August 2021 - Wendelin-Pflegeheim

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August 2021 - Wendelin-Pflegeheim
August 2021
August 2021 - Wendelin-Pflegeheim
Wendelin Pflegeheim        Wendelin Tagesheim
Inzlingerstrasse 50        Inzlingerstrasse 46
4125 Riehen                4125 Riehen

Tel: 061 645 22 22         Tel: 061 643 22 16
info@aph-wendelin.ch       info@th-wendelin.ch
www.aph-wendelin.ch        www.th-wendelin.ch

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August 2021 - Wendelin-Pflegeheim
Der Heimleiter berichtet
Liebe Bewohnende, liebe Leser des «Wendelinheftlis»

Rund um die Milch

«Milch ist gut gegen Maroditis». Oder kennen Sie die fünf M?
«Milch macht müde Männer munter». Mit diesen Werbeslogans
warb die Milchindustrie in den Fünfzigerjahren um die Aufmerk-
samkeit der Kunden. Und so manches Kind musste lernen, dass
nur gross und stark wird, wer Milch trinkt. Auch bei mir hat das
seine Spuren hinterlassen. Wer von Ihnen kennt noch Banago
oder den Banagobär? Früher dachte ich immer: Die braunen
Kühe geben Milch und die schwarzen Kühe geben Kaba. Mit
diesen Klischees bin ich gross geworden. Ich weiss noch gut,
wie jeden Morgen der Milchmann vor unserem Hause
angehalten hat. Er hatte eine grosse Kuhglocke in seinem
VW-Bus dabei und hat geläutet, damit alle wussten, dass sie

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August 2021 - Wendelin-Pflegeheim
nun herbeikommen konnten, um Milch, Butter, Quark, Joghurt
und alle anderen frischen Milchprodukte zu kaufen. Meine
Mutter schickte mich regelmässig mit einem 2-Liter Aluminium-
Milchkännchen mit Deckel zum Milchmann vor die Tür, um
frische Milch zu kaufen. Am Freitag hat sie mir meistens eine
grössere 4-Literkanne mitgegeben, da musste der Milchvorrat
nämlich bis zur nächsten Woche reichen. Die Milch war nicht
wie heute pasteurisiert und wurde auch nicht im Kühlschrank
aufbewahrt, sondern stand in der Speisekammer neben der
Küche. Oben auf der Milch hat sich dann nach einem Tag eine
«Milchschlämpe» gebildet. Ich weiss noch wie heute, die habe
ich immer furchtbar gerne gegessen, sie war sehr cremig und
schmeckte sahnig. Die Milch war nicht lange frisch zu halten,
nach maximal zwei Tagen begann sie bereits sauer zu werden.
Daraus wurde Sauermilch gemacht, eine Art Buttermilch für die
einfachen Leute und den Hausgebrauch.

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August 2021 - Wendelin-Pflegeheim
Wir Kinder machten uns aus der Milch eigenes Eis, indem wir es
in kleinen Bechern in die Kühltruhe legten und sie einfrieren
liessen. Das beste Milcheis, waren wir damals überzeugt! Nach-
dem ich später mit meiner Familie im Südtirol in den Ferien war,
wurde ich eines Bessern belehrt. In Meran an der Passerprome-
nade strich die Eisverkäuferin das Eis kunstvoll in die Eiswaffel,
so dass es aussah wie eine Rosenblüte. Kein Vergleich zu mei-
nem Tiefkühltruhenmilcheis aus den 60-er Jahren!

Quark haben wir im Sommer immer auf den Sonnenbrand
gestrichen bekommen, wenn wir wieder mal im Schwimmbad
waren, ohne uns einzucremen. Am Anfang war das herrlich kühl
und gab der Haut extrem gut Feuchtigkeit zurück, dann kühlte
der Quark ab, er wurde hart und klebte zum Teil sehr fest auf
der Haut, den Haaren und auf dem Rücken. Das Abkratzen und
Abwaschen des harten Quarkbreis waren dann immer mit
Schmerzensschreien und Leiden verbunden. Daran erinnere ich
mich noch gut, da ich sicher zur grossen Freude meiner Mutter
regelmässig mit Sonnenbrand nach Hause kam. Heute haben
wir Gott sei Dank einfachere Mittel, einen Sonnenbrand zu
behandeln, die nicht mehr schmerzhaft wieder abgewaschen
werden müssen sondern die rückstandsfrei resorbiert werden.
Es lebe der Fortschritt, die Forschung und die Kosmetik-
industrie!

Welche Wirkungen, Nebenwirkungen und Anwendung von Milch
fallen Ihnen noch ein? Erzählen Sie uns?
Es grüsst Sie herzlichst Ihr

Rainer Herold
Heimleiter

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August 2021 - Wendelin-Pflegeheim
Personelles

Eintritte

01.08. Kerstin Sänger       als   AGS
01.08. Karinthia Bernardy   als   Pflegehelferin

Wir heissen die neuen Mitarbeitenden herzlich willkommen und
wünschen Ihnen ein gutes Einleben bei uns.

Austritte

31.07. Dorota Gorzolka      als   Mitarbeiterin Hauswirtschaft
31.07. Martin Marani        als   Koch

Für die wertvolle Arbeit bedanken wir uns ganz herzlich und
wünschen ihnen für die Zukunft alles Gute.

Jubiläen im August

01.08. Onur Acar            5 Jahre
01.08. Claudia Dani         5 Jahre
01.08. Sevgi Sakar          5 Jahre

Wir danken für die Treue und hoffen, dass sie uns noch lange
erhalten bleiben.

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August 2021 - Wendelin-Pflegeheim
Lernende ab August 2021
 Am 1. August beginnen folgende jungen Menschen mit ihrer
                   Ausbildung bei uns:

                     Hauswirtschaft
              Fachfrau Hauswirtschaft EFZ:

                      Samantha Galli

                      Pflegeberufe
        FaGe EFZ (Fachfrau/Fachmann Gesundheit)

                      Warda Sharara
                      Semas Tirunas
                   Fiona Elena Gehring
                     Merissa Cerkezi
                    Fabiana Rodriguez
                      Viviane Stettler

      AGS EBA (Assistent/in Gesundheit und Soziales)

                      Matteo Tschopp
                 Vithushanth Visuvanathan
                    Katherine Farrington

                Küchenangestellte EBA
                    Selam Hailemichael

Wir wünschen den jungen Menschen einen guten Einstieg, viel
     Freude und Motivation während der Ausbildungszeit.

