Berufsfachschule für Musik Sulzbach-Rosenberg 2019/2020 - Berufsfachschule für Musik ...

Die Seite wird erstellt Denise Haas
 
WEITER LESEN
Berufsfachschule für Musik Sulzbach-Rosenberg 2019/2020 - Berufsfachschule für Musik ...
Berufsfachschule
     für Musik
Sulzbach-Rosenberg

 J a h r e s b e r i c h t
       2019/2020
Berufsfachschule für Musik Sulzbach-Rosenberg 2019/2020 - Berufsfachschule für Musik ...
Berufsfachschule für Musik Sulzbach-Rosenberg 2019/2020 - Berufsfachschule für Musik ...
So viel Geld…!

…aber der
JAHRESBERICHT 2019-2020,
Musizieren, Tanzen und Spaß haben, sind bei uns kostenlos.

                             3
Berufsfachschule für Musik Sulzbach-Rosenberg 2019/2020 - Berufsfachschule für Musik ...
Inhaltsverzeichnis

                                                                Seite
Vorwort / Rückschau / Schulbeginn                                   5
Die "Besten" des Abschlussjahrganges 2018-2019                      7
Schuljahreseröffnung                                                8
Weihnachtskonzert                                                   9
Tastenspiele                                                       10
Digitaler Unterricht in Zeiten von corona und darüber hinaus       12
Der Shutdown – Pädagogische Überraschungen am Klavier              14
Gehörbildung mal anders als gewohnt                                18
Ausflug in die "Oberpfalz und ihre Zwiefachen"                     20
Canceld? Delayed! Exkursion nach Bonn                              22
Aura des Unterrichts in coronischen Zeiten                         23
Stimmbildung goes online - Grüße aus dem singenden Homeoffice      25
Die Meisterschaft des Zuhörens                                     26
Das Saxophonquartett                                               29
Kulturwoche mit Meister ihres Fachs (Konzert in Kümmersbruck)      30
Die Violinklassen                                                  31
Die Schlagzeugklasse                                               32
Interview mit dem scheidenden Schulleiter                          33
Jedem Ende wohnt ein neuer Anfang inne…                            42
Danke, Dieter!                                                     49
Unsere Neuen im Lehrerkollegium                                    52
Neues aus der Bibliothek                                           54
Besuch bei "Tage der Bay. Schulmusik 2020"                         56
Die neues Truhenorgel                                              58
Beachtliche Erfolge                                                60
Musik und Abitur                                                   60
Kammermusikkonzert Thomas Kaes                                     61
Silvesterkonzert mit Silba-Brass                                  63
Terminliste                                                       64
Lehrerkollegium                                                   66
Klasse 10                                                         68
Klasse 11                                                         70
Klasse 12                                                         72
Berufsfachschule für Musik Sulzbach-Rosenberg 2019/2020 - Berufsfachschule für Musik ...
Vorwort
                            Benedikt Boßle, Schulleiter

Was war das für ein Jahr? Eigentlich war          Die Erfahrungen – so heißt es überein-
es nur ein Schulhalbjahr, das zweite war          stimmend – waren nicht einmal so
sehr eingeschränkt und forderte auf der           schlecht. Dennoch war die Erleichterung
ganzen Linie unsere Improvisations-               groß, als nach den Pfingstferien wieder
künste heraus. Ein klitzekleines unschein-        Präsenzunterricht möglich war.
bares Virus legte nahezu die ganze Welt           So haben wir gemeinsam das Beste aus
lahm und zeigte uns, wie schnell alles –          der Situation gemacht, wenn auch noch
und sei es auch noch so wohl geordnet –           viele Fragen offen bleiben.
aus dem Ruder laufen kann.                        „In jedem Ende liegt ein neuer Anfang“,
Dabei fing unser Schuljahr im September           diese Redensart trifft heuer für unsere
so verheißungsvoll an. Für die 65 Schüle-         Schule gleich in zweifacher Hinsicht zu.
rinnen und Schüler, verteilt auf zwei Jahr-       Mit Ablauf des Schuljahres werden Kol-
gänge und ein Künstlerisches Aufbaujahr,          lege Dieter Müller und ich in unsere Re-
standen 478 Unterrichtsstunden zur Ver-           gelaltersrente eintreten. Ihm möchte ich
fügung, welche wöchentlich von 41 Voll-           für sein 35 jähriges verdienstvolles Wir-
und Teilzeitlehrkräften erbracht wurden.          ken an der Schule sehr herzlich danken.
Selbst um das Zwischenzeugnis herum               (Siehe Bericht im Innern)
konnte man nicht ahnen, welche bewegte            Bleibt mir als noch amtierender Schullei-
Zeit auf uns zukommen sollte. Mitten in           ter am Ende meiner 36-jährigen Dienst-
den Endproben und Vorbereitungen un-              zeit das drängende Bedürfnis, meinen
seres wahrhaft nicht sparsamen Konzert-           Dank auszusprechen. Zu allererst möchte
und Veranstaltungsplans für das zweite            ich mich bei unserem Schulträger, dem
Schulhalbjahr versetzte uns die Schul-            Bezirkstag der Oberpfalz, den jeweiligen
schließung Ende März gleichsam in einen           Bezirkstagspräsidenten und der Bezirks-
Schockzustand mit vielen offenen Fragen.          verwaltung für die uneingeschränkte Un-
Wer hätte gedacht, dass wir sobald „digi-         terstützung, die Sympathie und vor allem
tale Instrumente“ benötigen, hatten wir           für das entgegengebrachte Vertrauen sehr
doch erst im Laufe des Schuljahres mit            herzlich bedanken.
der konkreten Planung unserer „digitalen          Ohne die alljährliche Bereitstellung der
Schule“ begonnen und waren sozusagen              nötigen Finanzmittel für einen qualifi-
noch gar nicht so recht ins Laufen gekom-         zierten Unterricht hätte unsere Schule
men.                                              nicht so eine gute Entwicklung genom-
Nun hatte es uns kalt erwischt. Notge-            men. Mein Dank gilt allen
drungen mutierten Lehrkräfte wie Schü-            Lehrkräften, den
lerschaft zu echten Digitalpionieren.             derzeitigen
Vieles wurde ausprobiert und entwickelt.
                                              5
Berufsfachschule für Musik Sulzbach-Rosenberg 2019/2020 - Berufsfachschule für Musik ...
und den ehemaligen Kolleginnen und
Kollegen, die mit mir zusammen sich für
das Fortkommen und das Wohl der uns
anvertrauten jungen Menschen eingesetzt
haben.
Ich danke meinen beiden Mitarbeite-
rinnen im Sekretariat Frau Bleisteiner
und Frau Lutter, auf deren Zuarbeit und
Loyalität ich mich absolut verlassen
konnte, sowie dem Hauspersonal für die
gute und vertrauensvolle Zusammenar-
beit.
Was wäre eine Schule ohne Schülerinnen
und Schüler. Auch unseren Studierenden
darf ich an dieser Stelle Lob und Aner-
kennung aussprechen. Viele haben sich
nicht nur durch gute und sehr gute Leis-
tungen ausgezeichnet, sie trugen auch
durch ihr persönliches Engagement zum
guten Klima innerhalb der Schulgemein-
schaft bei.

Für die Zukunft wünsche ich, dass sich
alle an der Schule wohl fühlen, Spaß an
ihrer Arbeit haben und sich gegenseitig
mit der Begeisterung für Musik anste-
cken. Meinem Nachfolger wünsche ich
gutes Einarbeiten und allzeit ein glückli-
ches Händchen.

