BildungsLandschaften im Wohnumfeld spielend erforschen, gestalten und aneignen - Ein Rückblick auf fünf Jahre spielkulturelle Bildung im ...
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bildungsLandschaften im Wohnumfeld spielend erforschen, gestalten und aneignen Stefan Melulis (Hrsg.) Spielmobile e. V. Ein Rückblick auf fünf Jahre spielkulturelle Bildung im Förderprogramm „Kultur macht stark“ 1
VO RWO RT Wir nähern uns dem Ende der zweiten Förderperiode von „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“. Bereits bei der ersten waren wir dabei und auch in der dritten Förder- periode werden wir uns engagieren – und dies aus gutem Grund. Wir sind der prädestinierte Partner, wenn es darum geht, die im Programm intendierte Zielgruppe, Kinder und Jugendlichen aus sozialen, finanziellen oder bildungsbe- zogenen Risikolagen, zu erreichen. Wir sind an den Orten und in den Lebenswelten der Kinder präsent, wir haben Zugang und gut ausgebildete Fachkräfte, die passende Settings schaffen und Kinder in ihrer Persönlichkeitsent- wicklung begleiten und unterstützen, aber dabei nicht einengen. Wir haben eine akzeptierende Haltung, passende Konzep- te und das Spielen, um dies in bildungswirksamen Projek- ten umzusetzen. Davon zeugen auch die Beiträge in dieser Broschüre quer durch die Republik, quer durch ein Riesenrepertoire von Spiel, Zirkus, Medien und anderen kulturellen Bezügen. Wir freuen uns über die breite Beteiligung der Spiel- mobile, spielkulturellen Projekte, Kultur-, Kinder- und Jugendeinrichtungen und ein noch breiteres Spektrum der lokalen Bündnispartner vor Ort. Das Programm erfährt inzwischen eine starke Akzeptanz und Wertschätzung in der Spielmobilszene und auch weit darüber hinaus. Das war anfangs noch etwas schwierig und zeigt, dass Beharrlichkeit und gute Erfahrungen sich herumsprechen. Die Broschüre zeigt anhand vieler Beispiele Ideen und ausgereifte Projekte, Vorhaben, die in der Corona-Pande- mie verschoben oder verändert werden mussten, und sie zeigt eine Qualität in der Breite. Grund genug, ein wenig stolz zu sein, aber kein Grund, uns zurückzulehnen! Stefan Melulis Vorstandsvorsitzender Spielmobile e. V. 2 © Spielmobil Rote Rübe e. V. 3
INHA LT SV ERZ EIC HNIS 06 Teilhabegerechtigkeit durch Spiel 08 Kultur macht stark II – Ein Rückblick 10 Die antragstellenden Organisationen der Bündnisse 12 Die Jury 15 Projektberichte der Bündnisse 16 ABA Fachverband – Offene Arbeit mit Kindern 42 Mokka e. V. und Jugendlichen e. V. 44 Spielkultur Berlin-Buch e. V. 18 baumschlau e. V. 46 Spiellandschaft Stadt e. V. 20 booom e. V. 48 Spielmobil der Stadt Hagen 22 CVJM Katzweiler e. V. 52 Spielmobil Freiburg e. V. 24 Das Nest e. V. 54 Spiel-Mobil im Kraichgau e. V. 28 Gaswerk Weimar e. V. 56 Spielmobil Rote Rübe e. V. 32 Hafenstraße e. V. 58 Thüringer Landesmedienanstalt 34 Junge Menschen und Mobilität e. V. 60 TINN e. V. 36 Katholische Familienbildungsstätte 62 Verein für Jugendheime e. V. (MaKi-Mobil) Bad Neuenahr-Ahrweiler e. V. 66 Wundersam anders e. V. – Macht Burg! 38 Kinder- und Jugendbüro der Stadt Iserlohn 68 Wundersam anders e. V. – Macht Helden! 40 Kinderbauernhof Kassel e. V. 72 Kultur macht stark III – Ein Ausblick 79 Impressum 4 5
T EI L H A B EG E R EC HTIG K E IT D URCH S P IE L worten, reicht das allein allerdings nicht aus. Wir müssen gibt, Gewissheiten hinterfragen hilft und Möglichkeiten dazu auch die Frage beantworten, wie bzw. warum diese eröffnet. Tätigkeiten der Kinder in diesem Setting bildungswirk- Dabei ist der Rahmen „Kultur macht stark“ in der Aus- sam werden. gestaltung durch Spielmobile e. V., konkret das Setting Sozialraum, der Schwerpunkt Erkundung sowie das D Freiwilliges Lernen in offenen Lernprozessen begründet Bündnis aus mindestens drei Kooperationspartner*innen sich auf einer an jedem einzelnen Kind und Jugendlichen mit unterschiedlichen Hintergründen und Kompeten- „Bildung ist nicht das Befüllen von Fässern, as Bundesprogramm „Kultur macht stark“ hat sich zugrunde zu legenden Subjektorientierung (vgl. Scherr zen, ein deutlich verstärkender Faktor für die Schaffung sondern das Entzünden von Flammen.“ zum Ziel gesetzt, Kindern und Jugendlichen aus Eltern- 1997). „Bildung in der Kinder- und Jugendarbeit umfasst bildungswirksamer Gelegenheitsstrukturen. Heraklit häusern mit „geringer Bildung, niedrigem Einkommen oder auf der Basis einer offenen (nicht: beliebigen) Didaktik „Kultur macht stark“ ist (neben seiner finanziellen Aus- Erwerbslosigkeit der Eltern“ „gute Bildungschancen und sämtliche Interessen, Themen, Methoden, Lernanregun- stattung) gerade deshalb ein ideales Programm für Spiel- gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen“. gen und Formen, mit denen Kinder und Jugendliche ihre mobile und die Erreichung der schon in den 90er-Jahren Selbstbildung betreiben können. Und es sind genau diese gesetzten Ziele des Verbands. Spielmobile e. V. proklamiert, dass die lokalen Spielmobile Formen des selbstbestimmten, eigenverantwortlichen unserer Mitglieder genau diese Kinder in besonderem und selbst gesteuerten Lernens, die jetzt und in Zukunft Gleichzeitig ist das Programm auch durch die Einbindung Maße erreichen. Damit meinen wir nicht nur die Präsenz Lernen bestimmen werden.“ (Delmas, 2005) von Bündnispartner*innen vor allem im medial-digitalen von mobilen Angeboten in entsprechenden Sozialräumen Das Spiel ist die Hauptbeschäftigung eines jeden Kindes. Bereich eine Fortbildungsoffensive für Spielmobiler*in- und den Anteil bestimmter Bevölkerungsgruppen an der Das Spiel steht für Beliebigkeit und Freiheit, für Selbster- nen, die sich diesem Teil der Lebenswelt von Kindern und Gesamtanzahl der Kinder. Wir meinen damit auch nicht findung und Vielfalt. Im Spiel lernen die Kinder freiwillig Jugendlichen noch nicht so stark gewidmet haben. (nur) die körperliche Anwesenheit der Kinder, die etwa und ganzheitlich den aktiven Umgang mit sich, den Mit- In diesem Sinne ist die Arbeit der Spielmobile im Bun- in Schulen aufgrund der Schulpflicht erheblich höher ist. menschen und der Welt. Kinder spielen, um ihre eigenen desprogramm „Kultur macht stark“ aus meiner Sicht ein Vielmehr behaupten wir, dass wir diese Kinder auch in Interessen und Bedürfnisse zu entfalten. Sie lernen dabei hochwirksames Instrument zur Erhöhung der Chancen- ihren Lebenswelten erreichen, ihre Interessen aufgreifen, in eigener Regie. Spielen ist die wesentliche Form kind- gleichheit und kulturellen wie gesellschaftlichen Teilhabe ihre Bedürfnisse individuell wahrnehmen, um sie in IHRER lichen Lernens. Es dient der produktiven Auseinander- der häufig noch als benachteiligt bezeichneten Kinder. Persönlichkeitsentwicklung zu begleiten und zu unterstützen. setzung mit gesellschaftlichen Vorgängen auf der einen Seite und andererseits der eigenen Bedürfnisentfaltung, Stefan Melulis