Social Media Kompass 2017 / 2018 - Bundesverband Digitale Wirtschaft

Die Seite wird erstellt Niklas Meyer
 
WEITER LESEN
Social Media Kompass 2017 / 2018 - Bundesverband Digitale Wirtschaft
Social Media Kompass
2017 / 2018
Social Media Kompass 2017 / 2018 - Bundesverband Digitale Wirtschaft
Der besondere Dank für die Entstehung dieser Publikation gilt
den Autoren und den folgenden Unternehmen:

Förderer

                                                                Social Media Kompass
                                                                2017 / 2018
Social Media Kompass 2017 / 2018 - Bundesverband Digitale Wirtschaft
2   INHALTS VERZ EIC HNIS                                                                                                                                I N H A LT SV E R ZE I CH N I S   3

    VORWORT		                                                                            4
       Ulf-Jost Kossol, T-Systems Multimedia Solutions GmbH und BVDW e.V.
                                                                                                 P RA X I S C A S ES                                                                52

                                                                                                 Wie ein Versicherungsunternehmen ansprechenden Content für seine
                                                                                                 Zielgruppe generiert		                                                             52
    S OCIA L MEDIA A DVERTIS ING 		                                                      6       Susanne Ullrich, Brandwatch GmbH und BVDW e.V.

       Social Media Advertising: Ohne Ziele geht nichts		                                6       Authentisches Influencer Marketing für die Tourismusbranche                        54
       Susanne Ullrich, Brandwatch GmbH und BVDW e.V.                                            Oliver Brügmann, visumate GmbH

       Mit künstlicher Intelligenz zur individuellen Ansprache		                         8
       Dr. Angela Harre, fischerAppelt AG

       Datenzentriertes Vorgehen: Der Schlüssel zu nachhaltigem Erfolg                  12
       Jonathan Voigt, Namics (Deutschland) GmbH                                             S O CI A L M EDI A CO N T EN T                                                         56
       Does Social Media matter?                                                                 Love, Peace und Social Media Content		                                             56
       Die Rolle von Social Media bei der Markenbildung                                 16       Michael Koch, Blackbit digital Commerce GmbH und BVDW e.V.
       Dr. Anne Winkler, Kantar TNS
                                                                                                 Hygiene, Hub & Hero:
       Social, Search und Content: Das optimale Zusammenspiel		                         20       Die Content-Pyramide für Social Media Marketing                                    58
       Jannik Seven, pilot Hamburg GmbH & Co. KG                                                 Kristina Hennies, web-netz GmbH

       Facebook Audience Insights:                                                               User Generated Content: Wenn Fans über die Marke sprechen                          62
       Anwendung zur Optimierung der Facebook-Anzeigen		                                24       Oliver Brügmann, visumate GmbH
       Sandro Günther, Werbeboten Media GmbH
                                                                                                 Dark Social: Wie messe ich das Unmessbare?                                         66
                                                                                                 Daniel Köthe, Talkwalker Sàrl
       PR A XIS CA S ES 		                                                              28
                                                                                                 P RA X I S C A S ES                                                                70
       #abjetztfamilie: Authentizität und Nähe                                          28
       Florian Schipperges, wdv Gesellschaft für Medien & Kommunikation mbH & Co. OHG
                                                                                                 Mit Markenbotschaftern zu mehr Präsenz im Handel                                   70
       Bitterer Schnaps, bittere Botschaften:                                                    Adrienne Becker, web-netz GmbH
       individuell kreiert, individuell ausgespielt		                                   30
       Nicolas Diekmann, pilot Hamburg GmbH und Co. KG                                           Cross-Channel-Storytelling führt zu Conversion                                     72
                                                                                                 spacedealer GmbH
       Lebensmittel online kaufen: Warum nicht?                                         32
       Melanie Arens, Kantar TNS                                                                 Durch zielgruppenspezifischen Content zu mehr Reichweite                           74
                                                                                                 Vanessa Runge, crowdmedia GmbH
       Wie eine Fastfood-Kette dank Kundenzentrierung einen
       Imagewandel herbeiführt, der zu deutlichem Wachstum verhalf                      34
       Andrea Fusenig, Sprinklr Germany GmbH

                                                                                             G LO SSA R                                                                             76

    S OCIA L MEDIA R ELATIONS                                                           36   E X P E RT EN                                                                          84

       Back to Relations: Direkter Dialog schlägt Content. Wirklich!?                   36
       Simon Garreis, C3 Creative Code and Content GmbH und BVDW e.V.                        ANBI E T ERV ERZ EI C H N I S                                                          90

       Influencer und Multiplikatoren: Alter Wein in neuen Schläuchen?                  39
       Christoph Reinwardt, iCrossing GmbH
                                                                                             BUNDESVERBAND DIGITALE WIRTSCHAFT (BVDW) E.V.                                          94

       ROI-Evaluation von Influencer-Kampagnen                                          43   F O K U S G RU P PE S O C I A L M EDI A I M B V DW                                     95
       Roland Schweins, styleranking media GmbH

       Chatbots: Vom Hype zum Eckpfeiler moderner Kommunikation                         47   I MP R E S S U M                                                                       96
       Ingo Kahnt, Performics-Newcast GmbH
Social Media Kompass 2017 / 2018 - Bundesverband Digitale Wirtschaft
4                               VO RWO RT                                                                                                                                                            VO RWO RT                                          5

                                VO RWO RT                                                                               Kerndisziplinen für erfolgreiche Kommunikation in Social Media
                                                                                                                    -

                                                                                                                                                         SOCIAL MEDIA MARKETING
                                W ER BR AUCH T S CHON EINE N KO MPAS S ?
                                                                                                                          Social Media Marketing ist ein Teil des Digital-Marketings und umfasst die strategische Planung
             Ulf-Jost Kossol    Fragt man einen erfahrenen Segler, wird dieser bestätigen, dass der Kompass zur           und operative Nutzung sozialer Medien, um Marketing-Ziele zu erreichen. Im Fokus des Social
              Head of Social    Pflichtausstattung eines Bootes gehört, auch wenn er nicht ständig in Benutzung           Media Marketings stehen die vier Kerndisziplinen: 1. bezahlte Marketing-Aktivitäten (Social Me-
                                                                                                                          dia Advertising), 2. Kommunikation mit den jeweiligen Zielgruppen (Social Media Relation), 3. die
         Business Technology,   ist. Man kennt ja den Weg, die Route, die man meist nicht zum ersten Mal ein-
                                                                                                                          für die Community relevanten Inhalte (Social Media Content), 4. Austausch der Mitarbeiter eines
        T-Systems Multimedia    geschlagen hat. In Situationen jedoch, in denen man zu neuen Ufern aufbricht
                                                                                                                          Unternehmens untereinander (Social Collaboration).
            Solutions GmbH,     oder aber eine gewisse latente Unsicherheit verspürt, hilft es, sich auf das Erd-

                                                                                                                                €
Vorsitzender der Fokusgruppe    magnetfeld zu verlassen.
      Social Media im BVDW
                                Ein Social-Media-Erdmagnetfeld mit 100-prozentiger Sicherheit können wir
                                Ihnen als Fokusgruppe Social Media im Bundesverband Digitale Wirtschaft
                                                                                                                            Social Media            Social Media                   Social Media                        Social
                                (BVDW) e.V. nicht versprechen, wohl aber eine ausgewogene Best-Practic-
                                                                                                                            Advertising             Relations                      Content                             Collaboration
                                es-Sammlung, um im Social-Media-Ozean an Ihr individuelles Ziel zu kommen.
                                Zum mittlerweile neunten Mal haben sich Digitalexperten und Anwender aus
                                                                                                                            Social Media            Social Media                   Social Media Content                Social Collaboration
                                dem digitalisierten Mittelstand zusammengetan, um ihre Erfahrungen in Social
                                                                                                                            Advertising nutzt       Relations meint                umfasst Inhalte, die                umfasst lösungen,
                                Media zu teilen. Unseren treuen Lesern wird schnell klar, dass wir die vielen
                                                                                                                            die von den unter-      Kommunikationsakti-            aus einer Gemein-                   die den innerbetrieb-
                                Beiträge in unsere bewährte Gliederung aus dem letzten Jahr eingeordnet haben
                                                                                                                            schiedlichen Kanälen    vitäten, die auf Bera-         schaft heraus entste-               lichen Austausch bzw.
                                (siehe nebenstehende Grafik).
                                                                                                                            und Plattformen         tung, Service und die          hen oder nach deren                 die Zusammenarbeit
                                                                                                                            angebotenen Werbe-      Verbundenheit zu               Bedürfnissen geschaf-               von Gruppen in
                                Ganz besonders freue ich mich, dass die Anzahl der Anwenderbeispiele in die-
                                                                                                                            formate, Targeting-     einer Marke einzahlen          fen wurden und einen                einem professio-
                                sem Jahr signifikant höher ist und damit konkrete Erfahrungen in den Mittel-                                                                       sozialen Kontext
                                                                                                                            Technologien und        und den Beziehungs-                                                nellen Umfeld
                                punkt treten. Es gibt aber auch wieder eine Menge zu lernen, sei es zu Metho-                                                                      herstellen. Botschaft,
                                                                                                                            Steuerungsinstru-       aufbau und die                                                     erleichtern sollen. *
                                den, zu Trends oder Technologien.                                                           mente, um mittels                                      Intention und die Ent-
                                                                                                                                                    -pflege vornehmlich
                                                                                                                            bezahlter („gespon-     von Organisationen             stehung sind inhärent
                                Jetzt wünsche ich Ihnen viel Freude beim Lesen, viele neue Inspirationen und                ser ter“) Ausspielung   zu relevanten Ziel-            wechselseitig. Mit dem
                                natürlich Orientierungshilfe bei Ihrer persönlichen Social-Media-Kreuzfahrt.                von Werbemitteln        gruppen auf eigenen            Fokus auf Identität,
                                Und wenn Sie einmal einen ruhigen Hafen aufsuchen wollen, würde ich mich                    ausgewählte Ziel-       oder fremden                   Gemeinschaft und
                                freuen, Sie in einer der nächsten Sitzungen unserer Fokusgruppe begrüßen zu                 gruppen und KPI-        Social-Media-Platt-            Dialog unterscheidet
                                dürfen.                                                                                     optimierte Ziele zu     formen bezwecken.              er sich erheblich von
                                                                                                                            erreichen.                                             rein werblichen Inhal-
                                                                                                                                                                                   ten und trifft aufgrund
                                                                                                                                                                                   der Authentizität auf
                                                                                                                                                                                   hohe Akzeptanz bei
                                                                                                                                                                                   den Nutzern.

