AUSBILDUNGS- UND KARRIEREWEGE IN DER TECHNISCHEN ORTHOPÄDIE - ORTHOPÄDIE-TECHNIKER
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ORTHOPÄDIE-TECHNIKER + ORTHOPÄDIE-SCHUHMACHER AUSBILDUNGS- UND KARRIEREWEGE IN DER TECHNISCHEN ORTHOPÄDIE Berufe an der Schnittstelle von Hightech, Handwerk und Medizin
TECHNISCHE ORTHOPÄDIE: ZUKUNFTS TRÄCHTIGE BERUFE AN DER SCHNITTS TELLE VON HIGHTECH, HANDWERK UND MEDIZIN O b Sportverletzung oder Diabetes, Sepsis oder Unfall – es Kräfte bündeln und die Zukunft sichern, indem wir den Nach- gibt vielfältigen Bedarf an fachgerechter Versorgung mit wuchs fördern, die Ausbildungspfade verbessern und die interdis- orthopädischen Hilfsmitteln, um mobil zu bleiben oder ziplinäre Zusammenarbeit stärken – dafür stehen unsere Verbände. zu werden. Zahlreiche hoch spezialisierte handwerkliche wie akade- Die vorliegende Broschüre ist ein exzellentes Beispiel dafür. In mische Berufe sorgen in Deutschland gemeinsam für die komplexe diesem Sinne gilt unserer besonderer Dank Prof. Dr. med. Braatz und hochwertige Versorgung von Sportlern, chronisch Erkrankten von der ISPO Deutschland, der die Schriftleitung für die Broschüre oder in ihrer Mobilität eingeschränkten Menschen. übernommen hat, und Dr. Dorothea Becker, Chefredakteurin der Handwerk, Medizin und Hightech – wie künstlicher Intelligenz ORTHOPÄDIE TECHNIK, sowie Wolfgang Best, Chefredakteur der und Digitalisierung – ermöglichen im Zusammenspiel die jeweils Orthopädieschuhtechnik, und der freien Journalistin Ruth Justen für optimale Versorgung. Entsprechend komplex sehen die Arbeits- ihre umfangreichen Recherchen und die anschauliche Darstellung welten der beteiligten Berufe aus und entsprechend vielfältig sind der Ausbildungs- und Karrierewege in der Technischen Orthopädie. inzwischen die Ausbildungsmöglichkeiten und Karrierewege in der Technischen Orthopädie. 2 Sie möchten ein Teil des Teams Technische Orthopädie werden oder sich innerhalb des Teams weiterentwickeln? Sie lieben die Ar- Wir freuen uns über Ihr Interesse an beit am und mit Menschen? Sie schätzen kreative Herausforderun- der Technischen Orthopädie! gen, um individuelle Hilfsmittel zu entwerfen und zu gestalten? Sie suchen einen sicheren Arbeitsplatz mit interessanten Perspektiven Klaus-Jürgen Lotz, und Aufstiegsmöglichkeiten? Dann sind Sie hier richtig! Präsident des Bundesinnungsverbandes Wir – der Bundesinnungsverband für Orthopädie.Technik (BIV- für Orthopädie-Technik OT), der Zentralverband Orthopädieschuhtechnik (ZVOS) und die International Society for Prosthetics and Orthotics (ISPO) – haben Stephan Jehring, für Sie in der vorliegenden Broschüre erstmals kompakt alle „Aus- Präsident des Zentralverbandes bildungs- und Karrierewege in der Technischen Orthopädie“ in Orthopädieschuhtechnik Deutschland zusammengestellt. Welche Berufe stecken genau hinter der Versorgung mit ortho- Michael Möller, pädischen Hilfsmitteln? Was für Tätigkeiten sind damit verbunden? ISPO Deutschland e. V. Welche Voraussetzungen müssen Kandidaten für diese Berufe mit- bringen? Welche Fertigkeiten und Kenntnisse erwerben sie in der jeweiligen Ausbildung? Welche Fort- und Weiterbildungsmöglich- keiten gibt es? Was für Karriereperspektiven und -wege stehen den verschiedenen Berufen offen? Diese und viele weitere Fragen beantworten wir Ihnen auf den folgenden Seiten. In fünf Kapitel gegliedert finden Sie hier Informati- onen zu den handwerklichen Ausbildungen als Orthopädie-Techni- ker oder Orthopädieschuhmacher mit Gesellen- oder Meisterbrief, zu aufbauenden und eigenständigen Studiengängen mit Bachelor- oder Masterabschlüssen sowie Qualifikationsmöglichkeiten für Me- diziner, zu den weiteren Fort- und Weiterbildungsangebote in der Technischen Orthopädie für das gesamte Versorgungsteam und den Ausbildungsrahmen der ISPO International. Für Ihren schnellen Überblick haben wir in jedem Kapitel eine Liste mit Anbietern der entsprechenden Ausbildungsgänge, der Berufsverbände sowie In- stitutionen, über die finanzielle Förderung der jeweiligen Aus- oder Weiterbildung beantragt werden können, beigefügt. Foto: ZVOS
INHALT 1 GESELLENAUSBILDUNG zum Orthopädietechnik-Mechaniker und zum Orthopädie-Schuhmacher ➔ 04 – 13 2 MEISTERAUSBILDUNG zum Orthopädietechniker-Meister und zum Orthopädieschuhmacher-Meister ➔ 14 – 24 3 BACHELOR- UND MASTERSTUDIENGÄNGE im Bereich der Technischen Orthopädie ➔ 25 – 31 4 FORT- UND WEITERBILDUNGSANGEBOTE für das gesamte Versorgungsteam ➔ 32 – 38 3 5 ISPO INTERNATIONAL Ausbildungsstandards ➔ 39 – 42 Foto: Carolin Ebbert
G E S E L L E N AU S B I L D U N G OT NEUE ORTHOPÄDIE-TECHNIKER BRAUCHT DAS LAND HANDWERK, TECHNIK UND MEDIZIN IM DIENS T HILFSBEDÜRFTIGER MENSCHEN L eistungssportler Markus Rehm stellte zuletzt im August 2018 Ausbildungsbetriebe empfehlen einen mittleren oder höheren bei der Para-Leichtathletik-Europameisterschaft in Berlin mit Schulabschluss. Mit einem Hauptschulabschluss erfüllen Bewerber 8,48 Meter einen neuen Weltrekord im Weitsprung auf. Der aber ebenfalls die formalen Voraussetzungen. Wer bereits ein (Schul-) 30-jährige Orthopädie-Techniker-Meister aus Leverkusen übertraf Praktikum in einer Orthopädie-Technik-Werkstatt oder einem Sanitäts- damit u.a. seinen damaliegen Rekordsprung von 8,21 Meter, der ihm haus absolviert hat, erhöht seine Chancen auf einen Ausbildungsplatz. die Goldmedaille der Paralympics 2016 in Rio de Janeiro einbrachte. Marcus Rehm verlor infolge eines Bootsunfalls als 14-Jähriger sein DREIJÄHRIGE DUALE GESELLENAUSBILDUNG rechtes Bein unterhalb des Knies. Seither trägt er eine Prothese und Die dreijährige Ausbildung zum Orthopädie-Techniker zählt zu den bei seinen sportlichen Aktivitäten eine Karbon-Sportprothese. Ne- „Dualen Ausbildungen“. Der praktische Teil der Ausbildung wird ben Prothesen verhelfen auch von Orthopädie-Technikern individu- in einem der nach Angaben des Bundesinnungsverbandes für Or- ell angepasste Bandagen, Orthesen, orthopädische Einlagen und thopädie-Technik (BIV-OT) derzeit rund 2.000 Ausbildungsbetrie- medizinische Kompressionsstrümpfe Leistungssportlern zu weite- be vermittelt. Der theoretische Teil erfolgt in einer der bundesweit ren Höchstleistungen, indem sie Verletzungen verhindern oder zur 13 Berufsschulen (siehe Seite 68). schnelleren Heilung beitragen. Bestes Beispiel: Der aus Deutschland stammende