Tatsächlich tun wir das auch. Kinder und Jugendliche be- der Entwicklung des eigenen Erkenntnisinteresses und stimmen über Inhalte und Programm, es gibt kein festes der Entwicklung der Aktivitäts- und Gestaltungspoten- Angebotsschema und viel Raum für Ideen und Mitbe- ziale des Kindes. stimmung. Die Besucher*innen kommen freiwillig und Literatur: stimmen bei Desinteresse mit den Füßen ab. Sie spielen Spielen ist die spezifische Ausdrucksform des Kindes, Delmas, N.: Offene Jugendarbeit als Bildungsort, in: Fachforum: „Orte der und lernen in einem weitgehend offenen Setting in ihrem über die es lernt, sich entscheidend mit der Umwelt Bildung im Stadtteil“ – Dokumentation zur Veranstaltung am 16. und 17. Tempo und zu ihren Themen mit Gleichaltrigen und Men- auseinanderzusetzen, über die es sich die Welt aneignet, Juni 2005 in Berlin schen unterschiedlichen Alters. Hüther, G.: Lernen mit Begeisterung – Ein Plädoyer für eine neue Lern- nach seinen Vorstellungen und Bedürfnissen vergegen- kultur Damit verfügen Spielmobile über privilegierte Möglichkei- ständlicht und seine Fähigkeiten entwickelt, die es zur https://www.rpi-loccum.de/material/pelikan/pel4-11/theo_huether (ab- ten, die sie aus ihrer Mobilität, Flexibilität, der Schaffung Bewältigung gegenwärtiger und zukünftiger Lebens- gerufen am 16.10.2022) von Kinderöffentlichkeit und dem offenen Angebotscha- situationen braucht. Das dürfen wir aus gutem Grund Scherr, A.: Subjektorientierte Jugendarbeit. Eine Einführung in die Grund- rakter selbst schaffen. lagen emanzipatorischer Jugendpädagogik. München und Weinheim 1997 als Bildung bezeichnen. Voraussetzung dafür ist eine an- 15. Kinder- und Jugendbericht der Bundesregierung, Deutscher Bundestag, Um die Frage nach der Teilhabegerechtigkeit und der regungsreiche Umgebung, die Neugier fördert, Impulse Drucksache 18/11050, 2017, S. 396–402 Erweiterung der Bildungschancen der Kinder zu beant- 6 7
KU LT UR M AC H T S TA R K II – EI N RÜC K BL IC K bildungsbezogener Herkunft – diesen Zugang zu erleich- nen“ spiegelt sich dies wider: Viele Projekte fanden in tern und dadurch persönliche Entfaltung sowie kulturelle oder an Unterkünften für Geflüchtete statt und sprachen bildungsLandschaften im Wohnumfeld spielend Teilhabe durch und im Spiel zu ermöglichen. Mit viel Kinder, die dort wohnten, direkt an. Das Ziel war, den erforschen, gestalten und aneignen Professionalität, Engagement und Kreativität leisteten Zugang zum Angebot so einfach wie möglich zu gestal- die geförderten Bündnisse für Bildung einen wichtigen ten, um Kindern und Jugendlichen Spielräume zu eröff- Beitrag zu mehr Teilhabegerechtigkeit und traten aktiv nen und dadurch Teilhabe zu ermöglichen – auch jenseits gegen Chancenungleichheiten ein. der Zäune. Dieses Ziel wurde regelmäßig und mit großem Erfolg von Diese Leistungsbereitschaft blieb selbst in Zeiten der den Bündnissen für Bildung erreicht. Doch Bildungsun- Pandemie ungebrochen. Trotz stark reduzierter Teilneh- gerechtigkeit und Chancenungleichheit sind nach wie vor mendenzahlen konnten im ersten Corona-Jahr 2020 eines der relevantesten Themen unserer Gesellschaft. insgesamt 66 Projekte umgesetzt werden und 2021, Kulturelle Teilhabe von Kindern und Jugendlichen zu trotz anhaltender Krise, sogar 89 Projekte. Methodisch ermöglichen und zu stärken muss also weiterhin sowohl setzten die Bündnisse in diesen Zeiten vor allem auf drei politischer Wille als auch qualifizierendes Motiv von Parameter: die Arbeit in Kleingruppen, das Draußen- Kinder- und Jugendbildung bleiben. Spielen und den Einsatz digitaler Medien. Unser Förder- A programm kam hier wie gerufen. Das Draußen-Spielen Durch das neu aufgelegte Programm „Spielen macht ist eine hervorragende Methode, das eigene Wohnum- stark! - Erforschen, Gestalten und Aneignen“ im Rahmen m 31.12.2022 läuft die Förderphase „Kultur macht feld zu erforschen, zu gestalten und sich anzueignen. Die der dritten Förderphase (2023–2027) wird Spielmobile e. V. stark II“ (2018–2022) aus und wir blicken zurück auf fünf Aktionen und Angebote fanden demnach draußen im weiterhin einen Teil dazu beitragen. ereignisreiche Jahre. Insgesamt leitete Spielmobile e. V. Stadtteil, in Wald und Wiese oder anderen Naturräumen – Bundesarbeitsgemeinschaft der mobilen spielkulturel- statt. Spannende, lehrreiche und nicht zuletzt kontakt- len Projekte in diesem Zeitraum rund 4,1 Mio. Euro an arme Projekte wurden aber auch durch den Einsatz von Das „Kultur macht stark II“-Team von Spielmobile e. V. Spielmobile und andere Einrichtungen der spielkulturellen digitalen Medien ermöglicht. Beispielsweise wurden Laura Mittenzwei, Renate Schmidt & Stephan Denk Bildung weiter und förderte damit knapp 150 Bündnisse Schnitzeljagden in großen Gruppen zu dezentralen QR- für Bildung. Diese führten insgesamt 362 außerschulische Code-Rallyes oder einem Actionbound. Projekte in einem der sechs Formate des Förderpro- gramms durch. Im Rahmen derer erforschten und gestal- Ein weiteres globales Thema bewegte die mobile Spiel- teten rund 11. 500 Kinder und Jugendliche spielend ihr kultur und damit auch das Förderprogramm „Kultur Wohnumfeld. Diese Bilanz ist beeindruckend! macht stark“: Kriege, Armut und nicht zuletzt die Klima- krise zwingen immer mehr Menschen, ihren Wohnort Hinter diesen Zahlen steht der eigentliche Erfolg der zu verlassen und anderswo Schutz zu suchen. Nicht letzten fünf Jahre: Der Zugang zu außerschulischen An- erst seit 2014 werden die Spielmobile hier aktiv. Sie geboten der kulturellen Bildung ist für viele Kinder und fanden schon immer dort ihren Platz, wo auch Kinder Jugendliche erschwert, etwa durch nicht sozialraum- und sind – aber keine Spielmöglichkeiten. So sind sie häufig bedürfnisorientierte Konzepte, durch anfallende Teilnah- die Ersten, die für Kinder und deren Recht auf Spiel aktiv megebühren oder durch nicht barrierefreie Ansprache. eintreten, wenn deren Familien hier Asyl suchen. Auch Das Förderprogramm setzte sich zum Ziel, Kindern und in unserem Förderprogramm „bildungsLandschaften im Jugendlichen – unabhängig von sozialer, finanzieller oder Wohnumfeld spielend erforschen, gestalten und aneig- 8 9
