EU-AFRIKA-PARTNERSCHAFT AUF NEUEN WEGEN - Plädoyer für die Förderung innerafrikanischer Wertschöpfung

Die Seite wird erstellt Kai Schumann
 
WEITER LESEN
EU-AFRIKA-PARTNERSCHAFT AUF NEUEN WEGEN - Plädoyer für die Förderung innerafrikanischer Wertschöpfung
EU-AFRIKA

                                               2021-14

EU-AFRIKA-
PARTNERSCHAFT
AUF NEUEN WEGEN
Plädoyer für die Förderung
innerafrikanischer Wertschöpfung

VON IRENE KNOKE
EU-AFRIKA-PARTNERSCHAFT AUF NEUEN WEGEN - Plädoyer für die Förderung innerafrikanischer Wertschöpfung
EU-AFRIKA – PARTNERSCHAFT AUF NEUEN WEGEN

INHALTSVERZEICHNIS
ABBILDUNGSVERZEICHNIS                                                                         3

TABELLENVERZEICHNIS                                                                           3

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS                                                                         3

1. EINFÜHRUNG                                                                                4

2. HERAUSFORDERUNGEN FÜR EINE NEUE EU-AFRIKA-PARTNERSCHAFT                                    5
       2.1 Handels- und Investitionspolitik                                                   6
       2.2 Migration und Flucht                                                               9
       2.3 Klimawandel und Entwaldung                                                        11

3. AGENDA 2063: AUF DEM WEG ZU EINER AFRIKANISCHEN ZOLLUNION                                14
       3.1 Von regionalen Märkten zu einer pan-afrikanischen Freihandelszone                 14
       3.2 Industrialisierungsstrategie der Afrikanischen Union                              17
       3.3 Die Rolle Europas                                                                 19

4. REGIONALE WERTSCHÖPFUNGSKETTEN UND WELTWIRTSCHAFT                                        21
       4.1 Afrikas Integration in internationale Wertschöpfungsketten                        21
       4.2 Binnenmarktorientierte Industrialisierung in der Agrarproduktion                 24
       4.3 Regionale Integration - Potentiale für mehr Wertschöpfung in Afrika              29
       4.4 Wertschöpfungsketten und Privatsektor in Afrika                                   33

5. EINE NEUE PARTNERSCHAFT MIT AFRIKA ZUR FÖRDERUNG
    VON WERTSCHÖPFUNGSKETTEN                                                                 36
       5.1 Handelspolitik                                                                    36
       5.2 Investitionen und Privatwirtschaft                                                37
       5.3 Partnerschaft statt klassischer Entwicklungszusammenarbeit?                       41

      FÖRDERER                     IMPRESSUM

Gefördert durch                 Bonn, September 2021                MITARBEIT:                          EU-Afrika-
ENGAGEMENT GLOBAL                                                   Dr. Sabine Ferenschild, Jiska Go-   Partnerschaft
mit Mitteln des                 HERAUSGEBER:                                                            auf neuen
                                SÜDWIND e.V. – Institut für         jowczyk, Friedel Hütz-Adams,
                                                                                                        Wegen
                                Ökonomie und Ökumene                Dr. Pedro Morazán
                                                                                                        2021-14
                                Kaiserstraße 201, 53113 Bonn        REDAKTION UND LEKTORAT:
                                Tel.: +49(0)228-763698-0
                                                                    Bjarne Behrens, Nina Kleemeyer
                                info@suedwind-institut.de
                                www.suedwind-institut.de            Vera Schumacher
                                                                    V.i.S.d.P.: Dr. Ulrike Dufner
Gefördert durch                 BANKVERBINDUNG:
                                KD-Bank                             GESTALTUNG:
                                IBAN: DE45 3506 0190 0000 9988 77   twotype design, Hamburg
                                BIC: GENODED1DKD                    Für den Inhalt dieser
                                AUTORIN:                            Publikation ist allein der
                                                                                                        INSTITUT FÜR ÖKONOMIE
                                Irene Knoke                         Herausgeber verantwortlich.         UND ÖKUMENE

                                                               2
EU-AFRIKA-PARTNERSCHAFT AUF NEUEN WEGEN - Plädoyer für die Förderung innerafrikanischer Wertschöpfung
EU-AFRIKA-PARTNERSCHAFT AUF NEUEN WEGEN

                                                                                                           ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
Fotos: Titel: Marcel Crozet, ILO, via Flickr.com

                                                                                                           AfCFTA	African Continental Free Trade Agreement (Konti-
                                                                                                                    nentales Freihandelsabkommen in Afrika)
                                                                                                           AIDA	Action Plan for the Accelerated Industrial
                                                                                                                    Development of Africa (Aktionsplan für beschleu-
                                                                                                                    nigte Industrieentwicklung Afrikas)
                                                                                                           AKP-
                                                                                                           STAATEN	Afrikanische, Karibische und Pazifische Staaten
                                                                                                           AU       Afrikanische Union
                                                                                                           COMESA	Common Market for Eastern and Southern Africa
                                                                                                                    (Gemeinsamer Markt für östliches und südliches
                                                                                                                    Afrika)
                                                                                                           EAC	East African Community (Ostafrikanische
                                                                                                                    Gemeinschaft)
                                                                                                           EBA      Everything but Arms (Alles außer Waffen)
                                                      AUTORIN                                              ECCAS	Economic Community of Central African States
                                                                                                                    (Wirtschaftsgemeinschaft Zentralafrikanischer
                                                   IRENE KNOKE                                                      Staaten)
                                                   Irene Knoke hat politische Wissenschaften, An-          ECOWAS	Economic Community of West African States
                                                   glistik und Romanistik (Universität Heidelberg)                  (Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft)
                                                   studiert und ein Aufbaustudium Entwicklungs-            EFSD	Europäischer Fonds für nachhaltige Entwicklung
                                                   politik (Universität Bremen) absolviert. Seit dem       EIP      External Investment Plan
                                                   Jahr 1999 ist sie wissenschaftliche Mitarbeite-         EPA	Economic Partnership Agreement
                                                   rin bei SÜDWIND. Themenschwerpunkte hier                         (Wirtschaftspartnerschaftsabkommen)
                                                   sind Entwicklungszusammenarbeit im Kontext              EUTF     EU-Notfall-Treuhandfonds
                                                   nachhaltiger Armutsbekämpfung, Klimawandel,             Frontex	Europäische Agentur für die Grenz- und Küstenwache
                                                   Unternehmensverantwortung und Wertschöp-
                                                                                                           GAP      Gemeinsamen Agrarpolitik der EU
                                                   fungsketten.
                                                                                                           GSP	Generalised Scheme of Preferences
                                                                                                                    (Allgemeines Präferenzsystem)
                                                                                                           IKT	Informations- und Kommunikations­technologien
                                                   SÜDWIND setzt sich für wirtschaftliche, soziale         LDC	Least Developed Countries (Am wenigsten
                                                                                                                    entwickelte Länder)
                                                   und ökologische Gerechtigkeit ein – weltweit.
                                                   Wir recherchieren, decken ungerechte Strukturen         NDICI	Neighbourhood, Development and International
                                                                                                                    Cooperation Instrument (Instrument für Nachbar-
                                                   auf, machen sie öffentlich und bieten Handlungs-
                                                                                                                    schaft, Entwicklungs­zusammenarbeit und Interna-
                                                   alternativen. Wir verbinden entwicklungs­                        tionale Zusammenarbeit)
                                                   politische Bildungs-, Öffentlichkeits- und Lobby-
                                                                                                           OAE	Organisation der Afrikanischen Einheit
                                                   arbeit und tragen Forderungen in Kampagnen,
                                                                                                           SADC	Southern African Developement Community (Süd-
                                                   Gesellschaft, Unternehmen und Politik.
                                                                                                                    afrikanische Entwicklungsgemeinschaft)
                                                   Seit 30 Jahren.
                                                                                                           SDG	Sustainable Developement Goals (Ziele für
                                                                                                                    nachhaltige Entwicklung)
                                                                                                           SEZ	Special Economic Zones (Sonderwirtschaftszonen)
                                                                                                           WTO	World Trade Organisation (Welthandels­
                                                                                                                    organisation)

                                                                                                           ABBILDUNGSVERZEICHNIS
                                                                                                           Grafik 1:	Regionale Wirtschaftsgemeinschaften in Afrika
                                                                                                           Grafik 2:	Vorwärts- vs. Rückwärtsbeteiligung in internatio-
                                                                                                                      nalen Wertschöpfungsketten

                                                                                                           TABELLENVERZEICHNIS
                                                                                                           Tabelle 1:    itgliedsländer der regionalen Wirtschafts­
                                                                                                                        M
                                                                                                                        gemeinschaft SADC
                                                                                                           Tabelle 2:   Baumwollproduktion und -export

                                                                                                       3
EU-AFRIKA-PARTNERSCHAFT AUF NEUEN WEGEN - Plädoyer für die Förderung innerafrikanischer Wertschöpfung
EU-AFRIKA – PARTNERSCHAFT AUF NEUEN WEGEN