Basketball-Superstar Dirk Nowitzki setzt auch in seiner AUSBILDUNGSVERORDNUNG UND RAHMEN- 4 mittlerweile 21. NBA-Saison mit den Dallas Mavericks auf individu- LEHRPLAN IN ENGER ABSTIMMUNG elle orthopädietechnische Versorgungen. Zwei Geschichten und ein Gesundheitshandwerk, das diese Ge- Die jüngste Novelle der Ausbildungsverordnung stammt vom schichten maßgeblich mitschreibt: Orthopädietechnik-Mechaniker 15. März 2013. In der aktuellen „Verordnung über die Berufsaus- bzw. Orthopädietechnik-Mechanikerin. bildung zum Orthopädietechnik-Mechaniker und zur Orthopädie- Was machen Orthopädie-Techniker? Welche Kompetenzen er- technik-Mechanikerin“ ist die Dauer der Ausbildung auf drei Jahre werben sich Auszubildende und welche Voraussetzungen müssen festgelegt. Sie sieht zudem eine zweiteilige Gesellenprüfung vor Bewerber für einen Ausbildungsplatz mitbringen? Diese und viele und enthält den Ausbildungsrahmenplan, der die Inhalte der be- weitere Fragen beantwortet der folgende Text. trieblichen Ausbildung bundesweit einheitlich vorgibt. In Deutschland besitzen die Bundesländer die sogenannte Kul- turhoheit, sodass jedes Bundesland für die Gesetzgebung für das TECHNISCHES INTERESSE, HAND- Schul-, Hochschul- und Erziehungswesen innerhalb seiner Landes- WERKLICHES GESCHICK UND GROSSES grenzen zuständig ist. Damit sich die Ausbildungsinhalte in den EINFÜHLUNGSVERMÖGEN Bundesländern nicht zu sehr unterscheiden und eine Einheitlich- Der Beruf des Orthopädie-Technikers meistert die Schnittstelle zwi- keit und Vergleichbarkeit der Qualitätsstandards gewährleistet wird, schen moderner Technik und dem Menschen, indem er Technik, erarbeitet die „Ständige Konferenz der Kultusminister der Länder“ Handwerk und Medizin – inklusive digitaler Verfahrenstechniken – (Kultusministerkonferenz) einen länderübergreifenden Rahmenlehr- verbindet. Im interdisziplinären Team gemeinsam mit Ärzten und plan des berufsbezogenen Unterrichts an den Berufsschulen. Mit Therapeuten versorgen Orthopädie-Techniker die Patienten mit or- Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 22. März 2015 trat der thopädietechnischen Hilfsmitteln. Hierzu zählen künstliche Glied- bis heute gültige „Rahmenlehrplan Orthopädietechnik-Mechaniker maßen (Prothesen), stützende und stabilisierende Schienen und und Orthopädietechnik-Mechanikerin“ in Kraft. Die einzelnen Bun- Bandagen, die auf dem Körper getragen werden (Orthesen), so- desländer können den Rahmenlehrplan eins zu eins übernehmen. wie Gehhilfen und Rollstühle (Rehabilitationstechnik). Am Ende ihrer Sollten sie es vorziehen, einen eigenen Lehrplan aufzustellen, muss Ausbildung können Gesellen modernste Hilfsmittel selbst herstellen, er sich eng an die Vorgaben der Kultusministerkonferenz anlehnen. industriell vorgefertigte Passteile an Patienten anpassen sowie Pati- enten und das interdisziplinäre Team beraten. ERGÄNZENDE ÜBERBETRIEBLICHE Bewerber für eine Ausbildung zum Orthopädie-Techniker sollten LEHRLINGSUNTERWEISUNG daher Spaß am gewissenhaften Arbeiten, an Naturwissenschaften und handwerklichen Tätigkeiten mit klassischen und modernen Ma- Da nicht jeder Ausbildungsbetrieb aufgrund seiner Struktur in der terialien haben sowie ein räumliches Vorstellungsvermögen besit- Lage ist, alle Ausbildungsinhalte abzubilden und die neuesten Tech- zen. Darüber hinaus sollten sie ein hohes Maß an Einfühlungsvermö- nologien einzubeziehen, bieten mehrere Kammerbezirke und Lan- gen aufweisen, ohne Berührungsängste vor Narben und Wunden an desinnungen für Orthopädie-Technik als dritten Ausbildungsbau- Körper und Seele der Patienten. stein eine „Überbetriebliche Lehrlingsunterweisung“ (ÜLU) an.
VON BANDAGEN ÜBER PROTHESEN BIS REHABILITATIONSTECHNIK Der Ausbildungsrahmenplan für den betrieblichen Teil der Ausbildung sieht das Erlangen von berufsprofilgebenden und integrativen Fertigkeiten, Kenntnissen und Fähigkeiten vor, die ein Orthopädie-Techniker im Laufe der Ausbildung erlangen muss. Berufsprofilgebende •A nwenden von Techniken im • Instandhalten von Prothesen, Fertigkeiten, Herstellungsprozess orthopädie- Orthesen und rehabilitations Kenntnisse und technischer Hilfsmittel technischen Geräten Fähigkeiten •D urchführen von orthopädie •M aß-, Fertigungs- und Versorgungs- technischen Maßnahmen im techniken im Bereich Bandagen, direkten Patientenkontakt Kompressionstrumpfversorgung, Stoma (künstlicher Darmausgang •K onstruieren, Aufbauen oder Harnableitung), Inkontinenz und Anpassen von orthopädie (Blasen- oder Darmschwäche) technischen Hilfsmitteln und Dekubitus (Druckgeschwür) •E rlernen des digitalen und manuel- len Modellierens und Nachbilden 5 von Körperteilen zur Herstellung ORTHOPÄDIE- TECHNIKER orthopädietechnischer Hilfsmittel •B erufsbildung, Arbeits- • S icherheit und Gesundheitsschutz und Tarifrecht bei der Arbeit sowie der Umwelt- •A ufbau und die Organisation schutz des Ausbildungsbetriebes •B eachten des Patienten- • P lanen und Organisieren datenschutzes von Arbeitsabläufen und • Anwendung weiterer •D urchführen qualitäts- fachbezogener rechtlicher Integrative Vorschriften und Normen sichernder Maßnahmen Fertigkeiten, •E rlernen betrieblicher und Kenntnisse und technischer Kommunikation Fähigkeiten In Praxis und Theorie wählen Auszubildende einen der drei Schwerpunkte für eine vertiefende sechsmonatige Ausbildung innerhalb der Lehre: Prothetik • individuelle Orthetik • individuelle Rehabilitationstechnik