Ad multos annos!
Benedikt Boßle

                                             6
Berufsfachschule für Musik Sulzbach-Rosenberg 2019/2020 - Berufsfachschule für Musik ...
Die „BESTEN“ des Abschlussjahrganges 2018-2019
                                 Rückblick Schulschlussfeier 2019

v.l.n.r.: Direktor Benedikt Boßle, Bezirksrat und Kulturreferent Richard Gaßner, Florian Popp, Philipp
Hartlieb, Miriam Schumacher, Leonard Schaller, Bezirksrätin Gabriele Bayer, Bezirksrätin Heidi Rackl

                            Herzlichen Glückwunsch !
Berufsfachschule für Musik Sulzbach-Rosenberg 2019/2020 - Berufsfachschule für Musik ...
Schuljahreseröffnung am 10. September 2019 - „als die Welt noch in Ordnung war“

                                       8
Berufsfachschule für Musik Sulzbach-Rosenberg 2019/2020 - Berufsfachschule für Musik ...
„Schöner kann Weihnachten nicht klingen“
Es ist nicht allein die enorme Zahl an Mitwirkenden, es ist auch nicht allein das
durchwegprofessionelle Niveau. Was die ausverkauften Weihnachtskonzerte der Berufsfachschule
für Musik des Bezirks Oberpfalz(BFSM) so unnachahmlich macht, sind die musikbegeisterte
Atmosphäre und die Leidenschaft fürs Detail.
Bei allem Glanz, den die gut 60 Musikerinnen und Musiker auf der festlichen Bühne verströmten,
lag aber doch auch ein kleiner Hauch von Wehmut über dem Abend: Für Schulleiter Benedikt
Boßle und Chorleiter Dieter Müller war es das letzte Weihnachtskonzert ihrer langen aktiven Zeit
an der BFSM.
Verneigung vor dem Dirigenten
Der mit allen Studenten besetzte Chor wusste sich mit sechs tief spirituellen Gesängen gebührend
vor seinem großen Dirigenten zu verneigen. Und egal ob den Saal einrahmend, im Wechsel
zwischen Empore und Bühne agierend oder schlicht aufgereiht – das Publikum konnte gar nicht
anders, als bewegt die eigene Stimmung Richtung weihnachtlicher Andacht zu lenken. Der
neunköpfige gemischte Kammerchor und die sieben Frauenstimmen des Vokalensembles ver-
tieften diese Grundstimmung mit der hohen Kunst puristischer Weihnachts-Schlichtheit. Das
hauseigene Streich-Oktett mischte nicht minder festtagstauglichen Henry Purcell ins Programm.
Die Kammermusikklasse blieb mit dem Trio aus zwei Flöten und einem Cello zunächst ebenfalls
in England, beim Londoner Haydn und wandte später in Querflöte-Gesang-Klavier-For-mation
den Blick auf die saisonalen Weisen Schweizer Hirten.
                                                             Schwung und Fröhlichkeit
                                                             Das an der BFSM beheimatete Gefühl
                                                             fürs Besondere unterstrich das Cello-
                                                             Trio mit der schmelzenden Bearbei-
                                                             tung von Händels wohl berühmtester
                                                             Melodie „Largo“. Die Blechbläser
                                                             zeigten sich wandlungsfähig und pen-
                                                             delten mühelos zwischen barocker
                                                             Klangpracht und angelsächsischer
                                                             Winter-Feststimmung. Für die bestens
                                                             korrespondierende Prise Schwung
                                                             und Lebensfröhlichkeit sorgten das
                                                             Saxofon-Ensemble mit dem unver-
                                                             wüstlichen „Let it Snow“ und natür-
                                                             lich    die    dafür    prädestinierte
“A perfect Christmas Night“ zelebrierte dasMusicalensemble Musical-Klasse mit einem modernen
Soundtrack von „White Christmas“ à la Michael Bublé über die „Die Eiskönigin“ bis zu „Santa
Claus is coming to town“. Bevor das abschließende Tutti „O du fröhliche“ alle Freude und
Begeisterung des Abends in Klang
ummünzte, lüftete der Schulleiter noch ein kleines Geheimnis: Der beeindruckend schöne Männer-
Dreigesang sei gar kein Produkt der Schule, sondern vielmehr
ein privates Schüler-Projekt. Solche Bereicherungen zufällig auf dem Flur zu entdecken – das gibt
es wohl auch nur an der BFSM. (Aus der „Sulzbach-Rosenberger Zeitung“ von Anke Schäfer)

                                                 9
Berufsfachschule für Musik Sulzbach-Rosenberg 2019/2020 - Berufsfachschule für Musik ...
„Tastenspiele“ brillanter Pianistinnen
Das hätte Ludwig van Beethoven genossen: Ein Einblicken in Beethovens Streben nach dauer-
exzellentes Konzert-Programm allein zu Ehren haftem Liebesglück besonders zu Herz. Die
seines 250. Geburtstages. Dass sich dabei sechs vergleichsweise wohlbekannte Facette des un-
vielversprechende Pianistinnen am Flügel ab- gestümen, aufbrausenden Komponisten reprä-
wechselten, wäre ihm wohl eine zusätzliche sentierten Stella Ulrich und Jana Blum (Klasse
Freude gewesen.                                     Andreas Weimer). Mit wohl dosiertem Tempe-
Angesichts des seit Wochen omnipräsenten Ju- rament verwandelten sie den zweiten Satz aus
biläums war es auch den Klavierklassen der Beethovens 5. Sinfonie („Schicksal“) in ein
Berufsfachschule für Musik des Bezirks Ober- strahlendes Klavier-Feuerwerk zu vier Händen.
pfalz (BFSM) Ehrensache, ihre Tastenspiele So wie dieser Abend hört sich ein gelungenes
diesmal allein dem genialen Revolutionär zu Hoch auf den Jubilar des Jahres an.
widmen.                                             (Aus der „Sulzbach-Rosenberger Zeitung“ von
Dabei blätterten die Schülerinnen von Philipp Anke Schäfer)
Heiß im „Neuen Testament“ der Pianisten, wie
Hans von Bülow einst die Beethovensche So-
natensammlung taufte, zielstrebig über „Mond-
schein“, „Pathetique“, „Waldstein“ und Co.
hinweg.
Elisabeth Friedrich wählte stattdessen einen
sanft dahin fließenden Ausschnitt aus Opus 14
Nr. 2, Franziska Bötzl demonstrierte Beetho-
vens energischere Seite am Beispiel des ersten
Satzes aus Opus 14 Nr. 1. Den Teufelskreis
zwischen Verzweiflung und Hoffnung fühlte
Rebecca Gürster in der Sonate op. 10 Nr. 1 nach.
Klavier-Dozent Andreas Weimer ordnete all
diese Aspekte hinter der Musik mit Bildern und
Erläuterungen zur Biografie fürs Publikum ein.
In ihren Anmoderationen zogen Stella Ulrich
und Felix Lodel den Informations-Radius noch
enger um die jeweiligen Stücke.
Mit der Geschichte von über den Ärmelkanal
geschmuggelten Noten und Beetho-vens launig
kurzem Prozess mit Kritik aus Britannien im
Kopf, leuchtete die beiden von Felix Lodel
(Gesang), Hanna Brunner (Violine), Jakob Hel-
                                                    Elisabeth Friedrich (vorne) eröffnet die
bich (Violoncello) und Rebecca Gürster empa-
                                                    „Tastenspiele“ zu Ehren Beethovens
thisch interpretierten „Schottischen Lieder“ in
                                                    Bild: jks
ganz neuem Licht.
Auch das Lied „Adelaide“, diesmal im Arran-
gement mit Jana Zoike an der Querflöte und
Nathalie Czaplik (Klasse Andreas Weimer) am
Klavier, ging nach                               10
und dann kam es… und es kam noch schlimmer!

                    11
Digitaler Unterricht in Zeiten von Corona und darüber hinaus
                                   Von Frank Ebel
Die Zeit der Schulschließung hat auch uns          Passwort von der Schule bekommen –
neue Formen des Unterrichtens beschert –           Dank an Peter Adamietz, er ist der zustän-
sei es Instrumentalunterricht über Skype,          dige Koordinator in unserem Hause.
MS-Teams und Zoom oder das Hin- und
Herschicken von Arbeitsblättern und Lern-          MEBIS heute und in Zukunft
programmen über E-Mail. Zum Glück sind             Ich habe das Unterrichts-Portal bislang
wir aber jetzt auch an das bayerische E-           hauptsächlich für die „Ablage“ und „Über-
Learning-Portal MEBIS angeschlossen,               gabe“ von Unterrichtsmaterialien benutzt –
das uns zumindest für den Klassen-Unter-           viele Unterrichtseinheiten habe ich als
richt eine wertvolle Unterstützung ist. Was        YouTube-Film komplett vorproduziert, so-
kann, was tut so ein Portal ?                      dass die Schüler ihre Unterrichtsstunde in
                                                   Musikgeschichte oder Instrumentenkunde
                                                   zu Hause quasi eins zu eins ansehen und
                                                   -hören konnten. Wir haben so gemeinsam
                                                   das Lehrbuch vervollständigt und auch
                                                   Musikbeispiele angehört – fast wie in der
MEBIS ist kein Lernprogramm, sondern               Schule. Gerade für die Musikbeispiele, die
„nur“ ein Portal – so etwas, wie ein großer        den Unterricht gehörig auflockern sollen,
zentraler Server, bei dem alle bayerischen         werde ich MEBIS auch in Zukunft viel
Schulen angemeldet sind. Die Lehrer rich-          verwenden, um eigene Musikdateien abzu-
ten hier einen „virtuellen“ Klassenraum            legen oder Links und Playlists zu übermit-
ein, zu dem nur die Schüler der jeweiligen         teln. Aber auch die fortlaufende
Klasse oder eines Kurses Zugang haben.             Dokumentation des Unterrichts kann im
Dann können die Lehrer gezielt für ihre            MEBIS-Portal vom Lehrer geführt werden
Klasse Unterrichtseinheiten und Materi-            – wer eine Unterrichtsstunde versäumt,
alien „ablegen“ – z.B. Noten zum Üben,             kann kurzfristig nachlesen, was in der
Stoff zum Nachlesen, eine Linkliste mit            Stunde durchgenommen wurde.
Musikbeispielen oder gar ein ganzer Film
zum Ansehen – man muss also nicht an alle
                                                   Aber das MEBIS-Portal kann noch weit
dreißig Schüler der Klasse E-Mails ver-
                                                   mehr, die Lehrer können nämlich auch
schicken. Die Schüler können die Materi-
                                                   interaktiv mit den Schülern kommunizie-
alien ihrer eigenen Klasse ansehen,
                                                   ren: Hausaufgaben direkt einstellen und
anhören oder herunterladen – mit dem
                                                   von den Schülern online
Computer, Tablett oder auch dem Handy –
                                                   bearbeiten lassen,
und das, wann immer sie wollen bzw. einen
                                                   sogar
Netzzugang haben. Jeder Lehrer und Schü-
ler hat sein
                                              12
Prüfungsarbeiten in einem bestimmten
Zeitrahmen abarbeiten und auch Gruppen-
arbeiten der Schüler sind möglich – das
müssen aber auch zunächst die Lehrer ein-
mal erlernen. Bislang bietet nur die Baye-
rische Lehrerfortbildungsakademie in
Dillingen die Fortbildungskurse zur kom-
plexeren Nutzung von MEBIS an und diese
Online-Kurse waren in der zurücklie-
genden Zeit tausendfach überbucht. Doch
dies wird sich sukzessive legen und wir
(die „Digital-AG“ der Lehrerschaft) wird
berichten, was wir neu gelernt haben.