                                          1. EINFÜHRUNG

                                          A
                                                  ufgrund der geographischen und histori-                schaftsbeziehungen auch die Fragen rund um Mi-
                                                  schen Nähe gibt es eine enge Partnerschaft             gration, wo die Interessen beider Seiten sehr stark
                                                  zwischen den Nachbarkontinenten Europa                 divergieren, oder auch der Klimawandel. Kapitel 3
                                          und Afrika, wobei die Ausgestaltung dieser Part-               geht auf die Ziele der Agenda 2063 der AU ein und
                                          nerschaft in beiderseitigem Interesse liegt. Die               beleuchtet vor allem Aspekte wie wirtschaftliche
                                          Europäische Union (EU) ist sowohl der wichtigs-                Transformation, inklusives Wachstum und nach-
                                          te Handelspartner als auch der größte Partner in               haltige Entwicklung, in deren Zentrum die Afri-
                                          der Entwicklungszusammenarbeit mit Afrika,                     kanische Kontinentale Freihandelszone (AfCFTA)
                                          auch wenn China seine Handels- und Kreditbe-                   steht. Hier wird auch untersucht, inwieweit die
                                          ziehungen mit dem Kontinent deutlich ausge-                    europäische Außenhandelspolitik und der Druck
                                          baut hat. Sowohl die EU als auch die Afrikanische              zur Marktliberalisierung diese Ziele konterkariert.
                                          Union (AU) haben sich die Nachhaltigkeitsziele                 Zu den Zielen der AU zählen auch eine verstärk-
                                          der Agenda 2030 auf ihre Fahnen geschrieben:                   te Industrialisierung und regionale Integration.
                                          Der EU-Konsens über Entwicklungspolitik und                    Welche Chance, aber auch welche Probleme es
                                          die Agenda 2063 der AU stehen als Beleg dafür.                 bei dem Aufbau regionaler Wertschöpfungsket-
                                          Vor Ausbruch der Corona-Pandemie galt das Jahr                 ten gibt und wie vor allem einheimische kleine
                                          2020 als ein entscheidendes Jahr für die Beziehun-             und mittlere Unternehmen eingebunden werden
                                          gen der beiden Nachbarkontinente. Noch im März                 können, ist Gegenstand von Kapitel 4. Dies wird
                                          2020 legte die Europäische Kommission ihre „Um-                auch an einzelnen Beispielen von Wertschöp-
                                          fassende Strategie mit Afrika“ vor (EU-Kommission              fungsketten illustriert. Kapitel 5 analysiert vor
                                          2020). Doch der gemeinsame EU-AU-Gipfel muss-                  diesem Hintergrund die Strategien für eine neue
                                          te vorerst verschoben werden.                                  Partnerschaft, wie sie gegenwärtig auf dem Tisch
                                              Der Wunsch nach einer neuen strategischen                  liegen und kommt zu dem Schluss, dass bei der
                                          Partnerschaft ist auf beiden Seiten sicher ernst ge-           Handels- und Investitionspolitik der EU sowie bei
                                          meint. Dennoch scheinen grundlegende Interes-                  der Förderung und Einbindung von kleinen und
                                          sen die beiden Seiten der Medaille unterschiedlich             mittleren Unternehmen in regionale und globale
                                          zu beleuchten. Die fünf Säulen, die die EU-Strate-             Wertschöpfungsketten noch nachgebessert wer-
                                          gie benennt, spiegeln in vielerlei Hinsicht wider,             den muss, um sie stärker an die Prioritäten der
                                          dass es thematisch klare Überschneidungen bei                  Agenda 2063 anzupassen. Nur dann kann die von
                                          den Interessen gibt: Die Partnerschaft für die grü-            der EU vorgelegte „Umfassende Strategie“ auch
                                          ne Wende und den Zugang zu Energie, für den di-                wirklich zu einer Partnerschaft mit Afrika werden.
                                          gitalen Wandel, für nachhaltiges Wachstum und
                                          Beschäftigung, für Frieden und gute Regierungs-
                                          führung sowie Migration und Mobilität entspricht
                                          den Schwerpunktsetzungen, die auch die AU in
                                          ihrer Agenda formuliert. Nun wird es darauf an-
                                          kommen, bei der Ausgestaltung dieser Säulen
                                          auch die Interessen afrikanischer Staaten stärker
                                          in den Blick zu nehmen. Dies soll in dieser Studie
                                          genauer untersucht werden.
                                              Kapitel 2 skizziert einige der globalen Her-
                                          ausforderungen, denen sich die EU und Afrika
                                          in ihrer partnerschaftlichen Beziehung gegen-
                                          übersehen. Dazu gehören neben den im weiteren
                                          Verlauf tiefer diskutierten Handels- und Wirt-
Foto: US-Africon via Flickr.com

                                                                           Die EU muss ihre Stra-
                                                                              tegie stärker an die
                                                                          Prioritäten der Agenda
                                                                                  2063 anpassen.

                                                                                                     4
EU-AFRIKA-PARTNERSCHAFT AUF NEUEN WEGEN - Plädoyer für die Förderung innerafrikanischer Wertschöpfung
EU-AFRIKA – PARTNERSCHAFT AUF NEUEN WEGEN

        2. HERAUSFORDERUNGEN FÜR EINE
        NEUE EU-AFRIKA-PARTNERSCHAFT

        D
                er Klimawandel und die Digitalisierung               kämpfung des Klimawandels, der Schutz der bio-
                zählen zu den wichtigsten globalen Her-              logischen Vielfalt und der natürlichen Ressour-
                ausforderungen, die sich auch stark auf              cen. Der Umgang mit Migration und Flucht ist
        die Beziehungen der beiden Nachbarkontinente                 ebenfalls ein wichtiger Bestandteil der gemeinsa-
        Europa und Afrika auswirken werden. Wie diese                men Agenda.
        Herausforderungen gemeistert werden, wird auch                   Die Europäische Kommission hat in ihrer
        großen Einfluss auf die Migrationsbewegungen                 „Umfassenden Strategie mit Afrika“ („Compre-
        von Afrika nach Europa haben. Gleichzeitig wird              hensive Strategy“) einen eigenen Vorschlag für
        Afrika auch immer wieder als Zukunftsmarkt oder              eine neue Partnerschaft der EU und Afrika vor-
        Chancenkontinent bezeichnet, den nicht nur die               gelegt (EU-Kommission 2020). Diese neue Strate-
        EU-Staaten als strategischen Partner neu entdeckt            gie greift viele dieser Themen auf und soll nach
        haben. Auch andere geopolitische Mächte, allen               den Vorstellungen der EU auf fünf Säulen er-
        voran China, aber auch Russland oder Indien ho-              richtet werden: (i) eine Partnerschaft für die grü-
        fieren Afrika und seine Zukunftsmärkte.                      ne Wende und den Zugang zu Energie, (ii) eine
            Im Einklang mit der Agenda 2030 und ihren                Partnerschaft für den digitalen Wandel, (iii) eine
        17 Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDG) steht            Partnerschaft für nachhaltiges Wachstum und
        die „neue Partnerschaft“ zwischen der EU und                 Beschäftigung, (iv) eine Partnerschaft für Frieden
        Afrika vor wichtigen Aufgaben, die in der Euro-              und gute Regierungsführung und (v) eine Part-
        päisch-Afrikanischen Agenda adressiert werden                nerschaft für Migration und Mobilität. Eine Her-
        müssen: grünes Wachstum, die Schaffung men-                  kules-Aufgabe, insbesondere wenn man bedenkt,
        schenwürdiger Arbeitsplätze, Wertschöpfung                   dass die Beziehungen zwischen beiden Regionen
        durch nachhaltige Investitionen und regionale                auch von kolonialer Ausbeutung geprägt sind
        Wirtschaftsintegration gehören ebenso dazu wie               und wirtschaftliche Abhängigkeit sowie asym-
        die Gewährleistung von Ernährungssicherheit                  metrische Handelsbeziehungen bis heute existie-
        und der nachhaltige Zugang zu sauberer Ener-                 ren. Im Folgenden sollen die Handlungsfelder der
        gie. Weitere Themen sind die Förderung von                   Handels- und Investitionspolitik, Migration und
        Bildung und Forschung, Frieden und Sicherheit,               Sicherheit sowie klimapolitische Maßnahmen
        die Gleichstellung der Geschlechter sowie die Be-            verstärkt unter die Lupe genommen werden.

                                                                                                                           Foto: KB Mpofu, ILO, via Flickr.com

        Schaffung menschenwürdiger Arbeitsplätze ist eine wichtige Aufgabe der EU-Afrikanischen Agenda.

                                                                 5
EU-AFRIKA-PARTNERSCHAFT AUF NEUEN WEGEN - Plädoyer für die Förderung innerafrikanischer Wertschöpfung
EU-AFRIKA – PARTNERSCHAFT AUF NEUEN WEGEN

