Berufsfachschule für Musik Sulzbach-Rosenberg 2019/2020 - Berufsfachschule für Musik ...
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So viel Geld…! …aber der JAHRESBERICHT 2019-2020, Musizieren, Tanzen und Spaß haben, sind bei uns kostenlos. 3
Inhaltsverzeichnis Seite Vorwort / Rückschau / Schulbeginn 5 Die "Besten" des Abschlussjahrganges 2018-2019 7 Schuljahreseröffnung 8 Weihnachtskonzert 9 Tastenspiele 10 Digitaler Unterricht in Zeiten von corona und darüber hinaus 12 Der Shutdown – Pädagogische Überraschungen am Klavier 14 Gehörbildung mal anders als gewohnt 18 Ausflug in die "Oberpfalz und ihre Zwiefachen" 20 Canceld? Delayed! Exkursion nach Bonn 22 Aura des Unterrichts in coronischen Zeiten 23 Stimmbildung goes online - Grüße aus dem singenden Homeoffice 25 Die Meisterschaft des Zuhörens 26 Das Saxophonquartett 29 Kulturwoche mit Meister ihres Fachs (Konzert in Kümmersbruck) 30 Die Violinklassen 31 Die Schlagzeugklasse 32 Interview mit dem scheidenden Schulleiter 33 Jedem Ende wohnt ein neuer Anfang inne… 42 Danke, Dieter! 49 Unsere Neuen im Lehrerkollegium 52 Neues aus der Bibliothek 54 Besuch bei "Tage der Bay. Schulmusik 2020" 56 Die neues Truhenorgel 58 Beachtliche Erfolge 60 Musik und Abitur 60 Kammermusikkonzert Thomas Kaes 61 Silvesterkonzert mit Silba-Brass 63 Terminliste 64 Lehrerkollegium 66 Klasse 10 68 Klasse 11 70 Klasse 12 72
Vorwort Benedikt Boßle, Schulleiter Was war das für ein Jahr? Eigentlich war Die Erfahrungen – so heißt es überein- es nur ein Schulhalbjahr, das zweite war stimmend – waren nicht einmal so sehr eingeschränkt und forderte auf der schlecht. Dennoch war die Erleichterung ganzen Linie unsere Improvisations- groß, als nach den Pfingstferien wieder künste heraus. Ein klitzekleines unschein- Präsenzunterricht möglich war. bares Virus legte nahezu die ganze Welt So haben wir gemeinsam das Beste aus lahm und zeigte uns, wie schnell alles – der Situation gemacht, wenn auch noch und sei es auch noch so wohl geordnet – viele Fragen offen bleiben. aus dem Ruder laufen kann. „In jedem Ende liegt ein neuer Anfang“, Dabei fing unser Schuljahr im September diese Redensart trifft heuer für unsere so verheißungsvoll an. Für die 65 Schüle- Schule gleich in zweifacher Hinsicht zu. rinnen und Schüler, verteilt auf zwei Jahr- Mit Ablauf des Schuljahres werden Kol- gänge und ein Künstlerisches Aufbaujahr, lege Dieter Müller und ich in unsere Re- standen 478 Unterrichtsstunden zur Ver- gelaltersrente eintreten. Ihm möchte ich fügung, welche wöchentlich von 41 Voll- für sein 35 jähriges verdienstvolles Wir- und Teilzeitlehrkräften erbracht wurden. ken an der Schule sehr herzlich danken. Selbst um das Zwischenzeugnis herum (Siehe Bericht im Innern) konnte man nicht ahnen, welche bewegte Bleibt mir als noch amtierender Schullei- Zeit auf uns zukommen sollte. Mitten in ter am Ende meiner 36-jährigen Dienst- den Endproben und Vorbereitungen un- zeit das drängende Bedürfnis, meinen seres wahrhaft nicht sparsamen Konzert- Dank auszusprechen. Zu allererst möchte und Veranstaltungsplans für das zweite ich mich bei unserem Schulträger, dem Schulhalbjahr versetzte uns die Schul- Bezirkstag der Oberpfalz, den jeweiligen schließung Ende März gleichsam in einen Bezirkstagspräsidenten und der Bezirks- Schockzustand mit vielen offenen Fragen. verwaltung für die uneingeschränkte Un- Wer hätte gedacht, dass wir sobald „digi- terstützung, die Sympathie und vor allem tale Instrumente“ benötigen, hatten wir für das entgegengebrachte Vertrauen sehr doch erst im Laufe des Schuljahres mit herzlich bedanken. der konkreten Planung unserer „digitalen Ohne die alljährliche Bereitstellung der Schule“ begonnen und waren sozusagen nötigen Finanzmittel für einen qualifi- noch gar nicht so recht ins Laufen gekom- zierten Unterricht hätte unsere Schule men. nicht so eine gute Entwicklung genom- Nun hatte es uns kalt erwischt. Notge- men. Mein Dank gilt allen drungen mutierten Lehrkräfte wie Schü- Lehrkräften, den lerschaft zu echten Digitalpionieren. derzeitigen Vieles wurde ausprobiert und entwickelt. 5
und den ehemaligen Kolleginnen und Kollegen, die mit mir zusammen sich für das Fortkommen und das Wohl der uns anvertrauten jungen Menschen eingesetzt haben. Ich danke meinen beiden Mitarbeite- rinnen im Sekretariat Frau Bleisteiner und Frau Lutter, auf deren Zuarbeit und Loyalität ich mich absolut verlassen konnte, sowie dem Hauspersonal für die gute und vertrauensvolle Zusammenar- beit. Was wäre eine Schule ohne Schülerinnen und Schüler. Auch unseren Studierenden darf ich an dieser Stelle Lob und Aner- kennung aussprechen. Viele haben sich nicht nur durch gute und sehr gute Leis- tungen ausgezeichnet, sie trugen auch durch ihr persönliches Engagement zum guten Klima innerhalb der Schulgemein- schaft bei. Für die Zukunft wünsche ich, dass sich alle an der Schule wohl fühlen, Spaß an ihrer Arbeit haben und sich gegenseitig mit der Begeisterung für Musik anste- cken. Meinem Nachfolger wünsche ich gutes Einarbeiten und allzeit ein glückli- ches Händchen. Ad multos annos! Benedikt Boßle 6
Die „BESTEN“ des Abschlussjahrganges 2018-2019 Rückblick Schulschlussfeier 2019 v.l.n.r.: Direktor Benedikt Boßle, Bezirksrat und Kulturreferent Richard Gaßner, Florian Popp, Philipp Hartlieb, Miriam Schumacher, Leonard Schaller, Bezirksrätin Gabriele Bayer, Bezirksrätin Heidi Rackl Herzlichen Glückwunsch !