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Geburtstage im August
Bewohnende

05.08.   Hans Ruckstuhl             73
06.08.   Daisy Liechtenhan          93
10.08.   Ruth Burato                83
12.08.   Theresa Graf               93
20.08.   Eva Linsin                 75
21.08.   Gertrud Tschumi            89
24.08.   Veselinka Mitrovic         86
30.08.   Werner Balsiger            91

Tagesheim

06.08.   Peter Wagner               67
18.08.   Lina Meuli                 82
19.08.   Germain Della Bianca       81
20.08.   Zoltan Petö                78
26.08.   Josef Meier                91
27.08.   Ernst Wüthrich             87

Personal

16.08.   Luana Hoti                 Pflege
16.08.   Akvile Tirunaite           Pflege
18.08.   Sabrina Nussbaumer         Küche
20.08.   Katherine Farrington       Pflege
20.08.   Irène Leuenberger          Aktivierung
23.08.   Katarina Ciefova           Hauswirtschaft
25.08.   Buket Aliu                 Pflege
25.08.   Anna Starcevic             Pflege
30.08.   Salmen Bromand             Pflege
31.08.   Monika Argast              Aktivierung

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August 2021 - Wendelin-Pflegeheim
Anlässe im August
05. August      13.00 Uhr        Ausflug Rheinpromenade
                                 evt. mit Fährifahrt

12. August      15.00 Uhr        «Haustheater», mit Musik
                                 und Gesang, Kollekte

19. August      15.00 Uhr        «Raum- & Klangerlebnis»
                                 Musikalischer Gottesdienst
                                 in der Dorfkirche

21/22. August   9.00-14.30 Uhr   Schultage für angehende
                                 Sozialhunde der Blinden-
                                 Hundeschule Allschwil

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August 2021 - Wendelin-Pflegeheim
In lieber Erinnerung gedenken wir

Herr   Martin Coerper        eingezogen am   01.07.2021
                             gestorben am    07.07.2021

Zu uns gezogen sind
Frau   Hanna Wickli          eingezogen am   05.07.2021
Frau   Margrit Meyer         eingezogen am   05.07.2021

Wir heissen die neuen Bewohnerinnen herzlich willkommen,
wünschen ihnen ein gutes Einleben und hoffen, dass sie sich
bei uns wohlfühlen werden.

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Gottesdienste und Morgenbetrachtung
Gottesdienste

Donnerstag      05.08.    Pater Eugen Frei

Donnerstag      19.08.    Pfarrer Lukas Wenk

Gedenkgottesdienst

Donnerstag      26.08.    16.00 Uhr

                          Pfarrer Lukas Wenk

Morgenbetrachtung

Donnerstag      12.08.    Pastorin Lea Schweyer

Die Gottesdienste und Morgenbetrachtungen finden jeweils um
10.00 Uhr im Mehrzweckraum statt.

Angehörige, Freunde, Bekannte sowie die Mieter der umliegen-
den Alterswohnungen sind zu diesen Anlässen herzlich eingela-
den. Wir bitten Sie, eine Gesichtsmaske zu tragen.

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Unser Personal stellt sich vor
                            Maryan Bosch

                            Hallo ihr Lieben, es freut mich,
                            dass ich mich hier vorstellen darf.

                             Ich bin 41 Jahre alt, komme aus
                             den Philippinen, bin seit 9 Jahren
                             hier in der Schweiz und seit
                             diesem Jahr verwitwet. Ich habe
                             drei Kinder. Mein Sohn ist 20 Jahre
                             alt, meine Töchter sind 12 und 5
                             Jahre alt.
                             Ich habe die Ausbildung in Haus-
                             wirtschaft und Betreuung im SRK–
                             KURS gemacht, weil es mir ein Be-
                             dürfnis ist, älteren Menschen zur
Seite zu stehen und sie betreuen zu dürfen.

Ich habe hier im Wendelin am 2. Februar als Praktikantin ange-
fangen und mit Freude durfte ich nach dem Praktikum bleiben.

Seit dem 1. Mai arbeite ich nun fest im Wendelin und gehe mit
Freude jeden Tag hier arbeiten. Das Team im 1. Stock hat mich
sehr herzlich und warm aufgenommen. Seit ich hier bin, kann
ich nur dankbar sein für die Möglichkeit, unter so wunderbaren
Menschen zu sein. Ich fühle mich sehr wohl im Wendelin.

Jeden Tag darf ich wieder Neues erlernen und Spannendes
erleben. In meiner Freizeit unternehme ich viel mit meinen
Kindern. Vorallem liebe ich das Kochen! Ich koche gerne asiati-
sche Gerichte, da kann ich kreativ sein.

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Nira Leon

                                   Es ist mir eine grosse Freude,
                                   hier im Wendelin als Berufs-
                                   bildungs Verantwortliche ein-
                                   zusteigen.

                                   Seit dem 1. Mai 2021 bin ich
                                   Teil des BBV (Berufsbildungs-
                                   verantwortliche) Team zusam-
                                   men mit Oliver Reinicke.

                                  Ab August übernehme ich die
                                  ganze Verantwortung und
                                  achte auf das Wohlergehen
                                  während der Ausbildung. Es
ist mir wichtig, dass alle, die an einer Ausbildung interessiert
sind, eine gute Begleitung erhalten. Menschen im Bereich der
Ausbildung zu begleiten, mache ich seit dem Jahr 2015 und es
freut mich, dies nun hier im Wendelin weiterhin realisieren zu
dürfen.

Seit über zwanzig Jahren ist Karate ein grosser Teil meines
Lebens. Dort unterrichte ich und finde den Ausgleich im Alltag.
Zudem hält mich mein kleiner Sohn auf Trab und ich liebe es,
Zeit mit meiner kleinen Familie zu verbringen, sei es spazieren,
reisen, schwimmen oder in den Tierpark gehen, es wird uns
bestimmt nie langweilig.

Die Milch ist ein äusserst wichtiges Lebensmittel, welches hier
in der Schweiz auch Teil unserer Kultur ist. Ich mag mich noch
daran erinnern, als ich ein Kind war, kam jeden Samstag das
«Milchauti» mit frischem Brot, Gipfeli und natürlich Milch. Das
war ein grosser Genuss für die ganze Familie.