                                                                                                                            und dem Pazifik, die sogenannten AKP-Staaten).
                                                                                                                            Im Rahmen dieses 2020 ausgelaufenen Abkom-
                                                                                                                            mens waren die Wirtschaftspartnerschaftsabkom-
                                                                                                                            men (Economic Partnership Agreements, EPA) ein
                                                                                                                            wichtiger Bestandteil. Die EPA werden zwischen
                                                                                                                            der EU und insgesamt fünf regionalen Länder-
                                                                                                                            gruppen in Afrika getrennt verhandelt. Sie sollten
                                                                                                                            sowohl neue Jobs in den AKP-Staaten schaffen als
                                                                                                                            auch Umweltschutz stärken, so der Tenor der Be-
                                                                                                                            gründungen. Sie werden heute noch von der Euro-
                                                                                                                            päischen Kommission als „Schlüsselinstrumente“
                                                                                                                            der neuen „Umfassenden Strategie mit Afrika“
                                                                                                                            gesehen. Die Einteilung in Ländergruppen für die
                                                                                                                                                                                           Siehe
                                                                                                                            regionalen EPA wurde von der EU vorgenommen               Kapitel 3.3
                                                                                                                            und lief nicht immer konform mit regionalen In-
                                                                                                                            tegrationsprozessen in Afrika.
                                                                                                                                Im Diskurs der EU sind die EPA nicht als kon-
                                                                                                                            ventionelle Handelsabkommen zu verstehen. Die
                                                                                                                            gemeinsamen Handelsvereinbarungen mit den
                                                   Die Wirtschafts- und Handelsbeziehungen zwischen der EU und Afrika
                                                   haben eine lange Tradition.
                                                                                                                            ehemaligen Kolonien sollten vor allem in Ein-
                                                                                                                            klang mit den Regeln der WTO gebracht werden,
                                                                                                                            aber zugleich weiterhin eine entwicklungspoliti-
                                                                                                                            sche Zielsetzung enthalten. Gleichzeitig sollten
                                                              2.1 HANDELS- UND                                              afrikanische Länder von Technologietransfer und
                                                                                                                            niedrigeren Preisen profitieren.
                                                              INVESTITIONSPOLITIK                                               Anders als in den verschiedenen Lomé-Ab-
                                                                                                                            kommen wurden im Cotonou-Abkommen durch
                                                              Die Wirtschafts- und Handelsbeziehungen zwi-                  das Prinzip der Gegenseitigkeit und den beidersei-
                                                              schen beiden Kontinenten haben eine sehr lange
                                                              Tradition, die stark durch den Kolonialismus sowie
                                                              koloniale Kontinuitäten geprägt wurden. Nach der
                                                              Unabhängigkeit und der Entstehung souveräner
Foto: Dominic Chavez / World Bank via Flickr.com

                                                              Staaten bemühte sich die Europäische Gemein-                               DIE VIER PRINZIPIEN DER EPA:
                                                              schaft und später die EU mit Hilfe von Handels-                            1.) Sie sollen entwicklungsorientiert sein, also
                                                              präferenzen und Sonderregelungen bestehende                                zu regionaler Entwicklung und Wirtschafts-
                                                              Asymmetrien zwischen beiden Kontinenten zu                                 wachstum beitragen.
                                                              kompensieren. Eine Reihe aufeinanderfolgender                              2.) Sie sollen auf Gegenseitigkeit basieren,
                                                              Partnerschaftsabkommen wie das Lomé-Abkom-                                 was bedeutet, dass auch die Partnerländer
                                                              men (I-IV) und weitere Vereinbarungen wie das                              nach einer Übergangsfrist ihre Zollbeschrän-
                                                              Abkommen „Everything but arms“ (EBA) waren                                 kungen auf Produkte aus Europa schrittweise
                                                              (und sind teilweise noch immer) wichtige Kern­                             abbauen müssen. Das langfristige Ziel ist die
                                                              elemente der Partnerschaft. Die Idee, mit Hilfe                            Errichtung einer gemeinsamen Freihandels-
                                                              von Handelspräferenzen Asymmetrien abzubau-                                zone. Dieses Prinzip der Gegenseitigkeit stellt
                                                              en war im Prinzip nicht falsch. Nicht alle Länder                          den größten Bruch zu der bisherigen Handels-
                                                                                                                                         politik dar, die bis dahin von einseitig ge-
                                                              in Afrika konnten allerdings davon profitieren
                                                                                                                                         währten Handelserleichterungen geprägt war.
                                                              und die Maßnahmen wurden von anderen Politik­
                                                                                                                                         3.) Die Verhandlungen sollen auf regionaler
                                                              bereichen wie der Gemeinsamen Agrarpolitik                                 Ebene mit Ländergruppen geführt werden,
                                                              der EU (GAP) konterkariert. Die Praxis der Han-                            deren Zusammensetzung insbesondere in
                                                              delspräferenzen, die ehemaligen Kolonien einen                             Afrika jedoch sehr problematisch ist. Mit
                                                              bevorzugten Zugang zu europäischen Märkten                                 dieser Strategie ist die EU vorerst gescheitert
                                                              sichern sollte, geriet schließlich in Konflikt mit                         und schloss eher widerwillig auch bilaterale
                                                              den Prinzipien eines zunehmend neoliberal aus-                             Interimsabkommen mit einzelnen Ländern.
                                                              gerichteten Welthandels unter dem Einfluss der                             4.) Eine Differenzierung und Sonderbehand-
                                                              Welthandelsorganisation (WTO).                                             lung, insbesondere für die ärmsten Länder
                                                                                                                                         (Least Developed Countries, LDC) ist weiter-
                                                              ENTWICKLUNGSORIENTIERTE                                                    hin gegeben. Die EPA sollen also dem unter-
                                                              HANDELSABKOMMEN?                                                           schiedlichen Entwicklungsstand der Partner-
                                                                                                                                         länder Rechnung tragen.
                                                              Seit dem Jahr 2000 regelte das Cotonou-Abkom-
                                                              men die Handelsbeziehung der EU mit den Staa-
                                                                                                                                                                      Quelle: Marinov (2016)
                                                              ten Afrikas (wie auch den Staaten aus der Karibik

                                                                                                                        6
EU-AFRIKA-PARTNERSCHAFT AUF NEUEN WEGEN - Plädoyer für die Förderung innerafrikanischer Wertschöpfung
EU-AFRIKA – PARTNERSCHAFT AUF NEUEN WEGEN

        Asymmetrische Handelsbeziehungen prägen bis heute das Verhältnis der beiden Nachbarkontinente.

        tigen Abbau von Zollbeschränkungen bestehende               gesellschaftliche Organisationen in Afrika und
        Entwicklungsasymmetrien ignoriert. Der Abbau                Europa sehen mit zunehmender Sorge, dass in
        der Handelshemmnisse in Afrika eröffnet euro-               der Entwicklungszusammenarbeit der EU eine zu
        päischen Unternehmen größere Chancen bei der                starke Ausrichtung auf die Förderung von Privat-
        Erschließung der afrikanischen Märkte als afri-             unternehmen stattfindet, ohne deren potentielle
        kanischen Produzent*innen in der EU. Besonders              Konflikte mit den Interessen lokaler Akteure und
        gefährdet durch eine zu schnelle Marktöffnung               der Umwelt ausreichend zu prüfen. Diese Mittel
        ist die verarbeitende Industrie, da sie im globalen         fehlen vielerorts zur Finanzierung von sozialen
        Maßstab nicht wettbewerbsfähig ist (Krapohl / van           Dienstleistungen, insbesondere im Bildungs- und
        Huut 2020).                                                 Gesundheitsbereich. Immer mehr öffentliche Ent-
            Viele afrikanische Regierungen haben daher              wicklungsgelder werden zur Mobilisierung von
        eher zögerlich bis abwehrend auf die EPA reagiert,          privatem Kapital eingesetzt, ohne dass klare Kri-
        die nach dem Prinzip „one size fits all“ konzipiert         terien für die Einhaltung von sozial-ökologischen
        wurden. In den ersten Jahren wurden lediglich               und menschenrechtlichen Mindeststandards for-
        einzelne bilaterale Interimsabkommen geschlos-              muliert wurden. Darüber hinaus gibt es weiterhin

                                                                                                                                 Fotos: David Stanley via Flickr.com; USAID Ethiopia Nena Terrell via Flickr.com
        sen. Erst im Jahr 2016 konnte auf Druck der EU              keine Belege dafür, dass in den ärmsten Ländern
        die erste regionale Übereinkunft mit der Südafri-           über solche Förderinstrumente tatsächlich zusätz-
        kanischen Entwicklungsgemeinschaft (SADC) in
        Kraft treten. Das regionale Abkommen mit den
        westafrikanischen Ländern scheitert bis heute
        an dem Widerstand der größten Wirtschaftskraft
        Nigeria, das entsprechende EPA zu unterzeichnen
        (EU-Kommission 2021). Viele Regierungen in Afri-
        ka mussten sich aber im Laufe der Zeit dem Druck
        aus der EU beugen, weil diese drohte, den privi-
        legierten Marktzugang zu entziehen, wenn sie die
        EPA nicht ratifizieren.

        INVESTITIONSPOLITIK DER EU: DER
        PRIVATSEKTOR ALS RETTER IN DER NOT
        Es besteht kein Zweifel, dass private Investitio-
        nen gerade auch in afrikanischen Ländern drin-
        gend gebraucht werden. Offen ist allerdings
        weiterhin die Antwort auf die Frage, wie das Pri-
        vatkapital mobilisiert werden soll, ohne einen
        Interessenkonflikt zwischen Profitmaximierung               Für den Privatsektor mobilisierte Mittel fehlen vielerorts
        und Armutsbekämpfung zu verursachen. Zivil-                 zur Finanzierung von sozialen Dienstleistungen.

