Beruflicher Neustart mit 50 plus - Magazin66
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Herausgeber: sechs+sechzig – Verein zur Förderung des Dialogs der Generationen e.V. www.magazin66.de · Ausgabe 3/2021 Magazin für selbstbewusste ältere Menschen gegründet 2000 Beruflicher Neustart mit 50 plus Seite 4 Mit freundlicher Unterstützung der Stadt Nürnberg, Nürnberger Nachrichten und Nürnberger Zeitung
Monatliche Zusatzrente Auch in Kombination mit Einmalzahlung Im eigenen Zuhause BETREUUNG bleiben Alles sicher regeln – mit Lebenslang und einer Immobilienrente notariell abgesichert Kostenlose Infoveran- staltung Immobilienrente: VORSORGE WANN? 21. September, Stein - Nürnberg - Fürth Sie möchten Ihre Vorsorge regeln? um 14:30 Uhr Schwabach - Ansbach www.remax-makler.com WO? Kulturforum, Wir beraten Sie persönlich und Würzburger Str. 2 Kooperations- kostenfrei bei Erstellung von 90762 Fürth partner der BERATUNG › (Vorsorge-) Vollmacht Melden Sie sich bitte an: 0911/255 228-0 › Patientenverfügung › Betreuungsverfügung VORTRÄGE BERATUNGSTELEFON 0911 59 05 88 08 [ Mo bis Fr 9 – 12 Uhr Di 13 – 16 Uhr ] SCHULUNG Die Betreuungsvereine von AWO, Caritas, LiV, Lebenshilfe, SKF und Stadtmission in Zusammen arbeit mit der Betreuungsstelle der Stadt Nürnberg. MAGAZIN www.gesetzliche-betreuung-nbg.de Mitten im Leben. Rundum versorgt. Das ist unser Service-Wohnen für Senioren: » Fünf Häuser in attraktiven Lagen von Nürnberg: Quartier Langseestraße, THERESIAs in den Nordstadt- Erbschaft gärten, Seepark Mögeldorf, HesperidenPark und und Testament. Seniorenwohnpark Neulichtenhof. » Pflege und Versorgung bei Bedarf in der eigenen Richtig entscheiden – aber wie? Kostenlose Info-Broschüre Wohnung durch erfahrene Serviceleister, 24 Std. Notruf. anfordern unter Telefon 09128 500 » Hotelähnliches Flair, attraktive Gemeinschaftsräume. » 1,5-, 2- und 3-Zi.-Wohnungen: KAUF und MIETE möglich. Menschen an Ihrer Seite. Die Rummelsberger www.seleco-gmbh.de rummelsberger-stiftungszentrum.de Ein Unternehmen der KIB Gruppe 0911 477 55-111 THOMAS GRÄMMER n! w ä h le n gehe Jetzt Stimm en Beide e SPD! für di für Nürnberg-Süd in den Bundestag. @thomas.graemmer thomas.graemmer@spd-nuernberg.de
sechs+sechzig Ausgabe 3/2021 Liebe Leserinnen liebe Leser, Wann haben Sie zuletzt etwas Neues ange- Foto: Michael Matejka fangen? Ein neues Hobby begonnen, einen Kurs im Bildungszentrum belegt oder ein Eh- renamt angetreten? Im Leben gibt es immer wieder Gelegenheiten, einen neuen Weg ein- zuschlagen, seinen Horizont zu erweitern. In der druckfrischen Ausgabe des Maga- zins sechs+sechzig, das Sie in Händen halten, gibt es mehrere Geschichten, die sich mit dem Neuanfang im Leben beschäftigen. Da ist zum Beispiel Sibylle Leimeister. Sie hat sich einen lang gehegten Traum erfüllt und ist für einen ganzen Sommer auf eine Südtiroler Alm gegangen. Einiger Illusionen beraubt, aber dennoch bereichert, kehrte sie danach in ihr Leben in Nürnberg zurück. »Nürnberg soll ein cooler Ort der Zuversicht werden:« Theophil Graband, (Seite 28) Vorstand der Bürgerstiftung Nürnberg. Seite 24 Einen beruflichen Neuanfang wagten Susanne Hofmann-Fraser und Stefan Leslie Baumann, der auch auf unserem Titelbild 4 Reportage 24 Spuren hinterlassen – zu sehen ist. Beide waren schon um die 50, Gute Zeiten für Seiteneinsteiger Zukunft gestalten als sie neue Wege einschlugen und damit zu Hier finden Ideen, Zeit und Geld mehr Erfüllung und Zufriedenheit gelang- 6 Ansichtssache zusammen Sehnsucht nach Heimat ten. (Seite 4) 26 Gesundheit Auch Marianne Koch hat in ihrem Leben 8 Große Hilfen Bleiben Sie in Bewegung immer wieder Haken geschlagen: Schau- Sicher unterwegs mit dem spielerin, Ärztin, Moderatorin, Buchautorin richtigen Rad 27 Große Hilfen – die Münchnerin hat sich immer wieder In diese Falle kann jeder tappen 10 Ansichtssache neu erfinden müssen. Ihrer Freude am Leben Die Sache mit der Maus 28 Porträt hat dies keinen Abbruch getan. »Alt werde Auf der Alm da gibt’s koa Ruh’ ich später« lautet der überaus optimistische 11 Aktuell Titel ihres Buches, das die 90-Jährige gera- Mit Facebook ist Meta ihren 30 sechs+sechzig-Leserreise Freunden nah Orangenplantagen und de veröffentlicht hat. Unserem Autor Horst imposante Felsen Mayer stand sie für ein Interview Rede und Antwort. (Seite 16) Aus dem Seniorenamt 32 Luginsland Zugegeben, mit den Jahren schaut man der Stadt Nürnberg Neptun und ein Fisch auf dem nicht mehr so oft nach vorne. Doch auch Trockenen 12 Niemand bleibt in der digitalen der Blick zurück kann neue Erkenntnisse Welt allein 34 Das war schick bringen. Herbert Heinzelmann setzt sich Der Gesellschaftsfinger mit dem Begriff »Heimat« auseinander, der 13 Wo ist in Nürnberg ein mit zunehmendem Alter oft an Bedeutung Pflegeplatz frei? 30 Depp im Web gewinnt. (Seite 6) Eindeutige Angebote 14 Angebote im Treff Bleiweiß Wenn Sie in der Region Neues entdecken 19 Veranstaltungs- möchten, dann folgen Sie doch unseren Empfehlungen Tipps zu Open-Air-Galerien und genießen 16 Aktuell Sie das inspirierende Zusammenspiel von Marianne Koch weiß, wie man 10 Impressum Kunst und Natur. (Seite 32) jung bleibt Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen bei der Lektüre unseres Magazins. Unser Titelbild zeigt Die nächste Ausgabe von Stefan Leslie Baumann (siehe Seite 4). sechs+sechzig erscheint Die Redaktion Foto: Kat Pfeiffer am 29. November 2021.
