Vorfeld der Konferenz gegenüber der Neuen Musikzeitung.
 kurse hinsichtlich der Weiterentwicklung von Studienmög-     Daher behandelte die Tagung auch das Thema »Artistic Re-
 lichkeiten eingebunden. Vor diesem Hintergrund widmete       search«, das in Österreich, der Schweiz, Skandinavien oder
 sich der europäische Verband der Musikhochschulen – die      den anglo-amerikanischen Ländern bereits eine wichtige
 Association Européenne des Conservatoires, Académies         Rolle spielt. »Artistic Research« betrifft alle Ansätze einer
 de Musique et Musikhochschulen (AEC) – gemeinsam mit         künstlerischen Forschung, bei der Forschungsfragen mit den
 der Hochschule für Musik Dresden und der Hochschule          Mitteln der Kunst beleuchtet werden sollen. In Dresden
 für Musik und Theater Köln, finanziell gefördert durch den   wurden zahlreiche Beispiele vorgestellt und diskutiert.
 Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD), im          Prof. Dr. Bernd Redmann, Präsident der HMTM, sieht in
 November 2017 verschiedenen Aspekten der Internationa-       diesen Diskussionen ein Indiz dafür, dass das Zeitalter des
 lisierung an deutschen Musikhochschulen.                     Eurozentrismus auch an den deutschen Musikhochschulen
 Dr. Dorothea Rüland, Generalsekretärin des DAAD, ging in     endgültig ihrem Ende entgegen geht: »Die Musikausbildung
 ihrem Eröffnungsbeitrag auf einen Aspekt ein, der die Mu-    ist mittlerweile in vielen Ländern der Welt hervorragend.
 sikhochschulen von anderen Hochschulen unterscheidet: Sie    Daher sollte es uns deutschen Musikhochschulen ein Anlie-
 seien aufgrund ihrer kleinen, autonomen Strukturen bei der   gen sein, uns an internationalen Diskussionen zu beteiligen
 Einwerbung von Drittmitteln oft benachteiligt. Daher warb    und zu überprüfen, wie wir als renommierte Musiknation
 sie für die Einrichtung transnationaler Bildungsangebote.    wichtige Erfahrungen und Ideen beisteuern können.«

 12   Auftakt 23 | 2018
Im Fokus: Internationales

Mehr Austausch für alle
Mit Beginn des Sommersemesters 2018 erfährt das Akademische Auslandsamt der HMTM eine Neuausrichtung.
Prof. Markus Bellheim, Beauftragter der Hochschulleitung für Internationales, erläutert die besonderen
Herausforderungen, denen er sich gemeinsam mit Merike Steinert und Tatjana Gosau stellt.