D IE A N T RAG S TE L L E N D E N ORGAN I SATI ON E N DE R B Ü N DN I SSE Jedes Bündnis für Bildung besteht aus einer antragstellenden Organisation und mindestens zwei Bündnispart- nern*innen. In der zweiten Förderphase von „Kultur macht stark“ haben insgesamt 64 antragstellende Organisatio- nen knapp 150 solcher Bündnisse im Programm von Spielmobile e.V. an den Start gebracht. Hier stellen wir alle Projektpartner*innen vor: wundersam anders Bayreuth baumschlau e.V. Berlin Chapeau Claque e.V. Bamberg Stadtsportbund Düsseldorf e.V. Düsseldorf MaKi-Mobil (Verein f. Jugendheime e.V.) Marl Stadtjugendring Kaufbeuren Kaufbeuren Spielmobil Freiburg e.V. Freiburg Diakonisches Werk Elbe-Elster e.V. Cottbus Das Nest e.V. Wettin-Löbejün Thüringer Landesmedienanstalt Erfurt Hafenstraße e. V. Meißen Kindervereinigung Chemnitz e.V. Chemnitz Stadtjugendring Schwabach e.V. Schwabach Sophia Gesellschaft für Kultur e.V. Salzgitter Evangelisches Jugendreferat an Nahe und Glan Bad Kreuznach Die Globale e.V. Berlin ABA Fachverband e.V. Dortmund Verein zur Förderung des Freizeitsport Oldenburg Bürgerverein „Rund um die Zietenstraße“ e. V. Solingen Kinder- und Jugendbüro der Stadt Iserlohn Iserlohn CVJM Katzweiler e.V. Katzweiler Frelle e.V. Frellstedt Katholische Familienbildungsstätte Stadt Hagen Hagen Bad Neuenahr-Ahrweiler Bad Neuenahr Gaswerk Weimar e.V. Weimar Wissenschaftsladen Tübingen e.V. Tübingen Hans-Fallada-Club e.V. Neustrelitz Werk 2 Kulturfabrik Leipzig Leipzig Yekmal e.V. Berlin Spiellandschaft Stadt e.V. München Mokka e.V. Rottenburg CrossMedia Tour e.V. Dresden booom e.V. Leipzig Diakonisches Werk Recklinghausen e.V. Recklinghausen Spiel-Mobil im Kraichgau e.V. Meckesheim Kulturverein Granatapfel e.V. Stuhr-Moordeich Künstlerhandwerk e.V. Fürstenwalde Mokka e.V. Rottenburg VHS Krempe e.V. Krempe Alte Schule Natzungen gGmbH Borgentreich EJF Gemeinschaftsunterkunft Caritas Main Taunus e.V. Hofheim „Bitterfelder Straße“ gAG Berlin Bergischer Bildungsbund Wuppertal GENETY - Dein Bildungslotse e.V. Hamburg ÖALZ Recklinghausen Freunde des Zimmers e.V. Hamburg SLAP e.V. Oldenburg Spielmobil Rote Rübe e.V. Kassel CVJM Pfalz e.V. Gundersheim Lübecker Jugendring Lübeck Kulturhorizonte e.V. Marburg Marburg young art culture e.V. Böckingen Bewerb.büro Kulturhauptst. Nürnberg Nürnberg Sophie Medienwerkstatt e.V. Hagenow Anderer Kunstverein e.V. Leipzig Kinderbauernhof Kassel e.V. Kassel Burg Penzlin Penzlin bei Waren JuMo e.V. Berlin SJR Betriebs GmbH Pforzheim TINN e.V. Tittmoning Ev. Kirchengemeinde Langen Langen Natur- und Kunstwerkstatt Thamsbrück e.V. Bad Langensalza Kulturfenster e.V. Heidelberg Heidelberg Spielkultur Berlin-Buch e.V. Berlin 10 11
VOR S TE LLU N G DE R J U RY Catarina von Schwerin‘s D Tochter und ihre Nichte mit dem Schaf Emmy ie Stärken des Programms „bildungsLandschaften im staltung haben. Als fundamental und voraussetzend für und Jugendlichen grundlegend für das Projekt ist. Außer- Wohnumfeld spielend erforschen, gestalten und aneig- eine Förderung ist für sie die Sicherstellung, dass Kinder dem sollte immer etwas Neues, Kreatives und Erstaun- nen“ sind ohne Zweifel die hohe Qualität und die große und Jugendliche aus sozialen und finanziellen Risikolagen liches daraus entstehen können. Vielfalt der spielkulturellen Projekte, die in den letzten erreicht werden und so ein spannendes und kostenfrei- fünf Jahren von den Bündnissen für Bildung durchgeführt es außerschulisches Bildungsangebot für sie entstehen Stefan Melulis ist Diplom-Pädagoge und Bildungsrefe- wurden. Eine wichtige Rolle im Prozess der Projektförde- kann. rent beim ABA Fachverband – Offene Arbeit mit Kindern rung – von der Antragstellung bis zur praktischen Umset- und Jugendlichen e. V. in Nordrhein-Westfalen mit den zung – spielt dabei auch die Jury. Diese fand sich in den Horst Pohlmann ist MedienSpielpädagoge, Dozent für Schwerpunkten Abenteuerspielplätze, Spielmobile, Parti- letzten Jahren mindestens fünfmal jährlich zusammen, Kulturelle Medienbildung und Leiter des Fachbereichs zipation und Kinderrechte. um in mehrstündigen Treffen die eingereichten Anträge Medien/Medienpädagogik an der Akademie der Kulturel- Stefan ist außerdem ehrenamtlicher Vorstand von Spiel- Günter Kistner hinsichtlich ihrer fachlichen Eignung des Bündnisses, der len Bildung in Remscheid. mobile e. V. Aus dieser Perspektive sieht er die enorme Erreichung der Zielgruppe, des Sozialraumbezugs sowie Horst wirkte bereits bei der Konzeption der Projekt- Bedeutung von KMS für die Spielmobilszene. Die Wich- der formatspezifischen Kriterien zu diskutieren und zu formate A bis F in der ersten KMS-Förderphase mit. tigkeit, Kinder und Jugendliche aus sozialen und finan- bewerten. Die fachliche Expertise und Vielfalt im Kreis der Sein Antrieb hierbei war, unter anderem die Verbindung ziellen Risikolagen spielerisch zu stärken, zieht er auch Jury wird deutlich, wenn man die vier Mitglieder etwas medialer und analoger Spielformen als kulturelle Fachdis- aus seiner langjährigen Erfahrung in der offenen Arbeit. genauer kennenlernt: ziplinen voranzutreiben. Die Jury ist für ihn ein spannendes Expert*innen-Forum, Horst kann man vor allem durch eine tolle Idee, Spielge- in dem kreative Praxis, theoretische Konzepte und politi- schichte oder Aktion (vielleicht sogar was mit Medien?!) sche Interessensvertretung zusammenkommen. Catarina von Schwerin hat nach dem Studium der Land- begeistern, die schon beim Antraglesen Spaß macht und Stefan ist es wichtig, dass die vielzähligen Chancen und wirtschaft als Wissenschaftlerin ¬an der Uni gearbeitet, dann sicherlich auch gut bei der Zielgruppe ankommt. Möglichkeiten der Spielpädagogik methodisch und in- © Uwe Schinkel bevor sie 2005 den Kinder- und Jugendbauernhof in haltlich genutzt werden. Außerdem ist für ihn die Sozial- Horst Pohlmann Kassel mitbegründet hat. Seitdem ist sie dort zuständig Kizi alias Günter Kistner arbeitet im Bereich der Jugend- raumorientierung im Projekt ein bedeutsames Kriterium. für die Gestaltung der Jugendfarm als außerschulischer arbeit des Kirchenkreises Nahe und Glan und ist Co-Au- Lernort, die Angebote in dessen Rahmen und die Schul- tor der Bücherreihe „Kooperative Abenteuerspiele“. Abschließend bleibt hier nur noch zu sagen: Vielen Dank kooperation. Sein Anliegen, die Lobby der Spielpädagogik zu stärken, für euer Engagement im Rahmen der Jurytätigkeit! Wir Catarina engagiert sich schon lange Zeit im BdJA e. V. vertritt er nicht nur als Vorstand im Forum Spielpädago- freuen uns sehr, dass wir die Zusammenarbeit mit euch (Bund der Jugendfarmen und Aktivspielplätze) und ist gik auf Bundesebene, sondern eben auch im KMS-För- in gleicher Konstellation weiterführen können! dort heute auch im Vorstand. Da Spielmobile und Jugend- derprogramm als Jurymitglied. farmen eng zusammenarbeiten, wirkt sie auch gern in der Besonders wichtig ist Kizi, dass zum einen ein starkes Laura Mittenzwei KMS-Jury. Bündnis im Feld der Jugendarbeit gegründet wird und Projektleitung „Kultur macht stark II“ Für Catarina ist es am wichtigsten, dass Kinder und nicht (nur) der Schulen oder Wohlfahrtsverbänden und Jugendliche in den Projekten viel Freiraum zur Mitge- zum anderen die Partizipation der teilnehmenden Kinder Stefan Melulis 12 13