4 Reportage s e ch s + s e ch z ig · A u s g a b e 3/ 20 21 Gute Zeiten für Seiteneinsteiger Immer mehr Menschen orientieren sich in der Lebensmitte beruflich neu dern vielmehr die Rückkehr zu etwas, das schon immer da war. Etwas, das erst jetzt, deutlich hörbar, Raum in ihrem Leben einfordert. Bevor sie zum Ra- dio kam, hatte sie Sozialpäda- gogik studiert. Die soziale Seite lebte sie danach jahrelang vor allem ehrenamtlich aus, etwa in einer von ihr initiierten Far- benwerkstatt, in der sie mit Se- nioren künstlerisch arbeitete. Dass Menschen in der Le- bensmitte einen Neustart wa- gen, passiert immer häufiger. Für Wolfgang Roth ist das kein Zufall: »In diesem Alter tau- chen Themen wie Spiritualität und Sinnfragen oft mit einer gewissen Vehemenz auf«, so die Erfahrung des Erlanger Wirtschaftspsychologen und Resilienzforschers. Die großen Aufgaben wie Kindererzie- hung, Hausbau und Karriere sind bewältigt, von der Auto- bahn geht es jetzt gewisser- Susanne Hofmann-Fraser vor dem Heim SentaLavida in Nürnberg. Die Rummelsberger Diakonie maßen auf die Landstraße, die ermöglichte ihr einen Neustart. auch Zeit dafür lässt, nach links und rechts zu schauen. Und A noch etwas komme hinzu: Vie- ls Susanne Hofmann-Fraser eine Azubi-Messe besucht, le werden sich jetzt ihrer Endlichkeit bewusst. will sie eigentlich nur ihre Tochter auf ihrem weiteren »Die Menschen sind materiell meist satt. Spirituell hingegen Weg unterstützen. Doch am Ende startet die Radiomode- sind sie nicht selten bedürftig und machen sich nun auf die Su- ratorin selbst in eine neue berufliche Zukunft. Gerade hat che, auch hier Erfüllung zu finden«, so Roths Erfahrung. Er nennt für die 52-Jährige das dritte Ausbildungsjahr zur Altenpflegerin diesen Prozess deshalb lieber »Midlife Chance« als »Midlife Cri- begonnen. sis«. In der aufkommenden Ruhe dieser Lebensphase, die vielen »Dafür bin ich doch ein bisschen zu alt«, ist ihre erste Reaktion Menschen allerdings schwer falle, »kommen alte Themen hoch«. an einem der Messestände, an dem für den Umstieg in den Pfle- Und noch ein Aspekt trete mit dem neuen Abschnitt oft auf: »Man geberuf geworben wird. Aber der Gedanke an einen möchte nicht bereuen, was man nicht getan hat.« Neuanfang lässt sie nicht mehr los. Als sie schließlich »Man möchte Dass dieser Weg kein leichter ist, weiß Sabine Votte- erfährt, dass es mit dem Förderprogramm der Bun- ler nur zu gut. Bei ihr, lange Führungskraft in verschie- desagentur für Arbeit sogar noch finanzielle Unter- nicht bereuen, denen Unternehmen, drängte die Sinnfrage in Gestalt stützung für Menschen ab 45 gibt, legt sie los. Für Hofmann-Fraser gibt es mehr Gemeinsamkei- was man nicht großer Unzufriedenheit ins Leben. Der Gedanke, noch 20 Jahre so weiterzumachen wie bisher, war für sie ten zwischen ihrem bisherigen und dem künftigen getan hat.« kaum auszuhalten. Ein Burn-out tat sein Übriges. Also Berufsleben, als man auf den ersten Blick glauben schmiss sie mit 49 Jahren ihr relativ sicheres Ange- möchte. Auch für den Job beim Radio musste sie oft um vier Uhr stellten-Dasein hin und machte sich selbstständig. »Transitphase« morgens aufstehen. »Ich arbeite gerne mit Menschen, unterhal- nennt sie die Zeit, die geprägt ist von Unsicherheit. te sie und rede mit ihnen«, sagt sie. In den Heimen der Rummels- Heute begleitet sie als Business-Coach andere Menschen durch berger Diakonie, in denen sie ausgebildet wird, könne sie dies fast eine Phase von Frust, Zweifel, Angst und Unentschlossenheit. ebenso tun wie über den Äther und zuletzt vor allem bei Events. »Wenn man sich seiner Sache noch nicht so sicher ist, kann es in Mit dem Unterschied, jetzt viel näher an den Menschen dran zu diesem Stadium leicht passieren, dass man einem gut klingenden sein, ihre Reaktion unmittelbar zu sehen und sich auch einfüh- Jobangebot doch lieber nachgibt als seinen eigenen Weg zu gehen. len zu können in das, was ihr Gegenüber gerade brauche: ein Ge- Um dann wieder in der alten Falle zu landen.« spräch, ein Lächeln oder einfach nur, dessen Hand zu halten. Für sie gibt es diverse Indizien, wann die Zeit reif ist für eine Es war keine Midlife-Krise, die bei ihr zu einem radikalen Bruch Veränderung. »Etwa, wenn die Wechsel in neue Jobs immer mit ihrem bisherigen Beruf und zu einem Neustart führte, son- schneller erfolgen, weil man auch in der neuen Firma die ersehnte
s ech s +s ec hz i g · A u sg a b e 3 / 2 02 1 Reportage 5 Auch Stefan Leslie Baumann fand dank der Ausbildung bei der ÖPNV- Akademie mit gut 50 Jahren einen neuen Job - bei der VAG. Hier schätzt man die Lebenserfahrung, die ältere Mitarbeiter einbringen. Dinge neu zu lernen. Ich habe erstmals seit fast 35 Jahren wieder die Schulbank gedrückt«, sagt Baumann. Damit ist er nicht allein. Das Nürnberger Institut für den Personennahverkehr, das für Tätigkeiten bei Verkehrsbetrieben in ganz Deutschland aus- und weiterbildet, schult immer häufiger Menschen jenseits der 50. Für Baumann fügte sich alles bestens. Bei der Akademie erhielt er jedwede Unterstützung. Und er kam anschließend bei seinem Wunsch-Arbeitgeber unter, der VAG in Nürnberg. Hier ging es erst einmal weiter mit Lernen: Einweisung in das Netz von 70 Bus- linien, in das Tarifsystem, in alle Bustypen vom Elektrobus über den Diesel bis hin zum Erdgas-betriebenen Fahrzeug. »Es macht alles Spaß«, sagt Baumann. Auch, weil er hier seine Berufserfah- rung einbringen kann – die Freude am Fahren wie beim Auto- Transfer nach Spanien und die am Umgang mit Menschen wie in der Gastronomie. Hoffentlich zu Hause angekommen Am Mut, etwas Neues anzufangen, hat es ihm noch nie gemangelt. Wenn er müsste, könnte und würde er es auch jederzeit wieder tun. »Aber jetzt bin ich beruflich vielleicht, hoffentlich sogar, zu Hause angekommen«, sagt der heute 53-Jährige. »Es passt alles.« Auch die angehende Altenpflegerin Susanne Hofmann-Fraser kann ihre Lebenserfahrung beim Umgang mit an Demenz er- krankten Pflegebedürftigen bestens einbringen. »Ich kann mit ihnen über Dinge reden, die sie kennen, an die sie sich erinnern.« Beruflich kann sie sich noch viel Neues vorstellen. »Das Thema Pflege ist ein so breit gefächertes Feld mit vielen Möglichkeiten. Vor allem aber ist es ein gesellschaftlich relevantes Thema.« Die- sem mit ihrer Eloquenz und ihrer Radio-Stimme mehr Gehör zu verschaffen, könnte nur eines ihrer Anliegen werden. Auch nach drei Ausbildungsjahren würde sie sich nicht scheuen, etwa noch Erfüllung nicht findet.« Die Identität eines Menschen ändere sich eine gerontopsychiatrische Weiterbildung anzuschließen. Die zudem im Laufe der Jahre, und damit oft auch die einstige Identifi- 52-Jährige hat der berufliche Ehrgeiz noch einmal gepackt. kation mit dem Beruf, der dann auf einmal ebenso wenig zu passen scheint wie eine zu eng gewordene Hose. Doch im Gegensatz zur ANJA KUMMEROW; FOTOS: KAT PFEIFFER Hose lasse sich das alte berufliche Ich nicht so einfach abstreifen. »So ein Prozess kann sich auch über viele Jahre hinziehen«, weiß Votteler. »Manche Menschen denken: ›Die paar Jahre bis zur Ren- I N F O R M AT I O N te halte ich noch durch.‹ Sie müssen dann aber feststellen, dass Die Agenturen für Arbeit unterstützen berufliche Verände- dies nur mit erheblichen Einbußen an Lebensqualität möglich ist.