„Schöner kann Weihnachten nicht klingen“ Es ist nicht allein die enorme Zahl an Mitwirkenden, es ist auch nicht allein das durchwegprofessionelle Niveau. Was die ausverkauften Weihnachtskonzerte der Berufsfachschule für Musik des Bezirks Oberpfalz(BFSM) so unnachahmlich macht, sind die musikbegeisterte Atmosphäre und die Leidenschaft fürs Detail. Bei allem Glanz, den die gut 60 Musikerinnen und Musiker auf der festlichen Bühne verströmten, lag aber doch auch ein kleiner Hauch von Wehmut über dem Abend: Für Schulleiter Benedikt Boßle und Chorleiter Dieter Müller war es das letzte Weihnachtskonzert ihrer langen aktiven Zeit an der BFSM. Verneigung vor dem Dirigenten Der mit allen Studenten besetzte Chor wusste sich mit sechs tief spirituellen Gesängen gebührend vor seinem großen Dirigenten zu verneigen. Und egal ob den Saal einrahmend, im Wechsel zwischen Empore und Bühne agierend oder schlicht aufgereiht – das Publikum konnte gar nicht anders, als bewegt die eigene Stimmung Richtung weihnachtlicher Andacht zu lenken. Der neunköpfige gemischte Kammerchor und die sieben Frauenstimmen des Vokalensembles ver- tieften diese Grundstimmung mit der hohen Kunst puristischer Weihnachts-Schlichtheit. Das hauseigene Streich-Oktett mischte nicht minder festtagstauglichen Henry Purcell ins Programm. Die Kammermusikklasse blieb mit dem Trio aus zwei Flöten und einem Cello zunächst ebenfalls in England, beim Londoner Haydn und wandte später in Querflöte-Gesang-Klavier-For-mation den Blick auf die saisonalen Weisen Schweizer Hirten. Schwung und Fröhlichkeit Das an der BFSM beheimatete Gefühl fürs Besondere unterstrich das Cello- Trio mit der schmelzenden Bearbei- tung von Händels wohl berühmtester Melodie „Largo“. Die Blechbläser zeigten sich wandlungsfähig und pen- delten mühelos zwischen barocker Klangpracht und angelsächsischer Winter-Feststimmung. Für die bestens korrespondierende Prise Schwung und Lebensfröhlichkeit sorgten das Saxofon-Ensemble mit dem unver- wüstlichen „Let it Snow“ und natür- lich die dafür prädestinierte “A perfect Christmas Night“ zelebrierte dasMusicalensemble Musical-Klasse mit einem modernen Soundtrack von „White Christmas“ à la Michael Bublé über die „Die Eiskönigin“ bis zu „Santa Claus is coming to town“. Bevor das abschließende Tutti „O du fröhliche“ alle Freude und Begeisterung des Abends in Klang ummünzte, lüftete der Schulleiter noch ein kleines Geheimnis: Der beeindruckend schöne Männer- Dreigesang sei gar kein Produkt der Schule, sondern vielmehr ein privates Schüler-Projekt. Solche Bereicherungen zufällig auf dem Flur zu entdecken – das gibt es wohl auch nur an der BFSM. (Aus der „Sulzbach-Rosenberger Zeitung“ von Anke Schäfer) 9
„Tastenspiele“ brillanter Pianistinnen Das hätte Ludwig van Beethoven genossen: Ein Einblicken in Beethovens Streben nach dauer- exzellentes Konzert-Programm allein zu Ehren haftem Liebesglück besonders zu Herz. Die seines 250. Geburtstages. Dass sich dabei sechs vergleichsweise wohlbekannte Facette des un- vielversprechende Pianistinnen am Flügel ab- gestümen, aufbrausenden Komponisten reprä- wechselten, wäre ihm wohl eine zusätzliche sentierten Stella Ulrich und Jana Blum (Klasse Freude gewesen. Andreas Weimer). Mit wohl dosiertem Tempe- Angesichts des seit Wochen omnipräsenten Ju- rament verwandelten sie den zweiten Satz aus biläums war es auch den Klavierklassen der Beethovens 5. Sinfonie („Schicksal“) in ein Berufsfachschule für Musik des Bezirks Ober- strahlendes Klavier-Feuerwerk zu vier Händen. pfalz (BFSM) Ehrensache, ihre Tastenspiele So wie dieser Abend hört sich ein gelungenes diesmal allein dem genialen Revolutionär zu Hoch auf den Jubilar des Jahres an. widmen. (Aus der „Sulzbach-Rosenberger Zeitung“ von Dabei blätterten die Schülerinnen von Philipp Anke Schäfer) Heiß im „Neuen Testament“ der Pianisten, wie Hans von Bülow einst die Beethovensche So- natensammlung taufte, zielstrebig über „Mond- schein“, „Pathetique“, „Waldstein“ und Co. hinweg. Elisabeth Friedrich wählte stattdessen einen sanft dahin fließenden Ausschnitt aus Opus 14 Nr. 2, Franziska Bötzl demonstrierte Beetho- vens energischere Seite am Beispiel des ersten Satzes aus Opus 14 Nr. 1. Den Teufelskreis zwischen Verzweiflung und Hoffnung fühlte Rebecca Gürster in der Sonate op. 10 Nr. 1 nach. Klavier-Dozent Andreas Weimer ordnete all diese Aspekte hinter der Musik mit Bildern und Erläuterungen zur Biografie fürs Publikum ein. In ihren Anmoderationen zogen Stella Ulrich und Felix Lodel den Informations-Radius noch enger um die jeweiligen Stücke. Mit der Geschichte von über den Ärmelkanal geschmuggelten Noten und Beetho-vens launig kurzem Prozess mit Kritik aus Britannien im Kopf, leuchtete die beiden von Felix Lodel (Gesang), Hanna Brunner (Violine), Jakob Hel- Elisabeth Friedrich (vorne) eröffnet die bich (Violoncello) und Rebecca Gürster empa- „Tastenspiele“ zu Ehren Beethovens thisch interpretierten „Schottischen Lieder“ in Bild: jks ganz neuem Licht. Auch das Lied „Adelaide“, diesmal im Arran- gement mit Jana Zoike an der Querflöte und Nathalie Czaplik (Klasse Andreas Weimer) am Klavier, ging nach 10
und dann kam es… und es kam noch schlimmer! 11
Digitaler Unterricht in Zeiten von Corona und darüber hinaus Von Frank Ebel Die Zeit der Schulschließung hat auch uns Passwort von der Schule bekommen – neue Formen des Unterrichtens beschert – Dank an Peter Adamietz, er ist der zustän- sei es Instrumentalunterricht über Skype, dige Koordinator in unserem Hause. MS-Teams und Zoom oder das Hin- und Herschicken von Arbeitsblättern und Lern- MEBIS heute und in Zukunft programmen über E-Mail. Zum Glück sind Ich habe das Unterrichts-Portal bislang wir aber jetzt auch an das bayerische E- hauptsächlich für die „Ablage“ und „Über- Learning-Portal MEBIS angeschlossen, gabe“ von Unterrichtsmaterialien benutzt – das uns zumindest für den Klassen-Unter- viele Unterrichtseinheiten habe ich als richt eine wertvolle Unterstützung ist. Was YouTube-Film komplett vorproduziert, so- kann, was tut so ein Portal ? dass die Schüler ihre Unterrichtsstunde in Musikgeschichte oder Instrumentenkunde zu Hause quasi eins zu eins ansehen und -hören konnten. Wir haben so gemeinsam das Lehrbuch vervollständigt und auch Musikbeispiele angehört – fast wie in der MEBIS ist kein Lernprogramm, sondern Schule. Gerade für die Musikbeispiele, die „nur“ ein Portal – so etwas, wie ein großer den Unterricht gehörig auflockern sollen, zentraler Server, bei dem alle bayerischen werde ich MEBIS auch in Zukunft viel Schulen angemeldet sind. Die Lehrer rich- verwenden, um eigene Musikdateien abzu- ten hier einen „virtuellen“ Klassenraum legen oder Links und Playlists zu übermit- ein, zu dem nur die Schüler der jeweiligen teln. Aber auch die fortlaufende Klasse oder eines Kurses Zugang haben. Dokumentation des Unterrichts kann im Dann können die Lehrer gezielt für ihre MEBIS-Portal vom Lehrer geführt werden Klasse Unterrichtseinheiten und Materi- – wer eine Unterrichtsstunde versäumt, alien „ablegen“ – z.B. Noten zum Üben, kann kurzfristig nachlesen, was in der Stoff zum Nachlesen, eine Linkliste mit Stunde durchgenommen wurde. Musikbeispielen oder gar ein ganzer Film zum Ansehen – man muss also nicht an alle Aber das MEBIS-Portal kann noch weit dreißig Schüler der Klasse E-Mails ver- mehr, die Lehrer können nämlich auch schicken. Die Schüler können die Materi- interaktiv mit den Schülern kommunizie- alien ihrer eigenen Klasse ansehen, ren: Hausaufgaben direkt einstellen und anhören oder herunterladen – mit dem von den Schülern online Computer, Tablett oder auch dem Handy – bearbeiten lassen, und das, wann immer sie wollen bzw. einen sogar Netzzugang haben. Jeder Lehrer und Schü- ler hat sein 12