VIELFÄLTIGE FERTIGKEITEN, KENNTNISSE von Oberschenkelprothesen, das Herstellen und Anpassen von Kor- UND FÄHIGKEITEN setten, das Anpassen von individuellen Rehabilitationsmitteln sowie die Realisierung und Präsentation von individuellen Versorgungen Gemeinsam vermitteln Betriebe, Berufsschulen und – sofern vor- in den Bereichen Orthetik, Prothetik oder Rehabilitationstechnik – je handen – ÜLUs berufsbezogene und berufsübergreifende Kompe- nach gewähltem Schwerpunkt. tenzen, die die Auszubildenden befähigen, sowohl ihre spezifischen Aufgaben in Beruf und Betrieb zu erfüllen als auch soziale, ökonomi- ERGÄNZENDE ÜBERBETRIEBLICHE sche und ökologische Verantwortung zu übernehmen (siehe Grafik LEHRLINGSUNTERWEISUNG auf der vorherigen Seite). Mehrere Handwerkskammern und Landesinnungen für Orthopädie- Technik haben 2018 zusätzlich zur betrieblichen und schulischen VERSORGUNGEN PLANEN, HERSTELLEN Ausbildung auf überbetriebliche Lehrlingsunterweisungen (ÜLUs) UND ANPASSEN gesetzt. Sie bieten ÜLUs zur systematischen Vertiefung der beruf- Laut Rahmenlehrplan absolvieren die Auszubildenden zudem pro lichen Grund- und Fachbildung in Werkstätten an. Damit soll ein Lehrjahr 280 Unterrichtsstunden zumeist im Blockunterricht, also breites, einheitliches Ausbildungsniveau unabhängig von der Spezi- verteilt auf mehrere Tage oder Wochen am Stück, an einer der 13 Be- alisierung des einzelnen Ausbildungsbetriebs erzielt werden. rufsschulen. Die insgesamt 840 Unterrichtsstunden der Ausbildung Der Lehrunterweisungsplan für ÜLUs im Bereich Orthopädie- gliedern sich in elf Lernfelder. Im ersten Lehrjahr stehen folgende Technik wurde vom Heinz-Piest-Institut für Handwerkstechnik an Lernfelder auf dem Programm: Beruf und Betrieb präsentieren, or- der Leibniz Universität Hannover in Zusammenarbeit mit dem Bun- thopädische Fußeinlagen herstellen und anpassen, Rehabilitations- desinnungsverband für Orthopädie-Technik erarbeitet. Der bundes- mittel montieren und konfektionierte Hilfsmittel der unteren Extre- weit einheitliche Lehrunterweisungsplan sieht vier Kursthemen vor: mität anpassen. Im zweiten Jahr erlernen die Azubis das Herstellen 1) Materialverarbeitung in der Orthopädie-Technik, 2) situationsge- und Anpassen von individuellen Orthesen der unteren Extremität, rechter Umgang mit Patienten sowie Messen und Abformen, 3) mo- von Bandagen und Miedern für den Rumpf und von Orthesen für die derne Techniken in der Prothetik und Orthetik sowie 4) Reha-, Sto- obere Extremität sowie die Herstellung von Fuß- und Unterschen- ma-, Inkontinenzversorgung und Anti-Dekubitus-Hilfsmittel. kelprothesen. Das dritte und letzte Lehrjahr umfasst das Herstellen Fragen zu ÜLUs beantworten die jeweils zuständigen Handwerks- kammern. Eine Liste mit Kontaktdaten findet sich unter: www.zdh.de. 6 ZWEI PRÜFUNGEN – EIN ABSCHLUSS Die Ausbildung gilt als abgeschlossen, wenn die zweiteilige Gesel- Eine individuelle lenprüfung bestanden wurde. Der erste Teil der Prüfung wird am Sitzschale anfertigen. Ende des zweiten Lehrjahres abgelegt und umfasst die Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten, die in den ersten drei Halbjahren der Ausbildung im Betrieb und in der Berufsschule erlernt wurden. Hier- zu gehört auch die Erstellung zweier Arbeitsproben innerhalb von sechseinhalb Stunden. Im zweiten Teil der Gesellenprüfung – am Ende des dritten und letzten Lehrjahres – muss dem Auszubilden- den der Nachweis gelingen, dass er in der Lage ist, ein individuelles Hilfsmittel unter Berücksichtigung von Anatomie, Pathologie und Biomechanik anzufertigen und anzupassen sowie Patienten, Ärzte und medizinische, pflegerische und therapeutische Fachkräfte in Be- zug auf Hilfsmittel zu beraten. Neben den mündlichen und schriftli- chen Aufgaben erhält der Prüfling maximal 42 Stunden Zeit, um ei- Herstellen einer nen betrieblichen Auftrag von der Planung über die Umsetzung bis Rumpforthese. hin zur Beratung und Dokumentation durchzuführen. Zudem sollte der Auszubildende allgemeine wirtschaftliche und gesellschaftliche Zusammenhänge der Berufs- und Arbeitswelt darstellen und beur- teilen können. Einblick in den Werkzeugkasten. Fotos: [3] Carolin Ebbert
NEUVERTRÄGE UND ABSCHLUSSPRÜFUNGEN INNERHALB EINES AUSBILDUNGSJAHRES (1.8. bis 31.7. des Folgejahres) Gesellenprüfung bestanden = männlich Neuverträge = weiblich Jahr 602 41% 2017 507 = 300 207 474 43% 2016 672 = 379 293 558 2015 394 = 247 147 37% 578 33% 2014 404 = 268 136 Anzahl … 200 300 400 500 600 Quelle: ZDH 7 Im Schnitt bestehen seit 2005 pro Jahr etwa 400 Auszubildende FÖRDERMÖGLICHKEIT DER BUNDESAGENTUR die Gesellenprüfung und dürfen sich Orthopädietechnik-Mechani- FÜR ARBEIT ker oder Orthopädietechnik-Mechanikerin nennen. Seit 2006 ver- zeichnet der Beruf einen besonders hohen Anstieg an Absolventen. Bei der Bundesagentur für Arbeit können Auszubildende die soge- Positiv entwickelt sich ebenfalls der Anteil der weiblichen Gesel- nannte Berufsausbildungshilfe (BAB) beantragen, wenn sie zum Bei- linnen, die zuletzt 40 Prozent der Absolventen ausmachten (siehe spiel aufgrund der weiten Entfernung zwischen Elternhaus und Aus- Grafik oben). bildungsbetrieb nicht bei den Eltern wohnen können. Die Höhe der BAB hängt zum einen von den Lebensunterhaltskosten wie Miete, Fahrtkosten oder Arbeitskleidung und zum anderen vom Einkom- KOSTENAUFWAND – men des Auszubildenden, seiner Eltern oder des Lebenspartners ab. VERDIENSTMÖGLICHKEITEN Der zu erwartenden Ausbildungsvergütung stehen Kosten für Lern- ZAHLREICHE PERSPEKTIVEN mittel und Fahrten gegenüber. Die Übernahme der Kosten für die im Der nationale und internationale Arbeitsmarkt bietet Orthopädie- Berufsschulunterricht benutzten Bücher durch die öffentliche Hand Technikern zahlreiche Möglichkeiten. Gesellen werden weltweit in ist je nach Bundesland unterschiedlich, sodass auf die Auszubilden- Orthopädie-Werkstätten gesucht und gelten als wichtige Berufs- den auch unterschiedlich hohe Kosten für Bücher und Arbeitsblät- gruppe für die internationale Entwicklungszusammenarbeit bei der ter zukommen. Versorgung von Menschen mit eingeschränkter Mobilität. Gleichzei- Neben den Lehrmaterialien schlagen vor allem die Wohnungs- tig sind Orthopädie-Techniker als Mitarbeiter im Vertrieb von Hilfs- miete, falls der Ausbildungsbetrieb weit vom Elternhaus entfernt mittelherstellern gefragt. Wer im Anschluss an seine Lehre eine Meis- liegt, sowie Kosten für die Fahrt zum Ausbildungsbetrieb und zur terausbildung (Artikel zur Meisterprüfung folgt in Ausgabe 12/18) Berufsschule zu Buche. absolviert, kann sich mit einem eigenen Betrieb/Sanitätshaus selbst- Zur Ausbildungsvergütung gibt es keine offiziellen Angaben. Sie ständig machen oder leitende Funktionen in einem Betrieb über- wird betriebsindividuell vereinbart. Im Anschluss an die Gesellenprü- nehmen. Gesellen steht zudem die Möglichkeit offen, ein Studium fung liegt laut Statistik der Bundesagentur für Arbeit der mittlere Lohn aufzunehmen, etwa in den Fachrichtungen Wirtschaft oder Techni- eines Orthopädietechnik-Mechanikers oder einer Orthopädietechnik- sche Orthopädie/Orthobionik (Artikel zur akademischen Ausbildung Mechanikerin monatlich bei 2.498 Euro brutto mit Stand Ende 2016. folgt in Ausgabe 1/19).