« rungen - auch finanziell. Es gibt zahlreiche Angebote, etwa für Menschen, die sich beruflich neu orientieren oder weiterentwi- In jeder Dekade ein neuer Job ckeln möchten, aber auch bei der Karriereplanung. Weitere In- Dass es so wie bisher nicht weitergehen kann, war auch Stefan formationen gibt es unter Telefon 0800 / 4 5555 20 sowie unter Leslie Baumann klar. Allerdings eher aus pragmatischen Gründen. www.arbeitsagentur.de/vor-ort/rd-by/berufsberatung-im- Er wusste, sein Körper würde nicht ewig schwere Lasten tragen erwerbsleben und www.arbeitsagentur.de/vor-ort/rd-by/Weiter- wollen. Baumann hat schon einige Berufswege hinter sich. Studie- bildung-Qualifizierungsoffensive ren, das stand für den einstigen Waldorf-Schüler fest, wollte er nicht. Er wurde Kfz-Lackierer. Doch den Nitroverdünnern konnte er sich nicht lange aussetzen. Von da an arbeitete er in nahezu je- der Dekade in einer anderen Branche: Gastronomie, Auto-Export, schließlich betrieb er Wohnungsauflösungen und Umzüge. Beim Arbeitsamt erhielt Baumann überraschend das Ange- bot, ein weiteres Mal neu zu beginnen. »Ich erbat mir 48 Stunden Bedenkzeit und sagte ja.« So startete der damals 50-Jährige eine mehrmonatige Ausbildung bei der ÖPNV-Akademie zum Busfah- rer, die er schließlich nach all den pandemie-bedingten Unterbre- chungen mit Bravour bestand. Seit Anfang dieses Jahres fährt er regelmäßig seine Touren. »Es war ein bisschen zehrend, so viele
6 Ansichtssache s e ch s + s e ch z ig · A u s g a b e 3/ 20 21 Sehnsucht nach Heimat Der Ort der Kindheit beschäftigt uns mit zunehmendem Alter immer mehr Ein Ort, an dem wir uns wohlgefühlt haben, ist in unserer Erinnerung auch eine Zeitspanne des Glücks. M eine Großmutter ist über 90 Jahre alt geworden. Sie Religiösen Menschen wird in diesem Zusammenhang sicher der hat dieses Alter ohne demente Momente erreicht. Begriff Heimgang einfallen. Sie sind geprägt von der Vorstellung Nur in den letzten Wochen ihres Lebens hatte sie des Apostels Paulus, dass Heimat im Himmel sei, dass sich in einer sich verändert – nach einem kleinen Schlaganfall. Da Vorstellung von Geborgenheit jenseits des Todes jedes Heimweh rührte sie in imaginären Töpfen. Da sprach sie mit ihren längst (das Wort beinhaltet den Schmerz) endgültig auflösen ließe. verstorbenen Geschwistern. War meine Oma durch Störung ihrer Der Philosoph Wilhelm Schmid denkt in seinem ganz neuen Hirnfunktionen wieder in die Jugend oder gar Kindheit gestürzt? Buch »Heimat finden« über die Bedeutung von Zeit für den Um- War sie zurück in ihrer Heimat – sie, die Heimatvertriebene, ge- gang mit Heimat nach und formuliert: »Eine Heimat in der Zeit flüchtet aus Schlesien in den letzten Monaten bietet vor allem der Horizont der Lebenszeit des Zweiten Weltkriegs? Sie hatte nie großes mit all den Jahren, die dem Einzelnen als ›sei- Heimweh nach der Vergangenheit geäußert. Das Älterwerden versetzt ne Zeit‹ gegeben sind.« Die Zunahme dieser Doch je älter sie geworden war, desto häufi- ger hatte sie von Begebenheiten gesprochen, uns gerne in Nostalgie. Lebenszeit, das Älterwerden, versetzt uns gern in Nostalgie. Das ist die Sehnsucht nach die in dieser Vergangenheit lagen. einer Wirklichkeit, die uns zwar noch vor Gibt es Zusammenhänge zwischen dem Altern und der Sehn- Augen steht, wie Schmid schreibt, die aber nicht mehr da ist. Wir sucht nach Heimat? Das Phänomen ist kaum erforscht. In den erinnern uns schmerzlich. Und mit Erinnerung hat Heimat wohl vielen Büchern, die in den letzten Jahren zum Thema Heimat er- sehr viel zu tun. Und damit wieder mit dem Altern. schienen sind, spielt es keine wesentliche Rolle. Eberhard Rathgeb Denn je älter wir werden, desto größer wird der Zeitraum unse- erzählt in »Am Anfang war Heimat« (2016) vom Sterben seines Va- rer Erinnerungen. Aber was aus diesen Erinnerungen in Zeit und ters: »Er sagte und dachte nicht an Gott, er sagte und dachte nur: Raum wählen wir aus, um es Heimat zu nennen? Wir diskutieren zurück, über den Anfang hinaus, an dem er zu einem Menschen diesen Begriff aktuell ja deswegen so heftig, weil er lange Zeit geronnen war, wie Dampf sich in einen Wassertropfen verwan- umstritten und gemieden war. Umstritten, weil im Nationalsozia- delte. Das Heimweh erfüllte ihn, und er ließ es zu… Noch dieses lismus so heftig instrumentalisiert als reines Deutschtum. In dem letzte Aufflackern von Heimweh kurz vor dem Tod war ein Reflex Propagandafilm »Heimkehr« von 1941 heißt es zum Beispiel aus auf die Grundbedingung des Lebens, dass es ein Zuhause gab und dem Mund von so genannten »Volksdeutschen« unter polnischer dass es ohne Heimat, auch in ihrer einfachsten Form, nicht sein Zwangsherrschaft: »Auf der guten alten Erde Deutschlands wer- konnte.« den wir wieder wohnen – daheim und zuhause. Und in der Nacht,
Ansichtssache 7 Flucht und Vertreibung s ech s +s ec hz i g · A u sg a b e 3 / 2 02 1 E s ist ein Verdienst des umfangreichen Themenhefts »Flucht und Vertreibung« der Bayerischen Landeszen- trale für politische Bildung (BLZ), dass es viele Facet- ten des bis heute schwierigen Kapitels in der deutschen Geschichte beleuchtet. Ebenso anerkennenswert sind die Anklänge an die Gegenwart, an die aktuellen Fluchtbewegun- gen und das Aufzeigen von Parallelen zu den Ereignissen nach Kriegsende 1945 und beispielsweise 2015. Zwischen 12 und 14 Millionen Menschen hatten nach dem Zu- sammenbruch des NS Regimes ihre Heimat – häufig aufgrund in unseren Betten, wenn wir da aufwachen aus dem Schlaf, da wird der Nachkriegsordnung durch die Alliierten – verlassen und das Herz in einem süßen Schreck plötzlich wissen: Wir schlafen suchten einen Neuanfang im Westen. Etwa 600.000 überleb- ja mitten in Deutschland – daheim und zuhause…und ringsum, da ten die Gewaltmärsche, Vertreibung, Zwangsumsiedlungen schlagen Millionen deutsche Herzen…« und Flüchtlingstrecks nicht. Angesichts der Tatsache, dass Wegen solcher Floskeln war man vorsichtig geworden im Um- jeder und jede Vierte in Deutschland aus einer Familie von gang mit dem Wort Heimat. Doch je unübersichtlicher die Welt in Heimatvertriebenen stammt, ist erstaunlich wenig darüber den Zeiten von Globalisierung und Migration wird, desto bedeu- bekannt. Im öffentlichen Gedenken an das Kriegsende vor 75 tungsvoller wird es wieder. Das Alter macht den Vorrat an Erinne- Jahren spielte das Schicksal dieser Menschen so gut wie keine rungen auch unübersichtlich. Vielleicht suchen die Alten deswegen Rolle. Dafür gibt es viele Gründe. Einige werden in der Publi- nach einem festen Standpunkt für die eigene Herkunft. kation analysiert und zum Teil neu eingeordnet. Aber so einfach scheint die Definition nicht zu sein: Heimat ist, Die Dimension der Dokumentation fasst Rupert Grübl, Di- wo ich herkomme. Der Ort der Herkunft kann ein unheimlicher rektor der BLZ, zusammen: Die historische »Aufarbeitung« Fluchtort sein. Vielleicht empfinden wir als Heimat eher einen Ort, bzw. eine nüchterne Einordnung von Flucht und Vertreibung an dem wir uns wohlgefühlt haben, einen Zeitraum des Glücks. gestaltet sich auch heute noch, ein Dreiviertel Jahrhundert »Heimat ist überall, wo die Liebe zur Erfahrung wird«, sagt Wil- nach den historischen Ereignissen, nicht immer leicht. Diese helm Schmid. Also kann sie ganz gegenwärtig sein. Wieso haben Geschichte zu reflektieren, heißt, von Entbehrungen, Verlus- wir dann meistens ein Verlustgefühl, wenn wir von Heimat spre- ten und großem Leid zu erzählen, von unschuldigen Opfern, chen? Muss Heimat in der Kindheit liegen und entfernt sich daher aber auch von Beispielen überzeugter Nationalsozialisten, mit unserem zunehmenden Alter? Es ist jedenfalls auffällig, dass Hitler-Anhängern und brutaler Täter, die sich, weil auch sie zu junge Menschen viel weniger von Heimat reden als Ältere. den Vertriebenen zählten, als Opfer gerierten und sich wei- gerten, ihre Schuld und die in deutschem Namen begangenen Ein Zustand von Verklärung, nie von Realität Verbrechen anzuerkennen. Der Philosoph Ernst Bloch hat Heimat als etwas definiert, »das Die Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für Aussied- allen in die Kindheit scheint und worin noch niemand war.