AUSSEN WIRTSCHAFT LÄNDERREPORT UKRAINE
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Wo Sie uns finden und rasch erreichen… AußenwirtschaftsCenter Kiew Kontakt Vul. Kruglouniversytetska 3-5, Office 31 01024 Kiew, Ukraine T +380 44 220 35 40 E kiew@wko.at W http://wko.at/aussenwirtschaft/ua Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA 3
Inhalt Kapitel Geographie, Geschichte, Politik und Gesellschaft…Seite 9 1 Kapitel Wirtschaft im Überblick…Seite 13 2 Kapitel Wirtschaftliche Verflechtung 3 mit Österreich…Seite 19 Chancen für österreichische Kapitel Unternehmen…Seite 23 4 Geschäftsabwicklung und Kapitel Marktbearbeitung…Seite 25 5 Kapitel Steuern und Zoll…Seite 33 6 Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA 4
Rechtliche Kapitel Rahmenbedingungen…Seite 41 7 Tipps für Kapitel Geschäftsreisende…Seite 67 8 AUSSENWIRTSCHAFT Kapitel Services…Seite 73 9 AußenwirtschaftsCenter und Kapitel wichtige Adressen…Seite 79 10 Kapitel Links …Seite 91 11 Kapitel Index…Seite 93 12 Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA 5
1 Vorwort des Wirtschaftsdelegierten Die Ukraine hat seit der Unabhängigkeit eine Reihe (wirtschafts-)politischer Veränderungen durchlebt. Als ehemaliges industrielles Aushängeschild der Sowjetunion kämpft die Ukraine nach mehr als 20 Jahren Unabhängigkeit noch immer mit wirtschaftlichen, politischen und sozialen Altlasten, die 70 Jahre kommunistische Herrschaft hinterlassen haben. Die chaotischen 90er Jahre sahen eine Misswirtschaft, die den wirtschaftlichen Niedergang der aus sowjetischer Zeit stammenden Schwer- und Rüstungsindustrie noch weiter verschärften. Große Hoffnungen wurden im Jahr 2004 auf die „Orange Revolution“ gesetzt, doch die damaligen demokratischen Hoffnungsträger Viktor Yushchenko und Julia Tymoshenko konnten die Erwartungen der ukrainischen Bevölkerung nicht erfüllen. Vor diesem Hintergrund und der zunehmenden Politikverdrossenheit der Bevölkerung wurde Anfang 2010 mit Viktor Yanukovych, ein Mitglied der alten Garde, zum Präsidenten gewählt. Wirtschaftlich zeichnete sich dessen Amtszeit vor allem durch ein – insbesondere auch für ausländische Investoren – recht schwieriges Geschäftsklima aus. Die Nichtunterzeichnung des seit langem geplanten Assoziierungsabkommens mit der Europäischen Union im November 2013 löste in weiten Teilen der Bevölkerung großen Unmut aus, der schließlich zum Sturz des Präsidenten führte. Derzeit (Stand März 2014) sind für Ende Mai 2014 neue Präsidentenwahlen geplant, die auch für die weitere wirtschaftspolitische Ausrichtung des Landes von Bedeutung sein werden. Eine zusätzliche Belastung für die (wirtschafts-)politische Stabilität der Ukraine besteht durch die derzeitige außenpolitische Problematik mit Russland in Bezug auf die Krim. Grundsätzlich stellt die Ukraine als flächenmäßig zweitgrößtes Land Europas mit über 40 Mio. Einwohnern einen sehr interessanten und geografisch naheliegenden Zielmarkt dar. Das Land verfügt über eine umfangreiche – wenn auch teilweise sehr veraltete – industrielle Basis sowie gute natürliche Voraussetzungen für die Landwirtschaft. Zusätzlich verfügt die Ukraine über eine Bevölkerung mit relativ hohem Bildungsniveau. Allerdings haben die Misswirtschaft der vergangenen Jahrzehnte und schwierige administrativ-bürokratische Strukturen Spuren im Wirtschaftsgefüge hinterlassen. So zählt die Ukraine derzeit zu den ärmsten Ländern Europas. Das ukrainische Bruttoinlandsprodukt ist im Jahr 2013 in etwa unverändert geblieben, allerdings gingen die ukrainischen Exporte und auch die industrielle Produktion im Jahr 2013 stark zurück. Das bilaterale Handelsvolumen zwischen der Ukraine und Österreich betrug 2013 ca. 1.350 Mio. EUR. Erfreulich war, dass es trotz der äußerst angespannten ukrainischen Wirtschaftssituation im Jahr 2013 einen leichten Anstieg der österreichischen Exporte gab. Die österreichischen Ausfuhren in die Ukraine bestehen insbesondere aus Maschinen (z.B. für die Nahrungsmittelindustrie und den Agrarbereich), Papier/Pappe und Pharmazeutika. Grundsätzlich bestehen in der Ukraine auch gute Projektchancen aufgrund des massiven Aufholbedarfs in der Landwirtschaft, in der Industrie, bei der Infrastruktur und im Dienstleistungssektor. Des weiteren ist die Ukraine aufgrund des großen Binnenmarkts auch ein interessanter Investitionsstandort, der in den letzten Jahren allerdings sehr darunter litt, dass ausländische Investoren ein schwieriges Geschäftsklima vorfanden. Unter den ausländischen Direktinvestoren liegt Österreich derzeit an 5. Stelle, wobei das österreichische Investitionsengagement neben dem Finanzsektor insbesondere auch diverse Industriesparten betrifft. Zur Geschäftsabwicklung in der Ukraine ist zu sagen, dass komplizierte Regelungen im Steuer- und Zollbereich eine genaue Vorbereitung bei der Abwicklung von Geschäften erfordern. Besondere Vorsicht gilt auch bei der Auswahl von Geschäftspartnern. Haben Sie den Markteintritt aber erst einmal erfolgreich bewältigt, erwartet Sie ein Land mit Potenzial und Möglichkeiten, das zumindest längerfristig eine positive Perspektive bieten kann. Es gibt auch bereits jetzt eine Reihe österreichischer Erfolgsbeispiele am ukrainischen Markt. Dr. Hermann Ortner Wirtschaftsdelegierter für die Ukraine AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA 6
1 Kapitel 1 Geographie, Geschichte, Politik und Gesellschaft In diesem Kapitel erfahren Sie mehr über… ■ Key facts ■ Historischer Überblick ■ Bevölkerung ■ Landes- und Geschäftssprachen ■ Politisches System ■ Abkommen mit Österreich ■ Mitgliedschaft in internationalen Organisationen Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA 8