Lieber Herr Bellheim, Sie sind seit dem Wintersemester 2017/18   Studierende. In Zukunft werden es, denke ich, eher noch
Beauftragter der Hochschulleitung für Internationales und da-    mehr. Auch unter den Lehrenden gibt es sehr viele Kolle-
mit auch Leiter des Akademischen Auslandsamts der HMTM.          ginnen und Kollegen aus dem Ausland. Diese Internatio-
Was verändert sich dadurch?                                      nalität führt auf allen Seiten manchmal zu Unsicherheiten,
Durch die Entscheidung der Hochschulleitung, den Be-             kulturell oder sprachlich. Hier können wir als Auslands-
reich Internationales an einen Beauftragten abzugeben,           amt helfen, eine Begegnung auf Augenhöhe zwischen al-
erfährt das ganze Thema aus meiner Sicht eine entschei-          len Beteiligten, egal mit welchem kulturellen Hintergrund,
dende Aufwertung. Ich war bereits in meiner Zeit als             zu ermöglichen. Wir alle können von den unterschiedli-
Vizepräsident für Internationales zuständig. Damals war          chen Kulturkreisen, denen wir an der HMTM begegnen,
dieser Bereich ein Aufgabengebiet von mehreren. Als Be-          etwas lernen. Als Akademisches Auslandsamt sollten wir
auftragter der Hochschulleitung kann ich mich jetzt voll         alles dafür tun, dass wir mit so wenigen inneren Barrieren
auf dieses Thema konzentrieren.                                  wie möglich miteinander umgehen. Und wir sollten dieses
                                                                 besondere internationale Soziotop an unserer Hochschule
Welche Punkte sind Ihnen dabei besonders wichtig?                nutzen.
Ich kann es vielleicht so auf den Punkt bringen: mehr Mo-        Ist das nicht genauso wie an normalen Universitäten?
bilität und Auslandserfahrung für alle. Im Akademischen
Auslandsamt sind wir dafür zuständig, den internationalen        Im Austausch mit anderen Akademischen Auslandsäm-
Austausch auf allen Ebenen zu fördern – also für Studieren-      tern stellen wir immer wieder fest, dass Musikhochschu-
de, aber auch für Lehrende und das Personal der Verwaltung       len vor besonderen Herausforderungen stehen. Wir haben
und der Zentralen Einrichtungen wie Bibliothek, Tonstudio        eine sehr individuelle Ausbildung im Einzelunterricht, die
und EDV. Der Studierendenaustausch liegt mir besonders           von allen Beteiligten eine besonders große kulturelle Sen-
am Herzen, aber ich finde, wir müssen insgesamt das Klima        sibilität erfordert. Gleichzeitig haben wir im Vergleich zu
der Internationalität an unserer Hochschule fördern.             normalen Universitäten einen deutlich höheren Anteil an
                                                                 internationalen Studierenden, aber auch an internationa-
Was verstehen Sie unter »Klima der Internationalität«?           len Lehrkräften. Bei uns liegt der Anteil an internationalen
Wir haben traditionell schon immer viele internationale          Studierenden bei ca. 35 %, an anderen Musikhochschulen