                                                                                                                                                           * Im diesjährigen Kompass wird diese Disziplin als Schwerpunkt nicht weiter thematisier t.

                                                                                                                                                                                                        © Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) e.V.
Social Media Kompass 2017 / 2018 - Bundesverband Digitale Wirtschaft
6                             S O C IAL MEDIA ADVERTIS ING                                                                                                                               SO CI A L M E D I A A DV E RT I SI N G   7

                              SOCIAL MEDIA ADVERTISING                                                                        und schlussendlich die gesetzten Ziele erreicht werden. Dies gilt sowohl für
                                                                                                                              B2C- als auch für B2B-Unternehmen, genauso wie die goldene Regel, dass es
                                                                                                                              bei Social Media Advertising um Menschen geht, die nicht mit plumpen Wer-
                                                                                                                              bebotschaften belästigt, sondern mit Mehrwert, unterhaltsamen Inhalten und
                              S OCIA L MEDIA A DVERTIS ING : O HNE Z I E L E G E HT NI CHTS                                   direktem Dialog angesprochen werden möchten. Nur so lassen sich Aufmerk-
                                                                                                                              samkeit und Engagement erzeugen.
         Susanne Ullrich      Wer „Marketing“ sagt, muss auch „Social“ sagen. Social Media sind keine
       Marketing Director     Disziplin, sondern eine Kompetenz. Gleichzeitig ist „Social“ ein essenzieller                   Bei der Plattform-Auswahl über den Tellerrand schauen
                DACH/FR,      Bestandteil im Kommunikationsmix. Der einzelne Mensch steht im Fokus der
       Brandwatch GmbH,       Kommunikation – und wo erreicht man diesen besser als über die Plattformen,                     Bei der Auswahl der richtigen Plattformen für das Social Media Advertising
           stv. Vorsitzende   auf denen er sich zunehmend häufiger aufhält und gerne Zeit verbringt1?! Unter                  spielen Marktforschung und „Smart Data“ eine wichtige Rolle. So können Un-
         der Fokusgruppe      „Social Media Advertising“ sind Marketing-Aktivitäten zu verstehen, die auf ein                 ternehmen z. B. mit Social Media Monitoring3 herausfinden, in welchen Netzw-
    Social Media im BVDW      konkretes Geschäftsziel einzahlen und planbare Reichweite über angebotene                       erken sich ihre Zielgruppen bewegen, was sie beschäftigt und welche Sprache
                              Werbeformate auf unterschiedlichen Kanälen bieten. Im Gegensatz zu den „So-                     sie sprechen. Damit lassen sich im Sinne des Data Driven Marketings nicht nur
                              cial Media Relations“, die im nächsten Kapitel behandelt werden, geht es hier um                die richtigen Orte und Zeitpunkte für die Maßnahmen bestimmen, sondern auch
                              bezahlte Maßnahmen – sprich Paid Media auf Plattformen, die nutzergenerierten                   Botschaften personalisieren. Social Media werden hier nicht im engeren Plat-
                              Content bereitstellen.                                                                          tform-Sinne gesehen, sondern auch Foren, Blogs und Bewertungsportale können
                                                                                                                              wichtige Anlaufpunkte für Zielgruppen sein und müssen für Paid Media mitbe-
                              Mit der fortschreitenden Digitalisierung nutzen immer mehr Unternehmen die                      dacht werden. Werden diese Analysen mit Erkenntnissen aus der klassischen
                              Chancen von Social Media. Die Investitionen in puncto Personal und Budgets                      Marktforschung kombiniert, entstehen optimale Datengrundlagen für strate-
                              nehmen in diesem Bereich kontinuierlich zu, auch bei kleinen und mittelstän-                    gische Entscheidungen.
                              dischen Unternehmen. Laut einer Befragung des Anbieters Clutch wollen diese
                              in 2017 insbesondere die Ausgaben für (Paid) Social Media erhöhen: 58 Prozent                   Ein wichtiger Faktor beim Social Media Advertising ist die Zeit. Um dem schnell-
                              aller Befragten planen, ihre Investitionen für Social Media zu steigern. Damit                  lebigen Charakter der Plattformen gerecht zu werden, müssen Marketingverant-
                              sind Social Media der Bereich mit der stärksten Investitionsplanung im Digitalen                wortliche quasi in Echtzeit die richtigen Entscheidungen für Paid Media treffen.
                              Marketing und liegen zwei Prozent vor der eigenen Website (56 Prozent).2 Trot-                  Tools und Techniken für Realtime Bidding, Social Media Monitoring, Social Media
                              zdem steht noch oft die Frage im Raum, wie Social Media auf den Unterneh-                       Analytics und Command Centers unterstützen dabei. Integrierte Kampagnen,
                              menserfolg einzahlt und optimiert werden kann.                                                  bei denen verschiedene Techniken und Aktivitäten kombiniert werden, sind der
                                                                                                                              Schlüssel zum Erfolg.
                              Im Zentrum stehen die Ziele und der Mensch
                                                                                                                              Erfolgsmessung als zentrales Element
                              Die Social-Media-Marketing-Strategie und die daraus abgeleiteten Advertis-
                              ing-Maßnahmen müssen mit den Unternehmenszielen im Einklang stehen. Nur                         Die Frage, welchen Beitrag Social Media Advertising zum Erfolg des Unterneh-
                              so kann sicher-gestellt werden, dass die gewünschten Erfolge erzielt werden.                    mens leistet, ist omnipräsent. Nur mit einer klaren Antwort lassen sich Budgets
                              Wie dies konkret aussieht, kann jedes Unternehmen nur für sich beantworten                      und Personalressourcen rechtfertigen und zukunftsweisende Entscheidungen
                              und die Erwartungs-haltung entsprechend festlegen.                                              treffen. Der BVDW hat mit dem Erfolgsmessungsmodell4 eine einheitliche Basis
                                                                                                                              dafür geschaffen. Unternehmen erhalten damit fundierte Kennzahlen zu Inves-
                              Für das Operative sollte sichergestellt sein, dass sich die richtigen Mitarbeiter               titionsentscheidungen für Social Media Advertising, das Aufdecken von Opti-
                              mit einem guten Verständnis für Social Media um das Thema kümmern, Abteilun-                    mierungspotenzialen und die Erfolgsbewertung.
                              gen eng zusammenarbeiten, die Erfolgsmessung ganzheitlich durchgeführt wird

                              1 Alleine über zwei Stunden auf Facebook täglich, Quelle: GlobalWebIndex, Q2 2016
                              2 Quelle: KMU wollen Ausgaben für Social Media erhöhen, Markus Singer, Haufe.de, 18.04.2017,   3 Vgl. hierzu den aktuellen BVDW-Leitfaden „Social Media Monitoring in der Praxis“,
                                 abrufbar unter www.haufe.de/marketing-vertrieb/online-marketing/kmu-wollen-ausga-               BVDW e.V., 06/2017
                                 ben-fuer-social-media-erhoehen_132_408792.html                                               4 Vgl. “Erfolgsmessung in Social Media”, BVDW e.V., 05/2016
Social Media Kompass 2017 / 2018 - Bundesverband Digitale Wirtschaft
8                        S O C IAL MEDIA ADVERTIS ING                                                                                                         SO CI A L M E D I A A DV E RT I SI N G   9