PROJEKT BERIC HTE DER BÜNDNISSE Die Vielfalt der Inhalte und Methoden im Programm „bil- dungsLandschaften im Wohnumfeld spielend erforschen, gestalten und aneignen“ kann größer kaum sein. Die lokalen Bündnisse stellten ihren Antrag stets im Rahmen einer der sechs Formate, die von Spielmobile e. V. gemein- sam mit Expert*innen der Spielkultur und Medienbildung entwickelt wurden. Diese gaben einen groben inhaltlich- methodischen Rahmen vor: In Format A lernten Kinder ihre Umgebung anhand von Er- kundungsspielen neu kennen. In Format B entdeckten Kinder durch Spiele-Apps ihr reales Umfeld ganz neu. In Format C produzierten Kinder eigene Hörspiele oder Au- dioguides in ihrem Sozialraum. In Format D erforschten Kinder spielend ihr Wohnumfeld, etwa durch digitale Rallyes. In Format E gingen Kinder mit einer spannenden Spielstory auf Erkundungstour. In Format F gestalteten Kinder durch Simulationsspiele und VR-Tools ihre Umgebung neu. Die detaillierte Konzeption und Umsetzung innerhalb die- ses inhaltlich-methodischen Rahmens richteten die Bünd- nisse jeweils an den Bedarfen der Kinder und Jugend- lichen sowie den Ideen, Ressourcen und der Infrastruktur vor Ort aus. Mit den bunten und multiperspektivischen Projektberich- ten von einigen unserer Bündnisse für Bildung wird dies auf den nächsten Seiten deutlich. Viel Freude und Inspiration beim Lesen wünscht Spielmobile e. V.! 14 © Spielmobil Rote Rübe e. V. 15
ABA Fachverband – Offene Arbeit mit Kindern und Jugendlichen e.V. 15-tägiges Ferienprojekt ab. Wir machten die Kinder ver- traut mit den beiden Apps „Agent X“, einer sportlichen, digitalen Version von „Räuber und Gendarm“, und „Ac- tionbound“, mit der digitale Stadtteilrallyes mit mobilen Abenteuern und interaktiven ortsbasierten Rätseln oder Spiele erstellt und gespielt werden können. Zusammen Antragstellende Organisation: diskutierten wir Vor- und Nachteile dieser Spielangebote. ABA Fachverband Offene Arbeit mit Kindern und Jugendlichen e. V. Unsere gesetzten Ziele waren vielfältig. So standen die Erkundung des eigenen realen Wohnumfelds, das Bündnispartner*innen: Kennenlernen neuer mobiler Apps, Wahrnehmungs- Deutscher Kinderschutzbund OV Essen e. V., Spielmobil, Projekt „Spielen verbindet“, und Leseförderung, Aneignung von neuem Wissen Sozialmanagement der Allbau Managementgesellschaft mbH und Fähigkeiten, Bewegungsförderung, Förderung von Projekttitel: Sozialverhalten, Anregung zum (selbst-)kritischen Um- „Sherlock Home – Wir entdecken das Quartier!“ und „Anoroco“ gang mit Apps, Datenschutz und Privatheit sowie das Projektort: Kennenlernen neuer Spielmöglichkeiten im Vordergrund. Essen, Nordrhein-Westfalen Wichtig waren uns auch die Kontaktförderung zwischen den Kindern und Familien sowie Raum und Zeit, sich Zeitraum der Durchführung: auszuprobieren und etwas zu lernen, und Möglichkeiten 2018 – 2022 zur spielerischen Integration sowie die Aneignung von Ansprechpartner*in: Regeln und Werten. Eva Hofmann, Projektleitung ABA Fachverband, eva.hofmann@aba-fachverband.org, Unser Projekt richtete sich an Kinder im Alter von sechs Tel.: 0176-92254798 bis zwölf Jahren. In den Jahren 2018 und 2019 be- suchten auch viele Familien mit jüngeren Kindern unser Angebot. Coronabedingt änderten wir unsere Spielzeiten und -orte. Statt täglich sechs Stunden ohne Begrenzung der Teilnehmenden auf öffentlichen Plätzen realisierten wir unsere Ferienaktion ab 2020 auf Schulhöfen mit die an sie delegierten Aufgaben äußerst gewissenhaft. „Sherlock Home – Wir entdecken das Quartier!“ In Anleh- begrenzten Teilnahmeplätzen (50, 60 und 80) für täg- Leuchtende Kinderaugen, hochgezogene Mundwin- nung an den berühmten Meisterdetektiv Sherlock Hol- lich drei Stunden Projektzeit. Auch den Titel änderten kel, vor Freude hüpfende Kinder, freudige Aufregung mes konnten die teilnehmenden Kinder in die Rolle von wir 2020 und 2021 in „Anoroco“ – Außerirdische einer vor den Rallyes oder die Frage, ob wir nächste Woche Detektiv*innen schlüpfen, Detektivausweise erstellen, mit fernen Galaxie kamen zu Besuch. Wer jetzt seine detek- wiederkommen könnten, machten unsere Einsätze zu verschiedenen App-basierten Spielen die Umgebung er- tivischen Fähigkeiten nutzt, kann die „Geheimschrift“ in einem vollen Erfolg. kunden, wurden zu Jäger*innen und Gejagten, hatten viele diesem Titel herauslesen. In fünf Jahren unseres Bünd- Wir sind sehr gespannt, welche neuen Herausforde- Möglichkeiten, ihr spielerisches und sportliches Geschick nisses profitieren 6716 Kinder von unserem kosten- rungen „Kultur macht stark III“ für uns bereithält, und unter Beweis zu stellen sowie bei täglichen Ratespielen freien und niedrigschwelligen Angebot, welches jeweils freuen uns auf weitere gemeinsame, erfolgreiche Pro- ihre detektivische Kombinationsgabe zu testen. an fünf Tagen in drei kinderreichen, kulturell vielfältigen jekttage mit den Kindern. Einfache Such- und Entdeckerspiele, zahlreiche unter- und finanziell schwachen Stadtteilen in Essen umgesetzt schiedliche Rallyes durch den Stadtteil mit und ohne werden konnte. Etwa 75 Prozent aller beteiligten Kinder Eva Hofmann Apps, diverse Geheimschriften und Verschlüsselungen, haben einen Migrationshintergrund. ABA Fachverband – Offene Arbeit mit Kindern und Ju- vielfältigste Kreativangebote, Spiel- und Sportaktivitäten, Ein wichtiger Erfolgsfaktor war ein sehr gut funktionie- gendlichen e.V. Gesellschaftsspiele sowie Dokumentationen waren wei- rendes Bündnis mit tollen Kooperationspartnern. Jede*r tere Inhalte und rundeten unser jährlich stattfindendes, konnte sich auf jede*n verlassen und alle übernahmen 16 17
baumschlau e. V. Antragstellende Organisation: baumschlau e. V. Bündnispartner*innen: Teltow-Grundschule, Grün Berlin GmbH digitaler Medien (Augmented Reality) werden bestimmte Projekttitel: (unsichtbare) Inhalte vermittelt. Ausflüge in die Berliner Stadtnatur Seit Beginn des Programms findet eine Zusammenarbeit Projektort: mit der Schöneberger Teltow-Gundschule sowie der Berlin Grün Berlin GmbH statt. Die Schule hat einen relativ Zeitraum der Durchführung: hohen Migrant*innenanteil, die Zusammensetzung der 2019 – 2022 teilnehmenden Kinder an dem Programm ist in Folge dessen recht international. Gab es anfangs Probleme mit Ansprechpartner*in: der Kommunikation unseres Angebots in der Schule, so Volker Schneider, Geschäftsführer baumschlau e. V., info@baumschlau.de, hat sich das nach verstärkter Zusammenarbeit mit dem www.baumschlau.de der Schule angeschlossenen Hort gebessert. Die Grün Berlin GmbH als Senats-eigene Verwalterin zahlreicher Parks in der Stadt unterstützt das Vorhaben durch gezielte Kommunikation sowie der Bereitstellung des Parks als Treffpunkt für die Ausflüge: Die Kinder wer- den morgens gebracht und sechs Stunden später wieder Seit 2016 veranstaltet der Verein baumschlau e. V. Ferien- abgeholt. Als vorteilhaft hat es sich erwiesen, wenn programme für Berliner Kinder im Grundschulalter. Seit Kinder und ihre Familien befreundet sind und gemeinsam 2019 sind die Angebote dank der Förderung im Rahmen von Eltern-/Großelternteilen abgeholt werden