Prüfungsarbeiten in einem bestimmten Zeitrahmen abarbeiten und auch Gruppen- arbeiten der Schüler sind möglich – das müssen aber auch zunächst die Lehrer ein- mal erlernen. Bislang bietet nur die Baye- rische Lehrerfortbildungsakademie in Dillingen die Fortbildungskurse zur kom- plexeren Nutzung von MEBIS an und diese Online-Kurse waren in der zurücklie- genden Zeit tausendfach überbucht. Doch dies wird sich sukzessive legen und wir (die „Digital-AG“ der Lehrerschaft) wird berichten, was wir neu gelernt haben. Berufsfachschule digital? Sicher kann man nicht allen Unterricht digitalisieren und die Kommunikation zwi- schen Lehrern und Schülern sowie das Vorspiel- und Konzerterlebnis muss weiter auch „live“ stattfinden. Eine Unterstützung unseres Unterrichts durch digitale Mög- lichkeiten ist aber sicher wünschenswert und ist in unserem Hause auch schon ange- dacht. So z.B. eine eigene Server-Lösung mit einem Lehrer und Schüler-Netz, über das digital kommuniziert werden kann, Materialien, Bilder und z.B. eigene Musik- aufnahmen intern abgelegt werden können und Online-Kurse wie z.B. Gehörbildung oder Datenbanken wie z.B. unser Biblio- thekskatalog online nutzbar sind. Hier soll uns die Digitalisierung in Zukunft unter- stützen – die Schule ersparen wird sie uns aber nicht. 13
Der Shutdown - Pädagogische Überraschungen am Klavier Andreas Weimer Ich erinnere mich noch sehr genau daran, wie gung zu optimieren, Schüler teilten nach Ab- am Freitag den 13. März 2020 im Konzertsaal sprachen mit Eltern das Wohn- oder Musik- unserer Schule die Schulschließung ab dem zimmer, einige Instrumente wurden sogar in die 16.3., zunächst bis zu den Osterferien, verkün- Zimmer der Schüler umgezogen, und wir lern- det wurde. Ob das ein schlechtes oder ein gutes ten über vieles hinwegzusehen und –zuhören, Omen war, dass das an einem Freitag dem 13. was die Technik und die Gegebenheiten gegen- passierte, sollte sich erst in den darauffol- über dem Live-Unterricht an Nachteilen brach- genden Wochen nach und nach herausstellen. ten. Im Grunde waren die meisten sogar eher Klar war zu Beginn nur eines: Wir als Schulfa- zufrieden, dass der Unterricht überhaupt weiter milie waren aufgefordert zu reagieren, um die gehen konnte. Schließlich bereiteten sich viele Zeit ohne Präsenzunterricht möglichst produk- Schüler auf Aufnahme- und ihre Abschlussprü- tiv zu nutzen. Meine allgemeinen Bemühungen fungen vor und waren für jede Form der Unter- waren geprägt von dem Gedanken möglichst stützung dankbar. wenige Unterschiede zum Präsenzunterricht Ich habe für meine Klasse und meine Theorie- spürbar werden zu lassen. Diese Aufgabe hat unterrichte zunächst E-Mail-Verteiler erstellt. nicht nur mich, sondern uns alle, Kollegium, Das wichtigste war in dieser Anfangszeit alle Schüler und Schulleitung vor täglich neue Auf- mit den nötigen Informationen zu versorgen gaben und Herausforderungen gestellt. Es wur- und in der allgemeinen Unsicherheit ein de uns relativ bald bewusst, dass wir nicht Höchstmaß an Verlässlichkeit und Ordnung in einfach so weiter machen können wie bisher, den neu zu gestaltenden Unterrichtsalltag zu nur eben in digitaler Form. Denn es waren bringen. Videokonferenzen und entsprechende Einschränkungen hinzunehmen in Sachen Login-Daten mussten eingerichtet und ausge- Klangqualität, Rauschen oder gar Standbilder tauscht und natürlich auch neue Stundenpläne auf Grund leistungsschwacher DSL-Leitungen. erstellt werden. Die Theorieunterrichte sollten Ein anderer Aspekt war, dass viele Schüler zu ja ebenso weiter laufen wie der Instrumentalun- Hause nur eingeschränkt üben oder Unterricht terricht. Also schrieb ich Skripte und Arbeits- nehmen konnten, weil plötzlich auch Eltern im blätter, die ich korrigierte und kommentiert homeoffice waren. Einige mussten mit E-Pia- zurückschickte. Ein Referat in Klaviermetho- nos vorlieb nehmen oder sich mit dem Handy dik zur Repertoirekunde wurde kurzerhand in in den Videounterricht einloggen, da der Lap- ein digitales Feature umgewandelt. Die Schüle- top gerade von einem anderen Familienmit- rinnen (ja, es waren nur Frauen) sollten zu glied gebraucht wurde. einem Komponisten einen Podcast erstellen Wir übten uns in Geduld und mit einer gehö- nach dem Vorbild einer Radiosendung. Die rigen Portion Gelassenheit und dem Willen, das eingereichten mp3´s waren durch die Bank Beste daraus zu machen, konnten wir all dem fantastisch. Selten habe ich interessantere, ab- durchaus etwas Positives abgewinnen. Wir wechslungsreichere und kreativere Beiträge zu tauchten gemeinsam ein in digitale Welten, hören bekommen. Es wurde mit Hintergrund- suchten Positionen für Videokameras, brachten musik, verteilten Sprechrollen, Musikbeispie- Mikrofone in Stellung um die Klangübertra- len und Interviews auf der Grundlage gut 14
ausgewählter, geschriebener und gelesener und ihre Lehre anpassen. Ich gründete z. B. mit Texte vorbildlich gearbeitet. Ich gebe zu, ohne einer Gruppe von vier Schülerinnen und Schü- diese besondere Situation wäre ich wahrschein- lern aus dem Pflichtfachbereich eine Arbeits- lich gar nicht auf die Idee gekommen, solch ein gruppe zum Thema Üben. Die vierköpfige Medium an Stelle eines Referates auszuprobie- Gruppe (Sophie Rüth, Hannes Tischer, Jana ren. Die Ergebnisse aber könnten durchaus Zoike und Maximilian Maier) sollte sich mit auch den Bayerischen Rundfunk interessieren, den Anforderungen einer Aufnahmeprüfung so überzeugend sind die Schülerinnen vorge- auseinandersetzen und Kriterien zusammentra- gangen. Und, ich bin sicher dass der eine oder gen, wie wohl die Jury einer Musikhochschule andere diese Beiträge auch noch in ein paar einen Aufnahmeprüfling beurteilt. Zunächst Jahren aus der Schublade ziehen und sich an wurden vier Bereiche beschrieben, diese dann den dargebotenen Informationen erfreuen wird. in weitere Aspekte untergliedert und aus den Die Unterrichte über Video gestalteten sich als zwölf Punkten schließlich Methoden