                         Im Fokus stehen Business-KPIs, mit denen sich Aussagen treffen lassen, z.B. wie    Diese neue Mechanik – Convenience gegen Daten – bietet neue Potenziale
                         sich das Social Media Advertising auf Umsatzsteigerung und Kostensenkung aus-      für Marketing und Online-Werbung. Auch die Rolle von Social Media wird sich
                         wirkt bzw. die Handlungsautonomie des Unternehmens sichert. Auch hier geht         verändern. Der Schwerpunkt wird sich immer mehr verschieben – von der Be-
                         es um den 360-Grad-Blick und die ganzheitliche Messung durch Kombination           mühung, mit Usern in Gespräche und Interaktionen zu treten hin zum unmittel-
                         verschiedener Erhebungsmethoden wie Webtracking, Monitoring, Befragung oder        bar anschließenden Online-Verkauf von Produkten und Dienstleistungen. Social
                         internes Controlling. Dies zeigt einmal mehr, dass im Social Media Kompetenzen     Media Marketing und Performance Marketing werden miteinander verschmel-
                         verschiedenster Abteilungen und Aktivitäten integriert werden sollten.             zen. Dadurch wird sich auch die Ausgestaltung der Zielgruppenansprache im
                                                                                                            Social Media Marketing stark verändern.
                         Trends beobachten, sich aber nicht davon dominieren lassen
                                                                                                            Persönliche 1:1-Angebote werden der Maßstab
                         In regelmäßigen Abständen kommen neue Plattformen auf den Markt: Noch im-
                         mer gilt Snapchat als Hype-Plattform, aber auch über Musically, Mastodon und       Das Prinzip ist einfach: Je genauer die Zielgruppe definiert wird, desto pass-
                         Anchor wird zunehmend berichtet. Der Mix der richtigen Kanäle für das Social       genauer können die Angebote auf sie zugeschnitten werden. Losgröße eins ist
                         Media Advertising wird zu einer immer größeren Herausforderung. Doch bevor         das Ziel – auf persönliche Vorlieben maßgeschneiderte und an konkrete Sit-
                         Budgets und Ressourcen geplant werden, gilt es eine gründliche Bestandsauf-        uationen angepasste Angebote. Dies erlaubt, das herkömmliche Denken in
                         nahme durchzuführen. Erst dann lassen sich die Fragen beantworten, ob man die      Media-Zielgruppen abzulösen und bringt das Ende der Streuverluste durch zu
                         eigene Zielgruppe tatsächlich nachhaltig auf den „neuen“ Plattformen erreicht,     grobe Zielgruppen-Clusterung in greifbare Nähe.
                         welche Möglichkeiten sich für Paid Media überhaupt bieten und ob es sich lohnt,
                         eine weitere Baustelle aufzumachen.                                                Wie schon Steve Jobs sagte: „Simplicity is the highest sophistication“– in seiner
                                                                                                            Theorie ist es logisch und einfach, in der praktischen Umsetzung jedoch un-
                         Natürlich ist es wichtig, alle Trends im Blick zu behalten und sich als Market-    geahnt anstrengend. Die von den Menschen so bereitwillig hinterlassenen Mas-
                         ingverantwortlicher selbst mit den neuen Plattformen auseinanderzusetzen.          sen an Daten – im Allgemeinen als „Big Data“ bezeichnet – sind außerordentlich
                         Dennoch sollte man sich von Hypes nicht unter Druck setzen lassen und immer        wertvoll, überfordern aber gleichzeitig den einzelnen Menschen bei der Auswer-
                         hinterfragen, welche Maßnahmen am effektivsten zur Zielerreichung beitragen.       tung. Unterstützen kann Künstliche Intelligenz.
                         Die folgenden Artikel zeigen konkrete Ansätze für Strategie, Kampagnen und die
                         Erfolgsmessung in B2C- und B2B-Unternehmen auf.                                    Werbung im Börsentakt

                                                                                                            Das Ende der klassischen Mediaplanung geht Hand in Hand mit der Automatis-
                         MIT KÜNSTLICHER INTELL I G E NZ Z U R I ND I V I D U E L L E N                     ierung von Werbung. Viele Unternehmen wappnen sich jetzt für ihre veränder-
                         A NS PR ACH E                                                                      ten Rollen und forschen im Bereich KI: Hinterlegte Schlagworte verlieren bei
                                                                                                            werblichen Entscheidungen an Relevanz und werden durch ein stetig wachsend-
    Dr. Angela Harre     Onlinewerbung ist wie Aktienhandel. Marketer setzen ihre Budgets auf               es Regelwerk ersetzt, das im Sekundentakt auf veränderte Nutzerbedürfnisse
     Senior Beraterin,   sekündlich wechselnde Trends wie Makler an der New Yorker Börse. Die Daten         in den Weiten des Internets reagiert. Händisch stellen Mediaplaner lediglich die
     fischerAppelt AG    strömen in Echtzeit ein. Jede Verzögerung kostet Geld und Reichweite. Um-          Regeln ein – die Aussteuerung der Werbung ist vollkommen automatisiert.
                         satzprognosen jagen einander. In diesem Spiel ist Geschwindigkeit Trumpf und
                         Künstliche Intelligenz der Joker.                                                  Google reagiert auf wachsenden Druck aus der Werbebranche: Marketer
                                                                                                            suchen ihre Arbeits-Tools nach Geschwindigkeit und Passgenauigkeit ihrer Algo-
                         Künstliche Intelligenz (KI) ist ein Metatrend des Online-Zeitalters und erlebt     rithmen aus. Für Google, Facebook & Co. gilt nicht nur, das akute Interesse eines
                         aktuell einen ungeahnten Aufschwung durch die Vision, damit in Zukunft Geld        Menschen so schnell und genau wie möglich zu erfassen, sondern auch eine
                         zu verdienen. Es ist das Versprechen von Convenience, das Künstliche Intelligenz   riesige Anzahl an Nutzern parallel, in gleichbleibender Qualität und maximaler
                         zu einem Massengeschäft macht und Menschen bereitwillig persönliche Daten          Geschwindigkeit anzusprechen – wie an einer Börse.
                         preisgeben lässt – ob via digitaler Sprachassistenten wie Amazon Echo, Social
                         Media wie Facebook oder GPS-Diensten wie Google Maps.
Social Media Kompass 2017 / 2018 - Bundesverband Digitale Wirtschaft
10                                                S O C IAL MEDIA ADVERTIS ING                                                                                                                                     SO CI A L M E D I A A DV E RT I SI N G   11

                                                                                                                                                       Das Ende der Streuverluste bedingt Künstliche Intelligenz im Sinne neuronaler
            Künstliche Intelligenz wird Kunden zukünftig individuell ansprechen
                                                                                                                                                       Netze. Neuronale Netze sind komplexe mathematische Systeme, die dem men-
                                                                                                                                                       schlichen Gehirn ähneln. Werden diese Programme mit realen Daten gespeist,
                                                                                                                                                       entwickeln sie sich selbständig weiter und können ihr erworbenes Wissen auf
                                                                                                                                                       neue, ungewohnte Situationen anwenden. Es sind also Computer, die sich selbst
                                                                                                                                                       „smart“ programmieren.
     Anzahl der Kanäle und Stories

                                                                                                                                                       Neuronale Netze sind im Fokus aller großen Internet-Konzerne. Nichts-
                                                                                                                 Integration aller                     destotrotz haben es bislang weder Facebook noch IBM oder Microsoft geschafft,
                                                                                                                 Inhalte in                            ein neuronales Netz zur Marktreife zu bringen. Lediglich einige Teilbereiche
                                                                                      Kommunikation              intelligente                          bieten kommerzielle Anwendungen. Zu ihnen gehört exemplarisch die Spracher-
                                                                                      über alle                  Ökosysteme,
                                                                                                                                                       kennung des Google Assistants und mit ihr Natural Language Processing, das für
                                                           Kommunikation              existierende               die individuell
                                                                                                                                                       sprachliche Interaktionen zwischen Mensch und Computer unerlässlich ist.
                                     Kommunikation         über mehrere,              Kanäle inkl.               und kanalspezi-
                                     über einzelne         unabhängige                interdisziplinärer         fisch mit Kunden
                                     Kanäle                Kanäle                     Vernetzung                 kommunizieren                         Roboter vermitteln zwischen Mensch und Werber

                                     Singlechannel          Multichannel               Omnichannel                  Ökosystem                          Online- und Social-Media-Werbung wird zukünftig von der Kommunikation
                                                                       Gestern und Heute                              Zukunft                          zwischen Mensch und Maschine bestimmt. Der Übergang vom Machine Learn-
                                        Gestern
                                                                                                                                                       ing zur Künstlichen Intelligenz wird insofern eine folgenschwere Zäsur in der
                                                                                                                                                       Geschichte der Werbung darstellen. Mit dem Boom der Künstlichen Intelligenz
            Quelle: fischerAppelt, 2017                                                              © Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) e.V.
                                                                                                                                                       wird Robotik nicht nur in den Alltag der Menschen, sondern auch in die Wer-
                                                                                                                                                       bung einziehen.
                                                  Das Ende der Streuverluste
                                                                                                                                                       Die Formgestaltung der Anzeigen wird sich stark verändern. In Zukunft geht
                                                  Auch wenn Künstliche Intelligenz heute in aller Munde ist, ist sie in der Werbe-                     es nicht um Design im Sinne von Form und Funktion, sondern um die Ge-
                                                  realität streng genommen noch immer Zukunftsmusik. Die riesigen Datenmen-                            staltung von Interaktionen, Beziehungen und Alltagserfahrungen. Die Bedeutung
                                                  gen, die für eine akkurate Ausspielung der Anzeigen nötig sind, werden heute                         der grafischen Benutzeroberflächen wird sinken, wohingegen auditorische und
                                                  noch über das sogenannte Machine Learning5 gesteuert – einer Vorform der                             haptische User-Interfaces an Bedeutung gewinnen.
                                                  Künstlichen Intelligenz. Die Software arbeitet mit Algorithmen, die Variablen in
                                                  unzähligen Versuch-Irrtum-Reihen gezielt verändern und so dazulernen.                                Dharmesh Shah, Mitgründer von HubSpot, betont richtig, dass die gesprochene
                                                                                                                                                       Sprache die natürlichste Kommunikation des Menschen sei und Informationen
                                                  Das Ende der Streuverluste bei Werbebotschaften wird so noch nicht erreicht.                         am effektivsten mit Bildern aufgenommen werden können. Zwischen diesen
                                                  Die Irrtümer der Software sind zu zahlreich und die Versuchsreihen dauern zu                         beiden Polen wird sich das Marketing der Zukunft bewegen.6 Und hier mani-
                                                  lange. Ein Beispiel sind Recommender-Systeme, die potenziellen Käufern Pro-                          festiert sich schon heute die noch wachsende Bedeutung von Social-Media-Be-
                                                  dukte auf Grundlage ihres vorherigen Suchverhaltens empfehlen. Sie werden                            wegtbildplattformen.
                                                  unter anderem von Amazon und Netflix eingesetzt. Auch die personalisierte
                                                  Google-Suche nutzt eine ähnliche Logik. Recommender-Systeme bergen die Ge-                           Nichtsdestotrotz wirken heutzutage viele Werbeerlebnisse noch unausgereift –
                                                  fahr, Nutzer durch immer gleiche Produktangebote zu verschrecken und ihnen                           ähnlich der Phase der frühen Industrialisierung, als die ersten Eisenbrücken noch
                                                  keinen Raum für Neuentdeckungen zu lassen.                                                           wie Holzbrücken konstruiert waren und so großes Potenzial vergeben wurde.