können. durchaus abschrecken. Die Internetmaske, wie sie auch des Kumasta-Programms für die Teilnehmenden kostenlos. Einige der Kinder kommen selbstständig in den Park. in ähnlicher Form von der Aktion Mensch genutzt wird, Waren es anfangs etwa 20 Kinder, die begeistert an dem Oftmals sind Eltern von den Erzählungen ihrer Kinder ist alles andere als benutzerfreundlich. Auch der Aus- Programm teilgenommen haben, so sind es in diesem Jahr so begeistert, dass sie am liebsten mitkommen würden. schluss der Förderung vorbereitender Arbeiten ist aus bereits 100. An fünf Tagen in der Woche unternehmen je- Zahlreiche Kinder besuchen die erkundeten Orte im An- unserer Sicht weiterhin problematisch. weils zwei Fachkräfte und bis zu zwölf Kinder Ausflüge in schluss privat erneut. Um das mit großem Erfolg eingeführte Projekt fort- die Berliner Stadtnatur: eine nahezu unbekannte Schlucht Da viele Kinder häufiger an den Ausflügen teilnehmen setzen zu können, würden wir uns über eine weitere inmitten der Stadt, ein sumpfiges Gelände am Stadtrand möchten, mussten wir die Teilnahme auf zwei Ausflüge Förderung sehr freuen. oder der Besuch eines Rollheimer-Dorfs im Naturschutz- beschränken, um das Angebot möglichst vielen zu er- gebiet. Dabei wird den Kindern größtmöglicher Freiraum möglichen. gelassen, Dinge zu entdecken: Wild wachsende Pflanzen Zum BMBF als Förderer: Die Beantragung und Abwick- Volker Schneider werden in kleinen Herbarien dokumentiert, überraschen- lung des Kumasta-Projekts ist vergleichsweise kompli- baumschlau e.V. de Begegnungen mit Tieren sind stets dabei, mithilfe ziert und kann unerfahrene oder kleinere Projektträger 18 19
booom e. V. tern. So veranstalteten wir Ausflüge unter freiem Himmel und erkundeten die nähere Umgebung der Gemein- schaftsunterkunft. Dadurch ließen sich auch die Bedin- gungen unseres Hygienekonzepts angemessen einhalten. Das Projekt wurde von den Teilnehmer*innen überaus gut angenommen, weshalb wir dies in „Lasst uns um die Antragstellende Organisation: Häuser ziehen“ weiterführten und ausbauten und unsere booom e. V. Zielgruppe in ihrem Stadtteil (spiel)kulturell vernetzten, was durch die gelockerten Coronaregelungen nun zum Bündnispartner*innen: Glück möglich wurde. Pandechaion Herberge e. V. und Bau- und Aktivspielplatz KIWEST e. V. In vier Einsätzen wöchentlich besuchten wir während Projekttitel: des Projekts verschiedene Freizeiteinrichtungen, z. B. „Lasst uns um die Häuser ziehen!“ den Bau- und Aktivspielplatz, Jugendtreffs wie die Völle oder das Heizhaus. Dort hatten die Teilnehmer*innen Projektort: die Möglichkeit, auf weitere Kinder und Jugendliche Leipzig, Sachsen aus ihrem Stadtteil zu treffen, neue Freundschaften zu Zeitraum der Durchführung: schließen, sich zu vernetzen und die Angebote von den 2022 Akteuren in Grünau und der näheren Umgebung wahrzu- nehmen, und das eigenständig, auch ohne unser Projekt Ansprechpartner*in: zu besuchen. Im nahe gelegenen Heizhaus lernten sie Julia Wolf, booom e. V., hallo@booom-leipzig.de, den Skatepark kennen und hatten großen Spaß beim Tel.: 0163-2373892 Hip-Hop-Tanzangebot. Bei „regnerischem“ Wetter be- suchten wir häufig das Kino im Allee-Center oder das Hallenbad „Grünauer Welle“. sammen. Die Akteure brachten den Kindern im Garten Die naturnahen Ausflugsziele aus unserem vorangegan- der Unterkunft artistische Tricks und Spiele bei, welche genen Projekt waren weiterhin sehr beliebt: So unter- ihren enormen Bewegungsdrang auf achtsame Art ka- nahmen wir Wanderungen zum und um den Kulkwitzer nalisierten. Die riesige Balancekugel löste oft Streit aus, Raus, hinaus! In Bewegung bleiben ... den Horizont er- See, zum Wackelturm beim Rosental. Auf dem Weg jedoch lernten die Teilnehmer*innen dadurch, sich zu weitern. Netzwerken, Freundschaften verstetigen, neue dorthin wurde von unserer energiegeladenen Zielgrup- einigen und die Bedürfnisse der anderen zu respektie- Orte und Möglichkeiten entdecken und somit sich selbst pe selbstverständlich kein Spielplatz ausgelassen. Sehr ren. Bei dem Zirkusprojekt wurden sogar die Eltern in und andere besser kennenlernen. In ganz alltäglicher und beliebt war auch die Riesenrutsche am Kanal bei der In- der Unterkunft mobilisiert. Sie kamen aus ihren Woh- selbstverständlicher Weise verfolgten wir diese Ziele in dustriestraße. Auch die älteren Jugendlichen ließen sich nungen und waren fast die ganze Zeit unserer Spielak- unserem Projekt „Lasst uns um die Häuser ziehen“ – ein diesen Spaß nicht entgehen. Bei der Auswahl der Aus- tionen anwesend. spielkulturelles Angebot. flugsziele richteten wir uns stets nach den Bedürfnissen Unser Ziel ist es immer, mit den Spielaktionen den Teil- Das Projekt baut auf dem 2021 initiierten Projekt „Spie- der Gruppe und waren in unserer Planung sehr flexibel. nehmer*innen bewusst zu machen, dass sie ihr Leben lend die Welt erkunden“ auf. Dieses wiederum wurde als Ein weiterer Ort, mit dem wir unsere Zielgruppe zu ver- aktiv gestalten können, trotz der möglichen Hindernis- Reaktion auf den langen Lockdown ins Leben gerufen. netzen versuchten, war ein nahe der Unterkunft gelege- se, mit denen sie täglich konfrontiert sind. Das Projekt Unsere Zielgruppe, Kinder und Jugendliche aus der Ge- nes Stadtgartenprojekt, jedoch zeigten die Kinder und 2022 endete zum Start der Sommerferien und wir meinschaftsunterkunft Leipzig-Grünau, leben in räumlich Jugendlichen nur wenig Interesse und Ausdauer, weshalb freuen uns auf ein gemeinsames und erweitertes 2023. beengten Verhältnissen in großen Familienverbänden. wir diesen Ansatz nicht weiterverfolgten. Gegen Ende Nach der langen Zeit, in der alle zu Hause isoliert waren, des Projekts, sozusagen als spektakulärer Abschluss, Die Booom’er*innen hatten wir die Idee, mit ihnen ihren Sozialraum zu erwei- arbeiteten wir bei zwölf Einsätzen mit Zirkomania zu- 20 21