1 1. Geographie, Geschichte, Politik und Gesellschaft Key facts Staatsform Präsidial-parlamentarische Republik Fläche 603.700 km2 Bevölkerung 45,4 Mio. (inkl. Krim) Städte Kiew (Hauptstadt) 3,0 Mio. Donetsk 1,6 Mio. Kharkiv 1,6 Mio. Dnipropetrovsk 1,4 Mio. Odessa 1,1 Mio. Klima Kontinentales Klima Subtropisches Klima an der Südküste der Krim Währung Ukrainische Hryvnia (UAH) Historischer Überblick Ab dem 8. Jahrhundert befuhren schwedische Wikinger die osteuropäischen Flüsse und vermischten sich mit der slawischen Mehrheitsbevölkerung. Diese, auch Rus genannten, Siedler gründeten später den ersten ostslawischen Staat, mit seinem Zentrum in Kiew. Die Ukraine stand während ihrer gesamten Geschichte immer an der Grenze zwischen Ost und West, zwischen den polnischen Fürsten und dem russischen Zarenreich. Die Bedeutung des Namens Ukraine ist umstritten. Der Begriff Ukrajina wurde erstmals 1187 in einer Chronik für die südwestlichen Gebiete des Kiewer Reiches, später für das galizisch-wolhynische Gebiet verwendet. In historischen Liedern und volkstümlichen Balladen hat das Wort Ukrajina dabei die Bedeutung „Land“ oder „Erde“, wobei auch weiterhin oft die Bedeutung „am Rande“ oder „Grenzland“ als Interpretation anzutreffen ist, wobei die zweite Definition von ukrainischen Historikern jedoch zum Teil als imperialistische Deutung klassifiziert wird. Die Habsburger herrschten von Ende des 18. Jahrhunderts bis 1918 über weite Teile der Westukraine. Die Ukraine wurde bei der Gründung der Sowjetunion zur Ukrainischen Sozialistischen Sowjetrepublik. Während des 2. Weltkrieges stand der Großteil des Landes unter deutscher Zivilverwaltung, danach war die Ukraine wieder Sowjetrepublik. Mit dem Zerfall der Sowjetunion erlangte die Ukraine 1991 die Unabhängigkeit, doch erst mit der Orangen Revolution von 2004 erreichte die Bevölkerung weitgehend demokratische Grundrechte. Bevölkerung Ukrainer 77,8% Russen 17,3% Rumänen, Tataren, Weißrussen, Bulgaren, Magyaren, Polen, Armenier alle
1 Politisches System Präsidiale Republik mit Einkammerparlament. Die Verfassung teilt die Befugnisse zwischen Präsident, Ministerkabinett und Parlament auf. Parlamentswahlen finden alle vier Jahre (zuletzt im Herbst 2012), Präsidentenwahlen alle fünf Jahre (die nächsten sind für Mai 2014 geplant) statt. Mit dem Entscheid des Verfassungsgerichtshofes vom 1. Oktober 2010 wurden die Befugnisse des Präsidenten erheblich erweitert. Dies wurde aber im Februar 2014 auf Grund der politischen Ereignisse wieder zurückgenommen und die Verfassung von 2004 eingesetzt. Abkommen mit Österreich Doppelbesteuerungsabkommen BGBl III 113/1999 (2000) Abkommen über die Zusammenarbeit bei der Bekämpfung des illegalen Suchtgifthandels und der organisierten Kriminalität (1992) Abkommen über die bilateralen Handels- u. Wirtschaftsbeziehungen (1993) Luftverkehrsabkommen (1994) Abkommen über die grenzüberschreitende Beförderung von Gütern (1997) Abkommen über die Förderung und den gegenseitigen Schutz von Investitionen (seit 1997) Abkommen über Informationsaustausch und Zusammenarbeit auf dem Gebiete der nuklearen Sicherheit und des Strahlenschutzes (seit 1998) Protokoll über die Zusammenarbeit auf dem Gebiete des Archivwesens (1999) Vereinbarung über die Beförderung von Personen im grenzüberschreitenden Kraftfahrlinienverkehr (2000) Abkommen über die Zusammenarbeit bei den freiwilligen Leistungen der Republik Österreich an ehemalige Sklaven- und Zwangsarbeiter des nationalsozialistischen Regimes (2000) Abkommen zwischen über Amtshilfe und gegenseitige Zusammenarbeit in Zollsachen (2001) Vereinbarung über die internationale Beförderung von Personen im nichtlinienmäßigen Verkehr auf der Straße samt Memorandum (2002) Abkommen über die Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Wissenschaft und Technik (2003) Mitgliedschaft in internationalen Organisationen World Trade Organisation (WTO), Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS), Vereinte Nationen, Weltbank, Internationaler Währungsfonds (IWF), Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD), Europarat, Internationale Atomenergieorganisation (IAEO), UNESCO, OSZE, WHO, Interpol, Internationales Rotes Kreuz. Verhandlungen über Assoziationsabkommen inkl. Freihandelsabkommen mit der EU, Mitglied der östlichen Partnerschaft der EU, Kooperationen mit OECD und NATO. Ein Flashlight auf den politischen und wirtschaftlichen Status quo bietet Ihnen kurz und prägnant das Länderprofil. Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA 10
2 Kapitel 2 Wirtschaft im Überblick In diesem Kapitel erfahren Sie mehr über… ■ Wirtschaftsdaten ■ Außenhandel Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA 12
2 2. Wirtschaft im Überblick Kurze Charakteristik Die ukrainische Wirtschaft ist noch immer stark vom Erbe der Sowjetunion geprägt. Als Grundpfeiler gelten die Eisen- und Stahlindustrie, der Bergbau und die chemische Industrie sowie die Land- und Forstwirtschaft. Der Maschinen- und Anlagenbau und die Rüstungsindustrie haben nach dem Zerfall der Sowjetunion schwer gelitten und kommen erst allmählich wieder in Schwung. Wirtschaftslage und Perspektiven Die globale Finanz- und Wirtschaftkrise der Jahre 2008-2009 hat die ukrainische Wirtschaft besonders stark getroffen. Nach sieben Jahren mit hohen Wachstumsraten fuhr die ukrainische Wirtschaft 2009 mit vollem Tempo gegen die Wand und das BIP schrumpfte um 14,8 %. Nur durch die massive Hilfe des Internationalen Währungsfonds konnte ein Staatsbankrott abgewendet werden. 2010 und 2011 sah man eine Erholung mit einem Wachstum von 4,1 % bzw. 5,2 %. Dieser Trend hat sich leider nicht fortgesetzt und für 2012 ist eine BIP-Stagnation (+0,2 %) eingetreten. Die ukrainische Wirtschaftsentwicklung ist auf Grund ihrer Exportorientierung stark vom Verlauf der Weltkonjunktur und dem Zugang der Ukraine zu internationalen Finanzierungen abhängig. Die Staatsfinanzen sind durch die Ausgaben für die EURO 2012, die hohen Gaspreise und erhöhte Sozialausgaben im Vorfeld der Parlamentswahlen 2012 extrem angespannt. Die politischen Umwälzungen im zweiten Halbjahr 2013/Frühjahr 2014 haben die Lage weiter verschärft. Weitere Finanzpacket von Seiten des IWF, der EU, USA und anderen Staaten sind in Aussicht gestellt. 2.1 Wirtschaftsdaten Ukraine Markt (BIP, Stabilität, makroökonomische Daten) Das nominelle Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner in der Ukraine zählt zu den niedrigsten in Europa. Der Aufholprozess nach dem Einbruch durch die Wirtschaftskrise im Jahr 2009 war bis 2012 von hohen Wachstumsraten und damit einhergehender Inflation gekennzeichnet. Nicht zuletzt konnte die Lage durch IWF-Kredite nach der Wirtschaftskrise stabilisiert und eine allmähliche Erholung eingeleitet werden. 2012 ist diese Erholung auf Grund externer und interner Faktoren jedoch ins Stocken geraten. Die politischen Umwälzungen im zweiten Halbjahr 2013/Frühjahr 2014 haben die wirtschaftliche Lage der Ukraine weiter verschärft und die nächsten Monate werden für die weitere Entwicklung der Ukraine wirtschaftspolitisch ausschlaggebend sein, wobei die Prognosen für das Jahr 2014 zur Zeit eher pessimistisch sind. 24,0% 24,0% 8.000 10,0% 12,3% 8,8% 14,0% 9,1% 14,0% 4,6% 8,1% 4,2% 0,5% 7,9% 7,8% 8,0% 4,0% -0,2% 4,0% 6.000 8,0% 5,2% 0,0% 0,2% 6.708 2009 2010 2011 2012 2013 6.331 7.404 7.486 -6,0% -6,0% 7.233 -14,8% -16,0% -16,0% 4.000 6,0% 2009 2010 2011 2012 2013 Inflationsrate BIP Wachstum real BIP / Kopf USD Kaufkraftparität Arbeitslosigkeit in % (ILO) Quelle: Ukrainisches Statistisches Amt, Economist Intelligence Unit Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA 13