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Bericht des Tagesheims Wendelin
Gesprächsgruppe zum Thema Milch
Angie Moulin (Freiwillige Mitarbeiterin)

Unser heutiges Thema ist Milch! Milch? Fragende Gesichter in
der Runde. Was gibt es für Milch, wer trinkt Milch?

Am Morgen zum Frühstück wird Kaffee mit Milch oder Rahm
getrunken, ein feiner Milchkaffee oder auch Latte Macchiatto –
aber dann?

Nach kurzen Überlegungen: Milch ist nicht gleich Milch, es gibt
verschiedene Sorten. Und die Aufzählung beginnt: unsere
Kuhmilch (der Kuhsaft) steht selbstverständlich an erster Stelle,
es folgen Schaf- und Ziegenmilch und auch Büffelmilch fehlt
nicht. Für ihre Schönheit hat Cleopatra in Eselsmilch mit Honig
gebadet. Wieviele Esel mussten wohl gemolken werden? Auch
der Stutenmilch werden besondere Eigenschaften attestiert.
Dank der Kamelmilch erhalten die Menschen bei fehlendem
Wasser in den heissen Wüstengebieten genügend Flüssigkeit
zum Leben. Bekannt sind auch die pflanzlichen Milchsorten:
Soja-, Kokosnuss-, Mandel- und Hafermilch.

Die wichtigste Milch, die wir je gekostet haben, an die wir uns
nicht erinnern, die uns aber wertvolle Inhaltstoffe für den Start
ins Leben mitgegeben hat, ist die Muttermilch. Sie ist verant-
wortlich für den Aufbau des Immunsystems und der notwendi-
                                14
gen Darmbakterien. Die Gesprächsrunde ist nachdenklich
geworden, Gedanken gehen zurück zu den eigenen Kindern.

Die Laktose kommt ins Gespräch, der Milchzucker, der nicht von
allen vertragen wird, weil der Körper das Verdauungsenzym
Laktase nicht oder nur ungenügend produziert.

Was gibt es sonst noch aus Milch? Es ist zu einfach! Ja natür-
lich die Schoggi, am liebsten Milchschoggi mit Nuss und weni-
ger die Dunkle. Und bei der Einkehr nach der Wanderung gibt’s
die kalte Ovi. Auf der Alp wird der Alpkäse genossen, kräftig,
würzig ganz anders im Geschmack als jener aus dem Coop.
Dazu noch ein Glas Milch und ein kräftiges Stück Brot - selbst
gebacken versteht sich - da schmeckt man richtig die Kräuter
der Wiesen und atmet die gute Luft richtig durch. Und neben
dem Käse wird auch Butter mitgenommen: Am Abend noch ein
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dick mit Butter bestrichenes Stück Brot, vielleicht etwas Zucker
drüber gestreut, das rundet den Ausflug ab – was für ein
schöner Abschluss.

Jetzt wird es etwas lebhafter in der Runde: Milchreis, von Mama
mit Milch und Rahm gekocht, dick mit Zimt und Zucker bestreut
und dazu das Apfelkompott – ein Hochgenuss aus Kindertagen,
obwohl der Griessbrei mit Sirup und dem Gesicht aus Kirschen
sehr oft gewünscht wurde. Und in der Weihnachtszeit gab es
Birebrot oder Panetone – mit Butter bestrichen – Butter war
wichtig, auch für eine gute Röschti mit Milchkaffee.

Ein spezielles Gaudi war der Milcheinkauf: Es gab im Laden
keine abgepackte Milch, sondern man nahm die kleine Milch-
kanne mit, ging ins Lädeli, und mit der Kelle wurde die Milch in
die Milchkanne abgefüllt. Auf dem Heimweg konnte man die
Milchkanne so schön mit dem Arm herumschleudern, aber das
Tempo musste stimmen, sonst entleerte sich die Hälfte der
Milch auf den Fussweg, aber Übung macht den Meister!

Ein besonderer Anlass für alle war der Ausruf: »Das Zigermännli
isch do!» Sporadisch kam der Glarner mit frischem Ziger auch
bis nach Basel und wurde sehnsüchtig erwartet. Dann gab es
ein Festessen, entweder Teigwaren mit Ziger und Salat oder
frisches Brot, Butter und Ziger.

Und zum Schluss noch Glace: Coupe Dänemark enthält Milch in
der Glace, in der Schoggi und noch Rahm dazu – der Traum
von Milch schlechthin.

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Inserat für Freiwillige Mitarbeit

Freiwillige Mitarbeitende für Tages- & Pflegeheim gesucht

Das Tages– & Pflegeheim Wendelin baut das Angebot für Seni-
oren / Seniorinnen stetig aus und ist dafür immer wieder auf die
Unterstützung von ehrenamtlichen Mitarbeitenden angewiesen.

Über Mithilfe in den folgenden Gruppen würden wir uns sehr
freuen:

•   Gedächtnistraining
•   Spielgruppe
•   Gesprächsgruppe
•   Bewegungstraining
•   Begleiten und unterstützen bei Ausflügen / Anlässen

Fühlen Sie sich angesprochen?
Bringen Sie Geduld und Einfühlungsvermögen mit, um auf die
verschiedenen Wünsche und Bedürfnisse unserer Bewohnen-
den und Tagesheimgäste einzugehen - dann melden Sie sich
bei uns.

Wir freuen uns auf Sie!

Leitung Tagesheim               Leitung Aktivierung
                                Pflegeheim

Patrick Weber                   Hansruedi Flückiger

Tel: 061 643 22 16              Tel: 061 645 22 42

Email:                          Email:
weberp@aph-wendelin.ch          flueckigerh@aph-wendelin.ch

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Das Tagesheim sucht Rollatoren

Unsere alten und schweren Rollatoren sind kaum mehr zu ge-
brauchen. Deshalb suchen wir für das Tagesheim 2-3 Rollato-
ren, welche zusammenklappbar und vor allem nicht zu schwer
sind. Haben Sie vielleicht einen zuhause rumstehen, der nicht
mehr gebraucht wird? Wir würden uns darüber freuen.

Wir bedanken uns bereits im Voraus.