« Das ler und Vertriebene, Sylvia Stierstorfer, hatte den Anstoß für heißt, dass Heimat immer utopisch ist, immer ein Zustand von Ver- diese vorbildliche Beschäftigung mit der Völkerwanderung klärung, nie von Realität. Aber wir glauben uns doch an den Ge- aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten gegeben. Sie hat schmack von Speisen zu erinnern, an den Geruch bestimmter Räu- selbst sudentendeutsche Wurzeln und kennt die Situation in me, die wir mit Heimat verbinden, an Geräusche. Schwieriger wird den betroffenen Familien. Denn das Thema war häufig tabu. es schon, wenn wir uns überlegen, in welcher Musik wir zu Hause Dennoch oder gerade deshalb »vererbten« sich die oft trau- sind. Wie klingt Heimat? Nach Schlagern, nach Volksmusik, nach THEMENHEFT 1/21 matischen Erfahrungen auf die den Beatles oder nach Richard Wagner? Fühlen wir uns heimatver- nachfolgenden Generationen. Bei bunden, wenn wir die Oldies etwa auf Bayern 1 hören? ihnen klaffen meist Wissenslü- Oder die Sprache. Viele Menschen fühlen sich in der Sprache EINSICHTEN cken, da sich die Erzählungen der »dahoam«. Deswegen sprechen in der Migrationsgesellschaft PERSPEKTIVEN Verwandten nur schwer histo- Bayerische Zeitschrift für Politik und Geschichte so wenige Deutsch, wenn sie mit »Landsleuten« zusammen sind. risch einordnen ließen. Eine besondere Sprachheimat ist der Dialekt. Da muss ich wieder In dem lehrreichen Themenheft an meine Großmutter denken. Sie sprach ein nettes, leichtes Ober- Flucht und Vertreibung kommen die Nachfahren der schlesisch. Ich habe es nie gelernt, blöderweise. Der Dialekt geht Sudentendeutschen, Schle- verloren, nachdem die Heimat verloren gegangen ist, nachdem die sier, Pommern und anderer Menschen gegangen sind, die sich darin zu Hause fühlten. Für die Volksgruppen zu Wort. Ihren Späteren kann er keine Sprachheimat mehr sein. Erinnerungen wird ebenfalls Wir können die Phänomene Heimat und Altern hier nicht end- Raum gegeben. Die Autoren der gültig klären. Aber Wilhelm Schmid liefert uns in seinem Buch einzelnen Beiträge widmen sich noch einen wesentlichen Denkanstoß: »Unmerklich entsteht ein aus unterschiedlichen Blickwinkeln den damaligen Ereignis- Heimatgefühl in der Zeitspanne zwischen Geburt und Tod. Zwi- sen und beleuchten auch die Integration der »Rucksackdeut- schen diesen Eckpunkten liegt die eigene Zeit, die in der ersten schen« in Bayern. Hälfte des Lebens schier endlos erscheint, in der zweiten Hälfte Das Themenheft »Flucht und Vertreibung« ist ab sofort im aber plötzlich als schrecklich knapp realisiert wird. Zuhause ist ein Bestellshop der Bayerischen Landeszentrale für politische Mensch in dieser Zeitspanne, da ihm die persönlichen und histo- Bildungsarbeit bestellbar: rischen Ereignisse, die zu »seiner Zeit« geschehen, sowie die typi- www.bestellen.bayern.de/shoplink/05811125.htm schen Musikstile, Gedanken und Verhaltensweisen vertraut sind. oder zum PDF-Download bereit unter: Verliert sie ihre Vertrautheit, wird ihm bewusst, dass dies nicht www.blz.bayern.de/publikation/einsichten-und-perspekti- mehr seine Zeit ist. ven-themenheft-12021-flucht-und-vertreibung.html HERBERT HEINZELMANN PETRA NOSSEK-BOCK Zur Lektüre empfohlen: Wilhelm Schmid: »Heimat finden – Vom Leben in einer ungewissen Welt«. Suhrkamp Verlag. 480 S., 24.- Euro
8 Große Hilfen s e ch s + s e ch z ig · A u s g a b e 3/ 20 21 Sicher unterwegs mit dem richtigen Rad Erlanger Institut begleitet Kurse für Ältere wissenschaftlich S ie sind mindestens 65 Jahre alt, fühlen sich zunehmend und schweren Verletzun- unsicher beim Fahrradfahren, möchten auf ein E-Bike um- gen führen. Über die Hälfte steigen?« Mit dieser Frage wurden im vergangenen Früh- der getöteten Radfahrer in jahr per Zeitungsinserat Frauen und Männer eingeladen, Deutschland waren 65 Jahre im Sommer an einem kostenlosen Sicherheitstraining teilzuneh- oder älter, bei den Pedelec- men. Das war Teil des Projekts »Sicheres Fahrradfahren im Alter fahrern waren 72 Prozent (SiFAr)« des Instituts für Biomedizin des Alterns (IBA) der Medizi- der im Straßenverkehr ge- nischen Fakultät der Universität Erlangen-Nürnberg. Über Erfah- töteten Radler über 65 Jahre rungen und Ergebnisse sprachen wir mit Veronika Keppner. Sie alt. ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am IBA und leitete zusammen mit ihrem Kollegen Sebastian Krumpoch die Projektkoordination Wo liegen denn die größ- und die Kurse, die übrigens im kommenden Sommer fortgesetzt ten Probleme? Ist es der werden sollen. Straßenverkehr an sich, sind es Faktoren wie Unsi- Frau Keppner, Sie haben im Sommer älteren Menschen Kurse cherheit oder Angst? im Radfahren gegeben. Wie war das Echo? Ein eindeutiges »größtes« Unser Projekt läuft schon das zweite Jahr. Wir haben im vergange- Problem lässt sich nicht de- nen Jahr bereits erste Fahrradkurse angeboten und die Rückmel- finieren, da hier viele Fakto- dungen waren überwiegend positiv. Die Teilnehmenden fühlen ren zusammenspielen. Die sich dank unserer Kurse sicherer beim Fahrradfahren. Veronika Keppner schult Ältere auf altersbedingten, individu- Generell konnten wir anhand der Resonanz auf unsere Studie dem Fahrrad. ellen Veränderungen haben feststellen, dass es einen Bedarf an Fahrradkursen für Senioren genauso Einfluss wie der ge- gibt, die sich im Straßenverkehr unsicher fühlen und/oder auf ein steigerte Verkehr, die oft nicht fahrradgerechte Infrastruktur oder E-Bike umgestiegen sind. auch die Eigenschaften eines Fahrrad- oder E-Bike-Modells. Neben dem schnelleren Tempo stellt für viele Menschen ja auch das zu- Es heißt ja immer, Radfahren könne man nie mehr verlernen. sätzliche Gewicht eines Pedelecs eine Herausforderung dar. Stimmt das überhaupt? Es ist somit oft ein Zusammenspiel aus mehreren Faktoren: Bedauerlicherweise ist dieses Sprichwort schon hinsichtlich des Manchmal ist beispielsweise der traditionell gewählte Fahrrad normalen, physiologischen Alterungsprozesses typ nicht mehr der richtige für die individuellen nicht korrekt. Mit zunehmendem Alter gehen »Gerade nach einer Voraussetzungen. So ist ein klassisches Herren- natürliche Abbauprozesse in verschiedenen Kör- persystemen einher, etwa der Muskulatur, der längeren Pause steigt rad mit hohem Oberrohr im fortgeschrittenen Alter und den damit verbundenen Bewegungs- Wahrnehmung oder des Gleichgewichts. Diese oft eine gewisse einschränkungen nicht mehr die optimale Wahl. Prozesse werden in der Regel noch durch Erkran- kungen verstärkt und beschleunigt. Ab einem Unsicherheit mit auf Sollten alle Umsteiger oder Anfänger vor- bestimmten biologischen Alter, das von Person das Fahrrad.