und Ar- effektiv und waren zu Beginn mehr als ein beitsweisen für das eigene Üben formuliert Kompromiss. Das war zumindest die einhellige (kursiv). Ein spannender Prozess, der unter Meinung aller Schülerinnen und Schülern und dem Strich viele neue Möglichkeiten der Fo- auch von mir. Das in den ersten Wochen die kussierung des eigenen Übens brachte. Wie Neuheit des Verfahrens an sich einen Reiz aus- diese Aspekte in das Üben einfließen können, übte, ist sicher ebenfalls ein wichtiger Grund wurde anschließend in den Video-Unterrichten für die positive Aufnahme. gemeinsam erarbeitet und vertieft. Wir waren beschäftigt die digitalen Möglich- Dieses Beispiel zeigt, wie bereitwillig und keiten auszuschöpfen und recherchierten auch selbstverständlich eigenständig und eigenmoti- im Internet wie z. B. Musikhochschulen mit viert in der „Corona-Zeit“ Arbeit möglich war: dieser außergewöhnlichen Situation umgehen Übefelder: 1. Musikalität a. Interpretation i. Klanggeschichte ii. Interpretationsvergleiche iii. Worte finden für das was anspricht und was nicht b. Klang i. Instrumentierung überlegen ii. Technische Aspekte der Klangerzeugung variieren iii. Zuhören und beschreiben verschiedenartiger Klänge c. Charakter der Musik i. Rollen und Charaktere ausprobieren ii. Weniger richtig und falsch denken, mehr Ausprobieren iii. Lesen „zwischen“ dem Notentext 2. Notentext a. Töne + Rhythmus i. Fingersätze genau anpassen ii. Vom-Blatt-Singen iii. Zum Metrum gehend Rhythmen klatschen b. Dynamik 15
i. Lautstärkeskala einüben ii. Dynamische Spannungen darstellen c. Artikulation i. Silben unterlegen ii. Körperübungen und vorinstrumentales üben 3. Technik a. Bewegungen i. In Zeitlupe üben ii. Ausdruck vollenden auch in langsamen tempi iii. Üben mit Pendeln und Bällen b. Intonation/Kontakt zum Instrument i. Ganzen Körper mit einbeziehen ii. Bewegungen in das Instrument weiter denken (Klaviermechanik) iii. Kontaktfläche und Druck empfinden c. Haltung i. Grundspannung ii. Lockerheit iii. Schwung- und Energieabläufe ohne Instrument üben 4. Persönlichkeit a. Geistige Präsenz i. Mentales Üben ii. Dirigieren iii. Konzentrationsübungen b. Emotionale Bereitschaft i. Vorspielanspannung steigern (Simulation der Prüfung) ii. Umgang mit Angst lernen iii. Üben im Flow c. Körperlich-musikalischer Einklang i. Wahrnehmung schulen (Taktil, Hörend) ii. Video-Selbstkontrolle iii. Von Musik bewegen lassen (Marionette) 16
Sogar Online-Vorspiele funktionierten. eine Rückerinnerung durch unsere Köpfe wie Ebenso wie per Video oder Audio aufgenom- effektiv und differenziert Arbeiten mit dem mene Übesequenzen, die gemeinsam bespro- Instrument ist. Die persönliche Energie, das chen wurden und auf Effektivität überprüft klare und ganz ungetrübte Hören als Grund- wurden. lage des Bewegungslernen und des musika- Sophie Rüth sagt in einem Interview, das ich lischen Ausdrucks stand plötzlich wieder als in Vorbereitung dieses Artikels mit einigen segensreicher Rückgewinn alter Lern- und Schülern führte, folgendes: „Also in der Co- Arbeitsweisen vor uns. Und noch einmal rona Zeit habe ich mein Üben besser kontrol- gefragt, was lernen wir daraus? Es gibt sicher liert und besser kennen gelernt und auch wie viele alternative Möglichkeiten auch in der schnell ich Fortschritte mache. Das habe ich digitalen Welt zu Lernen und zu Arbeiten, dokumentiert in Übeplänen und habe auch die zudem eine positive Folge haben für die aufgeschrieben wie ich geübt habe und mit Eigentätigkeit der Lernenden, aber es gibt welchem Erfolg. Das hat dann meinen Übe- auch im künstlerischen Bereich zu Präsenz- plan für den nächsten Tag mitbestimmt.“ unterricht wohl keine Alternative. Das ist David Liebster geht sogar noch einen Schritt ähnlich dem Vergleich zwischen einem Kon- weiter und sagt: „Wenn ich nicht ständig den zert und einer CD. Die Vor- und Nachteile Lehrer an meiner Seite habe, der mir alles auf bzw. abzuwiegen wird die nachbereiten- vorkaut, dann kontrolliere ich mein Üben de Aufgabe sein, von der wir als Pädagogen viel besser und habe persönlich den Fort- einiges erwarten dürfen. Die Motivationslö- schritt auch wesentlich besser gemerkt“. cher vieler Schüler nach einigen Wochen des Wie deutlich ist bei vielen Schülerinnen und coronabedingten Wegfalls des Präsenzunter- Schülern das Eigenmanagement gewachsen richtes wird sich allerdings ebenfalls noch in dieser Zeit! Dieses Ziel verfolgen wir als eine Weile halten und uns beschäftigen. Pädagogen stets mit großem Eifer. Umso bemerkenswerter ist es, dass in den vergan- genen Wochen mit eingeschränktem Prä- senzunterricht da fast wie von alleine etwas voran ging. Was lernen wir daraus? Das wir als Lehrer unseren Schülern eben nicht im- mer alles vorkauen dürfen, sondern unsere Schülerinnen und Schüler anhalten eigene Wege zu finden, Übetagebücher zu führen und die Wahrnehmung des eigenen Tuns zu stärken. All das hört sich sehr vielversprechend an, wenn da nicht der Moment gekommen wäre, wo zunächst klassenweise wieder Präsenzun- terricht in der Schule möglich war. Es ging 17
Gehörbildung mal anders als gewohnt! Ein Arbeitsblatt aus der Corona-Zeit! Ursula Kohlhäufl-Steffl Liebe Schüler/Innen, erstmal „Guten Morgen“ hier aus der Home-Office Außenstelle Regensburg! Der Tag heute scheint gemacht für eine richtig intensive Arbeit am Klavier! Na, wie sieht´s aus? Hier zur Motivation ein Gedicht von Mascha Kalènko: „Damals hieß das Backfisch“ Nun träum ich schon wieder an meinem Klavier Und sollte doch eigentlich üben. Ich übte mich lieber im Lieben, Doch mein Traumprinz ist leider nicht hier Floh seinen Backfisch, das arme Tier, Und hat ihm schon lang nicht geschrieben. Nun klimpre ich wütend auf meinem Klavier – Muß doch mein Mütchen wo kühlen, Hab eben zu viel an Gefühlen, Und keiner teilt sie mit mir. Wär mein Traumprinz mit mir am Klavier – Ich würde gern vierhändig spielen. Dazu noch eine Kreativitätsübung: die kleine Sexte! Für mich klingt die kleine Sexte, übrigens solmisiert Do↑ Lu (natürlich moll) oder Do ↓Mi (Dur), immer etwas nach einer Glockenblume – zart und das Köpfchen etwas geneigt bewegt sie sich weich im feinsten Windhauch, die Farbe ist helles zartes violett. Sucht euch eine eigene Assoziation! Geht intensiv in das Bild hinein, vielleicht könnt die Glockenblume riechen! Singt die kleine Sexte auf- und abwärts! Kontrolliert am Klavier oder HF Instrument. 18
Findet ein Lied das mit diesem Intervall beginnt! Könnt ihr das Lied aus dem Gedächtnis notieren? Transponiert es in verschiedene Tonarten! Spielt die kleine Sexte auf vielen verschiedenen Tönen – dann kann sein, dass sich das Bild evtl. ändert! Viel Freude damit! 19