                                                                                                                                                       6 Quelle: Artificial intelligence (AI) And The Future Of Marketing: 6 Observations From Inbound
                                                  5 Quelle: What Is The Difference Between Artificial Intelligence And Machine Learning?, Bernard        2016, Gil Press, Forbes, abrufbar unter www.forbes.com/sites/gilpress/2016/11/21/artificial-in-
                                                     Marr, Forbes, abrufbar unter www.forbes.com/sites/bernardmarr/2016/12/06/what-is-the-dif-            telligence-ai-and-the-future-of-marketing-6-observations-from-inbound-2016/#62f9eb83441d,
                                                     ference-between-artificial-intelligence-and-machine-learning/#69d597c52742, 04.05.2017               27.04.2017
Social Media Kompass 2017 / 2018 - Bundesverband Digitale Wirtschaft
12                             S O C IAL MEDIA ADVERTIS ING                                                                                                                              SO CI A L M E D I A A DV E RT I SI N G                                       13

                               Erst mit der Zeit wurden die Möglichkeiten des neuen Materials entdeckt und                    Der Einsatz von Social-Media-Management-Tools darf nicht nur auf die ober-
                               mutigere Entwürfe umgesetzt. So könnte zukünftig beispielsweise der Zeitpunkt                  flächliche Anzeige von einzelnen Datensätzen ausgelegt sein, denn:
                               für eine mögliche Conversion durch die neuen Erkenntnisse genau vorherge-
                               sagt werden. Marketer können daraufhin gezielte Botschaften zur richtigen Zeit                 • Viele unterschiedliche Kanäle liefern unentwegt neue Daten, die jedoch
                               ausspielen, um ihr Wunschergebnis zu erzielen.                                                   dezentral erfasst einzelne Datensilos bilden.

                                                                                                                              • Vom Monitoring über das Community Management bis zum speziellen
                               Digitale Ungeduld
                                                                                                                                Advertising Tool – viele unterschiedliche Anwendungsmöglichkeiten kommen
                                                                                                                                für die einzelnen Kanäle zum Einsatz. Jedoch fehlt es bisher an der richtigen
                               Der Blick auf die Zukunft der Werbung ist von digitaler Ungeduld geprägt. Vielen
                                                                                                                                Verknüpfung der Daten und Plattformen, auch wenn die Möglichkeiten dafür
                               Designern wird es schon jetzt in den Fingerspitzen kribbeln ob der spannenden
                                                                                                                                bereits vorhanden sind.
                               Projekte, die auf sie zukommen. Für Marketer hingegen avanciert das Beherrschen
                               der größeren, schnelleren und vielfältigeren Datenströme zum Hauptspielfeld.                   • Entlang der User Journey des Kunden entstehen eine Menge Daten.
                                                                                                                                Diese besitzen aber erst einen Mehrwert, wenn sie den jeweiligen Usern
                               Wie an der Börse gilt: Zeit ist Geld. Anbieter von Finanzdaten stellen ihre Server               zugeordnet werden.
                               unmittelbar neben der Börse auf, um die Datenübertragung maximal zu bes-
                               chleunigen. Und Banken wählen ihre Büros unmittelbar neben den Datenanbiet-                    Solche Herausforderungen lassen sich auf strategischer Ebene lösen: Die So-
                               ern, um von dieser absoluten Beschleunigung zu profitieren. Im Marketing wird                  cial-Media-Strategie leitet sich dabei direkt von den Geschäftszielen ab. Über
                               es vermutlich bald ähnlich sein. In den Augen der Social-Media-Verantwortlichen                alle Zielebenen hinweg müssen daher übergreifend Daten erhoben, ausgewertet
                               werden Sekundenbruchteile über die Chance entscheiden, wahrgenommen zu                         und interpretiert werden. Als finaler Schritt wird der Daten-Layer, der vorher
                               werden. Ein Anbieter, der Sekundenbruchteile schneller agiert als die Konkur-                  auf der Strategieebene konzipiert wurde, in die Umsetzung integriert.
                               renz, gewinnt den Kampf um die Aufmerksamkeit der Kunden.
                                                                                                                              Die Ziele bestimmen die Social-Media-Strategie

                               DATENZENTR IERTES VORG E HE N:                                                                 Das Fundament einer ausgereiften Social-Media-Strategie bilden klare Zielsetzu-
                               DER S CH LÜS S EL ZU NACHHALT I G E M E R F O LG                                               ngen, die die Implementierung von Aktivitäten mithilfe der Ergebnisse einer
                                                                                                                              stufenweisen Datenevaluation bestimmen. An der Spitze stehen die übergeord-
            Jonathan Voigt     Social-Media-Management-Tools sind ohne eine zugrundeliegende, datenzentri-                    neten Geschäftsziele8, auf die alle Aktivitäten einzahlen.
 Digital Content Consultant,   erte Strategie meist nur glitzernde Spielereien. Dieser Artikel zeigt auf, wie ein
      Namics (Deutschland)     zentraler Daten-Layer nicht nur Targeting und Advertising effizienter gestaltet,                   Entwicklung einer Social Media Strategie
                     GmbH      sondern auch in der Königsdisziplin Content-Erstellung die Weichen für respon-
                               siven Content und eine passgenaue Erreichung der Zielgruppen stellt.

                                                                                                                                     und Tools folgt überge-

                                                                                                                                                                                                                                         über die Plattform messbar
                                                                                                                                     Implementierung der

                                                                                                                                                                                                                                         Einzelne Bereiche werden

                                                                                                                                                                                                                                         auf die Geschäftsziele ein
                               Vielfältige Social-Media-Tools haben sich in den deutschen Agenturen etabliert:                                                                   Geschäftsziele

                                                                                                                                     einzelnen Prozesse
                                                                                                                                                                Aufmerksamkeit, Kundengewinnung, Kundenbindung

                                                                                                                                     ordneten Zielen
                               Alerts alarmieren, wenn die Stimmung auf den Community-Kanälen zu kippen

                                                                                                                                                                                                                                         und zahlen so klar
                               droht. Advertising ohne Facebook Power Editor ist kaum mehr vorzustellen. Dash-
                               boards zeigen den Fanzuwachs, Graphen vermitteln die Entwicklung von Reichweite                                                                   Social-Media-Ziele
                               und Interaktionen. Und sogar die letzten Postings werden direkt ausgewertet.
                                                                                                                                                                                    Kanalziele
                               Die neue Tool-Landschaft weiß auf jeden Fall zu begeistern, aber Big Data muss                                                                Gemessen in KPIs pro Kanal
                               mehr sein, als „nur“ Daten zu sammeln: „It’s easy to collect data, it’s difficult to
                               turn it into deep insight!“7                                                                    Quelle: Namics (Deutschland) GmbH, 2017                                          © Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) e.V.