« sichtshalber einen Kurs machen? zu Person variiert, gehen Fähigkeiten, die nicht Absoluten Anfängern auf dem Fahrrad würden regelmäßig zum Einsatz kommen, unwiederbringlich verloren. Das wir immer die Teilnahme an einem Fahrradkurs für Beginner ra- Credo in der Alterswissenschaft lautet dementsprechend »Use it or ten. Für Anfänger bieten verschiedene Radorganisationen Kurse lose it«. Daher ist es gerade auch im fortgeschrittenen Alter wich- an. Bei einem Umstieg ist ein Kurs sicherlich ratsam, wenn der tig, körperlich aktiv zu bleiben und sich ausreichend zu bewegen. Umgang mit dem neuen Modell ungewohnt ist und man sich mit dem neuen Fahrrad unsicher fühlt. Viele Bürger, auch ältere, sind wegen Corona vom Auto aufs Rad umgestiegen. Oft haben sie eine längere Radlerpause hin- Nicht alle können ja von Ihrem Angebot Gebrauch machen, oder? ter sich. Spielt auch die Länge der Pause eine Rolle? An unserer Studie können Personen teilnehmen, die 65 Jahre und Je länger man nicht Fahrrad fährt, umso mehr verlieren sich die älter sind, sich zunehmend unsicher auf dem Fahrrad fühlen, nach angesprochenen Automatismen, die eigentlich bei regelmäßigem einer längeren Pause wieder mit dem Fahrradfahren beginnen, Fahrradfahren erprobt werden, und auch alltägliche Situationen oder auf ein E-Bike umgestiegen sind. können so zur Herausforderung werden. Gerade nach einer länge- ren Pause steigt oft eine gewisse Unsicherheit mit auf das Fahrrad, Wie merkt man selbst, dass es mit dem Radeln nicht mehr so vor allem, wenn zusätzlich noch ein neues und damit ungewohn- richtig klappt? tes Fahrrad verwendet wird. Unsere Teilnehmerinnen und Teilnehmer berichten häufig von Überforderung unter komplexeren Verkehrsbedingungen. So wird Viele ältere Menschen steigen auf E-Bikes um oder erst mit das Fahren an Hauptverkehrsstraßen als belastend empfunden. einem E-Bike nach einer Pause wieder ein. Um wie viel höher Auch die Unfallzahlen des Statistischen Bundesamtes zeigen einen ist da das Risiko? Anstieg der Unfälle von Senioren bei komplexen Verkehrssituatio- Leider zeigen die Unfallzahlen des Statistischen Bundesamtes, nen, wie beispielsweise beim Linksabbiegen und bei Vorfahrtssitu- dass Unfälle mit einem E-Bike oder Pedelec häufiger zu leichten ationen. Des Weiteren zeigen Neu- und Wiedereinsteiger anfangs
s ech s +s ec hz i g · A u sg a b e 3 / 2 02 1 Große Hilfen 9 Radfahren kann man nie mehr verlernen? Stimmt leider nicht. Deshalb lohnt sich nach längerer Pause ein Trainingsangebot. oftmals erhebliche, konditionelle Defizite und auch Schwierigkeiten mehr auf dem Fahrrad am Straßenverkehr teilnehmen sollte. Für im Umgang mit dem Fahrrad. Somit können längere Strecken zu viele gesundheitliche Probleme existieren aber auch Lösungen, die einer Herausforderung werden, da mit abnehmenden Kräften die vielleicht im ersten Moment nicht in Betracht gezogen werden. Konzentration nicht mehr adäquat aufrechterhalten werden kann. Beispiele hierfür wären die Montage eines Rückspiegels, wenn ein Schulterblick nicht mehr möglich ist oder auch der Umstieg auf Bei Ihren Kursen stehen ja auch medizinische Aspekte im Vor- ein Dreirad, wenn es große Einschränkungen der Gleichgewichts- dergrund. Welche sind es? fähigkeit gibt. Im Rahmen unserer Eingangs- und Abschluss-Assessments am In- stitut für Biomedizin des Alterns werden Screenings im Hinblick INTERVIEW: HERBERT FUEHR auf die körperliche Funktion und Kognition durchgeführt. Ergeb- FOTOS: MILE CINDRIC; PRIVAT nisse können wir allerdings erst nach Abschluss der Studie veröf- fentlichen. ANMELDUNG ZUM KURS Und wie sieht man schließlich, dass man »bestanden« hat und Für die nächsten Kurse bei der IBA – sie sind kostenlos – kann sich sicher auf den Straßen bewegen kann? man sich vormerken lassen. Wann allerdings genau der nächste Generell gibt es keinen Nachweis des »Bestehens« in Form eines stattfinden wird, hängt von der Corona-Lage ab. Die Teilnehmer Zeugnisses. Den Teilnehmenden sollen im Rahmen des Kurses die werden rechtzeitig verständigt. eigenen Fähigkeiten, aber auch mögliche Defizite bezüglich ihrer Eigenes Rad ist Bedingung. Man lernt es besser kennen, es wird Fahrfähigkeiten aufgezeigt und gleichzeitig geeignete Lösungs- begutachtet und auf den Benutzer eingestellt. Nach Erfahrun- strategien angeboten werden. Zudem werden zusätzlich sowohl gen des Instituts bekommen viele Ältere Probleme, wenn sie ein sicherheitsrelevante Verhaltensweisen im Straßenverkehr als für sie nicht geeignetes Fahrrad haben. auch Verkehrsregeln im Kurs thematisiert. Anmeldung unter: veronika.keppner@fau.de oder (am besten vormittags) Telefon 0911/5302-96163 Kann man »Hausaufgaben« machen, also gezielt üben? Der kleine Unterschied Es ist sicherlich empfehlenswert, gezielt Bewegungsabläufe zu E-Bike und Pedelec werden im Sprachgebrauch und auch hier üben, die zur Steigerung der Sicherheit führen können, beispiels- im Text synonym verwendet, obwohl es einen Unterschied gibt: weise das Absteigen zu beiden Seiten oder eine abrupte Bremsung. Bei Pedelecs läuft (unabhängig von der Geschwindigkeit) der Eine weitere Maßnahme kann es sein, die Gegebenheiten zu über- E-Motor nur, wenn man in die Pedale tritt, sie gelten als Fahr- prüfen, wie zum Beispiel die Fahrstrecken auf ihre Beschaffenhei- rad. Bei E-Bikes ist keine Pedal-Unterstützung nötig, sie sind ten zu analysieren. Häufig gibt es eine Alternativroute, die deut- Kleinkrafträder mit geringer Leistung und brauchen zumeist ein lich verkehrsärmer ist. Nummernschild (=Versicherung) Gibt es auch Fälle, in denen Sie abraten, am Straßenverkehr teilzunehmen? Sicherlich gibt es auch beim Fahrradfahren – ähnlich wie beim Au- tofahren – gesundheitliche Einschränkungen, mit denen man nicht
Impressum 10 Ansichtssache s e ch s + s e ch z ig · A u s g a b e 3/ 20 21 sechs+sechzig Magazin für selbstbewusste ältere Menschen Jahrgang 21 / September 2021 Herausgeber: Seniorenmagazin sechs+sechzig – Verein zur Förderung des Dialogs der Generationen e.V. Die Sache mit der Maus Telefon 0911 / 14 88 59 30 E-Mail: info@magazin66.de Internet: www.magazin66.de Unser größter Aufreger in diesem Sommer Spenden sind steuerlich absetzbar: HypoVereinsbank Nürnberg, W IBAN DE05 7602 0070 0003 7354 43 BIC HYVEDEMM460 as war das für ein Sommer! Men- Helfer. »Dann kommt sie entweder von selbst Produktion und Anzeigenverwaltung: schen haben sich getroffen, manch- hervor oder Sie riechen das.« – Ich war begeis- Intergenerationes – Gesellschaft zur Förderung des Dialogs der Generationen mbH mal einander sogar die Hand tert: »Na prima! Oder sie ist schwanger und c/o Pegnitzbüros gereicht oder sich UMARMT! Mo- gründet hinter meinen Büchern eine Familie!«. Kaiserstr. 8, 90403 Nürnberg dehäuser verschickten Willkommenskarten – »Sie kann auch in der Küche sein, hinter den stefan.dremer@intergenerationes.de Tel. 0911 / 14 88 59 30 und Teenies drängten sich vor den Geschäften. Schränken«, stellte er weitere Überlegungen an. In Zügen und Flugzeugen schnauften Urlaubs- »Dann müßte man die Leisten entfernen und...