2 25% 14,00 160,00 100,00 11,44 11,40 10,66 10,54 10,60 12,00 140,00 20% 80,00 120,00 10,00 15% 100,00 60,00 7,99 7,96 7,99 7,99 7,99 8,00 80,00 10% 6,00 34,58 31,79 60,00 40,00 26,51 24,50 4,00 20,40 5% 40,00 2,00 20,00 20,9% 15,9% 15,9% 18,4% 16,6% 20,00 104,38 124,96 135,29 135,07 137,34 0% 0,00 0,00 0,00 2009 2010 2011 2012 2013 2009 2010 2011 2012 2013 Kreditzinsen UAH/EUR Jahresende Auslandserschuldung in Mrd. USD UAH/USD Jahresende Währungsreserven in Mrd. USD Quelle: Economist Intelligence Unit (EIU) Bedeutende Wirtschaftssektoren Die ukrainische Wirtschaft steht nur auf wenigen Standbeinen mit einer starken Roh- stoffindustrie (Erze, Kohle und Stahl) und einem ausgeprägtem Agrarsektor. Der Dienstleistungssektor wurde von der Krise hart getroffen und verlor in den letzten Jahren an relativer Bedeutung, was auf ein vor allem exportgetriebenes Wachstum hindeutet. Es ist auch zu vermuten, dass aufgrund des Wirtschaftsklimas zunehmend wesentliche Teile des Tertiären Sektors der Schattenwirtschaft zuzuordnen sind und somit nicht erfasst werden. Im Dienstleistungssektor ist vor allem der IT-Sektor hervorzuheben, der in der Ukraine mittlerweile sehr stark ist und auch Steuererleichterungen bietet, da die Regierung die Entwicklung des IT- Sektors weiter vorantreiben will. 100,0% 90,0% 80,0% 70,0% 60,8% 58,7% 61,1% 60,0% 50,0% 40,0% 30,0% 30,5% 31,7% 29,7% 20,0% 10,0% 9,6% 8,7% 9,2% 0,0% 2010 2011 2012 Primär Sekundär Tertiär Quelle: Ukrstat, eigene Berechnung Investitionen (allgemeine, öffentliche etc.) Im Vergleich zu anderen osteuropäischen Ländern konnte die Ukraine seit der Unabhängigkeit nur relativ wenig ausländische Direktinvestitionen anziehen. Die heimischen Unternehmen sind, bis auf die großen Industriebetriebe, alle sehr finanzschwach. Das Land ist somit meist auf internationale Geldgeber angewiesen. Die kumulierten ausländischen Direktinvestitionen betragen mit 31.12.2013 58,15 Mrd. USD. Davon entfallen 19,04 Mrd. USD auf Zypern und an zweiter Stelle findet sich Deutschland mit 6,29 Mrd. USD. Österreichische Direktinvestitionen belaufen sich auf 3,26 Mrd. USD, womit Österreich den fünften Platz einnimmt. Öffentliche Investitionen wurden vor allem im Vorfeld der EURO 2012 getätigt, seither sind aber auf Grund der angespannten Budgetlage die öffentlichen Investitionen rückläufig. Auch die öffentliche Nachfrage ist im Jahr 2013 real zurückgegangen. Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA 14
2 Arbeitsmarkt (Arbeitskräfte, Arbeitslosigkeit, Ausbildung, etc.) Das ukrainische Arbeitsrecht ist zwar relativ liberal, d.h. es können viele Dinge zwischen dem Arbeitgeber und dem Arbeitnehmer geregelt werden, die allgemeinen Bestimmungen sind aber häufig zu Gunsten der Arbeitnehmer. Das Ausbildungsniveau ist generell gut, Schlüssel zum Erfolg ist unter anderem die Mitarbeitermotivation. Die offizielle Arbeitslosenzahl erfasst nur jene, die Unterstützung vom Staat beziehen und ist immer niedriger als die tatsächliche Arbeitslosenrate. Arbeitskosten, Lohnniveau Die Lohnkosten in der Industrie in der Ukraine sind weiterhin niedrig. In den Boomzeiten war jedoch der Mangel an gut ausgebildeten Führungskräften nach westlichem Standard erkennbar. Lokales Führungspersonal mit Englisch- oder sogar Deutschkenntnissen kostete am Höhepunkt des Booms in Kiew mitunter mehr als in Österreich. Die Krise brachte auch diese Blase zum Platzen, es ist aber bei einer fortgesetzten wirtschaftlichen Erholung mit einem erneuten Anstieg bei den Lohnkosten zu rechnen. Einen schnellen Überblick über die wirtschaftliche Lage finden Sie im UPDATE. Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA 15
2 2.2 Außenhandel Überblick (Mrd. USD) 2013 2012 2011 Einfuhr Ausfuhr Einfuhr Ausfuhr Einfuhr Ausfuhr 76,9 63,3 84,6 68,8 83,2 69,4 Handelsbilanzsaldo 2013 -13,6 Wichtigste Einfuhrwaren Mineralprodukte 29,1%, Maschinen & Anlagen 16,2%, chemische Erzeugnisse 11%, Transportmittel, Luftfahrzeuge, Wasserfahrzeuge 7,7%, Nichtedelmetalle 6,5%, Polymerwerkstoffe 6%, Nahrungsmittel 4,2%, andere 19,3%. Wichtigste Ausfuhrwaren Nichtedelmetalle 26,7%, Pflanzenerzeugnisse 14%, Mineralprodukte 11,8%, Maschinen & Anlagen 11%, chemische Erzeugnisse 6,8%, Nahrungsmittel 5,6%, andere 24,1% Wichtigste Handelspartner (2013) Einfuhr Anteil Ausfuhr Anteil Russland 30,2 % Russland 23,8 % China 10,3 % Türkei 6,0 % Deutschland 8,8 % China 4,3 % Polen 5,3 % Ägypten 4,3 % Belarus 4,7 % Polen 4,0 % Die folgenden Grafiken geben einen Überblick über die wichtigsten Handelspartner: Einfuhr in Mrd. USD Ausfuhr in Mrd. USD 31,30 23,22 Russland 15,07 Russland China Türkei Deutschland China Polen 3,80 Ägypten 36,46 Belarus 2,72 Polen andere 2,72 7,92 andere 2,53 3,61 4,08 6,77 Quelle: Ukrstat Quelle: Ukrstat Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA 16
3 Kapitel 3 Wirtschaftliche Verflechtung mit Österreich In diesem Kapitel erfahren Sie mehr über… ■ Außenhandel ■ Wichtigste Einfuhr- und Ausfuhrwaren ■ Investitionen Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA 18