                               7 Quelle: Measuring Marketing Insights – Turning Data Into Action, Harvard Business Review,
                                  Insights Center Collection, 2016                                                            8 Vgl. hierzu „Erfolgsmessung in Social Media”, BVDW e.V., 05/2016
Social Media Kompass 2017 / 2018 - Bundesverband Digitale Wirtschaft
14                                S O C IAL MEDIA ADVERTIS ING                                                                                                                         SO CI A L M E D I A A DV E RT I SI N G   15

                                  Beispiel: Ein Automobilhersteller möchte seine Marke bei jungen Fahranfängern               Erste Stufe: Analyse
                                  etablieren. Vom Geschäftsziel „Aufmerksamkeit“ leiten sich die verschiedenen                Als Fundament dient die IST-Analyse; sie wertet die bisherigen Prozesse, Daten-
                                  Social-Media-Ziele ab: Zum Beispiel die Themenführerschaft durch Content-Ex-                silos und Tools aus. Eine detaillierte Betrachtung hilft dabei, Lücken und Poten-
                                  zellenz. Erreichbar ist dies etwa, wenn Influencer oder Musikstars authentischen            ziale in der Datenverknüpfung zu erkennen. Diese Lücken sind die Grundlage
                                  und relevanten Content erstellen, der an die Zielgruppen verbreitet wird.                   für Hypothesen, wie beispielsweise: „Der Content passt nicht zur Zielgruppe“.
                                                                                                                              Diese Annahmen helfen dabei Daten wie Content-Thema und Leserate in
                                  Um den Erfolg auf den jeweiligen Kanälen messen zu können, werden Kanalziele                Zukunft miteinander zu verknüpfen.
                                  festgelegt. Mit diesen sollen vorher definierte KPIs wie Interaktionsrate, Reich-
                                  weite oder Sentiment in der gewünschten Zielgruppe erreicht werden. Entspre-                Zweite Stufe: Daten-Layer-Aufbau
                                  chend dient eine konsequente und kumulierte Auswertung von Daten als Mess-                  Das Setup einer Datenstruktur definiert, welche Daten miteinander verknüpft
                                  latte für die Zielerreichung.                                                               werden. Die Anbindung unterschiedlichster Social-Media-Kanäle, Google An-
                                                                                                                              alytics und CRM-Datenbanken an moderne Social-Media-Management-Tools
                                  Von der Social-Media-Strategie zum Daten-Layer im Einsatz                                   erlaubt die Bündelung aller Daten in einem System. Im Rahmen der Listen-
                                                                                                                              ing-Funktionalitäten lassen sich so Live-Dashboards und Reportings aus divers-
                                  Die Social-Media-Strategie bildet die theoretische Grundlage für den verbesser-             en Datenquellen zusammenstellen. Diese Gegenüberstellung von verknüpften
                                  ten Einsatz von Tools. Ein verbindender Daten-Layer über alle bespielten Kanäle             Daten erfolgt über interaktive Grafiken, die die Zielerreichung der KPIs kon-
                                  hinweg liefert eine kontinuierliche und zentrale Erhebung aller relevanten Daten.           tinuierlich visualisieren. Die Konsolidierung der Datensilos entsprechend der
                                  Die Auswertung dieser Daten durch Spezialisten, der Abgleich mit strategischen              ausgearbeiteten Datenstruktur erfolgt ebenfalls im Tool, indem verknüpfte Dat-
                                  sowie Kampagnen-Zielen und der Vergleich mit historischen und zusammenhän-                  en gemeinsam betrachtet werden. Dementsprechend sind der Einsatz moderner
                                  genden Datensätzen wie zum Beispiel Trending Topics erlaubt die Verbesserung                Listening-Lösungen und Management-Software für Social Media sowie die An-
                                  der Social-Media-Aktivitäten. Die neu gewonnenen Erkenntnisse helfen dabei,                 bindung an alle relevanten Systeme unumgänglich, um die erarbeiteten Hypoth-
                                  Targeting, Advertising und Content-Erstellung immer weiter zu optimieren.                   esen direkt auf den Kanälen umsetzen und testen zu können.

                                                                                                                              Dritte Stufe: Implikationen für die Umsetzung
     Aufbau Datenlayer
                                                                                                                              Aus dem Daten-Layer werden Insights für alle Bereiche der Umsetzung gewon-
                                                                                                                              nen. Mit einer besseren Kenntnis der Zielgruppen, Predictive Data Modeling9
                                                                                                                              und einer Content-Performance-Auswertung lassen sich Inhalte passgenau er-
                                                                                                                              stellen. Das Advertising gestaltet sich als viel effizienter, da so Micro, Custom
                                                            Setup Daten-                      Advertising
                                                            struktur und
                                                                                                                              und Lookalike Audiences10 genauer und immer zum richtigen Zeitpunkt ang-
                                      DATENLAYER                                                                              esprochen werden können. Wichtig ist dabei, dass die neu gewonnenen Ken-
                                                            Reportings im
                                                              zentralen                                                       ntnisse von Fachleuten in nutzbare Anweisungen übersetzt werden und diese
                                                             Datenpool                                                        durch A/B-Testing verifiziert werden.
                                            Sichtung und                                           Interdisziplinäre
                                           Konsolidierung                     INSIGHTS              Interpretation
                                            bestehender
       IST-Analyse und
                                             Datensilos
         Hypothesen-                                           Kontinuierliche
                                                                                                                              9 P  redictive Modeling befasst sich mit Prognose- oder Vorhersagemodellen, (…) „bei denen
           bildung                                              Analyse und
                                                                                                                                  gegebene Daten analysiert und auch interpretiert werden, um aus diesen Daten Vorhersagen
                                                                 Reportings                                 Targeting             für zukünftige Ereignisse, Trends oder das Verhalten von Konsumenten abzuleiten“.
                            INPUT
                                                                                                                                  Quelle: de.onpage.org/wiki/Predictive_Modelling
                                                                                           Kreation                           10 Micro Audiences sind sehr fein definierte Werbezielgruppen.
                                                                                                                                  Custom Audiences sind Werbezielgruppen, die aus bekannten Nutzergruppen generiert
                                                                                                                                  werden. Lookalike Audiences bildet der Facebook-Algorithmus auf Basis bereits bestehender
                                                                                                                                  Audiences.
 Quelle: Namics (Deutschland) GmbH, 2017                                    © Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) e.V.
                                                                                                                                  Quelle: allfacebook.de/fbmarketing/custom-audiences-und-lookalike-audiences-richtig-ein-
                                                                                                                                  setzen.
Social Media Kompass 2017 / 2018 - Bundesverband Digitale Wirtschaft
16                            S O C IAL MEDIA ADVERTIS ING                                                                                                                  SO CI A L M E D I A A DV E RT I SI N G                                 17

                              Beispiel im Einsatz: Ein Autohersteller betreibt einen Blog, Social-Media-Kanäle    Einfluss von Social Media auf die Markenstärke im Branchenvergleich
                              und seine Unternehmensseite, misst jedoch seine Daten bisher auf unter-
                              schiedlichen Plattformen. Mit dem neuen Daten-Layer ist nun alles zentral ge-       Vergleicht man den Social-Media-Beitrag in verschiedenen Branchen Europas,
                              sammelt und die KPIs sind miteinander verknüpft: Scroll-Speed auf dem Blog,         wird deutlich, dass Social Media je nach Branche eine unterschiedliche Rele-
                              Video-Views auf Facebook, Returning-Visitors-Insights via Cookies und Face-         vanz bei der Bildung der Markenstärke besitzen. Während ihr Beitrag innerh-
                              book-ID und die User Journey einzelner Besucher. Aus all diesen Daten lassen        alb der Finanz- und Versicherungsbranche insgesamt deutlich positiv ausfällt, ist
                              sich nun je nach Blogbeitrag, der gelesen wurde, Inhalte targetieren oder sogar     ihr Beitrag innerhalb der Automobil- und der Telekommunikationsbranche be-
                              interessierte Personen direkt zur Probefahrt einladen.                              reits geringer. Eine detaillierte Analyse der Daten offenbart hierbei, dass dieser
                                                                                                                  Vorsprung vor allem auf gute Leistungen der Markenwerbung in Social Media
                              Zukunftsfähig durch eine datenzentrierte Social-Media-Strategie                     zurückzuführen ist.