G E S E L L E N AU S B I L D U N G O S T DIE MOBILMACHER ORTHOPÄDIE-SCHUHMACHER – HANDARBEIT UND HIGHTECH AM FUSS „Mit uns läuft es! Die Mobilmacher“ – mit diesem Slogan wirbt der Der sensible Umgang mit Patienten und Kunden ist dabei eben- 1917 gegründete Zentralverband Orthopädieschuhtechnik (ZVOS) so wichtig wie die enge interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Ärz- für Nachwuchs in seinem Gesundheitshandwerk. Orthopädie- ten, Podologen, Diabetesberatern und Orthopädietechnik-Mecha- Schuhmacher fertigen Hilfsmittel wie Einlagen, Fußbettungen bis nikern. Wer den Beruf erlernen will, sollte daher handwerkliches Ge- hin zu orthopädischen Maßschuhen, die an die individuellen Be- schick, technisches Grundverständnis, Interesse an medizinischen dürfnisse von gesunden oder erkrankten Menschen abgestimmt Themen und soziale Kompetenz mitbringen. Auch für kreative Men- sind. Sie sorgen für ein schmerzreduziertes bis schmerzfreies Ge- schen ist der Beruf ideal. Ein mittlerer Schulabschluss wird für die hen, Stehen und Laufen und erzielen so Mobilität für jedermann. Ausbildung empfohlen. Welche Voraussetzungen sollten Bewerber mitbringen und welche Fertigkeiten, Fähigkeiten und Kompetenzen werden während der 42 MONATE DUALE AUSBILDUNG Ausbildung erworben? Das erläutert der folgende Artikel. Orthopädie-Schuhmacher erlernen ihren Beruf in Form einer „Du- alen Ausbildung“ im Ausbildungsbetrieb und in einer der zehn Be- rufsschulen (siehe Seite 74). Sie erstreckt sich über 42 Monate und HANDWERKLICHE BEGABUNG, erfolgt zumeist blockweise, sodass Auszubildende über einen Zeit- TECHNISCHES GRUNDVERSTÄNDNIS raum von mehreren aufeinanderfolgenden Tagen oder Wochen am UND SOZIALE KOMPETENZ Stück in der Berufsschule Unterricht haben bzw. im Betrieb tätig 8 Der Beruf des Orthopädie-Schuhmachers verbindet Handwerk mit sind. Hightech und Beratungskompetenz. Moderne Laufband- und Gang- analyse, je nach Anbieter 3-, 4- oder 5D genannt, sowie Körperscan- HAND IN HAND: BETRIEBLICHE UND ner liefern eine Fülle von Analysedaten zur Haltung und zum Bewe- SCHULISCHE AUSBILDUNG gungsverhalten des Patienten. Auf Grundlage dieser Daten werden in Handarbeit die individuellen Hilfsmittel erstellt oder umgearbeitet. Derzeit gibt es nach Angaben des Zentralverbands des Deutschen Eine Fußfehlstellung wie Knick-, Senk- oder Spreizfuß kann bei- Handwerks (ZDH) 2.529 Orthopädie-Schuhmacher-Betriebe in spielsweise Überlastungen oder Reizzustände hervorrufen, die sich Deutschland. Diese Betriebe sind für die Vermittlung des praktischen – beginnend am Sprunggelenk – bis hinauf zum Knie- und Rücken Teils der Ausbildung zuständig. Welche Fertigkeiten, Kenntnisse und auswirken können. Mit Hilfe maßgefertigter orthopädischer Einla- Fähigkeiten im Detail im Betrieb erworben werden sollen, ist in der gen korrigieren Orthopädie-Schuhmacher solche Fehlstellungen „Verordnung über die Berufsausbildung zum Orthopädieschuhma- und verhindern das Risiko, dass Überlastungen oder Reizzustände cher und zur Orthopädieschuhmacherin“ des Bundesministeriums auftreten. Davon können sowohl Sportmuffel als auch Freizeit-, Brei- für Wirtschaft und Energie (BMWi) in Einvernehmen mit dem Bun- ten- oder Leistungssportler profitieren. desministerium für Bildung und Forschung (BMBF) vom 16. Juli 2015 Ein weiteres wichtiges Aufgabenfeld für Orthopädie-Schuhma- festgelegt. Der ZVOS hat daran mitgewirkt. Die Verordnung sieht cher ist die Versorgung von Folgen chronischer Erkrankungen wie eine zweiteilige Gesellenprüfung vor und legt im Ausbildungsrah- Rheuma oder Diabetes mellitus am Fuß. Laut der Deutschen Dia- menplan die Inhalte der Ausbildung bundesweit einheitlich fest. betes Gesellschaft (DDG) sind in Deutschland mehr als sechs Mil- Die Inhalte der schulischen Ausbildung wurden hingegen von lionen Menschen an Diabetes mellitus erkrankt. Pro Jahr kommen der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder (Kultusmi- nach Schätzungen der DDG etwa 300.000 Patienten hinzu. Das Di- nisterkonferenz) am 26. März 2015 beschlossen und im „Rahmen- abetische Fußsyndrom – also Empfindungsstörungen, Geschwüre lehrplan für den Ausbildungsberuf Orthopädieschuhmacherin und oder Verformungen an Füßen und/oder Unterschenkeln – kann sich Orthopädieschuhmacher“ zusammengefasst. Da jedes Bundesland infolge einer Diabeteserkrankung entwickeln. Experten von ZVOS für die Gesetzgebung des Schul-, Hochschul- und Erziehungswe- und DDG sind sich einig: Individuell angepasste Schutzschuhe für sens innerhalb seiner Landesgrenzen zuständig ist, kann es den Rah- Diabetiker können das Risiko für solche Folgeerscheinungen am Fuß menlehrplan eins zu eins übernehmen oder einen eigenen Lehrplan vermindern und so z. B. eine frühzeitige Amputation verhindern. aufstellen, der sich eng an die Vorgaben der Kultusministerkonfe- Derzeit gibt es ca. 40 000 Amputationen pro Jahr zu beklagen. Prä- renz anlehnt. vention tut not. Beide – die Ausbildungsverordnung und der Rahmenlehrplan Jenseits der Erstellung oder Anpassung von Hilfsmitteln gehört von 2015 – tragen den Veränderungen im Berufsfeld Rechnung: die Beratung der Kunden und Patienten über die Handhabung und Immer mehr Privatkunden nehmen die Leistungen von Orthopädie- Wirkungsweise der Hilfsmittel oder über vorbeugende und gesund- Schuhmachern in Anspruch und gleichzeitig sorgen die technischen heitsverbessernde Maßnahmen ebenfalls zu den Aufgaben des Be- Entwicklungen beständig für neue Materialien sowie Herstellungs- rufsfelds. und Analysetechniken.
VON ANATOMIE BIS VERKAUFSGESPRÄCH Der Ausbildungsrahmenplan des BMWi sieht berufsprofilgebende und integrative Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten vor, die im Laufe der betrieblichen Ausbildung vermittelt werden sollen. •B eurteilung von Anatomie, •A nfertigen von orthopädischen Physiologie und Pathologie der Elementen Berufsprofilgebende Stütz- und Bewegungsorgane •A nbringen von orthopädischen Fertigkeiten, •B earbeiten von Werk- Zurichtungen an Kenntnisse und und Hilfsstoffen Konfektionsschuhen Fähigkeiten • Orthopädieschuhtechnische •A nfertigen von Einlagen, Hilfsmittel anmessen Innenschuhen, Unterschenkel- und Fußorthesen sowie von •K unden und Patienten beraten Fußprothesen und betreuen •A usführen von medizinischen •E ntwickeln und Vorbereiten Fußpflegemaßnahmen von Modellen •A nmessen und Anpassen von •H erstellen und Instandsetzen konfektionierten Bandagen, 9 von orthopädischen Maßschuhen Orthesen und Hilfsmitteln zur ORTHOPÄDIE- SCHUMACHER •A nmessen und Anpassen von Kompressionsversorgung konfektionierten Schuhen •K enntnisse der Berufsbildung, •D urchführen von qualitäts- des Arbeits- und Tarifrechts, sichernden Maßnahmen der Sicherheit und des • k ommunikative Fähigkeiten Gesundheitsschutzes bei der im Beratungs- und Arbeit oder des Umweltschutzes Verkaufsgespräch Integrative •A ufbau und Organisation des • s icherer Umgang mit Ausbildungsbetriebes Kommunikationstechnik Fertigkeiten, • P lanen und Vorbereiten Kenntnisse und von Arbeitsabläufen Fähigkeiten •A nwenden fachbezogener rechtlicher Vorschriften Die Ausbilder vor Ort in den Betrieben entscheiden, welche Methoden sie für die Lehrunterweisung nutzen.