                                                                7
EU-AFRIKA-PARTNERSCHAFT AUF NEUEN WEGEN - Plädoyer für die Förderung innerafrikanischer Wertschöpfung
EU-AFRIKA – PARTNERSCHAFT AUF NEUEN WEGEN

           liches privates Kapital mobilisiert werden kann.           nanzplan 2021-2027) die Karten neu gemischt.
           Hinzu kommt das Problem schwacher Institu-                 Hierbei wurden verschiedene Instrumente der
           tionen zur effizienten Umsetzung entsprechen-              europäischen Entwicklungszusammenarbeit zu
           der Förderprogramme. Fragen von Korruption,                einem neuen Instrument zusammengeführt, dem
           Steuervermeidung oder Steuerhinterziehung, von             Instrument für Nachbarschaft, Entwick-
           illegalen Finanzströmen und Geldwäsche werden              lungszusammenarbeit und Internationale
           nicht ausreichend angegangen. Das aber wäre                Zusammenarbeit (NDICI). Der Privatsektor
           wichtig, damit gerade die ärmsten Länder von pri-          soll noch stärker in die EU-Entwicklungs-       ALS ANTWORT
           vaten Investitionen wirklich profitieren können.           zusammenarbeit einbezogen werden, in-           AUF DIE KRISE
               Trotz dieser offenen Fragen richtete die EU-           dem der EIP ausgeweitet und der EFSD auf        WURDEN DIE
           Kommission ihre neue Investitionsoffensive für             alle Partnerländer der EU ausgedehnt wird       GARANTIEN
           Drittländer (External Investment Plan, EIP) im Jahr        (EFSD+). Mit Unterstützung weiterer Ins-        FÜR DARLEHEN
           2017 ein. Ein wichtiges Ziel solcher Investitions­         trumente und Maßnahmen, insbesonde-             AN DEN
           initiativen ist es, mit öffentlichen Geldern zusätz-       re Garantieoptionen, sollen im Zeitraum         PRIVATEN
           liches privates Investitionskapital u.a. nach Afrika       2021-2027 zusätzliche Mittel des Privat-
                                                                                                                      SEKTOR AUF­
           zu locken, um so Beschäftigungsmöglichkeiten zu            sektors in Höhe von bis zu einer halben
                                                                                                                      GESTOCKT.
           schaffen, nachhaltige Entwicklung zu finanzieren           Billionen Euro mobilisiert werden (Mora-
           und die Ursachen von Migration zu bekämpfen.               zán 2021).
           Diese Mischung von öffentlichen und privaten                   Mit der Covid-19-Pandemie ist nun-
           Mitteln wird auch als Blending bezeichnet. Je nach         mehr eine zusätzliche Herausforderung für die
           Vorhaben kann dies ein Investitionszuschuss, eine          Entwicklungsfinanzierung hinzugekommen, de-
           Zinsvergünstigung oder eine Garantie sein. Für             ren Auswirkungen auf die Förderstrategien der EU
           die Umsetzung wurde als wesentliche Säule der              noch schwer einzuschätzen sind. Als Antwort auf
           Europäische Fonds für nachhaltige Entwicklung              die Krise wurden unter anderem die Garantien für
           (EFSD) eingerichtet. Vorgeschlagen wurde die-              Darlehen an den privaten und öffentlichen Sektor
           ser Plan bereits 2016 als Antwort auf die deutlich         aufgestockt. Ob die starke Konzentration auf die
           gestiegene Migration. Begleitet wird er von Maß-           Förderung privater Investitionen im Nachklang
           nahmen für die technische Beratung und die Ver-            der Covid-Krise eine angemessene Reaktion ist,
           besserung des Investitionsklimas und der allge-            sollte zumindest einer kritischen Beleuchtung
           meinen politischen Rahmenbedingungen in den                unterzogen werden. Die Erfahrungen mit der
           Partnerländern.                                            Pandemie haben jetzt schon gezeigt, wie drin-
               Inzwischen wurden mit dem Beschluss über               gend notwendig starke öffentliche Gesundheits-,
           den neuen Haushalt der EU (der Mehrjährige Fi-             Bildungs-, Nahrungsmittel-, Wasserversorgungs-

                                                                                                                                      Foto: Dominic Chavez / Worldbank via Flickr.com

Der Schwerpunkt der
   Entwicklungsmaß-
nahmen der EU sollte
     auf der Stärkung
öffentlicher Systeme,
wie des Gesundheits-
      systems liegen.

                                                                  8
EU-AFRIKA-PARTNERSCHAFT AUF NEUEN WEGEN - Plädoyer für die Förderung innerafrikanischer Wertschöpfung
EU-AFRIKA – PARTNERSCHAFT AUF NEUEN WEGEN
Foto: UN Photo/ Isaac Billy via Flickr.com

                                                                                                                                                        Ein Motiv für Migra-
                                                                                                                                                        tion ist die Flucht vor
                                                                                                                                                        Konflikten, wie hier
                                                                                                                                                        im Sudan.

                                                     und Abwassersysteme sind. Der Schwerpunkt der            dem ihrer Herkunft. Weitere 19 Mio. gebürtige Af-
                                                     Entwicklungsmaßnahmen der EU sollte daher                rikaner*innen lebten in einer anderen Weltregion,
                                                     auf der Stärkung der öffentlichen Systeme liegen.        die meisten von ihnen (mehr als 10 Mio.) in Europa
                                                     Wo private Investitionen gefördert werden, sollte        (IOM 2020). Hervorzuheben ist die besondere Situ-
                                                     zumindest klar definiert werden, dass solche In-         ation in Bezug auf Flüchtlinge: Subsahara-Afrika
                                                     vestitionen eine zukunftsfähige „grüne“ Trans-           beherbergt 26 % der weltweiten Flüchtlinge. Das
                                                     formation voranbringen und steuerkonform sein            sind ca. 18. Mio. Menschen, die zum Teil innerhalb
                                                     müssen. Dies müsste auch den Ausschluss von              des eigenen Landes oder innerhalb der Region ge-
                                                     Unternehmen beinhalten, die z.B. Steueroasen zur         flohen sind (UNHCR 2020).
                                                     Steuervermeidung nutzen oder Investitionen in
                                                     fossile Brennstoffe tätigen. Angesichts des Drucks       GRÜNDE FÜR IRREGULÄRE
                                                     einer beschleunigten Ausgabe von vielen Milliar-         MIGRATION
                                                     den Euro bis 2024 sind solche strikten Regeln al-        Die interkontinentale Migration aus Afrika findet
                                                     lerdings kaum zu erwarten.                               primär regulär statt, das heißt, die meisten afri-
                                                                                                              kanischen Migrant*innen verfügen über gültige
                                                                                                              Papiere und Visa und migrieren legal aus

                                                     2.2 MIGRATION                                            familiären, arbeitsbezogenen oder Studi-
                                                                                                              engründen (IOM 2017). Neben der regulä-           DIE MEISTEN
                                                     UND FLUCHT                                               ren Migration finden aber auch irreguläre         FLÜCHTLINGE
                                                                                                              Einreisen sowohl auf dem Land- als auch
                                                                                                                                                                UND MIGRANT*
                                                     Migration und Flucht zählen zu den großen He-            auf dem Seeweg statt. Für das Jahr 2019
                                                                                                                                                                INNEN AUS
                                                     rausforderungen für die Zusammenarbeit zwi-              erfasste Frontex, die Europäische Agentur
                                                     schen der EU und den afrikanischen Staaten. Die          für die Grenz- und Küstenwache, insge-            AFRIKA BLEIBEN
                                                     EU ist eine wichtige Zielregion internationaler          samt 139.000 Versuche, die EU-Außen-              IN DER REGION.
                                                     Migration. Viele Länder Afrikas sind dabei rele-         grenze illegal zu übertreten (Frontex 2020).
                                                     vante Herkunftsstaaten, einige aber auch zugleich        Hinter diesen Zahlen verbergen sich zwar
                                                     Transitländer oder selbst Zielstaaten. Bei einer         Menschen aus vielen Kontinenten, aber es sind
                                                     Gesamtbevölkerung von rund 512 Mio. Menschen             zahlreiche Afrikaner*innen unter ihnen. Dement-
                                                     waren Anfang 2018 knapp 4,4 % der gesamten EU-           sprechend sind Aspekte wie die Ursachen irregu-
                                                     Bevölkerung Bürger*innen aus Nicht-EU-Staaten            lärer Migration, die Sicherung von Grenzen, aber
                                                     (Eurostat 2020). In Afrika lebten im Jahr 2019 ca.       auch der Rückführung irregulär eingereister Mi-
                                                     1,3 Mrd. Menschen. Rund 21 Mio. Afrikaner*innen          grant*innen zu intensiv diskutierten Themen im
                                                     lebten in einem anderen afrikanischen Land als           EU-Afrika-Dialog geworden.

                                                                                                          9
EU-AFRIKA-PARTNERSCHAFT AUF NEUEN WEGEN - Plädoyer für die Förderung innerafrikanischer Wertschöpfung
EU-AFRIKA – PARTNERSCHAFT AUF NEUEN WEGEN