Ausflug in die „Oberpfalz und ihre Zwiefachen“ Wahlfach „Singen mit Kindern / Kinderchorleitung“ - Ursula Kohlhäufl-Steffl Am Samstag, dem 21. Sept. 2019 be- Steger aus. Hans Wax, ein Urgestein des suchte die Klasse Wahlfach „Singen mit Bezirks Oberpfalz und der Volksmu- Kindern/Kinderchorleitung“ den vom sikszene beeindruckte uns schnell durch Bezirksheimatpfleger des Bezirks Oberp- seine besonders lebendige und humor- falz, Dr. Tobias Appl, veranstalteten drit- volle Art mit Kindern zu singen. Brachte ten Zwiefachentag in Sulzbach- er doch die Landschaftsstube im Rathaus Rosenberg an unserer Schule und im Rat- zum Klingen und bald hielt es auch uns haus. Unter den vielen Angeboten an nicht mehr auf den Stühlen, und wir Vorträgen und Workshops wählten wir tanzen fröhlich den das Kindersingen mit Hans Wax „Hupf Zwiefachen mit der Durl“ und „Einfach – Zwiefach…singa mit Kindern!“ mit Ma- nuela Haberberger/Marion 20
unter seiner Anleitung. Hier wurde Bei herbstlich strahlendem Sonnenschein schnell klar, ohne Bewegung geht nichts zeigte sich Sulzbach von seiner schöns- im Kindersingen, mit Bewegung alles. ten Seite und wir erfuhren viel Wissens- Mit seinem Witz und seinem Gitarren- wertes über die musikalische Historie der spiel hatte er schnell alle begeistert. Inter- Stadt. Zum Beispiel wäre Wolfgang essantes erfuhr man von ihm: der Amadeus Mozart fast ein Sulzbacher ge- Zwiefache ist nicht nur in der Oberpfalz worden, da er sich als Hofkapellmeister beheimatet, sondern auch in vielen Kul- für das Sulzbacher Schloss beworben turkreisen zuhause, wie auch in Spanien, hatte, aber dann doch Paris den Vorzug was Hans Wax eindrücklich mit seiner gab! Gitarre akustisch unterstrich. Die Lieder Motiviert durch diese Eindrücke startete „D´Bäurin hat d`Katz verlor`n“, „Wenn das Wahlfach „Singen mit Kindern - Kin- der Aff Bananen frißt“ und „Hanserl, derchorleitung“ in das musikalische sach a e“ machten schnell gute Laune Abenteuer, den Zwiefachen den Kindern und das Ergebnis ließ sich hören! der 3. Jahrgangsstufe der Pestalozzi Als methodische Ansätze direkt aus der Grundschule nahezubringen. Praxis nahmen wir mit: Vorsingen / Nachsingen. Text rhythmisch vorspre- Ursula Kohlhäufl-Steffl chen. Bewegung / Tanz zum Lied. Alles Stv. Schulleiterin auswendig und ohne Noten. Zuhören. Wiederholen. So werden auch mit dem Zwiefachen musikalische und kognitive Fähigkeiten der Kinder nachhaltig gefördert. Der Workshop „Einfach – Zwiefach… singen mit Kindern“ stand dem in nichts nach. Auch hier wurde den Schülerinnen schnell klar, wie wichtig Bewegung, hier Tanz, für das rhythmische Verstehen eines Zwiefachen ist, und wie schnell Gruppendynamik entsteht, die tiefge- hende Begeisterung hervorruft. Zum Abschluss unserer Exkursion nah- men wir noch an dem „Musikhisto- rischen Spaziergang durch Sulzbachs Altstadt“ mit Dr. Markus Lommer teil. 21
Canceled? Delayed! Exkursion nach Bonn Philipp Heiß 2020 sollte das Beethoven-Jahr werden. Es wurde das Corona-Jahr. Eigentlich hatten im März bereits alle Hauptfach-Pianist*Innen ihre Koffer für eine Exkursion nach Bonn in die Geburtsstadt Ludwig van Beethovens gepackt. Zug und Hotel waren gebucht, das Programm stand fest - geplant waren eine Führung durch das Beethoven-Haus Bonn, der Besuch der Ausstellung „Beethoven - Welt Bürger.Musik“ in der Bundeskunsthalle Bonn, ein Konzertbesuch im Opernhaus Bonn mit Beethovens 3. Klavierkonzert sowie ein Spaziergang durch das ehemalige Bonner Regierungsviertel auf dem Weg der Demokratie. Doch es kam bekanntlich alles anders - das Konzert im Opernhaus wurde abgesagt, Beethoven-Haus und Bundeskunsthalle geschlossen. Es war klar, dass die Fahrt nach Bonn in diesem Jahr leider nicht stattfinden konnte. Aber man kann ein Jubiläum auch nachfeiern, wir hoffen auf 2021. Die Zeit ist kurz, die Kunst ist lang! 22
„Aura des Unterrichts in coronischen Zeiten“ Wenzel Gummer Collage mit Einblicken in die Unterrichtsstudios der Schüler bzw. Lehrer Sayili Aylin: „Falls die Internetverbindung mal wieder so schlecht ist, dass man nichts hört, und sich anders weiterhelfen muss!“ Milena Galvan-Odar: „Wenn es zu Hause während der Corona Zeit keinen echten Flügel gibt...dann wird improvisiert“ Apollonia Schmidt: „Selten war ich so froh die „moderne Technik“ zu haben. Die Möglichkeit, trotz Corona Unterricht zu bekommen, war unglaublich viel Wert.“ 23
Wenzel Gummer: „Ferne so nah sie sein mag“ 24
„Stimmbildung goes online - Grüße aus dem singenden Homeoffice Luise Heiß 25
Die Meisterschaft des Zuhörens Norbert Lodes Ein pragmatischer Unterricht beruht auf Geduld und Beobachtung. Das Repertoire wurde nach und nach im- Stets von positiven Elementen ausgehend mer umfangreicher. ist es die Kunst, jedem das Selbstvertrauen Es kamen traditionelle Musikstücke für zu geben, das einem diese ersehnte Leich- Weihnachten, Barockmusik von G. Ph. Te- tigkeit gibt, die vorliegenden Werke so zu lemann, Filmmusiktitel, Originalwerke wie interpretieren, wie man es sich wünscht. „Kraken“ von dem berühmten Philip Jones Ein neues Bewusstsein von Ansprache, Ensemble für 10 Blechbläser und Musik Klang, Ton, einer Phrase und schlussend- von German Brass dazu. Auch Titel von lich der Musik zu schaffen, das erlaubt sein Mnozil Brass durften in unserer Sammlung Spiel mit Reinheit, Eleganz und Klarheit zu nicht fehlen. gestalten. So waren wir bestens gerüstet, alle anste- So begann auch im zurückliegenden Schul- henden Aufgaben mit unserer Blechbläser- jahr unsere Ensemblearbeit mit schlichten musik in Bezug auf Umrahmungen von Chorälen aus J. S. Bachs Feder und dop- Veranstaltungen und Konzerten zu erfül- pelchörigen Madrigalen von Hans Leo len. Hassler, die sich ausgezeichnet dafür eig- nen, die oben aufgeführten positiven Ei- Leider wurde unser Eifer und das sehr har- genschaften für jede einzelne Spielerin und monische und konstruktive Arbeiten in un- jeden einzelnen Spieler zu erreichen. serer „Blechbläserschar“ ab dem Monat Das romantische Gesangsstück „Denn er März jäh unterbrochen und ein gemein- hat seinen Engeln befohlen“ von Felix sames Musizieren war von einem auf den Mendelssohn Bartholdy in einer Bearbei- anderen Tag nicht mehr möglich. Auch tung für 8 Blechbläser, erweiterte unsere wenn es sehr schmerzte, es kam eine von Arbeit in puncto gesangliches, dyna- Vernunft und Weitsicht geleitete Entschei- misches und agogisches Spiel in besonde- dung. Nach einer Umorientierungszeit von rer Weise. ca. zwei Wochen konnte der Onlineunter- Das Herangehen rein über die Stimme wur- richt durchstarten. Die Testphase der mög- de immer wieder mit herangezogen. Wir lichen Plattformen hatte sehr schnell zu intonierten die einzelnen Passagen über das einem Ergebnis geführt und so war es mög- Singen und versuchten ausschließlich über lich, bald jede Schülerin und jeden Schüler den Ausspruch „lass dein Herz singen“ individuell zu unterrichten. Auch für mich unser Instrument zum Klingen zu bringen, war es Neuland und ich komme auf den um diese tolle Musik möglichst stilecht zu Anfang meiner Ausführungen zurück. interpretieren. 26