3 3. Wirtschaftliche Verflechtung mit Österreich Außenhandel Der massive Einbruch der ukrainischen Wirtschaft im Jahr 2009 hat sich auch sehr stark auf die österreichischen Exporte ausgewirkt. Mit der anziehenden Konjunktur in Österreich und dem damit einhergehenden Anstieg in der Nachfrage nach Rostoffen entwickelten sich die Importe bis 2011 wesentlich dynamischer als die Exporte. Seit 2012 ist eine Trendumkehr zu verzeichnen, die sich vor allem auf die Weltkonjunkturlage zurückführen lässt und 2013 gab es erstmals seit 2009 wieder einen Handelsbilanzüberschuss mit der Ukraine. 2013 *) 2013 *) Österr. Exporte in Veränderung zu Österr. Importe in Veränderung zu Mio. EUR Vorjahr in % Mio. EUR Vorjahr 680,7 +1 668,7 -15,1 *) vorläufige Zahlen Quelle: Statistik Austria Wichtigste österreichische Ausfuhrwaren Österreich exportiert in die Ukraine mehrheitlich hochwertige Waren wie chemische Erzeugnisse, Maschinen und andere bearbeitete Fertigwaren. Ausfuhr nach Warengruppen in Mio. EUR 600 500 117,4 122,9 125,5 400 bearbeitete Waren 208,3 168,8 300 207,5 Maschinenbauerzeugnisse und Fahrzeuge 200 chemische Erzeugnisse 226,5 243,3 100 207,9 0 2011 2012 2013 Quelle: Statistik Austria Wichtigste österreichische Einfuhrwaren Österreich importiert aus der Ukraine hauptsächlich Rohstoffe wie Erze, Holz, Eisen und Stahl, landwirtschaftliche Produkte und Schi. Fertigwaren und Maschinen werden weniger oft aus der Ukraine bezogen. Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA 19
3 Einfuhr nach Warengruppen in Mio. EUR 900 800 67,5 65,9 700 59,6 600 61,1 64,7 500 51,8 sonstige Fertigwaren 400 bearbeitete Waren 694,8 Rohstoffe 300 593,2 484,1 200 100 0 2011 2012 2013 Quelle: Statistik Austria Investitionen Österreich ist fünftgrößter Auslandsinvestor in der Ukraine und liegt damit nur knapp hinter Russland und deutlich vor anderen Wirtschaftsmächten wie z.B. Großbritannien, Frankreich oder den USA. Die österreichischen Investitionen konzentrieren sich sehr stark auf den Finanzsektor (Banken und Versicherungen), gefolgt von Bau- und Infrastrukturprojekten und der produzierenden Industrie. Insgesamt beliefen sich die Investitionen österreichsicher Unternehmen mit Ende 2013 in der Ukraine auf USD 3,26 Mrd. Während im Jahr 2011 noch USD 765 Mio. in der Ukraine investiert wurden, stagnierten die Investitionen im Jahr 2012 und 2013 war ein Rückgang von USD 3,4 Mrd. auf USD 3,26 Mrd. zu verzeichnen. Sie suchen maßgeschneiderte Marktanalysen und Außenhandelsstatistiken? Die AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA stellt sie nach Ihrem Wunsch gerne zusammen. Kontaktieren Sie hiefür den Bereich Internationale Marktanalysen. Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA 20
4 Kapitel 4 Chancen für österreichische Unternehmen In diesem Kapitel erfahren Sie mehr über… ■ Warenexport ■ Dienstleistungsexport ■ Beschaffung ■ Unternehmensgründung, Finanzierung und Beteiligungen ■ Chancen für österreichische Unternehmen Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA 22
4 4. Chancen für österreichische Unternehmen Warenexport Das Wachstum der Ukraine wird noch auf Jahrzehnte hinaus vor allem durch den sogenannten „catch up growth“ getrieben werden. Exportchancen bestehen derzeit speziell bei Investitionsgütern im privaten und öffentlichen Bereich, wie Maschinen und Anlagen, Technologien für die Energieeffizienz und erneuerbare Energien, Pharmazeutika und medizinische Geräte, Landmaschinen und Saatgut, kommunale Infrastruktur und auch im Consumer Retail Bereich. Dienstleistungsexport Die Vielzahl der anstehenden Infrastrukturprojekte erfordert vielschichtige und komplexe Ingenieurleistungen, Projektentwicklungs- und Beratertätigkeiten. Auch der Tourismus, vor allem im Winter, ist ein wichtiger Aspekt der österreichischen Dienstleistungsexporte. Weiterführende Information dazu finden Sie z.B. im Branchenreport Event-Marketing, Branchenprofil Tourismus, Sport und Freizeit und im Branchenprofil Bau und Infrastruktur des AUSSENWIRTSCHAFTSCENTER KIEW. Beschaffung (Ausschreibungen, etc.) Öffentliche Ausschreibungen waren in der Vergangenheit für ausländische Firmen praktisch nicht zugänglich. Durch das neue „Wussten Sie, dass...“ Vergabegesetz hat man sich den EU Normen angenähert und es Österreich ist mit einer sollen zukünftig faire Bedingungen für alle Firmen, unabhängig vom Gesamtsumme von über USD 3,26 Mrd. an Herkunftsland, herrschen. Wie sich das neue Gesetz in der Praxis Investitionen der fünft- bewähren wird, bleibt abzuwarten. Die Ausschreibungspflicht für grösste Auslandsinvestor sämtliche EURO 2012 Projekte wurde offiziell aus Zeitmangel in der Ukraine. An der abgeschafft. Spitze liegt Zypern, gefolgt von Deutschland, den Niederlanden und Unternehmensgründung, Finanzierung und Beteiligungen Russland. Die Unternehmensgründung funktioniert in der Ukraine verhältnismäßig unkompliziert und rasch. Bei Firmenbeteiligungen sollte man in jedem Fall darauf achten, dass man über eine bestimmende Mehrheit der Anteile verfügt. Weiterführende Informationen dazu finden Sie im Fachprofil Firmengründung und Steuern des AUSSENWIRTSCHAFTSCENTER KIEW. Chancen für österreichische Unternehmen Mit einer Teilnahme an den Veranstaltungen nehmen Sie Ihre Chancen wahr. Unter wko.at/aussenwirtschaft/ua finden Sie das aktuelle Programm und eine Reihe von Geschäftschancen in der Ukraine. Die aktuellsten Geschäftschancen (Bezugswünsche, Lieferangebote etc.) finden Sie jede Woche im kostenlosen AUSSENWIRTSCHAFT WEEKLY, dem wöchentlichen Newsletter der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA. Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA 23
5 Kapitel 5 Geschäftsabwicklung und Marktbearbeitung In diesem Kapitel erfahren Sie mehr über… ■ Liefer-, Leistungs- und Zahlungsbedingungen ■ Bank- und Finanzwesen ■ Verkehr, Transport, Logistik ■ Korruption – ein vermeidbares Übel Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA 24