Berufsfachschule digital?
Sicher kann man nicht allen Unterricht
digitalisieren und die Kommunikation zwi-
schen Lehrern und Schülern sowie das
Vorspiel- und Konzerterlebnis muss weiter
auch „live“ stattfinden. Eine Unterstützung
unseres Unterrichts durch digitale Mög-
lichkeiten ist aber sicher wünschenswert
und ist in unserem Hause auch schon ange-
dacht. So z.B. eine eigene Server-Lösung
mit einem Lehrer und Schüler-Netz, über
das digital kommuniziert werden kann,
Materialien, Bilder und z.B. eigene Musik-
aufnahmen intern abgelegt werden können
und Online-Kurse wie z.B. Gehörbildung
oder Datenbanken wie z.B. unser Biblio-
thekskatalog online nutzbar sind. Hier soll
uns die Digitalisierung in Zukunft unter-
stützen – die Schule ersparen wird sie uns
aber nicht.

                                              13
Der Shutdown -
              Pädagogische Überraschungen am Klavier
                                     Andreas Weimer
Ich erinnere mich noch sehr genau daran, wie           gung zu optimieren, Schüler teilten nach Ab-
am Freitag den 13. März 2020 im Konzertsaal            sprachen mit Eltern das Wohn- oder Musik-
unserer Schule die Schulschließung ab dem              zimmer, einige Instrumente wurden sogar in die
16.3., zunächst bis zu den Osterferien, verkün-        Zimmer der Schüler umgezogen, und wir lern-
det wurde. Ob das ein schlechtes oder ein gutes        ten über vieles hinwegzusehen und –zuhören,
Omen war, dass das an einem Freitag dem 13.            was die Technik und die Gegebenheiten gegen-
passierte, sollte sich erst in den darauffol-          über dem Live-Unterricht an Nachteilen brach-
genden Wochen nach und nach herausstellen.             ten. Im Grunde waren die meisten sogar eher
Klar war zu Beginn nur eines: Wir als Schulfa-         zufrieden, dass der Unterricht überhaupt weiter
milie waren aufgefordert zu reagieren, um die          gehen konnte. Schließlich bereiteten sich viele
Zeit ohne Präsenzunterricht möglichst produk-          Schüler auf Aufnahme- und ihre Abschlussprü-
tiv zu nutzen. Meine allgemeinen Bemühungen            fungen vor und waren für jede Form der Unter-
waren geprägt von dem Gedanken möglichst               stützung dankbar.
wenige Unterschiede zum Präsenzunterricht              Ich habe für meine Klasse und meine Theorie-
spürbar werden zu lassen. Diese Aufgabe hat            unterrichte zunächst E-Mail-Verteiler erstellt.
nicht nur mich, sondern uns alle, Kollegium,           Das wichtigste war in dieser Anfangszeit alle
Schüler und Schulleitung vor täglich neue Auf-         mit den nötigen Informationen zu versorgen
gaben und Herausforderungen gestellt. Es wur-          und in der allgemeinen Unsicherheit ein
de uns relativ bald bewusst, dass wir nicht            Höchstmaß an Verlässlichkeit und Ordnung in
einfach so weiter machen können wie bisher,            den neu zu gestaltenden Unterrichtsalltag zu
nur eben in digitaler Form. Denn es waren              bringen. Videokonferenzen und entsprechende
Einschränkungen hinzunehmen in Sachen                  Login-Daten mussten eingerichtet und ausge-
Klangqualität, Rauschen oder gar Standbilder           tauscht und natürlich auch neue Stundenpläne
auf Grund leistungsschwacher DSL-Leitungen.            erstellt werden. Die Theorieunterrichte sollten
Ein anderer Aspekt war, dass viele Schüler zu          ja ebenso weiter laufen wie der Instrumentalun-
Hause nur eingeschränkt üben oder Unterricht           terricht. Also schrieb ich Skripte und Arbeits-
nehmen konnten, weil plötzlich auch Eltern im          blätter, die ich korrigierte und kommentiert
homeoffice waren. Einige mussten mit E-Pia-            zurückschickte. Ein Referat in Klaviermetho-
nos vorlieb nehmen oder sich mit dem Handy             dik zur Repertoirekunde wurde kurzerhand in
in den Videounterricht einloggen, da der Lap-          ein digitales Feature umgewandelt. Die Schüle-
top gerade von einem anderen Familienmit-              rinnen (ja, es waren nur Frauen) sollten zu
glied gebraucht wurde.                                 einem Komponisten einen Podcast erstellen
Wir übten uns in Geduld und mit einer gehö-            nach dem Vorbild einer Radiosendung. Die
rigen Portion Gelassenheit und dem Willen, das         eingereichten mp3´s waren durch die Bank
Beste daraus zu machen, konnten wir all dem            fantastisch. Selten habe ich interessantere, ab-
durchaus etwas Positives abgewinnen. Wir               wechslungsreichere und kreativere Beiträge zu
tauchten gemeinsam ein in digitale Welten,             hören bekommen. Es wurde mit Hintergrund-
suchten Positionen für Videokameras, brachten          musik, verteilten Sprechrollen, Musikbeispie-
Mikrofone in Stellung um die Klangübertra-             len und Interviews auf der Grundlage gut
                                                  14
ausgewählter, geschriebener und gelesener              und ihre Lehre anpassen. Ich gründete z. B. mit
Texte vorbildlich gearbeitet. Ich gebe zu, ohne        einer Gruppe von vier Schülerinnen und Schü-
diese besondere Situation wäre ich wahrschein-         lern aus dem Pflichtfachbereich eine Arbeits-
lich gar nicht auf die Idee gekommen, solch ein        gruppe zum Thema Üben. Die vierköpfige
Medium an Stelle eines Referates auszuprobie-          Gruppe (Sophie Rüth, Hannes Tischer, Jana
ren. Die Ergebnisse aber könnten durchaus              Zoike und Maximilian Maier) sollte sich mit
auch den Bayerischen Rundfunk interessieren,           den Anforderungen einer Aufnahmeprüfung
so überzeugend sind die Schülerinnen vorge-            auseinandersetzen und Kriterien zusammentra-
gangen. Und, ich bin sicher dass der eine oder         gen, wie wohl die Jury einer Musikhochschule
andere diese Beiträge auch noch in ein paar            einen Aufnahmeprüfling beurteilt. Zunächst
Jahren aus der Schublade ziehen und sich an            wurden vier Bereiche beschrieben, diese dann
den dargebotenen Informationen erfreuen wird.          in weitere Aspekte untergliedert und aus den
Die Unterrichte über Video gestalteten sich als        zwölf Punkten schließlich Methoden und Ar-
effektiv und waren zu Beginn mehr als ein              beitsweisen für das eigene Üben formuliert
Kompromiss. Das war zumindest die einhellige           (kursiv). Ein spannender Prozess, der unter
Meinung aller Schülerinnen und Schülern und            dem Strich viele neue Möglichkeiten der Fo-
auch von mir. Das in den ersten Wochen die             kussierung des eigenen Übens brachte. Wie
Neuheit des Verfahrens an sich einen Reiz aus-         diese Aspekte in das Üben einfließen können,
übte, ist sicher ebenfalls ein wichtiger Grund         wurde anschließend in den Video-Unterrichten
für die positive Aufnahme.                             gemeinsam erarbeitet und vertieft.
Wir waren beschäftigt die digitalen Möglich-           Dieses Beispiel zeigt, wie bereitwillig und
keiten auszuschöpfen und recherchierten auch           selbstverständlich eigenständig und eigenmoti-
im Internet wie z. B. Musikhochschulen mit             viert in der „Corona-Zeit“ Arbeit möglich war:
dieser außergewöhnlichen Situation umgehen
Übefelder:
    1.   Musikalität
             a. Interpretation
                       i. Klanggeschichte
                       ii. Interpretationsvergleiche
                       iii.         Worte finden für das was anspricht und was nicht
             b. Klang
                       i. Instrumentierung überlegen
                       ii. Technische Aspekte der Klangerzeugung variieren
                       iii.         Zuhören und beschreiben verschiedenartiger Klänge
             c. Charakter der Musik
                       i. Rollen und Charaktere ausprobieren
                       ii. Weniger richtig und falsch denken, mehr Ausprobieren
                       iii.         Lesen „zwischen“ dem Notentext
    2.   Notentext
             a. Töne + Rhythmus
                       i. Fingersätze genau anpassen
                       ii. Vom-Blatt-Singen
                       iii.         Zum Metrum gehend Rhythmen klatschen
             b. Dynamik
                                                  15
i. Lautstärkeskala einüben
                    ii. Dynamische Spannungen darstellen
         c.   Artikulation
                    i. Silben unterlegen
                    ii. Körperübungen und vorinstrumentales üben
3.   Technik
         a. Bewegungen
                    i. In Zeitlupe üben
                    ii. Ausdruck vollenden auch in langsamen tempi
                    iii.         Üben mit Pendeln und Bällen
         b. Intonation/Kontakt zum Instrument
                    i. Ganzen Körper mit einbeziehen
                    ii. Bewegungen in das Instrument weiter denken (Klaviermechanik)
                    iii.         Kontaktfläche und Druck empfinden
         c. Haltung
                    i. Grundspannung
                    ii. Lockerheit
                    iii.         Schwung- und Energieabläufe ohne Instrument üben
4.   Persönlichkeit
         a. Geistige Präsenz
                    i. Mentales Üben
                    ii. Dirigieren
                    iii.         Konzentrationsübungen
         b. Emotionale Bereitschaft
                    i. Vorspielanspannung steigern (Simulation der Prüfung)
                    ii. Umgang mit Angst lernen
                    iii.         Üben im Flow
         c. Körperlich-musikalischer Einklang
                    i. Wahrnehmung schulen (Taktil, Hörend)
                    ii. Video-Selbstkontrolle
                    iii.         Von Musik bewegen lassen (Marionette)