        Eine kürzlich erschienene Studie des IFO-Instituts   der Herausforderung gerecht wird, bleibt offen. In
        gibt Aufschluss über die Gründe vieler Afrika-       den nächsten 15 Jahren werden schätzungsweise
        ner*innen, die irregulär in die EU einreisen: Men-   375 Mio. junge Menschen auf dem afrikanischen
        schen aus dem Sudan und Somalia flohen zum           Kontinent das Erwerbsalter erreichen. Ihnen vor
        Beispiel zu mehr als 90 % vor Krieg und Verfol-      Ort eine berufliche Perspektive zu bieten, die eine
        gung, während weit mehr als 80 % der Menschen        wirkliche Alternative zur Migration darstellen
        aus Algerien und Marokko in der Hoffnung auf         kann, erfordert enorme, auch finanzielle, An-
        eine bessere wirtschaftliche Situation nach Euro-    strengungen, eine Herausforderung, der sich der
        pa kamen (IFO 2019). Diese beiden Motive – Flucht    Vorschlag für die neue EU-Afrika-Agenda der EU-
        vor Konflikten und die Suche nach Perspektiven –     Kommission stellen muss. Die EU setzt hier vor al-
        bilden damit die Hauptgründe für irreguläre Mig-     lem auf private Investitionen.
        ration aus Afrika. Konzepte zum Schutz vor Krieg         Der Kommissionsvorschlag für die neue Agen-
        und Verfolgung, zum Aufbau wirtschaftlicher Per-     da behält außerdem die bisherige Ausrichtung der
        spektiven, aber auch zur Erweiterung regulärer       EU-Migrationspolitik gegenüber Afrika explizit
        Einreisemöglichkeiten sind deshalb die primären      bei: Die neue Agenda soll eine wirksame Migra-
        Antworten, die der EU-Afrika-Dialog für irregulä-    tionssteuerung und ein wirksames Grenzmanage-
        re Migrant*innen entwickeln müsste.                  ment unterstützen. Sie knüpft auch explizit an
                                                             die langjährigen regionalen Dialogprozesse (Ra-
        GRENZMANAGEMENT IM FOKUS                             bat- und Karthum-Prozess) zwischen der EU und
        Der im Frühjahr 2020 vorgelegte Vorschlag der        den afrikanischen Staaten entlang der westlichen
        Europäischen Kommission für die Europäisch-          bzw. der östlichen Migrationsroute an. Diese kon-
        Afrikanische Agenda sieht bei den fünf Säulen        zentrierten sich bisher auf die Verhinderung irre-
        der Zusammenarbeit u.a. eine „Partnerschaft für      gulärer Migration durch Grenzmanagement und
        nachhaltiges Wachstum und Beschäftigung“, eine       Kontrollmaßnahmen. Menschenrechte spielen in
        „Partnerschaft für Frieden und gute Regierungs-      beiden Prozessen nur eine untergeordnete Rolle.
        führung“ und eine „Partnerschaft im Bereich Mi-          Mit den afrikanischen Staaten entlang der
        gration und Mobilität“ vor (EU-Kommission 2020).     westlichen Migrationsroute führt die EU bereits
        Ob aber angesichts der skizzierten Handels- und      seit 2006 den sog. ‚Rabat-Prozess‘. Ziele dieses Pro-
        Investitionspolitik die Bemühungen zur Schaf-        zesses sind zwar unter anderem, mehr legale Mig-
        fung menschenwürdiger Arbeitsplätze der Größe        rationswege zu schaffen und Synergien zwischen

                                                                                                         In den nächsten
                                                                                                         15 Jahren werden
                                                                                                         schätzungsweise
                                                                                                         375 Mio. junge
                                                                                                         Menschen auf
                                                                                                         dem afrikanischen
                                                                                                         Kontinent das
                                                                                                         Erwerbsalter
                                                                                                         erreichen.

                                                                                                                             Foto: Marcel Crozet / ILO via Flickr.com

                                                         10
EU-AFRIKA – PARTNERSCHAFT AUF NEUEN WEGEN

                                                                                                                                      Foto: Sarah Ferhat / Worldbank via Flickr.com
    Die Folgewirkun-
      gen von Natur­-
Katastrophen bleiben
        oft ignoriert.

            Migration und Entwicklung besser zu nutzen, vor          sche Wirtschaftsgemeinschaft (ECOWAS) zu un-
            allem aber irreguläre Migration und Schleuserkri-        terlaufen. Diese stellen Aspekte wie die Förderung
            minalität zu bekämpfen, z.B. über eine verstärkte        von sicherer und geregelter Migration, das sozial-
            Zusammenarbeit in den Bereichen Grenzmanage-             ökonomische Wohlergehen von Migrant*innen
            ment, Grenzkontrollen und Polizeiausbildung.             und Gemeinschaften, die Sicherung der Rechte
                Im Jahr 2014 wurde ein ähnliches Dialogforum         von Migrant*innen, regionale Integration und
            mit den Ländern entlang der östlichen afrikani-          Personenfreizügigkeit in den Vordergrund (Fe-
            schen Migrationsroute im Rahmen des sog. ‚Kart-          renschild 2020). Sollte Europa diese Aspekte nicht
            hum-Prozesses‘ initiiert (EU/ICMPD 2016). Dass           ebenfalls prioritär behandeln, wird aus dem EU-
            damit auch die Kooperation mit autoritären Re-           Afrika-Dialog ein einseitiger, vom Geldgeber EU
            gierungen gesucht wurde, wie beispielsweise dem          dominierter Monolog, in dem Menschen-/Arbeits-
            Sudan, welche wiederum gerade eine Ursache für           rechte und Demokratie lediglich eine untergeord-
            Flucht und Migration darstellen, wurde von Men-          nete Rolle spielen.
            schenrechtsorganisationen wie Pro Asyl scharf
            kritisiert (Pro Asyl 2015). Der Sudan unter dem
            mittlerweile gestürzten Diktator Omar al-Baschir
            wurde dennoch als zentrales Partnerland auserko-
                                                                     2.3 KLIMAWANDEL UND
            ren. Unter demokratischen und menschenrechtli-           ENTWALDUNG
            chen Gesichtspunkten ist dies extrem fragwürdig.
                Bei einem gemeinsamen EU-Afrika Gipfel in            Im Kampf gegen die Erderwärmung stehen
            Valletta/Malta 2015 wurde der EU-Notfall-Treu-           Deutschland und die EU als Hauptverursacher und
            handfonds (EUTF) für Afrika mit einem Umfang             führende Handelsmächte in der Pflicht, Treibhaus-
            von 1,8 Mrd. Euro aus EU-Mitteln geschaffen. Da-         gase zu reduzieren und die Menschen in armen
            mit sollten die grundlegenden Ursachen irregu-           Ländern, die besonders unter den Folgen des Kli-
            lärer Migration beseitigt, die Herkunftsregionen         mawandels leiden, zu unterstützen. Lö-
            von Flüchtlingen und Migrant*innen stabilisiert          sungen für klimabedingte Migration und
            und der Kampf gegen kriminelle Schleuserbanden           Folgewirkungen von Überschwemmungen
                                                                                                                      DEUTSCHLAND
            gestärkt werden. Der EUTF konzentriert sich dabei        und Dürre müssen zügig entwickelt und
            auf die wichtigsten Herkunftsregionen irregulärer        umgesetzt werden. Im Rahmen des Pa-
                                                                                                                      UND DIE EU
            Migration nach Europa: die Sahel-Region und die          riser Klimaabkommens hatte sich die EU           STEHEN ALS
            Region um den Tschadsee, das Horn von Afrika             das Ziel für 2030 gesetzt, die Treibhaus-        HAUPTVER-
            und den Norden Afrikas. Die Mittel sollen haupt-         gasemissionen im Vergleich zu 1990 um            URSACHER IN
            sächlich aus Mitteln der Entwicklungszusammen-           mindestens 40 % zu reduzieren. Ende 2020         DER PFLICHT,
            arbeit kommen. Das zeigt, dass Entwicklungszu-           wurden diese Vorgaben von den EU-Staats-         ANPASSUNGS-
            sammenarbeit zunehmend für die Bekämpfung                und Regierungschef*innen verschärft:             MASSNAHMEN
            irregulärer Migration funktionalisiert wird.             Bis zum Jahr 2030 soll es einen um 55 %          IN ARMEN
                Mit ihrer Fokussierung auf Grenzmanagement           verringerten Ausstoß an Treibhausgasen
                                                                                                                      LÄNDERN ZU
            und Abwehr irregulärer Migration droht die Agen-         im Vergleich zum Jahr 1990 geben. Das ist
                                                                                                                      UNTERSTÜTZEN.
            da der EU die Interessen der AU und afrikanischer        ein wichtiges Signal auch für die Partner-
            Regionalgemeinschaften wie der Westafrikani-             schaft zwischen der EU und Afrika.

                                                                11
EU-AFRIKA – PARTNERSCHAFT AUF NEUEN WEGEN

                                                                                                                         Foto: Ollivier Girard / CIFOR via Flickr.com
In gemeinsamen Programmen, hier in Kamerun, wird versucht, illegale Abholzung einzudämmen.

           Der Klimawandel stellt für viele afrikanischen nachholendes Wachstum im Stile des Westens
           Länder eine besondere Bedrohung dar, weil er die ist dabei undenkbar und würde zum Kollaps des
           Ernährungsgrundlage zusätzlich gefährdet und Ökosystems führen. Der Wachstumspfad muss
           Fortschritte bei der nachhaltigen Entwicklung zu- vielmehr CO2-arm, klimaresilient und umwelt-
           nichtemachen kann. Allein die Kosten für die An- verträglich sein. Gleichzeitig sind das Naturkapi-
           passung an den Klimawandel in den                                     tal und die Biodiversität Afrikas von
           Ländern des Globalen Südens könn-                     Bis             hohem ökologischen Wert und un-

                                                           2050
           ten bis 2050 auf 280 bis 500 Mrd.                                     verzichtbar für den Schutz von Klima
           US-Dollar pro Jahr ansteigen (UNEP                                    und Umwelt. Diese Aspekte werden
           2016). Bei verschiedenen UN-Klima-                                    im europäischen Aufschlag für die
                                                     könnten die Kosten für die
           gipfeln seit 2009 wurde vereinbart,        Anpassung an den Klima-    Europäisch-Afrikanische Agenda in
                                                     wandel in den Ländern des
           die Klimafinanzierung für Anpassung        Globalen Südens auf 280    der Säule Partnerschaft für die grüne
           und Minderung bis 2020 auf 100 Mrd.       bis 500 Mrd. US- Dollar pro Wende und den Zugang zu Energie
                                                           Jahr ansteigen
           US-Dollar pro Jahr anzuheben und bis                                  angegangen.
           2025 zu halten. Selbst wenn dieses                                        Hier sind vor allem auch In-
           Ziel erreicht wird, bleibt die Lücke zwischen den vestitionen in eine saubere Kreislaufwirtschaft
           gemachten Zusagen und dem Finanzbedarf allein und die Gestaltung von nachhaltigen und fairen
           für Anpassungsmaßnahmen groß.                             Wertschöpfungsketten aufgeführt. Dies betrifft
               Gleichzeitig braucht Afrika auch für die kom- nicht nur agrarische Wertschöpfungsketten, son-
           menden Jahrzehnte ein hohes und kontinuier- dern auch den Rohstoffsektor und industrielle
           liches Wachstum, um ausreichend Nahrung und Wertschöpfungsketten, bei denen ambitionierte
           Arbeitsplätze für die stetig wachsende Bevölke- Umwelt- und Klimastandards etabliert und ein-
           rung zu schaffen und die SDG zu erreichen. Ein gehalten werden müssen. Darüber hinaus sind in