« . Anzeigenannahme und -betreuung (Print + Online): begeisterte hinter ihren Masken und in den Lo- Mir wurde ganz anders. Vorerst gingen wir auf • Ingrid Ullmann: kalen speisten die Gäste. Hauptstraßen wurden den Balkon und mein Nachbar blickte auf das Tel.+Fax 0911 / 40 64 99 zu Fahrradstraßen umgewidmet und Radfahrer Ziegeldach. »Könnte sein, dass da oben ein Nest tanz43@t-online.de • Peter Horvath: rasten wie üblich die Bürgersteige entlang. Das ist«, sagte er nachdenklich. Das wurde ja immer Tel. 0911 / 423 88 67; Mobil: 0179 / 208 17 49 Fernsehen brachte Wiederholungen von Wie- besser. peter.horvath@magazin66.de derholungen oder Fußball. Warme Sommernäch- Wir bliesen die Aktion ab. Mittlerweile hatte Anzeigen-Dateien an: 66@gillitzer.net te reihten sich aneinander, wenn es nicht gerade auch meine Katze wieder etwas gefressen, Do- Redaktion: Petra Nossek-Bock (verantw.), schüttete wie aus Eimern. Das Leben nahm sei- senfutter, keine Maus. Ich besprach mit einer Georg Klietz, Brigitte Lemberger nen gewohnten Lauf. Freundin am Telefon die Sachlage. »Probier’s Unverhoffte Ereignisse kommen manchmal doch mal mit Nutella«, riet sie, »Mäuse mögen Autoren: Werner vom Busch, Günther Dehn, Herbert dazwischen, wir wissen das. So wie die Sache mit das.« Also auf zum nächsten Supermarkt. Am Fuehr, Angela Giese, Anja Kummerow, Herbert meiner Maus. Das muss ich erklären. Ich wohne späten Abend, bevor wir uns wieder zur Ruhe Heinzelmann, Karin Jungkunz, Horst Otto Mayer, Michael Nordschild, Silke Roennefahrt, im fünften Stock. Meine Katze hat Privatfernse- begaben, meine entnervte Katze und ich, verteil- Peter Viebig, Alexandra Voigt hen, denn auf dem benachbarten Dach leben vie- te ich Tellerchen mit Nutella vor jeder einzelnen le Tauben und führen ein geselliges Dasein. Vor Ritze in meinem Haushalt. Die Katze drehte sich Fotos: Mile Cindric, Wolfgang Gillitzer, Michael Begegnungen der unfreundlichen Art schützt angewidert weg. Umsonst. Matejka, Isolde Ohlbaum, Kat Pfeiffer ein Netz, das den Balkon umgibt. So auch in je- Ich gab mich geschlagen, sollte die Maus doch Illustration: Sebastian Haug ner Sommernacht, die Balkontür stand offen, die bleiben, wo sie war. Vielleicht hatte sie ja den Tauben schliefen schon. Es gab einen Krimi, der Weg ins Freie gefunden. Meine Katze glaubt das Titelfoto: Kat Pfeiffer meine Katze nicht interessierte, so lag ich allein bis heute nicht. Mehrmals täglich durchpflügt Gestaltung: www.gillitzer.net im dunklen Zimmer auf der Couch. Auf einmal sie den Blumenkasten und patrouilliert den Weg, ein tiefes Knurren, das eindeutig nicht aus dem den die Maus ihrer Meinung nach genommen Fachliche Beratung: Seniorenamt Nürnberg, Julius Leib Fernseher kam. Sondern von der Katze, die auf hat, bevor sie ins Wohnzimmer verschleppt wur- dem Teppich stand, im Maul eine Maus! Eine Si- de. – Größere Sorgen hatten wir nicht in diesem Druck: Verlag Nürnberger Presse Druckhaus Nürnberg GmbH & Co. KG tuation, mit der man nicht unbedingt rechnen Sommer. Wenn’s nur so bliebe. Auflage: ca. 180.000 muss, hoch oben unter dem Dach, weshalb ich quietschte. Die Katze ließ die Maus los, langte BRIGITTE LEMBERGER Derzeit gilt die Anzeigenpreisliste Nr. 24 Verantwortlich für den Inhalt der Anzeigen: spielerisch mit der Pfote nach ihr, fing sie ein und CARTOON: SEBASTIAN HAUG Stefan Dremer ließ sie wieder los. Die Maus verschwand unter Das nächste sechs+sechzig erscheint dem Buffet und ward nicht mehr gesehen. Was am 29.11.2021, Anzeigenschluss 12.11.2021 nun folgte, war eine lange Nacht, in der wir bei- de auf der Lauer lagen. Schließlich ging ich doch Schirmfrauen: Helene Jungkunz, Ingrid Mielenz, Ursula Wolfring (†) ins Bett, die Katze harrte aus. Am Morgen saß sie noch immer vor dem Buffet und rührte sich nicht, nur die Schwanzspitze bewegte sich leicht hin und her. Ihr Frühstück lehnte Die vorliegende Ausgabe von sie ab. sechs+sechzig erscheint mit freundlicher Unterstützung durch: Danach ließ ich mich auf den Boden nieder und fuhr- werkte – vergeblich – mit einem Zollstock unter dem Buffet hin und her. Am Nach- mittag kam ein freundlicher Nachbar zu Hilfe, der ge- konnt die verschraubten Schrankelemente aus- einander klinkte, damit wir das Möbelstück leicht kippen und dahinter schauen konnten. Kei- ne Maus. »Vielleicht sitzt sie hinter dem Bücherregal«, mutmaßte mein
s ech s +s ec hz i g · A u sg a b e 3 / 2 02 1 Aktuell 11 Mit Facebook ist Meta ihren Freunden nah Fürther Stadtpolitikerin hat früh die Vorteile sozialer Medien entdeckt Auch mit ehemaligen Schulkameradin- nen, die jetzt in Amerika leben, hat sie sich auf Facebook befreundet. Und frühere Kol- leginnen und Kollegen lässt sie an ihrem Leben teilhaben. »Ich freue mich, wenn ich meine Fotos und Berichte von Ausflügen, Urlauben usw. einstellen und dadurch zu Diskussionen anregen kann.« Bosheiten hingegen akzeptiert sie nicht. »Solche Bei- träge habe ich auch schon gelöscht und die entsprechenden Kontakte abgebrochen.« Ohne Angst in die sozialen Netzwerke Berührungsängste hatte Meta Zill nicht – und rät anderen Seniorinnen und Senio- ren auch, sich ohne Ängste in die sozialen Netzwerke zu begeben: »Wenn ich höre ›Ich bin zu alt für einen Computer‹, muss ich widersprechen, und ich kann jedem empfehlen, sich auf die neuen Medien einzulassen. Ich konnte deren Funktionen Meta Zill hat immer gerne ihren Horizont erweitert. Deshalb hat sie sich dem Internet und meinen Bekannten mit einfachen Worten sozialen Medien zugewandt. erklären und sie dafür begeistern.« Allerdings, rät Meta Zill, sollte man sei- V ne Grenzen kennen und nichts ausplau- irtuelle Freunde zu haben, ist bis 2014 für die SPD im Fürther Stadtrat. dern, was man für sich behalten möchte. in diesen verrückten Zeiten ei- Nach dem Tod ihres Mannes im Jahr Man könne selber bestimmen, wer was gentlich gar nicht so schlecht. 2000 begann sie, sich auf die neuen Me- wann lesen darf und kann. Hat sie auch Wenn man sich schon nicht tref- dien einzulassen und auch hier Schritt für andere Foren ausprobiert? Das Netz bietet fen kann, dann tauscht man sich halt mit Schritt ihr Wissen und ihre Kompetenzen schließlich schier unendliche Möglichkei- Gleichgesinnten im Netz aus. Und das gilt zu erweitern. »So habe ich mir einen klei- ten. Man kann Schulfreunde und Bekann- längst nicht mehr nur für die ganz Jungen. nen Computer angeschafft und mich 2005 te finden oder auch einen neuen Partner. Da ist zum Beispiel die mittlerweile bei Ebay, der Verkaufsplattform, angemel- Meta Zill: »Ich habe mich zum Beispiel für 75-jährige Meta Zill, die bereits seit 2012 det. Um etwas zu verkaufen, musste man Grannyaupairs interessiert und war auch Facebook als ihre Plattform nutzt. Ihre es aber zuvor fotografieren. Also habe ich eine Zeit, allerdings gegen Gebühr, ange- witzigen, teils etwas frechen, aber auch mir eine Digitalkamera angeschafft. Mei- meldet. Das war sehr interessant!« Aber nachdenklichen Kommentare zum aktuel- nen ersten Verkauf über diese Internet- ihre Ehrenämter, die sie nach wie vor in len Geschehen fallen auf. Plattform habe ich 2006 getätigt.