                                          16
Sogar Online-Vorspiele funktionierten.               eine Rückerinnerung durch unsere Köpfe wie
Ebenso wie per Video oder Audio aufgenom-            effektiv und differenziert Arbeiten mit dem
mene Übesequenzen, die gemeinsam bespro-             Instrument ist. Die persönliche Energie, das
chen wurden und auf Effektivität überprüft           klare und ganz ungetrübte Hören als Grund-
wurden.                                              lage des Bewegungslernen und des musika-
Sophie Rüth sagt in einem Interview, das ich         lischen Ausdrucks stand plötzlich wieder als
in Vorbereitung dieses Artikels mit einigen          segensreicher Rückgewinn alter Lern- und
Schülern führte, folgendes: „Also in der Co-         Arbeitsweisen vor uns. Und noch einmal
rona Zeit habe ich mein Üben besser kontrol-         gefragt, was lernen wir daraus? Es gibt sicher
liert und besser kennen gelernt und auch wie         viele alternative Möglichkeiten auch in der
schnell ich Fortschritte mache. Das habe ich         digitalen Welt zu Lernen und zu Arbeiten,
dokumentiert in Übeplänen und habe auch              die zudem eine positive Folge haben für die
aufgeschrieben wie ich geübt habe und mit            Eigentätigkeit der Lernenden, aber es gibt
welchem Erfolg. Das hat dann meinen Übe-             auch im künstlerischen Bereich zu Präsenz-
plan für den nächsten Tag mitbestimmt.“              unterricht wohl keine Alternative. Das ist
David Liebster geht sogar noch einen Schritt         ähnlich dem Vergleich zwischen einem Kon-
weiter und sagt: „Wenn ich nicht ständig den         zert und einer CD. Die Vor- und Nachteile
Lehrer an meiner Seite habe, der mir alles           auf bzw. abzuwiegen wird die nachbereiten-
vorkaut, dann kontrolliere ich mein Üben             de Aufgabe sein, von der wir als Pädagogen
viel besser und habe persönlich den Fort-            einiges erwarten dürfen. Die Motivationslö-
schritt auch wesentlich besser gemerkt“.             cher vieler Schüler nach einigen Wochen des
Wie deutlich ist bei vielen Schülerinnen und         coronabedingten Wegfalls des Präsenzunter-
Schülern das Eigenmanagement gewachsen               richtes wird sich allerdings ebenfalls noch
in dieser Zeit! Dieses Ziel verfolgen wir als        eine Weile halten und uns beschäftigen.
Pädagogen stets mit großem Eifer. Umso
bemerkenswerter ist es, dass in den vergan-
genen Wochen mit eingeschränktem Prä-
senzunterricht da fast wie von alleine etwas
voran ging. Was lernen wir daraus? Das wir
als Lehrer unseren Schülern eben nicht im-
mer alles vorkauen dürfen, sondern unsere
Schülerinnen und Schüler anhalten eigene
Wege zu finden, Übetagebücher zu führen
und die Wahrnehmung des eigenen Tuns zu
stärken.
All das hört sich sehr vielversprechend an,
wenn da nicht der Moment gekommen wäre,
wo zunächst klassenweise wieder Präsenzun-
terricht in der Schule möglich war. Es ging

                                                17
Gehörbildung mal anders als gewohnt!
                        Ein Arbeitsblatt aus der Corona-Zeit!
                               Ursula Kohlhäufl-Steffl

Liebe Schüler/Innen,
erstmal „Guten Morgen“ hier aus der Home-Office Außenstelle Regensburg!
Der Tag heute scheint gemacht für eine richtig intensive Arbeit am Klavier!
Na, wie sieht´s aus?

                 Hier zur Motivation ein Gedicht von Mascha Kalènko:

                            „Damals hieß das Backfisch“
                    Nun träum ich schon wieder an meinem Klavier
                           Und sollte doch eigentlich üben.
                            Ich übte mich lieber im Lieben,
                      Doch mein Traumprinz ist leider nicht hier
                        Floh seinen Backfisch, das arme Tier,
                      Und hat ihm schon lang nicht geschrieben.
                     Nun klimpre ich wütend auf meinem Klavier –
                         Muß doch mein Mütchen wo kühlen,
                             Hab eben zu viel an Gefühlen,
                              Und keiner teilt sie mit mir.
                      Wär mein Traumprinz mit mir am Klavier –
                          Ich würde gern vierhändig spielen.

Dazu noch eine Kreativitätsübung: die kleine Sexte!

Für mich klingt die kleine Sexte, übrigens solmisiert Do↑ Lu (natürlich moll) oder Do
↓Mi (Dur), immer etwas nach einer Glockenblume – zart und das Köpfchen etwas
geneigt bewegt sie sich weich im feinsten Windhauch, die Farbe ist helles zartes violett.
Sucht euch eine eigene Assoziation!
Geht intensiv in das Bild hinein, vielleicht könnt die Glockenblume riechen!
Singt die kleine Sexte auf- und abwärts!
Kontrolliert am Klavier oder HF Instrument.

                                           18
Findet ein Lied das mit diesem Intervall beginnt! Könnt ihr das Lied aus dem Gedächtnis
notieren? Transponiert es in verschiedene Tonarten!
Spielt die kleine Sexte auf vielen verschiedenen Tönen – dann kann sein, dass sich das
Bild evtl. ändert! Viel Freude damit!