                                                                   12
EU-AFRIKA – PARTNERSCHAFT AUF NEUEN WEGEN

        diesem Bereich die Schaffung von grünem Wachs-
        tum, nachhaltige Städte und Verkehrskonzepte                     IMPORTIERTE ENTWALDUNG
        sowie Investitionen in den Zugang zu nachhalti-                  UND KLIMAWANDEL
        ger Energie vorrangig aus erneuerbaren Energie-
                                                                         Die wichtigsten Anbauländer für Kakao welt-
        quellen von entscheidender Bedeutung (EU-Kom-
                                                                         weit sind Ghana und die Côte d’Ivoire. In der
        mission 2020).                                                   Côte d’Ivoire reduzierte sich die bewaldete
                                                                         Fläche von 16 Mio. Hektar im Jahre 1960 -
        ENTWALDUNGSFREIE LIEFERKETTEN                                    damals die Hälfte der Landesfläche - auf
        Die Entwaldung ist ein wichtiger Treiber des Kli-                weniger als 2 Mio. Hektar im Jahr 2010. Ein
        mawandels. Schätzungen zufolge importiert die                    erheblicher Teil dieser Verringerung wurde
        EU jährlich Produkte, die zur Abholzung von bis zu               zum Ausbau der Anbauflächen von Kakao
        einer halben Million Hektar Wald pro Jahr führen                 genutzt. Seit 2010 wurden die Kakaoflächen
        (EU 2018). Die EU-Kommission, das europäische                    noch einmal massiv ausgeweitet, oft auch
        Parlament wie auch der Rat der EU haben in einer                 mit Eingriffen in Nationalparks oder ge-
        Vielzahl von Verlautbarungen mit großer Besorg-                  schützten Wäldern. Schätzungen zufolge
        nis auf die zunehmende globale Entwaldung hin-                   stammen aus der Côte d’Ivoire mindestens
                                                                         30 % der Kakaoproduktion von illegal abge-
        gewiesen und auf die dringende Notwendigkeit,
                                                                         holzten Flächen.
        diese aufzuhalten.
                                                                         Gleichzeitig kam es in beiden Anbauländern
            Eine Ursache des Waldverlustes ist die Nach-                 in den vergangenen Jahren zu Wetterphä-
        frage nach tropischen Hölzern. Diese stammen zu                  nomenen, die zuvor nicht in einer solchen
        einem erheblichen Teil aus afrikanischen Ländern,                Vielzahl beobachtet wurden. Trockene Winde
        da Kamerun, die Côte d‘Ivoire und Gabun zu den                   aus der Sahara wehen häufiger als zuvor
        wichtigsten Lieferländern der EU gehören. In Afri-               Richtung Golf von Guinea und sorgen für
        ka bedecken primäre Regenwälder zwar nur noch                    Dürren. Generell dauern Trockenzeiten länger
        rund 13 % der Landfläche, enthalten jedoch rund                  und Regenfälle sind unberechenbarer ge-
        90 % des gespeicherten Kohlenstoffs und haben                    worden. Diese Veränderungen des regionalen
        eine große Bedeutung für die Biodiversität (EU                   Klimas haben massive Auswirkungen auf die
        2018). Um die illegale Abholzung einzudämmen,                    Menschen und auf die Agrarproduktion. Sie
        hat die EU einen Aktionsplan und gemeinsame                      verschärfen die ohnehin prekäre Situation
                                                                         vieler kleinbäuerlicher Familien weiter.
        Programme mit afrikanischen Staaten aufgebaut.
                                                                         Prognosen zufolge werden große Teile der
            Eine weitere wichtige treibende Kraft für die
                                                                         derzeitigen Anbauflächen aufgrund des Kli-
        Entwaldung ist die Ausweitung des Anbaus von                     mawandels in den nächsten Jahrzehnten nach
        Agrarprodukten und damit verbundene Agrarim-                     und nach nicht mehr für den Kakaoanbau
        porte der EU, wie eine von der EU 2013 in Auftrag                geeignet sein. Es droht eine Verlagerung des
        gegebene Studie darlegt (EU 2013). Demnach hat                   Anbaus insbesondere nach Kamerun, Nigeria
        der Import von Kakao und Kaffee hat mit rund 12 %                und die Demokratische Republik (DR) Kongo
        einen erheblichen Anteil an der importierten Ent-                auf Flächen, die derzeit noch von primären
        waldung, auch wenn die wichtigsten Treiber der                   Regenwäldern bedeckt sind.
        globalen Entwaldung, Soja und Palmöl, überwie-
                                                                           Quelle: Fountain/Hütz-Adams 2018, Schroth et al. 2016
        gend nicht aus afrikanischen Ländern importiert
        werden. Seitdem hat sich die Entwicklung eher
        noch verschärft, da Importe von Agrarprodukten
        in die EU, die auf zuvor bewaldeten Flächen ange-
        baut werden, deutlich gestiegen sind. Für den afri-
        kanischen Kontinent dürfte dabei Kakao weiterhin
        der wichtigste Faktor sein. Die EU ist der größte
        Importeur des in Afrika angebauten Kakaos.
            Die EU will daher eine Waldstrategie verab-
                                                                                                                                   Foto: Alexander Schimmek via Flickr.com

        schieden. Teil dieser Strategie soll der Aufbau von
        Lieferketten für importierte Produkte sein, die frei
        von Entwaldung sind. Die Beendigung der Entwal-
        dung im Agrarsektor soll in Partnerschaft mit den
        Anbauländern der importierten Produkte voran-
        getrieben werden (EU 2019). Hierfür sollte die EU
        möglichst schnell gesetzliche Vorgaben umsetzen,
        die die Fortsetzung des Imports von Entwaldung
        verhindern. Dazu gehört eine Sorgfaltspflichten-
        regulierung, in der Unternehmen vorgeschrieben
        wird, Entwaldungsrisiken in ihren Lieferketten zu
        überprüfen und sofern vorhanden, abzustellen.               Die EU ist der größte Importeur von Kakao aus Afrika.

                                                               13
EU-AFRIKA – PARTNERSCHAFT AUF NEUEN WEGEN

                  3. AGENDA 2063: AUF DEM WEG ZU
                  EINER AFRIKANISCHEN ZOLLUNION

                 I
                      m Jahr 1963 gründeten die jungen Staaten Af-                        dabei wohl noch zu den handhabbaren Zielset-
                      rikas in Addis Abeba die Organisation der Af-                       zungen. Schwieriger wird es vermutlich, durch
                      rikanischen Einheit (OAE), die Vorgängerorga-                       die Stärkung der politischen Zusammenarbeit die
                   nisation der heutigen AU. 50 Jahre später (im Jahr                     Bildung einer Kontinentalregierung umzusetzen.
                   2013) unterzeichneten die Mitgliedsstaaten der                         Die wirtschaftliche Integration mit dem Ziel eines
                   AU die Agenda 2063 mit dem Ziel, als geeint auf-                       kontinentalen Binnenmarktes, der kontinentalen
                   tretender Kontinent mehr Einfluss in der globalen                      Freihandelszone (AfCFTA), bildet das Herzstück
                   Politik zu erlangen. Als gemeinsamer Handlungs-                        dieser Agenda.
                   rahmen mit dem Zielhorizont 2063 will der sehr
                   ambitionierte Entwicklungsplan nicht weniger
                   als eine sozial-ökonomische Transformation des
                   gesamten Kontinents hin zu einem vereinigten,
                                                                                          3.1 VON REGIONALEN
                           wohlhabenden und friedlichen Afrika. Die                       MÄRKTEN ZU EINER
17%
                           Öffnung der kontinentalen Grenzen und
                           das Zusammenwachsen der Märkte ge-                             PAN-AFRIKANISCHEN
   des afrikanischen
                           hört zu den zentralen Zielen dieser Trans-
                           formation, die auch dahin führen soll, dass
                                                                                          FREIHANDELSZONE
 Handelsumsatzes blei-     in globalen Foren stärker mit einer Stimme                     Ziel der AfCFTA ist ein Binnenmarkt für Waren und
     ben in Afrika
                           gesprochen wird. „The Africa we want“                          Dienstleistungen auf dem ganzen Kontinent. Zudem
                           (Das Afrika, das wir wollen) ist der Titel                     soll der freie Personen- und Kapitalverkehr erleich-
                           der Agenda 2063 und verdeutlicht so auch                       tert werden, sodass mittelfristig eine kontinentale