CVJM Katzweiler-Mehlbach e. V. Antragstellende Organisation: CVJM Katzweiler-Mehlbach e. V. Bündnispartner*innen: Forstamt Otterberg, KITA Buntspecht, KITA Kleine Freunde, Protestantische Jugendzentra- le des Dekanats Alsenz und Lauter, Referat Jugend und Sport der Stadt Kaiserslautern Projekttitel: Spielend die Natur entdecken Projektort: Stadt und Landkreis Kaiserslautern, Rheinland-Pfalz Die Begeisterung der Kinder für die Themen Bienen und Wald ist eine starke Motivation. Ebenso ihre Beobach- Zeitraum der Durchführung: tungen und Aussagen (s. unten). 2020 – 2022 Die Eckdaten des Projekts: Ansprechpartner*in: Margit Obländer-Zech, CVJM Katzweiler e. V., margit.ozech@gmx.de, www.cvjm-katzweiler.de, • Es gab Projekte in KITAs und unregelmäßig stattfin- Tel.: 06301-33085 dende Angebote für offene Gruppen. • Es gab insgesamt 20 Projekttage, die sich vom bis 14.4. bis Ende September erstreck(t)en. Es gab insge- samt 20 Maßnahmen für KITAs und offene Gruppen. • Meist waren pro Gruppe um die 20 Teilnehmende geplant im Alter von fünf bis 18. In einigen KITAs gab Ziel ist es, Wald und Gärten im Wohnumfeld zu entde- es erhebliche Krankenstände. cken. Mit spielerischen Aktionen wie Wanderungen, Ti- • Das Wohnumfeld der KITAs in der Stadt ist geprägt Hause nehmen können. pibau, Schnitzen und kreativen Angeboten soll zum Wald von Wohnblocks, verkehrsreicher Innenstadt und Als Fazit kann hier das Zitat eines Erziehers angebracht eine emotional positive Beziehung aufgebaut werden. In wenigen Möglichkeiten, draußen zu spielen. Das werden: „Die Kinder spielen freier, in der KITA sind sie den Gärten gilt es, die Vielfalt der Arten von Pflanzen und ist im ländlichen Bereich des Pfälzer Walds anders, von dem vielen Spielzeug überfordert, hier gibt es kein Tieren am Beispiel der Bienen und deren Lebensweise allerdings gibt es da immer wieder Kinder, die noch Spielzeug und da werden sie kreativ, die Kinder arbei- kennenzulernen. Bei beiden Themenbereichen geht es nie im Wald waren. ten mehr zusammen und streiten nicht so oft.“ darum, die Abhängigkeit der Menschen von funktionie- Dieses Beispiel macht es bildlich: Einige Mädchen ha- renden Ökosystemen wie Wald sowie der Artenvielfalt zu Zu den Erfolgsfaktoren des Projekts zählen zuvorderst ben für eine gefundene Nacktschnecke ein gemütliches erleben. Ich habe viele Erzieherinnen im Bekanntenkreis die gute Vernetzung des CVJM Katzweiler und die rei- Bett aus Moos gebaut, das immer größer wurde. und wurde angesprochen, mein Hobby (Imkerei und Wald- bungslose Zusammenarbeit mit den Kooperationspart- pädagogik) Kindern vorzustellen. Das kam bei den Kindern nern. Dazu kommt die Methodenvielfalt im Projekt und sehr gut an. Durch die Ausbildung als Waldpädagogin bin das Ansprechen aller Sinne: So kommt bei den Kindern Margit Obländer-Zech ich auch in diesem Bereich gut vernetzt. Daraus hat sich das gemeinsame Würstchengrillen oder Honigbrotessen CVJM Katzweiler e. V. dann das Bündnis entwickelt. immer gut an; ebenso Selbstgemachtes, das sie mit nach 22 23
Das Nest e. V. Bitte stelle dich kurz vor. Ich heiße Natalia Nazarenko, bin 24 Jahre alt, studiere das sechste Jahr Ethnologie und Erziehungswissenschaf- ten an der MLU und mache parallel dazu eine Ausbildung zum Clown an der Clown Akademie Tamala in Konstanz. Meine Hobbys sind beinahe grenzenlos. Ich bin meistens irgendwo draußen in der Natur unterwegs. Außerdem Antragstellende Organisation: jongliere ich sehr gern, auch mit Feuertools. Genauso Das Nest e. V., Jugend- und Medienzentrum Wettin gern spiele ich Akkordeon und fahre auf meinem Tall-Bi- Bündnispartner*innen: ke durch die Stadt. Das ist ein 1,70 Meter hohes Fahrrad. Kinder- und Jugendcamp Zappendorf e. V., Kulturverein Mücheln e. V. Und ich lasse es immer wieder auch andere Menschen ausprobieren. Projekttitel: Medienwelten Seit wann bist du dabei und was machst du genau? Seit fünf Jahren. Mittlerweile habe ich eine Vorstellung Projektort: Wettin-Löbejün (OT Wettin) bzw. Saalekreis, Sachsen-Anhalt davon, was ich dort mache. Die Arbeit ist eindeutig zwei- geteilt. Es gibt die Bühne, die direkte Arbeit mit den Kin- Zeitraum der Durchführung: dern, und die Arbeit hinter den Kulissen. Und beide Teile 2018 - 2022 sind gleich wichtig. Zumal es essenziell ist, im Team die Ansprechpartner*in: Aufgaben und Verantwortungen zu verteilen und gleich- Martin Kahles, martin.kahles@nestwettin.de, https://nestwettin.de/medienwelten/, zeitig sehr gut mit den Hortner*innen zu kommunizieren. Tel.: 034607-21234 Zu fragen, wie viele Kinder mitmachen, ob sie phasen- weise in zwei Gruppen geteilt werden müssen, welche Kinder schon eine Filmerlaubnis haben, ob wir das Ge- lände verlassen dürfen, und falls ja, wo der nächste Park es eine Spielrunde, bei der wir viel lachen und rennen. ist, und schließlich, ob wir Kaffee haben dürfen. Es ist egal, was wir da machen, Hauptsache, es wird gut verkauft. Ich habe einmal anstrengende Übungen aus Was ist bei diesem Projekt deine Lieblingsaktivität dem Kraftsport in eine Bewegungseinheit eingebaut. Mein Name ist Martin Kahles, ich bin Medienpädagoge von den drei Formaten Greenscreen, Actionbound und beim Jugend- und Medienzentrum Das Nest e. V. in Wet- Durch diese unmögliche Aufgabe sind wir dann alle im Robotik? Kreis gemeinsam gescheitert. Die Erstklässlerin war tin. Wir sind seit 2017 im Rahmen der KMS-Förderung Actionbound, da kann man am kreativsten werden! durch Spielmobile e.V. mit unserem Projekt „Medienwel- plötzlich genauso schwach wie der superstarke Viert- ten“ im gesamten Saalekreis (südliches Sachsen-Anhalt) klässler. Doch als Team sind alle im Kreis geblieben, Und was bringst du noch an Aktivitäten mit in das haben einander motiviert, zusammen gelitten, sich unterwegs. Wir führen das Projekt vorwiegend in Horten Projekt ein? in den Ferien durch. Da ich diesem Projekt in erster Linie zusammen beschwert und zusammen sind sie auch bis Vor meiner Clownausbildung habe ich nur Quatsch ge- zum Schluss geblieben, um es immer wieder zu versu- administrative Tätigkeiten wahrnehme, habe ich für diesen macht und mit den Kindern immer gespielt. Seit meiner Beitrag Natalia Nazarenko interviewt. Sie ist als Honorar- chen. Clownausbildung kann ich aus jeder Interaktion ein Spiel kraft von Anfang an mit dabei und macht jeden Projekttag machen. Ich bringe meine Energie mit, meine Präsenz, zu einem wortwörtlich fantastischen Erlebnis! Welche Rolle spielt das Tall-Bike im Projekt? meine Stimme, meine Fähigkeit, Geschichten und Mär- Ganz ehrlich? Dieselbe Rolle wie das Akkordeon oder chen zu erzählen. mein Jonglierstab! Ab und zu, wenn ich die Möglichkeit Und auch wenn es um konkrete Aktivitäten geht, die wir habe und es für richtig halte, wenn die Kinder eine tolle im Verlauf eines Tages machen. Etwa dreimal am Tag gibt Gruppe sind und wenn das Team genauso toll ist, dann 24 25
nutze ich die Möglichkeit, etwas zu schenken. Ich zeige ihnen, wie anders eine erwachsene Person sein kann. Wenn ich also mein Tall-Bike zu den Kindern bringe, dann ist es ein weiteres Geschenk, das ich ihnen machen will. Was, denkst du, können Kinder bei diesem Projekt lernen? Mit mir lernen sie, alles zu hinterfragen, was geschieht. Ich tanze auf dem Flur und renne auch manchmal den Flur entlang. Ich komme immer auf die Ebene der Kinder. Wir sind absolut gleich. Jedes Kind hat ein Leben, eine Realität, eine Meinung und meinen vollsten Respekt. Wie motivierst du Kinder? Kinder motivieren sich selbst. Ich mache einfach das Programm und die Spiele. Viele machen einfach so aus Interesse mit. Ich hatte einen Moment, da hat sich ein Junge eine Viertelstunde lang auf den Boden gelegt und „die Robbe“ gemacht. Vielleicht um zu schauen, wie ich reagiere. Ich hab mich dazugelegt. Zwar nur für kurze Zeit, aber ich hab ihn so lange liegen lassen, wie er es für nötig hielt. Später ist er von allein dazugekommen. Ich achte auch stark darauf, dass die Kinder einander nicht belehren, wie etwas „richtig“ zu machen ist. Es gibt kein Richtig und dementsprechend auch kein Falsch. Wenn du an der zukünftigen Konzeption des Projekts mitwirken könntest, welche Aktivitäten würdest du dir wünschen und warum? Wichtig ist, erst mal alles anzunehmen, was dir die Kinder geben, und dann erst zu entscheiden, was davon geeignet ist. Wenn gerade TikTok-Videos im Trend sind, dann machen wir eben auch mal eine TikTok-Challenge. Wenn jemand Breakdance machen will, dann bitte! Unabhängig von neuen Konzepten ist aber das Aller- wichtigste ein funktionierendes Team aus Pädagog*in- nen, Ehrenamtlichen und vielleicht einem Clown! Martin Kahles & Natalia Nazarenko Das Nest e. V. 26 27