                                          19
Ausflug in die „Oberpfalz und ihre Zwiefachen“
     Wahlfach „Singen mit Kindern / Kinderchorleitung“ - Ursula Kohlhäufl-Steffl

Am Samstag, dem 21. Sept. 2019 be-                 Steger aus. Hans Wax, ein Urgestein des
suchte die Klasse Wahlfach „Singen mit             Bezirks Oberpfalz und der Volksmu-
Kindern/Kinderchorleitung“ den vom                 sikszene beeindruckte uns schnell durch
Bezirksheimatpfleger des Bezirks Oberp-            seine besonders lebendige und humor-
falz, Dr. Tobias Appl, veranstalteten drit-        volle Art mit Kindern zu singen. Brachte
ten Zwiefachentag in Sulzbach-                     er doch die Landschaftsstube im Rathaus
Rosenberg an unserer Schule und im Rat-            zum Klingen und bald hielt es auch uns
haus. Unter den vielen Angeboten an                nicht mehr auf den Stühlen, und wir
Vorträgen und Workshops wählten wir                tanzen fröhlich den
das Kindersingen mit Hans Wax „Hupf                Zwiefachen
mit der Durl“ und „Einfach –
Zwiefach…singa mit Kindern!“ mit Ma-
nuela Haberberger/Marion
                                              20
unter seiner Anleitung. Hier wurde                    Bei herbstlich strahlendem Sonnenschein
schnell klar, ohne Bewegung geht nichts               zeigte sich Sulzbach von seiner schöns-
im Kindersingen, mit Bewegung alles.                  ten Seite und wir erfuhren viel Wissens-
Mit seinem Witz und seinem Gitarren-                  wertes über die musikalische Historie der
spiel hatte er schnell alle begeistert. Inter-        Stadt. Zum Beispiel wäre Wolfgang
essantes erfuhr man von ihm: der                      Amadeus Mozart fast ein Sulzbacher ge-
Zwiefache ist nicht nur in der Oberpfalz              worden, da er sich als Hofkapellmeister
beheimatet, sondern auch in vielen Kul-               für das Sulzbacher Schloss beworben
turkreisen zuhause, wie auch in Spanien,              hatte, aber dann doch Paris den Vorzug
was Hans Wax eindrücklich mit seiner                  gab!
Gitarre akustisch unterstrich. Die Lieder             Motiviert durch diese Eindrücke startete
„D´Bäurin hat d`Katz verlor`n“, „Wenn                 das Wahlfach „Singen mit Kindern - Kin-
der Aff Bananen frißt“ und „Hanserl,                  derchorleitung“ in das musikalische
sach a e“ machten schnell gute Laune                  Abenteuer, den Zwiefachen den Kindern
und das Ergebnis ließ sich hören!                     der 3. Jahrgangsstufe der Pestalozzi
Als methodische Ansätze direkt aus der                Grundschule nahezubringen.
Praxis nahmen wir mit: Vorsingen /
Nachsingen. Text rhythmisch vorspre-                  Ursula Kohlhäufl-Steffl
chen. Bewegung / Tanz zum Lied. Alles                 Stv. Schulleiterin
auswendig und ohne Noten. Zuhören.
Wiederholen.

So werden auch mit dem Zwiefachen
musikalische und kognitive Fähigkeiten
der Kinder nachhaltig gefördert.
Der Workshop „Einfach – Zwiefach…
singen mit Kindern“ stand dem in nichts
nach. Auch hier wurde den Schülerinnen
schnell klar, wie wichtig Bewegung, hier
Tanz, für das rhythmische Verstehen
eines Zwiefachen ist, und wie schnell
Gruppendynamik entsteht, die tiefge-
hende Begeisterung hervorruft.
Zum Abschluss unserer Exkursion nah-
men wir noch an dem „Musikhisto-
rischen Spaziergang durch Sulzbachs
Altstadt“ mit Dr. Markus Lommer teil.

                                                 21
Canceled? Delayed! Exkursion nach Bonn
                                  Philipp Heiß

2020 sollte das Beethoven-Jahr werden. Es wurde das Corona-Jahr. Eigentlich
hatten im März bereits alle Hauptfach-Pianist*Innen ihre Koffer für eine Exkursion
nach Bonn in die Geburtsstadt Ludwig van Beethovens gepackt. Zug und Hotel
waren gebucht, das Programm stand fest - geplant waren eine Führung durch das
Beethoven-Haus Bonn, der Besuch der Ausstellung „Beethoven - Welt
Bürger.Musik“ in der Bundeskunsthalle Bonn, ein Konzertbesuch im Opernhaus
Bonn mit Beethovens 3. Klavierkonzert sowie ein Spaziergang durch das ehemalige
Bonner Regierungsviertel auf dem Weg der Demokratie. Doch es kam bekanntlich
alles anders - das Konzert im Opernhaus wurde abgesagt, Beethoven-Haus und
Bundeskunsthalle geschlossen. Es war klar, dass die Fahrt nach Bonn in diesem Jahr
leider nicht stattfinden konnte. Aber man kann ein Jubiläum auch nachfeiern, wir
hoffen auf 2021. Die Zeit ist kurz, die Kunst ist lang!

                                       22
„Aura des Unterrichts in coronischen Zeiten“
                                      Wenzel Gummer

 Collage mit Einblicken in die Unterrichtsstudios der Schüler bzw. Lehrer

Sayili Aylin: „Falls die Internetverbindung mal
wieder so schlecht ist, dass man nichts hört, und
        sich anders weiterhelfen muss!“             Milena Galvan-Odar: „Wenn es zu Hause
                                                    während der Corona Zeit keinen echten
                                                     Flügel gibt...dann wird improvisiert“

 Apollonia Schmidt: „Selten war ich so froh die
      „moderne Technik“ zu haben. Die
   Möglichkeit, trotz Corona Unterricht zu
   bekommen, war unglaublich viel Wert.“
                                               23
Wenzel Gummer: „Ferne so nah sie sein mag“

                                         24
„Stimmbildung goes online - Grüße aus
     dem singenden Homeoffice
              Luise Heiß

                   25
Die Meisterschaft des Zuhörens
                                     Norbert Lodes

Ein pragmatischer Unterricht beruht auf
Geduld und Beobachtung.                             Das Repertoire wurde nach und nach im-
Stets von positiven Elementen ausgehend             mer umfangreicher.
ist es die Kunst, jedem das Selbstvertrauen         Es kamen traditionelle Musikstücke für
zu geben, das einem diese ersehnte Leich-           Weihnachten, Barockmusik von G. Ph. Te-
tigkeit gibt, die vorliegenden Werke so zu          lemann, Filmmusiktitel, Originalwerke wie
interpretieren, wie man es sich wünscht.            „Kraken“ von dem berühmten Philip Jones
Ein neues Bewusstsein von Ansprache,                Ensemble für 10 Blechbläser und Musik
Klang, Ton, einer Phrase und schlussend-            von German Brass dazu. Auch Titel von
lich der Musik zu schaffen, das erlaubt sein        Mnozil Brass durften in unserer Sammlung
Spiel mit Reinheit, Eleganz und Klarheit zu         nicht fehlen.
gestalten.
                                                    So waren wir bestens gerüstet, alle anste-
So begann auch im zurückliegenden Schul-            henden Aufgaben mit unserer Blechbläser-
jahr unsere Ensemblearbeit mit schlichten           musik in Bezug auf Umrahmungen von
Chorälen aus J. S. Bachs Feder und dop-             Veranstaltungen und Konzerten zu erfül-
pelchörigen Madrigalen von Hans Leo                 len.
Hassler, die sich ausgezeichnet dafür eig-
nen, die oben aufgeführten positiven Ei-            Leider wurde unser Eifer und das sehr har-
genschaften für jede einzelne Spielerin und         monische und konstruktive Arbeiten in un-
jeden einzelnen Spieler zu erreichen.               serer „Blechbläserschar“ ab dem Monat
Das romantische Gesangsstück „Denn er               März jäh unterbrochen und ein gemein-
hat seinen Engeln befohlen“ von Felix               sames Musizieren war von einem auf den
Mendelssohn Bartholdy in einer Bearbei-             anderen Tag nicht mehr möglich. Auch
tung für 8 Blechbläser, erweiterte unsere           wenn es sehr schmerzte, es kam eine von
Arbeit in puncto gesangliches, dyna-                Vernunft und Weitsicht geleitete Entschei-
misches und agogisches Spiel in besonde-            dung. Nach einer Umorientierungszeit von
rer Weise.                                          ca. zwei Wochen konnte der Onlineunter-
Das Herangehen rein über die Stimme wur-            richt durchstarten. Die Testphase der mög-
de immer wieder mit herangezogen. Wir               lichen Plattformen hatte sehr schnell zu
intonierten die einzelnen Passagen über das         einem Ergebnis geführt und so war es mög-
Singen und versuchten ausschließlich über           lich, bald jede Schülerin und jeden Schüler
den Ausspruch „lass dein Herz singen“               individuell zu unterrichten. Auch für mich
unser Instrument zum Klingen zu bringen,            war es Neuland und ich komme auf den
um diese tolle Musik möglichst stilecht zu          Anfang meiner Ausführungen zurück.
interpretieren.
                                               26
„Die Meisterschaft des Zuhörens“, Geduld            wenn ein bestimmtes Zeitfenster frei war,
und Beobachtung waren mehr denn je ge-              sondern wenn man motiviert war. Mit we-
fragt und der Onlineunterricht brachte viele        niger Zeitdruck konnte man entspannter
neue Erkenntnisse auch für meine Arbeit.            und effektiver üben“.
Alles in allem hatte diese schwierige Zeit
der Einschränkungen für meine Blechblä-             Ein Schuljahr, das nach dem normalen Re-
serklasse im Nachhinein eine positive Ent-          gelbetrieb abläuft, verfügt definitiv nicht
wicklung zur Folge.                                 über eine derartige „Auszeit“ sich so viel-
                                                    seitig und intensiv mit seinem Instrument
Die Ruhe und ein komfortables Zeitfenster           zu beschäftigen. Trotz alldem ist der Prä-
für die Auseinandersetzung mit seinem In-           senzunterricht durch nichts zu ersetzen und
strument, das Eintauchen in Arbeitsstruk-           so war eine Mischung aus beiden Unter-
turen, vor allem der Basicarbeit und auch           richtsformen für die Ausgewogenheit sehr
das Mitschneiden der Literaturarbeit in             wichtig.
Form von Tonaufnahmen brachte eine                  Ich danke allen Spielerinnen und Spielern
ganz neue Erfahrung für uns alle.                   unserer Blechbläserklasse für das hervorra-
                                                    gende Miteinander in einem zwar „ande-
Dazu ein Zitat von Sophie Rüth aus dem              ren“ aber trotzdem für mich erfüllten
künstlerischen Zweig (12. Klasse):                  Schuljahr.