69%
                           das gewachsene Selbstbewusstsein der af-                       Zollunion etabliert werden kann. Hierfür sollen die
                           rikanischen Staaten und bekräftigt die ge-                     Mitgliedstaaten verschiedene Maßnahmen ergrei-
                           meinsame Identität und die gemeinsame                          fen, darunter Zollabbau und Handelserleichterun-
   des europäischen        pan-afrikanische Idee¹.                                        gen, der Aufbau handelsrelevanter Infrastruktur
Handelsumsatzes bleiben
       in Europa               In aufeinanderfolgenden 10-Jahres-Plä-                     und stärkere Marktintegration. In einer zweiten
                           nen sollen Maßnahmen auf nationaler, re-                       Phase sollen dann auch handelsrelevante Politik-
                   gionaler und kontinentaler Ebene zur Erreichung                        bereiche vereinheitlicht werden wie z.B. das Wett-
                   messbarer Ziele durchgeführt werden. Mit jährli-                       bewerbs- oder das Patentrecht (AUDA-NEPAD 2019).
                   chen Wachstumsraten von 7 % und einem Anstieg                              Die demographische Entwicklung sowie die so-
                   des Realeinkommens um 33 % will der Kontinent                          ziale und wirtschaftliche Entwicklung der letzten
                   die Armut bekämpfen. Die Verbesserung des Zu-                          Jahre machen Afrika zu einem wichtigen Zukunfts-
                   gangs zu sauberem Trinkwasser und Sanitäran-                           markt. Vor der Covid-19-Pandemie erlebten viele
                   lagen, die Beseitigung von Kinderarbeit und der                        afrikanische Länder ein hohes Wirtschaftswachs-

                                                                                                                                                                         Foto: Vigen Sargsyan World Bank via Flickr.com
                   rechtlichen Diskriminierung von Frauen gehören                         tum und wichtige Impulse für den Handel unter-
                                                                                          einander. Im Bereich der regionalen Integration
                                                                                          fällt der Kontinent aber weit hinter die regionale
                                                                                          Handelsintegration anderer Weltregionen zurück.
                                                                                          So ist der innerafrikanische Handel in den vergan-
                                                                                          genen Jahren zwar stetig gewachsen, wird für 2019
                                                                                          aber immer noch auf nur rund 15-17 % des gesam-
                                                                                          ten afrikanischen Handelsumsatzes geschätzt, fast
                                                                                          zwei Drittel der afrikanischen Exporte gehen dem-
                                                                                          gegenüber nach Europa. Im Vergleich: In Europa
                                                                                          liegt der Anteil des innereuropäischen Handels bei
                                                                                          69 % (Kohnert 2019). Das soll sich ändern, meinen
    Fast zwei Drittel der afrikanischen Exporte gehen nach Europa.                        die Architekt*innen der Agenda 2063.²

    1
      Sieben übergeordnete Ziele bestimmen die Agenda 2063: (a) ein wohlhabendes Afrika mit inklusivem Wachstum und nachhaltiger Entwicklung
       (b) ein politisch geeinter, panafrikanisch integrierter Kontinent, (c) ein rechtstaatliches Afrika, das Menschenrechte achtet, (d) ein sicheres und friedliches
       Afrika, (e) eine auf gemeinsamen Werten basierende starke kulturelle Identität, (f) ein Afrika, dessen Entwicklung von den Menschen vorangetrieben
       wird und (g) Afrika als einflussreicher, unabhängiger Akteur in der globalen Politik. (s. https://au.int/agenda2063/goals)
    2
       Die Covid-19-Krise könnte allerdings zu einem Rückschlag für all diese Bemühungen führen, da Grenzen geschlossen statt geöffnet wurden und
        auch die Nachfrage nach vielen afrikanischen Produkten eingebrochen oder der Preis gesunken ist. Hinzu kommen die Kosten zur Bewältigung der
        Folgen der Krise bei gleichzeitig einbrechenden Steuereinnahmen.

                                                                                     14
EU-AFRIKA – PARTNERSCHAFT AUF NEUEN WEGEN

           GRAFIK 1: REGIONALE WIRTSCHAFTSGEMEINSCHAFTEN IN AFRIKA

                   CEN-SAD                         COMESA                             EAC                              ECCAS

                   ECOWAS                           IGAD                              SADC                              UMA

           Gemeinschaft der Sahel-Sahara-Staaten (CEN-SAD): Benin, Burkina Faso, Kap Verde, Zentralafrikanische Republik,
           Komoren, Elfenbeinküste, Tschad, Djibouti, Ägypten, Eritrea, Gambia, Ghana, Guinea-Bissau, Guinea, Kenia, Liberia, Libyen,
           Mali, Mauretanien, Marokko, Niger, Nigeria, São Tomé und Príncipe, Senegal, Sierra Leone, Somalia, Sudan, Togo, Tunesien
           Gemeinsamer Markt für das östliche und südliche Afrika (COMESA): Burundi, Komoren, Demokratische
           Republik Kongo, Djibouti, Ägypten, Eritrea, Äthiopien, Kenia, Libyen, Madagaskar, Malawi, Mauritius, Ruanda, Seychellen,
           Sudan, Swasiland, Uganda, Sambia, Simbabwe Ostafrikanische Gemeinschaft (EAC): Burundi, Kenia, Ruanda,
           Tansania, Uganda Wirtschaftsgemeinschaft Zentralafrikanische Staaten (ECCAS): Angola, Burundi, Kamerun,
           Zentralafrikanische Republik, Tschad, Demokratische Republik Kongo, Äquatorialguinea, Gabun, Kongo, São Tomé und
           Príncipe Wirtschaftsgemeinschaft Westafrikanische Staaten (ECOWAS): Benin, Burkina Faso, Kap Verde,
           Elfenbeinküste, Gambia, Ghana, Guinea, Guinea-Bissau, Liberia, Mali, Niger, Nigeria, Senegal, Sierra Leone, Togo
           Inter-Governmental Authority on Development (IGAD): Djibouti, Eritrea, Äthiopien, Kenia, Somalia, Sudan, Uganda
           Entwicklungsgemeinschaft des südlichen Afrikas (SADC): Angola, Botswana, Demokratische Republik Kongo,
           Lesotho, Madagaskar, Malawi, Mauritius, Mosambik, Namibia, Seychellen, Südafrika, Swasiland, Tansania, Sambia,
           Simbabwe Union des Arabischen Maghreb (UMA): Algerien, Libyen, Mauretanien, Marokko, Tunesien

           Quelle: Marinov 2016: 19

Siehe
Grafik 1   Derzeit existieren insgesamt acht regionale                     reichte aber auch hinter den Erwartungen zurück
           Wirtschaftsgemeinschaften in Afrika, in denen                   (Marinov 2016).
           zwar alle afrikanischen Länder vertreten sind,                      Die Aufhebung von Zöllen bedeutet jedoch im-
           teilweise aber auch mit überlappenden Mitglied-                 mer auch Einnahmeverluste für den Staat, auch
           schaften (Corrigan 2015). Die angestrebte Inte­                 wenn sie bezogen auf den innerafrikanischen
           gration in den regionalen Gemeinschaften ver-                   Handel bislang vergleichsweise gering sind. Die
           lief nicht immer im gewünschten Tempo, machte                   meisten Zolleinnahmen für Importe generieren
           aber zumindest in und zwischen einigen Wirt-                    die afrikanischen Staaten über den Handel mit
           schaftsgemeinschaften vergleichsweise gute Fort-                anderen Ländern und Regionen. Das ist allerdings
           schritte. So haben beispielsweise die COMESA,                   nur ein Teil der Rechnung, denn die Zunahme von
           die SADC und die EAC im Jahr 2015 ein Freihan-                  Handelsbeziehungen führt auch zu einer Verbes-
           delsabkommen abgeschlossen, das Handelsbar-                     serung der Einkommenssituation großer Teile
           rieren abschafft. Auch in den einzelnen Sektoren                der Bevölkerung. Insgesamt werden den afrika-
           sind die Fortschritte uneinheitlich. Fortschritte               nischen Staaten Wohlfahrtsgewinne in Höhe von
           gab es zum Beispiel in den Bereichen makroöko-                  bis zu 16,1 Mrd. US-Dollar prognostiziert, sollten
           nomische Politik, Handel (z.B. bei der COMESA),                 die Zölle im innerafrikanischen Handel eliminiert
           Infrastruktur und Verkehr (SADC und EAC), bei                   werden. Mit Ausnahme des Bergbaus sollen alle
           der Freizügigkeit (ECOWAS) oder bei Frieden und                 Sektoren, vor allem die verarbeitende Industrie,
           Sicherheit (ECOWAS und SADC). In vielen regio-                  der Dienstleistungs- und der Agrarsektor stark
           nalen Wirtschaftsgemeinschaften blieb das Er-                   wachsen (UNCTAD 2018).