5 5. Geschäftsabwicklung und Marktbearbeitung Wirtschaftspolitik Die ukrainische Wirtschaftspolitik kennzeichnet sich durch einen starken Kontrast der Worte und der Realität. Die Industrie wird von einer kleinen Gruppe von Unternehmnern kontrolliert, die eng mit dem politischen System verbunden sind. Durch gezielte Klientelpolitik ist der staatliche Einfluss auf die Wirtschaft noch immer sehr groß. Ankündigungen wie Mitglied des Klubs der G20 werden zu wollen, politisch und wirtschaftlich näher an die EU zu rücken und die Ukraine zum 5. größten Nahrungsmittelexporteur der Welt zu machen, stehen in der Praxis eine bisher eher protektionistische Wirtschaftspolitik und hohe Bürokratieerfordernisse dagegen. Die politischen Umwälzungen im Frühjahr 2014 und die nun angekündigte Unterzeichnungsbereitschaft hinsichtlich des Assoziierungsabkommens mit der EU (dessen Absage im November 2013 zu den Protesten geführt haben) können aber zu dem lang erwarteten Reformprozess führen. Mit Stand März 2014 ist es jedoch noch zu früh, um weitere Entwicklungen vorhersagen zu können. „Wussten Sie,...“ dass die Westukraine Empfohlene Vertriebswege näher zu Wien liegt als Die Marktbearbeitung erfolgt in der Ukraine nach westlichem Muster. Vorarlberg und man ab Für einen nachhaltigen Markterfolg ist ein verlässlicher und Wien mehrmals täglich unternehmerisch denkender lokaler Partner unerlässlich. nach Kiew und beinahe täglich in weniger als Regelmäßige persönliche Besuche bei Partnern und Kunden sind in zwei Stunden nach der Ukraine unbedingt notwendig und werden darüber hinaus sehr Odesa, Charkiv, Lviv geschätzt. (Lemberg), und Dnipropetrovsk fliegen Werbung kann? Als Werbemedien empfehlen sich Messen und Ausstellungen, Fachvorträge, Symposien, Seminare, Anzeigen in Zeitschriften, Fernseh- und Radiowerbung (für Konsumgüter) etc. Termine und Adressen dazu erhalten Sie bei beim AußenwirtschaftsCenter Kiew. Das AußenwirtschaftsCenter ist auch gerne bei der Platzierung einer Einschaltung behilflich. Wichtigste Zeitungen Englischsprachige Zeitungen Kyiv Post www.kyivpost.com Lviv Today www.lvivtoday.com.ua Kyiv Weekly www.kyivweekly.com Ukrainisch/Russischsprachige Zeitungen und Zeitschriften Korrespondent www.korrespondent.net Delo www.delo.ua Ukrayinska Pravda www.pravda.com.ua Business www.business.kiev.ua Halyzki Kontrakty www.gc.kiev.ua Zerkalo Nedeli www.zerkalo-nedeli.com Invest Gazeta www.investgazeta.net Glavred www.glavred.info Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA 25
5 Wichtigste Messen Die Teilnahme an Messen und Ausstellungen ist für eine erfolgreiche Marktbearbeitung empfehlenswert und bietet die Möglichkeit, in kurzer Zeit einen Eindruck der Branche zu bekommen und erste Geschäftskontakte zu knüpfen. Das AußenwirtschaftsCenter Kiew organisiert jedes Jahr Katalogausstellungen und Gruppenstände auf verschiedenen Leitmessen in der Ukraine. Einen Überblick über die Messen in der Ukraine finden Sie unter wko.at/aussenwirtschaft/ua. Veranstaltungsprogramm der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA Unsere aktuellen Veranstaltungen finden Sie unter wko.at/aussenwirtschaft/ua Normen In der Ukraine gelten verschiedenste technische Bestimmungen und staatliche Standards, oftmals noch aus Sowjetzeiten (GOST, SNIP, TU), denen die Waren der verschiedenen Bereiche entsprechen müssen. In der Ukraine bestehen umfangreiche Zertifizierungserfordernisse für zahlreiche Produktgruppen (Lebensmittel ZTP 1-24, Medizintechnik, Baumaterialien, Telekommunikation, elektronische Geräte, landwirtschaftliche Maschinen, Ölprodukte, etc.). Ob für Ihr Produkt eine Zertifizierung notwendig ist und wo diese durchgeführt wird, erfahren Sie unter Angabe der Zolltarifnummer beim AußenwirtschaftsCenter Kiew. In Österreich ist Austrian Standards die erste Adresse, wenn es um Normen und Standards geht. Durch die aktive Mitarbeit im europäischen und internationalen Netzwerk (CEN bzw. ISO) zur Normenentwicklung ist Austrian Standards das Informationszentrum für Normung. Als Serviceeinrichtung werden neben allen in Österreich gültigen ÖNORMEN und anderen Regelwerken auch internationale und ausländische Dokumente sowie eine Fülle an Fachliteratur, Nachschlagewerken, professionelle Online-Normenmanagement-Lösungen und Dienstleistungen angeboten. Auskunft zu allen Services von Austrian Standards sowie Normen aus aller Welt erhalten Sie unter T (+43 1) 213 00-300, F (+43 1) 213 00-818, E sales@austrian-standards.at, Informationen zu Seminaren und Lehrgängen bei Austrian Standards unter T 213 00-333, E seminare@austrian-standards.at; alle: 1020 Wien, Heinestraße 38, www.austrian-standards.at. Geschäftschancen auf advantageaustria.org advantageaustria.org bietet mit 200 Länderseiten für österreichische Exportunternehmen eine einmalige Plattform, um sich weltweit zu präsentieren. Die Inhalte von advantageaustria.org sind auf den Länderseiten in insgesamt 28 Sprachen abrufbar. Österreichische Firmen können wählen, in wie vielen und in welchen Ländern sie präsent sein wollen - von einem bis zu 199. Ihre Einschaltung besteht aus Firmenpräsentation (Firmenbeschreibung mit bis zu 600 Zeichen, Firmenlogo und bis zu zwei Bildern) und konkretem, länderspezifischen Geschäftswunsch (Text 400 Zeichen, Bild). Details zu diesem Angebot, Preise und das Anmeldeformular finden Sie unter wko.at/aussenwirtschaft/b2b oder kontaktieren Sie uns direkt: AUSSENWIRTSCHAFT Advantageaustria.org T 0590900-4470 E aussenwirtschaft.advantageaustria@wko.at Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA 26
5 5.1 Liefer-, Leistungs- und Zahlungsbedingungen Incoterms® sind Auslegungsregeln für die elf am häufigsten verwendeten, mit drei Buchstaben abgekürzten, Handelsklauseln. Sie sind weltweit einheitlich verwendbar und helfen dem Anwender die Errichtung internationaler Kaufverträge zu vereinfachen. Sie regeln die Pflichten für Käufer und Verkäufer im Hinblick auf Transportorganisation, Beladung, Entladung, Kosten, Versicherung und Zollabwicklung. Der wohl wichtigste Regelungsinhalt ist jedoch der Komplex des Risikoüberganges, sohin welche Vertragspartei zu welchem Zeitpunkt das Risiko des zufälligen Verlustes, der zufälligen Beschädigung oder einer sonstigen Verschlechterung der Ware zu tragen hat. Die Wahl des richtigen Incoterm® hängt u.a. von der Wahl des Transportmittels, der Zahlungskondition, dem optimalen Risikomanagement und dem tatsächlichen Umfeld eines Geschäftes ab. Verwenden Sie niemals EXW, wenn der Käufer nicht in der Lage ist, zu verladen oder die Lieferung steuerfrei in ein Drittland erfolgen soll, sehen Sie als Verkäufer von FOB ab, wenn hinter dem Vertrag ein Akkreditiv steht und verwenden Sie DDP höchstens im b2c Bereich. CPT gibt dem Verkäufer ein hohes Maß an Kontrolle über den Transport, bedeutet aber auch hohes Risiko für den Käufer, welches jedoch durch entsprechende Transportversicherungen