                              Die Social-Media-Tools in Kombination mit den gesammelten Daten bieten viele        Innerhalb des FMCG-Marktes schließlich ist der Gesamtbeitrag zur Markenstärke
                              Möglichkeiten. Aber nur eine klare Strategie und ein Daten-Layer verhelfen zu       sogar noch größer. In diesem Fall stellen Social Media jedoch über alle Marken
                              wirklich neuen Erkenntnissen. Wenn diese Anforderungen umgesetzt werden,            hinweg eine Gefahr für die Markenbildung dar. Ihr Beitrag ist klar negativ, d. h. in
                              kann mit Social Media ein echter Mehrwert entstehen, der die Kundenbeziehung        Summe schwächen sie Marken.11 Haupttreiber dieses stark negativen Einflusses
                              nachhaltig stärkt.                                                                  innerhalb des FMCG-Marktes ist dabei der als äußerst schlecht wahrgenommene
                                                                                                                  offizielle Auftritt einzelner Marken innerhalb der Social Media und nicht – wie
                                                                                                                  vielleicht zu erwarten gewesen wäre – negative Nachrichten oder Kommentare
                              DOES S OCIA L MEDIA MATT E R ?                                                      unzufriedener Kunden.12 Daraus wird deutlich: Social Media sind keinesfalls bei
                              DIE ROLLE VON SOCIAL MEDIA BEI DER MARKENBILDUNG                                    der Entwicklung einer Touchpoint-Strategie zu vernachlässigen und üben zum Teil
                                                                                                                  einen deutlichen Einfluss aus – im positiven wie im negativen Sinne.
         Dr. Anne Winkler     Marketing- und Werbetreibende leben in einer Welt des permanenten Wandels.
          Senior Consultant   War es früher für die Markenstrategie ausreichend, sich auf die traditionell be-
                                                                                                                      Beitrag von Social Media im Branchenvergleich in Europa
     Global Connect Centre,   zahlten Werbekanäle TV, Radio und Printmedien zu konzentrieren, müssen nun
                Kantar TNS    auch Touchpoints berücksichtigt werden, die unternehmenseigen sind (beispiels-          Negativer Beitrag zur                                                                                   Positiver Beitrag zur
                              weise die eigene Homepage/der eigene Facebook-Kanal) oder die nicht unmit-              Markenstärke                                                                                                   Markenstärke
                              telbar vom Unternehmen kontrolliert werden können, wie Empfehlungen von                    -20 %          -15 %        -10 %          -5 %            0%              5%               10 %            15 %
                              Freunden. Es gilt nicht nur, die stetig wachsende Zahl neuer Touchpoints in der
                              gesamten Costumer Journey zu überblicken. Zugleich müssen diese in Bezug zur
                              Markenstrategie gesetzt, sowie bestmöglich aufeinander abgestimmt und mitein-
                              ander vernetzt werden.                                                                                    FMCG                               Tele-         Auto                           Finanzen und
                                                                                                                                                                           kommunikation                                Versicherung
                              Social Media sind inzwischen ein fest etablierter Bestandteil der Medienland-        Quelle: KANTAR TNS                                                                © Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) e.V.
                              schaft. Spezielle Kennzahlen, wie die Anzahl von Followern oder Retweets, sollen
                              ihren Erfolg messbar machen. Dennoch bleiben viele Fragen von Marketing-Ve-         Social Media können mit anderen Touchpoints mithalten
                              rantwortlichen unbeantwortet: Spielen Social Media bei der Bildung meiner
                              Marke überhaupt eine Rolle? Und falls ja: Wie relevant sind diese im Vergleich      Doch diese Perspektive allein wäre zu eindimensional. Gerne wird in diesem
                              zu anderen – traditionellen wie modernen – Mediakanälen? Ohne Antworten             Zusammenhang auf die Rolle von Social Media im direkten Vergleich mit an-
                              auf diese Fragen gleicht die Entwicklung einer Touchpoint-Strategie dem Blick in    deren Touchpoints verwiesen. Marketing- wie Werbetreibende wollen wissen:
                              die sprichwörtliche Kristallkugel. Die Entscheidung, ob es sich lohnt, auf Social
                              Media zu setzen und Budgets hierfür aufzuwenden, oder nicht, ist dann letztlich     11 Enthalten sind insgesamt 33 Automobilmarken, 202 Finanz- und Versicherungsmarken, 89
                              eine Entscheidung aus dem Bauch heraus.                                                 FMCG-Marken und 5 Telekommunikationsmarken (alle jeweils incl. lokaler Submarken) in 24
                                                                                                                      Ländern Europas.
                                                                                                                  12 Quelle: Touchpoint-Benchmarkdatenbank, Kantar TNS
18                               S O C IAL MEDIA ADVERTIS ING                                                                                                                       SO CI A L M E D I A A DV E RT I SI N G                                 19

                                 Wie stark ist der Einfluss von Social Media im Vergleich zu TV- oder Print-Wer-            So teilen sich beispielsweise TV-Werbung und Social Media im Bereich der Banken
                                 bung? Die klassischen Daten aus der Reichweitenforschung liefern auf diese                 und Versicherungen Platz 1 der einflussstärksten Touchpoints und liegen damit
                                 Fragen keine eindeutigen Antworten. Außer Frage steht: Je mehr Konsument-                  sichtbar vor anderen, wie etwa Print- oder Radio-Werbung. Im Vergleich zu an-
                                 en Kontakt mit einem Touchpoint haben, desto größer ist sein Potenzial, einen              deren Medienkanälen können sich Social Media folglich durchaus behaupten.13
                                 starken Einfluss auf die Markenstärke auszuüben. Allerdings ist es grundsätzlich
                                 schwierig, verschiedene Datenquellen zu vergleichen – die Anzahl an Face-                  Im Zusammenspiel mit anderen Touchpoints wirken Social Media
                                 book-Freunden oder Likes kann beispielsweise nur schwer in Bezug gesetzt                   am stärksten
                                 werden zu Fernsehpanel-Daten. Auch vernachlässigen rein reichweitenorien-
                                 tierte Daten eine wesentliche Dimension – die Qualität des Kontaktes. Für die              Doch auch der direkte Vergleich der Touchpoints untereinander bildet nur einen
                                 Frage, ob ein Kanal eine relevante Rolle für die Marken spielt, ist auch wichtig           kleinen Ausschnitt des Gesamtbildes ab. Für die Entwicklung einer erfolgreichen
                                 zu wissen, wie stark er die Markenstärke (Einstellung des Konsumenten zu einer             Touchpoint-Strategie, die zu langfristigem Marktwachstum führt, ist es nicht nur
                                 Marke) im Falle eines Kontaktes positiv oder negativ verändert.                            wichtig, die Relevanz von Social Media für die eigene Branche und Marke richtig
                                                                                                                            einzuschätzen. Ziel muss zudem sein, alle Touchpoints sinnvoll aufeinander ab-
                                 Verbindet man beide Dimensionen – Einstellungsveränderung und Reich-                       zustimmen und Synergien unter diesen aufzubauen. Versäumt eine Marke es,
                                 weite – zu einem gemeinsamen Wert, zeigt sich, dass die Relevanz verschie-                 digitale Touchpoints in ihre Strategie aufzunehmen und dadurch Synergien unter
                                 dener Touchpoints zum Teil deutlich zwischen den einzelnen Branchen variiert.              den Touchpoints zu erzeugen, so fällt das prognostizierte Marktwachstum dieser
                                 Am deutlichsten tritt dies innerhalb des FMCG-Marktes zutage: Hier erweisen                Marken deutlich geringer aus als bei Marken, die erfolgreich Touchpoints mitein-
                                 sich vor allem persönliche Empfehlungen („Word of mouth“) als der wichtigste               ander verknüpfen.
                                 Touchpoint in Bezug auf die Markenstärke. Betrachtet man allerdings die absolute
                                 Stärke des Einflusses, so rangieren Social Media im FMCG-Markt auf Platz 2. Vor
                                                                                                                                Unterschiede im prognostizierten Marktwachstum mit und ohne digitale Touchpoint-Synergien
                                 allem aber wird deutlich, dass Social Media regelmäßig einen ähnlich hohen Beitrag
                                 zur Markenstärke leisten wie traditionelle Kanäle oder diese sogar übertreffen.
                                                                                                                                  Markenwachstum Marke A: - 4 %
                                                                                                                                  ohne digitale Touchpoint-Synergien
      Beitrag von Social Media im Vergleich zu anderen Touchpoints in Europa

         Positiver
       Beitrag zur
     Markenstärke
                            Auto                  FMCG                Finanzen und          Telekommunikation                                                                                  Markenwachstum Marke B: +9 %
                                                                      Versicherung
            30 %                                                                                                                                                                               mit digitalen Touchpoint-Synergien
            25 %
            20 %
            15 %
            10 %
              5%
              0%
             -5 %
           -10 %
           -15 %
           -20 %                                                                                                              Quelle: KANTAR TNS                                                             © Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) e.V.

    Negativer         Social Media         TV Werbung     Print Werbung              Plakte / OOH         App Nutzung
   Beitrag zur
 Markenstärke         Empfehlungen /WoM    Website        Online Banner Werbung      Radio Werbung                          13 Enthalten sind insgesamt 33 Automobilmarken, 202 Finanz- und Versicherungsmarken, 89
                                                                                                                                FMCG-Marken und 5 Telekommunikationsmarken (alle jeweils incl. lokaler Submarken) in 24
 Quelle: KANTAR TNS                                                       © Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) e.V.
                                                                                                                                Ländern Europas.
20                                  S O C IAL MEDIA ADVERTIS ING                                                                                                                                  SO CI A L M E D I A A DV E RT I SI N G   21

                                    Social Media besitzen hohe Relevanz für Touchpoint-Strategien                                       Ein Blick in den Unternehmensalltag der Marketing-Abteilungen zeigt, dass
                                                                                                                                        im gesamten Kampagnen-Prozess unterschiedliche Teams aus den Bereichen
                                    Social Media spielen eine relevante Rolle bei der Markenbildung, die es bei der                     Social Media, Paid Search, Kreation und Redaktion eingebunden sind und an
                                    Entwicklung von Touchpoint-Strategien zu berücksichtigen gilt – auch im Ver-                        den Kampagnen-Inhalten arbeiten. Dabei wird das Potenzial, Besucher auf den
                                    gleich zu traditionellen Media-Kanälen. Die Verwendung rein reichweitenori-                         Content aufmerksam zu machen, kaum ausgeschöpft. Eine zentrale Aufgabe ist
                                    entierter Daten greift für die Entscheidung der Relevanz zu kurz. Stattdessen                       deshalb die kanal- und ressortübergreifende Abstimmung, bei der idealerweise
                                    bedarf es eines Ansatzes, der es ermöglicht, verschiedene Touchpoints mitein-                       alle Schnittstellen Zugriff auf ein Webanalyse-Tool haben.15
                                    ander zu vergleichen und Reichweiten- wie Qualitätsaspekte (insbesondere
                                    Einstellungsveränderung zu einer Marke) zu vereinen. Schließlich zeichnet sich                      So sorgen beispielsweise A/B-Tests für hohe Klickraten und die Keyword-Recher-
                                    eine erfolgreiche Touchpoint-Strategie dadurch aus, dass es ihr gelingt, vielfältige                che orientiert sich am Content der Zielseite. Die Traffic-Lieferanten ruhen sich
                                    Synergien zwischen digitalen und analogen Touchpoints aufzubauen.                                   auf guten Klickraten aus und erhalten nur selten eine 1:1-Verknüpfung ihrer Me-
                                                                                                                                        dia-Kampagnen mit den Qualitäts-KPIs des Contents. Schlussendlich wundert sich
                                                                                                                                        der Content-Produzent über hohe Bounce-Rates oder niedrige Verweildauern.
                                    S OCIA L, S EA RCH UND CONT E NT :
                                    DA S OPTIMA LE ZUSA MMEN S P I E L                                                                  Die Lösung: perfektes Zusammenspiel von Search & Social
                                                                                                                                        statt isolierter Ansätze
                 Jannik Seven       Content Marketing wird erwachsen und gewinnt in den Marketing-Abteilungen der
 Leiter Social Media Advertising,   Unternehmen an zunehmender Bedeutung.14 Neben den bekannten Native-Ads-Ver-                         Eine Möglichkeit, Zielgruppen mit passenden Botschaften auf Facebook anzus-
pilot Hamburg GmbH & Co. KG         marktern spielen die Social Networks sowie Search eine entscheidende Rolle für                      prechen, ist der Einsatz des sogenannten Search- zu Social-(Re)Targeting. Hier-
                                    den Erfolg einer Kampagne. So können über die Targeting-Möglichkeiten von Face-                     bei werden – basierend auf Suchanfragen – die Facebook Custom Audiences
                                    book und die gezielten Suchanfragen via Google Nutzer personalisiert und kon-                       genutzt. So lassen sich die User erreichen, die bereits nach relevantem Content
                                    textsensitiv angesprochen werden – um idealerweise aus Usern Kunden zu machen.                      gesucht haben beziehungsweise mit hoher Wahrscheinlichkeit relevant sind.