« Fürth und Burgfarrnbach hat, schränken Meta ist ein echtes »Fürther Kleeblättla«, sie zeitlich natürlich ein. wie man zu sagen pflegt. Sie ist im Stadtteil Öfter mal zur Post Auf die Frage, ob denn auch echte – Schwand/Eigenes Heim geboren und dort Bei all dem ist sie stolz darauf, ohne Hil- greifbare – Freunde durch Facebook er- acht Jahre in die Volksschule gegangen. An- fe ihres erwachsenen Sohnes zurecht zu setzt werden können, kommt ein klares schließend begann sie eine dreijährige Leh- kommen. »Ich verkaufe immer noch und »Nein«. Jemandem vis-à-vis gegenüber re zum Industriekaufmann (die weibliche bessere so meine Rente auf«, freut sie sich. zu sitzen, mit ihm zu sprechen oder ihn zu Form war damals noch nicht vorgesehen) Es macht ihr weiterhin Spaß, die Ware zu fühlen, sei schon etwas anderes. Aber das beim Pestalozzi-Verlag in Fürth. verpacken und öfter mal zur Post zu gehen. Eine schließe ja das Andere nicht aus. »Verschiedene Arbeitsplätze haben Und dann kam Facebook. Nach ihrem »Die neuen Medien sollten ohne Be- meinen kaufmännischen Horizont zwar Ausscheiden aus dem Fürther Stadtrat ent- rührungsängste genutzt werden. Sie kön- erweitert, aber ich wollte immer neue deckte sie es für sich. »Menschen durch nen aber den echten Kontakt nicht erset- Menschen in neuen Firmen kennenler- Berichte und Fotos anzusprechen, und das zen. Menschen müssen sich sehen und im nen«, erinnert sich Meta Zill. »Ich habe nicht nur im Bekanntenkreis, hat mich ge- wahrsten Sinne riechen können. Aber die mich nie nur mit der Büro-Arbeit zufrieden reizt.« So seien Freundschaften vertieft Chance, jemanden in seiner Nähe kennen- gegeben, sondern war neugierig auf das worden und neue entstanden und zwar zulernen, ist durchaus gegeben und inter- Produkt der Firma und die Arbeitsweise. mit Menschen, die ihr zunächst vollkom- essant.« So habe ich, obwohl ich nie eine kaufmän- men fremd waren, ihr aber mittlerweile nische Ausbildung wollte, mir nebenbei al- sehr vertraut sind. »Ich habe Freunde im KARIN JUNGKUNZ; FOTO: MICHAEL MATEJKA lerhand angeeignet.« Mit dieser Freude an Elsass, in Österreich und Italien«, berichtet Veränderungen saß sie dann auch von 1996 sie stolz.
12 Aus dem Seniorenamt der Stadt Nürnberg s e ch s + s e ch z ig · A u s g a b e 3/ 20 21 Niemand bleibt in der digitalen Welt allein Das Seniorenamt plant eine groß angelegte Bildungsoffensive für Offliner doch die Gruppe der sogenannten Offliner. Bei den 70- bis 79-Jähri- gen ist immerhin noch mehr als jeder Zweite relativ kenntnisreich im Umgang mit PC und Co., doch bei den über 80-Jährigen nimmt die Internetnutzung deutlich ab. Über 73 Prozent dieser Alters- gruppe gaben an, das Internet selten oder nie zu besuchen oder es überhaupt nicht zu kennen. Deutliche Unterschiede fanden die Forscher auch zwischen den Geschlechtern: Männer sind demnach eher online-affin als Frauen. Menschen, die sich gesund fühlen, sind eher im Netz aktiv als sol- che, die nicht mehr so fit sind. Und: Alleinstehende nutzen das In- ternet seltener als Menschen, die mit jemandem zusammen leben. Schließlich macht der Bildungsabschluss einen Unterschied: Ältere ohne Ausbildung sind seltener im Internet unterwegs (40 Pro- »Menschen müssen zent) als Menschen mit Aus- bildung oder einem Meister-, wissen, wozu sie das Techniker- oder Hochschulab- schluss: In dieser Gruppe sind Internet brauchen es über 80 Prozent. und welchen Mehr- Mareen Bähr und ihre Kol- legin Anne-Katrin Töpfer, die wert es für sie hat.« sich im Seniorenamt um das Projekt kümmern, nehmen alle älteren Offliner in den Blick: »Ih- Für unterwegs bieten Smartphone und Tablet vielfältige nen wollen wir gezielt Angebote machen«, sagt Bähr. Das Prob- Unterhaltung für die lange Fahrt. lem dabei: Erst einmal muss das Amt an diese Senioren überhaupt herankommen. Das Vertrauen in die Organisatoren entsprechen- B der Angebote sei dabei besonders wichtig, sagt Bähr. Aus diesem ernd ist fast täglich online. Der 85-Jährige bucht Reisen im Grund sind die Seniorennetzwerke in das Projekt eingebunden; Internet, erledigt seine Bankgeschäfte am PC und schickt, ihre Koordinatoren sollen auf die Menschen zugehen und sie für wenn er unterwegs ist, kleine Textnachrichten an Kinder ein Ausprobieren gewinnen. Dieses Testen solle möglichst nieder- und Enkel via WhatsApp. Berührungsängste mit der digi- schwellig gestaltet sein, betont die Sozialwissenschaftlerin. Des- talen Welt kennt der ehemalige Chemiker nicht, nur die kleinen halb sind sogenannte digitale Lernorte in den Stadtteilen geplant, Tasten am Smartphone nerven ihn. Deshalb fallen seine Botschaf- in denen die Älteren in kleinen Gruppen oder sogar in 1:1-Tandems ten aus dem Urlaub immer recht kurz aus. »Aber ein Leben ohne »erste Schritte mit Smartphone oder Tablet« gehen können. Da- diese Geräte könnte ich mir nicht mehr vorstellen«, sagt der zwei- mit die Hürden möglichst niedrig sind, wird es Leihgeräte geben. fache Großvater. Und er ist damit nicht alleine. Die Mehrheit der Frauen und Männer, die nicht mehr so mobil sind, können Haus- Senioren in Nürnberg ist online-affin. Dennoch: Eine relativ große besuche bekommen, auch an Hilfe bei der Einrichtung des eigenen Gruppe älterer Menschen nutzt das Internet nach wie vor nicht. WLANs zu Hause haben die Organisatoren gedacht. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Befragung des Nürn- berger Seniorenamtes im Sommer 2019. Demnach schalten gut Digital-Lotsen sollen helfen 35 Prozent der über 60-Jährigen weder Computer noch Laptop Wichtig sei es, die Motivation der potentiellen Teilnehmer zu ken- ein, beim Smartphone liegt die Quote der Abstinenzler sogar noch nen, betont Bähr. »Die Menschen müssen wissen, wozu sie das In- höher: 37,5 Prozent nehmen es nicht in die Hand, manche kennen ternet brauchen und welchen Mehrwert es für sie hat.« Auch dazu es nicht einmal. hat das Seniorenamt schon erste Erkenntnisse: Besonders groß sei die Lernbereitschaft bei denen, die mit Hilfe der Technik Kontakt Der Bildungsabschluss macht den Unterschied mit Familien und Freunden halten wollen, weiß Bähr. Mit diesem Für manche ist dies mit der Pandemie zum Problem geworden. Thema ließen sich etwaige Bedenken gut überwinden. Wenn dann Kontakte halten im Lockdown, sich beim Impfportal registrieren, erste Kenntnisse vorhanden sind, könnten die Teilnehmer sich vorab das Schwimmbad-Ticket kaufen – all das geht entweder nur auch mit Online-Banking und Ticketbuchung auseinander setzen, online oder es ist mit Hilfe digitaler Technik wesentlich leichter hofft die Leiterin des Fachbereichs Quartiersentwicklung und Se- und bequemer. Diese Techniken werden auch nach der Pandemie niorennetzwerke. bestehen bleiben. Damit in Zukunft nicht viele Ältere außen vor Bei der Durchführung der Kurse setzt das Seniorenamt auf eh- bleiben, möchte das Seniorenamt im Rahmen eines auf drei Jahre renamtliche Digital-Lotsen. Einige gibt es bereits, weitere werden angelegten Projektes den Weg in die digitale Welt ebnen. gesucht und können sich per E-Mail an digitale.welt.senioren- Um welche Zielgruppe es dabei geht, das hat die Studie ziemlich amt@stadt.nuernberg.de melden. Sie sollen auf ihren speziellen genau ermittelt. Die Untersuchung zeichnet nämlich ein durchaus Einsatz vorbereitet und zum Thema »Lernen im Alter« geschult differenziertes Bild: Von den 60- bis 69-Jährigen sind über 80 Pro- werden. Dabei gehe es auch um die Frage, wie man Älteren Ängste zent im Internet aktiv. Je älter die Befragten, desto größer wird je- vor dem unbekannten Terrain nehmen kann.