Liebe Grüsse

Patrick Weber
Leitung Tagesheim

Tel:   061 643 22 16
Email: weberp@aph-wendelin.ch

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Rätsel zum Thema Milch
Können Sie folgende Fragen beantworten? Die Auflösung fin-
den Sie auf Seite 21

1. Welche Trinkmilch enthält am meisten Fett?
a) Schafsmilch
b) Kuhmilch
c) Ziegenmilch
d) Muttermilch

2. Wie viel wiegt durchschnittlich eine Kuh?
a) ca. 200 kg
b) ca. 300 kg
c) ca. 400 kg
d) 450 - 900 kg

3. Welche Milch vom Säugetier ist am fettesten?
a) Milch von Hundsrobben
b) Schafsmilch
c) Elefantenmilch
d) Milch von der Ratte

                            19
4. Wie viel Wasser trinkt eine Kuh täglich?
a) 25 – 50 l
b) 75 – 100 l
c) 100 – 150 l
d) 150 – 175 l

5. Wie viele Liter Milch braucht man für 1 kg Butter?
a) 1 Liter Milch
b) 2 Liter Milch
c) 5 Liter Milch
d) 18 Liter Milch

6. Wie viele Liter Milch braucht man für 1 kg Käse?
a) 6 Liter Milch
b) 10 Liter Milch
c) 18 Liter Milch
d) 30 Liter Milch

                             20
21
1. a)
Schafsmilch besteht im Durchschnitt aus 6,8 % Fett, Kuhmilch
aus ca. 4 % Fett.
2. d)
Das Gewicht hängt von der Rasse ab, eine ausgewachsene
Kuh wiegt zwischen 450-900 kg.
3. a)
Die Muttermilch der Hundsrobben enthält bis zu 52 % Fett.
4. c)
Eine Kuh trinkt 100 - 150 l Wasser pro Tag.
5. d)
Für 1 kg Butter werden 18 Liter Milch benötigt.
6. b)
Um 1 kg Hartkäse herzustellen, braucht der Käser 10 Liter
Milch.
                                                  Auflösung
Ferien als Knecht bei Onkel Hans in Adelboden
Hansruedi Flückiger

                      Alle unsere Onkel und Tanten waren
                      Bauern. Schon von klein auf waren wir
                      immer wieder da oder dort auf einem
                      Hof zu Besuch. Sobald wir konnten,
                      mussten wir mithelfen. Vom Feuerholz
                      in die Küche bringen, über Runkelrüben
                      mahlen und die Schweine füttern,
                      Kirschen ernten oder Kartoffeln aufle-
                      sen ... Wir wurden nicht bezahlt dafür.
                      Die Gegenleistung erfolgte in Naturalien,
                      Esswaren für unsere Familie.

Mein Bruder und ich sind altersmässig nur knapp ein Jahr ausei-
nander. Als wir in die Pubertät kamen, befanden die Eltern, dass
wir arbeiten lernen müssten. Wissen und spüren, was arbeiten
bedeutet! So brachten sie erst meinen Bruder und im Sommer
danach mich als «Statter» nach Adelboden, also als Knecht
oder Hofhilfe; dies war damals eine recht häufige Form von
Arbeit gegen Kost und Logis. Dort wohnte die Schwester mei-
nes Vaters mit ihrer Familie. Sie waren Bergbauern. Das Haupt-

                              22
haus stand in der Ausserschwand, das zweite Haus in der Rouf-
matte, kurz vor dem Engstligenwasserfall am Hang gelegen. Die
Alp befindet sich oben in Geils, ganz in der Nähe der Talstation
der Hahnenmoosbahn.

Es war Mitte Juli, der Onkel war schon ein paar Wochen
«z’ Berg». Ich wurde darum gleich auf die Alp gebracht. Ein
ganz einfaches Haus, offenes Feuer zum «Chäse» und ein
Kochherd mit versenkbaren Pfannen, wie sie im Film «Ueli der
Knecht» zu sehen sind. Der Rauch entwich durch einen offenen
Kamin im Dach. Elektrizität gab es nicht, fliessendes Wasser
nur draussen am Brunnen – eiskalt, um sich jeden Morgen zu
waschen. Eine Petrollampe mit Spiegel dahinter, damit das Licht
in den Raum zurückgestrahlt wurde. Das Transistor-Radio wur-
de mit Batterien betrieben.

Das Schlafzimmer hatte zwei Betten. Im einen schlief
«Grossatt», mein Grossvater, im anderen ich und mein Cousin,
wenn er schulfrei hatte. War die Cousine auch noch da, lag sie
mit dem Kopf in die andere Richtung im gleichen Bett. Lag ich
im Bett, konnte ich durch die Schlitze in der Holzwand nach
draussen sehen. Das Haus war im Winter unbewohnbar.

                              23
Viel Zeit dafür blieb aber nicht, denn der Tag war anstrengend.
Um neun Uhr war Lichterlöschen.

Der Onkel stand als erster auf, weckte mich kurz darauf. Es war
um sechs Uhr herum. Ich musste die Kühe von der Alpweide am
Nassberg in den Stall bringen und anbinden, dann ihre Euter
reinigen, sie vorbereiten, dass er sie melken konnte. Den Stall
ausmisten gehörte dazu, auch die Kühe putzen und striegeln.

Danach in der Küche nach dem Feuer schauen, denn sobald
fertig gemolken war, wurde gefrühstückt, und mein Onkel mach-
te sich daran, im grossen Kupferkessel zu käsen. Das Feuer
musste dosiert werden, damit die Milch sich langsam erhitzte. Er
gab Lab dazu, damit sie gerinnen konnte.

                              24
In der Zwischenzeit musste ich das Milchgeschirr draussen am
Brunnen waschen. War dies getan, kam die persönliche
Wäsche dazu. Es war wirklich eiskaltes Wasser, aber man
gewöhnte sich daran. Wieder im Haus, musste ich das Rühren
im «Kessi» übernehmen und mein Onkel machte sich im
Nebenraum, dem Käselager, daran, die schon fertigen Käse mit
Salzlake zu bürsten und zu wenden. Dies muss anfangs täglich
gemacht werden. Immer wieder kam er kontrollieren, wie weit
die Gerinnung schon war. War es so weit, nahm er die Käse-
harfe und brach die Masse im «Kessi» wieder. Darauf musste
ich ihm helfen, ein grosses festes Tuch exakt dem Kessirand
nach unter die geronnene Masse zu bringen. Gemeinsam
hoben wir die schwere Masse heraus, liessen etwas abtropfen
und legten das Ganze in den vorbereiteten Käsering. Die Masse
wurde gleichmässig gestrichen, dann mit Brettern, die genau in
die Form passten zugedeckt und mit schweren Steinen
beschwert, damit überschüssiges Wasser heraus gedrückt
wurde. Ein Käselaib wog ca. 15 -20 kg. Je älter und trockener er
wird, desto leichter wird er. Nach einem Jahr wiegt er noch ca.
10-12 kg.