                                    Status quo: die fragmentierte Customer Journey                                                      Umgekehrt können mit Social- zu Search-Retargeting Besucher aus den sozialen
                                                                                                                                        Kanälen angesprochen werden, sobald diese nach relevanten Keywords suchen.
                                    Die Customer Journey hat sich zunehmend fragmentiert und besteht aus immer                          Dabei lassen sich die Gebote automatisch höher ansetzen als für User ohne
                                    vielfältigeren Touchpoints: Der Konsument springt von Channel zu Channel, nutzt                     Interaktion mit Social-Kampagnen. Ein Tool der Wahl: Googles Remarketing Lists
                                    verschiedene digitale Angebote und lässt sich dabei auch gerne mehrere Tage Zeit.                   for Search Ads (RLSA). Bei einem granularen Setup der Remarketing-Pixel und
                                    Erschwerend kommt hinzu, dass die Grenzen zwischen den einzelnen Kanälen,                           Social-Kampagne lassen sich zudem Demografie, Verhalten und weitere Target-
                                    on- und offline sowie zwischen den unterschiedlichen Devices mehr und mehr                          ing-Attribute aus der Social-Kampagne mit der Google-Suchanfrage in einer
                                    verschwimmen.                                                                                       weiteren Remarketing-Liste bündeln und kombinieren.

                                    Wenn es um Recherche, Inspiration oder schließlich die finale Kaufentschei-
                                    dung geht, sind Search und Social die wichtigsten Treiber in der digitalen Mar-
                                    keting-Landschaft. Die Folge: Unternehmen stehen vor der Herausforderung,
                                    ihre Kunden und deren Customer Journey bestmöglich zu kennen und auf die
                                    dynamischen Kundenbedürfnisse noch individueller als bisher einzugehen. So-
                                    mit wird die integrierte und maßgeschneiderte Ansprache als Teil der gesamten
                                    Customer Experience immer wichtiger.

                                    14 Vgl. Verfügen Sie in Ihrem Unternehmen über eine Content Marketing-Strategie? Statista
                                        2017, abrufbar unter de.statista.com/statistik/daten/studie/258632/umfrage/einsatz-einer-con-
                                        tent-marketing-strategie-in-unternehmen/                                                        15 Konkret sind Tools wie Analytics, Piwik etc. gemeint
22                               S O C IAL MEDIA ADVERTIS ING                                                                                                                               SO CI A L M E D I A A DV E RT I SI N G                                  23

     Zusammenspiel Search & Social                                                                                               Für jede Botschaft der passende Content

                       Konventionell                                             Dynamisch
                                                                                                                                     Nutzer-                         Retargeting-Listen                Zielgruppen-                   Passende
                                                                                                                                     Interaction                     erstellen                         definition                     Botschaften
                                                                                                                                                                                                                                                  i
                                                                                                                                              Person                                                                                                  Suchanfrage
          Anzeige             Anzeige         Anzeige               Anzeige           Anzeige              Anzeige

                                                                                                                                                                                                                                       Facebook
                                                                                                                                                                                                                                       Anzeige
          Anzeige             Anzeige         Anzeige               Anzeige           Anzeige              Anzeige

                                                                                                                                                                                                        Suchanfrage,                                  Familie

                                                                                                                                                                                                                                        Anzeige
                                                                                                                                                                                                        Demografie,
                                                                                                                                                                                                        Verhalten
                                                                                                                                                                                                        und weitere.

                                                                                                                               Quelle: pilot Hamburg GmbH & Co. KG, in Anlehnung an „Der Multiplikator-Effekt
                                                                                                                               durch die Integration von Search & Social Advertising“, Marin Software, 2017          © Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) e.V.

                                                                                                                             Bei konventionellem, statischem Content hätten beide Empfänger die identische
 Quelle: pilot Hamburg GmbH & Co. KG                                       © Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) e.V.
                                                                                                                             Botschaft erhalten – unabhängig von der individuellen User Journey, der Kampagne,
                                                                                                                             dem genutzten Channel und den damit zusammenhängenden, verfügbaren User-
                                 Dynamischer statt statischer Content
                                                                                                                             Informationen.

                                 Eigentlich trivial, aber dennoch wichtig:Verschiedene Zielgruppen benötigen un-
                                                                                                                             Search & Social gemeinsam für Content
                                 terschiedliche Botschaften und Zielseiten. So einleuchtend dies auch erscheint,
                                 so wird es längst noch nicht in allen Kampagnen berücksichtigt. Dabei lassen
                                                                                                                             Ein stringenter, aufeinander abgestimmter Informationsaustausch zwischen Search
                                 sich bereits vorab über die Ausrichtung der Kampagnen mehrere Attribute
                                                                                                                             und Social ist die Basis einer erfolgreichen Kampagnen-Architektur, die anschließend
                                 auslesen und Motivationen bestimmen. Ein Familienvater wird sich beispiels-
                                                                                                                             auf den jeweiligen Content konsequent angewendet werden sollte.
                                 weise über Risikolebensversicherungen informieren, um für seine Liebsten im
                                 Falle der Arbeitsunfähigkeit vorzusorgen, wohingegen ein motorradfahrender
                                                                                                                             Natürlich ist die Umsetzung von dynamischen Zielseiten und Content sowie spezi-
                                 Single primär an seine persönliche Zukunft und Absicherung denkt. Beide be-
                                                                                                                             fisch zugeschnittenen Landingpages in Kombination mit Social und Search aufwen-
                                 sitzen unterschiedliche (extrinsische vs. intrinsische) Motivationen, sodass die
                                                                                                                             diger als das altbekannte Gießkannen-Prinzip. Sie erfordert eine enge Vernetzung
                                 jeweilige Ansprache von der Werbebotschaft bis hin zur Zielseite konsistent
                                                                                                                             der verschiedenen Teams und damit auch eine gute Projektplanung. Idealerweise
                                 durchgeführt werden muss. Ohne die individuelle Absicht zu kennen, kann das
                                                                                                                             konnten bereits in der Vergangenheit aussagekräftige Erfahrungswerte über meh-
                                 Unternehmen nicht sicher sein, welche Ansprache sich am besten eignet, welche
                                                                                                                             rere Kampagnen und einen längeren Zeitraum generiert werden, auf deren Basis
                                 Anzeige ausgespielt werden soll oder ob sich dieser Schritt überhaupt lohnt.
                                                                                                                             künftiger Content und Botschaften angepasst werden können.

                                 Die Lösung liegt hier im dynamischen Content, der sich per Keyword- und
                                                                                                                             Fazit
                                 Targeting-Templating den verfügbaren Informationen anpasst. Der Familienvater
                                 erhält Content, der auf Familie und Schutz zugeschnitten ist, während dem risiko-
                                                                                                                             Der Aufwand einer orchestrierten Planung und integrierten Umsetzung lohnt sich:
                                 freudigen Single Zukunftssicherheit angeboten wird. Darüber hinaus finden sich
                                                                                                                             Die Conversion-Rate wird signifikant gesteigert. Durch eine höhere User-Relevanz
                                 die Suchanfragen Wort für Wort im Inhalt wieder.
                                                                                                                             wachsen die Klickraten, was wiederum zu geringeren Klickpreisen führt. Das Kopie-
                                                                                                                             ren der Strategie durch Mitbewerber wird wesentlich erschwert – höchste Zeit für
                                                                                                                             Unternehmen, den Mehrwert von abgestimmten Retargeting-Strategien zu erken-
                                                                                                                             nen, um Kampagnen endkundenorientierter zu verfeinern.
24                              S O C IAL MEDIA ADVERTIS ING                                                                                                                   SO CI A L M E D I A A DV E RT I SI N G                                   25

                                FACEBOOK AUDIENCE INS I G HTS : ANW E ND U NG Z U R
                                                                                                                         Verstecktes Potenzial: Produkt für Männer (beispielsweise Rasierer) als Geschenkidee
                                OPTIMIERUNG DER FACEBO O K- ANZ E I G E N
                                                                                                                         für weibliche Zielgruppe bewerben.