Aus dem Seniorenamt der Stadt Nürnberg 13 Veranstaltungen im Treff Bleiweiß Im Herbst startet das Projekt mit einem Digitalcafé im Treff Bleiweiß, weitere Einrichtungen sollen folgen. Fachlich einbezo- gen ist der Computer Club Nürnberg 50+, in dem schon jetzt viele ältere Frauen und Männer aktiv sind. Hier, oder auch am Bildungs- zentrum, können im Idealfall alle Offliner, die die ersten Hürden genommen haben, ihr Wissen vertiefen. Doch erstmal geht es dar- um, dass möglichst viele aus der Zielgruppe einen Anfang machen. Dabei hilft, dass die Finanzierung bereits geklärt ist: Das Projekt wird komplett aus Drittmitteln finanziert, unter anderem über eine Spende der Fürst Gruppe, einem Unternehmen zur Gebäuder- »Schau Frankenkalender« einigung, und aus Mitteln eines zweckgebundenen Nachlasses. Eröffnung der Ausstellung der Fotoklasse Dollhopf Dank dieser Unterstützung sollen die Digitaltreffs in den Sechs Fotografinnen und Fotografen der Fotoklasse Dollhopf kommenden drei Jahren in vielen Seniorennetzwerken angebo- zeigen ihre individuelle Sicht auf unsere Heimatregion Franken ten werden. Dabei gehe es nicht nur darum, bei den technischen – nicht nur in stilsicheren Einzelbildern, sondern auch als Zyklen Möglichkeiten mithalten zu können, betont Bähr. »Das Leben ist des Jahresablaufs in Kalenderform. Durchblättern Sie das nächste ja dann auch einfacher.« Das Digitale helfe den Menschen dabei, Jahr! … zur Eröffnung in Begleitung des Chocolatiers »Prigo«. selbstständig zu bleiben, etwa dank Online-Shopping oder digi- Eröffnung am Freitag, 01. Oktober 2021, 16 bis 20 Uhr. taler Kommunikation. Und möglichst lange zu Hause bleiben, das Die Ausstellung läuft bis Donnerstag, 11. November 2021 zu den wollen die meisten Senioren. Öffnungszeiten des Treffs Bleiweiß (Montag bis Donnerstag, 10 bis 16 Uhr, Freitag, 10 bis 14 Uhr) SILKE ROENNEFAHRT; FOTO: EDYTA PAWLOWSKA / PHOTOCASE.DE Die wunderbare Welt der Tablets Grundlagenseminar 1 – Verschiedene Tablet-Computer-Systeme Wo ist in Nürnberg ein und ihre Handhabung: 13. Oktober 2021 Pflegeplatz frei? Grundlagenseminar 2 – Bedeutung und Einsatz von Apps: 20. Oktober Manchmal geht es überra- Seminar 3 – Foto und Film: 27. Oktober schend schnell. Der Zustand Seminar 4 – Navigation und Wandern: 03. November eines Angehörigen wird Seminar 5 – Essentielle Apps: 10. November instabiler oder die häusliche Seminar 6 – Gesundheit und Fitness: 17. November Pflege ist nach einem Kran- Seminar 7 – Essentielle Apps: 24. November Zusatzseminar Grundlagen 1 – Verschiedene Tablet-Computer- kenhausaufenthalt plötzlich Systeme und ihre Handhabung: 01. Dezember nicht mehr möglich. Wer sich in solch einer Situation einen Über- Zusatzseminar Grundlagen 2 – Bedeutung und Einsatz von Apps: blick über freie Kapazitäten der Nürnberger Heime verschaffen 08. Dezember möchte, kann dies ab sofort online tun. Denn die Nürnberger Pfle- Die Seminare sind voneinander unabhängig buchbar. gebörse ist jetzt digital verfügbar. Damit dehnt der Pflegestütz- Je 14 bis 16 Uhr; Treff Bleiweiß, Clubraum punkt im Seniorenrathaus am Hans-Sachs-Platz seinen Service Beitrag je Seminar: 18 Euro (bei der Seminarleitung zu entrichten) auch ins Internet aus. Interessierte finden auf der Website eine Übersicht, was in welcher Nürnberger Einrichtung frei ist, etwa ein Platz in einem Der Pflegestützpunkt Nürnberg stellt sich vor – ein Pflegeheim eines bestimmten Stadtviertels oder in einer Tages- neues Beratungsangebot im Treff Bleiweiß pflege. »Mit der digitalen Pflegeplatzbörse auf der Homepage des Der Pflegestützpunkt Nürnberg geht mit seiner Beratungsstelle Pflegestützpunkts bieten wir ein zeitgemäßes Medium, um rasch ins Quartier! Wir starten im November mit unserem Angebot. Sie einen guten Überblick über freie Plätze in der Pflege zu erhalten finden uns dann jeden Donnerstag von 10-17 Uhr in den Räumen und unkompliziert ein passgenaues Angebot zu finden«, sagt Eli- des Treffs Bleiweiß. sabeth Ries, Referentin für Jugend, Familie und Soziales der Stadt Dort steht eine Mitarbeiterin des Pflegestützpunkts für Ihre Fragen rund um die Themen »Hilfen im Alter« und »Pflege« zur Nürnberg. Dies ersetze nicht das Angebot der eingehenden Bera- Verfügung. tung durch den Pflegestützpunkt, ergänze dieses aber auf höchst Donnerstag, 28. Oktober 2021, 14 bis 15 Uhr sinnvolle Weise, so die Referentin. Die Online-Angebote sollen von den Trägern der Einrichtungen aktuell gehalten werden. Für alle Veranstaltungen gilt: Zu finden ist das Angebot unter der Adresse www.pflegestuetz- • Begrenzte Teilnehmerzahl punkt.nuernberg.de/pflegeplatzboerse/ • Anmeldung zwingend erforderlich Bei allen Fragen rund um das Thema Pflege und Hilfe im Alter steht • Hygienevorschriften beachten der Pflegestützpunkt Nürnberg, Hans-Sachs-Platz 2, persönlich und telefonisch zur Verfügung unter Telefon 09 11 / 2 31-8 78 78 oder Anmeldung unter 09 11 / 2 31 82 24 oder 09 11 / 2 31 82 32 oder via E-Mail an seniorentreffs@stadt.nuernberg.de E-Mail info@pflegestuetzpunkt.nuernberg.de
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