                                                                                                     Auftakt 23 | 2018    13
Im Fokus: Internationales

ist er noch höher. Bei den Professorinnen und Professoren        Das Interesse, an unserer Hochschule ein Auslandsjahr zu
liegen wir mit fast 30 % im Vergleich zu anderen Hoch-           verbringen, ist sehr hoch. Wir hatten letztes Jahr über 100
schulen weit vorn. Daher sollten wir als Hochschule noch         Bewerbungen für Incomings bei ca. 1.200 Studierenden an
mehr unternehmen, um unsere internationalen Hochschul-           unserer Hochschule insgesamt ist das enorm. Wir konnten
angehörigen gut abzuholen und die Ausbildung bei uns zu          aber nur einen Bruchteil davon aufnehmen, da wir aufgrund
internationalisieren. Unsere finanzielle Ausstattung ist aber    des intensiven Einzelunterrichts, den die Studierenden hier
im Vergleich zu normalen Universitäten eher mager.               erhalten, nur so viele Incomings aufnehmen können wie
                                                                 als Outgoings ins Ausland gehen wollen. Mir ist es ein
Was möchten Sie vor diesem Hintergrund gern anbieten?
                                                                 Anliegen, dass wir die Mobilität unserer Studierenden wei-
Ich würde gern unsere Angebote ausbauen, um unsere Stu-          ter erhöhen. Bisher nutzen vor allem Studierende aus den
dierenden bei ihren Vorhaben besser zu beraten und hier          Instrumentalfächern oder aus den Jazz-Studiengängen die
vor Ort besser zu fördern. Wenn wir zeigen, dass wir offen       Möglichkeit, eine Zeit im Ausland zu verbringen. Aber was
sind und gute Beratung anbieten, spielen Sprachgrenzen           ist mit den Studierenden der Schulmusik, der Kirchenmu-
erst einmal keine Rolle. Wir bieten internationale Stammti-      sik, der Elementaren Musikpädagogik? An der HMTM gibt
sche an, aber das ist nicht genug. Sprachkenntnisse fördern,     es sicherlich noch einiges Potential – für ERASMUS, aber
wäre ein Punkt, natürlich auch noch intensiverer Deutsch-        auch für das Ausland außerhalb von Europa, z. B. durch die
unterricht für unsere internationalen Hochschulangehö-           Musikerstipendien des DAAD. Über das Programm PRO-
rigen. Wir sollten aber auch in unserer Kommunikation            MOS lassen sich sogar Besuche von Meisterkursen oder
insgesamt besser werden. Auf Anfragen aus dem interna-           Wettbewerben im Ausland finanziell unterstützen.
tionalen Kontext muss man schnell reagieren, sonst spricht
sich das schnell herum – in unserer kleinen Musikwelt so-        Warum ist ein Auslandsaufenthalt aus Ihrer Sicht so wichtig?
wieso. Das Akademische Auslandsamt ist die Visitenkarte          Es ist enorm lehrreich, das normale »Studienwohlfühl-
der Hochschule in die internationale Szene hinein.               becken« an einer deutschen Musikhochschule einmal zu
                                                                 verlassen. Ich selbst habe während meines Studiums an-
Wie ist es denn im Moment um den Studierendenaustausch an
                                                                 derthalb Jahre in Paris verbracht, konnte erst die Sprache
unserer Hochschule bestellt, z. B. die Beteiligung an ERASMUS?
                                                                 nicht und musste mir einen komplett neuen Kosmos er-
                                                                 schließen. Aber in der Fremde neu zu beginnen und ganz
                                                                 auf sich allein gestellt zu sein, hilft ungemein, einen eige-
                                                                 nen Kompass zu entwickeln. Als Musiker halte ich dieses
ERASMUS                                                          Lernen für ganz besonders wichtig. Neue Konstellationen,
für Studierende, Lehrende und Beschäftigte der                   Reisen, Mehrsprachigkeit – viele von uns sind damit ein
Verwaltung/Zentralen Einrichtungen                               Leben lang konfrontiert.
Fristen für Bewerbungen (Studierende):                           Gibt es auch die Möglichkeit für Lehrende und Beschäftigte
Outgoing: 15.12. für das folgende Studienjahr                    der Verwaltung, ins Ausland zu gehen?
Incoming: 15.03. für das folgende Studienjahr                    Natürlich, da gibt es sogar verschiedene Förderinstrumen-
Fristen für Bewerbungen (Personal): keine                        te: Kurzzeitdozenturen oder Hospitationen für Beschäftig-
Dozentenmobilität: in der Regel 2 Tage bis 2 Wochen              te der Verwaltung über ERASMUS+. Daneben sind über
Personalmobilität Verwaltung: in der Regel 2 bis 5 Tage          den DAAD Dozenturen für Auslandsaufenthalte von drei
                                                                 Monaten bis hin zu einem Jahr möglich. Wir nutzen das
Beratung:
                                                                 einfach bisher zu wenig.
Incoming: Merike Steinert
(Tel: 089-289 27 430; merike.steinert@hmtm.de)                   Wo sehen Sie die besonderen Herausforderungen einer deut-
Outgoing: Tatjana Gosau                                          schen Musikhochschule hinsichtlich der Internationalisierung?
(Tel: 089-289 27 444; tatjana.gosau@hmtm.de)                     Die internationale Konkurrenz wird größer. Wir haben
                                                                 hier in Deutschland sehr viel anzubieten, aber das allein
DAAD                                                             wird nicht genügen. Wir müssen uns zeigen, auch im Aus-
Musikerstipendien, Gastdozenturen, Konzertreisen                 land. Hier in München haben wir eine außerordentliche
Beratung:                                                        Qualität des Lehrkörpers und der Studierenden, da müs-
Prof. Markus Bellheim (markus.bellheim@hmtm.de)                  sen wir mehr daraus machen. Wir sollten aus meiner Sicht
                                                                 auch den stärkeren Austausch mit England, Amerika und
Hochschulpartnerschaften                                         Israel suchen, alles Musikszenen, die ebenfalls auf einem
Beratung zu bestehenden Partnerschaften,                         sehr hohen Niveau agieren, von denen wir aber relativ
Überlegungen für neue Kontakte etc.                              wenig mitbekommen. Hochschulpartnerschaften können
Beratung:                                                        hier helfen, unser Angebot zu ergänzen und interessante
Prof. Markus Bellheim (markus.bellheim@hmtm.de)                  Impulse zu bekommen.