„Die Meisterschaft des Zuhörens“, Geduld wenn ein bestimmtes Zeitfenster frei war, und Beobachtung waren mehr denn je ge- sondern wenn man motiviert war. Mit we- fragt und der Onlineunterricht brachte viele niger Zeitdruck konnte man entspannter neue Erkenntnisse auch für meine Arbeit. und effektiver üben“. Alles in allem hatte diese schwierige Zeit der Einschränkungen für meine Blechblä- Ein Schuljahr, das nach dem normalen Re- serklasse im Nachhinein eine positive Ent- gelbetrieb abläuft, verfügt definitiv nicht wicklung zur Folge. über eine derartige „Auszeit“ sich so viel- seitig und intensiv mit seinem Instrument Die Ruhe und ein komfortables Zeitfenster zu beschäftigen. Trotz alldem ist der Prä- für die Auseinandersetzung mit seinem In- senzunterricht durch nichts zu ersetzen und strument, das Eintauchen in Arbeitsstruk- so war eine Mischung aus beiden Unter- turen, vor allem der Basicarbeit und auch richtsformen für die Ausgewogenheit sehr das Mitschneiden der Literaturarbeit in wichtig. Form von Tonaufnahmen brachte eine Ich danke allen Spielerinnen und Spielern ganz neue Erfahrung für uns alle. unserer Blechbläserklasse für das hervorra- gende Miteinander in einem zwar „ande- Dazu ein Zitat von Sophie Rüth aus dem ren“ aber trotzdem für mich erfüllten künstlerischen Zweig (12. Klasse): Schuljahr. „Während der Corona-Krise fielen sämt- Nachfolgend die Auftritte des ersten Halb- liche Termine weg, weshalb ich durch jahres: nichts abgelenkt wurde und mich zu 100 % auf das Üben konzentrieren konnte. Ich - Die Berufsfachschule für Musik „in strukturiere seitdem mein Üben noch mehr, Konzert und Musical“ in der Mehr- was mir in der Entwicklung sehr weiter- zweckhalle Kümmersbruck hilft. Trotzdem fehlt es mir sehr, auf der Bühne zu stehen und vor allem mit anderen - „Fünf nach Zwölf“ Mittagsmusik in der zu musizieren“. Dompfarrei „St. Ulrich Niedermünster“ in Regensburg Ein weiteres Zitat von Irene Meiler aus der - Umrahmung einer festlichen Stunde des 11. Klasse: Fördervereins „Heimatmuseum“ mit Lesungen und Musik in der Schloss- „ In den zurückliegenden Coronawochen kirche in Sulzbach Rosenberg habe ich die Zeit genutzt, mich mit Dingen zu beschäftigen, die bisher im Alltag liegen - Weihnachtliche Stunde mit Mundartge- geblieben sind. Durch die Absagen vieler schichten und festlicher Blechbläsermu- Termine, Proben und Auftritte blieb natür- sik des Krippenbauvereins Sulzbach- lich viel Zeit zum Üben. Es war positiv, Rosenberg dass man sich den Tag fast komplett selbst - Traditionelle Weihnachtskonzerte der einteilen konnte. Man musste nicht üben, BFSM 27
28 - (vordere Reihe von links nach rechts:) Nico, Lina, Tanita, Irene, Sophie, Kathrin und Lukas (hintere Reihe von links nach rechts:) David, Peter, Samuel, Norbert, Daniel und Jonas
Das Saxophonquartett Johannes Neuner Mit Maximilian Schramm, Rebecca Gürster, Hanna Fuß und Vincent Reichenberger begann das neue Schuljahr ereignisreich und mit frohem Sinn. Durch verschiedene Auftritte des Vorjahres gut aufeinander eingespielt umrahmte man bereits im Oktober das 20-jährige Jubiläum der Seniorenunion in Altmannshof bei Amberg. Es folgte die Bürgerpreisverleihung der Gemeinde Schmidmühlen durch Bürgermeister Peter Braun Ende November. Unser Beitrag zum Weihnachtskonzert der Berufsfachschule war das swingende „Let it snow“, um dann gleich am ersten Schultag nach den Weihnachtsferien wieder durchzustarten beim Neujahrsempfang im Senioren- heim Bühler Höhe. Das Programm war vielfältig, von Tilmann Susatos „Drei Allemanden“ über Pierre Vellones „Prelude et Rondo“ und Saties „Jack in the Box“ zu Sting´s „Englishman in New York“. Wer weiß, wohin die Reise noch gegangen wäre, wenn nicht ein kleiner Virus …… Doch man soll die Hoffnung nicht aufgeben. Sobald die Luft wieder rein ist, werden wir die neue Saison gebührend anblasen! 29
Kulturwoche mit Meister ihres Faches Kümmersbruck, Fr., 15.09.2019 Den Auftritt der jungen Profis der Berufsfach- logische Abschluss eines absolut grandiosen schule für Musik aus Sulzbach-Rosenberg Konzertes. übertreffen alle Erwartungen. Zum Auftakt der Kümmersbrucker Kulturwoche hieß Bürger- (Text mit freundlicher Genehmigung der Sulz- meister Roland Strehl viele Zuschauer in der bach-Rosenberger Zeitung) Mehrzweckhalle willkommen. Kümmersbruck. Schon ab dem ersten Stück des Blechbläser-Ensembles (Leitung: Norbert Lodes) spürten die Zuschauer, dass hier junge Leute Musik machen, die das zu ihrem Lebens- inhalt gemacht haben: Jeder Ton saß, man hörte aufeinander und perfektionierte damit den Ge- samtklang. Dem stand das Percussion-Ensemb- le, das seinen fulminanten Auftritt auch ohne ihren in der Musikszene bekannten Leiter Eck- hard Kopetzki meisterte, in nichts nach. Und wer beim anschließenden Auftritt der Combo die Augen schloss, der wähnte sich in einem der legendären Konzerte von James Brown – so perfekt gelang der Sound mit dem überra- genden Sänger Johannes Pflaum. Nach der Pause hatte das Musical-Ensemble seine große Stunde. Dabei entführten die Musi- ker und Sänger zusammen mit dem eloquenten Moderatorenduo Tatjana von Waechter und Ben Gottuk das zunehmend begeisterte Publi- kum auch in unbekannte Ecken des Genres. Mit vollem Körpereinsatz und ausgetüftelter Cho- reographie glänzten die talentierten Sänger in ihren Rollen. Mal aufreizend sexy, mach frech, mal verrucht und mal auch verdammt chole- risch, wie Stefan Schößwendter als „Der Gast- geber“ zeigten sie ihre musikalischen Fähigkeiten. Das alles unter der kongenialen Pianobegleitung durch den künstlerischen Lei- ter Manfred Knaak. Spätestens beim „Season of Love“ aus dem Musical „Rent“ bei dem das Ensemble fast komplett auf der Bühne tanzte, hielt es das Publikum nicht mehr auf den Sit- zen. Stehender Applaus für die „Meisterschü- ler“ der Berufsfachschule war in der Folge der 30
Die Violinklassen Carola Eva-Richter Jedes Jahr ändern sich die Zusammenset- entscheidender Abschnitt auf dem Weg zung und die Dynamik der Klassen in er- zum professionellen Musizieren; für heblichem Maße und es ist jedes Jahr manche eher ein Richtungsgeber, um zu wieder spannend, welche Projekte geplant wissen, wie es nach den zwei Jahren an der und am Ende realisiert werden können. In Schule weitergehen soll. diesem Schuljahr – müßig zu erwähnen – Ich hoffe, dass dies auch unter den sehr hing das in erster Linie von ganz unmusi- besonderen, coronabedingten Umständen kalischen Einflüssen ab, die leider allen gelungen ist! kammermusikalischen Ambitionen im zweiten Schulhalbjahr einen Strich durch Nun freuen wir uns auf ein wieder ganz die Rechnung machten. anderes neues Schuljahr mit vielen Auftritten und wünschen allen Schüler- So bleiben also die Proben und Konzerte innen und Schülern, die die Schule im bis zum März in Erinnerung: Beim Sommer verlassen, von Herzen alles Gute Weihnachtskonzert war eine starke für ihre weitere Ausbildung! Streicherbesetzung mit vielen engagierten Neben- und Wahlfächlern zu hören, die gemeinsam mit den Bratschen und Celli der Schule eine Purcell-Suite aufführten. Weiterhin wurden Sonaten, barocke Trios, Beethoven-Klaviertrios und die Cavatine von Joachim Raff für Solovioline und Nicole Dell Streichquartettbegleitung geprobt. Es hätte beim ein Kammermusikkonzert geben sollen Weihnachts- und natürlich das traditionelle Konzert auf konzert 2019 dem Annaberg zum Ende des Schuljahres. Stattdessen eine Konzentration auf das Wesentliche: Unterricht, Üben, Prüfungs- und Aufnahmeprüfungsvorbereitung. Der Wunsch war, alles in die richtigen Bahnen zu lenken, damit die Arbeit nach dem Sommer ohne all zu große Einbußen weitergehen kann. Für viele Schülerinnen und Schüler ist die Berufsfachschule ein 31