ÜBERBETRIEBLICHE LEHRLINGSUNTERWEISUNG In insgesamt 980 Unterrichtsstunden – 280 Stunden pro Ausbil- IN EINZELNEN KAMMERBEZIRKEN dungsjahr – wird der vorgesehene Stoff in fünf Handlungsfelder un- terteilt: Reparieren, Umarbeiten, Herstellen, Beraten und Verkaufen Nach Angaben des ZDH boten 2018 fünf der 53 Kammerbezirke in sowie Fußpflege. Neben den klassischen orthopädieschuhtechni- Deutschland zusätzlich eine „Überbetriebliche Lehrlingsunterwei- schen Inhalten wie Reparieren, Anpassen oder Erstellen von ortho- sung“ (ÜLU) an. Damit erhalten Auszubildende von Betrieben, die pädischen Schuhen, Maßschuhen, Einlagen, Bettungen oder Orthe- aufgrund ihrer Struktur nicht in der Lage sind, alle Ausbildungsin- sen nimmt die Beratung der Kunden und der Verkauf von Hilfsmit- halte anzubieten und immer die neuesten Technologien einzube- teln einen großen Raum im Rahmenlehrplan ein. Insbesondere für ziehen, den gleichen Wissensstand wie ihre Kollegen in großen, alle Beratung und Verkauf sieht der Plan das Erlernen fremdsprachiger Bereiche umfassenden Betrieben. Stehen ÜLUs im Kammerbezirk und interkultureller Kompetenzen vor. Die Berufsschulen sollen zu- zur Verfügung, ist ihr Besuch für Auszubildende Pflicht und ein Zu- dem anatomische, pathologische, physiologische, biomechanische lassungskriterium für die Gesellenprüfung. Die für den jeweiligen und mathematische Inhalte vermitteln. Im ersten Lehrjahr ist daher aus Ausbildungsbetrieb zuständige Handwerkskammer gibt Auskunft, Sicht der Kultusministerkonferenz eine gemeinsame Beschulung mit ob für den Jahrgang eine ÜLU geplant ist. Auszubildenden des Bereichs Orthopädietechnik-Mechanik möglich. Denn laut Rahmenlehrplan sollen auch die angehenden Orthopädie- Schuhmacher Vorkenntnisse im Schaft- und Prothesenbau erwerben. ARBEITSAUFGABEN SELBSTSTÄNDIG PLANEN, DURCHFÜHREN UND BEURTEILEN ÜBERBETRIEBLICHE LEHRLINGSUNTERWEISUNG: Auch für den Rahmenlehrplan gibt es keine Vorgaben zur Methodik FÜNF THEMEN – FÜNF KURSWOCHEN des Unterrichts. Er baut laut Kultusministerkonferenz auf dem Niveau des Hauptschulabschlusses auf und fasst die Mindestanforderungen Im Jahr 2018 boten einige Handwerkskammern in Deutschland zu- für den Abschluss der Ausbildung als Orthopädie-Schuhmacher zu- sätzlich zur betrieblichen und schulischen Ausbildung in ihren pro- sammen. Der Bildungsauftrag der Berufsschulen lautet: Vermittlung duktionsunabhängigen Werkstätten überbetriebliche Lehrlingsun- von berufsbezogenen und berufsübergreifenden Handlungskom- terweisungen an. Damit soll ein breites, einheitliches Ausbildungs- petenzen, damit die Auszubildenden ihre Arbeitsaufgaben selbst- niveau unabhängig von der Spezialisierung oder den Bedingungen ständig planen, durchführen und beurteilen können. des einzelnen Ausbildungsbetriebs erzielt werden. Für die ÜLUs gilt ein Lehrunterweisungsplan, der vom Heinz-Piest-Institut für Hand- werkstechnik an der Leibniz Universität Hannover in Abstimmung 10 mit dem Zentralverband Orthopädieschuhtechnik (ZVOS) erarbeitet wurde. Der Lehrunterweisungsplan für Orthopädie-Schuhmacher Moderne Laufanalyse. vom August 2016 sieht fünf Themenbereiche vor: 1) Orthopädi- sche Schuhzurichtung, Einlagen in Sonderfertigung, Materialverar- beitung und Abformtechniken; 2), diabetesadaptierte Fußbettung, Druckmessung und Versorgung mit konfektionierten Therapieschu- Pressen hen; 3) Leisten- und Schaftherstellung; 4) Fußorthesen, Kompressi- einer Bettung. ons- und Bandagenversorgung, Fußpflege; 5) Moderne Analysever- fahren, Propriozeption und Sensomotorik, Marketing. Pro Thema ist eine Kurswoche angesetzt. GESELLENPRÜFUNG IN ZWEI SCHRITTEN Die Ausbildungsverordnung sieht eine zweiteilige Gesellenprüfung vor. Nach 18 Monaten Ausbildung werden die bis dahin erworbenen Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten abschließend geprüft. Aus- zubildende haben maximal sieben Stunden Zeit, um im Prüfungs- bereich „Planen und Anfertigen von orthopädischen Schuhzurich- tungen“ zwei Arbeitsproben zu erstellen. Zusätzlich müssen sie in höchstens 90 Minuten schriftliche Aufgaben beantworten. Der Zuschneiden des zweite Teil der Gesellenprüfung findet am Ende der 42 Monate in Materials zur An- vier Bereichen statt. Er umfasst ein maximal 15-minütiges Beratungs- fertigung eines gespräch in Form eines Rollenspiels sowie schriftliche Prüfungen von Maßschuhs. maximal 180 Minuten im Bereich „Orthopädie-Schuhtechnik“ und von maximal 60 Minuten zum Thema „Wirtschafts- und Sozialkun- de“. Kernstück des zweiten Teils der Gesellenprüfung ist der Bereich „Anfertigung von orthopädischen Hilfsmitteln“. Innerhalb von zwölf Stunden müssen die Auszubildenden ein Paar Maßschuhe anfertigen und innerhalb von weiteren vier Stunden eine Sondereinlage erstel- len, die in den Schuh eingepasst wird. Durchschnittlich rund 200 Gesellen und Gesellinnen bestehen pro Jahr die Ausbildung zum Orthopädie-Schuhmacher bzw. zur Or- thopädie-Schuhmacherin. Der Anteil der Frauen ist in den letzten Jahren von einem Drittel auf knapp 40 Prozent gestiegen. Fotos [3]: ZVOS
NEUVERTRÄGE UND ABSCHLUSSPRÜFUNGEN INNERHALB EINES AUSBILDUNGSJAHRES (1.8. bis 31.7. des Folgejahres) Jahr Neuverträge Gesellenprüfung 350 bestanden 37% 2017 254 = 159 95 = männlich = weiblich 272 2016 198 = 121 77 39% 351 34% 2015 227 = 149 78 351 2014 215 = 143 72 33% Anzahl Quelle: ZDH 11 … 200 300 400 500 600 GROSSE SPANNBREITE BEI VERGÜTUNG Entfernung ein Umzug in eine eigene Wohnung nötig ist, können Auszubildende bei der Bundesagentur für Arbeit (BA) die soge- UND UNKOSTEN nannte Berufsausbildungshilfe (BAB) beantragen. In die Berech- Die Ausbildungskosten für Lernmaterialien und für Fahrten zum Be- nung der BAB fließen die individuellen Lebensunterhaltskosten trieb bzw. zur Berufsschule variieren stark. In einigen Bundesländern wie Miete, Fahrtkosten oder Arbeitskleidung, aber auch das Ein- werden die Kosten für Lehrbücher komplett von der öffentlichen kommen des Auszubildenden, seiner Eltern oder des Lebenspart- Hand übernommen, in anderen müssen sich Auszubildende an ei- ners mit ein. nem Teil der Kosten beteiligen. Je nach Entfernung zwischen der el- terlichen Wohnung und dem Betrieb bzw. der Berufsschule können DEMOGRAFISCHER WANDEL SORGT FÜR hohe Fahrtkosten entstehen, sodass ein Umzug in die eigenen vier VOLLBESCHÄFTIGUNG Wände sinnvoll sein kann. Ähnlich variabel gestaltet sich die Vergü- tung je nach Bundesland. Zwei Beispiele: Laut Tarifregister des Minis- Der demografische Wandel – der seit Jahren anhaltende Trend zu teriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein- einer Erhöhung der durchschnittlichen Lebenserwartung – wird sich Westfalen (NRW) beträgt die monatliche Ausbildungsvergütung im laut dem Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung zumindest bis ersten Ausbildungsjahr 450 Euro, im zweiten 540, im dritten bereits 2060 fortsetzen. Demnach wird die durchschnittliche Lebenserwar- 700 und im vierten und letzten Jahr 820 Euro. Im Freistaat Sachsen tung von Männern bis 2060 bis auf 84,8 Jahre und bei Frauen bis verdienen Auszubildende laut dem Landesinnungsverband für Or- auf 88,8 Jahre steigen. Dieser Trend ist nach Angaben des ZVOS ein thopädie-Schuhtechnik Sachsen mit einer monatlichen Vergütung wesentlicher Grund für die derzeitige und künftige Vollbeschäfti- von 460 Euro im ersten sowie 580 Euro im zweiten Lehrjahr mehr als gung der Orthopädie-Schuhmacher und für den hohen Bedarf an ihre Kollegen in NRW. Dafür fällt die tarifliche monatliche Vergütung Nachwuchskräften. in Sachsen im dritten Lehrjahr mit 630 und im vierten mit 740 Euro Für Orthopädie-Schuhmacher gibt es vielfache Einsatzmöglich- niedriger aus. Nach bestandener Prüfung liegt der mittlere monat- keiten. Sie finden Beschäftigung in Fachbetrieben des Orthopädie- liche Bruttolohn eines Orthopädie-Schuhmachers laut Statistik der Schuhmacher-Handwerks, in Sanitätshäusern mit einer Abteilung Bundesagentur für Arbeit bei 2.154 Euro mit Stand Ende 2016. für Orthopädie-Schuhtechnik sowie in Kliniken und Rehabilitations- einrichtungen. Weitere Berufsperspektiven ergeben sich nach Ab- BERUFSAUSBILDUNGSHILFE MÖGLICH schluss der Meisterprüfung (wir berichten in der Ausgabe 12/18) In Härtefällen, wenn etwa besonders hohe Fahrtkosten zum Be- oder bei Abschluss einer akademischen Aus- und Weiterbildung trieb und der Berufsschule entstehen oder aufgrund der großen (Ausgabe 1/19).
