"WER BREMST, VERLIERT" - Themenfokus: Industrie 4.0, Transport & Logistik, Management & HR - LOGISTIK express ZEITSCHRIFT
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LOGISTIK EXPRESS 3/2015 ABS. Logistik express / 08Z037679 M / Markus Jaklitsch, Sky 360, Operngasse 17-21, 1040 Wien "WER BREMST, VERLIERT" Themenfokus: Industrie 4.0, Transport & Logistik, Management & HR
32. DEUTSCHER LOGISTIK-KONGRESS 28.-30. Oktober 2015 Eine Welt in Bewegung ■ Ist Industrie 4.0 alternativlos? ■ Erfolgreich zu neuen Geschäftsmodellen ■ Herausforderungen für den Mittelstand ■ Cyberrisiken wirkungsvoll begegnen Besuchen Sie den 32. Deutschen Logistik-Kongress auch in den sozialen Medien facebook.com/DLK.Berlin twitter.com/DLK_Berlin Im Plenum sprechen und diskutieren unter anderem: Sigmar Gabriel Dr. Wolfgang Bernhard Rolf Habben Jansen Dr. Thomas Vollmoeller Vizekanzler, Mitglied des Vorstands, Vorsitzender des Chief Executive Officer, Bundesminister für Daimler Trucks & Buses, Vorstands, XING AG, Wirtschaft und Energie, Daimler AG, Hapag-Lloyd AG, Hamburg Berlin Stuttgart Hamburg Information und Anmeldung unter www.bvl.de/dlk Bundesvereinigung Logistik (BVL) | Schlachte 31 | 28195 Bremen | Tel.: 0421 / 173 84 34
INHALT + EDITORIAL + IMPRESSUM MESSEN & EVENTS Liebe Leserin, 04 Bewegung auf dem Programm - BVL Kongress lieber Leser! 06 Verkehrs- und Datenströme müssen fließen - TL Messe 09 Air Cargo Europe. In München nichts Neues!? 10 Die neue Intelligenz vernetzter Systeme - Logistiksommer Aktuellen Studien zufolge wächst der 11 In schwierigen Zeiten richtig einkaufen - Einkaufsforum Onlinemarkt global jährlich um 20 %. 12 Was kommt nach „Z“? - Logistik Dialog Dennoch werden Medienhäuser bis 2019 15 So werden müde Märkte munter! - Logistik-Tag 85 % ihres Umsatzes aus dem Printge- schäft generieren, weil Onlineumsätze INTRALOGISTIK die wegbrechenden (Abo)Fixumsätze 16 Industrie 4.0 - Wake up! und Werbeeinnahmen noch nicht wett- 20 Der Handel im Wandel machen. 22 Mit Innovationsmanagement zum Erfolg 24 Bahn frei für fahrerloses Transportsystem Erfreulich ist die Tatsache, dass erfolg- reiche Fachmedien Werbeumsätze halten TRANSPORT & LOGISTIK und vereinzelt leicht steigern konnten. 26 Preiserhöhung auf der „letzten Meile!" Des Weiteren wurde erhoben, dass So- 28 Österreichs Transportwirtschaft lahmt cial Media Arbeit auf den ersten Blick 30 25 dm Dysfunktion Zeit und Ressourcen bindet und keinen 33 Nachhaltige Logistik: Hoffen auf den emissionsfreien Lkw sichtlichen Umsatz erwirtschaftet, doch 34 Der Blick auf das Ganze - Franz Schwammenhöfer sehr wohl die Marke steigert und Umsät- 36 Kühne + Nagel ist 125. Happy Birthday! ze fördert. Das bestätigt unseren Kurs, 38 ÖBB-Güterverkehr wandelt sich Tagesinformationen mehrfach online zu 40 Transportschadenmanagement bringen, sowie wegweisende Berichter- 42 Wetterinformationen „on the road“ sparen Kosten und Zeit stattungen über Print & E-Paper, iPad 43 Chinesischer Einfluss: Neue Wege für Ressourcen erschließen App, soziale Netzwerke zu platzieren, sodass LeserInnen sich fachlich, sach- MANAGEMENT & HR lich, aktuell, ortsunabhängig „just in 46 Projekt EU-LIVE startet! time“ informieren können - so wie es in 48 Mit Active Sourcing die besten Mitarbeiter finden unser Zeit Standard sein sollte. JOB & KARRIERE 50 Frauenpower in der Logistik - Romana Steko-Papousek Markus Jaklitsch TERMINE IMPRESSUM 54 Messen & Events Inhaber, Herausgeber: Markus Jaklitsch Redaktion: Angelika Gabor, Karin Walter, Dirk Ruppik, Peter Baumgartner, Ursula Schmeling, Gernot Fischbach Lektorat: Wolfgang Fink | Layout: Marion Lindert | Fotos: thinkstockphotos.com Zielgruppe Entscheidungsträger: Industrie, Handel, Transport, Einkauf & Logistik Heftpreis: Inland 11,10 Euro DiE Printausgabe wird gedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnis Logistik express Fachjournal & Newsportal des Österreichischen Umweltzeichens. Dieses Produkt stammt aus Sky 360, Operngasse 17-21, A-1040 Wien nachhaltig bewirtschafteten Wäldern und kontrollierten Quellen Tel.: +43-676-7035206, info@logistik-express.at und ist PEFC zertifiziert. www.pefc.at. Medienfabrik Graz | UW-Nr.812 www.logistik-express.com LOGISTIK express 3|2015 3
MESSEN & EVENTS Bewegung auf dem Programm Eine Woche später als gewohnt - dafür mit hochrangigen Gastrednern, Impulsen für das Business und zahlreichen interaktiven Workshops - geht im Berliner Hotel Interconti wieder der Deutsche Logistik-Kongress an den Start. Das diesjährige Motto „Eine Welt in Bewegung“ zieht sich an den drei Kongresstagen vom 28. bis 30. Oktober 2015 wie ein roter Faden durch das Programm. Teilindikator Teilindikator „Logistikdienstleister“ „Industrie und Handel“ 180 160 140 180 120 Normalniveau 100 160 80 60 140 40 Klima Lage Erwartungen 120 20 2007-Q2 2008-Q2 2009-Q2 2010-Q2 2011-Q2 2012-Q2 2013-Q2 2014-Q2 2015-Q2 Normalniveau 100 2015-Q2 | Logistik-Indikator 4 80 Brandherd entwickeln können. Logistiker sind durch die fortschreitende Digitalisierung zum 60 Beispiel ständig unter Druck gesetzt, techno- logisch am Ball zu bleiben. Die zunehmende 40 Klima Lage Erwartungen Komplexität der Geschäftsprozesse verschärft 20 das Problem des Fachkräftemangels in den 2007-Q2 2008-Q2 2009-Q2 2010-Q2 2011-Q2 2012-Q2 2013-Q2 2014-Q2 2015-Q2 Unternehmen. Darüber hinaus gibt es noch einige ungeklärte Fragen rund um den drin- W 2015-Q2 | Logistik-Indikator 7 gend benötigten Ausbau der Infrastrukturen arenströme in Bewegung zu sowie die Sicherung der IT-Systeme. halten: Das ist die Profession eines jeden Logistikers. Stockt Für jeden etwas dabei es im Getriebe - beispielsweise Der Deutsche Logistik-Kongress nimmt sich durch die gestiegene Streikbereitschaft bei diesen Themen in diesem Oktober ausführ- Lufthansa, Post und Bahn oder die anhal- lich an. Diesmal allerdings mit einem etwas tende Euro- und Griechenlandkrise - tut das anderen Konzept: Sämtliche Aspekte, die die der guten Stimmung in der Branche zurzeit Welt der Logistik in Bewegung halten, werden in aber auch nicht viel an. „Logistiker aus Indus- Impulsreferate, Anwendungsbeispiele, Hand- trie, Handel und Dienstleistung zeigen sich von lungsfelder, die derzeit einem besonders den Turbulenzen der vergangenen Wochen starken Wandel unterliegen sowie in die Be- RAIMUND KLINKNER wenig beeindruckt“, kommentiert Prof. Rai- reiche Volatilität, Krisen und Risikofaktoren mund Klinkner, Vorstandsvorsitzender der Bun- unterteilt. So können die Kongressteilnehmer desvereinigung Logistik (BVL), den aktuellen selbst entscheiden, aus welchem Blickwinkel Logistik-Indikator. Die Sommer-Befragung un- sie sich zu den aktuellen Erkenntnissen und ter Deutschlands Logistikern zeige, dass die Geschehnissen aus der Welt der Logistik in- Logistik Indikator Vorsorge- und Notfallsysteme der Branche of- formieren möchten. www.bvl.de/logistik- fensichtlich funktionieren. indikator/2-quartal- Glanz und Glamour wird auf dem diesjährigen 2015#downloads Doch in der Branche ist man sich bewusst: Es Logistik-Kongress durch einige hochrangige gibt auch eine Reihe von Themen, die sich Gastredner aus Politik, Wirtschaft und Gesell- auf längere Sicht zum Störfeuer oder gar zum schaft garantiert. Mit Spannung erwartet wird 4 LOGISTIK express 3|2015