14 Auftakt 23 | 2018
HMTM AKTUELL                                                                                           HMTM aktuell

»Faust« in der Musik
Die Hochschule für Musik und Theater München beteiligt sich mit sechs Veranstaltungen am Faust-Festival,
das aus Anlass der Ausstellung »Du bist Faust« in der Münchner Kunsthalle von Februar bis Juli 2018 in ganz
München stattfindet.

Ein Drama. Eine Stadt. Hunderte Events. So lautet der Slo-     Gounods »Faust« in einer Inszenierung der New Yorker
gan des Faust-Festivals, das München bis in den Juli hinein    Metropolitan Opera statt. In der Hauptrolle: HMTM-
zur Faust-Stadt werden lässt. Mehr als 200 Partner und In-     Alumnus Jonas Kaufmann. Prof. Dr. Dorothea Hofmann,
stitutionen präsentieren bei diesem Festival ihre Projekte.    Professorin für Musikwissenschaft, führt dabei im Rahmen
Die Idee entstand auf Initiative der Kunsthalle München        eines Expertengesprächs in diese Faust-Oper ein.
und des Gasteig während der Planungen zur Ausstellung          Lieder und Arien rund um die Rolle des Gretchen in Ver-
»Du bist Faust – Goethes Drama in der Kunst«, die zeit-        tonungen von Schubert, Schumann, Berlioz, Gounod und
gleich zum Festival in der Kunsthalle München zu sehen         Verdi sowie als Uraufführungen von Kompositionsstu-
ist. Der »Faust« hat per se erst einmal nichts mit München     dierenden stehen am 27. April im Carl-Orff-Auditorium
zu tun. Die Bedeutung für die Kultur jedoch ist enorm,         in der Luisenstraße 37a in einer szenischen Aufführung
auch in der Musik. Vor diesem Hintergrund beteiligt sich       auf dem Programm. Diese »Gretchen-Szenen« werden
die Hochschule für Musik und Theater München im Som-           interpretiert von Studierenden der Gesangsklasse Prof.
mersemester 2018 gleich mit sechs Programmen.                  Christiane Iven, szenisch eingerichtet von Prof. Waltraud
                                                               Lehner und Elli Neubert.
Die Konzerte an der HMTM                                       Der erste Abend des »Klavierfest im Gasteig« (14. Mai)
Den Auftakt der Hochschulveranstaltungen gestaltet die         steht ebenfalls ganz im Zeichen der Kompositionen zum
Violinklasse von Prof. Ingolf Turban unter dem Titel »Habe     Faust-Stoff, interpretiert von Studierenden der künstlerisch-
nun, ach...! Faust und Faustisches für Violine« am 10. April   pädagogischen Studienrichtung. Das Klavierfest im Gasteig
im Großen Konzertsaal der Arcisstraße.                         2018 findet vom 14. bis zum 16. Mai statt und wird an drei
Das Hochschulsymphonieorchester (HSO) unter Leitung            Abenden jeweils um 18:00 Uhr von den Studierenden der
von Prof. Marcus Bosch interpretiert dann am 15. April         Klassen Prof. Silke Avenhaus, Prof. Markus Bellheim, Prof.
ebenfalls im Großen Konzertsaal Schumanns »Szenen aus          Thomas Böckheler, Prof. Olaf Dreßler, Prof. Sylvia Hewig-
Goethes Faust«. Die Faust-Szenen gelten als ein hochkom-       Tröscher und Prof. Yuka Imamine gestaltet.
plexes Werk und erfordern eine große Besetzung an Sän-         Am 2. und 5. Juli beschäftigen sich Studierende aus Ge-
gerinnen und Sängern, Musikerinnen und Musikern. Die           sangs- und Instrumentalklassen mit »Heinrichs Frust und
solistischen Partien übernehmen Studierende der Gesangs-       Gretchens Frage«. Texte, Lieder und Arien, zusammen-
klassen, den Chor bilden das Heinrich-Schütz-Ensemble          gestellt von Kilian Sprau und Doris Heinrichsen, laden
Vornbach und der Kammerchor »vocapella«.                       zu einem abwechslungsreichen Faust-Abend mit »Hexen-
In Kooperation mit der Hochschule für Fernsehen und            gelächter« ein, u. a. interpretiert durch die Hackbrettklasse
Film (HFF) findet am 19. April ein Opernfilmabend mit          von Prof. Birgit Stolzenburg.