ORTHOPÄDIE- TECHNIKER BERUFSSCHULEN, KÖLN UMSCHULUNG BERUFSVERBÄNDE DIE DEN AUS- Berufskolleg Humboldtstraße 2 JAHRE UND INFORMATIONS- BILDUNGSGANG Abteilung Gesundheit – MÖGLICHKEITEN ANBIETEN: Orthopädietechnik-Mechaniker BAD PYRMONT Standort: INN-tegrativ gGmbH Bundesinnungsverband Gebäude Perlengraben 101 Berufsförderungswerk für Orthopädie-Technik DUALE AUSBILDUNG 50676 Köln Bad Pyrmont (BIV-OT) 3 JAHRE Tel.: 0221/221-91447 Winzenbergstraße 43 Reinoldistraße 7-9 Fax: 0221/221-91852 31812 Bad Pyrmont 44135 Dortmund BERLIN sek-perl@berufskolleg- Tel.: 05281/601-141 Tel.: 0231/557-0500 Oberstufenzentrum humboldtstr.de Fax: 05281/601-106 Fax: 0231/557-05040 Informationstechnik und www.berufskolleg- bfw-badpyrmont@inn info@biv-ot.org Medizintechnik (OSZ IMT) humboldtstr.de tegrativ.de www.biv-ot.org Haarlemerstraße 23-27 www.inn-tegrativ.de 12359 Berlin MÜNCHEN Bundesagentur für Arbeit Tel.: 030/225-027800 Berufsschule für HAMM Regensburger Straße 104 Fax: 030/225-027809 Orthopädietechnik Berufsförderungswerk Hamm 90478 Nürnberg www.oszimt.de Liebherrstraße 13 Caldenhofer Weg 225 Tel.: 0911/179-0 80538 München 59063 Hamm Fax: 0911/179-2123 ESSEN Tel.: 089/ 233-43600 Tel.: 02381/587-0 zentrale@arbeitsagentur.de Berufskolleg Mitte Fax: 089/233-43603 Fax: 02381/587-99199 www.babrechner. der Stadt Essen sekretariat@bsortho.musin.de info@bfw-hamm.de arbeitsagentur.de Schwanenkampstraße 53 www.bsortho.musin.de www.bfw-hamm.de 45127 Essen Bundesinstitut für Tel.: 0201/245-1130 POTSDAM WETTER Berufsbildung (BIBB) Fax: 0201/245-1131 Berufliche Schule Berufsförderungswerke/ Robert-Schumann-Platz 3 sekretariat@bkmitte-essen.de „Theodor Hoppe“ Berufliche Rehabilitation 53175 Bonn www.bkmitte-essen.de Steinstraße 80-84 Berufsbildungswerk Tel.: 0228/107-0 14480 Potsdam Volmarstein Fax: 0228/107-2977 FÜRSTENWALDE Tel.: 0331/6694-279 Am Grünewald 10-12 zentrale@bibb.de Europaschule Oberstufen Fax: 0331/669-4170 58300 Wetter www.bibb.de zentrum Oder-Spree info.bbw@oberlinhaus.de Tel.: 02335/639-7800 12 Palmnicken 1 https://oberlin-berufsbil- Fax: 02335/639-7790 Heinz-Piest-Institut für 15517 Fürstenwalde dung.de/themen/bbw-blog/ info@esv.de Handwerkstechnik Tel.: 03361/376-2101 informationen/berufsaus www.berufsbildungswerk- an der Leibniz Universität Fax: 03361/376-2201 bildung/orthopaedietechnik/ volmarstein.de Hannover sekretariat@osz-oder-spree.de Wilhelm-Busch-Straße 18 www.osz-oder-spree.de RECKLINGHAUSEN 30167 Hannover Max Born Berufskolleg Tel.: 0511/701-550 GOTHA Schule des Kreises Fax: 0511/701-5532 Staatliches Berufsschulzentrum Recklinghausen info@hpi-hannover.de „Hugo Mairich“ Campus Vest 3 www.hpi-hannover.de Staatliche Gewerblich- 45665 Recklinghausen Technische Berufsbildende Tel.: 02361/306-750 Ständige Konferenz der Schulen Gotha Fax: 02361/306-759650 Kultusminister der Länder Kindleber Straße 99 b info@max-born-berufskolleg.de (Kultusministerkonferenz) 99867 Gotha www.max-born- Taubenstraße 10 Tel.: 03621/33470 berufskolleg.de 10117 Berlin Fax: 03621/334740 Tel.: 030/254-18499 sekretariat@bsz-hm.de STUTTGART Fax: 030/254-18457 www.bszhm.de Kerschensteinerschule www.kmk.org Steiermärkerstraße 72 HAMBURG 70469 Stuttgart Zentralverband des Berufliche Schule Gesundheit Tel.: 0711/216-33400 Deutschen Handwerks Luftfahrt Technik Fax: 0711/216-33401 (ZDH) e. V. Gewerbeschule 15 kerschensteinerschule@ Mohrenstraße 20/21 Brekelbaums Park 10 stuttgart.de 10117 Berlin 20537 Hamburg www.kerschensteinerschule.de Tel.: 030/206-190 Tel.: 040/428-9530 Fax: 030/206-19460 Fax: 040/428-953247 USINGEN info@zdh.de bs10@hibb-hamburg.de Saalburgschule Usingen www.zdh.de www.g15.de Wilhelm-Martin- Dienstbachstraße 22 HEIDELBERG 61250 Usingen Carl-Bosch-Schule Tel.: 06081/102-10 Maria-Probst-Straße 8 Fax: 06081/133-39 69123 Heidelberg poststelle@sbs.usingen. Tel.: 06221/528-68500 schulverwaltung.hessen.de Fax: 06221/223-40 www.sbs-usingen.de sek@cbs-heidelberg.de www.cbs-heidelberg.de
ORTHOPÄDIE- SCHUHMACHER BERUFSSCHULEN, KÖLN UMSCHULUNGEN BERUFSVERBÄNDE DIE DEN AUS- Berufskolleg Humboldtstraße 2 JAHRE UND INFORMATIONS- BILDUNGSGANG Abteilung Gesundheit – MÖGLICHKEITEN ANBIETEN: Orthopädieschuhmacher BAD PYRMONT Standort: INN-tegrativ GmbH DUALE AUSBILDUNG Gebäude Perlengraben 101 Berufsförderungswerk Zentralverband 50676 Köln Bad Pyrmont Orthopädieschuhtechnik 3½ JAHRE Tel.: 0221/221-91447 Winzenbergstr. 43 (ZVOS) Fax: 0221/221-91852 31812 Bad Pyrmont Ricklinger Stadtweg 92 BERLIN sek-perl@berufskolleg- Tel.: 05281/601-141 30459 Hannover Oberstufenzentrum humboldtstr.de Fax: 05281/601-106 Tel.: 0511/543-98080 Bekleidung und Mode www.berufskolleg- bfw-badpyrmont@inn- Fax: 0511/543-98070 Kochstraße 9 humboldtstr.de tegrativ.de info@zvos.de 10969 Berlin Internet: www.bfw- www.zvos.de Tel.: 030/253-91511 Fax: 030/253-91515 LÜBECK badpyrmont.de Landesberufsschule für Bundesagentur für Arbeit info@osz-bekleidung-mode.de Orthopädie-Schuhtechnik HAMM Regensburger Straße 104 www.osz-bekleidung-mode.de Wiekstraße 5 Berufsförderungswerk Hamm 90478 Nürnberg 23570 Lübeck – Travemünde Caldenhofer Weg 225 Tel.: 0911/179-0 ESSEN Tel.: 04502/887-400 59063 Hamm Fax: 0911/179-2123 Berufskolleg Mitte der Stadt Fax: 04502/887-407 Tel.: 02381/587-0 zentrale@arbeitsagentur.de Essen service@bs-hwk-luebeck.de Fax: 02381/587-99199 www.babrechner.arbeits Schwanenkampstr. 