                                                                      15
EU-AFRIKA – PARTNERSCHAFT AUF NEUEN WEGEN

        Langfristig werden solche positiven Effekte immer
        größer, während kurzfristig mit unterschiedlich
        hohen Anpassungskosten zu rechnen ist. So gel-
        ten beispielsweise die Furcht vor Einbußen bei den
        Zolleinnahmen oder sektorspezifische Arbeits-
        platzverluste sowie eine ungleiche Verteilung von
        Gewinnen und Verlusten zwischen den verschie-
        denen afrikanischen Staaten zu den Haupthin-
        dernissen für die geplante Integration. Nicht alle
        Staaten starten von derselben Position in dieses
        gemeinsame Vorhaben. Länder, die heute schon
        größere Produktionskapazitäten in der verarbei-
        tenden Industrie haben wie Ruanda oder Nigeria
        werden stärker von einer regionalen Integration
        profitieren als kleine Volkswirtschaften und die           Gut ausgebaute, auch grenzüberschreitende Infrastruktur fehlt oft.
        ärmsten Länder wie etwa Sambia, die ihre lokale
        Industrie bedroht sehen und erhebliche Einkom-
        mensverluste fürchten (UNCTAD 2018).                       heranwachsen konnte. Um dies nachzuahmen,
            Daher öffnen viele Länder die Märkte für               fehlt es allerdings in vielen Regionen Afrikas an
        die Nachbarstaaten nur zögerlich aus Angst vor             einer gut ausgebauten grenzüberschreitendenden
        wirtschaftlichen Verlusten, sei es durch geringe-          Infrastruktur. Auch diese Aspekte werden daher
        re Zolleinnahmen oder größerer Konkurrenz aus              in der Agenda 2063 benannt und entsprechende
        dem Ausland. Aber auch die vielen Doppelmit-               Ziele definiert.
        gliedschaften in mehreren Wirtschaftsgemein-                   Vonseiten der Zivilgesellschaft wurde jedoch
        schaften, mangelnde finanzielle Ressourcen und             auch die mangelnde Transparenz der Verhand-
        schlecht ausgebaute Verkehrsinfrastruktur sowie            lungen über das AfCFTA sowie die fehlenden
        eine fehlende Verankerung in der breiten Be-               Partizipationsmöglichkeiten für Bürger*innen,
        völkerung behinderten die regionale Integration            private und zivilgesellschaftliche Organisationen
        in vielen Wirtschaftsgemeinschaften (Corrigan              kritisiert. Schon im Jahr 2016 forderte der Dachver-
        2015). Die Agenda 2063 soll diesen Trend um-               band der afrikanischen Zivilgesellschaft, relevante
        kehren und orientiert sich unter anderem an der            Verhandlungsdokumente zu veröffentlichen und
        Wirtschaftspolitik in Asien der letzten Jahrzehnte.        Möglichkeiten der Partizipation auf nationaler
        Der Erfolg dieser Region basierte vor allem auf der        und kontinentaler Ebene zu schaffen (ACS 2016).
        wirtschaftlichen Zusammenarbeit, die regionale             Es besteht die Sorge, dass von dem Freihandelsab-
        Wertschöpfungsketten ermöglichte, wodurch die              kommen insbesondere die politischen Eliten profi-
        Region zu einem wichtigen Akteur im Welthandel             tieren könnten und die Rechte von Arbeiter*innen
                                                                   und kleinbäuerlichen Betrieben der Wachstums-
                                                                   logik untergeordnet werden könnten.
                                                                       Insgesamt sind die Ziele sehr ambitioniert und
                                                                   Kritiker*innen befürchten ähnliche Probleme wie
                                                                   bei der Zusammenarbeit in den regionalen Wirt-
                                                                   schaftsgemeinschaften. Hinzu kommt die hohe

                                                                                                                                        Foto: Marcel Crozet / ILO via Flickr.com; Alex Proimos via Flickr.com
                                                                   ethnische Diversität auf dem Kontinent, die die
                                                                   Einigung verschiedenster Akteure schon in der
                                                                   Vergangenheit erschwert hat. Aktuelle Prognosen
                                                                   stimmen zwar überein, dass das AfCFTA den intra-
                                                                   regionalen Handel und das Wachstum der afrika-
                                                                   nischen Ökonomien fördern wird und die Wohl-
                                                                   fahrtsgewinne gegenüber den Kosten überwiegen
                                                                   (Weltbank 2020, UNCTAD 2019). Der innerafrikani-
                                                                   sche Handel wird allerdings nicht automatisch zu
                                                                   einer nachhaltigen und inklusiven Entwicklung in
                                                                   allen beteiligten Staaten führen. Ob die Handels-
                                                                   liberalisierungen daher zum Erreichen der ambi-
                                                                   tionierten Ziele der Agenda 2063 beitragen, hängt
                                                                   maßgeblich von den politischen Maßnahmen zur
                                                                   Abfederungen der negativen Folgen der Marktin-
                                                                   tegration ab. Dazu zählen neben dem Schutz von
        Länder mit größeren Produktionskapazitäten in der
        verarbeitenden Industrie werden stärker                    kleinbäuerlichen Betrieben und Gewerkschaften
        von einer regionalen Integration profitieren.              insbesondere der Ausbau des Sozialstaates sowie

                                                              16
EU-AFRIKA – PARTNERSCHAFT AUF NEUEN WEGEN

        die Harmonisierung der Arbeits- und Sozialge-               Arbeitskräfte wandern nicht aus, weil sie im Land
        setze zwischen den afrikanischen Ländern (Third             einen gut bezahlten Job finden.
        World Network 2016). Der wichtigste Faktor für                  Verarbeitete Produkte „Made in Africa“ sind
        eine erfolgreiche Umsetzung der AfCFTA bleibt               derzeit in globalen und regionalen Wertschöp-
        somit der politische Wille. Das gilt vor allem für          fungsketten eher Mangelware, weniger als 15 %
        solche Länder, die kurzfristig zu den Verlierern ei-        des Bruttoinlandsprodukts des Kontinents kom-
        ner verstärkten Integration gehören könnten, weil           men aus der industriellen Produktion (AU o.J.).
        sie stärker abhängig sind vom innerafrikanischen            Am globalen Handel und der globalen Produktion
        Handel und durch den Zollabbau zunächst Staats-             sind die afrikanischen Staaten zusammen sogar
        einnahmen verlieren. Eine gemeinsame politi-                nur mit 2 % beteiligt (UN 2018). Industrialisierung
        sche Vision und ein sensibler Blick auf eventuelle          steht entsprechend ganz oben auf der Agenda af-
        Durststrecken einzelner Staaten oder Regionen ist           rikanischer Regierungen. Die AU hat nicht nur in
        hier besonders wichtig (AUDA-NEPAD 2019).                   der Agenda 2063, sondern bereits im Jahr 2008 in
                                                                    ihrem Aktionsplan zur industriellen Entwicklung
                                                                    (AIDA - Action Plan for the Accelerated Industrial

        3.2 INDUSTRIALISIE-                                         Development of Africa) das Ziel erklärt, den Anteil
                                                                    verarbeiteter Produkte in Afrika zu steigern und
                                                                                                                                Siehe
                                                                                                                               Kasten
        RUNGSSTRATEGIE DER                                          die Industrialisierung auf dem Kontinent ko-
                                                                    härent zu gestalten.
        AFRIKANISCHEN UNION                                             Industrialisierungsprozesse sind multidimen-
                                                                    sional und komplex. Um einen nachhaltigen In-
        Die Agenda 2063 geht davon aus, dass es ohne                dustrialisierungsprozess auszulösen, ist nicht nur
        eigene Industrie keinen nachhaltigen Wohlstand              Geld notwendig. Starke Institutionen, d.h. keine
        geben kann. Je mehr Produkte im eigenen Land                oder nur sehr geringe Korruption, eine effiziente
        verarbeitet werden, desto größer ist der Mehrwert           Verwaltung, die gute Ausbildung von Menschen,
        in einer Volkswirtschaft. Jede Stufe in der Pro-            eine ausreichende Verkehrsinfrastruktur und
        duktionskette vom Rohstoff bis zum Endprodukt               Energieversorgung sind heute genauso wichtig
        erhöht die Produktivität, neue Geräte und Tech-             wie verlässliche Telekommunikation. Das sind
        nologien können eingeführt werden, qualifizierte            hohe Hürden insbesondere für Länder, in denen

             AIDA – AKTIONSPLAN FÜR DIE             reichtum kann nur mit einer            vom afrikanischen Markt
             BESCHLEUNIGTE INDUSTRIELLE             besseren Infrastruktur in              ferngehalten werden, um
             ENTWICKLUNG AFRIKAS                    steigende Wettbewerbsfä-               lokale Industrien nicht zu
                                                    higkeit verwandelt werden.             zerstören.
             1. Produkt- und Exportdiversi-
                                                3. Entwicklung von Human-             5. Entwicklung eines gesetz-
                 fizierung, Management und         kapital und Nachhaltigkeit,
                 Entwicklung der natürlichen                                               lichen, institutionellen und
                                                   Innovation, Wissenschaft und            regulatorischen Rahmens: Ein
                 Ressourcen: Die Verarbei-         Technologie: Im Zentrum
                 tung primärer Rohstoffe                                                   solcher, verlässlicher Rahmen
                                                   dieser Priorität stehen der Pri-        soll die Attraktivität für pri-
                 und landwirtschaftlicher          vatsektor, also Unternehmen,
                 Produkte innerhalb Afrikas                                                vate Investitionen aus dem
                                                   die durch Ausbildung von
                 soll gesteigert werden, um                                                In- und Ausland steigern.
                                                   Managern und Vernetzung mit
                 durch die wachsende Wert-                                             6. Mobilisierung von Ressour-
                                                   Universitäten und Forschungs-
                 schöpfung vom natürlichen                                                 cen für die industrielle Ent-
                                                   einrichtungen die technolo­
                 Reichtum Afrikas stärker zu                                               wicklung: Da Afrika bisher
                                                   gische und personelle Basis
                 profitieren.                                                              nur zu einem geringen Anteil
                                                   für die Industrialisierungsstra-
             2. Entwicklung der Infrastruk-       tegie schaffen sollen.                  von internationalen Privat-
                  tur: Um mehr regionale        4. Entwicklung von Standards              investitionen profitiert, setzt
                  Verarbeitung zu erreichen,        und Konformität: Einerseits            AIDA zunächst auf
                  müssen die Energie- und           sollen afrikanische Produkte           afrikanisches Kapital. Neue
                  Wasserversorgung sowie            durch Einhaltung interna-              Quellen wie Pensionsfonds,
                  die Transport- und Kom-           tionaler Produktstandards              Heimatüberweisungen der
                  munikationsmöglichkeiten          und –normen wettbewerbs-               afrikanischen Diaspora oder
                  aus­gebaut werden. Der            fähig werden. Andererseits             zusätzliche Steuereinnah-
                  Wettbewerbsvorteil durch          sollen Importe, die solche             men sollen hierfür erschlos-
                  den natürlichen Ressourcen-       Standards nicht einhalten,             sen werden.
                                                                                                             Quelle: AU o.J.

                                                               17
Sie können auch lesen