zum Beispiel der Vortrag des Vizekanzlers der Ziel, Kindern in Afrika die Möglichkeit eines Der 32. Deutsche Bundesrepublik Deutschland, Sigmar Gabriel, selbstbestimmt geführten Lebens zu geben. Logistik-Kongress der über die wirtschaftspolitischen Heraus- (WAL) findet vom 28. bis 30. forderungen der Digitalisierung spricht. Gast- Oktober 2015 statt. redner zum Abschluss des Kongresses am 30. Oktober wird John C. Kornblum sein. Kornblum Vermerk: Redner auf dem 32. Deutschen war jahrelang als Botschafter der Vereinigten Logistik-Kongress sind u. a.: Sigmar Gabriel, Staaten in Berlin im Einsatz. Sein Blick auf die Vizekanzler, Bundesminister für Wirtschaft transatlantischen Beziehungen wird sicherlich und Energie, Rolf Habben Jansen, Vor- auch das aktuell diskutierte Freihandelsab- sitzender des Vorstands der Hapag Lloyd kommen zwischen den USA und Europa the- AG, John C. Kornblum, Ehemaliger US- matisieren. Die Publizistin Dr. Auma Obama, Botschafter in Berlin, Dr. Auma Obama, Index ältere Halbschwester des amerikanischen Initiatorin und Vorstandvorsitzende der Stif- BVL Deutschland Präsidenten Barack Obama, wird Stargast tung Sauti Kuu, Starke Stimmen, Dr. Detlef www.bvl.de beim Gala-Abend sein. Die Kenianerin ist Ini- Trefzger, CEO der Kühne + Nagel Interna- tiatorin und Vorstandsvorsitzende der Stiftung tional AG ... Sauti Kuu. Sie verfolgt in dieser Funktion das L e Dh Ja h r VON ÖSTERREICH 35 IN DIE GANZE WELT... SEIT 35 JAHREN! www.dhl.at/express LOGISTIK express 3|2015 5
MESSEN & EVENTS Verkehrs- und Datenströme müssen fließen Die effiziente Organisation von Warenströmen - auf der Schiene, in der Luft, zu Wasser und auf der Straße - bildet traditionsgemäß den Mittelpunkt der alle zwei Jahre stattfindenden transport logistic, Weltleitmesse für Logistik, Mobilität, IT und Supply Chain Management. Über 2.000 Aussteller präsentierten Anfang Mai auf dem Münchner Messegelände ihre Lösungen, Innovationen und Produkte. „Viele Unternehmen wissen gar nicht, welche Datenschätze sie besitzen“, unterstrich Doro- thee Bär, Parlamentarische Staatssekretärin im deutschen Bundesverkehrsministerium in der Eröffnungsdiskussion zur diesjährigen Branchen-Weltleitmesse. Es sei eine der größten Herausforderungen für die Branche, diese Datenschätze zu heben. Auch Stefan Hentschel, Industry Leader Tech- nology bei der Google Germany GmbH, richtete einen eindringlichen Weckruf an die Branche: Die Kraft der Digitalisierung müsse sich im Mittelstand weiter ausbreiten, damit die Unternehmen im internationalen Vergleich nicht abgehängt werden, betonte der Goog- le-Manager. Es brauche in den Unternehmen Leute, die den Markt lesen können wie ein Trainer ein Fußballspiel. Vor der versammelten Transportlogistik-Elite warb Hentschel dafür, in Unternehmen die neue Position des Chief N Digital Officers (CDO) - einer Mischfunktion iemals zuvor in der Geschichte der aus IT, Vertrieb und Marketing - salonfähig zu Menschheit wurden weltweit so machen. Auf diese Weise könnten alle digi- viele Güter transportiert. Niemals talen Aktivitäten eines Unternehmens zentral zuvor wurden in der europäischen zusammenlaufen. Logistikwirtschaft derart hohe Umsätze erzielt. In der Branche ist man sich allerdings einig: Mehrwert durch Telematiksysteme Die Entwicklung ist kein Selbstläufer. Um die Anregungen, die IT-Strategie zu überdenken für die kommenden Jahre prognostizierten oder die Systeme auf den neuesten Stand zu Steigerungen beim Transportaufkommen zu bringen, boten sich den 55.000 Fachbesuch- bewältigen und wettbewerbsfähig zu blei- ern in den neun Messehallen einige. Allen ben, ist für Logistiker mehr denn je auch ein voran gab es an den Messeständen zahlreiche geschicktes Management der Datenströme Weiterentwicklungen bei den Telematiksyste- gefragt. men zu bestaunen. Eine pfiffige Order-Mana- transport logistic 2015 gement-Lösung, die nicht nur die Arbeit von Video auf YouTube: Datenschätze heben Speditionsdisponenten, sondern auch das www.youtube.com/ Gerade bei kleineren und mittelgroßen Un- Informationsbedürfnis der Auftraggeber un- watch?v=aadyP8C8DCY ternehmen gibt es bei diesem Thema bisweilen terstützt, präsentierte zum Beispiel das Ulmer aber noch erheblichen Nachholbedarf. Softwareunternehmen Transporeon. Das Sys- 6 LOGISTIK express 3|2015
tem kombiniert einige nützliche Funktionen kumentiert Schäden und unterstützt das des Auftragsmanagements mit umfassenden Fahrpersonal selbstverständlich auch bei der Telematik- und Telemetrieinformationen. Navigation. Die Lösung setzt sich aus einer internetbasier- Trailer-Telematik weiter im Kommen ten Plattform sowie einer mobilen App für Unübersehbar im Trend liegen derzeit auch Lkw-Fahrer zusammen. Verlader, die an die die Telematiksysteme für die gezogenen Lkw- Plattform angebunden sind, erhalten Echt- Einheiten. Solche Systeme liefern Informa- zeitinformationen über den aktuellen Status tionen über den Standort sowie die Verfüg- der Sendungen sowie den erwarteten Eintreff- barkeit einzelner Trailer. Außerdem erleichtern zeitpunkt von Lkw und Transportaufträgen. sie die Überwachung temperatursensibler Darüber hinaus bietet das System alle gän- Ladegüter. Nachdem die führenden Trailer- KARIN WALTER gigen Telematikfunktionen: Es unterstützt bei Hersteller Schmitz Cargobull und Krone ihre der Fahrzeugortung und Routenoptimierung, Zugeinheiten bereits seit geraumer Zeit mit liefert Informationen zu den Lenkzeiten, do- Telematik-Einheiten ausstatten, hat auf der weiter > UNSER ANGEBOT: dURchdAchT Als Full-Service-Anbieter für industrielle Logistik kennt LogServ jene Wege und Abkürzungen, die Prozesse und Transporte schnell und wirtschaftlich machen – zu Lande, zu Wasser oder in der Luft. www.logserv.at Kontrakt- und Projektlogistik Zolldienstleistungen Werkstätte Schwer- und Sonderfahrzeuge Grenzenlos. Bahnakademie Rolling Stock Eisenbahn Infrastruktur Werksinterne Logistik Fuhrparkmanagement LOGISTIK express 3|2015 7