Gaswerk Weimar e. V. Antragstellende Organisation: Gaswerk Weimar e. V. Bündnispartner*innen: Quartiersmanagement Weimar-West – ein Projekt in Trägerschaft der Hufeland Träger-Ge- sellschaft Weimar mbH, Kulturdirektion Stadt Weimar Projekttitel: Mobile Bildungswerkstatt Projektort: Mit seinen vielschichtigen, miteinander verknüpften Weimar, Thüringen Workshops bietet die Mobile Bildungswerkstatt einen Zeitraum der Durchführung: Spielplatz, Begegnungsraum, Freiraum und lädt ein auf 2020 – 2022 gemeinsame Entdeckungstouren oder bietet den wichti- Ansprechpartner*in: gen Rückzugsort vom Alltag an. HP Großmann, info@schwansee92.de, www.schwansee92.de In 32 Tagen wurde zu vier verschiedenen Workshop- themen eingeladen. Im Fokus standen spielerisches Entdecken, künstlerisches Werken, Erkunden, gemeinsa- mes Gestalten, mit den Händen arbeiten, etwas Eigenes erschaffen und Zeit in der Natur verbringen. Im CYANOTYPIE-Workshop lernten die Kinder und Willkommen zu einer etwas anderen Reise mit der mo- Jugendlichen das Verfahren des Blaudrucks kennen. Mit bilen Bildungswerkstatt – Entdecken, Bauen, Filmen, gesammelten Pflanzen, Gräsern, Blättern, mit Folien- oder in und um große Heuballen gespielt. Eine tägliche Gestalten, Spielen, Reisen, Basteln, Waldschafe … und das buchstaben und/oder Motiven, die selbst auf Folie Aufgabe war es, Wolle mit gesammelten Blättern, Kräu- Spielmobil in der Natur! gemalt wurden, haben die Teilnehmer*innen am Ende tern und Blüten in einem riesigen Topf zu kochen und in Die Mobile Bildungswerkstatt bietet seit 2020 in den eigenständig Bilder, Postkarten, Lesezeichen, T-Shirts verschiedenen Farben einzufärben. Dabei erfuhren die Sommerferien künstlerische Workshops für Kinder und oder Jutebeutel gestaltet. Es entstanden einzigartige Kinder und Jugendlichen alles über verschiedene Woll- Jugendliche von sechs bis 16 Jahren an. Mit dem Spiel- Lichtmalereien bzw. Blaudrucke. sorten, das Färben mit Pflanzen und das Spinnen. Die mobil – ein Fendt-Traktor mit Häuschenhänger – sind die Der WALDSCHAFE-Workhsop ist Natur pur. Die Mobi- Teilnehmer*innen lernten, mit der Handspindel Wolle Teilnehmer*innen unterwegs, mit spielerischen Angeboten le Bildungswerkstatt reiste mit ihren Teilnehmer*innen zu verspinnen, um am Ende mit dem eigenen Garn zu und in künstlerisch-handwerklichen Workshops kommen nach Weimar-Holzdorf, wo die Workshopleiterin mit stricken oder zu häkeln. sie kreativ zusammen, schaffen gemeinsam etwas (An) ihren Waldschafen lebt: zugleich freie Künstlerin und Fassbares, werden in ihren Fähigkeiten bestärkt und für Schäferin. Die Schäferin gab Einblicke in das Leben der In der HOLZ-Werkstatt geht es von früh bis spät um ihre Umgebung sensibilisiert. Waldschafe, nahm die Kinder bei ihren täglichen Aufga- Holz. Ziel war es, den Kindern den Umgang mit Werk- ben mit und brachte alles rund um das wollige Tier näher. zeug beizubringen, Handwerk selbst zu erleben und ge- Zwischendurch wurde durch Felder und Wälder gestreift meinsam zu bauen und zu gestalten. Die entstandenen 28 29
Objekte/Spiele wurden am Ende farblich gestaltet. Es geht um das Zusammensein, Sich-Treffen, um das Gebaut wurden Stadtteilmöbel – die Lümmelbänke, gemeinsam Kreativsein und Erleben – aus dem Erlebten welche im öffentlichen Raum aufgestellt werden. Dane- schöpfen und produzieren – wir wollen aktiv sein! Wir ben entstanden Nagelbilder, Puzzles, Steckpuzzle-Spiele, möchten den Kindern Raum geben, ihre Fähigkeiten zu Holztiere, Jenga-Klötzchen, Mikado, Holzfiguren und entdecken oder sie auszubauen. Vor allem aber wollen Vogelhäuser. Der Bau-Workshop ist der Gegenpol zur wir gemeinsam Spaß haben und einfach kreativ sein – in schnellen, digitalen Welt. Mit den Händen arbeiten, et- alle Richtungen. was entstehen lassen, Schritt für Schritt vom sichtbaren Erfolg motiviert werden. Am Ende eines Tages hat man Die Welt wieder spielerisch empfinden! etwas Eigenes erschaffen, ganz individuell und dauer- haft: zum Anfassen. Das Motto: Einfach mitmachen! HP Großmann Im Medien-Workshop entstanden Videos, Animationen, Gaswerk Weimar e.V. Lieder, Melodien, Geräusche. Ausgestattet mit Video- kameras, Tablets, Tonaufnahmegeräten und Soundsta- tionen waren die Teilnehmer*innen je nach Aufgaben- stellung unterwegs, um spielerisch ihre Umgebung zu erkunden. In Gruppenarbeiten oder Einzelprojekten konnten die Teilnehmer*innen eigene Ideen entwickeln und direkt im Film umsetzen. Im Bereich Stopptrick wur- den Bildcollagen, Objekte und verschiedenste Materia- lien animiert. Die Kinder sammelten Geräusche aus der Umgebung und/oder produzierten selbst Sound, Texte oder Gesang für die Untermalung der Videos. Ein durch und durch kreativer Workshop. Die Kinder und Jugendlichen hatten unterschiedlichste soziale Backgrounds und kamen aus verschiedenen Kul- turen. Die Workshop-Gruppen haben sich gut vermischt, so kamen Kinder aus sozial benachteiligten Vierteln oder aus sozial und bildungsschwächeren Familien in den Workshops mit Kindern aus bildungsstärkeren Familien zusammen. Den Kindern tut es unglaublich gut, aus der gewohnten Umgebung herauszukommen, neue Kinder kennenzulernen und dabei auch sich selbst neu vor- stellen zu können – Rollen, Identitäten und Positionen können gewechselt werden. Hier kommen die Kinder zu- sammen, kreativ, mit Spiel und Spaß und ohne Grenzen. Perspektivenwechsel – von den Kreativwerkstätten über das Videostudio durch das Wohnumfeld in die freie Natur. Es geht um das Unterwegssein, die Suche unter- wegs, um das Finden und das Gefundene verstehen. 30 31