„Während der Corona-Krise fielen sämt-              Nachfolgend die Auftritte des ersten Halb-
liche Termine weg, weshalb ich durch                jahres:
nichts abgelenkt wurde und mich zu 100 %
auf das Üben konzentrieren konnte. Ich              -   Die Berufsfachschule für Musik „in
strukturiere seitdem mein Üben noch mehr,
                                                        Konzert und Musical“ in der Mehr-
was mir in der Entwicklung sehr weiter-
                                                        zweckhalle Kümmersbruck
hilft. Trotzdem fehlt es mir sehr, auf der
Bühne zu stehen und vor allem mit anderen           -   „Fünf nach Zwölf“ Mittagsmusik in der
zu musizieren“.                                         Dompfarrei „St. Ulrich Niedermünster“
                                                        in Regensburg
Ein weiteres Zitat von Irene Meiler aus der         -   Umrahmung einer festlichen Stunde des
11. Klasse:                                             Fördervereins „Heimatmuseum“
                                                        mit Lesungen und Musik in der Schloss-
„ In den zurückliegenden Coronawochen                   kirche in Sulzbach Rosenberg
habe ich die Zeit genutzt, mich mit Dingen
zu beschäftigen, die bisher im Alltag liegen        - Weihnachtliche Stunde mit Mundartge-
geblieben sind. Durch die Absagen vieler              schichten und festlicher Blechbläsermu-
Termine, Proben und Auftritte blieb natür-            sik des Krippenbauvereins Sulzbach-
lich viel Zeit zum Üben. Es war positiv,              Rosenberg
dass man sich den Tag fast komplett selbst          - Traditionelle Weihnachtskonzerte der
einteilen konnte. Man musste nicht üben,              BFSM
                                               27
28
                                                            -

            (vordere Reihe von links nach rechts:)
     Nico, Lina, Tanita, Irene, Sophie, Kathrin und Lukas

            (hintere Reihe von links nach rechts:)
       David, Peter, Samuel, Norbert, Daniel und Jonas
Das Saxophonquartett
                                 Johannes Neuner

Mit Maximilian Schramm, Rebecca Gürster, Hanna Fuß und Vincent Reichenberger
begann das neue Schuljahr ereignisreich und mit frohem Sinn.
Durch verschiedene Auftritte des Vorjahres gut aufeinander eingespielt umrahmte man
bereits im Oktober das 20-jährige Jubiläum der Seniorenunion in Altmannshof bei
Amberg. Es folgte die Bürgerpreisverleihung der Gemeinde Schmidmühlen durch
Bürgermeister Peter Braun Ende November. Unser Beitrag zum Weihnachtskonzert der
Berufsfachschule war das swingende „Let it snow“, um dann gleich am ersten Schultag
nach den Weihnachtsferien wieder durchzustarten beim Neujahrsempfang im Senioren-
heim Bühler Höhe.
Das Programm war vielfältig, von Tilmann Susatos „Drei Allemanden“ über Pierre
Vellones „Prelude et Rondo“ und Saties „Jack in the Box“ zu Sting´s „Englishman in New
York“. Wer weiß, wohin die Reise noch gegangen wäre, wenn nicht ein kleiner Virus
……
Doch man soll die Hoffnung nicht aufgeben. Sobald die Luft wieder rein ist, werden wir
die neue Saison gebührend anblasen!

                                         29
Kulturwoche mit Meister ihres Faches
                           Kümmersbruck, Fr., 15.09.2019

Den Auftritt der jungen Profis der Berufsfach-        logische Abschluss eines absolut grandiosen
schule für Musik aus Sulzbach-Rosenberg               Konzertes.
übertreffen alle Erwartungen. Zum Auftakt der
Kümmersbrucker Kulturwoche hieß Bürger-               (Text mit freundlicher Genehmigung der Sulz-
meister Roland Strehl viele Zuschauer in der          bach-Rosenberger Zeitung)
Mehrzweckhalle willkommen.
Kümmersbruck. Schon ab dem ersten Stück
des Blechbläser-Ensembles (Leitung: Norbert
Lodes) spürten die Zuschauer, dass hier junge
Leute Musik machen, die das zu ihrem Lebens-
inhalt gemacht haben: Jeder Ton saß, man hörte
aufeinander und perfektionierte damit den Ge-
samtklang. Dem stand das Percussion-Ensemb-
le, das seinen fulminanten Auftritt auch ohne
ihren in der Musikszene bekannten Leiter Eck-
hard Kopetzki meisterte, in nichts nach. Und
wer beim anschließenden Auftritt der Combo
die Augen schloss, der wähnte sich in einem
der legendären Konzerte von James Brown – so
perfekt gelang der Sound mit dem überra-
genden Sänger Johannes Pflaum.
Nach der Pause hatte das Musical-Ensemble
seine große Stunde. Dabei entführten die Musi-
ker und Sänger zusammen mit dem eloquenten
Moderatorenduo Tatjana von Waechter und
Ben Gottuk das zunehmend begeisterte Publi-
kum auch in unbekannte Ecken des Genres. Mit
vollem Körpereinsatz und ausgetüftelter Cho-
reographie glänzten die talentierten Sänger in
ihren Rollen. Mal aufreizend sexy, mach frech,
mal verrucht und mal auch verdammt chole-
risch, wie Stefan Schößwendter als „Der Gast-
geber“ zeigten sie ihre musikalischen
Fähigkeiten. Das alles unter der kongenialen
Pianobegleitung durch den künstlerischen Lei-
ter Manfred Knaak. Spätestens beim „Season of
Love“ aus dem Musical „Rent“ bei dem das
Ensemble fast komplett auf der Bühne tanzte,
hielt es das Publikum nicht mehr auf den Sit-
zen. Stehender Applaus für die „Meisterschü-
ler“ der Berufsfachschule war in der Folge der
                                                 30
Die Violinklassen
                                    Carola Eva-Richter

Jedes Jahr ändern sich die Zusammenset-            entscheidender Abschnitt auf dem Weg
zung und die Dynamik der Klassen in er-            zum professionellen Musizieren; für
heblichem Maße und es ist jedes Jahr               manche eher ein Richtungsgeber, um zu
wieder spannend, welche Projekte geplant           wissen, wie es nach den zwei Jahren an der
und am Ende realisiert werden können. In           Schule weitergehen soll.
diesem Schuljahr – müßig zu erwähnen –             Ich hoffe, dass dies auch unter den sehr
hing das in erster Linie von ganz unmusi-          besonderen, coronabedingten Umständen
kalischen Einflüssen ab, die leider allen          gelungen ist!
kammermusikalischen Ambitionen im
zweiten Schulhalbjahr einen Strich durch           Nun freuen wir uns auf ein wieder ganz
die Rechnung machten.                              anderes neues Schuljahr mit vielen
                                                   Auftritten und wünschen allen Schüler-
So bleiben also die Proben und Konzerte            innen und Schülern, die die Schule im
bis zum März in Erinnerung: Beim                   Sommer verlassen, von Herzen alles Gute
Weihnachtskonzert war eine starke                  für ihre weitere Ausbildung!
Streicherbesetzung mit vielen engagierten
Neben- und Wahlfächlern zu hören, die
gemeinsam mit den Bratschen und Celli
der Schule eine Purcell-Suite aufführten.
Weiterhin wurden Sonaten, barocke Trios,
Beethoven-Klaviertrios und die Cavatine
von Joachim Raff für Solovioline und                                       Nicole Dell
Streichquartettbegleitung geprobt. Es hätte                                   beim
ein Kammermusikkonzert geben sollen                                       Weihnachts-
und natürlich das traditionelle Konzert auf                               konzert 2019
dem Annaberg zum Ende des Schuljahres.
Stattdessen eine Konzentration auf das
Wesentliche: Unterricht, Üben, Prüfungs-
und Aufnahmeprüfungsvorbereitung. Der
Wunsch war, alles in die richtigen Bahnen
zu lenken, damit die Arbeit nach dem
Sommer ohne all zu große Einbußen
weitergehen kann.