53 www.Lbs-orthopaedie.de info@bfw-hamm.de agentur.de 45127 Essen Tel.: 0201/245-1130 www.bfw-hamm.de MÜNCHEN Bundesinstitut für Fax: 0201/245-1131 Staatliche Berufsschule für REKEN Berufsbildung (BIBB) sekretariat@bkmitte-essen.de Orthopädietechnik Benediktushof gGmbH Robert-Schumann-Platz 3 www.bkmitte-essen.de Liebherrstr. 13 Meisenweg 15 53175 Bonn 80538 München 48734 Reken Tel.: 0228/107-0 FRANKFURT AM MAIN Tel.: 089/233-43600 Tel.: 02864/889-0 Fax: 0228/107-2977 Paul-Ehrlich-Schule Fax: 089/233-43603 Fax: 02864/889-111 zentrale@bibb.de Brüningstraße 2 sekretariat@bsortho.musin.de ausbildung@benediktushof.de www.bibb.de 65929 Frankfurt am Main/ Höchst www.bsortho.musin.de www.benediktushof.de 13 Heinz-Piest-Institut für Tel.: 069/212-45506 OLSBERG ÜBERBETRIEBLICHE Handwerkstechnik an der Fax: 069/212-45765 Josefsheim gGmbH LEHRLINGSUNTER Leibniz Universität Hannover buero@paul-ehrlich- Heinrich-Sommer-Straße 13 WEISUNG (ÜLU) Wilhelm-Busch-Straße 18 schule.de 59939 Olsberg Fragen zu ÜLUs beantworten 30167 Hannover www.paul-ehrlich-schule.de Tel.: 02962/800-0 die jeweils zuständigen Hand- Tel.: 0511/701-550 Fax: 02962/800-222 werkskammern Fax: 0511/701-5532 GOTHA info@josefsheim-bigge.de Liste mit Kontaktdaten unter: info@hpi-hannover.de Staatliches Berufsschulzentrum www.josefsheim-bigge.de www.zdh.de www.hpi-hannover.de „Hugo Mairich“ Staatliche Gewerblich- STUTTGART Kultusministerkonferenz Technische Berufsbildende Kerschensteinerschule Taubenstraße 10 Schulen Gotha Steiermärker Str. 72 10117 Berlin Kindleber Straße 99b 70469 Stuttgart Tel.: 030/254-18499 99867 Gotha Tel.: 0711/216-33400 Fax: 030/254-18457 Tel.: 03621/334-70 Fax: 0711/216-33401 www.kmk.org Fax: 03621/334-740 sekretariat@bsz-hm.de kerschensteinerschule@ stuttgart.de Zentralverband des Deut- www.bszhm.de www.kerschensteinerschule.de schen Handwerks (ZDH) e.V. Mohrenstraße 20/21 HANNOVER BERUFSBILDENDE 10117 Berlin Alice-Salomon-Schule SCHULEN Tel.: 030/206-190 Berufsbildende Schule für Ge- WILHELMSHAVEN Fax: 030/206-19460 sundheit und Soziales Standort Friedenstraße info@zdh.de Herrenhäuser Straße 10 Friedenstr. 60-62 www.zdh.de 30419 Hannover Tel.: 0511/168-43868 26386 Wilhelmshaven Fax: 0511/168-41499 Tel.: 04421/164-800 zweigstelle@asbbs.de Fax: 04421/164-888 www.asbbs.de verwaltung@bbs-whv.de www.bbs-wilhelmshaven.de
MEISTERAUSBILDUNG MEISTERHAFT FÜHREN KARRIERE MIT BRIEF UND SIEGEL E igenverantwortlich Patienten mit Hilfsmitteln versorgen, eine kel über die akademischen Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten eigene Orthopädie-Werkstatt eröffnen, Versorgungsverträge in beiden Bereichen, bei denen zum Teil ebenso die Möglichkeit mit Krankenkassen abschließen oder in einem großen Hand- besteht, den Meistertitel zu erlangen. werks- oder Industriebetrieb Führungsaufgaben übernehmen – für die Verwirklichung dieser beruflichen Vorstellungen ist der Meister- VIER GRÜNDE FÜR DEN MEISTERBRIEF brief unabdingbar. Einen Meisterbrief erhält, wer die Meisterprü- Den Rahmen für eine Ausbildung zum Orthopädietechniker-Meis- fung bestanden hat. Wessen Abschluss von dem jeweiligen Meis- ter und zum Orthopädieschuhmacher-Meister legt das Gesetz zur terprüfungsausschuss als gleichwertig anerkannt wurde, kann sich Ordnung des Handwerks – besser bekannt unter dem Kurzbegriff ebenfalls als Unternehmer in die Handwerksrolle eintragen lassen. Handwerksordnung (HwO) – fest. Demnach zählen beide Gewer- Der folgende Artikel beschreibt den Weg über Meisterlehrgänge ke zu den „zulassungspflichtigen“ Handwerken. Wer einen Betrieb und -prüfung vom Orthopädietechnik-Mechaniker zum Orthopä- gründen will, muss einen Eintrag in der Handwerksrolle beantragen. dietechniker-Meister sowie vom Orthopädie-Schuhmacher zum Or- Dafür muss der Bewerber seine Qualifikation in Form eines Meis- thopädieschuhmacher-Meister. In der Januarausgabe folgt ein Arti- terbriefes für das entsprechende Handwerk nachweisen. Mit dem DIE MEISTERAUSBILDUNG GLIEDERT SICH IN VIER THEMEN 14 Was sich genau jeweils hinter Teil I und Teil II verbirgt, definieren die Verordnung über das Berufsbild und über die Prüfungs- anforderungen im praktischen und im fach Teil I theoretischen Teil der Meisterprüfung für Praktisches dasOrthopädiemechaniker- und Bandagis- Fachwissen ten-Handwerk (Orthopädiemechaniker- und Bandagistenmeisterverordnung – Orth- MEISTER BandMstrV) aus dem Jahre 1994 sowie die Teil II Verordnung über das Meisterprüfungsberufs- Theoretisches bild und über die Prüfungsanforderungen Fachwissen in den Teilen I und II der Meisterprüfung im Orthopädieschuhmacher-Handwerk (Orthopädieschuhmachermeisterverordnung – OrthSchMstrV) von 2008. Teil IV Berufs- und Arbeitspädagogik Die Inhalte von Teil III und IV sind in der Teil III Verordnung über die Meisterprüfung in den Betriebswirtschaft, Teilen III und IV im Handwerk und in hand- werksähnlichen Gewerben (Allgemeine Meis- Buchführung terprüfungsverordnung – AMVO) aus dem und Recht Jahre 2011 festgelegt.