MESSEN & EVENTS Verkehrs- und Datenströme müssen fließen weiter > Münchner Messe nun auch der bayerische der Bosch-Konzern angekündigt, mit diesem Aufliegerhersteller Kögel sein eigenes, trail- System in Serienproduktion zu gehen. erspezifisches Telematiksystem vorgestellt. Das System basiert auf Sensortechnik und Interaktive Services bei der Bahn ist mit zahlreichen Diagnosefunktionen aus- Auch bei der Deutschen Bahn laufen die Aus- Index gestattet - beispielsweise lassen sich der Öff- bauarbeiten bei den webbasierten und inter- nungszustand der Türen, der Reifendruck aktiven Services bereits auf Hochtouren. Das Messe München oder auch der Verschleiß der Bremssysteme Unternehmen ist zurzeit dabei, die Fahrpläne transport logistic überwachen. Insgesamt gesehen ist das Po- für den Schienengüterverkehr zu digitalisieren. www.transport tenzial der auf dem Markt befindlichen Trailer- In Vorbereitung ist unter anderem ein Zeitfen- logistic.de Telematiklösungen nicht zu unterschätzen: Die stersystem für Güterzugtransporte, von der Logistikprozesse werden optimiert, Schäden sich das Unternehmen erhofft, langfristig mehr an den Zugeinheiten sowie bei den Lade- Güterzüge auf das Schienennetz zu bringen. gütern werden minimiert. Unter dem Strich Am Stand der DB Netz AG, dem Infrastruktur- winken den Nutzern dadurch erhebliche Be- unternehmen der Deutschen Bahn, gab es triebskostensenkungen. darüber hinaus auch eine neu entwickelte, in- teraktive Ladestellenkarte zu sehen. Die Karte Güterwaggons gehen ins Netz hält Informationen über alle Ladestellen in Übrigens finden sich auch rund um den Deutschland, Österreich und in der Schweiz Schienengüterverkehr immer mehr Un- bereit und versorgt die Nutzer mit Tipps rund ternehmen, die auf den Zug der Digitalisierung um die Verlademöglichkeiten. aufspringen. Ein konkretes Beispiel dafür liefert zurzeit der Technologiekonzern Bosch, der mit Verkehrsbewegungen in Echtzeit einem neuen System zur Zustandsüberwa- Last but not least: Auch der Hamburger Hafen chung von Güterzugwaggons nach München entwickelt sich mit seinem relaunchten und kam. Hauptbestandteil der Lösung sind Sen- auf der Messe freigeschalteten Webauftritt im- soren, die die exakte Position, Erschütterungen mer mehr zum Smart-Port. Neu ist zum Beispiel oder die Temperatur im Laderaum erfassen. die Gestaltung des interaktiven Hafenplans. Diese Daten werden an einen Server übertra- Darin werden sämtliche Bewegungen und gen und ausgewertet. „Mit unserem System Liegeplätze aller Schiffe in Echtzeit dokumen- wird ein Güterzug zum digitalisierten und in- tiert. Außerdem wird mit Hilfe von Webcams telligenten Transportmittel“, sagte Bernhard und aktuellen Verkehrsmeldungen über die Bihr, Geschäftsführer der Bosch Engineering Straßenverkehrslage im Hafen sowie an den GmbH, bei der Präsentation der neuen Tele- Abfertigungsstellen der Leercontainerde- matiklösung für den Schienenverkehr. pots informiert. Der vor zwei Jahren initiierte Branchenguide PORTlog wurde ebenfalls in Redaktion Das System ist seit Februar dieses Jahres be- den Webauftritt www.hafen-hamburg.de inte- reits bei der Schweizer Güterbahn SBB Cargo griert. Verlader, die schnell und unkompliziert Karin Walter im Probebetrieb. Die gewonnenen Erkennt- einen passenden Anbieter von Bahn-, Binnen- info@wal-medien.de nisse aus diesem Feldtest gilt es für die Bosch- schiffs- und Lkw-Verkehren suchen, können die Ingenieure im Laufe des Jahres zügig weiter zu 800 Unternehmen umfassende Plattform zur perfektionieren. Denn schon für Ende 2015 hat Kontaktaufnahme benutzen. (WAL) 8 LOGISTIK express 3|2015
Air Cargo Europe. In München nichts Neues!? Die weltweit größte Branchenveranstaltung für Luftfracht, die Air Cargo Europe in München, erwies sich für Aussteller, Konferenzteilnehmer und Besucher auch in diesem Jahr als erfolgreiche Networking- und Informationsplattform. Die Themen waren jedoch die gleichen wie in den Vorjahren. D er Nachholbedarf bei der Digita- Management- und Kommunikationssyste- lisierung von Arbeitsprozessen und men. Aus Angst vor hohen Investitionskosten der Kommunikation zwischen Part- können sie ihre Kosteneffizienz nicht steigern. nern in der Transportkette ist in der Viele haben in den letzten Jahren nur Mo- Luftfrachtbranche eklatant. Anlässlich der Air dernisierungen auf Behördendruck durch- Cargo Europe Conference würden sich Ref- gezogen, weil immer mehr Zollbehörden aus erenten und Teilnehmer erneut mit Themen Sicherheitsgründen Sendungsinformationen befassen, die in anderen Industriezweigen vor der Landung und digital verlangen. bereits vor einer Dekade abgehandelt wur- den, mahnte Marcus Fromm, Geschäftsführer Es bleibt zu hoffen, dass der Wake-up Call Fracht und Logistik bei Accenture. von Steve Hill, Principal Industry Consultant bei CHAMP Cargosystems, und Anderen nicht URSULA SCHMELING Fortschritte bei der Digitalisierung vollziehen ungehört verhallt und vielleicht doch einige sich in der Luftfracht im Schneckentempo. Fluggesellschaften zu etwas mehr Tempo Der digitale Luftfrachtbrief dümpelt immer bei der Digitalisierung inspiriert. Nicht zuletzt noch bei einer Marktdurchdringung von 25 % könnte auch der Wettbewerb Erfolge brin- Die nächste vor sich hin, bestätigte Guillaume Drucy, ver- gen. „Wenn wir uns nicht bewegen, tut das Ausgabe findet in antwortlich für E-Business im Luftfrachtbereich die Konkurrenz oder tun es Branchenfremde“, zwei Jahren, vom beim Luftverkehrsverband Iata. konstatierte Alexis von Hoensbroech, seit An- 9. – 12. Mai 2017, fang 2015 im Vorstand von Lufthansa Cargo. statt. Bisher haben die Luftfrachtgesellschaften von der globalen E-Commerce-Revolution kaum Unter Druck ist die Luftfrachtbranche auch profitiert. Der steigende Online-Handel hat vor durch die Seeschifffahrt, die Transporte er- allem die großen Expressdienstleister wie Fed- heblich günstiger anbietet und kontinuierlich ex, UPS, DHL usw. beflügelt und zu mehr Um- Marktanteile gewinnt. Preis-Leistung und Ser- satz und Gewinn verholfen. Luftfrachtdienst- vicequalität wurden daher neben der Digita- leister in der Kombination Airline - Spediteur lisierung dominante Messethemen. haben die Zeitspanne, die es braucht, um eine Sendung interkontinental von A nach B Erstmals unterstützte die International Air Car- zu befördern, in den letzten Jahren kaum ver- go Association (TIACA) die Air Cargo Europe kürzt. Zwar hat sich die Iata eine Reduzierung Konferenz als Partner und organisierte eine um 24 Stunden auf die Fahnen geschrieben, Diskussionsrunde zum Thema „Daten und Si- doch die weiterhin steigenden Sicherheitsan- cherheit: Was kommt als Nächstes?“. ACAS forderungen rund um die Welt könnten diese und PACTL ante portas wollte Doug Brittin, Bemühungen torpedieren. Generalsekretär der TIACA, in der von ihm moderierten Diskussion aufzeigen, wie gespei- Redaktion Der Fokus auf die Digitalisierung von Papierdo- cherte Daten der Luftfrachtbranche so auf- kumenten hat zudem von der viel wichtigeren bereitet werden können, dass sie zur Sicher- Ursula Schmeling Aufgabe einer Verschlankung der Luftfracht- heit beitragen. Die Gespräche zeigten, dass uschmeling@ prozesse und ihrer Anpassung an die neue, weder Verlader, Spediteure noch Fluggesell- ufs-marcom.ch digitale Welt abgelenkt. Zahlreiche Airlines schaften ihre IT rechtzeitig für die Anforderun- arbeiten immer noch mit veralteten Cargo- gen adaptiert haben werden. (US) LOGISTIK express 3|2015 9