War der Käse so weit, wurde nochmals Feuer unter dem Kessel
gemacht, nochmal Lab zugesetzt und wieder aufgekocht. Jetzt
wurde Ziger gemacht. Was jetzt noch gerann, wurde mit einem
ganz feinmaschigen Tuch herausgefiltert, das Tuch zusammen
gedreht, um das Wasser heraus zu pressen. Die so entstande-
ne Kugel wurde teilweise auf ein Brett im Kamin zum Räuchern
gelegt oder roh getrocknet. Ziger wird in Scheiben geschnitten
und oft mit Melasse und Brot gegessen.

Jetzt war es Zeit, mit dem Fahrrad zum Heuen hinunter ins Dorf
zu fahren. Erst war der Hang der Ausserschwand dran. Hinter
dem Haus ging es steil bergan. Es war schon gemäht, mit dem
Motormäher so hoch wie es ging, ohne dass er umkippte, der
Rest mit der Sense. Die ganze Familie half beim «Zetteln» und

                              25
Wenden mit. Meist musste das Heu zwei Mal gedreht werden,
ehe es genug trocken war, um eingebracht zu werden. Mit Vier-
zackrechen wurde es zu einer Made gerollt. Einer musste mit

dem breiten Rechen mit feinen Zacken noch die letzten Heuhal-
me zusammen rechen. Mein Onkel legte ein grosses Tuch auf
den Boden, oben mit zwei Holzpflöcken festgesteckt. Darauf
mussten wir nun mit Gabeln das Heu aufschichten. Wenn es ge-
nug war, löste er die beiden Pflöcke, formte mit dem Tuch eine
Kugel, kauerte sich tief auf ein Knie, zog die Kugel auf den
Buckel, stand auf und trug das Heu auf den Heuboden.

War die Arbeit in der Ausserschwand getan, zog die Familie in
die Roufmatten. Dann musste ich mit dem Fahrrad von Geils
über das Eselmoos und die Talstation des Chuenisbärglilifts im
Boden nach hinten Richtung Engstligenalp fahren. Erst wurde
das Heu ums Haus, dann am gegenüberliegenden Berg

                             26
«Fitzer» in die Scheune eingebracht. Es war heiss, alle schwitz-
ten stark, aber aufgeben war keine Option. Meine Tante oder
eine Tochter kamen ab und zu vorbei und brachten Tee. Für den
Tee sammelte meine Tante diverse Kräuter wie Huflattich,
Schlüsselblumen, Bergthymian, Salbei und andere. Die Kräuter
wurden mit Wasser und einem Liter Rotwein gekocht. Die Wein-
säure mit wenig Zucker aufgewogen. Alkohol ist ja nach dem
Kochen keiner mehr drin. Er schmeckte sehr gut und wirkte auf-
bauend. Ich habe später meiner Tante schon mehrmals einen
Beutel der Kräuter abgekauft, um ihn selber kochen zu können,
er schmeckt auch heute noch so gut wie damals.

Zum «Zobe» gabs wieder Tee oder hausgemachten Sirup, dazu
Brot und Bergkäse, beim Haus gehobelt, auf der Weide am
Stück geschnitten. Ein Hartkäse, ein- oder zweijährig. Zuerst
wurde immer der älteste Käse gegessen. Ausnahmsweise gab
es auch mal ein Stück Cervelat oder Landjäger zum Brot. Da
Geld aber Mangelware war, ass man vor allem, was man selber
produzierte.

Gegen 17 Uhr musste ich jeweils mit dem Fahrrad nach Adelbo-
den zur Post- und Busstation fahren, um wieder nach Geils zu
kommen. Das Fahrrad wurde unten in den Bus eingeladen. Die
Fahrt hoch war wie eine Pause. Oben angekommen mussten
sofort wieder die Kühe zum Melken bereit gemacht werden. Die
Milch vom Abend wurde am nächsten Tag mit der Milch vom
Morgen «gekäset». Nach dem Melken gab es Abendessen. Das
Radio lief dazu: Nachrichten hören war immer wichtig, zum
Zeitung lesen war keine Zeit. Abwaschen am Brunnen und
verräumen. Noch etwas sitzen, durchatmen, vielleicht das
Wunschkonzert hören und zusehen, wie es eindunkelte. Zeit
zum Schlafen!

Da Kühe von drei Bauern auf der Alp waren, wurde ganz genau
gewogen, wessen Kuh wieviel Milch lieferte. Die Zahlen wurden

                              27
auf eine Tafel geschrieben. Wer an dem Tag die höchste Zahl
hatte, bekam den Käse. Seine Zahl wurde gelöscht und er fing
wieder bei null an. So bekam jeder mit der Zeit so viel Käse, wie
seine Kühe Milch lieferten. Mein Onkel war da sehr korrekt, er
nahm diese Aufgabe sehr ernst. Einmal als «Grosatt» einen
Kessel in die Wage leeren wollte, stürzte der ganze Kessel um.
Gut 20 Liter gingen verloren. Mein Onkel schimpfte lautstark mit
dem Grossvater. Ich fand, das hätte dieser nicht verdient, war er
doch mit uns Kindern immer freundlich und gutmütig, auch wenn
ich kaum die Hälfte seines Dialektes verstand.