VIER GRÜNDE FÜR DEN MEISTERBRIEF • Erfüllung der fachlichen • Voraussetzung Anforderung zum Erhalt für die Gründung einer Präqualifizierung für eines Betriebes MEISTER das konkrete Arbeitsfeld des jeweiligen Handwerks BRIEF • Befähigung, Lehrlinge • Qualifikation für ordnungsgemäß Führungsaufgaben in ausbilden zu können Industrieunternehmen und dürfen 15 Meisterbrief ist nicht nur die Gründung eines eigenständigen Be- zelnen Kammerbezirke errichtet werden und ihren Sitz als staat- triebes möglich. Wer einen Meisterbrief vorlegen kann, erfüllt auch liche Prüfungsstelle an der jeweiligen Handwerkskammer haben. die fachlichen Anforderungen, um eine Präqualifizierung – die soge- In Ausnahmefällen errichtet die oberste Landesbehörde Meister- nannte vorwettbewerblichen Eignungsprüfung – für das konkrete prüfungsausschüsse über die Kammerbezirksgrenzen hinaus oder Arbeitsfeld seines Handwerks zu erhalten. Die Präqualifizierung ist mehrere oberste Landesbehörden einigen sich länderübergreifend wiederum wichtig, weil Krankenkassenverträge die Hilfsmittelver- über einen Prüfungsausschuss. Die Mitglieder der Meisterprü- sorgung von Patienten sicherstellen und nur Verträge mit Vertrags- fungsausschüsse repräsentieren die verschiedenen in der Prüfung partnern abgeschlossen werden dürfen, die „die Voraussetzungen abverlangten fachlichen und betriebswirtschaftlichen Kompeten- für eine ausreichende, zweckmäßige und funktionsgerechte Her- zen. Den Vorsitz übernimmt ein Nichtangehöriger des zu prüfen- stellung, Abgabe und Anpassung von Hilfsmitteln erfüllen“, wie es den Handwerks. in § 126 Absatz 1 des Sozialgesetzbuches V heißt. Nicht zuletzt Die Handwerksordnung regelt in Paragraph 49, wer zu einer befähigt der Meisterbrief, Lehrlinge ordnungsgemäß ausbilden zu Meisterprüfung zugelassen wird. Demnach können nicht nur Or- können und dürfen. thopädietechnik-Mechaniker eine Meisterprüfung ablegen, son- Wer nicht das Risiko eines eigenen Unternehmens tragen will, dern auch Gesellen verwandter zulassungspflichtiger Handwerke sondern lieber in einem bestehenden Handwerksbetrieb oder In- oder entsprechender anerkannter Ausbildungsberufe sowie Absol- dustrieunternehmen Führungsaufgaben übernehmen möchte, be- venten von Fachschulen. Diese müssen ihre Berufserfahrung in dem sitzt mit einem Meisterbrief ebenfalls beste Voraussetzungen dafür. zu prüfenden Gewerk nachweisen. Denn die Meisterausbildung beschränkt sich nicht auf die Vermitt- Ob eines dieser Kriterien bei den jeweiligen Meisterprüfungs- lung von Fachwissen im Bereich der Orthopädie-Technik und Or- kandidaten zutrifft, überprüft der Vorsitzende des jeweiligen Meis- thopädie-Schuhtechnik. Sie beinhaltet zudem betriebswirtschaftli- terprüfungsausschusses nach der Anmeldung. Lässt der Vorsitzende che Kenntnisse, die für Führungsaufgaben als Inhaber oder Manager den Kandidaten nicht zu, entscheidet der Prüfungsausschuss über eines Betriebs gleichermaßen unverzichtbar sind. den Fall. MEISTERPRÜFUNGSAUSSCHÜSSE ZUSTÄNDIG VOM GESELLEN ZUM MEISTER Die HwO (Paragraphen 45 bis 51) legt zudem die Meisterprüfungs- Vier Prüfungsgebiete voraussetzungen und -bedingungen für das zulassungspflichtige Die Meisterausbildung gliedert sich in vier Themen: Praktisches Handwerk fest. Zuständig für Meisterprüfungen sind nach Maß- Fachwissen (Teil I), Theoretisches Fachwissen (Teil II), Betriebs- gabe der Handwerksordnung die fünfköpfigen Meisterprüfungs- wirtschaft, Buchführung und Recht (Teil III) und Berufs- und Ar- ausschüsse, die im Regelfall von der Handwerkskammer der ein- beitspädagogik (Teil IV). Stand: Oktober 2018
VOM ORTHOPÄDIETECHNIK-MECHANIKER ZUM ORTHOPÄDIETECHNIKER-MEISTER Von Arbeitsprobe bis Technisches Zeichnen MEISTERPRÜFUNG TEIL I c. Beseitigen von Passform- oder Aufbaufehlern an Prothesen oder Orthesen Im ersten Teil der Prüfung weist der Prüfling sein praktisches d. Justieren einer Beinprothese Wissen nach, indem er eine Meisterprüfungsarbeit und Arbeits- e. Versorgung eines Patienten mit einem Rollstuhl oder einem proben erstellt. anderen Rehabilitationsmittel 2.2) Erarbeitung einer korrigierenden oder bettenden Versor- 1) Anfertigung einer Meisterprüfungsarbeit innerhalb von gung eines insuffizienten oder fehlgebildeten Fußes und max. 18 Tagen in drei Schritten: eine Arbeitsprobe aus den folgenden Aufgaben: a. Vorlegen der Entwürfe für eine Prothese und eine Orthese a. Anfertigung und Anprobe einer Bandage, insbesondere bei inklusive therapeutischer Begründung und Krankheitsbe Adipositas oder schwerem Bauchwandbruch oder schreibung sowie Vorkalkulation für die Genehmigung durch b. Anfertigung u. Anprobe einer Lumbosakralorthese o. -bandage Kostenträger b. Genehmigt der Meisterprüfungsausschuss die vorgelegten Der Prüfungsausschuss achtet bei der Vorlage der Arbeitsproben Entwürfe: Vorlage der Werkszeichnungen mit den erforderli- vor allem auf die Fertigkeiten und Kenntnisse, die die Prüflingemit chen Maßangaben der Meisterprüfungsarbeit nur unzureichend nachweisen konnten. c. Umsetzung der Entwürfe und Vorführung der Orthese und Prothese am jeweiligen Patienten vor dem Prüfungsausschuss MEISTERPRÜFUNG TEIL II 2) Anfertigung einer Arbeitsprobe, bestehend aus vier Im Mittelpunkt des zweiten Teils der Meisterprüfung stehen die Arbeiten innerhalb von maximal elf Stunden fachtheoretischen Kennnisse in den Bereichen: 2.1) Drei Arbeitsproben aus den folgenden Aufgaben: a. technische Mathematik, b. technisches Zeichnen a. Herstellen eines Gipsmodells für Prothesen, Orthesen oder c. Fachtechnologie, d. Werkstoffkunde, e. Kalkulation Sitz- und Lagerungsschalen b. Maßnehmen für Kompressionsstrümpfe, Bandagen oder Die Prüfung erfolgt in zwei Schritten: Leibbinden a. schriftlich (max. zwölf Stunden) , b. mündlich (max. 30 Minuten) 16 VOM ORTHOPÄDIE-SCHUHMACHER ZUM ORTHOPÄDIESCHUHMACHER-MEISTER Von Auftragsabwicklung bis Versorgungsvorschlag MEISTERPRÜFUNG TEIL I 2.1) Durchführung einer fußpflegerischen Maßnahme 2.2) Durchführung einer der drei folgenden Aufgaben: Der erste Teil der Meisterprüfung besteht aus einer Meisterprü- a. Planung, Konstruktion und Anfertigung einer Unterschenkel- fungsarbeit mit einem Fachgespräch und einer Situationsaufgabe. und Fußorthese b. Anfertigung eines Paars Sondereinlagen nach Gipsabdruck 1.1) Anfertigung einer Meisterprüfungsarbeit in Form von Pla- c. Anfertigung eines Vorfußersatzes nung, Konstruktion, Anfertigung sowie Anpassung eines Paars orthopädischer Schuhe mit Bettungs- und Korrekturelementen auf MEISTERPRÜFUNG TEIL II der Grundlage einer ärztlichen Verordnung und im Kundenauf- trag innerhalb von maximal fünf Tagen. Fertigung und Anpassung Im zweiten Teil der Meisterprüfung weist der Prüfling in vier sind zu dokumentieren. Handlungsfeldern seine Handlungskompetenz nach, indem er berufsbezogene Probleme analysiert, Lösungswege erarbeitet Zu berücksichtigen sind: a. Biomechanik, b. Lotaufbau und dokumentiert. Die Prüfungen erfolgen in jedem Handlungs- c. Bodentechnik feld schriftlich innerhalb von maximal drei Stunden. Die Planungsarbeit umfasst: a. Versorgungsvorschlag b. Konstruktionszeichnungen a. Orthopädie-Schuhtechnik: Bearbeitung einer orthopädie- c. Kalkulation schuhtechnischen Aufgabe unter Beachtung wirtschaftlicher und ökologischer Aspekte 1.2) Fachgespräch von max. 30 Minuten nach Durchführung b. Orthopädieschuhtechnische Versorgung: Umsetzung und der Meisterprüfungsarbeit mit dem Inhalt: Anwendung medizintechnischer Grundlagen bei der ortho a. Aufzeigen der fachlichen Zusammenhänge des Projektes pädieschuhtechnischen Versorgung b. Begründung des Ablaufs des Meisterprüfungsprojektes c. Auftragsabwicklung: Erfolgs-, kunden- und qualitätsorientierte c. Darstellung der mit dem Projekt verbundenen berufs Planung, Kontrolle und Abschluss eines Auftragsabwicklungs- bezogenen Probleme und Lösungen prozesses unter Anwendung branchenüblicher Software d. Betriebsführung und Betriebsorganisation: Durchführung 2) Die auftragsorientierte Situationsaufgabe besteht aus einer Aufgabe im Bereich der Betriebsführung und -organisation zwei Aufgaben, die innerhalb von maximal acht Stunden unter Berücksichtigung der rechtlichen Vorschriften und unter realisiert werden sollen: Anwendung von Informations- und Kommunikationssystemen
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