MESSEN & EVENTS Die neue Intelligenz vernetzter Systeme Unter dem Motto „Die neue Intelligenz vernetzter Systeme“ lädt der Logistik Club zum 13. Internationalen Leobener Logistik Sommer. Die zweitägige Veranstaltung im Audimax der Montanuniversität Leoben steht ganz im Zeichen neuer techno- logischer Entwicklungen in Industrie und Logistik. F ür em. Univ.-Prof. Dr.-Ing. Dr. h. c. Albert vices. Die Referenten dieses Themenschwer- Oberhofer, Präsident des Logistik Club, punkts sind unter anderem Dr. Peter Perstel, gehen die Entwicklungen in Industrie MA, ACstyria Autocluster, Peter Stelzer und und Logistik Hand in Hand: „Hat man Kajetan Bergles von der Knapp AG. DI Jens früher Prozesse automatisiert, um einheitlich Poggenburg, AVL List GmbH, informiert unter und in großen Mengen produzieren zu können dem Titel „Smart Network – Smart Services“ und Güter und Waren auf Lager gelegt, so über den Styrian Service Cluster. geht es heute in Richtung digitalisierte Produk- tion und Losgröße 1. Produktions- und Logistik- Flexibilisierung in Produktion und Logistik abläufe werden dabei zunehmend von den Wie durch die Vernetzung von Produktions- individuellen Bedarfen des Menschen be- und Lagerprozessen, dem Einsatz von Soft- ALBERT OBERHOFER einflusst. Damit die digitale Lieferkette funktio- ware und Technologie die innerbetriebliche niert, müssen neben dem Management von Logistik flexibler gestaltet werden kann, er- Warenströmen auch Informationsflüsse und klären Mag. Georg Prinz und Mag. Jochen Dienste durch die Integration aller Beteiligten Wolfinger, MBA von Engel Austria. Integrierte in die Wertschöpfungskette sichergestellt Warenflusssteuerung vom Vorlieferanten bis sein.“ zu Maschinenbelegung in einem System: MMag. Wolfgang Minarik, ARBOR Manage- LEOBEN LOGISTIK- Moderne Technologien und vernetzte Sys- ment Consulting, präsentiert anhand eines SOMMER 2015 teme bieten neue Lösungsansätze für Produk- Best Practice-Beispiels effizientes Demand 17. bis 18. September tion und Logistik. In einer Smart Factory, der Chain Management in der Industrie. Der intelligenten Fabrik der Zukunft, kommuni- zweite Kongresstag startet mit einem Vortrag zieren Maschinen und Produkte miteinander. über „Cyber-Physical Systems: A Phenomeno- Cyber-Physical Systems steuern und opti- logical Approach to Data Analytics in Large mieren Produktionsprozesse weitgehend au- Dynamic Systems“ von Prof. Paul O´Leary, tonom. Kleiner werdende Bestellmengen, Montanuniversität Leoben. Darüber hinaus Produktvielfalt und hohe Lieferfrequenzen sind werden noch hochkarätige Referenten von dabei komplexe Herausforderungen, die es weltweit agierenden Industrieunternehmen im Supply Chain Management zu bewältigen wie beispielsweise Infineon, Böhler Edelstahl, gilt. Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft AT&S und Siemens erwartet. informieren im Rahmen der Tagung über die Redaktion Flexibilisierung vernetzter Systeme und Smart Networking, Dinner und Kabarett Services. Logistikrelevante Innovationen stellt Auch heuer werden wieder rund 20 Aussteller Sabine Lukas den Kongress begleiten. Das Programm lässt Univ.-Prof. Dr. Helmut Zsifkovits, Lehrstuhl für In- sabine.lukas@lukas- ausreichend Zeit und Raum für Gespräche un- dustrielogistik der Montanuniversität Leoben, pr.com ter Branchenkollegen. Beste Gelegenheit zum vor. Univ.-Prof. MMag. Dr. Gottfried Haber von der Donau-Universität Krems fokussiert in sei- Netzwerken bietet sich auch beim Get-to- ner Keynote die Auswirkungen von Industrie gether und im Rahmen der Abendveranstal- Index 4.0 auf die Wirtschaftspolitik. tung. Der Logistik Club lädt Teilnehmer, Refe- Logistiksommer 2015 renten, Aussteller, Partner zu einem exklusiven www.logistik-sommer.at Smart Services Abendessen ins schöne Ambiente des Falken- Neue Technologien revolutionieren das Dienst- steiner Hotel & Asia Spa Leoben. Für Stimmung leistungsangebot und ermöglichen neue Ser- garantiert Kabarettist Mike Supancic. (SL) 10 LOGISTIK express 3|2015
In schwierigen Zeiten richtig einkaufen Am 8. und 9. Oktober 2015 entführt das alljährliche Österreichische Einkaufsfo- rum im Wiener Haus der Industrie das Who-is-Who der Szene in die faszinierende Welt des Einkaufs der Zukunft. Die Auswirkungen von Industrie 4.0 und TTIP – ob es kommt oder nicht – gilt es, zu prognostizieren und das Unternehmen darauf vorzubereiten. D as globale Umfeld ändert sich ra- Blick voraus sant. Waren es früher gelegentlich Neben Industrie 4.0 gibt es natürlich auch an- lokale Umweltkatastrophen, die dere Themen und vor allem Sprecher, die ei- beispielsweise Einkäufer seltener nen Besuch des Forums lohnend machen. So Rohstoffe vor Probleme stellten, sind es heute wird beispielsweise Dipl.-Ing. Dr. Franz Fischler, ganz andere Themen, die für Brisanz sorgen. Präsident Europäisches Forum Alpbach, EU- „Die Entwicklung und die Zeichen der Zeit ste- Kommissar 1995-2004, dem Publikum die künf- hen auf Einkauf 4.0, dieser hat bereits begon- tige Entwicklung der Wirtschafts- und Handels- nen“, sagt einer, der es wissen muss: Dkfm. beziehungen zwischen den USA, China und Heinz Pechek, geschäftsführender Vorstand Europa näherbringen sowie deren Auswirkun- des BMÖ-Bundesverband Materialwirtschaft, gen auf österreichische Unternehmen. Einkauf und Logistik in Österreich und Leiter HEINZ PECHEK der BMÖ-Akademie. Weitere Keynote-Speaker: Prof. Dr. Claus W. Gerberich, Gerberich Consulting AG, Dipl.- Denn Industrie 4.0 verlangt nach Einkauf 4.0 Ing. Dr. Sabine Herlitschka, MBA, Chief Execu- – ein weiterer Paradigmenwechsel steht an. tive Officer, Infineon Technologies Austria AG, „Die Vernetzung aller Dinge, von Menschen Dr. Ulrich Piepel, Leiter Konzerneinkauf, RWE und Maschinen, auch vertraglich entspre- AG, Dipl.-Ing. Marco Schlimpert, Vice Presi- ÖSTERREICHISCHES chend abzubilden, wird eine weitere Heraus- dent Global Purchasing, Lenzing AG, Prof. Dr. EINKAUFSFORUM forderung darstellen. Es kommt zu Ände- Ing. Andreas R. Voegele, Geschäftsführender 8. bis 9. Oktober 2015 rungen im Beständemanagement, bei der Gesellschafter, ConMoto Consulting Group Disposition, im Ersatzteilmanagement – quasi GmbH und Eva Wimmers, Senior Vice Presi- jeder Bereich im Unternehmen ist betroffen“, dent Group Procurement, Deutsche Telekom so Pechek. AG. Dabei werden auch operative Arbeitsplätze Und am Abend des 8. Oktober 2015 findet die wegfallen – und „intelligentere“ Arbeitsplätze Verleihung des renommierten Austrian Supply geschaffen. Darum ist auch die ständige Aus- Excellence & Industrie 4.0 Awards statt – Ein- und Weiterbildung, wie sie auch in der BMÖ- reichungen für innovative und exzellente Pro- Akademie angeboten wird, so wichtig. Doch jekte entlang der Wertschöpfungskette unter sind auch die Einkäufer bedroht? Nicht, wenn besonderer Berücksichtigung von Nachhaltig- Pechek Recht behält: „Supply Chains werden keit, CSR und Krisenbewältigung sowie für noch agiler, flexible und adaptiver als dies Hau Konzepte zur Industrie 4.0 sind noch bis 31. Au- Redaktion L. Lee bereits vor rund 10 Jahren formuliert hat. gust 2015 möglich, erfolgreiche Unternehmen Angelika Gabor Lieferantenmanagement gewinnt eine gänz- sollten sich diese Chance nicht entgehen las- a.gabor@logistik lich neue Dimension, der Einkäufer 4.0 wird sen. (AG) -express.at vom Kommunikator zwischen Kundenwunsch und Beschaffungsmarkt, zum Dirigenten im In- ternet der Dinge und Manager der Big Data Index Ökonomie. Die Einkäufer müssen wichtige BMÖ Österreich Promotoren bleiben und diese Entwicklung www.bmoe.at maßgeblich mit beeinflussen.“ LOGISTIK express 3|2015 11