Wenn es die Arbeit und das Wetter zuliess, kam die Familie am
Sonntag hoch auf die Alp. Ein paar Stunden der Musse. Wir
Kinder durften spielen. Der Onkel holte die Handorgel hervor,
setzte sich draussen auf die Holztreppe und spielte ein
bisschen. Man genoss das Panorama und diskutierte das eine
oder andere. Da die Familie vor dem Dunkelwerden wieder ins
Tal ging, gab es ein «Zvieri-Znacht». Mein Onkel nahm einen
halben «Fätteremutsch», dies ist Winterkäse, wenn Heu gefüt-
tert wurde. Die Schnittfläche hielt er über das offene Feuer des
Kochherdes: mein erstes Raclette! Er nahm ein Messer, strich
den fast flüssig gewordenen, mit ein paar gerösteten Stellen
versetzen Käse auf ein Stück Brot oder auf einen Teller und
machte sich an die nächste Portion. Es war für alle ein Genuss.
Den speziellen Geruch dieser Käsesorte finde ich manchmal in
Käsen von Hofläden wieder und alle Erinnerungen sind wieder
da. Zu trinken gab es «Käsmilch» (Molke) oder Milch und
Kaffee.

Drei Wochen waren zwar lang und intensiv, aber doch schnell
wieder zu Ende. Meine Eltern holten mich ab, denn am Montag
darauf fing die Schule wieder an.

                               28
Wie die Milch im Berggebiet verarbeitet wurde
                        Rosemarie Luginbühl, Bewohnerin

                        Unser Hof «Unter Linden» und die Alp
                        Imseli, hoch über dem Vierwaldstätter-
                        see, liegen in einem stotzigen Gelände
                        ohne Zufahrtsstrasse. Somit war der
                        Transport der Milch in eine Sammel-
                        stelle nicht möglich. Der Ertrag an
                        Milch von etwa sechs Kühen war nicht
                        sehr gross. Vor allem verwendete man
                        die Milch zur Aufzucht der Kälber zu
                        Jungvieh und etwas für den Verbrauch
                        in der Familie. Der Rest wurde zentrifu-
                        giert. Den Rahm verarbeitete man in
einem Holzfass zu Butter. Zu meiner Kinderzeit gab es keinen
Strom, so war für das Drehen der Kurbeln jede Kraft gefragt. Die
magere Milch, die Buttermilch, bekamen unsere Schweine.

Mein Vater hatte im Dorf seine Privatkunden. So machte er aus
der Butter mit Holzmodel «Ankebälleli», die er dann jeden
                                Samstag verkaufte. Bis zur
                                Seestrasse hinunter trug er
                                diese in einer geflochtenen
                                «Hutte», einem Rückentrag-
                                korb, anschliessend fuhr er mit
                                dem Velo, das er bei Unterrot-
                                schue in einem Stall eingestellt
                                hatte, zu seinen Kunden in
                                Gersau.1939 kam der zweite
                                Weltkrieg.

                                   Von da an wurde diese Ver-
                                   triebsmöglichkeit   untersagt,
                                   denn die Lebensmittelmarken
                                   wurden eingeführt. So kam es
                                   zu einem Tauschhandel, auch
                              29
zu Schwarzhandel. Zum Beispiel: Butter und Eier im Tausch
gegen Brotmarken. Natürlich mussten auch meine Eltern bei der
vom Bundesrat Wahlen angeordneten Anbauschlacht mitma-
chen. Dafür wurde ein Stück Wiese zum Kartoffelacker umge-
graben. Zuerst mussten die Graswurzeln ausgehackt, dann erst
konnte umgepflügt werden. Eine sehr anstrengende Arbeit.
Umso mehr freute man sich über den Kartoffelertrag.

Das Foto zeigt meine Eltern neben dem frisch angelegten
Kartoffelfeld. Im Hintergrund kann man den Oberbauen und den
Schwalmis zu erkennen.

                             30
Erinnerungen an «La Combe»

                        Verena Denzler, Bewohnerin
                        Soyhières 1951 – 1957

                        Die Geschichte fängt mit unserer
                        Hochzeit an. Mein Mann und ich heira-
                        teten 1951 in Riehen. Die 14-tägige
                        Hochzeitsreise nach Paris fiel wegen
                        eines Streiks der französischen Eisen-
                        bahner aus. Dafür lud uns der Onkel
                        meines Gatten ins Elsass ein, ein
                        Schweizer, der im Elsass Pfarrer war.
                        Statt einer Reise nach Paris führte er
                        uns an verschiedene Orte im Elsass
                        und in den Vogesen.

Gleich nach unseren Flitterwochen «zügelten» wir nach
Soyhières. Weil Riehen nördlich vom Rhein liegt und mein Vater

                             31
befürchtete, dass dieser Teil vom deutschen Reich annektiert
werden könnte, wir also hätten wegziehen müssen, hatte er dort
Jahre zuvor einen Hof gekauft. Der Hof war verpachtet bis zum
Zeitpunkt unserer Ankunft.

Soyhières, ein kleines Dorf vor Delsberg (Delémont), das die
Sprachgrenze bildet. Es wird dort mehrheitlich französisch
gesprochen. Angst vor der Sprache hatten wir keine, denn ich
hatte vier Jahre französisch in der Schule gehabt und zusätzlich
war ich ein Jahr im Welschland, in Lausanne. Für den Sprach-
aufenthalt war ich bei der gleichen Madame wie schon mein
Vater, der den Kontakt über all die Jahre beibehalten hatte. Er
sendete ihr jeweils Gutzi oder Kirschen, sie uns Marroni, die es
dann sonntags mit Schlagrahm zum Dessert gab. Bei
«Madame» war ich am Morgen für den Haushalt zuständig
gewesen. Am Nachmittag musste ich Gesellschafterin für sie
sein.

                              32
Mein Mann wuchs im Elsass zweisprachig auf, französisch war
ihm also geläufig.

Unser Hof «La Combe» (frz. für Tal) lag oberhalb des Dorfes.
Man muss nach dem Dorf, Richtung Movelier, noch durch ein
Waldstück fahren. Dann öffnete sich das Tal zu einer breiten
Wiese, eingesäumt von Wald. Der Hof lag leicht erhöht über der
Strasse, mitten in der Wiese.

Im ersten Halbjahr hatten wir keinen Strom. Erst mussten 32
Stangen bis zu unserm Hof aufgestellt werden. Das Telefon kam
etwas später dazu. Wir mussten klein anfangen. Zum Start
spendete uns mein Vater fünf Kühe. Dazu hatten wir ein Pferd,
zwei Schweine, eine Ziege (zum Mästen, Schlachten und Sterili-
sieren), einen Hund, Katzen und Hühner, mehr konnten wir uns
damals nicht leisten. Mit den Jahren erarbeiteten wir uns stolze
12 Kühe, 10 Schweine und ein Fohlen.