Schlagzeugklasse Eckhard Kopetzki Ein Schuljahr ohne die inzwischen viel gerühmte "Night of Percussion" - das gibt es doch nicht. Doch, das gab es . . . - in diesem Schuljahr. Nach vielen erfolgreichen und tollen Konzertabenden der letzten Jahre wollten wir auch dieses Jahr im Mai eine „Night of Percussion“ veranstalten; sie wird im nächsten Schuljahr umso grandioser „ausfallen“? Mitgewirkt hat das Percussionensemble in diesem Schuljahr bei der Musical-Gala im November im Kümmersbruck. 3 Titel wurden zum Konzert beigetragen: Clapping Music von Steve Reich, dem bekanntesten Vertreter der Minimal Music. Und mit „Trike Turn“ und „Hand in Hand“ standen noch zwei Kompositionen von Eckhard Kopetzki auf dem Programm. Bedanken möchte ich mich sehr herzlich bei allen 5 Hauptfächlern; Michael Domaschka und Leon Neudert, die „Neuen“ aus der Klasse 10, die sich beide schon auf das Konzert im nächsten Jahr vorbereiten. Aus der Klasse 11 werden verabschiedet: Lilly Feile, Coralie Gottschalk und Hannes Tischer. Die beiden Letztgenannten bleiben noch ein Jahr an der Schule, sie werden in das Künstlerische Aufbaujahr eintreten. Lilly wünsche ich alles Gute auf ihrem Lebensweg und weiterhin viel Freude an der Musik. Somit bleiben 4 „alte“ Schüler an der Schule, die für eine erfolgreiche „Night of Percussion“ im nächsten Jahr garantieren. 32
Interview mit Benedikt Boßle Eine Ära geht zu Ende... Biographisches Bezirksjugendreferenten aus. Derzeit ist er Lehrgangsbeauftragter des Be- Benedikt Boßle studierte nach seinem Abitur zirksverbandes Oberpfalz. und Dienst beim Heeresmusikkorps IV Kir- chenmusik in Regensburg. Chef, Kollege, Freund und Mensch Seine 1. Stelle trat er 1979 als Kirchenmusi- ker an der Stadtpfarrkirche St. Marien in Als ich gefragt worden bin, ob ich einen Sulzbach-Rosenberg an. 1981 erfolgte ein Artikel zum Abschied von Benedikt Bossle Wechsel als Musikerzieher ans Gymnasium, für diesen Jahresbericht schreiben würde, bevor er 1984 zum Rektor der neu gegründe- habe ich gerne zugesagt, aber was ich schrei- ten Berufsfachschule für Musik (BFSM) in ben kann, lässt sich eigentlich mit wenigen Sulzbach-Rosenberg berufen wurde. Ge- Worten ausdrücken: meinsam mit einer kleinen Schar von Kolle- Ich arbeite nun seit 19 Jahren an der Schule. ginnen und Kollegen war Benedikt Boßle am Benedikt Bossle war in all den Jahren für kontinuierlichen Ausbau der Schule und der mich ein Rektor, den ich jederzeit ansprechen Entwicklung des Schultyps in Bayern allge- konnte. Durch meine mehrjährige Tätigkeit mein mitverantwortlich. Als Sprecher der als Vertrauenslehrerin, Personalratsbeauf- Berufsfachschulen für Musik über 30 Jahre tragte des Kollegiums und Mitarbeiterin im hinweg, als auch als Mitglied in mehreren Rektorat hat sich ein sehr vertrauensvolles Lehrplankommissionen und bei der Konzep- Arbeitsverhältnis entwickelt, das auch ge- tion des 3. Schuljahres (Aufbaujahr), konnte genseitige Kritik aushält und - so kann ich er viele Anregungen und Impulse einbringen. von mir aus sagen -, zu einer Freundschaft Bis zum Jahre 2004 war er kirchenmusika- gewachsen ist. lisch als Regionalkantor für die Region Für mich ist ganz entscheidend, dass Bene- Amberg/Schwandorf tätig. dikt immer Chef, Kollege und Mensch war. Auf seine Initiative hin führte die BFSM Dafür möchte ich mich persönlich ganz herz- Su-Ro als erste ihrer Art im September 2003 lich bedanken. einen eigenständigen Musicalzweig ein. Unsere Schule stünde ohne seinen unermüd- 2002 erhielt die Schule einen neuen 300 m² lichen Einsatz sicher nicht annähernd so gut großen Konzertsaal, ehe von 2007 bis 2009 da, wie sie es heute tut. Davon konnte ich die Generalsanierung der Schule ein neues mich in der Vergangenheit eindringlich über- und einladendes Gesicht gab. zeugen. Benedikt Bossle ist keiner, der viele Umstände von sich macht, sondern einfach Benedikt Boßle war entscheidend an der Ent- einer, der macht! Uneitel und unermüdlich. wicklung des Kooperationsmodells des Be- Deshalb dachte ich, wäre jetzt eine zirks Oberpfalz und der Berufsfachschule mit gute Gelegenheit, nicht dem Nordbayerischen Musikbund beteiligt über ihn zu Und übte dort die Funktion des stellv. Bun- desdirigenten und des stellv. 33
schreiben, sondern ihn selbst zu Wort kom- A.T.: men zu lassen. Mit 20 Fragen „im Gepäck“ Und was wusstest du über sie oder überhaupt bat ich ihn zu einem Gespräch: über diesen Schultyp in der Praxis? Hattest du Gelegenheit, sie dir anzuschauen? B.B.: Die Zeit war äußerst knapp - eigentlich zu knapp. In der zweiten Julihälfte 1984 bin ich mal nach Pattling gefahren und habe dort die Abschlussprüfungen ein bisschen beobach- tet. Mehr Gelegenheiten zu praktischen Infos gab es nicht, weil dann die Ferien losgingen. Im September fuhr ich nach Kronach, zum Am Anfang gab es ein Klavier und viel damaligen Vorsitzenden der Arbeitsgemein- Zusammenhalt schaft der Berufsfachschulen für Musik. A.T.: A.T.: Spannend! Wie groß war das Gründungskol- Du bist vor 36 Jahren zum Rektor dieser legium und wie seid ihr gestartet? gerade neu gegründeten Schule ernannt wor- B.B.: den. Das war so, dass ich die einzige hauptamt- Wie war das damals? Wie ging es los mit liche Lehrkraft war. Alle anderen waren, wie unserer Berufsfachschule? man damals sagte, nebenberufliche Lehrkräf- B.B.: te. Man wollte erstmal prüfen, wie sich die Die BFSM als solche war eine schwere Ge- Schule entwickelt, bevor man festes Personal burt. Sie ist lange diskutiert und der Eröff- anstellte. Dieser Druck, uns als Schule be- nungstermin mehrfach verschoben worden. weisen zu müssen, war in den ersten Jahren Im April 1984 wurde ich zum Schulleiter schon erheblich und auch sehr belastend, ernannt, ab Juli hatte ich dann Zeit, um alles besonders wenn ich bedenke, dass Dinkels- so vorzubereiten, dass der Schulbetrieb im bühl mit sieben hauptamtlichen Stellen ge- September beginnen konnte. startet ist. Dazu kam die Schwierigkeit, dass A.T.: niemand von uns schulische Erfahrung mit- Gab es zu dem Zeitpunkt schon andere Be- brachte und ich als Schulleiter lediglich auf rufsfachschulen für Musik in Bayern? drei Jahre Gymnasialdienst zurückschauen B.B.: konnte. Darüber hinaus wurde unser Schul- Es gab schon Berufsfachschulen. Nach dem typ beim Musikrat, wie auch von vielen an- 1. Bay. Musikplan war für jeden der sieben deren Verbänden, ziemlich kritisch beäugt. Regierungsbezirke eine BFSM vorgesehen. Es war wirklich nicht ganz einfach. Wir wa- Die erste war in Plattling, dann folgten ren eine kleine Truppe - 8 oder 10 Leute - Krumbach, Kronach, Altötting und Bad Kö- und mussten am Anfang schon sehr nigshofen. Dinkelsbühl und Sulzbach-Ro- zusammenhalten. Übrigens auch senberg waren schließlich die beiden letzten die Schüler. Aber es und wie Krumbach in der Trägerschaft der herrschte jeweiligen Bezirke. 34