MESSEN & EVENTS Was kommt nach „Z“? „Mensch. Wandel. Horizonte. - Mit Logistik auf die Überholspur." So lautete der diesjährige Logistik Dialog der Bundesvereinigung Logistik. Ende April wollte der BVL bei seiner traditionellen Veranstaltung den Menschen in den Mittelpunkt re- volutionärer Entwicklungen stellen. Zwei Minister - Rudolf Hundstorfer und Sebas- tian Kurz – hatten die Ehre, ihren Beitrag zum Thementag persönlich abzuliefern. markt auswirken könnte und ist zum Schluss gekommen, dass der Arbeitsplatzverlust noch deutlich höher sein könnte als in den USA. Mehr als die Hälfte der untersuchten Arbeitsplätze (30,9 Mio.) sind bedroht. Was so viel heißt, dass jeder Zweite durch die Digitalisierung ersetzt werden kann. Davon sind nicht nur Hilfskräfte betroffen, sondern überproportional auch Handwerksberufe. Durchaus also Menschen, die etwas gelernt haben. Dass diese Arbeits- plätze nicht von heute auf morgen, sondern schleichend verloren gehen, mag für die Be- troffenen vielleicht ein schwacher Trost sein. Für die Arbeitsmarktpolitik ist der Handlungs- bedarf akut. Und der Logistik Dialog hat es auch ganz klar formuliert: in Zukunft muss W das Know-how der Mitarbeiter smart sein. enn dieser Tage in Japan das „Smart Working“ lautet die Diagnose, die erste Hotel eröffnet wird, wo BVL-Präsident Roman Stiftner auf dem neuen Gäste nicht mehr von Men- Arbeitsmarkt als Herausforderung ortet. Diese schen, sondern von Robotern Anforderungen werden aber nicht jene „Aus- empfangen werden, wird allen klar, der Wan- gebildeten“ erfüllen, die Herrn Hundstorfer del in der Arbeitswelt rückt näher und näher. folgen und von der Volksschule bis zur Ober- PETER BAUMGARTNER Die am Logistik Dialog geforderte Leerformel stufe brav den gleichen Stoff lernen wie zu von Minister Hundstorfer, dass die Menschen Zeiten von Maria Theresia. Die Frage ist, ob die mehr Ausbildung brauchen, um in diesem Komponente Mensch mit all seinen Unzuläng- Wandel am Arbeitsmarkt Beschäftigung zu lichkeiten, Bedürfnissen und Schwächen finden, klingt mit dem Blick auf den Horizont überhaupt in das neue System der Arbeitswelt schon sehr verstaubt. Man könnte auch passt, oder ob es vielleicht nicht gescheiter den Eindruck gewinnen, es ist Realitätsver- wäre, gleich überall autonome Maschinen weigerung, die der oberste Schirmherr der Ar- hinzustellen. Dann könnten wir auch auf das beitsmarktpolitik da betreibt. teure, „kopflastige“ Bildungssystem verzichten und stattdessen bewusstseinslose Avatare in Galt in der Wirtschaft bisher die übereinstim- die Produktion integrieren. mende Meinung, dass ohne gut qualifiziertes Personal gar nichts läuft, so muss man jetzt Aktuell schickt sich die „Generation-Z“ an, erkennen, dieses Grundverständnis wankt ge- in der Arbeitswelt Fuß zu fassen und Verant- Redaktion waltig. Die Wirtschaft funktioniert heute und wortung zu übernehmen. Als erste Genera- Peter Baumgartner noch mehr in Zukunft, weil sie (auch) ohne tion, die praktisch schon von virtuellen Paaren a.baumgartner@ Personal auskommt. Basierend auf einer US- gezeugt und mit einer Computerflasche groß logistik-express.at Studie hat ING-Diba untersucht, wie sich die gezogen wurde, wäre sie eigentlich perfekt Automatisierung auf den deutschen Arbeits- für die künftige Entwicklung der digitalen Ar- 12 LOGISTIK express 3|2015
^ Minister Rudolf Hundstorfer: "Pflicht- schulabgänger haben keinerlei Ausbildung." beitswelt in einer Industrie 4.0 geeignet. Aber nerationen mit ihren überholten Wertvorstel- Arbeitsmarktpolitik – im Zeitalter der „Generation-Z“ werken prak- lungen im Wege stehen und weil die Arbeits- die Kuh ist schon hin, tisch noch drei Generationen nebeneinander welt und die Gesellschaft der Entwicklung bevor das Kalb ge- her, behindern sich gegenseitig, und es ist ein noch hinterher laufen. Diese Generation wird boren wurde und Quo Wunder, dass sie sich nicht gegenseitig um- also, wie bereits andere Generationen vorher, vadis Generation-? bringen. Obwohl, "survival of the fittest", das an der Arbeitsmarktpolitik scheitern. Da kann Dschungelgesetz ist in den Betrieben längst sie Ausbildung und Purpose haben so viel sie angekommen. will. Aber was kommt nach der „Generation- Z“? Wird die nächste Generation, wie immer Christian Scholz von der Uni Saarland erkannte man sie nennen wird, auch genug Bildung in der aktuell lebenden „Generation-Z“ Men- und Purpose haben und wird sie genug emo- schen, die noch weniger als die „Generation- tionale Intelligenz aufbringen können, „smart“ Y“ davor Interesse an Teamfähigkeit zeigt. zu arbeiten? Wenn es notwendig ist, ei- Vielmehr, so Prof. Scholz weiter, ist die heu- gene Überzeugungen über Bord werfen und tige Generation ausschließlich auf sich selber machen, was der Kunde will? Wird die näch- konzentriert und von der Loyalität zum Arbeit- ste Generation ganz ohne soziale Kompetenz geber hält sie noch weniger als von einer aufwachsen und trotzdem Verantwortung bestimmten Turnschuhmarke. Sie ist die leib- übernehmen? Viele Fragen, auf die auch die gewordene „Digital-Nativ-Generation“ – wie hochkarätige Diskussionsrunde des BVL keine geschaffen für die Industrie 4.0. Nur, diese Antworten geliefert hat. Dennoch war es gut Generation kann ihre Fähigkeiten noch nicht und wichtig, den Menschen einmal in den voll ausspielen. Eben weil vorhergehende Ge- Mittelpunkt einer Logistikrunde zu stellen. weiter > LOGISTIK express 3|2015 13