Für viele Schülerinnen und Schüler ist die
Berufsfachschule ein

                                              31
Schlagzeugklasse
                                    Eckhard Kopetzki

Ein Schuljahr ohne die inzwischen viel gerühmte "Night of Percussion" - das gibt es doch nicht.
Doch, das gab es . . . - in diesem Schuljahr.

Nach vielen erfolgreichen und tollen Konzertabenden der letzten Jahre wollten wir auch dieses
Jahr im Mai eine „Night of Percussion“ veranstalten; sie wird im nächsten Schuljahr umso
grandioser „ausfallen“? Mitgewirkt hat das Percussionensemble in diesem Schuljahr bei der
Musical-Gala im November im Kümmersbruck. 3 Titel wurden zum Konzert beigetragen:
Clapping Music von Steve Reich, dem bekanntesten Vertreter der Minimal Music. Und mit „Trike
Turn“ und „Hand in Hand“ standen noch zwei Kompositionen von Eckhard Kopetzki auf dem
Programm.

Bedanken möchte ich mich sehr herzlich bei allen 5 Hauptfächlern; Michael Domaschka und Leon
Neudert, die „Neuen“ aus der Klasse 10, die sich beide schon auf das Konzert im nächsten Jahr
vorbereiten. Aus der Klasse 11 werden verabschiedet: Lilly Feile, Coralie Gottschalk und Hannes
Tischer. Die beiden Letztgenannten bleiben noch ein Jahr an der Schule, sie werden in das
Künstlerische Aufbaujahr eintreten. Lilly wünsche ich alles Gute auf ihrem Lebensweg und
weiterhin viel Freude an der Musik. Somit bleiben 4 „alte“ Schüler an der Schule, die für eine
erfolgreiche „Night of Percussion“ im nächsten Jahr garantieren.

                                              32
Interview mit Benedikt Boßle
                     Eine Ära geht zu Ende...
Biographisches                                       Bezirksjugendreferenten aus.
                                                     Derzeit ist er Lehrgangsbeauftragter des Be-
Benedikt Boßle studierte nach seinem Abitur          zirksverbandes Oberpfalz.
und Dienst beim Heeresmusikkorps IV Kir-
chenmusik in Regensburg.                             Chef, Kollege, Freund und Mensch
Seine 1. Stelle trat er 1979 als Kirchenmusi-
ker an der Stadtpfarrkirche St. Marien in            Als ich gefragt worden bin, ob ich einen
Sulzbach-Rosenberg an. 1981 erfolgte ein             Artikel zum Abschied von Benedikt Bossle
Wechsel als Musikerzieher ans Gymnasium,             für diesen Jahresbericht schreiben würde,
bevor er 1984 zum Rektor der neu gegründe-           habe ich gerne zugesagt, aber was ich schrei-
ten Berufsfachschule für Musik (BFSM) in             ben kann, lässt sich eigentlich mit wenigen
Sulzbach-Rosenberg berufen wurde. Ge-                Worten ausdrücken:
meinsam mit einer kleinen Schar von Kolle-           Ich arbeite nun seit 19 Jahren an der Schule.
ginnen und Kollegen war Benedikt Boßle am            Benedikt Bossle war in all den Jahren für
kontinuierlichen Ausbau der Schule und der           mich ein Rektor, den ich jederzeit ansprechen
Entwicklung des Schultyps in Bayern allge-           konnte. Durch meine mehrjährige Tätigkeit
mein mitverantwortlich. Als Sprecher der             als Vertrauenslehrerin, Personalratsbeauf-
Berufsfachschulen für Musik über 30 Jahre            tragte des Kollegiums und Mitarbeiterin im
hinweg, als auch als Mitglied in mehreren            Rektorat hat sich ein sehr vertrauensvolles
Lehrplankommissionen und bei der Konzep-             Arbeitsverhältnis entwickelt, das auch ge-
tion des 3. Schuljahres (Aufbaujahr), konnte         genseitige Kritik aushält und - so kann ich
er viele Anregungen und Impulse einbringen.          von mir aus sagen -, zu einer Freundschaft
Bis zum Jahre 2004 war er kirchenmusika-             gewachsen ist.
lisch als Regionalkantor für die Region              Für mich ist ganz entscheidend, dass Bene-
Amberg/Schwandorf tätig.                             dikt immer Chef, Kollege und Mensch war.
Auf seine Initiative hin führte die BFSM             Dafür möchte ich mich persönlich ganz herz-
Su-Ro als erste ihrer Art im September 2003          lich bedanken.
einen eigenständigen Musicalzweig ein.               Unsere Schule stünde ohne seinen unermüd-
2002 erhielt die Schule einen neuen 300 m²           lichen Einsatz sicher nicht annähernd so gut
großen Konzertsaal, ehe von 2007 bis 2009            da, wie sie es heute tut. Davon konnte ich
die Generalsanierung der Schule ein neues            mich in der Vergangenheit eindringlich über-
und einladendes Gesicht gab.                         zeugen. Benedikt Bossle ist keiner, der viele
                                                     Umstände von sich macht, sondern einfach
Benedikt Boßle war entscheidend an der Ent-          einer, der macht! Uneitel und unermüdlich.
wicklung des Kooperationsmodells des Be-             Deshalb dachte ich, wäre jetzt eine
zirks Oberpfalz und der Berufsfachschule mit         gute Gelegenheit, nicht
dem Nordbayerischen Musikbund beteiligt              über ihn zu
Und übte dort die Funktion des stellv. Bun-
desdirigenten und des stellv.
                                                33
schreiben, sondern ihn selbst zu Wort kom-            A.T.:
men zu lassen. Mit 20 Fragen „im Gepäck“              Und was wusstest du über sie oder überhaupt
bat ich ihn zu einem Gespräch:                        über diesen Schultyp in der Praxis? Hattest
                                                      du Gelegenheit, sie dir anzuschauen?
                                                      B.B.:
                                                      Die Zeit war äußerst knapp - eigentlich zu
                                                      knapp. In der zweiten Julihälfte 1984 bin ich
                                                      mal nach Pattling gefahren und habe dort die
                                                      Abschlussprüfungen ein bisschen beobach-
                                                      tet. Mehr Gelegenheiten zu praktischen Infos
                                                      gab es nicht, weil dann die Ferien losgingen.
                                                      Im September fuhr ich nach Kronach, zum
Am Anfang gab es ein Klavier und viel                 damaligen Vorsitzenden der Arbeitsgemein-
Zusammenhalt                                          schaft der Berufsfachschulen für Musik.
                                                      A.T.:
A.T.:                                                 Spannend! Wie groß war das Gründungskol-
Du bist vor 36 Jahren zum Rektor dieser               legium und wie seid ihr gestartet?
gerade neu gegründeten Schule ernannt wor-            B.B.:
den.                                                  Das war so, dass ich die einzige hauptamt-
Wie war das damals? Wie ging es los mit               liche Lehrkraft war. Alle anderen waren, wie
unserer Berufsfachschule?                             man damals sagte, nebenberufliche Lehrkräf-
B.B.:                                                 te. Man wollte erstmal prüfen, wie sich die
Die BFSM als solche war eine schwere Ge-              Schule entwickelt, bevor man festes Personal
burt. Sie ist lange diskutiert und der Eröff-         anstellte. Dieser Druck, uns als Schule be-
nungstermin mehrfach verschoben worden.               weisen zu müssen, war in den ersten Jahren
Im April 1984 wurde ich zum Schulleiter               schon erheblich und auch sehr belastend,
ernannt, ab Juli hatte ich dann Zeit, um alles        besonders wenn ich bedenke, dass Dinkels-
so vorzubereiten, dass der Schulbetrieb im            bühl mit sieben hauptamtlichen Stellen ge-
September beginnen konnte.                            startet ist. Dazu kam die Schwierigkeit, dass
A.T.:                                                 niemand von uns schulische Erfahrung mit-
Gab es zu dem Zeitpunkt schon andere Be-              brachte und ich als Schulleiter lediglich auf
rufsfachschulen für Musik in Bayern?                  drei Jahre Gymnasialdienst zurückschauen
B.B.:                                                 konnte. Darüber hinaus wurde unser Schul-
Es gab schon Berufsfachschulen. Nach dem              typ beim Musikrat, wie auch von vielen an-
1. Bay. Musikplan war für jeden der sieben            deren Verbänden, ziemlich kritisch beäugt.
Regierungsbezirke eine BFSM vorgesehen.               Es war wirklich nicht ganz einfach. Wir wa-
Die erste war in Plattling, dann folgten              ren eine kleine Truppe - 8 oder 10 Leute -
Krumbach, Kronach, Altötting und Bad Kö-              und mussten am Anfang schon sehr
nigshofen. Dinkelsbühl und Sulzbach-Ro-               zusammenhalten. Übrigens auch
senberg waren schließlich die beiden letzten          die Schüler. Aber es
und wie Krumbach in der Trägerschaft der              herrschte
jeweiligen Bezirke.
                                                 34
damals eine Aufbruchstimmung, die ich dann             Wichtige Impulse für die Laienmusik
so in dieser Intensität nicht mehr erlebt habe.
A.T.:                                                  A.T.:
Wann wurden denn dann die ersten haupt-                Also es ging bei den Aufgaben der BFSM
amtlichen Stellen besetzt?                             einerseits um kulturelle Bildung in der Regi-
B.B.:                                                  on, andrerseits aber eben auch um diese zu-
Nach einem Jahr kam die erste Stelle dazu,             sätzliche Qualifikationsmöglichkeit für
das war die meiner Stellvertretung, das Jahr           Schülerinnen und Schüler?
drauf noch mal eine Vollzeitstelle und so              B.B.:
weiter, bis wir dann sechs Vollzeitlehrkräfte          Ja richtig. Das schulische Ausbildungsziel
waren. Das war ein Prozess von 3 bis 4 Jahren.         war ganz wichtig, weil man ja wusste, dass
A.T.:                                                  wir mit unserer 2-jährigen Ausbildung un-
Jetzt zu den Schülern. Du hast ja eben schon           seren Schülern keine berufliche Lebens-
die Aufbruchstimmung in den Anfängen er-               grundlage schaffen konnten. Dazu war das
wähnt, aber wie ging es eigentlich los? Habt           musikalische Niveau in den Anfangsjahren
ihr einfach, sozusagen aus dem „off“ Auf-              auch einfach nicht hoch genug und die zwei
nahmeprüfungen angesetzt oder wie seid ihr             Jahre waren zu kurz für eine künstlerisch
zu den ersten Schülern gekommen?                       musikalische Entwicklung. Die Intention der
B.B.:                                                  Schule sollte nicht die Ausbildung von Mu-
Ja (lacht) wir haben Aufnahmeprüfungen                 siklehrern sein, sondern es ging um Multipli-
gemacht. Die haben im jetzigen Lehrerzim-              katoren für das Laien-Musizieren in der
mer stattgefunden, sonst wurde im ganzen               Region. Deshalb hieß unser Abschluss ja
Haus noch umgebaut. Es gab dort ein Kla-               lange Zeit auch „Leiter/in im Laienmusizie-
vier, unser einziges Instrument damals. Aber           ren“. Jetzt haben wir das anders bezeichnet,
es waren 56 Leute da und aus denen haben               weil es nicht mehr ganz zutreffend ist. Der
wir dann ungefähr 20 aussuchen können.                 Begriff „Laienmusik“ hat leider einen nega-
Die Verhältnisse damals waren aber ganz                tiven Touch. Das ist in anderen Bereichen
anders, als heute. Das Eingangsniveau der              nicht so. Zum Beispiel im Fußball: Da spricht
Schüler lag deutlich unter dem, das wir jetzt          man von „Amateuren“ - das klingt schon
haben. Die Schule war damals hauptsächlich             ganz anders. Diese Ausbildung von Leitern
gedacht für Hauptschulabgänger, die mit                für Laienmusik-Ensembles - also auch Chor-
Hauptfach Musik ihren mittleren Schulab-               leiter - war ein ursprüngliches Ausbildungs-
schuss machen wollten. Wir waren noch weit             ziel - und zwar ein sehr wichtiges. Jetzt
entfernt von der Situation, dass wir 2/3 Abi-          allmählich habe ich den Eindruck, dass wir es
turienten als Schüler haben, wie es jetzt ist.         erreichen: Und zwar mit dem „Umweg“ über
Die Möglichkeit zum mittleren Schulab-                 die Musikhochschule aber dadurch auf einem
schluss war für den Bezirk Oberpfalz als               deutlich höheren Niveau, als wir anfangs
Schulträger eine ganz wichtige Vorausset-              gedacht hatten. Talentierte Jugendliche, die
zung für die Errichtung der Schule überhaupt.          Berufsfachschulen besuchen,