„Hafenstraße“ e. V. – Soziokulturelles Zentrum Meißen Antragstellende Organisation: „Hafenstraße“ e. V. – Soziokulturelles Zentrum Meißen Bündnispartner*innen: Schmales Haus e. V., Meißner Carneval Verein „Missnia“ e. V. Projekttitel: „Das sagenhafte Stadtbuch von Meißen“ und „Spiel Dich schlau“ Projektort: Meißen, Sachsen Zeitraum der Durchführung: 2018 - 2022 „Das sagenhafte Stadtbuch von Meißen“ – von Kindern für Kinder. Das Buch wurde im Stil der bekannten „Wim- Ansprechpartner*in: melbücher“ gestaltet. Die Kinder erforschten ihre Stadt XXL-Spielen. In Meißen gibt es zahlreiche Spielinstalla- Antje Kypke, „Hafenstraße“ e. V. – Soziokulturelles Zentrum Meißen, und zeichneten bekannte sowie unbekannte Orte und tionen, die Kinder kostenfrei nutzen können. Nach der bildungsforscher@gmail.com, www.hafenstrasse-meissen.de ihr Geschehen. Sie erfuhren Wissenswertes über Sagen Erprobung der Spiele reflektierten wir, welche Spiele und Märchen ihrer Stadt bzw. Umgebung. Dies erfolgte besonderen Anklang fanden und welche sogar weiter- über eigene Recherchen z. B. bei einer Stadt-Wald-Rallye entwickelt werden konnten. Inspiriert von den Recher- oder Schnitzeljagden mit „Forscheraufträgen“. Weiterhin chen kreierten die Kinder z. B. ein Klangspiel, das später erkundeten wir Geräusche der historischen Orte. Inter- im XXL-Format in Form einer Spieleplane fertiggestellt views mit Bürgern hielten wir in Wort und Ton fest. Es wurde. Es entstanden auch kleinere Spiele. In der 2018 starteten wir mit dem Projekt „Das sagenhafte entstand ein Kinderlied über Meißen, das als CD im Buch Spieleschmiede wurden Figuren hergestellt, z. B. aus Stadtbuch von Meißen“. Die Idee dabei war, etwas zu er- integriert und zur Abschlusspräsentation live präsentiert Holz, Speckstein, Ton oder Papier. Bei verschiedenen schaffen, was die Kinder nachhaltig selbst entwickelt ha- wurde. Es handelte sich bei dem Projekt um ein wö- Anlässen präsentierten die Kinder die Spiele und alle ben und wobei sie sich gleichzeitig auf spielerische Weise chentliches Nachmittagsangebot, das von Mai 2018 bis Interessierten waren herzlich eingeladen, die Spiele mit ihrer Umgebung auseinandersetzen und identifizieren Oktober 2020 stattfand und in zwei Formate unterteilt auszuprobieren. Das Arrangement aller beteiligten Ak- konnten. Die Motivation für dieses Vorhaben kam von den war. Format A – „Schau genau in Stadt, Dorf und Wald“ teure, das der teilnehmenden Kinder wie auch die tolle teilnehmenden Kindern aus vergangenen Projekten und sowie Format C – „Hörbar – Hast Du schon gehört“ fan- Zusammenarbeit mit dem Team von Spielmobile e.V. dem Zusammenschluss unterschiedlicher Kooperations- den im gesamten Projektzeitraum an jeweils 60 Terminen zeigte, dass Projektarbeit im Sozialraum auch unter den partner aus Meißen, der sich aus einem bereits bestehen- statt. Bei jedem Projekt und jedem Projekttag konnten unterschiedlichsten Bedingungen möglich ist. den Netzwerk bildete. Die Jugendeinrichtung Schmales bis zu 42 Kinder und Jugendliche im Alter von sechs bis Haus e. V. und der Meißner Carneval Verein „Missnia“ e. V. 18 Jahren teilnehmen. Vielen Dank! waren wichtige Unterstützer bei der Vorbereitung, Durch- führung und Nachbereitung des Projekts. Ziel des Projekts 2021 startete das Projekt „Spiel Dich schlau“ mit dem Antje Kypke war es, ein Buch zu gestalten, das in Bild, Text und Ton die Spiel Mobil. Die Idee war, Spiele selbst zu entwickeln „Hafenstraße“ e. V. – Soziokulturelles Zentrum Meißen Sagen der Stadt Meißen einfing. – von Gesellschaftsspielen, Kartenspielen bis hin zu 32 33
Junge Menschen und Mobilität e.V. kreativ bearbeitet. Anhand von selbstgebauten rollenden Objekten und neugedachten Verkehrszeichen machten die Kinder ihre Visionen von anderer Mobilität auf den temporären Spielstraßen in ihrer Nachbarschaft sichtbar und erfahrbar. Mobil im Kiez: Mit diversen Aktions- und Spielformen Antragstellende Organisation: wurden Raum und Zeit der temporären Spielstraßen für Junge Menschen und Mobilität e. V. die Kinder als Inspiration genutzt, sich den öffentlichen Raum vorzustellen, in dem sie erwachsen werden wollen. Bündnispartner*innen: Durch diesen neu gewonnenen Möglichkeitsraum wur- Dachverband Berliner Kinder- und Schülerläden e.V. (DaKS), den die Kinder motiviert, ihr Wohnumfeld mit Fantasie Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg, Straßen- und Grünflächenamt (SGA) und Entdeckergeist für die Zukunft umweltgerechter zu Projekttitel: denken. „Straße, Spiel und Nachbarschaft“ SpielStraßenTheater: Was brauchen wir, damit wir gut Dachverband Berliner Kinder- und Projektort: wohnen und leben können? Was davon ist in unserem Schülerläden e. V. Berlin Kiez vorhanden? Wie können wir unser Wohnumfeld selbst gestalten? Das Projekt nutzte die Mittel des Thea- Zeitraum der Durchführung: terspiels für das Entdecken des sozialen Miteinanders 2022 und Lebens in Nachbarschaft und Großstadt. Und für Ansprechpartner*in: eigene Lebensentwürfe. Gabi Jung, Junge Menschen und Mobilität e. V. (JuMo), jung@bund-berlin.de, www.jumo-online.de, Tel.: 0178-6310032 Die drei Bündnispartner brachten unterschiedliche Schwerpunkte in das Projekt: JuMo e.V. steht ein für die nachhaltige, selbstständige und sichere Mobilität junger Menschen, DaKS e.V. für eine kinderfreundliche Stadt und dafür, dass Kinder ihre Interessen wirksam artikulie- ren können und das SGA Friedrichshain-Kreuzberg für Ziel des Projektes war es, mit der Wiederentdeckung der die Realisierung der Mobilitätswende. Allen drei gemein- Straße als Spiel-, Aufenthalts- und Begegnungsort Kinder sam ist die Begeisterung für das Instrument der tempo- und Jugendliche zu unterstützen, das eigene Wohnumfeld rären Spiel- und Nachbarschaftsstraßen. Ganz konkret zu erforschen, gestalten und anzueignen. Das Projekt steuerte JuMo e.V. die bürokratische Abwicklung, das bestand aus 4 Teilprojekten, die mit unterschiedlichen SGA Friedrichshain-Kreuzberg das Lastenfahrrad samt niederschwellig die Zielgruppe erreicht wurde. Nicht Herangehensweisen dieses Ziel ermöglichten: Lagerort und der DaKS e.V. den direkten Draht zu den nur, weil die Erweiterung der Freiflächen und Bewe- Berliner Kitas und Schülerläden bei. gungsräume besonders Kindern aus beengten Wohn- Straßenspielmobil: Ein Lastenfahrrad, vollgeladen mit Das Projekt erstreckte sich über die ganze Spielstraßen- verhältnissen zugutekommt, sondern vor allem auch, Spielstraßenmaterial wie z.B. Straßenmalkreide und un- saison und fand in verschiedenen Straßen in vier Innen- weil auf der Straße alle gleich und gleich willkommen gewöhnlichen Spaß-Fahrgeräten, besuchte die verschiede- stadtbezirken statt, dort, wo der Dichtestress besonders sind. nen temporären Spielstraßen. Ergänzt wurde das Angebot hoch ist und die sozialen Unterschiede räumlich eng durch thematisch unterschiedliche Schnitzeljagden zur aufeinanderprallen. Erkundung der Nachbarschaft. Der Erfolg des Projekts lag sicher daran, dass die wun- Cornelia Dittrich & Gabi Jung Dreh deinen Kiez: In offenen Workshops wurde das The- derbare Gelegenheit von bereits existierenden tempo- Bündnis Temporäre Spielstraßen ma Mobilität und deren Auswirkung auf den eigenen Kiez rären Spiel- und Nachbarschaftsstraßen genutzt und so 34 35
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