MESSEN & EVENTS Was kommt nach „Z"? Unterschiedliche Definition gibt es auch zu Begriffen wie „ungelernt“ oder „Qualifika- tion“. Minister Hundstorfer meint, Pflichtschul- abgänger haben „keinerlei Ausbildung“ und reiht sie taxfrei jenen Arbeitslosen zu, die „keinerlei Qualifikation“ haben. Dann kann man das teure Schulsystem doch wohl gleich abschaffen und die „Taferlklassler“ direkt auf die HTL schicken, wo sie die fünf gefragtesten Fähigkeiten auf dem Arbeitsmarkt eingetrich- tert bekommen. Besser ist dann nur noch, wer schon mit allen notwendigen Kenntnissen und Fähigkeiten zur Welt kommt. Roboter eben. Wo Innovationszyklen immer kürzer werden ^ BVL Führungsteam Die Veranstaltung des BVL hat jedenfalls eines und cyber-physische Systeme Platz greif- mit Sozialminister ganz klar gezeigt: Es gibt noch unterschiedli- en, wird heute Erlerntes schon morgen zum Rudolf Hundstorfer che Auffassungen von grundlegenden Be- Schnee von gestern. War bis jetzt für eine Leis- griffen wie zum Beispiel niedrig qualifiziert, un- tung neben einer fundierten Ausbildung auch gelernt, Ausbildung oder Flexibilität. Wird zum ein gerüttelt Maß an Bewusstsein erforderlich, Beispiel über das Thema Industrie 4.0 disku- so genügt es in Zukunft völlig, Bereitschaft für tiert, spricht man praktisch automatisch über permanentes Weiterbilden zu zeigen. Damit ist die Flexibilisierung der Arbeitswelt. Dabei hat aber nicht nur das schon frühzeitig geforderte das eine mit dem anderen gar nichts zu tun. „lebenslange Lernen“ gemeint. Vielmehr ist auch ein „lebenslanges Verändern“ notwen- ÖSTERREICHISCHER Die Revolution von Industrie 4.0 bedeutet ja dig. Trotzdem bleibt der Jobverlust künftig ein LOGISTIK DIALOG - Individualisierung. Wachstum über den Weg lebenslanger Begleiter. Das ist die schlechte der Individualisierung von Produktion ist das Nachricht. 14. bis 15. April 2016 übergeordnete Ziel von 4.0. Folglich müsste gleichzeitig auch von einer Individualisierung Ein praktisches Beispiel ist das neue Logistik der Arbeitswelt und individuellen Beschäf- Terminal Maasvlakte 2 in Rotterdam. Eben tigungsmöglichkeiten gesprochen werden. erst eröffnet, wirbt der Betreiber Maersk Das also, was die „Generation-Z“ jetzt gerne mit 40 Prozent mehr Effizienz und freut sich machen würde. Geht aber nicht, weil der Job gleichzeitig, dass statt 800 nur noch 400 Mitar- noch immer um 8 Uhr beginnen, um 16 Uhr beiter benötigt werden. Mit einem Schlag hat enden muss, Pausen und Hierarchien einzu- der Logistikkonzern an diesem Standort durch halten sind und nur der Chef alles wissen darf. die Technologisierung 50 Prozent Personal Deshalb ist die Kuh schon hin, bevor das Kalb eingespart. Qualifiziertes Personal, Herr Minis- geboren ist. ter Hundstorfer, keine „Pfosten“! Die Wirtschaft braucht Maschinenbauer, Elek- Was hat der Teilnehmer an der BVL Veran- trotechniker und Wirtschaftsingenieure. Prof. staltung also am Horizont gesehen? Allein der Sihn (Fraunhofer) wünscht sich Studiengänge, Wechsel vom Konsumenten zum Prosumen- wo ein Student alle drei Qualifikationen und ten (Stichwort 3D-Drucker) als eine der Folgen obendrein auch noch Sensorik und Informa- des cyberindustriellen Zeitalters ist geeignet, tik studieren kann. Das heißt nichts anderes, die gewohnte Arbeitswelt auf den Kopf zu Index qualifiziert für die Zukunft ist nur jemand, der stellen. Aus dem „Konsummenschen“ wird fünf Arbeitsfelder abdecken kann – aber trotz- der „Unternehmermensch“. Und genau darin BVL Österreich dem individuell bleibt. „Generalisten“ nennt dürfte wohl auch eine der neuen Chancen www.bvl.at Staatssekretär Harald Mahrer solche Men- liegen, die eine Industrie 4.0 für die nächste schen, und die sollen am 1. Mai natürlich nicht „Generation-?“ zu bieten hat. Das ist die gute mehr mit Fahnen durch die Straße ziehen. Nachricht. (PB) 14 LOGISTIK express 3|2015
So werden müde Märkte munter! Der Österreichische Logistik-Tag 2015 ist vorbei. Was bleibt, sind die Eindrücke und Ideen, die die über 800 Teilnehmer mit in ihre Unternehmen tragen konnten. Schwerpunkte waren unter anderem Industrie 4.0 und E-Commerce-Logistik, doch auch andere Themen konnten das Publikum durchaus in ihren Bann ziehen. E igentlich begann die Veranstaltung ja Preisträger 2015 schon am 24. Juni, denn da fand zum * Pfeiffer zweiten Mal das „Futurelab“ statt. Handelsgruppe Gut 500 Menschen lauschten ge- & PostAG spannt, als es darum ging, den Bogen von der * Zellstoff Pöls Vision zur möglichen Zukunft zu spannen. Die Business Unit hohen Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Starkraft Der Sprecher der ersten Keynote war immer- hin aus Atlanta angereist: Prof. Benoit Mon- treuil sprach über „Physical Internet – Efficient Sustainable Logistics“. Logistiklösungen sollen sich am WWW orientieren, das Ziel ist eine weitaus effizientere und gleichzeitig nach- haltige Transportwirtschaft durch einheitliche Ladungsträger und Zusammenarbeit bei La- gerung und Transport. Oberste Maxime: eine Minimierung der Transportkilometer. Zwischen dem Vortrag und den zwei Mal vier Parallelse- quenzen konnte man sich als Kontrast in der Fachausstellung ein Bild von der Gegenwart Voller Erfolg machen. Auffällig am 25. Juni war vor allem die gute ÖSTERREICHISCHER Stimmung unter den Teilnehmern und auch LOGISTIK-TAG 2016 Im Rahmen der Abendgala im Forum der den Vortragenden. Mayr: „Alle waren posi- 7. bis 8. Juni Raiffeisenlandesbank OÖ AG wurden dann tiv motiviert, etwas mitzunehmen. Und das ist auch die Preisträger des Österreichischen Lo- wohl das beste Feedback, das man bekom- gistikpreises 2015 geehrt: Die Pfeiffer Handels- men kann.“ Auf alle Vorträge und Parallelse- gruppe und die Post AG wurden für das Pro- quenzen einzugehen, würde hier den Rahmen jekt „Österreichweite Lebensmittelzustellung sprengen. Darum lieber nur ein paar Highlights durch Mehrwegboxen“ als innovativste Lo- verraten, die Lust darauf machen, nächstes gistiklösung ausgezeichnet. „Hier wird frische Jahr selbst die Veranstaltung zu besuchen: und gekühlte Ware in gekühlten Mehrwert- Wer hätte beispielsweise gedacht, dass Ös- boxen versendet, die die Post wie ein Paket terreich eine wichtige Logistikdrehscheibe für flächendeckend zustellt. Ein Konzept, das sich Seehafenverkehre werden könnte? Immer auch für andere Dienstleister eignet, täglich größere Schiffe und die Konzentration auf vor die Haustüre zu liefern“, erklärt Mag. Oliver wenige Häfen bedingen die Verlagerung der Mayr, Netzwerkmanager des veranstaltenden Güter ins Hinterland. Mit seiner Lage im Herzen Vereins Netzwerk Logistik Österreich. Europas könnte Österreich dabei eine Schlüs- selrolle übernehmen – „Vorausgesetzt, wir er- Preisträger in der Kategorie „Neuausrichtung ledigen unsere Hausaufgaben, beispielsweise der Supply Chain“ ist Zellstoff Pöls mit ihrer Busi- bei den Infrastrukturinvestitionen“, merkt Mayr Index ness Unit Starkraft. „Bei diesem Unternehmen an. Eines ist dem Logistiknetzwerker dabei be- steht die größte und modernste Kraftpa- sonders wichtig: „Wir werden nie Themen ins VNL Österreich piermaschine Europas. Anders als üblich, wird Programm nehmen, wo die Technologie den www.vnl.at hier jedoch die Kapazität der Maschine ver- Menschen zur Gänze ersetzt. Es geht darum, marktet, nicht das Papier“, ist Mayr begeistert. zu unterstützen. " (AT) LOGISTIK express 3|2015 15