abgefangen werden kann. Nähere Informationen darüber, welcher Incoterm® im Einzelfall zu Ihrem Geschäft passt, erhalten Sie unter http://www.icc-austria.org/de/Beratung/Vertragsgestaltung/Incoterms.htm oder telefonisch bei der ICC Austria – Internationale Handelskammer Mag. Paulus Krumpel T 01-5048300 3704, E icc@icc-austria.org W http://icc-austria.org/ Zahlungskonditionen Generell ist die Lieferung von Waren (vor allem bei Erstkontakten) auf Basis gesicherter Zahlungskonditionen (d.h. Vorauszahlung oder Akkreditiv) zu empfehlen. Durch die derzeitige schwierige wirtschaftliche Lage und mangelnder Liquidität, ist es allerdings einigen ukrainischen Unternehmen nicht möglich, Vorauszahlungen zu leisten. Bei Akkreditivgeschäften ist die Einbindung einer lokalen Niederlassung einer westlichen Bank ratsam – die Raiffeisenbank Aval und die Unicredit Bank (ehemals Bank Austria Ukraine) verfügen alle über ein dichtes Filialnetz in der Ukraine. Bei Vorauszahlung durch den ukrainischen Partner muss die Ware innerhalb 90 Tagen verkürzt die ukrainische Grenze passieren, andernfalls fällt eine Strafgebühr für den Importeur an. Früher war diese Frist 6 Monate, sie wurde jedoch im November 2012 auf unbestimmte Zeit auf 90 Tage verkürzt. Nähere Informationen dazu erhalten Sie beim AußenwirtschaftsCenter Kiew und unter wko.at/aussenwirtschaft/ua. Zur Absicherung Ihres Exportgeschäftes gibt es die Möglichkeit einer Exportkreditver- sicherung. Dafür stehen Ihnen die Kreditversicherer Atradius, OeKB Versicherung AG, Coface Austria und Prisma Kreditversicherungs-AG und – va. für Einzelgeschäfte mit Käufern in Nicht- OECD-Ländern - das staatliche Exportgarantiesystem der Oesterreichische Kontrollbank AG (OeKB) zur Verfügung Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA 27
5 Die „Österreichischer Exportfonds“ GmbH bringt exportierenden KMU Zugang zu attraktiven Finanzierungen. Genügend Mittel stehen bereit: Wachsen ihre Exporte, wächst der Exportfonds einfach mit. Rasche Abwicklung via Hausbank. Näheres: http://www.exportfonds.at Für die Unterstützung Ihrer Auslandsinvestitionen können Ihnen die OeKB und die Austria Wirtschaftsservice GmbH Haftungen, Risikoabsicherungen und Finanzierungen bieten. Finanzierung und konzessionelle Kredite (Soft Loans): Neben der Exportfinanzierung zu kommerziellen Konditionen kann die österreichische Exportwirtschaft die Refinanzierung zu Soft Loan-Konditionen nutzen. Soft Loan-Finanzierungen stehen unter bestimmten Voraussetzungen für ausgewählte Länder und Projekte zur Verfügung. Die Liste jener Länder, die für Soft Loan-Finanzierungen in Frage kommen, finden Sie auf der Homepage der OeKB unter: Derzeit mögliche Soft Loan-Empfängerländer Weiterführende Informationen: AUSSENWIRTSCHAFT Exportfinanzierung & Auslandsinvestitionen, T 05 90 900-4186, E aussenwirtschaft.exportfinanzierung@wko.at. Bonitätsauskünfte Es gibt in der Ukraine kein mit österreichischen Verhältnissen vergleichbares Auskunftswesen oder Firmenbuch. Die im staatlichen Firmenregister eingetragenen Informationen sind wenig aussagekräftig. Informationen über ukrainische Firmen werden in der Regel von einer gewerblichen Wirtschaftsauskunft beschafft und können über das AußenwirtschaftsCenter Kiew angefordert werden. Auch einige Anwaltskanzleien bieten Auskunftsservices an. Forderungseintreibung Als erster Schritt empfiehlt sich die Einschaltung des AußenwirtschaftsCenters Kiew, die auf Wunsch auch einen Rechtsanwalt für weitere Schritte empfehlen kann. Inkassobüros im westlichen Sinn befinden sich erst im Aufbau. Forderungseintreibungen werden auch von privaten Firmen, die ihre Mitarbeiter oft aus dem Umfeld der Sicherheitsbehörden rekrutieren und einigen Rechtsanwaltskanzleien angeboten. Die Vereinbarung von Verzugszinsen ist üblich. Die Höhe der Verzugszinsen wird von der Summe der überfälligen Zahlung berechnet und darf den doppelten Diskontsatz der ukrainischen Nationalbank, der zum Zeitpunkt des Verzuges gültig war, nicht überschreiten. Preiserstellung Branchenabhängig, wobei in der Ukraine auf Grund der teils recht schwierigen Rahmenbedingungen etwa in Steuerfragen (z.B. häufige Probleme bei der Mehrwertsteuerrückvergütung) eine Preiskalkulation, die auch Eventualitäten berücksichtigt, empfehlenswert ist. Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA 28
5 5.2 Bank- und Finanzwesen Das Bank und Finanzwesen war in den Jahren vor der Krise der größte Empfänger von ausländischen Direktinvestitionen im Land. Die von internationalen Banken übernommenen Institute konnten in Folge dieser Investitionen ihre Filialen und Organisationen modernisieren. Parallel dazu existieren jedoch auch weiterhin, noch aus Sowjetzeiten stammende, Strukturen mit gebührenfreien staatlichen Sparkassen und unternehmenseigene Banken. Diese Institute wurden während der schweren Finanz- und Wirtschaftskrise vom Staat bevorzugt behandelt. Auch die Bankenregulative entsprechen nicht modernen westlichen Standards. Derzeit gibt es in der Ukraine etwa 180 Banken, eine Konsolidierung des Marktes hat bisher selbst während der Krise noch nicht stattgefunden. Geschäftsbanken Zahlreiche internationale Geschäftsbanken sind in der Ukraine vertreten, darunter zwei große österreichischen Banken – Raiffeisen Bank Aval und Unicredit (ehemals Bank Austria). Die Volksbank International wurde im Frühjahr 2012 an die russische Sberbank verkauft, somit sind deren ukrainischen Filialen nun ebenfalls in russischen Händen. Weiters hat sich die Erste Bank aus der Ukraine zurückgezogen. Die Abwicklung des Verkaufs (Käufer ist die Fidobank) wird im Laufe des Jahres 2013 durchgeführt. Raiffeisen Bank Aval Unicredit (ehem. Bank Austria Ukraine) Andere große Banken in der Ukraine: Privat Bank, Bank Forum, UkrSibBank, VTB Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA 29