Im Haus gab es kein fliessendes Wasser. Dieses mussten wir
mit Kesseln und Leiterwagen am Brunnen unten an der Durch-
gangsstrasse nach Movelier holen. Ein Badezimmer gab es
auch keines. Die Erwachsenen badeten draussen in einer Zink-
wanne, die Kinder drinnen in einem Zuber. Das Wasser wurde
drinnen gekocht und in Kesseln nach draussen zur Wanne
gebracht.

Auf einem Waschbrett in einem Zuber habe ich die Wäsche
gewaschen. Butter habe ich mit einem handbetriebenen Butter-
fass selber gemacht. Rahm wurde in weiten Becken von der
Milch abgeschöpft.

Wir wurden angefragt, ob wir Roger, einen Buben im Vorschulal-
ter, ein Verdingkind, aufnehmen könnten. Er hatte es gut bei
uns. Wir behandelten ihn wie ein eigenes Kind. Das erste
eigene Kind kam erst 1954 auf die Welt.

                              33
Der «Pflanzblätz» war unten an der Strasse in der Nähe des
Brunnens. Was uns die Möglichkeit gab, mit einem Schlauch zu
giessen, statt Wasser zu schleppen. Ich pflanzte dort allerlei
Gemüse wie Stangenbohnen, Kohl, Salat, Zwiebeln und Lauch-
stiele an. Ums Haus herum hatten wir ein paar Bäume mit
Äpfeln, Birnen und Zwetschgen. Kirschbäume hatten wir keine.
Unsern ersten Traktor, eine Occasion, mussten wir auf Kredit
kaufen und abbezahlen.

Es war ein anstrengendes Leben, es gab viel Arbeit, aber wir
waren zufrieden. Zur Unterstützung stellten wir eine Magd und
einen Knecht ein. Er war ein deutscher Kriegsgefangener, von
dem wir einige Jahre nach seiner Heimkehr nach Deutschland
ein Hochzeitsfoto erhielten. Das hat uns sehr gefreut.

                             34
Die Kühe wurden von Hand gemolken. Mein Mann war froh,
dass er vom Knecht unterstützt wurde. Die Milch vom Abend
wurde im Brunnen bis am nächsten Morgen kühlgestellt und
dann zusammen mit der Milch vom Morgen in die «Laiterie», die
Käserei, gebracht. Für den Transport benutzte mein Mann sein
Motorrad mit Seitenwagen. Die Milchkanne wurde in den Beifah-
rersitz gestellt. Mit dem Seitenwagen machten wir ab und zu,
wenn es die Arbeit zuliess, auch ein «Ausfährtli». Wir fuhren
zum Beispiel nach Saignelégier zum Marché Concours.

Sonntags gab es oft Besuch von Angehörigen aus Basel - natür-
lich mit Verpflegung. So kam auch meine Tante in den Genuss
einer Fahrt im Seitenwagen, wenn sie mein Mann vom Bahnhof
abholte.

Leider ging unser Leben auf der «Combe» nach einem schwe-
ren Unfall meines Mannes beim Holzen jäh zu Ende. Wir
verkauften den Hof an die Stadt Delsberg. Sie renovierte und
baute ihn aus.

Mein Mann fand in Riehen eine Arbeitsstelle, so zogen wir
wieder nach Riehen.

                             35
Fortsetzungsgeschichte von Hildi Hari-Wäfler
Das heutige Kapitel aus dem Buch »Felsig, karg und hoffnungs-
grün, eine Kindheit in Adelboden», berichtet von abenteuerli-
chen Ferien der Familie, die sie für ein paar Wochen in einem
Stall im «Bäreschwand» oberhalb von Adelboden verbringt.
Trotz Ferien ist auch für die Kinder viel Arbeit angesagt. Alle
freuen sich auf das Höhenfeuer am 1. August, doch muss zuvor
das Heu eingebracht werden.

Nomadenleben im Bäreschwand

Als das Heu endlich in der neu erbauten, geräumigeren Scheu-
ne in der Oey eingebracht war, konnte es losgehen. Die Eltern
und wir Kinder freuten uns schon lange auf das Nomadenleben,
das nun wieder vor uns lag. Mit Ferien konnten diese Wochen
zwar nicht verglichen werden, doch es haftete ihnen etwas
Abenteuerliches, Romantisches an. Mutter packte den Leiterwa-
gen mit Decken, Kleidern, Kochausrüstung, Essgeschirr,
Lebensmitteln und dem Nötigsten für das jüngste Familienmit-
glied, das gerade vier Monate zählte. Auch Fredi sollte in die
Familientradition eingeweiht werden. In seiner zufriedenen,
pflegeleichten Art war er ja kaum aus der Ruhe zu bringen.

                              36
Unser Ziel war unsere Scheune im Bäreschwand. Da die beiden
Kühe – später waren es drei – und das Kleinvieh den Sommer
auf der Sillerenalp verbrachten, stand die Scheune leer. Das
Gebäude mit einer Inschrift aus dem Jahre 1824 war von einem
weiten, ebenen Landstück und dem hinter der Scheune anstei-
genden Hügel umgeben. Auf gleicher Höhe und weiter oben
standen einzelne Häuser, die nur zeitweise bewohnt waren.

Nur in einem der Gebäude wohnte während des ganzen Jahres
eine Familie. Im Frühling und Herbst diente das Land als Weide
für das Vieh und musste im Sommer geheuet werden. Jetzt war
der Stall gereinigt, mit Stroh belegt und mit Tüchern bezogen
worden. Das sollte für die nächsten Wochen die Schlafstätte für
die ganze Familie werden. Vater zog den Leiterwagen mit einer
vollgestopften Hutte am Rücken. Wir Kinder trugen jedes sein
Rucksäckli und Mutter folgte mit dem Jüngsten auf dem Arm. So
ging es in gemässigtem Tempo eine Stunde bergauf. In einer
zweiten Fuhre kamen später die Hühner nach und alles, was wir
noch vergessen hatten. Die Heuerwerkzeuge waren im Voraus
hinauf gebracht worden. Oben angekommen, bestaunten wir die
Berggipfel, die sich in ihrer ganzen Grösse direkt vor unseren
Augen ausbreiteten, das Albristhorn und das Gsür. Wenn wir
uns umdrehten, sahen wir den Lohner und die Bonderspitze.