                                                                                                   Auftakt 23 | 2018     15
HMTM aktuell

Expressivität pur: Barocktage 2018
Die Barocktage 2018 (27.–29. April) stecken voller Musizierlust und Expressivität, in der Aufführung der frühbarocken
Oper »La Dafne« genauso wie in zahlreichen Konzerten mit Barockorchester oder historischen Tasteninstrumenten.

Es ist ein wahres Feuerwerk der Barockmusik: Mit zahl-       unter der Leitung der italienischen Lautenistin Evangelina
reichen Konzerten präsentieren die Barocktage 2018 des       Mascardi. Die Konzerte am Samstag, den 28. April finden
Instituts für Historische Aufführungspraxis die ganze        dabei im Rahmen der Langen Nacht der Musik statt.
Vielfalt dieser musikalischen Epoche. Studierende und        Die vielen Werke für Cembalo, historische Orgel oder
Lehrende des Instituts bringen Kammermusik von Cou-          Hammerklavier, die während der Barocktage 2018 zu Ge-
perin, Werke für historische Tasteninstrumente oder          hör gebracht werden, zeigen nicht nur die ganze Bandbreite
Kompositionen für Barockorchester zur Aufführung.            von spanischer Orgelmusik bis hin zu Werken des Spätba-
Rameau, Leclair, Vivaldi, Telemann sind nur einige Na-       rocks. Zum Teil sind sie auch Bezugspunkte des öffentli-
men der aufgeführten Komponisten. Ein Höhepunkt ist          chen musikwissenschaftlichen Symposiums »Aufführung
die Aufführung der frühbarocken Oper »La Dafne« von          und Interpretation – Aspekte, Perspektiven, Diskussionen
Marco da Gagliano, einem Zeitgenossen von Monteverdi,        zur performativen Expressivität des KClaviers«.

                                                             Zur performativen
                                                             Expressivität des
                                                             »KClaviers«
                                                             Am 27. und 28. April findet zeitgleich zu den Barock-
                                                             tagen ein Symposium statt. Musikwissenschaftliche
                                                             Beiträge zur Interpretationsforschung stehen so in
                                                             direktem Bezug zur künstlerischen Praxis.

Prof. Dr. Heinz von Loesch (Berlin), Prof. Dr. Thomas See-   changiert damit bewusst zwischen »Clavier« und »Kla-
dorf (Karlsruhe) und Prof. Dr. Manfred Schmid (Tübingen,     vier« und umfasst folglich wissenschaftliche Beiträge zu
i. R.) sind nur einige der externen Gäste des öffentlichen   Kompositionen für Clavichord und Cembalo, zu Mozarts
musikwissenschaftlichen Symposiums »Aufführung und           Klaviersonaten genauso wie zu Orgelmusik von Glasunow,
Interpretation – Aspekte, Perspektiven, Diskussionen zur     zu Schönbergs »Sechs kleinen Klavierstücken« oder zu Ri-
performativen Expressivität des KClaviers«. Das Sympo-       chard Strauss‘ eigener Interpretation seiner Klavierlieder.
sium findet am 27. und 28. April als Veranstaltung des       Durch den Bezug auf das »Clavier« schlägt das Symposi-
Musikwissenschaftlichen Instituts der Hochschule für         um einen direkten Bogen zu den zeitgleich stattfindenden
Musik und Theater München statt. Im Zentrum steht das        Barocktagen. Außerdem werden in einige Vorträge Auf-
umfangreiche Gebiet der Interpretationsforschung, hier fo-   führungsdemonstrationen an verschiedenen Tasteninstru-
kussiert auf das Feld der Tasteninstrumente. »KClavier«      menten einbezogen.

16 Auftakt 23 | 2018
Sie können auch lesen