INTRALOGISTIK Industrie 4.0 - Wake up! Mögliche Potenziale für kleine und mittelständische Unternehmen, zweiter Teil. die bekannten Ansprüche einer kundenin- dividuellen Produktion „On Demand“ nicht erfüllt werden. Die im Rahmen von Industrie 4.0 viel diskutierten Strategien und Modelle wie beispielweise smarte Objekte, Internet der Dinge und Dienste sowie Cyber-Physische Systeme (CPS) zeigen neue Wege auf, wie Unternehmen auch in Zukunft wettbewerbs- fähig bleiben und auf internationalen Märk- ten bestehen können. Die nächste Generation von Produktionsanla- gen wird geprägt sein von intelligenten wand- lungsfähigen offenen Maschinen, die erst durch Software-APPs in weiten Bereichen in ihrer Anwendung konfigurierbar sind und au- tonom und kooperativ mit anderen Maschi- nen agieren. Durch eine weitreichende Vernetzung der Maschinen und anderer Produktionskom- ponenten, wie beispielsweise Multi-Agent- Systeme, in cyber-physischen Systemen wird eine flexible autonome Automatisierung von Produktionsvorgängen erreicht. Kunden- aufträge können parallel und individuell bear- beitet werden. Die vernetzten Produktions- D komponenten definieren autonom, welcher ie zukünftige Produktion wird auf Kundenauftrag bearbeitet oder welcher Ferti- wachsende individuelle Kunden- gungsschritt als nächster auszuführen ist. Mo- ansprüche sowie stärker werdende bile smarte im CPS eingebundene Transport- Absatzschwankungen auf natio- systeme führen autark und im Verbund den nalen und internationalen Märkten reagieren Transport der zu produzierenden Güter aus. müssen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Sie wird im höchsten Maß flexibel, anpassungs- Jede am Produktionsprozess beteiligte Kom- fähig und reaktionsfähig sein müssen, um den ponente ist durch beständige Kommunika- komplexen Anforderungen der Kunden und tion mit anderen Produktionskomponenten Märkte nachzukommen. Einhergehend mit über den aktuellen Anlagenzustand infor- der Assimilation der Produktion werden sich miert. Anstehende Entscheidungen und Reak- auch Produkte ändern. Der Weg führt weg tionen der Produktionskomponenten werden Autor von Massenprodukten hin zu individuellen von hierdurch auf Basis der aktuellen Anlagenre- Heinz Willems Kundenwünschen geformten Produkten. alität und der aktuellen Parameter getroffen. Geschäftsführender Spezielle Software-Agents überwachen die Gesellschafter Industrielle Fertigung komplexen Produktionsvorgänge und visuali- nexXlog GmbH Mit den heute auf Massenproduktion ausge- sieren und signalisieren gegebenenfalls mögli- richteten starren Fertigungsanlagen können che Störungen im Produktionsprozess. 16 LOGISTIK express 3|2015
Neue Geschäftsfelder Die zentrale starre Steuerung von Produktions- Nicht nur stärker werdender internatio- und Förderanlagen wird durch dezentrale naler und nationaler Konkurrenzdruck sowie autonom agierende und kooperierende Sys- kundenindividuelle Fertigung werden die teme bzw. Dienste ersetzt. Mit Everything as a Zukunft der Produktionsbetriebe formen, Service (XaaS) wird eine neue zukünftige IT-Ar- sondern in einem ebenso starken Maß werden chitektur definiert, die die künftige Umsetzung die steigenden Energiepreise sowie die knap- von Industrie 4.0 definiert. per werdenden Rohstoffe diese beeinflus- sen. Nur wer zukünftig effizienter Energie und Für Hersteller und Ausrüster von Industrie- und Rohstoffe nutzt, besser und flexibler produziert, Fabrikanlagen, die sich den neuen Paradig- kann künftig auf dem Weltmarkt bestehen. men der Zukunft stellen, bietet die konse- quente Umsetzung der Strategien aus Indus- Wir befinden uns auf dem Weg zur vierten trie 4.0 den Schlüssel zum Erfolg. Die Planung, industriellen Revolution. Es findet gegenwär- Konstruktion und Herstellung von zukunfts- tig ein Paradigmenwechsel in der Produk- weisenden offenen smarten Produktions- tionstechnologie sowie in der Informa- Maschinen und Produktionsanlagen bietet tions- und Kommunikationstechnologie statt. vor allem für Maschinen- und Anlagenbauer weiter > LOGISTIK express 3|2015 17
INTRALOGISTIK Industrie 4.0 - Wake up! Mit einer integrierten Kamera und im Zusammen- spiel mit seiner Cloud zählt der iBin die Teile die in ihm liegen weiter > aus dem KMU Bereich reichlich innovatives Konzeption von Materialflusssystemen erfolgt Potential für neue Geschäftsfelder in den bis in die Gegenwart hinein noch unter dem Bereichen Mechanik, Mechatronik, Robotik Aspekt einer zentralen Materialflusssteuerung. und Sensorik sowie im Softwareengineering. Zukünftige Materialflusssysteme werden flexi- Gerade im Bereich der Logistik/Intra-Logistik bel auf wechselnde Anforderungen und muss eine Assimilation hin zur dezentralen au- Schwankungen reagieren müssen. Dies wird tonomen Bearbeitung von logistischen An- mit einer starren Fördertechnik, inflexibler forderungen erfolgen. Technik und einer zentralen Steuerung nicht möglich sein. Neue Strategien, die mit einem Zukünftige Systeme dezentralen Layout die wechselnden An- Zukünftig dezentrale Systeme enthalten forderungen erfüllen, werden entworfen und Ladeeinheiten, wie smarte Behälter und Pa- umgesetzt werden müssen. letten die Informationen über die in bzw. auf ihnen gelagerten Artikel speichern. Diese ge- Autonome fahrerlose Transportsysteme seien speicherten Informationen können jederzeit hier nur als ein Beispiel eines komplexen Trans- abgefragt werden. Komplette Regalsysteme portsystems in einem dezentralen Layout für speichern Daten über jede Ladeeinheit, die ein Materialflusssystem genannt. Nachste- in ihren Fächern lagert. Sehen Sie hierzu auch hend ein kleines Beispiel, wie ein Warenein- nachstehendes Beispiel eines „smarten Be- gang in einem Lager der Zukunft erfolgen hälters“. könnte. Vor dem Hintergrund smarter Lagertechnik Ein LKW liefert Paletten an einem Warenein- werden sich auch moderne Warehouse-Ma- gangstor an. Eine Kommunikationseinheit im nagement-Systeme anpassen müssen, LKW verbindet sich mit einer Kommunikations- beispielweise werden Bestände nicht mehr einheit im Lager, beispielweise über WLAN. über eine Datenbank ermittelt, sondern diese Der LKW ist danach eine weitere (smarte) Ein- in Echtzeit von der Lagertechnik erfragt. Die heit im cyber-physischen System des Lagers. 18 LOGISTIK express 3|2015