5 5.3 Verkehr, Transport, Logistik Bei der Grenzüberfahrt fällt für Gütertransporte eine einheitliche Gebühr für Straßennutzung und Grenzkontrolle an. In diese Gebühr sind die Kosten für die notwendige ökologische und radiologische Kontrolle eingeschlossen. Für die Einfahrt in die Ukraine ist eine ukrainische Transportgenehmigung erforderlich. Diese Transportgenehmigungen werden vom österreichischen Verkehrsministerium erteilt. Fahrzeugdokumente Der Lenker eines österreichischen Kfz muss in der Ukraine beim Zoll und im Fall einer Straßenkontrolle folgende Dokumente vorweisen können: • Gültiger Reisepass • Führerschein (internationaler wird empfohlen) • Kraftfahrzeugzulassung • Grüne Versicherungskarte • Eine Vollmacht für den Fahrer/notariell beglaubigte Benutzungsbewilligung für das Kfz Geschwindigkeitslimits • Generell: Autobahnen – 130 km/h, Schnellstraßen – 110 km/h, • andere Straßen - 90 km/h, in Ortschaften 60 km/h Maße und Gewichte • Höhe: 4m von der Straßenoberfläche (bei Containertransporten: 4,35 m auf den vorgesehenen Routen) • Breite: 2,6 m • Länge: 22 m (bei öffentlichen Verkehrsmitteln 25 m) • Wenn die Ladung nicht mehr als 2 m vom Hinterrad eines Kfz absteht • Max. Lkw-Gesamtgewicht: 38 Tonnen; Die Belastung darf folgende Werte nicht übersteigen • jede Einzelachse: 11 Tonnen, • jede Doppelachse: 16 Tonnen • jede Dreiachse: 22 Tonnen; Eine Doppelachse liegt vor, wenn der Abstand zwischen den Nebenachsen 2,5 m nicht übersteigt. Wenn die angeführten Abmessungen und Gewichte überstiegen werden, spricht man von Sondertransporten. In diesem Fall ist eine Genehmigung der ukrainischen Straßeninspektion notwendig, die nach der Abstimmung des Transportes vom Auftraggeber/Spediteur mit den Straßenbetreibern (UKRAVTODOR und ihre regionale Stellen) u.a. betroffenen Diensten (Verwaltung für Elektrizitätstransport u.a.) ausgestellt wird. Keine Genehmigung ist für die Transporte auf den vom Transportministerium und Straßeninspektion bestimmten Strecken notwendig, wenn das Gesamtgewicht bis einschließlich 40 Tonnen beträgt (bei Container-Lkw bis einschl. 44 T. und Höhe bis einschl. 4,35 m) wobei die Abmessungen die festgelegten Zahlen nicht übersteigen dürfen. Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA 30
5 5.4 Korruption – ein vermeidbares Übel Korruption ist kein Kavaliersdelikt, sondern stellt einen kriminellen Tatbestand dar – auch wenn er von Dritten indirekt für Ihr Unternehmen im Ausland begangen wurde. Ihre Firma ist auch für ihre Vertriebspartner verantwortlich – „wegschauen“ oder ein „…ich möchte es gar nicht wissen“ - stellt strafrechtliche eine „Mittäterschaft“ dar. Die meisten Korruptionsdelikte sind in drei bis fünf mit-involvierten Ländern verfolgbar – die Straftatbestände - Untreue, Steuerhinterziehung, Geldwäsche - kommen hinzu. Nicht nur der Täter selbst, sondern auch meist das Unternehmen sowie der Geschäftsführer (persönlich) sind haftbar. Weiters zu beachten: Ihre Exportversicherung erlischt, wenn das Geschäft durch Korruption zustande kam. Ihr Vertrag ist vielleicht ungültig und Sie können ihn nicht einklagen. Manche ausschreibende Stellen verlangen bereits firmeninterne „Selbstverpflichtungsklauseln“ und/oder eine Zertifizierung betreffend Antikorruption. Bei Vertreter- und Beraterhonoraren etc. wird auf die Branchenüblichkeit abgestellt. Sollten sie zu hoch sein, werden darin versteckte Bestechungsgelder vermutet. Sie sollten Antikorruptionsklauseln in die Verträge mit Ihren Vertriebspartnern sowie in die Anstellungsverträge mit Ihren Mitarbeitern aufnehmen. Wir schulen Exportmanager auch in schwierigen Ländern „an der Front“ ohne Korruption erfolgreich Geschäfte abzuschließen. Wir helfen bei Interventionen bei korrupten Käufern (auch über ICC Commercial Crime Services, UK). Wir helfen Ihrem Unternehmen eine weltweite Compliance Strategie aufzubauen. Weitere Informationen Dr. Max Burger-Scheidlin ICC Austria – Internationale Handelskammer T +43-1-5048300 - 3701 E icc@icc-austria.org W www.icc-austria.org Die Mitarbeiter jedes AußenwirtschaftsCenters kennen Ihren Markt. Sie haben Fragen? Rufen Sie uns an oder schicken Sie uns ein Mail. Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA 31
6 Kapitel 6 Steuern und Zoll In diesem Kapitel erfahren Sie mehr über… ■ Steuern und Abgaben ■ Zoll und Außenhandelsregime Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA 32
6 6. Steuern und Zoll 6.1 Steuern und Abgaben Es gibt eine Reihe von landesweiten- und lokalen Steuern. Für den ausländischen Investor sind am wichtigsten: • Körperschaftssteuer: 2012: 21%, 2013: 19%, 2014: 18%, bis 2016 Absenkung auf 16% geplant • Arbeitgeberabgaben: min. 36,77% • Mehrwertsteuer: 20%, ab 2015 Reduktion geplant • Importabgaben (Zölle, Luxussteuer, Einfuhrmehrwertsteuer) bis zu 300% Zum zwischen Österreich und der Ukraine geltenden Doppelbesteuerungsabkommen (DBA) siehe weiter unten. Unternehmensbesteuerung Physische Personen mit einem Einkommen in der Ukraine unterliegen der progressiven Einkommensteuer. Weitere Informationen dazu unter dem Punkt Einkommenssteuer auf Seite 25. Juristische Personen unterliegen der Körperschaftssteuer, die 2014 18% beträgt (statt früher 25%), und bis 2016 weiter sinken soll. Der Gewinn wird von den Gesamteinnahmen berechnet, abzüglich verschiedener Steuern und anderer Beiträge (MwSt., Akzise, etc.), Rückstellungen und Abschreibungen. Einige Ausgaben, wie z.B. Repräsentationsaufwendungen, Engineering und Consultingleistungen von ausländischen Unternehmen können nicht steuerlich geltend gemacht werden. Die Mehrwertsteuer in Höhe von 20% (Reduktion ab 2015 geplant) wird beim Import und Wiederverkauf eingehoben. Die Berechnungsbasis beim Import ist der Warenwert (zuzüglich Transportkosten, Versicherung, u.ä), einschließlich Zollabgaben und allenfalls Akzise (Luxussteuer). Für die Mehrwertsteuer beim Verkauf im Inland ist die Berechnungsbasis der gesamte Verkaufspreis. Bei einer Investitionsentscheidung ist zu berücksichtigen, dass der Vorsteuerabzug zwar gesetzlich vorgesehen ist, es jedoch bei der Rückvergütung von Mehrwertsteuerguthaben seit Jahren Schwierigkeiten gibt. Die Aufrechnung von Steuerschuld mit Steuerguthaben funktioniert grundsätzlich, allerdings hatten ukrainische Firmen mit ausländischer Kapitalbeteiligung bei der Annahme (durch den Zoll) von Wechseln zur Aufrechnung der Einfuhr-Mehrwertsteuer zeitweise zu kämpfen. Seit April 2005 werden die Wechsel dem Vernehmen nach auch von Unternehmen mit ausländischer Kapitalbeteiligung akzeptiert, sie müssen jedoch avaliert werden. Nähere Auskünfte dazu erhalten Sie beim AußenwirtschaftsCenter Kiew. Auch nach der Steuerreform existiert unter bestimmten Voraussetzungen weiterhin eine Pauschalierung für Einzelunternehmer, welche MwSt., KöSt., Bodensteuer, Arbeitgeberabgaben (ausgenommen Abgaben zum Pensionsfonds) etc. umfasst. Die Regierung wollte diese, für die Unternehmer günstigen Pauschalierungen, ursprünglich im Rahmen der Steuerreform abschaffen, was aber auf erbitterten Widerstand der Einzelunternehmen gestoßen ist und letztlich aufgegeben werden musste. Ausländische Investoren können ihre Gewinne nach Abfuhr aller Steuern in konvertible Währung transferieren. Dividenden sind seit 2011 mit nur noch 5% besteuert (vorher 15%) ab 2015 sollen auch bisher steuerfreie Zinsgewinne mit 5% besteuert werden. Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA 33