                                                  35
kommen häufig aus der Region und kehren           diese Schule jetzt leitest in Epochen einzutei-
oft auch gerne wieder dahin zurück.               len? Könntest du da eine Einteilung finden?
Es ist schon enorm, wie viele ehemalige           B.B.:
Schülerinnen und Schüler von uns heute in         Ja - das könnte ich schon machen. Die An-
der Laienmusik allein hier regional tätig sind.   fangsjahre mit ihrer starken Entwicklung
Das Niveau der Blasorchester und Kapellen         aber auch mit großer Skepsis von außen ge-
zieht unheimlich an. Das ist echt großartig,      genüber diesem neuen Schultyp. Habt ihr
muss ich sagen. Diese Impulse für die Laien-      denn genug Schüler? Die Frage kam ständig.
musik, die ja das ursprüngliche Ziel unserer      Ja man kann wirklich sagen: Die erste Epo-
Schule waren, werden jetzt auf einem we-          che war die Epoche der Skepsis aber auch der
sentlich höheren Niveau umgesetzt. Da hat         kontinuierlichen Entwicklung.
sich in den letzten Jahren schon unheimlich       Dann kam die Zeit der Konsolidierung, des
viel getan und da haben die Berufsfachschu-       ruhigen „Dahinfließens“, der Stabilisierung
len allgemein viel dazu beigetragen.              und dann die Epoche der „Power nach vor-
A.T.:                                             ne“. Die begann mit dem Neubau des Kon-
Du hast ja schon betont, dass sich das Ein-       zertsaals 2002 und der miteinhergehenden
gangsniveau gesteigert hat und früher viel        Gründung des Musical-Zweiges. Der Musi-
weniger beabsichtigt haben, sich bei uns auf      cal-Zweig hat uns unheimlich viel Populari-
eine Aufnahmeprüfung vorzubereiten. Wann          tät eingebracht und dann kamen viele
hat sich das geändert? Kannst du hier einen       glückliche Zufälle zusammen. Wir hatten
Zeitpunkt oder einen ungefähren Zeitraum          gute Absolventinnen und Absolventen, stei-
nennen oder war das eine fließende Ent-           gende Schülerzahlen. Ja wirklich: Diese Ein-
wicklung?                                         teilung kann man im Großen und Ganzen so
B.B.:                                             stehen lassen.
Das war eigentlich eine fließende Entwick-        A.T.:
lung und hing stark mit der vorherigen Schul-     Gibt es da was, auf das du besonders
ausbildung zusammen. Die meisten hatten           stolz bist, wenn du zurück blickst?
bereits den mittleren Abschluss - die Haupt-      Eine Sache über die
schulen wurden ja zu Mittelschulen - oder         du im Rückblick denkst: Wow, das war wirk-
sogar das Abitur. Schulabschlüsse wurden          lich toll!
allgemein immer wichtiger und darum hatten        B.B.:
auch unsere Schülerinnen und Schüler meist        Es kommt immer auf den Blickwinkel an.
schon gute Schulabschlüsse. Gegenwärtig           Die Pionierzeit zum Beispiel die war sehr
kommt es nur noch vereinzelt vor, dass bei        schön, weil die Gemeinschaft mit Lehrern
uns der mittlere Schulabschluss gemacht           und Schülern einfach total gut war.
werden soll.                                      Für mich persönlich war alles um den Musi-
                                                  cal-Zweig herum vielleicht das Heraus-
Entwicklung - Konsolidierung und Power            ragenste. Es war eine sehr
nach vorne                                        glückliche Zeit. Ich
                                                  war viel
A.T.:
Wenn ich dich bitten würde, die nunmehr 3
1/2 Jahrzehnte, die du                    36
Sie können auch lesen