Alle (smarten) Komponenten im Lager haben aus Industrie 4.0 wird nicht ohne Auswirkun- nach der Kopplung Kenntnis über die Ankunft gen auf die Qualifizierung des Personals blei- des LKW sowie Anzahl und Inhalt der auf dem ben. Der globale Wettbewerbsdruck erfordert LKW befindlichen Paletten. in fast allen Bereichen der Industrie und Logis- tik respektive der Intra-Logistik eine neue Per- Das dezentrale Materialflusssystem (MFS) des sonalpolitik. Aber nicht nur die Auswirkungen Lagers erkennt unmittelbar nach dem An- der sich für die Zukunft abzeichnenden As- docken des LKW den Transportbedarf. Die similation der industriellen Fertigung bedingen zum MFS gehörenden Transportmittel handeln eine sich verändernde Personalpolitik, auch autark den bestmöglichen Transporteur unter der demografische Wandel sowie der bereits Berücksichtigung diverser Parameter für die zu akute Fachkräftemangel zwingen zu einem transportierenden Paletten aus. Dies kann ein Umdenken. HEINZ WILLEMS fahrerloses Transportsystem (FTS) oder auch ein manuell bedienter Stapler sein, der die In- Fachkräfte und Mangel formation für den Transport über ein Funkdis- Im Hinblick auf den bereits immer akuter wer- play erhält. denden Fachkräftemangel stellt die Ausbil- dung des Personals bis hin zu hochqualifizierten Das WMS führt automatisch für die angelief- Spezialisten eine weitere große Herausforde- erte Ware einen Bestellabgleich versus WE- rung für die Unternehmen da. In Konsequenz Avise durch. Weiterhin vergibt es für die zu bedeutet dies für die Unternehmen, dass transportierenden Paletten Lagerplätze unter beispielsweise Anreize geschaffen werden, Berücksichtigung der realen Lagerauslastung. um ältere qualifizierte Mitarbeiter länger im Das ausgewählte Transportmittel transpor- Arbeitsleben zu halten, Arbeit und Arbeits- tiert die Palette vom LKW auf das vom WMS umgebung den Bedürfnissen der Mitarbeiter vorgegebene Ziel und überprüft dabei wei- angepasst werden oder auch flexible Beteili- tere Parameter wie beispielsweise das Ge- gungsmodelle am Unternehmen geschaffen wicht und die Abmaße. Mit der Ankunft der werden. Palette am vorgesehenen Ziel ist die Palette im Lager verfügbar. Mensch und Roboter Ein Forschungsschwerpunkt wird die Er- Eine der größten Herausforderungen aus In- forschung von Verhaltensmodellen für eine dustrie 4.0 ergibt sich meines Erachtens für Fertigung sein, in der Menschen und Maschi- den Bereich des Softwareengineerings. Hier ist nen eng zusammenarbeiten. Die Entwicklung mit dem Paradigma Everything as a Service von Robotern für ein gemeinsames Arbeiten (XaaS) eine komplexe Änderung in der bish- in einem hybriden System bestehend aus erigen Vorgehensweise in der Softwareent- Mensch und autonom kooperierendem Ro- wicklung definiert. Die Änderungen beginnen boter wird eine der Hauptaufgaben der In- in der Kommunikationsebene und reichen bis genieure, Elektroniker und Softwareentwick- zur Anwendungsschicht in Form von APPS. Die ler sein. Gebraucht werden Roboter, die auf Entwicklung von superschnellen cyber-physi- Blickkontakt, Gestik und Verhaltensweisen, schen Systemen, Bilderkennungssystemen, Berührung sowie Sprache des mitarbeitenden die in Sekundenbruchteilen Objekte erkennen Menschen reagieren. Der Roboter der Zukunft oder komplexe selbstlernende Kommunika- wird permanent mit dem Menschen inter- Index tions-Algorithmen für kooperierende Objekte agieren und ihn verstehen lernen müssen. sind nur einige Beispiele, die vom Softwareen- Aber auch die Kommunikation und Koop- nexXlog GmbH gineering gelöst werden müssen. eration der Roboter untereinander im Umfeld www.nexXlog.de des hybriden Systems wird einer der Entwick- Qualifiziertes Personal lungsschwerpunkte sein. Die konsequente Umsetzung der Strategien (HW) LOGISTIK express 3|2015 19
INTRALOGISTIK Der Handel im Wandel Betrachtet man die Trends in der globalen Wirtschaft, so lassen sich zwei in ge- wisser Weise gegensätzliche Strömungen erkennen. Die Nase vorne hat dabei derzeit aber jedenfalls der E-Commerce, der traditionelle Prozesse im Handel und der dazugehörigen Supply Chain teilweise gehörig durcheinander wirbelt. Logistik express hat sich zu diesem Thema mit Manfred Preiß, Vertriebsleiter bei der SSI Schäfer Peem GmbH, unterhalten. L aut Österreichischem Handelsverband linehandel absolut zu: „Die schnelle Auslie- betrug der Anteil Online- und Versand- ferung ist einer der wichtigsten Erfolgsfakto- handel am gesamten Einzelhandel im ren. Erfolgt die Zustellung nicht am nächsten Jahr 2013 11 Prozent, das entspricht Tag, verdoppelt sich die Rücklaufquote auf rund 6,9 Milliarden Euro (2010: 9,7 Prozent/5,3 30 Prozent“, so Preiß. Bei rund 40 Prozent der Mrd. Euro). Spitzenreiter war dabei die Waren- Auslieferungen in einem Kommissionierlager gruppe Textil & Schuhe mit 1,9 Milliarden, ge- entspricht eine Zeile nur einem Stück. Trotz der folgt von Multimedia, Hi-Fi, Elektrogeräte mit kleinen Losgrößen muss die Lieferzuverlässig- 1,5 Milliarden. In Deutschland und der Schweiz keit gewährleistet sein – bei möglichst gerin- sehen die Verhältnisse ähnlich aus, gesamt gen internen Prozesskosten. betrug der Umsatz der Online- und klassis- MANFRED PREISS chen Versandhändler der DACH-Region im „Das Problem liegt dabei aber gar nicht in Jahr 2013 60 Milliarden Euro. Ein beachtli- der Kommissionierung, sondern bei Verpa- cher Kuchen, von dem natürlich fast jeder ckung und Versand“, verrät er. „Sieht man sich naschen möchte. In manchen Ländern wie das Beispiel Tchibo an, so gibt es jede Woche England geht es sogar schon so weit, dass 20 neue Artikel, die aber mehrere Wochen lang Prozent der online vertriebenen Lebensmit- zurückgeschickt werden können. Hier ist eine tel Frischwaren sind, die binnen einer Stunde besonders schnelle Rückführung von Re- zugestellt werden. „Immer beliebter werden touren in den Kreislauf nötig, damit sie noch sogenannte Packstationen, wo der Kunde on- verkauft werden können.“ Die Lösung von SSI line bestellt und die Waren dann im gewünsch- Schäfer dazu: Hängefördertechnik. Die Re- ten Shop abholt“, weiß Preiß. tourwaren werden nach der Überprüfung ihrer Unversehrtheit nicht eingelagert, sondern ein- Doch dafür müssen die Rahmenbedingun- zeln in Hängefördertaschen im dynamischen gen innerhalb der Unternehmen angepasst Puffer gegeben und bei Aufträgen vorran- werden. „Sobald ein Händler sich für die Ein- gig neu versendet. Nach Ende der Aktionen führung von E-Commerce entscheidet, muss wird dann entschieden, ob die Ware wieder er seine Prozesse dementsprechend anpas- eingelagert wird. sen. In den meisten Fällen erhöht sich durch einen Onlineshop auch die Artikelanzahl Von klein bis groß signifikant“, spricht Preiß aus Erfahrung. Für Da ein Lager selten dem anderen gleicht, die Auslieferung werden gerne Dienstleister bietet SSI Schäfer für Mittelständler und beauftragt. „Aufgrund der befristeten Ver- Großunternehmen unterschiedliche Lösun- träge mit den Dienstleistern automatisieren gen für die Lagerung und Kommissionierung diese eher ungern, da eine Vorhersage über von Einzelartikeln und Kartonware. „Die rea- die Auslastung und auch Auslegung der An- lisierten Anlagen reichen von etwa 800.000 Info lagen schwierig ist. Daher sind besonders fle- Euro bis 120 Millionen Euro. Von unseren etwa xible Anlagen mit Erweiterungsmöglichkeiten 1.500 Installationen weltweit waren rund 120 SSI Schaefer nötig, die Technik muss Schwankungen aus- ausschließlich für E-Commerce“, berichtet www.ssi-schaefer.ct gleichen“, erklärt er. Preiß. Beliebt bei Multi-Channel-Anbietern ist beispielsweise die vollautomatische 3D-MA- Technische Höchstleistung TRIX Solution®, die eine sehr hohe Leistung bei Zeit ist Geld – dieser Spruch trifft auf den On- hoher Raumdichte bietet und alle Anforde- 20 LOGISTIK express 3|2015
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