          Sandro Günther        Datengetriebenes Marketing wird seit 2014 auf Facebook durch das Tool Audi-              Alter und Geschlecht
            Geschäftsführer,    ence Insights unterstützt und ermöglicht die Analyse und Auswertung von Fan-             Eigenständig gelieferte Daten von Personen in ihren Facebook-Profilen. Daten sind nur für Personen ab 18 Jahren verfügbar.

 Werbeboten Media GmbH,         page-Besuchern, Facebook-Nutzern und Custom Audiences16. Mit 60 Prozent                  10% Frauen
 Mitglied im Expertenbeirat     Übereinstimmung können Kundenstammdaten und Newsletter-Abonnenten                        48% Facebook                             17 %
                                                                                                                         insgesamt                                                               28 %
     des Qualitätszertifikats   importiert und mit Facebook-Nutzern abgeglichen werden.                                                      6%                                                                         22 %
                                                                                                                                                                               17 %
     Social Media im BVDW
                                                                                                                                                                                                                                            11 %
                                Audience Insights zeigt Informationen über demografische Angaben, Nutzungs-
                                verhalten und Interessen an. Aus den Daten können Informationen für die ziel-
                                                                                                                                             18-24               25-34        35-44               45-54                 55-64              65+
                                gruppenspezifische Schaltung von Anzeigen und zur Anpassung der Website
                                oder Facebook-Seite an die Zielgruppe entnommen werden.

                                                                                                                                             5%                                15 %                                     22 %                20 %
                                Im Gegensatz zu Google Analytics bezieht Facebook Audience Insights die Dat-                                                                                     24 %
                                en nicht aus Cookies oder Werbe-IDs, sondern aus den eigenständig angege-                90% Männer                               14 %
                                                                                                                         52% Facebook
                                benen Informationen der Facebook-Nutzerprofile und von Drittanbietern aus                insgesamt
                                der Marktforschung.17 Die Daten von Google Analytics entsprechen dagegen
                                                                                                                       Quelle: facebook.com – Facebook Audience Insights                                  © Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) e.V.
                                nicht immer der Gesamtzusammensetzung der Zugriffe, da nicht allen Nutzern
                                die zu untersuchenden Merkmale zugewiesen wurden. Die Daten von Google
                                Analytics können somit nicht als repräsentativ angesehen werden. Im Abgleich         In einem Anwendungsbeispiel könnte dies ein Produkt wie beispielsweise ein
                                von verschiedenen Nutzerdaten (zum Beispiel Kunden und Facebook-Fans) im             Waschmittel sein, das mit verschiedenen Qualitäts-Attributen wie „verlässliche
                                Audience Insights Tool lässt sich herausstellen, wie viele Kunden Fan der Face-      Sauberkeit“, „umweltschonend“ und „tierversuchsfrei“ vermarktet wird. Diese
                                book-Seite sind. Mögliche Differenzen geben Aufschluss über schlechte Perfor-        Attribute können via Facebook-Targeting zielgruppenspezifisch angezeigt
                                mances und nicht genutzte Potenziale.                                                werden. Die Bewerbung des gleichen Waschmittels kann daher für Personen,
                                                                                                                     die sehr umweltbewusst sind und vegan leben, die Attribute umweltschonend
                                Demografische Angaben, Nutzungsverhalten und Interessen offenbaren Poten-            und tierversuchsfrei thematisieren. Für Personengruppen, für die die Sauberkeit
                                ziale, die zuvor nicht unbedingt vorauszusehen sind. Beispielsweise wird ein         der Wäsche Priorität hat, wird die verlässliche Sauberkeit betont. Das gleiche
                                Produkt für Männer (beispielsweise ein Rasierer), das eine rein männliche Ziel-      Waschmittel wird also mit zwei verschiedenen Anzeigen beworben. Jede An-
                                gruppe aufweist, laut Insights von rund 10 Prozent Frauen gekauft. Trotz der         zeige hebt die Attribute des Waschmittels hervor, die die entsprechende Ziel-
                                eigentlich männlichen Zielgruppe gibt es laut den demografischen Angaben in          gruppe interessiert.
                                Audience Insights eine weibliche Zielgruppe, die ebenso angesprochen werden
                                sollte. Der Rasierer könnte daher vor Feiertagen als Geschenk vermehrt für           Anhand von Informationen zu den Interessen der Zielgruppe können zusätzlich
                                eine weibliche Zielgruppe beworben werden.                                           mögliche Kooperationspartner und Konkurrenten entdeckt werden. Poten-
                                                                                                                     zielle Verkaufsplattformen lassen sich ebenso herauslesen, wenn die Zielgruppe
                                Ein entscheidender Vorteil, die Zielgruppe bis ins Detail zu kennen, liegt in der    beispielsweise bestimmte Verkaufsplattformen mit „Gefällt mir“ markiert hat.
                                zielgruppenspezifischen, individuellen Werbemöglichkeit. Eine Werbeanzeige
                                kann daher die Merkmale eines Produktes, die am ehesten für eine bestimmte
                                Personengruppe relevant sind, enthalten.

                                16 Über Facebook Audience Insights individuell erstellte Zielgruppen
                                17 vgl. AdWords-Hilfe „Demografische Ausrichtung“, support.google.com/adwords/an-
                                    swer/2580383?hl=de&utm_id=ad
26                                 S O C IAL MEDIA ADVERTIS ING                                                                                                                                   SO CI A L M E D I A A DV E RT I SI N G                                 27

     Möglicher Kooperationspartner? Produktverkauf über Amazon.de anstreben                                                              Mithilfe von Funnels werden Informationen über die Customer Journey angezeigt

     „Gefällt mir“-Angaben für die Seite
     Facebook-Seiten, die basierend auf den „Gefällt mir“-Angaben für die Facebook-Seite wahrscheinlich für
     deine Zielgruppe relevant sind.

      Seite                                          Relevanz                Zielgruppe                  Facebook
                                                                                                                                        600                                         75,4 %
      Amazon.de                                          1                       1,7K                       3,7m
      Der Postillon                                      2                       1,4K                       2,5m
      Heftig                                             3                       1,1K                       2,2m                        400
                                                                                                                                                                                                                        6,29 %
      DFB-Team (Die Mannschaft)                          4                        1K                        2,3m
      FC Bayern München                                  5                       978                        2,5m
      Borussia Dortmund                                  6                       783                        13m                         200

      nametests.com Deutsch                              7                       781                        2,5m
      Two and a Half Men                                 8                       772                       24,1m
      Geniale Tricks                                     9                       757                        2,9m                        0
                                                                                                                                                    1 – Content View                       2 – Complete Registration                       3 – Purchases
      Samsung Mobile Deutschland                        10                       538                          2m

 Quelle: facebook.com – Facebook Audience Insights                                 © Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) e.V.     Quelle: facebook.com – Facebook Audience Insights                                   © Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) e.V.

                                   Pünktlich zur Facebook Developer Conference F8 2017 machte Facebook sein                          Die Übersicht der Einnahmen lässt sich beispielsweise als Erfolgsübersicht
                                   neues Tool publik: Facebook Analytics. Waren datengetriebenes Marketing und                       nutzen. Der Vergleich, wie viele Einnahmen in diesem und im vorherigen Monat
                                   Analysen bisher nur in verschiedenen Tools möglich, können nun alle zu analy-                     erzielt worden sind, gibt Auskunft über Performances und lässt sich mit den
                                   sierenden Plattformen in einem Dashboard vereint werden.                                          geschalteten Anzeigen und Marketingaktionen abgleichen.

                                   Facebook Analytics vereint die Daten von Facebook (Custom Audience) Pixel,                        Die Kundenbindung gibt Aufschluss, nach wie vielen Wochen die Kunden noch
                                   Apps, Newsletter und Facebook-Seiten in einem Tool. Waren die Audience In-                        immer an das Unternehmen gebunden sind. Sollte die Kundenbindung sehr kurz
                                   sights bisher auf demografische Angaben und Nutzungsverhalten fokussiert,                         sein, könnten Erinnerungs-Newsletter oder Rabatte nach einigen Wochen aus-
                                   ermöglicht Facebook Analytics jetzt zusätzlich die Erstellung von Funnels, Ko-                    gesandt werden, um die Kaufmotivation zu erhöhen und die Kundenbindung zu
                                   horten, Automated Insights, Informationen zur Kundenbindung, Einnahmen und                        stärken. Die Informationen aus den Audience Insights und Facebook Analytics
                                   weiteren Features.                                                                                lassen sich vielseitig nutzen und geben genaue Informationen zum Kaufverhalten
                                                                                                                                     und zur Zielgruppe. Daraus lassen sich strategische Ableitungen bilden und der
                                   Durch die Nutzung von Funnels etwa kann die Customer Journey bzw. die Jour-                       Verkauf gezielt optimieren.
                                   ney zuvor definierter Events betrachtet werden. Es wird sichtbar, bei welchem
                                   Schritt die Nutzer abspringen und entsprechend Optimierungsbedarf besteht.
                                   Springen beispielsweise rund 70 Prozent der Nutzer zwischen Registrierung
                                   und Bestellung ab, lassen sich Defizite im Schritt von der Registrierung zur
                                   Bestellung ableiten.
Sie können auch lesen