damals eine Aufbruchstimmung, die ich dann Wichtige Impulse für die Laienmusik so in dieser Intensität nicht mehr erlebt habe. A.T.: A.T.: Wann wurden denn dann die ersten haupt- Also es ging bei den Aufgaben der BFSM amtlichen Stellen besetzt? einerseits um kulturelle Bildung in der Regi- B.B.: on, andrerseits aber eben auch um diese zu- Nach einem Jahr kam die erste Stelle dazu, sätzliche Qualifikationsmöglichkeit für das war die meiner Stellvertretung, das Jahr Schülerinnen und Schüler? drauf noch mal eine Vollzeitstelle und so B.B.: weiter, bis wir dann sechs Vollzeitlehrkräfte Ja richtig. Das schulische Ausbildungsziel waren. Das war ein Prozess von 3 bis 4 Jahren. war ganz wichtig, weil man ja wusste, dass A.T.: wir mit unserer 2-jährigen Ausbildung un- Jetzt zu den Schülern. Du hast ja eben schon seren Schülern keine berufliche Lebens- die Aufbruchstimmung in den Anfängen er- grundlage schaffen konnten. Dazu war das wähnt, aber wie ging es eigentlich los? Habt musikalische Niveau in den Anfangsjahren ihr einfach, sozusagen aus dem „off“ Auf- auch einfach nicht hoch genug und die zwei nahmeprüfungen angesetzt oder wie seid ihr Jahre waren zu kurz für eine künstlerisch zu den ersten Schülern gekommen? musikalische Entwicklung. Die Intention der B.B.: Schule sollte nicht die Ausbildung von Mu- Ja (lacht) wir haben Aufnahmeprüfungen siklehrern sein, sondern es ging um Multipli- gemacht. Die haben im jetzigen Lehrerzim- katoren für das Laien-Musizieren in der mer stattgefunden, sonst wurde im ganzen Region. Deshalb hieß unser Abschluss ja Haus noch umgebaut. Es gab dort ein Kla- lange Zeit auch „Leiter/in im Laienmusizie- vier, unser einziges Instrument damals. Aber ren“. Jetzt haben wir das anders bezeichnet, es waren 56 Leute da und aus denen haben weil es nicht mehr ganz zutreffend ist. Der wir dann ungefähr 20 aussuchen können. Begriff „Laienmusik“ hat leider einen nega- Die Verhältnisse damals waren aber ganz tiven Touch. Das ist in anderen Bereichen anders, als heute. Das Eingangsniveau der nicht so. Zum Beispiel im Fußball: Da spricht Schüler lag deutlich unter dem, das wir jetzt man von „Amateuren“ - das klingt schon haben. Die Schule war damals hauptsächlich ganz anders. Diese Ausbildung von Leitern gedacht für Hauptschulabgänger, die mit für Laienmusik-Ensembles - also auch Chor- Hauptfach Musik ihren mittleren Schulab- leiter - war ein ursprüngliches Ausbildungs- schuss machen wollten. Wir waren noch weit ziel - und zwar ein sehr wichtiges. Jetzt entfernt von der Situation, dass wir 2/3 Abi- allmählich habe ich den Eindruck, dass wir es turienten als Schüler haben, wie es jetzt ist. erreichen: Und zwar mit dem „Umweg“ über Die Möglichkeit zum mittleren Schulab- die Musikhochschule aber dadurch auf einem schluss war für den Bezirk Oberpfalz als deutlich höheren Niveau, als wir anfangs Schulträger eine ganz wichtige Vorausset- gedacht hatten. Talentierte Jugendliche, die zung für die Errichtung der Schule überhaupt. Berufsfachschulen besuchen, 35
kommen häufig aus der Region und kehren diese Schule jetzt leitest in Epochen einzutei- oft auch gerne wieder dahin zurück. len? Könntest du da eine Einteilung finden? Es ist schon enorm, wie viele ehemalige B.B.: Schülerinnen und Schüler von uns heute in Ja - das könnte ich schon machen. Die An- der Laienmusik allein hier regional tätig sind. fangsjahre mit ihrer starken Entwicklung Das Niveau der Blasorchester und Kapellen aber auch mit großer Skepsis von außen ge- zieht unheimlich an. Das ist echt großartig, genüber diesem neuen Schultyp. Habt ihr muss ich sagen. Diese Impulse für die Laien- denn genug Schüler? Die Frage kam ständig. musik, die ja das ursprüngliche Ziel unserer Ja man kann wirklich sagen: Die erste Epo- Schule waren, werden jetzt auf einem we- che war die Epoche der Skepsis aber auch der sentlich höheren Niveau umgesetzt. Da hat kontinuierlichen Entwicklung. sich in den letzten Jahren schon unheimlich Dann kam die Zeit der Konsolidierung, des viel getan und da haben die Berufsfachschu- ruhigen „Dahinfließens“, der Stabilisierung len allgemein viel dazu beigetragen. und dann die Epoche der „Power nach vor- A.T.: ne“. Die begann mit dem Neubau des Kon- Du hast ja schon betont, dass sich das Ein- zertsaals 2002 und der miteinhergehenden gangsniveau gesteigert hat und früher viel Gründung des Musical-Zweiges. Der Musi- weniger beabsichtigt haben, sich bei uns auf cal-Zweig hat uns unheimlich viel Populari- eine Aufnahmeprüfung vorzubereiten. Wann tät eingebracht und dann kamen viele hat sich das geändert? Kannst du hier einen glückliche Zufälle zusammen. Wir hatten Zeitpunkt oder einen ungefähren Zeitraum gute Absolventinnen und Absolventen, stei- nennen oder war das eine fließende Ent- gende Schülerzahlen. Ja wirklich: Diese Ein- wicklung? teilung kann man im Großen und Ganzen so B.B.: stehen lassen. Das war eigentlich eine fließende Entwick- A.T.: lung und hing stark mit der vorherigen Schul- Gibt es da was, auf das du besonders ausbildung zusammen. Die meisten hatten stolz bist, wenn du zurück blickst? bereits den mittleren Abschluss - die Haupt- Eine Sache über die schulen wurden ja zu Mittelschulen - oder du im Rückblick denkst: Wow, das war wirk- sogar das Abitur. Schulabschlüsse wurden lich toll! allgemein immer wichtiger und darum hatten B.B.: auch unsere Schülerinnen und Schüler meist Es kommt immer auf den Blickwinkel an. schon gute Schulabschlüsse. Gegenwärtig Die Pionierzeit zum Beispiel die war sehr kommt es nur noch vereinzelt vor, dass bei schön, weil die Gemeinschaft mit Lehrern uns der mittlere Schulabschluss gemacht und Schülern einfach total gut war. werden soll. Für mich persönlich war alles um den Musi- cal-Zweig herum vielleicht das Heraus- Entwicklung - Konsolidierung und Power ragenste. Es war eine sehr nach vorne glückliche Zeit. Ich war viel A.T.: Wenn ich dich bitten würde, die nunmehr 3 1/2 Jahrzehnte, die du 36
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