Hier oben war das Leben einfach. Gekocht wurde auf einer
überdeckten Feuerstelle im Freien. Meist gab es Eintopfgerich-
te, womöglich mit einem Stück geräuchertem Speck oder
gekochtem Schinken bereichert oder mit Eier und Käse als
Ersatz. Das Jahr hindurch kam nur selten Fleisch auf den Tisch.
Beim Heuen war jedoch kräftigere Nahrung angesagt. Je nach
Wetter blies der Wind den Rauch mitten ins Gesicht. Das führte
zu feuchten Augen und Hustenanfällen. Frisches Wasser holten
wir in Kesseln beim Brunnen. Elektrischen Strom gab es nicht.
Die Windeln spülten wir entweder im kalten Wasser oder
kochten sie in einem Topf aus.

                              37
In der Hauptsache kümmerte ich mich um den kleinen Fredi.
Daneben half ich aber auch beim Heuen und Kochen. Säug-
lingsbetreuung unter diesen Umständen, wie soll man sich das
vorstellen? Die Not machte mich erfinderisch. Einmal kam
meine Mutter dazu, als ich mein Brüderchen gerade auf den
harten Heustoppeln wickelte. Voller Entrüstung rief sie: «Was
kommt dir denn hier in den Sinn, Hildi? Das darfst du nicht tun!
Denk dir, die Haut ist in diesem Alter noch sehr empfindlich.»
Für das nächste Mal suchte und fand ich anstelle der fehlenden
Wickelkommode eine weiche Unterlage für den zarten Po. Aber
vielleicht hat meinem Bruder diese herzhafte Behandlung auch
gar nicht geschadet. (...)

                              38
Während der Wochen im Bäreschwand mussten wir uns jeden-
falls immer wieder den Gegebenheiten anpassen und manches
Mal schnell auf Unvorhergesehenes reagieren. Dazu brauchte
es stets Offenheit für Neues, Fantasie und die Fähigkeit, zu im-
provisieren.

Feiertag 1. August

Bei schönem Wetter war der Aufenthalt im Bäreschwand idyl-
lisch. Anders sah es aus, wenn es wie aus Kübeln zu giessen
begann, der Nebel in Schwaden durchs Tal zog und die Tempe-
raturen sanken. Da gab es kaum ein trockenes Plätzchen zum
Essen und bei geschlossener Türe war es stockdunkel im Stall.

Die Mutter stellte in Aussicht: «Wenn es uns gelingt, vor dem
1. August (dem Schweizer Nationalfeiertag) den Hubel zu
heuen, tragen wir Holz für ein Feuer zusammen.» Das war ein
Zückerchen, das sich keiner entgehen lassen wollte, und jeder
gab sein Bestes. Am Tag selbst wurden liegengebliebene Äste
aus dem nahen Wald und Holzabfälle, die niemand begehrte,
zusammengetragen und aufgeschichtet. Gross und Klein betei-
ligte sich an diesem Gemeinschaftswerk und freute sich auf den
Abend.

Einige Male kam dieses Feuer zustande, weil es mit dem Heuen
klappte. Vom Hubel aus, auf halber Höhe des Chuenisbärgli, bot
sich eine wunderbare Rundsicht auf das Dorf Adelboden, das
Tal, die Niesenkette, das Niederhorn und die hiesigen Berge.
Nicht nur das eigene Feuer loderte lichterloh am ersten August-
abend; ringsum brannten zahlreiche Höhenfeuer. Von der Bon-
deralp waren Alphornklänge zu hören, auch Fetzen von der dem
Fackelumzug voranschreitenden Blasmusik im Dorf. Voraus gab
es ein gutes Picknick auf diesem einzigartigen Aussichtspunkt:
Schinkenbrote, Tee und Früchte.

                              39
Meine patriotisch veranlagte Mutter stimmte dann die damalige
Nationalhymne an und alle sangen das «Rufst du, mein Vater-
land» mit. Bei der Strophe «Heil dir, Helvetia, hast noch der
Söhne ja, wie sie Sankt Jakob sah, freudvoll zum Streit …»
blickte sie voller Stolz auf ihre zwei strammen künftigen Streiter
fürs Vaterland. Und dann zählte sie auf, wofür wir als Familie
alles zu danken hätten. Sie benannte Dinge, die eigentlich
selbstverständlich schienen, nicht aber für sie.

(Fortsetzung folgt)

                               40
Rütli Schwur
              Nach Friedrich Schiller

    Wir wollen sein ein einig Volk von Brüdern,
      in keiner Not uns trennen und Gefahr.

    Wir wollen frei sein, wie die Väter waren,
   eher den Tod, als in der Knechtschaft leben.

     Wir wollen trauen auf den höchsten Gott
und uns nicht fürchten vor der Macht der Menschen.

                am 1. August 1291

                        41
Bildernachweis
Seite
        1   Titelseite von Pixabay
        3   Kühe braun & schwarz Fotos: Niklaus Schmid
        4   Glace Foto von Pixabay
        9   Sozialhunde im Wendelin
    10      Blume von E. Eberle
            Esel Foto: LillyM, Wikipedia
    14
            Kamel Foto: W. Inderwies, pixabay
    15      Baby Foto: Julia Bondarenko, pixabay
    19      Elefant von Pixabay
    20      Archiv Fritz Inniger, erster Käse,Adelboden
            Roufmatta Foto Archiv F. Inniger, Orts- und Flurnamen
    22
            Adelboden
    23      Archiv Fritz Inniger, Unterbirg Adelboden
    24      Kupferkessi , Quelle unbekannt
    26      Käserei: Foto Ch. Schütz, pixabay
    29      Butterfass: Foto: ricardo
    30      Eltern von Frau Luginbühl

    31      Der Hof 1951, Foto Verena Denzler

    32      Butter, Geräte: Fotomontage N. Schmid

    34      Der Hof nach der Renovation, Foto Verena Denzler

 36-40      Archiv Fritz Inniger, Adelboden

    41      Fresco aus der Tellkapelle (Wikipedia)

    43      Foto von Niklaus Schmid

    44      Rückseite Eringer Kühe, Moosalp VS, Foto: Niklaus Schmid
                                 42
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