6 Umsatzsteuer / UID-Nummer Jedes Unternehmen in der Ukraine hat einen staatlichen Registrierungscode, mit dem Namen „EDRPOU“, der mit der Steuernummer des Unternehmens ident ist und mit der UID-Nummer vergleichbar ist. Auf der Homepage des staatlichen Unternehmens “Informationsressourcen Zentrum” (SE “IRC” - http://www.irc.gov.ua/ ) ist dieser Code und grundlegende Informationen (juristischer Firmensitz, Satzungskapital, etc.) in ukrainischer Sprache frei abrufbar. Jedoch hat diese Übersicht teils nur bedingte Aussagekraft und ist manchmal nicht aktuell. Mehrwertssteuerrückvergütungen (MWSt.-Satz ist generell 20%, mit Ausnahmen für einzelne Warengruppen) sind nur für in der Ukraine registrierte Unternehmen möglich, wobei dies in der Vergangenheit teils problematisch war. Verbrauchssteuer Akzise (Luxussteuer) wird beim Verkauf bzw. Import von Luxusgütern mit Spitzensätzen bis zu 200% eingehoben. Luxusgüter sind z.B. Alkohol, Zigaretten, Autos, Erdölprodukte, etc. Für den Import und Verkauf von z.B. Alkohol und Zigaretten müssen auf jeder Flasche und Zigarettenschachtel spezielle Zollmarken angebracht werden, andernfalls kann die Ware sofort beschlagnahmt werden. Doppelbesteuerungsabkommen Zwischen Österreich und der Ukraine wurde ein Doppelbesteuerungsabkommen (DBA) unterzeichnet. (BGBl. III Nr. 113/1999, vom 16.06.1999; abrufbar unter www.ris.bka.gv.at). Vorsteuerabzug Steuerguthaben (20% MwSt., ab 2015 Reduktion geplant) können in bar rückerstattet werden (Wartefrist: zwölf Monate ab Firmengründung) oder zur Begleichung von MwSt.-Schulden verwendet werden, und zwar innerhalb von drei Monaten, die auf die Abrechnungsperiode folgen, in der das Guthaben entstanden ist. Wenn das Guthaben innerhalb dieses Zeitraums nicht für andere Steuerzahlungen herangezogen wird, wird es von der Steuerbehörde refundiert (innerhalb von 30 Tagen nach Einlangen der Steuererklärung). Generell gilt, dass das Steueramt bei Nicht-Einhalten der Rückerstattungsfristen verpflichtet wäre, für den offenen Betrag Zinsen zu zahlen. Allerdings ist die Refundierung, schon gar samt Zinsen, kümmerliche Theorie: In der Praxis gibt es dabei jede Menge Verzögerungen, Probleme und Rückstände der Staatliche Steueradministration der Ukraine – dies auch vor dem Hintergrund, dass es zu groben Unregelmäßigkeiten bei der MwSt-Rückerstattung gekommen ist bzw. kommt und auch systemimmanente Probleme bei der zuständigen ukrainischen Steuerbehörde bestehen. Neben dem Problem des Vollzugs der Bestimmungen sind auch die jeweiligen Gesetze/Verordnungen häufig nicht klar bzw. unterschiedlich auslegbar. Die Staatliche Steueradministration ist daher nur selten in der Lage oder willens, seinen Rückzahlungsverpflichtungen gegenüber Unternehmen zeitgerecht oder häufig wenigstens verspätet nachzukommen. Das betrifft vor allem ukrainische und internationale/österreichische Firmen mit Produktionsniederlassungen in der Ukraine, welche im Export tätig sind oder Sacheinlagen geleistet haben. Die Rückerstattung von Mehrwertsteuer bei Warenexporten aus der Ukraine ist laut Gesetz ebenso möglich. Lt. Gesetz Nr. 168/97 vom 3. April 1997 sollte diese ebenfalls innerhalb von drei Monaten erfolgen. In der Praxis sind die Exporteure daher vielfach gezwungen Zwischenfinanzierungen aufzunehmen und finanzieren damit - de facto kostenlos - den ukrainischen Staat. Mitte 2010 wurde beschlossen die Mehrwertsteuerschuld des Staates zu verbriefen und bestimmten Unternehmen als Ersatz anzubieten. In der Praxis hat sich diese Maßnahme nicht bewährt, sie wird jedoch immer wieder angedacht. Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA 34
6 Vergütungsverfahren Grundsätzlich ist die USt-Rückvergütung in der Ukraine erst nach zwölf Monaten nach der Firmengründung möglich, EinfuhrMehrwertsteuer muss jedoch bei der Einfuhr (auch Sacheinlagen) in Bar beim Zollamt gezahlt werden. Daher ist die Eröffnung einer steuerlichen Niederlassung ein Jahr vor dem Beginn aktiver Transaktionen empfehlenswert. Auch nach zwölf Monaten gibt es große Probleme mit USt-Rückvergütung, so dass diese Steuer entweder eine umständliche Verwaltung erfordert (Auswahl optimaler Transaktionen, Gegenrechnung der Einfuhrmehrwertsteuer gegen die Mehrwertsteuerschuld des Staates u.a.), oder als Kosten vorkalkuliert wird. Mehrwertsteuer, die von ausländischen Unternehmen aus dem Ausland bezahlt wird, ist nicht refundierbar. Wenn ein ausländisches Unternehmen nur über eine Repräsentanz in der Ukraine verfügt, die im Namen der ausländischen Gesellschaft tätig werden kann, aber nicht im eigenen, so gibt es keine Möglichkeit der Mehrwertsteuerrückerstattung. Wenn das ausländische Unternehmen eine Tochtergesellschaft in der Ukraine hat, sind Mehrwertsteuerzahlungen dieser Tochter refundierbar. Einkommensteuer Physische Personen mit einem Einkommen in der Ukraine unterliegen der Einkommensteuer. Einkommen bis zum zehnfachen des gesetzlichen monatlichen Mindestlohnes (mit Jänner 2014 betragen zehn Mindestlöhne UAH 12.180 – rund EUR 90,-) werden mit 15% besteuert. Für darüber hinausgehende Einkommen gelten folgende progressive Steuersätze: zehn bis 17-facher Mindestlohn als Monatseinkommen: 17% 17 bis 33-facher Mindestlohn als Monatseinkommen: 20% 33 bis 66-facher Mindestlohn als Monatseinkommen: 25% mehr all 66-facher Mindestlohn als Monatseinkommen: 30% Ein Service der AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA 35
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